Reinkarnation der Engel von Khyre (1. Teil - Gottes Planet -) ================================================================================ Kapitel 3: Der goldene Käfig ---------------------------- Kapitel 3 - Der goldene Käfig Das Schulgelände war Teil der Kuppel der Güte, also war ich gezwungen, wieder an meinen Ursprungsort zurück zu kehren. Dort angekommen wies man mich in einen Unterrichtraum, wie man ihn sich als Mensch vorstellt: Bücher, Holzbänke und Mitschüler mit einem Lehrer. Für mich war das alles sehr neu, aber wenn ich heute so darüber nachdenke, kommt es mir schon ein wenig seltsam vor, wie im menschlichen Mittelalter unterrichtet worden zu sein, wo wir Engel ja mühelos Informationen aufnehmen und speichern konnten wie USB-Sticks; aber hier trotzdem langsam, Schritt für Schritt, unsere Lektionen lernten. Das erste, was man mir einbläute, waren die 10 Gebote. Dabei handelt es sich aber nicht um genau die Gebote, wie man sie heute aus der Kirche kennt; also zum Beispiel die christlichen: (...) 2 Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus. 3 Du sollst neben mir keine anderen Götter haben. 4 Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgendetwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde. (...) 10 Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, dein Vieh und der Fremde, der in deinen Stadtbereichen Wohnrecht hat. Sondern “unsere” 10 Gebote lauteten da: 1. Wende dich keinem anderen als Gott zu. 2. Töte keinen deines Blutes. 3. Triffst du einen Engel bösen Blutes, wie alle Anhänger Satans, so töte ihn. Denn dieses Monster ist deiner Sprache, deines Anblickes und deiner Seele nicht wert. Satan und dessen Gefolge sind deine Feinde. 4.Stelle keinen Befehl in Frage, denn Gott ist allwissend. (...) 10. Halte dich an die Gebote, denn dein Verstoß wird mit dem Tode bestraft. Die Gebote, die Engel zu beachten hatten, waren detailliert und streng auf die Zerstörung Satans und der Ehrung Gottes ausgerichtet. Ich lernte brav und stellte mir die Schwarzengel wie Monster mit einer Fratze und gewaltigen Waffen vor, die mit ihren schwarzen Schwingen unsere Welt und die andere Welt, die ich noch betreten sollte, ins Chaos stürzten. In den Büchern fand sich kein Bild der so genannten Schwarzengel, doch der Lehrer, ein Erzengel hoher Klasse mit glänzend weiß-goldenen, langen Haaren betonte immer nachdrücklich, wie gefährlich und verdorben diese Schwarzengel seien, die dort “draußen” auf uns warteten. Wesen, die nichts als Zerstörung im Kopf hatten, die und sofort töten würden und die einzige Lösung ihre Beseitigung wäre. Je länger ich zur Schule ging, desto unheimlicher wurde mir die Welt “draußen”. Unsere erste Aufgabe, die noch recht einfach war - meinte zumindest unser Lehrer - wäre es, Albträume, die Schwarzengel in den Köpfen der Menschen zerstreuten, mit einem Traumfänger einzufangen und somit zu vernichten. Um im Falle des Kampfes bereit zu sein, bekamen wir Schüler Fechtunterricht und auch allgemeine Kampftechniken beigebracht. Unsere Traumfänger besaß auch eine Spitze, an der man den Schwarzengel dann abstechen konnte. Aber ich war ganz und gar nicht erpicht darauf, zu kämpfen. Ich war zwar sehr wendig und beherrschte die Techniken gut, wofür ich auch gelobt wurde, aber dennoch kamen mir Zweifel auf. Was passierte denn, wenn ich einen Schwarzengel tötete? Als ich die Frage meinen Kampflehrer stellte, antwortete er nicht und verwies nur auf die Gebote. Fragen durfte ich hier nicht stellen. Das Bild des Käfigs trat immer deutlicher in mir hervor. Ich hatte so viele Fragen, aber keiner, der sie hätte beantworten können, wollte sie mir beantworten. Über den Tod oder das töten konnte ich mit Cersia nicht sprechen, da sie noch nie “draußen” gewesen ist und sich auch nicht den Kopf darüber zerbrochen hat. Theoretisch hätte ich noch andere Engel ansprechen können, die schon einmal draußen gewesen sind, doch ich machte mir nicht mehr die Hoffnung, eine Antwort zu bekommen. Was denn passieren könnte, würde ich ja dann selbst sehen. Und so schaffte ich es, meine Angst vor der gefährlichen Welt “draußen” hinten anzustellen und statt dessen kam in mir immer stärker der Drang auf, die Welt “draußen” zu erkunden und endlich aus diesem Käfig frei zu kommen. Nach wenigen Wochen (so würde ich die Länge beschreiben, wenn ich in menschlicher Zeit rechnen würde, wobei es im Himmelsreich ja keine Nacht gab, mit Hilfe welcher man die Zeit hätte einteilen können) durfte ich endlich meinen ersten Schritt nach “Draußen” machen. Man führte mich zu einem Portal, das sich nur für gekennzeichnete Engel, die ihre Ausbildung abgeschlossen hatten, öffnete. Es war vollkommen harmlos, könnte man sagen. Wie auch noch weitere Portale befand es sich zwischen zwei Hütten der Hauptstadt. Es hatte weder einen prächtigen Rahmen noch sonst irgendein besonderes Merkmal wie z.B. ein Leuchten oder Sonstiges. Es war schlicht und einfach eine Art Loch, durch das man in eine andere Landschaft blicken konnte. Und so lief ich auf das Portal zu und überschritt die Grenze. Ich erwartete nichts, weil ich das ja noch nicht kannte, aber jetzt so im Nachhinein würde man vielleicht ein ein Geräusch oder irgendetwas erwarten, wo man doch in eine andere Welt trat...Aber da war nichts, ich ging einfach weiter, lief ein Stück in der Luft, blickte mich nochmals in Richtung meiner alten Welt um und - fiel. Und zwar ein ganzes Stück, bis ich schließlich auf einem weichen, von Blüten übersäaten Boden aufkam. Erschrocken fuhr ich nach oben herum und suchte nach der Stelle, von wo aus ich ungefähr gefallen war und fand mitten in der Luft einen winzigen, schwarzen Rundbogen vor, der allmählich, immer schmaler werdend, verschwand. Man hatte mir erklärt, dass diese Portale überall, an jeder Stelle des Traumes geöffnete werden konnten und dass, falls dies in der Luft sein sollte, auch wegen unserer Fähigkeit, fliegen zu können, kein Problem sei...allerdings hatte ich ein großes Manko: Ich konnte nicht fliegen! Das mag jetzt vielleicht komisch klingen, weil Engel ja sich angeblich vom Menschen durch ihre Flügel und somit ihrer Fähigkeit, Fliegen zu können, unterscheiden. Aber es war eine Tatsache: Ich konnte prima am Boden kämpfen, aber Fliegen konnte ich kein Stück. Trotz Flügel. Also rieb ich mir kurz die Hände, stand auf, nahm meine Waffe, den Traumfänger, der aus einer langen Stange, einem Fangnetz und dem aufgesetzen Stachel bestand, und blickte mich ausgiebig um. Ich wurde hierher geschickt, weil der Traum mich “auserwählt” hatte. Das heißt, dass Engel von unterschiedlichen Eigenschaften eines Traumes angezogen wurden, der sie dann um Hilfe, um Befreiung “bat”. So stand es zumindest im Lehrbuch...Aber wo sollten hier Albträume sein? Diese kleinen, stacheligen Kugelmonstern mit zu Schlitzen verengten Augen? Hier war nichts als eine unendliche Blumenweise. Dabei standen die Blumen aber so dicht, dass die Stängel nicht mehr zu stehen waren. Ich watete eine Weile durch das Blumenmeer, vorbei an Bäumen, die ebenfalls von diesen rosa und gelben Blumen als Baumkrone besaßen. Beim Gehen kam mir erneut eine Frage: Wie erschuf Gott eigentlich diese ganzen Sachen? Und wie wurde er erschaffen? Lange blieb mir zum Grübeln jedoch nicht, denn plötzlich zeichnete sich vor mir ein Gegenstand ab, der absolut nicht in dieses Bild von einem Blumenmeer passte: Ein fasst vollkommen schwarzer Gegenstand. Irritiert ging ich darauf zu und erkannte die schwarzen Flügel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)