Was wir sind von Jaelaki (Seto & Joey | Puppyshipping) ================================================================================ Kapitel 3: … ist allmächtig --------------------------- __________________________________________ Ein reiner und starker Wille ist allmächtig. Swami Vivekânanda __________________________________________ Seto Kaibas Entwicklung von Hightech-Spielsystemen, seine Geschäftsführung und sein – nicht zuletzt monetärer – Einfluss, brachten ihn schon in seiner Teenagerzeit den Ruf eines allmächtigen Unternehmers. Was sie nicht wussten war, dass ihm das alles auf einen Schlag wertlos gewesen wäre, hätte es da nicht eine bestimmte Person in seinem Leben gegeben, die viele Journalisten, Reporter und Geschäftspartner nur am Rande (wenn überhaupt) wahrnahmen. Aber Kaiba blieb trotz allem immer auch ein arroganter Arsch. Ich seufzte, als mein Blick dem Matsch auf dem Schulhof folgte, Schneeflocken legten sich darüber, schmolzen jedoch in diese braune Brühe hinein. Es war ein ätzender Winter. Kalt, aber nicht kalt genug für eine Schneeballschlacht. Stattdessen gab es diesen schmierigen Matsch. »Das is'echt traurig, man«, seufzte ich leise, mein Blick nach draußen gerichtet, so saß ich da, lümmelte auf meinem Stuhl in der vorletzten Reihe. Vorne erklärte der Lehrer Gleichungssysteme; das stand zumindest als Überschrift an der Tafel. »Was?«, hakte Tristan nach, sein Blick heftete an der Tafel, sein Stift flog fahrig über das Papier seines Heftes. »Der Winter«, antwortete ich. »Der Winter?« Seine Augenbraue hatte sich skeptisch erhoben. »Ja, der Winter und dieser Matsch. Zu 'nem guten Winter gehört Schnee. Weißer Schnee. Und gute Schneeballschlachten. Kein Matsch.« »Mhm. Joar, das stimmt.« Ich seufzte schon wieder. Natürlich stimmte das, dachte ich brummig. Ein Winter ohne Schnee war wie – Weihnachten ohne Weihnachtsbaum. Natürlich – es war möglich und fand trotzdem statt. Aber irgendwie war es bescheuert. »Seit wann kapierst du Gleichungssysteme«, raunte ich Tris entgegen. »Joseph Wheeler.« Mir rutschte das Herz in die Hose. »Ja?«, fragte ich. Tristan seufzte. Mit dem Stück Kreide zwischen den Finger spielend, bat mich unser Lehrer nach vorne an die Tafel. Der Rest war da schon vorprogrammiert. Verlegen kratze ich meinen Hinterkopf und grinste unserem Lehrer planlos entgegen. Mein Blick fiel in ein Publikum, das mich angriente, herablassend, spöttelnd, schadenfroh, genervt. Jede ihrer Mimiken piekte mir in meinen Magen. Wie nebenbei wanderten meine Augen Richtung Kaiba, der keinen einzigen Blick an mich verschwendete, sondern ohne Unterbrechungen sicherlich total wichtige Sachen auf seiner Tastatur tippte. Mein Blick blieb an ihm hängen. Es war, als existierte ich nicht für ihn. »Sie bleiben nach dem Unterricht für ein kurzes Gespräch«, erklärte der Lehrer nach Minuten meines Starrens an eine Tafel, die ebenso in kyrillischen Buchstaben über die Mode des Fünfzehnten Jahrhunderts in Moldavien hätte informieren können. Ich murmelte ein »Shit« und begab mich zurück zur vorletzten Reihe. Lustlos schob ich meinen Stift zwischen meinen Fingern hin und her. Es war einfach unglaublich scheiße, wie ich mich immer wieder in diese – Scheiße katapultierte. Badete ein wenig in Selbstmitleid, ignorierte den Blick von Tristan. »Seto Kaiba«, ertönte die Stimme unserer Lehrers streng und ich horchte auf. »Ich weiß, dass Sie viel zu tun haben, dennoch möchte ich, dass Sie während des Unterrichts Ihre Aufmerksamkeit auf den Unterricht lenken. Würden Sie bitte nach vorne kommen.« Seto Kaiba erwiderte ein höfliches, jedoch überhaupt nicht demütiges »Natürlich, Herr Han«, erhob sich und schritt zur Tafel. Eine kribbelnde Schadenfreude tanzte in meinem Bauch, wie ich ihn beobachtete, sicher in einer hinteren Reihe und er hoch erhobenen Hauptes nach vorne ging und ich das unerklärliche Gefühl hatte, dass er einfach scheitern musste. Vor der Tafel stehend, griff er nach der Kreide und löste die Aufgabe an der Tafel ohne ein Zögern. Ich konnte mir ein Starren nicht verkneifen. Ohne mir einen Blick zu gewähren, setzte er sich wieder und ich fühlte mich so weit weg, so erbärmlich weit weg, dass ich meinen Blick verächtlich gen Fenster wandte. Die Zeit kroch vor sich her. Als die Schulklingel durch meine Gedankenwelt schnitt, richtete ich mich auf. Meine Mitschüler drängten aus dem Raum, Tristan warf mir einen Blick zu und raunte nur: »Ich warte am Eingang auf dich.« Ehe er seinen verschlissenen Kram zusammenpackte und aus der Tür verschwand. Ich verdrehte meine Augen, als ich Richtung Pult schlenderte, meine Schultasche über eine Schulter geworfen. »Joseph«, begann Herr Han mit bedeutungsschwangerer Stimme und es fiel mir schwer, nicht zu schnauben, »ich nehme an, du weißt, warum ich dich sprechen möchte.« Ich nickte. »Weißt du. Es ist immer schade zu sehen, wenn junge Menschen nicht ihr Potenzial ausschöpfen –« Es war auch schade, wenn junge Menschen ihre Zeit im Mathe-Unterricht verschwenden mussten. »Du könntest so viel mehr aus dir machen, wenn du dich nur einmal konzentrieren würdest. Nimm beispielsweise Seto Kaiba –« Dass Seto Kaiba ein Genie war, musste ich wohl nicht erwähnen. Dass ein Vergleich zwischen uns alles andere als fair war ebenso wenig – nicht, dass es jemanden davon abgehalten hätte. Ich bezweifelte, dass ich den mega Unterschied zwischen Kaibas Auffassungsgabe und meiner mit ein wenig Konzentration hätte wett machen können – nicht einmal mit einer fetten, riesigen Portion mit Sahne oben drauf. »Bereite dich bitte besser auf die nächsten Stunden vor, Joseph.« »Jo«, erwiderte ich. Er seufzte. »Du kannst gehen.« Tristan beäugte mich mit einem Interesse, das mich eine Grimasse schneiden ließ, als ich auf ihn zu schritt. »Was hat er gesagt?«, fragte er auch sofort und ich verdrehte die Augen. »Das übliche Blabla. Total –« Ich brach mitten im Satz ab, als ich Seto Kaiba da stehen sah mit seinem Aktenkoffer. Eine Limousine hielt neben ihm und ein kleiner Junge mit chaotischem, schwarzem Haar stürmte ihm entgegen. »Was macht'n der noch hier?«, raunte ich Tristan zu und nickte in Richtung des Wagens, wo sich der Junge um Setos Hüfte hängte. »War vorhin im Sekretariat – hab ich geseh'n, hat wohl gedauert.« »Im Sekretariat?« »Jopp, keine Ahnung, Kumpel. Was Bürokratisches?« Ich verlangsamte meine Schritte. Die Szene brannte sich in mein Gedächtnis. Der allmächtige Seto Kaiba mit einem kleinen, quasselnden Jungen, der die Hände in die Luft reckte und seine Meinung in die Welt rief. »Es ist so blöd, dass es nicht schneit, Seto. Glaubst du es schneit wenigstens an Weihnachten? Es wäre megablöd, wenn es gar nicht schneien würde. Echt. Das wäre so langweilig – sowas von blöd.« Bei seinen Worten grub sich ein Grinsen in meine Mundwinkel. »Der kleine Junge kommt mir so bekannt vor«, murmelte Tristan neben mir, als wir die Straße überquerten und sich ein Auto zwischen uns und die Szene drängte. »Ist sein kleiner Bruder«, antwortete ich und beobachtete betont unauffällig, wie er sich an Kaibas Arm hängte, »stand mal auf der Titelseite in irgendso'ner Zeitung, die ich austrag'.« Seto Kaiba sah auf – mitten in der Bewegung, hinten in das Auto einsteigend. Mir direkt in die Augen. Zwischen uns nur die Straße und ein soziales Gefälle, das an eine Klippe erinnerte. »Wenn es nicht schneit, dann werde ich dafür sorgen – mach dir keine Sorgen, Mokuba«, sagte er zu seinem kleinen Bruder und wandte dabei nicht den Blick von mir ab, meine Schritte kamen beinahe zum Stehen. Etwas lag in seinen Worten. Etwas, das viel mehr als Schnee versprach. Es waren Worte, die Fürsorge und Schutz und Opferbereitschaft und – Liebe zusagten. Und in diesem Moment – wie er das so sagte – glaube ich ihm sofort, dass er es selbst schaffen würde, den Himmel zum Schneien zu bringen, wenn es sich sein kleiner Bruder wünschte. Dann fühlte ich, wie Tristan mir auf die Schulter klopfte und ich abrupt den Blickkontakt brach. Das Auto raste an uns vorbei. »Für seinen Bruder ist er echt irgendwie sowas wie, keine Ahnung – allmächtig, ne«, witzelte ich, obwohl ich mich innerlich immer noch wie erstarrt fühlte. Beinahe ehrfürchtig. »Nich'nur für seinen Bruder, Kumpel. Es ist, als könnt' man Geschichte live beobacht'n – in ein paar Jahrzehnten ist Seto Kaiba einer von denen da, die das Leben der Menschen total verändert hab'n.« Ich schnaubte wenig beeindruckt. »Seine Kacke ist trotzdem braun«, erwiderte ich derb und zuckte die Schultern, als Tris in Lachen ausbrach. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)