Phantomkräfte von Tea_Kaiba (Es geht ein Geist um in... Tokyo) ================================================================================ Kapitel 6: Prima Donna ---------------------- Gleich vorweg: Ich habe schlechte Nachrichten. Ich werde diese FF erst mal nicht weiter fortsetzen. Das liegt nicht daran, dass sie mir nicht mehr gefällt, ich hatte wirklich viel Spaß damit, und die ganze Story war schon im Voraus geplant. Ich habe im Moment einfach keinen Kopf für Fanfiction, YGO schon gar nicht. Es tut mir wirklich leid für diejenigen, die die Fic immer noch gern lesen, falls da noch jemand ist. :D Aber wenn ihr neugierig seid, wer Anzus Verehrer ist, wie alles ausgeht, etc. - ich werde in den nächsten Tagen die Zusammenfassung hochladen, die ich am Anfang als Orientierung für mich geschrieben hatte. Kann schon sein, dass ich irgendwann weitermache, aber im Moment nicht. Dieses Kapitel konnte ich euch dann aber doch nicht ganz vorenthalten, ich fand, es war höchste Zeit für etwas mehr Azure-Handlung, auch wenn der Kitsch jetzt so dick aufgetragen ist, dass vermutlich jedem Nicht-Fan schlecht wird... Viel Spaß dabei! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ “Bravo, Mademoiselle. Ausgezeichnet. Sie machen außergewöhnlich gute Vortschritte.“ Anzu lächelte, halb dachte sie darüber nach, ihren Lehrer zu verbessern – er bestand immer noch darauf, sie „Mademoiselle“ zu nennen – aber im Moment war sie einfach zu zufrieden mit ihren Fortschritten, glücklich und ein wenig außer Atem. Und was spielte es schon für eine Rolle? Er nannte sie jetzt schon sechs Monate lang so, warum sollte er ausgerechnet jetzt damit aufhören? „Ich denke, es wird Zeit, dass wir uns größeren Aufgaben zuwenden. Immerhin wäre es jammerschade, Ihre Talente für immer in diesem kleinen Raum hier einzusperren. Sie wissen natürlich, dass das Theater plant, ein neues Stück zu inszenieren? Wahrscheinlich haben Sie auch schon gehört, dass es sich dabei um den „Tanz der Vampire“ handeln soll.“ Einen Moment lang schlich sich ein breites Ginsen auf ihr Gesicht. Dies war einer der seltenen Momente, in denen sie ihren Lehrer dabei erwischte, dass er eine menschliche Schwäche zeigte. Ganz offensichtlich hatte er versucht, möglichst beiläufig zu klingen, wo sie doch seiner Stimme genau anhörte, dass er schon lange darauf brannte, dieses Thema anzuschneiden. “Ja, natürlich weiß ich das. Ich dachte sogar... naja... es würde vielleicht nicht schaden, wenn ich mich einmal für das Casting bewerbe, oder?“ Schüchtern wagte sie einen Blick in Richtung des geheimnisvollen Vorhangs. Ihr „Engel“ hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass er glaubte, ihre Stimme hätte ein enormes Potential, im Gegenteil, manchmal fand sie sogar, dass er entschieden zu dick auftrug. Aber auf der anderen Seite konnte er auch unglaublich aufbrausend werden, wenn er das Gefühl hatte, dass sie nicht sorgfältig genug übte, und ihr stundenlange Vorträge darüber halten, wie viel sie noch zu lernen hatte, bevor sie überhaupt daran denken konnte, vor Publikum aufzutreten. Er war nicht nachsichtig, was persönliche Schwächen anging. Vielleicht würde er im nächsten Moment all ihre Hoffnungen mit einem einzelnen, schroffen Wort zunichte machen...? „Ich meine, es muss ja nichts Großes sein. Eine kleine Rolle, das ist alles, was ich will, vielleicht ein paar Zeilen...“ „Nein.“ Seine Antwort war nicht so schroff, wie sie befürchtet hatte, er hatte noch nicht einmal die Stimme erhoben. Trotzdem schien sie in ihrem Körper nachzuhallen und ließ Anzu rot werden. Sie öffnete den Mund, um eine Entschuldig zu murmeln, aber sie kam nicht dazu, sie auszusprechen. „Sie werden Ihr Talent nicht auf unwichtige Nebenrollen verschwenden. Ich beabsichtige, Sie in ein paar Monaten als Sarah auf der Bühne zu sehen.“ Völlig überrumpelt spürte Anzu, wie das Rot ihrer Wangen sich noch vertiefte. „Aber, Engel! Die Rolle werde ich doch niemals bekommen! Es gibt an diesem Theater so viele Sänger, die mehr können als ich, und selbst wenn ich gut genug wäre, würden sie mich zu Recht dafür hassen, wenn ich als Neuling gleich die Hauptrolle bekommen würde...“ Ihr Lehrer ließ ein wegwerfendes Lachen hören. „Oh, machen Sie sich darüber keine Sorgen. Ich werde mich schon um Ihre Rivalen kümmern, sollte das nötig werden. Im Moment werden wir uns darauf konzentrieren, Sie für das Casting vorzubereiten. Sie kennen die Lieder?“ Natürlich kannte sie sie! Selbst wenn Anzu sich nicht angewöhnt hätte, überall, wo sie war, eine Musical-CD griffbereit zu haben – zu Hause, in ihrem Auto und sogar im Flugzeug auf dem Weg nach Domino, was Seto gehörig auf die Nerven ging – selbst dann hätte sie es nicht geschafft, sich der allgemeinen Aufregung zu entziehen, die die gesamte Theatercrew ergriffen hatte. Die gesamte Belegschaft war dieser Tage damit beschäftigt, einige der eingänigeren Melodien aus „Tanz der Vampire“ vor sich hinzusummen. „Gut. Dann werde ich Ihnen jetzt eines davon vorspielen, und danach versuchen wir, es gemeinsam zu singen. Ich denke nicht, dass wir unsere Zeit damit vergeuden sollten, vom Blatt zu singen, Sie werden die Stücke ohnehin auswendig können müssen.“ Er hatte bereits angefangen zu spielen, und Anzu musste sich mit aller Kraft gegen die unwiderstehliche Anziehung wehren, die seine Musik auf sie ausübte. „Engel...“ Die Musik brach ab. „Was ist denn nun schon wieder?“ War er schon immer so reizbar gewesen? „Ich... Würde es dir etwas ausmachen, wenn wir das üben auf die nächste Stunde verschieben?“ Um Himmels Willen, sie war eine erwachsene Frau, kein kleines Schulmädchen mehr, das die Erlaubnis seines Lehrers brauchte! „Ich muss gehen, Seto wartet auf mich.“ Darauf war er nicht gefasst gewesen. „Wer?“ “Seto. Mein Mann, schon vergessen? Wir haben heute unseren Hochzeitstag.“ Eine beruhigend-sanfte, perlende Bambusflöten-Melodie plätscherte aus clever versteckten Lautsprechern an der Decke, während ein fröhlich sprudelnder Springbrunnen in der Mitte des Raumes seinen Rhythmus gluckernd aufgriff. Überall um sie herum saßen Pärchen und kleine Gruppen an runden Tischen, lachten, unterhielten sich und genossen ihr Essen. Aber so sehr sich Anzu auch anstrengte, ihren Mann konnte sie unter ihnen nicht entdecken. Das hätte ich ja wissen können. Seto konnte peinlich genau auf Pünktlichkeit achten, er konnte es mit privaten Verabredungen aber auch entnervend locker nehmen, und das Problem war, dass man bei ihm nie im Voraus sagen konnte, nach welchem Extrem er ausschlagen würde. Seufzend schritt Anzu über die noch leere Tanzfläche und suchte sich einen leeren Tisch am Fenster aus. Sie hatten es nicht für nötig gehalten, zu reservieren, für sie beide würde es hier immer einen freien Tisch geben – und darauf, von einem Reporter belagert zu werden, der sein drittklassiges Heftchen mit einem romantischen Schnappschuss von ihrem Candlelight-Dinner auffrischen wollte, falls sie ihren Aufenthaltsort zu früh preisgaben, konnten sie wirklich verzichten. Während ihre Augen sich über der vertrauten, samtschwarz-glitzernden Skyline von Tokyo verloren, erlaubte Anzu ihren Gedanken, ebenfalls abzuschweifen. Der Vorschlag ihres Lehrers heute hatte sie überrascht, aber sie konnte nicht leugnen, dass er seinen Reiz auf sie ausübte. Natürlich hatte sie darüber nachgedacht, sich für die Rolle der Sarah zu bewerben, sie hatte immerhin schöne Stücke in ihrem Repertoire. Aber der Gedanke war ihr einfach zu größenwahnsinnig erschienen, um ihn weiter zu verfolgen. Konnte ihr „Engel“ wirklich glauben, dass sie für solch eine Herausforderung bereit war, nachdem sie kaum sechs Monate des Trainings hinter sich hatte? Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als warme Fingerspitzen ihren Nacken streiften. Seto hatte ihr Haar zur Seite geschoben, das sie nun etwas länger trug als während ihrer gemeinsamen Schulzeit, und eine Hand auf ihre Schulter gelegt. „Es tut mir leid. Ich hätte wirklich wissen sollen, dass ich keinen Anruf von Mhammad entgegennehmen sollte, wenn ich nur noch eine halbe Stunde Zeit habe.“ Anzu schmunzelte und erhob sich, um ihren Mann zur Begrüßung zu umarmen und ihn mit einem Kuss zu begrüßen, der nichts von seiner ursprünglichen Leidenschaft eingebüßt hatte. Als sie sich wieder trennten, ließ sie ihren Blick über seine schlanke, hohe Gestalt gleiten. Für Seto, der in seinem Beruf beinahe immer in Anzug und Krawatte anzutreffen war, bedeutete sich „in Schale zu werfen“ das genaue Gegenteil von dem, was die meisten Männer taten, wenn sie ihre Frauen oder Freundinnen beeindrucken wollten. Anstatt sich formeller zu kleiden als normalerweise, hatte er seine Arbeitskleidung gegen zwanglosere Kleidung ausgetauscht: Eine schwarze Jeans und ein mitternachtsblaues Hemd, darüber der weiße Trenchcoat, den er so oft in den frühen Tagen ihrer Bekanntschaft getragen hatte. Lächelnd hob er den Blumenstrauß, den er in der linken Hand hielt, und reichte ihn Anzu. „Danke.“ Anzu nahm den Strauß entgegen, leicht verblüfft über die Auswahl, die er getroffen hatte. Es amüsierte sie immer noch, dass Seto, der doch sonst keinen Hehl machte aus seiner Verachtung für überholte Angewohnheiten, an einer so altmodischen Ausdrucksform wie der Blumensprache festhielt. Selbst, wenn er das nur noch zu besonderen Anlässen wie heute tat. Von einem konventionellen Standpunkt aus betrachtet war das Arrangement, das er ihr jetzt überreichte, reichlich seltsam zu nennen, aber es war unübersehbar von einem Experten mit viel Geschmack gebunden worden. Sie erkannte die üblichen feuerfarbigen Rosen, vermischt mit Hyazinthen in einem tiefen, dunklen Blau. In einem plötzlichen Ansturm zärtlicher Gefühle erinnerte sie sich daran, wie er ihr die Bedeutung dieser Blumen erklärt hatte. War Blau im allgemeinen schon ein Symbol für Treue und Vertrauen, bedeuteten Hyazinthen im Besonderen: „Du bist die eine Person, der ich meine innersten Geheimnisse anvertraue.“ Der Strauß wurde abgerundet durch eine kleine, sorgfältig für diesen Zweck ausgewählte Sonnenblume, unkonventionell, aber sehr hübsch in ihrer leuchtend sonnigen Erscheinung. Anzu sah auf und traf dabei Setos Blick. „Was bedeutet die?“ Er lächelte wieder und nahm ihr das Bouquet aus den Händen, um es auf den Tisch zu legen, sodass er sie an sich ziehen konnte, ohne die Blumen zu beschädigen. „Das“, schmunzelte er, „ist vielleicht der wichtigste Teil meiner Botschaft an dich.“ Er nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände und zog sie noch näher an sich, sodass seine nächsten Worte nur noch ein Flüstern waren, das ihr Gesicht mit seinem warmen Atem umschmeichelte. „Du bist die Sonne meines Daseins, mein ganzes Leben wird durch dich erst schön.“ Ihr Gesicht hatte immer noch etwas von der erfreuten Röte, die es bei seinen Worten überzogen hatte, als Anzu sich schließlich gegenüber von Seto an den Tisch setzte. Das sollte er öfter tun, rief er sich selbst in Erinnerung. Anzu verdiente es, dass er ihr öfter sagte, wie viel sie ihm bedeutete, aber leider schaffte er es nie, das oft genug zu tun. Er war nicht gut darin, „Ich liebe dich“ zu sagen, vielleicht bedeutete ihm deshalb diese antiquierte Ritualsprache noch so viel, wo doch alles andere, was Gozaburo ihm über menschliches Zusammenleben beigebracht hatte, längst an Bedeutung verloren hatte. Er war froh, als Anzu schließlich den Faden des Gespräches wieder aufgriff. Schweigen konnte etwas sehr Erholsames sein, aber nicht, wenn er sich fühlte, als fehlten ihm die Worte für etwas so Bedeutsames. „Also, was wollte Mhammad von dir?“ Während ihrer Flitterwochen in Ägypten – Flitterwochen mit Familie, denn Anzu hatte es nicht übers Herz gebracht, Kaito zurückzulassen, und so hatten sie auch Mokuba mitnehmen müssen, um den Kleinen zu beaufsichtigen – hatte Anzu sich mit dem ägyptischen Ehepaar angefreundet, das die Suite neben ihnen bewohnte. Mit dem Urlaub hätte vielleicht auch die Bekanntschaft ein Ende gefunden, wenn Seto nicht zufällig mitbekommen hätte, dass der Mann der ehemalige afrikanische Champion in DuelMonsters war – und dass er auf der Suche war nach einer neuen Anstellung. Inzwischen war er Setos engster Berater und sein persönlicher Vertreter für Geschäfte im arabischen Raum geworden, eine Aufgabe, die recht anspruchsvoll sein konnte, wenn man versuchte, so spärlich bekleidete Monster wie das Schwarze Magiermädchen in traditionell veranlagten muslimischen Ländern zu verkaufen. Und obwohl der junge CEO das niemals zugeben würde, war er außerdem der engste Freund, den Seto hatte. „Oh, nichts Bestimmtes. Er wollte mir mitteilen, welche Fortschritte er mit unseren Saudi-Arabischen Partnern gemacht hat, und dass er ein vielversprechendes Grundstück für KaibaLand Egypt ausfindig gemacht hat. Es liegt in der Nähe von Hurghada, es sollten also genug Touristen da sein, um es am Laufen zu halten.“ Anzu verzog das Gesicht. Er wusste, was ihr Problem war, keiner von ihnen mochte Hurghada, das einfach viel zu sehr nach einer billigen Touristenfalle aussah. Aber für einen Vergnügungspark war es einfach der ideale Standpunkt. Natürlich war Anzu das genauso klar, also machte sie keinen Versuch, seinen Plänen zu widersprechen. „Wie geht es Hania und Yasmine?“, fragte sie stattdessen. Mhammads Frau und Tochter hatten sie erst vor zwei Monaten das letzte Mal besucht, und es gehörte zu Mhammads Lieblingswitzen zu behaupten, dass sie ihre Kinder nur oft genug zusammenbringen mussten, dann würden ihre Familien über kurz über lang durch eine Hochzeit zwischen Kaito und Yasmine vereint werden. „Gut, denke ich. Ich weiß es allerdings nicht genau, er war zu erpicht darauf, mir haarklein alles über die Hochzeit der Tochter des ältesten Sohnes seines Onkels zu erzählen. Das war es, was mich so lange aufgehalten hat.“ Beide unterdrückten ein Lachen. In mancher Hinsicht war Mhammad wirklich das lebendige Klischee eines orientalischen Familienmenschen. Aber bevor sie eine Chance hatten, das Thema weiter zu erörtern, trat eine Kellnerin an ihren Tisch. „Guten Abend, Mr. und Mrs. Kaiba. Darf ich Ihnen schon etwas bringen?“ Es nahm einige Zeit in Anspruch, sich auf einen Aperitif zu einigen und dann die Speisekarte zu studieren und zu entscheiden, was sie heute Abend essen wollten. Zwar waren sie nicht zum ersten Mal hier, aber schließlich war das Restaurant auch nicht irgendeine kleine Pizzeria, wo man sich jedes Mal sein Stammessen bestellte. Als sie also ihre Speisekarten wieder an die Bedienung zurückreichten und sich einander zuwandten, war bereits einige Zeit verstrichen, und der Faden ihres Gespräches war verloren gegangen. „Erzähl, woran arbeitest du im Moment?“ Seto warf einen flüchtigen Blick aus dem Panoramafenster, dann konzentrierte er seine Aufmerksamkeit wieder auf seine Frau. Anzu zuckte die Schultern. „Naja, ich denke, ich habe dir schon von dem neuen Musical erzählt, das sie im Moment vorbereiten. Ich habe mich dafür entschieden, am Casting teilzunehmen, aber bisher kann ich nicht sagen, welchen Part ich werde vorbereiten müssen – falls ich überhaupt einen bekomme.“ Seto nickte. Im Stillen glaubte er, dass Anzu es durchaus verdient hätte, eine der Hauptrollen zu spielen, aber er musste zugeben, dass er vermutlich etwas zu ihren Gunsten eingenommen war – und dass Musik außerdem, sah man einmal von Anzus Arbeit ab, nicht gerade sein Spezialgebiet war. „Also, worum geht es in dem Musical? Ich glaube, du sagtest, es heißt „Tanz der Vampire“?“ Jetzt war Anzu an der Reihe, zu nicken. „Ja. Naja, es ist nicht so einfach, zu erklären, worum es geht, es gibt verschiedene Versionen und jede hat eine leicht andere Handlung. Ursprünglich war es ein deutsches Musical, glaube ich, und das ist die Fassung, an die wir uns halten. Außerdem gibt es eine amerikanische Version, finanziell ein Desaster und deswegen schon lange nicht mehr aufgeführt, aber sie beantwortet ein paar Fragen, die das Originalmanuskript offen lässt.“ Sie nahm einen Schluck von dem Mineralwasser, das die Kellnerin ihr gebracht hatte, und lächelte Seto entschuldigend an. „Tut mir leid, ich habe mich schon wieder hinreißen lassen. Dabei wolltest du ja nur die grobe Geschichte wissen. Also, es geht um diesen deutschen Professor, sein Name ist Abronsius, und er studiert Vampire, weil er hofft, damit den Nobelpreis zu gewinnen. Er reist nach – Transsylvanien, glaube ich, und mietet sich dort zusammen mit seinem Assistenten Alfred in einer Gaststätte ein.“ Zwei weitere Kellner steuerten auf sie zu, von denen jeder einen Teller mit Salat trug, den sie vor Seto und Anzu absetzten. Die junge Frau ließ von dem Stück Brot ab, das sie zwischen den Fingern zerkrümelt hatte, und spießte eine geviertelte Cocktailtomate auf ihre Gabel. „Alfred jedenfalls verliebt sich auf den ersten Blick in die Tochter des Gastwirts, und Abronsius ist begeistert, weil das ganze Dorf geradezu süchtig zu sein scheint nach Knoblauch, also versucht er, aus den Leuten ein Geständnis herauszulocken, dass es in der Gegend Vampire gibt. Ich könnte dir jetzt noch die ganzen Verwicklungen in der Zwischenzeit erklären, aber am wichtigsten ist eigentlich, dass Sarah von einem Vampir namens Graf von Krolock entführt wird und Abronsius und Alfred sich aufmachen, um sie zu retten. Im Schloss des Grafen werden sie willkommen geheißen und haben die Gelegenheit, sich ein wenig umzusehen. Dadurch erfahren sie, dass bald ein großer Ball stattfinden soll, an dem Sarah zum Festmahl des Grafen auserkoren ist, während sie beide für den Rest der Vampir-Gang gedacht sind, einschließlich den schwulen Sohn des Grafen, Herbert. Sarah gefällt die ganze Aufmerksamkeit, die ihr zuteil wird, ganz gut, aber irgendwie schaffen sie es trotzdem, zu fliehen. Leider stellt sich auf dem Weg nach Hause heraus, dass Sarah bereits gebissen und zum Vampir geworden ist, sie beißt Alfred und vermutlich auch Abronsius, und irgendwie übernehmen die Vampire daraufhin die Weltherrschaft… na ja, wie ich bereits sagte, die Geschichte weißt ein paar Lücken auf.“ Seto hatte bis jetzt stumm seinen Salat gegessen und hob nun spöttische eine Augenbraue. „Scheint ja, als sei da sehr viel Mühe auf die Konstruktion dieses Musicals verwendet worden.“ Sein Gegenüber unterdrückte ein Kichern. „Ich weiß, es klingt bescheuert, aber die Musik ist wirklich gut.“ „Wenn du das sagst.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)