Blood-Red Moon von hiatari (KakashixRin und andere [endlich neues Kapitel]) ================================================================================ Kapitel 10: Blood-Red Fate -------------------------- Rin stöhnte leise auf und regte sich langsam, während sie wach wurde. Schon jetzt spürte sie das stetige Hämmern in ihrem Kopf, das sie dem Alkohol vom Vorabend zu verdanken hatte. Noch nie hatte sie sich so schlecht gefühlt, nachdem sie getrunken hatte. Aber wenigstens schien sich nicht mehr alles um sie herum zu drehen… Vorsichtig schlug sie die Augen auf. Es war nicht ganz dunkel in ihrer Höhle, grob konnte sie die Umrisse des Mobiliars ausmachen. Sie blickte sich um, auf der Suche nach der Quelle des sanften Lichtscheins, wobei ihr Kopf schon bei der kleinsten Bewegung unheimlich schmerzte, und entdeckte eine runde Öffnung nur ein wenig weiter über ihr, durch die das Tageslicht fiel. Am Vortag war sie Rin gar nicht aufgefallen, doch sie hatte auch nicht sonderlich darauf geachtet. Sie vermutete, dass dies ein sehr kleiner Schacht für die Sauerstoffzufuhr war. Bedacht, ihren Kopf so gut es ging zu schonen, setzte sich Rin in ihrem Bett auf, doch der Schmerz pochte in ihren Schläfen. Sie würde sich einen Kräutertrank herstellen müssen, um ihn eindämmen zu können. Es war ihr sehr unangenehm, dass sie als Heilerin so kopflos gehandelt hatte, sodass sie nun ihre eigene Patientin war. Noch dazu würde sie sich bei Kakashi gleichzeitig bedanken und entschuldigen müssen. Er hatte ihr sehr geholfen, doch dies hätte nicht sein müssen, hätte sie auf ihre Grenzen geachtet. Unbewusst fuhr ihre Hand über ihre Stirn und errötend erinnerte sie sich an Kakashis weiche Lippen, die sie dort berührt hatten. Lange hatte sie sich danach gesehnt, diese Zärtlichkeiten von ihm zu erfahren. Als junges Mädchen hatte sie sich immer vorgestellt, wie es wohl sein würde, von ihm geküsst zu werden, und für sie war klar gewesen, dass sie Kakashi heiraten und viele Kinder mit ihm haben würde. Nachdem er verschwunden war, waren diese Wunschträume nicht verschwunden. Sogar als Frau hatte sie noch oft in ihren Träumen sehnsüchtig darauf gewartet, dass seine Lippen ihre berührten. Dass sie nun alleine bei der Erinnerung an diesen eigentlich harmlosen Kuss seinerseits dachte, zeigte Rin nur, dass sie doch noch mehr für diesen Mann empfand als sie gedacht hatte. Wenn sie sich nun an diese zarte Berührung von ihm zurückerinnerte, dann wünschte sie sich beinahe, dass sie nüchtern gewesen wäre, um diesen Moment vollkommen auszukosten. Doch andererseits war sie froh, dass sie in ihrem betrunkenen Zustand nicht über ihn hergefallen war. Das wäre absolut töricht von ihr gewesen und hinterher hätte sie sich für ihr Verhalten nur noch geschämt. Aber als würde sie das nicht ohnehin schon tun… Sie schwang die Beine über die Bettkante und stand auf, tastete nach dem Tisch und entzündete die Lampe und eine der Fackeln. Warmes Licht durchflutete die kleine Höhle und sie suchte sich hastig ein paar Kleidungsstücke zusammen und eilte in ihr kleines Bad nebenan, um sich frisch zu machen. Sie fühlte sich nach diesem gestrigen Abend schmutzig und einfach nur unwohl. Nachdem sie sich ausgiebig gewaschen hatte und nun eine kurze Hose trug sowie ein Oberteil mit kurzen Ärmeln, fühlte sie sich um einiges besser als zuvor. Durch das kühle Wasser und etwas zu trinken, waren auch ihre Kopfschmerzen ein wenig zurück gegangen. Aber lieber wollte sie sich doch noch etwas zusammen mischen, um den Tag unbeschadet zu überstehen. Wenn sie es recht in Erinnerung hatte, dann lag noch eine Menge Arbeit vor ihr. Rin setzte sich an den Tisch und begann, ein paar Kräuter in eine Schüssel zu geben. Diese übergoss sie mit dem frischen Quellwasser und erwärmte die Mischung schließlich kurz über einer kleinen Feuerstelle, die gemacht war um das Badewasser zu erhitzen, damit die Wirkung der Kräuter eintreten konnte. Dieser Trunk war keine Erfindung Tsunades, sondern sie hatte das Rezept von ihrer Mutter erhalten. Schon als Kleinkind ihr erster Kontakt mit einfacher Medizin… In wenigen Zügen hatte sie die Schüssel geleert. Überrascht blickte sie auf, als es an ihrer Tür klopfte. Wer mochte das sein? Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie keine Ahnung hatte, wie spät es war, und wie lange sie eigentlich geschlafen hatte. Aufgewühlt ging sie mit langen Schritten zu der Tür und öffnete. Sie hatte mit vielen gerechnet, allen voran Ino oder Kurenai, die sie necken wollten, weil sie noch immer hier war, danach mit Kakashi, weil er sich Sorgen machte, wo sie denn bliebe, obwohl dies eher ihren Hoffnungen entsprach, aber gewiss nicht mit Itachi. „Guten Morgen“, wünschte ihr der junge Uchiha und schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. „Morgen“, erwiderte Rin verblüfft. „Ich hoffe, ich störe dich nicht“, sagte er, „aber ich dachte, wir könnten uns vielleicht mal unterhalten.“ Unterhalten? Mit ihr? Er schien sich in der Tür geirrt zu haben. Aber sie wollte nicht unhöflich sein und öffnete die Tür weiter, bevor sie ihre guten Manieren vergaß. „Bitte, komm doch rein.“ Doch Itachi schüttelte den Kopf. „Das wäre keine gute Idee. Kakashi würde dabei nur auf falsche Gedanken kommen.“ Er zwinkerte ihr zu. Schlagartig wurde sie rot, ohne es verhindern zu können. Dieser Mann war unverblümt und offen… und ziemlich frech und unverschämt. Aber langsam wurde sie auch neugierig, was er ihr zu sagen hatte. „Na schön“, meinte sie und trat hinaus zu ihm auf den Gang. Die Tür schloss sie hinter sich. „Dann sag mir den Ort, an den wir gehen können, ohne dass jemand auf falsche Gedanken kommt.“ Ein Grinsen erschien auf seinem Gesicht, als er sich in Bewegung setzte und ihr mit einer Handbewegung bedeutete, ihm zu folgen. Rin hatte ein komisches Gefühl dabei, mit ihm zu gehen, und es wäre ihr lieber gewesen, nicht mit ihm alleine zu sein, sondern jemanden bei sich zu haben, dem sie voll und ganz vertraute. Doch wahrscheinlich würde dies Itachi nur beleidigen, und sie wollte nicht gemein sein. Sie wusste, was er getan hatte, und dieser Gedanke war stets fest in ihrem Hinterkopf verankert, wenn sie ihn sah. Und ihr Gefühl sagte ihr, dass er sie eines Besseren belehren würde. ~Ͼ~Ͽ~ Itachi führte Rin hinaus und ein kurzes Stück um den Berg herum, der ihr Versteck darstellte. Er suchte ihnen einen Platz im Schatten aus und ließ sich auf dem saftigen Gras nieder. Rin setzte sich ihm gegenüber und wartete schweigend darauf, dass er das Wort ergriff. Sie war misstrauisch, das konnte er ganz genau sehen, auch wenn sie es versuchte zu verbergen, aber da war ebenso eine gute Portion Neugier. Dieser Teil hatte anscheinend überwogen, als sie beschlossen hatte, ihm zu folgen und ihn anzuhören. Auch wenn sie alleine waren… Am liebsten hätte er ihr jetzt wieder dieses heitere Grinsen vorgespielt, das er so vielen zeigte, doch er war absolut nicht in der Stimmung dazu. Die letzte Nacht hatte er kaum ein Auge zugetan, und wenn, dann hatten ihn Alpträume geplagt von den Leichen seiner Familie und wie sich Temaris Blut mit ihrem vermischte… Er versuchte immer wieder, diese Bilder abzuschütteln, doch es war, als hätte sie ihm jemand vor sein inneres Auge geklebt. Er versuchte, sich wieder auf Rin zu konzentrieren, deren Finger mittlerweile ungeduldig mit den langen Grashalmen spielten. Es wurde Zeit, dass er anfing. Sonst würden sie beide noch verrückt werden. „Kakashi war gestern Abend bei mir“, erzählte er. Sie wirkte verblüfft. „Ach ja?“ Itachi nickte. „Er wollte, dass ich dir meinen Teil der Geschichte erzähle.“ Rin wurde etwas blass um die Nasenspitze herum und rutschte in eine andere Sitzposition, aber sie schwieg. „Ich habe ihm zugestimmt“, fuhr er fort, „aber wenn du sie nicht hören möchtest, dann steht es dir frei zu gehen.“ Sie zögerte, bevor sie ihm antwortete. „Ich würde gerne wissen, was damals passiert ist, aber letztendlich liegt es an dir, ob du es erzählen möchtest oder nicht.“ Wie höflich sie doch war. Immer bedacht, die richtigen Worte zu wählen, ganz anders als Temari, die sofort aussprach, was sie dachte. Wieder schweiften seine Gedanken zu dieser Frau und er zwang sich, sich auf die Vergangenheit zu konzentrieren. Er dachte zurück an das große Anwesen, in dem er aufgewachsen war, in dem jedes Mitglied der mächtigen Familie Uchiha lebte. Er sah das Familienwappen, der rot-weiße Fächer, der auf die Wände der Häuser gemalt war. Und er sah die Gesichter seiner Eltern. Das sanfte Lächeln von Uchiha Mikoto und die strengen Gesichtszüge von Uchiha Fugaku. Dann das rundliche Gesicht seines kleinen Bruders. Damals war er nur ein Baby. Nur dieses Bild hatte er von ihm im Kopf, seit jener Nacht hatte er ihn nicht wieder gesehen. „Ich weiß nicht, wie gut du meine Familie kanntest oder was du über uns gehört hast, bevor dies alles geschah“, begann er, „aber was immer es war, es war alles gelogen.“ Rin schien geschockt, dabei hatte er nicht mal richtig angefangen. „Ich wusste von dem Kampf zwischen Madara und von dem großen Senju, und dass Madara verloren hat.“ Itachi nickte. „Und dass die Uchihas die treuen Gesetzeshüter von Konoha waren, stets freundlich und hilfsbereit und darauf bedacht, das Oberhaupt in allen Lagen zu unterstützen.“ Sie blinzelte verwirrt. „Glaubst du wirklich, dass sie es so einfach hinnahmen, dass unserer Familie der Sieg genommen wurde und damit die Chance vergönnt war, nicht nur über Konoha zu herrschen?“ Itachi schüttelte leicht den Kopf. „Nein, wir sind keine Bilderbuchfamilie. Sie wussten es alle nur gut zu verbergen, was sie wirklich dachten, was sie wirklich wollten. Tief in ihrem Innern wussten sie alle, dass Madara noch irgendwo da draußen war, und warteten nur darauf, dass er zurück kam, um sie zu führen.“ „Aber Obito hat nie…“, setzte sie an, doch er unterbrach sie. „Obito war noch ein Kind“, sagte er. „Ein naiver Junge, der von dem Oberhaupt Konohas trainiert werden wollte, anstatt auf die Ausbildung der Familie zu vertrauen. Vielleicht machten sie gute Miene zum bösen Spiel, aber ich weiß, dass seine Eltern sich für ihren Sohn schämten und nur böse Blicke deswegen kassierten.“ „Obito war älter als du, woher willst du das also alles wissen?“, fragte Rin erbost. Eine berechtigte Frage, das musste er zugeben. Und doch hatte sie keine Ahnung… Niemand hätte ahnen können, wie die Uchihas wirklich waren. Er selbst hatte seine Familie als heilig gesehen, die Beschützer der Stadt, treue Gefolgsleute ihres Anführers. Er war sogar stolz darauf gewesen, dass sie die Niederlage von Madara so gut verkraftet hatten und dass dies doch nur die Stärke seines Clans zeigte. Wie sehr er sich doch für diese dummen Gedanken hasste! Wie naiv er gewesen war. Doch es hatte sich alles geändert an diesem einen Abend. „Es war kurze Zeit nach der Geburt meines Bruders gewesen. Es war schon spät und ich lag im Bett, als ich ihn weinen hörte.“ Es war, als würde das Geschrei von Sasuke noch immer in seinen Ohren klingeln. „Ich versuchte ihn zu beruhigen, doch er wollte einfach nicht aufhören, und meine Eltern reagierten nicht. Ich ging meine Mutter suchen, um ihr Bescheid zu sagen, dabei konnte ich zufällig das Gespräch zwischen meinen Eltern belauschen.“ Leise Stimmen, die hektisch sprachen. Er hatte die Erregung in der seines Vaters hören können, die Freude, während er diese Worte sprach. Wie sehr war Hass in ihm aufgestiegen, als er diesem Gespräch lauschte. Es war, als würde er wieder dort stehen, hinter der Wand neben der Tür, und jedes Wort hören können. „Es ist mir zu Ohren gekommen, dass er es geschafft hat“, sagte Fugaku leise, „die Quelle des Lebens.“ „Du hast immer gesagt, dass Madara nicht tot ist und nur einen Rückschlag erlitten hat“, pflichtete ihm Mikoto bei. Itachi verstand nicht, wie seine Mutter so etwas sagen konnte. Vielleicht wurde Madara von den Uchihas verehrt wie eine Gottheit, doch für ihn war er schon immer der Böse in der ganzen Geschichte gewesen. Es war ein Schock gewesen zu hören, dass er noch am Leben sein sollte. Zu viele Jahre war es her gewesen. „Natürlich lebt er“, herrschte Fugaku sie an. „Und er ist auf dem Weg hierher, um sich endlich das zu holen, was ihm gehört.“ Ein Schweigen folgte, bevor er fortfuhr. „Wir als seine Familie werden ihm natürlich die volle Unterstützung geben, die er braucht, um an die Macht zu kommen. Darauf haben wir all die Jahre gewartet. Immer nur ein Taugenichts nach dem anderen, der versucht hat, dieses Dorf zu führen. Ich habe es satt, dieses Spiel zu spielen. Ich will endlich zeigen, wie mächtig wir eigentlich sind. Es ist an der Zeit, da wir uns erheben. Sie sollen sehen, dass wir sogar den Tod überwinden können.“ Itachi presste sich die Hände auf die Ohren. Er wollte diese Worte nicht mehr hören. Die Worte, die ihm zeigten, was für eine Maskerade seine Familie über all die Jahre aufgebaut hatte, nur um zu verbergen, wie ihre wahren Absichten waren. Es schockierte ihn, in was für einen grausamen Clan er da hineingeboren worden war. Itachi war nicht so wie sie. Er wartete nicht auf Madara. Stattdessen wünschte er sich, dass er damals gestorben wäre. Quelle des Lebens… Er wusste nicht, was sein Vater damit meinte, doch es klang nicht gut. Und noch weniger gut war, dass Madara auf dem Weg nach Konoha war. Die Uchihas würden alles daran setzen, dass sie Madara an die Macht brachten, ohne Rücksicht auf Verluste… Dies müsste er verhindern. Das war seine Pflicht. Er musste Konoha beschützen, und vor allem sein sanftmütiges, freundliches und in seinen Augen sehr kompetentes Oberhaupt. Durch diesen Entschluss gestärkt, trat er mit schwereren Schritten als zuvor näher an die Tür, setzte ein besorgtes Gesicht auf und öffnete die Tür, um seine Eltern anzublicken. „Mama, Sasuke weint“, informierte er seine Mutter, die daraufhin sofort aufsprang und ihm im Vorbeigehen durch den dichten, schwarzen Haarschopf wuschelte. Itachi blieb mit seinem Vater alleine, und er war erschrocken von dem Blick, den er ihm zuwarf. Abwehrend, abweisend, aber doch entschlossen und zu allem bereit blitzten ihm diese roten Augen entgegen. So rot wie Blut, wie der Tod… Noch nie zuvor in seinem Leben hatte er so etwas gesehen. „Geh ins Bett, Itachi“, befahl er ihm. Sein Ton ließ keine Widerworte zu, doch Itachi hatte auch nicht vor, sich dem Willen seines Vaters zu widersetzen. Stattdessen konnte er es gar nicht erwarten, in sein Zimmer zu kommen. Er musste über so vieles nachdenken… Über diese Augen seines Vater… Und darüber, wie er die Uchihas aufhalten würde. Dies alles erzählte er Rin, sein Herz fühlte sich schwer an von diesen schrecklichen Erinnerungen. „Du hast recht, ich war noch zu jung, um es zu erfahren, doch der Zufall wollte es so. Vielleicht hätte Obito bald das richtige Alter erreicht, in dem seine Eltern ihm alles erzählt hätten, sogar die Geschichte von Madara selbst sollte erst ab einem bestimmten Alter den Kindern näher gebracht werden. Ich glaube, mein Vater hat sie mir zu früh erzählt, wahrscheinlich, weil er nicht länger damit warten konnte. Und ich weiß, dass Obito es von Minato erfahren hat und ziemlich beleidigt war, dass seine Eltern ihm nichts davon erzählt hatten. Es war an dem Abend, als Madara in Konoha auftauchte.“ „Manchmal ist diese schreckliche Nacht noch so nahe, als wäre es erst gestern passiert“, murmelte Rin abwesend. „Es war die Nacht, in der sich unser aller Leben veränderte“, erwiderte Itachi. „Ich wusste, dass es soweit war, als die Anspannung auf unserem Anwesen von Minute zu Minute größer wurde. Sie waren aufgeregt, konnten es gar nicht erwarten. Sie schienen ganz genau zu spüren, dass ihr Anführer zurückkehrt. Ich habe sie dafür gehasst, dass sie diesen Tyrannen so verehren konnten. Und ich war mir sicher, dass sie sich vor ihn in den Dreck werfen würden, um die Erde zu küssen, über die er ging. Sie würden ihm bedingungslos gehorchen. Wie Marionetten für ihn sein. Das konnte ich nicht zulassen.“ „Ich hatte keine Ahnung…“ Schuldbewusst wandte Rin den Blick ab. „Niemand konnte es ahnen. Ihre Maskerade war perfekt. Hätte ich es nicht vorher herausgefunden, dann wäre ich vielleicht heute nicht hier, sondern immer noch in Konoha und einer von Madaras Lakaien.“ Itachi lief bei diesem Gedanken ein kalter Schauer über den Rücken. Wie schrecklich es sein musste… „Du weißt, was ich getan habe, um sie aufzuhalten?“, fragte er leise. Sie nickte nur knapp und sah langsam wieder zu ihm auf. Eine tiefe Traurigkeit lag in ihren Augen, aber auch Schock, Ungläubigkeit. Doch mittlerweile auch einen Funken Verständnis. „Ich habe mir ein Langschwert mit schmaler Klinge aus dem Waffenschrank meines Vaters genommen, an dem Morgen nachdem ich es herausgefunden hatte. Meine Eltern waren nicht da und mein Vater hat es auch nicht vermisst, während ich es versteckt hielt. Damals war ich gerade einmal zehn Jahre alt und besaß noch keine eigene Waffe. Und in diesem Alter sollte man auch nicht solche Gedanken hegen, wie ich sie hatte. Doch ich konnte es nicht verhindern. Ich wusste, dass ich meine Gefühle abschalten musste bei dem, was ich plante. Nur ein einziger Satz dominierte, als ich das Schwert nahm, das mein Schicksal war. Du musst sie aufhalten.“ „Und du hast sie aufgehalten“, flüsterte Rin. Nein, das hatte er nicht. Diese Worte sprach er nicht aus. Und doch waren sie die bittere Realität. Er hatte auf ganzer Linie versagt. Sein Opfer war umsonst gewesen. Seine Taten waren nur ein kleiner Dämpfer gewesen, mehr nicht. Obwohl er seine Gefühle einfach unterdrückt hatte, war die Erinnerung an seine Taten alles andere als schön. Er sah das überraschte Gesicht seines Vaters vor seinem inneren Auge, als er ihm plötzlich das Schwert an die Brust hielt und ihm erklärte, dass er ihn nun töten müsse, damit er Madara nicht helfen könnte. Fugaku hatte gelacht, ihn nicht ernst genommen. Bis ein langer Schnitt seinen Oberkörper bluten ließ. Dann hatte er sich feige auf dem Boden gewunden und um sein Leben gebettelt. Ihn angefleht doch zur Vernunft zu kommen. Aber sein Vater war derjenige gewesen, der hätte zur Vernunft kommen sollen. Er hatte Fugaku zum Schweigen gebracht, ehe er es selbst registrieren konnte. Das Blut war ungehindert aus den Wunden gesickert und hatte den Boden rot gefärbt. „Von da an habe ich nur noch Rot gesehen“, erzählte er. „Meine Mutter überraschte ich von hinten. Ich habe ihr die Kehle durchgeschnitten, es ging schnell. Als ich das Haus verließ, wurde es bereits dunkel. Mehrere hatten sich draußen versammelt, standen dort in stiller Erwartung, deshalb wusste ich, dass ich nicht mehr viel Zeit haben würde. Ich schlich mich in das nächste Haus, dort lebten ein Onkel von mir und meine Tante. Auch sie tötete ich mit Leichtigkeit, da das Überraschungsmoment auf meiner Seite war. Und gerade, als ich weiter wollte, hörte ich einen durchdringenden Schrei. Jemand hatte die Leichen meiner Eltern entdeckt.“ Noch ganz genau konnte er sich daran zurück erinnern. Ihm war beinahe das Herz stehen geblieben, doch gleichzeitig hatte er sich gehasst für seine Naivität und Dummheit. Als hätte er seinen ganzen Clan töten können, ohne dass es unbemerkt bleiben würde. Und dann zählte für ihn nur noch eines. „Ich rannte zurück zu meinem Elternhaus, wo ich einen Cousin meines Vaters und seine Frau fand. Ich musste sie schnell aus dem Weg räumen, dann führte mein Weg nach oben zu Sasuke. Er musste mit mir kommen, ich sah keine andere Möglichkeit. Nur so konnte ich ihn vor Madara beschützen, auch wenn das hieß, dass er sich mit seinem Bruder, dem Mörder seiner Eltern, verstecken musste, immer wieder auf der Flucht. Ich wusste, dass mich dies erwarten würde, wenn ich meinen Plan in die Tat umsetzen wollte.“ Doch er war nicht weit gekommen. Kurz, nachdem er das Haus erneut verlassen hatte, stellten sich ihm seine Familienangehörigen in den Weg. Blind hatte er mit dem Schwert um sich geschlagen, um nicht nur sich, sondern auch Sasuke zu verteidigen. Als er wieder zu sich kam, lagen sie alle am Boden, reglos, und auch sein Körper war blutverschmiert und von Schnittwunden übersät gewesen, aber die nächsten kamen schon auf ihn zu. „Ich bin gerannt, so schnell, wie noch nie in meinem Leben zuvor. Sasuke schrie, er weinte, während ich immer weiter lief. Ich wusste nicht, wohin ich sollte, aber meine Füße schienen trotzdem einem bestimmten Weg zu folgen. Trotzdem holten sie mich ein. Sie hatten die längeren Beine, waren trainierter als ich. Und dieses Mal hatte ich nicht so viel Glück. Sie stellten sich mir entgegen und ich kämpfte gegen sie, doch meine Chancen wurden von Sekunde zu Sekunde geringer. Dann entrissen sie mir Sasuke und die einzige Möglichkeit, die mir blieb, damit ich überlebte, war die Flucht.“ Wieder war er gelaufen, immer weiter, immer weiter. Seine Lungen hatten gebrannt wie Feuer, seine Beine waren weich geworden vor Anstrengung, und doch trieb ihn das Adrenalin immer weiter vorwärts. Irgendwann hatte er bemerkt, dass sie ihm nicht weiter folgten, und zunächst war er verwundert darüber gewesen. „Ich kam an die Hütte von Minato und Kushina, erst da wurde mir bewusst, dass ich die ganze Zeit nur zu ihnen wollte. Minato war ein großartiges Oberhaupt, und ich musste ihn warnen, dass er seine Frau und sich selbst in Sicherheit brachte. Aber ich kam zu spät. Sie waren bereits tot.“ Schweigen breitete sich zwischen den beiden aus und Itachi war sich sicher, dass sie nun an Kakashis Teil der Geschichte dachte. Er räusperte sich leise. „Als ich ihre Leichen sah wusste ich, weshalb meine Verfolger aufgegeben hatten. Sie wollten sich nicht die Hände schmutzig machen und dachten, dass ich sowieso mein Leben verlieren würde, wenn ich dem Feind in die Arme laufe. Den Rest der Geschichte kennst du schon.“ Abwesend schüttelte Rin den Kopf. „Ich hätte niemals gedacht, dass sie schon so lange auf ihn warteten, dass sie wussten, dass er wieder kommen würde.“ „Rin, ich weiß, dass mich meine Vergangenheit nicht unbedingt zu einem Helden macht, aber ich hoffe dennoch, dass du ein wenig Verständnis für meine Beweggründe hast“, sagte Itachi leise. Er musste an Kakashis Worte denken, dass es ihm wichtig sei, dass sie ihn verstehen lernte. Und es war wichtig, dass sie ihm vertraute. In dieser schweren Zeit mussten sie sich untereinander verstehen, vertrauen, sich aufeinander verlassen können. „Ich habe gesehen, was du getan hast, ich habe gehört, was du getan hast, und ich wusste nie, wieso. Immer wieder habe ich es mich gefragt und habe keine Antwort darauf finden können. Auch wenn ich immer nahe bei deiner Familie war und für sie arbeiten musste, ihre Tyrannei erfuhr wie jeder andere auch in Konoha. Aber nun verstehe ich.“ Er war überrascht, als sie plötzlich seine Hand packte und sie sanft drückte. „Ich weiß nicht, ob du viel von Sasuke gehört hast“, sagte sie leise. Itachi schüttelte den Kopf. „Ich weiß nur, dass er am Leben ist und bei Madara im Anwesen wohnt. Jedes Mal, wenn wir in Konoha waren, habe ich mich nach ihm erkundigt, weil ich schlecht zu ihm gehen konnte, und Tsunade konnte immer wieder nur sagen, dass es ihm gut ginge. Er ist ein Uchiha. Eine Marionette für Madara, die er noch nach seinem Willen formen kann.“ Rin lächelte ihn aufmunternd an. „Ich glaube nicht, dass Sasuke ist wie die anderen. Er hat eine Frau an seiner Seite, von der ich weiß, dass sie niemals zulassen würde, dass er so wird wie Madara.“ Das verblüffte Itachi. „Eine Frau?“, hakte er nach. „Er ist…“ „Ja, er ist verheiratet.“ Rin nickte. „Sasuke mag kühl sein, abwesend und distanziert, aber wenn er sie ansieht, dann ist da etwas anderes in seinen Augen, Zuneigung, Sanftheit. Ich war ihre Ärztin, bevor ich hier her kam. Sie erwartet ein Kind.“ Sein Herz begann augenblicklich schneller zu schlagen. Er wurde Onkel… Und sein Bruder war glücklich und hatte eine tolle Frau an seiner Seite. Rin verzog leicht das Gesicht. „Seine Frau hat mir bei der letzten Untersuchung erzählt, was du getan hast. Und sie weiß es von ihm.“ Die Freude von zuvor zerbrach langsam. Ihm war klar gewesen, dass Madara und der Rest seiner Familie von seinen Taten erzählen würden, um den Hass auf ihn immer weiter anzustacheln, aber immerhin wusste Sasuke so, dass er einen älteren Bruder hatte. „Ich danke dir.“ „Nein. Ich muss mich bei dir bedanken.“ Sie beugte sich vor und umarmte ihn kurz. „Gib die Hoffnung nicht auf, dass er sich Madara widersetzen wird. Ich glaube fest daran, dass in ihm ein kleiner Rebell steckt, so wie in dir.“ Ihre Worte munterten ihn ein wenig auf. Sie gab ihm einen Hoffnungsschimmer, an den er sich klammern würde. Und wer wusste es schon, aber vielleicht würde er eines Tages mit seinem Bruder reden und lachen können. Er wünschte sich, dass diese Zeit kam, in der nichts zwischen ihnen stehen würde. Wenn sie sich gegenseitig kennenlernen konnten. Außerdem wollte er seine Frau treffen, und seinen Neffen oder seine Nichte. Er wollte ihnen die Frau vorstellen, die ihm am Herzen lag, die an seine Seite gehörte. Er stockte. Nein, so etwas konnte er nicht denken. Noch gehörte Temari nicht zu ihm… Er wusste einfach nicht, was er tun sollte. „Darf ich dich etwas fragen, Rin? Etwas Persönliches?“ Die Worte entwichen ihm, bevor er es verhindern konnte. „Na schön… Ich werde dann entscheiden, ob ich darauf antworte oder nicht.“ Sie lächelte. „Wir sind eine Rebellion und uns stehen schwere Zeiten bevor“, begann er. „Es ist nicht klar, wie viele von uns den Kampf überleben werden. Würdest du trotz allem mit Kakashi zusammen sein wollen, auch wenn du weißt, dass er vielleicht sterben wird? Oder dass dein Leben auf dem Spiel steht, weil du eine Beziehung mit ihm hast?“ Rins Wangen färbten sich in einen dunklen Rotton. Ihr war die Frage sehr unangenehm, das konnte er deutlich sehen, aber er hoffte, dass sie dennoch darauf antworten würde. Die Meinung von einer Frau zu hören, die in einer ähnlicher Situation steckte wie Temari, war ihm sehr wichtig. „Woher willst du wissen, dass ich Kakashi auf diese Art und Weise mag?“, erkundigte sie sich. „Ihr seid lange Zeit getrennt gewesen, das hat eure Freundschaft auf eine harte Probe gestellt. Und doch hast du ihm schnell verziehen, dass er dich in all der Zeit gemieden hat, weil du weißt, dass dies alles deinem Schutz diente. Ich habe euch früher oft zusammen gesehen, als wir noch Kinder waren, und jetzt sehe ich euch als Erwachsene, und es ist, als wäre nie etwas geschehen. Außerdem erkenne ich es an der Art, wie du ihn ansiehst“, erklärte er und unwillkürlich schlich sich ein Grinsen auf sein Gesicht. Rin räusperte sich verlegen. Ihre Stimme war sanft, als sie sprach. „Weißt du, ich versuche nicht daran zu denken, was kommen wird. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie er blutend am Boden liegt, im Sterben, und ich ihn nicht mehr retten kann. Stattdessen möchte ich die Zeit genießen, die wir haben. Einfach jede Sekunde nutzen, um glücklich zu sein. Es kann jederzeit vorbei sein, dafür braucht man keinen Krieg.“ Sie hatte so recht, verdammt noch mal. Ihre Worte waren weise und die pure Wahrheit. Itachi glaubte fest daran, dass Temari genau das gleiche dachte. Und doch war da noch ein kleiner Funken Zweifel in ihm. Auch wenn diese außergewöhnliche Frau ihn liebte und immer an seiner Seite sein würde, er konnte einfach nicht über seinen Schatten springen und sie absichtlich in Gefahr bringen. Noch nicht. Itachi hätte bei diesem Gedanken beinahe laut aufgelacht. Die Liebe war schon ein komisches Spiel, in dem es keine Regeln zu geben schien. Temari hatte ihm in der vergangenen Nacht ein Ultimatum gesetzt, und er wusste ganz genau, dass, auch wenn er noch so lange darüber nachdenken und seine Gefühle verleugnen würde, die Liebe zu ihr doch die Oberhand gewinnen würde. Er konnte sich einfach nicht von ihr fern halten. Sein Herz würde vor Kummer zerspringen, wenn er sie immer wieder sehen würde, wenn sie in die Höhlen kam, und er dabei wissen würde, dass sie niemals ihm gehören könnte. Weil er seine Chance vertan hatte. Er konnte es nicht. Seine Gefühle für sie machten ihn schwach und gleichzeitig stark, weil er wusste, dass sie ihn immer unterstützen würde. Das, was die letzte Nacht zwischen ihnen geschehen war, das Gefühl, mit ihr zusammen zu sein, Temaris Worte, Rins Antwort auf seine Frage… Dies alles konnte er nicht vergessen. Er spürte, dass er soeben eine Entscheidung getroffen hatte. Doch wie sollte er es ihr beibringen? Er musste sich für sein Verhalten entschuldigen, durfte es nicht einfach so herunter spielen. Seine Worte mussten bedacht sein, er wollte sie nicht noch mehr verletzten, als er es ohnehin schon getan hatte. „Itachi?“ Rins Stimme ließ ihn aufblicken. Sie saß da und musterte ihn unsicher. Wie lange war er in Gedanken versunken gewesen? „Habe ich etwas Falsches gesagt?“ Er schüttelte den Kopf. „Nein, ganz und gar nicht. Im Gegenteil – du hast genau das Richtige gesagt. Und dafür danke ich dir.“ Ein leichtes Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. „Na schön, dann… werde ich mal gehen“, sagte sie langsam. „Tut mir leid, aber wie es scheint, gibt es hier noch einiges zu tun.“ „Natürlich“, meinte er und sprang auf. „Die Leute sind froh, dass hier endlich eine Heilerin aufgetaucht ist. Die nächsten Tage wirst du wahrscheinlich nicht so viel Ruhe haben.“ Er reichte ihr seine Hand und half ihr aufzustehen. „Danke“, murmelte sie. „Wir sehen uns später.“ Itachi nickte nur und blickte ihr nach, bis sie um die Ecke verschwunden war. Kakashi konnte sich wirklich glücklich schätzen, dass eine Frau wie Rin an seiner Seite war… oder sein würde. Er hoffte zumindest, dass sein Freund nicht die gleichen Fehler machen würde, wie er es getan hatte. Rin verdiente es genauso wenig, unglücklich zu sein, wie Temari. Er ließ sich zurück ins Gras sinken und starrte in den wolkenlosen blauen Himmel, lauschte den Geräuschen des Dschungels um ihn herum und dem Wasserfall. Es entspannte ihn, hier alleine zu sein. Doch die Gedanken holten ihn schnell wieder ein. Er würde eine Menge nachdenken müssen. Nicht nur über Temari, sondern auch über ihren Ausflug nach Oto zu Orochimaru. Sie wussten nicht, was sie erwarten würde, doch sie hatten keine andere Möglichkeit, um weiter voran zu kommen. Orochimaru hatte seine Augen und Ohren überall, vielleicht hatte er nützliche Informationen für sie. Aber was auch immer sie erleben würden, wenn sie dort ankamen, er würde kämpfen und nicht aufgeben. Denn es wartete jemand auf ihn. Und für diese Person lohnte es sich zu kämpfen. Ganz bestimmt. ~Ͼ~Ͽ~~Ͼ~Ͽ~~Ͼ~Ͽ~ Bonjour! Wie versprochen schon diese Woche ein neues Kapitel, bzw. den zweiten Teil des vorherigen Kapitels. Vielleicht merkt man an der Länge des Kapitels, dass es doch ganz gut war, dass ich zwei Teile draus gemacht habe. Ja~ Itachis Vergangenheit also. Ich hoffe, sie hat euch mehr oder weniger gefallen. Wann das nächste Kapitel kommt, kann ich jetzt noch nicht sagen. Ich muss noch zwei Wochen arbeiten und habe dann wieder Berufsschule, weiß aber noch nicht, wie das mit dem Stundenplan und dem Lernen aussieht. Und jetzt wollte ich erst mal das neue Kapitel für meine andere FF schreiben. *drop* Aber ich verspreche, dass ich mir Mühe geben werde, schnell zu updaten. Vielen Dank noch einmal für die lieben Kommentare beim letzten Mal. Bis zum nächsten Mal. Gruß, hia Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)