Lotusblüte von Jaelaki ([Sasuke & Sakura | Kakashi & Yamato]) ================================================================================ Kapitel 3: Die Blume welkt, das Blatt vertrocknet, Menschen vergehen. --------------------------------------------------------------------- ________________________________________________ Wir gingen verloren, wir ließen uns zurück, ich fragte nach dem Weg, alles ohne Glück. Ich verirrte mich, Warum?, fragte ich dich. Du sagtest bloß, es gäbe kein Zurück. ________________________________________________ »Würdest du für einen Freund sterben, den du nicht mehr retten kannst, Sakura?« Die Worte echoten in ihrem Kopf. »Die Frage ist nicht gerecht«, warf sie widerstrebend ein, »in der Realität weiß man nie davor, wie es ausgehen wird. Vielleicht kann man seinen Kameraden retten, wenn man sich selbst gefährdet oder sogar dadurch tötet. Vielleicht ist das eigene Opfer sinnlos. Woher –« »Ja, genau. Woher soll man das vorher wissen? Man weiß es nicht. Die Frage ist nicht gerecht. Das Leben ist nicht gerecht.« Sie hatte plötzlich das Gefühl, dass sie über unterschiedliche Dinge sprachen. Oder dass etwas anderes noch zwischen ihnen stand, etwas, das niemand aussprach. Dass er ihr etwas verriet, das sie nicht verstehen konnte. »Jeder hat seine Grenzen, Sakura. Manchmal muss man über sie hinausgehen, um das zu erreichen, was man erreichen kann. Aber manchmal zeugt es von Erfahrung und Weisheit, seine Grenzen zu kennen und zu akzeptieren.« Seine Worte bargen so viel Sinn. Sie trugen Klugheit und Weisheit mit sich, aber innerlich sperrte sie sich gegen sie. Denn sie bedeuteten, sich selbst einzugestehen, dass man nicht alles gab, nicht über sich hinaus wuchs, andere für das eigene Wohl im Stich ließ, verletzte, womöglich umbrachte. »Würde Sie etwa einen Freund tatenlos sterben lassen, Kakashi-sensei? Haben Sie nicht immer gesagt, dass Sie einen Kameraden nicht sterben lassen würden? Dass Sie uns beschützen würden? Würden Sie nicht alles, was in Ihrer Macht steht dafür tun, um einen Freund zu retten?« Er blickte sie an und antwortete nicht. In ihrem Magen stach Zorn, ein Brennen. Sie hatte nichts falsch gemacht. Sie hatte einen Kameraden gerettet. Kameraden davon abgehalten, für dessen Tod verantwortlich zu sein. Sie hatte ihre Fähigkeiten eingesetzt und nicht nur eine Mission erfolgreich abgeschlossen, sondern mehr noch: ein Leben gerettet. Und trotzdem spürte sie in seinen Worten diese Kritik, die ihr einflüstern wollte, dass ihr ein Missgeschick passiert war, dass sie etwas übersehen, deren Konsequenzen sie noch nicht bedacht hatte. Dieses Gefühl, wieder das kleine, naive, unwissende Mädchen zu sein, kratzte an ihrem Selbstbewusstsein. »Meine Antwort auf diese Frage ist unbedeutend. Denn sie ändert nichts an deiner. Aber irgendwann wirst du dich hieran erinnern. Ich kann nur hoffen, dass deine Antwort dann noch immer dieselbe sein wird. Und du nichts bereust«, antwortete Kakashi mit einer Nachsicht in den Augen, die sie nichts erwidern ließ. Die sie schweigend im Krankenbett zurückließ. Als er schließlich gegangen war, hörte sie endlich die Regentropfen gegen die Fensterscheibe prasseln. _ Der Sturm zog an. Die warme Luft wirbelte Staub auf und Regentropfen platschten auf die ausgetrocknete Erde. In dem Krankenzimmer staute sich die Luft. Seine Augenlider flatterten. Das erste, was er wahrnahm, war die Schwüle, die im Zimmer hing, dann erst das Piepsen. Zunächst erkannte er die weißen Wände ein wenig verschwommen, als müssten sich seine Augen erst wieder daran gewöhnen zu sehen. Dann spürte er einen Schmerz in seinem Oberkörper, als er versuchte sich aufzurichten und sank stöhnend wieder zurück in das Kissen. Vielleicht war alles ohnehin nur Einbildung. Wie schon so oft. Oder? In diesem Moment öffnete jemand die Tür – er zuckte zusammen – und zwei Krankenschwestern wuselten um das Bett und die Apparaturen herum, nahmen ihm Blut, stellten ihm Fragen, die sein Gehirn nur langsam zu seinem Bewusstsein durchsickern ließ, hantierten an den Geräten herum und machten sich stumm Notizen. Dann öffnete sich die Tür erneut und die Godaime betrat schnellen Schrittes das Zimmer. Wieder wurden ihm Fragen gestellt, die sich zäh in seinen Gedanken anfühlten, die Antworten klebten ihm auf der Zunge, einige fielen von seinen Lippen, andere verdunsteten im Raum. Dann musterte sie ihn mit einem Blick, den er kaum verstehen konnte und erwiderte ihn mit einem Schweigen. Sie nickte knapp – vielleicht steckte Aufmunterung dahinter – und verließ den Raum mit ein paar Worten, die ihn nicht recht beruhigen konnten. Vielleicht halluzinierte er. Vielleicht versuchte seine Psyche ihn vor der Realität zu schützen und erfand dieses Szenario. Vielleicht war er auch einfach endgültig verrückt geworden. Psychischer Kollaps. Vielleicht. Wer könnte es ihm verdenken? Kraftlosigkeit durchzog seine Fasern. Sein Körper schmerzte, pochte leicht unter seiner Haut. Unbeweglichkeit und Schwere. Er sehnte sich nach Ruhe und Schlaf und doch konnte er nicht einfach liegen bleiben. Seine Beine fühlten sich taub an, er versuchte sie aus dem Bett zu hieven, aber Schmerz durchzuckte seine Muskeln, ließ ihn wieder stumm an die Decke starren. Angestrengt schloss er seine Augen und murrte. Vielleicht doch die Realität? Irgendwann öffnete er wieder seine Augen – war er tatsächlich eingeschlafen? – und sein Blick blieb an einer vertrockneten Blume hängen, deren Blüten wohl einmal in einem Orange geleuchtet hatten – jetzt war es ein mattes Braun. Nachdenklich runzelte sich seine Stirn, seine Augenbrauen hoben sich. Mit dem Entschluss, diesem Piepsen zu entgehen, raffte er sich auf und – sank mit einem genervten Seufzen, der von unterdrücktem Schmerz getränkt war, wieder zurück. »Das würde ich an deiner Stelle endlich mal lassen.« Diese Stimme. Tenzous Augen weiteten sich. Vielleicht war es doch nur ein Traum, eine Illusion, ein Genjutsu. Langsam fing sein Blick die Gestalt am Fenster ein. Lässig gegen den Fensterrahmen gelehnt stand er da und musterte ihn. »Du bist zu spät – wie immer. Ich bin schon wach«, krächzte Tenzou – wie lange hatte er seine Stimme nicht mehr gebraucht? Er konnte sich nicht erinnern, was ihm zuletzt passiert war. Er erinnerte sich nur an Dunkelheit und – ein paar dunkle Gedanken, Bilder, Hoffnung, die starb. »Dieses Mal bist wohl du zu spät – du hast ja ewig einfach so herumgehangen, bis wir dich – gepflückt haben«, erwiderte Kakashi trocken. Auf Tenzous Wangen legte sich ein leichtes Rosé, das in seinem kränklich blassen Gesicht besonders hervorstach. Er erinnerte sich. Da war etwas. Auf Kakashis Lippen breitete sich ein Lächeln aus – Schalk tanzte in seinem Auge, ehe er ganz pragmatisch festlegte, dass Tenzou sich jetzt auszuruhen habe. »Obwohl du ja recht lange nichts getan hast, außer –« »Ist das hier real?«, unterbrach Tenzou ihn matt und legte seine Stirn in Falten. Kakashi hielt inne. »Ich fürchte, ja«, erwiderte er. »Und die Blume ist schon wieder bereits verwelkt.« Er zuckte mit den Achseln. »Es ist wirklich entnervend. Gut, dass du dich in Zukunft endlich wieder selbst darum kümmern wirst.« Um Tenzous Lippen spielte ein Lächeln. _ Seine Bewegungen spiegelten sich in der Wasseroberfläche, die den gesamten Boden bedeckte. Das grüne Licht strahlte von der riesigen Pflanze, die sich durch das Versteck grub. Es spiegelte sich in dem Wasser, in dem die Wurzeln mündeten. Wenn er seinen Kopf in den Nacken legte, konnte er von hier unten die Blüte erahnen, die etliche Sprünge über ihrem Standort – knapp über den Wurzeln – ragte. Doch er stand unbeeindruckt mit seinem Teamkameraden auf einem der Äste und arbeitete sich systematisch nach oben. »Kanae-Sempai, haben Sie so etwas schon einmal gesehen?«, fragte ihn sein jüngerer Kollege ehrfürchtig. Bei ANBU-Missionen gab es ständig irgendwelche Überraschungen. Doch irgendwann verloren diese ihren Effekt. Er hatte schon Dinge gesehen, die außergewöhnlicher, gefährlicher oder beeindruckender gewesen waren. Manchmal eine Mischung davon. Er arbeitete bereits neuneinhalb Jahre als medizinische ANBU-Einheit. Ihn konnte nichts mehr so schnell beeindrucken. Er zuckte die Achseln. »Konzentriere dich einfach auf die Mission, Yasuo.« Mit einer Bewegung schnitt er ein feines Stück des Lotusstamm ab und verschloss die Plastiktüte. »B Punkt Zwei«, erklärte er knapp – seine Stimme dumpf unter der Maske – übergab es seinem ANBU-Kollegen Yasuo, der geschäftig besagtes Stück beschriftete, und wandte sich wieder zur Pflanze. Die nächste Probe verschloss er erneut in einer Tüte. »B Punkt Drei.« Wie auch die übernächste. »C Punkt Eins, C Punkt Zwei und C Punkt Drei.« Ein Stück des Blattes lag säuberlich abgeschnitten in je einer Folie. »Es folgen Proben der Blü-« Er war im Begriff auf einen höhergelegenen Ast zu springen, als er einen Windzug hinter sich verspürte. Mit einem Ruck wandte er sich um und erstarrte, als er in ein Paar fremder Augen sah. Dann spürte Schmerz. Das Letzte, was er erkannte, war Yasuos schlaffer Körper, der auf dem Boden lag. _ »Abgesehen davon.« Tenzous Blick glitt von der vertrockneten Pflanze zurück zu Kakashi, der unverändert neben dem Fenster lehnte und nach etwas in seiner Hosentasche kramte. »Was ist passiert?«, fragte Tenzou und erwiderte Kakashis desinteressierten Blick stur. »Das Übliche«, entgegnete der langsam, »du warst in Schwierigkeiten und ich musste dich retten.« Tenzou schnaubte und verdrehte die Augen, was Kakashi ein amüsiertes Glitzern in den Augen bescherte. Stille entstand und Kakashi zog endlich ein abgenutztes Heft hervor. Tenzou musterte ihn ungläubig, doch davon ließ sich sein Gegenüber natürlich keineswegs stören. »Sempai. Würden Sie das etwas - spezifizieren?« Kakashi blickte auf, betrachtete ihn einen Moment und schüttelte dann den Kopf. »Nein.« Tenzou verschränkte die Arme vor der Brust, ließ das aber wieder ganz schnell bleiben, als ihn der Schmerz überraschte, der durch seinen Brustkorb schoss. Das würde ein langer Nachmittag werden. _ Das Zimmer lag im Halbdunkel. Eine Stimme zischte, es klang – trotz der Unverständlichkeit der Worte – nach Wut. Auf Knien verbeugten sich zwei Gestalten vor einem Bett, das mitten im dem sonst kargen Raum stand. Die Wände waren roh. Erdig. Steinig. Ein Husten durchbrach das Gezische. Erst allmählich verstand Kanae einige der Laute und konnte ihnen Bedeutung abgewinnen. Sein Kopf dröhnte. Sein Geist schien nicht mit seinem Körper kongruent zu sein. Schmerz durchzuckte seine Glieder. Seine Augenlider flatterten. »Diese Idioten! Diese –« Die Beschimpfungen gingen in ein heftiges Husten über. Atem ziehend verkrampfte sich die Hand in der dünnen Decke. »Das hat man davon, wenn man nur hirnamputierte Kraftprotze führt!« Die Lungen des Fremden röchelten. »Ich wollte Proben!«, zischte er. »Nicht irgendwelche ANBU, die dort Proben nehmen!« Stille. Nur der rasselnde Atem. Schwer hing die Luft über ihnen. »Was sollen wir mit denen jetzt machen?«, traute sich einer der knienden Untergebenen zu fragen. Seine Stimme klang dumpf – möglicherweise eine Maske. »Na, was wohl? Wir bringen sie um die Ecke!«, erwiderte der andere euphorisch. »Wohin? Welche Ecke?«, murmelte ersterer verwirrt. Im Bett folgten eine Bewegung und ein undeutliches Zischen. »Dummheit. Umgeben von hirnloser Dummheit! Ihr bringt sie verdammt noch einmal zurück!«, krächzte es von dort. »Aber zuvor – Toji!« Eine zierliche Gestalt trat durch eine knirschende Tür. »Ja, Meister?« »Bring mir T27.« »Ja, Meister«, erwiderte der Junge mit einem Zögern und war doch sofort wieder durch die Tür verschwunden. »Ihr hört mir jetzt genau zu und werdet die Befehle exakt ausführen. Verstanden?«, wandte sich die gebrechlich wirkende Person an die beiden anderen und ließ trotz der Frage keine Antwort zu. »Ihr werdet die beiden ANBU zurückbringen und die Phiole, die euch der Junge geben wird, dort öffnen. Danach macht euch sofort auf den Weg zurück. Habt ihr das begriffen?« Einvernehmliches Nicken. Mit einem sandigen Knirschen öffnete sich die Tür und Toji huschte mit gesenktem Blick an das Bett seines Meisters. »Gib sie ihnen«, scharrte der und der Junge streckte seine Hand aus. Eine Phiole lag zwischen seinen Fingern. Scheinbar leer. »Ich erwarte euch im Morgengrauen zurück!« »Ja, Meister«, murmelten die beiden synchron und erhoben sich umständlich. »Toji«, erklang die kratzige Stimme nochmals, »du weißt, was zu tun ist.« Der Junge nickte verschüchtert und kam Kanae auf Zehenspitzen entgegen. »Es tut mir leid«, hörte er ihn flüstern, dann spürte er auch schon kühle Finger an seinen Schläfen und einen Schmerz, der aus ihm einen grellen Schrei drosch. _ Gelangweilt beobachtete Tenzou wie sein Sempai eine weitere Seite des Buches umschlug und mit Genuss die Buchstaben verschlang. Seit einer geschlagenen halben Stunde. »Kakashi-Sempai, was –« »Hör auf, mich so zu nennen.« »Hören Sie auf, mich zu ignorieren!« Das brachte ihm tatsächlich einen amüsierten Blick seitens Kakashi. In ihm selbst stieg Nervosität auf. Verlegen räusperte er sich. »Ich meine, dass Sie mir endlich sagen sollen, was passiert ist.« »An was erinnerst du dich?« Tenzou verharrte einen Moment und spitze nachdenklich seine Lippen. »Da war – Wasser und Licht. Grünes Licht, glaube ich. Dann erinnere ich mich nur noch an Dunkelheit und ein paar – wie dem auch sei. Was ist geschehen?« Kakashi blätterte, ohne einen Funken Scham, eine Seite weiter. Erwartungsvoll betrachtete Tenzou ihn. Und betrachtete ihn. Und betrachtete ihn. Und – »Sempai!« »Ähm, ja?« »Hören Sie damit auf!« »Womit?“ Genervt schnaubte Tenzou und verschränkte seine Arme vor der Brust. Zumindest hätte er es gerne getan, doch der ziehende Schmerz – »So eine verdammte Kacke«, murmelte er trotzig. »Hör auf zu fluchen«, brummte Kakashi ohne aufzusehen. »Hören Sie auf, Schmuddelblätter zu lesen!« Stille. Das Rascheln des Papiers, das umgeblättert wurde. Stille. Tenzou schloss entnervt die Augen. Resigniert seufzte er und versuchte, sich zu erinnern. Es war nass gewesen. Dann hatte sein Körper gebrannt. Er erinnerte sich noch an diesen Schmerz, als stünde sein Körper in Flammen. Dann – er wusste gar nicht, ob es nach Minuten, Stunden oder erst gar nach Tagen gewesen war – war dieser unerträglichen Hitze einer geradezu angenehmen Wärme gewichen. Dazwischen leuchtete grünliches Licht. Und Dunkelheit. Aber vielleicht hatte er das alles auch nur geträumt. Ebenso wie die Stimmen – oder waren es nur Gedanken gewesen? Und – »Obito!« Sein Ruf verhallte in einem schmerzhaften Keuchen. Sein abruptes Aufrichten schoss ihm in sämtliche Glieder und ließ seine Mimik in gequälten Gesichtszügen vergehen. Dann erst bemerkte er Kakashis Blick. _ Die gesamte Bodenfläche war von Wasser bedeckt, in dem sich seine Bewegungen widerspiegelten. Das Licht strahlte von der riesigen Pflanze in einem Grün, das er noch nie vorher gesehen hatte. Die Pflanze schlängelte sich durch das Versteck und spiegelte in dem Wasser, in dem die Wurzeln mündeten. Wenn er seinen Kopf in den Nacken legte, konnte er von hier unten die Blüte erahnen, die etliche Sprünge über ihrem derzeitigen Standort – knapp über den Wurzeln – ragte. Ein Schmerz durchzuckte seinen Kopf und er berührte instinktiv seine Stirn. »Alles klar, Kanae-sempai?«, fragte ihn sein jüngerer Teamkamerade und er nickte knapp. »Konzentriere dich einfach auf die Mission, Yasuo.« Er stand unbeeindruckt mit seinem Teamkameraden auf einem der breiten Äste und arbeitete sich systematisch nach oben. »Kanae-Sempai, haben Sie so etwas schon einmal gesehen?«, fragte ihn sein jüngerer Kollege ehrfürchtig. Bei ANBU-Missionen gab es ständig irgendwelche Überraschungen. Doch irgendwann verloren diese ihren Effekt. Er hatte schon Dinge gesehen, die außergewöhnlicher, gefährlicher oder beeindruckender gewesen waren. Manchmal eine Mischung davon. Er arbeitete bereits neuneinhalb Jahre als medizinische ANBU-Einheit. Ihn konnte nichts mehr so schnell beeindrucken. Er zuckte die Achseln. »Konzentriere dich einfach auf die Mission, Yasuo.« Mit einer Bewegung schnitt er ein feines Stück des Lotusstamm ab und verschloss die Plastiktüte. »B Punkt Zwei«, erklärte er knapp – seine Stimme dumpf unter der Maske – übergab es seinem ANBU-Kollegen Yasuo, der geschäftig besagtes Stück beschriftete, und wandte sich wieder zur Pflanze. Die nächste Probe verschloss er erneut in einer Tüte. »B Punkt Drei.« Wie auch die übernächste. »C Punkt Eins, C Punkt Zwei und C Punkt Drei.« Ein Stück des Blattes lag säuberlich abgeschnitten in je einer Folie. »Es folgen Proben der Blüte.« Er sprang einige Äste hinauf. Der dicke Stamm verschmälerte sich, die tellergroßen Blätter zusehends feiner. Dann verdünnte sich der Stamm und Blütenblätter stoben daraus hervor. Mit einem Ruck schnitt Kanae ein Stück der Blüte ab, wandte sich um und übergab die Probe Yasuo. Nach nur noch zwei weiteren, seufzte der. »Schon geschafft. Das war ja eine erstaunlich leichte Mission. Geradezu langweilig.« Kanae verpasste ihm einen Schlag auf den Hinterkopf. »Solange du nicht schwer verletzt nach Hause gehumpelt kommst, ist für dich alles langweilig. Du sollst jede Mission mit Ehrfurcht beginnen, durchführen und abschließen. Wie oft muss ich dir das noch sagen?« Yasuo rückte seine ANBU-Maske zurecht und murmelte etwas Unverständliches. »Wie war das?« »Ja, Sempai«, brummte Yasuo. »Nichts Wichtiges, Sempai.« »Wie auch immer – lass uns endlich von hier verschwinden.« Mit einem letzten prüfenden Blick schaute sich Kanae um, dann formte Yasuo das Versiegelungszeichen und sie verschwanden in einer Rauchwolke. _ Unruhig rutschte Tenzou in seinem Bett hin und her, während Kakashi resolut sein Buch zuklappte. Dann schlenderte der gemächlich auf ihn zu. »Obito«, wiederholte Kakashi und obwohl eine Frage mitklang, überwog die schlichte Feststellung. »Ja, ich –« Tenzou schluckte instinktiv, »ich erinnere mich an den Namen. Eine Stimme. Sie hat diesen Namen manchmal vor sich hergesagt. Genauso wie –« Tenzous Augen weiteten sich. Dieser Gedanke, diese Erinnerung. Sie durchzuckte seinen Kopf plötzlich wie ein Blitz. Ganz hell, ganz klar. Er sah die Maske der Gelassenheit Kakashis und seinen Blick, der ihn aufzuspießen drohte. »Genauso wie – Kakashi und Rin.« Ohne ein weiteres Wort, nur mit einem Blick, den Tenzou niemals vergessen würde, verschwand Kakashi in einer Rauchwolke und ließ ihn zurück. _ »Würdest du für einen Freund sterben, den du nicht mehr retten kannst?« Kakashis eigene Worte hallten wie ein Echo in seinen Gedanken. Er lehnte sich auf das Fensterbrett und ließ seinen Blick über das Dorf schweifen, das schlief. Die Nacht lag über den Dächern und in den Straßen. Ruhe ummantelte die Häuser. Sakuras entrüsteter Blick schwebte vor seinem inneren Auge. »Würden Sie nicht alles, was in Ihrer Macht steht dafür tun, um einen Freund zu retten?« Er seufzte und wandte dem Fenster seinen Rücken entgegen. »Was machst du hier, Sasuke?« Ohne sich zu ihm umzudrehen, verharrte er, die Hände in den Hosentaschen. Das Chakra des anderen pulsierte hinter ihm, als wühlte ihn etwas auf, trotz dessen stoischer Fassade. Sasuke schwieg, während er an der Brüstung des kleinen Balkons stand, kerzengerade, als wartete er nur auf ein Zeichen. Er erwiderte den Blick seines ehemaligen Lehrers. Sasuke war nie seinem Blick ausgewichen, doch entgegen der sonstigen Ausdruckslosigkeit, loderte heute etwas in seinen Augen. »Naruto ist aufgewacht.« Ein leises Lächeln flatterte über Kakashis Mundwinkel. Da war dieses Gefühl. Von Gewissheit. Kraft. Hoffnung. »Dann lass uns endlich gehen.« Mit einem Nicken verschwanden sie in einer Dunstwolke. »Oder würdest du ihn tatenlos sterben lassen?« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)