Brüder auf Reisen von Mondvogel ================================================================================ Kapitel 8: Die Spinnenreiter ---------------------------- Ich habe festgestellt, dass viele von euch Spinnen nicht mögen^^ Die Spinnen in diesem Kapitel sind aber auch wirklich ziemlich eklig. Viel Spaß beim Lesen! Unaufhaltsam näherte sich eine dunkle Gruppe von schwarzen Reitern. In der Dunkelheit der Nacht konnte man nichts genaueres von ihnen erkennen, aber ihre Reittiere sahen seltsam aus. Sie hatten dicke Körper und definitiv zu viele Beine. Das Merkwürdige dabei war, dass sie nicht darüber stolperten. Im Gegenteil: Sie eilten rasch vorwärts und erreichten bald eine Landschaft mit trockenem Gras. Alles Leben floh vor diesen Gestalten. Auch jene Tiere, die schliefen rissen plötzlich entsetzt die Augen auf, schnupperten in der Luft und stoben so schnell sie konnten davon, ihren Instinkten folgend. Dabei versuchten sie so leise wie möglich zu sein, um nicht Aufmerksamkeit zu erregen. Es wurde allmählich still rundherum. Nur das trommelnde Geräusch vieler trippelnder Schritte hallte durch die weiten Ebenen der Steppe. Inuyasha hatte das Gefühl nur einige Sekunden geschlafen zu haben, als ihn Sesshomaru einige Zeit später unsanft aus dem Schlaf riss. "Steh auf!" sagte er scharf. Inuyasha rieb sich verschlafen die Augen und rappelte sich müde auf. Er gähnte herzhaft und steckte sich. Als sein Blick auf seinen Bruder fiel war er mit einem Schlag hellwach. Sesshomaru machte ein ernstes Gesicht und blickte angespannt nach Osten. Zusätzlich hielt er Tokejin in der Hand. Mit einem Satz gesellte sich Inuyasha zu ihm. "Was ist los, onii?" Unbewusst gebrauchte er wieder diese Anrede. Sesshomaru schien nichts dagegen einzuwenden. "Sieh hin." forderte er seinen Bruder auf und deutete auf einen Punkt vor ihnen. Inuyasha folgte seiner Geste. Suchend blickte er sich um, aber Menschenaugen sehen im Dunkeln nicht viel. "Äh...." "Es nähern sich Reiter." erklärte der Youkai. "Reiter? Dann sind es wohl Menschen oder?" "Nein. Sie reiten auf Riesenspinnen." "Verdammt!" Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Genau jetzt, wo er nicht im Vollbesitz seiner Kräfte war. Dieser Menschenkörper brachte ihn eines Tages noch in den Tod. Aber nicht heute. Diese Dämonen würden kein leichtes Spiel mit ihm haben. Er hatte ja schon oft genug bewiesen, dass er auch als Mensch äußerst zäh war. Mit grimmiger Entschlossenheit zog er Tessaiga aus der Scheide. Sesshomaru beobachtete ihn und etwas wie Bewunderung spiegelte sich in seinen Augen. Einen großen Kampfesgeist hat er ja, dachte er. Vielleicht nützt es ihm etwas. "Die Reiter sind bald da." verkündete er und blickte in den Himmel. "Die Sonne wird auch bald aufgehen." "Gut. Dann werden diese Krabbelviecher nicht mehr viel zu lachen haben." Jetzt erkannte auch er vage Gestalten in der matten Dunkelheit. Er hörte geflüsterte Worte und trippelnde Schritte vieler Füße. Spinnenfüße. "Bleib hinter mir." befahl Sesshomaru unerwartet. Inuyasha blinzelte überrascht, tat aber wie er sagte. Im nächsten Moment tauchten die Reiter auf. Sie hielten langsam an und bildeten einen Halbkreis um die Brüder. Inuyasha mustert die neuen Feinde argwöhnisch. Die Reiter waren Youkai in Menschengestalt. Sie trugen kunstvolle Rüstungen, die sogar im Dunkeln verschwommen glänzten. Ihre Reittiere waren große schwarze Spinnen mit haarigen Beinen. So langsam begann Inuyasha alles zu verabscheuen, das mehr als vier Beine hatte. Ein hochgewachsener weiblicher Youkai verließ die Reihe und blieb direkt vor Sesshomaru stehen. Sie hatte ein hübsches wohlgeformtes Gesicht, aber in ihren Augen lag ein seltsamer toter Glanz. "Ihr seid die Hundebrüder nehme ich an." sagte sie und betrachtete die beiden wie zwei unbedeutende Insekten. Sie lächelte dünnlippig, als ihr Blick auf Inuyasha fiel. "Na so was! Der Kleine hat gerade seinen schwachen Zeitpunkt, wie?" "Hä? Der KLEINE??" Wütend legte Inuyasha die Stirn in Falten. Eine derartige Beleidigung ließ er nicht einfach auf sich ruhen. Zornfunkelnd ballte er die Fäuste und stapfte auf den Youkai zu, wurde aber von Sesshomaru aufgehalten, der ihn mit seinem ausgestreckten Arm zurückhielt. "Mach keine Dummheiten." schärfte er ihm unwirsch ein. "Wer schickt euch?" Die Frage war an die Reiterin gerichtet, die ihn nun mit gespielter Überraschung ansah. "Oh das wisst ihr nicht? Seid ihr aber schlecht informiert. Unser Herr schickt uns. Wir sollen euch ein bisschen beschäftigen. Kurz gesagt: Euch töten." Sie seufzte, wie jemand der eine langweilige Pflicht zu erfüllen hat. Mit einer koketten Bewegung warf sie ihre schwarzen Haare zurück. Inuyasha knurrte. "Ihr werdet es nicht so einfach haben uns zu töten." sagte er mit fester Stimme und schenkte der Youkai Frau einen eisigen Blick, den sie ungerührt erwiderte. Sie betrachtete den Hanyou abfällig und lächelte schließlich mit künstlicher Freundlichkeit. "Das musst gerade du sagen. Du bist doch der erste, der sterben wird, Kleiner. Ohne deine Kräfte bist du so hilflos wie ein Welpe." sagte sie, mit einer Stimme, als ob sie zu einem verbockten Kind sprechen würde. Inuyasha kochte vor Wut. Wenn er könnte würde er diese Angeberin sofort in Stücke hauen. "Ach übrigens.... ich heiße Izuna. Schließlich sollt ihr ja wissen, wer euch ins Jenseits schickt." fügte der Youkai als Nebeninformation hinzu. "Mich interessiert mehr wer euer Meister ist." sagte Sesshomaru ruhig. Er zeigte sich in keinster Weise beeindruckt oder gar eingeschüchtert. Izuna musterte ihn eingehend. "Du stellst schon mal die richtigen Fragen, Süßer. Aber bedaure- ich kann sie nicht beantworten, ansonsten könntet ihr Muffensausen bekommen und wieder umkehren." Sie lächelte zuckersüß. "Und unser Meister wünscht sich so sehr euch zu empfangen." "Ich dachte ihr solltet uns hier töten." erwiderte Sesshomaru. Izuna machte den Mund auf, um zu antworten. Gleich darauf klappte sie ihn entgeistert wieder zu, als sie verstand. Da war sie in ein ordentliches Fettnäpfchen getreten. Ihre Lippen zitterten vor Zorn. Inuyasha grinste schadenfroh. "Ha! Du reißt den Mund einfach zu weit auf! Das hast du jetzt davon." sagte er und handelte sich dafür einen gletschernden Blick von Izuna ein. "Hüte deine Zunge, Halbblut! Ein niederes Wesen wie du sollte erst gar nicht das Wort an einen Youkai richten. Hat man dir das nicht beigebracht?" Ihre Augen blitzten gefährlich. Sie zog ein schwarzes Schwert aus der Scheide und richtete einen finsteren Blick auf die Brüder. "Genug geredet. Jetzt amüsieren wir uns ein bisschen. Los, macht sie fertig!" befahl sie ihrer Truppe. Wie auf Knopfdruck hörte man von allen Seiten kratzende Geräusche von Schwertern, die aus der Scheide gezogen wurden. Kampfbereit saßen die Reiter in ihren Satteln. Die Spinnen tänzelten nervös. "Ich kümmere mich um den Älteren." sagte Izuna und warf Sesshomaru einen verführerischen Blick zu. " Mit dem Kleinen könnt ihr machen was ihr wollt. Aber vergesst nicht seinen Kopf einzupacken." Gehorsam wandten sich die zwanzig Reiter ihrem Opfer zu. Inuyasha blieb weiterhin dicht an Sesshomarus Seite. Er musste den Anfang des Kampfes so weit wie möglich herauszögern. Und bei seinem Bruder war es vorerst einmal sicher. Nervös huschte sein Blick zum Himmel. Es war noch stockdunkel. Wenn die Sonne nicht bald aufging stand es schlecht um ihn. Trotzdem versuchte er sich nichts anmerken zu lassen und wandte sich den Reitern selbstsicher zu. "Keh! Ihr müsst gleich zu zwanzig einen Menschen töten? Was seid ihr nur für Schwächlinge!" Einer der Youkai lachte belustigt auf und funkelte ihn an. "Für jemanden, der bald stirbt bist du aber ziemlich frech. Ich würde dir raten aufzupassen was du sagst. Wir sind die stärkste Elite unseres Herrn, Hanyou." "Ach ja? Dann zeigt doch mal was ihr könnt." "Halte dich zurück, Iuyasha." flüsterte Sesshomaru plötzlich. Der Hanyou warf ihm einen fragenden Blick zu. "Was soll ich denn sonst tun?" erwiderte er ebenso leise. "Ich kann dich nicht die ganze Zeit im Auge behalten und es wäre besser wenn du einen Kampf vermeiden würdest. Halte sie irgendwie hin, rede mit ihnen." Die Tatsache, dass sich sein großes Bruder Sorgen um ihn machte war schon absurd genug, aber dass er jetzt auch noch mit so einem Vorschlag kam... "Hä? Ich soll mit ihnen plaudern?" Er unterdrückte ein Lachen. "Wieso nicht gleich ein Kaffeekränzchen halten?" "Deinen Sarkasmus kannst du dir sparen." sagte Sesshomaru betont eisig. "Warte auf jeden Fall bis die Sonne aufgeht." "He! Seid ihr fertig mit eurer Geheimberatung?" rief Izuna und stieg vom Rücken ihrer Spinne. "Als ob euch das etwas nützen würde." fügte sie geringschätzig hinzu. Sie schwang ohne Vorwarnung ihr Schwert und ließ die Klinge direkt auf die Brüder herabsausen. Sie sprangen schnell auseinander. Izuna stieß sich gleich darauf vom Boden ab und sprang auf den Älteren der Brüder zu. Sesshomaru zog blitzschnell Tokejin. Er parierte jeden ihrer kräftigen Hiebe ohne Probleme. Die Klingen trafen funkensprühend aufeinander. Immer wieder sprangen die Kämpfenden zurück, um dann von einer anderen Seite anzugreifen. Sie versuchten dadurch eine ungedeckte Stelle zu treffen, aber beide reagierten jedes Mal rechtzeitig und rissen ihre Schwerter schützend herum. Es sah fast so aus, als ob sie gleichstark wären. Ein kampferfahrener Zuschauer hätte jedoch gemerkt, dass Sesshomaru eindeutig im Vorteil war. Er war gerissener, schneller und stärker. Izuna merkte auch, dass sie immer mehr unterlag. Sie hatte kaum Zeit selbst anzugreifen, da sie sich darauf konzentrieren musste sich zu verteidigen. Schon bald keuchte sie schwer. "Was ist los? Ist das alles was du kannst?" erkundigte sich Sesshomaru, als er Izuna zum wiederholten Male zurückgestoßen hatte. "Spuck nicht so große Töne! Wir haben ja erst angefangen." Sie sprang hoch und schlug ihre Klinge auf die Tokejins. Anders als ihr Schwert, besaß Tokejin auch andere Kräfte, von denen sie noch nichts wusste. So wurde sie von der starken Druckwelle prompt nach hinten geschleudert. Sie rollte über den Boden, sprang aber sofort wieder auf. Überrascht betrachtete sie die vielen blutenden Wunden und starrte gleich darauf auf Tokejin. "Was.... das ist kein normales Schwert!" "Ich kämpfe nur mit den besten." sagte Sesshomaru unbeeindruckt. Izuna fluchte laut. Mit so einem kräftigen Schwert hatte sie nicht gerechnet. Überhaupt hatte ihr Meister nicht gesagt, dass ihr Gegner so stark war. Sie musste sich etwas einfallen lassen. Ihr Blick glitt zufällig über Sesshomarus Gesicht und blieb an seinen goldenen Augen haften. Hatte sie sich nur getäuscht oder hatte er kurz zu seinem Bruder geschielt? Izuna lächelte voller Hass. Ja, der Kleine. Sesshomaru wollte anscheinend nicht, dass ihm etwas passiert. Ach wie niedlich, dachte sie höhnisch. Er macht sich tatsächlich Sorgen. Sein Bruder ist also sein Schwachpunkt. Wie erbärmlich. Sie richtete sich stolz auf und lächelte Sesshomaru siegesgewiss an. "Was trödelt ihr so lange herum!" rief sie über die Schulter zu ihren Leuten. "Los macht den Kleinen fertig!" Hämisch grinsend wandte sie sich wieder Sesshomaru zu, um seine Reaktion zu sehen. Enttäuscht stellte sie fest, dass er völlig gelassen war. Sein Gesicht war ausdruckslos und nichts an ihm verriet, dass er möglicherweise nervös oder besorgt war. Was ist denn das für ein Typ? überlegte Izuna schaudernd. Jemand, der sich so perfekt unter Kontrolle hatte war eindeutig ein gefährlicher Gegner. Izuna hatte ihn wohl gewaltig unterschätzt. "Mit ihnen reden, hat er gesagt." murmelte Inuyasha missmutig. " Wie hat er sich das vorgestellt?" Er gegen zwanzig Youkai. Vierzig, wenn man die Spinnen mitzählte. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Sesshomaru mit Izuna kämpfte. Er schien keine Probleme zu haben. Das beruhigte Inuyasha und gab ihm neue Kraft. "Euer... Meister scheint ja ziemlich stark zu sein." sagte er. Wenn er schon reden musste, dann wollte er versuchen ein paar Informationen zu bekommen. Die Reiter näherten sich ihm langsam, wie eine Katze sich einer Maus nähert, die schon längst in der Falle sitzt- mit der Gewissheit, dass es für ihr Opfer kein Entkommen gibt. "Er ist der stärkste Youkai, den es gibt, Halbblut." antwortete ein dicker Reiter, wobei er das letzte Wort verächtlich ausspuckte. "Und wo lebt er?" erkundigte sich der Hanyou weiter, ohne auf die Beleidigung einzugehen. Der Dicke kniff misstrauisch die Augen zusammen. Er schien zu überlegen, ob Inuyasha eine Antwort wert war. "Ich dachte ihr wisst das." sagte er nach einer Weile argwöhnisch. "Nur, dass er sich irgendwo im Osten befindet." "Das ist alles? Ich wundere mich, wie ihr es dann bis hierher geschafft habt. Nun auf jeden Fall lebt er in einem Schloss jenseits des Meeres...." "Was soll das, Oragun?" schnitt ihm ein anderer Youkai zornig das Wort ab. "Wieso sagst du ihm das?" "Reg dich ab, Ragen. Er ist sowieso bald tot." "Eben. Dann braucht er das auch nicht zu wissen." "Lass mir doch ein bisschen Spaß." "Dazu haben wir keine Zeit, Idiot! Wir haben Befehle auszuführen." Inuyasha hörte gar nicht mehr hin. Er runzelte nachdenklich die Stirn. Was hatte dieser Oragun gesagt? Jenseits des Meeres. Meeres. Was mochte das wohl sein? Vielleicht eine Ortschaft. Er beschloss gerade danach zu fragen, als er Izunas lauten Befehl hörte: "... Los macht den Kleinen fertig!" Ragen hob die Hand zum Zeichen, dass er verstanden hatte. "Ihr habt es gehört. Also auf geht's, machen wir ihm ein Ende!" rief er und gab seiner Spinne die Sporen. Die Schwertspitze deutete direkt auf Inuyashas Kehle. Er war jetzt zwar ein Mensch, aber seine Reaktionsfähigkeit war nach wie vor beeindruckend schnell. Er wich der Klinge geschickt aus und hob schützend Tessaiga. Ein anderer Reiter näherte sich von hinten. Inuyasha wirbelte herum und fing den Hieb mit Tessaiga ab. Der Druck ließ ihn nach hinten rutschen. Zwei weitere Youkai griffen ihn von den Seiten an. Gehetzt blickte sich Inuyasha um und tat das einzige, das ihm einfiel: Er sprang auf den Reiter vor ihm zu und schlug ihn von seinem Reittier. Mit einem überraschten Schrei landete dieser auf den Boden. Die Spinne bäumte sich protestierend auf und wollte den Hanyou abschütteln. Er hielt sich verkrampft an ihr fest und versuchte gleichzeitig Tessaiga durch ihren Rücken zu jagen. Die anderen Reiter kamen schnell herangeritten. "Was macht er denn da?" rief Oragun. Verwirrt betrachtete er wie Inuyasha mit der Spinne rang. "Packt ihn! Na los!" Offensichtlich schienen er und Ragen hier das Kommando zu haben. Schreiend gingen die Reiter zum Angriff über. "Der Spinne darf nichts passieren!" brüllte ihnen Oragun hinterher. Inuyasha fing die Worte überrascht auf. Wieso sollte der Spinne nichts passieren? Was war mit ihrem Reiter? War er etwa nicht wichtig? Wichtig oder nicht. Er war auf jeden Fall noch quicklebendig und funkelte Inuyasha wütend an. Knurrend rappelte er sich auf und schlug mit dem Schwert nach ihm, aber die Spinne taumelte genau in diesem Moment zufällig einen Schritt nach hinten und die Klinge krachte auf den Boden. Als nächstes passierten drei Dinge gleichzeitig: Der Reiter holte zu einem erneuten Angriff aus, während der Rest der Meute wie wild herangeprescht kam. Inuyasha selbst packte Tessaigas Griff mit beiden Händen und rammte die Klinge in den Kopf der Spinne. Diese schrie schmerzerfüllt auf. Ihr Körper zuckte mehrmals, bevor sie auf die Seite fiel und zusammengerollt liegen blieb. Der Hanyou sprang hastig von ihr weg und beobachtete entsetzt, wie sich der Reiter der toten Spinne plötzlich auf den Boden vor Schmerzen wand. Er schrie und hielt sich die Hände an den Kopf. Schließlich verstummte er allmählich und blieb reglos neben seinem Reittier liegen. Eine unheimliche Stille breitete sich aus. Die anderen Youkai blieben unsicher stehen. Inuyasha atmete schwer und betrachtete den Reiter. Wieso war der jetzt tot? Er hatte ihn doch gar nicht angerührt. Zudem begann sich sein Körper langsam aufzulösen. Vielleicht hängt sein Leben mit der, der Spinne zusammen, vermutete Inuyasha. Ein wütender Schrei brachte ihn dazu, sich umzudrehen. Ragen blickte ihn hasserfüllt an. "Du bist nur ein elender Mensch! Wie kannst du einen Youkai töten?! Wie kannst du es wagen!" Er hob sein Schwert und brüllte einen Befehl. Daraufhin preschten er und drei andere auf Inuyasha zu. Hastig zog er Tessaiga aus dem Kopf der Spinne, aber er hatte nicht mehr genug Zeit sich zu wappnen. Ein Hieb traf ihn an der Seite. Zwei andere verwundeten seine Beine und ein vierter seinen linken Arm. Er fiel auf die Knie. Trotzdem konnte er sich wieder auf die Füße stemmen und versuchte seine Angreifer im Auge zu behalten. Bei so einer großen Zahl war das nicht leicht. Jeder wollte seinen Spaß haben und zum Zug kommen. Man sollte meinen, dass sich dadurch alle im Weg waren, aber in diesem Fall war alles genau geplant. Es griffen abwechselnd immer vier gleichzeitig an, sodass Inuyasha keine Atempause bekam. So einem Attacken Ansturm war er nicht gewachsen. Schon nach den ersten Angriffen sank er erschöpft zu Boden. Ragen stieg schwungvoll von seiner Spinne und ging spöttisch lächelnd auf ihn zu. "He, Ragen! Lass mir auch etwas übrig!" rief Oragun und lehnte sich entspannt im Sattel zurück. Ragen nickte kaum merklich. Er trat zu Inuyasha und umkreiste ihn wie ein hungriges Raubtier. "Na? Was sagst du nun, du schwächliches Halbblut?" Was jetzt kam hätte Ragen nie erwartet: Inuyasha grinste. Er rappelte sich auf und blieb schwankend vor seinem Widersacher stehen. Am Horizont begann es heller zu werden. "Ich sage dir, dass du mich schon eher hättest töten sollen." sagte er. Seine Stimme zitterte etwas, aber es lag auch Triumph darin. Er verstärkte den Griff um Tessaiga und holte tief Luft. "Denn jetzt ist es zu spät!" rief er. Gleichzeitig kündigte ein rosarotes Flimmern den Sonnenaufgang an. Inuyashas Haare wurden weiß, seine Fangzähne und Krallen verlängerten sich. Die Reiter schauten fasziniert zu. Sie konnten sich nicht einmal rühren. Kaum war die Verwandlung abgeschlossen sprang der Hanyou mit neuer Kraft auf sie zu und schnitt mit Tessaiga kraftvoll durch die Luft. Das Letzte, was die Reiter hörten, waren drei Worte: "Kaze no Kizu!" Und das Letzte, was sie sahen, war ein helles Licht. "Was ist jetzt?" fragte Izuna. Sesshomarus Ruhe verunsicherte sie. Sie versuchte diese Schwäche hinter finsteren Blicken zu verstecken, mit denen sie Sesshomaru regelrecht aufspießte. Statt einer Antwort sprang er mit erhobener Klinge auf sie zu. Tokejins Druckwelle schleuderte Izuna wieder auf den Boden. Sie blutete stark aus zahlreichen Wunden. Ächzend richtete sie sich auf. Dass sein Bruder in Gefahr war ließ ihn anscheinend völlig kalt. Dabei hatte er vorhin so besorgt um ihn ausgesehen. Er hatte sich sogar schützend vor ihm gestellt. Izuna verengte die Augen zu Schlitzen. Wie es aussah konnte man diesem Burschen nicht vertauen. Ließ einen einfach im Stich. Oder zählte er nur darauf, dass sein Bruder es schaffte selbst klarzukommen? Besiegen würde er sie auf jeden Fall nie. "Na gut. Wenn du nichts unternehmen willst dann können wir umso ungestörter kämpfen!" meinte sie und griff an. Sesshomaru stand reglos da. Das einzige, das er bewegte war sein Arm, der Izunas Hiebe präzise parierte. Er wunderte sich, dass dieser Schatten des Todes so schwache Gegner geschickt hatte. Außerdem musste Izuna doch sehen, dass sie völlig unterlag. Wieso nahm sie dann nicht ihre wahre Gestalt an? Dadurch wäre sie um ein vielfaches stärker als jetzt. Sie musste da noch irgendein anderes Ass im Ärmel haben. Etwas Unerwartetes. Sesshomaru musste aufpassen nicht überrumpelt zu werden. Er schlug Izuna wieder auf den Boden. Diesmal blieb sie stöhnend liegen. Schnell huschten Sesshomarus Augen zu Inuyasha. Was machte er da auf dem Rücken einer Spinne? Offensichtlich hatte er einige Schwierigkeiten. Aber als Mensch hält er sich recht gut, gab Sesshomaru zu. Trotzdem musste er etwas tun. Er würde gegen zwanzig Youkai nicht lange durchhalten. Die Spinne bockte wie wild und drohte ihn jeden Moment vom Rücken zu werfen. Die Spinne... wo war eigentlich die von Izuna? Als wäre genau das ein Stichwort gewesen, sprang die besagte Spinne Sesshomaru auf den Rücken und krallte sich an ihm fest. Er stolperte einige Schritte nach vorn und wandte sich erstaunt um. Das haarige Insekt biss fest in seine Schulter, aber Sesshomaru schien das gar nicht zu spüren. "Huh. Jetzt verstehe ich." sagte er. "Izuna ist nur eine Fälschung." Er steckte Tokejin weg und griff nach hinten. Grob packte er die Spinne am Genick und setzte sein Gift frei. Mit einem zischenden Laut begann das Fleisch der Spinne wegzuschmelzen. Sie grollte tief, ließ aber nicht los. Daraufhin verstärkte Sesshomaru seinen Druck und zerrte so heftig, dass es das Genick brach und den Kopf ausriss. Er schleuderte ihn weit von sich. "Du warst der wahre Dämon. Izuna nur eine Ablenkung, von dir geschaffen. Aber viel mehr hattest du auch nicht zu bieten." sagte er, während er den dicken Körper von sich abwarf. Anschließend maß er Izuna geringschätzig. Sie war auch tot, genau wie ihre Schöpferin. Er hob den Kopf, als die Sonne träge hinter einer Hügelkuppe hervorkroch und blasses Licht mit sich brachte. Gleich darauf roch er die Wunde des Windes. Er hat es geschafft, stellte er zufrieden fest und fühlte so etwas wie Anerkennung für seinen Bruder. Im schwarzen Schloss war die Stimmung nicht ganz so heiter. Der Schlossherr saß vor seinem Spiegel und betrachtete wütend was sich darin abspielte. Seine Finger trommelten nervös auf die Stuhllehne. Sie haben es tatsächlich geschafft diese elenden Hundebrüder, dachte er bitter. Er hatte gewusst, dass sie die Spinnenreiter besiegen würden, aber so schnell? Und so einfach? Sogar der Hanyou in seiner Menschengestalt hatte es überlebt. "Verdammt!" rief der Schlossherr zornig aus und schlug mit der Faust in den Spiegel. Er zerbarst in tausend Scherben und fiel polternd um. "Die Reiter haben meinen guten Ruf durch den Schmutz gezogen! Schwächlinge!" Er stand aprupt auf und schritt zu einem großen Torflügel. Sein schwarzer Mantel wogte hinter ihm her. "Akanu!" brüllte er. Sein eingeschüchterter Diener kam sofort herbeigewuselt und duckte sich ängstlich unter seinem vernichtenden Blick. "Mein Gebieter?" "Der Spiegel ist zerbrochen. Schicke eine Wanze hinaus. Sie soll die Hundebrüder weiterhin beobachten." "J- jawohl, mein Gebieter." Er wandte sich gerade zum gehen, als er noch einmal von seinem Herrn aufgehalten wurde. "Ach, und Akanu.... bringe mir einen Gefangenen. Ich muss mich ein bisschen abreagieren." Akanus Augen weiteten sich vor Entsetzen. Seine Stimme zitterte, als er antworte. "Wie ihr w- wünscht, mein Gebieter." Dieser Schlossherr ist ein ekelhafter Typ, ich weiß. Was er mit diesem Gefangenen anstellt könnt ihr euch schon vorstellen nehme ich an.... Das nächste Kapitel heißt "Eine hitzige Begegnung" Nebenher schreibe ich jetzt auch noch an einer anderen FF. Tut euch keinen Zwang an und werft mal einen Blick hinein! :) Bis bald! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)