Forbidden Love Story von Nayru ================================================================================ Kapitel 1: -1- -------------- -1- „Bist du endlich soweit?!“ Aeon starrte die vor ihm verschlossene Holztür mit seinen stahlgrauen Augen fragend an. Für ihn war es ja auch ein leichtes ungeduldig zu sein, schließlich war er ein Mann und wie jedes Kind weiß, müssen Männer keine Kleider tragen. Schon gar nicht solche, die man nur mit Hilfe einer zweiten oder dritten Person anlegen konnte. „Moment!“, keuchte Mai. Ihr vollständiger Name war eigentlich Magdalena Johanna Balthasar, aber schon seit sie Denken kann, nannten sie alle lediglich „Mai“. Diesen Namen empfand sie ohnehin als annehmlicher. Jetzt allerdings stand nicht ihr Name im Vordergrund, sondern vielmehr das Problem vor dem sie stand. Aeon wartete nun seit gestandenen 86 Minuten darauf, dass sie endlich angekleidet ihr Zimmer verlässt und er sie ausführen kann. Doch niemand rechnete mit der Hartnäckigkeit des prächtigen Kleides, welches Mai tragen sollte. Der König des Landes veranstaltete an diesem Abend einen Ball und Aeon war als oberster Hauptmann eingeladen, selbstverständlich mit Begleitung, diesem beizuwohnen. Doch dies sollte sich schwieriger gestalten, als angenommen. Dieses blöde, aber doch totschicke Kleid, war einfach eine Nummer zu klein für die ohnehin schon zierliche Mai. „Zu klein… pah!“, dachte sich der Hauptmann und schnalzte genervt mit der Zunge. Augenrollend verschränkte er die Arme und lehnte sich an die gegenüber liegende Wand. Durch die Tür konnte er lediglich ein paar Frauenstimmen ausmachen, und zwischendrin ein leises Jammern, welches eindeutig von Mai stammte. „Schnürt sie nicht ab!!“, mahnte er. „Nein, nein!“, kam genervt zurück und kurz darauf folgte ein leidendes „Nggh! Aua!“. Aeon verdrehte erneut die Augen. Er war ohnehin schon sehr genervt, da sie sich in einem Kloster befanden und er dieses Gebäude Gottes eigentlich gerne meiden würde. Mai nämlich wurde als Baby in dieses Kloster gebracht und war seit jeher ein Waisenkind. Aeon, der ohnehin schon täglich ein und aus ging, brachte das kleine Bündel Baby mit, als er sie verloren an einem Straßenrand fand. Seitdem besucht er sie so oft es eben geht. Die Beziehung der Beiden war eine der schönsten, die der Mönchsvater dieses Klosters je erlebt habe, so sagt er es selbst. Aeon kümmert sich rührend um die kleine Mai, die ihn wiederum abgöttisch verehrt. „Ich glaube… ich bin gleich soweit!“, keucht es aus dem Zimmer. Aeon hob eine Augenbraue und schnaubte leicht durch die Nase. Er war genervt. Extrem genervt. Und jedes Mal wenn das geschah, bildete sich eine leichte Falte zwischen seinen Augen, die sein eigentlich hübsches Gesicht sehr düster wirken ließ. Der jung aussehende Mann war extrem groß und besaß einen extrem durchtrainierten Körper. Dennoch war er von schlanker Natur und besaß trotz der teils markanten Gesichtszüge, ein leicht feminines Erscheinungsbild. Seine schwarzen Haare trug er meist zu einem zusammengebundenen Zopf, wobei einige Strähnen immer dem Zopfband entwichen. Trug er seine Haare offen, sahen sie oft verwegen und wild aus. Trotz allem legte Aeon sehr viel wert auf sein Äußeres. Eines Tages bemerkte Mai, dass egal wie alt sie wurde, Aeon kaum sein Aussehen veränderte. Fast so als ob er gar nicht altern würde. Und das hatte auch einen Grund. Nicht Viele kannten diesen, denn nicht nur der kleinen Magdalena war dieses Phänomen aufgefallen. Vor allem die Älteren wurden aufmerksam, doch die meisten sagten dazu einfach nichts. Sie nahmen es so hin, ohne zu hinterfragen. Das war ja ohnehin nichts Neues. Aeon wusste dies und machte sich deswegen keinen Kopf. Den vielen Frauen denen er begegnete und dessen Kopf er verdrehte, fiel ohnehin lediglich seine Schönheit auf und die Magie die er dabei versprühte. Aber Mai und auch der Mönchsvater wussten was mit Aeon nicht stimmte. Denn er war kein Mensch, sondern ein Dämon. Ein Großfürst in seiner Welt, ein Bewohner der Hölle, einer der wenigen die diese verlassen und die Menschenwelt betreten durften. Dies war auch der Grund dafür, dass er das Kloster eigentlich verabscheute. Die Tür flog auf und der gestandene Dämon weitete leicht die Augen, sehr wohl wissend, dass sein Anblick alles andere als edel und vornehm war. Aber das Mädchen, das sich binnen 2 Stunden in eine solch wunderschöne Frau verwandelt hatte, ließ ihm einfach keine andere Wahl. Trotz allem verzog er zunächst keine weitere Mine, doch als Mai verlegen zu ihm aufsah, lächelte er sogar. Mit einer gekonnten Eleganz hielt er ihr den Arm hin, den sie dankend annahm. Sie spürte seine Armmuskeln, die durch die Uniform die er trug sich sogar abzeichneten. Mai errötete erneut. „Ich glaube jetzt können wir gehen…!“, sagte sie mit einem schüchternen Lächeln. Der Dämon willigte ein. Draußen stiegen sie in eine Pferdekutsche, die bereits seit Stunden für die Beiden bereit stand. Die Vier Schimmel die davor angespannt wurden, scharrten schon ungeduldig mit den Hufen und spielten mit den Ohren. Auch der Kutscher ließ ein kurzes erleichterndes Seufzen entweichen, wobei Aeon ihn für einen flüchtigen Moment scharf ansah. Aeon hörte einfach alles, da konnte man machen was man wollte. Mai schmunzelte stolz. Ihr Herz klopfte ohnehin wie verrückt, nicht etwa weil das Kleid so wunderschön war oder sie Pferde über alles liebte, sie hatte endlich einmal die Möglichkeit das Kloster zu verlassen und den königlichen Hof zu besuchen. Obwohl Aeon dies nahezu tagtäglich tat, war es Mai noch lange nicht vergönnt. Sie genoss das Leben im Kloster, wobei ihr einige mehr Privilegien zustanden, als manchem Ordensbruder oder Schwester. Nachdem Beide saßen ruckte die Kutsche auch schon kurz an und sie fuhren los. Mais Wangen schmückte ein dezentes Rosa, so sehr freute sie sich. Aeons Blick ließ eine leichte Sorge durchscheinen, da er wusste, dass Mai schnell Fieber bekam, wenn sie sich zu sehr freute. Wenn man sich das Königreich ansah, so erkannte man sofort, dass es prächtiger und prunkvoller war als so manch anderes Königreich auf der Erde. Geografisch gesehen befand es sich in der Mitte der Erdkugel und bildete das sozusagene Hauptkönigreich. Es gab nur zwei Reiche, welche noch größer waren als dieses. Doch genau diese lagen abseits von der Menschenwelt. Der König dieses Reiches befehligte über das meiste Land und wird von manchen sogar als Kaiser angesehen. Doch diesen Titel errang er noch nicht. Er war ein recht gütiger Mann, der jedoch seit einiger Zeit seltsamer wurde, was zunächst seine Frau, die Königin erkannte. Noch vor einiger Zeit handelte es sich bei ihm um einen freundlichen und überaus großzügigen Mann, der von seinem Volk geliebt wurde. Doch eines Tages begann es, dass er gehässig wurde und seltsame Gesetze erließ. Auch erhöhte er die Steuern und machte es den einfachen Bauern schwerer überhaupt noch ihren Unterhalt zu verdienen. Man glaubte, dass dies lediglich eine Phase war und sicher schnell wieder vorbeigehen würde. So hoffte jeder, doch Einige hatten bereits schlimme Vorahnungen. „Aeon? Wie ist das so beim König? Muss ich irgendetwas Besonderes beachten!?“ Mai sah Aeon neugierig an. Ihre Augen waren ebenso blau wie der Himmel und strahlten mindestens genauso gütig wie die Sonne. Der Dämon verglich sie oft mit einem Geschöpf des Himmels, was Mai noch mehr Röte ins Gesicht treiben ließ. Mai entgegnete oft, dass er trotz dem was er war, ebenfalls etwas solches wunderschönes an sich habe. Aeon sah sie in diesen Momenten nur immer mit einem Blick an, den sie nicht deuten konnte. Sie versuchte es schon sehr oft, schaffte es aber nicht. Und zu fragen traute sie sich auch nicht. Oft sah er gedankenverloren aus Fenstern oder in irgendwelche Ecken und er schien mit den Gedanken in einer ganz anderen Zeit zu sein. Doch auch wenn sie das sah, traute sie sich nicht nachzufragen. Mai unterließ es sogar, ihn dann anzusprechen und wartete einfach ab, bis er aus seinen Träumen zu erwachen schien. Danach, so fiel ihr auf, war er ruhiger als sonst und sogar melancholischer. Umso mehr freute sie sich jedes Mal, wenn sie ihm ein Lächeln entlocken konnte. So wie jetzt. Er sah sie an und lächelte. Wenn es auch nur von einem flüchtigen Moment war, so genoss sie es in vollen Zügen. Mai wusste nicht genau was es war, ob der Moment oder ob er ebenso aufgeregt war wie sie. Sie ahnte nicht, dass es an ihrer unvergleichlichen Schönheit lag und dem leichten Blumenduft den Aeon mit jedem Atemzug heimlich in sich aufnahm. Er sah wieder aus dem Fenster, aus Angst, sie zu lange anzustarren. Und da geschah es wieder. Sein Blick wurde trüblicher und seine Augen schienen erneut müder zu werden. Mit einer Schulter lehnte er an der kalten Holzwand der Kutsche und sein Blick huschte über die Landschaft die draußen an ihnen vorbeizulaufen schien. Durch die unebene Straße holperte die Kutsche manchmal aber der Dämon zeigte keinerlei Reaktionen. Fast so, als sei es ihm entweder egal, oder aber als merke er es gar nicht. Mai musterte ihn angestrengt und versuchte sogleich erneut herauszufinden, was wohl in ihm vorgeht. Fast so, als hoffe sie darauf, dass es auf seiner Stirn als Text erscheine und sie es einfach ablesen könne. Doch so weit kam es nie. Aeon bemerkte selbst diesen neugierigen Blick nicht. Er war woanders. Gefangen in seinen Träumen, darin, wo er sich so oft verlief. Er sah Bilder vor seinen Augen, die sein Innerstes zum Kochen brachten, die ihn aufwühlten, alle erdenklichen Emotionen in ihnen auslösten. Sein Herz raste und sprang beinahe aus der Brust. Nein. Es platzte beinahe aus der Brust, er hatte das Gefühl als wolle es mit jedem Schlag seinen Brustkorb durchbrechen und hinaus. Von Außen hin zeigte Aeon keine Regung. Das war eine seiner Gaben. Plötzlich sah er Mai unverwandt an. Diese fuhr regelrecht in sich zusammen und lief rötlich an. Er sah sie nur an. Schweigend. Nichts sagend. Sein Herz beruhigte sich wieder. So langsam. Die kleine Mai schluckte kurz und blickte ihn wie so oft von unten nach oben an. Schüchtern, so wie sie es eben immer tat. Die kleine Mai. Eine treuere und gütigere Seele als war ihm noch nie begegnet. Wobei… doch. Vielleicht Eine. Eine, die alles veränderte was ihn bislang gezeichnet hatte. Doch Mai verstand dies von Anfang an genauso gut. Mit jeder Sekunde in der er Mai kannte, veränderte sie sein Gemüt und seine gesamte Seele. Sein Herz. Den gesamten Großfürsten Aeon. Den Dämon, der der aus der Hölle stieg und dessen erste Begegnung auf der Erde mit einem Säugling stattfand. Magdalena Johanna Balthasar. Sie waren schon seit einigen Stunden unterwegs und das Schloß rückte immer näher. Mai quietschte schon leise vor Aufregung, während Aeon sie beobachtete und einen Mundwinkel leicht nach oben zog. War dies etwa ein Lächeln? Schon wieder? In solch kurzen Abständen? Als sie ankamen, stieg Aeon als Erster aus. Er reichte Magdalena die Hand und half ihr sicher auf dem Boden anzukommen. Empfangen wurden sie von einigen Damen des Hofes und dem Berater des Königs. Mit einer kurzen Verbeugung begrüßte er die Namen, die ihn mit ihren Augen bereits auszuziehen schienen und er spürte nur mit enormem Argwohn die Blicke auf seinem Körper. Trotz der Uniform die er trug. Umso mehr spießten sie die kleine Mai förmlich mit jedem Wimpernschlag langsam auf, die dies aber nicht als bedrohlich empfand. Aeon sorgte schon dafür, dass ihr erstes Eindruck vom Hof ein solcher war, den sie aus den vielen Märchenbüchern kannte. Gemeinsam schritten sie in Richtung des Haupttores, die lange Treppe hinauf. Er hob den Blick und musterte das gewaltige Tor. Die gesamte Frontseite und alles was Mai und er erblickten waren geschmückt mit Statuen, Säulen, Skulpturen und Verzierungen aller Art. Mai konnte in der kurzen Zeit gar nicht ausmachen was es alles zu sehen gab. Sie weitete die Augen um noch mehr Eindrücke in sich aufnehmen zu können, doch alles war zu gewaltig um dies in einem solchen kurzen Moment zu tun. Das Tor wurde geöffnet und die Beiden traten ein. Ein leises Quieken immer und immer wieder verriet Aeon, dass sich Mai über alles freute was sie sah. Er lächelte erneut, zufrieden darüber, dass er sie so glücklich machen konnte. Doch während sie durch die Flure gingen und Mai die Statuen und Gemälde bequiekte und bestaunte, so fiel er erneut in seine Tagträume. Nicht so exzessiv wie sonst, immerhin ging er gerade einen Gang hinunter, aber eben doch vertieft genug, um sein Gesicht wieder nachdenklich und sogar traurig wirken zu lassen. Mai spürte das und ergriff seine Hand. Ein leichtes Zucken und Aeon kehrte zurück in die Wirklichkeit. Schon von weitem waren Stimmen zu hören und fröhliche Musik und als die Beiden den Ballsaal betraten, fiel es selbst dem ernsten Aeon schwer nicht zumindest ein wenig fröhlich zu sein. Die ganze Nacht über tanzte er mit Mai und er ignorierte jede Frau, dessen Gesicht ihm irgendwie bekannt vorkam. Doch, so glaubte er, habe er während seiner Begegnung mit ihr, ihr Gesicht zu wenig gesehen, um exakt festzumachen, dass er diese Frau auch wirklich kannte. Viel mehr versuchte er sich an diverse andere Details zu erinnern, deren alleiniger Gedanken an diese für ihn aber schon abscheuliche Verschwenderei darstellte und vor allem in Mais Gegenwart für mehr als nur unangebracht hielt. So unterließ er es nach einiger Zeit und widmete sich lediglich der kleinen Mai, der kleinen Prinzessin, die sie heute Nacht für ihn war. Die Blicke einige Frauen und sogar Männer ignorierte er. Mai war sichtlich stolz ihn an ihrer Seite zu haben und blühte richtig auf. Lange tanzten die Beiden, sie wurde von ihm sogar dem König vorgestellt. Auch dieser ließ sich von ihrer Lieblichkeit bezaubern und unter strengem Blick von Aeon bat er sie um einen Tanz, den sie ihm nur zu gern gewährte. Später führte Aeon sie in sein Zimmer, welches er hier im Schloß bezog. Es war zwar enorm spät, aber der Ball war noch im vollen Gange. Dennoch vielen ihr, da sie solche Uhrzeiten nicht gewohnt war, so langsam die Augen zu. Mädchen des Königs halfen ihr aus ihren Kleidern, wuschen sie und brachten sie zu Bett. Aeon selbst saß noch kurz an diesem und wartete bis sie eingeschlafen war. Er wollte nicht die ganze Nacht neben ihr wachen, er hatte noch etwas zu erledigen. Dafür beauftragte er zwei Mädchen denen er sehr vertraute und der älteren Dame, die die Aufgaben an die Mädchen verteilte. Sie war einst die Amme der Königin und lebt seit der Heirat in diesem Schloß. Sie war von einem gütigen Gemüt und konnte dennoch sehr hart durchgreifen. Aeon erlebte oft wie viele sie unterschätzten und er durfte oft genug ihre Strenge am eigenen Leib erfahren. Als Mai noch jünger war, fand sie ihn öfters in den Betten der Dienstmädchen wieder und nur zugern wäre er diesen Situationen ungeschoren entkommen. Doch sowohl er, als auch die Mädchen wurden hart bestraft. Was ihn nicht unbedingt davon abhielt des Nachts erneut in deren Fenster einzusteigen. Aeon ging, denn er hatte etwas bemerkt. Eigentlich hatte er vor seine Augen heute nur auf Mai zu richten und jede Frau zu ignorieren, die seinen Blick kreuzte. Doch etwas war ihm aufgefallen und das war seltsam. Jedoch handelte es sich nicht um den Blick einer Frau, vielmehr um den eines Mannes, dessen Aufmerksamkeit er erregte. Dieses Starren, diese mandelförmigen, bernsteinfarbenen Augen gingen ihm nicht aus dem Kopf. Jedoch entfaltete sie erst ihre vollständige Magie, nachdem Aeon Mai zu Bett brachte. Zuvor verdrängte er sie wohl, doch nun verspürte er den unvergleichlichen Drang diesen noch einmal zu begegnen. Für ihn klang es abstrus, dass er so empfand, aber er wusste ohnehin dass es keinesfalls einen Grund hatte, den er bei den Augen einer Frau verspüren könnte. Es war ein Anderer. Es war die Ähnlichkeit die ihm zusetzte, eine Ähnlichkeit, die ihn an etwas erinnerte. Nämlich an das, was er schon seit Ewigkeiten ersehnte. Mit schweren Schritten näherte er sich dem Ballsaal, trat ein und erregte erneut Aufmerksamkeit. Schnurstracks jedoch bahnte er sich einen Weg, er musste nicht einmal jemanden an die Seite schieben, denn die Menschen die ihn sahen, wichen schon von allein. Nicht etwa aus Angst, sondern viel mehr aus Erfurcht. Mai schlief, er konnte beruhigt sein. Aber diese Augen gingen ihm nicht aus dem Kopf, er musste sie wieder sehen! Er spürte dass es für ihn eine große Bedeutung hat, es war wie eine Bestimmung für ihn, etwas, dem er schon seit Ewigkeiten zu begegnen wartete. Eine Hand legte sich auf seine Schulter und der stramme Griff ließ ihn leicht herumfahren. Ungewöhnlich für Aeon, so war er doch stets ruhig und gelassen. Er sah auf und sah sie. Diese Augen. Diese mandelförmigen, bernsteinfarbenen Augen. „Kanon!“ Sein Gegenüber schmunzelte und nahm die Hand weg. „Aeon.“ Sie sahen sich lange an und es schien für einige ein intimer Moment zu sein, für die Beiden aber hatte dies eine ganze andere Bedeutung. „Ich wusste dass du hier sein würdest. Ich wusste es einfach…“, sagte der weißhaarige Mann, dessen Haare durchgestuft hinunterfielen. Nur einige Strähnen hatte er gekonnt zurückgesteckt und seine Augen stachen genauso wie Aeons. Er grinste. Eine unbeschreibliche Ähnlichkeit verbanden ihn und Aeon doch nicht jeder, oder besser gesagt kaum einer, vermochte diese zu erkennen. „Ich dafür hätte niemals erwartet dich hier zu sehen!“, entgegnete Aeon mit leicht bebender Stimme und schon fuhr er fort, fast aufgeregt. „Ist sie…“ Kanon sah ihn an. Er musterte seine Augen, das Grinsen war verschwunden, er sah ihn unverwandt an. Sein Gesicht war ebenso makellos und sein Körper schön und muskulös wie Aeons. Er trug im Gegensatz zu ihm eine Schwarze Uniform, was einen perfekten Kontrast bildete. Auf einmal lächelte er aber und hob eine Braue. „Wenn SIE hier ist…“. Er schmunzelte. Aeon weitete die Augen, sein Herz bebte auf einmal, genauso wie zuvor während der Kutschfahrt. Oder sogar noch heftiger. „Sie lebt!“, entgegnet Aeon auf einmal. „Sie ist hier. Ich brachte sie her… schon seit 16 Jahren wache ich über sie!“ Mit dem was er sagte erntete einen Blick, den er diesmal nicht deuten konnte. Die Augen seines Gegenübers deutete auf die Gefühlslage hin, aus die Zerrissenheit die ihn befiel. Es war eine Mischung aus purer Freude und zugleich tiefster Trauer. „Darf ich sie sehen…?“ fragte Kanon mit zitternder Stimme. Aeon sah ihn an. Lange. Er erinnerte sich an seinen alten Freund Kanon nur zu gut und er kannte ihn genauso gut wie sich selbst. Kanon, der Sohn des Kaisers der Hölle. Sein bester Freund. Nach 16 Jahren kam es ausgerechnet auf der Menschenwelt zu einem Wiedersehen. Denn sie Beide verband ein dunkles Geheimnis. Niemand im Saal wusste dass es sich bei den Beiden um Dämonen handelte und dass einer von ihnen sogar der Kaisersohn war. Niemand, bis auf den Beiden und dem König, dem die Beziehung zwischen seinem Reich und dem Höllenreich sehr am Herzen lag. Denn so ging von den Dämonen keine Bedrohung aus. Zumindest nicht essentiell. Kanon sah ihn ungeduldig an und legte seine Hände auf Aeons Schultern. Dieser schmunzelte nur und nickt dann. „Aber zuerst…“ Kanon verstand und wandte sich leicht um. Er ließ den Blick suchend durch den Saal schweifen und nun war es Aeon, der ihn ungeduldig ansah. „Einen Moment eben!“ Kanon ließ seinen Freund einen kurzen Augenblick stehen, ein Augenblick der Aeon wie eine Ewigkeit vorkam. Ungeduldig ballte er zwei Fäuste und sein Herz schlug unregelmäßig und schmerzhaft. Seine Augen wanderten über die Menschenmassen und nahmen alles in sich auf was sie sahen. Jeden Prunk, jeden Schmuck, jede noch so flüchtige Bewegung. Als Dämon war er mit verschärften Sinnen gesegnet, die beides sein konnten. Eine Qual und zugleich ein Segen. Sein rechter Fuß tippelte leicht, dennoch versuchte er von Außen Haltung zu bewahren. Und dann passierte es. Sein Blick der fast schon gierig umherschweifte erblickte Kanon, der jemanden an seiner Hand haltend hinter sich herzog. Nun konnte der Großfürst nicht mehr anders, zu groß war seine Anspannung. Er tat einige Schritte auf seinen Freund zu, als dieser auch schon beiseite trat. Und das was er sah, raubte ihm den Atem, so, wie es ihm eigentlich noch nie den Atem raubte. Noch nicht einmal, als er die kleine Magdalena in diesem wunderschönen Kleid das erste Mal erblicken durfte. Gespannt und funkelnd sah es aus, dieses Augenpaar, von dem er schon so lange träumte und welches Kanon’s zum verwechseln ähnlich sahen. Nur etwas größer waren sie und von einer gewissen Lieblichkeit gezeichnet, sodass sie nur zu einer Frau gehören konnten. Seine Lippen öffneten sich und vibrierten leicht, sie verlangten danach ein paar Worte zu formen, doch sein Atem stand still und er vermochte es nicht auch nur einen Laut hinauszubringen. „Aeon.“ Das erste Wort, das er aus diesen sinnlichen Lippen hörte drang in sein Ohr, flog durch seinen Kopf, knallte gegen jede Ecke seines Schädels und lullte seinen Verstand ein, wie es noch nicht einmal seine Tagträume schafften. Denn dies war kein Tagtraum, dies war Realität. Und er nahm es auf mit jedem seiner Sinne, es war wie ein Rausch in dem er gefangen war. Und als ob das nicht genug war was diese Stimme anrichtete, so stürmte die Schuldige auf einmal auf ihn zu und er spürte wie sich ihre Arme sehnsüchtig nach ihm ausstreckten und als sie ihn berührten sich wie Seile um ihn schlangen. Er konnte ihr Herz durch das Korsett spüren, dass ihre Brust leicht nach oben drückte und er atmete diesen süßlichen Duft ein, den er so vermisste. Sofort erwiderte er ihre Umarmung, nur halb so wild, um noch ein wenig Haltung zu bewahren. Haltung. Ja. Diese durfte er nicht verlieren. Dennoch war er so überwältigt, dass er seine Nase sofort in ihren Haaren vergrub um den Duft wie eine Droge in sich aufzunehmen, der von ihr ausging. „Meine Saga!!“ Kanon lächelte zufrieden und folgte bereits dem Duft, den er zuvor aufgenommen hatte. Nämlich exakt jenen, den er so sehr vermisste und den er unerbittlich suchte. Er trieb ihn durch die Gänge und Flure des Schlosses, bis er zu dem Zimmer ankam, in dem Mai schlief. Er erblickte die Amme, die gerade das Zimmer verließ. Sie kannte ihn. Natürlich kannte sie ihn, so kannte sie auch die ganze Geschichte die ihn und Magdalena verband, sowie jene, die Aeon und Saga miteinander teilten. Ein kurzes Lächeln huschte über ihre Lippen und nur Mai war diejenige die nichts von allem wusste. Sie würde auch ihn nicht wieder erkennen, aber das war ihm egal. Er wollte sie sehen. Seine Mai. Genauso sehnsüchtig, wie Aeon Saga wieder sehen wollte, nach all der Zeit und allem was geschehen war. Die Beiden standen mittlerweile schweigend einander umschlungen unter einem Baum im Garten, während der Mond sein Licht auf sie warf. „Wird jetzt alles wieder gut?“ fragte Saga den Dämon. Er schwieg, die Augen geschlossen aber sehr wohl wissend, dass er den Griff um ihren Körper so schnell nicht wieder lösen würde. Seine Hände glitten sanft über ihren Rücken und stoppten kurz über ihrem Gesäßknochen. Er tastete mit den Fingern den Bund des Kleides ab und ergriff die kleine Schleife, die das Korsett zusammenhielt. „Ich glaube ja.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)