Odyssee von Evaleska ================================================================================ Kapitel 4: Nachts, wenn der Mond weint -------------------------------------- ODYSSEE Hallo Leute, so, weiter im Text mit Nummer vier. Viel Spaß beim Lesen. Schreibt doch bitte ein paar Kommis. Lianora Kapitel 4: Nachts, wenn der Mond weint „Das war ja wirklich fantastisch. So ein Ereignis gibt es sicher nur auf dieser Insel. Solch ein faszinierendes Schauspiel sieht man nicht oft. Ich bin wirklich froh, dass wir hergekommen sind.“ Nami schien gar nicht mehr aufhören zu können. Sie schwärmte dem Bürgermeister in einem vor, wie ihr die Sonnenwende gefallen hatte. Der sah verzweifelt zu Robin hinüber, die den beiden grinsend zusah. Diese Truppe bestand schon aus ein paar merkwürdigen Gestalten. Lysop hatte einige Kinder um sich gescharrt und posaunte seine angeblichen Heldentaten in die Welt hinaus. Dass ihn ein kleines Mädchen auf sämtliche Ungereimtheiten aufmerksam machte, trieb ihn buchstäblich in den Wahnsinn. Chopper unterhielt sich mit dem Arzt des Dorfes, welcher den Elch zielstrebig angesteuert und das Gesprächsthema Allheilmittel gewählt hatte. Zorro und Franky plünderten die gut zehn Meter lange Bar abseits des Zentrums, eines ungewöhnlich großen Platzes inmitten all der Holzhütten. Um sie herum tummelten sich Wirt und Kellner, die offenbar ihren Spaß damit hatten, die beiden mit irgendwelchen fremartigen Gebräuen abzufüllen. Das ganze Dorf war zum Leben erwacht. Alle, die sich zuvor noch in ihren Häuser aufgehalten hatten, waren von der Sonnenwende vor die Tür gelockt worden. Nun brannte auf dem Platz ein immenses Lagerfeuer, um welches die halbe Bevölkerung, größtenteils komplett betrunken, herumtanzte. Die andere Hälfte hockte entweder an der Bar oder beobachtete das Treiben, wie Robin, mit einem Krug in der Hand und unschlüssig, ob sie nicht mitmachen sollten. Den Bürgermeister rettete schließlich eine korpulente Dame, indem sie ihn mit zum Feuer schleppte, Nami verdattert hinter sich lassend. „Robin, hast du das gesehen?“, beklagte sich die Navigatorin kurz darauf bei ihrer Freundin, „so eine Unverschämtheit! Diese olle Kuh. Also wirklich!“ Wütend setzte sie sich neben die Archäologin, verschränkte die Arme vor der Brust und bombardierte die olle Kuh mit vernichtenden Blicken. Die Zeit verstrich. Während die männlichen Vertreter der Strohhutpiraten zunehmend wackeliger auf den Beinen und unverwandt vom großzügig mit Getränken um sich werfenden Wirt gejagt wurden, der ihnen immer wieder mit den Worten „einer geht noch“ nachschenkte, hatte Nami sich zu einem Trinkwettkampf herausfordern lassen. Robin, als gezwungenes Cheerleader zur lautstarken Anfeuerung neben sich, leerte sie einen Krug nach dem anderen. Ihre Konkurrenten resignierten einer nach dem anderen, bis die Navigatorin, selbst doch etwas benebelt, auf den Tisch stieg und über den Platz posaunte: „Gewonnen!“ Chopper saß nach wie vor bei dem Arzt und wechselte mit ihm über giftige Pilze und der Bedeutung des Totenschädels hin zum Kirschblütenregen im verschneiten Drumm. Sein Kollege hörte aufmerksam zu und nickte schön brav, obwohl ihm teilweise schon ein großes Fragezeichen ins Gesicht geschrieben stand. Skeptisch musterte er hin und wieder flüchtig den Elch, ob denn das alles auch so stimmen könnte. „Wir werden hier übernachten, habe ich recht?“, wollte Robin von Nami wissen, als diese auf sie zugetorkelt kam. Die Antwort war eine unschlüssiges Bewegung aus Nicken und Kopfschütteln. „Das heißt wohl ja“, schlussfolgerte die Archäologin grinsend. Dem war schließlich auch so. Da sich umgerechnet etwa achtzig Prozent der Piraten in einem Zustand befanden, indem eher die Möglichkeit bestand, gegen jeden Baum zu laufen, als geradeaus, blieben sie im Dorf. Robin, die vorbildlich als einzige überhaupt nichts getunken hatte, wachte halbwegs über den ziemlich schnell schlafenden Haufen. Geräuschvolles Schnarchen auf der einen und unruhiger Hin- und Herrollen auf der anderen Seite, entschied sich die Archäologin für ihre Lieblingsbeschäftigung: Lesen. Die Nacht fiel wie ein pechschwarzes Tuch über die Insel. Kein Stern stand am Himmel und der Mond lag verborgen hinter dunklen Wolken. Dieser Zustand änderte sich über Stunden hinweg nicht. Inzwischen war es bereits vier Uhr. Robin klappte ihr Buch zu. Sehr lange gehalten hatte es nicht oder sie las einfach zu schnell. Unschlüssig, was sie nun tun sollte, ließ sie ihren Blick über den Platz schweifen. Als Ort für hemmungslose Trunkenheit, gab es hier keine Möglichkeit abzustürzen. Ringsherum standen die Hütten dicht an dicht, der Sumpf erst dahinter. Es müsste schon der Boden nachgeben, um ein Bad zu nehmen. Unwillkürlich sah die Archäologin hinunter. „Hm?“, murmelte sie irritiert. Sie legte das Buch beiseite und betrat die Brücke, die den einzigen Zugang zum Platz darstellte. Den Blick fest auf den Sumpf unter sich gerichtet, begibt sie sich bis an den Rand des Dorfes und von dort weiter über den Steg ans Ufer. Sie läuft ein Stück daran entlang und kniet sich schließlich an einer flachen Stelle vor das unansehnliche Gewässer. In einem schnellen Rhythmus stiegen feine Bläschen an die Oberfläche, wo sie sich ausdehnten und letztlich zerplatzten. Der ganze Sumpf war übersäht mit einem Teppich aus diesen Blasen. Ihre blaugrüne Farbe war deutlich zu erkennen, trotzt der schlechten Lichtverhältnisse. Robin streckte eine Hand aus – und zog sie im nächsten Moment ruckartig zurück. Wenige Millimeter unter der Oberfläche befand sich ein Gesicht. Die Archäologin sah irritiert genauer hin. Es handelte sich sogar um einen kompletten Körper. Da trieb eine leichenblasse Frau mit starren Gliedern im Wasser des Sumpfes. Ihr langes braunes Haar tanzte um ihr Gesicht. Sie hatte die Augen geschlossen, andernfalls wäre Robin wohl vor Schreck zu dem nächsten Baum zurückgewichen. Ihr Kleid hing größtenteils in den verschiedenen Pflanzen, die dort vegetierten und sie sich nicht von der Stelle bewegen ließen. Die Bläschen schienen ihr auszuweichen. Skeptisch betrachtete Robin die Frau. Insgeheim stellte sie sich vor, was wohl passieren würde, wenn sie plötzlich die Augen öffnete. Mürrisch, genervt und müde oder besser gesagt mit mieserabler Laune trottete Zorro durchs Dorf. Wenn er sich doch nur erinnern könnte, wo sich hier die Toilette befand. Diese furchtbaren Kopfschmerzen halfen da auch nicht wirklich. Nachdem ihn zum siebten mal das Gefühl beschlich, im Kreis zu laufen, blieb er schließlich stehen, machte auf der Stelle kehrt und schlug demonstrativ den Weg nach links ein. Sehr weit kam er dort allerdings nicht. „Was, äh“, brachte er nur hervor, während er verwirrt geradeaus starrte. Seine Beine hatten ganz vergessen zu laufen. Dort stand eine schwarzhaarige junge Frau vollkommen regungslos und starrte ihn an, als wollte sie mit aller Gewalt durch ihn hindurchsehen Zorro konnte sich nicht erinnern, sie zuvor auf dem Fest gesehen zu haben. Für einen Moment starrte er nur zurück, dann machte er erneut kehrt. Das war nicht der richtige Weg, beschloss er für sich. Doch nur weniger Augenblicke später schloss sich eine Hand um seinen Arm und zerrte ihr, noch ehe er hinsehen konnte, mit sich. Es ging eine halbe Ewigkeit nur über sämtliche aneinander gereite Brücken des Dorfes und anschließend über eine Art Hinterausgang hinaus in den Wald. Der Schwertkämpfer war perplex mitgegangen ohne groß darüber nachzudenken. Ihm dämmerte allerdings, dass dies garantiert auch nicht der Weg zur Toilette sein würde. Und was wollte diese Frau überhaupt von ihm? Er kannte sie nicht, sie ihn vermutlich auch nicht. Außerdem hatte er keinerlei Interesse daran, mitten in der Nacht oder zumindest in fast perfekter Dunkelheit in der Wildnis herumzuspazieren. Nach sage und schreibe fünf Minuten kam er endlich auf die Idee, sich loszureißen. „Ich weiß nicht, was das soll, aber ich gehe jetzt zurück“, erklärte er der Schwarzhaarigen spontan, „gute Nacht.“ Die Unbekannte unternahm nichts, um ihn aufzuhalten. Das war allerdings auch überhaupt nicht nötig, da ihr Opfer nur weniger Sekunden darauf zu ihr zurückkehrte, verwirrt Richtung Dorf deutend und zusammenhanglose Wörter murmelnd. Sie verzog keine Mine. Mit starrem Gesichtsausdruck, der zweifellos etwas aussagen wollte wie „das hast du jetzt davon“, wartete sie, bis Zorro sie erreicht hatte, ehe sie kehrt machte und ihren Weg fortsetzte, den sie zuvor eingeschlagen hatte. „Was, was ist denn mit denen passiert?“, wollte der Schwertkämpfer wissen, als er sich ihr an die Fersen heftete. Die Schwarzhaarige antwortete nicht sofort. Sie folgte dem Pfad weiter in den Wald hinein. „Aus diesem Grund bin ich auf der Insel“, meinte sie dann, „ich will es herausfinden. Das alles geht von dem Sumpf aus, doch was genau dahinter steckt, kann ich dir nicht sagen.“ Zorro gab sich vorerst damit zufrieden. Die Unbekannte schien ihn nicht gerade einweihen zu wollen – in was auch immer. „Und wo schleppst du mich hin?“ „Auf den Vulkan dort“, erwiderte sie und deutete auf den Berg, der zwischen den Bäumen aufgetaucht war. „Sie gehen nicht hinauf. Außerdem hat man einen guten Überblick über die Insel.“ Die seltsame Frau vor sich, trottete Zorro herzlich wenig begeistert durchs Unterholz hinter ihr her. Seine Fragen konnte er sich vermutlich sparen. Eine vernünftige Antwort bekam er ja doch nicht. „Wer zum Teufel ist das?“, schoss ihm immer wieder durch den Kopf. Es dauerte keine zehn Minuten und die beiden befanden sich auf halber Höhe des Vulkans. Ein Steilpass führte spiralförmig hinauf zu einem Plato etwas unterhalb des Gipfels, wo die Unbekannte letztlich stehen blieb. Die Aussicht war in der Tat faszinierend. Von hier oben ließen sich die Ausmaße des Waldes erst richtig einsehen. Er schwang sich wie ein übergroßer Gürtel nahe des Strandes einmal um die Insel. Der Vulkan lag in der südlichen Hälfte, welche komplett von Wald bedeckt war. Zorro dämmerte allmählich, warum Lysop und Ruffy tags zuvor so lange gebraucht hatten, das Dorf zu erreichen. Sie waren gen Norden gelaufen und in einem Bogen wieder zurück zu der Siedlung. Dort oben fiel die Vegetation recht karg aus. Um das Dorf herum war der Sumpf gut zu erkennen. Es gab kaum Pflanzen, die solche Verhältnisse akzeptierten und somit die Sicht behindert können. Und über diesem Sumpf schwebten Tausende winziger Blasen. In ihrer Zahl waren sie nur sichtbar, sonst währen sie überhaupt nicht aufgefallen. Am Fuße des Berges entdeckte Zorro nun den Grund für seinen verfrühten Rückzug. Alle Dorfbewohner, sowie seine Freunde standen dort unten dicht an dicht und starrten zu ihnen hinauf. Ihre Haut hatte eine ungesunde blaugrüne Farbe und wirkte wie mit Schlamm bedeckt. Ihre Blicke, das hatte er zuvor gemerkt, waren leer. Sie schienen allesamt in einer Art Trance zu schweben, völlig weggetreten. „Was ist mit ihnen?“, fragte der Schwertkämpfer unwillkürlich. Statt eine Antwort zu geben, deutete die Schwarzhaarige hinauf zum Mond, der gerade hinter den Wolken zum Vorschein kam. Dieser besaß eine trübblaue Farbe und leuchtete intensiver, als er es sonst tat. „Die Himmelskörper scheinen hier zu machen, was sie wollen“, dachte Zorro bei sich. Erst die Sonne und nun auch der Mond. Diese Insel hatte wohl ihre eigene Vorstellung von der Normalität. Er sah wieder Richtung Dorf. Und erst diese nächtliche Sumpfaktivität. Klar, in solchen Gewässern sprudelte es hin und wieder, aber das war definitiv etwas anderes. „Was ist das?“, fragte er schließlich, womit er sich schlicht auf alles bezog. „Was das ist?“, wiederholte die Unbekannte ruhig, „nun, der Mond weint. Er trauert um diese Insel. So wurde es überliefert. Die Nacht nach der Sonnenwende ist die Nacht des blauen Mondes-“ Sie deutete hinauf zum Himmel. „-jede Nacht.“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Im nächsten Kapitel tauchen Ruffy und Sanji wieder auf. Außerdem stellt sich heraus, was mit dem Rest der Crew und den Dorfbewohnern passiert ist. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)