Yakitate!! Disaster von Vanillaspirit (30 disasters Challenge) ================================================================================ Kapitel 1: Schlaflos in Südtokyo -------------------------------- Thema: #21 faceless stranger Anmerkung: Die folgende Traumbedeutung ist nicht an den Haaren herbeigezogen. Hab es irgendwo mal gelesen ... vor Jahren ... ist auch egal, sie passt, wenn die Fic funktioniert. Klingeling. Die helle Türglocke im Laden ließ Tsukino ein Auge aufschlagen und sich träge umsehen. Eine Mehlwolke schwebte leicht zu ihr herüber und veranlasste sie ihre Nase zu rümpfen. Sie war so schrecklich müde und unendlich kaputt. Sie saß am kleinen Schreibtisch in der Backstube oder lag viel eher darauf. Ein Seufzer entwich ihr, als sie eine kräftige Hand in ihren Haaren spürte, die ihren Kopf anhob. Genau das hatte ihr jetzt noch gefehlt. „Hey! Schlafen kannst du auch zu Hause.“ Anscheinend nuschelte sie eine Entschuldigung, denn ihr Kopf wurde losgelassen und hing nun kraftlos auf ihrer Brust. Tsukino murrte leise und versuchte mit letzter Kraft aufzuschauen. Vielleicht hätten sie mehr Mitgefühl ihr gegenüber, wenn sie wüssten, was los war. Nein, so wie sie diese Chaoten kannte, würden sie sich eher die Bäuche darüber ausschütten. „Ich hab schlecht geschlafen“, erklärte sie dann doch und erntete nur ein „Aha“ ihres Chefs. Hastig fuhr sie sich durch die Haare und fluchte innerlich. Die Mehlwolke hatte sich darin festgesetzt. War auch eine dumme Idee ausgerechnet in der Backstube einzunicken, wenn Kawachi gerade etwas ganz neues, außergewöhnliches, nie da gewesenes kreierte. Allmählich entwickelte er sich zu einem weiteren Brotbessenen wie Kazuma. Wo der wohl mal wieder steckte? Tsukino rieb sich knapp die Augen, gähnte herzhaft und blickte Matsushiro schlaftrunken an. „Alpträume um genau zu sein. Schon seit Tagen.“ Der Muskelberg mit dem Afrogipfel vor ihr reagierte nicht, aber ein unnatürliches Funkeln am Rand seiner Sonnenbrille verriet ihr, dass sie weiterreden sollte. „Ein Fremder verfolgt mich jede Nacht und versucht mich mit Brot zu mästen.“ Tsukino erschauerte und legte ihre Arme schutzsuchend um ihren Oberkörper. „Aber das ist nicht das Schlimme…“ „Denn wenn du ihn ansiehst, dann hat er kein Gesicht.“ Sie nickte und lächelte erleichtert. Doch kein Lachen und auf dem Boden rollen. „Genau. Woher weißt du …“ Ihre Augenbraue zuckte gefährlich, als sie zu Kawachi sah. Dieser lugte hinter Matsushiro hervor, hielt sich eine Taschenlampe unter das Gesicht und zog Grimassen. „Der gesichtslose Fremde wird dich mit leckerem Brot füttern bis du platzt“, prophezeite er mit düsterer Stimme, bevor er dämlich zu gackern begann. Sie konnte spüren, wie ihre Hand sich zu einer Faust ballte. Die Südtokyo-Filiale würde diesen Verlust schon verkraften können. Doch wie es aussah, war sie mit dieser Vorstellung allein. Eine schwere Hand umklammerte ihre Schulter nachdrücklich. Verwundert blickte sie auf und sah ihr eigenes Gesicht in der Sonnenbrille des Managers. „Du weißt, was man über Träume mit Nahrung sagt?“ Seine Mundwinkel zuckten mehr als verräterisch, was Tsukino dazu brachte ihn mit Blicken zu durchbohren. Ein chancenloses Unterfangen, aber manchmal geschehen ja auch Wunder. „Nein, weiß ich nicht“, antwortete sie eingeschnappt und fegte seine Hand grob von ihrer Schulter. Matsushiro grinste breit, so breit, dass sein Kopf nur noch aus Afro, Brille und Zähnen bestand. „Wer von Lebensmitteln träumt, sehnt sich eigentlich nach körperlicher Nähe.“ Hitze aus Wut und Verlegenheit kroch Tsukinos Körper hoch und explodierte förmlich in ihrem Kopf. Schockgeweitete Augen blickten starr zu Matsushiro hoch, während ihr Mund auf und zu schnappte, ohne das ein Wort ihn verließ. „Also will sie körperliche Nähe zu dem Typen, der sie füttert?“, fragte Kawachi überflüssig dumm wie so oft. Nachdenklich rieb er sich das Kinn. Dass es bei Tsukino Brot sein musste, stand außer Frage. Dieses Mädchen war mindestens genauso vernarrt ins Bäckerhandwerk, wie sämtliche Bäcker die er kannte. „War es ein bestimmtes Brot? Roggenbrot? Drachenbrot? Japan?“ Tsukinos Augen verengten sich zu kleinen Schlitzen, die entfernt an Schießscharten erinnerten und mit Sicherheit hätte sie auch liebend gern aus diesen geschossen. Ihr Körper bebte unheilvoll, doch statt eines erwarteten Ausbruchs, erhob sie sich und warf ihre mehlbestäubten Haare über ihre Schulter, bevor sie steif in den Umkleideraum verschwand. Ihre Kraft reichte noch bis zu ihrem Spint, dann raubten die Lacher aus der Backstube ihre Standhaftigkeit und ließen sie langsam zu Boden sinken. Mit ihren Fingerspitzen tastete sie ihr Gesicht ab. Es war brennend heiß und mit Sicherheit knallrot. Seufzend schloss sie ihre Augen. Sie träumte also von körperlicher Nähe? Es war so dermaßen peinlich. Hätte sie doch nur nichts gesagt. „Oh … Tsukino, du bist hier.“ Überrascht schaute sie auf und blickte in das paar treuester und naivster Augen, das sie jemals getroffen hatte. Seltsam, war sie so in Gedanken gewesen, dass sie nicht einmal die Tür gehört hatte? Oder lachten die beiden Idioten im Nebenraum einfach zu laut? „Hallo Kazuma.“ Sie rang sich ein Lächeln ab, das sofort von einer weiteren, mehr als heftigen Hitzewelle abgelöst wurde, als sie bemerkte, dass der junge Bäcker sehr beschäftigt damit war, seine Straßenkleidung vom Körper zu pellen. Überrumpelt starrte sie ihn an und nickte nur leicht, als er sich, während des Zuknöpfens seiner Bäckerjacke, für seine Verspätung entschuldigte. Sie fühlte sich von der Szene so überfahren, dass sie nicht einmal zusammenzuckte, als er laut seinen Spint zuschlug. Erst der intensive Geruch frischgebackenen Brotes, der hereinzog, ließ sie fragend zu ihm aufblicken und sie feststellen, dass er die Tür einen Spalt aufgezogen hatte und nur noch auf sie zu warten schien. „Kommst du?“, fragte er mit einem unschuldigen Lächeln. Sie konnte nicht anders als zurückzulächeln, beinahe zu strahlen und nickte ihm zu. Als er aus der Tür verschwunden war, rappelte sie sich auf, klopfte sorgfältig ihre Kleidung ab und strich ihre Haare zurecht. Wie gut, dass sie vorhin doch nicht alles richtig gestellt hatte. Ihr Traumbesucher hatte am Ende sehr wohl ein Gesicht … … und einen rosafarbenen Haarreif. Kapitel 2: Rendez-Vous ---------------------- Thema:#01 spilled perfume Warnung: future-fic, recht wirr Blau? Rot? Nein lieber doch das kleine Schwarze. Er mag dieses Kleid, vermutlich. Aber vielleicht doch lieber das rosafarbene Kostüm? Mit sich selbst mehr als uneinig, stand Tsukino vor der Spiegeltür ihres Schlafzimmerschrankes und hielt sich abwechselnd Kleider vor den Körper. Der restliche Inhalt ihrer Garderobe stapelte sich auf dem Bett, während der Boden aussah, als sei ein Schuhschrank explodiert. Eilig verschwand sie nun doch mit dem kleinen schwarzen Richtung Badezimmer und blieb dort am nächsten Spiegel kleben. Eher beiläufig hängte sie den Kleiderbügel an einen Handtuchhaken und betrachtete das fremde Wesen, das sie nervös anglotzte. Oh ja, sie war wirklich nervös. Ihr Gesicht wirkte fleckig und ein innerer Drang versuchte sie immer wieder dazu zu bringen wie eine Irre zu kichern. Sie musste sich am Waschbecken abstützen und erst einmal tief durchatmen. Ganz langsam zogen sich ihre Mundwinkel hoch, bis sie ein breites, glückliches Lächeln bildeten. Heute war ein ganz besonderer Tag und sie musste gut aussehen. Langsam hob sie ihre Hand und ergriff eine Haarsträhne. Kritisch betrachtete sie das Durcheinander aus hellbraun und karamell auf ihrem Kopf. Gut aussehen war relativ. Der Geist war willig, doch das Haar war schwach. Nacheinander probierte sie alles aus, was ihr durch die Gedanken tanzte: Hochstecken, Flechten, komplizierte Versuche mit Haarnadeln und Bändern, nur um am Ende doch die Haare glatt nach unten fallend und mit etwas Spray fixiert zu tragen. Mit nervösen, feuchten, zitternden Fingern versuchte sie Make up aufzulegen. Es hatte etwas von einem Eierlauf in einem Minenfeld. Immer wieder musste sie verzogene Linien und verschmierte Farbe abwischen und neu auftragen. Hoffentlich war sie nachher nicht so angespannt. Was, wenn sie sich dauern versprach oder schlimmer noch, stotterte? In ihrem Kopf liefen Bilder der furchtbarsten Katastrophen ab. Noch hatte sie Zeit, noch konnte sie anrufen und absagen. Aufgeregt begann sie im engen Badezimmer auf und ab zu laufen. Ihr Herz klopfte bis zum Anschlag und ein paar Hirnzellen waren froh, dass ihr Deo den Kampf gegen kalten Angstschweiß mit einem klaren Sieg für sich entscheiden konnte. Mut. Sie brauchte jetzt eine Menge davon. Und jede Menge Eiskrem. Vielleicht ein Glas Wein? Mit sich selber einig, schüttelte sie den Kopf. Es würde schon nicht alles so schlimm werden. Es würde ein schöner, unterhaltsamer Abend werden, immerhin hatte sie sehr lange darauf gewartet und würde sich das jetzt nicht durch ihre eigene Angst kaputt machen lassen. Zum Teufel nochmal, sie hatte Jahre gewartet. Noch einmal atmete sie tief ein und aus. Worüber machte sie sich Sorgen? Bisher lief doch alles gut. Ihre Haare sahen okay aus, das Make up saß endlich und das Kleid war mehr als vorteilhaft. Oh ja, das Kleid. Kurz schaute an sich hinab und erblickte nur ihre beste Unterwäsche. Es wurde doch langsam Zeit in den schwarzen Stoff zu schlüpfen und die letzten Details abzustimmen. Sie warf einen letzten Blick in den Spiegel und stellte gerade den offenen Parfümflakon mit dem Eau de Toilette auf den Rand des Waschbeckens als es klingelte. Ruckartig drehte sie sich zur Badtür, spürte noch einmal wie Nervosität ihre Knie zu Brei verwandelte und registrierte fast nur als Hintergrundgeräusch das leise Klirren. Verwundert darüber drehte sie ihren Kopf zurück zum Becken. Schuldbewusst lagen ihre Finger noch immer auf dem umgekippten Flakon, während die goldene Flüssigkeit über den Rand lief und einen großen Fleck auf ihrem Kleid hinterließ. Beim fünften Klingeln klammerte sich eine aufgelöste Tsukino an die Tür und öffnete diese. Der liebliche Geruch eines konzentrierten Blumenfeldes umgab ihre bebende Gestalt. Es würde für immer ihr Geheimnis bleiben, wie sie es in der kurzen Zeit geschafft hatte, dass ihr Haar tropfte, ihr Make up durch Tränen völlig verlaufen war und sie nur noch wie ein Schatten ihrer selbst wirkte. So hatte sie sich ihre erste, richtige, erwachsene Verabredung sicher nicht vorgestellt. Blödes Parfüm, blöde Angst, blöde Tsukino. Blieb also nur noch alles absagen, auswandern und hoffen, dass nie wieder jemand mit ihr ausgehen wollen würde. Irritiert blinzelte sie, als sie etwas sehr warmes an ihrem Gesicht spürte. Langsam brachte er sie dazu rückwärts zu gehen. Die Wohnungstür klappte zu und noch immer streichelte die angenehm weiche Solarhand tröstend über ihre tränenfeuchte Wange. Pizza zu Hause, besser kann ein erstes Date nicht sein. Kapitel 3: Airport ------------------ Thema:#29 earthquake Warnung:: Erwartet kein reales Erdbeben. Ihre Welt erzitterte, bebte und drohte zu zerspringen. Seine Worte hatten ein Chaos in ihr ausgelöst, ein Beben, das auch Wochen danach noch anhielt. Er hatte gesagt, er würde nach Europa gehen. Ein Satz, ein einzelner Satz, der alles zum Wanken gebracht hatte und Ruinen aus Hoffnungen und Wünschen hinterließ. Tsukino öffnete die Augen und blinzelte die Erinnerung fort. Sie hatte ihren Hals gebogen und konnte nun das Glasdach des Airports sehen. Mit einem Donnern flog eine Boeing darüber hinweg und hinterließ eine weiße, wolkige Spur. Ihre Haare fielen vornüber, als sie ihren Kopf gen Boden richtete. Sie musste sich vergewissern, dass der Boden nicht wirklich bebte, dass es nur ihre Einbildung war. „Tsukino?“ Verwundert blickte sie zum Besitzer der unsicheren Stimme und traf auf ein paar schuldbewusster, goldbrauner Augen. Nervös drehten seine Finger den rosafarbenen Haarreif hin und her, was ihren Blick darauf richten ließ. Wie in Zeitlupe kam das Rosa auf sie zu, bis der Haarschmuck mit zwei ausgestreckten Armen zu ihr gehalten wurde. „Ich kann verstehen, wenn du ihn zurückhaben willst.“ Seine Stimme hatte das feierliche Selbstbewusstsein eines Samurai, der seinem Herren Seppuku für Versagen anbot. Es war unübersehbar, dass er sich unwohl und schuldig fühlte. Es war ihre Schuld. Ihr abweisendes Verhalten hatte ihm das Gefühl gegeben, er würde seine Freunde im Stich lassen. Tsukinos Augen brannten, wusste sie doch, dass sie ihn nicht hier halten durfte. Die Sehnen in ihrer Hand spannten sich schmerzhaft, als sie diese zu einer Faust ballte. Sie konnte selber gar nicht verstehen, warum sie überhaupt hergekommen war. War sie so masochistisch? Musste sie sich ihren eigenen Egoismus auf diese Weise immer wieder vor Augen führen? Kazuma schien ihre Angespanntheit zu fühlen. Mit einem resignierten Seufzer ließ er den Haarreif sinken und ging einen Schritt auf Abstand. „Nein. Bitte behalt ihn“, flüsterte sie irgendwann doch. Irritiert blickte er auf. Ihre Stimme war kaum zu hören, aber sie lächelte. Ihr Gesicht zeigte einen jener Ausdrücke, vor denen man sich fürchtete – voller Traurigkeit. „Ich komme wieder. Versprochen.“ Er hätte alles versprochen, nur damit er nicht mit diesem Lächeln als letzte Erinnerung gehen musste. „Dann werd ich wieder für die Südtokyo-Filiale arbeiten.“ Tsukino brauchte nicht hinzusehen um zu wissen, dass seine Augen funkelten und er aufmunternd grinste. Nach Europa, die ganz große Chance richtig zu lernen und nicht nur halbherzig ein paar Wochen in Frankreich. „Hm.“ Noch immer lächelte sie tapfer und versuchte diesmal mehr Glaubwürdigkeit hineinzulegen, während sie energisch einmal nickte. Wer war sie schon, dass sie ihn zurückhalten durfte? Alles was ihr noch blieb war ihn ein letztes Mal zu umarmen, ihn an sich zu drücken und viel Glück zu wünschen. „Oi, Kazuma! Wir haben dein Gate gefunden.“ Es war Kawachis Stimme, die Tsukinos Entschluss zu einem Staubhaufen zusammenfallen ließ. Gerade, als sie einen Schritt vorgetreten war, als sie endlich bereit gewesen war loszulassen, mussten er und Matsushiro zurückkommen. Kazuma spürte ein unangenehmes, bedrückendes Gefühl in sich. Er hatte das Gefühl etwas wichtiges verpasst zu haben. Unsicher blickte er Tsukino an und wusste nicht, was noch zu sagen war. Verlegen nestelten seine Finger mit dem Haarreif, bevor er sich bückte und seine Tasche aufhob. „Also …“, begann er zögerlich, brach aber sofort wieder ab. „Ja dann …“ Kazumas Körper kippte fast um, als Kawachi einen Arm um ihn schwang und ihn schwungvoll umdrehte. „Nun komm endlich, sonst verpasst du noch deinen Flug.“ Wieder erzitterte Tsukinos Welt, als etwas Schweres auf ihre Schulter fiel. „Alles okay?“ Beiläufig registrierte sie Matsushiros Stimme und seine Hand auf ihr, doch ihre Augen blieben auf Kazumas Rücken kleben. Er wirkte noch kleiner als sonst und ein wenig wie ein geprügelter Hund, als Kawachi ihn fortführte. Halb hob sie ihre Hand und winkte, als er sich noch einmal kurz nach ihr umdrehte. Er wollte sicher gehen, dass jenes traurige Lächeln nicht die letzte Erinnerung an sie war. Erst als er außer Sichtweite war, ließ sie ihren Arm sinken und blickte wieder zum Glasdach hoch. Es schien zu beben. Alles um sie herum bebte. Und es dauerte eine Weile bis sie registrierte, dass es nur der Tränenfilm auf ihren Augen war, der die Illusion einer zitternden Welt hervorrief. „Er wird zurückkommen“, erklärte Matsushiro, während er sie an den Schultern Richtung Ausgang drehte. Sie fletschte leicht die Zähne und warf dem Manager einen Blick zu der zwischen Wut und der unausgesprochenen Frage ‚Halten sie mich für blöd?‘ schwankte. Natürlich würde Kazuma wiederkommen. Er war die Sorte Mensch, die barfuß durch ein Meer von Glassplittern latschte, um ein Versprechen, und sei es noch so dumm, zu erfüllen. Aber dennoch. Er sollte für eine sehr lange Zeit fort sein, während sich die Erde weiter drehte. „Ach verdammt“, fluchte sie ungehalten und stampfte mit dem Fuß auf. Solange auf sein gutes Brot zu verzichten war wirklich eine Hölle für sich. Kapitel 4: Full Metal Jacket ---------------------------- Thema: #08 - loaded gun Warnung: CROSSOVER! Gastauftritt von Hiruma Youichi und Anezaki Mamori aus Eyeshield 21. Habe versucht sie so gut wie möglich vorzustellen, wenn man sie nicht kennt auch nicht schlimm. Leider fürchte ich, dass die Yakitate!!-Leute OOC geworden sind. Danke: bad_kitty für die hilfreiche und nette Kritik und Acheron für das Korrigieren dieses One Shots. ----------------------------------- Tsukino fiel fast in den Laden hinein, als Kinoshita und Shigeru gegen sie drückten, um auch durch den Türspalt sehen zu können. Keiner von ihnen traute sich hinein. Die Luft hatte einen seltsamen Geruch bekommen, den sie nicht zuordnen konnten, aber der Verstand schrie dazu nur „Gefahr!“. Shigeru drückte die Tür einige Millimeter weiter auf. Sogar ihm war bei diesem Anblick jeder trockene Kommentar im Hals stecken geblieben. Seine Augen maßen den Abstand bis zum Eingang ab. Viel zu weit, um es sicher zu schaffen. „Hey, Manager! Beeil dich verdammt nochmal!“ Alle drei Bäcker zuckten zusammen. Diese Stimme, zwischen rau und schrill, sie konnte nur einem Dämon gehören. Einem ziemlich ungeduldigen noch dazu. Tsukino schaute die beiden Jungs nacheinander an und schien auszuzählen, wer von den beiden sich mit dem „Kunden“ beschäftigen sollte. „Auf keinen Fall“, zischte Shigure leise, bevor sein Blick wieder zu dem Eindringling wanderte. Der seltsame Typ war nicht allein. An der Theke stand ein Mädchen, das er liebend gern bedient hätte. An ihr war nichts auffälliges, außer, dass sie rote Trainingskleidung trug. „Bitte, Hiruma-kun, kannst du das nicht weglegen?“ Sogar ihre Stimme war angenehm und freundlich. Eine Kundin, wie man sie sich jeden Tag wünschte, wäre da nicht ihr Begleiter, zu dem sie nun schaute. Eine große, schlanke Gestalt, an der nun absolut alles auffällig war. Spitze Ohren mit Piercings, grüne, stechende Augen, blondgebleichte Haare, die wie Flammen vom Kopf abstanden und dann dieses Ding über seiner Schulter. Wie konnte ein Jugendlicher an ein M4-Sturmgewehr kommen? Hirumas Augen durchbohrten seine Begleiterin Anezaki Mamori, während er gelangweilt eine Kaugummiblase zerplatzen ließ. „Sie glauben sicher, wir würden sie überfallen“, versuchte Mamori es mit Vernunft. Der Blonde sammelte das Kaugummi mit der Zunge wieder ein und schenkte ihr ein Grinsen, das einem die Nackenhaare zu Berge stehen ließ. Sogar seine Zähne waren spitz und verstärkten die gefährliche Aura um ihn. Die M4 wanderte von seiner Schulter in seine Hand, Mamoris Augen wurden groß und bevor sie protestieren konnte, schoss er eine Salve in die Decke, begleitet von einem unmenschlichen Kichern. Putz bröckelte auf das Brot im Laden, Kinoshita quiekte auf, Shigure stolperte mit zugehaltenen Ohren zurück und Tsukino verlor den Halt. Sie hatte ihre Augen fest zugekniffen und spürte, wie sie hart auf dem Boden aufschlug. Erst als alles still war, traute sie sich vorsichtig ein Lid zu heben und sich umzuschauen. Fliesen die sehr nah an ihrem Gesicht waren, der Türrahmen, die Backstube und Staub, den Kinoshita und Shigure aufgewirbelt haben, als sie ihren taktischen Rückzug eingegangen sind. „Alles in Ordnung?“ Tsukino drehte ihren Kopf ruckartig zu dem Mädchen, dass sie besorgt ansah und entschuldigend lächelte. Die Bäckerin stützte ihre Arme auf und schob sich schwerfällig in eine sitzende Position. Ihre Brust tat weh vom Aufschlag, aber das schien ohnehin das kleinere Problem zu sein. „Ja, alles bestens“, antwortete sie Mamori leise. „Wir wollten keinen solchen Ärger machen.“ Mamori war näher gekommen und hockte nun neben Tsukino. „Nicht wahr Hiruma-kun?“ Beide Mädchen schauten zu dem blonden Jungen, der völlig ungerührt den Blicken standhielt und eine weitere Kaugummiblase erschuf. Anscheinend schien er das anders zu sehen. Tsukino hörte das andere Mädchen seufzen, langsam ließen ihre Augen Hiruma los und drehten sich zu Mamori. Diese wollte etwas sagen, ihre Lippen teilten sich. Vermutlich eine Entschuldigung, doch bevor auch nur ein Wort zu hören war, bimmelte die Glocke der Eingangstür. Es passierte nicht oft, dass Kazuma geistig überfordert war, sein Gemüt war einfach nicht dazu geschaffen worden aufzugeben, doch diesmal hatte er das Gefühl von einem Laster überfahren worden zu sein, ohne bemerkt zu haben, wann er die Straße denn betreten hatte. Er starrte diese erschreckende Szene stumm an: Tsukino und fremdes Mädchen auf dem Boden, Löcher in der Decke, komischer Mann mit schwarzem Gerät, aus dem Rauch quoll. Sein erwachter Instinkt erklärte seinen Beinen gerade lang und breit, dass dies ein Gewehr war, eine gefährliche Waffe, die nur von Militärs und Verbrechern benutzt wurde. Er erläuterte auch weiterhin, dass dieses Wesen mit den spitzen Ohren nicht aussah wie ein Soldat und selbst wenn er einer wäre, waren sie nicht im Krieg, also konnte es nur ein Verbrecher ein, weswegen laufen die einzig richtige Option war. Kazuma war hin und hergerissen. Er spürte seinen Überlebensinstinkt in sich bereits umdrehen und wieder zurück zum Supermarkt laufen. Sein Hirn schickte unablässig Impulse durch seinen Körper, es kribbelte und allmählich kehrte genug Leben in seine Beine zurück, um zu rennen. Eine Kaugummiblase zerplatze, scheppernd fielen die Plastiktüten vom Einkauf auf den Boden, hastige Schritte. Tsukino riss die Augen auf. Kazuma war nicht der Typ, der auf einem Schimmel hereingeritten kam, von Bestrafungen im Namen des Brotes sprach und Gewehrkugeln mit seinen Solarhänden aufzuhalten versuchte, aber er war zumindest großherzig genug, sie nicht im Stich zu lassen. Sprachlos starrte sie auf die Jeansjacke, die ihr fast wie die schimmernde Rüstung eines Ritters vorkam - nur schmalere Schultern und auch sonst fehlte es an wichtiger Muskelmasse. Seine Arme waren schützend ausgebreitet und sein Kinn emporgereckt. Unter keinen Umständen würde er diesen Verbrecher zu Tsukino lassen. Besagter Verbrecher schaute gelangweilt zu dem unterlegenen Kazuma. Ganz leicht hob sich eine seiner Brauen und der Griff um das Sturmgewehr wurde fester. Seine grünen Augen zogen eine brennende Spur über Kazumas Körper, bevor sie zu Mamori wanderten. Die reibenden Finger an ihrer Schläfe sprachen Bände. Eine Migräne war im Anmarsch und sie bereute es zutiefst Hiruma begleitet zu haben. „Bitte. Es ist alles in Ordnung“, erklärte sie müde und mit einem entschuldigendem Lächeln. „Er ist wirklich harmlos.“ Harmlos? Tsukino wollte laut auflachen. Der Satz hatte die gleiche Wirkung wie ‚Keine Angst, er will nur spielen‘ bei einem dreiköpfigen Höllenhund mit Feueratem und den Resten einer Jungfrau zwischen den Zähnen. Als erahnte er ihre Gedanken, grinste er und sowohl Kazuma, als auch seine Chefin hatten das Gefühl Hände aus schwarzem Nebel würden nach ihnen greifen. Beide machten sich darauf gefasst, dass sich das Fegefeuer auftat und sie verschlucken würde. Hiruma richtete den Lauf der M4 direkt auf Kazumas Brust, stupste dagegen und zwang ihn einen Fuß zurückzusetzen, um nicht den Halt zu verlieren. Tsukino hielt den Atem an. Erschrocken hielt sie die Hände vor ihren Mund, als die Waffe hochruckte und Kazumas Kinn nach oben schob. Er würde doch nicht, er konnte doch nicht. „Zwanzig Melonenbrote, vierzig Croissants mit Nougat, ein Bananenbrot und das Ganze verdammt schnell!“ Tsukino blinzelte, Kazuma lächelte, Mamori seufzte genervt, bevor sie sich erhob. Es klackte, als die Waffe gesichert wurde und kurz darauf wieder über der Schulter hing. Wie aus fremden Augen beobachtete Tsukino den Rest der Szene. Kazuma flitzte fröhlich grinsend durch den Laden und sammelte die Bestellung ein. Dieser Junge hatte wirklich ein unerschütterlichen Glauben darin, dass Menschen, die Backwaren mögen, einfach nicht schlecht sein können. Das fremde Mädchen hatte sich vor ihrem Begleiter aufgebaut und tadelte ihn, was dieser eher gelassen hin nahm. Er schien das schon viel zu oft gehört zu haben, als dass es ihn kratzen würde, dennoch zeigte eine sehr flüchtige Änderung seiner Haltung, dass er es nicht mochte. Tsukino saß noch immer auf dem Boden und versuchte ihre eigenen Gedanken wieder zusammenzusammeln, als Kazuma dem Mädchen bereits zwei Tüten in die Hand drückte und sich höflich verabschiedete. Der Blonde mit dem Gewehr konnte es gar nicht eilig genug haben und war bereits aus der Tür verschwunden, ohne auf seine Begleitung zu warten. „W-wieso…?“, hörte Tsukino ihre eigene Stimme fragen, als Mamori an ihr vorbei ging. Diese stoppte und folgte dem Blick der Bäckerin, der auf Hirumas Rücken ruhte. Einen kurzen Moment überlegte sie, was gemeint war. Wieso sie sich mit so jemandem abgab? Vermutlich. Es war die naheliegenste Frage in solchen Situationen. „Er ist gar kein so schlechter Kerl“, antwortete sie und zog die Aufmerksamkeit des anderen Mädchens auf sich. „Aber, er ist so anders.“ Mamori lachte leise. 'Anders' war sicher die netteste Beschreibung für Hiruma Youichi. Andererseits war ein Typ, der sich vor den Lauf einer geladenen Waffe stellte und selbst nach einem Beinaheüberfall dumm grinsend Brot verkaufte, auch weit entfernt von normal. Ihr Blick huschte zu Kazuma, der noch immer selig seinem Brot hinterher winkte und wieder zurück. „Konntest du es dir aussuchen?“, fragte Mamori, bevor sie ihren Weg fortsetzte. Zuerst runzelte Tsukino die Stirn, dann hob sie erst eine Braue, danach die andere und zum Schluss lächelte sie verstehend. Wo blieb der Spaß, wenn man sich aussuchen konnte, wo Amors Pfeil landete? Kapitel 5: The Fast and The Furious ----------------------------------- Thema: #09 - car wreck Warnung: Kurzer, sinnfreier Blick in die 4 Jahre entfernte Zukunft. ------------------------------ Azuma Kazuma versuchte überall Parallelen zum Backen zu finden. Mit den richtigen Zutaten war es kein Problem ein gutes Brot herzustellen, genauso war es mit dem Autofahren. Man brauchte nur ein Auto und der Rest ging von ganz allein. Um so verwirrter stand er nun vor der Hauptfiliale der Pantasia-Kette und rieb sich den schmerzenden Nacken. Von seiner Hauptzutat war nicht viel übrig geblieben. Der nagelneue Mercedes seiner Chefin bildete nun, zusammen mit den beiden Autos aus den vorderen Parklücken, eine moderne Schrottstatue. Lediglich der Rücksitz war völlig unbeschädigt geblieben. Ein Glücksfall für den zitternden, erbleichten Mann auf ihm, der unablässig eine Chauffeurmütze wie einen Rosenkranz zwischen seinen Händen drehte und ein Ave Maria nach dem anderen murmelte. Azuma ließ seinen Nacken los. Beim Anblick des Autowracks wurde ihm klar, dass er mehr Glück, als Verstand gehabt hatte. In der Fahrschule war alles viel einfacher gewesen. Die Zutaten hatten immer gestimmt: kein Gegenverkehr, keine verhakte Bremse und niemand der hinter einem saß und unablässig die Namen katholischer Heiliger brüllte. Verstohlen wagte Azuma einen Blick zur Chefin der Pantasia-Kette und versuchte es mit einem besänftigendem Lächeln. Ihre erstarrte Haltung machte ihm sofort klar, dass eine sehr lange Zeit nur aus Überstunden und Fahrunterricht bestehen würde. „Als ich dir gesagt habe, du kannst mich mit dem neuen Mercedes abholen“, stammelte Tsukino fassungslos, “meinte ich damit eigentlich, dass DU hinten sitzt und der CHAUFFEUR fährt.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)