Philosopher's Game von Schangia (Wichtelgeschichte für Kekune) ================================================================================ Kapitel 5: page. 5 | Credits ---------------------------- Es ärgerte Matt, dass sie immer noch nicht zu einem zufriedenstellenden Ergebnis gekommen waren. Egal, wie oft er versuchte, ihr Problem mit Mello auszudiskutieren, endete es am Ende doch immer so, dass sie genauso weit waren wie vorher auch. Aber heute würde er das ändern, ein für alle Mal. Und Matt wusste auch schon wie. Wie immer war es nicht schwierig, Mello ausfindig zu machen. Die Schwierigkeit bestand eher darin, eine vernünftige Diskussion zustande zu bringen, die nicht damit endete, dass sie sich entweder nur noch mit Schimpfwörtern und Beleidigungen bedachten oder sich gegenseitig die Zunge in den Hals schoben. Sehr produktiv. So hatten sie das damals in Wammy’s House aber nicht gelernt. Als er Mello gefunden hatte, saß dieser gerade in dem Raum, in dem man Matt vor über einem Monat aus einem Sack auf den Boden geworfen hatte und las ein Buch. Matt würde all seine Videospiele darauf verwetten, dass es irgendein Werk von Shakespeare war. Beim Näherkommen erkannte er den Titel, ›Hamlet‹, und musste lächeln. Als er unmittelbar vor Mello stand, sah dieser fragend auf, bevor er auf das freie Polster neben sich klopfte. Während Mello nach seinem Lesezeichen griff, um die Seite zu markieren, ließ Matt sich mit den Worten ›Ich gebe auf‹ neben ihn auf die Couch fallen. »Was machst du?« Zunächst dachte Mello, er hätte sich verhört. Ungläubig sah er seinen Freund an. »Ich gebe auf. Du hast gewonnen.« Matt war es ernst. In letzter Zeit hatte er viel darüber nachgedacht, worauf es ihm in seinem Leben eigentlich ankam. L hatte er niemals übertreffen wollen, dafür war er zu faul. Für ihn reichte es vollkommen, wenn er mit Mello zusammen sein konnte, so wie damals in Wammy’s House. Wenn er zurückdachte, waren das seine glücklichsten Erinnerungen. Gestern Abend war er zu dem Schluss gekommen, dass gerade dieses Zusammensein mit seinem Freund ihm wichtiger war als jede noch so glorreich gewonnene Diskussion. »Gewonnen bei wa— ach so«, rief Mello, als er verstand, worauf der andere hinauswollte. Missmutig legte er die Stirn in Falten. »Auf diese Weise will ich aber nicht gewinnen. Wir sollten das ausdiskutieren.« »Jeder ›Sollte‹-Satz ist eine Kriegserklärung an die Wirklichkeit«, meinte Matt belehrend, erntete dafür jedoch nur ein spöttisches Lachen. »Sind wir wieder schlau heute.« Mellos Grinsen wurde noch ein bisschen breiter, als Matt ihm für diesen Kommentar die Zunge rausstreckte. »Ich versuche, in unserer Beziehung die Wogen zu glätten, also sabotier mich nicht.« Wobei es nicht wirklich viel gab, was sie ausbessern mussten. Sicherlich, sie waren noch lange nicht eines dieser romantischen Liebespärchen, von denen in Filmen immer geschwärmt wurde, und Matt war sich auch nicht sicher, ob sie das je sein würden. In seinem bisherigen Leben hatte er allerdings gelernt, dass eine Beziehung – sei es nun eine Freundschaft oder mehr – nur dann größtenteils reibungslos funktionierte, wenn man zwar zusammen stand, dem anderen jedoch nicht zu nah kam. Wenn Mello seine Pläne so durchführen wollte, wie er es für richtig hielt, war es nicht an Matt, ihm das zu gestatten oder nicht. Jeder von ihnen lebte sein eigenes Leben allein, wenngleich sie jederzeit dazu bereit waren, es mit dem anderen zu teilen. Neben ihm lachte Mello laut. »Tu, was du nicht lassen kannst.« Damit lehnte er sich zurück und zog Matt mit sich. »Hast du sonst noch irgendein Philosophenzitat, das du loswerden möchtest?«, flüsterte er dicht am Ohr des anderen, konnte das Lächeln auf Matts Lippen nicht sehen. »Ich denke, es gibt keinen Philosophen, der je gesagt hat ›Ich will trotz deiner Macken mit dir zusammenbleiben‹.« Und das war es, was Matt als wichtig empfand. »Diese Ignorante.« Wenn er jeden Morgen aufwachte und sich immer noch sicher war, dass er sein Leben mit Mello verbringen wollte, hatte er alles richtig gemacht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)