Revenge of Rakazel von Enisocs ================================================================================ Kapitel 5: Verhaftet -------------------- „Ich scheiß auf das Dentrium. Ich hätte auch dort oben stehen sollen!“ Raffa traute für einen Moment seinen Ohren nicht. Hatte ihm das tosende Feuerwerk einen Streich gespielt oder kamen die Worte tatsächlich aus dem Munde des selben Mannes, der den ganzen Abend lang kaum etwas über die wortkargen Lippen gebracht hatte? So einen trockenen Spruch hätte er höchstens von Demian erwartet, der selbst im nüchternen Zustand eine Klappe bewies, die größer war als der übrige Rest von ihm. Dieser vor Würde fast platzende Hierophant, die tobende Menge, das imposante Feuerwerk und zum Höhepunkt des Festes dann so etwas. Der freche Knabe hätte damit sicherlich für einen Lacher gesorgt, der Raffa die Tränen in die Augen getrieben hätte. Doch die Umstände wollten nun mal nicht, dass es Demian war, sondern Seik. Der Alkohol mochte seinen Beitrag dazu geleistet haben, aber Raffa konnte in seinem Blick lesen, dass er keinen Scherz gemacht hatte. Während Seiks teilnahmslose Miene weiterhin einen unbestimmten Punkt am Boden fixiert hielt, vermittelte seine deprimierte Haltung und sein aschfahles, hohlwangiges Gesicht Raffa geradezu den Eindruck, neben einem krummen, umgeknickten Ast zu sitzen. Er bezweifelte stark, dass Seik das Fest auch nur ansatzweise genoss. Der Kerl hatte noch kein einziges Mal gelächelt. Ob er wohl überhaupt schon mal die steifen Lippen zum Lächeln benutzt hatte? Raffa schätzte ihn auf irgendwas Mitte Dreißig, zu jung um so verbittert zu sein. Irgendwelche Mistkerle hatten Seik ziemlich ans Bein gepinkelt, wozu wohl auch der Ritterhauptmann seinen Beitrag geleistet hatte, und nun schien das Fass bis zum Überlaufen voll und kurz vorm Zerbersten zu sein. So wie er gerade aussah befürchtete Raffa sogar fast, dass es mit ihm noch ein böses Ende nehmen würde. In Gedanken malte er sich schon aus, wie Seiks aufgeknüpfter Leichnam von irgendeinem Baum oder Dach herunterbaumelte. Zumindest wenn sich nicht bald jemand seiner annahm. Raffa spülte sich den restlichen Spiritus die Kehle runter und stellte die Flasche zu den übrigen am Boden. „Da oben auf dem Wagen hättest du sicher ne bessere Figur gemacht, als hier unten wie ein Schluck Wasser in der Kurve rumzuhängen, nicht Seik? Wieso lassen die ihre eigenen Leute hier im Regen stehen?“, versuchte es Raffa möglichst nebensächlich klingen zu lassen. Seik nahm einen Zug von seiner Zigarette. Raffa konnte die Rauchschwaden schemenhaft durch die Luft tänzeln sehen, die er in die kalte Luft blies. „Von wem redest du?“, murmelte er gleichgültig. „Na, die vom Dentrium. Du kommst doch aus dem Dentrium, oder nicht?“ Auf Seiks Gesicht zeigte sich endlich eine Regung, die Raffa zwar nicht ganz einschätzen konnte, aber als gutes Zeichen deutete. Endlich hatte er seine Aufmerksamkeit, jedenfalls so viel davon, wie es die Wirkung des Alkohols noch zuließ. Die dunklen Augen blickten ihn träge an. Sie waren vollkommen trüb, Raffa konnte darin keine Reflektion von Licht erkennen. „Soweit ganz nett kombiniert, aber ich muss dir leider widersprechen.“ Seik’s Worte klangen bitter und Raffa spürte, dass ein Hauch von Seiks Zynismus jetzt gegen ihn gerichtet war. „Ich gehöre nicht mehr zum Dentrium…. Niemand dort würde sich jetzt noch mit mir auf eine Stufe stellen, geschweige denn auf einen Festzug….“ Sowas hatte Raffa sich schon gedacht. In seinem Leben war er vielen Leuten begegnet, hatte unterschiedlichste Kontakte und Freundschaften knüpfen können und leider auch immerzu miterleben müssen, wozu Menschen fähig waren, um anderen Menschen Schaden zuzufügen. Allzu oft lastete Kummer auf den Seelen der Leute, die mit ihren Sorgen alleine dastanden und die meisten warteten nur darauf, dass jemand ein offenes Ohr für sie hatte. Es fehlte vielen einfach eine Person, der sie sich anvertrauen konnten. Zum Beispiel so einem Kerl wie Raffa, denn er war ein guter Zuhörer und als Ratgeber offenbar sehr geschätzt. Über die Jahre konnte er behaupten, dass er sich so eine ganz gute Menschenkenntnis angeeignet hatte. Oft konnte man allein von der Körperhaltung oder Gestik ablesen, was für ein Mensch sich dahinter verbarg. Seik verkörperte, obwohl er mit seinem ausgemergelten Aufzug selbst für einen aus der Unterschicht extrem schäbig aussah, wunderbar das Klischee des waschechten, dreckigen Fuoriers. Er erinnerte ihn an das alte Bärenfell, das Zuhause vor seinem Kamin lag. Es war hunderte Male darauf herumgetrampelt und selbstverständlich auch schon in angenehmen Stunden nackt darüber gewälzt worden, dementsprechend abgenutzt und verfilzt sah es aus. Dennoch verrieten Seiks Augen etwas anderes. Raffa hatte schon unzählige heruntergekommene Penner wie ihn gesehen, aber in keinem derer Augenpaare hatte er bislang diesen Ausdruck gesehen. Das war nach seiner Auffassung feinster, verletzter Stolz. So sah keiner aus der in der Gosse aufgewachsen war, so jemand war von weit oben ganz tief gefallen. Vielleicht war es ihm ähnlich ergangen wie der Händlertochter, oder noch schlimmer. Seitdem Grismina sich in Ober- und Unterschicht geteilt hatte, hörte man ständig von zerstörten Existenzen und nicht selten bekam Raffa den heimlichen Unmut der Menschen mit, wenn er hier in der Gegend war. Auch wenn sein Verstand ihm sagte, dass Seik sein Mitgefühl vermutlich nicht verdient hatte, tat er ihm doch ein wenig leid. Was immer vorgefallen war, den Mann hatte das Dentrium durchgekaut und so richtig fies ausgespuckt. „Der Hauptmann hat jedenfalls deutlich demonstriert, was er von dir hält. Jetzt machen die Bastarde nicht einmal mehr vor ihrer eigenen Sippe halt.“ „Es spielt keine Rolle, was der Hauptmann denkt. Ist man in den Augen des Dentriums einmal ein Verbrecher, ist man immer ein Verbrecher. Oder schlicht gesagt…Abschaum.“ „Und? Bist du ein Verbrecher, Seik? Gibt es irgendeinen Grund, der rechtfertigt, dass dich diese feinen Kerle treten wie einen armen Köter?“ Seiks Antwort ließ auf sich warten, so dass Raffa schon befürchtete, er habe ins Schwarze getroffen. Was, wenn Seik ihm nun im trunkenen Zustand seine blutrünstigsten Taten offen legte? Raffa wusste, dass kaum jemand ein Engel war, aber es war keine Frage, dass auch hinter einem mageren Lamm wie Seik ein Wolf stecken konnte. Perversion hatte in diesen Zeiten viele Gesichter. Es würde ihm gar nicht schmecken, wenn das Ende vom Lied bedeutete, dass das Dentrium ihre Schwerverbrecher in das Fuorium ablud. „Ich habe rein gar nichts getan“, zerschlug Seik Raffas dunklen Gedanken und fuhr fort. „Aber wem sollte ich das erzählen? Ich bin jetzt nichts weiter als ein dreckiger Fuorier, ohne Rechte, der keinen Anspruch auf Anhörung hat. Und selbst wenn sich auch nur ein Mensch dafür interessieren würde, welches Gericht würde freiwillig sein Urteil widerrufen? Es ist sinnlos sich mit dem Dentrium anzulegen.“ „So etwas habe ich mir schon gedacht, Kumpel. Wie es aussieht ist das Dentrium wirklich gut darin wahllos Leben zu zerstören, um sich selber zu bereichern. Willst du mir erzählen, was genau passiert ist?“ „Nein.“ Seiks Stimme verlor wieder an Klang „Es wäre bedeutungslos. Ich möchte mir nicht noch einmal selber vor Augen halten müssen, wie armselig mein Leben verlaufen ist. Ich habe mir jahrelang mühsam einen Posten erarbeitet, ohja, ein wahres Paradebeispiel an Disziplin, alles umsonst. Es war reine Zeitverschwendung.“ Raffa wartete geduldig und ließ Seik die Zeit, die er brauchte um sich wieder zu sammeln. Gerade als er dachte, dass nun ein guter Moment für ein paar aufbauende Worte war, legte ihm Demian von hinten schwungvoll die Arme um den breiten Nacken und spähte über seine Schulter. Anscheinend hatte all die Feierlaune und das Feuerwerk nicht verhindern können, dass er das Gespräch am Rande mitgehört hatte und sein schelmisches Grinsen verriet Raffa auch gleich, dass sein Freund nichts Gutes im Schilde führte. „Das Stinktier kommt echt aus dem Dentrium? Hey, Seik, man. Wusste ja gar nicht, dass wir hier mit einem vornehmen Aristokraten saufen." Man hörte seiner Stimme deutlich an, dass er längst nicht mehr nüchtern war. Er lallte wie ein alter Leierkasten. „Leck die Ziege, warum haste das nicht gleich gesagt? Wo bleibt denn da die Distiziplien, du Paradebeispiel?“ „Disziplin“, korrigierte Seik ihn. „Mal ehrlich!“ Demian beäugte Seik skeptisch von oben bis unten „Welchen Posten hatteste denn da? Hausmeister?“ Vor lauter Übermut gepackt, begann er über seinen eigenen Witz laut loszuprusten und schwenkte so weit herum, bis seine Schulter genau gegen die von Leander traf. Sofort blitzten Leanders Augen angriffslustig und er stieß den schwankenden Demian kräftig mit den Ellenbogen in die Seite, um sich von dem Störenfried Abstand zu verschaffen. Dieser gluckste zuerst nur unbeholfen, als ihm der Schmerz aber bewusst wurde, schimpfte er los. „Was soll das, du Lusche? Ich amüsier mich bloß.“ „Hey hey, Prinzessin. Pass auf, dass die Lusche dir nicht gleich das hübsche Gesicht verbeult“, warnte Leander und nahm ohne den Blick abzuwenden einen langsamen Schluck aus der Flasche. „Mach halblang.“ „Ich habe ja bloß meinen Kumpel Seik hier nach seinem Job gefragt. Wenn der ein furchtbar wichtiger Knacker aus der Oberschicht war, dann haben wir doch wohl ein Recht darauf das zu erfahren?“ „Interessiert mich ehrlich gesagt einen Dreck, wer oder was der Typ ist. Von mir aus kann er die Latrine geputzt haben. Der ist grad einfach auf nem ziemlich üblen Trip und labert wahrscheinlich eh nur Mist…“ „Die Latrine.“ Demian kicherte. „Damit kennst du dich wohl aus?“ Raffa, der das amüsante Gezanke seines Freundes gewohnt war, schenkte der Darbietung nur teilweise seine Aufmerksamkeit. Das Gespräch mit Seik war schon wieder in den Hintergrund gerückt und er machte sich Sorgen, dass der Faden jetzt verloren bleiben würde. Seiks Schicksal machte ihn nachdenklich. Er hasste es mit anzusehen, wie unschuldige Seelen immer wieder in den Staub getreten wurden, wenn es den hohen Tieren beliebte. Vielleicht war es an der Zeit das Fest zu verlassen. Das Feuerwerk war vorbei und auch die berauschte Traube staunender Menschenmassen hatte sich mit dem Verschwinden der Festzüge wieder aufgelöst. Es war an der Zeit sich einen gemütlicheren Ort zu suchen als diesen. Hier gab es in der Nähe ein paar nette Gasthäuser, wo einem der Wind weniger scharf um die Ohren pfiff. Doch gerade als er Seik den Vorschlag unterbreiten wollte, schnellte die dunkle Gestalt seines Sitznachbarn hoch und zeigte tatsächlich so etwas wie Haltung. Raffa konnte in den Gesichtern der zwei Streithähne dieselbe Verwunderung ablesen, die er selber grad verspürte. Das war das erste Mal, dass er Spannung in Seiks Körper zu sehen bekam. „Wenn ihr es genau wissen wollt, ich war Mitglied der Magiergilde." Seine Mundwinkel zuckten verächtlich. „Und im Gegensatz zu manch anderen Wichtigtuern dort habe ich einen ehrenwerten Posten bekleidet, aber was erzähle ich einem Kleingeistigen von Ehre?“ „Nen Ex-Magier! Ja klaaar!“, höhnte Demian und machte eine abfällige Geste mit der Hand. „Du bist doch echt hacke, man.“ Leanders Miene verdunkelte sich, im Gegensatz zu Demians Alberei sah er Seik scharf an: „Ehrenwerter Posten, ja? Ich habe da andere Sachen über die Magiergilde gehört.“ Seik starrte zurück. „Sieh an. Nach allem was du erzählt hast, frage ich mich, ob deine Arbeit hier denn so ehrenhaft ist.“ „Ah ah, Sonnenschein! Über mich reden wir hier ja gerade gar nicht, oder?“ Leander lächelte dünn. „Was muss man denn tun, um so tief zu sinken, hm, Ex-Magier?“ „Meine Wenigkeit hatte für dich doch gerade eben noch so viel Belang wie „Dreck“ oder möchtest du deine Aussage revidieren?“ „Ist bloß schlichtes, höfliches Interesse. Man nennt sowas auch Smalltalk.“ „Ich bin hier sowieso der Ehrenhafteste. Und ihr seid alle einfach nur stramm bis zum Geht-nicht-mehr“, mischte Demian weiter mit. „Ehrenhaft hin oder her. Wer hat hier schon ne weiße Weste an? Seik ist jetzt jedenfalls einer von uns, also beruhigt euch wieder“, versuchte Raffa zu schlichten. „Hey Moment, wenn Seik hier schon einen auf dicke Hose macht, dann will ich auch Beweise. Wenn der sagt er ist`n Magier, dann kann er uns doch mal was vorzaubern.“ „Das ist nicht möglich“, gestand Seik mit fester Stimme, ohne dabei peinlich berührt zu klingen. Demian verzog schon prahlerisch die Lippen. „Wußt ich’s doch. Angeber.“ „Was Seik damit sagen will, ist, dass ihm dazu wahrscheinlich das Äther fehlt.“ Raffa kannte sich nun auch nicht so explizit auf diesem Gebiet aus, aber ein paar grundlegende Dinge waren ihm dennoch geläufig. „Dieses Äther wird im Dentrium doch fast überall als Energiequelle verwendet. Es treibt nicht nur ihre Maschinen an und versorgt die Stadt bequem mit Licht, neben der Stange Geld die man für das Wundermittel auf dem Äthermarkt kassiert, ist die Essenz auch noch als Quelle für magische Energie nicht wegzudenken. Ohne Äther keine Magie, nicht wahr?“ „Korrekt“, Seik nickte zustimmend. „Versteh ich nicht. Ein Magier, der nicht zaubern kann. Das ist doch Mist.“ „Zaubern…“, Seik seufzte. „Genau genommen heißt es nicht zaubern, sondern beschwören. Magie zu wirken ist ein komplizierter Vorgang, der höchste Konzentration und vor allem einen Tribut fordert. Es bedeutet, dass ein energetischer Stoff durch das Zusammenspiel mit der medialen Fähigkeit eines Beschwörers in eine andere Form umgewandelt oder in einen anderen Zustand versetzt wird. Ähnlich wie bei der Alchemie. Mit deinen Worten gesagt, eine Beschwörung setzt einen bestimmten Tausch voraus.“ „Und gegen was wird getauscht?“ fragte Demian verwirrt. „Lebensenergie“, antwortete Seik. „Da einen Magier, vor allem einen ungeübten, dies erheblich schwächen oder sogar umbringen würde, benutzt man den Äther als Energiequelle. Wenn man viel davon absorbiert, ist es möglich Magie in kurzer Zeit öfter und viel intensiver einzusetzen. Leider besitze ich keinerlei Äther mehr, daher fürchte ich, musst du wohl auf einen Zaubertrick meinerseits verzichten.“ „Äh, das ist mir jetzt zu hoch. Dann halt nicht. Aber ich finde die könnten ruhig mal was davon abgeben. Die haben doch genug davon.“ „Ne, Demian, so einfach ist das nun auch wieder nicht“, sagte Raffa. „Das Zeug liegt ja nicht einfach so in der Gegend rum. Das ist extrem selten und schwer zu finden.“ „Ach, Blödsinn! Warum haben die im Dentrium denn dann soviel davon? Die wollen bloß alles für sich, das ist alles.“ Woher der plötzliche Wohlstand Grisminas durch das Äther herrührte wusste wohl keiner so genau. Hier und da munkelte man, sie hätten eine streng geheime Methode gefunden, mit der sich die Essenzen aufspüren ließen, aber das waren natürlich alles nur Vermutungen die niemand je wirklich bestätigt hatte. Vielleicht wusste Seik mehr darüber, immerhin war er als Magier ja ganz nah dran am Geschehen. Aber Raffa hielt es für keine gute Idee ihn jetzt direkt darauf anzusprechen. Das war wohl ein eher heikles Thema, mit dem er im Augenblick ganz bestimmt nicht konfrontiert werden wollte. „Würdest du rumgehen, und alles an die Armen verschenken, wenn du einen wertvollen Schatz entdeckt hättest, Demian?“, fragte er stattdessen, um Demian ein wenig den Wind aus den Segeln zu nehmen, auch wenn dieser vermutlich gar nicht so daneben lag mit seiner Behauptung. „Ehm…ja, na klar. Sicher würde ich teilen.“ „Oh…ganz sicher." Leander lachte. „Warum das teilen, was einem zu etwas Besonderem macht?“ „Pah! Alles viel zu kompliziert. Die sollen einfach die Mauern einreißen und alles wieder zusammenzulegen. Wenn es diese blöde Trennung nicht gäbe, müssten auch nicht alle Leute so unzufrieden sein. Wen wundert es denn noch, dass im Fuorium so viel geklaut wird? Wenn das Dentrium nicht aufpasst, gibt’s irgendwann die Retourkutsche. Und dann BAMM!“ Demian knallte die Fäuste zusammen. „Das ist Schwachsinn. Reichtum bedeutet nicht nur Wohlstand, sondern auch Macht. Und Macht gehört nicht in die Hände von denen, die nicht damit umzugehen wissen“, erklärte Seik, der sich allmählich wieder beruhigt hatte und mit nüchterner Stimme fortfuhr. „Seitdem sich die Schichten geteilt haben herrscht hier ein geordneter, disziplinierter Ablauf für den Grismina hohes Ansehen von außerhalb genießt. Würde man die Grenzen wieder verwischen, würde das System zusammen brechen. Kontrolle ist ausschlaggebend um eine Stadt wie Grismina, die so stark floriert, funktionieren zu lassen.“ „Und die Kontrolle haben doch die Minister?“ harkte Raffa nach. „Nach außen hin schon, zumindest wenn es um die Verabschiedung von Gesetzten geht. Aber der Einfluss der Magiergilde wächst stetig. Sie sind längst nicht nur Gelehrte und ausführende Kräfte, die im Wohle der Forschung arbeiten. Xerophes, als der höchste Würdenträger, genießt erstaunlichen Einfluss. Man könnte auch sagen, dass er dort einen Teil der Geschicke mit beeinflusst, wenn nicht sogar lenkt. Wenn es um das System und wichtige Entscheidungen geht, wird er vom Ministerium jedes Mal zu Rate gezogen. Seine Meinung ist von unschätzbarem Wert. Und wer nach seiner Meinung nicht ins System passt…“ „Wird ausrangiert.“ Raffa konnte sehen wie sich Seiks Schlucker unter der Haut bewegte. Er zuckte schwach mit den Schultern. „Ganz genau…“ „Wenn denen deine Nase nicht gefällt hat man wohl echt die Arschkarte gezogen“, sagte Leander mit seiner rauen Reibeisenstimme. „Tja, tut mir echt leid für dich.“ „Vielen Dank für das aufrichtige Mitgefühl…“, erwiderte Seik zynisch. „Mach dir nichts draus, Kumpel. Sei froh, dass du aus dem Affenstall raus bist. Bei uns bist du gut aufgehoben." Das war jetzt vielleicht ein ziemlich lausiger Versuch Seik wieder aufzumuntern, ein paar lauwarme Worte konnten auf die Schnelle wohl kaum wieder gerade biegen, was Seik passiert war, aber im Moment war es das einzige was er tun konnte. Und es fand zumindest Zustimmung bei Demian, der Mafuu sei Dank mit zog. „Genau, sollen die Penner aus der Oberschicht doch oben auf ihren Festwagen stehen und mit all ihrem Äther angeben. Dafür haben wir hier viel mehr Spaß.“ „Wenig überzeugend, Prinzesschen“, spottete Leander. „Aber immerhin ein Grund mehr sich ordentlich die Kante zu geben. Vergiss die Kerle und denk an was Nettes. Sieh dir die bezaubernden Elfen an!“ Leander warf den Tänzerinnen, die in bunten, leicht bekleideten Gewändern auf ihrem Weg zum Marktplatz an ihnen vorbei gingen einen verschmitzten Blick zu. „Ohja. Wirklich reizend“, entgegnete Seik trocken. Raffa lachte. „Ihr macht wohl Witze. Bei diesen mageren Weibern gibt’s ja nicht viel zu gucken. Wenn ich Spaß haben will, nehm ich mir eine üppige Frau, die auch was auf dem Kasten hat. Ich wette dir hat noch nie ein richtiges Frauenzimmer Feuer unterm Hintern gemacht, Leander. Siehst mir aus wie einer, der lieber hübschen Dummchen schöne Augen macht.“ Leander zuckte mit den Schultern, ganz so als hätte Raffa mit seiner Vermutung genau ins Schwarze getroffen. „Also für ne Nacht muss sie nicht clever sein.“ „Den würd ich auf jedenfall nicht mit meiner Schwester alleine lassen“, zischte Demian verächtlich. Leander sah zu ihm herüber und hob lässig einen Mundwinkel. „Deine Schwester? Ist die denn auch ein hübsches Dummchen?“ „Du…!“ Raffa seufzte auf. Er wusste schon, was jetzt kommen würde, denn Leander hatte Demians wunden Punkt erwischt. Was seine Schwester anging, ließ der Junge nicht mit sich spaßen. Vorsichtshalber fasste er Demian bei der Schulter, bevor dieser Leander noch an die Gurgel gehen konnte und redete in ruhigem Ton auf den Hitzkopf ein. „Komm runter, Sportsfreund. Der Typ zieht dich doch nur auf. Wenn der gute Leander unsere süße Lian kennen würde, würd der seinen Frauengeschichten glatt abschwören, meinste nicht?" Demian hob trotzig die Schultern, ließ es aber anscheinend dabei bewenden. Die beiden Geschwister hatten es von Haus aus nicht gerade leicht gehabt und Raffa nahm es Demian nicht krumm, dass er seine einzige Verwandte wie ein Löwe verteidigte, selbst wenn er es manchmal damit übertrieb. Leander entlockte die Vorstellung nur ein süffisantes Grinsen. „Warum ist dein Augensternchen denn nicht hier, wenn du dir solche Sorgen um sie machst?“ „Lian arbeitet auf dem Festplatz um ein bisschen Geld zu verdienen, weißt du? Die Kleine ist keinesfalls so hilflos wie Demian meint“, nahm Raffa seinem Kumpel die Antwort ab. „Eigentlich könnte er sich mal eine Scheibe bei ihr abschneiden. Der hockt lieber faul auf dem Fest während sie schuftet.“ „Hey, fällst du mir in den Rücken, Kumpel? Gleich setzt es aber was!“, protestierte Demian und gab dem Händler einen spielerischen Treffer gegen die Schulter. „Ist ja nicht so, als würde ich gar nichts machen.“ „Ja ja, ist nicht so leicht hier überhaupt was zu finden, was? Nur gut, dass keiner Lians Augenaufschlag widerstehen kann.“ Raffa lachte herzhaft. In vielerlei Hinsicht war die niedliche Lian einiges raffinierter als ihr vorlauter Bruder. Auf einmal durchfuhr es Raffa wie ein Schlag und das Gespräch brachte ihn auf eine völlig andere Idee. „Sag mal, Seik, womit verdienst du dir eigentlich so das Geld hier unten?“ „Nichts was es wert wäre zu erzählen“, murrte dieser leise, als wolle er nicht gehört werden. Raffa konnte sich schon vorstellen, wie unangenehm es einem abgestürzten Dentrianer sein musste vom Betteln oder Stehlen zu sprechen. Aber wahrscheinlich lief es genau darauf hinaus. „Hast du dir schon mal überlegt irgendwas Sauberes zu machen? Ich meine ne Arbeit um Kohle zu verdienen und dann dem Drecksloch den Rücken zuzukehren? Was Nettes aufbauen?“ „Nein“, erwiderte Seik schlicht und Raffa hatte keinen Zweifel daran, dass er es bislang nicht einmal in Erwägung gezogen hatte. „Ich habs, Sportsfreund!“, verkündete Raffa voller Elan und erhob sich von dem Brunnenrand, um dem Nachdruck zu verleihen. „Ich zieh bald in das nächste versoffene Örtchen, wo man meine Waren zu schätzen weiß. Wenn du willst, bist du dabei. Ich könnte jemanden gebrauchen, der mir hier und da mal unter die Arme greift.“ Die Vorstellung Seik seine schweren Kisten tragen zu lassen oder im schlimmsten Falle sogar auf seine Kundschaft loszulassen kam leider sogar ihm seltsam absurd vor, aber Raffa hielt an dem Glauben fest, dass ein gezielter Tritt in Seiks Allerwertesten diesem zu neuem Schwung in die richtige Richtung verhelfen könnte. „Ich halte das für keine gute Idee…und wenn du ehrlich bist, du auch nicht.“ „Ach, gib dir `nen Ruck. Das ist das günstigste Ticket aus diesem Sumpf das du kriegen kannst. Im Gegenteil, wirst sogar noch dafür bezahlt. In den Städten und Dörfern außerhalb feiert man Mafuu noch etwas länger als hier, da kann ich mit meinem Wagen noch gutes Geld machen. Ich denke ich steuer als nächstes Ziel mal Alet an und dann geht’s rüber zur hübschen Vogelstadt. So ein kleiner Tapetenwechsel wirkt wahre Wunder, vertrau mir, Kumpel. Das Handelsgeschäft wird dir gefallen. Nicht so bonzig wie ein Leben im Dentrium, das nicht, aber vielleicht findest du ein Dörfchen, das dir gefällt. Ein einfaches Leben ist auch kein schlechtes Leben. Oder du kommst mit zu mir in die Berge. Dann stell ich dir meine bezaubernde Frau und den Sack voll Rotznasen vor, die daheim auf mich warten. Ich sag dir, die macht nen Kuchen, danach leckst du dir die Lippen, Seik!“ „Tut mir leid, aber ich bin nicht an einem neuen Leben interessiert. Sieht so aus, als müsste ich auf den Kuchen verzichten“, entgegnete Seik mit einem sonderbar schwermütigen Gesichtsausdruck, den Raffa nicht deuten konnte. Hatte Seik tatsächlich schon abgeschlossen oder glaubte er etwa noch daran, das Dentrium würde ihn wieder auflesen? „Überlegs dir noch mal. Bis morgen früh pack ich meine sieben Sachen zusammen und zieh los. Überlegs dir wirklich gut, Kumpel. Noch ist es nicht zu spät mal was andres auszuprobieren.“ „Hey, was machen die denn hier?“, rief Demian plötzlich dazwischen und stieß Raffa in die Seite, um seine Aufmerksamkeit zu gewinnen. „Guck mal da rüber, Raffa!“ Demians Fingerzeig folgend begriff Raffa schnell, worauf sein Freund ihn hinweisen wollte. Er war so in das Gespräch mit Seik vertieft gewesen, dass er erst jetzt bemerkte wie schlagartig ruhig es geworden war. Angesichts der eben noch tobenden Festlichkeiten völlig absurd. Anstelle von Feierlaune herrschte nun verhaltenes Getuschel und auch die Musik war verstummt. Des Übels Ursprung fand Raffa auf dem nun frei gewordenen Pfad, der sich aus der missmutigen Menschenmenge gebildet hatte. Ritter der Garde. Ihre Gesichter waren streng nach vorne gerichtet. Sie drängten dazu den Weg weiter freizumachen und forderten die Anwesenden dazu auf die Feierlichkeiten sofort zu unterbinden. Dann teilten sie sich auf und gingen darin über den Platz systematisch abzusuchen. „Hatten die heute nicht schon ihren Auftritt? Scheint so, als wolle das Dentrium wirklich jedem hier die Feierlaune vermiesen.“ Raffa beschlich ein ungutes Gefühl. Die Ritter der Garde sprengten so eine Party nicht einfach ohne Grund. Zweimal am Tag auf diese unangenehmen Typen zu treffen, war kein gutes Zeichen. Er fragte sich, ob das etwas mit dem Erscheinen des Hauptmannes von vorhin zu tun haben könnte. „Sieht aus, als hätte hier jemand was ausgefressen. Derjenige sollte jetzt besser schnell abhaun", gab Leander mit einem skeptischen Seitenblick gen Demian zu bedenken. „Sieh mich nicht so an. Ich habe echt nichts gemacht“, flüsterte Demian. Es dauerte nicht lange, bis eine fünfköpfige Patrouille auch am Brunnen angekommen war. Unweit von Ihnen machten Festbesucher ihren Ärger über die Störung laut und beschimpften die Ritter. Anscheinend hatte der Alkohol ihnen bereits die Hemmungen genommen, denn niemand mit unversoffenem Verstand legte sich gern mit der Rittergarde an. Prompt wurden die Unruhestifter zurechtgewiesen sich ruhig zu verhalten, andernfalls drohten die verärgerten Ritter mit sofortiger Inhaftierung bei Behinderung ihrer Suche. Verdammt, da meinte es aber jemand ernst. Egal was die Kerle suchten, Raffa hoffte dass sie es bald fanden und damit schnell wieder verschwinden würden. Außerdem bemerkte er, wie Seiks Hände sich krampfhaft um die Flasche vor sich schlossen. Auch für seinen neuen Kumpel aus dem Dentrium musste diese Begegnung hart sein. Als einer der Ritter seinen Kollegen verkündete, dass sie die Suche anderswo fortsetzen würden, war Raffa heilfroh. Die anderen Männer der Ritterschaft drehten schon ab, um den Platz zu verlassen. Der Letzte von ihnen umrundete noch einmal den Platz um den Brunnen herum und auch dieser würde damit bald verschwunden sein. Dachte Raffa jedenfalls. Doch als der Ritter in ihrem unmittelbaren Sichtfeld war, blieb dieser stehen und es schien so, als würde der Blick des Mannes genau auf sie gerichtet sein. Aber was zum Kuckuck war so interessant an einer Bande Typen, die auf einem Brunnen saßen um einen zu heben? „Jelester!“, hob sich die Stimme des Ritters an, als er nun näher kam. „Jelester ist hier. Kommt hier rüber!“ Der Rest der bewaffneten Männer kam zurück auf den Platz gelaufen und gesellte sich zu ihren Kameraden. Dieser presste die Lippen fest aufeinander und zog als Zeichen seiner Dominanz das Schwert, um es gegen Seik zu halten. Das zweite Mal, dass an diesem Tag jemand seine Waffe auf ihn richtete. Raffa verstand immer noch nicht, was genau das Ganze hier auf sich hatte, aber langsam beschlich ihn eine unangenehme Erkenntnis. Der Name Jelester war gefallen und Raffa wäre es mit großer Sicherheit nicht entgangen, wenn sich ein hochrangiger Bonze in ihrer Mitte befinden würde. Es sei denn… Seik hatte doch vorhin behauptet ein ehemaliger Magier aus dem Dentrium zu sein. Konnte es da eine Verbindung geben? Entweder das oder…! Seik und dieser, als hochnäsig und vor allem herzlos bekannte Bastard Jelester, sollte es sich da gar um ein und dieselbe Person handeln? „Seik Jelester. Vortreten oder wir müssen von einem Akt des Verrates ausgehen!“ Demian kam Seik zuvor und erhob sich mit Schwung von seinem Platz. Als könnte er ihn damit schützen, baute er sich zwischen dem Ritter und dem Verurteilten auf. Auch wenn Demian nicht viel auf Seik hielt, schien dieser gerade die Sympathie des Jungen auf seiner Seite zu haben. „Hey, Seik muss gar nichts, klar? Der hats nicht nötig sich von euch Befehle erteilen zu lassen!“ Doch Seik legte anscheinend keinen Wert darauf, verteidigt zu werden. Stattdessen stand er wie geheißen von seinem Platz auf und ging an Demian vorbei auf die Seite der Ritter. Raffa hätte sich am liebsten auch eingemischt, um seinem Freund unter die Arme zu greifen, doch der geknickte Seik machte keine Anstalten zur Gegenwehr. Fast wie ein ausgesetzter Hund, der beim ersten Pfiff seines Herrchens wieder zurückgekrochen kam, um den nächsten Tritt zu kassieren. Es ärgerte ihn tierisch, doch wenn Seik sich nichts vorzuwerfen hatte, würde ein Eingriff ihn vielleicht nur noch mehr Probleme bereiten. „Seik Jelester, Ihr wurdet des heutigen Tages in einem Gespräch mit Herrn Deviresh gesichtet. Wir müssen stark von einer Verbindung zwischen Euch und seinem Verschwinden ausgehen! Daher werden wir Euch vorläufig festnehmen.“ Die Stimme des Ritters klang laut und abfällig. Seik presste starr vor Entsetzen den Mund zusammen. Damit schien selbst er nicht gerechnet zu haben. Der Ritter musste auf das Treffen mit dem verzettelten Jungen anspielen, den heute dieser hunzlige, alte Magier mitgenommen hatte. War der denen denn etwa schon wieder ausgebüchst? Kein Zufall also, dass die Ritter gleich zweimal hier aufkreuzten. Sie suchten nach dem Jungen und machten Seik für das Verschwinden verantwortlich. Sicher die einfachste Sache, einem bereits Verstoßenen den schwarzen Peter unter zu jubeln. Aber Seik war die ganze Zeit bei ihnen gewesen, also konnte er mit dem Verschwinden nichts zu tun haben. Es galt nun Ruhe zu bewahren. Nur Demian brachte das ganze völlig aus dem Häuschen. „Verflucht, Seik, lass dich doch nicht von denen rumschubsen! Los, wir machen die Kerle fertig bis einer heult!“, stachelte er vergeblich an. Wenn Demian nicht bald den Mund halten würde, handelte er sich gleich auch noch eine Verhaftung ein. „Beruhig dich, Demian. Misch dich da lieber nicht ein. Seik hat schon nichts verbrochen, also wird ihm auch nichts passieren!“ Obwohl sich Raffa seiner eigenen Worte nicht sicher war, hoffte er Demian damit zum Schweigen zu bringen. Er hielt ihn vorsichtshalber dennoch die Hand auf die Schulter und zog ihn leicht zu sich rüber und von dem Ritter weg. „Schlau erkannt, Händler, zügle deinen Bengel lieber. Und was Euch angeht, Jelester, Ihr werdet uns jetzt ohne Widerworte folgen. Das Tribunal erwartet eine Anhörung.“ Somit senkte der Ritter seine Waffe wieder und übergab Seik an seine Kollegen weiter um ihn abzuführen. „Mafuu zum Gruße, die Herrschaften“, verabschiedete sich Raffa spöttisch von den Rittern, die daraufhin ihre Nasen nur noch höher trugen als sie es ohnehin schon taten, während sie mit Seik im Schlepptau den Platz wieder verließen. Demian riss sich von der schweren Hand, die auf seiner Schulter ruhte, los und blickte Raffa mit zornigen Augen an. „Wieso hast du das zugelassen? Jetzt haben diese alten Stinker doch genau das was sie wollten, man!“ „Sorry, mein Kleiner, aber egal was wir hier gesagt hätten, das hätte eh nichts geändert. Außer, dass wir uns noch `n nettes Plätzchen in Untersuchungshaft reserviert hätten.“ „Das schmeckt mir überhaupt nicht, Raffa! Zusammen hätten wir die doch fertig gemacht. Die fünf Knallköpfe hättest du doch mit einem Schlag umgehauen.“ Raffa versuchte seinen aufbrausenden Freund wieder zu beruhigen, indem er ihm beschwichtigend auf die Schulter klopfte. „Ja, ja, klar, die Fünf hätte ich schon umgehauen, aber die hundert andren Kumpels von denen hätten das nicht so komisch gefunden, und die hätten dann ihre hundert andren Kumpels eingeladen und dann hätten sogar wir alt ausgesehen. Glaub mir, Demian, es ist erstmal gesünder den Ball flach zu halten. Seik macht das schon irgendwie.“ Demian rümpfte verächtlich die Nase. „Weißt du, das stinkt mir trotzdem. Ich hab keinen Bock mehr auf das Fest. Hier wird man doch eh nur vom Dentrium verarscht!“ Raffa seufzte schwer. Wie es aussah, war sein Freund für heute nicht mehr wieder zur Ruhe zu bekehren. Dann konnte er auch nichts anderes machen, als ihn ziehen zu lassen. Vielleicht war es auch besser so. Nach einer knappen Verabschiedung sah er den Hitzkopf nur noch von hinten über den Platz stapfen. Nun stand er mit Leander alleine da. Dieser hatte sich das ganze Gespräch mit den Rittern über erstaunlich still verhalten. „Hey, Leander, was meinst du? Suchen wir uns ein nettes Lokal und hängen die Zeit ab, bevor noch einer von uns abgeschleppt wird?“ „Sorry, hab generell nichts gegen Abschleppen, aber mir fällt grad ein, dass ich unterwegs was verloren haben muss. Ich hau also auch ab“, lehnte Leander das Angebot ab und schien es redlich eilig damit zu haben, sich aus dem Staub zu machen. Kam es ihm nur so vor oder wirkte der ansonsten so kühle Leander ein wenig zu nervös? „Ok, wie du meinst. Ich hoffe, du findest was du suchst“, verabschiedete sich Raffa von Leander, der bereits losgetrottet war. Anscheinend schien alles und jeder hier noch ein paar Leichen im Keller zu haben, auf die er nicht zu sprechen kommen wollte. Das sich hinter der erbärmlichen Gestalt Seiks so jemand wie der hinterhältige Magier Jelester verbergen sollte, war dennoch für Raffa nicht zu fassen. Er hoffte Seik eines Tages wieder zu Gesicht zu bekommen, um die ganze Geschichte zu erfahren. Mit einem etwas flauen Gefühl in der Magengegend machte er sich daran seinen Karren zurück zu den übrigen Händlern zu bekommen und dort seine Sachen zu packen. War Zeit Grismina erstmal Auf Wiedersehen zu sagen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)