Candlelight Dreams von Chimi-mimi (One-Shots - Challenge) ================================================================================ Kapitel 1: Erstes Licht: Augenblick ----------------------------------- Es war nur ein Augenblick und dann warst du weg. Nur einen Augenblick, den ich mit dir verbringen durfte, nur ein Augenblick, in dem er dich zu sich geholt hat. Und jetzt stehe ich hier. Der Winter ist gekommen und du bist gegangen. Dein glockenhelles Lachen ist weg, ebenso wie die singenden Vögel. Die Blumen sind verwelkt, der Kälte unterlegen, so wie ich unter meiner Trauer eingegangen bin. Während ich hier stehe und mich an unsere kurzen gemeinsamen Augenblicke erinnere, umklammere ich krampfhaft die Rose, deine Lieblingsblume. Sie sticht mich, doch der Schmerz ist es, der mir bewusst macht, dass ich noch lebe. Und du nicht. Ich lege die Blume ab, ein kleiner Lichtblick auf dem trostlosen braunen Grab. Fasziniert betrachte ich den kleinen Blutstropfen, der an meinem Finger entlang rinnt. Er erinnert mich an… Dann denke ich zurück an den Tag. Den letzten Tag. Wir waren so glücklich. Ich weiß es noch genau. Die Sonne hat geschienen, der Himmel war strahlend blau. Es war nicht warm, nein, du hattest deine weißen Fäustlinge an und eine ganz rote Nase. Aber dir hat es nichts ausgemacht, du sagtest mir, du liebst diese kühle Herbstluft. Wir sind an einem großen, braunen Fluss entlang gelaufen. Du hattest ein Stück altes Brot dabei und die Enten gefüttert. Deine unglaubliche Tierliebe, du konntest an keinem Tier vorbeigehen und hattest immer etwas zu fressen für sie dabei. Wie du gestrahlt hast, als die Enten dich schnatternd umringt haben. Als dein Brot alle war, hast du dich mit einem kleinen Lächeln bei ihnen entschuldigt. „Tut mir Leid, ich habe nichts mehr.“ Dann hast du meine Hand in deine kleine genommen und mich in den Park gezogen. Gemeinsam sind wir über die Wiese gerannt, atemlos lachend. Haben uns am anderen Ende ein Coffee to go geholt. Auf einer kalten, grünen Parkbank hast du ihn getrunken, zuerst war er dir zu heiß, dann wieder zu kalt. Aber du hast ihn getrunken, man soll nichts kaputt gehen lassen. Mit deiner hellen Stimme hast du mir Geschichten aus deiner Kindheit erzählt. Von deiner Lieblingspuppe, deiner ersten Reitstunde und das Weihnachten, an dem dein Großvater gestorben ist. Dabei kannten wir uns erst ein paar Stunden. Ich habe dich in der U-Bahn angesprochen und du hast mich mit einem Lächeln eingeladen. „Lass uns spazieren gehen!“, hast du mich aufgefordert und ich habe zugestimmt. In diesem Moment war ich überglücklich. Schon seit einigen Wochen hatte ich dich beobachtet, bei mir war es Liebe auf den ersten Blick. Deine fröhliche Art und Weise, deine roten Wangen, wenn du mal wieder knapp dran warst. Das entschuldigende Lächeln zum Fahrer, der zwar immer schimpfte, aber auch jedes Mal auf dich wartete. Wenn du älteren Menschen den Platz angeboten hast, wenn du in einer Kurve das Gleichgewicht verloren hast und oft fast hingeflogen wärst. Ganz einfach die Tatsache, dass du nie schlechte Laune und immer ein Lachen in den Augen hattest. Da auf dieser Parkbank hast du mir gesagt, dass auch du mich schon eine Weile beobachtest. Hast mir gesagt, dass du mich gerne öfter treffen würdest. Mich, den wohl durchschnittlichsten Mensch auf der Welt. Das war das schönste Gefühl, das ich je hatte. Wir haben uns verabredet. Für den Tag darauf, gleiche Uhrzeit, gleicher Ort. Enten füttern, Kaffee trinken und reden. Mehr über dich lernen, mehr über mich erzählen. Dann bist du los, in Eile. Du bist auf die Straße, hast dich umgedreht und mir gewinkt. Ich habe noch nach dir gerufen, wollte dich warnen, doch es war zu spät. Zu spät. Deine weißen Handschuhe waren nicht mehr weiß. Das Lächeln starb mit dir. Und ich stand da, erstarrt, hilflos, mein Blick nur auf dich gerichtet. Blind für alles andere und ich dachte nur, warum. Warum? Warum… Es war doch nur ein kurzer Augenblick, zu kurz, viel zu kurz. Kapitel 2: Zweites Licht: Mut ----------------------------- Schon seit Wochen denke ich über eine Frage nach: Habe ich den Mut zu sterben? Dann schaue ich mich um, betrachte dieses Drecksloch von Wohnung und mich selbst. Ein farbloser, durchschnittlicher Büroangestellter Mitte Zwanzig, ziemlich austauschbar. Und meine Wohnung? Eigentlich ist sie nicht einmal dieser Bezeichnung würdig. Ein Klappstuhl, eine Obstkiste als Tisch, eine Matratze, bei der man schon die Federn sieht. Die Glühbirne hängt auch nur noch am seidenen Faden und der Lärm dieser Säufer aus dem Nachbarsloch macht die Sache auch nicht viel besser. Meine anderen Möbelstücke habe ich schon vor einiger Zeit verkauft. Den Fernseher, die Couch, der richtige Tisch. Küche hatte ich nie eine. Als ich hier eingezogen bin, hatte ich nicht vor länger als ein Jahr hier zu leben. Damals glaubte ich allerdings noch an die große Chance. Karriereleiter hoch, aus dem Armenviertel raus. Ich war ganz schön optimistisch. Aber meine Ankunft in der Realität war hart. Großraumbüro, die übelste Wohngegend. Das ist mein Leben. Vor kurzem habe ich etwas gelesen. Es hat mich zum Nachdenken gebracht, dieser Satz hat mich hierher gebracht. Jetzt sitze ich hier und schreibe meinen Abschiedsbrief. Aber zurück zu dem Satz, ein Kollege hat ihn sich auf den Schreibtisch gestellt, gerahmt: Mut ist die Voraussetzung für alles, was wir erreichen wollen und können. Allein, wenn ich daran denke, könnte ich lachen. Mir hat mein Mut nichts gebracht. So stolz habe ich meine Eltern verlassen, bin ins Leben hinausgegangen. Diese Aussage hat damals vollkommen zugetroffen. So hätte ich es gesehen. Doch heute weiß ich, dass Mut nicht alles ist. Man kann dadurch nicht alles erreichen. Könnte man das, wäre ich heute Millionär, glücklich verheiratet und stolzer Leiter eines Konzerns. Bin ich das? Nein. Stattdessen sinniere ich in diesem Loch über den Tod, den Mut und mein vergeigtes Leben. Ich bin schon vor längerem zu diesem Entschluss gekommen: Ich werde sterben. Und während ich hier meine letzten Gedanken niederschreibe, wandert mein Blick immer wieder zu den Tabletten, die direkt vor mir liegen. Es soll ein schöner Tod werden, ich möchte einfach nur einschlafen und nie wieder aufwachen. Meine Abschiedsmusik wird eines dieser HipHop-Lieder meines Nachbarn werden. Die letzten Worte, die ich höre, der Streit des Pärchens auf der anderen Seite. Das Letzte, das ich sehe, den Riss in der maroden Decke. Aber ich bin glücklich. Ich weiß, ich habe nicht den Mut, weiterzuleben. Der Tod erscheint mir die richtige Lösung zu sein. Ich werde müde, langsam, immer stärker. Doch ich habe keine Angst mehr, nein, ich freue mich. An meine geliebten Eltern, meine kleine Schwester: Es tut_____________ Kapitel 3: Drittes Licht: Reichtum - Armut ------------------------------------------ Der Weihnachtsbaum leuchtete durch die hohen Flügeltüren weit hinaus. Die Angestellten liefen mit fröhlichem Lachen durch die langen Gänge. Einer von ihnen mühte sich mit der großen Tanne ab, wollte ihr den letzten Schliff verpassen. Einige Köche schmeckten das Abendmenü ab, würzten hier noch ein bisschen und scherzten dort ein bisschen. Der Hausherr saß mit seiner Pfeife und einem Buch vor dem Kamin, die Hausherrin strickte noch ein bisschen und zwei der drei Kinder spielen mit ihren Gameboys auf den dicken weichen Teppichen. Die Weihnachtstimmung war hier allgegenwärtig. Selbst das Haus strahlte wie ein Juwel in die schneebedeckte Landschaft hinaus. Nur ein Fenster war noch dunkel. Meines. Die Tür war abgeschlossen und ich lag hier im Dunkeln auf meinem Bett. Ich brauchte dieses Szenario dort unten nicht zu sehen, um zu wissen, was sich dort abspielte. So ist es jedes Jahr. An Weihnachten kamen alle Familienmitglieder zusammen und spielten die glückliche Familie. Aber ich machte das dieses Jahr nicht mit. Nein, ich konnte es einfach nicht mehr ertragen. Meine kostbare Robe, die ich anziehen sollte, lag achtlos in einer Zimmerecke. Meine Mutter, wie ich dieses Wort verabscheue, hatte sie mir an diesem Morgen an meinen Schrank gehängt. Zugegeben, es war ein wunderschönes Kleid. Am Oberkörper lag es eng an, unten, nur an den Füßen weitete es sich ein bisschen. Es war nachtblau, der Rock mit silbernen Ornamenten durchsetzt. Mein blondes Haar leuchtete darauf noch mehr und das Blau meiner Augen wurde betont. Doch es konnte nicht eine Familie ersetzen. Ich hatte es anprobiert, es hatte perfekt gepasst, aber ich wusste, dies nicht der Tag, an dem ich es tragen würde. Meine alte Jeans, der warme schwarze Pulli, die bequemen Turnschuhe und ein einfacher Pferdeschwanz. Keine Juwelen, keine teuren Roben, keine Diademe und keine komplizierte Steckfrisur. Das würde an dem Ort, den ich an diesem Abend noch besuchen wollte, nicht gut ankommen. So langsam war es an der Zeit für meinen großen Auftritt. Noch glaubte meine geliebte Familie, ich würde mich richten, aber jetzt werde ich ihnen diese Illusion nehmen. Das wird meine Ein-Frau-Show werden. Leise öffnete ich die Tür und schlich runter zum Salon. Zum Glück begegnete ich keinem der Dienstboten. Einige Minuten beobachtete ich die scheinbare Idylle, dann trat ich mit hocherhobenem Kopf ein. „Ich möchte mit euch reden“, erstaunt und zum Teil etwas angewidert sah meine Familie mich an, „Dieses Weihnachten werde ich nicht mit euch feiern.“ Nun überwog das Entsetzen in ihren Gesichtern, ich aber lehnte mich entspannt an den Türrahmen. „Seit Jahren machen wir auf glückliche Familie, nur wegen diesem einen Feiertag. Warum denn? Vater ist die ganze Zeit auf Geschäftsreisen, mit anderen Worten, er hat jede Menge Affären, Mutter ertränkt ihren Kummer in Alkohol und geht dauernd auf irgendwelche Wohltätigkeitsveranstaltungen, die sie nicht interessieren. Sie will nur gesehen werden. Und diese Beiden sind unglaublich verwöhnt, nehmen in ihrer Freizeit Drogen und sind im Prinzip schon vollkommen verblödet. Ich will nicht sagen, dass ich perfekt bin. Immerhin bin ich eine schlechte Schülerin, weil ich einfach keinen Bock auf Schule habe und wenn ich dann mal Zeit für mich habe, verbringe ich sie lieber mit Leuten, die für euch Sozialfälle sind. Jetzt rede ich!“, hart wies ich meinen Vater zurück, „Noch dazu kommt, dass ich keinen Respekt vor euch habe. Menschen wie euch verachte ich. Ihr seid schwach. Außerdem kapiert ihr nicht, dass Geld einen nicht glücklich macht? Ich meine, seht euch doch mal an! Betrüger, Säufer, Drogenabhängige, ich nimm im Übrigen seit einer Weile Antidepressiva, von dem her.“ Müde winkte ich ihnen zu, drehte mich um und sah in einige wenige, aber dafür ziemlich erschrockene Gesichter von Bediensteten. Ich lächelte ihnen trostlos zu und ging dann zur Haustür. „Wo… wo willst du hin?“, hörte ich dann die dünne Stimme meiner Mutter. „Ich gehe weg. In eine Kneipe. Zu meinen Freunden.“, antwortete ich ihr abweisend. Vielleicht wollte sie noch etwas sagen, aber ich war schon gegangen. Auf meinem Roller kämpfte ich mich langsam durch das Schneegestöber und dachte nach. Wahrscheinlich waren reiche Leute seelisch ärmer als wirklich arme Leute. Sie hatten versucht sich alles Glück der Welt zu kaufen und nun hatten sie es verlernt, mit anderen Menschen zu leben. Manchmal glaube ich, Armut und Reichtum können sich in einer Person vereinen… Kapitel 4: Viertes Licht: Sternschnuppe --------------------------------------- Es war eine klare, helle Nacht. Der Mond leuchtete hell am Himmel. Temari, die gerade aus Konoha zurückkehrte, betrachtete mit einem leichten Lächeln die Sterne. Eigentlich sollte sie jetzt eine Rast machen, aber es war eine so angenehm und schön, dass sie beschloss, weiterzuwandern. Suna war nicht mehr allzu weit entfernt und sie war noch nicht im Geringsten müde. Im Gegenteil, sie war so wach, wie schon lange nicht mehr. Doch daran war nicht nur die Kälte der Nacht schuld, sondern viel mehr ein Gedanken, der sie schon seit ihrem Aufbruch quälte. „Du und Shikamaru, wird Zeit, dass ihr zusammenkommt.“, das hatte ihr Sakura mit einem vielsagenden Grinsen zugeflüstert. Doch sie hatte sich getäuscht. Temari empfand nichts für Shikamaru, zumindest nichts außer Freundschaft. Er war ein toller Shinobi und ein genialer Taktiker. Sie unterhielt sich gerne mit ihm, ab und zu ließ sie sich sogar auf eine Partie Shogi ein, doch mehr war da nicht. Zwar konnte sie nicht für ihn sprechen, aber sie vermutete, dass er im Moment kein Interesse an irgendeiner tieferen Beziehung hatte. Wahrscheinlich war es ihm zu nervig. Bei dem Gedanken wurde Temaris Lächeln noch eine Spur breiter. Ja, das war es wahrscheinlich. Ja, Shikamaru war nur ein Freund, nichts weiter. Höchstens noch wie ein weiterer Bruder, aber da reichten ihr eigentlich schon die beiden, die sie daheim hatte. Liebe… Da war ein anderer Shinobi, um den sich ihre Gedanken viel zu oft drehten. War das vielleicht Liebe? Anfangs sicher nicht, nein, aber jetzt? Temari wusste es nicht. Bisher hatte sie sich es nicht eingestanden, aber heute, durch Sakuras Aussage, war sie sich darüber klar geworden. Sie hatte sich verliebt. In Naruto. In den blonden Chaoten. Warum, das wusste sie nicht. Konnte es nicht verstehen. Sicherlich war es keine Liebe auf den ersten Blick, sicherlich nicht nur auf Äußerlichkeiten beschränkt, obwohl sie zugeben musste, dass er, je älter er wurde, umso besser aussah. Das war eindeutig. Aber das war kein Grund sich zu verlieben, kein Grund dafür Naruto zu lieben. Es liefen so viele gut aussehende Typen rum… Vielleicht war es ja Liebe auf den zehnten oder zwanzigsten Blick. Hatte sie sich in seinen Charakter verliebt? Früher war er zu kindisch, ihrer Meinung nach, doch er hatte auch schon immer erwachsene Züge. Er hatte Gaara gerettet, zwei Mal. War es das? Dass er ihren kleinen Bruder aus seiner Einsamkeit rausgeholt hatte? Oder dass er ihn sogar vor Akatsuki gerettet hatte? Oder aber seine unglaubliche Fähigkeit Menschen zu vertrauen, die unerschütterliche Hoffnung, die rasende Wut, die er für seine Freunde empfinden konnte, die Einsamkeit, die man manchmal noch in seinen Augen lesen konnte? Vielleicht gab es aber auch einfach keinen Grund dafür ihn zu lieben. Manchmal wandelt sich Freundschaft in Liebe um. Mit einem Seufzer betrachtete Temari ratlos den Sternenhimmel, in der Hoffnung, dass diese ihr eine Antwort geben konnten. Sie wollte schon wieder den Blick senken, als ihr aus den Augenwinkeln etwas auffiel. War das etwa? Eine Sternschnuppe! Nein, ihr kam es so vor, als wären es hunderte von ihnen. Sternschnuppe über Sternschnuppen. Erst lachte Temari leise, dann immer lauter. Was für eine Antwort. Wunderschön, unglaublich. Doch dann fiel ihr etwas ein, man sollte sich bei Sternschnuppen immer etwas wünschen. Sie schloss die Augen und dachte an Naruto. Ja, das war ihr Wunsch. „Naruto, werde glücklich. Mit mir, ohne mich. Ich wünsche mir für dich alles Glück der Welt!“ Über ihr fiel nun auch die letzte Sternschnuppe in Richtung Erde. Kapitel 5: Fünftes Licht: Einsamkeit ------------------------------------ An Naruto Uzumaki. Ich schreibe dir diesen Brief, obwohl ich weiß, dass du ihn nie lesen wirst. Denn ich werde ihn nicht abschicken. Doch ich musste dies schreiben. Das, was in diesem Brief steht, das musste ich einfach loswerden. Es geht um Gaara. Und um dich, Naruto. Um euer gemeinsames Schicksal. Den Faden, der euch auf ewig verbinden wird. Schon als kleines Kind kapselte Gaara sich ab. Weder Temari noch ich hatten Zutritt zu seiner eigenen Welt. Er war verschlossen, seine Blicke lehrten uns das Fürchten. Das, was er konnte noch mehr. Wir hatten Angst vor unserem kleinen Bruder. Unsere Eltern starben früh und wir waren zu jung. Ich konnte ihm nicht die Liebe geben, die er brauchte, ich war viel zu selbstsüchtig. Heute mache ich mir Vorwürfe, dass ich es nicht versucht habe. Hätte ich vielleicht etwas ändern können? Wenn ich mich getraut hätte, ihm meine Meinung zu sagen, wäre er nicht das Monster geworden, das er was? Es ist falsch ihn Monster zu nennen, aber er war es einfach. Das kann man einfach nicht anders sagen. Ich schäme mich dafür. Nicht für Gaara, er kann nichts dafür, dass er so ist. Nein, ich schäme mich für mich. Ich war doch der Älteste, hatte die Verantwortung und habe dabei versagt. Ich habe mich abgewandt, habe Gaara in seiner eigenen Welt zurückgelassen. Er war einsam und ich habe es nicht gesehen, ich habe immer nur an mich gedacht. Erst die Begegnung mit dir hat es mir klar gemacht. Du hattest zwischendurch den gleichen Blick wie Gaara, hast es aber gut verborgen. Doch damals hatte ich mich bemüht, ihm näher zu kommen, daher kannte ich diesen Ausdruck. Einsamkeit. Ich wünschte, ich könnte euch besser verstehen, aber das kann ich nicht. Niemals, niemals in meinen Leben war ich so allein, so verhasst, so abgewiesen. Ich wünsche mir nicht, dass ich euch verstehe, ich wünschte, dass ihr das nie hättet erleben müssen. Du und Gaara, ihr seid stark. Unglaublich stark, sonst hättet ihr es nicht so weit geschafft. Dafür bewundere ich euch, insbesondere dich, Naruto. Was du ertragen hast und trotzdem deine fröhliche Art behalten hast… Es gibt so vieles, das ich noch schreiben möchte, viel zu viel. Es gibt so vieles, das zu sagen ist, ich kann mich nicht auf einen Punkt konzentrieren. Meine Gedanken kochen förmlich über, ich weiß nicht mehr, was ich sagen will. Nur eines: Danke. Du hast Gaara zurückgeholt, ihn aus seiner Einsamkeit zu uns gezogen. Jetzt endlich habe ich meinen Bruder zurück. Und ich verspreche dir, ich kümmere mich besser um ihn. Er wird mehr Freunde finden, die Dorfbewohner werden ihn achten und ehren. Durch dich hat er zu uns zurückgefunden. Er lernt langsam wieder den Menschen zu vertrauen, doch es wird ein langer harter Weg werden. Danke. Kapitel 6: Sechstes Licht: Freiheit ----------------------------------- Was war das? Oder besser, wo war er? Mühsam öffnete Naruto die Augen und sah sich um. Nein, nicht schon wieder. Seit Tagen immer das Gleiche, jedes Mal träumte er vom Kyuubi und seinem Gefängnis. „Das ist kein Traum, Junge. Ich habe dich hierher gerufen.“, ertönte eine laute Stimme. Der Shinobi drehte sich um und sah direkt in die schwarzen Augen des Monsters. Er wollte etwas sagen, öffnete den Mund, doch kein Laut kam heraus. Panisch griff er sich an die Kehle, wollte schreien, doch die einzigen Geräusche die man hörte war das Tropfen von Wasser und höhnisches Gelächter. „Versuch es erst gar nicht, Kleiner. Heute rede ich“, ungewohnt ernst blickte das Kyuubi auf Naruto runter, „Wir müssen reden. Eigentlich muss ich mit dir sprechen, dir einiges erzählen. Von früher. Von der Zeit, in der ich noch frei war. Ich hatte keinen guten Charakter, das sollte dir eigentlich klar sein, doch ich war gerne frei. Vielleicht glaubst du mir das ja nicht, aber ich liebe die Natur, weite Wiesen, den blauen Himmel. Die frische Luft hat mir so viel Energie und Kraft gegeben, nur so konnte ich ganze Dörfer vernichten. Ah, kleiner Mann, ich sehe es an deinem Blick. Du kannst nicht verstehen, wie mir so etwas Spaß machen kann. Aber das ist nun einmal meine Art und Weise. Das brauchst du nicht zu verstehen, es ist nicht wichtig für dich. Lass mich einfach weitersprechen und höre nur zu. Dein Vater nahm mir die Freiheit. Er verbannte mich in dieses Loch, in diesen Kerker. Er bannte mich in seinem eigenen Sohn. Jeden Tag musste ich diese Gitter ansehen, jeden Tag, jede Stunde auf dieses elende Tropfen lauschen. Plitsch, platsch, plitsch, platsch. Es treibt mich in den Wahnsinn. Die Dunkelheit, dieser enge Raum und du. Dein naives Wesen, diese abartige Freundlichkeit, das ist schlimmer als alles andere. Wenn ich dich höre, mit deinen Freunden, könnte ich schreien. Du versteckst dich hinter dieser Freundschaftstour. Glaubst du wirklich, sie akzeptieren dich so? Du bist ein Monster, weil ich ein Monster bin. Unsere Schicksale wurden verbunden, wir leben gemeinsam in diesem Körper. Noch, noch hast du die Oberhand, aber eines Tages… Doch das gehört jetzt nicht hierher, mein Junge. Verstehst du, was ich dir sagen will?“ Das Kyuubi durchbohrte Naruto mit seinem Blick, doch dieser erwidert dies ausdruckslos. Stumm stand er vor dem Monster, betrachtete nachdenklich. „Nein, spar dir dein Mitleid, spar dir diese traurigen Augen“, dröhnte die gehässige Stimme des Kyuubis durch den Raum, „Schau dich selbst einmal an. Mich brauchst du nicht bemitleiden. Ich kann warten, irgendwann komme ich hier raus. Aber was ist mit dir, Junge? Dein Vater hat dich mit mir verbunden, wusste nichts besseres. Hat er nicht geahnt, was mit dir passiert? Du bist auch ein Gefangener geworden. Doch im Gegensatz zu mir kennst du die Freiheit nicht. Wer weiß, für dich würden es Freunde sein, Eltern, nicht mehr einsam zu sein. Schau nicht so erstaunt, ich kenne dich besser als du denkst. Immerhin hatte ich Jahre Zeit dich zu beobachten, dich kennenzulernen. Naruto, du bist genauso ein Gefangener wie ich. Verstehst du es jetzt? Hör endlich auf zu träumen, komm in der Realität an. Du wirst nie frei sein. Nie…“ Einer starrte auf den anderen, beide aneinander gebunden. Keiner konnte sich lösen. „…ruto. Naruto. NARUTO!“, konnte man plötzlich eine weibliche Stimme hören. Der Gerufene war der Erste, der sich löste und seine Sprache wiederfand: „Woher willst du wissen, was Freiheit ist? Was meine Freiheit ist? Ich habe Freunde, das reicht mir, mehr brauche ich nicht, um frei zu sein.“ Bitter lachte das Kyuubi, sah Naruto fest an: „Du wirst es noch lernen. Aber nun wird es Zeit zu gehen, bis zum nächsten Mal, mein Junge. Und denk immer dran, du und ich, wir sind beide Gefangene deines Vaters.“ Langsam löste sich der Raum um den Shinobi auf und er spürte, wie er unsanft an der Schulter gerüttelt wurde. Er öffnete die Augen und nahm verschwommene Gesichter war. „Sakura-chan, was ist passiert?“, fragte er mit heiserer Stimme. Die Kunoichi ließ ihn erleichtert los und schaute ihn ernst an: „Du bist plötzlich, einfach so eingeschlafen, ohnmächtig geworden, ich weiß es nicht genau. Ich habe dich einfach nicht mehr wach gekriegt.“ Naruto musterte erst seine alte Freundin, seinen Sensei und die vielen anderen Freunde, die er im Laufe der Zeit gewonnen hatte, dann lächelte er schwach. „Es tut mir Leid, ich wollte euch nicht erschrecken. Das Kyuubi…“, murmelte er immer leiser werdend, doch er konnte und wollte ihnen nicht erklären, was vorgefallen war. Aber in einer Sache war er sich sicher, das Monster in ihm hatte unrecht. Er war frei, hatte sich mit Hilfe seiner Freunde aus seiner Gefangenschaft befreien können. Kapitel 7: Siebtes Licht: Perfektion ------------------------------------ An manchen Tagen fragte sich Neji, warum er so hart trainierte. Er wollte die Ninja-Künste perfekt beherrschen, aber konnte er es schaffen? Ja, er wollte es seinem Onkel, seinem Clan beweisen. Einer aus der Nebenfamilie konnte die Hauptfamilie übertreffen. Doch trieb ihn wirklich nur das an? Warum strebte er nach der vollkommenen Perfektion? Egal, wie gut er als Shinobi war, die Hauptfamilie würde ihn nie von seinem Fluch befreien. Er war nur Abschaum ihrer Familie, dass er besser war als die Meisten von ihnen, brachte ihm nur noch mehr Hass ein. Und die Nebenfamilie? Die hatten Angst vor einer Strafe. Aus diesem Grund wurde Neji von ihnen ignoriert oder höchstens getadelt. Er war das schwarze Schaf des gesamten Clans. Wenn die beiden Familien sich auch sonst nicht einig waren, darin stimmten sie überein. Er war eine lästige Gefahr. In letzter Zeit war Neji besonders nachdenklich geworden, er hatte auch die Zeit dafür. Nur noch demütigende Aufgaben wurden ihm zugeteilt. Seit er diese Arbeiten bewältigte, dachte er noch mehr nach als früher. Perfektion. Der Weg zur Vollkommenheit und zu jedem Fortschritt ist die Selbstkritik. Neji konnte sich nicht mehr erinnern, wann oder wo er diesen Satz einmal gehört hatte, aber seit diesem Moment, musste er immer wieder darüber nachdenken. Er hatte sich das zu Herzen genommen, war nie zufrieden mit sich selbst, kritisierte seine Techniken und arbeitete immer und immer weiter. Aber perfekt, nein, das war er nicht. Im Gegenteil, in letzter Zeit zweifelte er immer mehr daran, überhaupt ein vollkommener Shinobi zu werden. Was brachte es schon? Seine Familie verabscheute und fürchtete ihn, Hinata war vielleicht eine Ausnahme, aber sie war auch einfach zu gut für diese Welt. Seufzend lief Neji aus der Stadt raus, was er jetzt brauchte, war ein ruhiger, völlig abgelegener Ort. Doch heute wollte er nicht trainieren. Er musste nachdenken, weiter über Perfektion und über… Da war noch etwas, das ihm auf der Seele lag. Etwas anderes. Ein bestimmter Mensch. Sein früheres Selbstbewusstsein und der Wunsch stärker und besser zu werden, geriet ins Schwanken, als er ihn kennen lernte. Naruto. Er strebte nicht nach Perfektion, er wollte einzig und allein seine Freunde beschützen und retten. Und Neji zählte dazu. Naruto wollte ihn von diesem Fluch befreien, anfangs war der Hyuuga belustigt, aber dann, je besser er den anderen verstand, umso mehr glaubte er ihm. Man musste es ihm einfach abnehmen, denn er meinte jedes Wort ernst. Er hatte gelernt Naruto zu akzeptieren, ihn als Freund zu bezeichnen, doch das war nicht alles. Sein höchstes Ziel war nun nicht mehr die Perfektion, denn diese machte nur einsam. Neji hatte sich nicht von seiner Familie, sondern auch von seinen Freunden isoliert. Er konnte und wollte keine engeren Kontakte zu ihnen knüpfen, denn ein guter, ein vollkommener Shinobi zeigte keine Gefühle. Aber Naruto hatte ihm gezeigt, dass das das der falsche Weg war. Er musste lernen, dass er nicht alleine kämpfte und dass es wichtig war füreinander zu kämpfen. Neji wollte noch immer stärker werden, aber nun hatte er ein Ziel, für wen er stärker wurde. Früher war es die Nebenfamilie, doch heute, heute war es Naruto. Erst wollte der Hyuuga es nicht wahr haben, doch er liebte den blonden Shinobi. Nicht als Freund, nicht als Bruder, nein, er liebte ihn als Mensch, als Geliebten. Vielleicht würde er nie perfekt werden, aber das zählte nicht, so lange er Naruto beschützen konnte. Kapitel 8: Achtes Licht - Schmetterling --------------------------------------- Sie ist für mich wie ein Schmetterling. Schön, bezaubernd, verspielt. Ihr Lachen wärmt mich, wie ein Sommerstrahl. Ich bewundere ihre Anmut, die Eleganz, mit der sie sich bewegt, ähnelt dem Flug eines Schmetterlings. Während ich sie beobachte, heimlich, versteckt, greife ich in meine Tüte und nasche Chips. Ich weiß, meine Liebe bleibt unerwidert und doch träume ich immer wieder von ihr. Dort auf der Wiese sitzt sie, betrachtet die Blumen, genießt ihren Duft. Doch auf ihrem schönen Gesicht ist nur eine tiefe Traurigkeit zu sehen. Ich möchte sie davon befreien, wünsche mir, dass sie Sasuke endlich vergisst. Sakura, mein Schmetterling. Eine Bitte an die Freischalter: Das ist ein Drabble, bittet schaltet es frei >.< Kapitel 9: Neuntes Licht: Freundschaft -------------------------------------- Das sollen Freunde sein? Sie lassen dich im Stich, wenden sich ab, sehen nicht, wie es dir wirklich geht. Du versteckst dich hinter deinen Masken, falsche Fröhlichkeit, bist abweisend, immer im Wechsel, doch sie verstehen es nicht, sehen es nicht. Dann gibst du nach, zeigst, dass es dir nicht gut, versuchst deine Gefühle zumindest etwas zu zeigen, aber sie? Sie gehen weg, lachen miteinander, haben Spaß. Du bist nur gut genug für sie, wenn du mit ihnen fröhlich sein kannst. Traurigkeit, Angst und Sorgen, das alles gibt es hier nicht. Tief in deinem Inneren verletzt es dich nur noch mehr. Vielleicht konntest du es ahnen, aber glaubt man nicht an Freunde? Dein Vertrauen wurde enttäuscht, es ist, als hätten sie dich verraten. Du ziehst dich noch mehr zurück, igelst dich ein, fährst deine Stacheln aus. Deine wahren Freunde merken spätestens jetzt, dass etwas nicht stimmt. Vielleicht sprechen sie dich nicht darauf an, aber sie sind für dich da. Versuchen dich aufzumuntern, erzählen dir kleine Geschichtchen, laden dich ein. Du weißt, dass sie es gut meinen, doch du bist unsicher. Vielleicht sind die falschen Freunde schuld, sie haben dich aus der Bahn geworfen. Allmählich wird dir zwar klar, sie haben dich nur ausgenutzt, aber wer kann so einfach darüber hinweg sehen? Der Mensch ist empfindsam, du auch. Dir fällt es nicht leicht Freunde zu finden und dann passiert so etwas. Freundschaft ist oft schwer zu verstehen. Es ist leicht Bekanntschaften zu machen, schwer Freunde zu finden, aber am schwersten ist es gute Freunde zu finden, denen du alles anvertrauen kannst und willst. Selbst die Geheimnisse, die sonst niemand erfährt. Du bist froh, denn auch wenn sie dich verraten haben, das, was tief in dir vorgeht, hast du ihnen nicht erzählt. Hast geschwiegen. Manchmal fragst du dich, hätten sie anders reagiert, wenn sie dein Inneres gekannt hätten? Nein, wahrscheinlich nicht. Wenn sie sich wirklich für dich und deine Person interessiert hätten, dann hätten sie gemerkt, dass es dir nicht gut geht. Auch ohne Hilfe und Erklärungen. Du warst es ihnen nicht wert, auch wenn es traurig ist. Doch mit der Zeit hast du gelernt, wem du vertrauen kannst, wer ein guter Freund ist. Und du hast verstanden, dass solche falschen Freunde nie eine wirkliche Freundschaft schließen können. Das stimmt dich nachdenklich, sie tun dir schon fast Leid. Aber trotzdem haben sie dich enttäuscht, verletzt, schlecht behandelt. Du hast so gelernt wahre Freunde von falschen zu unterscheiden und du hast zu differenzieren gelernt. Freundschaft ist nicht gleich Freundschaft, traurig nur, dass man immer so hart daran erinnert wird. Kapitel 10: Zehntes Licht: Versagen ----------------------------------- Mit leerem Blick saß das Mädchen auf der Parkbank, in der Hand eine Schularbeit. Eine Sechs, schon wieder eine Sechs. Ihre Mutter würde sie einsperren, Hausarrest, kein Abendessen und lernen, lernen über lernen. Doch das brachte nichts. Je mehr ihre Mutter sie dazu zwang, umso weniger ging rein. Sie verstand es einfach nicht. Vielleicht hatte ihre Mutter ja recht, sie war eine Versagerin. Immerhin schaffte sie es nicht, gute Noten zu schreiben, war schlecht im Sport, Außenseiterin in der Klasse und zu dick. Sagte jedenfalls ihre Mutter. Sie war schlecht. Schlecht, schlecht, schlecht, eben ein echter Versager. Wie gerne würde sie das Blatt zerreißen, in den grauen Fluss vor ihr werfen, aber sie konnte nicht. Diese große rote Sechs verfolgte sie in ihrem Träumen, machte ihr ein schlechtes Gewissen, außerdem wusste ihre Mutter sicher schon davon. In der Zwischenzeit rief ihr Lehrer sie bei jedem Versagen an. Dann diskutierten die beiden über Nachhilfe, mehr Lernen, aber jedes Mal ohne ein Ergebnis. Sie verabschiedeten sich, wollten beide noch mal drüber nachdenken. Sie fürchtete sich davor heimzukommen, die höhnische Stimme ihres älteren Bruders zu hören, die strenge Stimme ihrer Mutter, das Schweigen ihres Vaters. Alle waren sie in der Schule gut gewesen, nur sie war die Ausnahme, das schwarze Schaf, die Versagerin. Nachdenklich betrachtete sie die grauen Regenwolken, die am Himmel hingen. Spürte die ersten Tropfen im Gesicht. Am Liebsten würde sie gar nicht mehr heimgehen. Einfach für immer hier draußen bleiben. Das wäre schön. Sie konnte einfach nicht mehr zurück, konnte es nicht mehr ertragen. Die Tränen flossen ihr die Wangen hinunter, vermischten sich mit den Regen. Ihr Blick fiel auf den großen grauen Fluss. Er führte weg, weit weg. Weg von ihrem Dasein als Versagerin. Träumerisch betrachtete sie die schnellen Stromschnellen, stand wie in Trance auf, langsam, ganz langsam ging sie auf das Wasser zu. Blieb am Ufer stehen, seufzte sehnsuchtsvoll. Sie hatte doch so oder so schon versagt, sie würde sitzenbleiben, müsste eine Klasse wiederholen. Was also sollte sie davon abhalten, diesen letzten Schritt zu machen? Hier hatte sie ihre Chance vertan, da war sie sich sicher. Sie zerknüllte das Versagen in ihrer Hand, Schritt für Schritt näherte sie sich dem Fluss, spürte schon das Wasser an den Füßen. „Megan!“, ein schriller Schrei ertönte. Träumerisch drehte sie sich um, sah das entsetzte Gesicht ihrer Mutter, hörte das Flehen und dann… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)