Brüder auf Reisen von Mondvogel ================================================================================ Kapitel 4: Ungehorsamkeit mit Folgen ------------------------------------ In diesem Kapitel bekommt Inuyasha mal eine ganz andere Art von Lektion, die ihm beibringt seinem Bruder mehr zu vertrauen- so merkwürdig das auch klingen mag. Myoga hat auch etwas zu sagen.... aber ich will euch nicht zu viel verraten! Ich wünsche euch wieder viel Spaß beim Lesen! Der Wald, den die Hundebrüder bald darauf betraten, konnte man mit einem einzigen Wort beschreiben: Uralt. Knorrige Bäume mit langen dunklen Nadeln füllten jede freie Fläche aus. Gewaltige Wurzeln ragten teilweise wie blanke Knie aus der Erde. Sie waren mit Moos und Flechten überzogen. Das Licht, welches durch kleine Lücken der Baumkronen drang, warf pinselartige Schatten auf den Boden. Alles im allem ein recht beruhigender und entspannender Eindruck. Jemand sah das aber ganz anders: " Verdammt! Hier kommt man ja kaum vorwärts." beschwerte sich Inuyasha, als er sich zum wiederholten Male in einem Lianenvorhang verhedderte. Kurzerhand zückte er Tessaiga und hackte sich damit einfach einen Weg frei. " Hör auf damit." befahl Sesshomaru scharf. " Warum? Willst du etwa in diesem Tempo weitergehen? Wie verlieren nur Zeit." " Du erzürnst den Wald." " Pah! So ein Quatsch." Um seine Meinung besser zum Ausdruck zu bringen schlug er den nächsten Busch kurz und klein. " Lass das!" sagte Sesshomaru mit donnernder Stimme. Inuyasha grummelte etwas, schob Tessaiga aber wiederwillig in die Scheide zurück. Es ärgerte ihn zwar den Befehlen zu gehorchen, aber manchmal ermahnte ihn auch sein Instinkt zur Vorsicht. So wie in diesem Fall. Mit Sesshomaru war nicht zu spaßen. Er war es eben nicht gewöhnt, dass seine Befehle missachtet wurden. Und wenn dies doch passierte... Inuyasha konnte sich lebhaft vorstellen wie es dann ausging. Ein solches Ende wollte er nicht haben. Trotzdem war er schlecht gelaunt, als sie weiter durch den Wald stapften. Genau wie er vermutet hatte kamen sie schrecklich langsam vorwärts und der Weg war sehr beschwerlich, da es nicht einmal so etwas wie einen Trampelpfad gab. Immer wieder stand eine dornige Pflanze im Weg. Schon bald waren die Hundebrüder mit zahlreichen Kratzern übersät und hie und da zeigte sich ein Riss im Gewand. " Wer weiß wie groß dieser Wald ist!" sagte Inuyasha nach einer Weile. " Wenn wir so weitermachen sind wir noch zwei Tage hier!" Als Antwort schnellte ihm plötzlich ein Ast ins Gesicht und hinterließ eine rote Linie auf der Haut. " Mir reicht´ s!" Genervt legte er bereits die Hand auf dem Schwertgriff, als Sesshomaru ihn anfunkelte. " Habe ich mich vorhin nicht klar ausgedrückt? Wenn du diesem Wald schadest wirst du seinen Zorn zu spüren bekommen." " Ein Haufen Bäume? Blödsinn." Trotzdem blickte er sich verstohlen herum, als ob er befürchtete, dass ein naher Baum seine krummen Äste nach ihm ausstrecken würde. Als nichts dergleichen geschah zuckte er mit den Schultern und riss einige Äste weg, die ihm den Weg versperrten. Wenn er nicht Tessaiga benutzen konnte, dann erledigten eben seine Klauen die Arbeit. Außerdem musste er sich beeilen. Die Leichen seiner Freunde würden bald zu verwesen anfangen und wenn sie zu sehr zersetzt werden, würde sogar Tenseiga nichts mehr tun können. Dieser schreckliche Gedanke trieb ihn zu noch größerer Eile an. Sesshomaru beobachtete Inuyasha missbilligend. Er wollte etwas sagen, überlegte es sich dann aber anders und steig sanft in die Luft auf. Sollte dieser Idiot doch tun, was er nicht lassen konnte. " Hey! Wo willst du hin?" rief ihm Inuyasha hinterher. " Ich will nicht im Wald sein, wenn er seinen Zorn an dir auslässt, du törichtes Halbblut." " Ach mach doch was du willst." Murrend setzte der Hanyou seinen Weg fort, während Sesshomaru lautlos die dichten Baumkronen durchbrach und bald nicht mehr zu sehen war. Inuyasha war das nur Recht. Er reiste ohnehin nicht gern mit diesem Kühlschrank von einem Bruder. Er hatte nichts anderes im Kopf, als ihn zu erniedrigen. Was machte man nicht alles für die Freunde. Sogar den verhassten Bruder hielt man aus, nur um ihnen zu helfen. Wenn das alles vorbei ist schulden die mir was, dachte er, meinte es aber im selben Moment nicht ernst damit. Er dachte an Kagome. Er vermisste sie und schwor sich , ihr nicht mehr von der Seite zu weichen, wenn sie wieder leben würde. Ob ihr das etwas ausmachen würde? So in Gedanken versunken merkte er nicht gleich, dass sich etwas allmählich veränderte: Zwischen den Bäumen knarrte und wisperte es. Die Schatten tänzelten nervös und ein leichter Windhauch huschte über den Boden davon. Erst als ein Riss unter Inuyashas Füßen aufbrach zuckte er erschrocken zusammen. Reflexartig zog er Tessaiga und blickte sich wachsam um. Es war dunkler geworden und der Wind hatte aufgefrischt. Der Hanyou wirbelte herum, als er ein Rascheln hinter sich wahrnahm, konnte aber nichts erkennen. Beunruhigt tastete sein Blick über die Baumstämme und inspizierte jeden verdächtigen Fleck. Ihm war als würden ihn dunkle Augen feindselig mustern. Irgendetwas beobachtete ihn. Er fröstelte, als er erkannte, dass es die Bäume waren, die ihn anstarrten. Ob Sesshomaru letztendlich doch Recht hatte? War der Wald tatsächlich wütend über Inuyasha? Dieser glaubte mit jeder Sekunde mehr daran. Vor allem, als sich ein Baum in unnatürlicher Weise verbog fielen alle Zweifel von ihm. Hastig wich er dem sich biegenden Baum aus, der ihn wie eine Schlange einzuwickeln drohte. Unschlüssig blickte er sich um. Was sollte er tun? Irgendwie hatte er das Gefühl, dass es mit einer Entschuldigung nicht getan wäre. Er konnte aber auch nicht fliehen, da der Wald nach wie vor zu dicht war, außer er hackte sich einen Weg frei, aber dadurch wurde der Wald bestimmt noch wütender. Diesem Gedanken folgte die Frage: War ein Wald dazu fähig? Bevor er einen anderen Ausweg suchen konnte tat plötzlich noch ein Riss auf. Dieser war breiter als der erste und fraß sich quer durch den Wald. Inuyasha sprang zur Seite, aber nun brach überall der Boden auf. Wie ein Spinnennetz zogen sich die Risse als feine Linien über dem Boden. Bäume fielen polternd um und rissen Sträucher mit sich. Das Erdreich wurde immer lockerer, es bröckelte auseinander und begann alsbald zu beben. Inuyasha schaute einige Sekunden fasziniert zu und löste sich erst aus seiner Starre, als ein Stein unsanft gegen seine Schläfe flog. Er begann zu laufen. Vielmehr bewegte er sich hüpfend fort, denn auf dem Boden fand er keinen Halt mehr. Um ihn herum zerstörte sich der Wald selbst. Erde, Stöcke und Steine wurden durch die Luft geschleudert. Inuyasha hatte alle Mühe den größten Brocken auszuweichen. Schon bald lagen so viele Bäume am Boden, dass sie einen Blick auf den Himmel freigaben. Instinktiv ruckte Inuyashas Kopf nach oben, um nach Sesshomaru ausschau zu halten. Im nächsten Moment ließ er ihn etwas verschämt sinken. Bildete er sich vielleicht ein, dass sein Bruder ihm helfen würde? Er hatte sich selbst in diese ärgerliche Lage gebracht und musste auf eigene Faust damit klarkommen. Geschickt wich er einem dicken Ast aus und riss den Arm vors Gesicht, um sich vor einem Steinhagel zu schützen. Diesem großen Ansturm konnte er aber nicht auf Dauer standhalten. Schon bald gesellten sich zu seinen Kratzern einige blaue Flecken und kleine Beulen dazu. " Verdammt! So ein Mist!" Inuyasha knurrte und hielt sich Tesseigas breite Klinge vor seinem Körper. Dadurch kam er etwas besser voran, aber er musste diesen verrückten Wald so schnell wie möglich verlassen. Blinzelnd schaute er sich um und stellte erleichtert fest, dass der Waldrand gar nicht so weit weg war. Mit neuer Kraft legte er an Tempo zu und behielt sein Ziel fest im Auge. Plötzlich wickelte sich etwas um seinen Fuß und zog ihn mit einem Ruck zurück. Überrascht drehte er sich nach dem Störenfried um. Es war eine kräftige Liane. Und sie schien tatsächlich eigenständig zu handeln, denn sie hing lose in der Luft. Hartnäckig zerrte sie an Inuyashas Fuß. Dem wurde es jetzt bald zu bunt. " Sankontessou!" Die Liane zeriss und fiel leblos zu Boden. Bevor noch andere Pflanzen auf die Idee kamen sich am Hanyou zu rächen sprintete dieser bereits auf den Waldrand zu. Er erreichte ihn gerade rechtzeitig, um nicht vollständig erschlagen zu werden. Keuchend ließ er sich ins weiche Gras fallen. Das war ziemlich knapp gewesen. Jemand landete an seiner Seite. Inuyasha brauchte gar nicht aufzuschauen um zu wissen wer das war. "Hast du endlich genug, du Idiot?" hörte er die eisige Stimme von Sesshomaru. Inuyasha kam sich furchtbar dumm vor. Durch diese Aktion hatte er Sesshomaru einen Grund mehr gegeben über ihn herzufallen. Tatsächlich ergriff dieser sofort die Gelegenheit dazu. " So etwas passiert wirklich nur dir. Man sieht, dass du keinerlei Selbstbeherrschung hast." Er blickte den Hanyou geringschätzig an. Dieser wich seinem Blick betreten aus und schwieg. " Gehen wir." befahl Sesshomaru schließlich. Inuyasha rappelte sich gehorsam auf und blickte über seine Schulter. Ungläubig riss er die Augen auf und vergaß die momentane Laune von seinem Bruder. " Häähhh? Aber... der Wald... er ist..." völlig unversehrt. Diese letzten Worte konnte er jedoch vor Staunen nicht mehr aussprechen. Der Wald war tatsächlich so wie am Anfang. Große Bäume mit einem üppigen Blätterdach ragten in den Himmel empor. Büsche und Sträucher säumten den Waldrand, der so gerade war, wie mit dem Lineal gezogen. " Was ist passiert?" Sesshomaru blieb stehen und folgte seinem Blick. Hatte Inuyasha tatsächlich keine Ahnung, was dieser Wald war? Dann wunderte es ihn gar nicht, dass er sich so leichtfertig mit ihm angelegt hatte. Die Reise mit ihm würde wohl ziemlich mühsam werden. " Dieser Wald hat seinen eigenen Willen." erklärte er unerwartet. " Er hat die Form, die er gerade braucht." Inuyasha blickte überrascht zu seinem Bruder auf und wagte es noch weiter zu fragen. " Ich hatte das Gefühl, dass er dachte." sagte er und schauderte, als er sich daran zurückerinnerte. " Ja. Es ist ein alter Wald. Er hat gelernt sich gegen Feinde zu wehren indem er sie mit Illusionen vertreibt oder tötet." " Illusion? Das war alles nur eine Illusion? Und sie kann auch töten?" Irritiert betrachtete er den Wald nun mit anderen Augen, in denen Bewunderung als auch Respekt lag. So ganz wollte er es noch nicht verstehen, aber in Zukunft würde er mehr darauf achten, was er mit Tessaiga zerhackte und vielleicht auch mehr auf seinen Bruder hören. Überrascht blinzelte er über die letzten Worte. Das hatte er jetzt hoffentlich nicht selbst gedacht. Die Hundebrüder ließen den Wald hinter sich und erreichten eine große Blumenlandschaft, die in der untergehenden Sonne violettfarben leuchtete. Ein betörender wie auch süßlicher Geruch streifte durch das Gras und hing schwer in der Luft. Für die feinen Nasen der Brüder war er schon fast lästig. Es biss und juckte wie wahnsinnig. Inuyasha nieste immer wieder, während sich Sesshomaru, wie üblich, nichts anmerken ließ. Er hing schon seit einer ganzen Weile denselben Gedanken nach: Wer hatte Tenseiga gestohlen und warum? Ein heilendes Schwert würde für einen Dämon wohl kaum nützlich sein. Es sei denn... er bekam so langsam eine Ahnung was hier gespielt wurde. Dadurch ließe sich dann auch der Tod von Inuyashas Freunden erklären. " Verdammt... hatschiiii! Diese verfluchten Blumen." beschwerte sich Inuyasha und riss damit seinen Bruder aus den Gedanken. Sesshomaru warf ihm einen kurzen Blick zu. Sollte er ihm von seiner Vermutung erzählen? Die Entscheidung wurde ihm gleich darauf abgenommen. Etwas hüpfte behände auf Inuyashas Schulter und saugte hingebungsvoll an seinem Hals. " Ah... Inuyasha- sama. Es ist so lange her!" seufzte eine kleine Stimme. " So gutes Blut hatte ich schon lan..." Klatsch! Benommen trudelte der Floh von Inuyashas Schulter, der ihn nach seiner groben Behandlung immerhin höflich auffing. " Myoga." sagte er ärgerlich. " Was willst du hier?" Der Angesprochene rappelte sich auf und blickte Inuyasha beleidigt an. " Ich hätte mir schon eine andere Begrüßung erwartet." " Deine war auch nicht viel freundlicher." Myoga räusperte sich verlegen. " Du weißt ja gar nicht was es bedeutet sich wochenlang nur von Rattenblut zu ernähren.....aber lassen wir das sein." sagte er schnell, als er Inuyashas Gesichtsausdruck bemerkte. " Ich bin natürlich wegen einem anderen Grund hier." " Der wäre?" " Ich habe nützliche Informationen Euch..... für euch beide." Sein Blick fiel auf den Älteren Bruder und seine Augen weiteten sich vor Staunen. " Ha! Ist das zu glauben! Ihr tut euch zusammen? Wenn das euer Herr Vater wüsste. Er wäre ja so erfreut darüber. Nicht wahr Sesshomaru- sama?" Inuyasha blickte irritiert von einem zum anderen. Sesshomarus Augen verengten sich zu Schlitzen und verströmten eine derartige Kälte, dass sie in diesem Moment sogar Wasser gefrieren könnten. Erschrocken hüpfte Myoga hinter Inuyashas Schulter und lugte vorsichtig aus seinem Versteck hervor. " Äh... nun ich... ich..." stammelte er, während er Sesshomaru nervöse Blicke zuwarf. " Warum erzählst du uns nicht etwas über deine ,Informationen'?" half ihm Inuyasha nach. " Ach ja!" Erleichtert über die Ablenkung setzte er sich bequemer hin, blickte die Brüder durchdringend an und wandte sich dann dem Jüngeren zu. " Zuerst habe ich eine gute Nachricht für Euch, Inuyasha- sama." " So?" Eine gute Nachricht. Das war genau das, was er im Moment brauchte. " Lass hören." " Es geht um Miroku, Sango, Kagome, Shippo und Kirara. Kaede wusste schon im Voraus, dass Ihr länger brauchen werdet um... äh Tenseiga zu holen. Deshalb hat sie Eure Freunde mit einer ,Erhaltungstinktur' behandelt. Das bewirkt, dass ihre Leichen länger erhalten bleiben und nicht so schnell verwesen." Inuyasha klappte der Mund auf. Hatte er sich etwa verhört? Er konnte es kaum glauben! Besser hätte es gar nicht kommen können. Dadurch gewann er mehr Zeit und musste sich nicht mehr so hetzen. Er spüre jetzt schon wie der enorme Zeitdruck von ihm fiel. " Wie lange wirkt dieses Mittel?" fragte er. Große Erleichterung schwang in seiner Stimme mit. " Hmm.... ein paar Tage. Vielleicht vier oder fünf." Das war nicht recht viel, aber mehr als sich Inuyasha erhofft hatte. " Ich habe noch eine Nachricht!" verkündete Myoga. " Ob sie schlecht oder gut ist kann ich euch nicht sagen. Das ist Ansichtssache. Auf jeden Fall: Ihr habt es nicht mit Naraku zu tun." Inuyasha runzelte die Stirn. " Nicht?" " Nein. Euer Feind ist... nun wesentlich stärker. Bedauerlicherweise." " Und wer ist er?" " Keine Ahnung." " Woher hast du dann diese Informationen?" " Ich habe zuverlässige Quellen. Mehrbrauch ihr darüber nicht zu wissen. Aber der Dämon, hinter dem ihr her seid, ist ein mächtiger Youkai. Er lebt irgendwo im Osten, ihr seit also auf dem richtigen Weg, und er hat dort ein Band der Zerstörung hinterlassen. Die Landschaft ist verwüstet, alles Leben erloschen. Ein paar Menschen konnten fliehen. Ein kleiner Rest einer einst großen Menge." Inuyashas Gesicht verfinsterte sich. " Das hört sich ja an, als ob er nur zum Spaß tötet." sagte er bitter. " Ja. Zu Recht nennen ihn die Überlebenden ,Schatten des Todes'." " Schatten des Todes?" " Genau. Das ist sozusagen sein zweiter Name. Ich habe ihn schon irgendwo mal gehört.... lange her...." Er kratzte sich nachdenklich am Kopf und zog die Stirn in Falten. Schließlich zuckte er mit den Schultern. " Mir fällt es nicht mehr ein, dann wird es auch nicht so wichtig sein." " Kontrolliert er Insektendämonen?" Diese plötzliche Frage kam von Sesshomaru. " Äh... nun ja. Ich glaube schon. Wurdet ihr etwa angegriffen?" " Nein." meinte Inuyasha, der den Baumdämon nicht als Insekt ansah. " Ja." entgegnete sein Bruder. Myoga und der Hanyou blickten ihn neugierig an, aber weitere Äußerungen gab er nicht von sich. Myoga kniff die Augen zusammen. " Wenn Ihr tatsächlich schon auf Insektendämonen getroffen seid, Sesshomaru- sama, dann jagt er Euch bereits. Euch beide." sagte er ernst. " Pah! Wir jagen ihn und nicht er uns!" erklärte Inuyasha. Myoga schüttelte langsam den Kopf. " Ich fürchte es ist genau umgekehrt, Inuyasha-sama." Sesshomaru hörte nicht mehr zu. Er nahm seine Gedanken von vorhin wieder auf und verglich sie mit dem soeben Gehörten. Es passte alles zusammen. " Wieso sollte er uns jagen Myoga?" fuhr Inuyasha verwirrt fort. " Schließlich sind nicht wir in Lebensgefahr, sondern er, wenn ich ihn erst einmal gefunden habe!" " Idiot!" zischte Sesshomaru. " Denk doch mal nach. Er hat deinen Menschenhang getötet und mir Tenseiga genommen, um uns zu sich zu locken." Er hätte auch Rin getötet, wenn ich nicht so schnell zur Stelle gewesen wäre, dachte er. Erstaunt stellte er fest, dass er Erleichterung verspürte Rin noch am Leben zu wissen. Er schüttelte dieses befremdende Gefühl von sich ab. Inuyasha schwieg eine Weile. Diese Neuigkeit musste er erst einmal verdauen. So hatte er die Situation noch gar nicht gesehen. Das änderte natürlich alles und machte es auch schwieriger Tenseiga zu bekommen, da der Gegner anscheinend stärker war als angenommen. Die Dinge entwickelten sich gar nicht so wie Inuyasha es gern hätte. Missmutig starrte er zu Boden. " Was dieser Youkai wohl von uns will?" fragte er und sprach damit das aus, was sich auch schon die beiden anderen gedacht hatten. Myoga zuckte mit den Schultern. Sesshomaru sagte nichts. " Es ist vielleicht besser wenn ihr euch auf den Weg macht." schlug der Floh schließlich vor. " Euren Gegner dürft ihr auf keinen Fall unterschätzen! Er scheint sich seiner Sache ziemlich sicher zu sein." Inuyasha nickte nur geistesabwesend. Die Brüder und Myoga setzten ihren Weg fort. Der Blumengeruch wurde immer stärker und unerträglicher. Inuyasha kam nur mehr mit lahmen Schritten vorwärts. Seine Nase war vollkommen betäubt, das man auch als positiv auffassen konnte. Dadurch plagte ihn nämlich nicht mehr dieser stechende Geruch. Sesshomaru ging voraus und zeigte noch keine Anzeichen von Schwäche. Er spürte, dass hier etwas nicht stimmte. Angespannt blickte er sich um. Seine Aufmerksamkeit galt vor allem den Blumen. Sie sahen seltsam aus. Ihre Farben waren unnatürlich und blass und sie strahlten bösärtige Energie aus. " Irgendetwas stimmt hier nicht." teilte Sesshomaru den anderen schließlich mit. Inuyasha trat neben ihn. " Du meinst dieser Blütenstaub? Der ist mir schon die ganze Zeit nicht geheuer." Er nieste abermals und wirbelte mit seiner ruckartigen Bewegung tausende Pollen auf. Sie glitzerten und funkelten im letzten Licht des Tages. " Weißt du was darüber, Myoga?" erkundigte er sich. " Nein. Ist doch egal." Seine Stimme klang gleichgültig und wie aus weiter Ferne. Inuyasha blinzelte überrascht über dieses seltsame Verhalten und wollte eine entsprechende Frage stellen, als ein fiebriger Glanz in seinen Augen trat. Er verspürte augenblicklich eine seltsame Müdigkeit. " Ja du hast Recht. Wenn interessiert das schon?" sagte er tonlos. Sesshomaru versetzte den beiden einen scharfen Blick. " Schluss jetzt! Wir haben keine Zeit für diese Spielchen." " Was für Spielchen? Ich meine ja nur, dass das alles keinen Sinn hat." Zu Sesshomarus Überraschung setzte sich Inuyasha kommentarlos auf einen flachen Stein. Seine Gesichtszüge wirkten schlaff. " Steh auf!" befahl der Youkai. " Ich will aber nicht." Sesshomaru ballte die Faust. Hier lief es gar nicht mit rechten Dingen zu. Es lag am Blütenstaub, erkannte er plötzlich. Er musste... Was er musste erfuhr er selbst nicht mehr. Von einer Sekunde auf der anderen überfiel ihn ein derartiges Desinteresse, dass er die Meinungen von Inuyasha und Myoga teilte. Diese ganze Reise hatte tatsächlich keinen Sinn. Wozu diesen Youkai im Osten herausfordern wenn es hier so schön war? Er lehnte sich entspannt an einen Baumstamm und schloss die Augen. " Bleiben wir doch für immer hier." seufzte Inuyasha. " Ja," stimmte ihm Myoga zu. " Es ist so friedlich." Die drei verfielen in Schweigen und versanken völlig in einer anderen Welt, während goldener Blütenstaub sanft auf ihnen hinabfiel. Was ist da los??? Ihr müsst euch schon noch etwas gedulden. Die Antwort erhaltet ihr im nächsten Kapitel, welches den Titel " Gefährliche Düfte" tragen wird. Bis bald! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)