Wo Bu Mi - ich zweifle nicht von Hypsilon (So gehts nach dem Turnier bzw. Haos Vernichtung weiter) ================================================================================ Prolog: Der Schatten hat sich verzogen -------------------------------------- Wo bu mi = chin. ich zweifle nicht Wo ai ni = chin. ich liebe dich iku na = jap. geh nicht [] à Ich höre während dem schreiben oft Musik und in diese Klammern schreibe ich, welcher Song mich während dieser Szene begleitete und inspirierte, meistens aber weniger des Textes wegen, sondern wegen der Melodie, der Stimmung und dem ganzen Sound, manchmal aber auch wirklich des Textes wegen. |><| Jetzt aber zur Geschichte: erstens: Danke fürs aufmachen und zweitens: viel Spaß beim Lesen. Freue mich über jede Kritik. WO BU MI Ich zweifle nicht Der Schatten hat sich verzogen „Hao!“ Schweißgebadet wache ich aus einem weiteren Alptraum auf und sitze kerzengerade in meinem Bett. Ich atme wild. Aber ich habe doch gar nichts zu befürchten, er ist doch weg. Langsam schwenke ich meinen Blick durch das Zimmer. Neben mir schläft Ren, friedlich wie nie zuvor. Auf der anderen Seite liegt Lyserg, auch er schläft. Weiter entfernt von mir liegen auch Yo, Ryo, Manta, Choco und Faust (und Elisa). Anna, Run, Tamao und Pilica schlafen im Zimmer nebenan. Nur ich bin munter. Langsam stehe ich auf, ziehe mich an und gehe leise nach draußen. Vor mir weitet sich Dobey Village aus. Es ist sehr verlassen hier. Nur noch wenige Schamanen sind hier. Die meisten sind schon abgereist. Wir werden morgen auch abreisen. Dann haben wir das alles hinter uns. Hao, den Schamanenkampf, einfach alles. Vielleicht werde ich meine Freunde nie wieder sehen. Eine leichte Brise des Windes weht mir das Haar vor die Augen. Ich hätte wohl mein Stirnband aufsetzen sollen. Egal. Meine Füße tragen mich die Straße entlang. Ich weiß nicht, wohin ich will. Ich gehe einfach nur. Da ist der Apache-Club, Silver stand hier immer mit Kalim. Sie stehen schon lange nicht mehr hier. Sie sind weg gegangen. Wer weiß wohin. Ich gehe weiter. Vor einem kleinen Wald bleibe ich stehen. Die Bäume, sie sagen mir, ich soll nachhause gehen. Morgen werde ich nach Hause gehen. Gemeinsam mit Pilica. All die Erinnerungen kommen in mir hoch, all die Kämpfe, all meine Verletzungen und alle Siege. Den wichtigsten Kampf hätten wir benahe verloren. Ich sehe ihn noch direkt vor mir, wie er mich abwehrte, mich zu Boden warf und bald darauf auch die anderen in meiner Nähe landeten. Ich dachte, es wäre alles aus. Es war schrecklich, ich hatte noch nie solche Angst empfunden. Doch dann wurde ja zum Glück alles gut. „Na, kannst du auch nicht schlafen?“, eine mir sehr bekannte Stimme taucht hinter mir auf. Ich schüttle meinen Kopf. Langsam kommt die Besitzerin der Stimme auf mich zu. „Morgen geht es nach Hause“, sagt sie. „Da ist es okay, dass du nicht schlafen kannst, du musst dich erst von allem verabschieden“, sie steht jetzt direkt neben mir und greift mir auf die Schulter. „Ich bin stolz auch dich, Horohoro“, sagt sie und geht einen Schritt weiter. „Es ist nicht leicht Abschied zu nehmen, aber es muss sein, es ist ja nicht so als ob wir sie nie wieder sehen würden. Wir sind dann nur zuhause, wir haben alle ein Telefon und es gibt den Zug und Busse und Flugzeuge. Es ist kein Abschied für immer. Oder?“, sie dreht sich zu mir um und wischt sich ihre Tränen aus dem Gesicht. „Wir werden sie doch alle wieder sehen?“, sagt sie und springt mir überrascht in die Arme. Fest an mich geklammert lässt sie ihren Tränen freien Lauf. „Na klar, wir werden sie oft anrufen und wir werden sie oft besuchen“, sage ich und streiche ihr mit meiner Hand über die Haare. So kenne ich sie gar nicht. Sie hatte das erste Mal so richtig geweint, als ich zum Schamanenkampf aufbrach. Sie hatte Angst mich nicht mehr wieder zu sehen. Vorsichtig hebe ich ihr Kinn hoch. „Pilica, hör auf zu weinen, es wird alles gut“, sage ich ihr und sehe ihr in die von Tränen unterlaufenen blauen Augen. Langsam wischt sie sich die Tränen weg und lächelt mild. Wir hatten nie richtige Freunde, immer nur die kleinen Kolopockulus. Ja, die Kolopockulus, wir müssen stark sein, für sie. „Ich glaube es wäre besser, wenn wir wieder nach drinnen gehen und weiterschlafen. Wir haben morgen noch viel zu tun“, sagt sie, nimmt mich an der Hand und wir gehen zurück. Ich sehe die Straße entlang. Hier hatte ich Hao einmal provoziert. Es war ihm egal, er hatte mich einfach ignoriert und ist gegangen. Was mache ich mir eigentlich solche Sorgen? Er ist doch weg. Er kommt nicht wieder. „Horohoro. Bitte schau nicht so. Du brauchst keine Angst mehr vor Hao zu haben“ sagt Pilica. Ich lächle sie an und glaube ihr. Ja, der Schatten seiner hat sich verzogen. Kapitel 1: Abschied ------------------- Abschied Den Rest der Nacht hatte ich nicht sehr viel geschlafen, ich dachte viel zu sehr über Hao nach. Was wäre gewesen, wenn Anna nicht gekommen wäre, wenn wir nicht standhaft gewesen wären. Er hätte nicht so viel Zeit mit uns vergeudet und dann hätte Yo sich vielleicht zu spät gefangen. Ich will gar nicht mehr darüber nachdenken. Alles ist gut. Er ist weg. „He, Horo, steh da nicht im weg rum…Bitte“, sagt Ren als er mit seinem Koffer durch die Tür will, die ich gerade verbarrikadiere. Es hatte lange gedauert, bis wir ihm lernen konnten, „bitte“ zu sagen. Ich werde ihn vermissen, ihn am meisten, mit ihm habe ich mich am meisten auseinandergesetzt. Es wird friedlich zuhause sein, nur Pilica wird mich nerven. Ren wird nicht da sein, er wird mir nicht ständig auf den Geist gehen. „Erde an Horo. Verdünnisiere dich doch mal. Bitte“. „Ich mach ja schon, nur Geduld“ antworte ich ihm. „Keine Zeit für Geduld“, sagt er und schlendert mit seinem Koffer an mir vorbei. Auch die anderen sind schon deftig am hetzen. Mein Koffer steht schon lange in dem Wagen, den uns Ryo gestern besorgt hat. Ich sehe den anderen nur noch zu und versuche ihre Anwesenheit noch ein wenig zu genießen. Wir haben ja nur noch die Fahrt zum Flughafen, dann geht es für jeden in eine andere Richtung. Lyserg fliegt nach England. Ryo, Yo, Manta, Anna und Tamao fliegen nach Japan. Choco und Faust fliegen nach, hmm wo fliegen die denn überhaupt hin? Naja, kann man nichts machen, weg vor allem. Und zum Schluss sind da noch Run und Ren. Ren. Sie fliegen nach China. Ich selbst fliege mit Pilica nach Japan, doch nicht dahin wo Yo hinfliegt. „Jetzt steigt doch endlich ein oder es setzt was!“ schreit Anna, als wir am wegfahren sind. Ich steige in den Kleinbus ein und setze mich ganz hinten ans Fenster. Wir fahren los, Ren sitzt neben mir und schweigt mich an. Wir haben die gesamte letzte Reihe für uns. Was ist dem denn über die Leber gelaufen? Sonst würde er doch keine Sekunde warten und mich mit Nichtigkeiten nerven. Vielleicht tut ihm der Abschied auch weh. „He alter, wir werden uns auf jeden Fall wieder sehen“, sage ich und hoffe, dass er lächelt, denn er ist unheimlich wenn er so nichts tuend da sitzt. Vielleicht geht es ihm dann besser und er nervt mich wieder. „Soll das eine Drohung sein?“, fragt er. „Ich wollte doch nur freundlich sein“, gifte ich ihn an. „Was rückst du mir damit auf die Pelle. Nur weil du Probleme mit Veränderungen hast. Nur weil du vielleicht nicht nach Hause willst. Lass mich doch damit in Ruhe!“, er sieht wütend aus. „Was hast du denn für ein Problem, ich freue mich nach Hause zu gehen. Am meisten freue ich mich, dass ich dich dann nicht ständig ertragen muss“, keife ich, verschränke meine Hände und sehe aus dem Fenster. Das wollte ich eigentlich gar nicht sagen. Denn der Abschied von ihm fällt mir doch am schwersten. „Du…ich…So schnell kannst du gar nicht schauen, so schnell hab ich dich vergessen“, sagt er dann und wendet sich von mir ab. Er sieht vielleicht sogar zum Fenster hinaus. Er ist zu still. Ich sehe zu ihm hinüber. Gebannt sieht er aus dem Fenster. Er merkt wohl gar nicht, dass ich ihn ansehe. Was ist das? Eine Träne läuft seine Wange hinunter. Was soll denn das werden? Will er mich etwa verarschen? „Es tut mir Leid, ich habe das nicht so gemeint. Weißt du, es ist der Abschied“, versuche ich mich bei ihm zu entschuldigen. „Ist schon in Ordnung, ich war doch gemein zu dir. Bitte lass mich jetzt in Ruhe“, bittet er mich und ich lasse ihn. Er klang gerade so verzweifelt und alleine gelassen. Stimmt, er ist ja dann noch mehr alleine als ich. Er hat nur Run. Ich hingegen habe Pilica, Mama und Papa. „Könnt ihr das hören?“, fragt Anna nach einer Weile. „Nein, ich höre nichts“, sagt Ryo. „Genau das ist es. Nichts, sie streiten sich nicht, es ist alles ruhig und friedlich. … Was habt ihr ihnen gegeben?“, fragt sie plötzlich misstrauisch. „Nichts. Was denkst du denn von uns?“, kontert Manta. „Vielleicht, dass ihr sie unter Drogen setzt. Aber mir soll es Recht sein, solange sie ruhig sind“, sagt sie und die Stille herrsch weiter. Das ist mir egal, soll sie doch glauben, wir seien auf Drogen. Hmm, stell ich mir irgendwie lustig vor. Ren auf Drogen, so flippig und voll auf yeah peace Mann. Wenn er alle umarmt und immer ein Lächeln auf dem Gesicht hat. Irgendwie unvorstellbar, doch irgendwie einfach niedlich. Ich weiß nicht, wie ich jetzt auf niedlich komme, aber ich stelle es mir einfach so vor. Wie vor zwei Wochen, als wir ihn unabsichtlich betrunken gemacht haben. ~Erinerung~ „Kannst du überhaupt so viel trinken, Ren?“, fragte Yo und Ren hatte ihn einfach nur schief angesehen. Wir waren alle lustig, aber Alkohol hatten wir nicht soviel. Nicht soviel wie Ren. Unbemerkt stellten wir ihm immer mehr hin und er trank es, bis er plötzlich das letzte Glas gegen die Wand geworfen hatte. Er hatte mich wirklich erschreckt. „Wisssst ihr wassss? Ich habe euch alle gern“, sagte er und fiel zu Boden. Das wurde uns zuviel und wir beschlossen, dass ihn jemand ins Haus bringen musste. Wir zogen und ich zog den kürzesten. Es war mir Recht, denn ich war eh schon müde und so nahm ich ihn huckepack und ging. Ich war in diesem Moment froh, dass er nicht kotzen musste. Doch diese Freude wollte schnell vorüber gehen. „Mir iss sooo schlecht“, sagte er und ich blieb wie angewurzelt stehen. Ich wollte ihn gerade hinunterlassen als er mir volle Kanne über die Schulter kotzte. „Spinnst du?“, ich lies ihn fallen und versuchte mich vergebens von seinem Abendessen zu befreien. „Schuldigung“, sagte er und nahm mich an der Hand. „Ich will schlafen“, sagte er dann und kotzte noch einmal, diesmal aber an mir vorbei. „Ich bin dir sehr dankbar“, sagte ich und stützte ihn. Vorsichtig gingen wir den Weg zum Haus. Ich stützte ihn in sein Bett und er sah einfach zu niedlich aus. Niedlich? Ren? Naja, auf seine eigene Art und Weise. Man konnte ihn mit einer Katze vergleichen. Die gelben Augen, der finstere Blick und der zurzeit in seinem Bett eingerollte Körper. Fasziniert blickte ich ihn an. Vorsichtig fuhr ich ihm mit meiner Handfläche über die Wange und kraulte ihn hinter dem Ohr. „Was soll das?“, fragte er plötzlich. Er erschreckte mich, ich dachte nicht, dass ich das wirklich getan hatte. „Es tut mir Leid, ich, ich dachte nur, vielleicht würdest du schnurren, wie ein kleines Kätzchen“, sagte ich und lief rot an. Er sah es nicht, denn es war dunkel. Langsam drehte er sich um, nahm meine Hand in seine und sagte: „Ich bin dein Kätzchen“. Noch bevor ich realisieren konnte, was er gerade gesagt hatte, hatte er auch schon wieder gekotzt. ~Erinnerung Ende~ Ich weiß dann nur noch, dass er sofort eingeschlafen hatte und sich am nächsten Tag nicht an das geringste erinnern konnte. Wieder lenke ich meinen Blick zu ihm. Er sieht aus dem Fenster, seine Tränen sind getrocknet. Er sieht nur nicht sehr fröhlich aus. Ich würde gerne wissen, worüber er jetzt nachdenkt. Vielleicht dachte er auch gerade an diesen Alkoholtrip, denn er hat gerade gelacht und den Kopf geschüttelt. „Was gibt es denn zu lachen?“, frage ich und er lacht noch mehr. „Ich dachte nur gerade an, naja, an den Abend, als ich dich so voll kotzte“, sagt er. „Daran musste ich auch eben denken“, gebe ich zurück und lasse in wieder in Ruhe. „Wir sind gleich da. Ich kann den Flughafen schon sehen. Wir verabschieden uns sofort bei der Ankunft von Faust und Choco, weil die zwei gleich dann in den Flieger müssen“, sagt Anna und mir wird flau im Magen. Jetzt ist es bald soweit. Nein, es ist gleich soweit. Ryo steigt noch einmal ordentlich aufs Gaspedal und parkt den Kleinbus dann auf den Parkplatz, hier würde ihn der Besitzer morgen wieder abholen. „Tschau Faust, Tschau Elisa und Tschau Choco“, sage ich und reiche ihnen auch die Hand zum Abschied, wie die anderen schon zuvor. „Tschau kleiner Blauer, vielleicht siehst du mich mal im Fernsehen, haha, wenn ich meine Witze öffentlich mache“, sagt Choco und geht mit seinem Koffer weg. Faust und Elisa sagen gar nichts, sie gehen einfach nur. Scheint als wollten sie gar nichts mehr sagen und einfach nur gehen. Die ersten sind also schon weg. Wir holen alle unser Gepäck aus dem Kofferraum und machen uns auf den Weg zum Einchecken. Annas, Yos, Mantas, Ryos und Tamaos Flug ist der nächste. Bald sind wir nur noch fünf. „Anna und du, ihr werdet sicherlich bald heiraten, nicht?“, fragt Lyserg, als wir uns nach dem Einchecken in ein kleines, aber ziemlich volles Café setzen, und Yo, welcher angesprochen wird, setzt ein leichtes grinsen auf, teils verängstigt, teils erfreut. Er liebt Anna, das ist klar und Anna liebt ihn auch, aber er hat eine echte Horrorehe vor sich. „Ja werden wir und er wird mir die Welt zu Füßen legen“, sagt Anna und erklärt das Thema somit für gegessen. Eigentlich schade, ich hätte gerne mehr gewusst, aber es wird sich schon ergeben. Vielleicht aber doch nicht. Was ist denn wenn man sich nicht auf unsere Anrufe meldet? Was ist wenn man uns vergessen will? Ren wird sich bestimmt nie von alleine melden. Vielleicht doch, aber nein, Ren macht sich nichts aus uns. „Wir müssen uns auf den Weg machen, unser Flugzeug fliegt bald“, sagt Manta nachdem er auf seine Uhr schaut und sieht in die müden Gesichter jener, die uns sogleich verlassen werden. Sind sie müde oder sind sie auch vom Abschied ergriffen? Ich weiß es nicht. Manta hat Tränen in den Augen. Also doch ergriffen vom Abschied. Anna macht keine Anstallten von Trauer. Ist auch nicht anders von ihr zu erwarten. Jedem noch einmal die Hand gegeben, ein paar Tränen vergossen und weg. Sie lassen mich mit Lyserg, Pilica, Run und Ren zurück. Ich sehe ihnen nach, bis sie um die Ecke gehen und verschwinden. Lysergs Flug sollte auch demnächst gehen. Die Flüge gehen alle sehr knapp nacheinander. Nur der Flug der Usui und der Tao nicht, wir hatten dann noch eine halbe Stunde Zeit bis Pilica und ich in unseren Flieger einsteigen werden. Ren und Run müssen dann nur noch 10 Minuten warten, bis es nach China geht. „Mein Flieger lässt mich in 3 Minuten rein und ich, ich gehe dann mal“, sagt Lyserg, schüttelt uns allen die Hand und geht. Ich werde das kleine grüne Männchen, wie wir ihn immer nannten, vermissen. „Huch, ich brauche noch Andenken für Mama und Papa, Run gehst du mit mir in die Souvenirläden. Bitte, bitte“, schreit meine Schwester plötzlich nach fünf Minuten des Schweigens auf. „Klar gehe ich mit dir. Ich hoffe man kann euch zwei Raufbolde alleine lassen, ohne dass was passiert“, sagt sie zu mir und Ren und die zwei gehen. „Na toll, jetzt sind wir alleine“, sagt Ren und blickt mir ins Gesicht. Er blickt mir ins Gesicht wie immer. Sein Blick ist gemein und hinterhältig wie immer. Doch plötzlich verändert sich sein Blick. Er wird weich. „Können wir woanders hin. Hier sind zu viele Menschen“, sagt er und steht auf. Es ist ihm wohl egal, ob ich mit ihm mitgehe. Doch tue ich es. Ich folge ihm. Wir gehen an ein paar Schaltern vorbei und landen nach ein paar Mal um die Ecke gehen in einem ziemlich verlassenen Gang. Rechts ist eine Wand, einige Bänke stehen hier und auf der gesamten linken Seite offenbart sich ein Fenster. Man kann die Flugzeuge dort starten sehen. „Schau, das ist der Flieger mit Faust, Elisa und Choco“, sagt er und zeigt auf das Flugzeug, das gerade startet. Ich folge seinem Finger und betrachte den Flieger. Hoffentlich haben sie eine angenehme Reise. „Dort steht die Maschine von Lyserg und dort die von Yo und den anderen“, wieder zeigt er mir die Flieger. Wir sehen zu wie erst die Maschine nach Japan startet und anschließend auch schon die von Lyserg, die ihn nach London bringen sollte. Ren legt seine Hand auf das Fenster, als würde er versuchen die Flieger aufzuhalten. Hmm, der Abschied tut wohl auch einem Eisklotz weh. Ich setze mich auf eine der Bänke und beobachte Ren. Er sieht den Fliegern lange nach, bis er sie nicht mehr sehen kann. Langsam löst sich seine Hand vom Fenster und er setzt sich zu mir. „Jetzt hab ich wohl nur noch dich“, sagt er und lächelt verschmitzt. Ich weiß nicht, ob er das jetzt nett oder herablassend meint. Eine kurze Weile sitzen wir so da und sehen den startenden Flugzeugen zu. „Irgendwie will ich hier nicht weg“, sagt er. Ich verstehe ihn, aber wir müssen doch weg. „Von dir“, flüstert er leise, kaum hörbar, doch habe ich es gehört. Ich lasse es dabei, ich will ihn nicht ärgern, nicht wenn er so niedergeschlagen ist. „Wir können uns doch von unseren Schwestern losreisen und nach Ägypten fliegen, da wollte ich immer schon einmal hin“, sage ich, ernst gemeint war es, ein wenig zumindest. Ich könnte es mir vorstellen. „Bist du verrückt, wie willst du das machen, wir haben kein Geld mehr“, sagt er und entgeht meinem Blick. Heißt das jetzt, er würde es tun, wenn wir das nötige Geld hier hätten? Er würde mit mir alleine nach Ägypten reisen? „Was hast du für ein Problem? Rechnest du dir gerade aus wie wir an ein Ticket kommen? Du bist so dämlich“, sagt er. „Ich will doch nur, dass du nicht so traurig bist“, sage ich etwas lauter und springe auf. Meinen Blick habe ich auf ihn gerichtet. Mir strömen die Tränen aus den Augen, ich weiß nicht warum so plötzlich. „Jetzt fang doch nicht an zu flennen“, bittet er mich, steht auf und wirft mir einen finsteren Blick zu, aber ich flenne weiter. Er versucht weg zu sehen, er schafft es nicht. „Bitte, ich kann mit Tränen nicht umgehen“, sagt er und nimmt meine Hand vorsichtig in seine. „Ich wollte nicht gemein sein, aber ich…vergiss es“, sagt er und lässt meine Hand mit einem Ausdruck von Ekel im Gesicht los. „Ich werde dich auch vermissen“, sage ich und ziehe ihn an der soeben wieder errungenen Hand an mich und umarme ihn. Ganz fest drück ich ihn an mich, dass er meine Umarmung nicht lösen kann. Seine Hände hängen einfach nur neben seinem Becken. Er versucht gar nicht dir Umarmung zu lösen. Ich denke, damit hatte er nicht gerechnet. Er seufzt und er hebt langsam seine Hände an. Zögernd berührt er meinen Rücken und schließt die Umarmung auch seinerseits. Ein komisches Gefühl ist das. Aber es ist kein schlechtes Gefühl, ganz im Gegenteil. Eigentlich schreien wir uns immer nur an, aber jetzt. Wenn es hart auf hart kommt, halten wir wirklich zusammen, das hätte ich mir nie gedacht. „Horo, versprich mir eines! Vergiss mich nicht! Und versprich mir, dass wir uns wieder sehen!“ sagt er und drückt mich fest an sich. Sanft lege ich meinen Kopf auf seine Schulter und kuschle mich an ihn. „He Mann, bist du schwul?“, mit einem Mal stößt er mich weg, sieht mich erschrocken an und läuft den Gang entlang bis er um die Ecke läuft und ich ihn nicht mehr sehen kann. Ich stehe da, ganz fassungslos. Wie kommt er nur darauf, dass ich schwul sei? Wie kommt er nur dazu, mich hier stehen zu lassen? Alleine. Es tut weh, ich wollte doch nur, dass wir doch noch Freunde werden, ich wollte doch nur, dass er glücklich wird. Er lässt mich stehen? Soll er doch, ich brauche ihn nicht. Ich werde nach hause fliegen und dort glücklich werden. „Ich brauch keinen Ren Tao!“ schreie ich den leeren Gang entlang. Keiner hört mich und niemand versteht mich. Kororo erscheint neben mir. Sie drückt sich an meine Wange und zeigt mir so, dass doch jemand für mich da ist. „Danke Kororo, das hätte ich beinahe vergessen. Ich werde meinen Traum erfüllen“, sage ich zu ihr und werfe einen letzten Blick auf die Flugzeuge. Langsam gehe ich zurück, ich muss meine Schwester finden. Wir fliegen ja fast schon gleich. „Horohoro, wo warst du?“, fragt Pilica. „Nirgendwo“, antworte ich und sehe in ein verwirrtes Gesicht, doch dieses Gesicht will gar nicht die ganze Antwort erfahren. Run ist auch da, Ren nicht. „Wir müssen gehen, Horo, von Ren hast du dich ja schon verabschiedet, sag tschüss zu Run und folge mir dann“, befiehlt sie. Von Ren habe ich mich schon verabschiedet? Naja, wie man’s nimmt. „Run, ich hoffe ihr habt einen schönen Flug, tschüss“, sage ich, reiche ihr die Hand und folge meiner Schwester. „Tschüss, ihr zwei“, ruft sie uns nach und geht dann. „Schnell Horohoro, nicht so langsam“, sagt Pilica und erhöht ihr Gehtempo. Sie will mich wohl im Training halten. Nein, heißt das etwa, dass sie mich schon im Flugzeug zu einem Höllentraining zwingen will? Womit habe ich das nur verdient? Kapitel 2: Auf nach Japan ------------------------- Auf nach Japan Fast schon drei Jahre sind vergangen und Yo hatte vor einem Monat angerufen, dass er und Anna nächste Woche heiraten wollen, schwanger soll sie ja schon seit vier Monaten sein. Gerade so, dass sie noch immer dieselbe Figur haben soll. Wie schnell die Zeit nicht vergeht, ich bin siebzehn, Pilica ist fünfzehn. Ich freue mich wirklich Yo und die anderen wieder zu sehen. Ob Ren auch da sein wird. Wer weiß. Es soll mir doch egal sein, doch hoffe ich, dass er auch da ist. „Horohoro, beeile dich, wir verpassen den Flieger, du Trödler!“, Pilica hetzt schon wieder. Ich laufe einfach hinter ihr her. Meine Haare fallen mir ins Gesicht. Ich trage sie zurzeit ziemlich Kinnlang, aber immer noch über ein Stirnband hängend. Pilica hat sich ihre Haare schneiden lassen, sie sind jetzt nur noch schulterlang. „Ihre Tickets bitte“, sagt die Dame vor dem Einlass. Wir zeigen ihr die Tickets und gehen die Schleuse bis zum Flugzeug entlang. Die Kontrolle hatten wir bestanden, wir führen ja keine illegalen Dinge mit uns. Ich darf am Fenster sitzen. Ich sehe aus dem Flieger hinaus und sehe diese Fahrzeuge, die die Koffer zum Flugzeug transportieren. Pilica neben mir ist schon ganz aufgeregt, die anderen wieder zu sehen, ich auch. „Wie glaubst du, sehen sie aus?“ fragt sie mich. „So wie immer?“ frage ich perplex. Sie schüttelt den Kopf. „Nie und nimmer, deine Haare sind gewachsen und außerdem siehst du jetzt viel erwachsener aus, Yo wird sicherlich auch erwachsen geworden sein und Anna wird bildhübsch sein“, sagt sie, sie denkt seit Yo Anruf an nichts anderes mehr, als an das kommende Treffen. Bis zur Hochzeit wohnen wir bei den Asakuras zuhause. „Ren ist bestimmt auch da, er wird sich bestimmt auch verändert haben, oh ich bin so aufgeregt“, sie klatscht fröhlich in die Hände und lacht. Hmm. Ren, er wird bestimmt anders aussehen, aber er wird doch immer noch derselbe sein. Oder? Er wird mich doch immer noch nicht leiden können? „Ha! Schau Horohoro, wir starten, bald sind wir da“, sagt Pilica und schaut neugierig an mir vorbei und aus dem Fenster hinaus. Bald ist wirklich ein ziemlich vager Ausdruck, immerhin habe wir noch fünfeinhalb Stunden Flug vor uns. Oh nein, fliegen, vor Aufregung habe ich ganz vergessen welche Angst ich eigentlich vor fliegen habe. „Pilica! Hilfe, wir fliegen“, langsam werde ich nervös, ich habe meine Tabletten nicht genommen, Pilica hat mich nicht erinnert. „Nein, wir haben die Beruhigungstabletten vergessen. Horohoro, alles wird gut“, redet sie langsam auf mich ein. „Weißt du, wir werden jetzt extrem hoch über Japan fliegen und wenn wir runterfallen brechen wir uns alles und dann sind wir Tod und dann können wir sie nie wieder sehen und was ist, wenn die Mafia ihre Hände hier im Spiel hat? Ich meine, was ist wenn mit diesem Flugzeug ein Anschlag geplant ist und wir wo reinkrachen sollen? Vielleicht will man uns auch einfach nur entführen und uns als Geiseln nehmen und keiner will uns retten, dann werden wir getötet und…Pilica, ich hab A~angst!“ „Da nimm das, dann geht es dir besser“, sie hält mir ein Glas vor die Nase. Ich werde ruhig. „Was ist das?“, frage ich. „Das soll dich beruhigen, sagt die Frau da“, sagt sie und zeigt auf eine Stewardess. Ich trinke das Gebräu und hoffe, mich zu beruhigen. Ich beruhige mich und werde müde. Was war das nur? Haben die mich eingeschläfert und wollen mich jetzt entführen? Ich schlafe ein. „Horohoro, wach doch endlich auf, wir sind da~a“, Pilica schlägt auf mich ein um mich zu wecken, ich bin es ja nicht anders gewohnt. Langsam öffne ich meine Augen und muss feststellen, dass wir die letzten in der Maschine sind. „Bin ja schon wach, du kannst aufhören mich zu schlagen“, sage ich und setze mich wieder aufrecht hin. „Komm beeile dich, wir werden erwartet“, sagt sie und ist schon fast aus der Maschine gestiegen. Ich stehe auf und steige auch aus dem Flugzeug. Handgepäck habe ich keines. Wir werden erwartet? Naja, ich weiß ja nicht wie das abläuft jetzt. Ich hab keinen Plan, Pilica hat mit Yo telefoniert. „Komm, unsere Koffer warten nicht“, meckert sie schon wieder. Hat sie etwa gemeint, wir werden von den Koffern erwartet? Ich folge ihr zu dem Laufband an dem man seine Koffer abholen musste. He, da ist ja mein Koffer. Nein, er ist gleich weg. Ich laufe an Pilica vorbei und werfe mich auf das Laufband um meinen Koffer zu bekommen. „Horohoro, spinnst du?!“, schreit sie mir hinterher. Es macht „Sum krk“ und das Laufband bleibt stehen. Knapp war das, beinahe wäre ich samt dem Koffer in irgend so einen Schacht gefahren. „Horohoro, jetzt geh da schon weg“, sagt Pilica, sie hatte ihren Koffer auch schon. Ich mache wie mir gesagt und wir verschwinden von dort. „Warum musst du immer auffallen? Ich meine, immer wenn ich mit die wohin gehe blamiere ich mich. Du bist siebzehn, du bist beinahe erwachsen“, sagt sie mit vollkommen rotem Gesicht. „Tut mir Leid, aber jetzt ist es eh schon vorbei“, sage ich und wir biegen links den Gang ab um endlich im Flughafen zu sein. „Horohoro! Pilica!“, Yo ist da. Er wartet auf uns. „Yo!“, schreit Pilica und läuft auf ihn zu um ihn zu umarmen. Er sieht anders aus, wie Pilica gesagt hat. Er sieht Hao noch ähnlicher als früher, aber freundlicher und lockerer. Pilica hatte ihn losgelassen, als sie bemerkte, dass er nur schlecht atmen konnte. „Hallo, Yo“, sage ich nun auch und drücke ihn zur Begrüßung. „Wo wart ihr, alle von eurem Flug sind schon weg?“, fragt er und geht langsam mit uns zum Taxi. Die Koffer schleifen wir hinter uns her. Als wir beim Taxi ankommen, warten da schon Anna und Manta. „Anna!“, meine Schwester startet auf sie zu um auch sie zu umarmen, aber Anna weicht aus und Pilica krach volle Kanne gegen das Auto. „Willkommen zurück“, sagt Anna und reicht Pilica die Hand. Auch mir reicht sie die Hand und Manta tut ihr gleich uns zwei zu begrüßen. „Ich hoffe ihr hattet einen schönen Flug“, sagt er. „Wunderschön, Horohoro war so still wie nie“, sagt Pilica und lächelt mich fies an. „Jaja, sie hat mich eingeschläfert“, verteidige ich mich. „Du bist groß geworden Horohoro, aber erwachsen scheinst du immer noch nicht zu sein. Pilica, deine Haare sind kurz.“, stellt Anna fest. „Ja, Horohoro kann noch so viel wachsen, erwachsen wird er wohl nie werden. Meine Haare, ja sie haben mich gestört, sie sind jetzt viel leichter“, antwortet Pilica und lächelt. Jetzt mustere ich Anna und Manta erst einmal genauer. Es ist mir gleich vorher aufgefallen, dass Manta gewachsen ist. Seine Haare sind in einem Zopf in seinem Nacken zusammen gebunden und was ist das? Ein Lexikon. War ja klar. Annas Haare sind auch sehr lang geworden. Fast so lang wie Pilicas waren, vor ihrem Haarschnitt, ihre komisches Kopftuch trägt sie noch immer. Ich könnte jetzt aufhören, aber da fällt mir noch etwas auf. Sie hat riesige… „Horohoro, steig schon ein!“ schreit Pilica. Erschrocken sehe ich zu meiner Schwester die gerade wieder die Wagentüre schließt. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass schon alle eingestiegen sind. „Ich komm ja schon“, sage ich und steige hinten ein, da Pilica vorne sitzt. „Ryo und Lyserg sind auch schon bei uns. Faust, Elisa und Choco können leider erst ganz knapp vor der Hochzeit kommen“, sagt Yo und strahlt seine zukünftige Frau an. „Was ist mit Ren, kommt der nicht?“, frage ich, er konnte ihn doch nicht vergessen haben. „Ren? Ach den hab ich ja ganz vergessen. Ren kommt morgen früh mit Run. Wenn es Frühstück gibt, müssten sie schon da sein“, sagt Yo und lächelt. Ja, er lächelt wie immer. Daran hat sich nichts verändert. Ob sich an Ren was geändert hat. Er sah doch immer schon ziemlich erwachsen aus, außer dass er etwas klein war, aber er wird bestimmt gewachsen sein. Hoffentlich ist er mir nicht mehr böse, weil ich ihn getröstet habe. Hmm. Schade eigentlich, dass Faust, Elisa und Choco erst so spät kommen, aber es soll wohl so sein. „So und erzählt mal, wie war es so ohne uns?“, fragt Yo. „Wir hatten die ganze Zeit nur auf den Tag gewartet, an dem wir uns wieder sehen“ sage ich. Das Thema ist ziemlich schnell abgeschlossen, da wir uns alle nur vermisst haben und sonst nicht viel erlebt haben. Ich habe gemeinsam mit Pilica unseren Traum verwirklicht. Auch wenn es lange gedauert hat. Den Rest der Fahrt verbringt Pilica damit Yo und Anna zu erzählen, wie tapfer ich meinen Koffer vor dem bösen Fließband gerettet habe. „Sie übertreibt, ich habe nicht geschrieen“, verteidige ich mich. Dass sie immer alles so überdramatisieren muss. Als wir bei Yo zuhause ankommen stehen Lyserg und Ryo schon vor dem Haus. Ryo hat sich ganz und gar nicht verändert, gut seine Tolle ist etwas länger, aber sonst ist er der Alte. Lyserg, hatte ich benahe nicht erkannt, schon gar nicht als Jungen. Seine Haare trägt er Schulterlang und offen, aber immer noch grün. Die enge Jean und das grüne T-Shirt stehen ihm. Er ist hübsch, aber er sieht aus wie ein Mädchen. Jetzt kann er das wirklich nur noch in unserem Freundeskreis abstreiten. „NA, mein kleiner blauhaariger Freund, hattet ihr eine schöne Anreise?“, fragt mich Ryo als ich meinen Koffer in mein Zimmer bringe. „Naja, ich habe nicht sehr viel mitbekommen, Pilica hat mir eine Schlaftablette gegeben“, sage ich und stelle den Koffer im Zimmer, das wir gerade erreicht haben, ab. Es liegen zwei Futons hier drinnen. „Ryo, warum sind hier zwei Futons, meine Schwester schläft doch nicht bei mir?“, frage ich. „Meister Yo hat sich gedacht, es wäre doch nett wenn du dir ein Zimmer mit dem miesepetrigen Ren teilen würdest. Da deine Schwester bei der hübschen Run und der niedlichen Tamao schläft“, sagt er und verlässt das Zimmer. Ren, ich soll mit Ren ein Zimmer haben? Na wenn das was wird. Ich werfe einen Blick auf meine Uhr. WAS??? Schon sechs Uhr. Ich habe das Mittagessen verpennt. Ich laufe sofort zu Pilica. „Pilica! Warum hast du mich nicht geweckt, als es Essen gab?“ frage ich sie. Sie sitzt mit Tamao in ihrem Gastzimmer und packt gerade ihren Koffer aus. Tamaos Haare sind länger geworden und sonst sieht sie einfach nur etwas erwachsener aus. Warum hat Yo eigentlich Tamao nicht erwähnt? Vielleicht war sie die ganze Zeit schon hier. „Du hast so schön geschlafen Horohoro“, sagt sie und tratscht weiter mit Tamao. „Es gibt eh bald Abendessen“, sagt Tamao und die zwei vergessen wieder, dass ich im Raum bin. Sollen sie doch, ich gehe langsam zurück in mein Zimmer und packe meinen Koffer aus. „Wer jetzt nicht kommt, bekommt kein Abendessen!“, schreit Anna. Essen. „Hunger, Hunger, Hunger“, mit diesen Worten laufe ich ins Esszimmer und setze mich sofort hin. „Horohoro, übertreib doch nicht so“, sagt Pilica und Anna tischt uns auf. Es gibt Sushi, ganz normales Sushi. „Horohoro, du hast wohl über diese lange Zeit keine Manieren gelernt“, sagt Yo und lacht. Auch die anderen beginnen zu lachen. „Nein, das wäre doch zu viel verlangt“, sagt Pilica und lacht weiter. Naja, ich bin halt nicht sehr lernfähig. Manieren, unnötiger Zeitaufwand, wenn es doch auch ohne geht. Ich esse einfach weiter, solange sie nur lachen und mir mein Essen nicht wegnehmen, sollen sie tun was sie wollen. „Ren kommt morgen?“ frage ich noch einmal nach. Ich habe ein wenig Angst. „Ja, um fünf kommt sein Flieger an und um sechs wird er mit Run hier ankommen. Vielleicht legen sie sich noch etwas schlafen, sie haben dann nämlichen einen langen Flug hinter sich, und dann können wir auch schon mit ihnen Frühstücken“, sagt Anna und räumt den Tisch ab. Irgendwie ist das seltsam. Anna kocht, Anna räumt den Tisch ab, Anna ist freundlich, Anna lacht mit uns und Anna hat mich noch nicht geschimpft. Am besten, ich frage erst gar nicht nach. Vielleicht sollte Pilica auch ein Kind bekommen, aber nein, so was darf ich gar nicht denken. Es ist schön wieder in dieser Umgebung zu leben, gemeinsam mit meinen Freunden. „Ihr habt für die Hochzeit schon alles geplant?“, frage ich. Anna sieht mich erschrocken an. „Ich wusste doch ich habe was vergessen“, sagt sie und greift sich mit der Hand auf den Mund. Was? Sie hat doch nicht ernsthaft die Hochzeit vergessen. Anna doch nicht. Yos Gesicht verrät nicht sehr viel, nur dasselbe wie Annas, entsetzen. „Soll das heißen, ihr …“, ich kann gar nichts mehr sagen, das hat mich zu sehr schockiert. „Horohoro. Glaubst du echt, wir hätten das noch nicht zu ende durchgeplant“, sagt sie und geht mit einem sehr herablassenden Blick mir gegenüber aus der Küche. Naja, wenigstens ist sie wieder ganz die alte. „Horohoro, hier geht es um unsere Hochzeit, glaubst du wirklich, Anna würde das vergessen“, sagt Yo mit seinem typischen Yolächeln. Er lächelt und alles scheint vergessen. „Anna ist dir nicht böse, sie will so nur Respekt aufbauen“, sagt Tamao und verschwindet mit meiner Schwester. „Gehen wir noch ins Bad?“, fragt Yo. Als Antwort bekam er ein Nicken derer die noch am Tisch saßen, außer von mir. „Ich gehe lieber gleich schlafen, ich bin müde vom Flug“, sage ich und stehe auf. „Du meinst wohl vom Schlafen“, ruft mir Yo hinterher. „Es war trotzdem anstrengend, ich musste früh aufstehen. Gute Nacht“, verteidige ich mich und gehe auf mein Zimmer. Ich werfe einen Blick auf den freien Futon. Wenn ich jetzt schlafen gehe, wird es mir vielleicht nicht mehr so lange vorkommen, bis er da ist. Was denke ich denn da? Irgendwie freue ich mich total, ihn wieder zu sehen. Ich vermisse ihn total, die ganze Zeit schon, ich wollte es nicht wahr haben. Jetzt hab ich’s, ich werde ihn morgen vom Flughafen abholen. Er kommt um fünf an, na dann ist es ja gut, dass ich jetzt schlafen gehe. Morgen ist er hier, bei mir. Vielleicht sind wir wieder freundlich zueinander, das war schön. Zu gerne würde ich ihm in die strahlenden Augen sehen und ihm dann sanft über die Wange streichen. Ich will ihm nahe kommen und seine zarten Lippen mit meinen berühren, ihm vorsichtig die Kleidung abstreifen und anschließend die weiche Haut berühren, die sich darunter verbarg. „Nein, was denke ich denn da?“ frage ich laut in den Raum. Warum denke ich so etwas? Bin ich etwa…nein, so was darf ich gar nicht erst in Erwägung ziehen. Doch der Gedanke an seine Augen lässt mich seufzen. Ich bin nur wieder doof, das ist nur, weil ich ihn so lange nicht gesehen habe, da muss ich gleich blöd denken, das ist ganz normal. Ich muss mich beruhigen. Gut. Das war nur ein kurzes Blackout, wenn ich ihn morgen sehe, sind wir ganz normale Menschen. Kapitel 3: Wiedersehen macht Freude, oder etwa nicht? ----------------------------------------------------- Wiedersehen macht Freude, oder etwa nicht? Wo bleiben die denn? Hab ich sie etwa schon verpasst? Nein, es ist ja sonst noch keiner hier raus gekommen. Es stehen schon eine Menge Leute hier, die warten wohl auch. Ich werfe einen Blick auf die Uhr und muss feststellen, dass die Maschine schon seit einer halben Stunde da sein sollte. Verspäten sich wohl. Doch irgendwie habe ich ein ungutes Gefühl. „Mama, Mama, da bist du ja wieder, wann kommt denn Papas Flugzeug“, fragt ein kleines Kind gerade seine zurückkehrende Mutter. „Die Frau am Schalter hat gesagt, dass sie an ein Gewitter geraten sind und herum fliegen mussten, deswegen dauert das so lange“, erklärt sie dem Kind und hält ihm anschließend die Ohren zu. „Sie sind mitten drinnen, wir müssen dem Piloten vertrauen“, sagt sie zu der Frau, die auf ihr Kind aufpasste und nimmt die Hände von des Kindes Ohren. Sie sind mitten drinnen? Was soll das heißen? Ich lege meine Hand auf meinen Mund und versuche sämtliche Tränen zu stoppen. Die Halle wird merklich nervöser. Münder fallen auf und Augen werden größer. „Die Frau hat gesagt, sie lässt es durchsagen, wenn sie angekommen sind“, sagt die Frau mit dem Kind und mit der Zeit wird der Warteraum leer. Nur noch ich bin da. Vor mir der Leere Ankunftsraum. Hoffentlich passiert nichts. Langsam senke ich meine Hand und balle sie zu einer Faust. „Ich warte hier, bis du da bist Ren“, sage ich. „Der Flug E 4582 aus China wird voraussichtlich nicht ankommen, es tut uns unheimlich Leid, der Pilot versucht sein bestes, aber er sprach selber davon, dass es ihm aussichtslos erscheint. Wir haben keinen Kontakt mehr zu dieser Maschine. Es tut uns Leid. Falls es Informationen gibt, wird dies sofort durchgegeben“, die Stimme aus dem Lautsprecher verstummt. Eine Welt in mir bricht zusammen. Ren, Run bitte, bitte schafft das. Toll, jetzt habe ich es geschafft. Die erste Träne läuft mir die Wange hinunter. Was mache ich nur? Was, wenn ihm was passiert? Was, wenn ich ihn nie wieder sehe? Langsam gehe ich zu Boden. Er soll bald wieder hier sein. Bitte. Ich schlage mit meinen Fäusten gegen den Boden. Das kann doch nicht sein, dass Ren Tao so seinen Abgang macht, das ist einfach nicht fair. „Das ist nicht fair!“, schreie ich. Wieder schlage ich mit den Fäusten gegen den Boden. Jetzt merke ich erst, dass Kororo schon die ganze Zeit versucht mich aufzumuntern. „Kororo, ich hab dich nicht bemerkt, das tut mir Leid“, sage ich zu ihr und nehme den kleinen Kolopockulu in meine Arme. Sie verspricht mir, dass Ren zurückkommt. „Ich glaube dir“, sage ich und stehe auf. Nein, ich zweifle nicht. Ren ist ein Schamane, er ist schon einmal aus einem Flugzeug gefallen. Er überlebt das und er wird mit Sicherheit auch Run retten können, aber wird er das ganze Flugzeug vor dem Tod beschützen können? Ich hoffe es. Immerhin ist er viel stärker geworden. [It’s my life von Jon Bon Jovi] Ich drehe dem Ankunftsraum meinen Rücken zu und setze mich auf den Boden. Ich werde einfach nur hier sitzen und warten, warten bis sie angekommen sind. „Was machst du hier?“, fragt plötzlich eine Stimme hinter mir. Sie ist mir bekannt, doch irgendwie ganz anders. „Horo? Ich rede mit dir, du Hornochse“, sagt die Stimme wieder. Ich drehe mich um und sehe in zwei wunderschöne Katzenaugen. „Ren?“, frage ich langsam. „Horo“, sagt er mit sanfter und erleichterter Stimme und wirft sich mir um den Hals. „Ich hab dich vermisst du Idiot, es war wirklich langweilig und sehr Actionlos zu Hause“, sagt er und lässt mich dann los. Run ist auch da, logisch. Ich mustere die zwei erst einmal. Rens Haare sind um einiges gewachsen und er trägt jetzt nicht mehr so eine komische Frisur. Seine Gesichtszüge zeichnen immer noch einen sehr angriffslustigen Jungen, wenn nicht sogar mehr als zuvor. Das schwarze Shirt, das er trägt, lässt seinen Körper noch schlanker wirken und macht ihn unheimlich attraktiv. Schon wieder so doofe Gedanken. Raus, weg. Run hat sich auch sehr verändert. Sie trägt ihre Haare lang und offen. Eine hellgelbe beinahe weiße Bluse überzieht ihren Oberkörper und eine farblich gleiche Hose ihre Beine. Ryo wird ihr kaum widerstehen können. „Du hast dich verändert Horo“, sagt Ren und zieht an meinen Haaren. „Lass meine Haare“, sage ich und nehme seine Hand in meine. Ein sanftes Zucken durchfährt mich und ruckartig lasse ich seine Hand los. Er sieht mich mit einem leicht schüchternen Blick an. Süß sieht er aus, unheimlich süß. Wa, raus ihr bösen Gedanken. „Du hast deine Giftzwergfrisur abgelegt?“, frage ich ihn. „Was? Selber Giftzwerg!“, schreit er und spring auf mich, dass wir beide zu Boden fallen. Mit seinen Fingern zwickt er mich in die Wange. „Au, du Idiot“, schreie ich und ziehe an seinen Haare. „Selber Idiot“, wir rollen dort auf dem Boden rum und keiner nimmt uns wahr. Da alle so froh sind, dass den Leuten aus dem Flugzeug nichts passiert ist. Der Pilot hatte es doch noch geschafft. „Ihr seid doch wirklich immer noch die Alten“, sagt Run und hält sich die Hand vor den lachenden Mund. „Ich hab das vermisst“, sagt Ren zu mir und beendet den kleinen Streit. Er sieht zu mir hinunter, da er ja immer noch über mir liegt, und grinst. „Ich auch, aber am meisten habe ich dich vermisst“, sage ich und umarme ihn noch einmal. „Ihr seid so süß Jungs, aber jetzt kommt, das Taxi wartet“, sagt die immer noch schmunzelnde Run. „Run, ich bin nicht süß“, sagt Ren und springt auf um seiner Schwester nach zu laufen. Ich stehe ebenfalls auf, klopfe mir den Staub von den Klamotten und laufe dann zu den beiden. „Die anderen warten sicherlich schon“, sage ich, da ich gerade daran denken musste, wie sie die zwei empfangen werden. Da fällt mir ein, es weiß doch keiner, dass ich die zwei abhole. Pilica bringt mich um. Sie macht sich sicherlich sorgen. „Ihr zwei könnt die Rückbank haben, ich bin nicht heiß drauf, mitten in euren Streitereien zu sitzen“, sagt Run, legt ein Lächeln auf und öffnet uns die Türe ehe sie selbst vorne einsteigt. Ich lasse Ren den Vortritt, steige nach ihm ein und schließe die Türe. Run unterhält sich schon tüchtig mit dem Taxifahrer, er hatte sie nach dem Flug gefragt, da er ja von dem Unglück hörte. Freundlicher Mensch. „Auch wenn ich es nur sehr ungern zu geben. Ich bin warnsinnig froh, dass du auf uns gewartet hast“, sagt Ren und schmiegt seinen Kopf wie ein kleines Kätzchen an meine Schulter. Was ist denn jetzt kaputt? „Weißt du noch, als ich dich angekotzt habe?“, fragt er. „Ja, danke, das werde ich wohl nie vergessen“, sage ich streng zu ihm „Du hast gesagt, dass ich dich an ein Kätzchen erinnere und ich hab dir gesagt, dass ich dein Kätzchen bin“, sagt er und atmet ganz tief ein. „Ich dachte du“, aber er unterbricht mich schlagartig. „Schhh, darüber reden wir wenn wir zuhause sind“, sagt er und tut so als wäre gerade nichts passiert. Was ist denn überhaupt passiert? Es kribbelt immer noch alles in mir. Ich konnte gerade seinen Atem direkt auf meiner Haut fühlen. Ein eiskalter Schauer läuft mir alleine beim Gedanken daran den Rücken hinunter. Eigentlich sollte ich froh sein, immerhin ist er mir nicht böse, wegen dieser Liebhabattacke, damals am Flughafen. Doch irgendwie bin ich schockiert. Was will er zuhause mit mir bereden? (Autorin: Na was wohl Horo-chan?, Horo: Was denn?, Autorin: Ich weiß nicht, ich dachte du weißt es) Da fällt mir ein, wo ist denn überhaupt Bailong? „Run, wo hast du denn Bailong gelassen?“, frage ich sie. „Ach, er kommt noch nach, er hat mir versprochen, den Garten zu machen und Ren muss jetzt auf mich aufpassen, ich weiß aber nicht, ob das so gut ist, er benimmt sich nämlich in letzter Zeit sehr eigenartig“, sagt sie und sieht ihren Bruder an. „Ich bin gar nicht eigenartig. Man soll mich fürchten, Eigenartigkeit ist nicht zum Fürchten“, giftet er sie an. Na das ist ja schon viel weniger eigenartig. Viel eher, so wie immer. „Horohoro! Warum hast du nicht gesagt, dass du sie abholst? Ich hab mir Sorgen gemacht. Weißt du, ich stehe auf, es gibt Frühstück und du bist nicht da. Der erste Schock. Dann, ich gehe in dein Zimmer schauen, ob du schläfst. Zweiter Schock: Du bist nicht da. Ich habe das ganze Haus abgesucht, dann der dritte Schock: Du bist wieder nicht da“, schreit Pilica, als wir endlich bei Yo angekommen sind. „Ja, aber“. „Kein aber, konntest du nicht irgendjemanden etwas von deinem Vorhaben erzählen? Du hättest doch Kororo schicken können. DU Idiot!“, schreit sie und wirft mir die Türe vor der Nase zu. Ren und Run sind schon drinnen, sie bekommen gerade Frühstück. „Du bleibst da draußen und du bekommst erst wieder was zum Abendessen!“, sie klingt sehr ernst. Oh nein, kein Essen. „Du darfst auch erst wieder zum Abendessen REIN!“. Stille. Doch dann kann ich die anderen hören wie sie mit Ren und Run reden. Verstehen kann ich nichts, doch ich höre, dass sie essen. Das ist so gemein, ich wollte doch nur freundlich sein. Wollte ich das überhaupt? Freundlich sein? Nein, ich habe es einfach nicht mehr ausgehalten ohne ihn. Er hat mir so gefehlt. Jetzt kann ich ihn erst recht nicht sehen. Pilica ist doch so gemein. Meine Augen betrachten den Garten der angehenden Familie Asakura. Es sieht hier noch genauso aus, wie damals, als wir hier zum Schamanen Kampf eine Feier abgehalten hatten. Das ist lange her, und nun ist auch der Schamanen Kampf vorbei. Das war eine Zeit. ~Erinnerung~ Ich wache auf und strecke mich. Bei mir im Zimmer sind noch Ren und Choco. Wir sind ein Team, also haben wir ein Zimmer. Genau wie Yo, Ryo und Faust (und Elisa). Heute sind keine Kämpfe angekündigt. Das heißt wohl den ganzen Tag Blödsinn machen. „Horohoro, auf zum Training!“ Pilica zerstört wieder einmal alle meine Träume mit zu einem blöden Satz. Ich seufze. Langsam krieche ich unter meiner Decke hervor und ziehe mich an. „Weißt du was? Heute will ich einmal nicht so hart sein, du musst heute nur zehn Runden weniger laufen und deine Liegestütz wollen wir auch reduzieren, und zwar auf 250. Immerhin hast du heute frei und du solltest dich auch einmal ausruhen“, sagt sie und schickt mich laufen. Was hat sie gerade gesagt? Hat sie tatsächlich gesagt, sie will mich ausruhen lassen? Wunder gibt es also doch. „He, Horohoro, warte auf mich, ich muss auch laufen“, ruft Yo hinter mir her und ich werde für den kurzen Moment indem er mich einholt langsamer. „Komm Ren heute nicht zu nahe, er ist wieder einmal sehr wütend. Ich glaube heute gibt es verletzte“, sagt Yo und lacht. „Hat das wieder mit diesem komischen Weib zu tun?“, frage ich Yo und dieser nickt. „Sie hat ihm heute wieder Blumen geschickt“, erzählt er und grinst. „Wer ist die denn überhaupt?“, will ich wissen, doch auch Yo kennt sie nicht. Er weiß nur, dass sich auch Schamanin ist. „Also ich finde sie eigentlich hübsch, so blaue Augen bekommst du nirgendwo zu sehen“, sage ich. Sie ist wirklich extrem hübsch, trübblaue Augen, blondes Haare, tolle Figur und genau die richtige Größe für Ren. „Ja schon, aber Ren will einfach kein Mädchen an seiner Seite“, antwortet Yo. „Was? Will er etwa einen Jungen?“, frage ich ihn geschockt. „Nein, das wollte ich damit nicht sagen, aber ich meine er will keinen anderen Menschen an seiner Seite“, erklär er mir. „Aso, das musst du doch dazu sagen. Wissen wir denn überhaupt, wie sie heißt?“. Yo sieht mich an und schüttelt den Kopf um mir zu verklickern, dass wir keine Ahnung haben, wie sie heißt. „Wie lange läufst du heute?“, fragt er mich nach einer kurzen Weile des Schweigens. „Ich muss heute nur 190 Runden laufen“, sage ich stolz. „Was? Anna lässt mich 300 Runden laufen, weil sie meint, ein freier Tag soll für Training genutzt werden“, jammert er. „Ich hoffe sie ist heute nicht viel mit Pilica zusammen, sonst werde ich dir wohl oder übel Gesellschaft leisten müssen“, sage ich und bete. Hoffentlich ist sie nicht gemein. „Aber vielleicht lässt sich Anna durch sie besänftigen“ „Nein!“, sagen wir beide und lachen. Anna und sich besänftigen lassen, da friert früher die Hölle zu. Wobei Anna die Hölle zu gefrieren bringen könnte. „Yo, es tut mir Leid, aber ich muss jetzt schneller laufen“, sage ich und beschleunige. Ich weiß auch nicht, wo das auf einmal her kam. Plötzlich hatte ich nur noch die Gedanken an meinen Traum. Ich muss stark werden, vielleicht vertraut mir Pilica schon soweit, dass ich das Training ernst nehme. Jetzt nehme ich es ernst. Ich werde hart trainieren, aber nicht mehr als verlangt. Ich muss stark sein, für die Kleinen, denn die können nicht stark sein. Naja, Kororo ist schon stark, aber sie ist so klein und die anderen auch. Ich muss unseren Traum wahr machen. Ich könnte ein Lied singen. Nein, zu doof. Langsam geht mir die Luft aus. Egal, ich bin stark, ich schaff das. „Hey Yo“, rufe ich. Zum zwanzigsten Mal habe ich ihn überrundet und mir bleiben noch zwei Runden. „Hey Horo“, schnauft er mir nach. Zwei Runden noch, gleich bin ich am Ende. „Komm schnell Horohoro, eine Runde noch“, ruft mir Pilica vom Start zu und ich laufe, laufe und laufe meine letzte Runde zu ende. „Da hast du Wasser“, sagt Pilica und reicht mir eine Flasche Wasser. „Danke“, sage ich und trinke. „Bitte, dann mach jetzt deine Liegestütz“, befielt sie und ich mache. Oh nein, da kommt wieder dieses Mädchen. Ich sehe ihr nach und beobachte Rens Reaktion. „Lass mich ihn Ruhe, ich will nichts von dir wissen!“, schreit er sie an. Sie sagt irgendetwas, ja sie sagt es, deswegen höre ich nur Ren, denn der schreit ja. „Nenn mich nicht Ren-chan!“, er schüttelt ihre Hand ab, dreht sich um und geht. Doch sie läuft ihm nach und nimmt ihn wieder an der Hand. Sie wollte etwas sagen, doch sie hatte keine Zeit dazu und schon hatte sie eine kleben. „Das war zu viel Ren, ich kämpfe mit dir, wenn ich gewinne wirst du mein Freund und wenn du gewinnst lasse ich dich auf ewig in Ruhe“, schreit sie unter Tränen. „Super Horohoro, nur noch 200“, sagt Pilica. Solange sie hier ist, kann ich da nicht eingreifen, aber irgendwie ist es lustig. „Ein Kampf?“, fragt er sie erschrocken, aber immer noch laut genug, dass ich es ihn hören kann. „Ja, nur du gegen mich, gleich hier wenn du willst“, sagt sie streng und gereizt und wischt sich ihre Tränen aus dem Gesicht. Mann, wie kann man nur so kreuzdumm sein. Ein Kampf gegen den wütenden Ren. Heute gibt es Tote, das ist klar. „Wir treffen uns in zwei Stunden am Kampfplatz, ich nehme den Schiedsrichter mit“, sagt Ren energisch und laut und lässt sie alleine stehen. Einige Minuten sehe ich sie an. Kein Anzeichen von Schwäche. Kein einziges Funkelchen von Zweifel. „Was kuckst du denn so blöd?“, schreit sie mich fragend an und geht. Was war denn das? Dieser Blick war alles andere als zweifellos. Ich sah ihn gerade zum ersten Mal auf ihrem Gesicht. Was findet sie nur an Ren? ~Erinnerung Ende~ Was findet sie nur an Ren? Das habe ich mich damals gefragt, doch irgendwie verstehe ich sie jetzt. Es stimmt schon, dass Frauen viel schneller bemerken, was wichtig ist. Ich weiß es jetzt. Ren ist mir wichtig, doch weiß ich nicht wie wichtig. Wir waren immer wie zweieiige Zwillinge. Dummsinn im Kopf was nur geht und ständig am streiten. Aber wir haben uns stets verstanden, wir wussten immer genau, wann der andere gereizt war, wann man ihn am besten nicht anspricht, wann man ihn am besten erst gar nicht anschaut. Ich sehe zum Himmel empor. Es dämmert schon beinahe und dabei ist es doch erst zwei Uhr. Seltsames Wetter hier, aber das bin ich ja gewohnt. Wahrscheinlich essen sie gerade zu Mittag, weil das Frühstück so spät stattgefunden hat, denn ich kann das Besteck klimpern hören. Hunger. Ich lege meine Hände auf den Bauch und versuche das Knurren zu unterdrücken. Da fällt mir das Ende dieser Geschichte wieder ein. ~Erinnerung~ „Horohoro, es gibt Essen!“, ruft Pilica, aber will nichts, ich kann nicht. Ren geht gleich zu dieser verrückten und will so gerne wissen, wer gewinnt. „Ich habe keinen Hunger“, sage ich und gehe außer Haus. Pilica sieht mich an, als man ihr die Gabe genommen, Geister zu sehen. Doch das ist mir egal. Ich gehe einfach. Eigentlich kann mir doch egal sein, was mit Ren ist, nein, es ist viel zu spannend, wenn es um alles geht. Das muss ich einfach sehen. Hoffentlich wird er von diesem Mädchen fertig gemacht, nicht nur, weil ich Ren verlieren sehen will sondern auch, weil ich ihn gedemütigt sehen will. Weil ich sehen will, wie Ren gegen ein Mädchen verliert. Ich beschleunige meine Schritte und erreiche den Kampfplatz an dem schon gekämpft wird. Ich schleiche mich hinter ein paar Steine an einen günstigen Ort, an dem mich keiner sehen kann, ich aber alles. Ren hatte Silver beauftragt, den Kampf als Schiedsrichter zu beurteilen und dieser steht auch seelenruhig am Rand und verfolgt den Kampf. Dieses Mädchen muss unheimlich stark sein, denn gerade hat sie es geschafft Ren mit ihrer Drachenlanze so nahe zu kommen, dass er einen Schnitt über seinen gesamten Oberarm hat. Ren, der ja ebenfalls eine Drachenlanze hat, weicht sogleich zurück und schneidet ihr nur ganz knapp und vermutlich auch nicht beabsichtigt, die Träger ihres Kleides ab, da sie sich ein paar Zentimeter zurück beugen konnte um nicht durchschnitten zu werden. Dieser Anblick ließ mich schocken. Trägt die denn rein gar nichts unter ihrem Kleid. Doch auch Ren will das nicht gefallen und er wendet sich ab. Sein Gesicht kann man von einer zu groß geratenen Tomate gar nicht mehr vergleichen. Selbst Silvers Gesicht erlangt an roter Farbe. Meines wahrscheinlich auch, aber das kann ich ja nicht sehen. Zum Glück kann keiner sehen, dass ich das gerade sehe. „Was ist denn Ren? Kannst du deine zukünftige nicht anschauen?“, fragt ihn die wahnsinnige auch noch. Ist die pervers? „Kämpf weiter!“, schreit sie ihn an und springt so über ihn, dass er wieder freien Blick auch eh schon wissen hat. „Zieh dich wieder wie ein normaler Mensch an, dann kämpfe ich auch weiter“, schreit er sie an und lenkt seinen Blick weg. Sie schnaubt ihn an und bindet sich anschließend die Enden, die Ren feinsäuberlich abgetrennt hatte, zusammen. Wie sie fertig ist, attackiert sie Ren auch schon wieder, doch dieser kann sich ohne sie gesehen zu haben, aus der Schussbahn entfernen und lenkt einen Gegenangriff ein. Langsam fallen die blonden Haare zu Boden. Aber nicht nur die Haare weisen Schäden auf. Entlang ihrer Schulter zeichnet sich ein langer Schnitt. Es scheint ihr nichts aus zu machen, denn sie startet einen neuen Angriff, wieder wird sie geblockt. Es sieht für beide nicht gut aus. Ren ist überseht mit Kratzern und das Mädchen ist nur noch sehr kurz bekleidet. Schnitte auf Beinen und Händen bluten. Also entweder sie gewinnt schnell, oder Ren gewinnt indem sie zusammenbricht, wegen zu starkem Blutverlust. Langsam schleiche ich mich wieder aus der Arena. Mir ist klar, wer diesen Kampf gewinnt. Es wird ja eh schnell zu ende sein. ~Erinnerung End~ Ein hübsches Gesicht reißt mich aus meinen Gedanken. „Was soll der Scheiß, du hast mich erschreckt!“, gifte ich ihn an. „Tut mir Leid, ich dachte nur, du willst vielleicht etwas zu essen haben“, sagt Lyserg und streicht sich lächelnd die Haare hinter sein Ohr. Er reicht mir einen Teller mit Makki und ohne viel zu überlegen nehme ich den Teller und esse ihn leer. „Mann, ich bin dir echt was schuldig“, sage ich und halte ihm den Teller hin. „Du solltest das am liebsten ganz schnell rein bringen und zwar bevor dich meine Schwester sieht“, sage ich ihm und er nimmt den Teller. „Stimmt, wenn sie mich erwischt, bin ich erledigt“, lächelnd lässt er mich wieder draußen sitzen. War gerade wirklich lieb von ihm, mir etwas zu essen zu bringen. Eigentlich wäre ich glücklicher gewesen wenn mir jemand anders etwas gebracht hätte. Doch das ist nicht seine Art. Wobei, es ist auch nicht seine Art seinen Kopf an meine Schulter zu schmiegen nachdem er ganz komische Andeutungen gemacht hat und dann auch noch sagt er würde das später bereden wollen. Ich glaube, der Flug hat ihm einfach nicht gut getan. Genau, das ist es. Er war wohl einfach selbst ein wenig schockiert darüber, dass die Maschine hätte abstürzen können. Langsam sinkt meine rechte Hand auf den Boden. „Mein rechter rechter Platz ist frei, ich wünschte, dass hier Ren jetzt sei“, denke ich mir in Gedanken. „Au“, wie durch einen Reflex habe ich mir gerade selbst eine gescheuert. Warum denke ich so einen Bullshit? Ich weiß nicht warum, ich weiß nur, dass. Vorsichtig greife ich mir auf die Stirn. Genau, das ist es, ich habe Fieber. Alles ist in Ordnung, ich habe nur Fieber. Ich höre ein Knacken. Es kommt jemand auf mich zu. Ich lasse meine Hand langsam auf den Boden sinken und sehe mich um. Da steht er, Ren Tao, in aller Pracht. [Hyjo de la loona von Loona] „Was machst du hier?“, frage ich ihn. er antwortet nicht. Was soll das? Er kniet sich hinunter zu mir. Mein Herz klopft. Er sieht mir fest in die Augen. Seine rechte Hand bewegt sich auf mich zu. Sanft berührt er meine Wange. Ich weiche erschrocken zurück, doch er berührt mich wieder an der Wange. Er lächelt, doch seine Augen sind leer und kalt. Und so schnell konnte ich gar nicht schauen, hatte er schon seine Lippen auf meine gelegt. Was soll das? Was ist los? Kann ich endlich aufwachen?! Er lässt von mir ab. Schockiert greife ich auf meine Lippen. Er hat das gerade wirklich gemacht. „Warum hast du das getan?“, frage ich ihn und rücke noch ein Stück zurück. „Weil ich es wollte“, sagt er und geht. Weil ich es wollte? Was soll das denn heißen? Und, warum geht er jetzt einfach wieder? Soll das heißen, dass er mich liebt? Oder, dass er es einfach nur einmal probieren wollte? Vielleicht wollte er mich einfach nur ärgern. Genau, das wird es sein. Er will nichts von mir. Ich atme ganz schwer. Es ging viel zu schnell. Es ist noch gar nicht so lange her und ich sehne mich schon danach. Nein, diese Gedanken müssen aufhören. Ich hohle tief Luft und atme ordentlich aus, dann sehe ich zum Himmel. Es ist schon dunkel. Viel zu schnell vergeht die Zeit. Es wird wohl bald Essen geben. Doch ich habe irgendwie gar keinen Hunger, geschweige denn die Lust dazu etwas zu essen. Nein, nicht nach diesem Ereignis. Das gibt es ja nicht, mein Herz rast noch immer. Ich stehe auf und gehe zur Türe. Vorsichtig klopfe ich an. „Du bleibst noch draußen!“, schreit Pilica. „Aber ich will doch nur schlafen!“, rufe ich hinein. Pilica öffnet die Türe. „Du willst nur schlafen? Kein Essen? Na gut, aber geh wirklich schlafen“, sagt sie und lässt mich hinein. Ich lenke meine Schritte in mein Zimmer. In das Zimmer, das ich mir mit Ren teilen muss. Es ist wohl besser, ich schlafe schnell ein, dass er mich nicht irritiert. Ich schiebe die Papiertüre zur Seite, betrete den dunklen Raum und schiebe die Türe wieder zu. Drinnen gehe ich langsam zu Boden, mir ist kalt. Ich verschränke meine Hände fahre langsam meine Oberarme auf und ab. Wie konnte er mich nur so herablassend ansehen? Er hat mich geküsst und es sah aus als hätte es ihm nichts bedeutet. Tränen laufen mir die Wangen hinunter. Warum weine ich jetzt? Ich verstehe das nicht. Mein ganzer Körper zittert. Was hat er nur mit mir gemacht? Ich fühle dieses ganz komische Gefühl. Ich hatte es noch nie. Warum war nur diese Gleichgültigkeit in seinen Augen? Eigentlich ist es ja nichts. Es hat nichts zu bedeuten für mich. Aber es ist nicht nichts für mich! Es bedeutet mir sehr viel! Mit meiner linken Hand wische ich eine Flut Tränen weg. Er ist ein Junge. Ich bin ein Junge. Das kann doch nicht normal sein. Nein, das ist einfach nicht normal. Warum liebe ich ihn so? Nein, scheiße, habe ich das gerade gedacht? Liebe ich ihn wirklich? Muss wohl so sein. Weist doch alles darauf hin. Ich will seine Hand halten, will seine Lippen mit meinen berühren und will ihm sagen, was ich für ihn empfinde. Doch wird er mich zurückweisen. Er wird mich mit seinen kalten leeren Augen ansehen und sagen, dass ich ihn mit meiner Abnormalität in Frieden lassen soll. Ich streiche mir die Haare hinter die Ohren und schleppe mich langsam zu meinem Futon. Die Kleidung von mir abgestreift (außer meiner Shorts) rolle ich mich unter die Decke und schließe meine Augen. Es ist still. „Horo, bist du wach?“, fragt jemand. Hört sich an wie Ren. Langsam öffne ich meine Augen. Es ist stockdunkel. Ich muss wohl schon geschlafen habe. „hmm“, mache ich und schließe meine Augen wieder, mit dem Ziel ihm einfach mal nur zuzuhören. „Schhh“, macht er. Ich höre Schritte auf mich zukommen. Nicht laut, nur ganz leise, wie die eines Kätzchens. Eine Hand streicht mir über die Wange. Was wird denn das schon wieder? Mit einem Mal sind meine Augen offen. Nur sehen kann ich nichts. „Schhh“, macht er wieder. [nichts ist kälter als deine Liebe von Oomph] Er küsst meine Wange, streift die Decke von mir ab. Will er mich wieder nur ärgern? „Was machst du da?“, flüstere ich leise. „Schhh, dreh dich um“, sagt er und versucht mich brutal an meiner Schulter umzudrehen. Mit einem Mal liege ich auf dem Bauch und er sitzt auf meinen Oberschenkeln. Was wird denn das? Er zieht mir die Shorts hinunter und hält mir mit der linken Hand den Mund zu. Scheiße, was wird das wirklich? „Hab keine Angst, das wird nur ganz kurz weh tun“, sagt er. „Ich bin noch nicht soweit“, will ich sagen, aber ich bekomme kein Wort heraus. Warum tut er das? Ich versuche mich zu wehren, aber er ist der stärkere. Ich will nicht, dass er das ohne Gefühle tut. Das ist nicht das, was ich will. Wieder laufen mir die Tränen über die Wangen. Das ist nicht fair. Entweder ich bekomme ihn ganz oder gar nicht. Nur zur hälfte will ich ihn nicht. Ja, ich will, dass er glücklich wird, aber es schmerzt nicht nur körperlich, auch innerlich. Das tut so weh. Kapitel 4: Was Worte nicht alles können --------------------------------------- Was Worte nicht alles können Die Sonnenstrahlen dringen an meine Augen. Langsam öffne ich diese und muss Ren mit seinem Futon am anderen Ende des Zimmers feststellen. Warum ist er so weit weg? Ich setze mich langsam auf. „Au“, schreie ich. „Mein Arsch“, sage ich leise und reibe mich an meinem Gesäß. Also doch kein böser Traum. Vorsichtig krabble ich zu Ren hinüber. Er sieht so friedlich aus. Sanft bewegt sich sein Brustkorb auf und ab. Wieder muss ich feststellen, dass er, so wie er da liegt, einem kleinen Kätzchen ähnelt. Ich will ihn streicheln, doch zögere ich. Warum so plötzlich? Habe ich etwa Angst vor ihm? Nein, ich glaube nicht. Er macht mich nur unheimlich traurig. Wie er so da liegt, als könne er keiner Fliege was zu leide tun. Einer Fliege tut er vielleicht nichts mehr zu leide, aber mir. Ganz plötzlich dreht er sich um. „Guten morgen“, sagt er. Wie nur? Er sagt es, als wäre nichts gewesen. Ich weiche ein kleines Stück. „Gu…ten Morgen“, sage auch ich. Seine gelben Augen starren mich an. Nein, sie durchbohren mich. „Warum hast du das getan?“, frage ich ihn etwas lauter. „He, schhh“, sagt er und legt seinen Zeigefinger auf meine Lippen. Seine eben noch recht großen Pupillen werden zu Schlitzen. „Das wird nie jemand erfahren!“, sagt er drohend. „Nein, natürlich nicht“, sage ich, weiche schließlich seinem Blick und verlasse mit gesenktem Kopf den Raum. Es ist nicht so, dass ich sauer bin auf ihn. Nein, es ist nur, er kann doch auch freundlich mit mir reden. Er muss mich doch nicht immer bedrohen. Er muss mich nicht immer ankeifen. Jetzt weiß ich erst recht nicht warum. Ich lehne mich an der Wand gleich links neben der Türe an, aber nicht lange. Langsam rutsche ich zum Boden hinab. Ja, genau da gehöre ich hin. Ganz hinunter. Das ist ja lächerlich. Wie kann mir ein Kerl nur so den Kopf verdrehen? Meiner Fingernägel bohren sich krampfhaft in meine Oberschenkel und wieder beginne ich zu heulen. Seit wann heule ich eigentlich so oft und so viel? So viel habe ich doch in meinem ganzen Leben nicht geheult. Vielleicht sollte ich Ren Tao nie wieder sehen. Dann kann ich nie wieder in diese Hasserfüllten Augen sehen. Er wird mir nie wieder wehtun können. Doch ich würde es nicht übers Herz bringen ihn einfach zu ignorieren ihn einfach nicht mehr anzusehen und ihn zu meiden. Was hätte mein Leben denn dann noch für einen Sinn, wenn ich den schönsten Menschen der Welt nicht mehr sehen, nicht mehr hören darf. Hmm, ich hatte eigentlich noch viel vor, aber unter diesen Umständen, werde ich das in meinem nächsten Leben, das ohne Ren stattfinden wird, erleben. So wird es sein. Ein Leben ohne Ren Tao. Ein Leben ohne Schmerz. Ich richte mich auf, stütze mich aber an der Wand und langsam gehe ich Richtung Küche. Plötzlich muss ich wieder daran denken, als ich Ren eine ganze Nacht beobachtet habe. Ich habe ihm nur zugesehen wie sich sein Brustkorb bewegte und seine Finger zuckten. Manchmal wackelte auch seine Nase und seine Hand schnellte hoch und rieb den Nasenrücken. So friedlich wirkte er. So fern vom Schamanenkampf. Wie ein kleines Kind. Als ich in der Küche angekommen bin, sehe ich mich um. Niemand ist munter, nur ich und vielleicht noch Ren. Wer weiß, vielleicht schläft er ja schon wieder. Wenn er noch munter ist, wird er gleich der einzig wache sein. Zitternd öffnet meine Hand eine der Laden, in der sich die Messer befinden. Ich nehme ein langes heraus. Es wird bestimmt wehtun, aber nicht lange. Anna wird mir sicherlich böse sein, denn ich beschmutze ihre Küche mit meinem Blut. Das soll mir jetzt egal sein, denn ändern kann ich nichts daran. Langsam setze ich die Klinge an meinem Gelenk an. Nein, das ist keine gute Idee. Ich entferne sie wieder und führe sie vor meine Brust. Ich werde mein eh schon in zwei Teile gebrochenes Herz in drei Teile brechen. Ich setze die zweite Hand an den Griff und will zustoßen, doch jemand hält meine Hände samt dem Messer. „Iku na!“, sagt er. „Warum nicht? Du spielst doch nur mit mir“, sage ich unter Tränen. [play some rock von Liqudo] Er verstärkt den Druck auf meine Hände und ich lasse das Messer fallen. Ich sehe in seine Augen und muss feststellen, dass die vorher noch so ernsten Augen keine Schlitze als Pupillen haben, sondern normale Ovale, und dass sie vollkommen unter Wasser stehen. Was soll das? Er spielt doch nur mit mir. „Iku na, ich brauch dich doch“, sagt er und wirft ein, für ihn untypisches, Lächeln auf. Er braucht mich? Das sind die schönsten Worte, die er mir bis jetzt gesagt hat. Ich glaube, das sind die schönsten Worte, die er in seinem ganzen Leben gesagt hat. Langsam nähert er sich mir und küsst sanft meine Lippen. Diesmal bin ich nicht schockiert, nicht überfordert. Ich erwidere den Kuss. Er lässt von mir ab. „Mach nie wieder so einen Blödsinn“, sagt er mir und nimmt das Messer um es zu verstauen. „Nein, ich konnte ja nicht wissen, dass…“, ich stocke. „Dass ich es ernst meine?“, fragt er und fährt mir sanft mit der Hand über die Wange. „Ich dachte, du spielst nur mit mir“, antworte ich ihm. „Ich dachte, du magst mich nicht“, sagt er und zuckt mit den Schultern. „Man sollte wohl immer nachfragen, aber das ist nicht immer so leicht. Als du mich vor Jahren am Flughafen umarmt hast, hast du mich überrumpelt, ich dachte, nach der Sache mit dem Kätzchen, dass du vielleicht was von mir wollen könntest. Ich weiß, ich bin eingebildet, nur wenn man einmal etwas Nettes zu mir sagt, muss ich gleich was Schlimmes denken“, „Aber…“, ich unterbreche ihn. Doch er lässt sich nicht. „Damals wollte ich dir nur zeigen, dass ich dich mochte, aber du warst wohl der Meinung ich wäre zu betrunken gewesen, als dass ich das ernst gemeint haben könnte. Ich habe es ernst gemeint und als ich dich gestern küsste, wollte ich so an dich heran, aber du hast mich so schockiert angesehen, ich dachte nicht, dass du etwas für mich empfinden könntest und dann habe ich mir Heute Nacht das genommen, was ich glaubte nicht zu bekommen. Jetzt weiß ich es besser“, sagt er und sieht weg. „Aber woher wusstest du dann von meinen Gefühlen, ich habe sie dir doch nie gesagt?“, frage ich ihn. „Du hast in dieser Nacht im Traum gesprochen. Du hast gesagt, wie enttäuscht du bist, dass ich dich nur benutzen würde, und dass du so nicht länger Leben kannst“, antwortet er. Deswegen ist er mir wohl gefolgt. Aber warum habe ich im Traum von etwas gesprochen, das ich erst heute Morgen beschlossen habe? „Schau nicht so nachdenklich, Horo. Wir haben es geschafft, da ist es egal wie. Nur dass“, sagt er und nimmt meine Hand in seine. „Du kannst ja richtig sentimental sein“, sage ich und lächle ihn an. „Sag das noch einmal“, sagt er herausfordernd. „Du kannst ja richtig sentimental sein“, wiederhole ich. „Grrr“, macht er beginnt eine gemeine Kitzelattacke. „Du bist so gemein“, schreie ich und er hört auf. „Ich weiß“, sagt er schließlich und küsst mich. Wie lange habe ich mich schon danach gesehnt, selbst wenn ich es nicht recht zugeben wollte und zwar am wenigsten vor mir selbst. „Jungs, bitte nicht in der Küche, schon gar nicht, wenn ich hier gleich Frühstück machen will.“ Annas Unbetroffenheit überrascht mich immer wieder. Mit knallroten Köpfen verlassen wir Hand in Hand die Küche. Anna verliert ein Lächeln und macht sich ans Frühstück. Er ist derjenige, der meine Hand nahm. So glücklich war ich noch nie. Kapitel 5: Jetzt wird geheiratet -------------------------------- Jetzt wird geheiratet „Na, wo bleibt denn die Braut?“, fragt Choco und sieht sich nervös um. Yo ist wieder einmal locker wie immer. Manta als Trauzeuge steht neben ihm und sieht nervös zu ihm hoch. Faust und Elisa sind auch da. Sie sind gestern angekommen und Choco ist seit heute früh in Japan. „Na, hat die Braut kalte Füße bekommen?“, Choco versucht wieder lustig zu sein, doch wieder einmal ohne erfolg. „Es ist doch wohl klar, dass sie kommt, immerhin wollte sie diese Heirat“, sagt Lyserg und die Kirchenorgel ertönt. [Bed of roses von Jon Bon Jovi] Die ganze Kirche wird still. Alle erheben sich und sehen zu der eintretenden Braut. Yo vorne am Altar strahlt übers ganze Gesicht. Unheimlich glücklich sieht er aus. Anna sieht bildhübsch aus in ihrem Kleid. Richtig erwachsen und gar nicht wie siebzehn. Mit einem strahlenden Gesicht schreitet sie den Gang zum Altar. Es kommt einem beinahe wie eine Ewigkeit vor, so schön ist dieser Moment. Ich dachte nie, dass ich so etwas einmal erleben darf. Einen Moment in dem man von Schönheit nur so überwältigt ist. Das rührt mich wirklich. „Ach Horohoro, das ist so romantisch“, sagt Pilica unter Tränen. In dem Moment, als Anna neben Yo stehen bleibt, öffnet sich ein Dachfenster und weiße Margaritenblüten fallen über dem baldigen Brautpaar herunter. „Da bist du ja“, sagt Yo sanft zu seiner Anna. „Dachtest du, ich komme nicht?“, fragt sie ihn und lächelt. „Natürlich nicht.“ Der Priester macht eine Geste und sagt dem ’Volke’ somit, dass es sich setzen soll und es tut. „Wir haben uns heute hier versammelt um dieses Paar hier im heiligen Band der Ehe zu vereinen“ [Always von Jon Bon Jovi] „Die Gelübde, bitte“, mit einer Geste bittet der Priester Yo, sein Gelübde abzulegen. „Anna“, Yo dreht sich zu ihr und nimmt ihre Hände in seine. „Ich weiß, du hast einiges mit mir durchgemacht, aber du warst dennoch immer für mich da. Dafür danke ich dir. Manchmal habe ich dich vielleicht für ungerecht empfunden, aber du warst immer im Recht, ich bin wohl ein Mensch, den man zeigen muss, wer der Herr im Hause ist“, ein schmunzeln huscht auf die Gesichter der zwei. „Ich weiß natürlich, dass du das nicht nur für dich gemacht hast, du hast es für mich gemacht. Ich merke das jetzt, du bist freundlicher zu mir, wenn nichts auf dem Spiel steht, das mir etwas bedeutet“, sagt er und lächelt sie an. „Ich liebe dich und ich werde dich auch immer lieben“, er sieht sie an und erwartet sich so irgendwie ihr Gelübde. Sie lächelt. „Yo, ich liebe dich auch, schon lange und natürlich war ich oft gemein zu dir, habe dich herum geschupst und gefoltert, dabei habe ich dir nie gezeigt, dass ich dich liebe, aber ich habe das gemacht, weil ich dich liebe. Ich wollte, dass du deinen Traum wahr machen kannst, deswegen habe ich dir gedroht, dich finster angesehen und dich bis an deine Grenzen getrieben“, er sieht sie verständnisvoll an. „Ich habe lange auf diesen Moment gewartet und ich wollte dir noch eines sagen“, sie holt tief Luft. „Wir werden unsere Meinungsverschiedenheiten haben, wir werden uns manchmal nicht mehr ausstehen können, doch wir werden uns dann wieder zusammenraufen können. Ich will auf keinen Fall, dass wir wie alle diese alten Ehepaare enden. Frustriert und aneinander vorbei lebend. Ich will glücklich sein und noch mehr will ich, dass du glücklich bist“, sagt sie und strahlt Yo entgegen. Mir ist selten so eine Gänsehaut aufgelaufen. Das ist Wahnsinn. „Wenn jetzt noch jemand etwas gegen diese Trauung haben sollte, so möge er jetzt sprechen oder auf ewig schweigen“, der Pfarrer hält inne. Sein Blick zieht über die Freunde und die Familie des Brautpaares. Niemand hat etwas gegen das Glück der zwei einzuwenden. „Gut, dann erkläre ich Sie hiermit zu Mann und Frau. Sie können die Braut jetzt küssen“, sagt der Pfarrer und sieht zufrieden auf sein sich küssendes frisch vermähltes Paar. Warum hat eigentlich nicht Silva diese Hochzeit gemacht? Sind Schiedsrichterpriester nicht auch irgendwie Priester? Aber das ist jetzt wohl eh zu spät. Kapitel 6: Hana Asakura ----------------------- Hana Asakura „Faust, was soll ich tun?“, Yo ist zum ersten Mal so richtig nervös und das nur weil Annas Wehen begonnen haben. „Jetzt beruhige dich erst einmal. Wir müssen jetzt Ruhe bewahren und wenn die Wehen in einer kürzeren Einheit als 15 Minuten kommen fahren wir sofort ins Krankenhaus. Ryo hat doch seinen Wagen draußen stehen oder?“, Faust weiß es, aber er will, dass sich Yo beruhigt. [Where you lead I will follow von Carole King und Louise Goffin “Ja der Wagen steht draußen und Ryo ist auch da. Er wird mit uns fahren, sobald wir es ihm sagen“, sagt Yo und sieht sich nervös um. Als sein Blick auf Ryo fällt wirkt er etwas mehr erleichtert als zuvor. „Also Yo, jetzt ganz ruhig bleiben, was tun wir wenn es so weit ist?“, fragt Faust um Yo auf andere Gedanken zu bringen. „Genau, also du und Ich und Anna und Ryo fahren ins Krankenhaus und die anderen kommen dann irgendwie nach und dann ist das Kind da“, sagt Yo ganz ruhig und versucht dabei nicht außer Kontrolle zu geraten. „Kann man ihm bitte irgendetwas geben, ich würde das ja erledigen, aber leider bin ich in der Zeit in der Verfassung dazu. Arrgh“, eine weitere Wehe lies Anna Schmerzen erleiden. „Anna, was ist?“, fragt Yo, der gerade wieder zu seiner Frau sprang und liebevoll ihre Hand hält. „Willst du mich das bei jeder beschissenen Wehe fragen?“, fragt sie Yo ein weinig genervt. „Nein, aber ich mache mir Sorgen, es kann ja sein, dass du keine Wehe hattest sondern was anderes passiert ist“, redet sich Yo aus. „Wie verwunderlich das nicht ist. Ich meine, Yo war doch beim Schamanenturnier die Ruhe in Person und jetzt das“, Ren amüsiert der Anblick des nervösen Yo schon seit vor einem halben Monat. Yo springt schon diese ganzen zwei Wochen so nervös herum. Schlimmer ist es erst heute geworden, als Annas Wehen eingesetzt haben. „Schon, weißt du, man hätte es sich nie gedacht, aber man hätte sich wohl auch nie gedacht, dass aus uns mal ein Paar wird, das richtig freundlich zueinander ist“, sage ich und hauche Ren einen sanften Kuss auf die Wange. Er wird rot, hat sich wohl immer noch nicht daran gewöhnt. Aber er sieht wirklich unheimlich süß aus, so mit den leicht rot schimmernden Wangen. Irgendwie ist er gar nicht mehr wieder zu erkennen. Der Schamane, den ich vor knapp drei Jahren kennen gelernt habe. Kaum zu glauben, dass dieser vierzehnjährige Junge von damals, derselbe ist, wie der siebzehnjährige Junge neben mir. „Arrgh“, die Wehe, die sagt, dass es Zeit fürs Krankenhaus ist, lässt Anna schreien und das Gesicht verziehen. „Wir müssen fahren, wir müssen fahren“, schreit Yo nervös und sagt Ryo und Faust somit, dass sie Anna ins Auto helfen sollen und sie doch endlich fahren können. „Jetzt bleib mal ruhig, Schatz“, sagt Anna und sieht Yo gestresst an bevor sie von Faust davon getragen wird. Lyserg, Pilica, Tamao, Run, Manta, Ren und ich bleiben im Wohnzimmer und hören den Wagen wegfahren. „So, Run, Tamao und ich räumen jetzt mal ein wenig weg und fahren wir sofort“, sagt Pilica und die Mädchen machen sich ans aufräumen, das vor allem in der Küche stattfindet. „Eigentlich schade, dass Choco schon wieder weg musste“, sagt Manta plötzlich und streift sich eine Strähne hinter sein Ohr. „Also ich bin froh, dass ich den nicht mehr ertragen muss“, sagt Ren und lässt sich geplagt in den großen Sessel fallen. „Ach, ich finde, er isst wirklich lustig geworden“, erwidert Manta und begibt sich somit in Lebensgefahr. Ren Tao sollte man am besten niemals widersprechen. „Ja, ja, er was schon mieser, sagen wir es mal so. Außerdem kann er gar nicht bleiben weil er Auftritte hat“, sagt Ren und verkneift sich ein Lachen. „Naja, der Klub eben besonders mutig sein, wenn sie ihn auftreten lassen“, fügt er hinzu und verfällt in ein wirklich ziemlich krank klingendes Lachen. Ich nehme alles zurück, Ren ist wieder total der alte, wirres Lachen, fieser Gesichtsausdruck und sein ungezähmtes Mundwerk. Ja, das war Ren und das ist er auch heute noch. „Was schaust du mich eigentlich schon wieder so an?“, fragt er mich plötzlich und sein Lachen verstummt. „Nichts, ähm, ich hab nur nachgedacht“, rede ich mich raus und nehme seine Hand sanft in meine. „Da kann ja gar nichts Gutes rauskommen“, sagt er lächelnd und verstärkt den Handdruck ein wenig. „So unterschiedlich ihr zwei auch seid, so ein perfektes Paar seid ihr, einfach unglaublich.“ Manta sieht uns an und hebt benahe unglaubwürdig die Augenbrauen. „Unglaublich. Ich warte immer noch drauf, dass mich einer aufweckt.“ Er schüttelt den Kopf und pickst sich. [Roll over Beethoven von Chuck Berry] „Seit Horohoro wie ein Irrer mit dieser Nachricht herum gesprungen ist und du einfach nur gelächelt hast“, sagt er zu Ren. „Also hätte uns Anna nicht erwischt, hätten wir euch das auch nicht gesagt“, sagt Ren und zieht die Nase hoch. „Was?! Anna hat euch erwisch? Wobei? Doch nicht etwa…“ Er beendet den Satz nicht. „Nein! Denkst du, wir lassen uns von Anna bei so was erwischen“, protestiert Ren und sieht den armen, immer noch recht kleinen, Manta mörderisch an. „Das heißt, ihr habt schon?“ Jetzt darf er sich da rausreden. Immerhin haben wir ja noch nicht… bis auf diese Sache da. (die nur auf seinen Wunsch passierte) „Nein, das hab ich doch nicht gesagt, ich meinte nur, dass wir nicht so dumm wären und uns dabei erwischen lassen würden“, sagt Ren mit einem knallroten Kopf. „Aber irgendwas habt ihr ja schon getan. Wobei hat sie euch jetzt erwischt?“, fragt Manta und spring nervös herum. „Bei nichts“, sagt Ren zu Manta und sieht mich wütend an. „Doch“, stichelt Manta nach und sieht uns beide wissbegierig an. „Du bist ruhig, der hat nichts über unser Privatleben zu wissen“, giftet mich Ren an. Ja, da bin ich jetzt wirklich mal ruhig, ich will ja nicht sterben. Außerdem verwehrt mir Ren dann Liebkosungen und so was. Ich bekomme ja eh schon so wenige von ihm. „Horohoro, hast du keinen Hunger, soll ich dich zu MC Donald’s einladen?“, fragt Manta, aber Ren schmiert ihm eine. „Du kleiner in der Größe verminderter Zwerg hast meinen Horo nicht zu bestechen.“ Oh, ich bin schon vor anderen SEIN Horo. Wie schön. „Bason, Geistform ins Hellebarde“, schreit Ren. „Mosuke, Geistform in den Laptop“, ruft Manta und die zwei Schamanen stehen sich gegenüber. (Manta auch Schamane geworden is><) Der eine, weil er sauer ist, der andere, weil er sich verteidigen will. „He Jungs, jetzt wird’s aber schon zu bunt“, sagt Lyserg plötzlich, der alles amüsiert aus einer Ecke beobachtet hat. „Horohoro soll doch selber entscheiden, ob er was sagen will und Ren auch und Manta soll doch einfach reden“, sagt er und lächelt verzaubernd durch die Runde. Vorsichtig lösen beide den Oversoul und sehen aneinander vorbei und direkt zu mir. „Ich sag jetzt gar nichts“, sage ich und weiche einen Schritt zurück. Ich kann ein zufriedenes Lächeln auf Rens Mund sehen, das ist gut. Jaja, ich habe mich mal wieder gerettet. „Jungs, wir fahren jetzt“, sagt Pilica und alle machen sich bereit zu fahren. Schuhe werden angezogen und dünne Jacken übergeworfen. „Wartet, wir haben einen kleinen Fehler gemacht“, sagt Ren plötzlich und sieht durch die Runde. „Keiner hier von uns hat einen Führerschein, oder?“, fragt er dann. Ich sehe durch die Runde, da muss ich ihm echt Recht geben. Wobei, was ist mit Run, die ist doch alt genug. „Run, kannst du nicht fahren?“, frage ich sie und Ren sieht mich erschrocken an. „Klar kann ich fahren“, sagt sie und geht zum Auto. „Dass du vergisst, dass deine Schwester einen Schein hat“, sagte ich ein wenig spöttisch zu Ren und steige in das Auto ein. „Das habe ich nicht vergessen, weil sie keinen Schein hat, sie ist durch sieben Prüfungen gerasselt“, antwortet er mir und bleibt vor dem Auto stehen. „Sie ist was?“, frage ich ihn. „Durch eine Menge Prüfungen gerasselt. Ich steige da nicht ein“, sagt er und verschränkt die Hände vor seiner Brust. „Warum bist du so oft durchgeflogen?“, frage ich Run ängstlich und rutsche ein kleines Stück Richtung Türe. „Ach, der blöde Prüfer sagte, ich sei über rote Ampeln gefahren, zu schnell gefahren und ich seine eine Gefahr für den Verkehr, aber der hat sich geirrt, ich fahre sehr verantwortungsbewusst“, sagt sie und startet den Motor. Die Mädchen, Manta und Lyserg sitzen im Auto, den Gurt ganz fest an sich drückend und mit ängstlichen Blicken. „Schau Ren, sie fährt sicher gut“, sage ich und ziehe ihn ins Auto. „Gut, ich steige ein und fahre mit, aber wenn ich tot bin, werde ich dich heimsuchen und dir das Leben zur Hölle machen“, sagt er und setzt sich neben mich. „Ich werde in dem Fall sicherlich auch sterben“, sage ich und halte seine Hand. „Das wirst du nicht, denn ich werde dich mit meinem Leben beschützen“, antwortet er und schließt die Türe. Das würde er für mich tun? „Gut, seid ihr alle angeschnallt? Wir fahren“, sagt Run und betätigt das Gaspedal. Ren drückt meine Hand ganz fest und kneift die Augen zusammen. „He, schau mal, wir leben noch“, sage ich sanft und drücke ihm einen Kuss auf die Wange. „Noch“, sagt er und öffnet langsam seine Augen. Was hat er denn? Sie fährt doch eh normal. Er ist doch sonst nicht so. Außerdem ist das Krankenhaus auch nicht so weit weg. Es wird zwar so 20 Minuten dauern, aber das ist ja wirklich nicht viel. Das Auto wird schneller, zu schnell, nach meinem Geschmack, aber Run wird schon wissen, was sie tut. „Run, bei einem Zebrastreifen muss man stehen bleiben, wenn jemand drüber geht“, sagt Pilica plötzlich, als Run einem Fußgänger, der gerade die Straße überqueren wollt, beinahe über die Füße gefahren ist. „Ach bitte, wir habens eilig“, sagt Run und steigt noch mal ordentlich aufs Gas. Sie steuert das Gefährt ziemlich wild und abgehackt. „Run, ist das normal, dass das Auto so quietscht?“, fragt Lyserg und weißt Run auch gleich noch hin, dass die Ampel gerade eben rot war und, dass man da stehen zu bleiben hat. „Ach bitte, ihr werdet nie richtige Autofahrer, wenn ihr so fährt, wie man es von euch erwartet“, sagt sie und wieder nimmt das Auto an Geschwindigkeit zu. Solange sie freie Fahrt hat, wird bestimmt alles gut gehen, hoffentlich kommt sie nicht ins schleudern. „Was fährt denn der da so langsam“, schreit sie plötzlich und überholt bei Überholverbot ein anderes Auto. „Run bitte, es nützt niemanden was, wenn wir am Weg ins Krankenhaus verletzt werden oder vielleicht sogar STERBEN“, schreit Pilica „Wo kommt der Scheiß Laster her“, sagt Run wütend und hackt eine scharfe Kurve nach links ein. Also so langsam kann ich verstehen, was Ren gemeint hat. Und dieser sieht mich gerade so an, als wolle er sagen, dass er es ja gewusst hatte. „Okay, du hattest recht, aber wie hätten wir sonst ins Krankenhaus kommen sollen?“, frage ich ihn, denn mir wäre nichts eingefallen. „Mit einem Taxi, du Hornochse“, sagt er und klingt wieder genau wie der Ren, den ich damals bei Yo zuhause zum ersten Mal gesehen habe. „Ren, ich bitte dich, warum für ein Taxi zahlen, wenn ich uns sowieso fahren kann“, sagt Run und dreht sich zu uns nach hinten, die Straße vollkommen unbeaufsichtigt. „Run, schau gefälligst wieder nach vorne“, kreischt meine Schwester und greift hysterisch zum Lenkrad, da Run es losgelassen hat. „Ja, tut mir ja leid“, sagt Run und nimmt das Lenkrad wieder in ihre Obhut. Vielleicht wäre es sicherer gewesen, Pilica fahren zu lassen, sie hat zwar keine Ahnung, wie es geht, aber sie wäre bestimmt etwas vorsichtiger als Run, ach was denke ich da, eine Kuh fährt vorsichtiger als Run. „Schaut mal, da vorne ist schon die Abzweigung zur Hospital-Street und dann sind es nur noch wenige Sekunden, bis wir da sind“, sagt Run und zieht eine extrem enge Rechtskurve und biegt ab, obwohl sie rot hatte. Nocheinmal steigt sie aufs Pedal der Hölle und bremst sich Sauknapp vor einem anderen Auto ein um sich einzuparken. „Parken“, sage ich plötzlich, ohne es zu merken. Frauen haben immer Schwierigkeiten, sich einzuparken. „Keine Angst Horo, einparken kann sie aus irgendeinem Wunder“, sagt Ren und knackt mit den Fingern. Grausam einfach grausam klingt das. [Gomenasai von t.A.t.U] Schweißgebadet klettern wir aus diesem Mörder gesteuertem Gefährt und legen uns vor dem Krankenhaus auf den Gehsteig. „Ach Leute, jetzt reißt euch mal zusammen, so schlimm war es doch auch wieder nicht“, sagt Run und sperrt den Wagen ab. „Stimmt, jetzt führt euch hier nicht so auf wie die Memmen und kommt“, sagt Ren plötzlich und geht mit Run ins Krankenhaus, der Rest von uns läuft ihnen immer noch zitternd nach. „Woher der plötzlicher Sinneswandel“, frage ich Ren lachend und schnappe wieder nach seiner Hand. „Ach bitte, der künftige Herrscher der Welt darf keine Angst haben, außerdem ist es ja schon vorbei“, antwortet er mir. Aso, weil es vorbei ist, nachher kommt es einem immer harmloser vor. Ein seltsamer Geruch erreicht meine Nase. Der Krankenhausduft. Iehhh, Desinfektionsmittel und der ganze Rest, aber das ist mir lieber, als diese Fahrt auch wieder zurück mit Run am Steuer anzutreten. Wenn man so was erlebt, merkt man erst, wie schnell es mit einem vorbei sein kann. Wie schnell eigentliche zwanzig Minuten vergehen, es waren bestimmt bei dem Tempo und der Rücksichtslosigkeit nur zehn Minuten, aber es waren die zehn schlimmsten in meinem ganzen Leben. Ich traue mich sogar behaupten, dass Hao ein besserer Fahrer gewesen wäre. „Sag mal Ren, willst du auch einen Führerschein machen?“, frage ich ihn, denn plötzlich fällt mir ein, wie lieb und freundlich Run normalerweise ist, vielleicht fährt Ren noch schlimmer als sie. „Ja und ich werde bei weitem nicht so fahren wie meine Schwester“, sagt er, aber ich habe trotzdem meine kleinen Bedenken dabei, Ren am Steuer eines Autos zu sehen. „Das will ich ja hoffen, nicht, dass du meinem Bruder was antust“, sagt Pilica kurz bevor sie die Türe zu Annas Krankenzimmer aufmacht. Schnell setzen wir alle ein freundliches Lächeln auf und treten in das leise Zimmer. Vielleicht etwas zu leise. Es ist wirklich leise in einem Zimmer in dem Anna und Yo sitzen. Normal hat Anna immer etwas zu bemäkeln, aber vielleicht ist unsere Naturkatastrophe einfach mal erschöpft. Beinahe auf Zehenspitzen treten wir ein. „Schön, dass ihr endlich da seid“, begrüßt und Yo und kommt uns entgegen. Mein Blick schweift durch den kleinen, aber hellen Raum. Die Wände sind weiß, das Bett und die Bettwäsche sind weiß und sogar die für Blumen gedacht Vase ist weiß. „Naja…wir haben unser bestmögliches getan“, sagt Manta und sieht ehrfürchtig zu Run hinauf. „Du kannst froh sein, dass wir noch in ganzen Stücken hier sind, aber sag mal…wie geht es dem Kind? Ist es ein Junge oder ein Mädchen?“, will er Wissen und sieht sich dann ebenfalls um. „Wo sind dann Ryo, Faust und Elisa?“, fragt Manta und Yo scheint benahe mit den Frage überfordert zu sein. „Also das Kind ist ein Junge, er wird Hana heißen und die anderen haben sich in dem kleinen Restaurant niedergelassen um Kaffee zu trinken“, antwortet Yo und schließt hinter uns die Türe zu. „Wie war die Fahrt?“, fragt er und sieht in schmerzverzerrte Gesichter. „Wer ist gefahren“, schmückt er seine Frage aus und wir alle zeigen ohne hinzusehen auf Run. „Oh…naja…aber ihr seid ja da“, sagt er und lauft freudig zu seiner Frau und dem Jungen. „Ich fass es nicht, dass der kleine endlich da ist“, sagt er und drückt ihn ganz fest an sich. „Du hast hier gar nicht zu meckern, du hast ihn nicht 8 ½ Monate mit dir rumgeschleppt“, sagt Anna und nimmt Yo das Neugeborene wieder weg. Ich traue meinen Augen kaum, es schien schier unmöglich. Eine solche Reaktion von Anna, die den Kleinen jetzt ganz zärtlich an sich drückt und ihm einen sanften Kuss auf die Stirn gibt. Sie scheint also doch zu wissen, dass man auch Liebe geben kann. „Ja schon, aber ich wollt ihn halt endlich halten…und jetzt gib ihn mal her, du hast ihn eh schon so lange gehabt“, sagt er und schiebt die Unterlippe vor, wie ein kleines Kind. „Jaja, aber du vergisst, wer hier gerade die größten Schmerzen hatte“, sagt Anna und ignoriert Yos Schmollmund. „Das bin ja eindeutig ich, so wie du meine Hand zerdrückt hast, die kann ich nie wieder gebrauchen“, sagt er und sieht seine Hand hoffnungslos an. „Eben, da kannst du ihn ja gar nicht halten, er würde dir wahrscheinlich auch noch hinunterfallen“, sagt sie empört und drückt den Kleinen ganz fest an sich, wie eine Mutter es so tut. „Sagt mal, wie soll der kleine denn heißen?“, fragt meine Schwester neugierig und beugt sich zu Anna hinunter. „Hana“, sagen die beiden frisch gebackenen Eltern. Kapitel 7: Was ist nur los -------------------------- Was ist nur los [once upon a December von Disney, the Beauty and the Beast] Ein Sonnenstrahl kitzelt mich an der Nase und ich öffne sanft meine Augen. Es ist ein wunderschöner Sommertag und die Vöglein zwitschern. Eigentlich kann doch an so einem Tag gar nichts schief gehen. Aber ich habe es ja schon oft geschafft, es zu verschreien. Mein Blick wandert durch das Zimmer und bleibt auf dem neben mir liegenden Ren haften. Ich muss lächeln bei diesem Anblick. Er sieht so niedlich aus, wenn er schläft. Wenn er sich zusammenrollt und man sehen kann wie sich sein Brustkorb beim Atmen sanft bewegt. Ich fahre ihm vorsichtig durch die Haare und dann über die Wange. Plötzlich macht er die Augen auf und sieht mich finster an. Ich nehme ruckartig meine Hand zu mir zurück. Mein Herz schlägt schnell. Mein Atmen stockt. Was habe ich denn jetzt schon wieder falsch gemacht? Warum sieht er mich mit so einer Kälte an? „Wa…was ist denn?“, frage ich ihn verwirrt und etwas heiser. Er dreht sich nur gereizt weg. Hat er mich etwa nicht gehört? Das ist doch nicht normal. Ich sehe ihn an, kann aber leider nur seine Kehrseite sehen. Ich lege meine Hand vorsichtig auf seine Schulter und streiche den Arm hinunter. „Lass mich in Ruhe verdammt!“, sagt er wütend und steht auf. Er sieht mich herablassend an und geht aus dem Zimmer. Ich bleibe zurück, verblüfft, verwirrt und vollkommen verdutzt. Was war das gerade? Warum ist er mich so angegangen? Das verstehe ich nicht. Ich laufe aus dem Zimmer und in die Küche, weil ich da Geräusche höre. Es sind aber nur Lyserg und Manta da. „Habt ihr Ren vielleicht gesehen?“, frage ich die zwei und sehe mich um. „Ja, er ist gerade vollkommen wütend aus dem Haus gerannt“, sagt Manta und sieht mich prüfend an. „Was hast du ihm denn getan?“; fragt er mich. Als ob ich das wissen würde. „Gar nichts, das ist ja das Problem…ich habe keine Ahnung, was los ist“, sage ich und setze mich einfach mal zu Manta und Lyserg an den Tisch. „Vielleicht braucht er nur frische Luft“, sagt Lyserg und lächelt. „Hey, der kommt sicher gleich wieder und fragt dich, ob du nicht mitgehen willst“, versucht Manta mich aufzumuntern. Und was ist, wenn nicht? Was wenn er nicht mehr zurückkommt? Ach der kommt sicher wieder und dann ist alles wieder okay. „Wollen wir in der Zwischenzeit irgendetwas machen?“; fragt Lyserg und spielt dabei wahrscheinlich wieder auf sein neues Lieblingsspiel an: „Activiti“ „Ja hol doch schon mal Zettel und drei Stifte“, sagt Manta und Lyserg läuft ins Wohnzimmer. „Hey, jetzt mach dir keine Sorgen, wenn er zurück ist, ist alles wieder beim Alten“, sagt Manta und räumt den Tisch ab. „Okay, also jeder spielt für sich oder?“, fragt Lyserg als er mit den Stiften und dem Zettelwerk in die Küche kommt. „Naja, eigentlich fehlt uns ja einer“, sagt Manta und schaut uns zwei an. „Wozu fehlt euch einer?“; fragt Ryo, der gerade in die Küche gekommen ist. „Wir spielen Activiti, du spielst doch bestimmt auch mit“, sagt Manta und reicht Ryo einen Zettel und einen Stift. „Ja natürlich und Lyserg ist mein Partner“, sagt er und setzt sich zu ihm. Lyserg lächelt mild und ist einverstanden, dass er mit Ryo spielt. Das heißt, ich spiele mit Manta. Hmm…das kann schwer werden, denn er verwendet beim Erklären immer so komische Wörter. „Okay, dass heißt, Horohoro spielt mit mir“, sagt Manta und setzt sich mit mir den beiden gegenüber. Manta gibt jedem Team einen Zettel und zwei Stifte, dass sie sich die Begriffe aussuchen können. „Na dann schreib mal drei auf, die dir so einfallen. Dann schreib ich auch noch drei und dann werden wir weiter sehen“, sagt Manta und gibt mir den Zettel. Das mache ich doch glatt. Ist ja nicht so schwer. Ich denke nach…aber irgendwie kann ich nur an Ren denken. Vielleicht hätte ich ihn nicht so überrumpeln sollen. Ne, stopp, er hat mich überrumpelt. Er war doch der jenige der nicht früh genug eine gewisse Sache hinter sich bringen wollte. „Na fällt dir nichts ein?“, fragt Manta und lächelt. „Doch doch“, sage ich und schreibe drei Worte nieder. Verrat, Schwachsinn und Ignoranz. „So…“, sage ich und reiche Manta den Zettel. Er sieht mich komisch an und nimmt den Zettel dann mit einem gezwungenen Grinser und schreibt seine drei Begriffe. Ich lese…Hochzeitsnacht, letztes Abendmahl und Hexenverbrennung. Ich muss lachen. Vor allem bei den Gedanken, wie man Hochzeitsnacht darstellen will. „Gut, dann will ich das und das als Darstellen“, sage ich und kreuze „Hochzeitsnacht“ und „Schwachsinn“ an. „Dann werden die hier gezeichnet“, sagt Manta und ringelt „letztes Abendmahl“ und „Hexenverbrennung“ ein. „Und die anderen zwei werden erklärt“, sagt er dann und unterstreicht sie. Verrat und Ignoranz…das kann man schon erklären…Man braucht doch nur „Ren“ zu sagen. „Okay, Horohoro beginnt, du bekommst von uns was zum Zeichnen“, sagt Ryo und ich lasse mir den Begriff geben. [Hanataro Desu von Kouki Miyata] „Wie bitte?“, frage ich, nachdem ich den Begriff gelesen habe…Klopapierrolle…also echt. „Aber wisst ihr was, is doch egal, mir fällt schon was ein“, sage ich und schnappe mir einen Zettel zum Draufzeichnen. Ich beginne zu zeichnen, Manta lehnt sich über den Tisch um sehen zu können, was ich zeichne und verzeiht das Gesicht. Ich versuche mal irgendwie ein Klo zu zeichnen. „Waschbecken?“, fragt Manta und ich schüttle den Kopf. Was gehört denn da noch hin…für mich sieht es schon wie ein Klo aus. Ich male einfach noch so einen komischen Teppich davor hin. „Toilette?“, meint Manta und ich schwanke die Hand, um ihm zu zeigen, dass er fast richtig liegt. „Klomuschel?“ „WC?“, „Häusel?“, er fragt echt ne Menge Ausdrücke ehe er endlich auf Klo kommt. „Gut“, sage ich und male neben das Klo so ne komische Rolle. „Die Zeit ist gleich um“, sagt Lyserg und deutet 20 Sekunden. „Klopapier“, sagt Manta und ich deute ja, und mit dem Stift auf die Rolle. „Was?...ähm, Klopapierrolle!“, ruft er und ich lege den Stift weg. Naja, fürs erste war es gar nicht mal so schlecht. Wir spielen weiter, eigentlich ist die Stimmung gut, ich werde ein bisschen abgelenkt. Ich verstehe das nicht. Was ist mit Ren los. Naja, so ganz abgelenkt bin ich jetzt doch nicht. Vielleicht wollte er wirklich nur frische Luft. Oder hat heute einen schlechten Tag. [auch im Regen von Rosenstolz] „Horohoro, ich muss mit dir reden“, jemand steht hinter mir, es ist Ren, aber seit wann sagt er Horohoro? Er sagt doch immer nur…Horo. „Kommst du jetzt oder bist du taub?“, fragt er genervt und geht weg. Ich springe auf. „Leute, ich komme gleich wieder“, sage ich und laufe Ren nach. Er ist nach draußen gegangen. Er steht am Teich. Was macht er da? „Ren?“, frage ich und komme ihm näher. Er hat so einen kalten Blick auf dem Gesicht, was ist nur los? „Ich hasse dich!“, sagt er plötzlich…plötzlich und laut. Er sieht mir tief in die Augen. Seine Augen sind leer. Leer wie damals, so wie ich ihn eigentlich kannte. Ich erschrecke, mein Herz fühlt sich an, als wäre es gerade stehen geblieben. Die nächsten 3 Sekunden kommen mir vor wie Stunden. Ich sehe ihn nur an. Verwirrt, geschockt, verzweifelt. Und da mein Herz schlägt weiter, doch viel zu schnell, es fühlt sich an als würde es jeden Moment zerreisen. „Was?“; frage ich ihn und spüre wie mir eine Träne über die Wange läuft. „Hast du Tomaten auf den Ohren, ich hasse dich, ich kann dich nicht leiden, ich weiß auch nicht warum ich so dumm gewesen bin und so was wie ich liebe dich sagen konnte, weil ich habe es sicher nicht so gemeint“, sagt er und zuckt mit den Schultern. Was? Das hat er doch gerade nicht wirklich gesagt. Das habe ich mir eingebildet. Meine Träne bleibt nicht die einzige, die mir über die Wangen läuft. „Geh bitte, jetzt sag nicht, dass dich das überrascht oder gar schockiert“, sagt er in seinem früheren arrogante Ton und sieht mich abwertend an. „Ich wollte es dir nur sagen, dass du dir nicht etwas einbildest, was nicht ist. Ich werde jetzt hier weggehen, denn du bist hier nicht der Einzige, den ich hasse. Ich hasse diese ganze Sippe, diese idiotischen Friede-Freude-Eierkuchen-Schamanen. Das ist doch Kinderkram und total dämlich und unnütz“, sagt er ohne mit der Wimper zu zucken. Er meint es ernst, aber wie kann er? Friede-Freude-Eierkuchen-Schamanen? Aber er hat doch selber dafür gekämpft. „Ren, was soll die Scheiße?“; frage ich ihn etwas lauter und nehme seine Hand. „Und was soll die Scheiße bitte?“, fragt er und entreißt mir seine Hand. „Ich will mit dir und diesem Haufen Idioten nichts mehr zu tun haben. Man sieht sich, oder auch nicht“, sagt er und geht. Er geht einfach, lässt mich hier zurück. „Ren!“; rufe ich ihm nach, doch er dreht sich nicht um. Was soll das? Das ist doch ein schlechter Scherz. Genau, es ist ein Scherz, gleich dreht er sich um und kommt in meine Arme, er wird mir sagen, dass es alles nur ein dummer Scherz war. Warum dreht er sich nicht um? Warum geht er einfach? Ich kann ihn nicht mehr sehen. Ich gehe zu Boden. Das ist doch ein schlechter Traum. Das kann doch alles nicht wahr sein. „NEIN“, schreie ich und schlage mit den Fäusten gegen den Boden. „NEIN“, ich kann es nicht glauben, das ist einfach nicht wahr. Aber warum weine ich dann so, wenn es doch nicht wahr ist? Warum kommt er nicht zurück? Warum ist er weg? Ich atme unregelmäßig. Ich kann es noch immer nicht glauben. „Horohoro…was ist denn los?“, Lyserg kniet sich plötzlich zu mir hinunter. Ich habe ihn gar nicht kommen gehört. „Hey, du weinst ja“, sagt er und reicht mir ein Taschentuch. Er sieht mich verwirrt an. Ich nehme das Taschentuch und schnäuze mich erst mal, dann sehe ich Lyserg an. „Ren, er…er ist weg, er kommt nicht mehr wieder“, sage ich und beginne jetzt erst so richtig zu heulen. Lyserg überlegt wohl gar nicht lange und schon finde ich mich in seiner Umarmung wieder. „Alles wird gut, er ist wahrscheinlich nur mit dem falschen Fußen aufgestanden“, sagt er und streicht mir beruhigend über den Kopf. Er wiegt mich wie ein kleines Kind, das gerade einen schlechten Traum hatte. „Nein, Lyserg, das sieht anders aus, ich kenne ihn doch“, sage ich und heule ihm das T-Shirt voll. „Ok, dann…dann komm jetzt wenigstens einmal rein“, sagt er, steht auf und zieht mich zu sich hoch. Er sieht mir tief in die Augen und kommt mir ein Stückchen näher. Irgendwie habe ich ein ungutes Gefühl. Langsam legt er mir die Hand auf die Wange und wischt mir die Tränen weg. „Gehen wir rein“, fragt er mich leise und nimmt mich an der Hand. Ich nicke und wir gehen hinein. Die anderen sehen uns entgeistert an. „Was ist passiert“, fragt Manta verwirrt. „Was wollte Ren? Was hat er gesagt?“ „Er ist weg, er…hat gesagt, dass er weg will von uns“, sage ich den anderen. „Hä? Was Weg? Wie Weg? Wo Weg? Was meinst du?“, fragt Ryo und sieht mich und Lyserg an. „Er hat sich verzogen, er will nichts mehr mit uns zu tun haben. Er ist ein kleines verlogenes Arschloch, verstehst du das nicht?!“, schreit Lyserg auf einmal. So kenne ich ihn gar nicht. Was hat ihn so wütend gemacht? Naja, ok, was weiß ich eh, aber warum reagiert er so? Die anderen sehen ihn mit großen Augen an. Er steht auf und schlägt mit der Hand gegen die Theke die nicht weit weg steht. „Was weiß denn ich, was der schon wieder für ein Problem hat. Der soll doch bleiben, wo der Pfeffer wachst. Eigentlich ist es eh besser, wenn der weg ist“ sagt er laut und wütend. „Aua! Bist du verrückt geworden Horohoro?“, fragt mich Lyserg und schaut mir verwirrt und wütend ins Gesicht. Noch ehe ich so richtig gewusst habe, was er gesagt hat, bin ich aufgestanden und hab ihm mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen. „Red nicht so über ihn, du hast dich doch auch gut mit ihm verstanden“, schreie ich ihn an. Ich sehe ihm tief in die Augen „Ja, aber er hat sich halt verändert, naja, eigentlich rückentwickelt…“, sagt Lyserg. Ich kann nicht glauben, dass er so über ihn redet. „Verdammt, ich versteh das nicht, ich liebe ihn doch“, schreie ich und laufe auf Ren und mein Zimmer. Er ist nicht da. Eigentlich klar. Ich sitze so da, denke nach…Das kann nicht sein, er ändert doch nicht einfach so seine Meinung. Naja, vielleicht schon, aber nicht, wenn es um so etwas geht… Kapitel 8: Tokyo Tower Mission ------------------------------ Tokyo Tower Mission Es ist nun eine Woche her seit Ren weggegangen ist. Anna, Yo und der kleine Hana sind seit gestern vom Krankenhaus zurück und eigentlich ist alles wie immer. Nur dass jemand fehlt. Yo ist beinahe ausgerastet als er das von Ren hörte er wollte sich mit uns auf den Weg machen ihn zu suchen und ihm mal ein wenig das Hirn durchpusten. So hat er es zumindest ausgedrückt. Anna hat es ihm verboten. „Du bleibst bei mir und deinem Sohn“, hat sie gesagt. Ich verstehe sie ja und ich wüsste auch gar nicht, wo wir anfangen sollten Ren zu suchen oder so… Und ja, ich sitze wieder alleine im Zimmer und denke nach. Ich versuche irgendwie Rens Gefühle nachzuvollziehen, aber es will mir einfach nicht gelingen. „Horohoro“, ruft Anna plötzlich. Ich erschrecke. Es war die ganze Zeit so ruhig hier. Was sie wohl wieder will? Wahrscheinlich habe ich Abwaschdienst. „Komm sofort her, das musst du die ansehen“, ruft sie, aber ein bisschen ängstlich. Nicht sehr ängstlich aber merkbar, dass sie beunruhigt ist. Ich springe auf, laufe zu ihr. Was wenn Etwas passiert ist? Wildeste Gedanken gehen mir durch den Kopf. Ein Angriff? Ist was mit Hana? Als ich ins Wohnzimmer komme sehe ich nur wie Anna und die anderen vor dem Fernseher sitzen. „Haha…was hab ich denn verpasst…die Teletubb…“, weiter komme ich nicht. Der Blick in den Bildschirm veratet mir, was ich verpasst habe. „Ist das der Tokyo Tower?“, frage ich schockiert nachdem ich sehe wie ein riesiger Turm in sich zusammenbricht. „Ja und das sind die Live-Nachrichten“, sagt Manta. Er deutet auf einen bestimmten Punkt auf dem Bildschirm. „WAS?!“, ich glaube meinen Augen kaum. „Nein…Nein…“, sage ich. Ich versuche dieses Bild aus meinem Kopf zu bringen. „Horohoro…das ist Ren“, sagt Lyserg. Ich weiß…ich weiß…Aber, das kann doch nicht sein. Ich sehe noch mal hin. Es ist zwar schwer etwas zu erkennen, aber das ist eindeutig Ren. Plötzlich sieht man Rens Gesicht ganz nahe an der Kamera. „Das ist nur der Anfang…ich werde die ganze Welt beherrschen…Und du kannst nichts tun Yo Asakura“, sagt er und beginnt verrückt zu lachen. Ich falle zu Boden, sitze regungslos da. Yo steht auf, sein Furyoko bildet eine Art Schicht um ihn. Ganz rot. So voll mit Wut. „Was hat er vor?“, fragt Yo. „Wir haben ihm doch vertraut…was haben wir ihm gemacht?“, fragt er. Niemand sagt etwas. Es fällt wohl keinem Etwas ein. Ich bin wie eingefroren, kann mich nicht bewegen. Ich will das nicht glauben. „Wir müssen Etwas tun“, sagt Lyserg energisch. „Wir können ihn nicht alles zerstören lassen“, sagt er „Jetzt beruhigen wir uns erst einmal“, sagt Yo und dreht sich zu mir um. „Anna?“, fragt er sie. „Ja, habe verstanden“, sagt Anna und geht. Was macht sie jetzt? Was Yo ihr aufgetragen. Warum springt sie, wenn Yo es ihr sagt? Was ist nur los mit dieser Welt. Anna kommt zurück. Sie hat etwas langes Dünnes in der Hand. Sie wirft es Yo zu. „Danke“, sagt er und entpackt sein Samuraischwert und die Antiquität. „Jungs?“, sagt er und wir alle stehen ihm an der Seite. „Ich würde sagen, wir machen einen kleinen Ausflug zum Tokyo Tower. Horohoro, bleib da, wenn du dir nicht sicher bist“, sagt er und macht sich schon mit den anderen auf den weg nach draußen. „Ich komme mit“, sage ich und gehe mit ihnen mit. „Kororo“, rufe ich und mein treuer Schutzgeist folgt mir. Ich weiß nicht, was jetzt passieren wird. Ich weiß nicht, wie ich reagieren werde. Ich weiß nur, dass damit keiner rechnen wird. Wir benutzen unsere Geistformen um zum Tower zu kommen, doch als wir dort ankommen, ist nur mehr Schutt und Asche vorzufinden. Ren ist bereits weg. Die Menschen sind hysterisch, laufen schreiend herum und haben Angst. „Jungs…ihr wisst was ich jetzt vorhabe oder?“, fragt Yo und ja, wir wissen es. Wir nicken und machen uns an die Arbeit. „Horohoro Eis“ „Choco hoch damit“ „Lyserg festbinden“ „Ryo heben“ „Faust anschweißen“ „Ihr Versager“, hören wir plötzlich eine Stimme irgendwie hinter und neben uns. Wir drehen uns um, suchend nach der Stimme nur um zu erfahren, wer es war. Doch eigentlich wissen wir es schon. Ren steht inmitten der letzten Trümmer des Tower. „Du lässt dich hier auch noch blicken du Scheusaal?“, schreit ihn Lyserg an. „Aber, aber Lyserg, wir werden doch nicht unfreundlich werden“, sagt Ren so arrogant, wie nie zuvor. „Was soll das Ren?“, frage ich ihn und laufe zu ihm. „Horohoro nein“, versucht Yo mich aufzuhalten. Aber ich höre nicht auf ihn. Ich laufe weiter. Ich geb ihn nicht auf. Ren greift mich an, ich wehre mich nicht, falle zurück. „Nein“, rufe ich und stehe wieder auf. Ich setze meinen Weg weiter. Ich lass ihn nicht so einfach wieder böse werden. Er war doch so überzeugt davon, ein guter Shamane zu sein. „Achtung Horohoro“, schreit Yo und springt zwischen uns. Er richtet sein Schwert auf Ren. „Lass ihn in Ruhe und sprich dich erst mal aus“, sagt er zu Ren. „Was soll ich mich denn aussprechen, ich hab es dem Versager da eh schon mal erklärt. Ich hab kein Bock auf euch“, sagt Ren und richtet seine Waffe auf Yo. „Ren, jetzt komm doch wieder zu dir, das bist doch nicht du. Du bist unser Freund“, sage ich zu ihm. „NEIN!!!“, schreit Ren und plötzlich passiert etwas ganz seltsames. Alles verdunkelt sich, die Wolken ziehen sich zusammen. Eine Art Wirbelsturm bildet sich, nur dass nur Ich, Ren und Yo hineingezogen werden. Der Rest bleibt zurück. Kapitel 9: Abschied ist ein leises Wort --------------------------------------- Wo anders Wo sind wir? Ich sehe mich um…sieht aus wie so ein Berg. „Yo? Ren?“, rufe ich. „Horohoro, geht’s dir gut?“, fragt Yo und richtet sich auf. Hat’s wohl auf die Fresse gehauen… „Jaja, mir geht’s gut…“, sage ich. Ich schaue etwas um mich. „Ren!!!“, sage ich lenke meine Schritte zu ihm. „Horohoro, was tust du da, geh da nicht hin, er wird nicht zögern, dich zu töten“, ruft mir Yo zu. „Und wenn schon, mein Leben hat ja ohne ihn eh keinen Sinn mehr“, weise ich die Warnung zurück und setze meine Schritte zu Ren weiter. Man kann die dunkle Aura um ihn herum sogar schon sehen. „Ren, bitte“, ich stocke. Ich sehe ihn an, sein Haar weht im Wind und seine Lippen umspielt ein hasserfülltes Lächeln. Ein Lächeln, das nicht zu seinen Augen passt, seine Augen schreien nach Hilfe. Das ist er einfach nicht. Er handelt nicht aus freien Stücken. „Bitte komm zu mir“, sage ich und halte ihm meine Hand entgegen doch er holt mit seinem Hellebarde aus. Ich schließe meine Augen, ich will ihn nicht sehen, wenn er mich tötet. Eine kurze Zeit sind meine Augen geschlossen, nichts passiert, langsam öffne ich sie wieder. Rens Gesicht sieht mich schockiert an. „Warum kann ich das nicht!“, schreit er und greift sich mit beiden Händen auf den Kopf. „Ich muss ihn töten, ich muss“, sagt er sich selbst. Er zögert. Kann ich ihn noch retten? „Komm schon, du willst das doch nicht. Ren. Ich liebe dich!“, schreie ich und Tränen schießen mir aus den Augen. „Ich liebe dich verdammt noch mal, so bist du nicht.“ „Glaubst du das wirklich? Haha, wie man sich nicht in einem Menschen irren kann“, er sieht mich an, so kalt und er lacht, gehässig und verachtend. „Ich muss meiner Familie dienen bis ich erreicht habe, was ich erreichen sollte“, sagt er und kommt mit dem Hellebarde gefährlich nahe auf mich zu. Ich rieche ihn, er riecht wie immer, eigentlich beruhigend. „Warum der plötzliche Sinneswandel?“, frage ich ihn und sehe an der Klinge zu ihm hinauf. „Kein Sinneswandel, ich muss meinem Meister und meiner Familie gehorchen“, sagt er und schlägt mich mit seiner Waffe einige Meter zurück. Ich rapple mich wieder auf. Auch wenn es an einigen Stellen wehtut, am meisten in meinem Herzen. „Ich werde dich vernichten und dann ist Yo dran, ich muss ihn meinem Meister bringen“, ein ernster Blick fällt auf Yo. „Dein Meister?“, fragt dieser gespannt. „Meister Hao!“ „HAO?!“ „Ren, komm zu Vernunft“, bitte ich ihn, aber er sieht mich wieder nur abfällig an. Wieder holt er aus, mich zu schlagen. „Ich kann nicht, ich will nicht, Horo!“, er sieht mich hilflos an, das Hellebarde fällt zu Boden. Tränen laufen ihm über die Wangen. Plötzlich erscheint hinter ihm eine schwarze Gestallt. Silva, nein, doch nicht, Hao… Er ist größer geworden, unheimlich größer und er wirkt noch gefährlicher als damals. Er muss um einiges mächtiger sein. „Nichtsnutz“, sagt er und lässt den Spirit of Fire erscheinen. Auch dieser ist um einiges größer, gefährlicher und mächtiger geworden. Er scheint beinahe und antastbar. Hao deutet mir der Hand und der Spirit of Fire holt zum Schlag aus. „Nein, lass ihn in Frieden!“, schreie ich und springe zwischen Ren und den riesigen Feuergeist. Schmerz durchfährt meinen ganzen Körper und ich lande irgendwo hinter einem größeren Felsen. „Horo!“, ruft Ren und lauft zu mir. Ich kann mich nicht bewegen, mir tut alles weh. „Horo, du darfst nicht weggehen“, sagt er und nimmt mich in den Arm. Was heißt hier weggehen, ich werde doch nicht gehen. Scheiße, ich kann mich bewegen, ich bin wie gelähmt. Meine Augen kann ich auch nicht schließen. Was soll der Mist? Ich kann nicht sehen, was da abgeht. Alles ist so verschwommen „Horo, du dummer kleiner Idiot“, sagt Ren unter Tränen. Es muss wohl für alle aussehen, als ob ich tot sei, naja, ich liege da, rühre mich nicht und meine Augen kann ich auch nicht schließen. Es tut ziemlich weh, ihn so weinen zu hören und ihn nicht sagen zu können, dass er gar keinen Grund dazu hat. „Du Monster!“, schreit Yo und greift wohl wutentbrannt zu Harusame um gegen Hao anzutreten. Er wird es nicht schaffen, Hao ist zu stark geworden und Yo ist nicht im Training. Langsam spüre ich wie sich mein Mund um einige Millimeter öffnet. „Horo!!!“, schreit Ren und beugt sich zu mir hinunter, dass ich hinter ihm vorbeischauen muss. Er legt den Kopf sanft auf meine Brust und heult. Es tut so weh. Ich will ihn in den Arm nehmen, ihm sagen, dass alles okay ist und ich will ihm sanft durch die Haare fahren und sagen, dass er aufhören soll zu weinen. „Yo, liebster Bruder, willst du dich mir wirklich stellen?“, fragt Hao und kommt einen kleinen Schritt auf Yo zu. Vielleicht ist es auch ein großer, ich kann es nicht deutlich sehen. „Komm mir hier nicht mit Bruder, du bist nicht mein Bruder, du bist ein Ungeheuer“, schreit er und Amidamaru erscheint in Überlebensgröße. Langsam aber doch wird mein Shirt nass, nass von Rens Tränen, die die ich nicht trocknen kann. Ich hasse es, nutzlos zu sein. Könnte ich mich doch nur bewegen. Könnte ich doch nur etwas sagen. „Ach bitte, Yo, wir sind doch eine Familie, sei nicht so hart zu mir“, sagt Hao spöttisch und sein Gesicht muss sich verzogen haben, denn seine Augen sehen jetzt noch größer aus. Soweit kann ich nämlich schon sehen, denn es wird, glaube ich, von mal zu mal besser. Meine Finger zucken plötzlich auf. „Horo“, fragt Ren, der das zucken bemerkt haben muss und richtet sich auf. Richtet sich auf und wischt sich rasch die Tränen weg. Als wäre nichts gewesen. Er sieht mich an, wie er jeden anderen auch ansieht. „R…Ren“, sage ich und hebe die Hand an. „Was is? Geht’s wieder?“, fragt er barsch und steht auf. Ich traue meinen Ohren nicht. Warum spricht er mich so hart an? Wo ist die sanfte Stimme mir gegenüber hin? „Ich muss Yo helfen, immerhin bin ich Schuld, dass dieses Aas hier wieder rumrennt“, sagt er und geht, lässt mich einfach liegen und geht. Meine Arme kribbeln, meinen Beine auch. „Ren! Wie geht’s Horohoro?“, fragt ihn Yo, als Ren bei ihm ankommt „Ach, der wird wieder“, antwortet Ren gefühllos. Warum hat er DER gesagt? Was ist los? Wahrscheinlich ist es nur, weil es grade um Leben und Tod geht, und ich nutzlos bin, da ist man immer DER. „Gut, dann, naja, inwiefern kannst du kämpfen?“, fragt Yo und ich kann nur ein Lachen von Ren hören. „War das dein ernst alter“, sagt er dann und lässt Bason riesengroß erscheinen. „Wie in alten Zeiten Partner“, sagt Yo zu ihm und beide sehen Hao entgegen. Warum kann ich nichts tun? Warum muss ich hier wie Fleisch herumliegen. „Jap“, sagt Ren und die zwei machen sich zum Angriff bereit. „Amidamaru, himmlischer Hieb!!!“, schreit Yo. „Ultraschallangriff, Bason!!!“, schreit Ren. Schlag auf Schlag, Angriff auf Angriff. Die zwei müssen ne Menge einstecken während Hao sich nicht einmal anzustrengen scheint. Die zwei sind aus der Übung…ok, aber er kann doch nicht so mächtig geworden sein. Hao holt aus. Ein mächtiger schlag. Oh mein Gott, das kann nicht sein. Yo und Ren liegen regungslos am Boden. Wie kann das sein? „Ich brauche ihn nicht mehr“, sagt Hao und sieht Ren herablassend an. „Das brauche ich viel eher“, sagt er und schnappt sich Yo, der von Haos Schlag noch immer vor ihm am Boden liegt „So und jetzt zu dir Horohoro. Warum hast du nicht gemerkt, dass dieser nutzlose Schamane anders war als früher? Warum hast du nicht gemerkt, dass er Dinge tat die er nie getan hätte, wäre er vollkommen bei Sinnen gewesen? Hmm?“, wütend zeigt er auf Ren und kommt einen Schritt näher auf mich zu. „Du wirst es nicht glauben, warum ich das getan habe, ich habe es für dich getan“, er sieht mir tief in die Augen. Ich verstehe die Welt nicht mehr. „Ich wollte, dass du auf meiner Seite stehst, ich wollte deine Qualitäten für mich, ich wollte, dass du mir gehörst“, sagt er und streckt die Hand nach mir aus. „Und warum hast du dann nicht mich kontrolliert? Warum musstest du Ren nehmen?“, frage ich ihn und weiche seiner Hand. „Ich wollte, aber es ging nicht, ich dachte immer, ich bekäme alles, wenn ich nur meine Macht einsetze. Doch nicht bei der Liebe, die Liebe kann ich nicht kontrollieren“, er kommt mir ausgesprochen nahe, ich kann seinen Atem auf meiner Haut fühlen. Mein Körper ist starr vor Schreck. Liebe? Wie kann einer wie er von Liebe reden? „Horohoro, verstehst du mich nicht, ich wollte dich nicht gegen deinen Willen bei mir haben, ich wollte, dass du vielleicht merkst, dass ich dich brauche, denn ich wusste, dass du diesem Schamanen vertraust, ich wusste, dass du ihm folgen würdest, aber ich dachte auch, dass du ihm zu liebe auf meine Seite kommen würdest, doch ich wusste nicht, dass er sich von mir losreisen würde. Horohoro, vergiss ihn, nimm mich“, sagt er und streicht mir über die Wange. Seine Hände sind sanft, aber es ekelt mich, wie er mich angreift. „Lass mich in ruhe, weshalb sollte ich dich nehmen, ich…ich liebe Ren“, sage ich und wende mich ab. Mein Blick fällt auf Ren, er liegt noch immer schwer verletzt am Boden. Wo sind nur die anderen? Warum haben wir sie nicht gleich mitgenommen? „Horohoro, er wird sterben. Ich könnte ihn retten. Du müsstest dich mir nur anschließen“, sagt Hao und nimmt meine Hand. Ich entreiße sie ihm. „Du Idiot, ich werde mich dir nie anschließen“, schreie ich und laufe zu Ren. Er atmet schwer, aber er lebt noch. „Du wirst schon noch zu mir kriechen, wenn du merkst wie aussichtslos deine Situation ist. Ich habe Yo, ich bin mächtiger als je zuvor, wie wollt ihr kleinen Lichter meine Sonnenstrahlen übertreffen?“, fragt er und wendet sich ab. „Ich werde gewinnen, hast du verstanden Horohoro, du wirst auf meine Seite fliehen und auf meiner Seite kämpfen, für mich, für mich alleine“, sagt er und verschwindet mit einem irren lachen. „Ren, du musst durchhalten“, sage ich zu ihm und halte seine Hände fest. Was tu ich nur? Was soll ich machen? Er muss in ein Krankenhaus. Ich richte ihn auf und mit einem kleinen Kraftaufwand werfe ich ihn mir über die Schulter. Er muss durchhalten, er muss einfach. Es ist schwer mit so einer Last (nicht, dass er schwer wäre) über den Felsigen Boden zu gehen. Ich steige über einen größeren Brocken und komme ins Schwanken und gehe in die Knie. Ich atme schwer…Was erzähle ich nur den anderen? Was werden sie denken? Vielleicht, dass ich ein Versager bin. Anna wird mich umbringen, wenn sie erfährt, dass ich Yo nicht retten konnte, dass Yo wieder einmal von Hao absorbiert wurde. Sie werden mir endlich glauben, dass Ren nicht Ren war, als er uns alle töten wollte. [Gomenasai von t.A.t.U.] Ich sehe gerade aus nach vorne, als Rens Hände sich plötzlich zu Fäusten ballen. Er atmet schwer, sein Körper fühlt sich viel zu überhitzt an. „Ren?“, frage ich ihn und bleibe stehen. Er keucht nur…was ist nur mit ihm los? Ich lasse ihn sanft zu Boden um ihm ins Gesicht zu sehen, aber da trifft mich beinahe der Schlag. Sein Gesicht ist total rot und nach einer Berührung merke ich auch wie heiß seine Stirn ist. Ich verstehe das nicht. Was ist denn los? Das kann doch nicht die Wunde sein. Wobei… Ich streiche ihm sanft die verschwitzten Haare aus der Stirn und hebe seinen Körper zu mir hoch. „Ren“, hauche ich ängstlich und er sieht mich plötzlich…von einem Moment zum anderen so erschrocken und geängstigt an. So schwach, so zerstört. „Horo“, keucht er „Horo, es…es tut mir leid.“ „Was? Was tut dir Leid?“, frage ich verwirrt und sehe ihn dementsprechend an. Seine Hände zittern, sein ganzer Körper zittert und seine Klamotten sind tropfnass vom Schweiß. „Ich wollte das nicht“, flüstert er erschöpft. Er legt seine schwachen Finger um meinen Arm. „Ich wollte dich nicht enttäuschen“, sagt er leise und atmet tief ein. „Du kannst ja nichts dafür!“, schreie ich. Ich sehe ihn ein bisschen wütend an, weil er sich alleine die Schuld gibt. „Und wir müssen jetzt auch weiter, sonst kannst du dich für gar nichts mehr entschuldigen“, fahre ich ihn an und will ihn wieder hochheben, aber er währt sich, obwohl er kaum noch Kraft hat. „Das war bereits meine letzte Entschuldigung“, haucht er mit einem sanften Lächeln. Was meint er damit? Ich sehe ihn fragend an. Er will damit doch nicht etwa sagen, dass es vorbei ist, dass er nicht mehr… „Ich bin zu schwach…ich bin nutzlos…“, seufzt er und atmet drückend. „Das bist du gar nicht“, sage ich laut und drücke seine Hand. „Du bist sehr stark und du bist nicht nutzlos. Ren…du darfst nicht aufgeben“, ich stoppe…eine Träne verlässt ihren gewohnten Platz und rinnt über meine Wange. Das will er…er will aufgeben. „Warum nicht? Ich bin ein Verlierer…ein Aufgeber…ein Aufgeber gewinnt nie…ein Gewinner gibt nie auf…ich bin kein Gewinner“, flüstert er und haltet sich die offene Wunde. „Nicht da rein greifen, du Sturkopf“, sage ich und nehme seine Hand da weg. Er fühlt sich wohl als Verlierer, weil er Yo nicht schützen konnte…weil er sich schuldig fühlt, dass Yo im Besitz dieses Ekels ist. „Du bist ein Gewinner“, schreie ich. Aber er hört mich nicht. Seine Augen sind geschlossen. „Es ist so warm…und hell“, sagt er vollkommen benommen. „Ren…lass mich nicht alleine“, sage ich laut und packe ihn ein wenig unsanft am Arm. Er öffnet die Augen. Sie sehen so leer aus…so leblos…so tot. Nein, er darf nicht sterben…nicht jetzt…nicht mal in 10 Jahren. Er hat sich so verändert…er ist so anders geworden…soll der Tod das alles beenden? Ren war kaum wieder zu erkennen. „Horo“, keucht er ganz leise, Tränen rinnen auch aus seinen Augen und vermischen sich mit meinen, die ihm auf die Wange tropfen. „Gomenasai“, flüstert er heiser und sein Kopf rollt zur Seite ab. Ich fühle keinen Atem, keine Wärme... „REN!“, schreie ich, ich kann es nicht glauben. „REN!“ Er kann doch nicht einfach so gestorben sein. Nein, das will ich nicht wahrhaben. Nein, verdammt noch mal. Ich drücke den leblosen Körper an mich. Wie konnte er das nur tun? Warum geht er jetzt einfach? Ich fühle wie er langsam kalt wird, wie langsam das letzte bisschen Leben in ihm schwindet. Vorsichtig fahre ich mit der Hand über seine weit geöffneten Augen und schließe sie so. Ich habe ihn doch so geliebt. Ich liebe ihn doch noch immer so. (Autorin: Nekrophilier du O.O) Mein Blick wandert von seinen Fingern die weiße Haut hinauf bis zu seinem Hals. Ich fahre ihm sanft mit den Fingern von der Schulter über den Hals zu seinen Lippen. Ich habe es so geliebt, diese Lippen mit meinen zu berühren. Meine Finger gleiten über seine Wange und stoppen kurz vor seinen nun geschlossenen Augen. Ich habe es so geliebt in diesen makellosen Augen zu versinken. Jetzt sind sie geschlossen, werden nicht mehr geöffnet. Ich beuge mich zögernd zu ihm hinunter und hauche sanfte Küsse auf die Augenlider kurz bevor ich ein letztes Mal seine Lippen küsse. Das letzte Mal. Wieder benetzen meine Tränen sein Gesicht. Ich kann es immer noch nicht glauben. „Horohoro“, höre ich eine Stimme hinter mir, aber ich nehme sie nicht wirklich wahr. Ich höre Schritte auf mich zukommen. „Horohoro“, die Stimme wirkt näher…Ich sehe auf. „Horohoro, was ist los? Was ist mit Ren?“, fragt Choco und sieht verwirrt auf Rens toten Körper. Ich antworte ihm nicht, ich heule nur. Ich merke gar nicht mehr, was um mich herum passiert. Ich kann es einfach nicht sagen. Kapitel 10: Rache ----------------- Krankenhaus Ich fühle einen sanften Luftzug. Wo bin ich? Ich kann meine Augen nicht offnen. Ich liege in einem Bett soviel ist klar. Das Kissen ist weich und die Decke auch. Bei Anna und Yo kann ich nicht sein…da gibt es nur Futons. Wo bin ich nur? Stimmen dringen an mein Ohr. Annas ist dabei und die anderen, wer sind die? Das eine ist meine Schwester. Die andere kenne ich nicht, die Stimme gehört einem Mann. „Aber Herr Doktor…wann wird er wieder aufstehen?“, höre ich meine Schwester ängstlich protestieren. „Das kann ich nicht sagen…eigentlich sollte er schon bei Bewusstsein sein“, sagt der Mann, den ich jetzt für den Arzt identifiziere. „Horohoro, du bist wach“, schreit sie plötzlich und nimmt meine Hand. Ich bin wach? Ja, aber woran merkt sie das, meine Augen sind doch geschlossen. Oder doch nicht. Bin ich Blind? Was ist passiert? Wo ist…wo ist Ren? „Doch nicht“, sagt sie und seufzt traurig. Häh, das verstehe ich nicht. Ah…vielleicht hat sich nur meine Hand bewegt. „Pi…Pelica“, hauche ich und öffne vorsichtig meine Augen. Es geht, aber alles ist so hell. „Horohoro“, ruft sie und umarmt mich. „Ich hab mir solche Sorgen gemacht“, sagt sie und lässt mich los. Sie sieht mich besorgt an. „Was ist passiert?“, fragt sie mich und alles kommt wieder hoch. Alles…sogar das spärliche Frühstück. Doch zum Glück konnte ich mich abwenden und mich neben das Bett erleichtern. „Du musst noch nicht darüber sprechen“, sagt Pelica, doch Anna ist anderer Meinung. „Doch, ich will wissen was mit meinem Ehemann und dem Vater meines Kindes passiert ist“, schreit sie wütend. „Wo ist er? Wo ist Yo?!“, schreit sie verzweifelt. Ich kann sie verstehen, die Sorge. „Hao“, kann ich nur sagen. „Hao“ „Wie bitte? Hao ist tot, red keinen Schwachsinn?“, giftet sie mich an. „Aber hallo, so gehst du mit meinem Bruder nicht um. Reiß dich zusammen, er wird sicher gleich sagen, was los ist“, weißt meine Schwester sie zurück. „Hao…er ist wieder da. Er…er hat Ren kontrolliert…er…er hat Yo“, sage ich so rasch es geht. Er hat Yo…sind wir verloren? Anna lässt einen Klageschrei los. „Und warum bist du hier? Warum hat dich dieser Irre verschont?“, schreit sie mich an und weint. Anna weint. „Wo ist Ren?“, frage ich plötzlich. Wo ist er? Ist er noch dort? „Ren? Ren ist tot“, sagt Anna barsch und versucht sich die Tränen zu trocknen. Berührt sie sein Tod so wenig? Oder kommt es mir nur so vor? „Anna, es tut mir so leid, aber Hao hat mich nur verschont, weil er mich sowieso noch töten wird“, sage ich ihr und behalte die Wahrheit für mich. Die muss sie nicht wissen. Die muss keiner wissen. Nicht einmal ich wollte sie wissen. Also wollen sie es sicher auch nicht. Die Krankenzimmertüre geht plötzlich auf und Faust steht in der Türe. „Ich konnte nichts mehr machen…gar nichts mehr…es liegt jetzt an ihm“, sagt er und sieht mich schlagartig an. „Das heißt er liegt im Koma…aber…naja, ich will euch keine Hoffnungen machen, deswegen sage ich es wie es ist. Ich rechne nicht, damit, dass er wieder zu sich kommt“, sagt er. „Hauptsache einer hat es überlebt. Was ist passiert?“, fragt nun auch er mich. „Hao hat Yo und wird uns sicher bald alle töten“, sagt Anna und hebt ihren Sohn, der die ganze Zeit lautlos am Boden saß, zu sich hoch. „Hao? Der ist doch…dann etwa doch nicht“, Faust sieht betrübt zu Boden. „Ich kann das nicht verstehen, er war doch tot, er war besiegt, ausgelöscht“, flüstert er und fasst sich mit der Hand auf den Mund. „Wer weiß, was er alles war, er ist wieder da und…und er hat Yo und wir müssen was tun“, sagt Anna entschlossen und geht aus dem Zimmer. Wahrscheinlich um die Tränen zu verbergen, die schon wieder zum überfluten drohten. Pelica steht immer noch von dieser sehr schlechten Neuigkeit schockiert mitten im Raum. „Er wird uns alle töten“, sagt sie langsam und verängstigt. „Nein, Pelica, er WILL uns alle töten, aber das wird er nicht schaffen“, sage ich plötzlich mit einer Sicherheit, die ich mir selber nicht erklären kann. „Wir lassen uns doch nicht von diesem Arsch in die Enge zwingen“, sage ich und auf einmal überkommt mich die Ungewissheit. Wie sollen wir das ohne Ren schaffen? Wie soll ich überhaupt noch irgendetwas ohne Ren schaffen? Pelica sieht mich an. „Du musst hier nicht den Optimisten machen. Yo ist wahrscheinlich schon absorbiert und Ren ist bereits tot. Was willst du tun?“, fragt sie mich und setzt sich betrübt auf den Stuhl. „Wie wollen wir ihn besiegen? Es gibt nichts, das wir tun könnten“, sagt sie und sieht auf den Boden. „Ich verstehe dich ja…aber wir dürfen nicht aufgeben“, sage ich und versuche zu lächeln, aber es funktioniert nicht. Aufgeber gewinnen nicht, Verlierer geben nicht auf. Das hat Ren gesagt, kurz bevor er tot war. „Wir dürfen nicht aufgeben“, sage ich nur noch einmal. Es ist still. Run steht mit verweinten Augen in der Tür. Blitzartig ist die Stimmung drückender als zuvor und sie war schon sehr drückend. „Horo…horo…wie geht es dir?“, fragt sie mich und sieht mir mit ihren leeren Augen in meine. „Den Umständen entsprechend?“, frage ich schon eher, als es zu sagen. Sie schnieft und kommt dann beinahe taumelnd an mein Bett. „Was hat mein Bruder in seinen letzten Minuten gesagt und getan?“, fragt sie mich und sieht mir dabei nicht mehr in die Augen. Ich könnte das bestimmt auch nicht. „Er hat gesagt, es tut ihm leid und dass er aufgibt, er war beinahe bewegungsunfähig…es ging schnell…er musste nicht zu sehr leiden, denke ich“, sage ich und nehme ihre Hand. „Run, wir müssen jetzt stark sein“, sage ich zu ihr und streichle sanft ihre Hand. „Er hätte das nicht gewollt. Er hätte nicht gewollt, dass wir um ihn trauern anstatt ihn zu rächen“, sage ich kämpferisch und fühle wie sich endlich wieder leben in mir sammelt. Ich muss Ren rächen. Wir müssen Ren rächen. Kapitel 11: Imagine ------------------- Imagine „Was haben wir dir denn getan?“, schreit Joco und weicht einem von Rens Hieben aus. Ren ist außer Kontrolle. Seit dieser komische Nikrom oder wie der auch heißt hier war. Er rastet total aus. „So bin ich nicht“, brüllt Ren und zersäbelt sämtliche Sachen im Raum. Er stoppt. Er atmet schwer. „Ren“, rufe ich. Er bricht zusammen. Oh mein Gott, was ist nur los. Ich laufe zu ihm. Fasse ihm an die Stirn. Es ist so dunkel, ich kann kaum was erkennen. Er atmet aber noch. „Alter was is los?“, fragt Joco, er sitzt noch immer verwirrt hinter mir. „Ich weiß nicht…aber aber“, ich stocke. Ich sehe Ren an. Was kann ich nur tun? Es geht ihm eindeutig nicht gut. Ich muss was unternehmen. „Joco komm schnell“, rufe ich und nehme Ren Auf den Rücken. „Wir müssen zu dieser Midori, nur sie kann ihm helfen“, sage ich und wir laufen. Ich habe solche Angst um ihn. Wir sind ja doch Freunde… „Joco, du gehst zum Haus und…Yo, sag ihm nichts, erfinde was“, sage ich zu Joco und laufe dann schneller. Joco dreht um und läuft zum Haus zurück, ich hoffe, ihm fällt etwas Brauchbaren ein… Ach Gott Ren, was soll der schrott… Ich laufe weiter, weiter und weiter. Wo ist diese Midori eigentlich? --~-++-~-- [Phänomenal egal von Farin Urlaub] Es ist mitten in der Nacht und ich schlafe nicht. Ich denke nach. Ob wir die anderen je wieder sehen werden? Pelika würde sich so sehr freuen. Ich mich auch…Ach Ren…hoffentlich sehe ich dich dann wieder… Hoffentlich bist du mir nicht böse, wegen der Umarmung damals am Flughafen… Du hast ja nicht sehr glücklich reagiert. Ich führe schon wieder Selbstgespräche…das mache ich in letzter Zeit ziemlich oft. Ich vermisse meine Freunde einfach. Am meisten wohl Ren. Ohne ihn ist es einfach nur langweilig… Nein, das kann es doch nicht sein. Ich stehe auf, ich laufe hinaus. Ich versuche, meinen Kopf leer zu machen. „NEIN“, schreie ich. Ich laufe am Huffladig vorbei und weiter zu einer Ansammlung von kleinen Felsen, wo ich mich oft aufhalte, wenn ich mit dem, rund um mich herum nicht klar komme. Der Wind weht ein bisschen. Ich sitze da, halte meine Hände gegen den kalten Stein. Was ist nur mit mir los? Warum werde ich so traurig wenn ich an Ren denke? Warum denke ich eigentlich ununterbrochen an ihn? Er kann mir doch nicht so wichtig sein…man denkt doch nur ununterbrochen an wichtige Dinge… Warum weine ich denn jetzt schon wieder? Warum verwirren mich meine Gedanken so sehr… --~-++-~-- „REN?!“ Ich fahre aus dem Schlaf. Mein Atem ist rasend schnell, ich krieg mich kaum ein. Was war das? Eine Vision? Nein…aber es fühlte sich so echt an. Es war bestimmt nur ein Alptraum. Ich sehe mich in meinem Zimmer um. Oh, Pilica hat mir die Vorhänge zugezogen. Hach, sie ist einfach ein Schatz. Wovon habe ich nur gerade geträumt? Ich versuche nachzudenken. Ach wenn das nicht so ansträngend wäre. Irgendwas mit Ren Kapitel 12: Stimmen der Dunkelheit ---------------------------------- Stimmen der Dunkelheit „AHHHH“, ich fahre aus dem Schlaf. Ich weine. „Ren, warum?!“, frage ich in die Stille. Der Raum antwortet mir nicht. Ich lasse meinen Blick schweifen…alles weiß hier. Warum lasst man mich noch nicht nach hause? Ich will doch nur mit den anderen einen Plan ausmachen um Hao zu zerstören…aber…was machen wir denn ohne Yo und ohne Ren… Wir sind nicht stark genug um ohne die zwei gegen Hao anzutreten. Er liebt mich…ach was für n Scheiß… „Du weißt, du musst zu mir kommen Horohoro“, höre ich eine leise Stimme flüstern. „Nein, nein, ich gehe nicht zu dir!“, schreie ich. Ich schlage gegen die weiche Decke und treffe dabei mein Bein. Es tut überhaupt nicht weh. Die Verzweiflung macht sich in mir breit. Yo würde jetzt so etwas sagen wie „Anna sagt uns schon, was wir tun sollen“ oder „Hey, sieh doch nicht alles so finster, irgendwie wird schon alles gut“ Ach wie ich seine gute Laune vermisse. Wenn er da war hat nie jemand ernsthaft daran gedacht, dass wir verlieren könnten…aber jetzt? Was sollen wir ohne ihn tun? Ren ist auch nicht mehr da. Ren… Mein Herz wird wie ein Klumpen. Es pocht nur ganz langsam. Bei jedem Schlag tut es weh. Ich schluchze, meine Tränen werden immer mehr. „Ren, verdammt noch mal“, sage ich leise in den Raum… Ich heule wie ein Schlosshund. Warum? Warum er? Warum nicht ich? Ich lasse mich zurück in den Polster fallen. Mein Blick landet auf der Decke meine Krankenhauszimmers. Ich schniefe auf. Ich muss für Ren weiter machen. Ich muss mich verdammt noch mal an Hao rächen und wenn es das letzte ist was ich tue. Mit oder ohne die anderen. Aber ich denke, die machen schon mit…Irgendwie muss das doch zu schaffen sein. Anna ist noch da, sie kann uns Befehle geben und Trainingspläne… Ich würde sogar Tagelang laufen, nur um Ren wieder zu haben…aber ich weiß, das geht nicht. Es geht nicht, ich bekomme ihn nicht mehr zurück…Ich muss…Tränen laufen mir wieder über die Wangen. Ich muss stark bleiben…Aber ich kann nicht, nicht ohne ihn. Ich fühle schon beinahe wie die Zeit vergeht. Es geht so seltsam schnell oder ist es seltsam langsam? Ich weiß es nicht, ich spüre nur wie die Zeit vergeht. Die schlimmste Zeit in meinem ganzen Leben, die Zeit ohne Ren. Die ab jetzt mein Leben beherrschen wird. Eine Zeit voll Trauer, voller Versuche zu vergessen…aber ich will die schöne Zeit nicht vergessen… Mein Herz fühlt sich so schwer an, ich kann beinahe die Dunkelheit herum sehen. Spüren kann ich sie auf jeden Fall. Ich denke wieder an die schönen Stunden, die wir hatten. „Nein“, sage ich wieder leise in den Raum. Ich darf nicht daran denken, es macht mich nur traurig…und wütend auf Hao…und mit Wut können wir nichts gegen ihn ausrichten. Naja, wir können doch eigentlich gar nichts gegen ihn ausrichten. „Horo, sei nicht so pessimistisch“ „Wer ist da? Wer war das?“, frage ich. Ich schau mich um. Nichts zu sehen. Ich schlage mir die Hände vors Gesicht. Was ist nur los mit mir? Ich höre schon Stimmen. „Horo, jetzt hör mir zu“, sagt die Stimme wieder. Das…das ist…Rens Stimme…aber das kann nicht sein. „Wo bist du? Was willst du von mir?“, schreie ich. „Gib nicht auf“, sagt die Stimme und ich fühle einen kalten Luftzug. Was war das eben? Eine Einbildung? Ich weiß nicht, es war so real…so wirklich. Das kann doch nicht alles Einbildung sein. „REN!“, schreie ich in den Raum. Nichts kommt zu mir zurück. Gib nicht auf, hat er gesagt. Will er mir damit sagen, dass er seine Schwachstelle hat? Aber warum sagt er sie mir dann nicht? Ganz einfach…ich hab’s mir eingebildet und deswegen sagt er es mir nicht. Morgen gehe ich nachhause, das ist jetzt sicher. Wir müssen so schnell wie möglich Handeln. „Horohoro hilf mir!“ Was war das schon wieder? Das war nicht Ren’s Stimme. Wieder sehe ich mich um. Niemand da. „Horohoro, er hat eine Schwachstelle“, sagt die Stimme. Mein Herz schlägt schnell. „Yo?“, frage ich. „Sag Anna, sie soll Hana vorbereiten…Hao ist st…stark“, sagt die Stimme und wird dabei immer leiser und qualvoller. Ich atme schnell. Was ist mit Hana? Der kleine ist doch, er ist doch ein Baby…Was soll der kleine gegen Hao anrichten können? Ich muss zu Anna, ich muss es ihr sagen. „Geh nicht, komm zu mir“, sagt eine dritte Stimme. „Schön langsam wird’s echt nervig mit euch Stimmen. Ich geh jetzt zu Anna und du wirst mich nicht daran Hindern HAO!“ sage ich laut und beginne meine Sachen zu packen. Die Anderen brauchen mich. Ren liegt im hoffnungslosesten Koma auf der Welt. Wir müssen wenigstens Yo retten… „Das wirst du bereuen“ Kapitel 13: Izanami und Izanagi ------------------------------- IZANAMI UND IZANAGI [Hymn to the dead von Anti-Flag] „Also gut, wir nehmen einmal an, Hao kommt irgendwann zu uns um uns zu überreden mit ihm zu ziehen oder was weiß ich, wenn es soweit ist, müssen wir gewappnet sein und ihn besiegen können“ Ich öffne vorsichtig meine Augen. Langsam beginnt sich das verschwommene Bild vor meinen Augen wieder zu dem Krankenhauszimmer zusammen zu setzen. „Und was sollen wir tun? Wir haben es damals schon nicht geschafft, ohne Yo…und Hao ist stärker, wie sollen wir es jetzt schaffen? Ohne Yo? Und…ohne Ren?“ „Tamao, musst du immer alles schlecht reden, was ich sage?“ „Nein, Anna, aber…aber ich sehe die Situation als ziemlich hoffnungslos an“, antwortet Tamao. „Na ganz toll, du musst ja nicht mitmachen, aber ich hab einen Plan“, kontert Anna. „Ja, jetzt lassen wir Anna einmal ihren Plan erklären, denn wie es aussieht ist Schlafmützchen schon wach“, sagt Ryo und zwinkert mir zu. „Was ist hier eigentlich schon wieder los? Welcher Plan?“, frage ich. Ich sehe die anderen fragend an. Sie sind mal wieder alle da, sie sitzen im Krankenzimmer verteilt herum und sehen teils nachdenklich, teils verzweifelt und Anna als Einzige unheimlich sicher aus. „Also gut, Horohoro, lass es mich erklären“, beginnt Manta. Er trappelt zu mir herüber und lehnt sich auf mein Krankenbett. „Anna hat uns hier alle zusammengetrommelt und sie meint, sie hat den perfekten Plan, also eine Geheimwaffe gegen Hao und naja, mehr wissen wir auch noch nicht. Wir wollten warten, bis du munter bist. Also Anna?“, sagt Manta und lenkt seinen Blick auf Anna, wie ich. „Gut, jetzt da wir alle da sind und vor allem, alle munter, möchte ich euch in meinen Plan einweihen, den ich gemeinsam mit Yos Großeltern entworfen habe sozusagen“, sie holt tief Luft. Was das wohl für ein Plan ist? Eine Geheimwaffe…hmm… „Aber“…Annas Blick senkt sich. „Wenn es schief geht, schwebt Hana in größter Gefahr“ „Hana?“, die ganze Runde sieht sie schockiert und fragend an. „Was hast du mit dem Kleinen vor?“, frage ich sie. „Seine Macht…wie ihr ja wisst, ist Yo der Zwillingsbruder von Hao, das bedeutet, das Yo etwas von Haos Macht hat. Wir haben auch durch das Buch noch viel mehr Macht bekommen.“, sie macht eine Pause. Eine unheimliche Stille liegt in der Luft. Das gekippte Fenster klappt zu. Keiner rührt sich. „Hana ist mein und Yos Sohn und somit wurde eine Menge Energie und Macht von uns beiden auf ihn übertragen. Und nunja, nachdem Hao damals besiegt wurde, hat Yo beschlossen einen Teil seiner Energie wegzusperren, was bedeutet, dass Hao nicht Yos ganze Macht hat“, wieder tritt eine Pause ein. Ich kann nicht mehr. Ich bin so aufgeregt, sie macht es immer so spannend und es geht ja nun mal um Leben und Tot. „Willst du den kleinen gegen Hao kämpfen lassen?“, frage ich sie und fange mir in der nächsten Sekunde einen der schlimmsten Anna-Blicke überhaupt ein. „Nein…ICH werde gegen ihn kämpfen“, sagt sie und holt Luft um weiter zu reden. „Anna das kannst du nicht tun. Mehr Macht hin und her, aber du hast gesehen, was Hao letztens mit deiner Perlenkette angestellt hat“, unterbricht sie Faust. „Oh ja, das weiß ich noch viel zu gut und genau deswegen habe ich beschlossen…“, sie steht auf. [It’s my Life von Jon Bon Jovi] „Die ersten Götter und somit die ersten Geister mit mir zu verbinden und somit den Geist des Feuers oder genauer gesagt den Kagutsuchi no Kami zu besiegen“, beendet sie und zieht hinter ihrem Rücken eine Lanze hervor. „Was willst du mit dem Ding? Du bist doch keine Schamanin, du bist nur eine Itako“, sagt Manta und fängt sich einen ebenso grausamen Blick ein, wie ich zuvor. „Ich dachte, du würdest wissen, was das ist“, kontert sie und hält ihm die Lanze unter die Nase. Mante schüttelt den Kopf. „Nie gesehen“, sagt er. „Ich dachte, du würdest deine Nase nie aus den Büchern rausbringen, aber da hab ich mich wohl geirrt. Ich dachte doch ernsthaft, du hättest dich mit Japans Schöpfungsgeschichte befasst“, sagt Anna. „Nein…um ehrlich zu sein“, antwortet Manta und senkt den Kopf. Anna sieht durch die Runde. „Da ihr sie sicherlich alle nicht kennt, werde ich sie euch erzählen. Also hört gut zu ok?“ Alle nicken. „Nun gut, alles beginnt als Izanagi und Izanami aus dem Himmelsgebilde Takamagahara herab steigen und das Festland aus dem uranfänglichen Chaos schaffen, indem sie, auf der Schwebebrücke des Himmels stehend, die himmlische Juwelenlanze in das Meer tauchen und darin herumrühren. Als sie die Lanze aus dem Wasser heben, tropft von der Spitze Salz herab, das zum ersten Land, der Insel Onogoro gerinnt. Sie steigen auf die Insel hinab, errichten einen Palast und vollführen den Hochzeitsritus. Weil Izanami während des Rituals aber zuerst spricht, gebärt sie ein missgebildetes Kind, Hiruko. Richtig durchgeführt, zeugen beide viele Nachkommen, darunter auch die großen und kleineren Inseln des japanischen Archipels. Schließlich aber gebärt Izanami den Feuergott Kagutsuchi no Kami. Dieser verbrennt die Genitalien seiner Mutter so schwer, dass sie stirbt. Izanagi erschlägt daraufhin die Feuergottheit“ Wir alle sehen Anna sprachlos an. So alt also ist Haos Geist? „Und was willst du jetzt gegen so einen alten Geist tun?“, frage ich sie. „Dummkopf“, sagt sie und hält mir die Lanze unter die Nase. „Das ist die Juwelenlanze. Und da ich eine Itako bin, habe ich mir die beiden Geister gerufen, die sie kontrollieren“, antwortet sie. „Du hast Izanami und Izanagi?“, fragt Manta, der es kaum glauben kann. Anna nickt. Das ist doch genial, wie ist sie denn darauf gekommen? Und wozu um Himmels Willen braucht sie dann Hana? „Und was ist mit Hana?“, fragt Lyserg, der bis jetzt nur leise auf seinem Sessel am Ende meines Bettes saß. „Ja, darauf wollte ich eben zurückkommen. An die weg gesperrte Macht von Yo kann ich leicht kommen, aber ich hoffe, es geht alles gut, wenn ich versuche an Hanas Schamanen Macht zu kommen und durch deren beiden Mächte, kann auch ich Schamane sein“ „Anna, das ist so genial und hirnrissig, dass es nur funktionieren kann“, sagt Manta und springt vor Euphorie im Raum herum. Auch für mich wächst gerade ein großer Hoffnungsschimmer. „Und wann und wie? Und… Oh mein Gott, ich bin so aufgeregt, das klingt so Märchenhaft“, Ryo ist auch ganz außer sich. Eigentlich sind alle ein bisschen außer sich, nur Run nicht. Sie steht auf und geht mit gesenktem Blick aus dem Zimmer. „Was ist…“, doch Anna unterbricht mich. „Ist doch klar, wir alle freuen uns über Hoffnung und ihr Bruder hat die eigentlich überhaupt nicht.“ Ren…oh ja…Auf einmal wird die Stimmung im ganzen Raum trüb. Für Ren bleibt keine Hoffnung… Ich weiß nicht, wie ich das ohne ihn schaffen soll. Doch, es gibt Hoffnung…er liegt im Koma, so aussichtslos es auch ist, Ren könnte es schaffen… Würde ich das den anderen sagen, sie würden mir nur sagen, dass ich es vergessen soll. Der Arzt hat gesagt, dass der künstliche Tiefschlaf nur sehr schwer erstellt werden konnte oder so, was weiß ich, ich bin doch ein Mediziner. Aber die kennen Ren nicht. So aussichtslos es ist, er schafft es…ich hoffe es so sehr. Sie fragen sich wohl gerade, wann ich ihn endlich aufgebe. Ich weiß nicht, wahrscheinlich nie. „Und wann kann ich hier endlich wieder raus? Wann können wir den Plan endlich wahr machen? Und wir müssen Anna doch unterstützen, kommt schon, lasst mich hier raus, es geht mir gut“, rege ich mich ein bisschen auf. „Horohoro, du musst erst gesund werden, du hast noch immer Verletzungen! Du musst dich ausruhen“, Pilica ist außer sich. „Pilica, erstens es geht mir gut und zweitens, ich bin schön langsam alt genug, das selber zu entscheiden, außerdem, geht’s hier um Hao, der wird mich sicher nicht schonen, nur weil ich verletzt bin“, kontere ich. „Aber…aber Horohoro…ich“, Pilica weint. „Ach Pilica, du brauchst dir keine Sorgen machen, Anna ist dabei und die anderen auch. Was soll denn da noch schief gehen?“, versuche ich sie aufzuheitern. Sie seufzt, nickt aber dann und zaubert ein sanftes Lächeln auf ihre Lippen. „Gut, dann würde ich sagen, wir gehen jetzt. Yomei und Kino warten mit Hana“, sagt Anna und steht auf ohne jegliche Regung im Gesicht. Es war sicher eine schwere Entscheidung Hana vielleicht opfern zu müssen. Ich glaube, das hat noch nicht mal Anna so richtig verdaut. Hoffentlich passiert dem Kleinen nichts. Wir machen uns alle (auch die Mädchen) auf den Weg, raus aus dem Krankenhaus und dann zu Kino und Yomei, dass uns Run nicht mehr fährt haben alle gemeinsam beschlossen. Ist wohl auch besser so. „Und wie geht’s dir wirklich?“, Lyserg kommt gerade an meine Seite. Ich zucke mit den Schultern. „Wie soll’s mir denn gehen? Ich hab keine Ahnung, wie das hier ausgehen soll“, sage ich ein wenig verzweifelt. Ich glaube zwar an Anna, aber ich habe trotzdem irgendwie Angst. Beim Schamanen Turnier war das anders. Hao war nicht so übermächtig und Yo war bei uns. Aber Anna scheint zu wissen, was sie tut. „Wir können ihr nur vertrauen Horohoro“, sagt Faust und lächelt leicht. „Na was sagt ihr Jungs, es ist wieder wie früher. Wir gehen alle gemeinsam und machen Hao alle“, sagt Ryo optimistisch wie immer. „Wird schon schiefgehen, wir hatten damals auch keinen genauen Plan und diesmal bleibt er ein für alle mal weg dieser Hao. Dafür wird Anna schon sorgen“, sagt Manta mit seinem Laptop unterm Arm. Wir unterhalten uns alle darüber, wie es wohl ausgehen wird. Die meisten Meinungen sind optimistisch. Anna lässt ab und zu ein sanftes Lächeln sehen, Tamao und Run gehen schweigend neben ihr. Auch Anna schweigt lieber. Verständlich, es geht immerhin um ihren Mann und ihren Sohn und nun ja um ihren grässlichen ungewollten Schwager den es zu vernichten heißt. Ich setze langsam einen Fuß vor den nächsten, auf die Umgebung achte ich gar nicht. Ich sehe meinen Füßen einfach beim gehen zu und versinke in Gedanken. Endlich bin ich aus diesem Krankenhaus raus. Es war die Hölle. Ich seufze. [Scharlachrotes Kleid von Eisregen] Ich denke an die letzten Stunden mit Ren. Die Bilder fressen sich wieder in mein Gehirn. Wie Ren mich abfällig ansieht. Ich konnte es in diesen Moment noch immer nicht glauben, dass er sich so verändert hatte. Das Bild als Ren und Yo gemeinsam einen Schlag gegen Hao richten projiziert sich vor mir auf. Er hatte gegen Hao gewonnen, er hat sich seiner Kontrolle entzogen. Das war doch ein deutliches Zeichen, dass Hao schwächer ist…oder? Doch er hat sich gewährt, er muss Ren mit enormer Kraft auf den Boden geworfen haben und hat sich dann Yo geschnappt. Ich balle meine Hand zu einer Faust. „Ren“, flüstere ich ganz leise. Höchstens Lyserg neben mir hätte es hören können, doch das glaube ich nicht. Er sieht selbst viel zu sehr in Gedanen vertieft aus. Was wird wohl mit Hana passieren, wenn Annas Plan schief geht? Was passiert mit Anna, wenn etwas schief geht? Es ist doch sicherlich für sie auch nicht so ungefährlich. „Anna was…“ Doch sie wimmelt meine Frage ab. Sie wird sich wohl auch Gedanken gemacht haben. Anna… „Ich weiß sehr wohl, dass dieses Risiko zu hoch ist, für mich und Hana, aber…“, sie macht eine Pause, folgt ihren Schritten und sieht dann wieder zu mir. „Was würde Yo jetzt sagen? Wir packen das schon oder so…“, sagt sie und sieht gen Himmel. „Anna, ich…es…“, beginne ich, doch wieder unterbricht sie mich. „Es braucht dir nicht leid tun. Du kannst nichts dafür. Es hätte jedem von uns passieren können und nun ja…“, sie schweigt. „Ich verstehe, was du sagen willst“, sage ich und klopfe ihr auf die Schulter, ich glaube, sogar Anna kann so was einmal brauchen. Und ich hatte recht, denn sie sieht mich an und lächelt. „Danke Horohoro“, sagt sie und wir gehen den verbliebenen Weg schweigend zu Ende. Vor uns offenbart sich das Anwesen der Asakura Familie. Yos Großeltern stehen vor dem großen Eingangstor und Yos Großmutter hält Hana in der Hand. Hana weint nicht, er liegt ruhig in ihren Armen. „Meister Yomei, Meisterin Kino“, sagt Anna, kniet sich vor ihnen auf den Boden und senkt den Kopf. Wir anderen tun es ihr gleich. „Du hast dich also entschieden, es wirklich zu machen“, Kino machte ein besorgtes Gesicht. „Du weißt, du musst es nicht tun, es ist deine Entscheidung“, sagt Yomei und deutet uns aufzustehen. „Und wie ich es muss Meister Yomei“, antwortet Anna und schreitet mit entschlossenem Blick an den dreien vorbei ins Innere. Yomei und Kino mit Hana folgen ihr und wir anderen ebenfalls. „Ich bin jedes Mal neu überrascht wie groß das hier ist“, sagt Manta und sieht sich um. Ich war hier überhaupt noch nie und von den anderen war bis jetzt soweit ich weiß nur Ryo hier, weil er bei Yomei trainierte. Anna weiß genau, wo sie hin muss. Ein Tempel wird immer größer sichtbar. Da müssen wir wohl hin. „Und nun…“, Annas Stimme zittert. „Ich werde mit dir und Hana hinein gehen und das Ritual vollziehen“, sagt Kino und nimmt Anna am Handgelenk. „Du musst nur vertrauen haben“, sagt sie noch. „Anna, wie wäre es, wenn…“, Lyserg haltet noch kurz inne und spricht nach einer kurzen Pause in der sich Anna umdrehte weiter. „Wie wäre es, wenn wir dir unsere Macht überlassen, wir reden immerhin von Hao“ An das habe ich ja noch gar nicht gedacht. Aber die anderen auch nicht, denn sie sehen alle sehr überrascht aus. „Wie? Das, aber was ist wenn ich es nicht schaffe, dann war alles umsonst…“, sagt Anna und schaut fragend in die Runde. „Na komm schon, nimm meine Macht“, sagt Ryo und macht einen Schritt zu ihr. „Und unsere auch“, sagen wir anderen und stellen uns zu Ryo. „Leute…“, Anna sieht uns allen in die Augen, Tränen erfüllen ihre Augen. „Ich danke euch…ich weiß gar nicht was ich sagen soll“ „Sag einfach, dass du es schaffst“, sage ich und lache ihr wie die anderen entgegen. „Meister Yomei, ist das möglich?“, fragt sie Yomei „Liebe Anna, wenn ihr euch so sehr vertraut, wie ich denke und alles gut geht, hast du bei weiten mehr Macht als Hao damals in Dobeivillage“, antwortet er. „Dann ist doch klar was wir machen“, sagt Lyserg und wir gehen gemeinsam mit Anna, Kino und Hana in den Tempel. Kapitel 14: Itako no shaman --------------------------- ITAKO NO SHAMAN [Wind von Akeboshi] Es ist so dunkel hier. Von Außen sieht es gar nicht so aus, als könnte es hier drinnen so dunkel werden. Ich versuche mich umzusehen, aber es geht nicht, ich sehe gar nichts. „Leute?“, und noch bevor ich auf eine Antwort gewartet habe, bekomme ich von hinten eine auf den Kopf. „Entehre nicht die Ahnen, keiner spricht hier drinnen außer der Familie Asakura und deren Anverwandten. Ich schlucke und nicke, obwohl ich mir sicher bin, dass das wohl keiner sieht. „Gut, da wir das geklärt haben, setzt euch bitte alle hin. Anna du folgst mir bitte“, sagt Kino und man kann hören wie sich alle hinsetzen und zwei von uns, Anna und Kino, weggehen. Gehen sie wirklich weg? Oder nur ein paar Schritte Abseits. „Anna, leg deine Kleider ab“, sagt Kino. Kleider ablegen? Was hat die Alte vor? Aber ich rühre mich nicht, ich will nicht noch eine auf den Deckel bekommen, immerhin ist das hier wichtig. Ich kann hören wie Annas Kleide und vor allem ihre Perlenkette zu Boden fallen. Weiter weg kann ich Wasser rauschen hören. Ist hier drinnen eine Quelle oder so? Umschauen nützt eh nichts, also lasse ich es. Es ist aber doch ein sehr unangenehmes Gefühl. Ich lausche aufmerksam, doch ich muss mich gar nicht bemühen, ich höre hier unheimlich gut. Langsam höre ich, wie ein Krug ins Wasser getaucht wird, die vermeintliche Quelle scheint irgendwie doch ganz nahe zu sein. „Ich segne dieses Wasser aus den Quellen des heiligen Berges. Reinige meinen Schützling und nimm ihr die Furcht und die Zweifel“, sagt Kino und kurz darauf höre ich ein unheimliches Rauschen, es klingt als hätte Kino Anna ein ganzes Fass Wasser über den Kopf geschüttet, aber es kann doch nur ein kleiner Krug gewesen sein. Am besten ich stelle hier gar nichts mehr in Frage. Wobei, ich frage mich, was die anderen sich gerade denken. Doch noch ehe ich mir weiter Gedanken darüber machen konnte widerfährt mir ein eiskalter Schauer. Ich schreie nicht einmal vor schreck auf, als Kino mich mit Wasser übergießt. Die anderen hat sie wohl auch übergossen, denn ich höre sanftes Aufschrecken. „Reinige diese Seelen“, ruft Kino und wieder schrecke ich mich, denn damit habe ich nicht gerechnet. „Pfui pfui pfui“, ruft sie noch nach. Was auch immer sie damit bezwecken will, vielleicht böse Geister vertreiben oder so. „Geister aus der Tiefe, schützt diesen Ort. Geister der Höhe, steht uns bei. Heilige Ahnen lasst uns vollbringen, was wir zu schaffen hoffen und schützt eure Nachfahren“, sagt sie und ich weiß nicht, es wirbeln Blätter oder so etwas in der Art herum. „Steht auf und kommt her, Anna kleide dich wieder an“, sagt Kino und ich stehe auf und gehe dort hin, wo ich sie vermute. Ich weiß nicht, warum ich nicht falle, aber ich falle nicht, aber mein Gewand ist ganz nass, es ist ein bisschen unangenehm. Ich glaube, ich tropfe. Am liebsten würde ich ja etwas sagen, aber das ist wohl nicht angepasst. „Nehmt euch an den Händen, Anna du gehst hier hin“, sagt Kino. An den Händen nehmen? Was wird das denn? Und schon spüre ich auf der einen Seite Lysergs und auf der anderen Seite Tamaos Hand. „Konzentriert euch jetzt bitte darauf, dass ihr Anna eure Macht in Form eines Strahles übergebt“, sagt Kino und ich versuche mir vorzustellen, dass meine ganze schamanische Energie von mir zu Anna schwebt. Der Strahl ist so hell, aber gleichzeitig fühle ich, wie ich innerlich total leer werde und plötzlich wird alles herum noch viel dunkler. Druck sammelt sich in meinen Ohren. An die vorherige Finsternis hab ich mich wenigstens schon gewöhnt, aber das hier. Das ist schrecklich, aber ich vertraue Kino und Anna. „Nimm auch die Macht dieses Kindes und übertrage sie“, höre ich Kino nur ganz leise sagen. Wo bin ich? Wie weit bin ich weg? Oder sind etwa die anderen weg? Ich höre ein kurzes Surren, aber auch das ist wohl Meilen weit weg. „Horohoro“, ich sehe Anna vor mir, sie ist wahnsinnig groß und sie strahlt beinahe vor Stärke und Mut. Doch wie sie erschien, ist sie auch wieder weg. Ich glaube, ich bin wieder in dem kleinen Tempel. Es fühlt sich nicht mehr so weit weg an und es ist warm, obwohl meine Kleidung nass sein sollte. „Geht jetzt“, sagt Kino und ich drehe mich um und gehe den Weg hinaus, wie ich ihn mir vorstelle. Draußen angekommen treffe ich Ryo, Manta, Lyserg, Faust, Run, Pilika und Tamao. Anna, Kino und Hana sind noch nicht da. Und wo ist eigentlich Eliza. Faust sieht ein wenig verwirrt aus. „Eliza?“, fragt er und sieht sich um. „Werter Schamane, deine Macht ist nicht mehr stark genug, Eliza zu erhalten“, erklärt Yomei und Faust sieht zwar im ersten Moment erschrocken aus, im zweiten Moment aber erleichtert. Er ist wohl froh, dass ihr nichts passiert ist. Sobald das hinter uns ist, ist auch sie wieder da. Denke ich zumindest… [Canta per Me von Yuki Kajiura] „Wie wars eigentlich?“, und noch bevor mir jemand antworten konnte, trifft mich eine gewalltige Druckwelle von hinten und ich stürze nach vorne zu Boden, den anderen geht es nicht anders. Ich sehe mich so schnell ich kann zu dem Tempel um und sehe wie Strahlen noch heller als die der Sonne aus dem Inneren durch die kleinen Spalten im Dach und an den Wänden nach außen dringen. „Was…zu Hölle ist das?“, fragt Run doch keiner kann ihr antworten und Yomei scheint keine Lust zu haben. „Ich…weiß…es…nicht“, stottere ich nur langsam, es ist überwältigend denn obwohl ich mich so leer fühle, wärmt mich dieses Licht so sehr, dass ich vergesse, dass der größte Teil meiner Schamanischen Energie verschwunden ist. „Wa…was ist mit Anna? Ist sie noch da drinnen?“, fragt Manta schockiert. „Ja junger Mann, und das was ihr da seht, das ihre neue Macht und die ist dreimal so hell wie Haos Macht dunkel ist“, sagt Yomei und geht ein Stück auf uns zu. „Und was bedeutet das? Was ist mit Hana?“, fragt Tamao schnell. „Das bedeutet, dass wir gute Chancen haben, wir müssen nur noch herausfinden, ob Izanami und Izanagi sie als ihre Herrin akzeptieren, denn sie sind sehr mächtige Geister und ich hoffe, Anna hat jetzt ihr Niveau“, sagt der alte Mann und sieht hinauf in den Himmel. „Und was Hana angeht…Mögen die Geister uns unterstützen“, sagt er und geht. „Wo geht er jetzt hin?“, frage ich und sehe ihm nach. „Das wissen wir genauso wenig wie du mein kleiner blauhaariger Freund“, sagt Ryo und sieht wieder zum Tempel. „Wir sollten hier warten“, sagt er noch und richtet sich wieder auf. „Ja, das sollten wir“, sage ich und richte mich mit den anderen ebenfalls auf. [Shaman King opening] Und wäre es alles geplant schwebt Anna vor Macht nur so strahlend aus dem Tempel. Kino mit Hana hinter ihr. Anna erhebt ihre Hand und irgendwo her saust auf einmal die Lanze auf sie zu und sie fängt sie. „Izanami und Izanagi!!!“, schreit sie und zwei wahnsinns Gestallten sausen aus Anna heruas. Annas Oversoul ist einfach Großartig, so einen strahlenden und großen Oversoul habe ich noch nie gesehen. Annas Augen funkeln. Die Macht scheint ihr überall am ganzen Köper überzulaufen und auszulaufen, aber sie behält alles bei sich. Sie löst den Oversoul und sackt ein wenig zusammen. Kino steht hinter ihr und fängt die Lanze auf. „Wahnsinn…“, flüstert Anna und sieht auf ihre Hände. [Eternal snow von changin’ my life] „So viel Macht, es ist überwältigend“, sagt sie und schließt Hana in den Arm. „Ich hatte solche Angst um dich mein Schatz“, sagt sie und drückt den Kleinen ganz fest. Es ist so rührend Anna so zu sehen. Und plötzlich durchfährt mich eine Art Stromschlag. Dieses Bild erinnert mich an die Göttin meines Landes. Die Heilige Mutter. Auch Pilika muss dasselbe denken, denn sie sieht mich so entgeistert an. „Sie sieht einfach wunderschön aus“, sagt Pilika und nimmt meine Hand. „Horohoro, ich glaube jetzt fest daran, dass sie Hao besiegen kann“, sagt sie drückt meine Hand. „Denn sie hat die Gunst unserer Heiligen Mutter“, fügt sie hinzu. Sie hat unsere Macht, Izanami und Izanagi und auch noch die Gunst der Heiligen Mutter. Und was hat Hao? Den Feuergeist und Yos übrige Macht, mehr nicht. [Ending von DN Angel] „Und jetzt ruht ihr euch alle aus, ihr braucht Ruhe, morgen werden wir uns um Hao kümmern“, sagt Kino und deutet zum Haus. „Wir haben euch schon Foutons gerichtet, das wird eine anstrengende Nacht, so ohne vollständige schamanische Kräfte“, sagt Kino und geht voran. „Ja, das glaube ich auch, es fühlt sich alles so leer an, aber irgendwie auch ein bisschen, als hätte mir jemand eine riesen Last abgenommen“, sage ich und strecke mich. „Oh ja, da hast du rech Horohoro, es ist schon fast angenehm“, sagt Lyserg und tut es mir gleich. „Aber trotzdem, diese Leere ist wieder ein bisschen unangenehm“, meint Ryo Wir scharen uns alle zusammen und reden über dies und das, vorwiegend über die Erlebnisse gerade im Tempel. Nur Anna nicht. Sie bleibt mit Hana im Arm weiter hinter uns. [Incomplete von Backstreet Boys] Ich habe wieder Hoffnung im Herzen. Man könnte meinen, es strahlt. Doch es fehlt etwas. Aber…Aber wenn so etwas, was wir eben gemacht haben, dann, dann besteht vielleicht noch Hoffnung für Ren. Doch ich fürchte mich so sehr davor, dass sich bei ihm rein gar nichts ändert, dass er weiterhin regungslos liegen bleibt. Dass seine Augen weiterhin gefühllos bleiben und dass seine Lippen kalt bleiben. Aber, jetzt heißt es erst einmal Hao zu besiegen. Ich werde diese Nacht sicher nicht schlafen können… „Hier ist euer Schlafraum“, sagt Kino und reißt mich somit aus den Gedanken. Sie öffnet eine Türe, die in einen großen Raum mit Foutons führt. Wir betreten diesen Raum und suchen uns eine Schlafstelle aus. „Anna, du schläfst in deinem Gemach?“, fragt Kino und Anna nickt. „Recht hast du, du musst dich ausruhen, ich werde dir Kerzen anzünden gehen“, sagt Kino und geht. „Ich…ich wünsche euch eine gute Nacht“, sagt Anna und geht mit Hana im Arm hinter Kino her. „Sie wirkt so besorgt“, sage ich und sehe die anderen an. „Irgendwie klar…Immerhin liegt unsere ganze Hoffnung in ihr“, sagt Faust und legt sich schlafen. „Nun, ich denke, wir sollten uns auch alle hinlegen“, sagt Run und legt sich wie auch die anderen schlafen. „Schlaft gut“, flüstere ich und setze mich noch eine Weile vor die Tür. Es dämmert schon, das habe ich vorher gar nicht gemerkt. Irgendwie habe ich Angst, schlafen zu gehen. Ich werde bestimmt Alpträume haben. [Volverte a ver von Juanes] Ich sehe in den prächtigen Garten, überall beginnen Blumen zu wachsen, es ist alles ganz bunt. Der Wind weht sanft durch die Kronen der Bäume hier. Langsam segeln ein paar Blätter zu Boden. Es ist so wunderschön und friedlich hier. Wann Hao wohl auftauchen wird. Wird er überhaupt auftauchen oder müssen wir ihn erst suchen? Aber ich denke, er lässt sich einen Kampf mit Anna nicht entgehen. Ich kann die Vöglein zwitschern hören. Ach, ich lasse mich viel zu leicht ablenken. Aber vielleicht sollte ich das in diesem Fall am besten. Das hier ist nicht grade einfach. Und je länger ich darüber nachdenke, desto wahnsinniger mache ich mich selbst. Ich will gar nicht wissen, wie Anna sich jetzt fühlt. Alle glauben an sie und alles liegt an ihr. Oh Mann, ich könnte das nicht. Ich wäre viel zu schwach für so viel Energie. „Horo, geh schlafen“, höre ich eine weit entfernte Stimme. „Ren?“, frage ich und sehe mich um. Wo ist er nur? „Ich bin hier.“ Ich leite meinen Blick in die Richtung in der ich die Stimme vermute. „AAAAAHHHH!“, ich kreische auf, ich glaube ich habe einen Herzinfarkt. „Horohoro, was ist los?“, fragt Pilika, die genau über meinen Kopf gebeugt ist. „Hast du schlecht geträumt?“, fragt sie und ich sehe mich um. Seit wann bin ich im Schlafraum? Ich war doch draußen und habe… Und ehe ich fertig gedacht habe, schrecke ich wieder hoch. „Wir müssen Ren retten“, sage ich nur und die anderen die sich nun auch um mich herum versammelt haben schauen mich verwirrt an. „Wie meinst du das?“, fragt Manta. „Ren ist im Krankenhaus und nun ja…du weißt ja“, sagt Ryo und legt mir die Hand auf die Schulter. „Du hast es wohl noch immer nicht verkraftet“, sagt er. „Nein, das meine ich nicht, ich habe ihn gesehen, da draußen, sein Gesicht war zerschnitten und seine Kleidung war zerrissen und er blutete am ganzen Körper…es…es war so echt“, sage ich. „Horohoro, das war nur ein Alptraum“, sagt Pilika und nimmt mich in den Arm. Ich atme schnell und sehe sie an. Langsam greife ich mir an die Stirn. „Pilika, ich glaube, ich werde langsam wahnsinnig“, sage ich und schlüttle den Kopf. „Nein, wirst du nicht, jeder Mensch hat mal einen Alptraum“, sagt sie und streichelt mir durch die Haare. „Wie spät ist es?“, frage ich sie um ein bisschen vom Thema abzulenken. „Wir brechen bald auf“, sagt Anna, als sie in den Schlafraum herein stürmt. „Was hattest du für einen Traum“, sagt sie und kniet sich zu mir. „Tamao, bitte hohl Kino“, schafft sie ihr an und Tamao läuft. „Also, was hast du geträumt, es könnte eine Vision sein, auch wenn es total wirres Zeug ist, immerhin verursachen solche Ereignisse, wie du es im Tempel hattest, manchmal und bei manchen Menschen Visionen“, erklärt sie und wartet. Ich hole tief Luft. Eigentlich will ich nicht darüber reden, es war schlimm genug, es einmal gesehen zu haben. Es war doch so echt. Sie sieht mich erwartungsvoll und ein wenig bedrohlich an und ich entscheide mich also doch, ihr von dem Traum zu erzählen. Mitten drinnen, kommen auch noch Kino und Tamao und ich muss von vorne anfangen. „Mhm…mhm“, Kino nickt und sie sieht aus, als würde sie nachdenken. „Ich hätte gesagt, dieser Traum drückt deine Sehnsucht aus und nun ja…warten wir einfach ab, was heute passiert“, sagt Kino und geht mit Anna nach draußen. Sie tuscheln. Was tuscheln sie? Was hat mein Traum noch zu bedeuten? Sehnsucht? Ja ok, ist ja wohl klar, aber…aber was ist da noch? Warum will sie abwarten? „Wir gehen!“, sagt Anna barsch und schnappt sich ihre die Juwelenlanze und hält in der anderen Hand ihre Perlen Kette, die um ihren Hals hängt. „Los geht’s Jungs“, sagt sie und wir gehen ihr einfach einmal nach. „Wo gehen wir eigentlich hin?“, fragt Faust. [Down with the sickness von Disturbed] „Wir werden zum Tunnel von Tartarus gehen, Haos Präsenz war dort sehr hoch vergangene Nacht, ich glaube, er lauert auf uns“, sagt sie und das mit einer Selbstsicherheit, die ich ihr nach ihrer Reaktion gestern nicht zugetraut habe. Auf alles gefasst gehen wir hinter Anna her, Kino bleibt zurück. Sie passt bestimmt auf Hana auf. „Und was passiert, wenn etwas schief geht?“, frage ich und alle sehen mich an und vermitteln mir mit ihren Blicken, dass das nicht sein darf und Anna wirft mir einen Wehe-du-fragst-das-noch-einmal-Blick zu. „Ok, dumme Frage, was machen wir wenn Hao nicht kommt?“, frage ich dann. „Na was denkst du?“, höre ich eine Stimme hinter mir. „Denkst du, ich würde es mir entgehen lassen, wie unsere kleine Anna es mit mir aufnehmen will?“, sagt diese Stimme wieder und Hao taucht vor uns auf. Oh mein Gott, mein Herz klopft ganz schnell. „Komm doch her du widerliche Kreatur!“, schreie ich und will auf ihn zulaufen und ihn erschlagen oder sonst was, doch Ryo hält mich zurück. „Du bist mir wohl noch immer böse, wegen diesem nutzlosen Schamanen“, sagt Hao und schüttelt den Kopf. Oh Mann, wenn ich ihn erwischen könnte. Ich koche schon beinahe vor Wut. „Na, was willst du kleine Seele gegen mich tun?“, fragt Hao und nähert sich Anna auf 2 cm. „Willst du mich vielleicht verführen und im Schlaf überraschend töten?“, fragt er sie und verfällt in Gelächter. „Haha, mein lieber Schwager, du denkst unmögliches von mir“, sagt Anna und lächelt ihn auffordernd an. Oh je, wenn das mal gut geht. „Was dann? Ich kann mir nichts vorstellen, was du noch aufbringen könntest oder hast du etwa noch mehr Perlen?“, fragt er und zwinkert mir zu. Ma, dieses Ekel. „Nein, ich habe weniger Perlen, aber ich habe etwas viel besseres als Millionen von Perlen“, sagt Anna und hält Hao die Juwelenlanze unter die Nase. „Du weißt was das ist, also kämpfe mit mir!“, schreit sie schon beinahe. „Und wie ich weiß, was das ist und ich weiß auch, wie stark die Geister sind, die du dir zu eigen gemacht hast. Aber ich weiß auch, wie schwach du bist“, sagt er und streicht ihr über die Wange. „Fass mich nicht an!“, sagt Anna laut, wimmelt seine Hand ab und macht einen Schritt zurück. „Was meinst du damit, dass ich zu schwach bin?“, fragt sie. „Diese Geister sind zu stark für dich, du wirst sie nicht lange kontrollieren können und vielleicht an deren Macht wahnsinnig werden“, antwortet Hao und lässt den Spirit of Fire erscheinen. „Aber mir scheint, als wärst du nicht davon abzuhalten“, sagt er und lässt seinen Geist zu einer für Annas Lanze ebenbürtigen Gegner werden. „Lanze gegen Lanze“, sagt Hao und streckt seine Feuerlanze Anna entgegen, die im selben Moment Ihre Lanze Hao entgegenhält. „Und wie ich nicht davon abzuhalten bin“, sagt Anna und beginnt den ersten Hieb, den Hao sofort wieder abwehrt. „Du bist ungeübt, du bist es nicht gewöhnt“, sagt er und lacht. „Ich müsste gar nichts machen, ich müsste dir nur zusehen, wie du selber an deiner eigenen viel zu hohen Macht erliegst“, sagt er und startet einen Angriff. „Sie ist nicht zu hoch“, schreit Anna und wehrt den Angriff mit einen Gegenangriff ab, der Hao ein Stück zurück fallen lässt. „So Jungs und ihr geht jetzt in Deckung“, sagt sie und wir tun wie uns gesagt wurde und verstecken uns hinter ein paar großen Steinen. „Gut gut, ich habe dich unterschätzt, aber du kommst noch immer nicht auf mein Niveau werte Anna“, sagt Hao und geht wieder auf sie zu. Ich kann gar nicht zusehen. Hao weiß über Annas plan bescheid und findet ihn trotzdem absurd, da stimmt doch etwas nicht. „Wenn ich dich am Leben lasse, dann lasse ich zu, dass du mir alles kaputt machst und das werde ich nicht zulassen, du wirst dafür büßen, was du getan hast“, sagt Anna und startet einen neuen Versuch Hao anzugreifen. Hao fängt den Angriff, wehrt ihn aber nicht ab. Die beiden Lanzen werden von beiden fest gegeneinander gedrückt. Um Anna herum bilden sich plötzlich Lichtstrahlen. „Und jetzt siehst du erst meine ganze Macht“, sagt sie laut und wirft Hao zu Boden und hält ihm die Spitze der Lanze vors Gesicht. „Das ist alles? Dann kann ich ja auch endlich anfangen“, sagt Hao und greift vom Boden aus an, dass Anna weit zurückfällt. „Argh…damit habe ich nicht gerechnet“, sagt sie und rappelt sich wieder auf. „Aber jetzt kämpfe endlich mit mir und spiel nicht Katz und Maus“, sagt sie laut. „Nun dann, wie es die Dame will“, sagt Hao und die beiden liefern sich einen ungeheuren Kampf. Teilweise sieht man nicht einmal, wer gerade zu Boden gefallen ist oder gerade angreift. Es ist wahnsinnig schnell, doch irgendwie sieht es nicht gut aus für Anna. „Leute, was ist da los?“, frage ich „Ich weiß nicht, Annas Furioko nimmt außergewöhnlich schnell ab“, antwortet Faust. „Ich glaube, wir sollten wenn es zu gefährlich wird, einschreiten“, sagt Lyserg. „Aber was wollen wir schon tun? Wir haben Schamanen Power wie ein 3 Jähriger“, kontert Ryo womit er recht hat. Anna geht zu Boden. „Anna“, wir springen alle auf doch sie richtet sich wieder auf. „Ich schaffe das schon“, sagt sie und beginnt noch einmal so richtig zum Strahlen. Hao sieht auch schon ein wenig mitgenommen aus. Doch plötzlich passieren so viele Sachen auf einmal, dass ich mir nicht sicher bin, was zuerst passiert ist. Anna greift an und Hao kontert sie und wie das passiert erscheinen plötzlich der Feuergeist hinter Hao und Izanami und Izanagi hinter Anna. Die drei Geister sind so überwältigend, dass mir die Sprache wegbleibt. „Mein Sohn, was tust du da“, sagt auf einmal Izanamis Geist und schwebt auf den Feuergeist zu. „Was soll das, ich kann ihn nicht mehr kontrollieren“, schreit Hao und beobachtet aber auch wie Anna, was geschieht. „Kagutsuchi“, sagt Izanami und streckt dem Feuergeist die Hand entgegen. „Endlich kann ich dich berühren mein Sohn“, sagt sie doch der Feuergeist weicht ihr aus. „Kagutsuchi!“, brüllt Izanagi. „Was soll das, Spirit of Fire, kämpfe gegen dieses Gör an“, brüllt Hao seinen Geist an. Ich glaube, das ist ein gutes Zeichen, der Spirit of Fire tut nicht mehr, was Hao will. „Komm zu uns mein Sohn“, sagt Izanami und geht näher auf ihn zu. „Pass auf geliebte Frau“, sagt Izanagi und stellt sich neben sie doch zu spät, der Spirit of Fire entflammte und schlang sich um seine Mutter. „Wirst du aufhören verfluchter Geist“, ruft Izanagi und wir müssen alle mit ansehen wie sich das Drama aus der Vergangenheit wiederholt, denn Izanami stirbt schon wenige Sekunden nach der Attacke und Izanagi erschlägt den Kagutsuchi no Kami. Auf einmal wird es gewaltig hell, ich kann nichts mehr sehen. Ich höre nur schreie und Gebrülle. Und wie der Lärm erlischt ist kein Geist mehr zu sehen. „Was hast du getan?!“, brüllt Hao Anna an. „Ich habe die Vergangenheit hergeholt und damit hast du nicht gerechnet was?“, sagt Anna und verfällt in wirres Gelächter. Doch Hao läuft auf sie zu und will sie, glaube ich, eigenhändig erwürgen. „Du tust ihr gar nichts“, sagt auf einmal Yo, der von irgendwo daher gekommen ist. „Du sagst jetzt Lebewohl Bruderherz“, sagt er und gibt Hao mit Amidamaru den Todesstoß. Es sieht so aus, als würde der Kampfplatz explodieren und beim näheren hinsehen erkenne ich Hao, wie er am Boden liegt, mit einem sauberen Loch in der linken Brust. „Verbrennt ihn“, sagt Anna und geht. Freut sie sich gar nicht, dass Yo wieder da ist? Warum geht sie jetzt? Sie geht einfach an uns vorbei und wieder zum Anwesen der Asakura. „Kommt her Leute“, sagt Yo und wir laufen alle zu ihm um ihn wieder zurück zu begrüßen und anschließend ein Feuer zu entfachen. Und als das Feuer grade schön im lodern ist, kommt Anna mit Kino, Hana und Yomei zurück. „Jetzt müssen wir den Geist versiegeln, dass er nie wieder kommt“, sagt Kino und wirft Blätter in das Feuer und Wasser, oder ist es eine andere Flüssigkeit, ich weiß es nicht. Yomei lässt Haos toten Körper in die Flammen gleiten und wie sein Körper verbrennt hören wir wieder Schreie, erfüllt von Qual und Schmerzen. „Die armen Seelen, die er auf dem Gewissen hat“, sagt Kino. Das Feuer brennt ganz schön lange, aber es fühlt sich so gut an. Wir sitzen alle nur da und sehen zu wir es langsam, sehr langsam erlischt. So erleichtert war ich wirklich schon lange nicht mehr. Bis das Feuer endlich aus ist, ist es auch schon dunkel. „So Kinder, ihr solltet dann schlafen gehen, morgen werden wir weiter sehen, was wir machen“, sagt Yomei und wir machen uns auf den Weg zum Anwesen der Asakura. „Mann, ist das schön wieder hier so sein“, sagt Yo und nimmt Anna in den Arm. „Wie geht es dir?“, fragt er sie. Sie nickt. „Es geht mir gut, wir müssen morgen, das Ritual wieder umkehren, dass die anderen wieder ihre Macht haben“, sagt sie und drück Yo den kleinen Hana in die Hand. „Kümmere dich ein bisschen, du großer Vater“; sagt sie und lacht. Yo nimmt den kleinen entgegen und lacht ebenfalls. Es ist alles wieder gut…Oder? Ach Ren… Epilog: Nichts ist unendlich ---------------------------- NICHTS IST UNENDLICH [Als ich fort ging von Staubkind] Die Straße ist nass, der Himmel ist dunkel und der Nebel zieht von einer Seite auf die andere. Der Regen hat sich gerade erst eingestellt. Diese Straße kommt mir überhaupt nicht bekannt vor. Habe ich mich verlaufen? „Horo?“, fragt mich eine Stimme hinter mir und ich drehe mich sofort um. Ren? Was tut er hier? Geht es ihm gut? „Was machst du hier?“, fragt er mich und bleibt stehen. „Ich ähm, ich weiß nicht“, sage ich und will auf ihn zugehen doch er deutet mir, das nicht zu tun. „Du solltest nicht hier sein“, sagt er schüttelt langsam den Kopf. „Was? Warum nicht? Wo sind wir hier?“, frage ich ihn. Es fällt mir schwer, nicht zu ihm gehen zu dürfen. „Du solltest dort sein, bei den Anderen“, sagt er. „Wie bei den Anderen? Wo sind sie?“, frage ich. „Du kannst nicht hier bleiben, das hier ist mein Platz, so gehört es, du gehörst nicht hier hin“, sagt er und dreht sich um. „Ren warte doch. Jetzt sag mir erst mal wo wir hier sind“, sage ich und laufe ihm hinterher. Ich fasse ihn an der Schulter und will ihn zu mir drehen, doch er zerfällt zu Staub. „Was…was soll das?“, flüstere ich. Ich verstehe das nicht. Wo bin ich? Und warum? Was ist mit Ren? War er das wirklich? Ich sehe zu dem Haufen Staub. Mein Herz schlägt auf einmal langsamer. So langsam hat es noch nie geschlagen. Was ist nur los? Bin ich…bin ich etwa tot? Aber der Kampf ist doch gut verlaufen oder? Oder ist Hao entkommen und hat uns alle im Schlaf umgebracht. Ich schrecke hoch. Nein, das kann doch nicht sein. Wir haben alle gesehen, wie er verbrannt ist. „Horohoro, willst du nicht wieder weggehen?“, sagt plötzlich eine andere Stimme hinter mir und auch zu dieser drehe ich mich um. „HAO, was machst du hier?“, schreie ich ihn an. „Hast du das Ren angetan?“, frage ich und mache mich Kampfbereit. „Nein, das war ich nicht, das warst du“, sagt er. „Ich? Wie meinst du das?“, frage ich ihn warum kann mir hier keiner sagen, wo ich hier bin? „Das ist deine Erinnerung an ihn. Du scheinst mit ihm abgeschlossen zu haben, scheinst ihn aufgegeben zu haben und deine Erinnerungen an ihn werden zu Staub verfallen, wie er“, sagt Hao und zeigt auf den Haufen Staub. „Ich gebe ihn nicht auf“, schreie ich und will auf ihn zulaufen. Doch ich komme irgendwie nicht näher. Was soll das? „Das scheinst du jetzt noch glauben, aber dein Herz hat ihn aufgegeben und abgeschlossen, mit meiner Vernichtung ist deine ganze Hoffnung gestorben, denn ich hätte ihn als Einziger retten können“, sagt Hao und sieht mir tief in die Augen. Mein Herz pocht ganz laut, aber immer noch langsam. Ich atme ganz langsam, irgendwie kann ich nicht schneller atmen. „Als du mit Anna und den Anderen weggegangen bist um mich zu zerstören, bist du weg von ihm und ab dem Zeitpunkt war er ganz alleine. Anna hat auch noch deine Macht bekommen, deine Macht kämpft für Ren, doch Anna nicht. Ren hat also eine Menge Macht verloren, die für ihn gekämpft hat“, sagt Hao. „Wa…was? Dann muss ich mir meine Macht sofort wieder holen und zu Ren gehen“, sage ich und bleibe stehen, ich versuche nicht mehr auf ihn zuzulaufen. „Wenn du nicht schon zu spät kommst. Ich wünsche dir viel Glück“, sagt Hao und hebt seine Hand. „Lebe wohl“, sagt er ehe ich mich wieder im Schlafraum finde. Was war das denn? So ein seltsamer Traum. Ich sehe mich um. Die anderen sind nicht da. Wo sind sie nur? „Na endlich bist du wach“, sagt Pilika als sie hereinkommt. „Komm schnell, Kino hat dieses Machtrückerhaltungsritualdings schon vorbereitet“, sagt sie und zerrt mich nach draußen. Als wir wieder vor dem Tempel ankommen, merke ich, dass ich irgendwie nur Unterwäsche anhabe. „Na du kleine Schlafmütze, hattest du keine Lust dich anzuziehen“, sagt Ryo und lacht. „Hey, das ist nicht lustig, machen wir jetzt dieses Ritual, ich muss zu Ren“, sage ich und die anderen sehen mich traurig an. „Dann beeilen wir uns am besten“, sagt Kino und wir gehen wieder mit ihr in den Tempel. „Bitte bildet alle einen Kreis um Anna“, sagt sie und wir tun es. Diesmal ist es nicht so dunkel hier. Man kann ein bisschen was sehen. „Konzentriert euch bitte auf eure Macht“, sagt Kino und wir tun auch das. „Geh nach Hause“, ruft sie und auf einmal trifft mich eine Druckwelle, ich falle zu Boden und auf einmal wird alles ganz warm. Meine Macht ist wieder da. Es fühlt sich toll an. Ich, das ist einfach der Wahnsinn. [Vergiss nicht von Staubkind] „Wir sehen uns nachher“, sage ich und laufe aus dem Tempel hinaus. Ich habe nur mehr Ren im Kopf, wie er so da liegt, ohne sich zu rühren So schnell ich kann, laufe ich zum Krankenhaus. Der Weg scheint mir so ewig lange zu sein. Ich laufe an Kindern vor bei an alten Frauen und Männern und an Bäumen. Sie rasen alle an mir vorbei und doch ist es wie ein ewig langer Weg. „Ren“, schreie. „Halte durch!“ und ich beeile mich noch mehr. Ich komme gerade in die Gasse des Krankenhauses. Endlich bin ich da. Jetzt muss ich nur mehr rauf. Ich nehme die Stiegen, der Aufzug braucht mir viel zu lange und ich muss eh nur in den vierten Stock. Oben angekommen laufe ich sofort zu Rens Krankenzimmer. Ich bin öfter mal davor gestanden, aber ich habe mich nie getraut hinein zu gehen, ich hatte viel zu viel Angst. Vor seiner Türe bleibe ich stehen. Meine Hand zittert während ich die Türe öffnen will, aber ich öffne sie. Ren liegt im Bett, neben ihm steht diese komische Maschine, die ihm am leben hält. Am leben… „Ren?“, frage ich sanft und stelle mich neben ihn. „Es tut mir leid, dass ich nie bei dir war. Ich hatte einfach Angst vor dem hier“, sage ich und nehme seine Hand in meine. „Ich hatte Angst zu sehen, wie schwach du hier liegst, solange ich das hier nicht sah, war die Hoffnung noch da und ich dachte, sobald ich dich so sehe, verschwindet sie, aber ich lag wohl falsch“, sage ich und seufze auf. „Jetzt wo ich dich so sehe, hoffe ich noch viel mehr. Ich will, dass du endlich wieder zu mir zurück kommst. Ich halte es einfach nicht mehr aus Ren, ich brauche dich“, sage ich und drücke seine Hand fest. Ich sage nichts mehr, ich stehe nur da und sehe zu ihm. Die ganze Szene damals schwirrt mir wieder im Kopf herum. Wie Ren den Angriff gegen mich nicht durchführen konnte und wie er dann gemeinsam mit Yo angegriffen hat und…und das was dann geschah. Plötzlich spüre ich einen Druck auf meiner Hand. Ich sehe schnell hin, es ist nichts. Habe ich mir das nur eingebildet? Doch wieder spüre ich einen Druck. Oh mein Gott, was hat das zu bedeuten. „Horo“, flüstert Ren ganz ganz leise, so dass man es kaum hören kann. Ich springe weg. Ich muss einen Arzt holen. Ich laufe bei der Türe hinaus. „Hilfe! Ich brauche sofort einen Arzt“, rufe ich und merke dabei nicht, dass ich beinahe in einen hineingelaufen bin, diesen schnappe ich auch gleich und zerre ihn in Rens Zimmer. „Was ist denn jetzt?“, fragt mich der Arzt doch ich stoße ihn Richtung Ren. „Er hat sich bewegt und gesprochen“, sage ich zu dem Arzt. „Horo?“, flüstert er wieder und seine Augen öffnen sich auf einmal ein wenig. „Und was ist das Problem?“, fragt der Arzt und sieht mich verdutzt an. „Na wollen sie nichts machen?“, frage ich ihn. „Nein, er wacht auf, das ist gut, da muss man nichts tun. Das ist toll, aber ich kann da nichts machen“, sagt der Arzt und stellt sich weiter abseits. „Ren?“, frage ich und gehe wieder mehr auf ihn zu. „Horo, was ist passiert?“, fragt er mich und sieht sich im Raum um. „Wo bin ich?“, fragt er noch. „Du bist im Krankenhaus, du bist ins Koma gefallen, aber jetzt ist alles gut Ren, es geht dir wieder gut“, sage ich und bin total außer mir. „Dann, dann stimmt das mit Hao, er ist wieder da?“, fragt er mich und setzt sich auf. „Naja, leg dich erst wieder hin, ist vielleicht besser so“, sage ich. „Nein, ich brauche das nicht, es geht mir gut“, sagt er etwas schärfer. „Ok, dann nicht. Also das mit Hao stimmt mehr oder weniger, es ist schon wahr, dass er wieder zurückgekommen ist, aber Anna hat sich einen gewaltigen Kampf mit ihm geleistet“, sage ich und erzähle ihm die ganze Geschichte seit er im Koma lag. „Und ich konnte nichts dazu beitragen“, sagt er und schüttelt den Kopf. „Warum bin ich so schwach und falle einfach in dieses verdammte Koma“, sagt er und macht sich damit total fertig. „Ren, es geht doch nicht darum, wer ihn vernichtet hat, sondern, dass er einfach vernichtet ist“, sage ich. „Du hast recht“, sagt er und sieht zu Boden. „Und du bist dir sicher, dass es dir gut geht?“, frage ich Ren vorsichtig und lächle ihn an, so wie immer. „Na klar, ich kann mich nur nicht an die Dinge erinnern, als mich dieser Irre gesteuert hat“, sagt er und weicht meinem Blick. Warum weicht er? „Was ist denn das Letzte an das du dich erinnern kannst?“, frage ich ihn, ich habe irgendwie Angst, ein schlechtes Gefühl. [Nichts in der Welt von den Ärzten] „Naja, das letzte ist der Abflug nach Japan, wegen Yos Hochzeit, oh nein, ich habe die Hochzeit verpasst“, sagt er und greift sich auf die Stirn. Mir fällt das Herz in die Hose. Soll das heißen, dass er mich gar nicht liebt? Das würde diese komische Art erklären, die er hatte, als er mir bei seiner Ankunft im Taxi sagte, dass er mein Kätzchen sei und dass er sich erinnern konnte. Er sagte, er würde mich lieben, das war alles nur eine Lüge, denn er sagte es eigentlich nie. Ich stehe fassungslos da, ich kann das nicht, es bricht mir das Herz. Diese ganze Liebe bestand nur aus einer blöden Lüge. Ich fasse es nicht, Ich sinke zu Boden, meine Hände ballen sich zu Fäusten. Warum musste er das tun? Das ist doch lächerlich, es kann doch nicht alles vorbei sein. Tränen laufen meine Wangen hinunter. „Was flennst du jetzt?“, fragt er mich kalt, kalt wie er immer war, wie er auch gewesen wäre. Trotzdem, seine Stimme kling so schön, zwar kalt, aber mit wärme dahinter. Wärme, die er wohl keinem Menschen zeigt. Ich antworte ihm nicht, ich kann nicht. Nicht einmal, wenn ich wollte, denn meine Stimme würde versagen. Er richtet sich aus dem Bett weiter zu mir, sieht mir in die Augen und nein, nichts und, er sieht mir nur ihn die Augen. Nichts sagend blitzen mich seine Augen an. Gefühllos, wie immer. Ich senke meinen Kopf. Es ist als würde vor mir ein Abgrund aufgehen und ich würde einfach weitergehen und hinunter fallen. Alles dunkel, alles Helle unerreichbar. „He, Horo“, sagt er plötzlich und der Abgrund verschwindet, seine Stimme klingt besorgt. Seine Stimme klang auch anders, als er den Angriff auf mich zurückzog. In seiner Stimme lag eine gewisse Art von Liebe. Er hatte Tränen in den Augen, die hätte er doch nicht gehabt, wenn ich ihm so egal wäre. Aber er hätte Yo wohl auch nichts getan, es ist einfach nur Freundschaft. Naja, wenigstens hasst er mich nicht mehr. Warum aber klingt seine Stimme besorgt? Warum ist er eigentlich stehen geblieben? Ich sehe zu ihm hoch. Es ist vorbei, es hat eigentlich nie angefangen. Es ist einfach vorbei bevor es begonnen hat. Seine Augen sehen leer aus, sein Gesichtsausdruck verrät mir gar nichts. „Jetzt komm schon, du Idiot“, sagt er und steht auf. Ich schluchze laut. Ich kann es nicht einmal vor ihm verheimlichen, dass wir in dieser Zeit so eine Art Beziehung hatten, denn die anderen wissen es doch und sie werden fragen, sie werden fragen, warum nicht mehr alles so ist wie vorher. Warum konnte er mich nicht einfach töten? Warum musste er zögern? Warum? Ich müsste nicht damit leben, dass er mich auslachen wird, weil ich dachte, seine Liebe empfangen zu dürfen. Er wird es lächerlich finden, dass ich dachte, ein Ren Tao würde Liebe empfinden. Er wird es wohl ebenso lächerlich finden, dass ich mir vielleicht Hoffnung machte, Hoffnung mache. [Can’t stop loving you von Phil Collins] Stopp, ich muss aufhören zu glauben, dass es noch etwas zu retten gibt. Er lebt, das ist das wichtigste und wenn es ihn glücklich macht, mich nicht zu lieben, macht es mich auch glücklich. Denn sein Glück ist mein Glück. Ich muss diese Gefühle verdrängen, ich muss sie einfach ignorieren. Aber ich kann nicht, ich kann meine Gefühle nicht einfach durchstreichen, zerknüllen und dann in den Papierkorb werfen. Das geht nicht so einfach. Nein, ich kann es nicht vergessen. Ich werde nie aufhören können ihn zu lieben. Ich kann einfach nicht aufhören ihn zu lieben, ich will nicht. „Ich will nicht!“, schreie ich. „Was?“, fragt er und kniet beugt sich zu mir hinunter. Hab ich das eben laut gesagt? Ich sehe ihn schockiert an. Ich kann dieses Gesicht einfach nicht ansehen und dabei keine Liebe empfinden. „Was willst du nicht?“, fragt er mich und kniet sich weiter hinunter. Plötzlich entdecke ich in eine gewisse wärme in seinen Augen, er ist wohl wirklich besorgt. Ich kann ihn nicht einfach gehen lassen, ich kann nicht. Seinetwegen weine ich, seinetwegen schaue ich böse, seinetwegen drehe ich anderen den Rücken zu und seinetwegen lache ich, denn seinetwegen lebe ich. Ich kann ihn nicht gehen lassen, denn er ist der Sinn meines Lebens, er ist alles, was mir wichtig ist. „Iku na“, sage ich leise. Er sieht mich komisch an. Ich hole tief Luft und sehe auf den Boden. Er schaut wieder nur doof, er kann mich nicht einfach wie einen normalen Menschen anschauen. Enttäuscht atme ich aus. Ich kann nicht einfach damit leben, dass er nichts von dieser Liebe weiß, ich kann nicht. Ich will auch nicht, dass es ihm jemand anderes sagt. In meinem Kopf schwirren diese Bilder umher, Bilder von mir und ihm. Bilder, wo er mich umarmt, meine Hand hält und mich küsst. Sie soll nicht einfach vorbei sein, diese wunderschöne Zeit. Tränen laufen wieder aus meinen Augen, ich halte es nicht mehr aus. Ich muss was tun, ich muss. Ich balle meine Fäuste fester und hole tief Luft. „Ren. Ich liebe dich!“, schreie ich und spüre eine neue Flut Tränen aus meinen Augen rinnen. „Ich liebe dich, verdammt noch mal.“ Er sieht mich erst schockiert an, lächelt dann aber. „Na und ich dich doch auch.“ ENDE Letzte Schlussworte: Ich habe hiermit Ende 2005 angefangen und hatte nach den Sommerferien 2006 nicht mehr regelmäßig Zeit weiter zuschreiben, meisten waren es nur ein paar Sätze, die mir beim nächsten mal eh nicht mehr passten und dann hatte ich beinahe ein Jahr total Pause, weil ich in der Schule so viel Stress hatte und es wirklich überhaupt nicht rosig aussah. Es hat sich bei mir einiges verändert, vielleicht merkt man das im Laufe der Geschichte, ich zum Beispiel würde jetzt nicht mehr meinen, dass Hao Horohoro unbedingt für sich haben will. Und nun ja, ich hoffe, es hat euch gefallen, ich freu mich über jedes einzelne Kommi und ich bin froh und doch ein wenig stolz, dass ich endlich fertig bin. Nach 2 ½ Jahren. ^_^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)