Lotusblüte von Jaelaki ([Sasuke & Sakura | Kakashi & Yamato]) ================================================================================ Kapitel 9: Unser Leib ist eine Blume. ------------------------------------- ________________________________________________   Die Schrecken der Nacht sie holen uns ein. Spürst du? Der Alptraum erwacht.   Die Ängste der Nacht sie nehmen uns gefangen. Hörst du? Der böse Wolf lacht.   Die Schatten der Nacht sie kommen uns holen. Siehst du? Des Grausamen Macht.   ________________________________________________           Sie befanden sich in einem der Zimmer, die Sakura an einen Kerker erinnerten. Erhellt von einigen Kerzen. Es hatte nichts Romantisches an sich. Es war nur eklig und feucht und kalt. Sie schlang die Arme um ihren Oberkörper, die Beine presste sie an ihren Bauch. So saß sie auf einem kaputten Stuhl. Das einzige Mobiliar neben einem Bett, einem ziemlich verwahrlosten Bett. Sakura glaubte, eine Ratte darin gesehen zu haben, aber sie sprach den Gedanken nicht laut aus – denn sie hatten andere Probleme. Probleme, die im Raum standen und über die sie schwiegen. Sie wusste nicht, wie sie dieses Schweigen brechen sollte. Sasuke stand da, zur Tür gewandt, ihr den Rücken entgegen gestreckt und starrte an die Wand. »Seit wann – wann war es nicht mehr die Realität?«, wisperte sie. Erst glaubte sie, er hätte sie nicht gehört – oder wahrscheinlicher – würde sie ignorieren. Doch dann antwortete er ihr, seine Stimme blank jeder Emotion, wie ein Bericht, den er abzuliefern hatte. »Du bist alleine losgegangen – Richtung Lotusblüte. Du bist nicht wieder gekommen, also bin ich dir gefolgt. Da warst du bereits in einem Genjutsu gefangen.« »Aber du – ich hab mit dir geredet gehabt. Du hast geantwortet«, warf sie irritiert ein. »Eine Projektion wahrscheinlich. Bei der Art Genjutsu werden die eigenen Gedanken und Gefühle gespiegelt. Du hast also mit dir selbst gesprochen«, erwiderte er. »Was ist mit den anderen?«, fragte sie. Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Kakashi gab mir den Befehl, dir zu folgen.« Sie verfiel wieder in dieses Schweigen, voller Gedanken und Ratlosigkeit und Fragen. Und zu ihrem Erstaunen war er es, der eine stellte und nicht sie. »Yamato«, begann er, »was habt ihr ihm bezüglich herausgefunden?« Ihr Blick wanderte von seinen definierten Armen, die er locker ineinander verschränkt hatte, zu seinem Gesicht, das so ebenmäßig war wie eh und je. Das schwarze Haar fiel ihm in die Augen und er fuhr durch sie hindurch, um sie aus seinem Blick zu verbannen. Seine Augen. »Er – wir«, entgegnete sie und räusperte sich. »Er leidet wahrscheinlich unter einer Störung seines Chakraflusses. Wir vermuten, dass es mit dem Mokuton zusammenhängt und auch irgendwie mit dem Lotus. Scheinbar beeinflusst die Pflanze Yamatos Wahrnehmung und Chakrakontrolle. Aber um das genauer zu überprüfen – dafür sind wir ja hierhergekommen.« »Wahrnehmung und Chakrakontrolle. Genjutsu. Es würde alles zusammenpassen«, murmelte er. »Aber wir wissen nicht, wie wir ihm helfen können – momentan können wir nur die Symptome lindern. Und selbst das. Es wird schlimmer und wir können nur zusehen.« Die Stille überfiel sie erneut und Sakura fröstelte, versuchte das Zittern zu kontrollieren, was natürlich absolut gegen jegliche Biologie ging. Sie wollte nicht, dass es Sasuke ihr als Schwäche auslegte, denn sie war nicht schwach. Als Sasuke ihr seinen Umhang entgegenhielt, schaute sie verwirrt drein. »Dein Zähneklappern stört mich beim Denken«, erwiderte er und sie verengte ihre Augen. Seit wann war ein Uchiha einfach nur nett? Seit wann kümmerte sich Sasuke um sie? Mit einem Schnauben, warf er ihn durch ihr Zögern genervt, einfach über die Schultern. Sein Duft stieg ihr in die Nase. So vertraut – und fremd. Jetzt war nicht die Zeit für melancholische Gedanken, rief sie sich zur Ordnung und beobachtete, wie er hin und her schritt. Manchmal zogen sich feine Falten über seine Stirn, als konzertierte er sich trotz seiner desinteressierten Mimik. Ihre Situation war bizarr – eingesperrt in Orochimarus Versteck, Seite an Seite mit Sasuke. Dabei hatten sie doch nur erste Informationen gesucht. Informationen. Ihre Mission lief noch immer. Yamatos Leben stand auf dem Spiel und Konohas Sicherheit. Und so verdichteten sich ihre Gedanken, bis sie laut aussprach, was sie beschäftigte. »Sasuke, du bist stärker als Orochimaru, oder? Ich meine, ohne dir schmeicheln zu wollen, ganz objektiv.« »Stärke ist nie objektiv«, erwiderte er nüchtern, »es kommt immer drauf an.« Sie schnaubte und fuhr sich leidig durchs Gesicht – natürlich, sie hatte mit einem Uchiha zu tun. Seit wann erwartete sie eine klare Antwort? »Wenn es darauf ankäme, hier raus zu kommen, würden wir es schaffen?« Er schien zu überlegen, während er sie musterte, und sie fragte sich, was er dachte. Doch dann nickte er ruhig und sie spürte das Gefühl von altbekanntem Vertrauen in sich aufsteigen. Dieses Gefühl, das man nur bei alten Freunden verspürte. »Gut, dann ist unsere Antwort klar«, behauptete sie, ballte die Hände du sah ihn an. »Du willst ihm eine Absage erteilen und verschwinden«, formulierte Sasuke gelangweilt und sie fuhr hoch, stellte sich vor ihn, so dass er ihrem Blick nicht ausweichen konnte, die Hände in die Hüfte gestützt. »Unsere Mission. Es geht nicht darum, einfach raus zu kommen«, stellte sie rigoros klar, »es geht um Informationen. Und wir sind gerade an der Quelle der Informationen angekommen. Wenn wir das hier durchstehen, können wir Yamato heilen!«»Das heißt, du willst Obitos Körper für Yamatos Gesundheit eintauschen«, erwiderte Sasuke. Seine emotionslosen Worte ließen sie frösteln. Als sprächen sie hier nicht von Menschen, sondern Waren. Sie zögerte. »Vielleicht gibt es noch einen anderen Weg«, murmelte sie, »aber den können wir höchstens finden, wenn wir uns auf Orochimarus Spiel einlassen.« Sie fixierte seinen Blick und glaubte Verwunderung wahrzunehmen. »Du willst also den Teufel höchstpersönlich hereinlegen«, bemerkte er sarkastisch, dann bildete sich ein feines Lächeln in seinen Mundwinkeln. »Das klingt eher nach mir als nach dir, Sakura.« Ihr Blick schellte nach oben und traf auf dunkle Augen, die sie intensiv musterten. Hätte sie es nicht besser gewusst, hätte sie Amüsement und Anerkennung darin gelesen.     _       »Was soll das heißen, sie sind verschwunden?«, herrschte Tsunade und schlug mit beiden Fäusten auf ihren Schreibtisch. Sai blinzelte nicht einmal. »Sasuke und Sakura sind vor meinen Augen verschwunden. Ich nehme an, ein Ort-Zeit-Jutsu wurde –« Tsunade unterbrach ihn. »Und was hat das mit Kakashi und Naruto zu tun?« »Nichts, nehme ich an. Allerdings sind sie auch verschwunden.« Tsunade atmete tief durch, drehte sich um und versuchte dieses Gefühl der Explosion in ihrem Inneren unter Kontrolle zu bringen. Sie spürte Shizunes Blick auf sich ruhen. »Wie steht es um Yamato?«, fragte sie energisch. »Nicht gut«, erwiderte ihre ehemalige Schülerin müde und drückte das Schwein in ihren Armen fester als es wohl für es angenehm gewesen wäre. »Sein Kreislaufsystem scheint zu kollabieren. Nach und nach versagen seine Organe. Sein Chakra scheint sie anzugreifen. Momentan liegt er in einem künstlichen Koma.« »Autoimmun«, murmelte Tsunade und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Sie hatte das Gefühl, das alles um sie herum ihren Händen entrissen wurde. »Gut, das war's. Sai, du kannst gehen. Behalte Yamato im Auge.« Nicht, dass der auch noch verschwand, dachte sie sarkastisch.   Als Sai die Tür hinter sich zugezogen hatte, legte sich eine schwere Stille über die beiden. »Denkst du dasselbe, was ich denke?«, fragte Shizune nach. »Dass Kakashi und Naruto Vollidioten sind, die hoffentlich etwas aus ihren Ärmeln schütteln, das Yamatos Situation einschlägig verbessert und dass Sasuke und Sakura hoffentlich nicht in gewohnt großem Schlamassel stecken – was allerdings etwas völlig Neues und Unerwartetes wäre?«, hakte Tsunade nach und wandte sich zu ihr um. Zu ihrem Erstaunen schüttelte Shizune langsam den Kopf. »Das auch. Allerdings habe ich an etwas anderes denken müssen.« Tsunade forderte sie ungeduldig auf, weiterzusprechen. Ihre Geduld war schon immer von schlechten Eltern gewesen, aber heute hatte sie das Gefühl ständig explodieren zu müssen. Shizunes Blick schwenkte über Konoha, das Schwein fest im Griff. »Was, wenn sie irgendetwas finden würden, das Yamato retten könnte, aber – Yamato stirbt, bevor sie zurück sind?«     _       Sasuke wandte sich von ihr ab. »Allerdings«, wandte er ein und fixierte sie, »gibt es keine Garantie, dass wir es durchstehen. Du willst dich auf ein Spiel einlassen, dessen Regeln du nicht kennst. Dazu auch noch Orochimarus Spiel, der die Regeln in jedem Falle so drehen wird, wie es ihm nutzt.« Die kribbelnde Wärme, die sie eben noch empfunden hatte – obwohl sie sich nicht eingestehen wollte – zerplatzte wie nach einem Schwall kalten Wassers. »Es gibt nie eine Garantie«, erwiderte sie und stapfte an ihm vorbei, während sie ihm kurzerhand seinen Mantel zurück in die Hände drückte. Sie spürte, wie Sasuke ihr nachsah und sie sich ermahnte, nicht zu ihm zurück zu sehen. Denn sie brauchte seine Bestätigung nicht. Ihre Entscheidung stand fest. Dann spürte sie, wie er im nächsten Moment hinter ihr stand, glaubte seine Wärme zu spüren und den leichten Luftzug seiner Bewegung. »Na, dann. Lasset das Spiel beginnen«, raunte er sarkastisch. Sie wollte es sich nicht eingestehen, aber mit Sasuke im Rücken, würde sie Orochimaru furchtlos entgegentreten. Mit entschlossenem Gesichtsausdruck klopfte sie von innen gegen die Tür. »Wir haben uns entschieden«, teilte sie dem Lakaien Orochimarus davor mit.     _       »Ist es noch weit?«, fragte Naruto und Kakashi schaute ihn an. Schon wieder. »Noch fünf Minuten«, meinte er gelangweilt. »Das haben Sie schon vor einer halben Stunde gesagt«, maulte er. »Du kennst diesen Weg bereits«, erinnerte ihn Kakashi. Schwarzgrün rauschten die Baumkronen an ihnen vorbei. Die Nacht war hereingebrochen und die Äste schirmten den Sternenhimmel über ihnen ab. Nur ab und zu blinzelte das Sternenlicht hindurch. »Aber da sah es so anders aus«, behauptete Naruto. Manchmal fragte sich Kakashi, wie es Naruto schaffte, seinen Ninja-Alltag zu überleben. Oder überhaupt jegliche Art von Alltag. Doch dann verschwand der kindlich-trotzige Ausdruck aus Narutos Gesicht. Mit einem Male schien er hellwach zu sein. »Fühlen Sie das?«, fragte er ihn und Kakashi nickte. »Wir sind umzingelt«, stimmte er zu und trotz dieser unangenehmen Wendung floss ein erleichterter Funke durch seine Adern. Es gab also doch Hoffnung, dass Naruto seinen Ninja-Alltag auch in Zukunft überlebte.     _       Orochimaru grinste, als sie vor ihn traten, um ihm ihre Entscheidung mitzuteilen. Vielleicht wusste er, was sie sagen würden. Vielleicht stand es in ihren Augen oder Gesichtszügen. Sakura überkam ein Schütteln, gegen das sie kämpfte. »Obitos Körper für Yamatos Gesundheit«, erklärte Sasuke und das Schütteln verebbte zu einem Frösteln. »Meine Gesundheit für seine, die meines kleinen Experiments«, korrigierte Orochimaru. »Er heißt Yamato«, fiel Sakura ein und ballte ihre Fäuste, trotz des Schauderns, trotz des Fröstelns. Sie würde Orochimaru nicht so über Yamato sprechen lassen. Das schlangenartige Gesicht wandte sich ihr zu und zum ersten Mal hatte sie das Gefühl, dass er sie wirklich ansah. Sie hielt dem stand, obwohl sie befürchtete, zusammenzubrechen. Schwäche zu zeigen. Die Angst, die ihre Adern emporkroch, wenn sie seine verkrusteten Ohren und Augen sah, das blutunterlaufene Gesicht und die Haut, die sich abschälte und in wunden Stellen seine Mimik entstellte. Angst nicht vor diesem Anblick, sondern dem, was er aus sich gemacht hatte: Er war ein gepeinigter Schatten, der seine menschlichen Züge hinter sich hatte lassen wollen und trotzdem ständig von diesen eingeholt wurde. Diesmal schlug die Sterblichkeit mit voller Kraft zu. »Meine Gesundheit für die seinige«, wiederholte Orochimaru langsam und ließ sie nicht aus den Augen, bis Sasukes Worte seine Aufmerksamkeit auf ihn lenkten. »Wie wirst du vorgehen?«, hakte der nach und Orochimaru röchelte etwas Unverständliches, griff sich an die Brust und krallte die andere Faust in seine Bettdecke, als er keuchend um Atem rang. »Toji!«, rief er und ein Junge öffnete die Tür. »Bring die Phiolen!«   »Geht. Rettet euren Freund.« Sakuras Augen weiteten sich ungläubig. »Woher nimmst du die Zuversicht, wir würden dann wiederkehren?«, fragte Sasuke verächtlich das, was ihr durch den Kopf fuhr. Orochimarus Grinsen verhöhnte sie. »Das werdet ihr schon sehen«, verkündete er.     _       Kakashi hatte die Angewohnheit sich kurz vor unvorhergesehenen Kämpfen innerlich zu fragen, warum er nicht sein Buch weitergelesen hatte oder nochmals oder warum er seine Zeit damit verschwendet hatte, seine Wäsche zu waschen. Denn schließlich wusste man nie vor so einem Kampf, ob man ihn auch überlebte. Naruto und er standen Rücken an Rücken und versuchten den Feind auszumachen, der sich im nachtschwarzen Gebüsch verborgen hielt. »Wer seid ihr?«, verlangte Kakashi zu wissen, mit seinem Sharingan durchleuchtete er die Umgebung, er konnte eine Art Chakrazirkulation erkennen, aber so etwas hatte er noch nie gesehen: Das Chakra entbehrte jeden Kreislaufes. Dann jagten drei Schatten auf sie zu. Er wich aus, spürte, wie etwas an ihm vorbeizog. Mit einem Schrei rauschte Naruto überstürzt hinterher. Das blaue Chakra des Rasengans durchzuckte die Dunkelheit und grub sich in einen starren Körper, der in dem gleißenden Licht zappelte. Für jedes Lebewesen bedeutete ein solcher Treffer den Tod. Es zischte und schlug Funken. »Oh, verdammt!«, rief Naruto aus, seine Stimme eine gute Terz höher als normal, als sich der knarzende Körper erhob. »Das sind Zombies! Holzzombies!« Kakashi versuchte die Wesen einzuordnen. Doch nichts, was er kannte, konnte es erklären. Mit einem Faden in der Hand sprang er von Geäst zu Geäst, folgte seinem Gehör und seinem langjährig geschulten Instinkt. Mit einem Ruck spürte er, wie sich der Faden festzurrte und sich in den Körper eines Gegners grub. Die Dunkelheit verschluckte das Ergebnis und die Gestalt stand in dem Grauschwarz der Nacht. Vorsichtig trat Kakashi an den Gefangenen heran. Dann hörte er Narutos entgeisterte Stimme: »Es sind – Menschen – waren Menschen mit –!« Mit entsetzt geweiteten Augen betrachtete Kakashi das Geschöpf vor sich. Aus seinem weit aufgerissenen Rachen rankte sich eine Pflanze, um seine Ohren hing geronnenes Blut, verkrustete Wunden, aus denen Pflanzenstiele und Blätter ragten. Dort, wo einst die Augen gewesen waren, stierten nun mehr Höhlen entgegen, aus denen Blütenknospen empor krochen. Geronnenes Blut zog sich über die Wangenknochen. »Sie sind hier, Sempai!«, ertönte plötzlich eine Stimme aus dem Dickicht. »Diese beschissenen Kackmutanten«, schimpfte er unverhohlen weiter und kämpfte sich seinen Weg am Waldboden entlang. Dann schaute er in die Baumkronen und erstarrte. »Hey! Ihr! Wer seid ihr?«, schrie er und musterte Kakashi und Naruto argwöhnisch. »Ihr habt sie hoffentlich nicht erledigt, ey! Ich renn hier doch nicht die ganze Zeit rum, damit sie n anderer abmurkst! Ich sag's euch! Ich kann's ja versteh'n, wenn man die einfach abmurksen will, aber echt. Ich will se abmurksen!« Mutanten. Menschen, die mehr Pflanzen als Menschen waren. Plötzlich auftauchende Fremde, die die Holzmutanten einfangen und zurückbringen sollten. Kakashi seufzte. Er hatte schon befürchtet, die Mission könnte langweilig werden. »Wir helfen dir!«, verkündete Naruto im Brustton der Entschlossenheit. Kakashi starrte ihn an. Das war das Problematische an Helden und Söhnen von Helden: Sie agierten heldenhaft. Er blickte hinunter zu dem Fremden. Hinter ihm tauchte ein weiterer auf. »Hey, du Idiot! Was machst du hier? Und – wer sind die?« Eine Narbe quer über das Gesicht verunstaltete die Mimik des zuletzt Aufgetauchten. Grimmig schwenkte sein Blick von seinem Kameraden zu ihnen hoch. »Sempai, das sind – irgendwelche. Die wollen uns helfen, voll bescheuert, nicht die beiden? Aber – wenn sie uns helfen –« »Kiyoshi, halt deine Klappe!« Kyoshi verstummte. »Warum sollten sie uns helfen? Und wo sind die verkackten Mutanten hin?«   »Wir haben sie hier!«, rief ihm Naruto breit grinsend hinunter. »Ihr – seid ihr Ninja? Ihr habt Stirnbänder –«, entgegnete der Unbekannte misstrauisch. Naruto nickte voller Stolz. »Ja, wir sind aus Konoha! Und wir sind auf einer Mission! Echt jetzt!« Kakashi sah, wie sich die beiden Männer einen Blick zuwarfen. Der ältere zuckte dann die Schultern. »Könnt ihr uns sagen, woher diese – Dinger kommen?«, rief Naruto arglos hinunter. In diesem Moment sah Kakashi, wie sie sich aus den Schatten lösten. Weitere namenlose Verunstaltete. »Da sind sie! Die anderen«, schrie Kiyoshi auf und stürzte sich auf die Holzmenschen. Naruto folgte ihm, als hätte er ihm ein geheimes Signal gegeben. »Wir haben keine Zeit für so was«, schnaufte er energisch, »ich muss zu meinen Freunden!« Mit einem Kraftstoß, der Kakashi beinahe von den Füßen riss, vermischte sich das feuerrote Chakra des Fuchsungeheuers und das blaue Narutos zu einem gleißenden Licht und mit einem Schlag verharrten die Geschöpfe in Bewegungslosigkeit. »Was hast du gemacht?«, fragte Kyoshi mit Argwohn in der Stimme, doch auch bewundernd. »Sie haben keinen Kreislauf – keinen normalen. Bei denen geht alles so durcheinander. Aber trotzdem geht das Chakra immer durch einen Punkt: den Kopf. Und da habe ich jetzt die Verbindung gekappt. Mein Chakra hält denen ihr Chakra davon ab, sich immer wieder im Kopf zu sammeln.« Kakashi warf Naruto einen Blick zu. In solchen Momenten erinnerte er ihn so sehr an seinen ehemaligen Lehrer. Obwohl Jiraya stets behauptet hatte, dass Naruto ihn so sehr an Kushina erinnerte. So also überlebte Naruto seinen Ninja-Alltag. Voller Energie, Empathie und Chakra. Kakashi seufzte. Bisher hatte er – offensichtlich – jeden Kampf eben doch überstanden. Und deswegen musste er auch weiterhin noch andere Dinge tun, als zu schmökern, trotzdem auf sein Gewicht achten und seine Wäsche waschen. Jedoch wusste man nie, wie lange noch. Er schwor sich, in Zukunft viel mehr zu lesen – und seine Wäsche, die würde er dann Tenzou machen lassen. Den ganzen Stress für dessen Rettung würde Kakashi ihm sicherlich nicht einfach so durchgehen lassen.     _       Sakura blinzelte und hob dann ihre Hand, um sich vor dem blendenden Licht zu schützen, das von der Decke strahlte. Sie bemerkte gleichzeitig, dass ihre Hand etwas umfasste und hielt inne. »Was – wo bin ich?«, murmelte sie schwerfällig. Das Piepsen drang an ihre Ohren, dann fühlte sie das weiche Bettlaken und die Decke. Abrupt fuhr sie hoch. »Langsam, Sakura-san«, beruhigte sie eine Krankenschwester. »Ihr seid in Konoha – im Krankenhaus. Alles ist okay. Ihr wurdet vor den Toren Konohas gefunden.« Sakura versuchte sich zu erinnern. Doch ihre Gedanken verfingen sich in nebelartiger Ungewissheit. »Sasuke«, erhob sie ihre Stimme und sah sich suchend um, als erwartete sie tatsächlich, dass er hier war. Ihre Finger krallten sich um die Phiole, in der sich eine unbekannte Flüssigkeit befand. Ihr Blick lag auf ihr. Was hatte das zu bedeuten? Was war passiert? »Sasuke-san liegt im Zimmer nebenan. Ihm geht es gut«, sprach die Krankenschwester sanft. Sakura lehnte sich zurück und atmete tief durch. Alles schien in Ordnung zu sein. Sie kämpfte gegen das überwältigende Gefühl in ihrer Brust an. In ihrem Inneren schrillten die Alarmglocken. Jemand riss die Tür auf.     _       »Was sind – waren das für Dinger?«, fragte Naruto, die Arme hinter dem Kopf verschränkt und schaute seitlich zu Kiyoshi. »Mutanten«, wiederholte er. »Woher kommen die?«, hakte Naruto nach. Kiyoshi erwiderte einen Moment seinen neugierigen Blick, dann wandte er sich ab. Sie liefen durch die Nacht. Das Gehölz umrahmte ihren Weg, das Laub raschelte unter ihren Schritten. »Sie sind Mistgeburten – missratene Experi-« »Kiyoshi! Sei still!«, wetterte sein Sempai erzürnt. Kiyoshi zuckte die Schultern und schwieg. Die Nacht thronte über ihnen. Die Äste erhoben sich wie Schwingen. Kakashis Blick fuhr über die Schatten und die Fremden. »Wir müssen weiter, Leute«, ließ Naruto irgendwann verlauten. »Das wissen wir«, erwiderte der Ältere mürrisch. Sie hielten vor einer Höhle und schauten sich an. »Und ihr hättet wissen sollen, dass wir euch nicht weiter lassen können«, führte Kiyoshi aus, rieb sich die Hände aneinander und grinste. Naruto horchte auf. Kakashis Augen verengten sich. »Da seid ihr ja«, ließ sie eine Jungenstimme herumfahren. »Wer sind die? Das war nicht so gewollt«, sagte er mit großen, dunklen Augen. »Das wird Orochimaru-sama entscheiden«, knurrte der Ältere und der Junge zuckte zusammen. »Koji! Mach schon!«, drängte Kiyoshi und der Junge presste die Lippen aufeinander. Kakashi musterte ihn mit Argwohn. Naruto schaute perplex zwischen den Männern umher. »Es tut mir leid«, vernahmen sie noch. Dann ummantelte sie Dunkelheit.     _       Sakura starrte den jungen Mann in der Tür an, als wäre er nicht real. »Sakura«, raunte er und es klang, als hätte er zu lange nichts mehr getrunken. »Ich muss darauf bestehen, dass Sie sich wieder in Ihr Bett begeben, Sasuke-san«, unterbrach die Krankenschwester pflichtbewusst, doch Sasuke ignorierte ihren Einwand. Sein Blick brannte sich in den Sakuras. »Hattest du auch eine –« Ihre Finger krampften sich wieder um die Phiole. Langsam nickte sie. »Sasuke – was – wofür?« Er schüttelte den Kopf. »Ich erinnere mich nicht. Ich weiß nicht, was passiert ist. Ich nehme an, dir geht es ähnlich. Und ebenso, dass es kein Zufall ist.« Er lehnte am Türrahmen – nicht lässig, wie sonst, sondern so, als benötigte er die Stütze. Sakura erhob sich. »Ich muss darauf bestehen, dass –« Sakura wandte sich an die Krankenschwester. »Wir haben keine Zeit«, hielt sie ihr entgegen, »egal, was es zu bedeuten hat – wir –« In diesem Moment durchschnitt ein Schrei die Ruhe des Krankenhauses. Sakuras und Sasukes Blick schnellten zueinander. »Yamato«, flüsterte Sakura und rauschte an der Krankenschwester vorbei, die daraufhin aus ihrer Starre erwachte und ihr folgte. Sasuke ging voraus. Sie jagten durch die Gänge. Verängstigte Menschen rannten an ihnen vorbei. »Ein Monster«, schrie jemand in Panik. Sakuras Schritte beschleunigten sich. Dann erstarrten sie.   Mit vor Entsetzen geweiteten Augen betrachtete Sakura das Geschöpf vor sich, das auf sie zuwankte. Aus seinem weit aufgerissenen Rachen rankte sich eine Pflanze, um seine Ohren hingen Pflanzenstiele und Blätter. Die fleischlichen Arme verwischten zu hölzernen Stämmen, an deren Enden Äste hervor peitschten und gegen die Wände schlugen. Gips rieselte nach unten. Zerrissene Tapete segelte herab. Die Augen starrten ihr matt entgegen. »Yamato-sensei!«, rief Sakura. »Hören Sie auf! Beruhigen Sie sich!« Ein Schrei unter Qualen presste sich aus seinem Mund, den er weit auf riss. »Yamato!« »Er hört dich nicht, Sakura!«, grollte Sasuke. »Er –« In diesem Moment flog sein Blick zu der Phiole, die seine Hand umklammerte und zu Sakuras Fingern, die dasselbe taten. Zwei Phiolen. Zwei unbekannte Flüssigkeiten. Zwei Konoha-Ninjas, die plötzlich vor den Toren Konohas aufgetaucht waren mit zwei Phiolen, die sie instinktiv nicht loslassen wollten. Und jetzt das hier. Sasuke hatte genug erlebt, um zu wissen, dass nichts reinem Zufall entsprang. »Sakura!«, rief er. Ihr Blick klebte an Yamato – oder dem, was von ihm übrig geblieben war: einem Geschöpf, das vor Schmerz wütete. Die Schreie durchschnitten den Tumult, das Chaos, das in den Zimmern ausgebrochen war. Sasuke packte Sakuras Arm. Mit erschrockenen Augen erwiderte sie seinen Blick. »Sakura, tu, was ich dir sage!«, raunte er ihr zu. Ihr Blick verdüsterte sich augenblicklich. Rabiat versuchte sie, ihren Arm aus seinem Griff zu befreien. »Lass mich in Ruhe, Sasuke!«, zischte sie. Seine Stirn legte sich in ärgerliche Falten, doch dann besann er sich. »Vertrau mir, Sakura! Oder willst du Yamato sterben lassen?« Ihr Blick schnellte zu ihrem ehemaligen Teamführer, dann zurück zu Sasuke. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)