Lost my Soul von chrono87 (Gebrochene Seele - Spiritshipping) ================================================================================ Kapitel 9: Böses Erwachen ------------------------- Kapitel 9 Böses Erwachen Erschrocken sehen alle Anwesenden die Ärztin an, die überrascht die Augen aufreißt und dann schuldbewusst zur Seite sieht. „Denkt ihr denn, dass wir das wollen? Es ist der ausdrückliche Wunsch von Jadens Eltern…“, erwidert die Ärztin bedrückt. „Aber das ist nicht fair! Er hat oft genug die Welt gerettet! Zählt das denn gar nicht?“, fragt Syrus, der heult wie ein Schlosshund. „Anscheinend nicht“, erwidert Zane ruhig, der nachdenklich an die Decke sieht, „Vielleicht sollten wir die Zeit nutzen und ihn erwecken. Wenn er wach ist, kann man nichts mehr tun“, gibt er von sich, wird aber gleich darauf ziemlich dumm angesehen. „Ach und wie sollen wir das bitte machen? Wir haben mit ihm geredet, wir haben uns duelliert und wir haben ihn angefleht zurückzukommen! Aber all das hat rein gar nichts gebracht!“, schnauzt Chazz ihn an, der es hasst in die Ecke gedrängt zu werden. „Wenn es dir nicht passt, kannst du gerne einen besseren Vorschlag machen“, zischt ihn Blair an, die ihn überaus teuflisch anschaut. Wenn Blicke töten könnten, wäre der Schwarzhaarige schon längst umgekippt. „Wenn mir was Besseres eingefallen wäre, hätte ich es wohl schon längst gesagt, oder nicht?“, knurrt Chazz, der sich am liebsten ordentlich mit der Blauhaarigen gekloppt hätte, nur dummerweise schlägt er keine Mädchen, also muss er sich damit begnügen, sie wie ein verletzter Drache anzufauchen. „So kommen wir nicht weiter!“, mischt sich die Ärztin ein, die sich hinsetzt und ihre Stirn massiert. So eine Situation ist selbst für sie neu und sie weiß nicht, wie sie damit umgehen soll. Nun, damit ist sie nicht allein, denn auch Jesse und die Anderen haben nicht die geringste Ahnung, was sie machen sollen. „Ich denke, dass wir weiter kommen, wenn jemand rund um die Uhr bei ihm ist und pausenlos mit ihm redet“, schlägt Zane vor, der bereits einen Schichtplan im Kopf ausgetüftelt hat. „Und wie stellst du dir das genau vor. Wenn einer von uns die ganze Nacht bei ihm ist, wird dieser jemand am Tag völlig durchhängen“, wirft Alexis ein, die auch schon an so etwas gedacht hat. Allerdings dürfen das selbst die Lehrer nicht mitmachen. „Nun ja, wir arbeiten in Schichten und bitten Kanzler Sheppard die betreffenden Personen vom Unterricht zu befreien“, erläutert der Dunkelgrünhaarige und schaut die Ärztin an, die die stumme Frage in diesem Blick sieht. „Ich glaube nicht, dass er da etwas gegen hat. Schwerer wird es da Crowler zu überzeugen.“ „Nun, das dürfte nicht das Problem sein. Aster und ich reden mit dem Kanzler und ihr geht mit Miss Fontaine zur Krankenstation. Sobald wir alles Organisatorische geklärt haben, erkläre ich euch genau, was mir vorschwebt.“ Daraufhin schaut er zum Silberhaarigen, der zwar erst verdutzt ist, sich dann aber geschlagen gibt, auch wenn er lieber beim Brünetten wäre. Er setzt sich sofort mit dem im Rollstuhl sitzenden in Bewegung, um schneller zu seinem Sorgenkind zu kommen. Beide schweigen sich lange an, bis Zane der Meinung ist, dass die Anderen sie nicht mehr hören können und er offen mit dem Silberhaarigen reden kann. „Also, du liebst Jaden?“ Er ist immer direkt gewesen, also warum soll er das jetzt abstellen? Zudem kommt er nicht weit, wenn er um den heißen Brei redet. Zufrieden beobachtet er, wie der Anderen knallrot anläuft und ertappt zusammenzuckt. „W-Wie kommst du…“ „Oh bitte, streite es nicht ab! Deine giftigen Blicke Jesse gegenüber haben für sich gesprochen“, unterbricht Zane seinen Begleiter, der seufzend nachgibt. „Ich liebe ihn, aber für ihn bin ich doch nur ein Freund“, wieder seufzt er schwer auf und blickt in den Himmel, „Außerdem hat er doch eh nur Augen für Jesse, seit dieser hier aufgetaucht ist. Und beide sind sich so ähnlich, dass man sie wirklich für Zwillinge halten könnte.“ Zane versucht sein bestes um nicht laut loszulachen. „Und warum bist du dann nur in Jaden verliebt und nicht auch in Jesse?“ Verwirrt sehen die blauen Augen in die Grünen. „Warum sollte ich?“, fragt er nach und hebt eine Augenbraue, worüber Zane nur den Kopf schütteln kann. Ihm war so, als hätte er bereits erläutert, wieso er das angenommen hat. Schulterzuckend schiebt er diese Gedanken beiseite und konzentriert sich ganz auf ihr Vorhaben. Zum Glück haben sie bereits das Hauptgebäude erreicht, in dem sich das Büro des Kanzlers befindet. Zu dieser Zeit ist bereits recht viel los, weswegen sie von einigen Schülern ziemlich groß angeschaut werden. Es kommt einfach selten vor, dass man so hohen Besucht bekommt. „Könnten die auch mal aufhören zu starren?“, nuschelt Aster vor sich hin, der es nicht leiden kann, wenn man ihn wie ein Ausstellungsstück anstarrt. „Beachte sie einfach nicht und konzentriere dich auf unsere Aufgabe.“ Gemeinsam betreten sie die Schule und kämpfen sich durch die Schar der Studenten, die einfach keinen Platz machen wollen. „Was soll denn dieser Aufstand hier? Seht zu, dass ihr in eure Klassen kommt“, ertönt auch schon die quietschende Stimme des blonden Lehrers, der die Schüler vor sich hin scheucht und so schließlich vor den beiden Profiduellanten zum stehen kommt. „Was macht ihr den hier? Ihr gehört doch gar nicht mehr hierher.“ „Danke für den Hinweis, Professor. Trotzdem haben wir wichtige Angelegenheiten mit Kanzler Sheppard zu besprechen, also wären Sie so freundlich und würden uns ziehen lassen?“, erwidert Zane kalt wie immer. Zwar hat er dem Professor viel zu verdanken, aber trotzdem geht ihm dessen Ignoranz auf den Senkel. Um keinen Aufstand zu machen, tritt der Rüschenträger zur Seite und lässt die Beiden vorbei, die sofort in die oberste Etage gehen und dort den bekannten Gang entlanggehen. „Kaum vorstellbar, dass wir erst vor einigen Monaten vor dieser Tür gestanden haben, weil wir Jadens Verschwinden offenbaren wollten und nun stehen wir hier, um ihn zu retten“, murmelt Aster, der droht in Erinnerungen zu versinken. „Sag mal… Das wundert mich schon länger… Dein Manager hat dich noch gar nicht angerufen und dabei bist du schon mehr als zwei Monate hier.“ Ein fieses Grinsen schleicht sich auf die Lippen des Schicksalsheldendeckduellanten. „Och… Ich hab das Handy ins Meer geworfen und mir von der Profiliga Urlaub genommen.“ Erst schaut ihn der Ältere an, aber dann schüttelt er grinsend den Kopf. „Du bist ja ganz schön durchtrieben. Hast du ihn auch gleich über die Direktionsleitung gekündigt?“ Ertappt schaut Aster in eine andere Richtung und pfeift vor sich hin. „Okay, lassen wir das Thema. Wir sind ja sowieso wegen etwas anderem hier.“ Mit diesen Worten klopft der Kranke an die Tür des Kanzlers und wartet geduldig, bis sich die Tür vor ihm öffnet. - Unverändert liegt der Brünette in dem schneeweißen Bett, das ihn noch blasser erscheinen lässt, als er ohnehin schon ist. Man sieht ihm an den eingefallenen Wangen an, dass er lange Zeit nicht richtig gegessen hat, sodass er nun wirklich zierlich, fast schon zerbrechlich wirkt. Sein Körper ist an zahlreiche Geräte angeschlossen, die stetige Geräusche von sich geben und anzeigen, dass dieser Mensch noch lebt, auch wenn er sich nicht rührt – zumindest äußerlich, innerlich sieht es ganz anders aus… Jaden geht angespannt auf und ab. Obwohl er sich bereits mit Haou geeinigt hat, ist noch immer nichts passiert und so langsam macht er sich ernsthafte Gedanken, ob das noch was wird. „Was dauert das denn bitte so lange?“, murrt er herum und wartet ungeduldig auf eine Antwort, die aber einige Zeit ausbleibt, sodass er schon glaubt keine mehr zu bekommen, aber dann ertönt eine dunklere Stimme. „So leicht ist das nun auch wieder nicht, immerhin hast du viele Erinnerungen und außerdem ist dein Körper so geschwächt, dass es nicht so läuft, wie ich das will!“ Die Augen verdrehend lässt sich Jaden auf den Boden sinken und seufzt. „Dann lösch halt nicht alles. Am besten ist, dass du die Erinnerungen von Menschen behältst, die du auch kennst, dann ist das nicht mehr so viel.“, rät der Japaner seinem anderen Ich, das davon zwar wenig begeistert ist, aber er hätte dann wirklich weniger Arbeit und er könnte eher erwachen. „Du bist dir wirklich sicher, dass du mir die Kontrolle überlassen willst?“, möchte er noch einmal wissen und schaut zu Jaden herüber, der ihn fast schon grimmig ansieht. „Wie oft soll ich mich eigentlich noch wiederholen? Ja doch!“ „Man bist du gereizt. Es war doch nur eine Frage“, murrt Haou, der sich wieder auf sein Tun konzentriert. Eigentlich hat er ja wirklich vorgehabt alles zu löschen, doch irgendetwas sagt ihm, dass dies nichts bringt, also versiegelt er nur die meisten Erinnerungen zusammen mit der Seele des Japaners in sich selbst. „Ihr Beide seit echt unverbesserlich, wisst ihr das eigentlich? Ihr seid ein und dieselbe Person und trotzdem bekommt ihr euch in die Haare!“ Yubel stellt sich zwischen die Beiden und blickt sie wütend an. Ihrer Meinung nach sind die Beiden schlimmer zu hüten als ein Sack Flöhe. Und das Schlimme an der Sache ist, dass sie beide Seelen sind. „Wir streiten doch gar nicht“, ertönt es wie aus einem Mund, ehe sich rehbraune und goldene Augen mit giftigen Blicken treffen. Die Wächterin fasst sich an sie Stirn und seufzt. „Wie wäre es mal, wenn ihr zusammenarbeiten würdet?“, fragt sie mit resignierter Stimme. „Warum sollten wir? Jaden hat bereits aufgegeben und ich hab auch keinen Bock für ihn den Karren aus dem Mist zu holen“, murrt Haou, dessen verräterischer Unterton seine Worte Lügen straft, außerdem weiß Yubel nur zu genau, was der Oberste König da treibt, immerhin ist sie mit beiden Seelen verschmolzen. „Ihr bringt mich noch ins Grab“, mosert die Wächterin herum, ehe sie sich auflöst und einen zufrieden grinsenden Haou zurücklässt, der zum gelangweilten Jaden schaut. >Sicher gibt es da draußen jemanden, der an uns hängt, daher wäre es schade, wenn du und all unsere Erinnerungen verschwinden würden. Nur diese eine Person, die uns so liebt wie wir sind, ist dazu im Stande das hier ungeschehen zu machen.< Unbemerkt von Irgendjemanden bewegt sich ein Finger an der linken hat. Es handelt sich um den Ringfinger, der nur kurz zuckt, aber das reicht schon um zu sehen, dass noch Leben in dem Körper ist und dieser bald erwachen wird. Hoffentlich noch rechtzeitig, um das Abschalten der Geräte zu überleben. - „Was kann ich für euch beide tun. Ihr seid sicher nicht ohne Grund hier“, sagt Kanzler Sheppard, nachdem die beiden jungen Männer eingetreten und vor dem massiven Schreibtisch Platz genommen haben. Aufmerksam mustert der alte Herr seine Besucher, die unterschiedlichere Gesichtsausdrücke nicht haben könnten. Der eine ist entspannt und hat einen Ausdruck aufgesetzt, der nicht zu lesen ist und der Andere ist so angespannt, dass man diese Spannung fast schon anfassen kann. „Ich denke Sie wissen, weswegen wir hier sind. Schließlich haben sie mit Miss Fontaine bereits gesprochen“, erwidert Zane gelassen, der fast schon gelangweilt in seinem Rollstuhl sitzt und den Mann hinter dem Schreibtisch einfach nur ansieht, ohne etwas von seinen Gefühlen Preis zu geben. Der Kanzler seufzt und lässt sich in seinen Sessel fallen, ehe er die Hände vor sich verschränkt und beide Herren eindringlich ansieht. „Ich wünschte selbst, ich könnte es verhindern, aber mir fehlen die Mittel und…“ „Deswegen sind wir gar nicht hier“, winkt nun Aster ab, der so dreist ist und dem Älteren ins Wort fällt, „Wir wollen die Erlaubnis in Schichten bei Jaden bleiben zu können. Weil aber die betreffenden Personen nicht am Unterricht teilnehmen können, brauchen wir ihre Sondergenehmigung“, redet er weiter und spannt sich noch mehr an. Für ihn und Zane wäre es sicher kein Problem, immerhin sind sie schon lange keine Studenten mehr, aber auch für sie wäre es zu viel ständig die Nächte und den Großteil des Tages bei Jaden zu verbringen, so gern sie das auch tun würden. Außerdem glaubt er selbst nicht daran, dass es den Anderen gefällt ausgeschlossen zu werden. Nun ja auf Jamie dürfte das zutreffen, aber nicht auf den Rest. Würde der Glatzkopf ablehnen, würde sicher bald die ganze Gruppe hier aufschlagen und ihm die Bude einrennen, ehe sie ihm die Hölle heiß machen würden. „Von was für einen Zeitraum reden wir hier?“, möchte der Schulleier wissen, der die jungen Männer nacheinander ansieht und sich eine Antwort von ihnen erhofft, die er von Zane bekommt, der noch immer völlig gelassen ist. „Solange, wie die Geräte angeschlossen sind.“ Dem Älteren entgleisen für einen Moment die Gesichtszüge und er atmet zischend ein, aber Zane redet schon weiter, ohne ihm die Gelegenheit zu geben etwas zu sagen. „Sie wollen sicher nicht ihren besten Schüler verlieren und wir wollen nicht auf einen guten Freund verzichten, also geben Sie uns schon diese Genehmigung, damit wir endlich einen Plan aufstellen können, um ihn aus dem Koma zu reißen!“ Der abwertenden Ton stört zwar, aber doch haben die Worte Hand und Fuß und deswegen willigt er ein. „Aber nur unter einer Bedingung.“ „Und die wäre?“, fragt Aster nach, der erleichtert ist, dass sie ihren Willen bekommen haben. „Ich möchte, dass die Studenten den Stoff nachholen und dass ihr ihnen Nachhilfe gebt.“ Nun, damit haben sie nicht gerechnet, aber diesen Preis zahlen sie gern, wenn sie das bekommen, was sie wollen. „Einverstanden.“ Um den Deal zu versiegeln, geben sie sich gegenseitig die Hände, ehe sie sich verabschieden und zu den Anderen gehen, die zu diesem Zeitpunkt hoffentlich schon alle auf der Krankenstation sind. Der Rückweg ist wesentlich kürzer und verläuft auch ereignisloser, auch wenn sie erneut in Crowlers Armen laufen, der natürlich unzählige Fragen an die Beiden hat, aber da sie dafür keine Zeit haben, wimmeln sie ihn einfach ab und lassen ihn stehen, was dem Professor gar nicht gefällt. „Ihr könnt doch nicht einfach weiter gehen!“, ruft er ihnen mit einem wütenden Unterton nach, aber er stößt auf taube Ohren, was ihn nur noch wütender macht. „Wie könnt ihr nur so respektlos mir gegenüber sein? Ihr verdankt es mir, dass ihr überhaupt so weit gekommen seid!“ Nun, bei diesen Worten würde Aster nur zu gerne zurückkehren und dem blonden Rüschenträger die Meinung geigen, aber Zane‘s Hand auf der Schulter, die ihn zurückhält, lässt ihn das schnell wieder verdrängen. „Vergiss den Idioten, wir haben wichtigeres zu erledigen.“ Mit einem Nicken deutet der Silberhaarige an, dass er verstanden hat und derselben Meinung ist, sodass sie kurz darauf auch schon die Krankenstation betreten, die sich direkt im Schulgebäude befinden. Schon von Weitem hören sie die aufgeregten Stimmen der Anderen. Je näher sie dem Zimmer des Japaners kommen, desto mehr hören sie und so verstehen sie auch, worum sich die Unterhaltung dreht. „Meinst du wirklich, dass wir Erfolg haben werden?“ Es ist kaum zu überhören, dass es Syrus ist, der diese Frage stellt, da seine Stimme richtig zittert. Wahrscheinlich ist er beunruhigt, was ihm niemand übel nehmen kann. „Wir dürfen nicht schon jetzt aufgeben“, erwidert Alexis mit fester Stimme, für die Aufgeben noch nie eine Lösung gewesen ist und in diesem Punkt ähnelt sie sehr ihrem Bruder, wie Zane immer wieder feststellt. Wahrscheinlich hat er gerade deswegen eine Schwäche für die Blondine. „Lasst und warten, was Zane vor hat und es dann durchziehen“, sagt Atticus entschlossen, „Wenn es nicht funktioniert, können wir uns wenigstens nicht vorwerfen, dass wir nicht alles versucht hätten.“ Zane und Aster betreten den Raum und lächeln den Drachendeckduellanten an. „Ich muss ihm zustimmen, denn was er sagt stimmt“, meint der Dunkelgrünhaarige, der sofort die Aufmerksamkeit auf sich zieht. „Und, was hat Sheppard gesagt?“, will Chazz sofort wissen, der den Kranken ernst mustert. „Er hat zugestimmt, solange ihr den Stoff nachholt und von uns Nachhilfe bekommt. Crowler ist sicher alles andere als glücklich, aber das ist sein Problem und nicht unseres.“ Sofort bricht Jubel unter den Studenten aus, da sie ihren Plan nun in die Tat umsetzen können. „Leute, nicht so laut wir befinden uns hier immer noch auf der Krankenstation!“, mischt sich Miss Fontaine ein, die es gar nicht gern hat, wenn man die Ruhe der Kranken stört, auch wenn außer Jaden niemand hier ist und bei dem kann es nicht laut genug sein, denn wer weiß, vielleicht würde ihn das ja aus den Träumen reißen. Dann wendet sie sich aber an ihrem anderen Patienten, den sie mit sorgenvollem Blick mustert. „Und, wie sieht dein Plan nun aus?“, möchte sie wissen, auch wenn das nicht die Frage ist, die sie ihm eigentlich stellen will. Allerdings will sie auch nicht, dass die Anderen sich auch noch Sorgen um ihn machen, daher schluckt sie die Frage einfach herunter. „Wir machen es so, dass immer eine Person für mehrere Stunden bei ihm ist und mit ihm spricht, ihm auch das Gefühl gibt nicht allein zu sein.“ Verstehend nicken die Anderen und warten darauf, wie die Einteilung ist. „Wir fangen gleich heute an und zwar übernimmt Axel die erste Schicht, das heißt gleich nach dem Abendessen. Er wird von Jesse um Mitternacht abgelöst und bleibt bis morgens um 6 Uhr, denn dann übernimmt Alexis, die bis zum Frühstück bleibt und von Hasselberry abgelöst wird, der bis zum Mittagessen bleibt und Blair übernimmt danach bis zum Nachmittag, die von Jim abgelöst wird, der bis zum Abend bleibt und Aster den Posten dann übergibt, der bis Mitternacht bleibt. Daraufhin übernehme ich und nach mir kommt Atticus und danach Yusuke und Syrus. Chazz übernimmt nach Syrus und dann geht es wieder vorn vorne los, bis er entweder erwacht oder der Monat rum ist.“ Bewusst hat er Jesse und Aster so weit wie möglich auseinander gebracht, denn sicher würden sie übereinander herfallen, wenn sie nacheinander an der Reihe wären. Diese Tatsache gefällt dem Profiduellanten nicht, weil er am Tage bei Jaden sein wird und nicht wie Jesse in der Nacht, aber darauf geht der Dunkelgrünhaarige gar nicht erst ein, sondern er übergeht diesen Einwurf und wendet sich an die Ärztin. „Könnten Sie diesen Plan bitte schriftlich verfassen, damit man nicht durcheinander kommt?“ Natürlich sagt die Leiterin des Mädchenhauses zu und verschwindet in ihrem Büro, um den Plan für den gesamten Monat zu erstellen, den sie an jedes Mitglied der Gruppe aushändigt und selbst einen in Jadens Zimmer aufhängt. Und so beginnt der neue Alltag, den jeder verinnerlicht. Alle geben sich Mühe damit dem Japaner klar zu machen, dass sie ihn brauchen und dass es ihnen leid tut, was vorgefallen ist. Sie erzählen von guten Zeiten und allen bestandenen Abenteuern, auch über abgegangene Schüler wird gesprochen, die ihnen viel bedeutet haben. Jeder einzelne hofft, dass Jaden gerade in ihrer Schicht die Augen öffnet, aber dieser lässt die Freunde mehr und mehr warten… - Es ist der letzte Tag für Jaden, ehe dessen Maschinen abgestellt werden. Die Freunde haben sich um das Bett versammelt und blicken teilweise besorgt und teilweise traurig auf den Schlafenden. „Ich kann nicht glauben, dass es heute Nacht vorbei sein soll“, meint Alexis, die wirklich mit den Tränen zu kämpfen hat. In all den Jahren ist ihr der Brünette sehr ans Herz gewachsen, immerhin hat er immer alles getan, um sie zu schützen und nun sieht es so aus, als könnten sie rein gar nichts für ihn tun und das zerrt sehr an ihren Nerven. „Leute, wir haben doch noch ein paar Stunden!“, wirft Jesse ein, der unnatürlich gute Laune hat. Zumindest versucht er rein äußerlich gut gelaunt zu sein, um den Anderen etwas Mut und Hoffnung zu geben. Innerlich ist er völlig fertig und nur die Hoffnung, dass sein Seelenverwandter doch noch erwacht hält ihn aufrecht. „Es wäre falsch jetzt aufzugeben. Jay hat auch nie aufgegeben, also sollten wir das auch nicht tun!“ „So ungern ich das sage, aber Anderson hat vollkommen recht“, murmelt Chazz, der sich zu seinem Freund und Rivalen umdreht und diesen mustert. „Wenn du krepierst, sorge ich eigenhändig dafür, dass ich dir in die Hölle folgen kann, um dich dort mit meinen eigenen Händen umzubringen“, droht er dann noch, worüber die restliche Gruppe nur die Augen verdrehen kann. „Ich glaube damit machst du ihm mehr Angst als alles andere...“, sagt Blair seufzend, die sich auf die Bettkante setzt und Jadens warme Hand in ihre nimmt, „Hör nicht auf den Spinner…“ „Wie bitte?“, fällt Chazz ihr knurrend ins Wort, dann verpasst er ihr eine Kopfnuss, woraufhin das Mädchen wehleidig jammert und sich die Stelle hält. „Sag mal spinnst du? Wie kannst du mich einfach schlagen?“, motzt sie herum und springt vom Bett, um den Schwarzhaarigen am Kragen nahe an sich zu ziehen. „Das gibt Rache, du reicher, eingebildeter Idiot!“, knurrt die Blauhaarige den Schwarzhaarigen an. „Wie hast du mich gerade genannt, du hysterische Vogelscheuche?“ Die beiden Jugendlichen treiben ihren kleinen Streit immer mehr an und würden sicher noch weiter handgreiflich werden, würden Jim und Hasselberry nicht dazwischen gehen. „Reißt euch zusammen und falls ihr das nicht könnt, dann geht wenigstens vor die Tür!“, murrt Aster, dem es sowieso nicht gepasst hat, dass die Blauhaarige Jadens Hand gehalten hat. Das darf nur er – auch wenn da Jaden ein Mitspracherecht hat. „So und was machen wir jetzt?“, möchte Syrus wissen, der auf einem Stuhl in der Ecke sitzt und eher in sich gekehrt ist. „Das, was wir immer gemacht haben! Mir ihm reden“, erwidert Axel, der hinter dem Stuhl von Syrus steht und immer wieder in die Gesichter der Anderen blickt. „Ich mache den Anfang“, setzt er noch dazu und geht dichter ans Bett. „Erinnerst du dich an die Zeit in der anderen Dimension? Du wolltest unbedingt alleine gehen, weil du dich für Jesses Schicksal verantwortlich gefühlt hast und doch haben wir dich nicht allein gehen lassen. Wir sind dir gefolgt und haben dir zur Seite gestanden. Klar, es gab Momente, wo wir es verflucht haben, aber als wir gesehen haben, was dabei aus dir wurde… Es war nicht deine Schuld, dass du zum Obersten König geworden bist, Jay. Auch wir haben Schuld daran!“ /Nett gesagt, Brodie, aber das stimmt nicht. Jaden wurde mit der Finsternis im Herzen geboren, wie einst Prinz Haou. Es war nur eine Frage der Zeit, wann er diese Kräfte erweckte./ Jeder von ihnen, außer Yusuke, kennt diese Stimme und demzufolge nehmen sie auch gleich großen Abstand zum Bett, über welchem das Wesen schwebt. „Y-Yubel!“, ertönt es gestockt und gestottert im Chor, was dem geflügelten Wesen ein kleines Grinsen abringt. „Was willst du hier? Du bekommst Jaden nicht!“, knurrt Jesse, der mutig auf das Bett zugeht und angriffslustig in die verschiedenfarbigen Augen sieht. Unbeeindruckt schwebt das Monster weiter über das Bett und erwidert den kämpferischen Blick mit verschränkten Armen. /Das hätte ich ja fast vergessen… Nun gut, das wäre eigentlich Jadens Aufgabe, aber egal. Zur Information, er hat mich bekommen! Ich lebe in seiner Seele, also krieg dich wieder ein./ Entsetzt schaut die Gruppe das Wesen an, denn das, was sie gesagt hat, ist viel zu erschreckend und nun fragt man sich natürlich, ob man das Gesagte glauben kann. „Und warum erscheinst du dann erst jetzt? Wenn du wirklich in seiner Seele leben würdest, dann hättest du dich früher zeigen können“, giftet Chazz, worüber der Duellgeist nur Grinsen kann. /Er wacht bald auf, deswegen kann ich mich zeigen!/, erwidert sie ungerührt, ehe sie sich in Jadens Seele zurückzieht und ungläubige, aber glückliche junge Menschen zurücklässt. „Können wir das Glauben?“, fragt Syrus stotternd nach, denn so ganz kann und will er dem Duellgeist nicht glauben beziehungsweise trauen. „Ja, das kann dir niemand sagen. Warten wir es einfach ab“, seufzt Axel, der sich wieder an seinen Platz begibt und dann die Augen schließt, denn viel Schlaf hat er nicht gehabt, denn er hat zum einen die Nachtschicht gehabt und weil heute der letzte Tag ist, haben sie alle frei bekommen, um noch Zeit mit Jaden zu verbringen, da man an höherer Stelle vermutet, dass dieser nie wieder erwachen wird. „Das ist leichter gesagt als getan“, murmelt Aster, der sich auf eine kleine Bank nieder lässt und sich zurücklehnt, um auch für einige Augenblicke die Augen schließen zu können. Zane und Jesse machen es sich um Jadens Bett bequem und Jamie setzt sich in eine dunkle Ecke weit vom Bett entfernt. Syrus, Blair, Hasselberry und Alexis belegen die Stühle rund um das Bett und schauen angespannt auf den Schlafenden, während Jim sich am Boden mit Shirley vergnügt. Yusuke hat sich mit Atticus in eine kleine Ecke verzogen, wo sie leise miteinander reden, immerhin möchte der Grünhaarige wissen, was Axel da vorhin angesprochen hat und der Brünette erzählt bereitwillig von ihrem Abenteuer, um so die Zeit totzuschlagen. So vergeht die Zeit schneller und ehe sie sich versehen ist es Zeit zum Abendessen und noch immer hat sich der Brünette nicht bewegt, weswegen sie ihre Hoffnung immer mehr verlieren und Yubel verfluchen, weil diese ihnen solche Hoffnungen gemacht hat. Anlässlich des Tages essen sie in Jadens Zimmer, auch wenn ihnen der Hunger ziemlich vergangen ist. - Stunde um Stunde vergeht und noch immer rührt sich Jaden nicht, wodurch die Stimmung immer weiter absinkt und man nur noch bedrückte, junge Studenten sieht, die alle ihre Körper gesenkt haben und mit den Gedanken weit weg sind. So bemerken sie nicht sofort, dass sich eine Hand langsam bewegt und sich in die Decke krallt. Erst als leises, angestrengtes Stöhnen über die Lippen des Liegenden kommt, starren alle den Brünetten an, dessen Augenlider flackern, ehe sie sich langsam öffnen und die verborgenen Iriden zum Vorschein kommen. Die Freunde sind überglücklich und verlieren sogar einige Freudentränen, weil ihr Freund endlich erwacht ist, doch als sie dessen Augenfarbe sehen, stockt ihnen der Atem. „Gold… Seine Augen sind golden! Der Oberste König ist zurück“, stottert Jim, der dem Liegenden am nähesten ist. Auf seinen Worten hin, springen alle ein paar Schritte zurück und starren den Jungen vor sich an, der sich langsam aufsetzt und sie mit seinen leuchtend goldenen Augen mustert. Fortsetzung folgt Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)