Was wir sind von Jaelaki (Seto & Joey | Puppyshipping) ================================================================================ Kapitel 13: ... ist ein Streber ------------------------------- __________________________________________ Faule tun zu selten was – Streber zu oft. © Billy __________________________________________ Seto Kaiba war ein Genie. Nicht so eines, das man bewunderte, sondern eines, bei dem man befürchtete, dass es eines Tages die Weltherrschaft an sich riss. Ich war mir sicher, dass Kaiba das irgendwann tun würde – und eines Tages würden wir in Mokuba-City aufwachen. Genau der umarmte gerade Kaibas Beine, als dieser vor ihrer Limousine stand – den Aktenkoffer in der Hand, in der anderen eine Tüte. Ich sah es nur von weitem und sah es gar nicht ein, einen Schritt schneller zu laufen, um ihm zu helfen. Ein Kaiba ließ sich nichts helfen. Und ein Wheeler half keinem Kaiba. Niemals. Ich schlurfte in das Klassenzimmer, Yugi und Tris saßen bereits auf ihren Plätzen und ich begrüßte sie mit Handschlag. »Hey. Alles klar, Leute?« »Und bei dir?« Tristan betrachtete mich, als prüfte er den Gesundheitszustand eines Gauls. »Jo, gut. Mit heute hab ich es geschafft«, behauptete ich, als hätte ich einen Pokal gewonnen und grinste. »Was meinst du, Joey?« Yugis treudoofer Blick kitzelte in mir das Verlangen wach, ihm den Kopf zu streicheln, wie einem Welpen. Etwas, das ein Wheeler nicht tat. »Das Kunst-Projekt. Ich und Kaiba hab'n es geschafft – ha!« Ich hob meine Faust in den Himmel. Den Blick, den sich meine beiden Freunde zuwarfen bekam ich trotzdem mit. »Bin echt gespannt, auf eure Präsentation«, neckte Tristan und ich erbleichte mit jedem Wort. »Ihr macht das bestimmt super«, redete Yugi mir gut zu, weil er mein Erstarren sicherlich für Aufregung hielt. Ich nickte knapp und wandte mich dann mit zusammengepressten Lippen Richtung letzte Reihe. Kaiba tippte seelenruhig auf seiner Tastatur. Im nächsten Moment sah ich mich meine Jacke über den Stuhl rechts von Kaiba werfen, der wiederum tat so, als wäre es der Wind gewesen. »Wir müssen das Zeug präsentieren«, presste ich hervor, als wäre es seine Schuld. Ohne aufzusehen, spöttelte er, wo ich das Wort aufgeschnappt hätte, denn es passe nicht in das Vokabular eines Hundes, der sonst nur wusste, wie man Unsinn kläffte. »Hör zu, Kaiba, von der Sache hängt viel für mich ab, klar? Wenn –« »Ich habe die Präsentation fertig erstellt.« »Wann – was – wie?« »Mit Powerpoint.« War das sein Ernst? Die unwichtigste Frage beantwortete er natürlich. »Warum hast du – warum hast du mich nicht – verdammt, Kaiba!«, zischte ich. Meine Finger ballten sich. Er konnte mich augenblicklich auf die Palme bringen. Mit seiner Arroganz und seinem, diesem, sein, dieser – in meinem Kopf stolperten Beleidigungen übereinander, die nicht durch meine zusammengepressten Lippen passten. Dieser Streber schloss mich einfach von der Arbeit aus – dabei hatte ich mir alle Mühe gegeben, mit ihm zusammen zu arbeiten. Aber für ihn blieb ich einfach dieses kleine, unnütze – Hündchen. »Ich dachte, du hättest genug zu tun, nachdem dein Vater so – krank – im Bett lag.« Die Luft, die sich in meinem Brustkorb angestaut hatte, drückte auf meinen Magen – zumindest wurde mir mit einem Male übel. Im selben Moment spürte ich plötzlich Hände auf meinen Armen und ich bemerkte, dass ich Kaiba am Kragen gepackt hatte – über den Tisch und seinen Laptop hinweg. »Lass meinen Vater da raus, Kaiba«, spie ich ihm entgegen. »Joey, beruhige dich«, quiekte Yugi erschrocken. Tristans Hand an meiner Schulter, ließ mich meine an Kaibas Kragen lösen. »Komm, Kumpel.« Es war keine Bitte, die Tristan an mich stellte. Ich fixierte Kaibas Gesichtszüge, die steinern wirkten. Manchmal sollte man eben doch auf seine Vorurteile bauen. Nein, natürlich nicht. Aber Kaiba war ein Arsch – ein gefühlskalter, gleichgültiger, arroganter Arsch. Daran gab es nichts zu rütteln. Und ein verdammter Streber noch dazu. Ich spürte die Blicke der anderen, das Starren und hörte das Flüstern, als ich Yugi und Tristan folgte, um mich neben den beiden niederzulassen. Sie fragten mich nicht sofort aus. Vielleicht, weil ich einfach stur an die Tafel gestarrt hatte. Selbst Tristans Zettel ließ ich unbeantwortet zu ihm zurückwandern. Yugis Blick fühlte sich weniger missmutig als besorgt an als Tristans. Letztlich konnte ich aber nicht entkommen. In der Pause zog mich Tris hinter sich her bis in die Mensa, wo wir uns an einen Vierertisch setzten. Mit einem Blick in die Gesichter der zwei, drang in mein Bewusstsein, dass ich ihnen womöglich eine Antwort schuldete. Also erklärte ich ihnen, was mich so hatte rot sehen lassen. »Also – er hat eine Präsentation erstellt und deswegen gehst du ihm wortwörtlich an den Kragen?«, fragte Tristan ungläubig. »Er macht so'n Zeug nur, um mich zu – zu – blamieren. Rafft ihr das nicht?« Ich griff mir ins Haar und verkrallte meine Finger darin, ehe ich sie in meinen Schoß sinken ließ. »Vielleicht wollte er dir nur helfen?«, wagte Yugi zu bemerken, zuckte mit den Achseln und ich starrte auf meine Fäuste. Lächerlich. Kaiba half nicht. Und ein Wheeler ließ sich nicht helfen. Oder wie war das? Ich schnaubte, während ich mich zurücklehnte und mir eine Ponysträhne aus dem Gesicht blies. Kaibas Kommentar sollte nie und nimmer darauf hinauslaufen, dass er mir tatsächlich helfen wollte, weil mein Vater krank gewesen war – besoffen in seinem Bett gelegen hatte und die halbe Nacht daneben gekotzt. Seine Aussage sollte doch nur einen Schwachpunkt meinerseits treffen – diese Schande an Vater. Warum musste ausgerechnet Kaiba Zeuge davon werden? »Helfen?«, wiederholte ich spöttisch. »Seit wann macht Kaiba so was? Vor allem mir?« »Seitdem ihr ein Team in diesem Projekt seid?«, gab Yugi zu bedenken und obwohl seine Antwort eher nach einer Mutmaßung klang, sickerte etwas in mein Bewusstsein. Die Möglichkeit. »So ein Unsinn«, wischte ich diesen Einwand mit einer Handbewegung zur Seite. Ich schleppte mich hinter den beiden ins Klassenzimmer und obwohl ich es doch vermeiden wollte, fiel mein Blick auf die letzte Reihe, als würde er angezogen werden, wie zwei Magnete, die sich anzogen, nur um ihn wieder abzustoßen. Mein Blick schnellte vor meine Füße. Ich hatte ihn körperlich bedroht – nicht, dass ich so etwas noch nie getan hätte, aber – ich müsste es doch besser wissen. Spie ich ihm nicht so gerne ins Gesicht, dass er seine Kackvorurteile für sich behalten sollte? Was, wenn er Recht hatte? Hatte ich ihm hiermit nicht einmal mehr bewiesen, dass ich ein Köter war voller Unsicherheiten und Schwächen? Eine Blamage. Die nächste Doppelstunde war Kunst und alle hatten sich bereits in ihren Teams zusammengefunden, schwätzten und betrachteten ihre Werke. Ich schluckte und schlich mich auf den Platz in der letzten Reihe. Ehrlich gesagt hatte ich Spott erwartet, einen Kommentar über meine unerwartete Pünktlichkeit oder welcher geistigen Umnachtung ich erlegen war, um mich gerade neben ihm nieder zu lassen nach der Show von eben. Oder eine Drohung, mich zu verklagen. Stattdessen tippte er auf seiner Tastatur und ignorierte mich. Unruhig rutschte ich auf meinem Platz hin und her. Je länger er schwieg, desto dringender rüttelte das Bedürfnis in meiner Brust, etwas zu sagen. »Hör zu, Kaiba – es –« »Das ist irrelevant. Heb dir diesen Blick und diese – Worte für deine Kindergartengruppe auf«, unterbrach er mich unwirsch und ohne aufzusehen. Ich verstummte. Nicht wegen seiner Worte, sondern wegen des Tons. Es war irgendwie – ich wusste nicht, was. Er war nicht wütend. Oder? Der Lehrer trat ein, der Unterricht begann, meine Gedanken verweilten zwischen Kaibas Worten. War es irrelevant? Entschuldigte ich mich sonst nur bei meinen Freunden? Hatte ich mich je bei Kaiba entschuldigt? Wofür auch? »Kaiba, ich –« »Wheeler, wir sind Projektpartner. Es geht rein um die Arbeit und die Note. Also halt jetzt deine Klappe.« Was er nicht aussprechen musste war, was wir damit seiner Meinung nach nicht waren. Kaiba schloss einen USB-Stick an den Laptop der Schule, der mit dem Beamer verbunden war und hielt eine Präsentation, die davon zeugte, dass er gewohnt war, mit so etwas normalerweise Millionen zu verdienen. Ich stand neben ihm, als wäre ich sein unbezahlter Assistent. Der Streber und der Faulpelz. Das Genie und der Dummkopf. Wir lebten in unterschiedlichen Welten, gingen verschieden damit um, sprachen unterschiedlich und lachten über verschiedene Dinge, wir gestalteten unsere Leben unterschiedlich und obwohl wir in dieselbe Richtung schritten, bewegten wir uns auf verschiedenen Wegen. Seto Kaiba war ein Genie. So eines, in dessen Licht man nur einen kleinen Schatten warf, dort, wo man sich verbrannte und es kaum aushielt, weil einem so schmerzhaft bewusst wurde, wie klein das eigene Licht in seiner Gegenwart schien. Er war ein Streber, der einen immer weiter zog, bis man über die eigenen Füße stolperte und sich die eigene Zunge verbrannte. Eigentlich war nichts daran überraschend. Im Nachhinein war es doch jedem klar gewesen. Seto Kaiba und Joey Wheeler konnten zusammenarbeiten, wenn sie wollten, aber sie wollten nicht und deswegen konnten sie nicht. Und während er unsere Arbeit vorstellte, wurde mir klar, dass nicht das Bild das eigentlich Vergängliche darstellte. Nein. Das eigentlich Vergängliche an diesem ganzen Projekt war nicht wirklich der Inhalt des Bildes, sondern unser Waffenstillstand – unsere Zusammenarbeit. Und die vage Möglichkeit auf so etwas wie Freundschaft zwischen dem großen Streber und dem kleinen Idioten, die vergangen war, ehe sie wirklich begonnen hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)