Blood-Red Moon von hiatari (KakashixRin und andere [endlich neues Kapitel]) ================================================================================ Kapitel 2: Blood-Red Collection ------------------------------- „Pakkun.“ Rins Herz schlug ihr bis zum Hals, während sie und der Hund sich weiter anstarrten, sie auf eine Reaktion von ihm wartete. Hunde hörten doch auf ihren Namen… oder etwa nicht? Nervös kaute sie auf ihrer Unterlippe herum, versuchte nicht zu blinzeln. Und dann passierte endlich etwas, aber leider nicht das, was sie sich erhofft hatte. Der Hund bewegte sich, doch nicht auf sie zu, sondern in die entgegengesetzte Richtung. Sie würde ihn nicht entkommen lassen, wollte ihn nicht verlieren. Entschlossen folgte sie ihm, sein Hinterteil fest im Blick, das Tapsen seiner Pfoten auf den Pflastersteinen klang in ihren Ohren wider. Sie bog um eine Ecke, sah ihn gerade noch am Ende der Gasse nach links laufen. Aber als sie selbst dort ankam, war der Hund verschwunden. Die Straße vor ihr war wie leer gefegt. Der Hund konnte nicht so schnell gewesen sein, diesen langen Weg in so kurzer Zeit zurückgelegt haben. Und doch schien es so gewesen zu sein… Enttäuschung machte sich in ihr breit. Für einen kurzen Moment hatte sie geglaubt, von ganzem Herzen gehofft, dass der Hund, Pakkun, ein Zeichen dafür war, dass Kakashi noch lebte, dass er hier war. Doch sie schien sich geirrt zu haben, ihre dummen Mädchenträume, dass sie ihn irgendwann einmal wiedersieht, hatten sie zu solch einer Aktion verleitet. Wahrscheinlich hatte sie sich sogar den Hund nur eingebildet, weil sie ein Treffen mit ihm so sehr herbei sehnte. Ja, so musste es sein. Ihr Gehirn hatte ihr einen Streich gespielt, um sie zu ärgern. Wenn Kakashi noch leben sollte, dann sollte er eh klug genug sein, nicht hierher zurückzukehren. Egal, wo er war, dort war er besser aufgehoben als hier. Niedergeschlagen machte Rin auf dem Absatz kehrt und ging den Weg zurück, den sie eben gekommen war. Selbst wenn der Hund keine Einbildung war, war er nun sicher schon über alle Berge und sie sah keinen Sinn darin, sich zu solch später Stunde noch auf die Suche nach ihren Wunschvorstellungen zu machen. Außerdem hatte sie keine Lust, sich Ärger mit den Uchihas oder den zahlreichen Handlangern einzuhandeln, weil sie hier durch die Gegend stolperte. Das Beste war, einfach nach Hause zu gehen, ins Bett zu fallen und zu schlafen. Und genau das würde sie jetzt machen. ~Ͼ~Ͽ~ Tsunade wusste genau, weshalb sie diesen Nachmittag und Abend mit den beiden Frauen verbracht hatte. Es war ihre kleine persönliche Abschiedsfeier für Rin gewesen. Ihre vollen Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Abschied war eine Sache, über die man sich nicht freuen sollte, doch in diesem Fall war es gut so. Es war das Beste für Rin. Und trotzdem würde sie diese tüchtige und hilfsbereite Frau vermissen. Als sie ihr kleines Häuschen im Stadtzentrum betrat, fand sie wie erwartet den Grund für Rins Abschied vor. „Kakashi.“ Sein Name aus ihrem Mund war nur ein Flüstern. Der Mann, der sie erwartet hatte und an ihrem Tisch saß, erhob sich und trat auf sie zu, der rot leuchtende Mond warf dunkle Schatten auf sein fast vollkommen verdecktes Gesicht. „Tsunade“, erwiderte er genauso leise. Die Heilerin warf ihre Tasche in eine Ecke des Zimmers und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich wusste, dass du heute Nacht kommen würdest.“ „Und ich hatte gehofft, dass ich es einmal schaffen würde, dich zu überraschen.“ Tsunade lachte leise. „Mich kann nichts mehr so leicht überraschen, mein Lieber. Ich dachte, das hättest du mittlerweile gelernt.“ Sie schwieg einen Augenblick, und für den Moment starrten sich die beiden nur gegenseitig an. „Es wurde wieder Zeit“, sagte sie schließlich. Kakashi nickte zustimmend. „Wissen das auch die anderen?“, fragte er. „Nicht viele wissen, dass du überhaupt noch lebst“, entgegnete sie. „Doch andere wissen sehr wohl, dass du wieder auf dem Weg hier her warst.“ Sie blickte aus dem Fenster neben sich und sah gen Himmel, dem Madara das Zeichen seiner Schreckensherrschaft aufgedrückt hatte. „Wie ist der Stand der Dinge?“, wollte sie leise wissen. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, wie Kakashi mit den breiten Schultern zuckte. „Wie immer, es hat sich nicht viel verändert.“ „Dann wurde es wirklich Zeit, dass du zurückkehrst.“ Tsunade blickte ihn an. „Wie viele wirst du mitnehmen?“ „Nicht viele“, antwortete Kakashi. „Ich möchte keine große Aufmerksamkeit erregen.“ Die Frau nickte. „Ja, sie werden misstrauisch.“ „Deshalb habe ich schon der Vorsicht halber woanders angelegt, außerhalb. Ich will möglichst nicht gesehen werden.“ Kakashi trat neben sie. „Hast du irgendwelche Empfehlungen für mich?“ „Die Hyuugas“, sagte Tsunade prompt. Kakashi lachte leise. „Hiashi wollte schon das letzte Mal, dass ich seine Sprösslinge mitnehme.“ „Dann tu es dieses Mal. Du kannst Hinata und Hanabi das Leben erleichtern, und Neji, ihr Cousin, ist gut im Schwertkampf und ein ausgezeichneter Stratege. Er wäre eine große Unterstützung für dich.“ „Da hast du sicher Recht. Schon das letzte Mal hast du mir erzählt, dass er großes Potential hat. Und stattdessen hast du mir zwei seiner Freunde an die Hand gegeben.“ Kakashi wirkte nachdenklich. „Es war wichtig, dass er noch von den Hyuugas lernte“, erklärte Tsunade. „Doch jetzt ist er so weit.“ „Ich vertraue deinem Urteil, Tsunade, deshalb werde ich alle drei mitnehmen.“ Er trat zur Tür. „Wenn das alles ist, mache ich mich auf den Weg. Ich kann leider nicht mehr Zeit als möglich hier verbringen.“ „Das war nicht alles.“ Tsunades Stimme ließ ihn innehalten und die Hand von der Türklinke nehmen. Er wandte sich ihr wieder zu und blickte sie erwartungsvoll an. „Ich möchte, dass du Rin mitnimmst“, meinte Tsunade entschlossen. Kakashi starrte sie einen Moment lang an, dann schüttelte er den Kopf. „Nein, das kann ich nicht tun.“ „Wieso nicht?“, fragte die Blonde energisch. Der Mann fuhr sich mit einer Hand aufgebracht durch das zerzauste Haar. „Wenn ich es richtig verstanden habe, dann arbeitet Rin jetzt für die Uchihas. Es wird eine Menge Ärger geben, wenn sie einfach verschwindet. Vor allem für dich, weil du sie ausgebildet hast und deshalb irgendwie für sie verantwortlich bist. Man wird dir die Schuld daran geben.“ „Das ist mir egal. Außerdem werden sie mir nichts tun, ich bin zu wichtig für sie.“ Tsunade blieb hart. Sie würde nicht zulassen, dass Kakashi seine Kindheitsfreundin wieder hier zurückließ. „Ich kann das nicht tun, Tsunade. Sie ist besser hier aufgehoben.“ Er wandte ihr erneut den Rücken zu. „Glaubst du das wirklich? Bist du dir so sicher, dass sie glücklich hier ist?“ Tsunade starrte ihn an, ihre Hände ballten sich zu Fäusten. „Es ist besser so“, sagte Kakashi noch einmal mit Nachdruck. „Woher willst du das wissen? Warst du in all den Jahren schon ein einziges Mal bei ihr, um zu sehen, wie es ihr geht? Weißt du es?“ Nein, Tsunade würde es nicht zulassen, dass er Rin hier verkümmern ließ. Er schaute kurz über die Schulter zu ihr und Tsunade sah so etwas wie Traurigkeit in seinem einen Auge aufblitzen. „Nein, das weiß ich nicht. Aber ich halte es für besser, wenn sie glaubt, dass ich tot bin. Würde sie wissen, dass ich lebe und hierher komme, nur um sie dann wieder alleine zu lassen, wäre es nur noch schwieriger für sie.“ Tsunades Züge entspannten sich. „Sie vermisst dich sehr, Kakashi. Rin hat in dieser Nacht so viel verloren und der Schmerz sitzt tief. Ich würde ihr nichts mehr wünschen, als dass sie mit dir gehen könnte. Sie ist eine sehr gute Ärztin, das wäre euch eine große Hilfe.“ „Das Mädchen hat mich vorhin gesehen, Kakashi.“ Als die Stimme ertönte, wandte sich der Blick von den beiden sich unterhaltenden zu Boden, wo ein Hund zu Kakashis Füßen saß. „Selbst wenn sie dich gesehen hat, nach all diesen Jahren wird sie dich sicher vergessen haben“, meinte Kakashi bestimmt und versuchte so, das Thema abzuschließen. „Sie hat mich mit meinem Namen angesprochen“, sagte Pakkun und blickte zu seinem Herrn auf. „Und sie schien sich sehr sicher zu sein, dass ich es wirklich bin.“ „Nimm sie mit, Kakashi. Sie wird dir dankbar dafür sein, und ich bin es auch“, wiederholte Tsunade noch einmal. Kakashi zögerte sichtlich, nickte dann aber. „Na schön, ändern kann ich nun sowieso nichts mehr daran“, meinte er und warf dabei Pakkun einen strafenden Blick zu. „Auf deine Verantwortung. Und du kümmerst dich darum, dass sie zum Strand kommt. Ich werde dafür sorgen, dass sie zum Schiff findet.“ „Danke, Kakashi.“ Tsunade lächelte breit und Erleichterung durchflutete sie. „Pass auf dich auf, Tsunade.“ Mit diesen Worten verließ Kakashi das Haus. Die Heilerin war zufrieden mit ihrem Werk. Nun musste sie nur noch Rin zum Strand schaffen. ~Ͼ~Ͽ~ Es war späte Nacht, als Hyuuga Neji unsanft aus dem Schlaf gerüttelt wurde. „Steh auf“, zischte ihm eine Stimme zu. Der junge Mann erkannte seinen Onkel und setzte sich überrascht auf. „Aber was…“, begann er, doch Hiashi unterbrach ihn. „Nicht jetzt, wir müssen uns beeilen.“ Er warf seinem Neffen einen Rucksack zu. „Pack deine Sachen, nimm nur das Nötigste mit.“ Neji sprang auf und gehorchte seinem Onkel, ohne noch weitere Fragen zu stellen. Schnell stopfte er ein paar Kleidungsstücke in seine Tasche. „Zieh dich an, wir treffen uns gleich draußen.“ Damit verließ sein Onkel das Zimmer und ließ ihn wieder alleine zurück. Während Neji packte, fragte er sich, was dies alles zu bedeuten hatte. Was war passiert, dass sein Onkel in heller Aufregung war, obwohl ihn doch sonst nichts so schnell aus der Ruhe brachte? Das Gepäck ließ den jungen Hyuuga am ehesten an eine Reise denken. Doch seit Uchiha Madara nach Konoha gekommen war, hatte niemand mehr die Stadt verlassen, außer die Leute von Madara selbst. Er hatte kein Vertrauen in die anderen Bewohner. Niemand sollte ihm entkommen, keiner sollte fliehen. Sogar der Hafen war gesperrt worden, er hatte Wachen überall postiert, um sicher zu gehen, dass auch wirklich keiner einfach so verschwinden konnte. Und doch war dies zuvor geschehen… Neji ging ein Licht auf, als er an den genauen Grund für Madaras Sicherheitsmaßnahmen dachte. Über die Jahre hinweg waren immer wieder Bewohner Konohas verschwunden, einfach so, als wären sie vom Erdboden verschluckt worden. Meistens waren es Kinder oder Jugendliche, als wären sie von ihren Eltern fort geschickt worden, um irgendwo anders ein besseres Leben zu finden. Er erinnerte sich, dass schon einige seiner Freunde weg waren. Als erstes ist Nara Shikamaru gegangen, das war vor etwa vier Jahren. Dann, vor ungefähr zwei Jahren, waren auch seine zwei engsten Freunde verschwunden. Von einem Tag auf den anderen waren sie weg, ohne auch nur ein Wort des Abschieds. Neji vermisste die beiden heute noch, auch wenn er es nicht gerne zugeben würde. Manchmal wünschte er sich, sie würden einfach wieder auftauchen. Der verrückte und stets voll motivierte Lee und die starke, aber sanftmütige Tenten. Während er sich ein frisches Hemd und eine bequeme Hose überstreifte, überlegte er, ob Hiashi ihn nun auch dorthin schicken würde, wo auch seine Freunde waren. Ob jetzt die Zeit für ein Wiedersehen gekommen war… Er hoffte inständig, dass er richtig mit seiner Vermutung lag und dass er den Grund dafür erfahren würde, weshalb genau sie Konoha verlassen sollten. Neji warf sich den Rucksack über die Schulter, griff sein Schwert und ging hinaus, wie Hiashi es ihm aufgetragen hatte. Als er im Hof des Hyuuga-Anwesens ankam, war sein Onkel noch nicht da. Dafür fand er einen anderen Mann vor, einen Unbekannten. Er war groß gewachsen und hatte einen kräftigen Körperbau. Seine sturmgrauen, zerzausten Haare wehten leicht in dem kühlen Nachtwind, doch trotz seiner Haarfarbe wusste Neji, dass dieser Mann noch jung war. Das Gesicht des Mannes war fast vollkommen verdeckt. Er trug eine Maske, die seine Nase und die untere Hälfte seines Gesichts bedeckte, und er trug eine Augenklappe auf der linken Seite. Die Stirn und der Haaransatz waren schließlich unter einem schwarzen Tuch verborgen. Neji musterte ihn genauer, ohne dabei auffällig zu sein. Dunkles Hemd, darüber eine schwarze Jacke, sowie eine Hose und Stiefel in der gleichen Farbe. Unauffällig, etwas anderes fiel ihm dazu nicht ein. Doch dabei schien es Neji fast, als wollte der Mann gar keine Aufmerksamkeit erregen, und trotzdem hatte er eine unglaubliche Ausstrahlungskraft. Der Unbekannte kam auf ihn zu. „Du musst Neji sein.“ Er streckte ihm zum Gruß die Hand entgegen. Neji nickte nur und nahm zögernd die Hand des anderen. „Man sagte mir schon, dass ich dich gut gebrauchen kann, und nun, da ich dich persönlich vor mir sehen, bin ich mir sicher, dass ich deine Gesellschaft nicht bereuen werde“, meinte der Mann und Neji konnte sehen, wie sich sein Mund unter der Maske zu einem Lächeln verzog. Neji fragte sich, was er mit diesen Worten meinte, doch er hatte keine Zeit mehr, darüber nachzudenken, denn in diesem Moment kam Hiashi nach draußen, zusammen mit Hinata und Hanabi, seinen Cousinen. Er traute seinen Augen kaum, als Hiashi vor dem Fremden stehen blieb und sich leicht verneigte. „Ich werde dir dafür ewig dankbar sein, Kakashi.“ Kakashi… Bei diesem Namen klingelte etwas bei Neji, als hätte er ihn irgendwo schon einmal gehört… oder gelesen. Der Gedenkstein für die Opfer von Madaras Eroberung. Wenn er sich recht entsann, war dieser Name mit verewigt worden. Aber dieser Mann war alles andere als tot. „Das mache ich gerne, Hiashi. Ich kann jede Hilfe gebrauchen. Auch hier.“ Die Stimme des Unbekannten war sanft, als er sprach. „Du kannst mit der Unterstützung unseres Clans rechnen. Wir halten hier die Stellung“, erwiderte Hiashi. „Danke.“ Mit einem Kopfnicken deutete er in Nejis, Hinatas und Hanabis Richtung. „Wir müssen los.“ „Natürlich“, sagte Hiashi hastig, dann zog er erst Hanabi, dann Hinata in eine Umarmung, und zu Nejis Überraschung auch ihn. „Pass auf deine Cousinen auf, versprich es mir.“ Neji nickte. „Das werde ich.“ „Kommt jetzt, und verhaltet euch still. Wir wollen keine Aufmerksamkeit erregen.“ Er wandte sich noch einmal Hiashi zu. „Achte darauf, dass du keinen Ärger bekommst.“ Dann gingen sie los, folgten Kakashi, und Hinata und Hanabi sahen sich immer wieder um, bis das Hyuuga-Anwesen aus ihrem Sichtfeld verschwand. Von nun an war Kakashi für ihr Schicksal verantwortlich. ~Ͼ~Ͽ~ Ein Geräusch und Schritte im Untergeschoss und schließlich auf der Treppe ließen Rin erschrocken aus dem Schlaf fahren. Ein Eindringling… Mit klopfendem Herzen stieg sie aus dem Bett und griff unter dieses, wo sie ein Schwert hervor zog, das sie dort vor Jahren verstaut hatte. Es war ein Geschenk von Minato gewesen. Sie zog die lange Klinge aus der Scheide und hielt die Waffe schützend vor sich, als sie die Schlafzimmertür schwungvoll öffnete und in den kleinen Flur sprang. Sie erstarrte, als sie die Person erkannte, die in ihr Haus gekommen war, und ließ das Schwert blitzartig sinken. „Tsunade-sama“, sagte sie überrascht. „Still, keine Fragen“, sagte die Frau und Entschlossenheit glitzerte in ihren braunen Augen. „Wir haben nicht mehr viel Zeit.“ Sie ging an Rin vorbei und ins Schlafzimmer, wo sie ohne Zögern oder jegliches Schamgefühl einfach ihre Kommode öffnete und ein paar Sachen herauszog und in eine Tasche steckte, die sie mitgebracht hatte. „Zieh dich an“, wies sie Rin an, ohne von ihrer Arbeit aufzublicken. „Ich verstehe das alles nicht. Was machen Sie hier?“, fragte Rin. „Und warum packen Sie meine Sachen?“ „Weil du weg gehst. Ziehst du dich nun an, oder möchtest du in deinem Nachtgewand gehen?“ Tsunade warf ihr eine knielange Hose und ein langärmeliges Shirt zu, beides in schwarz. Überrascht fing Rin die Sachen mit ihrer freien Hand auf. In der anderen hielt sie noch immer die Waffe. „Aber wo gehe ich denn hin?“, wollte sie verwirrt wissen. „Ich sagte, keine Fragen“, zischte die Heilerin, nahm die Tasche und ging zurück auf den Flur. „Nun mach schon, wir haben wirklich keine Zeit“, meinte sie ärgerlich. „Und nimm dein Schwert mit, du kannst es vielleicht gebrauchen.“ Sie wandte sich um und ging die Treppe hinunter. Perplex blieb Rin zurück. Sie konnte einfach nicht glauben, nicht begreifen, was hier gerade geschah. Wo sollte sie hin, und wieso? Doch Tsunade schien es sehr ernst zu meinen und sie wollte der Frau lieber nicht widersprechen. Schnell zog sie sich die Sachen über, die ihre Lehrmeisterin ihr gereicht hatte, dann befestigte sie das Schwert an dem Gürtel und folgte Tsunade nach unten. Ein merkwürdiges Gefühl machte sich in ihr breit und schweigend beobachtete sie, wie die andere Frau die wichtigsten medizinischen Sachen in ihre Tasche packte, die sie besaß. „Erklären Sie mir doch bitte, was hier los ist“, flehte Rin leise. „Ich sagte doch, du musst gehen“, meinte Tsunade kurz angebunden. „Was habe ich verbrochen, dass es so plötzlich kommt?“, fragte Rin, und Verzweiflung schwang in ihrer Stimme mit. Tsunade drehte sich zu ihr um. „Du hast gar nicht getan, Rin. Es ist heute Nacht nur deine einzige Chance, von hier weg zu gehen. Dort, wo du hin gehst, wirst du mehr gebraucht als hier.“ „Und… das ist alles? Einfach von hier verschwinden? Und dann?“ Rin gestikulierte aufgeregt mit den Händen. „Du wirst alles genau erfahren, wenn du dort bist. Und ich möchte gerne, dass du gehst, Rin.“ Tsunades Worte waren so ehrlich, dass es sie beinahe verletzte. „Sie wollen mich also loswerden?“ „Nein, Rin.“ Tsunade lächelte sanft. „Ich weiß nur, dass du hier nicht glücklich wirst. Deshalb habe ich dafür gesorgt, dass du an einen Ort gebracht wirst, an dem du dich sehr viel besser fühlen wirst.“ „Und wie soll ich hier weg kommen?“, wollte Rin wissen. „Ich werde dich zum Strand bringen“, erklärte die blonde Heilerin. „Dann wird dafür gesorgt, dass du zum Schiff kommst, das hat man mir versichert.“ „Ich kann nicht gehen, Tsunade-sama.“ Rin glaubte selbst kaum, dass sie das sagte, obwohl ihr gerade die einmalige Chance geboten wurde, diesem ganzen Terror zu entfliehen. „Ich werde hier gebraucht.“ „Du meinst Sakura?“ Rin nickte. „Sie vertraut mir.“ „Ich werde mich schon gut um sie kümmern“, sagte Tsunade. „Du wirst gehen.“ Die Brünette seufzte resigniert auf. Sie hatte sowieso keine Chance, gegen Tsunade zu bestehen, also konnte sie auch gleich aufgeben. Und vielleicht hatte sie ja Recht und dort, wo sie hin ging, wurde sie tatsächlich dringend gebraucht. Langsam nickte sie. „Na schön.“ Tsunade lächelte, dann drückte sie Rin die Tasche mit ihren Materialien in die Hand und hängte ihr die mit ihrer Kleidung über die Schulter. „Und nun komm, wir dürfen keine Zeit mehr verlieren, sonst legen sie noch ohne dich ab.“ Rin warf noch einen letzten Blick in ihr kleines Häuschen. Hier war sie aufgewachsen und nun würde sie fort gehen, ihre Erinnerungen zurücklassen. Sie zwang sich, den Blick abzuwenden und folgte Tsunade mit eiligen Schritten die kleine Ebene hinab, die zum Strand führte. Noch war der Himmel tiefschwarz, wenn man von Madaras Zeichen, dem roten Mond, absah, doch am Horizont sah man bereits langsam den Morgen dämmern. Leise klatschten die dunklen Wellen an das Ufer, wo die Heilerin mit Rin stehen blieb. Rin fragte sich gerade, ob sie vielleicht doch versetzt worden war, weil sie niemanden außer ihnen am Strand erblicken konnte, doch Tsunade machte diese Sorge sogleich wieder zunichte. „Ah, du wirst abgeholt.“ Sie starrte Rin über die Schulter und lächelte verschmitzt. Verwundert drehte Rin sich um und sah einen kleinen Hund auf sie zulaufen – der gleiche Hund, den sie auch schon am Abend zuvor getroffen hatte. Ihr klappte vor Verwunderung leicht der Mund auf und ihr Blick wanderte zurück zu ihrer Lehrmeisterin, die sich ihrer Sache sehr sicher zu sein schien. „Der Hund soll mich abholen?“, fragte sie verblüfft. Tsunade nickte und ihre Augen funkelten beinahe geheimnisvoll. „Es war eine ausgezeichnete Idee, Pakkun zu schicken, meinst du nicht auch?“ Bei diesem Namen machte ihr Herz einen aufgeregten Hüpfer. „Er ist es also wirklich?“ Sofort musste sie wieder an Kakashi denken. An sein freudiges Gesicht, als er ihr Pakkun zum ersten Mal gezeigt hatte. „Wieso sollte er es nicht sein?“, stellte Tsunade die Gegenfrage. „Ich… weiß nicht“, stotterte Rin verwirrt. „Er ist vor mir weggelaufen, also dachte ich, ich hätte ihn mit einem anderen Hund verwechselt.“ Vor allem, weil er ohne sein Herrchen unterwegs war. Wie sehr wünschte sie sich, Kakashi wiedersehen zu können. Ob Pakkun sie zu ihm bringen würde? Tsunade musste schmunzeln, erwiderte jedoch nichts auf ihre Aussage. Stattdessen blickte sie wieder an Rin vorbei und zu Pakkun. „Ich hatte mir schon gedacht, dass er dich schickt“, sagte sie zu dem Hund. Rin sah, wie Pakkun eine Bewegung machte, das fast wie ein Schulterzucken wirkte. „Ich bin am unauffälligsten“, erwiderte er. Die brünette Frau glaubte kaum, was sich hier gerade vor ihren Augen abspielte. Tsunade unterhielt sich mit einem Hund! Einem Hund, der sprechen konnte! Überrascht schnappte sie nach Luft. „Er redet…“, wisperte sie kaum hörbar. Nun verdrehte Pakkun die Augen und machte eine ruckartige Kopfbewegung in ihre Richtung. „So wie sie reagiert irgendwie jeder Neuankömmling“, sagte er an Tsunade gewandt. Die Heilerin lachte leise. „Sie wird sich daran gewöhnen, nicht wahr Rin?“ Erwartungsvoll blickte sie ihre Schülerin an. Rin nickte langsam. „Sicher doch…“ Aber sie war viel zu erstaunt, als dass sie Tsunades Worte richtig realisieren konnte. „Wir müssen los“, meinte Pakkun schließlich. „Wir wollten eigentlich schon vor der Morgendämmerung ablegen.“ „Natürlich“, entgegnete Tsunade schnell. Sie wandte sich Rin zu. „Nun ist es Zeit, Abschied zu nehmen.“ Sie schloss die Jüngere in eine herzliche Umarmung. „Pass gut auf dich auf, Rin.“ „Das werde ich“, flüsterte Rin leise. „Und jetzt geh.“ Mit einem letzten Blick auf die blonde Heilerin, drehte Rin sich um und lief Pakkun nach, der ein beachtliches Tempo hinlegte und die Felswand ansteuerte, die ein paar Meter weiter am Strand lag. Rin fragte sich gerade, wo dieser Hund denn nun hinwollte, da die Felsen ein eindeutiges Hindernis darstellten, da sah sie, dass durch die Ebbe ein schmaler Sandstreifen zwischen Wasser und Gestein entstanden war, durch den sie ohne Probleme an der Felswand vorbei konnten. „Beeil dich, die Flut kommt“, rief Pakkun ihr zu und steigerte noch einmal seine Geschwindigkeit, während er den Weg entlang lief. Rin schnaufte leise. Dieser Hund hatte gut reden, er war klein und flink, während sie auch noch ein Schwert und zwei schwere Taschen mit sich tragen musste. Doch der Gedanke, dass sie vielleicht schon in wenigen Augenblicken Kakashi sehen könnte, verlieh ihr Flügel. Und an diese Hoffnung klammerte sie sich, während die Wellen das Wasser immer höher an ihre Beine spülten. Und dieser Gedanke hielt sie auch davon ab, Pakkun mit Fragen zu durchlöchern, wo sie hingehen würden, was sie erwartete, wen sie wohl treffen möge. Nach einer halben Ewigkeit, so schien es ihr, hatten sie die Felswand endlich hinter sich gelassen und rannten nun über einen weiteren weitläufigen Strandabschnitt, den Rin noch nie gesehen hatte. Doch dies zählte nicht, denn etwas anderes erlangte ihre volle Aufmerksamkeit. Ein riesiges Schiff hatte am Ufer angelegt, die weißen Segel voll gespannt und bereit für die Abfahrt. Aber was Rin am meisten überraschte war die schwarze Flagge, die hoch oben am Mast im Wind flatterte. Es war eindeutig ein Zeichen für Piraten, doch war der Totenkopf gespickt mit einem albernen Smiley. Genau auf dieses Schiff hielt Pakkun nun zu, drehte zwischendurch immer wieder den Kopf zu ihr um, um zu überprüfen, ob sie noch hinter ihm war und ihm weiterhin folgte. Als er am Ufer angekommen war, blieb er stehen, um auf sie zu warten. „Die Flut ist schon zu weit. Genau richtig zum Ablegen, aber das Wasser ist schon zu tief, um zum Schiff hinüber zu waten. Wir müssen schwimmen“, erklärte er Rin, als sie neben ihm zum Halt gekommen war. Skeptisch betrachtete Rin die Distanz zwischen Strand und Schiff. Sie war relativ gering und sie eine ganz gute Schwimmerin, trotzdem würde es eine Schwierigkeit darstellen, mit ihrem Gepäck schwimmen zu gehen. Außerdem war erst Anfang Mai, weshalb das Wasser um diese Zeit des Tages noch sehr kalt war. Doch wie es schien, hatte sie keine andere Wahl. Rin überprüfte noch einmal, ob das Schwert fest an ihrer Seite hing und ob ihre Taschen fest verschlossen waren, damit sie unterwegs nichts verlor. Nass werden würde sowieso alles, dennoch wollte sie versuchen, wenigstens die Tasche mit ihren medizinischen Utensilien so gut es ging aus dem Wasser zu halten. Dann stürzte sich die Frau in die Fluten, watete so weit ins Wasser, wie sie nur konnte. Irgendwann sackte der Boden unter ihr steil ab. Das Schiff musste sich in einer Art Priel befinden, schloss sie daraus. Nur nebenbei bemerkte sie, wie sich Pakkun an ihren Schultern festklammerte und seine Krallen in dem Stoff ihres Oberteils verhakte, um durch die Strömungen nicht ins Meer hinausgezogen zu werden. Es war noch ein gutes Stück zu überwinden und Rin bemerkte außer Atem, wie eine Strickleiter an der Stelle des Schiffes hinunter gelassen wurde, auf die sie zu schwamm. Diese Rettungsleine motivierte sie, auch das letzte Stück zu schaffen. Erschöpft klammerte sie sich an die Leiter und kletterte langsam die ersten Sprossen hinauf, warf dann die Tasche in ihrer Hand über ihre Schulter, um besseren Halt auf der hin und her schwenkenden Strickleiter zu finden und den Aufstieg zu beschleunigen. Mit letzter Kraft schaffte sie den Weg über den mächtigen Bauch des Schiffes und umfasste die Reling. Pakkun kletterte ihr über die Schulter und sprang über das Geländer, während Rin weiter hilflos auf der Leiter festsaß, zu schwach, um sich alleine das letzte Stück hinauf auf das Schiff zu ziehen. Als hätte man ihre Gedanken gehört, griff plötzlich jemand nach ihren Oberarmen und zog sie, scheinbar mit Leichtigkeit, an Bord. Ermattet sank sie auf die Knie und atmete schwer von der Anstrengung, doch trotz allem siegte ihre Neugier und sie schaute auf, um zu erfahren, wer ihr geholfen hatte. Ihre Augen weiteten sich und ihr Herz setzte für einen Moment aus, nur um im nächsten Augenblick schneller zu schlagen als zuvor. Der Mann, der vor ihr stand und auf sie hinab blickte, kam ihr sehr bekannt vor. Mehr noch. Sie wusste ganz genau, wer er war. „Kakashi…“ Ihre Stimme war nur ein raues Flüstern. „Hallo, Rin“, erwiderte der Mann. „Und sei uns Willkommen auf der Chidori.“ ~Ͼ~Ͽ~~Ͼ~Ͽ~~Ͼ~Ͽ~ Hallo. :D Ich melde mich zurück mit einem neuen Kapitel, welches mir persönlich sehr gut gefällt. Es hat auch unheimlich viel Spaß gemacht, es zu schreiben. x3 Nun, Kakashi war also wieder auf der Suche und ist deshalb nach Konoha gekommen. Ich wollte unbedingt die Hyuugas einbringen, und ich bin froh, es auf diese Weise zu können. Wie ihr vielleicht an den Pairings bemerkt haben solltet, werden Hinata und Neji noch ein bisschen öfter vorkommen. ;-) Und Rin ist nun auch dabei und es gibt das lang ersehnte Wiedersehen. Übrigens ist mir die Idee zu der FF durch das Bild von Kakashi gekommen, das in der Charakterbeschreibung auftaucht. Irgendwie hat sich, seitdem ich das Bild gefunden habe, die Grundidee sehr verändert, aber ein bisschen was ist noch davon da. xD So also die Piratenflagge mit dem Smiley, den wir von Kakashi kennen. ;) Ich möchte mich ganz herzlich für die Kommentare bedanken und auch für die neuen Favoriten. Ich hoffe sehr, dass euch das Kapitel gefallen hat. Bis zum nächsten Mal, Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)