Lotusblüte von Jaelaki ([Sasuke & Sakura | Kakashi & Yamato]) ================================================================================ Kapitel 8: Und im Keime tief drinnen sinnt Verlorenes wieder. ------------------------------------------------------------- ________________________________________________   Ich verirrte mich, Warum?, fragte ich dich. Du sagtest bloß, es gäbe kein Zurück.   ________________________________________________       Langsam wandte sie sich um. Orochimarus Gesichtszüge waren alt und schwammig. Teilweise löste sich seine Haut und hing in blutigen Fetzen herab. Er musste unvorstellbare Schmerzen erleiden und trotzdem prangerte in seinem Gesicht Hohn. Er saß halb aufgerichtet in einem Bett, das erstaunlich frisch und sauber aussah im Vergleich zu dem Rest des Raumes, das von Verwahrung zeugte. An den Wänden prangerte Schimmel, die Luft roch modrig und auf dem Boden eine Staubschicht. »Was ist hier los?«, forderte Sakura zu wissen und reckte ihr Kinn. Sie zeigte nicht ihre Angst – nicht vor Sasuke und auch nicht vor Orochimaru. Erst recht nicht. Lautlos am Rande des Schlachtfeldes zu stehen hatte sie hinter sich gelassen. »Wie nett. Tsunade scheint ganze Arbeit geleistet zu haben – in ihrer Inkompetenz«, scharrte Orochimaru gehässig, keuchte und begann zu husten. Sakura wünschte ihm, zu ersticken. »Was willst du, Orochimaru?«, fragte Sasuke. Er wirkte aufgeklärt und unpassend ruhig. Als stünde er alle paar Wochen immer mal wieder vor Orochimaru ohne zu wissen, warum. Oder wusste er mehr als sie? Sakura musterte ihn. Ihr Blick schoss zu Orochimaru, als der anfing zu lachen. Sein keuchendes, scharrendes Lachen. »Unterhaltung. Mir ist unheimlich langweilig hier«, entgegnete er trocken.     _       Beunruhigt schritt Kakashi durch das Büro der Hokage. Er hatte sie zurückgelassen. Er hatte es tatsächlich wieder getan. Er hatte das Bedürfnis, sich das Haar zu raufen. Naruto stand hinter ihm. Er spürte seinen Blick, doch noch mehr wog sein Schweigen. Naruto schwieg nie. Und doch tat er es gerade. Tenzou lehnte krampfhaft an der Wand – seine Gesichtsfarbe erinnerte an schmutzigen Schnee. Wie hatte es nur dazu kommen können? Seine Gedanken brachen über ihn herein. Dann stieß jemand die Tür auf und Tsunade stand im Zimmer. Im selben Moment durchfuhr ihn ein Ruck. Er würde die beiden zurückbringen. Koste es, was es wolle.     _       »Ich wusste, es war nur eine Frage der Zeit«, schnarrte Orochimaru selbstgefällig. Sakura fragte sich, wie er das schaffte. Wie er es hinbekam, so herablassend zu sein, sie so von oben herab zu behandeln, während er selbst wie ein Stück schimmelndes Fleisch im Bett vor sich her vegetierte. »Ich würde nachfragen, was du meinst«, begann Sasuke gelangweilt, »aber ich weiß ja, wie gerne du dich sprechen hörst. Du wirst es uns also sicherlich ohnehin erzählen.« Orochimaru entgegnete diesem Seitenhieb mit einem finsteren Lächeln. »Ihr habt etwas, das ich brauche und ich habe etwas, das ihr braucht«, behauptete er und keuchte. Sakura runzelte die Stirn und sah von Orochimaru zu Sasuke. Wollte er wieder Sasuke als Gefäß missbrauchen? Waren sie deswegen hier? Ihr wurde schlecht bei dem Gedanken, aber sie würde nicht schwach werden. Keine Sekunde. Stur schaute sie wieder zu dem Überrest Mensch in dem Bett. Sie fragte sich, wie lange er schon am Sterben war.   »Was könntest du uns schon bieten und warum sollten wir es auch nur in Erwägung ziehen?«, fragte Sasuke und machte keinen Hehl daraus, dass es ihn nicht im Mindesten interessierte. Ein Funken der Bewunderung, die Sakura früher immer für ihn empfunden hatte, glomm auf. Wie er sich kein bisschen einschüchtern ließ, obwohl ihre Situation danach schrie. Hatte er keine Bedenken? Oder dieses bohrende Gefühl im Magen wie sie selbst? Orochimaru lachte. Er lachte dieses finstere Lachen, das ihr eine Gänsehaut über die Haut jagte, weil sie es schon öfters gehört hatte. Es hatte nur eine Bedeutung: Sie saßen in der Falle. »Euer Freund wird ohne meine Hilfe sterben. Wollt ihr ihn sterben lassen?«, raunte Orochimaru und sie sah, wie er es genoss.     _       »Wir müssen zurück!«, zeterte Naruto und schaute aufgebracht von Tsunade zu Kakashi, die sich gegenseitig einen Blick zuwarfen, der ihm gar nicht gefiel. Seine Wangen glühten, seine Brust zog sich zusammen und er atmete schwer. »Sie sind da irgendwo und wir haben sie zurückgelassen! Wir –« »Wir hatten keine andere Wahl«, entgegnete Kakashi. Seine Mimik eingemeißelt wie auf Stein. Naruto raufte sich die Haare vor Zorn. »Keine Wahl!«, spuckte er ihm geradezu vor die Füße. »Man hat immer eine Wahl!« »Sasuke und Sakura kommen klar«, erwiderte Kakashi ernst und Naruto glaubte explodieren zu müssen. »Woher wollen Sie das wissen? Vielleicht sind sie – irgendwo in dieser Höhle und brauchen unsere Hilfe! Und wir haben sie einfach dort gelassen!« »Was hätte ich tun sollen, Naruto? Hätte ich Tenzou sterben lassen sollen? Für eine angebliche Rettungsmission, die vielleicht nicht einmal nötig wäre?«, herrschte er ihn an und es wollte gar nicht zu seiner sonstigen Gleichmütigkeit passen. Er atmete tief durch und schaute stur zu Tsunade. Narutos Blick floh zu Yamato, der ihn ansah. Zitternd und bleich.   »Dieser Lotus scheint sowohl zu heilen, als auch zu töten«, erklärte Kakashi gepresst und fuhr sich um Selbstbeherrschung bemüht durch sein stürmiges Haar. »Zunächst kurbelte er Tenzous Chakrakreislauf an – Sasuke und ich haben es gleichermaßen mit dem Sharingan überprüft. Aber dann kippte die Situation.« Er sah, wie sich Tsunade vorlehnte, um Tenzous Augen zu kontrollieren, den Puls und seine Temperatur und doch jedem seiner Worte lauschte, sie aufsog und verarbeitete. »Er hat Fieber«, konstatierte sie und richtete sich mit einem vielsagenden Blick auf. »Naruto, du bringst Yamato ins Krankenhaus.« Frustriert fuhr sich Angesprochener durch sein wildes Haar, widersprach jedoch angesichts Yamatos Zustand nicht, packte dessen Arm und zog ihn sich über seine Schulter. »Alles klar«, behauptete Naruto zerknirscht. Natürlich war allen im Raum klar, dass eben nichts klar war.       _       Tenzous Körper stand in Flammen. Als die Krankenschwester ihn fragte, wo er Schmerzen hatte, wusste er nicht, ob er in Lachen oder Weinen ausbrechen sollte – angesichts der Tatsache, dass sein gesamter Körper, jede verdammte Nervenzelle, »Schmerz« schrie. Er erinnerte sich nur verschwommen daran, was danach passierte. Vielleicht wollte er sich auch nur um Antworten drücken oder seine Physis war tatsächlich fertig und gab den Kampf gegen die Schmerzen auf. Dass er in Ohnmacht gefallen war, registrierte er erst, als er wieder aufwachte. Das Zimmer sah aus, wie das letzte Krankenzimmer, in dem er aufgewacht war. Tatsächlich glaubte er einen Moment, dass es dasselbe war. Aber wahrscheinlicher erschien ihm dann doch, dass alle Krankenzimmer einfach ähnlich bis gleich konzipiert waren. Erst nach diesem äußerst erleuchtenden Gedanken registrierte er, dass er keine Schmerzen hatte – oder fühlte. Eigentlich fühlte er nichts. Sein Körper war taub. Aber es tat gut. Eine wohltuende Abwechslung zu dem unaufhörlichen Schmerz zuvor. Dann flog seine Konzentration zu einer blonden Person, die mitten in seinem Zimmer auf und ab schritt. Tenzous Blick folgte dem einige Minuten lang, ehe er sich bemerkbar machte und Naruto innehielt, aufsah und in seinen Augen die Enttäuschung, Wut und Sorge nicht verbergen konnte. Die Schwestern trafen nur einen Moment später ein, untersuchten Tenzou, schrieben Werte auf und tauschten Blicke, die weder Naruto noch Tenzou entgingen. Jetzt war es ruhig hier. Nur das stetige Piepsen von Geräten und das dumpfe Geräusch von Narutos Schritten. »Wirf es ihm nicht vor«, durchbrach Tenzous Stimme Narutos aufgebrachten Gang, denn er wusste ganz genau, was diese Enttäuschung, Wut und Sorge in dessen Blick verursachte. Mit gerunzelter Stirn blickte Naruto auf. »Er hat sie zurückgelassen«, erwiderte er, als erfassten diese Worte die gesamte Situation, seine Reaktion und die Erklärung, warum er es ihm eben doch vorwarf. »Er hat eine nachvollziehbare Entscheidung als Teamführer getroffen«, widersprach Tenzou ruhig. Naruto schnaubte. »Er hat seine Kameraden zurückgelassen. Wir hätten ihnen nachgehen sollen! Warum hat er nur Sasuke Sakura hinterher geschickt? Wir hätten zusammen –« Tenzou hob seine Hand. Überrascht stellte er fest, dass Naruto tatsächlich in seinem Wortschwall innehielt und ihn erwartungsvoll anblickte. Vielleicht erwartete er eine simple Erklärung, die alles wieder in ein rechtes Licht rückte. Dass Kakashi in Wirklichkeit und gegen den Anschein eben doch nicht die Mission über seine Freunde gestellt hatte, dass er vielleicht sogar einen geheimen Plan verfolgte, der am Ende davon zeugte, dass er seine Freunde eigentlich gar nicht zurückgelassen hatte, sondern – ja, was? Ihnen zugetraut hatte, auch ohne ihn zu überleben?   »Naruto, Kakashi denkt immer an seine Kameraden. Er stellt deren Leben über sein eigenes, aber –« Tenzou schaute ihn ernst an. Er wusste nicht, ob Naruto es nachvollziehen konnte, denn es ging absolut gegen dessen Vorgehen. Naruto wäre Sakura ohne zu Zögern gefolgt. Er wäre kopflos, aber kampfbereit ohne einen Gedanken an seine eigene Sicherheit losgestürmt. »Aber er musste sich entscheiden, welche Leben seiner Kameraden er gefährdet.« Naruto blähte seine Wangen. Als sammelte er all die Luft in seinem Körper für eine Explosion. Tenzou kam dem zuvor, richtete seinen Oberkörper auf und fixierte. »Sakura war offensichtlich in einem Genjutsu gefangen. Nach der Lösung von dem Lotus wurde mein Zustand kritisch. Kakashi musste meinen Chakrahaushalt mithilfe des Sharingans überwachen –« »Warum hat er mich nicht Sasuke folgen lassen? Ich hätte –« »Ich weiß es nicht. Sicherlich hatte Kakashi auch dafür seine Gründe.« Naruto schnaubte und verschränkte seine Arme vor der Brust. »Vertrauen Sie ihm immer so blind?«, fragte Naruto und verbarg den Vorwurf kein bisschen. »Und würden Sie ihm immer noch so blind vertrauen, wenn er Sie zurückgelassen hätte?« Tenzous Augen weiteten sich einen Moment angesichts dieser unerwarteten Frage, doch dann spannte sich ein traurig-wissendes Lächeln über seine Lippen. Kakashi hatte ihn zurückgelassen. Nicht nur einmal. Nicht nur in einem Sinne. Mit diesem Gedanken nickte er Naruto zu.     _       »Welcher Freund?«, hakte Sasuke ohne Interesse nach. »Sasuke, mein Sasuke«, röchelte Orochimaru tadelnd, »vielleicht bist du der falsche Ansprechpartner. Deine kleine Freundin hier wird dir sicher bestätigen können, dass es ihm nicht gut geht.« Tatsächlich warf Sasuke ihr einen Blick zu, den sie nicht zu deuten wusste, ehe er die Schultern zuckte, die Hände in den Hosentaschen. Sakura stand mit beiden Füßen fest auf dem Boden, ihr Blick hartnäckig auf Orochimaru gerichtet. Sie würde sich nicht in die Annahme wiegen lassen, er wäre schwach und ungefährlich. Orochimaru bedeutete stets eine Bedrohung. Auch, wenn er dem Tod näher war als dem Leben. »Aber ich bin ja kein Unmensch«, fuhr er fort und brach in gackerndes Lachen aus, »ihr habt bis morgen Zeit, um euch zu überlegen, wie viel wert euch das Leben eines Freundes ist.« »Warum bis morgen? Warum sollten wir bleiben?«, brach es aus Sakura hervor und sie fixierte die um Atem ringende Gestalt mit einer Gänsehaut, als sie sich zu ihr wandte und sie höhnisch angrinste. »Weil euer Freund nur noch bis morgen leben wird.«     _       Vielleicht hatte er ihn gesucht, vielleicht auch nicht. Vielleicht war es nur Zufall, dass er plötzlich vor ihm stand und ihn so ansah. Aber als er seinen Blick wahrnahm, verstreuten sich seine Zweifel und er wusste, dass Naruto ihn gesucht hatte. Oder dass er irgendetwas gesucht hatte und nun zufälligerweise auf ihn gestoßen war.   »Warum?« Es war immer die Frage, die ihn verfolgte. Die Frage, die seit seiner Kindheit in seinem Kopf hallte und ihm unter Schmerzen bewusst machte, dass das Leben nicht gerecht war oder einfach oder vorhersehbar. »Warum haben Sie mich nicht mitgeschickt? Ich hätte helfen können! Ich hätte helfen müssen! Es sind meine Freunde!«, klagte er ihn an und sein Blick war voller stiller Vorwürfe, die er nicht aussprechen, aber trotzdem nie vergessen würde. Kakashi Hatake seufzte. »Sasuke hatte darum – gebeten. Er ist der Genjutsu-Spezialist und ich habe ihm die Anordnung gegeben, Sakura zu folgen – Sasuke hat mich ausdrücklich gebeten, dich nicht mitzuschicken.« »Warum sollte er das tun?«, hakte Naruto kritisch nach. »Ich denke, er hatte seine Gründe.« »Noch einer, der denkt, andere hätten Gründe für was, was offensichtlich total bescheuert ist. Echt jetzt«, murmelte Naruto angesäuert. »Naruto«, setzte Kakashi an und zum ersten Mal fühlte er sich so alt wie Tenzou behauptete, dass er war. Müdigkeit klebte an seinen Gelenken und seine Wangen waren eingefallen, dunkle Ringe unter den Augen. »Es ist sicherlich nicht leicht, aber wir hatten keine andere Wahl, außer der noch, Ten- Yamato lebensbedrohlich verletzt einem unbekannten Genjutsu auszusetzen.« Naruto schob seine Hände in die Taschen und starrte in den Himmel. Dann schüttelte er den Kopf, als hätte er eine Entscheidung getroffen. »Bis dann«, verabschiedete er sich, wandte sich mit einem Ruck um und ging. »Mach keinen Blödsinn, Naruto!«, gab er ihm mit, in der Ahnung, dass er genau das tun würde. Seufzend lehnte er sich gegen einen Baum. Das Leben war anstrengend. Vielleicht wurde er aber auch einfach nur zu alt. Und Tenzou würde ihn ewig damit aufziehen, sollte er diesen Gedanken von ihm jemals mitbekommen. Nein, das Leben war nicht gerecht oder einfach oder nett. Aber er hatte auch gelernt, dass es nicht gemein und schwer und unnachvollziehbar war. Das Leben war einfach – komplex. Und Freundschaft erst.     _     »Einverstanden.« Sakuras Augen weiteten sich bei Sasukes Worten und sie hatten den Eindruck, dass auch über Orochimarus Mimik Überraschung zuckte. Allerdings konnte das auch Schmerz gewesen sein. »Wir bleiben bis morgen und teilen dir dann unsere Entscheidung mit. Unter der Bedingung, deinen Gegenpreis zu hören – jetzt.« Sasukes Ton trug Ruhe mit sich, als verhandelte er um eine Portion Ramen, um die Naruto ständig versuchte mit ihm zu feilschen. Und nicht um das Leben eines Kameraden – und höchstwahrscheinlich auch um ihre eigenen. Orochimaru fixierte ihn. Dann nickte er langsam. Ein verzerrtes Grinsen entblößte seine faulenden Zähne. »Gerne. Mein Leben gegen das Leben eures Freundes. Hört sich das nicht außerordentlich gerecht an?« Alles in Sakura schrie, dass es einen Haken gab. Einen gewaltigen.     _       Er sah Naruto nach, wie er davonging. Dann wanderte sein Blick zu seinen Händen. Das Buch, das er aufgeschlagen hatte, war abgenutzt, zerknittert, verblasst. Es war alt. Er kannte jede Zeile. Jede Wendung. Die Geschichte war vorhersehbar und die Protagonisten nach einigem Hin und Her ziemlich – nunja. Nackt. Das Leben hingegen war komplex – und nackt war er nur, wenn er duschte. Alleine. Nein, sein Leben war kein bisschen mit dem – Tenzou nannte es Schund, er selbst blieb hartnäckig bei der Bezeichnung Roman – zu vergleichen. In seinem Leben klebte die Frage »Warum?« hartnäckig an seinem Verstand, an seiner Erinnerung, an seiner Entscheidung. Er stand hinter seiner Entscheidung. Sie war zu dem Zeitpunkt die richtige gewesen. Trotzdem hieß das nicht, dass er sich nicht Vorwürfe machte. Wenn er nicht gewesen wäre – Nein, es ging jetzt nicht um ihn. Es ging um seine beiden ehemaligen Schüler. Weil er es ihm schuldete. Er hatte damals versagt. Er hatte ihn dank seines Egoismus und seiner Inkompetenz verloren. Zurückgelassen. All die Jahre warf er es sich vor. In seiner Vorstellung spielte er andere Versionen jenes Tages durch. Jede Nacht. Das quälende »Was wäre gewesen, wenn?« – jetzt bot sich ihm die Chance. Er konnte es wieder gut machen. Seufzend klappte er das Buch zu. Er wusste, dass in diesem Kapitel das Mädchen schließlich ihre vorgeschobene Ablehnung aufgeben würde und der junge Mann endlich – nunja. Vorhersehbar eben. Gemächlich schlenderte er zurück. Er musste ein paar Sachen vorbereiten.       _       Sasuke schnaubte. »Was willst du, Orochimaru?«, hakte er nach. »Sag es jetzt oder wir gehen.« Sakura warf ihm einen Blick zu, der wohl kaum ihre Verwunderung verschleierte. War sich Sasuke seiner Überlegenheit gegenüber einem der Sannin so bewusst, dass er ihm seine Konditionen diktieren konnte? Oder pokerte er nur hoch? Schmerzhaft wurde ihr klar, wie wenig sie Sasuke inzwischen kannte. Seine Fassade war faszinierend, wie eh und je. Aber darunter brodelte es sicherlich. Die berühmte Ruhe vor dem Sturm? Orochimaru schien gerne mit dem Sturm zu jagen, denn in seinen trüben Augen glomm etwas auf. Als spielte er gerne mit dem Feuer, als legte er es genau darauf an, die Grenzen Sasukes auszutesten und ihn zu reizen. Die Grenzen zu sprengen.       _       Er stahl sich an das Westtor, das im Schatten einiger alter Bäume lag, beobachtete wie sich die Wachposten ablösten und schlich sich bis an die Pfähle, die in den von Abendrot bemalten Himmel ragten. Und dann sah er ihn. Mit einem entschlossenen Blick wandte sich Naruto gerade um und starrte ihm plötzlich ins Gesicht. Nur Kakashis Hand auf dessen Mund erstickte den überraschten Ausruf, der Naruto entfuhr.   »Warum –«, wisperte Naruto und starrte ihn an, doch er wischte die Frage mit einer Geste seiner Hand zur Seite. Zu oft hatte er es sich selbst gefragt. Sie hatten jetzt keine Zeit dafür, andernfalls würden die Wachposten auf sie aufmerksam werden. »Was machen Sie hier?«, raunte Naruto dennoch. »Was machst du hier?«, erwiderte Kakashi statt einer Antwort. Gut, dass die Wachen darauf trainiert waren, keine Menschen hinein zu lassen. Immerhin wollten sie ja hinaus. »Ich – ich wollte –« »Sicherlich nicht so etwas Unbedachtes und Dummes tun, wie alleine in ein ehemaliges Versteck Madaras schleichen, um dem leisen Verdacht nachzugehen, dass Sasuke und Sakura Hilfe bräuchten«, entgegnete Kakashi trocken ganz nah an seinem Ohr. Naruto fuhr sich verlegen durchs Haar. »Gut, denn ich werde auch nicht so etwas Waghalsiges und Wahnsinniges tun, wie meinem ehemaligen Schüler dorthin zu begleiten, um meine anderen beiden ehemaligen Schüler nach Hause zu holen.« Narutos Mimik starrte ihm einen Moment blank entgegen, dann breitete sich ein Grinsen auf seinem Mund aus. Er nickte Kakashi zu, ehe er seine Fäuste ballte, nur um kurz darauf seine Schultern sinken zu lassen. »Ständig müssen wir jemanden nach Hause holen«, seufzte Naruto, »wird das irgendwann mal aufhören oder was?« Über Kakahis Lippen zuckte ein Grinsen. Ja, er würde es wieder gut machen. Mit dem Sohn seines ehemaligen Senseis, für seinen besten Freund und gegen jede Regel. Obito wäre stolz auf ihn. Dann setzten sie zu einem Sprung an und waren in der Abenddämmerung verschwunden. Das Leben war komplex. Und Freundschaft erst.     _     »Wisst ihr etwas äußerst Amüsantes?«, begann Orochimaru und alles, was Sakura wusste war, dass es sicherlich nicht amüsant war. »Es heißt, dass Konoha einen Uchiha beherbergt. Einen außer unserem treuen Sasuke«, fügte er ironisch hinzu. »Einen Körper. Lebendig, aber tot. Ohne Hoffnung auf Genesung. Der Geist verstümmelt. Übrig nur die Fassade.« Eine Gänsehaut ließ Sakuras Körper erzittern. Eine Ahnung packte sie. »Ich will Uchiha Obitos Körper.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)