Zehn Grad unter Null von Arcturus ================================================================================ 10°C unter Null --------------- "Du rauchst schon wieder." Du lachst leise. Nimmst noch einen Zug. "Wenn die McGonagall dich erwischt." "Sie wird mich aber nicht erwischen." Auf der anderen Seite des Fensterglases rieseln dicke weiße Flocken vom Himmel. Es ist kalt. Seit Tagen schon. 10°C unter Null. Du drückst die Kippe aus, lachst. Ich lache mit. "Sie erwischen uns nie." "Es ist nicht gut für deine Gesundheit, James." "Du hast eine empfindliche Nase." Nickend stimme ich zu. "Hunde haben empfindliche Nasen." Du stehst auf und lachst. Nicht bellend, so wie ich. Wir sind allein im Schlafsaal. Remus hat sich in der Bibliothek vergraben, Peter daheim bei Mama und Papa in einem Berg von Geschenken. Muttersöhnchen. Dieses Weihnachtsfest über sind wir nicht daheim. Bei deinen Eltern. "Niemand wird uns erwischen." Dein Blick richtet sich auf die weißen Flocken draußen. "Es ist kalt." Du stimmst mir zu. Ich kann es nicht sehen, aber ich weiß, dass du mich durch die Spiegelung im Fenster beobachtest. Du beobachtest mich immer und freust dich, wenn du denkst, dass ich es nicht merke. Wie ich atme. Ein und aus. Ganz ruhig. Wie ich esse. Ich greife in den Haufen von Süßigkeiten neben meinem Bett, wickle einen Schokofrosch aus, stecke ihn mir in den Mund, kaue, genieße den süßen Geschmack und schlucke schließlich. Wie ich dir zuwinke. Du winkst zurück und lächelst. "Erwischt." "Erwischt." "Mir wird kalt, wenn ich das so sehe." "Hier drin ist kein Winter." "10°C über Null." "Eher zwanzig." "Lässt sich ändern." Lachen, dein leises, amüsiertes Lachen, mein lautes, bellendes. Schalk in den Augen. Wir sind erst siebzehn. Du beobachtest mich weiter. Nicht durch das Fenster, aber über die Schulter. Die Geleebohne, die ich dir zuwerfe, fängst du mit Leichtigkeit. Du bist ein guter Jäger. Als Sucher wärst du auch nicht schlecht. Genüsslich zerkaust du die Süßigkeit und schluckst sie hinunter, bevor du das Gesicht verziehst. "Rohe Leber." "Vom Hirsch?" Beleidigt drehst du dich weg, starrst aus dem Fenster und betrachtest die weißen Flocken bei ihrem Treiben. Draußen ist es immer noch 10°C unter Null. Hier drin eher 20°C im Plus - aber das kann man ändern. "Ob Remus in der Bibliothek eingeschlafen ist?" "Moony kann schlafen?" "Mir wäre es lieber, wenn Sniffelus mal verschlafen würde. Fettfledermaus." Ich lache auf und du lachst mit. So ganz anders, als ich. Nur das gleiche Funkeln in den Augen. Sagt zumindest deine Mutter. Ich mag deine Mutter. "Doch keine Hirschleber." "Halt bloß den Mund, Köter.", knurrst du. Ich knurre zurück. "Halt du ihn mir doch." Du tust so, als müsstest du überlegen, wendest den Kopf zur Seite, lehnst ihn gegen die kühle Scheibe und denkst nach. Spiegele ich mich wieder in der Scheibe? Bestimmt. Ruckartig stößt du dich von der Fensterbank ab und gehst langsam auf mich zu. Und grinst. "Wieso ... eigentlich nicht?" Du stehst vor mir. Und feixt. Ich lache. Draußen sind es 10°C unter Null. Hier drinnen 20°C im Plus - aber das kann man ändern. Wir sind siebzehn. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)