Stille Nacht, tödliche Nacht von Ryoko-chan ================================================================================ Kapitel 1: Stille Nacht, tödliche Nacht --------------------------------------- Für und ... ich hoffe, die OS gefällt euch. Ich wünsche euch allen ein frohes Fest! Leise plätscherte der klare Alkohol in das Glas. Sorgfältig verschloss Gin die Flasche mit seiner Lieblingsspirituose und stellte sie zurück auf das Regal. Mit dem Glas in der Hand begab er sich zum Fenster. Er nippte an dem Glas und blickte durch die vereisten Scheiben. Dicke Schneeflocken fielen aus dem dunklen Himmel und bedeckten die Straßen. Es waren an diesem Abend nur noch wenige Menschen zu solch später Stunde unterwegs. Vereinzelt sah er einige Paare, die sich eng umschlungen hielten und ein glückliches Lächeln auf den Lippen hatten. Es war Weihnachten, das Fest der Liebe. Angewidert wandte er sich vom Fenster weg und ließ sich auf dem Sofa nieder. Er verabscheute diesen Tag. Und er verabscheute es, in der Weihnachtszeit durch die Straßen zu gehen, wenn es an jeder Straßenecke blinkte und blitzte. Wofür der ganze Scheiss?, dachte er verächtlich. Mit einem Schluck leerte er sein Glas und knallte es auf den Marmortisch. Am Tag zuvor war der Geburtstag des Kaisers gewesen. Normalerweise störte sich die Organisation nicht an Feiertagen. Schließlich mussten die Geschäfte weitergehen und Verräter beseitigt werden. Doch ausnahmsweise schien es so, als wären ihm zwei ruhige Tage gegönnt. Jedoch war die Ruhe trügerisch. Er saß nutzlos hier rum und irgendwo draußen, vielleicht nicht allzu weit entfernt, lebte seine Sherry. War sie an diesem heiligen Abend allein? Oder ließ sie sich gerade von irgendeinem reudigen Kerl vögeln? Gin dachte an das vergangene Jahr, unwillkürlich lächelte er. Seine kleine Sherry hatte sich geweigert, den Weihnachtstag im Labor zu verbringen. Sie wollte Weihnachten viel lieber mit ihrer dummen Schwester verbringen. Doch ihr Projekt hatte selbstverständlich Vorrang. Das hat sie nicht einsehen wollen, dieses störrische Miststück. Nachdem ihre hübsche Lippe aufgeplatzt war, hatte Gin sie schließlich davon überzeugen können, sich weiterhin ihrer Arbeit zu widmen. Er sah ihr Gesicht ganz deutlich vor ihr ... Der wütende Blick, die Tränen auf ihren Wangen, das Blut an ihrem Mund ... da hatte er fast Lust bekommen, sie noch im Labor zu nehmen! Doch er musste schließlich Prinzipien setzen. Das vibrierende Handy riss ihn aus seinen Gedanken. „Ja!?“ Es war der Boss. Und natürlich rief der Boss ihn nicht an, um ihm fröhliche Weihnachten zu wünschen. Es gab einen Auftrag. Ja ... in der Organisation kannte man keine Feiertage. „Wie sieht’s aus ... brauchst du dabei Hilfe? Sonst informiere ich Wodka oder Pisco ...“ Gin grinste. „Natürlich nicht. Verlass dich auf mich, Anokata.“ Das Freizeichen ertönte und er schmiss das Mobiltelefon aufs Sofa. Die Arbeit rief. Und der Auftrag war ganz nach seinem Geschmack. Er würde alleine und sehr zügig arbeiten. Er griff nach seiner Beretta, zog die Handschuhe und den Mantel über, setzte seinen Hut auf und verließ mit zügigen Schritten die Wohnung. In der Garage wartete bereits sein geliebter Porsche 356A auf ihn. Kurz warf er einen Blick auf den Rücksitz, bevor er einstieg. Eigentlich fuhr er ungern mit dem Porsche, wenn die Straßen so vereist waren und der matschige Schnee den Lack befleckte. Doch die Fahrt würde glücklicherweise nicht lange dauern. Es waren verhältnismäßig wenige Autofahrer unterwegs und er raste über die Autobahn. Es brauchte nicht lange, bis er Shinjuku erreicht hatte. Er fuhr vorbei an dem Vergnügungsviertel mit den vielen Bars, Love Hotels, Kinos und Restaurants, bis er nach einiger Zeit in einer Wohngegend hielt. Hier war es wieder stiller und er genoss die Ruhe. Ohne Hektik rauchte er seine Zigarette, bis er die Glut im Aschenbecher zerdrückte. Dann stieg er aus, blickte auf das Haus vor sich. Es brannte Licht, seine Bewohner waren also zu Hause. Als er das Tor aufdrückte und den Vorgarten betrat, hörte er ein Lachen. Es war das Lachen einer sehr jungen Frau, die zusammen mit ihrem Ehemann in diesem Haus lebte. Wahrscheinlich wusste sie es nicht, aber ihr Ehemann hatte vor nicht allzu langer Zeit einige Geschäfte mit der Organisation betrieben. Doch er beging einen sehr großen Fehler: Er versuchte, die Organisation zu betrügen. Was für ein Idiot ... Den Schalldämpfer hatte er bereits auf dem Lauf seiner Waffe befestigt, als er an der Haustür klingelte. Er hörte Schritte, dann öffnete sich die Tür. Der Mann hatte noch ein Lächeln im Gesicht, als die Kugel seine Stirn durchbohrte und das Blut aus seinem Hinterkopf schoss. Er fiel rückwärts zu Boden und seine toten Augen richteten sich starr gen Decke, als Gin über ihn stieg und dabei vorsichtig durch den Flur ging. „Schatz!? Wer war das?“ Wieder ertönte die Stimme der junge Frau. Es klang, als würde sie sich ein Stockwerk höher aufhalten. Lautlos ging er Schritt für Schritt die Stufen der Treppen rauf. Er hörte ihre Schritte näher kommen und hielt seine Waffe schussbereit. Schon kam die Frau um die Ecke, blieb wie erstarrt stehen und noch bevor sie schreien konnte, hatte Gin bereits zwei Schüsse auf ihren Oberkörper abgegeben. Leblos, wie eine Puppe, fiel sie zu Boden. Im Gegensatz zu dem Mann, war ihr Gesicht angstverzerrt. Kurz betrachtete Gin die Tote. Sie hatte ein hübsches Gesicht gehabt, wie er fand. Sein Blick wanderte am Körper der Frau entlang und er hob die Augenbraue. Ihre Hand hatte im Moment des Todes auf ihrem Bauch geruht. Klein und rund spannte sich dieser über ihr mintgrünes Kleid. Der Typ hat ihr doch tatsächlich einen Braten in die Röhre geschoben. Sei’s drum. Mit schnellen Schritten lief er die Stufen herab, vorbei an der Leiche im Flur und betrat den Vorgarten. Rasch blickte er sich um, doch niemand war auf den Straßen zu sehen. Schnell öffnete er die Hintertür seines Porsches und griff nach dem Benzinkanister. Alle Spuren mussten beseitigt werden. Sorgfältig verteilte Gin das Benzin im ganzen Haus. Er goss es überall hin, keinen einzigen Raum ließ er aus. Im Büro des Mannes verteilte er besonders viel Benzin. Alle belastenden Dokumente mussten vernichtet werden. Schließlich war seine Arbeit getan. Er wühlte in seinem Mantel, bis er eine kleine Streichholzschachtel gefunden hatte. Leise zischte die Flamme auf und er schleuderte sie von sich weg. Sofort begann es zu brennen. Das Feuer würde alles vernichten. Alles. Zufrieden grinste Gin und verließ das Haus mit gemächlichen Schritten. „Frohe Weihnachten.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)