Farunajakitsu von Yosephia (oder: Die wahre Geschichte des Neunschwänzigen Fuchsungeheuers) ================================================================================ Teil 13: Das Angebot -------------------- Konnichi wa, Leute! Bevor es mit einen extralangen Kapitel losgeht, schnell noch meinen herzlichsten Dank an die Kommischreiber: -chloeleonheart -nimi -InaBau -Lyos -ishizusabakuno -Sasuke_Uchiha -Zabuza -Nasuke -lavados -Ryousanki -Reika_Yume -Vikichan -Neko -bino-chan ... und an meine Betalis! *Silia und Haiku knuff* Und jetzt will ich auch gar nicht weiter rumbrabbelnd... Viel Spaß! *sich verbeug* *von der Bühne geh* ___________________________ Farunajakitsu – oder: die wahre Geschichte des Neunschwänzigen Fuchsungeheuers Teil 13: Das Angebot „Sasuke-kun? Sasuke-kun, bist du wach?“ Brummelnd wuchtete Sasuke sich aus seinem Bett und schlurfte zum Fenster. Er hatte die halbe Nacht nicht richtig schlafen können, weil er sich, trotz Fujis beruhigenden Worten, Gedanken um seinen Freund gemacht hatte. Erst in den frühen Morgenstunden war er endlich eingeschlafen. Der Uchiha öffnete das Fenster und sah zu Sakura hinunter: „Was ist los?“ „Weißt du, wo Hinata-chan sein könnte? Sie ist gestern Abend nicht nach hause gekommen.“ „Keine Ahnung“, gab Sasuke zu, „Warte einen Moment! Ich bin gleich unten.“ Schnell zog er sich um und ging dann in Narutos Zimmer. Auf dem Stuhl am Schreibtisch saß Fuji und streckte sich gerade ausgiebig. Höchstwahrscheinlich hatte er Sasukes Schritte gehört und wurde davon geweckt. „Morgen“, gähnte der Animo. „Kannst du uns dabei helfen Hinata zu finden?“, bat der Ninja. Der Fuchs willigte ohne groß nachzufragen ein, grinste dabei jedoch wissend. Sasuke betrachtete ihn Stirn runzelnd. Er wurde einfach nicht schlau aus Fuji. Der Fuchs schien mal wieder viel mehr zu wissen, als er preisgab. Fuji sprang vom Stuhl und tapste neben Sasuke her nach draußen. Vor dem Tor des großen Uchiha-Anwesens angekommen, war der Fuchs mit einem Hechtsprung auf der Mauer und begann dann damit, in der Luft zu schnüffeln. „Hab sie!“, verkündete er kurz darauf und sprang wieder von der Mauer. Sasuke und Sakura folgten ihm und wenig später standen sie vor dem Ichiraku. Und dort saß die Vermisste am Tresen und aß in aller Seelenruhe Miso-Ramen. „Hinata-chan!“, rief Sakura erleichtert aus und riss Hinata damit aus ihren Gedanken. Die Kunoichi mit den rosafarbenen Haaren verlangte zu wissen, wo sie gesteckt hätte. Hinata errötete leicht und nuschelte entschuldigend, dass sie im Krankenhaus eine Nachtschicht gehabt hätte. Sasuke indessen bemerkte eine halb aufgegessene Portion Ramen auf den Platz neben Hinata. „Wer war denn eben noch hier?“, wollte er wissen. Sawada antwortete anstatt Hinata: „Bis vor fünf Minuten war Naruto noch hier, aber dann ist Iruka-san gekommen und hat ihn abgeholt. Er meinte, es gäbe etwas vor dem Rat zu besprechen. Nicht mal zu ende essen durfte Naruto, so eilig hatte es Iruka-san. Er sah aber auch ziemlich angespannt aus.“ Sakura sah fragend zu Hinata, doch diese zuckte nur mit den Schultern und sagte, dass sie auch nicht mehr wüsste. Daraufhin wollte Sakura sich an Fuji wenden, aber der war nicht mehr da. Bevor die drei Ninja jedoch anfangen konnten, zu suchen, wurden sie von jemandem abgelenkt. Ein riesiger Mann – sicher zwei Meter groß – mit langem, struppigen, weißen Haaren kam wütend schnaubend in das Restaurant gestürmt, setzte sich an den Tresen und verlangte mit vor Zorn bebender Stimme nach Sake. Sakura, Sasuke und Hinata warfen sich verwirrte Blicke zu. Zögerlich trat Sakura näher an den legendären Ninja heran: „Jiraiya-sama?“ „Was?“, fragte dieser gereizt. Als er jedoch erkannte, wer ihn angesprochen hatte, grummelte er nuschelnd: „Ach ihr seid es.“ „Solltet Ihr nicht auch bei dieser wichtigen Ratsversammlung sein?“, fragte Sakura vorsichtig. „Nie wieder!“, brüllte Jiraiya und schüttete noch mehr Sake in sich hinein. „Was ist denn los? Was geht da vor?“, fragte Sakura besorgt. „Sie lassen ihn wieder als Ninja in Konoha arbeiten.“ „Das ist doch prima!“, rief Sakura ganz begeistert. Auch Hinata freute sich sichtlich. Sasuke blieb auf dem Boden der Tatsachen und erkundigte sich mit ruhiger Stimme: „Und unter welchen Bedingungen?“ Naruto stand abwartend vor dem Rat. Er musste mit sich kämpfen, damit er nicht patzig würde, weil man ihn von seinen Miso-Ramen weggezerrt hatte. Dennoch entging ihm nicht die Spannung, die in der Luft lag und die wütenden Blicke, die Iruka auf Hiashi Hyuga und seine Getreuen warf. Auch Kakashi, Kurenai, Asuma, Gai, Anko, Ibiki, Genma, Ebisu, Shizune und sogar Tsunade wirkten sehr angespannt. Jiraiya konnte er nirgends entdecken. Naruto musste sich zusammenreißen, um seine Gefühle nicht preiszugeben. Besorgnis, Verärgerung, sogar Angst… Nichts davon wollte er vor Hiashi und den anderen zeigen. Es war schon schlimm genug, dass er damals so ausgerastet war, als jemand behauptet hatte, er, Naruto, würde im Dienst von Orochimaru stehen. Der Blonde starrte unverwandt die Hokage an. Diese ergriff das Wort. Ihre Stimme klang verbittert und müde. „Naruto Uzumaki, wir bieten dir an, als Jounin in Konoha anerkannt zu werden.“ Sie machte eine Pause. Naruto beschlich eine böse Vorahnung. Deshalb sparte er es sich, sich Hoffnungen zu machen. Und tatsächlich: Die Fünfte Hokage legte eine Schriftrolle auf den Tisch und daneben ein Stirnband – Naruto erkannte sofort, dass es das war, das er vor so vielen Jahren von Iruka bekommen hatte und das er der Hokage gegeben hatte, bevor er das Dorf verlassen hatte – und sagte mit schleppender Stimme: „Dafür musst du aber erst diesen Vertrag hier unterzeichnen, in dem du dich bereit erklärst, die Bedingungen für deine Wiederaufnahme zu akzeptieren.“ „Die wären?“, fragte er ruhig. „Erstens: Darfst du nie ein Anbu werden.“ Innerlich zuckte Naruto mit den Schultern. Das war ihm so ziemlich egal. Danach hatte er eh nie gestrebt. „Zweitens: Darfst du nie Anspruch auf einen Sitz im Rat erheben.“ ´Als ob mir das was ausmachen würde´, schnaubte Naruto gedanklich. Das würde sowieso nur Ärger und Stress bringen. „Und Drittens?“, fragte er nach, weil die Hokage zögerte. Sie sah ihm in die Augen. Er musste sich für einen Moment mächtig am Riemen reißen, um nicht zu zeigen, wie sehr er sich erschreckt hatte. Dieser Blick: Bedauern… Wut… Trauer… Schmerz… so unendlich traurig. Am liebsten hätte er jetzt einfach seine Zuma-Fassade abgelegt. Am liebsten wäre er ihr auf die Nerven gegangen und hätte sie Obaa-chan genannt; so wie früher, bevor Orochimaru ihm das Leben zur Hölle gemacht hatte. Doch er wollte keine Schwäche zeigen; vor allem nicht, weil er die hämischen Blicke von Hiashi und seiner Anhängerschaft genau spüren konnte. Aus den Augenwinkeln sah er das Oberhaupt des Hyuuga-Clans zufrieden grinsen. Naruto wandte seine volle Aufmerksamkeit wieder der die Hokage zu. Er sah ihr ruhig in die Augen. Tsunade konnte diesem Blick nicht standhalten und senkte den ihren. Dann schließlich sagte sie leise, fast flüsternd: „Du darfst nie Anspruch auf den Hokagetitel erheben.“ Leere… in Naruto schien eine unendliche Leere zu herrschen. Sein Traum zerplatzte endgültig vor seinen Augen. Doch er fühlte keine Wut, keinen Hass, keine Trauer, keine Verzweiflung; nur diese Leere. Zu seiner Rechten konnte er erkennen, wie Kakashi und die Anderen traurig die Köpfe senkten und wie Iruka sich auf die Unterlippe biss und seine Fäuste bebten. Zu seiner Linken sah er die siegessicheren Gesichter von Hiashi und den anderen Ninja, die sich immer gegen ihn ausgesprochen hatten. Und er verstand. Er verstand, was sie damit bezweckten. „Sie wollen nicht, dass er zurückkommt! Sie wissen genau, dass er nicht akzeptieren wird. Das ist so unfair! Dazu haben sie überhaupt kein Recht. Er hat doch gar nichts gegen Konoha getan. Im Gegenteil!“ Sakura konnte sich einfach nicht beruhigen, seit Jiraiya ihnen die Bedingungen genannt hatte, die Naruto erfüllen musste, um in Konoha bleiben zu dürfen. Schon die ersten beiden Bedingungen waren vollkommen unberechtigt, aber es war die dritte Bedingung, die ihnen klar werden ließ, wie grausam man gegen ihren Freund vorging, weil er das Fuchsungeheuer in sich trug. Hinata hatte nichts mehr halten können: Sie war mit Tränen in den Augen aus den Restaurant gerannt. Sakura war viel zu aufgelöst, um das zu bemerken. Lauthals machte sie ihrer Wut Luft und fluchte, wetterte und wünschte Hiashi und den Anderen ein schlimmes Unglück nach dem anderen an den Hals. Doch irgendwann konnte sie nicht mehr. Tränen quollen aus ihren Augen, Schluchzer ließen ihren ganzen Körper erbeben. Ganz sanft nahm Sasuke sie in den Arm, flüsterte ihr beruhigend ins Ohr, spendete ihr Trost. Jiraiya beobachtete die beiden traurig aus vom Alkohol getrübten Augen. Er nahm Sawada grob die Flasche mit den Sake ab, trank sie mit wenigen Zügen leer und verlangte mit leichten Lallen in der Stimme nach mehr, um den Schmerz der Beiden nicht mehr mit ansehen zu müssen, um seinen eigenen Schmerz wenigstens für kurze Zeit vergessen zu können. Hinata stand auf dem Balkon, der den Hokagefelsen direkt gegenüber lag. Sie hatte die Arme fest um sich geschlungen und weinte bitterlich. Der Glücksballon, der letzte Nacht in ihrem Herzen angeschwollen war, war mit einem Mal zerplatzt. Seit sie am gestrigen Abend in seinen Armen eingeschlafen war, hatte sie gedacht, nun könnte nichts mehr schief gehen. Sie hatte gedacht, dass sie nun mit Naruto glücklich werden könnte. Doch der Rat stellte ihn vor diese grausame Wahl. Sie konnte nicht von Naruto erwarten, dass er wegen ihr seinen Traum aufgab. Sie sah hoch zu den Gesichtern der Hokage, die in die Steinwand gemeißelt worden waren. In ihr flammten plötzlich entsetzliche Wut und furchtbarer Hass auf den Vierten Hokage auf. „Warum hast du ihm das angetan?“, brüllte sie sich ihren Frust von der Seele. Doch dann wurde ihr klar, dass der Vierte damals nur zum Wohle des Dorfes gehandelt hatte und dass er wahrscheinlich gehofft hatte, dass man sich gut um Naruto kümmern würde. Ihr Hass begann sich gegen die Dorfbewohner zu richten, die Naruto behandelten, als wäre er höchst persönlich das Fuchsungeheuer. Sie begann sich zu fragen, ob sie überhaupt noch in Konoha bleiben wollte, wenn Naruto nicht da wäre und sie dafür jeden Tag die triumphierenden Gesichter von ihrem Vater und den anderen Ninja, die Naruto aus dem Dorf gejagt hatten, sehen müsste. Wäre ihr Leben dann überhaupt noch etwas wert? Sie hatte immer auf ihn gewartet; war für ihn stark geworden. Wenn sie zu verzweifeln drohte, tauchte immer wieder sein freundlich lächelndes Gesicht vor ihr auf und sie schöpfte neuen Mut und neue Kraft. ´Für Naruto-kun!´, hatte sie sich selbst immer wieder angespornt. Doch nun nahm man ihr diesen wichtigen Stützpfeiler… „Hinata-chan?“ Die Angesprochene zuckte erschrocken zusammen. Sie war so in Gedanken gewesen, dass sie die herannahenden Schritte überhaupt nicht gehört hatte. Sie hatte die Stimme sofort erkannt. Sie drehte sich nicht um. Sie wollte nicht in seine Augen sehen. Wahrscheinlich hatte er schon seinen Rucksack gepackt und wollte sich von ihr verabschieden. Das wollte sie nicht! Sie wollte ihn nicht schon wieder verlieren! Hinata konnte hören, wie Naruto weiter auf sie zukam. Schließlich blieb er genau hinter ihr stehen. „Du weinst?“, fragte er leise, „Warum?“ „Das fragst du noch! Du bist endlich wieder da und dann verjagen sie dich gleich wieder. Ich… ich will nicht schon wieder von dir Abschied nehmen…“, murmelte sie. „Das musst du auch nicht“, wisperte er. Erschrocken von diesen Worten drehte sie sich hastig um. Ihre Augen huschten zu seiner Stirn und sahen sofort das Stirnband. Ihr Atem stockte. „Du hast die Bedingungen angenommen?“, keuchte sie. „Aber dein Traum! Du wolltest doch Hokage werden, damit alle dich respektieren und deine Stärke anerkennen.“ „Früher gab es niemanden, der das tat, aber inzwischen habe ich viele Freunde. Iruka-sensei, Kakashi-sensei, Sakura-chan, Sasuke, Oba-chan, Ero-senin, Konohamaru und all die anderen… und dich. Ich habe dich. Und das ist mir mehr wert, als alles andere. Ob ich die Bedingungen nun angenommen hätte oder nicht, hätte nichts daran geändert. Seit Orochimaru mir das Juin verpasste, ist mein Traum vom Hokagetitel geplatzt. Aber das ist mir jetzt egal. Ich will nicht wieder zurück in die Wildnis. Ich will hier, bei euch, bleiben; bei dir bleiben.“ Sie sah ihn mit großen Augen an. Ihr zuliebe gab er seinen Traum auf! Und gestern hatte er gesagt, dass er sie liebte. Auch wenn sie wusste, dass noch viele Probleme auf sie zukommen würden, so war sie im Moment einfach nur dankbar, dass man sie nicht wieder voneinander trennte; dass man ihnen die Chance gab, miteinander glücklich zu werden. Sie fiel ihm impulsiv um den Hals und weinte sich an seiner Brust aus. Naruto streichelte ihr sachte den Rücken und wippte mit ihr in einen langsamen und beruhigenden Takt hin und her. Der Blonde sah über Hinata hinweg zu den Gesichtern der Hokagen. Sein Blick glitt die Reihe entlang, bis er am Vierten hängen blieb. Für einen Moment spürte er einen schmerzhaften Stich. Wenn er ehrlich zu sich war, machte ihm das Ganze viel mehr aus, als er vor Fuji zugegeben hatte. ´Es war trotzdem das Richtige`, dachte er bei sich. Er schloss die Augen. Im Geiste sah er wieder die Szene in der Ratshalle, die ihn sicher noch so manche Nacht wach halten würde… Naruto stand direkt vor Tsunades Schreibtisch. In der Hand hielt er den Vertrag und las ihn schon zum x-ten Male durch. Er musste alle Beherrschung aufbringen, um das Zittern zu unterdrücken. Er spürte alle Blicke auf sich ruhen; traurige, verächtliche und ungeduldige. Der Blonde legte den Vertrag wieder auf den Schreibtisch und ließ stattdessen seine Hand über das Metall des Stirnbandes gleiten. Er fuhr das Zeichen Konohas nach und ließ dann die Hand auf dem Stirnband liegen. Naruto schloss die Augen. Vor seinem geistigen Auge tauchten Bilder von Personen auf. Sein „Blick“ schweifte über die Reihe seiner Freunde und blieb dann an einer Person hängen. Satzfetzen wirbelten durch seinen Kopf. Szenen, Erinnerungen und wieder Bilder und wieder Stimmen und immer wieder SIE. Die letzte Nacht kam ihm in den Sinn; wie er mit ihr in der kleinen Höhle eingeschlafen war und wie er an diesem Morgen aufgewacht war und sich so unendlich glücklich und zufrieden gefühlt hatte; ihr friedliches Gesicht, als sie sich noch schlafend an ihn gekuschelt hatte; ihr Lächeln, als sie aufgewacht war und ihm einen guten Morgen gewünscht hatte. Ein trauriges Lächeln huschte für einen Moment über sein Gesicht, dann öffnete er seine Augen wieder. Er ließ einen Teil seiner Fassade fallen. Seine Körperhaltung, sein Blick, seine ganze Ausstrahlung ließ seine Entschlossenheit aufleuchten. Seine Hand schwang langsam zu dem Stift, der neben den Vertrag lag, nahm ihn schließlich und ließ ihn kurz über dem Vertrag schweben. Dann schrieb er in seiner eigenen Handschrift, die er so lange nicht mehr angewandt hatte, „Uzumaki Naruto“ unter der Liste der Bedingungen. Er legte den Stift zur Seite und nahm sich das Stirnband. Während er es sich beinahe feierlich umband, hielt er seine Augen wieder geschlossen. Ohne irgendetwas zu sagen, drehte er sich um und verließ mit großen, aber dennoch ruhigen Schritten die Ratshalle. Was weder Naruto noch Hinata merkten, war, dass sie beobachtet wurden. Fuji seufzte leise. Ihm kam wieder das kurze Gespräch, das er zuvor mit Naruto geführt hatte, in den Sinn. „Bist du sicher, dass das die richtige Entscheidung war?“, fragte der Animo aufgewühlt. Er saß neben Naruto auf einen Dach in der Nähe des Hokagefelsens. Er hatte mit angesehen, wie Naruto den Vertrag unterschrieben hatte und er war ähnlich erstaunt wie die Anderen. Sicher: Er wusste, dass Naruto in der letzten Nacht auf Hinata gestoßen war und dass die Beiden sich wohl endlich ausgesprochen hatten, aber er hätte trotzdem nie damit gerechnet, dass Naruto einfach so, ohne lange zu zögern, die Bedingungen annehmen würde. Naruto sah nicht zu dem Fuchs. Seine Augen ruhten auf einer ganz bestimmten Person mit blauschwarzen Haaren, die auf dem Balkon stand. „Es war schließlich immer dein größter Traum!“, versuchte Fuji seinen Freund zu erreichen. Dieser ließ seine Augen immer noch nicht von der Person auf den Balkon. „Du hast Recht: Es WAR mein Traum!“ „Aber…“ „Kein „Aber“! Die letzten Jahre waren absoluter Horror für mich. Alle meine Freunde zurück zu lassen. SIE zurück zu lassen. Und dann der Stress mit den Akatsuki. Dann wird mir von Tag zu Tag klarer, was ich für SIE empfinde, und es zerfrisst mich regelrecht, dass ich nicht bei ihr sein kann. Und als ich hierher komme, werde ich SO empfangen! Früher war ich allein… Früher musste ich damit alleine klarkommen, aber nun stehen mir meine Freunde bei, obwohl sie jetzt wissen, was ich bin. Und Hinata-chan… SIE ist mir mehr wert als dieser Titel! Ich will und kann nicht mehr ohne sie leben!“ Naruto zog etwas aus seiner Brusttasche und betrachtete es eine Weile. Fuji sah ihn dabei zu. Er kannte das inzwischen: Naruto hatte es damals von dem alten Eremiten als Abschiedsgeschenk bekommen und hütete es seitdem wie einen Schatz. Immer, wenn er zu verzweifeln drohte, hatte der junge Mann es hervor geholt und dieser Anblick hatte ihm immer wieder neue Kraft gegeben. Der Fuchs wagte nicht, noch etwas zu sagen. Es war ja sowieso schon zu spät. Naruto steckte es wieder ein, stand auf, sprang vom Dach herunter und ging auf Hinata zu. Fuji wandte sich von dem Anblick der Beiden ab und sprang über die Dächer in Richtung Uchiha-Anwesen. Naruto hatte seine Entscheidung gefällt und er, Fuji, würde nichts mehr dagegen sagen. Doch im Stillen hoffte er, dass Naruto nun endlich seine Ruhe hätte… Ausnahmslos alle Blicke im Rat zeugten von Unglauben. Jeder von ihnen hätte vor dieser Versammlung seinen gesamten Besitz darauf verwettet, dass Naruto die Bedingungen nicht akzeptieren würde. Nur ganz allmählich kehrte wieder Leben in den Rat ein. Ein Tuscheln ging durch die Reihen der Versammelten und schwoll immer mehr an. Mit einem Ruck stand Tsunade auf, sodass ihr Stuhl zu Boden krachte. Augenblicklich wurde es wieder totenstill. Die Hokage stützte sich mit ihren Armen auf den Tisch ab und sah immer noch entsetzt auf die Unterschrift. Dann nahm sie langsam und mit zitternder Hand den Vertrag an sich. Mit leiser Stimme entließ sie den Rat und verschwand dann in ihrem Büro. Grüppchenweise verließen die Ninja die Halle und tuschelten dabei wieder. Schließlich blieben nur noch Kakashi, Iruka, Shizune, Kurenai, Gai, Anko, Asuma, Ebisu, Genma und Ibiki in der Halle. Shizune eilte ihrer Lehrmeisterin nach. Ebisu, Genma und Ibiki verließen die Halle schweigend und mit bedrückten Gemütern. Gai wollte etwas zu seinen Rivalen sagen, doch, als er dessen Blick sah, ließ er es lieber bleiben. In Kakashis Augen zeichneten sich Wut und Hass ab. Auch Anko sah ihren Mann unsicher an. Noch nie hatte sie ihn so aufgelöst gesehen. Er zitterte unkontrolliert am ganzen Körper und ballte immer wieder seine Hände zu Fäusten. Kraftlos ließ er sich auf einen Stuhl nieder und stützte seinen Kopf mit seinen Armen ab. Mit leerem Blick sah er zu Boden. Er fühlte sich schuldig, obwohl ihm auch klar war, dass er Naruto nicht helfen konnte. Anko ging zu ihrem Mann und legte ihn eine Hand auf die Schulter. Er reagierte nicht. Kurenai, Asuma und Gai sahen dem Ehepaar stumm zu. Die Stille wurde von einem gewaltigen Krachen unterbrochen. Erschrocken wandten sich alle außer Kakashi zu Iruka um, der mit der bloßen Faust so stark an die Wand geschlagen hatte, dass diese nun besorgniserregende Risse aufwies. Genau wie Kakashi bebte der braunhaarige Akademielehrer am ganzen Körper. Ihn standen Tränen in den Augen und mit gepresster Stimme zischte er: „Hoffentlich ist Hiashi Hyuuga jetzt zufrieden und lässt Naruto ab sofort in Ruhe, sonst… “ Allen Anwesenden war klar, dass das keine leere Drohung war. Iruka hatte sich immer am stärksten für Naruto eingesetzt, hatte Naruto vor dem Rat verteidigt, hatte mehrmals vorgeschlagen, sich für Naruto zu verbürgen. Hastig verließ der Akademielehrer die Halle. Kurenai, Asuma und Gai sahen fragend zu Anko. Diese nickte ihnen zu, worauf auch sie die Halle verließen. Sobald sie vollkommen allein waren, legte Anko ihre Arme um ihren Mann und er lehnte sich leicht an sie. Eine ganze Weile verharrten sie in dieser Umarmung und spendeten sich gegenseitig Trost, bevor sie sich wieder voneinander lösten und schweigend nebeneinanderher nach hause gingen. Während sie durch die Straßen gingen, lehnte sich Anko an Kakashi und er legte einen Arm um sie. Iruka saß in der dunklen Küche seines kleinen Hauses. Er hatte es gerade so noch geschafft, seine Tochter vom Kindergarten abzuholen und ins Bett zu bringen, ohne dass er sich etwas anmerken ließ. Doch sobald Kikyo eingeschlafen war, hatte er sich nicht mehr halten können. Alle Kraft schien aus ihm gewichen zu sein. Er hatte sich auf den nächst bestem Stuhl gesetzt und hatte seinen Tränen freien Lauf gelassen. Auf den Tisch sammelte sich bereits eine kleine Pfütze. Damals, als er Naruto im Wald vor Mizuki schützte, hatte er sich geschworen, dem Chaoten zu helfen, wo es nur ging, ihn zu unterstützen, sich für ihn einzusetzen… Doch er hatte versagt… Auch wenn der blonde Ninja es sich nicht hatte anmerken lassen, Iruka war sich sicher, dass der Verlust seines Traumes nicht spurlos an Naruto vorbeigegangen war. Iruka fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und stand auf. Er fühlte sich so ausgelaugt, als hätte er den ganzen Tag über gekämpft. Er wollte jetzt nur noch ins Bett; auch wenn ihm klar war, dass er sowieso keinen Schlaf finden würde. Der braunhaarige Chunin hatte gerade den Fuß auf die erste Treppenstufe gesetzt, als die Tür aufging und Shizune hereinkam. Sie sah genauso ausgelaugt aus, wie er sich fühlte. Ihre Augen waren vom vielen Weinen geschwollen und auf ihren Wangen zeichneten sich die Tränenspuren ab. Iruka ging auf seine Frau zu und nahm sie in die Arme. Sie schlang ihre Arme um seinen Oberkörper und begann wieder zu weinen. Heftige Schluchzer ließen ihren Körper erbeben. Sie gingen ins Wohnzimmer und Shizune setzte sich auf das Sofa, während ihr Mann ihnen in der Küche einen Tee zubereitete. Fünf Minuten später saßen sie schweigend nebeneinander auf dem Sofa und tranken den Kräutertee. Shizune lehnte sich leicht an Iruka und dieser legte sanft seinen Arm um ihre Schulter. Jeder von ihnen hing seinen eigenen Gedanken nach. Geistesabwesend starrte die Medical-Nin in ihre Tasse und dachte wieder an die Szene, die sich ihr vor wenigen Stunden geboten hatte. „Dieser verfluchte kleine Bastard! Was glaubt er eigentlich, warum ich diesen Scheißjob hier angenommen habe?!? Diesen ganzen Papierkram…“, die Fünfte Hokage wischte mit einer Handbewegung den halben Schreibtisch leer, „ diese Scheißverhandlungen…“, nun wischte sie mit der anderen Hand den Rest der Papiere runter, „… alles damit er Hokage werden kann!“ Sie schlug mit aller Kraft auf den Tisch, sodass dieser in der Mitte durchbrach. Shizune wagte nicht, näher an Tsunade heran zu treten. Sie war bestürzt: So aufgelöst hatte sie ihre Lehrmeisterin noch nie erlebt… Die Hokage störte sich nicht an der Anwesenheit ihrer ersten Schülerin und fluchte weiter: „Und da unterschreibt er diesen vermaledeiten Vertrag! Alles nur wegen diesem Hiashi Hyuga und seinen Leuten! Am liebsten würde ich ihnen die Hälse umdrehen!“ Shizune konnte jetzt nur hoffen, dass niemand das Büro betreten würde; besonders nicht die soeben tot gewünschten. Denn dann würde die Hokage sich garantiert nicht mehr halten können. Tsunade tobte und wetterte noch eine ganze Weile weiter, verfluchte jeden einzeln, der sich gegen Naruto ausgesprochen hatte, wünschte jedem von ihnen die schlimmsten Krankheiten an den Hals, die ihr nur einfallen mochten… Irgendwann konnte sie nicht mehr und ließ sich auf das kleine Sofa fallen, das glücklicherweise heil geblieben war. Sie schloss die Augen und murmelte kaum hörbar: „Warum tut er mir das an?“ Dann griff sie nach der Flasche Sake auf einen kleinen Tisch neben den Sofa, der erstaunlicherweise auch noch stand, und wollte sie schon mit einem Zug austrinken. Doch hielt sie inne. Sie betrachtete die Flasche einen Augenblick, dann schmiss sie sie wütend an die gegenüberliegende Wand und brüllte dabei wütend: „WARUM?“ Zögernd trat Shizune an die Hokage heran. Als etwas unter ihren Füssen knackte, wandte Tsunade ihr den Kopf zu. Für einen Moment schien sie Schwierigkeiten zu haben, ihre Schülerin zu erkennen. Shizune erschrak zutiefst über den Blick der Fünften. Ihre Augen spiegelten Wut, Hass, Verzweiflung und Trauer wieder. Der warme Glanz, den Naruto ihr damals wieder in die Augen gezaubert hatte, war verschwunden. „Lass mich allein“, wies die Hokage die junge Frau mit heiserer Stimme an. Shizune wagte nicht, zu widersprechen. Schnell drehte sie sich wieder um und ging zur Tür. Bevor sie den Raum verließ, drehte sie sich noch einmal kurz um und in dem Moment schien in ihr der Damm endgültig zu brechen. Sie war Naruto unendlich dankbar gewesen, als er Tsunade ihr Lächeln zurückbrachte. Sie mochte den Querkopf wirklich sehr und hatte immer wieder schmunzeln müssen, wenn er sich mal wieder mit der Hokage gestritten hatte. Tief in ihren Innern hatte sie dann immer wieder gedacht: ´Ja… du wirst bestimmt mal Hokage, Naruto Uzumaki.´ Doch mit der Unterzeichnung dieses unglückseligen Vertrages war diese Vorstellung zunichte gemacht worden. Die Medical-Nin verstand nicht, warum er seinen Traum aufgab. Doch in Tsunade hatte diese Unterschrift eine noch schlimmere Wunde hinterlassen… Hastig drehte Shizune sich um und verließ das Gebäude beinahe fluchtartig. Dieser Anblick… Tränen liefen ihr unaufhaltsam über die Wangen während sie orientierungslos durch die Straßen von Konoha hastete. Vor ihren Augen hatte sie immer wieder ihre weinende Lehrerin… Sakura und Sasuke saßen im Wohnzimmer des Uchiha-Anwesens. Sakura hatte sich eng an Sasuke geschmiegt und er drückte sie leicht an sich. Keiner der Beiden hätte sagen können, wie lange sie schon so dasaßen und einander einfach nur durch das ruhige Beisammensein Trost spendeten. Es war ihnen auch egal. Naruto, der für sie so etwas wie ein Bruder geworden war, musste das Dorf wieder verlassen. Dieser furchtbare Verlust machte ihnen schwer zu schaffen. Sakura hatte inzwischen aufgehört mit Weinen. Sie konnte ihrer Trauer so nicht mehr genug Ausdruck verleihen. Stattdessen war sie vollkommen abwesend geworden. Sie hatte auf niemanden mehr geachtet, auf nichts mehr reagiert. Sasuke hatte es nicht riskieren wollen, sie in diesen Zustand alleine zu lassen und hatte sie deshalb mit zu sich nach hause genommen. Zumindest hätte er das jedem gesagt, der ihn danach gefragt hätte. Doch wenn er ehrlich war, hätte er selbst es auch nicht alleine ausgehalten. In diesem, von seelischen Schmerzen geprägten, Moment war ihm endlich vollkommen klar geworden, dass er für Sakura mehr empfand als bloß brüderliche Zuneigung. Er liebte sie. Und, wenn die Situation nicht so qualvoll gewesen wäre, hätte er sich einfach vor ihr hingekniet und ihr das gesagt. Die Beiden wurden durch das Scharren der sich öffnenden Tür aus ihrer Lethargie gerissen. „Teme? Bist du da?“, kam es vom Eingang her. Sakura barg ihr Gesicht in Sasukes Shirt. Das war eindeutig Narutos Stimme. Sie wollte ihm nicht in die Augen sehen. Sie wollte nicht die Ausdruckslosigkeit darin sehen. Sasuke blieb stumm. Er konnte immerhin so klar denken, dass er erkannte, dass Narutos Stimme keineswegs klang, als wenn er gleich Abschied nehmen müsste. Außerdem hatte er damit gerechnet, dass er seinen blonden Teamkollegen nie wieder sehen würde, weil dieser gleich das Dorf verlassen hätte. Was war also los? Narutos Schritte näherten sich den Raum, in den Sakura und Sasuke immer noch wie versteinert auf den Sofa saßen. „Was machst du denn hier im Dunkeln…? Oh… Hallo Sakura-chan.“ Sasukes Augen weiteten sich. Er glaubte schon, er hätte Halluzinationen…. ´Das kann doch nicht sein… Träum´ ich?´ Auf Narutos Stirn sah er das blaue Band mit den Metallstück, auf dem das Zeichen Konohas eingeritzt war… Belustigt betrachtete Naruto den verwirrten Gesichtsausdruck seines Teamkameraden. „Was ist los, Teme? Hat es dir die Sprache verschlagen?“ Sakura wandte sich verwirrt durch Sasukes seltsames Gebaren und Narutos lockeren Umgangston um. Ihre Augen weiteten sich, die Kinnlade klappte ihr runter, der Atem stockte ihr. „Wie kann das sein?“, keuchte sie leise. „Hast du etwa angenommen?“ Narutos Gesicht wurde ernst. „Ihr wisst also von den Bedingungen?“ „Von Jiraiya-sama… Wir haben ihn im Ichiraku getroffen“, hauchte Sakura. „Verstehe… Na ja. Wie ihr seht, bin ich jetzt wieder ein Ninja von Konoha. Und die Chunin- und die Jouninprüfung muss ich auch nicht mehr machen.“ Naruto wollte sich umdrehen… „Warum?“ Er stockte, wendete sich wieder seinen Teamkollegen zu und fixierte Sakura mit einem forschenden Blick. „Was meinst du?“, fragte er ruhig. „Warum hast du die Bedingungen angenommen? Der Rat hatte überhaupt kein Recht dazu!“ „Sicher hatte er das“, antwortete Naruto immer noch mit dieser ruhigen monotonen Stimme. „Nein hatte er nicht!“ Sakura sprang auf und ging um das Sofa herum auf den Blonden zu. „Warum hast du das getan? Warum hast du deinen Traum einfach so über Bord geworfen?“ Narutos Gesichtsausdruck wurde plötzlich hart: „Ich habe meinen Traum nicht einfach so über Bord geworfen! Ich hatte keine andere Wahl. Hokage werde ich so oder so nicht mehr.“ „Und ob du eine Wahl gehabt hättest! Du hättest dich wehren müssen!“ „Und mein ganzes Leben lang in dieser Ratsversammlung stecken und mir immer wieder anhören, für was für ein Monster sie mich halten?!? Nein danke! Ich will einfach nur noch meine Ruhe haben…“ Sakura sah ihn geschockt an. Sie trat einige Schritte zurück und wisperte leise: „Seit wann gibst du so schnell auf?“ „Ich habe meine Gründe“, war die abweisende Antwort. „Akzeptiert das oder tut es nicht, aber lasst mich in Ruhe. Ich habe meine Entscheidung getroffen und von nun an werde ich diesem Weg auch folgen.“ Naruto verließ das Zimmer. Sakura wollte ihm hinterher gehen, doch Sasuke hielt sie zurück: „Lass ihn. Er hat Recht. Er hat seine Entscheidung getroffen und wir können es nicht rückgängig machen.“ Die Kunoichi ließ den Kopf hängen. „Es tut so weh, ihm nicht helfen zu können“, flüsterte sie. „Doch, das können wir! Indem wir aufhören, ihn wegen dieser Entscheidung zu löchern.“ Sakura sah den Schwarzhaarigen eine Weile in ihren Gedanken versunken an, dann nickte sie: „Du hast Recht. Ich hoffe nur, er hat die richtige Entscheidung gefällt.“ Sasuke nahm sie in die Arme und, während er sie tröstend streichelte, flüsterte er: „Das hoffe ich auch, Sakura… Das hoffe ich auch…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)