New Family von Snaked_Lows (Reita x Ruki [Cousin x Cousin]) ================================================================================ Kapitel 1: No Risk - No Fun --------------------------- New Family Vorwort: Jaaaa hier ist sie, die Fortsetzung!!!!!!!!!!! Weil ich morgen nicht da bin, habe ich mich heute dazu gezwungen das erste Kapitel zu schreiben >____________< Viel Spaß!!!!!!!!! Noch nicht gebettat, weil mein betta auf der Nichi ist, OHNE mich ;______; Kapitel 1: No Risk – no Fun There is no remedy to love but to love more Ich war nervös. Verdammt nervös. Aber ich hatte es ja nicht anders gewollt und war gegen alle Predigen und Gebete, seitens meiner Familie und Freunde in die Großstadt gezogen. Und dabei ging es mir sogar noch nicht einmal um die Stadt, sondern viel mehr um die Bewohner bzw. einen bestimmten Bewohner dieser Stadt. Reita...mein Cousin. Bei dem Gedanken, dass ich ihn in wenigen Minuten, so hoffte ich zu mindestens, wieder sehen würde, wurde mir schon ganz anders. Ich hatte die gesamte Fahrt lang nichts essen können, obwohl ich wirklich allerhand mithatte. Ich bekam vor lauter Nervosität keinen Happen runter. Selbst bei meiner Abschlussprüfung war ich glaube ich nicht so nervös gewesen wie jetzt und da hatte verdammt viel von abgehangen... Es war nicht zu leugnen, dass mich sein Besuch damals verändert hatte. Ich war ein fast neuer Mensch...daran hatte ich mich immer noch nicht ganz gewöhnt. Ob sich Reita auch verändert hatte? Bestimmt, immerhin waren seitdem fast drei Jahre vergangen. Unser Abschied war immer noch tief in meinem Gedächtnis verankert. Mir kommt es so vor, als wäre es erst gestern gewesen, wo er mich zum Abschied...geküsst hatte. Unbewusst fuhr ich mir mit der Zunge über die Lippen. Seitdem ist so viel passiert. Auf beiden Seiten. Der Kontakt zwischen uns ist nie abgebrochen, bis heute nicht. Auch wenn ich ehrlicherweise sagen muss, dass ich einen Monat mit mir selbst gerungen habe, ehe ich mich gemeldet hatte...per Email. Betreff: Hi Von: " Matsumoto, Takanori" An: the_only_real_Reita@xyz.jp Ähm...hi...hier ist Ruki! Ich hoffe ihr seit gut angekommen und es geht euch gut! Kannst dich ja melden, wenn du willst... Bye~ ^^^^^^^^^^^^^^^ Betreff: RE: Hi Von: "Suzuki, Akira" An: Ruki@xyz.jp Hey! Jo, alles klar hier. Wieder alles beim alten. Was geht bei dir? REITA Ja das war seine erste Mail gewesen... Die erste von vielen! Zum Ende hin hatten wir fast täglich miteinander geschrieben. Wenn ich ehrlich bin, bin ich wirklich froh, dass ich Reita habe. Ohne ihn hätte ich das erste Jahr, meines neuen Ichs, bestimmt nicht so gut überstanden. Wenn ich so zurück denke, habe ich mich doch das eine und andere mal mich per Mail bei ihm ausgeheult, oder auch teilweise am Telefon. Gott wie peinlich beim genauen bedenken... Ich schaute aus dem Fenster und seufzte laut. In wenigen Minuten würde ich ankommen und dann, ja was eigentlich? Darauf hoffen das Reita mich nicht vergessen hatte? Einen Neuanfang starten? Endlich auf eigenen Beinen stehen? Ich bekam Panik. Was hatte ich mir dabei gedacht, als ich meiner Mutter eröffnet hatte, dass ich nach der Schule in Tokio, statt bei uns in der Nähe, auf die Uni gehen würde? Ich muss doch bescheuert gewesen sein...oder bin es eher immer noch... Aber, wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Und spätestens nach Reitas Besuch, war mir klar gewesen, dass ich mein Leben selbst in die Hand nehmen sollte und, dass es nicht bei uns im Dorf oder Umgebung enden würde. Nein ich wollte was anderes, was neuen und aufregendes und vor allem wollte ich Reita wieder sehen. Die erste Woche, nach seiner Abreise, war schrecklich gewesen, weil ich ihn wirklich ernsthaft vermisst hatte. Auch wenn ich mir das bis vor zwei Wochen nicht eingestehen wollte. Aber je näher ich dem Tag gekommen war, der für meine Abreise bestimmt war, desto Nervöser wurde ich. „Nächster Halt: Tokio Hauptbahnhof“, dröhnte es auch dem Lautsprecher. Mein Magen stülpte sich einmal um. Gleich war es soweit... Ich atmete noch einmal tief durch, ehe ich meine Sammlung von Gepäckstücken nach einander zum Ausgang meines Zugabteils trug. Draußen regnete es in Strömen, was mein Ungutes Gefühl nur noch steigerte. Bitte lass ihn mich nicht vergessen haben, dachte ich still. Betreff: Vergessen Von: "Suzuki, Akira" An: Ruki@xyz.jp Hey! Wann kommst du noch mal an? Hab den Zettel schon wieder verloren. REITA ^^^^^^^^^^^^^^^ Betreff: RE: Zeit Von: " Matsumoto, Takanori" An: the_only_real_Reita@xyz.jp Laut Plan komme ich um 22:38 Uhr an!!! Bitte vergesse mich nicht!!!! Ru~ ^^^^^^^^^^^^^^^ Betreff: RE[2]: Vergessen Von: "Suzuki, Akira" An: Ruki@xyz.jp Nein mach ich schon nicht! Also um 23:38 Uhr? REITA ^^^^^^^^^^^^^^^ Betreff: RE[3]: Vergessen Von: " Matsumoto, Takanori" An: the_only_real_Reita@xyz.jp NEIN um 22:38 Uhr, NICHT um 23:38 Uhr -.- Ru~ Er wird mich vergessen! Ich werde einsam und verlassen am überfülltem Bahnhof stehen, mit jede Menge Gepäck, und nicht wissen, wo ich hin muss. Mit fast 20 Jahren wird mein Leben zu Ende sein. Es tut mir Leid Mutter, du hattest Recht, das war eine schlechte Idee. Du hattest Recht wie immer! „Willkommen Tokio Hauptbahnhof. Ausstieg in Fahrtrichtung Links!“, verkündete wieder die Stimme. Mein Herz wummerte irgendwo in der Gegend meines Halses. Jetzt war es soweit! Der Zug kam langsam zum stillstand, während meine Hände anfingen zu Zittern, weswegen ich den Gurt meiner Tasche verstärkt umklammerte. Langsam öffneten sich die Türen. Ich atmete noch einmal tief durch, ehe ich den ersten Schritt in mein neues Leben wagte. Freundlicherweise half mir noch eine Frau, mit meinem Gepäck, sonst wurde ich jetzt ohne meinen Sachen planlos am Bahnhof stehen. Den Planlos war ich. Überall waren Menschen die hektisch durch die Gegend liefen, auf die Uhr schauten oder irgendwas ins Telefon sprachen. Und in diesem Chaos aus Menschen stand ich: Matsumoto Takanori, seit fast drei Jahren auch als Ruki gekannt, mitten auf irgendeinem Bahnsteig mitten in Tokio, und das völlig überfordert. Der Zug hinter mir fuhr schon wieder ab und ich überlegte panisch, ob ich nicht doch irgendwas vergessen hatte. Vorsichtig versuchte ich mich und mein Kram aus der Gefahrenzone zu bekommen. An irgendeinem Pfahl blieb ich stehen und suchte nach meinem Handy. Reita hatte gesagt, ich soll ihm im Ernstfall anrufen. Das Handy hatte ich noch nicht lange. Eigentlich hatte ich es mir nur für hier gekauft. Zu Hause brauchte ich es nicht, da wird eh keinen Empfang hatten. Das hatte auch Reita feststellen müssen, als er damals bei uns war. Über die Szene musste ich schon wieder grinsen, weswegen ich für einen kurzen Moment vergas in welcher Situation ich mich befand. Schnell versuchte ich Reitas Nummer einzutippen. Das gleichmäßige Tuten machte mich noch nervöser, als ich eh schon war. „JA WER STÖRT?“, schrie mir Reita irgendwann entgegen. „Ähm...ich bins Ruki“, meinte ich unsicher. Bei dem Klang seiner tiefen Stimme bekam ich schon wieder eine Gänsehaut. „Oh...ja was gibt’s?“, wollte er wissen. „Ähm...ich wollte fragen wo du bist“, fragte ich vorsichtig nach, ich hatte da so eine ungute Vision. „Wo bist du denn?“, kam die verwunderte Gegenfrage. „Am Bahnhof...“, antwortete ich. Das ungute Gefühl wuchs. „WAS? Warum, ich dachte du kommst erst morgen“, schrie mir Reita schon wieder ins Ohr. „Ähm...nein heute. 22:38 Uhr. Der Zug hatte schon fünf Minuten Verspätung“. „Oh shit. Beweg dich nicht von der Stelle. Ich bin gleich da“, meinte er. „Okay...aber bitte beeile dich“, meinte ich ängstlich und hörte nur noch ein „zieh dich an, ich muss weg“, bevor die Verbindung unterbrochen wurde. Vorsichtig packte ich mein Handy wieder weg und sah mich unsicher um. So viele Menschen, wie die, die nun auf meinem Gleis waren, lebten vielleicht in meinem gesamten Dorf. Erschöpft lies ich mich auf einer meiner Taschen nieder. Reita hatte gesagt ich solle mich nicht von der Stelle bewegen. Also wartete ich...und wartete... Mittlerweile war schon der vierzehnte Zug hier am Gleis eingetroffen und hatte wieder neuen Menschen in sich aufgenommen, um sie hinfort zu bringen. Mir wurde langsam kalt und ich hatte immer noch Angst. Hoffentlich beeilte sich Reita, dachte ich, während ich heute zum ersten Mal etwas auf meiner Pausendose herausnahm und aß. Was anderes hatte ich ja nicht zu tun, außer essen, warten und Leute beobachten. Und von allem drei konnte ich massig. Und je mehr ich die Leute beobachtete, desto unwohler fühlte ich mich teilweise. Manche kamen mir noch recht normal vor, andere hingegen umso weniger. Hoffentlich sprach mich keiner an, dachte ich spontan, und hoffentlich kam Reita bald. Ich wollte mir gerade eine weitere Sushirolle in den Mund schieben, als mein Handy in meiner Hosetasche vibrierte. „Ähm ja?“, meinte ich. „Hier ist Reita, wo bist du genau?“, mir fiel ein Stein von Herzen, ehe es schneller als normal weiter arbeite. „Ich bin...mom“, ich schaute mich schnell um, „ähm...Gleis 6“. „Wo da genau. Das Gleis ist groß“, wollte Reita darauf wissen. „Ich bin an irgendeiner Treppe...Abschnitt F“. „Okay...ja ich seh dich“, meinte er noch und legte wieder ohne Vorwarnung auf. Ich sah mich suchend um und ehe ich mich versah hielt mir jemand die Augen von hinten zu, weswegen ich anfing zu schreien. Erst als ich Reitas Lache erkannte stoppte ich damit und drehte mich zu ihm um. „Sorry, aber ich konnte einfach nicht wiederstehen“, sagte er immer noch lachend. Mir rutschte das Herz in die Hose. Auch er hatte sich eindeutig verändert. Er sah älter aus. Älter und erwachsener. Und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er größer war, als wie vor drei Jahren. Gemeinheit... „Mund zu“, meinte er und grinste viel wissend. „Oh...ich...sorry“, meinte ich peinlich gerührt und spielte mit meinen Ringen, vor lauter Nervosität. Ich wusste nicht was ich machen sollte. Wir hatten uns noch gar nicht wirklich begrüßt. Sollte ich ihm jetzt einfach die Hand reichen? Ehe ich mich dazu durchringen konnte, packte Reita auch schon einen meiner Koffer. „Ist das alles von dir?“, wollte er wissen. „Ähm...ja. Ist das ein Problem?“, fragte ich. Ich konnte mich halt schlecht von Sachen trennen. „Passt schon. Irgendwo bekommen wir das Zeug schon unter“, antwortete er, schulterte zwei Taschen und lief los. Schnell nahm ich den Rest zusammen und lief ihm hinterher. Gemeinsam liefen wir zu einem kleinem Auto. Während Reita die Taschen irgendwie ins Auto stopfte, stand ich nur daneben. Das ich nass wurde, bemerkte ich gar nicht. Irgendwie war es ein merkwürdiges Gefühl, Reita wieder wirklich zu sehen. Die ganze Zeit hatte ich darüber nachgedacht, wie es wohl sein würde, wenn ich ihm endlich wieder sehen würde und nun stand er nicht weit von mir und beschimpfte meine Koffer. Langsam verschwand das ungute Gefühl und eine leichte Zufriedenheit machte sich in mir Breit. Der Schritt, welchen ich gewagt hatte, war wohl doch nicht so falsch gewesen. „Wie lange willst du denn da noch rumstehen?“, fragte ich Reita irgendwann und erst da registrierte ich, dass er den Kampf gegen die Koffer gewonnen hatte. Schnell stieg ich zu ihm ins Auto. „Hast du Hunger?“, fragte er mich und startete den Wagen. „Ein wenig“, gab ich zu und betrachtet die bunte Reklame. „Dann machen wir vorher noch einen Abstecher“. Ich nickte nur. Irgendwie waren das zu viele Sinneseindrücke auf einmal für mich. Reitas Fahrstil war...gewöhnungsbedürftig, stellte ich nach wenigen Minuten fest. Dieser war genauso aggressiv wie seine Musik, welche durchs Auto schallte. Nachdem bei irgendeinem Fast Food Restaurant vorbei gefahren war, fuhr er Richtung zu Hause. Mein neues zu Hause... „Uru und der Rest ist nicht da. Hab sie feiern geschickt“, meinte Reita zwischen ein paar Beleidigungen, die er einen anderen Fahrer zuschrie, welcher in natürlich nicht hören konnte. „Warum?“, fragte ich verwundert. „Die Chaoten wollte ich dir nicht direkt am ersten Tag antun“, antwortete er nur und ich belies es dabei. Zusammen schleppten wir meine Taschen die zig Treppen hoch. Ich hätte die Hälfte zu Hause lassen sollen, schoss es mir durch den Kopf. Nach der letzten Tasche hatte ich endlich die Gelegenheit, mein neues zu Hause zu betrachten. Es war wahrhaftig nichts besonderes, aber das hatte Reita schon erwähnt. Der Flur war fast mit Fotos voll tapeziert. Von überall prangten mir lachende Gesichter entgegen. Schmunzelt betrachtete ich sie. Reita erkannte ich sofort. Auf ein paar konnte ich seinen besten Freund ausmachen. Die anderen kannte ich alle nicht. „Das ist Kai“, meinte Reita plötzlich und zeigte auf einen der Personen. Er stand dicht hinter mir und seine Stimme war direkt neben meinem Ohr. Ich zuckte unwirküblich zusammen. „Und das ist Aoi, Uruhas Freund“, sein Atem berührte meinen Nacken, wodurch sich meine kleinen Nackenhaare aufstellten. Unsicher drehte ich mich langsam um und stand Reita dadurch direkt gegenüber. Es war wieder so, als würde die Zeit stillstehen. Ich bewegte mich nicht, sondern starrte meinen Cousin nur an. Mein Herz pochte so heftig in meiner Halsgegend, dass ich das Gefühl hatte zu ersticken. „Darf ich?“, fragte Reita nur, und ohne meine Antwort abzuwarten küsste er mich. In mir explodierte ein lang angehaltenes Feuerwerk, weswegen ich mich in Reitas ärmelloses Shirt krallte. Nach fast drei Jahren, dachte ich mir still. Es war ein einfacher, aber dennoch vielsagender Kuss. Nachwort: Also ich weiß nicht was ich davon halten soll... Ich finde es weder schlecht noch gut... O.o Aber ich hoffe, dass es euch gefällt >_____________< @Schwarzleser: Nein vergisst es, ihr entkommt mir auch in dieser FF nicht!!!!!!!!!! Neben meinem Laptop stehen gaaaaaaaaaanz viele verdammt spitze IKEA-Bleistifte...die können seeeeehr weh tun... Überlegt es Euch gut!!! Kapitel 2: First Impressions ---------------------------- Vorwort: Ich warne jetzt schon mal vor!!! Dies ist ein Cliffhänger >_________________< Aber so viele haben danach gefragt, wer der große Unbekannte ist, mit dem Reita gesprochen hat und deswegen wollte ich Euch nicht länger in Ungewissheit lassen. Eigentlich wäre das Kapitel auch viel, viel, viel länger geworden, aber es ist schon so spät und für Uruhas, Aois und Kais Auftritt wollte ich mir die Zeit nehmen >____< Ich hoffe es gefällt Euch trotzdem!!! Wieder nicht gebettat...mein Betta schein immer noch von der Nichi zu benommen zu sein XDDDDD Und DANKE für 50 Kommis zu einem Kapitel *_________________* Und ich hoffe, dass ihr mich nicht für den Inhalt der Mails tötet >____< Kapitel 2 Liebe ist schön, solange sie einen nicht erdrückt „Darf ich?“, fragte Reita nur, und ohne meine Antwort abzuwarten küsste er mich. In mir explodierte ein lang angehaltenes Feuerwerk, weswegen ich mich in Reitas ärmelloses Shirt krallte. Nach fast drei Jahren, dachte ich mir still. Es war ein einfacher, aber dennoch vielsagender Kuss. Als er ihn unterbrach, ging mein Atmen wieder gehetzt, als wäre ich den ganzen Weg nach Hause gerannt. „Dein Shirt ist ganz nass“, stellte Reita trocken fest. Ich schaute an mir herunter. Es klebte mir am Körper und trotzdem war mir alles andere als kalt. „Ich...hab irgendwo Shirts“, meinte ich und schaute meinen Berg von Taschen an. „Ich geb dir eins von mir“, schlug mir Reita vor und verschwand in einer der Türen. Ich war immer noch von dem Kuss durcheinander. Unsicher lief ich ihm hinterher. Sein Zimmer sah so aus, wie ich es mir vorgestellt hatte. Klein und chaotisch. „Hier“, meinte mein Cousin und hielt mir ein Shirt entgegen. „Danke“, nuschelte ich und nahm es entgegen. Als ich mir das nasse Shirt über den Kopf zog, spürte ich wieder Reitas blickte auf mir. Allein der Gedanke, dass er mich jetzt anschaute, trieb mir wieder das Blut ins Gesicht. „Das nasse Shirt kannst du ins Badezimmer schmeißen“, meinte er und deutet auf eine der Türen. „Okay, meinte ich und stolperte ins Badezimmer. Schnell hatte ich die Tür zugeschmissen. Was hat ich hier, fragte ich mich. Vorsichtig schaute ich in den Spiegel und mein Gesichtsausdruck war genauso verzweifelt, wie ich mich auch gerade fühlte. Mein hämmerndes Herz und das Kribbeln in meiner Magengegend machten es alles andere als besser. Gott wie sollte das Enden? Nachdem ich mir eine kalte Ladung Wasser ins Gesicht geschmissen und dreimal tief durch geatmet hatte, traute ich mich wieder aus dem Bad. Das Shirt war mir viel zu groß, weswegen ich mich noch verlorener, als eh schon vorkam. Reita fand ich in Wohnzimmer, der Fernseher lief und er hatte das Zeug vom Fast Food Restaurant auf dem Wohnzimmertisch liegen. „Gleich ist es kalt“, mampfte er mir entgegen. Unsicher setzte ich mich neben ihn, auf das viel zu kleine Sofa, wie ich fand und griff nach einem Hamburger. Skeptisch betrachtete ich jenen, bevor ich rein biss. Zu meinem Entstaunen schmeckte er gar nicht so schlecht. Ich war so ein Essen nicht gewohnt. Keiner von uns sagte ein Wort. Ich wollte was sagen, aber ich wusste einfach nicht was, weswegen ich weiterhin auf den Bildschirm starrte, ohne wirklich mitzubekommen um was es ging. Reita wollte gerade nach einen weiterem Burger greifen, als es an der Tür klingelte. „Noch nicht einmal in Ruhe Essen kann man hier“, maulte er und lief missmutig zur Tür. Neugierig wie ich war, lauschte ich, was aber auch nicht schwer war, bei der kleinen Wohnung. Ohne die Person an der Tür zu begrüßen wollte Reita „was willst du denn hier?“ wissen. „Danke ich freu mich auch dich wieder zu sehen“, hörte ich eine männliche Stimme und Fußgetrampel. Wenig später stand ein blonder Typ im Wohnzimmer, welcher mich anschaute. Im Hintergrund hörte ich wie Reita die Tür schloss. Mit ‚leichtem’ Schwung. „Also was willst du?“, fragt er erneut und verschränkte die Arme vor der Brust. Irgendwie war nicht so erfreut darauf, das der Typ jetzt in seinem bzw. unserem Wohnzimmer stand und ich irgendwie auch nicht. Er war mir unsympathisch und so wie er mich anschaute, konnte er mich auch nicht leiden. „Ich hab mein Handy bei dir vergessen, als du mich vor gut einer Stunde aus der Wohnung geschmissen hast, weil du ja unbedingt weg musstest“, antwortete er, ohne den Blick von mir zu wenden. Dann hat Reita also mit ihm gesprochen, als ich angerufen habe, schoss es mir durch den Kopf. „Es muss irgendwo bei dir im Bett rum liegen“, sagte er, wobei er das Wort ‚Bett’ irgendwie besonders betonte, „hab ich wohl vergessen, als ich mich so abrupt anziehen musste“. Mir schoss das Blut in den Kopf, worauf der Typ anfing zu grinsen. „Dann würde ich es mal holen, von selbst wird es nicht zu dir kommen“, meinte Reita weiterhin schlecht gelaunt und erst da wendete der Typ den Blick von mir ab und lief in Reitas Zimmer. Ich starrte meinen Burger an. Wenig später hörte ich ein „da ist es ja“ und der Typ stand wieder im Wohnzimmer. Warum bestand die ganze Wohnung quasi nur aus einem Raum? „Dann kannst du ja jetzt gehen“, sagte Reita und sah ihn mit einem vielsagendem Blick an. Langsam setzte der Typ sich in Bewegung und blieb dicht vor Reita stehen. „Ich würde ja gerne da weiter machen wo wir aufgehört haben“, hauchte er plötzlich und verschwand mit seiner Hand unter Reitas Shirt, „dein kleiner Freund kann ja zu schauen“. Mir fiel fast der Burger aus der Hand, von welchem ich immer noch keinen weiteren Bissen gegessen hatte und bei dem Anblick blieb mir fast das Herz stehen. Und ehe ich mich versah, hatte Reita seine Hand geschnappt und zog ihn Richtung Tür. Mit einem „so toll war der Sex mit dir auch nicht“, schmiss er ihn raus. Ich starrte immer noch meinen Burger an, dass ich ihn mittlerweile fast verquetscht hatte, bemerkte ich nicht, genauso wenig wie meinen glasigen Blick. Reita stampfte zurück ins Wohnzimmer und lies sich seufzend auf die Couch nieder, während er sich wieder durch die Haare fuhr. Wie damals, als er über mich her gefallen ist, schoss es mir durch den Kopf. Mir gefiel die Vorstellung nicht, dass er mich vielleicht genauso angesehen und angefasst hat, wie den unbekannten Typen gerade. Und während ich das dachte, wusste ich, dass gerade ich eigentlich gar kein Recht dazu hatte. Ich biss, leicht zitternd, in meinen Burger und plötzlich schmeckte er mir überhaupt nicht mehr. „Sorry“, meinte er irgendwann, „ich wollte nicht, dass du das mitbekommst“. „Schon gut“, krächzte ich hervor, „ich...wir...“ „Was ist eigentlich aus Dingens geworden?“, fragte Reita genau das, was ich nicht beantworten wollte... Betreff: SOS Von: " Matsumoto, Takanori" An: the_only_real_Reita@xyz.jp Ähm...hi...hier ist Ruki wieder... Ich weiß gar nicht wie ich es dir richtig schreiben soll... Also... Als wir damals schwimmen waren, da am See, da...sind wir beobachtete worden...von einem Klassenkamerad von mir. Der kam gestern zu mir und hat mich drauf angesprochen...wollte halt wissen wer du warst und so. Ich hatte in dem Moment so eine Angst...warum auch immer. Hab ihm dann erzählt, dass du ein Brieffreund von mir bist...mir ist auf die schnelle nichts besseres eingefallen... Und dann meinte er plötzlich, dass er mich liebt. Ich hatte ja mit allem gerechnet, aber nicht...da mit. Was soll ich denn jetzt tun? Bye~ ^^^^^^^^^^^^^^^ Betreff: RE: SOS Von: "Suzuki, Akira" An: Ruki@xyz.jp Jo hi! Das ist doch ganz einfach... Du gibst ihm ne Chance, wenn du ihn auch magst, oder du gibst ihm einen Korb. Ende. Und wenn der dich irgendwie blöd von der Seite anmacht, bestellst du einen schönen Gruß von mir!! REITA ^^^^^^^^^^^^^^^^ Betreff: Re[2]: SOS Von: " Matsumoto, Takanori" An: the_only_real_Reita@xyz.jp Wir sind jetzt zusammen... Ru~ ^^^^^^^^^^^^^^^ Betreff: RE[3]: SOS Von: "Suzuki, Akira" An: Ruki@xyz.jp Okay REITA „Am...Ende lief es nicht mehr so gut“, antwortete ich wahrheitsgemäß. Wenn ich zurück blicke waren wir eigentlich sehr lange zusammen. Aber es war meine und seine erste Beziehung und es war von Anfang an klar, dass sie nicht ewig halten würde. „Woran lags?“, wollte Reita wissen und er fragte dies so, als würde er sich nach dem Wetter erkundigen, was mir schon einen leichten Stich versetzte. „Weiß nicht genau...“, meinte ich, „ich weiß nicht woran es gelegen hat...nach der eigentlich langen Zeit, war...irgendwie die Luft raus, wie man so schön sagt...außerdem war für mich ja klar, dass ich weg wollte und Masuru eben nicht“. „Aso“, war Reitas einziges Kommentar dazu. Danach widmete er sich wieder seinen Essen, welches mittlerweile schon mehr als kalt war. Die ganze Zeit über sprachen wir kein Wort miteinander und fragte mich zum ersten Mal ob es nicht ein Fehler gewesen war, umzuziehen. Nachdem Reita alles aufgegessen hatte sagte er: „Willst du pennen? Bist bestimmt müde“ Ich nickte darauf nur. Während er den Müll grob entfernte, stand ich wieder unschlüssig im Raum herum. „Um dein Bett müssen wir uns noch kümmern“, meinte er, „solange pennst du bei mir im Bett und ich auf dem Sofa“. Ich nickte wieder nur, weil ich keinen Ton raus bekam. Innerlich hätte ich am liebsten losgeschrieen. Das lief alles so anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Ich verstand nicht, warum Reita so zu mir war. Mochte er mich etwa nicht mehr? „Ich...mag dich“, „Ich dich auch“ Aber er hatte mich doch geküsst, obwohl das hatte er den anderen Typen von gerade bestimmt auch, schoss es mir wieder durch den Kopf. „Das Shirt kannste ja anlassen, dann müssen wir dein Zeug nicht heute noch ausräumen“, sagte Reita plötzlich zu mir, was mich aufschrecken lies, „muss eh noch aufräumen“. „Ist gut“, antwortet ich knapp und versuchte die Tränen zurück zu halten. Ich durfte jetzt nicht, wegen der Sache heulen. Reita holte sich noch eine Decke aus seinem Zimmer und ein Kopfkissen. Den Rest überlies er mir. „Gute Nacht“, meinte er nur noch und verlies das Zimmer, „wenn was ist, weißt ja wo ich bin“. Vorsichtig lies ich zum Bett, darauf bedacht auf nichts drauf zu treten, was ich kaputt machen könnte. Was mir zu erst auffiel, als ich in Reitas Bett lag war, dass es nach ihm roch. Erst jetzt wurde mir bewusst wie sehr ich diesen Geruch vermisst hatte und gleichzeitig stiegen mir wieder die Tränen in die Augen, weil ich mit der neuen Situation nicht klar kam. Ich lag noch etliche Minuten wach und verbrach mir den Kopf. Einschlafen konnte ich nicht. Ich versuchte es zwar krampfhaft, aber mir flog einfach zu viel im Kopf umher. Seufzend schlug ich wieder die Augen auf und starrte an die Decke. Ich würde keinen Schlaf finde, nicht bevor ich die Gewissheit hatte. Vorsichtig stand ich auf und schlang mir die Decke um den Körper. Hier war es ganz schön kalt. Leise, aus welchem Grund auch immer, lief ich den schmalen Flur Richtung Wohnzimmer. Von draußen erhellte eine Straßenlaterne den kleinen Raum. Reita lag friedlich auf dem Sofa, die Decke bis zum Anschlag angezogen. Ihm war bestimmt kalt, dachte ich mir. „Was ist los?“, fragte er plötzlich und mir blieb vor lauter Schreck beinahe das Herz stehen. „Ich...ähm...ist es wirklich okay, dass ich hier bin“, diese Frage brannte mir schon die ganze Zeit auf der Seele. Raschelnd erhob sich Reita und sah mich musternd an. Ich kam mir so dumm vor in seinem Shirt, in der Decke eingemümmelt und auf dem Boden starrend. Seufzend stand Reita auf und war mir wieder so nah plötzlich, dass ich nicht wusste, wie ich damit umgehen sollte. Vorsichtig hob er mein Kinn an. „Wenn es nicht in Ordnung wäre, hätte ich es dir nicht angeboten“, meinte er und ich nickte leicht. Jetzt kam ich mir noch viel dümmer vor, weil ich sein Angebot in Frage gestellt hatte. „Ist es denn für dich okay hier zu sein?“, wollte er plötzlich wissen. „Ja ich bin froh hier zu sein“, kam direkt meine Antwort, was mich wieder erröten lies. Er grinste darauf nur. „Du solltest schlafen gehen“ meinte er danach und wuschelte mir einmal durch die Haare. „Kommst...du mit?“, fragte ich vorsichtig nach. „Wenn du willst“, antwortete er darauf. „Ja...bitte“. Ich zog die Decke näher zusammen. „Okay“. Reita holte seine Decke und lief dann voran. In seinem Zimmer trat er seinen Kram einfach aus dem weg, während ich wieder vorsichtig drum rum lief. Das Bett war für zwei Personen groß genug und dennoch suchte ich unsicher nach Reitas Nähe. Und wie früher schlangen sich seine Arme um meinen kleinen Körper, welcher sich schnell von dem ersten Schrecken erholte. Stückchen für Stückchen näherte ich mich ihm, bis mein Rücken seinen Bauch gerade berührte. Sein Atem kitzelte wieder meinen Nacken, aber es war ein sehr angenehmes dies endlich wieder zu spüren. Mein Magen fuhr wieder Achterbahn und mein Hals war urplötzlich so trocken, dass ich nicht einmal meinen schnell schlagenden Puls fühlte. Und von jetzt auf gleich, was mir kein bisschen mehr kalt. „Ich...hab dich vermisst“, gestand ich ihm leise. „Ich dich auch“, war die schnell Antwort und seine Umarmung verstärkte sich nochmals, ehe ich wohlbefindlich einschlief. Nachwort: @_____________________@ Mein Kopf tut weh und ich muss noch meine Deutschlektüre weiter lesen >__________< Aber ich bin soweit zufrieden...endlich ein Kapitel mit Happy End... Hoffentlich träum ich heute von den beiden XDD Ich sollte ins Bett gehen...ich rede komisches Zeug O.o @Schwarzleser: Mit nur meine Kommis sind abgerichtet, sondern auch meine vier Meerschweinchen und selbst ich kann die nicht zurück pfeifen, wenn sie erst einmal losgelassen wurden!! Kapitel 3: BEST FRIENDS ----------------------- Kapitel 3 Vorwort: Eigentlich sollte ich für meine Klausuren lernen...aber irgendwie juckt es mich in den Fingern >______________< Außerdem ist morgen ja auch noch ein Tag XD ... Ich habe die Versuche aufgegeben zu zählen, um dieses Kapi zu Ende zu schreiben... Wo ist meine Kreativität ;______; Musikalische Unterstützung durch: Sommersturm Soundtrack, GazettE – Ito, Miseinen Piano Version, Black Spangle Gang, akai ONE-PIECE, Guren, LEECH (keiner singt so toll ‘Baby’ wie Ruki *____*) L’Arc~en~Ciel Album KISS Sonstige Unterstützung: Marmorkuchen XD Yuan-chan!!!! Kapitel 3 – BEST FRIENDS Freunde sind Menschen, die deine Vergangenheit akzeptieren, dich in der Gegenwart mögen und in der Zukunft zu dir stehen... Stückchen für Stückchen näherte ich mich ihm, bis mein Rücken seinen Bauch gerade berührte. Sein Atem kitzelte wieder meinen Nacken, aber es war etwas sehr Angenehmes dies endlich wieder zu spüren. Mein Magen fuhr wieder Achterbahn und mein Hals war urplötzlich so trocken, dass ich nicht einmal meinen schnell schlagenden Puls fühlte. Und von jetzt auf gleich war mir kein bisschen mehr kalt. „Ich...hab dich vermisst“, gestand ich ihm leise. „Ich dich auch“, war die schnell Antwort und seine Umarmung verstärkte sich nochmals, ehe ich wohlbefindlich einschlief. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war ich der Einzige in dem kleinen Raum. Erst jetzt hatte ich wirklich die Gelegenheit mir Reitas Zimmer genauer anzuschauen. Von der Tapete erkannte man aufgrund der vielen und teilweise stark mitgenommenen Poster nicht viel. Die meisten schienen von irgendwelchen Bands zu sein. Ansonsten waren ein paar Filmposter wohl noch dabei. Unter anderem von dem Film den wir damals teils geguckt hatten. Bei der Rückblende schoss mir wieder das Blut in den Kopf. Reitas Regal beherbergte größtenteils nur CDs. Meine Sammlung machte vielleicht ein Achtel von seiner aus. Auf dem Boden sammelten sich Berge von Klamotten und anderen Dingen, wie Gürtel und Ähnlichem. Bevor ich das Zimmer leise verlies, öffnete ich das Fenster, welches auch mal wieder geputzt werden konnte, wie ich fand. Sein Shirt reichte mir noch ein gutes Stück über die Oberschenkel. Im Flur war es kalt, aber ich hatte ja nichts zum anziehen, weil das alles noch im Wohnzimmer stehen musste. Unsicher tapste ich in Richtung Küche, weil ich dort Stimmen vernehmen konnte. „...wenn du das machst, dann töte ich dich“, „das muss dir doch nicht peinlich sein Rei“, „Nenn mich nicht so und jetzt lösch das“, „Nö“, „Ich warne dich...“, „Ich finde das passt perfekt in unseren Flur“, „das wagst du nicht“, hörte ich Reita und irgendwen anderen. Worüber sprachen die? Mein Herz klopfte bis zum Anschlag. Was war, wenn Reitas Freunde mich gar nicht mochten? Wenn ich ihnen unsympathisch war? Ich klopfte leicht gegen den Türrahmen, weil die Tür komplett fehlte. „Guten Morgen“, nuschelte ich mir danach zusammen. Gott war das peinlich. Wie ich bemerken musste, war Reita nicht alleine in der Küche, denn alle vier Augenpaare waren auf mich gerichtet. Aus Nervosität begann ich direkt wieder mit meinen Ringen zu spielen. Reitas bester Freund senkte seine Kaffeetasse, bevor auf mich zuging. Ich blickte unsicher zu ihm rauf. „Rei, ich finde du hast mit deiner Beschreibung maßlos untertrieben“, sagte er und drückte mich an sich, sodass ich vor lauter Schreck aufschrie. „Gott Uru, lass ihn los, du verschreckst ihn noch völlig“, hörte ich aus dem Hintergrund. Reitas bester Freund ließ mich los und streckte mir grinsend seine Hand entgegen. „Ich bin Takashima Kouyou, aber nenn mich bitte Uruha“, sagte er. Ich ergriff schüchtern seine Hand. „Matsumoto Takanori, aber lieber Ruki“, antwortete ich. „Ruki passt irgendwie total, find ich“, meinte Uruha darauf, was mich erröten lies. Nachdem Uruha sich wieder seinem Kaffee gewidmet hatte, stand auch schon jemand neues vor mir. „Ich muss mich für meinen Freund entschuldigen“, meinte er lächelnd, „Shiroyama Yuu, oder einfach Aoi“, und hielt mir auch die Hand hin, welche ich ebenfalls entgegen nahm. Reita beobachtete die Szene still vom Küchentisch aus. „Hi“, meinte ich leise zurück, „freut mich“. „Und uns erst“, kam es munter aus der hintersten Ecke der Küche. Das erste was mir auffiel, war sein gigantisches Grinsen. Der war anscheint mit dem richtigen Bein heute Morgen aufgestanden, dachte ich mir. „Ich bin Kai“, strahlte er mir dann entgegen und ich glaubte Reita die Augen verdrehen zu sehen. Er war dafür anscheint mit dem falschen Bein aufgestanden. „Das ist aber ein seltsamer japanischer Name“, rutschte es mir verwundert raus. Allgemeines Gelächter erfüllte die Küche. „Eigentlich heißt der gute Uke Yutaka“, meinte Reita grinsend, „aber er mag seinen Namen nicht besonders“. „Wieso, was ist denn mit dem Namen?“, fragte ich frei heraus. Ich verstand das Problem nicht ganz. Die anderen starrten mich einen Moment an, ehe sie noch lauter los lachten. „Das erklärt dir Reita bestimmt liebend gerne“, meinte Uruha immer noch lachend, „am praktischem Beispiel“. Alle konnten darüber lachen, nur Reita und ich nicht, ich nicht, weil ich es wieder nicht verstand. Mir schoss schon wieder das Blut in den Kopf. Wortlos stand Reita auf, nahm mich an die Hand und ging mit mir aus der Küche. „Tut mir Leid wegen der Chaoten“, meinte er, „an die muss man sich erst gewöhnen“. „Schon okay“, nuschelte ich. Ob sie mich jetzt mochten? „Willst du erst mal ins Bad? Dann mache ich dir bis dahin irgendwie Platz in meinem Zimmer“, fragte er mich. „Ja okay“. Schnell verschwand ich im Badezimmer. An den Fliesen hingen auch ein paar Fotos. Wie ich grinsend feststellen musste, waren es alles Schlaffotos. Kai grinste sogar im Schlaf, musste ich erkennen. Uruha und Aoi schliefen dicht aneinander gepresst auf ihrem Bild. Größtenteils sah man nur wirre Haare abstehen. Bei Reita musste ich mir jedoch das Lachen am meisten verkneifen. Das Bild war einfach zu geil. Reita auf dem Rücken liegend, den Mund offen und mit abstehenden Haaren. Grinsend betrat ich die Dusche. Das warme Wasser tat unendlich gut. All der angestaute Stress und die Aufregung verschwanden mit dem Schaum im Abfluss. Die Dusche war unendlich endspannend und genau das, was ich gebraucht hatte. Als neuer Mensch verließ ich wenig später die Dusche und sah mich nach einem Handtuch um. An der Wand hingen vier Stück, aber die schienen den anderen zu gehören. Im Schrank stieß ich auf weitere. Schnell hatte ich mir eins um die Hüfte gebunden, nachdem ich mich abgetrocknet hatte und tapste in Reita Zimmer. Dieser stand gerade vor seinem Schrank und stapelte seine Sachen neu. „Ähm...“, machte ich auf mich aufmerksam. Mein Cousin drehte sich um und setzte an um etwas zu sagen, jedoch kam nichts aus seinem Mund. „Wo...hast du meine Sachen hin getan?“, fragte ich. „Dort drüben“, meinte Reita und deutete neben das Bett, ehe er sich wieder zum Regal drehte. „Danke“, nuschelte ich und begann meine Sachen zusammen zu suchen. Mit einem „bin noch mal eben im Bad“ verschwand ich auch wieder schnell. Frisch hergerichtet erschien ich im Wohnzimmer. „Oh...sorry“, nuschelte ich, als ich bemerkte, dass ich Uruha und Aoi anscheint gerade gestört hatte. „Nicht schlimm“, meinte Aoi und küsste seinen Freund noch einmal kurz, „hier ist man eh nie ungestört“. „Tat die Dusche gut?“, fragte Uruha nach. „Ja sehr“, antwortete ich und setzte mich unsicher auf den Sessel gegenüber den Zweien. „War alles etwas viel nicht?“ „Ja...ist alles so neu“, gab ich zu, „danke, dass ich hier bleiben darf“. Ich war wirklich froh darüber. „Ach kein Problem. Solange dann endlich Reitas unwiderstehlichen Launen aufhören“, meinte Uruha. „Seine Launen?“, fragte ich nach. Uruha und Aoi sahen sich kurz an. Und bevor sie mir antworten konnte, stand auch schon Reita im Wohnzimmer. „Hab dir Platz gemacht“, sagte er knapp und schmiss sich auf die Couch. „Danke, werde ich dann eben einräumen“, meinte ich und erhob mich schon wieder. Was hatten die beiden nur damit gemeint, fragte ich mich. Ich stapelte gerade meine Shirts in Reitas Schrank, als sich plötzlich zwei Arme um mich schlangen. So erschrocken, wir ich war, vergaß ich sogar zu schreien. „Reita...“, stammelte ich verunsichert, als er begann meinen Hals zu küssen. „Shh“, kam es nur zurück. Mein Herz schlug wieder wie verrückt. Vorsichtig drehte ich mich um. Er war mir wieder so verdammt nahe. Ehe ich mich versah, küsste er mich wieder. Schüchtern erwiderte ich den Kuss so gut es ging. Mein Rücken drückte gegen die Schranktür, während sich meine Hände wieder in sein Shirt krallten. Der Kuss wurde fordernder und mir schwanden die Sinne. Das konnte man nicht mit Masuru vergleichen. Reitas Hand verschwand gerade unter meinem Shirt, sodass ich anfing leicht zu zittern, als Uruha plötzlich ins Zimmer stürmte. „Reita...“, meinte er und schaute uns verwundert an, ehe er anfing zu grinsen. Ich wäre am liebsten im Erdboden versunken. Mein Kopf glühte, dass konnte ich spüren. „Ich wollte ja nicht stören, aber Kai hatte vorgeschlagen, dass wir Ruki ja vielleicht ein wenig die Stadt zeigen und heute Abend feiern gehen könnten“, sagte er und lehnte sich lässig an den Türrahmen. Reita hatte mittlerweile wieder von mir abgelassen. „Ja wir kommen gleich“, sagte er knapp. Summend verschwand Uruha wieder. Mir war das immer noch peinlich. „Ist dir das unangenehm?“, wollte Reita wissen. „Ich...“, stotterte ich, „das ist...also so ungewohnt...ist das alles“. Er sagte darauf nichts. Die Stadt war gigantisch. Ich war hin und weg. Allein das U-Bahn Fahren war für mich ein Erlebnis. Dass die anderen über mein Verhalten schmunzelten bekam ich vor lauter Aufregung gar nicht mit. Ohne die anderen hätte ich mich sicherlich verlaufen. Nachdem ich beinahe von einem Schwarm Büroangestellter mitgeschwemmt worden war, hatte mich Reita kurzerhand an seine Hand genommen, weswegen ich wieder rot angelaufen bin. Bei Uruha und Aoi war das was anderes, fand ich. Kai beobachtete das alles, natürlich breit grinsend. Die Vier schleppten mich in alle möglichen Läden und ehe ich mich versah, hatte ich meine ersten neuen Sachen gekauft. Hier konnte man aber auch kaufen. An jeder Straßenecke fand ich was Neues, was ich unbedingt haben wollte. Wenn Reita mich nicht immer mitgezogen hätte, würde ich wahrscheinlich immer noch am Anfang stehen und zwar mit der Nase am Schaufensterglas. Ich glaube er war nicht der Typ, der gerne shoppen ging. Nur vor einem Laden blieb er von sich aus stehen. „Reita schaut jedes Mal nach den neuesten Sachen“, erklärte mir Kai, „obwohl er sich nicht mal den billigsten Ring hier leisten kann“. „Irgendwann“, meinte Reita leicht verträumt, „irgendwann werde ich hier Stammkunde sein“. „Bei DEAL DESIGN?“, fragte Aoi. „Jup“, kam es wie selbstverständlich zurück. „Na wenn du meinst“. „Ihr werdet schon sehen“, meinte Reita und lief wieder weiter. „Ja ja“, antwortete Uruha grinsend. Das Gespräch führten sie wohl nicht zum ersten Mal. Je länger ich bei ihnen war, desto mehr wusste ich, dass es die richtige Entscheidung gewesen war. „Willst du ne Pause machen Ruki?“, fragte Reita plötzlich, „was trinken oder so?“. „Öhm...ja gerne“, durst hatte ich schon irgendwie. „Auf nach Starbucks“, kam es von Aoi. Starbucks? Ich hatte wohl einiges bis jetzt in meinem Leben verpasst... „Das schmeckt toll“, sagte ich und zog wieder kräftig an meinem Strohhalm. Reita starrte aus irgendeinem Grund den Boden an. „Du kanntest echt kein Starbucks?“, fragte Aoi leicht ungläubig. „Nein“, antwortete ich. Ich bekam gar nicht genug von dem Teil. „Du armes verwirrtes Kind“, kam es von Uruha, „da haben wir ja einiges nach zu holen“. „Wo wollt ihr denn heute Abend hin?“, fragte Kai und trank einen großen Schluck von seinem Kaffee. „Ist mir egal“, brummte Reita von der Seite. „Lasst uns doch mal wieder ins Babylon“, sagte Uruha und sah uns erwartungsvoll an. „Bist du dir sicher, dass das so ne gute Idee ist?“, fragte Aoi nach und sah mich kurz skeptisch an. „Ach, es passiert schon nichts, Reita passt schon auf, nicht wahr Reita?“. Dieser verdrehte kurz wieder die Augen, „war ja klar“. Irgendwie hatte ich das ungute Gefühl, dass es in dem kleinen Gespräch ein wenig um mich ging. Und Reitas Antwort baute mich alles andere als auf. Ich wollte keinem zur Last fallen... „Gut dann ist es beschlossen“, grinste Uruha fröhlich vor sich hin und küsste Aoi kurz. Wenn man die beiden so sah, konnte man wirklich eifersüchtig werden... Nachdenklich trank ich meinen Kaffee zu ende. Wenn ich ehrlich war, konnte ich mir nicht vorstellen mich so mit Reita zu verhalten. Das passte irgendwie nicht, fand ich. Man, war das alles kompliziert. „Sollen wir dann auch wieder“, fragte Aoi, „wir müssen uns ja auch noch fertig machen für heute Abend“. Die anderen stimmten ihm zu, ich sagte nichts. „Wann seid ihr denn mal da drin fertig?“, schrie Reita und hämmerte an die Badezimmertür, „ihr könnt mir nicht sagen, dass ihr euch nur fertig macht“. Er machte einen genervten Eindruck. „Stell dich nicht so an“, kam es gedämpft von der anderen Seite der Tür. Reita trat einmal nach der Tür, ehe er sich zu mir uns Kai ins Wohnzimmer setzte. Seine Sachen schmiss er über die Lehne. „Das wird immer schlimmer mit den beiden“, maulte er und verschränkte die Arme vor der Brust. „Gönne es ihn doch“, meinte Kai schmunzelnd, „wo sollen sie denn sonst mal unter sich sein in dieser kleinen Wohnung?“. „Das ist mir doch egal“, kam es zurück, „sollen sie in ihr Zimmer gehen, dafür haben sie das doch“. Kai verdrehte darauf nur die Augen, was mich grinsen lies. Reita regte sich die kompletten nächsten siebzehn Minuten über Uruha und Aoi auf, sodass er nicht mitbekam, wie das Bad frei wurde und Kai vor ihm in dieses huschte. „Kai, mach die Tür auf und lass mich ins Bad“, schrie er wieder aufgebracht und lies seine Wut an der unschuldigen Badezimmertüre aus, „du bist so was von Tod wenn du wieder draußen bist“. Hier wurde es eindeutig nie langweilig. „Man Reita bist du immer noch nicht fertig?“, fragte Uruha absichtlich. „Ich mache dich gleich fertig“, kann es leicht aggressiv zurück. Uruha konnte darüber nur lachen. Und ich auch. Erst fast eine komplette Stunde später trafen wir bei dem Club an. Ich war um einiges froher an diesem Tag, nicht völlig auf mich allein gestellt zu sein. Die Straße war nass und dunkel. Die Musik dröhnte aus den verschiedenen Clubs, vor welchen sich die Menschen sammelten. Vor dem ‚Babylon’ musste wir eine halbe Stunde warten, ehe wir eintreten durften. Der Blick des Türstehers jagte mir einen unangenehmen Schauer über den Rücken. Reita legte jedoch seinen Arm um meine Schulte, was mir direkt ein wenig Sicherheit vermittelte. Drinnen blieb mir fast die Luft zum Atmen weg. Es war laut, eng und verdammt heiß. Unbewusst krallte ich mich an Reitas Arm. An mir drückten sich Menschen vorbei, ich konnte ihre verschwitzte Haut spüren. Aoi und Uruha liefen voran und ich bemerkte sofort die vielen Blicke die, die beiden auf sich zogen und sie schienen es zu genießen. Ich fühlte mich zwischen den anderen, welche selbstsicher durch den Club gingen, recht unpassend. Unser Vorzeigepärchen besorgte uns einen freien Tisch, bzw. freie Ecke. Schnell setzte ich mich neben Reita und betrachtete den Club genauer. Es waren wieder viel zu viele Sinneseindrücke auf einmal für mich. So was, in dem Ausmaße, hatte ich noch nie erlebt. Party war bei uns immer so was wie bei Aiji gewesen. Ohne richtige Tanzfläche, Discobeleuchtung und Barkeepern. Und was mir erst jetzt auffiel, war das gemischte Treiben hier. Da der Club im Allgemeinen sehr dunkel war und nie zufällig zwischendurch aufgrund von schnellen Lichtspielen beleuchtet wurde, erkannte ich erst beim genaueren Betrachten, dass hier wirklich jeder mit jedem eng beisammen tanzte und sich vergnügte. „Was willst du trinken?“, wurde ich plötzlich von Reita dicht an meinem Ohr gefragt, sodass ich erschrocken zusammen zuckte. Die anderen hatte ich beinahe vergessen. „Ist...mir egal“, antwortete ich. Die Mehrzahl der Getränke kannte ich nicht. „Reita“, kam es von Uruha, grinsend, „die Mehrheit hat beschlossen, dass du die Getränke holen sollst“. „Willst du mich verarschen?“, war Reitas Standpunkt. „Nein, nur animieren unsere Getränke zu holen, also“, er wedelte ein wenig mit seinen Händen, „husch, husch“. Reita verdrehte genervt die Augen und stand auf. „Ich helfe dir tragen“, murmelte ich ihm zu und stand mit auf. „Danke Ruki, wenigstens einen wahren Freund hab ich noch. Wenn mich meine anderen Freunde schon im Stich lassen“, sagte er betont und legte einen Arm um meine Schulter, was mir schon wieder die Röte ins Gesicht steigen lies. Uruha streckte Reita die Zunge heraus und grinste dabei wohlwissend. Gemeinsam zwängten wir uns durch die Menge, Reita vorne weg. Wir waren noch nicht weit gekommen, als mich plötzlich jemand an der Schulter festhielt. Erschrocken drehte ich mich um. Vor mir stand ein Typ, welcher mich merkwürdig angrinste. „Na Kleiner“, meinte er zu mir. Wieso reduzierte mich jeder auf meine Körpergröße? „Hi“, meinte ich zurück. Was wollte der von mir und warum grinste er mich so seltsam an? Die Hand, welche kurz vorher noch auf meiner Schulter gelegen hatte, lag plötzlich auf meinem Bauch...unter meinem Shirt. Urplötzlich bekam ich Bauchschmerzen. Damit hatte ich alles andere als gerechnet. „Ähm...ich“, stotterte ich mir zusammen. Mittlerweile lag seine zweite Hand auf meinem Rücken und zog mich näher zu sich heran. Ich begann zu zittern. „Ich will dir was zeigen“, hauchte er mir ins Ohr, sein Grinsen konnte ich förmlich spüren, als sein Atem auf meine Haut aufschlug, welcher mein gesamtes Gesicht entlang wanderte. Seine vom kalten Wetter rau gewordenen Lippen kratzten über meine Wange und ich war unfähig irgendwas zu machen. Andere Besucher gingen unbeeindruckt an uns vorbei, als ob sie nicht sehen würden, in welcher Lage ich steckte. Kurz bevor er mir brutal einen Kuss aufzwingen konnte, wurde er plötzlich ruckartig von mir weg gezogen. „Fass ihn noch einmal an“, knurrte Reita, welcher urplötzlich neben mir stand. Der komische Typ grinste immer noch seltsam. „Willst du ihn nicht teilen? “, hauchte er Reita zu und sah mich grinsend an. Mir jagte es einen Schauer über den Rücken. Dass ich zitterte bemerkte ich gar nicht. „Hau ab, bevor ich mich vergesse“, knurrte Reita nur darauf und schupste ihn von sich. „Alles okay bei dir?“, fragte er mich besorgt. „Ich...ich“, stotterte ich, mein Körper bebte, während ich plötzlich begann zu weinen. Sofort nahm mich Reita in den Arm. „Schh, tut mir Leid, ich hätte besser auf dich aufpassen sollen“, sagte er. Ich krallte mich tief in sein Shirt. Seine beiden Hände hoben meinen Kopf an, ehe er mich sanft küsste. Der Kuss schmeckte aufgrund meiner Tränen salzig und dennoch beruhigte er mich. „Geht’s wieder?“, fragte er mich, nachdem er den Kuss unterbrochen hatte. „Ja...geht wieder“, hauchte ich und versuchte ein wenig zu lächeln. „Okay“, meinte er, „willst du lieber nach Hause?“. „Nein...ich will noch bleiben“, meinte ich. Mein Cousin nickte darauf, nahm mich an die Hand und lief Richtung Bar. Zusammen holten wir mehrere Getränke, ehe wir wieder zurück liefen. Von meinen ersten Schrecken hatte ich mich wieder erholt. „Da seid ihr ja wieder“, stöhnte Aoi, „wir dachten schon, wir müssten verdursten“. „Sorry, wurden noch aufgehalten“, gab Reita, wieder mit einem leicht aggressiven Unterton zurück. Wir tranken, wir hatten Spaß, den Typen vor zwei Stunden hatte ich schon völlig vergessen. Ich wusste nicht, was Reita mir zu trinken gegeben hatte, aber es war süß, rot und lecker. Es hatte was von Lychee-Saft (das Zeug ist soooo geil *___*). „Leute, lasst uns tanzen“, reif Uruha plötzlich, stand auf und zog Aoi mit sich auf die Tanzfläche. „Müssen die jedes Mal ihre Show abziehen?“, wollte Reita von Kai wissen. „So wie es aussieht schon“, lachte dieser darauf. Reita verdrehte die Augen. „Was für eine Show?“, wollte ich wissen. „Schaus dir an“, meinte Kai, wie immer grinsend. In der tanzenden Menge versuchte ich unsere beiden Freunde auszumachen. Es war anstrengend für meine Augen, durch die vielen Lichteffekte die beiden zu finden, aber als ich sie gefunden hatte, blieb mir fast der Atem weg. Die beiden schienen zu einer Art Einheit verschmolzen zu sein. Sie bewegten sich perfekt zu dem Rhythmus. Aber sie bewegten sich nicht nur einfach, nein, wie flossen, wie Wasser. Wie kochend heißes Wasser. Uruha hatte seine beiden Hände auf Aois Hüfte gelegt und verstärkte seine Bewegungen dadurch. Aoi selbst hatte den Kopf in den Nacken geworden und seine Lippen einen Spalt weit geöffnet. Ich konnte mir denken, was er sagte. Vor allem, als Uruha ihm leicht in den straffen Hals biss. Ich schluckte trocken und zwang mich dazu, meinen Blick von ihnen zu nehmen. Mir war unmerklich heiß geworden, was auch meine Gesichtsfarbe ausdrückte. „Keine Sorge, jeder reagiert am Anfang so“, meinte Kai aufmuntert, während er an seinem Cocktail (Cock-Tail XDDDD) nippte. Ich schaute peinlich berührt auf den Tisch. „Wie...lange sind die beiden schon zusammen?“, fragte ich nach. „Schon mehrere Jahre“, antwortet Reita genervt, „seit Jahren müssen wir das über uns ergehen lassen“. „Du bist doch nur neidisch“, meinte Kai. „Schließe von dir nicht immer auf andere Kai“, gab Reita direkt zurück. Kais leicht traurigen Blick erkannte er in seiner Sturheit gar nicht. Ob Kai sich einsam fühlte? Wenn ich ihn besser kennen würde, so wie Reita, dann hätte ich ihn vielleicht gefragt, aber so traute ich mich nicht. Jedoch schien mein Blick nicht unbemerkt zu bleiben. „Wollt ihr beide nicht zusammen tanzen?“, fragte er deswegen und schaute Reita und mich fragend an. „Also...ich...weiß nicht“, meinte ich. Ich konnte nicht tanzen, „ich kann nicht tanzen“. „Das hat du beim Singen damals auch gesagt“, sagte Reita und zog mich schon Richtung Tanzfläche. Zwischen all den anderen heißen Körpern fühlte ich mich im ersten Moment unwohl. Jedoch legte sich das, als sich Reitas Körper an mich drückte. Ich traute mich nicht ihn anzusehen, weswegen ich den Boden fixierte und versuchte mich irgendwie zu der schnell Musik zu bewegen. „Keine Sorge, du kannst nichts falsch machen“, sagte er mir. Ich nickte. Nach einiger Zeit bewegte sich mein Körper fast von selbst. Mein Blut zirkulierte schnell durch meinen Körper und vermischte sich mit dem Alkohol. Ich fühlte mich frei und unbeschwert. Und vor allem war mir warm, sehr warm. Reitas Körper presste sich näher an meinen. „Geht’s dir gut?“, wollte er wissen. „Jaaa~“, keuchte ich ihm entgegen und sah ihn mit leicht verschleierten Augen an. Irgendwie war alles so langsam. Auch die Musik schien nicht mehr so laut wie vorher zu sein. Und schwindelig war mir auch komischerweise, weswegen ich mich an meinen Cousin lehnte. Sein Körper war so schön weich und warm. „Ruki?“, er wedelte mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum, „ist wirklich alles okay?“. Als ich nicht antwortete, sondern einfach weiter tanzte, zog er mich aus der Menge wieder hinaus, hin zu irgendeiner Seite des Clubs. Dort lehnte er mich an die Wand. „Weißt du was Reita?“, begann ich einfach drauf los zu reden, „ich habe dich die...ganzen drei Jahre wirklich vermisst...und Masuru habe wirklich gemocht...aber nie so sehr, wie ich dich mag...weißt du was ich meine?“. Mein Blick war weiterhin verschleiert, auch als Reita mich stürmisch küsste veränderte sich dieser nicht. Bereitwillig erwiderte ich den Kuss, seine Zunge plünderte meinen Mund und raubte mir den Atem, doch all das bekam ich kaum mit. Mein Körper war wie ausgelaugt, müde schloss ich meine Augen. Als ich sie wieder öffnete, pochte es unangenehm an meiner Schläfe. Stöhnend fuhr ich mir mit der Hand durch die Haare. Ich hatte extreme Kopfschmerzen, so was in der Art hatte ich noch nie gehabt. „Scheiße“, murmelte ich. Verwirrt schaute ich mich um. Ich war in Reitas Zimmer, das erkannte ich sofort. Ich lag im Bett und mir war warm, obwohl ich nichts anzuhaben schien. Als ich an mir herunter schaute musste ich feststellen, dass Reitas Arm um meinen Bauch war und er dicht hinter mir lag und ebenfalls nichts anzuhaben schien. Was war letzte Nacht passiert? Nachwort: Sorry, dass es so lange gedauert hat >_____________< Irgendwie konnte ich mich nie dazu aufraffen weiter zu schreiben, obwohl mittlerweile Ferien sind. Ich hoffe es gefällt Euch wenigstens ^^ Wie es noch weiter gehen wird, muss ich mir dann wieder erst überlegen, aber ich werde versuchen, dann schneller zu schreiben >_________________< Hab Euch ganz doll lieb!!! PS: Das ganze wird noch ein zweites Mal gebettat...also Chinese_kitty, ich werde deine Sachen noch einbringen, aber es ist so scheiße spät @____@ @Schwarzleser: Ich bin ultra müde, weil es 04:149 Uhr ist...und ich bin nur wegen EUCH noch auf, also BITTE, sagt mir ob es sich gelohnt hat oder nicht ;___________; Habt ein Herz...sonst reiße ich es Euch raus ò___________ó Kapitel 4: The invisible wall ----------------------------- Kapitel 4 Vorwort: Es war ein langer und steiniger Weg bis zu diesem Kapitel... Unter anderem: - eine durchgemachte Nacht - jede Menge Schreibblockaden - KLAUSUREN!!!! - Schlechtes Wetter - MUCC Konzert (das was von allem das angenehmste) - Noch mehr Klausuren!!! Aber ich wünsche dennoch viel Spaß!!!! Kapitel 4 The invisible wall Das Leben ist kein Ponyhof... du kannst nicht reiten, wen, wann, wie und wo du willst! Als ich sie wieder öffnete, pochte es unangenehm an meiner Schläfe. Stöhnend fuhr ich mir mit der Hand durch die Haare. Ich hatte extreme Kopfschmerzen, so was in der Art hatte ich noch nie gehabt. „Scheiße“, murmelte ich. Verwirrt schaute ich mich um. Ich war in Reitas Zimmer, das erkannte ich sofort. Ich lag im Bett und mir war warm, obwohl ich nichts anzuhaben schien. Als ich an mir herunter schaute musste ich feststellen, dass Reitas Arm um meinen Bauch war, dicht hinter mir lag und ebenfalls nichts anzuhaben schien. Was war letzte Nacht passiert? Als Reita mich dann auch noch näher an sich drückte, blieb mir zum wiederholten Male die Luft weg. Ich bekam plötzlich Panik und versuchte mich aus der Umarmung zu befreien. Jedoch stellte ich mich dabei etwas ungeschickt an, denn Reita bewegte sich verschlafen neben mir. „Morgen“, nuschelte er und sein Kopf lehnte auf meinem nackten Rücken. Meine Panik wuchs an. Vor meinem Inneren Auge schwebte immer noch die Frage, was gestern passiert war. „Reita...ich“, sagte ich und befreite mich weiter auf der Umarmung. Reita ließ mich los. „Mhh?“, fragte er. Wäre ich nicht so in Panik gewesen, hätte ich seinen verschlafenen Anblick als niedlich empfunden. Mit einem „muss ins Bad“, verließ ich schnell das Zimmer. Glücklicherweise war das Bad sogar frei, weil die anderen alle noch zu schlafen schienen. Mein Kopf schmerzte immer noch höllisch. Da sich mein Kreislauf noch im Keller befand, musste ich mich erst mal an die kühlen Fliesen lehnen, ehe ich mich auf den Klodeckel niederließ. Ich versuchte mich an gestern Abend zu erinnern... Wir waren shoppen gegangen und danach feiern. Reita hatte mich vor so einem komischen Typen gerettet, weil ich mal wieder unfähig dazu gewesen war, dies selbst zu machen. Der Cocktail hatte nach Lycheesaft geschmeckt und Uruha und Aoi waren Tanzen gegangen. Wenn ich an ihren Tanz zurück dachte, schoss mir wieder das Blut in den Kopf. Reita und Ich waren auch tanzen...und danach war alles dunkel. Als ich bemerkte, dass ich meine Shorts noch trug, fiel mir ein Stein vom Herzen, also hatten wir doch nicht oder? Vorsichtig rutschte ich etwas auf dem Klodeckel herum...nichts. Ein weiterer Brocken fiel mir vom Herzen. Keine Schmerzen, nichts. Betreff: Kein Betreff Von: " Matsumoto, Takanori" An: the_only_real_Reita@xyz.jp Hey...ich bins wieder. Sorry, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe, aber Masuru und Ich haben so viel unternommen... Ich hoffe es geht dir gut und so... Eigentlich schreibe ich dich an...weil ich ein Problem hab... Ich weiß wieder nicht wie ich es sagen soll...also Masuru will mehr...und ich weiß jetzt nicht was ich machen soll... Bye~ ^^^^^^^^^^^^^^^ Betreff: RE: Kein Betreff Von: "Suzuki, Akira" An: Ruki@xyz.jp Hey! Dachte schon du wärst drauf gegangen und ich hätte nichts davon erfahren... Hier ist alles okay, wie immer. Die Schule schlaucht ein wenig. Will er Sex oder was? REITA ^^^^^^^^^^^^^^^ Betreff: RE[2]: Kein Betreff Von: " Matsumoto, Takanori" An: the_only_real_Reita@xyz.jp Ja... ^^^^^^^^^^^^^^^ Betreff: RE[3]: Kein Betreff Von: "Suzuki, Akira" An: Ruki@xyz.jp Glaubst du nicht, dass ihr ein wenig zu jung dafür seit? Solange seid ihr ja noch nicht zusammen... REITA ^^^^^^^^^^^^^^^ Betreff: RE[4]: Kein Betreff Von: " Matsumoto, Takanori" An: the_only_real_Reita@xyz.jp Wie alt warst du denn bei deinem Ersten Mal? ^^^^^^^^^^^^^^^ Betreff: RE[5]: Kein Betreff Von: "Suzuki, Akira" An: Ruki@xyz.jp Jünger... Wo liegt denn das Problem bei dir und Dingens? Wisst ihr nicht wer unten liegen soll oder was? ^^^^^^^^^^^^^^^ Betreff: RE[6]: Kein Betreff Von: " Matsumoto, Takanori" An: the_only_real_Reita@xyz.jp Er will dass ich oben und...du weißt schon... Aber ich hab doch gar keine Ahnung. Und ich weiß niemanden der mir helfen könnte, außer du... Tut mir Leid... ^^^^^^^^^^^^^^^ Betreff: RE[7]: Kein Betreff Von: "Suzuki, Akira" An: Ruki@xyz.jp Ach so. Das muss dir nicht Leid tun, ich sagte dir doch, dass ich dir helfen werde. Also wichtig ist, dass du dir Zeit lässt, sonst wird es schmerzhaft, sowohl für dich, als auch für Dingens. Wunder dich nicht wenn Dingens am nächsten Morgen Schmerzen hat, das ist normal und nicht deine Schuld. Das lässt sich am Anfang nicht vermeiden... Und besorgt Gleitgel und Gummis. Vor allem Gummis!!! Das ist extrem wichtig, vertraue niemals auf jemanden, egal was er sagt!!!!!!! Wer weiß was Dingens sich irgendwo mal eingefangen hat... Ich würde raten nen langes Vorspiel zu machen. Du musst Dingens gut vorbereiten. Nimmt am besten die Finger, mit anderen Dingen ist es schwer zu fühlen ob es schon reicht. Fang langsam an und steigere dich am besten auf drei Finger. Das müsste reichen. Ansonsten wird es dir Dinges schon sagen... Lass dir Zeit und benutzt viel Gleitgel. Vor allem musst du Dingens Zeit lassen um sich an dich zu gewöhnen, wenn du drin bist. Der Rest passiert ganz von selbst. Joa, das wars auch eigentlich, oder hast du noch Fragen? REITA ^^^^^^^^^^^^^^^ Betreff: RE[8]: Kein Betreff Von: " Matsumoto, Takanori" An: the_only_real_Reita@xyz.jp Okay...danke! Ruki ^^^^^^^^^^^^^^^ Betreff: RE[9]: Kein Betreff Von: "Suzuki, Akira" An: Ruki@xyz.jp Kein Problem... REITA ^^^^^^^^^^^^^^^ Reita hatte gesagt, dass man am nächsten Tag Schmerzen hat, was ich eindeutig nicht hatte. Das letzte Stück Stein fiel mir vom Herzen. Vorsichtig stand ich vom Klodeckel auf und griff nach meiner Zahnbürste. Ich musste diesen schrecklichen Geschmack im Mund loswerden. Während ich die Zähne putzte, überlegte ich mir, ob ich Reita auf letzte Nacht ansprechen sollte. Gott wie peinlich. Auch wenn wir nicht miteinander geschlafen hatten...davor hätten wir einiges machen können. Ich wurde wieder rot im Gesicht. Nervös lief ich im Badezimmer auf und ab. Eine meiner Angewohnheiten. Beim Zähneputzen lief ich immer durch die Gegend. Verträumt schaute ich mir wieder die Fotos an den Fliesen an, ehe ich plötzlich erschrocken, diese voll spuckte. Da war ein neues Bild...von Reita und MIR...während wir schliefen. Reita hielt mich im Arm. Mein Kopf ruhte auf seiner Brust. Vorsichtig tippte ich das Bild an. Wir hatten Ähnlichkeiten mit Uruha und Aoi, fand ich. Doch wir waren kein Paar, oder etwa doch? Klar wir küssten uns, bzw. küsste Reita mich, aber das hieß bei ihm bestimmt nichts. Ich seufzte. Irgendwo tat es weh... Verlegen putzte ich die Fliesen ab. Ob Reita das Bild schon gesehen hatte? Nachdem ich geduscht hatte, schlich ich mich leise wieder in Reitas Zimmer, er schlief wieder. Ich beobachtete ihn kurz, ehe ich mir meine Sachen aus dem Schrank nahm und anzog. Als ich in die Küche kam, musste ich feststellen, dass die anderen doch nicht alle schliefen. Kai saß schon am Küchentisch und las interessiert die Zeitung. „Guten Morgen“, meinte er freundlich. „Morgen“, gab ich zurück. „Was willst du frühstücken?“, fragte er. „Ähm...habt ihr Flakes oder so?“, wollte ich wissen. „Nein, tut mir leid“, meinte er, „aber wir müssen heute eh einkaufen gehen. Können wir am besten nach der Probe machen“. „Probe?“ „Ja wir haben heute Bandprobe. Reita sagte, du kannst gut singen“, lächelte Kai. „Also, na ja...ich weiß nicht so recht“, gab ich von mir. „Keine falsche Bescheidenheit. Reita ist was so was angeht sehr Kritisch“, lobte Kai mich, „Wir sehen einfach mal“. Ich nickte darauf. „Ich werde die anderen mal wecken gehen, such dir einfach was aus der Küche fürs Frühstück zusammen. French Toasts sind in der Pfanne“. Ob Kai immer als erster aufstand, fragte ich mich, als er summend aus der Küche ging. Suchend schaute ich mich nach Tellern und Besteck um und deckte für uns den Frühstückstisch. Ich mochte es gemeinsam zu frühstücken, alleine machte das keinen Spaß. Während ich die Frühstückstassen auf den Tisch stellte, hörte ich im Hintergrund „entweder stehst du jetzt auf oder die beiden Turteltäubchen besetzen wieder das Bad und dann kannst du ungestylt zur Probe“. „Warum muss ich immer vor den beiden aufstehen?“, murrte Reita. „Weil sie vorm wach werden noch ne halbe Stunde sich betatschen müssen“, kam es zurück, „also hopp, raus aus den Federn. Selbst Ruki ist schon auf den Beinen“. Seufzend betrat Kai die Küche wieder. „Jeden Morgen das selbe“, stöhnte er, jedoch grinsend. „Hast du was gegen Kopfschmerzen da?“, fragte ich vorsichtig und rieb mir den Kopf. „Ja klar. Moment“, er kramte in einer der Küchenschubladen, „wenn du irgendwas brauchst, in der Schublade heben wir immer alle Medikamente auf. Für den Ernstfall und so“. Dankend nahm ich die Tablette an. „War wohl etwas zu viel für dich gestern oder?“, fragte Kai und schaute entschuldigend. „Bin so was noch nicht gewöhnt“, antwortete ich. Die Tablette schmeckte schrecklich wie erwartet. Ich war froh, dass Kai nicht weiter über den Abend sprach, ich nahm auch an, dass er wusste, dass mir das Thema unangenehm war. Die restliche Zeit sprachen Kai und ich größtenteils über Musik und ähnliches. Das meiste musste er mir erklären, weil ich von vielem keine Ahnung hatte. Auch viele Bands kannte ich nicht, welche mir Kai dann erst vorspielen musste. Aber wir merkten schon recht schnell, dass wir, was Musik anging, auf einer Wellenlinie waren. Als Reita zu uns stieß, wurde es wieder ruhiger. Reita war auch noch nicht wirklich auf der Höhe. Dazu kam, dass ich nicht wusste, wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte, da mir über die vergangene Nacht nichts einfallen wollte. Ich war angespannt, was mein Cousin auch zu bemerken schien. „Komm mal mit“, meinte er irgendwann, nachdem er zuvor Kais French Toasts kritisch gemustert hatte. Schnell hatte er mich an der Hand genommen und zog mich mit in sein Zimmer. „So und jetzt sagst du mir was los ist!“. Er verschränkte wieder die Arme vor der Brust. „Ich...“, begann ich wieder zu stottern. Ich wollte nicht stottern, aber irgendwie schien mein Gehirn zu langsam zu sein. „Ist es wegen gestern?“, wollte Reita wissen. Ich nickte. „Was ist es genau?“ „Ich kann...mich an nichts erinnern...nach dem Club“, rasselte ich schnell runter. „Oh“, meinte Reita. Man sah ihm an, dass er überlegte. Sein Blick war dann leicht glasig. „Ab wann hast du einen Blackout?“ „Ab...unserem Tanzen“, meinte ich leise. „Aso. Also dir wurde plötzlich schwindelig. Ich habe dich dann aus der Menge geholt und an ne Wand gelehnt...danach habe ich uns nen Taxi gerufen. Die anderen sind noch da geblieben. Du warst schon unterwegs eingeschlafen. Hab dich dann irgendwie ins Bett verfrachtet und das wars“, erzählte er mir. Ich nickte. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er mir was verheimlichte. „Okay, dann ist gut“, sagte ich erleichtert. Reitas Blick konnte ich zu dem Zeitpunkt nicht richtig deuten. „Rei!! Ru!! Frühstück ist fertig“, schrie uns Aoi zu, als ich mich gerade vor Reita rechtfertigen wollte. Es war ja nicht so, dass ich froh war dass nichts passiert war, weil mir Handlung wiedersagte, es war ja vielmehr, dass ich erleichtert war, dass ich somit nichts verpasst hatte... „Wann fahren wir los?“, wollte Uruha beim Frühstück wissen und schob Aoi ein Stück von Kais French Toasts in den Mund. Reita verdrehte wieder genervt die Augen. „Direkt nach dem Frühstück würde ich sagen“, antwortete Kai, „danach müssen wir noch einkaufen fahren. Der Kühlschrank ist so gut wie leer und Ruki wollte gerne Frühstücksflakes haben“. „Ich brauch nicht unbedingt“, wollte ich sagen, wurde jedoch von Aoi unterbrochen, „kein Problem Ruki, wirklich nicht“. Ich nickte leicht. „Wie ist das...eigentlich mit dem Geld?“, fragte ich irgendwann. Darüber hatten wir noch gar nicht gesprochen. „Ach ja stimmt“, meinte Uruha, „wir haben das so geregelt, dass die Miete und was sonst so anfällt, also Wasser und Stromkosten, durch uns jeweils geteilt wird und dass wird eine Haushaltskasse haben, in die jeder einzahlt. Ab nächsten Monat kannst du dann mitzahlen“. „Aso. Okay“. Der Bandraum war wahrhaftig nichts besonderes, aber das war egal. Er war ein wenig isoliert und das reichte. Die Instrumente, waren größtenteils geliebte Weihnachtsgeschenke oder das Ergebnis von zahlreichen Nebenjobs. Es war nicht das Beste, aber es reichte aus. Etwas unsicher stand ich in dem kleinen Raum. Die anderen hantierten alle mit irgendwelchen Kabeln rum. „Kann ich irgendwie helfen?“, fragte ich. Kai reichte mir ein Kabel, „das kannst du gerne anschließen und das Mikro schon mal testen“. Nachdem ich die richtige Öffnung für das Kabel gefunden hatte, tippte ich vorsichtig das Mikro an. „Keine Sorge, das geht schon nicht kaputt“, meinte Aoi amüsiert. „Test, Test“, sprach ich in das Mikro. „Scheint alles okay zu sein“, sagte Uruha und spielte ein paar Passagen auf seiner Gitarre. „Bin auch fertig“, erklärte Aoi. Reita nickte nur, als Zeichen. Irgendwie war er seltsam still. „Keine Sorge, wir fangen mit was leichten an. Erst mal spielen wir uns trocken ein, dann kannst du dich mit dem Text vertraut machen.“, meinte Uruha zu mir und legte mir einen Arm um die Schulter. Ich war nervös, sehr nervös. Zwar hatte ich in den vergangenen drei Jahren hier und da mal ein wenig gesungen, aber das war es dann aber auch gewesen. Kai gab mit den Takt vor und die anderen setzten ein. Ich hatte mich auf einen Stuhl niedergelassen und las den Text leise für mich durch. Das würde ich wohl noch auf die Reihe kriegen, dachte ich erleichtert. Kurz bevor ich mich vors Mikro stellte, spielte Aoi mir das Original noch auf seinem MP3-Player vor. Nervös stand ich nun vor dem Mikro. Meine Hände zitterten leicht. „Mach dir keinen Stress Ruki“, sagte Kai lächelnd zu mir. Ich konnte darüber nur nicken. Wieder gab Kai den Takt vor, und wieder setzten die anderen ein. Ich tappte ein wenig mit meinem Fuß zum Takt und versuchte mich auf den Text zu konzentrieren. Uruha gab mir das vereinbarte Zeichen, worauf ich noch einmal tief durchatmete und einsetzte. „Lauter Ruki“, hörte ich Kai rufen. Langsam steigerte ich meine Lautstärke, bis Kai zufrieden grinste. Und dann passierte es einfach. Ich wurde mitgerissen. Der Proberaum schien sich aufzulösen. Ich hörte nur noch das Lied und sang. Meine Stimme hörte sich merkwürdig fremd an, als ob irgendwer anderes singen würde, nur nicht ich. Es tat gut so zu singen. Alle Probleme oder Zweifel, waren einfach weg. Es war wie eine Art perfekte Welt, welche mich zu beherrschen schien. Als das Lied zu Ende war, nahm der Proberaum wieder seine Struktur für mich an. Mein Atem ging gehetzt. Ich hatte das bis gerade gar nicht bemerkt. „Reita wir sind stolz auf dich“, meinte Uruha und stellte seine Gitarre ab, „du hattest vollkommen Recht, was seine Stimme betrifft“ Ich war erleichtert. „Ich kann Uruha nur zustimmen“, sagte nun auch Kai, „klar kann man sie noch verbessern, aber die bist ja gerade erst am Anfang“. „Endlich wieder eine komplette Band“, grinste Aoi, „die ganzen Trockenproben hingen mir schon zum Hals raus“. „Du tretest der Band doch bei, oder?“, fragte Uruha hoffnungsvoll. „Also ich würde schon gerne“, sagte ich unsicher. „Na dann ist ja alles geregelt“, strahlte Kai, „wollen wir noch ein wenig weiter machen?“. Ich nickte fröhlich. All meine Nervosität war plötzlich verschwunden. Ich suchte Reitas Blick, aber er wich mir aus. Er hatte die ganze Probe über nichts gesagt. Zwischen uns stand eine unsichtbare Mauer, welche uns voneinander plötzlich trennte. Wir probten noch zwei Stunden. Zu meiner Verwunderung lief es gut. Ich hatte mich schnell an den Rhythmus der anderen gewöhnt und es machte wirklich Spaß. So einen Spaß hatte ich lange nicht mehr gehabt. Doch blieb die ganze Zeit das seltsame Gefühl zwischen Reita und mir. Irgendetwas war passiert, was ich nicht mitbekommen hatte. Zu Hause angekommen, begab sich Kai direkt in die Küche. Reitas Grummeln ging in Uruhas und Aois Gespräch unter. Wir hatten immer noch kein Wort miteinander gewechselt. Und die anderen schienen die Anspannung ebenfalls zu spüren. „Ich hau mich noch mal aufs Ohr“, sagte Reita und verschwand direkt in seinem bzw. unserem Zimmer. Betreten schaute ich auf den Boden. Irgendwie tat mir das weh. Ich wollte nicht, dass er mich ignorierte, ganz im Gegenteil. „Ruki?“ „Mhh?“ „Kann ich dich mal eben sprechen?“, fragte Uruha. Plötzlich fühlte ich mich noch unsicherer. Uruha klang so ernst. Angespannt folgte ich ihm ins kleine Wohnzimmer. Aoi wartete still in der Küche und half Kai ein wenig. „Was ist zwischen euch gestern vorgefallen?“, fragte Uruha direkt, was mich schlucken ließ. Rot angelaufen erzählte ich Uruha das, was ich am frühen Morgen von Reita erfahren hatte. Uruha sagte die ganze Zeit über nichts, sondern ließ mich ausreden. „Und seitdem...ignoriert...er mich irgendwie“, endete ich. „Mhh“, Uruha schien zu überlegen. Irgendwie machte mich das noch nervöser. „Du musst wissen“, begann er plötzlich, „Reita war nicht mehr der selbe, als er wieder zurück kam, damals“. Ich schaute verwundert auf. „Vielleicht ist es dir nicht aufgefallen, aber ich kenne Reita jetzt schon mein ganzes Leben. Er war nicht immer so...gefühlskalt gewesen und lebte für den Moment. Nicht für die Zukunft. Die Sache mit Takeru hatte ihn stark mitgenommen. Sein Vertrauen anderen gegenüber hatte stark gelitten...so war es zu mindestens, bevor er zu dir gefahren ist. Nach Außen hin tut er immer auf cool und stark, aber das ist oftmals nur Show. Er hat mich damals angerufen...nach dem ersten Tag, als er bei der zu Besuch war“. Ich musste kurz überlegen, bis mir wieder einfiel, was an diesem besagten Tag passiert war. „Er war mit den Nerven am Ende, weil seine Fassade eingestürzt war, kann man sagen. Nach Takeru hatte Reita nie wieder eine Beziehung. Nur unbedeutende One-Night-Stands“. „Das habe ich schon erfahren“, sagte ich bitter. „Nimms ihm nicht übel“, meinte Uruha, „du hast dein Leben in den vergangenen drei Jahren ja auch weiter gelebt. Seitdem du Masuru hattest, begann Rei auch wieder mit seinen zahllosen Affären. Er ist immerhin auch nur ein Mensch mit Bedürfnissen wie jeder andere auch“. Ich lief Rot an. „Es war nicht ganz so schlimm, wie vorher. Was ich dir eigentlich sagen will ist, dass er nicht will, dass ihm so was noch mal passiert wie damals bei dir. Dass er die Kontrolle verliert“. Ich überlegte kurz. Reita war davon ausgegangen, dass ich einen Tag später ankommen würde. Hatte er also nur den komischen Typen da gehabt, damit er nicht wieder über mich herfiel? „Er mag dich wirklich, auch wenn er es nicht immer zeigt, sonst hätte er dich nie zu uns geholt. Ich weiß über Euch bescheid, weil er es mir damals erzählt hat, als er wieder da war“. Mir schoss das Blut in den Kopf. Wusste er alles? „Es hat ihn damals sehr getroffen, dass du mit Masuru in die Kiste gestiegen bist. Ich mache dir keine Vorwürfe. Immerhin ward ihr nie zusammen oder so, aber er mag dich. So etwas trifft einen dann natürlich. Deswegen nimm es ihm nicht übel. Er weiß selbst nicht so genau, wie er sich verhalten soll. Er will dich nicht überfordern, dafür bist du ihm zu wichtig“. Je länger ich darüber nachdachte, desto mehr verschwand langsam die unsichtbare Mauer zwischen mir und meinem Cousin. Deswegen hatte es ihn so getroffen, als ich so erleichtert gewesen war, dass letzte Nacht nichts passiert war. Zwischen Uruha und mir entstand eine unangenehme Stille. „Scheiße“, hörte ich plötzlich ein Fluchen aus der Küche“. „Was ist los?“, schrie Uruha zurück. „Wir waren nicht einkaufen“, meinte Kai gestresst. „Und nun?“, wollte Aoi wissen. „Ja rein ins Auto und los. Wer bleibt fürs Essen hier?“ „Ich bleib wohl hier“, schlug Aoi vor. „Okay, dann fahren Ruki und ich mit dir eben schnell einkaufen“, sagte Uruha und stand von der Couch auf. Und ehe ich mich versah stand ich ihm Supermarkt. Alleine hätte ich mich dort ebenfalls verlaufen. Wir standen gerade vor dem Regal mit den Flakes, ich war mit der Auswahl überfordert, als Uruha plötzlich umgerannt wurde. Schreiend ging er zu Boden. Kai und ich schauten nicht schlecht. „Uruha, was für ein Zufall“, schrie der Fremde und umarmte Uruha stürmisch. „Was?“, Uruha war verwirrt, „Miyavi?“. „Jaaaa“, schrie der komische Typ und umarmte ihn noch mal. Peinlich gerührt stand Uruha auf. „Ähm...Kai, Ruki, das ist Miyavi. Ich habe ihn mal am Flughafen getroffen“, stellte er uns vor. Ehe ich mich versah, umarmte mich...Miyavi. „Hi, ich bin Miyavi“, sagte er, obwohl Uruha uns gerade vorgestellt hatte. „Bist du nicht mehr mit deinem alten Freund zusammen?“, wollte Miyavi wissen und deutete auf mich. „Doch natürlich“, meinte Uruha, „Ruki und Kai sind nur Freunde von mir“. Miyavi sah mich grinsend an. „Und er ist auch vergeben“, sagte Uruha darauf schnell, „aber Kai ist noch frei“. Kais Grinsen verschwand urplötzlich aus seinem Gesicht, als sich Miyavis Blick auf ihn richtete. „Hi, ich bin Miyavi“, meinte dieser schnell und umarmte Kai. „Ähm...Kai“, antwortete Kai und verunsichert. „Freut mich, Kai“, kam darauf wieder direkt zurück. Uruha unterdrückte verzweifelt sein Schmunzeln. „Miyavi, was machst du eigentlich hier?“, fragte er irgendwann, um Kai zu erlösen. „Einkaufen, mein Kühlschrank war wieder leer. Brauch noch was für die Mikrowelle“, antwortete er. Kai verzog bei dem Wort ‚Mikrowelle’ das Gesicht. „Das ist doch kein Essen“, rutschte es ihm heraus. Miyavi zuckte mit den Schultern, „ich kann nicht kochen“. „Iss doch bei uns mit“, schlug Uruha plötzlich vor, „Kai kann prima kochen“. Er grinste wohlwissend. Irgendetwas hatte das zu bedeuten, nur wusste ich noch nicht was. Miyavi strahlte bei dem Vorschlag übers ganze Gesicht und hakte sich prompt bei Kai ein. „Da sag ich doch nicht nein“. Kai war ein wenig rot angelaufen und Uruhas Grinsen wurde breiter. Ich hatte Mitleid mit Kai. Großes Mitleid. Nicht nur, dass er das Essen größtenteils alleine zubereitete, nein Miyavi hing an ihm wie eine Klette, im Glauben Kai zu helfen, was aber eher das genau Gegenteil war. Kais Nerven waren langsam aber sicher am Ende. „Sollten wir Kai nicht irgendwie...helfen?“, fragte ich Uruha, welcher mit Aoi auf der Couch lag und ihn massierte. „Nein, das tut ihm mal ganz gut“, antwortete er und ich sah ihn ungläubig an. Wie sollte einem...DAS gut tun? „Kai muss lernen sich durch zusetzten und Miyavi ist da genau die richtige Person für“, erklärte Uruha klug, „außerdem besser er wuselt in der Küche rum, als hier“. Ich verstand Uruhas Erklärung nicht ganz, beließ es aber dabei, immerhin kannte er Kai wesentlich länger und besser als ich. Ich vertiefte mich gerade weiter in die neuen Songtexte, welche ich von Aoi bekommen hatte, als Reita plötzlich im Wohnzimmer stand. „Was ist DAS bei uns in der Küche?“, fragte er missmutig. „Ach das ist nur Miyavi, wir haben ihn beim Einkaufen getroffen“, meinte Uruha. „Und warum ist DAS dann bei uns?“ „Ich hab ihn eingeladen, deswegen“, kam es wieder gleichgültig zurück. Besagtes Objekt stand ebenfalls nun im Wohnzimmer. Sein ehemaliges gelbes Shirt war mittlerweile mit roter Soße und anderen Dingen gefleckt. Und ehe sich Reita versah, klebte Miyavi an ihm. „Hiiiii~, ich bin Miyavi“, trällerte er ihm ins Ohr. Ich hatte unbewusst die Luft angehalten. Man konnte deutlich sehen, wie eine Veränderung durch Reitas Körper ging. „Ähm...Miyavi lass ihn besser los“, meinte Aoi schnell. Miyavi löste sich von Reita und sah ihn mit fast leuchtenden Augen an. „Bist du der Freund von dem Kleinen?“, fragte er ihn neugierig und deutete auf mich. Alles war plötzlich still im Wohnzimmer, jeder wartete Reitas Antwort ab...vor allem ich... Nachwort Am Anfang hatte ich echt Angst, dass ich keine Story hab und dass es zu kurz wird, aber es hat ja doch noch geklappt!!! XDD Und an dem Titel saß ich auch lange v.v Das wars auch schon wieder XD Ich hoffe, dass es beim nächsten Mal nicht allzu lange dauert >_____< @Schwarzleser Jetzt hätte ich Euch beinahe vergessen... Ich hab ja jetzt ein Auto...es ist klein und niedlich und es heißt Ruki...ABER es kann auch seeeeeeeehr böse werden, vorallem wenn ich mal wieder auf 180 bin... Ich ich sag Euch, auf eine Beule mehr oder weniger kommt es auch nicht an ^____^ Also entweder schnell ein Kommi schreiben, oder vorerst nicht mehr das Haus verlassen (obwohl Euch das wahrscheinlich auch nicht retten wird) Kapitel 5: ‚Don’t hurt him’ --------------------------- Kapitel 5 Vorwort: Endlich habe ich mich dazu durchgerungen es zu schreiben, nachdem die Story schon in meinem Kopf fertig war >________< Und es hat mal wieder viel zu lange gedauert v.v Ich hab lange überlegt, ob ich den ‚Gast’ jetzt schon auftauchen lassen soll. Also freut Euch auf jemand Unbekannten XDDD Kapitel 5 – ‚Don’t hurt him’ Es macht viel Spaß, Seifenblasen zu machen, aber es ist weiser sie selbst zu zerstechen, bevor es jemand anderes dies tut... Und ehe sich Reita versah, klebte Miyavi an ihm. „Hiiiii~, ich bin Miyavi“, trällerte er ihm ins Ohr. Ich hatte unbewusst die Luft angehalten. Man konnte deutlich sehen, wie eine Veränderung durch Reitas Körper ging. „Ähm... Miyavi lass ihn besser los“, meinte Aoi schnell. Miyavi löste sich von Reita und sah ihn mit fast leuchtenden Augen an. „Bist du der Freund von dem Kleinen?“, fragte er ihn neugierig und deutete auf mich. Alles war plötzlich still im Wohnzimmer, jeder wartete Reitas Antwort ab...vor allem ich... Uruha und Aoi starrten ihre verharkten Hände an, während Miyavi aufgeregt zwischen mir und meinem Cousin hin und her schaute. Ich hatte plötzlich das Gefühl zu ersticken. Meinen Herzschlag spürte ich irgendwo in der Gegend meines Halses. „Nein“, meinte Reita plötzlich und wich meinem Blick aus. Meine Kehle schnürte sich noch ein wenig fester zu. „Wie nein?“, fragte Miyavi verwundert nach und schaute Reita weiterhin mit großen Augen an. „Na ‚Nein’ eben. Das Gegenteil von ‚Ja’“, gab Reita genervt als Antwort. Unbewusst begann ich wieder damit, meine Ringe zu drehen. Dass ich mir damit weh tat, bemerkte ich gar nicht. Und ehe ich in Tränen oder mir den Finger ausbrechen bzw. brechen konnte, rief Kai zum Abendessen. Miyavi war der Erste, welcher aus dem Raum stürmte. „Boah, Kai das sieht ja super lecker aus“, hörte ich aus der Küche. „Miyavi lass mich los. Ich halte was Heißes in den Händen!“. „Ich... wasche mir noch schnell die Hände“, hauchte ich und lief schnell ins Bad. Dort presste ich mir schnell die Hand auf den Mund, um mein Weinen zu ersticken. Warum ich so reagierte, wusste ich selbst nicht genau, denn mir war klar, dass wir kein Paar waren. Und dennoch verletzten mich seine Worte. Vielleicht auch wegen seiner Tonlage. Bevor ich das Bad wieder verließ, wusch ich mir noch einmal das Gesicht. In der Hoffnung frischer auszusehen, als ich mich fühlte. Als ich die Küche betrat, war irgendwie eine merkwürdige Stimmung. Miyavi redete anscheinend ununterbrochen auf Kai ein, während dieser versuchte freundlich zu Lächeln. Uruha unterhielt sich grinsend mit Aoi, und Reita... stocherte lustlos in seinem Essen herum. Schnell setzte ich mich an den reichlich gedeckten Tisch. „Sieht wieder wunderbar aus“, meinte ich und betrachtete kurz das Angebot. „Ja und es schmeckt auch soooooo toll“, meinte Miyavi, streckte seine Arme so weit aus, dass er fast ein Glas dabei umschmiss. An Kais Schläfe pochte sichtbar eine kleine Ader, was Uruha noch weiter zum Grinsen brachte. „Ich hab seit Ewigkeiten nicht mehr so gut gegessen“, sagte Miyavi mit offenem Mund, „das ist so viel besser als das ganze Fertigzeug“. Während alle noch an ihrer ersten Portion aßen, schaufelte sich Miyavi seine Zweite auf den Teller. „Was machst du eigentlich gerade Miyavi?“, fragte Uruha. „Ich übe viel. Bin gerade erst unter Vertrag und muss deswegen noch ein wenig besser werden“, sagte er zwischen seinen Bissen. „Wow, wo denn?“, wollte Aoi wissen. „PSP oder so ähnlich“. „Du weißt nicht wie dein Label heißt?“, fragte Kai fassungslos. „Ich kann mir so was schlecht merken“, gab er darauf hin zu, „aber irgendwie war der Name lustig“. „Nicht zufällig die PSC, also Peace and Smile Company?“, fragte Aoi nach. „Doch genau die. Also ich find den Namen lustig“, meinte Miyavi und schnappte sich etwas Salat. Am Tisch war es still. Nicht einmal Reita stocherte in seinem Essen rum. „Findet ihr den Namen nicht lustig?“, wollte Miyavi wissen, als er die Stille bemerkte. „Gott darum geht es doch nicht“, meinte Kai aufgebracht, „die PSC ist eine der besten Labels. Gott und du hast keine Ahnung. Wie konnten die dich nur nehmen“. „Na weil ich so toll bin“, antwortete Miyavi gelassen, nicht bemerkend, dass Kai ihn gerade angegriffen hatte, „ich kann toll Spielen, toll Singen und sehe toll aus“. Kai starrte den grinsenden und vor allem essenden Miyavi an. Darauf konnte er nichts sagen. Miyavi hatte ihm die Sprache verschlagen. Langsam begann ich zu essen. Den Blick zu Reita versuchte ich zu umgehen. „Ich finde wir sollten auf Miyavis Glück anstoßen. Wir haben doch noch Sake im Hause oder?“, fragte Uruha. „Müssten wir, wenn du nicht unsere Vorräte geplündert hast“, sagte Reita. Bei seiner Stimme begann sich wieder eine Gänsehaut bei mir auszubreiten. „Willst du mir irgendetwas sagen, Akira?“, fragte Uruha und schaute seinen besten Freund ernst an. Bei dem Klang seines echten Namens legte Reita das Besteck weg. Eine Weile schauten sich beide tief in die Augen und selbst Miyavi war in diesem Moment ruhig. Irgendwann brach Reita den Blickkontakt ab, erhob sich vom Küchentisch und verließ schweigend die WG. „Wo geht er hin?“, fragte ich verwundert. „Spazieren“, antwortete mir Uruha, während er gelassen weiter aß. „Spazieren?“, fragte ich noch verwunderter. Reita und spazieren? „Jap, zum Nachdenken. Das macht er immer so. Keine Sorge er kommt schon wieder“. Ich verstand das zwar alles nicht, aber mir blieb nichts anderes übrig, als es so hinzunehmen. Reita ging... spazieren... Während Aoi den Sake einschenkte, dachte ich über meinen Cousin nach. Hoffentlich hatte er eine Jacke mitgenommen, schoss es mir spontan durch den Kopf, in den letzten Tagen hatte es oft geregnet. „Auf mich“, schrie Miyavi plötzlich und tickte zuerst Kais Glas an. Grinsend stieß ich mit den anderen an. So was hatte mir die ganze Zeit zu Hause gefehlt. Während Miyavi von seinem, mittlerweile nicht mehr unbekannten Label erzählte, tranken wir nebenher weiter Sake. Und je länger wir redeten, desto redseliger wurde Miyavi. „Ich hab schon als Kind immer unter der Dusche gesungen“, erzählte er, „und Luftgitarre gespielt“. Er kicherte ein wenig. „Ihr seid so ein tolles Paar“, meinte er irgendwann zu Uruha und Aoi und sah sie verträumt an, „ich beneide euch“. Sein Blick wurde plötzlich undurchlässig. „Woran liegt’s“, wollte ich wissen. Er zuckte mit den Schultern, „viele kommen mit meiner Art nicht klar, glaub ich, aber ich bin ich und Ende“. Irgendwie bewunderte ich ihn dafür. „Wir mögen dich“, kam es unerwartet von Kai. „Wahhh das ist so süß von dir“, meinte Miyavi und umarmte ihn wieder. „Ich sagte ‚wir’, nicht ‚ich’“, kam es ängstlich zurück. „Magst du mich etwa nicht?“, fragte Miyavi mit großen Augen. „Doch... aber“ „Wahhh ich dich auch“, und schon klebte er wieder an ihm. Und so ging es den ganzen Abend weiter. Miyavi erzählte uns alles Mögliche, ob wir wollten oder nicht. Er nahm kein Blatt vor den Mund, aber das war okay... das war einfach er. Wir tranken noch lange. Mittlerweile war es knapp nach Mitternacht. Kai machte gerade für Miyavi die Couch fertig, weil er ihn doch nicht bei ihm im Bett schlafen, aber auch nicht mehr nach Hause laufen lassen wollte. Reita war immer noch nicht zurück. Langsam machte ich mir Sorgen. „Keine Sorge, er wird wieder kommen“, sagte Uruha, ohne dass ich ihm mein Befinden mitgeteilt hatte. Ich nickte nur leicht. Trotzdem verschwand mein ungutes Gefühl nicht. Und dennoch machte ich mich fürs Bett fertig, um wenig später allein darin zu liegen. Kai kümmerte sich noch um Miyavi, welcher, wie ein Kleinkind, nach einem Glas Wasser verlangt hatte. Aoi und Uruha hatten sich rechtzeitig verzogen. Der Futon erschien mir plötzlich viel zu groß. Und wenn ich ehrlich war, fehlte mir einfach Reita. Wäre er jetzt hier, würde ich wahrscheinlich wieder langsam zu ihm krabbeln, so lange, bis er mich in den Arm nehmen würde, wie jede Nacht bis jetzt. Plötzlich schossen mir wieder seine Worte durch den Kopf. „Na ‚Nein’ eben. Das Gegenteil von ‚Ja’“ Ich presste meine Lippen wieder fest aufeinander, um jegliches Weinen im Keim zu ersticken. Nach Minuten, welche mir wie Stunden vorkamen, glitt ich in einen unruhigen Schlaf. Der Traum war wie damals, als Reita bei mir zu Besuch war. „Ru... ki... Ruki“. Erst als Reita mich schüttelte, wachte ich schließlich auf. Nassgeschwitzt fuhr ich erschrocken hoch. Ich atmete abgehetzt und wusste im ersten Moment nicht wo ich war. „Ruki alles okay, nur ein Traum“, sagte Reita neben mir, welchen ich erst jetzt registrierte. Geschockt sah ich ihn an. „Ich... ich... du bist da...“, murmelte ich. Ich zitterte immer noch am ganzen Körper. „Geht es dir gut?“, fragte mich mein Cousin. „Ja... ich... bin okay... tut mir Leid“, sagte ich und legte mich mit dem Rücken zu Reita wieder ins Bett. Irgendwie konnte ich ihn gerade nicht ansehen. Ich wünschte mir, dass er mich wieder umarmte, aber ich traute mich einfach nicht meinen Wunsch auszusprechen. Neben mir hörte ich die Bettdecke rascheln, als Reita sich ins Bett legte. Als sich sein Arm wieder um meinen Bauch legte, begann ich wieder zu zittern. Er zog mich näher zu sich. „Keine Sorge, es geht gleich vorbei. Keine Angst“, hauchte er mir ins Ohr. Langsam drehte ich mich um, sodass ich mit meinem Kopf oberhalb von seiner Brust lag. Er zog mich noch ein wenig näher zu sich heran. Keiner sagte mehr ein Wort, bis wir beide friedlich eingeschlafen waren. Am nächsten Morgen wurden wir eher unfreiwillig geweckt. Zu Anfang konnte ich das Scheppern nicht genau identifizieren, aber nach dem dritten Mal war klar, dass es aus der Küche kam. Kai konnte es nicht sein, er schepperte nie in seiner Küche. Aoi und Uruha schliefen (mittlerweile auch nicht mehr). Also blieb nur noch Miyavi. Als ich mich versuchte zu bewegen, grummelte Reita neben mir, welcher mich immer noch im Arm hielt. „Noch ein paar Minuten“, meinte er. „Aber Miyavi... Küche“, stotterte ich zurück. „Kai kümmert sich schon darum“, sagte er und küsste meinen Nacken entlang. Meine Nackenhärchen stellten sich auf. Seine Hand strich meinen Bauch entlang. „Na ‚Nein’ eben. Das Gegenteil von’ Ja’“ „Reita ich...“, irgendwie fühlte es sich falsch an. Warum tat er das? Spürte er was dabei, oder war ich auch am Ende nur eine Art von Ablenkung? „MIYAVI!“, wurde plötzlich durch die ganze WG geschrien. Schnell befreite ich mich von Reita und stürmte fast aus dem Zimmer. In der Küche standen Kai und Miyavi, beide nur in Shorts. Am Boden lagen zwei Kaffeetassen und vier Messer. „Was um Gottes Willen ist das hier?“, fragte Kai geschockt. „Ich... wollte Frühstück machen... für gestern... weil ihr so nett zu mir ward“, antwortete Miyavi klein. Die beiden konnten mich von der Tür aus nicht sehen. Ich wollte gerade in die Küche treten, als Miyavi das zu Kai sagte. Kai schien genauso überrumpelt wie ich in dem Moment. „Ich... schon okay“, meinte er leise und hob die Scherben auf. Miyavi hockte sich daneben und half ihm. Warum ich die beiden beobachtete, wusste ich nicht. Aber irgendwie wusste ich, dass ich jetzt nicht in die Küche gehen sollte. Gerade als Kai vom Boden aufstehen wollte, küsste Miyavi ihn auf die Wange. „Danke“, meinte er lächelnd, erhob sich und legte die Messer auf den Tisch. Kai starrte noch einen Moment die Scherben an, ehe er sie in den Müll warf. Leise schlich ich mich grinsend ins Bad und überließ die beiden sich selbst. Schnell hüpfte ich unter die Dusche. Das warme Wasser ließ mich aufseufzen. Eine warme Dusche war schon ein Luxus dachte ich mir im Stillen. Jedoch holten mich meine eigentlichen Gedanken schnell wieder ein. Ich wusste nicht wirklich, wie ich mich Reita gegenüber verhalten sollte. Ich verstand nicht, warum mich seine Aussage, Miyavi gegenüber so mitgenommen hatte, denn er hatte nur die Wahrheit gesagt. Ein erneutes Seufzen entwich meinen Lippen. Mir war von Anfang an klar, dass mein Grübeln keinen Sinn hatte, da ich eh zu keiner Lösung kommen würde. Und dennoch überlegte ich fieberhaft, was ich tun könnte... Ich ließ mir Zeit im Badezimmer. Sorgfältig stylte ich mir die Haare, soweit sie das zuließen. Unsicher griff ich noch zum Eyeliner, ehe ich das Badezimmer verließ. In der Küche saßen Miyavi und Kai am Küchentisch und tranken Kaffee. „Guten Morgen~“, trällerte Miyavi und umarmte mich, als ich gerade mit einem Fuß in der Küche stand. „Morgen“, meinte ich und setzte mich neben Kai, welcher mich wie jeden Morgen fröhlich angrinste. Anscheinend kam er doch ganz gut mit Miyavi klar, wenn er noch Grund zum Grinsen hatte. „Ich wecke die anderen mal“, sagte er, nahm einen großen Schluck Kaffee und war verschwunden. Ich schnappte mir die Zeitung und überflog schnell die wichtigsten Meldungen. „Konntest du einigermaßen auf der Couch schlafen?“, fragte ich Miyavi, welcher auf seinem Stuhl hin und er wippte. „Ja, so gut habe ich lange nicht mehr geschlafen“, war seine Antwort, „Danke noch mal“. „Bedank dich besser bei Kai“, sagte ich, „er ist der mit der meisten Mühe, glaube ich“. Das meinte ich ernst. Wenn war es immer Kai, der sich für allen und jeden ein Bein rausriss. „Was mag den Kai so?“, wollte Miyavi plötzlich wissen. „Da bin ich leider überfragt“, gab ich zu, „kenne ihn ja auch noch nicht lange“. „Wieso? Versteh ich nicht“. „Ich wohn erst seit Kurzem hier“, erklärte ich ihm die Geschichte im Schnelldurchlauf. Ich war gerade fertig, als Kai mit Uruha und Aoi im Schlepptau zurück kam. Die anderen beiden sahen noch reichlich verschlafen aus. Müde rieb sich Aoi die Augen, während Uruha einmal herzhaft gähnte. „Ihr solltet mehr schlafen, Jungs“, gab Kai den guten Rat. Keiner der beiden sagte darauf was, ihr Grinsen sprach für sich. „Morgen ihr beiden, wollt ihr auch einen Kaffee?“, fragte Miyavi und wedelte mit zwei bunten Tassen. „Gerne. Daran könnte man sich glatt gewöhnen“, meinte Uruha und nahm mit Aoi Platz. Miyavi grinste glücklich. Als ich gerade in mein Frühstück biss, schlurfte Reita in die Küche. Er sah genauso verknittert aus, wie sein Shirt. Er ließ sich neben mir auf einen Stuhl plumpsen und starrte seinen Kaffee an. Uruha trat ihm dezent gegen das Knie. „Au... Morgen“, meinte er darauf knirschend. „Ich wünsche dir auch einen wunderschönen guten Morgen“, sagte Miyavi fröhlich und grinste breit. „Gott, noch so einer mit zu viel guter Laune“. „Wahhh, Kai, Reita mag mich nicht“, spielte Miyavi sich daraufhin auf. „Reita kann morgens niemanden leiden“, kam es von Uruha. Reita selbst erwiderte nichts. Seit heute morgen hatten wir nicht mehr miteinander gesprochen. Natürlich bemerkte ich seinen Blick und nicht nur seinen, sondern auch den von Uruha. Mir war klar, dass wir irgendwie reden mussten. So wie die Situation derzeit war, konnte sie nicht bleiben. Aber ich hatte Angst. Angst vor der Gewissheit und dem Endgültigen. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als ich mein Frühstück weglegte und den Mund aufmachte. „Reita... können wir...“, begann ich, wurde jedoch vom Läuten der Klingel unterbrochen. Mir blieb die Luft weg. „Reita geh mal eben“, meinte Uruha und verdeutlichte seine Meinung noch mit einer Handbewegung. Knurrend stand mein Cousin auf und verließ die Küche. „Was willst du denn hier?“, hörte man es aus dem Flur. Für einen kurzen Moment hatte ich ein Deja-vue. „Ich... es tut mir so leid“, die Stimme kannte ich nicht, aber Uruha und Aoi schauten sich augenblicklich verwundert an. „Darf ich reinkommen?“. Reita antwortete nicht, aber anhand der Schritte konnte man sich denken, dass der fremde Besuch eingetreten war. „Es hat sich nicht viel verändert“. „Was... genau willst du?“, Reitas Stimme hörte sich unsicher an... irgendwie untypisch. Meine Neugier wuchs. Wer war das? Uruha und Aoi sagten kein Wort. Miyavi hatte von all dem anscheinend nicht wirklich was mitbekommen und redete weiter auf Kai ein, welcher jedoch gar nicht zuhörte, sondern ebenfalls fragend Richtung Flur blickte. Ihre Schatten am Boden und lauten Stimmen verrieten, dass sie nicht weit weg standen. „Ich geh aufs Klo“, sagte ich als Vorwand. „Ruki...“, versuchte Uruha mich noch aufzuhalten, aber ich war schon aus der Küche heraus. Ich betrat den Flur und stockte geschockt. Ich musste nicht lange überlegen, um zu wissen, wer da meinen Cousin umarmte, als ich folgenden Satz hörte: „Es war ein Fehler, bitte gib mir noch eine Chance. Ich liebe dich!“ Seine blonden Haare sprachen für ihn. Als er mich entdeckte, löste er sich abrupt von Reita und starrte mich an. „Wer... ist das?“, flüsterte er zu Reita. Dieser folgte seinem Blick und anhand seines Gesichtsausdruckes wusste ich, dass er kein Wort rausbekommen würde. „Nur sein Cousin“, antwortete ich brüchig und verschwand in Reitas Zimmer. In meinem Kopf drehte sich alles. Wie in Trance schnappte ich mir meine Jacke. Gerade als ich mein Portemonnaie einsteckte, stürmte Reita ins Zimmer. „Ruki ich...“, stotterte er. „Es ist okay“, sagte ich und wunderte mich selbst über meine kratzige Stimme. „Was... meinst du?“, wollte er wissen. Ich lächelte ihn an und es war ein ehrliches Lächeln. „Das ist deine Chance Reita. Er will dich zurück... und du... du liebst ihn doch auch noch. Also was überlegt du so lang. Das ist deine Chance glücklich zu werden... wirklich glücklich... ich... freu mich für dich... als dein Cousin“, ich meinte das ernst, auch wenn ich das Gefühl hatte gleich zu sterben. Vor meinen Augen begann der Raum zu verschwimmen, und das war das Zeichen für mich, dass ich hier weg musste. Verstört wie Reita war, bemerkte er glaube ich gar nicht wirklich, dass er wenig später allein in seinem Zimmer stand. Im Flur stand immer noch Takeru. Uruha stand neben ihm. „Ruki, wo willst du hin?“, fragte Uruha, aber ich hörte ihn gar nicht. „Tu... ihm nicht weh“, wisperte ich Takeru zu und ließ die Wohnungstür ins Schloss fallen... Nachwort Bitte steinigt mich nicht!!!!!!!!!!!!!!!!!!! ß Verzweifelter Aufruf Ich mache auch alles wieder gut >______________< Ich war mir nicht sicher, ob ich am Ende aufhören oder weiter schreiben sollte... aber weil noch so viel geplant ist, dachte ich mir: ‚Bei knapp 3000 Wörtern kann ich auch Stop machen’ XDDDDDD Tut mir Leid... vor allem weil ihr mich wegen dem Ende bestimmt zu 98% hasst. (Die verbliebenen 2% sind meine Betas, die wissen wie es ausgeht X3) Aber keine Angst, alles wird gut!!!!!!!! Das verspreche ich bei allem was mir heilig ist!!!!! (Und das ist ne Menge) @ Schwarzleser und Mordlustige: Ich habe mir aus reinem Selbstschutz einen Bodyguard zugelegt und ihr Kommentar ist, ich zitiere: „Ich hab den perfekten Ruki Deathglare perfektioniert und scheue mich nicht ihn auch zu verwenden XD„ Also 1. Kommi hinterlassen und 2. Briefbomben (egal ob per Mail, ENS oder Post) bei Ebay umtauschen Kapitel 6: DISTORTED DAYTIME ---------------------------- Kapitel 6 Vorwort: Es tut mir so Leid, für das letzte Ende, mit diesem mache ich alles wieder gut ^^ Hoffe ich zumindestens... Es gibt wieder einen Gastauftritt ;) Kapitel 6 DISTORTED DAYTIME Dem, den ich liebe wünsche ich die Freiheit... sogar vor mir selbst „Tu... ihm nicht weh“, wisperte ich Takeru zu und ließ die Wohnungstür ins Schloss fallen... Draußen schlug mir der kalte Wind entgegen, was mich jedoch nicht davon abhielt schnell zu laufen. Ich wollte nur noch weg. Einfach weg von allem. Das Bild von Takeru und Reita hatte sich in meinen Kopf eingebrannt. Wie sie da standen, in dem viel zu engen Flur, viel zu eng aneinander. Das Bild war mir so präsent, dass ich sogar noch die Shirtfarbe von Takeru und Reita bestimmen konnte. Beide weiß... Takeru war auch kleiner als Reita und auch blond. Er hatte damals schon gesagt, dass ich ihn an ihn erinnern würde, fiel mir wieder ein. Mein Seufzen ging in einem Schluchzen unter. Plötzlich kam ich mir wie eine schlechte Kopie vor. Meine Kehle war wieder wie zugeschnürt und es wurde auch nicht besser, als ich meinen Gang verlangsamte. Bei jedem unkontrolliertem Ausatmen stieß ich eine helle Wolke mit aus, da es sich in den letzten Tagen stark abgekühlt hatte. Irgendwann bekam ich immer schlechter Luft. Hektisch atmete ich ein und aus, jedoch schien der Sauerstoff den kurzen Weg in meine Lunge nicht zu finden. An irgendeiner Hausfassade blieb ich stehen und stützte mich ab. Als mein Handy in meiner Hosentasche vibrierte erschrak ich kurz. Anhand des Klingeltons wusste ich, dass es Reita war. Ohne aufs Display zu schauen drückte ich zitternd den roten Knopf. Egal was er mir jetzt sagen wollte, ich konnte es nicht hören. Allein der Gedanke an seine Stimme trieb mir wieder die Tränen in die Augen. Nachdem ich wieder einigermaßen atmen konnte lief ich weiter in die nächste U-Bahnstation. Dort musste ich nicht weiter nachdenken, ich ließ mich einfach von den Massen mitreißen. Egal wohin, Hauptsache weg... Keiner achtete auf mich. Es war einfach zu viel los oder vielleicht waren die anderen einfach mit ihren eigenen Problemen beschäftigt, sodass ich nicht auffiel in der U-Bahn, obwohl ich zitternd in der Mitte stand. Meine Augen waren zu diesem Zeitpunkt schon rot angeschwollen, was ich jedoch nicht registrierte. Als die Massen die U-Bahn verließen, ließ ich mich einfach wieder mitreißen. Langsam kam ich wieder zu mir. Ich wischte mir mit dem Ärmel über meine Augen und atmete tief durch, dann sah ich mich um. Und wie erwartet hatte ich keine Ahnung, wo ich war. Aber das war okay, denn irgendwo war einfach weg. Weg von allem. Vorsichtig setzte ich immer einen Fuß vor den anderen, als wären es meinen ersten Schritte. Verstört, wie ich war, lief ich einfach in der Gegend herum. Es war nicht schwer zu erkennen, dass ich in der Stadt gelandet war, allein die Menschenmassen verrieten es. Nachdem ich erneut kaum atmen konnte, lehnte ich mich einfach an irgendeine Ladenfassade. Ich atmete einmal tief durch und versuchte mich das erste Mal zu orientieren, jedoch ohne jeglichen Erfolg. Das Einzige was ich sah waren Pärchen. Pärchen Händchen haltend, Pärchen, welche sich die Sachen in den Schaufenstern anschauten, Pärchen beim Kaffeetrinken, Pärchen überall... Als ich die Augen schloss sah ich Reita... zusammen mit Takeru, wie sie Händchen haltend durch die Stadt liefen, wie sie verträumt in den Schaufenstern nach Geschenken für den jeweils anderen schauten, wie sie Kaffee tranken... wie Reita Takeru küsste... Wieder liefen mir die heißen Tränen das Gesicht herunter. Unser letzter Kuss lag weit zurück. Wenn ich gewusst hätte, dass dies unser letzter Kuss gewesen war, dann hätte ich ihn bestimmt besser in Erinnerung. „Das sieht ja gar nicht gut aus“, hörte ich plötzlich. Verwirrt versuchte ich die fremde Stimme zu zuordnen. Mit meinem Ärmel wischte ich mir einmal über die Augen. Neben mir stand ein Typ, welchen ich auf den ersten Blick mit Uruha verwechselte. Erst nach mehrfachem Blinzeln erkannte ich den Unterschied. Er hatte, genau wie Uruha, braune Haare, ein feminines Gesicht und den gleichen Körperbau. Auch, wie er dort so lässig an dem Türrahmen lehnte, mit einer Zigarette in der Hand, passte irgendwie zu Uruha. Ich musste ihn wohl verwirrt anschauen, denn er lächelte kurz amüsiert. „Mit einem Lächeln auf den Lippen, funktioniert alles viel besser“, meinte er danach. Bitter lächelte ich zurück. „Lächeln ist die beste Art und Weise, seinem Feind die Zähne zu zeigen“, sagte er darauf. Meine vorher versiegten Tränen kamen urplötzlich wieder. „Willst du auch eine?“ Ich schaute wieder zu ihm und sah die Zigarette. Ich schüttelte den Kopf. „Nichtraucher?“ Ich nickte. Er schwieg eine Zeit lang. Unsicher deswegen schaute ich mich um. Erst jetzt bemerkte ich, wo ich gelandet war, vor einem Friseursalon. Wieder schoss mir das Bild aus dem Flur in den Kopf. „Habt... habt ihr... noch Termine frei?“, meine Stimme hörte sich kratzig und verheult an. Der große Fremde blies den weißen Rauch durch die Nase aus. „Wir haben gerade Mittagspause“, antwortete er. Ich nickte nur und wollte mich von der Wandfassade abstoßen, als er sagte „komm mit rein. Was willst du denn machen?“. „Danke“, krächzte ich und trat mit in den Laden ein. Er war leer. Unsicher setzte ich mich auf einen der großen Stühle. „Willst auch einen Tee?“, hörte ich es aus einem der Nebenräume. „Ja... gerne“. Wenig später kam er mit zwei Tassen zurück. Dankend nahm ich die heiße Tasse an. „Soll ich raten, was passiert ist?“, fragte er irgendwann und ließ mir keine Gelegenheit zu antworten, „ich wette du hast Stress mit deinem Freund“. Ich starrte ihn geschockt an und brach darauf direkt wieder in Tränen aus. „Nicht... direkt...“, schluchzte ich und dann platzte einfach alles aus mir heraus. Als ich mit dem Erzählen fertig war, war mein Tee inzwischen kalt. Der Fremde schwieg, genau wie ich. Irgendwann nahm er mir die kalte Tasse aus der Hand und ging einfach. In mir machte sich das Gefühl breit, einen Fehler gemacht zu haben, aber auf der anderen Seite war endlich dieses komische Gefühl im Hals weg, als müsste ich gleich ersticken. „Jetzt geht es dir besser oder?“, sagte der Fremde und legte mir einen Kittel um, wodurch ich mich erschrak, „lass mich wieder raten“, er ließ mir wieder keine Gelegenheit um zu antworten, „du willst das Blond weg haben“. „Ja... ich kann es nicht mehr sehen“, antwortete ich und sah angeekelt in den Spiegel vor mir. „Eigentlich schade drum, macht dich echt niedlich“, sagte er darauf unverblümt. Ich sah ihn skeptisch an, was ihn jedoch nicht zu stören schien. „Meinst du, ich lasse jeden in meiner heiligen Mittagspause hier rein?“ „Weiß... nicht“, sagte ich leise. „Ne ne. Wenn ich ehrlich bin hat dein Arsch mich überzeugt“, kam darauf. Ich sah ihn nun mit großen Augen an. „Wenn ich nicht wüsste, dass du ablehnen würdest, hätte ich dir schon längst angeboten mit zu mir zu kommen über Nacht. Mein Freund wäre sicher auch von dir begeistert, aber das ist ja nicht gerade das was du derzeit brauchst“. Mir blieb der Mund offen stehen. Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Neben mir mischte er irgendwelche Sachen zusammen. „Du... hast einen Freund?“, fragte ich, während er mir die Haare mit einer Sprühflasche nass spritzte. „Jap, seit zwei Jahren sind wir zusammen. Du wunderst dich bestimmt über das Angebot, mh?“, fragte er. Ich nickte wieder nur. „Das machen wir öfters. Zur Abwechslung.“ Ich nickte wieder, worauf der lachte. „Das musst du nicht verstehen. Jedem das Seine.“ Er sagte mir kein einziges Mal was er vorhatte und es war mir auch egal, wie der Rest auch. Hauptsache anders... Wir redeten über alles Mögliche. Die meiste Zeit redete er und ich nickte nur lediglich, aber es war okay, denn es lenkte mich ab. An seine kleinen Anmachen zwischendurch hatte ich mich eigentlich gewöhnt. Wahrscheinlich war das so ne Art von ihm, wie das hyperaktive bei Miyavi. „Und was meinst du?“, fragte er mich und drehte mich zum Spiegel um. Im ersten Moment erkannte ich mich selbst nicht. Dem Blonden war Schwarz gewichen. Nur vorne war noch etwas rot. Und wenn ich ehrlich war, sah es geil aus. „Wow“, entwich es mir, als ich mich kurz nach Links und Rechts drehte. „Danke“, meinte er. „Weißt du, was jetzt noch fehlt?“, fragte er mich und musterte mich kritisch. Unsicher schüttelte ich den Kopf. „Ein Piercing.“ „Ein... Piercing?“, fragte ich verwundert. Wie kam er darauf? Ich schaute wieder in den Spiegel und versuchte mir mein Gegenbild mit einem Piercing vorzustellen. Wirklich vorstellen konnte ich es mir nicht. „Muss ja nicht was Extremes sein. Schau mal“, er deutete auf seine Ohrlöcher. „Die gefallen mir“, meinte ich. Wieso eigentlich nicht? Hauptsache anders... „Wo... kann man das denn gut machen?“, fragte ich. „Hier in der Nähe gibt es ein gutes Studio. Ich kann dir den Weg beschreiben“, sagte er und kramte nach einem Zettel und Stift. Lächelnd nahm ich den beschrifteten Zettel zurück und bestaunte noch mal meine neue Frisur im Spiegel. „Danke... was muss ich denn bezahlen?“, fragte ich nach und kramte nach meinem Geld. Bevor ich es in meiner Jackentasche gefunden hatte, zog er mich plötzlich zu sich ran. Es ging alles so schnell, dass ich erst recht spät realisierte, dass er mich küsste. Und nicht nur so, sondern richtig. Als ich seine Zunge in meinem Mund spürte, stemmte ich mich gegen ihn. „Mehr brauch ich nicht“, sagte er zu mir und leckte sich einmal über die Lippen. Ich konnte nicht reagieren, so sehr war ich irgendwie noch geschockt. Grinsend schob er mich langsam aus dem Laden. Draußen schlug mir wieder der kalte Wind entgegen. Jedoch war das unangenehme Gefühl inzwischen verschwunden. Langsam lief ich in die beschriebene Richtung. Es war immer noch voll, aber aus irgendeinem Grund nahm ich die Menschen jetzt anders wahr. In den Schaufenstern bestaunte ich meine neue Frisur. Ich war ein völlig neuer Mensch... und trotzdem dachte ich an meinen Cousin. Ich fragte mich was er derzeit machte. Ob Takeru noch bei ihm war und wenn ja, was sie machten. Ob er ihn küsste, so wie mich oder ob er ihn sogar so anfasste wie mich damals. Bei dem Gedanken biss ich mir auf die Lippe um der Gefahr zu entgehen, wieder zu weinen. An einer Straßenecke nahm ich den Zettel aus der Jackentasche, um nachzuschauen wo ich hin musste. Wie ich feststellen musste, hatte ich nicht nur die Wegbeschreibung von dem Fremden bekommen, sondern auch seine Handynummer. ‚Falls du doch mal über Nacht bleiben willst – Saga’ So lief ich mit dem Zettel in der Hand durch die Stadt auf der Suche nach dem Studio. Als ich es schon fast aufgegeben hatte, stand ich plötzlich direkt davor. Unsicher trat ich ein und sah mich um. An der Theke lächelte mich eine Frau an, „kann ich weiterhelfen?“ „Ähm... ja... ich möchte mir Ohrlöcher machen“, sagte ich. Obwohl ich mir dessen gar nicht mehr so sicher war. „Dann komm mal mit“, meinte sie und deutete auf einen der freien Stühle. Immer noch unsicher setzte ich mich und schaute mich wieder um. „Weißt du wie Ohrlöcher geschossen werden?“, fragte sie mich, worauf ich nur mit dem Kopf schüttelte. „Keine Sorge, tut nur kurz weh“, zwinkerte sie mir zu. Unbewusst krallte ich mich in den Ledersitz, als sie die Schusspistole ansetzte und kniff die Augen zusammen. Und dann zwickte es kurz, wie bei einer Spritze. „Das war es schon.“ Ich öffnete meine Augen wieder und schaute in den Spiegel. Das Ohr war rot, aber es gefiel mir. Sie legte die Pistole noch ein zweites Mal an. Nachdem ich mir eine Kleinigkeit zu Essen gekauft hatte, setzte ich mich auf irgendeine Stufe, an irgendeinem Gebäude. Ich ließ den jetzigen Tag noch mal vor meinem inneren Auge abspielen. Plötzlich fragte ich mich, wie ich mich Reita gegenüber verhalten sollte, wenn ich ihn wiedersah. Ob Takeru noch da war? Ich seufzte, weil ich wusste, dass ich mich nicht ewig davor drücken konnte. Zitternd nahm ich mein Handy aus der Hosentasche und schaltete es wieder ein. Ich hatte gar keine Gelegenheit irgendeine Nummer zu wählen, denn mein Handy begann direkt wieder zu vibrieren. Der Klingelton war derselbe von heute Morgen, also konnte es nur Reita sein. Immer noch zitternd betätigte ich dieses Mal den grünen Knopf. Jedoch brachte ich kein Wort raus. „Ruki? Ruki hörst du mich?“, hörte ich es von der anderen Seite der Leitung. Reita hörte sich seltsam an. „Ruki? Hallo?“. „Ja... ich bin dran“, stotterte ich. Plötzlich war meine Kehle wieder wie zugeschnürt. „Gott Ruki, wo bist du? Geht es dir gut? Ist alles okay?“ „Ja... alles okay... ich weiß nicht wo ich bin... irgendwo in der Stadt.“ „Gott, ich bin so froh. Wir dachten schon dir wäre was passiert und suchen dich seit Stunden. Geht es dir wirklich gut? Ist dir nichts passiert?“ „Nein... alles wirklich okay.“ Mittlerweile war ich den Tränen wieder nahe. Wieso hörte er sich so... so besorgt an? „Kannst du mir sagen was bei in der Nähe ist, dann hol ich dich?“ Ich versuchte ihm grob zu erklären, was sich in meiner Nähe befand. Mit einem „ich bin gleich da“ verabschiedete er sich und legte einfach auf. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Plötzlich hatte ich das Gefühl, dass alles was ich heute gemacht hatte, ein Riesenfehler gewesen war. Wie lange ich dort so saß wusste ich nicht, aber es kam mir lange vor. Erst als irgendwann jemand vor mir stand, schaute ich vom Boden auf. „Ruki?“, fragte er unsicher. Irgendwie passte das nicht zu ihm, fand ich. „Hi“, hauchte ich und stand auf. „Was...“, er schaute mich verwirrt und ein wenig überfordert an, „was hast du gemacht?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Kannst du dir vorstellen... wieso hast du dein Handy ausgemacht und bist einfach abgehauen?“, schrie er mich plötzlich an. Ich zuckte wieder mit den Schultern, während sich in meinen Augen erneut Tränen sammelten, auch zitterte ich wieder leicht. „Seit Stunden laufen wir alle wild in der Gegend rum und suchen nach dir“, schrie er weiter, „du kannst doch nicht einfach abhauen. Und was hast du mit dir angestellt?“ Mittlerweile bebte mein ganzer Körper. Ich wollte das nicht hören, sondern nur noch nach Hause. „Ich... ich“, stotterte ich und bekam kaum Luft. „Kannst du dir nur ein kleines bisschen vorstellen, was dir alles hätte passieren können? Und welche Konsequenzen das für uns auch gehabt haben könnte? Was meinst du hätte deine Mutter gesagt, wenn sie erfahren hätte, dass ihr Sohn verschwunden, misshandelt oder sogar ermordet wurde? Vielleicht kannst du es dir nicht vorstellen, aber ich finde es nicht sehr prickelnd meine Freunde identifizieren zu müssen, weil man sie nach Wochen in irgendeiner Seitengasse gefunden hat. Ganz ehrlich, darauf kann ich verzichten“. Verheult wie ich war, starrte ich in meiner verschwommenen Sicht irgendeinen Punkt am Boden an. „Lass uns nach Hause gehen“, sagte mein Cousin plötzlich und lief einfach los. Immer noch zitternd folgte ich ihm. Zu diesem Zeitpunkt wünschte ich mir nichts sehnlicher, als wieder irgendwo zu sein, nur nicht gerade da wo ich mich befand. Den ganzen Weg über sprachen wir kein Wort miteinander. In der U-Bahn schaute ich weiterhin auf meine Finger und drehte meine Ringe. Reita tat einfach gar nichts. Er saß nur da, aber man sah ihm seine Anspannung an. Wie ein Vulkan kurz vor einem Ausbruch. Man sah, dass gleich etwas passieren würde. Wie genau ich im Endeffekt nach Hause gekommen bin weiß ich nicht mehr, aber irgendwann standen wir vor der Haustür der WG. Reita klingelte nicht, sondern schloss einfach auf. Sofort hörte man wildes Fußgetrampel. „Reita?“, hörte ich Aoi rufen. „Ja, wir sind wieder da“, gab Reita sichtlich genervt zurück, was mir einen weiteren Stich ins Herz versetzte. Uruha kam gerade um die Ecke gerannt. „Gott Ruki“, rief er laut und kam weiterhin auf mich zu. Augenblicklich zuckte ich zusammen. Innerlich spürte ich schon den Schlag. Umso verwunderter war ich, als ich mich plötzlich in einer tiefen Umarmung wiederfand. „Wir sind ja so froh, so froh, dass dir nichts passiert ist“, flüsterte er. Zitternd erwiderte ich die Umarmung. Reita ging wortlos an uns vorbei. „Es... tut mir Leid“, stotterte ich wieder. „Alles ist gut. Wir sind so froh, dass dir nichts passiert ist“, meinte er und umarmte mich noch ein wenig fester, „du zitterst wie Espenlaub“. Er nahm mir die Jacke ab. Aoi umarmte mich auch direkt, als ich ihm gegenüber stand. „Alles okay?“, wollte er erleichtert wissen. Ich nickte und versuchte mir ein kleines Lächeln abzuringen, schaffte es jedoch nicht. „Kai macht dir gerade eine Suppe.“ „Danke...“, nuschelte ich und begann schon wieder zu weinen. „He, nicht weinen. Jetzt ist doch alles okay“, sagte Aoi direkt und umarmte mich wieder. Heulend krallte ich mich in sein Shirt. Dass Reita uns von der Küche aus beobachtete, bekam ich nicht mit. „Was ist denn mit unserem Zwerg los?“, hörte ich Miyavi fragen, welcher prompt neben uns stand und mich mit großen Augen ansah. „Hat man dir weh getan?“, fragte er. Ich schüttelte nur leicht den Kopf, obwohl mir mein Herz weiterhin zerquetscht vorkam. „Jetzt lass ihn doch mal in Ruhe“, beschwerte sich Kai und schob Miyavi wieder zurück in die Küche, „schön dass du wieder da bist“, flüsterte er mich noch zu und strubbelte mir durch die Haare. Ich stand noch eine Weile so mit Aoi im Flur, ehe ich mich langsam von ihm löste und ein kleines ‚Danke’ hauchte. Kai brachte mir die heiße Suppe ins Wohnzimmer, wo ich in eine Wolldecke eingemümmelt saß. Mir war nicht wirklich kalt, aber das Zittern hörte einfach nicht auf. Miyavi saß neben mir und schaute mich mit mitleidigen Augen an. „Deine Haare sind total toll“, meinte er irgendwann und grinste breit, „siehst jetzt gar nicht mehr so brav nach Landei aus“. Ich musste unwillkürlich grinsen. Es war erstaunlich, allein die Anwesenheit von Miyavi munterte einen auf. „Wo ist... eigentlich Takeru?“, fragte ich nach einer kleinen Pause. Die Frage brannte mir schon länger auf der Seele. „Du meinst das Blondlöckchen?“, fragte Miyavi nach und legte den Kopf schief. Ich nickte wieder nur. „Mister-ich-bin-dauer-schlechtgelaunt hat ihn weggeschickt“, bei den Grimassen die er dabei zog musste ich wieder lachen, „hat ihn kaum weg bekommen“. „Wie meinst du das?“, wollte ich wissen. „Na der wollte einfach nicht abhauen. Was sogar noch da, als Reita wieder zurück war. Ist dann nachher von irgendwem abgeholt worden.“ „Wie, als Reita wieder zurück war?“, irgendwie verstand ich gar nichts. „Der ist dir doch direkt hinterher, nachdem er Goldlöckchen gesagt hat, dass er keine Chance hat, weil er ja immerhin dich liebt und dass er keinerlei Gefühle für ihn mehr hat und dass...“ „Wie bitte?“, fragte ich leicht geschockt nach. Miyavi wollte mir gerade antworten, als Kai mit der Suppe ins Wohnzimmer kam. „Das wird dir gut tun“, sagte er und stellte mir die dampfende Suppe auf den kleinen Wohnzimmertisch, „und jetzt erzähl mal wie es zu deinem neuen Look kam“. Während ich meine Suppe schlürfte, erzählte ich Kai und Miyavi, später auch Uruha und Aoi, als sie dazu kamen, wie ich Saga begegnet war und alles. Dass ich heulend vor seinem Laden gelandet war, ließ ich jedoch aus. Gedanklich war ich jedoch bei dem, was Miyavi vorher erwähnt hatte. Ich war froh, dass keiner ansprach, wie ich einfach abgehauen war. „Du hattest echt Glück“, sagte Aoi und lehnte sich an Uruha, „dir hätte auch Gott weiß was passieren können“. Ich senkte meinen Blick. „Hast uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt, Kleiner“, sagte Kai und räumte den leeren Teller weg. „Jap, vor allem Reita. Der hatte richtig Panik“, plapperte Miyavi wieder drauflos, „der war richtig aufgelöst, kein Wunder er liebt dich ja auch“. Plötzlich herrschte eine erdrückende Stille. „Tut mir Leid, dass ich euch alle solche Sorgen bereitet habe“, nuschelte ich leise und schaute wieder auf den Boden. „Ach, ist doch schon längst vergessen und vergeben“, meinte Uruha, „wir sind nur froh, dass dir nichts passiert ist“. „Danke“, lächelte ich erleichtert. Es bedeutete mir viel, dass sie nicht mehr sauer auf mich waren. Immerhin waren sie eine Art Familie für mich. „Ich ruf mal Rei an, so langsam sollte er genug spazieren gewesen sein“, sagte Uru, befreite sich ein wenig von Aoi und zückte sein Handy. Mir rutschte das Herz in die Hose. „Rei, hier ist Uru. Hör auf zu schmollen und komm nach Haus... ja ja... jetzt mach hinne... ja, bis gleich“, er legte auf und rollte mir den Augen, „Gott, man kann sich auch anstellen“. „Reg dich nicht auf Schatz“, sagte Aoi und verwickelte Uruha in einen innigen Zungenkuss. „Man ihr seid so gemein“, schmollte Miyavi plötzlich, „ich will auch!“ Uruha grinste und ich wusste, was er dachte. „Tu dir keinen Zwang an“, sagte ich und deutete auf Kai, welcher urplötzlich blass wurde. Miyavis Augen begannen zu leuchten, als er Kai neben sich groß anschaute und ehe sich Kai versah, hatte er ihn wortwörtlich an der Backe kleben, worauf er rot anlief. „Willst du auch einen Kuss?“, fragte Miyavi mich, aber ich lehnte lachend ab. Irgendwann, nachdem Kai wieder eine einigermaßen normale Gesichtsfarbe angenommen hatte, legte Aoi eine DVD ein. Worum es ging wusste ich nicht wirklich, denn ich dachte darüber nach, wie ich mich gleich Reita gegenüber verhalten sollte. Der Gedanke an das, was Miyavi rausgerutscht war, machte mich ganz hibbelig. Und als ich dann das Geräusch des Schlüssels im Schloss hörte, rutschte mir mein Herz erneut in die Hose. „Bin wieder da“, sagte er nur knapp. Ich traute mich nicht, zu ihm zu schauen. „Schön“, erwiderte Uruha überfreundlich, „setz dich zu uns, wir schauen einen deiner Lieblingsfilme“. Reita brummte wieder nur etwas Unverständliches und setzte sich auf den einzig freien Platz – neben mich. Ich hatte das Gefühl zu sterben. Mir rasten die Gedanken nur so durch den Kopf. „Der ist dir doch direkt hinterher, nachdem er Goldlöckchen gesagt, dass er keine Chance hat, weil er ja immerhin dich liebt und dass er keinerlei Gefühle für ihn mehr hat und dass...“ Hatte er das wirklich so gesagt? Liebte er mich wirklich oder war es lediglich ein ‚Ich mag dich’? Vorsichtig schielte ich zu ihm rüber. Seine Augen schienen gespannt auf den Fernseher gerichtet zu sein. Er saß so dicht bei mir, dass ich seine Körperwärme spüren konnte. Wenn ich mich nur ein wenig rüber lehnen würde, dann... Irgendwie erinnerte die Szene an unser Ritual wenn wir nachts im Bett lagen. Innerlich kämpfte ich gerade mit mir selbst, aber irgendwann lehnte ich mich einfach an Reita. Ich konnte spüren, dass er sich kurz verkrampfte. Danach wurde sein Körper jedoch wieder ganz weich, während er leicht zitternd den Arm um mich legte. Reflexartig schmiegte ich mich noch näher an ihn. „Ach ne, wie süß“, sagte Aoi langgezogen. Man hörte deutlich heraus, dass er amüsiert war, „after-Sex-kuscheln“. „Ich will auch“, schmollte Miyavi wieder und schmiss sich förmlich in Kais Arme, welcher etwas überfordert war, „du bist ganz schön dünn Kai, weißt du das?“ „Das sagst gerade du mir“, kam es schnell zurück. „Aber guck doch mal“, meinte Miyavi zurück, zog Kais Shirt hoch und tatschte dessen Bauch ab. „Hey ist ja gut“, widersprach Kai und zog Miyavis Hand schnell weg. Nur aus direkter Nähe konnte man Kais Gänsehaut sehen. Zufrieden schaute ich wieder zum Fernseher. Keine Ahnung worum es ging, aber das war mir zu diesem Zeitpunkt auch egal. Auch dass mir irgendwann einfach die Augen zufielen. Nur am Rande bekam ich mit, dass mich Reita hochhob. Schnell hatte ich mich wieder an ihn geklammert. „Ich bring dich ins Bett“, flüsterte er mir zu und trug mich in unser Zimmer, wo er mich vorsichtig aufs Bett legte. Nur Reitas Geruch nahm ich unbewusst wahr. „Du musst dich noch ausziehen“, sagte Reita. „Bin aber müde“, nuschelte ich zurück. „Soll ich dir helfen oder wie stellst du die das vor?“, fragte mein Cousin nach. „Jaa“, murrte ich zurück. Seufzend und leicht zitternd zog mir Reita die Schuhe und Hose aus. „Danke“, nuschelte ich und mümmelte mich tiefer ins Bett. Wenig später raschelte die Bettdecke wieder und Reita legte sich neben mich. Schnell krabbelte ich zu ihm rüber und genoss es wieder, wie sich Reitas Arme um mich schlangen. Reitas Atem beruhigte mich. „Ruki?“ „Mh?“, nuschelte ich wieder. „Ich... wollte mich entschuldigen… wegen heute Mittag... Ich hätte dich nicht so anschreien sollen“, meinte Reita kleinlaut. „Schon gut“, meinte ich zufrieden und kuschelte mich müde an ihn. Meine Augen fielen endgültig zu und ich glitt in einen tiefen, aber erholsamen Schlaf. Nachwort: Puhhhh endlich geschafft...war ne lange Entbindung XDDD So oft habe ich noch nie ein Kapitel umgeschrieben >___________< Ich muss meinen Bettas danken, weil sie so viel Gedult mit mir haben...DANKE!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Ich hoffe es hat Euch gefallen ;) Ich bin derzeit voll mit Ideen, dank meinen Bettas, sie sind meine größte Inspiration *kiss* Aber leider stecke ich wieder in der Klausurphase und zusätzlich hab ich jetzt einen Wochenendsjob...zwei Wochen Tokyo finanzieren sich ja leider nicht von selbst >______________< @Schwarzleser: ò__________________________ó <----- mega böser Blick!!!!!!! Kapitel 7: Special Chapter 1: Don't worry ----------------------------------------- Kapitel 7 Vorwort: Jaaaaa, mein erstes Bonuskapitel/ Special Chapter ^_________^ Dank meiner Betas und den lieben Kommischreibern sprudele ich derzeit vorlauter Ideen über *_____________* Die besten Ideen kommen mir wirklich entweder beim chatten mit meinen Betas oder beim Bedanken der Kommis und deren Rückmeldungen :3 Dieses Special widme ich japanesesabse, weil sie irgendwie die einzige ist, die Takeru mag XDDDDD Special Chapter 1 - Don’t worry... "Handelt - solange ihr noch die Möglichkeit dazu habt!" Ein lauter Knall erfüllte die kleine Wohnung. Für einen Moment rührte sich niemand. Takeru war genauso perplex über die Worte von Reitas Cousin, wie dieser über dessen Abgang. Erst als der Knall verschallt war, setzte Reita dazu an loszustürmen, wurde jedoch von Takeru festgehalten. „Wo willst du hin?“, fragte er immer noch verwundert. Irgendwie bekam er unbewusst Panik. „Ich muss... hinterher“, murmelte Reita und versuchte sich aus Takerus Griff zu befreien. „Aber ich...“, protestierte Takeru und verstärkte seinen Griff um Reitas Arm. „Nichts‚ aber ich’“, schrie Reita plötzlich, riss sich ruckartig von Takeru los, sodass dieser reflexartig zusammen zuckte. Er sah ihn mit großen Augen an, wodurch Reita direkt wieder ruhiger wurde. Das war schon immer so gewesen. Auch früher wo sie noch zusammen waren. „Es tut mir leid“, begann Takeru, „ich hab dir damals bestimmt sehr weh getan... das wollte ich nicht... auch dass ich dich damals angelogen habe tut mir leid...“. Keiner der Anwesenden sagte ein Wort – alles war still. „Ich hab dich schon seit längerem beobachtet. Also eigentlich habe ich dich nie aus den Augen verloren... hast ja nicht viel anbrennen lassen in der Zeit“, sagte er mit einem bitteren Grinsen, „das war irgendwo auch okay... weil sie schienen dir ja nichts bedeutet zu haben... aber dein Cousin, als er hier eingezogen ist... ich bekam einfach Panik. Konnte ja nicht wisse dass er nur dein Cousin ist. Deswegen bin ich nach all den Jahren wieder aufgetaucht. Es tut mir leid und ich will eine zweite Chance. Ich liebe dich, ehrlich“. Er machte einen Schritt auf Reita zu und umarmte ihn wieder. Unschlüssig erwiderte Reita die Umarmung. „Es tut mir leid“, sagte er jedoch kurz darauf und drückte Takeru sanft von sich, „aber ich kann das nicht“. In Takeru wallte wieder die Panik auf. “Wie meinst du das?“, wollte er aufgebracht wissen. Uruha und die anderen hatten sich mittlerweile wieder in die Küche begeben. „Ich liebe dich nicht“, war die knappe Antwort. Takeru wurde blass im Gesicht. „Aber... ich... wieso? Ich versteh das nicht“, haspelte er und klammerte sich erneut an Reita, welcher sich direkt wieder versuchte zu befreien. „Ich liebe dich nicht, sondern Ruki“, kam es wieder knapp zurück, „und ich muss ihn jetzt suchen“. Wenig später hallte wieder ein Türschlag durch die Wohnung. Während Reita, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe runter eilte, und auch nicht die Person bemerkte, welche an der Wand lehnte, stand Takeru geschockt auf der gleichen Stelle im engen Flur. Aoi war der erste, welcher neben Takeru im Flur stand und ihm tröstend die Hand auf die Schulter legte. „Willst du noch was trinken?“, fragte er behutsam. Takeru schüttelte leicht den Kopf. Langsam lösten sich die ersten Tränen. „Schon gut... ein Freund wartet draußen... auf mich“. „Setz dich ins Wohnzimmer, Kai macht dir einen Tee und ich hol deinen Freund“, sagte Aoi sanft, aber bestimmend. Kai hatte schon längst heißes Wasser aufgesetzt und lief somit mit dem fertigen Tee ins Wohnzimmer, wo Takeru wie ein Häufchen Elend auf dem Sofa saß. Miyavi schlurfte einfach hinterher und Uruha versuchte Reita zu erreichen. Aoi öffnete die Wohnungstür und erblickte direkt den jungen Mann an der Hauswand, welcher ihn ruhig musterte. „Bist du wegen Takeru hier?“, fragte Aoi. Der Fremde nickte nur. „Es geht ihm nicht besonders gut, könnte noch etwas dauern. Willst du mit rein kommen?“, wollte Aoi wissen und deutete mit einer Kopfbewegung auf ihre WG. Schweigend ging der Fremde an ihm vorbei und betrat den Flur. Auch er blieb an den Fotos hängen. Ein kleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Er hatte gerade das Wohnzimmer betreten, da sprang Takeru auch schon auf und schmiss sich heulend an seinen Hals. Behutsam legte er seine langen Arme um seinen besten Freund. „Ist schon gut“, hauchte er leise und drückte den zitternden Körper fester an sich. „Nichts ist gut“, kam es erschüttert zurück. „Ich versteh schon“, sagte der Größere. „Nein“, schrie Takeru und schubste seinen Freund von sich, „nichts verstehst du! Rein gar nichts! Du hast noch wie irgendwas verstanden!“. Während Takeru seinen ganzen Frust an seinem besten Freund ausließ, blieb dieser weiterhin ruhig. „Woher willst du wissen wie das ist, wenn man den Menschen den man liebt nie bekommen wird, weil er wen anderes liebt. Du siehst ihn und weißt, dass er unerreichbar ist, egal wie nah er vor dir steht“, schrie Takeru weiter, „das weiß du nicht Wataru! Du kannst nicht wissen wie ich mich fühle. Das hast du schon nicht, als ich dir von ihm erzählt hab“. Mittlerweile war er wieder Tränen überströmt. „Doch ich weiß wie das ist“, sagte Wataru ruhig und sah Takeru ernst an, sodass diesem das Herz in die Hose rutschte, „weil ich dich liebe“ Aoi starrte verwundert die beiden an. Wataru sah Takeru weiterhin fest an, während dieser in ungläubig und vor allem geschockt musterte. „Ich... verstehe nicht...“, Takeru bekam keinen vollständigen Satz zustande. „Ich meine es so, wie ich es gesagt habe. Ich liebe dich und ich weiß wie es ist, wenn einem jemand unerreichbar ist. Mittlerweile sind ja fast drei Jahre um. Glaub mir, ich weiß es sehr gut“, erklärte Wataru seinem besten Freund, wobei er jedoch zum Ende des Satzes immer leiser wurde. „Aber... ich... warum... hast du nicht früher?“, stotterte der Blonde. Den Blickkontakt brach er ab. „Warum ich es dir nicht früher gesagt hab?“, kam es schon fast belustigt zurück, „wo du doch jede freie Sekunde von Reita gesprochen hast? Ich bitte dich“. Takeru sah ihn unsicher an. „Ich... es tut mir leid... wenn ich gewusst hätte“, stotterte er wieder. „Mir tut es nicht Leid“, sagte Wataru direkt, „jetzt wo ich weiß, dass du bei Reita keine Chance hast, bin ich bereit um dich zu kämpfen“. Es herrschte eine unangenehme Stille in dem kleinen Raum, ehe Kai diese brach. „Will... einer vielleicht einen Tee?“ „Ja gerne“, antwortete Wataru für sich und Takeru, weil dieser immer noch unsicher den fleckigen Teppich musterte. „Okay... dann setzt euch irgendwo am besten hin“, meinte Kai noch, ehe er in die Küche verschwand. Unsicher setzte sich Takeru auf die abgenutzte Couch und legte die Hände auf seine Knie, welche er auch anstarrte. Wataru hingegen setzte sich gemütlich daneben und schaute im Raum umher. „Was... machst du eigentlich so... ist ja schon ne lange Zeit her... seit...“, fragte Aoi und schaute ebenfalls unsicher zu Takeru. Miyavi saß daneben und beobachtete die Situation gespannt, als ob er ebenfalls mit in dem Geschehen integriert wäre. „Ich hab... die Schule gewechselt... kurz nachdem... das mit Reita war... wegen den anderen, nicht wegen euch, falls du das glaubst“, erklärte er, „ich wollte sie einfach los werden... außerdem tat es weh, ihn jeden Tag sehen zu müssen“. Aoi wollte gerade etwas darauf sagen, als Miyavi ihm zuvor kam. „Und woher kennt ihr euch?“, fragte er munter und deutete auf Takeru und Wataru. „Wir haben uns beim Shoppen kennen gelernt“, antwortete Wataru, „wir hatten damals zufällig nach dem selben Shirt gegriffen...“ Auf Takeru zeigte sich seit langem wieder ein kleines Lächeln. „...Und weil es das Letzte gewesen war, haben wir uns sozusagen mitten im Laden krafetzt“. Miyavi lachte leise. „Irgendwie haben wir dann zusammen einen Kaffee getrunken, nachdem man uns aus dem Laden geschmissen hatte und das Shirt hat niemand bekommen... So hatte alles angefangen“, auch Wataru musste bei der Erzählung schmunzeln, „und irgendwann wurden wir dann sozusagen beste Freunde... und es dauerte dann nicht lange und ich hatte mich in ihn verliebt. Gemerkt habe ich es, nachdem ich immer eifersüchtiger auf diesen Reita wurde, obwohl ich ihn nie getroffen hatte. Allein das ständige Erwähnen seines Namens trieb mich zur Weisglut“. „Es... tut mir so leid... so unendlich leid“, flüsterte Takeru und wischte sich mit seinem Pulloverärmel über die verheulten Augen. „Ist schon gut“, flüsterte Wataru und wiegte Takeru leicht im Arm, „es ist nicht deine Schuld. Es ist okay, ich mache dir keine Vorwürfe, Kleiner“. Bei dem Kosename musste Aoi leicht schmunzeln. Heulend klammerte sich Takeru an seinen besten Freund, während dieser ihm die Tränen aus dem Gesicht strich. Kai trug mittlerweile die vier Teetassen ins Wohnzimmer. Das Gespräch hatte er aus dem Küche aus mit verfolgen können. Während die den Tee tranken, war wieder Ruhe eingekehrt. Umso stärker hörte man das Umdrehen des Schlüssels in der Haustür. „Hast du ihn gefunden?“, wollte Uruha direkt wissen. „Nein, er ist wie vom Erdboden verschluckt. Und sein Handy hat er wohl auch ausgemacht“, erzählte Reita panisch, „Gott, ihm kann da draußen alles passieren. Er kennt sich doch gar nicht aus. Was wenn er in der U-Bahn landet? Er könnte doch Gott weiß wo aussteigen und...“ „Ganz ruhig Reita, alles wird gut“, versicherte ihm Uruha und nahm ihn in den Arm. Langsam beruhigte Reita sich. „Ich hab einfach Angst, dass ihm etwas passiert ist, ich hab einfach Angst“, nuschelte Reita und legte seinen Kopf müde auf Uruhas Schulter. „Wir werden ihn gleich systematisch suchen und dann finden wir ihn auch“, versicherte ihm Aoi, welcher mitleidend zu Uruha sah. Reita nickte nur. Erst jetzt bemerkte er, dass Takeru noch da war, auch der Fremde neben ihm fiel ihm erst jetzt auf. „Wir sollten gehen“, erklärte Wataru und stellte seine Teetasse ab, „Danke für die Gastfreundschaft“. „Kein Problem“, lächelte Kai aufmunternd. Takeru war nicht in der Lage etwas zu sagen. Er nickte nur leicht. Vorsichtig stand er auf. Man sah ihm an, dass er leicht zitterte. Neben Reita bleib er kurz stehen, nur schwer konnte er sich dazu durchringen ihn ins Gesicht zu sehen. „Ich... sorry“, hauchte er unsicher, „auch wegen damals... ich wollte nicht... also...“ „Schon okay“, Reitas Stimme war ebenfalls leise, „... ich...“ „Du brauchst nichts sagen“, sagte Takeru fest, „danke für alles“. Dann ging er durch die Tür. Wataru gab Kai noch seine Telefonnummer, „meldet euch, wenn er wieder da ist“. „Ja machen wir, danke“, versicherte ihm Kai. „Ich müsste dir eigentlich danken“, sagte er zu Reita, „aber so weit bin ich noch nicht“. Ehe Reita darauf reagieren konnte, war Wateru ebenfalls aus der Wohnung. „Wer war das?“, wollte Reita wissen. „Erklär ich dir später, jetzt müssen wir erst mal Ruki finden“, erzählte Uruha. „Ich hab ihn schon überall gesucht. Er ist wie vom Erdboden verschluckt“, erzählte Reita wieder drauf los. „Wir werden uns jetzt aufteilen und nach ihm suchen. Irgendwo muss er ja sein“, erwiderte Uruha, „Kai sucht hier in der Umgebung, Aoi sucht in Harajuku nach Ruki, vielleicht ist er ja dort, weil wir ja mit ihm da waren. Vor allem die Takashita Dori Street. Ich werde mich in Shibuya umsehen und du Reita klapperst die Sehenswürdigkeiten ab, wo wir mit ihm waren. Ich denke mal, dass er wenn irgendwo hingefahren ist, wo wir mit ihm waren. Und du Miyavi kannst, wenn du willst, auch hier in der Nähe suchen“. „Ja mach ich, zu Hause erwartet mich eh nur Aufräumarbeit“, antwortete dieser. „Ist okay“, meldete sich Kai zu Wort und schlüpfte in seine Schuhe, „wir dürfen die Handys nicht vergessen, damit wir uns auf dem Laufenden halten können“. Auch Aoi und Uruha machte sich fertig. Reita stand immer noch verstört im Flur. „Nun komm schon Rei“, maulte Uruha leicht, „wir müssen los!“ Gemeinsam verließen sie die Wohnung, wieder mit einem lauten Knall. Kai lief zuerst in Südostrichtung, während sich die anderen auf den Weg zur U-Bahnstation machten. „Okay meldet euch, sobald es was Neues gibt“, schrie Reita noch, ehe er in seine U-Bahn einstieg. Im U-Bahnwagen kämpfte sich Reita zum Fenster durch und legte den Kopf an die kühle Schreibe. „Bitte, lass dir nichts passiert sein“, murmelte er leise vor sich hin und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Vor seinem inneren Auge flogen nur so die Bilder vorbei, was Ruki alles passiert sein könnte, in der kurzen Zeit. Als er bei seiner Station ankam, stürmte er geschwind aus der Bahn und rannte die Treppe hoch. Unsicher, in welche Richtung er laufen sollte, schaute er sich in dem Trubel von Menschen um. Bevor er los lief, atmete er einmal tief durch. Im Eilschritt lief er die überfüllte Straße entlang, sein Kopf huschte die ganze Zeit umher. Rastlos, ohne jeglichen Anhaltspunkt. Die Menschenmassen erschwerten ihm sowohl die Sicht, als auch das schnelle Gehen. Er war jetzt schon total verzweifelt, weil er wusste wie gering die Chance war, dass er Ruki unter den vielen Menschen fand, da er noch nicht mal wusste, ob er überhaupt hier irgendwo war. Mühsam kämpfte er sich durch die Menschenmassen. Währenddessen stand Aoi in einem der Läden auf der Takashita Dori Street, wo sie letztens noch gewesen waren und fragte, ob der Verkäufer Ruki gesehen hatte. „Nein tut mir leid. Heute war soweit ich weiß keiner hier, auf den die Beschreibung passt“, antwortete dieser jedoch. „Okay, trotzdem vielen Dank. Falls er hier noch auftaucht, können sie ihm ausrichten, dass er so schnell wie möglich nach Hause kommen soll?“ „Ja, kein Problem“. „Danke sehr“. Auch im nächsten Laden war es das Selbe. Keiner schien einen blonden, kleinen Jungen gesehen zu haben. Langsam stieg auch die Panik in Aoi auf. Es war unmöglich ihn zufällig zu finden. Nicht unter all den Leuten. Aber soweit konnte er doch gar nicht gekommen sein, oder? Vor allem, weil er sich ja auch nicht auskannte. Was aber auch gleichzeitig heißen konnte, dass er sich völlig verlaufen haben konnte. Bitter betrachtete er das Shirt, welches Ruki so gefallen hatte, was jedoch zu teuer war. Seufzend setzte er seine Suche fort, jedoch ohne Erfolg. Kai hatte nicht mehr Glück. Mittlerweile hatte er sich in die Nebenstraßen aufgemacht, aber auch ohne jeglichen Erfolg. Bevor er jedoch den nächsten Bezirk absuchte, lief er zur Wohnung zurück. Vielleicht war Ruki ja von selbst einfach zurück gekommen. Als er die letzte Treppenstufe hinter sich gelassen hatte, saß leider kein kleiner, blonder Junge an der Tür und auch als er diese eben aufschloss, herrschte eine bedrückende Stille. „Ruki? Bist du hier?“, fragte er. Stille. Er fuhr sich einmal durch die Haare, ehe er wieder die Treppe herunter sprintete. Mittlerweile stand Uruha leicht verschwitzt in Shibuya. So schnell war noch nie durch diese Straße gerannt. Ein paar Passanten schauten ihn schon schräg von der Seite an. Irgendwie hatte er das schlechte Gefühl, dass er miserabel aussah. An einer der Fensterfronten begutachtete er schnell sein Gegenbild. „Immerhin, etwas scheint noch in Ordnung zu sein“, murmelte er und fischte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Danach lief er wieder im Eilschritt weiter. Die vielen Geschäfte zu seinen Seiten ignorierte er gekonnt. Und dann geschah es einfach. Es war nur ein kurzer Augenblick, nicht länger als ein paar Sekunden. Ihm kam es vor wie in Zeitlupe. Wenn er ehrlich war, sah er ihm ähnlich. Groß, schlank und fein. Ihre Blicke kreuzten sich kurz. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf das Gesicht des Fremden. Ihr Blickkontakt brach erst ab, als sie fast gänzlich aneinander vorbei gelaufen waren. Und genauso schnell wie die Situation da gewesen war, so schnell war sie auch wieder vorbei. Nur im Hintergrund hörte er nur noch: „Was gesichtet, Saga?“. „Ja, der wäre geil gewesen, obwohl der Kleine auch etwas hatte“. „Du wirst trotzdem heute Nacht auf deine Kosten kommen, das garantiere ich dir...“. Aber das registrierte er nicht wirklich, zu sehr war er darauf fixiert Ruki zu finden. „Verdammte Scheiße“, fluchte Reita laut und schlug wütend gegen irgendeine Wand. Er und die anderen suchten schon seit knapp drei Stunden, ohne jeglichen Erfolg. In seiner Hose vibrierte schon zum dritten Mal das Handy. „Ja?“, seine Laune war eindeutig weiter gesunken, was man auch deutlich raushören konnte. „Hast du ihn gefunden?“. „Nein gar nichts“, antwortete er und schaute sich nebenbei immer noch in der überfüllten Straße um. „Bei mir und den anderen auch nicht. Warst du schon an den Orten, wo wir mit ihm waren?“. „Ja an allen, nichts verdammte Scheiße. Er ist wie vom Erdboden verschluckt. Verdammte Scheiße“. „Beruhige dich Rei“, ermahnte ihn Uruha am anderen Ende der Leitung. „Uru, er ist weg. Einfach weg, wie soll ich mich da beruhigen? Das ist alles meine Schuld, verdammte Scheiße. Wenn ihm was passiert ist... das pack ich nicht Uru. Das pack ich einfach nicht“, seine Stimme wurde immer leiser. „Ich weiß, Rei“, flüsterte dieser und verstummte. Eine kurze Weile liefen sie im Stillen weiter. „Ru“, murmelte Reita plötzlich. „Was ist, Rei? Hast du ihn?“ „Ich... dachte er wäre es gewesen“, meinte er monoton und lief an dem Piercingstudio vorbei. „Okay... wir treffen uns in einer Stunde zu Hause, wenn wir ihn bis dahin nicht gefunden haben und schauen dann weiter“. „Okay. In einer Stunde“, dann legte er auf und ließ sein Handy wieder in seine Hosentasche gleiten. Nach besagter Stunde saßen sie gemeinsam still im Wohnzimmer, immer noch zu viert. „Will wer was essen oder trinken?“, fragte Kai irgendwann, welcher die Stille nicht ertrug. „Ein starker Kaffee wäre nicht schlecht“, fand Aoi und seufzte. Still verschwand Kai in die Küche und setzte Kaffee auf. Miyavi war bisher ebenfalls wieder aufgetaucht. Als weiterhin keiner etwas sagte, folgte er Kai in die Küche. „Du Kai, ich glaube ich gehe besser“, murmelte er leise. „Wieso?“, wollte Kai wissen. In seiner Stimme schwebte ein seltsamer Ton mit. „Weil das hier so privat ist... und ich da nicht reinpasse. Ich will mich euch nicht aufdrängen“, gestand er. „Tust du nicht“, platzte er aus Kai heraus. Mittlerweile hatte er die Kaffeetasse wieder auf die Spüle gestellt, als er merkte, dass seine Hand zitterte. „Alles in Ordnung, Kai?“, fragte Miyavi direkt. „Ja, es ist nur... ich mach mir so große Sorgen... wenn ihm wirklich was passiert ist“, murmelte Kai. Miyavi zögerte kurz, ehe er Kai einfach in den Arm nahm, welcher sich direkt an ihn klammerte. So standen sie in der kleinen Küche, bis der Kaffee fast gänzlich kalt war. Die nächsten 1 ½ Stunden verbrachten sie mit Warten. Warten auf Irgendetwas. Die Handys und auch das Haustelefon lagen zusammen auf dem Wohnzimmertisch, doch alle blieben stumm. Alle Gespräche endeten schnell im Nichts. Reita war mittlerweile fast einen Nervenzusammenbruch nahe. Auch die Beruhigungstablette von Aoi hatte nicht besonders viel gebracht. „Wir müssen seine Mutter benachrichtigen“, sagte er irgendwann. „Noch wissen wir nichts genaues“, meinte Uruha und blies den Rauch seiner Zigarette aus. „Aber sie muss doch wissen was los ist“, erwiderte Reita etwas lauter. „Das bringt doch nichts, Rei. Sie kann von dort drüben noch weniger ausrichten wie wir hier“, kam darauf wieder zurück. Beinahe hätte er seinen besten Freund angeschrieen, aber er wusste dass dieser das nicht verdient hatte. Stattdessen griff er wieder zu seinem Handy und wählte stillschweigend Rukis Handynummer. Nichts, der gewünschte Teilnehmer ist derzeit nicht zu erreichen... Die monotone Stimme machte Reita aggressiv. Fast hätte er sein neues Handy an die nächstbeste Wand geworfen, als jedoch ein Freizeichen kam. Urplötzlich schlug sein Herz schneller. „Ruki“, murmelte er, als er endlich das erwartete Klacken hörte. „Ruki? Ruki, hörst du mich?“, fragte er direkt. Auf der anderen Seite blieb es still „Ruki? Hallo?“, er wurde wieder panisch. „Ja... ich bin dran“, kam es dann jedoch von Ruki. Er hörte sich unsicher an, wie Reita fand. „Gott Ruki, wo bist du? Geht es dir gut? Ist alles okay?“, vergessen war für einen Moment all seine Wut. „Ja... alles okay... ich weiß nicht wo ich bin... irgendwo in der Stadt“. „Gott, ich bin so froh. Wir dachten schon dir wäre was passiert und suchen dich seit Stunden. Geht es dir wirklich gut? Ist dir nichts passiert?“, in seinem Kopf schwebten immer noch seine Horrorvorstellungen. „Nein... alles wirklich okay“, versicherte ihm Ruki, wenn auch stockend. „Kannst du mir sagen was bei in der Nähe ist, dann hol ich dich?“, in Reita wuchs der Wunsch Ruki gegenüber zu stehen von jetzt auf gleich ins Unermessliche. Ruki versuchte ihm grob zu erklären wo er sich befand. Reita brauchte eine Weile um zu verstehen wo er war. Mit einem „ich bin gleich da“ verabschiedete er sich und legte schnell auf. Die anderen schauten ihn mit großen Augen an. „Und?“, fragte Kai irgendwann, als Reita keine Anstalten machte etwas zu sagen. „Es geht ihm gut... ihm ist nichts passiert“, sagte er und stand direkt auf, „ich hole ihn“. Ehe die anderen etwas sagen konnten, verschwand er aus der Wohnung und rannte die Straße runter in Richtung U-Bahnstation. Er war tierisch nervös. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und er wusste, was dies zu bedeuten hatte. An der beschriebenen Stelle schaute er sich hektisch um, aber den blonden Haarschopf sah er nicht. Und dann sah er ihn, zu mindestens glaubte er das. „Ruki?“, fragte er unsicher. „Hi“, hauchte dieser und stand auf. „Was...“, Reita schaute verwirrt und ein wenig überfordert, „was hast du gemacht?“ Ruki zuckte mit den Schultern. „Kannst du dir vorstellen... wieso hast du dein Handy ausgemacht und bist einfach abgehauen?“, schrie er dann plötzlich. All seine Wut war von jetzt auf gleich wieder da. Ruki zuckte wieder mit den Schultern. „Seit Stunden laufen wir alle wild in der Gegend rum und suchen nach dir“, schrie Reita weiter, „du kannst doch nicht einfach abhauen. Und was hast du mit dir angestellt?“ Innerlich war er nur froh, dass ihm nichts passiert war, aber zum Ausdruck bringen konnte er es einfach nicht. „Ich... ich“, stotterte Ruki dann. „Kannst du dir nur ein kleines bisschen vorstellen, was dir alles hätte passieren können? Und welche Konsequenzen das für uns auch gehabt haben könnte? Was meinst du hätte deine Mutter gesagt, wenn sie erfahren hätte, dass ihr Sohn verschwunden, misshandelt oder sogar ermordet wurde? Vielleicht kannst du es dir nicht vorstellen, aber ich finde es nicht sehr prickelnd meine Freunde identifizieren zu müssen, weil man sie nach Wochen in irgendeiner Seitengasse gefunden hat. Ganz ehrlich, darauf kann ich verzichten“, schrie er weiter. Ruki war mittlerweile ganz verstummt. „Lass uns nach Hause gehen“, sagte Reita plötzlich und lief einfach los. All das war er Ruki eigentlich sagte wollte, war wieder vergessen. Deswegen liefen sie auch schweigend zusammen nach Hause. Sie waren gerade in der Wohnung, als direkt Ruki von den anderen überrannt wurde. Seine zitternden Hände vergrub er in seinen Hosentaschen. Er merkte, dass er die Kontrolle über sich selbst verlor, weswegen er direkt wieder verschwand. Auch draußen zitterten seine Hände immer noch. „Scheiße“, murmelte er vor sich hin, „verdammte Scheiße. Was mach ich nur?“ Mit der jetzigen Situation war er überfordert. Ihm war bewusst, was er für seinen Cousin empfand. Der heutige Tag hatte ihm es deutlich vor Augen gebracht, dass er Angst um Ruki hatte. Wie lange er wirklich unterwegs gewesen war, hatte er vom vielen Nachdenken nicht mitbekommen. Erst als sein Handy klingelte wurde ihm bewusst, dass er unterwegs war. „Rei, hier ist Uru. Hör auf zu schmollen und komm nach Haus“, meinte Uruha am Handy. „Ich schmoll nicht okay?“, schnauzte Reita direkt zurück. „Ja ja“. „Ja ja, heißt leck mich am Arsch“. „Jetzt mach hinne“. „Bin ja schon unterwegs“. „Ja, bis gleich“. Schnaubend lief Reita wieder zurück. Innerlich mit dem Beschluss, es nicht mehr auf so was wie heute anzulegen. Er hatte gemerkt, dass ihm die Zeit davonlief, auch wenn er es nicht wahr gehabt haben wollte. Jedoch drehte sich jetzt schon alles in seinem Inneren, wenn er daran dachte, Ruki das zu erzählen, was er für ihn empfand. Er war noch nie gut in solchen Sachen gewesen, den ersten Schritt zu tun, aber er wusste genauso, dass Ruki es noch viel weniger war. Vor der Haustür atmete er noch einmal tief durch, ehe er leise eintrat. „Bin wieder da“, sagte er nur knapp. „Schön“, erwiderte Uruha überfreundlich, „setz dich zu uns, wir schauen einen deiner Lieblingsfilme“. Stillschweigend betrat Reita das Wohnzimmer. Nicolas Caige war gerade im Fernseher zu sehen, aber Reita interessierte sich gerade herzlich wenig für ‚Face off’, weswegen er nur kurz brummend neben Ruki Platz nahm. Er war sich sicher, dass Uruha es extra so gedreht hatte, dass er sich nur nehmen Ruki setzen konnte. Uruha hatte schon immer eine Begabung für so was gehabt. Angespannt saß er nun da und starrte abwesend zu, wie der Bösewicht das Messer in den Oberschenkel gebohrt bekam. Als sich sein Cousin dann auch noch plötzlich an ihn lehnte, verspannte er sich kurz noch ein wenig mehr, ehe er sich entspannte. Am liebsten hätte er ihn jetzt ganz dicht an sich gezogen und um den Verstand geküsst, aber er ermahnte sich und legte stattdessen nur einen Arm leicht um ihn. Die Sticheleien seiner Freunde gingen ohne Reaktion an ihm vorbei. Für ihn zählte in dem Moment nur der warme Körper von Ruki so dicht an seinem. Erst viel später bekam er mit, dass dieser in seinen Armen eingeschlafen war. Für ihn war der Tag bestimmt genauso anstrengend gewesen wie für ihn selbst. „Ich bring dich ins Bett“, flüsterte Reita Ruki zu und trug ihn in ihr Zimmer, wo er ihn vorsichtig aufs Bett legte. „Du musst dich noch ausziehen“, sagte Reita. „Bin aber müde“, nuschelte Ruki zurück. „Soll ich dir helfen oder wie stellst du dir das vor?“, fragte der Ältere nach. Von Ruki kam nur ein gemurrtes „jaa“. Seufzend und leicht zitternd zog Reita ihm die Schuhe und Hose aus. „Danke“, nuschelte dieser und mümmelte sich tiefer ins Bett. Wenig später raschelte die Bettdecke wieder und Reita legte sich neben ihn. Schnell krabbelte Ruki reflexartig zu ihm rüber und genoss es wieder, wie sich Reitas Arme um ihn schlangen. „Ruki?“, kam es irgendwann fragend in der Dunkelheit von Reita. „Mh?“, nuschelte Ruki wieder. „Ich... wollte mich entschuldigen… wegen heute Mittag... Ich hätte dich nicht so anschreien sollen“, meinte Reita kleinlaut. „Schon gut“, brachte der nun Schwarzhaarige zustande, ehe er einfach einschlief. Reita blieb das nicht verborgen. Er wusste, dass sein Verhalten feige war, aber er wusste sich nicht anders zu helfen. „Ich hatte wirklich verdammte Angst um dich“, flüsterte er, um Ruki nicht zu wecken, „ich hatte echt gedacht, dir wäre Gott was weiß ich passiert. Ich hatte echt Panik... das passiert mir normal nicht... aber, du bist auch kein normaler Mensch mehr für mich... weißt du, was ich damit sagen will?“ Reita sprach sich alles von der Seele, was sich im Laufe des Tages angesammelt hatte. „Also eigentlich will ich dir nur sagen... ich liebe dich“. Danach wurde es still in dem kleinen Zimmer, nur Rukis gleichmäßiger Atem war zu hören. „Bald sag ich es dir... versprochen...“ Seufzend drängte sich Reita noch etwas näher an den kleinen Körper an ihm und glitt ebenfalls in einen erholsamen Schlaf. Nachwort: Uhhhh ich bin müde. Aber so was von. Es ist 04:39 Uhr... und ich muss in 2 ½ Stunden schon wieder aufstehen XDDD. Aber fürs Düsseldorf steht man doch gerne etwas früher aus XD. Vor allem wenn es ums Cosplayen geht :3. Vielleicht noch etwas früh, aber besser wieso nicht XDDD. Wen es interessiert ich beteilige mich an einem Gruppencosplay für die nächste Animagic X3. Und ich mache Reita im Burst Into A Blaze 2008 Outfit XDDD. Fetzen-Look XDDD. Wer noch gute Bilder hat, immer her damit XDD. In diesem Sinne... Gute Nacht!!! PS: Reitas Lieblingsfilm ist wirklich ‚Face off’... war irgendwie klar, seeehr stumpfer Film XDDD. @New-Schwarzleser: Alsooooo, entweder sind gaaaanz zufällig zig Internetanschlüsse ausgefallen, ODER es sind zig fleißige Kommischreibern zu der anderen Seite der Macht übergegangen. Aber eins will gesagt sein: Sooo gut können ihre Kekse gar nicht sein, dass sie Euch zur dunklen Seite der Macht gezogen haben!!! Ich kämpfe mit Torte dagegen an!!! *Torte UND Kekse für die Kommischreiber darlass* Kapitel 8: Got you under my skin -------------------------------- Kapitel 8 Vorwort: Und wie immer tut es mir mega dolle leid, dass es so lange gedauert hat v.v Es war mal wieder mega viel los. Ist auch noch ungebatet!! Viel Spaß!!! Kapitel 8 Got you under my skin "And so the lion fell in love with the lamb..” „Ruki?“ „Mh?“, nuschelte ich wieder. „Ich... wollte mich entschuldigen… wegen heute Mittag... Ich hätte dich nicht so anschreien sollen“, meinte Reita kleinlaut. „Schon gut“, meinte ich zufrieden und kuschelte mich müde an ihn. Meine Augen fielen endgültig zu und ich glitt in einen tiefen, aber erholsamen Schlaf. Es war schon fast Mittag, wie ich feststellen musste, als ich die Augen wieder aufschlug. Das Erste was ich sah, waren Reitas wachsame Augen, welche mich beobachteten. Verschlafen rieb ich mir die Augen. Mein Cousin beobachtete mich weiterhin. „Morgen“, nuschelte ich und streckte mich einmal ausgiebig. Der gestrige Tag steckte mir noch in den Knochen. Reitas Blick machte mich nervös, weil er immer noch nichts gesagt hatte. Ob er mir immer noch sauer war? Unsicher versuchte ich seinem Blick auszuweichen und schaute unkontrolliert im Raum umher. Erst jetzt erkannte ich mein schwarz verfärbtes Kochkissen, durch meine neue Haarfarbe. „Reita, das... tut mir Leid“, haspelte ich schnell und rieb über den versauten Stoff, in der Hoffnung, die Farbe würde sich einfach entfernen lassen, „ich ersetz dir das“. Reita verzog keine Miene. „Bist... du noch sauer?“, fragte ich so leise, dass ich schon befürchtete, mein Cousin hätte mich nicht gehört. Den Kopf hatte ich schuldig gesenkt, sodass ich mir die kurzen schwarzen Haare ins Gesicht hingen. An den Anblick musste ich mich auch noch gewöhnen. Als ich wieder aufschaute, weil Reita immer noch nichts gesagt hatte, sah ich wie er still den Kopf schüttelte. „Sicher?“, fragte ich jedoch nach. Mein Magen verkrampfte sich aufgrund der Unsicherheit immer mehr. Als sich dann jedoch ein leichtes Grinsen auf seine Lippen stahl, machte mein Herz einen kleinen Hüpfer, welches immer schneller zu arbeiten begann, als er sich mir immer mehr näherte, um mich schließlich küssend in die Laken zu drücken. Sein Blick blieb dabei weiterhin wachsam auf mich gerichtet. Aber das bekam ich nur am Rande mit, weil sich meine Augen fast direkt schlossen. Es war ein merkwürdiges Gefühl. Es war so lange her, dass er mich das letzte Mal geküsst hatte. Mir entwich ein leichtes Seufzen. Immer noch unsicher erwiderte ich den Kuss. Reita ging direkt darauf ein und drückte seine Zunge in meinen Mund. Mir wurde warm, sehr warm. Verzweifelt klammerte ich mich an meinen Cousin, damit nicht auffiel, wie sehr meine Hände zitterten. Sein Gewicht lastete auf mir, wodurch mein Körper tiefer in die Matratze gedrückt wurde. Mit seinem Kuss saugte er mir fast den ganzen Sauerstoff aus den Lungen. Durch die plötzliche Berührung meines Bauches verschluckte ich mich, aufgrund des Schreckens, kurz und Reita unterbrach den Kuss. Er schaute mich immer noch mit diesem einen Blick an. Miyavis Worte waren mir immer noch präsent. Er liebt dich. War das in seinem Blick versteckt? Ehrliche Gefühle? „Ich... „, stammelte ich, „wir...“. Ich bekam keinen Satz zustande. Als ich wieder zu einem Versuch ansetzen wollte, küsste mich Reita erneut, jedoch langsamer und einfühlsamer als vorher. „Shhh“, flüsterte er danach und lächelte kurz. Darauf konnte ich nichts erwidern. „Du kannst immer ‚Stop’ sagen“, meinte er danach noch und küsste mich nochmals kurz, während er seine Hand auf meinen nackten Bauch legte. Die Stelle kribbelte angenehm. Ich nickte und versuchte zu lächeln. Ich wollte ihm nicht das Gefühl geben, dass er mir mit seinem Handeln etwas antat, eher im Gegenteil. Ich genoss seine Berührung. Es fühlte sich einfach schön an. „Tut das gut?“, flüsterte er mir direkt ins Ohr und ich nickte schnell, „gut“. Ich konnte deutlich spüren, wie sein Atem meinen Hals entlang wanderte und sich dadurch meine Nackenhaarchen aufstellten. Der Kuss auf den Kieferknochen verwirrte mich im ersten Moment. Ebenso wie der Kuss auf mein Schlüsselbein. Als Reita dann auch noch leicht an dem empfindlichen Fleisch knabberte, entwich mir ein Stöhnen. Grinsend bahnte sich mein Cousin seinen Weg weiter über meine Halsregion. Meine Hände krallten sich in das helle Bettlacken. Während er sich an meinem Hals festsaugte, zupfte er am Saum meines Shirts und zog es mir bei einer kleinen Pause über den Kopf. Er selbst trug keins. Mir war immer noch verdammt warm. Nachdem mich Reita von meinem Oberteil befreit hatte, widmete er sich meinem gesamten Oberkörper und erforschte ihn langsam, indem er ihn mit kleinen Küssen verwöhnte. Mein Körper kribbelte wieder angenehm. Meine Atmung ging schon seit langem schneller, genau wie Reitas. Seine rechte Hand strich langsam meinen Oberschenkel hoch und blieb dort irgendwann ruhig liegen. Die Bettwäsche raschelte leicht unter unseren Bewegungen. Meine Bauchdecke erzitterte unter seinen Berührungen und meine Lippen flogen auseinander, als er plötzlich mit seiner Zunge in meinem Bauchnabel eintauchte. Ich war so was in der Art einfach nicht gewohnt... „Alles in Ordnung?“, fragte Reita heiser und hielt inne. Im ersten Moment konnte ich nicht antworten, weil ich immer noch nach Luft schnappte, was meinen Cousin immer mehr zu verunsichern schien. „Sorry, ich hätte nicht...“, murmelte er und erhob sich langsam. „Nein, es ist... gut“, sagte ich schnell und hielt Reita am Arm fest. Er sah mich unsicher an. „Bitte“, flüsterte ich und zog Reita vorsichtig wieder zu mir. Er zögerte noch einen kurzen Augenblick, ehe er mich wieder sanft küsste. Gemeinsam legten wir uns wieder hin. Meine Arme schlangen sich locker um seine breiten Schultern. Reita verwöhnte wieder meinen Hals und Oberkörper. Ich erzitterte leicht bei jedem weiteren Kuss und biss mir leicht auf die Unterlippe. Seitdem letzten Mal wo wir uns so Nahe waren, war so verdammt lange her. Ich weiß nicht wie oft ich von dem hier geträumt hatte. Bei dem Gedanke schoss mir die Röte ins Gesicht. Damals war es das erste Mal gewesen, dass ich so was in der Art geträumt hatte. Ich war so verwirrt gewesen. Jetzt war ich erregt... und ängstlich. Egal wie ich es drehte und wendete, ich hatte irgendwie Angst. Nicht vor Reita, ich wusste, dass er mir niemals mit Absicht weh tun würde, aber wenn ich an die Schmerzen dachte. „Entspann dich“, hauchte Reita sanft, „denk dran, du kannst immer ‚Stop’ sagen“. „Ja... ich weiß“, antwortete ich und lächelte sicher. Mein Cousin erwiderte das Lächeln und widmete sich wieder meiner Bauchdecke. Er leckte erst langsam über die zuckende Haut, ehe er sie ansaugte. Mein Rücken bog sich ihm reflexartig entgegen. Ich biss mir stärker auf die Unterlippe. Als ich dann plötzlich seine kalten Finger an dem Bund meiner Short fühlte, zog ich schnell die Luft ein. „Ganz ruhig Kleiner“, murmelte Reita und hauchte einen Kuss auf meinen Unterleib. „Nhhhhg~“, entwich es mir gekeucht. Reita grinste und küsste mich erneut an der Stelle. Seine Finger strichen an meinen Innenschenkeln entlang. Unbewusst wand ich mich ein wenig unter den Berührungen. Das ich erregt war, war offensichtlich. Der Gedanke daran, wo sich Reita gerade befand, machte es nicht besser. Als er mir dann auch noch provokativ die Erregung pustete, hielt ich es fast nicht mehr aus. „Oh mein Gott“, keuchte ich laut. „Der wird dir auch nicht mehr viel helfen können“, grinste mein Cousin kurz, ehe er wieder ernst wurde, „ist alles okay? Soll ich aufhören?“ „Nein... bitte“, flehte ich fast. Es war nicht nur die Tatsache was mein Cousin mit mir anstellte, sonder viel mehr das gestrige Gespräch mit Miyavi, was alles in ein neues Licht stellte. Ich musste die ganze Zeit an seine Worte denken. So vieles sprach dagegen, aber so vieles auch dafür. Ich war verwirrt und Reita trieb mich zusätzlich gerade zum Äußersten. In dem Schleier aus Verwirrung, Hitze und Erregung bekam ich nur am Rande mit, wie Reita ein „nicht erschrecken“, murmelte. Kurze Zeit später spürte ich umso deutlicher wie sich seine Lippen um meine zuckende Erregung schlossen. Einen Aufschrei konnte ich nicht mehr verhindern. Als Reita dann auch noch einen leichten Druck ausübte, stöhnte ich ungehemmt. Ich verschwendete auch keinen Gedanken mehr daran, ob die Zimmertüre abgeschlossen war oder wie schalldicht die Wände waren. In diesem Moment dachte ich an gar nichts, sonder ließ einfach alles passieren. Vor meinem inneren Auge tanzten schon die ersten bunten Punkte. Ich wollte verzweifelt meine Augen öffnen, aber meine Lider flatterten so stark bei dem Versuch, dass ich es aufgab, ehe ich es versucht hatte. Reitas Finger gruben sich in meine Oberschenkel, was mich zusätzlich aufstöhnen ließ. Meine Hände dagegen krallten sich so fest in die jungfräulichen Laken, dass das Weiße an meinen Fingerknöcheln hervor trat, ebenso die angeschwollenen Arterien. Das Blut rauschte in meinen Ohren so laut, als ob ich direkt neben einem Wasserfall stehen würde. Meine Gliedmaßen zuckten unkontrolliert. „Kommt‘s dir?“, fragte Reita zwischendurch. Ich war mir fast sicher, dass er wieder grinste. „Nhhhg... tut mir... leid“, japste ich entschuldigend. Ich wollte Reita nicht enttäuschen. Egal in welcher Hinsicht. Mir war klar, dass Reita viel mehr Erfahrung hatte als ich, deswegen fühlte ich mich so hilflos. Was, wenn er es nicht mochte? Plötzlich spürte ich vorsichtig seine Zähne an meiner Erregung. „Ich... “, weiter kam ich schon gar nicht mehr, weil der Rest in einem tiefen Stöhnen unter ging. Und dann ging alles ganz schnell. Ich hatte noch zu einem ‚Stop’ ansetzen wollen, aber kein Laut verließ meine Lippen in dieser Hinsicht. Nur ein heißer Aufschrei. Von jetzt auf gleich riss ich auch die Augen und bäumte mich auf. Danach sackte ich direkt wieder zusammen. Ich atmete wie nach einem Marathon, schnell und unkontrolliert. Nur langsam sickerten die wichtigen Informationen zu mir hindurch. Die Einsicht trat mich unvorbereitet. Schockiert setzte ich mich schnell auf und sah Reita erschrocken an. In dem Moment wischte er sich gerade mit der Hand den Mund ab. Ich verlor jegliche Gesichtsfarbe. „Reita... ich... oh mein Gott... ich wollte noch... oh mein Gott“, ich bekam kein ganzen Satz heraus. In mir rasten die Gedanken und Gefühle nur so. Ich war so geschockt, dass ich noch nicht mal in der Lage war zu heulen, obwohl mir wirklich zum Heulen zumute war. „Hey alles ist in Ordnung“, sagte Reita plötzlich und schloss mich direkt in die Arme, „es ist alles in Ordnung. Beruhig dich wieder, du zitterst total“. Schnell hatte er mir die Decke umgehangen und strich mir vorsichtig über den Rücken. Ich versteckte mein Gesicht in seiner Halsbeuge. Ich konnte mich an nicht Vergleichbares erinnern, was jemals peinlicher gewesen war. „Bin... ich zu weit gegangen?“, fragte Reita irgendwann leise. „Nein... ich“, antwortete ich schnell, es war doch alles meine Schuld, „ich wollte nicht... es tut mir so Leid... ich“. Ich war immer noch völlig durch den Wind. Reita drückte mich etwas von sich weg und sah mit direkt an, ich wich seinem Blick jedoch sofort aus. „Bist du so durch den Wind, weil du gekommen bist?“, sprach Reita einfach das aus, was ich nicht sagen konnte, weswegen ich beschämt nickte. „Ich wollte nicht... dass du... musst“, versuchte ich mich noch mal kläglich zu erklären, worauf Reita vergeblich ein Lachen zu verdrängen versuchte. „Dummerchen, worüber machst du dir Gedanken“, lachte er, „wenn ich es so nicht gewollt hätte, dann wäre es auch nicht passiert, verstehst du?“ Nach einer kleinen Zeitminute nickte ich leicht. So langsam beruhigte ich mich wieder. Reita drückte mir noch einen Kuss auf die Stirn und lächelte wieder. Wir saßen uns eine Weile einfach nur so gegenüber, ehe sich mein Cousin mir vorsichtig näherte und ebenso vorsichtig küsste, als ob er mich sonst verschrecken könnte. Ich ließ mich gerade wieder von ihm in die Matratze drücken, als urplötzlich die Tür aufflog. „Es tut mir wirklich sehr, sehr leid, dass ich euch unterbrechen muss, aber es ist bereits Mittag ist und wir eigentlich eure Hilfe gebrauchen könnten“, meinte Uruha, mit einem Anflug von Ärger. Automatisch versuchte ich mir die Decke über den Körper zu ziehen und lief rot an. Reita dagegen zeigte keinerlei Scheu. „Was ist denn los?“, wollte er nur wissen und sah seinen besten Freund fragend an. „Putzen, das ist los. Seit heute Morgen sind wir mit dem Scheiß dran. Das Wohnzimmer könnt ihr dann ja alleine machen“, mit den Worten war er wieder auf dem Zimmer gestürmt. Bei dem Türschlag zuckte ich kurz zusammen. Stöhnend ließ sich Reita ins Bett fallen. „Ich hasse Putzen, genau wie Aufräumen, Saubermachen und alles andere in diese Richtung“, murmelte er vor sich hin. Seufzend richtete er sich jedoch kurze Zeit später wieder auf. „Wir sollten aufstehen. Willst du zuerst ins Bad?“, fragte er und sah mich an. „Ja ich geh schnell“, sagte ich und schnappte mir schnell meine Sachen. Meine Short hatte ich mir in Rekordzeit angezogen und verschwand aus dem Zimmer. Auf dem Flur begegnete ich Aoi, mit einem Staubwedel bewaffnet. „Guten Morgen“, wünschte er mir und grinste vielwissend. „Morgen“, nuschelte ich nur mit rotem Kopf zurück und flitzte ins Bad. Dort schloss ich direkt die Türe ab und sah mich noch mal schnell um, um auch ganz sicher zu sein, dass sich niemand mit mir in dem Bandezimmer befand. Erleichtert atmete ich aus und legte den Kopf in den Nacken und kniff die Augen zusammen. Ich versuchte die Bilder von gerade eben zu verdrängen – erfolglos. Mein Kopf wurde so warm und rot, als würde er gleich platzen. Mein gesamter Körper prickelte wieder angenehm. Ich bekam eine Gänsehaut, obwohl es in dem kleinen Raum angenehm warm war. Langsam stieß ich mich von der Tür ab und zog mich ebenso langsam wieder aus. Reitas Finger spürte ich mit jedem weiteren Kleidungsstück, welches zu Boden segelte, stärker auf mir. Ich biss mir auf die Unterlippe. Als ich dann in den Spiegel sah, bekam ich direkt den zweiten schweren Schock am Morgen. Fast hätte ich ausgeschrien. Jetzt kam mir auch Aois verdächtiges Grinsen wieder in den Sinn. Das meine Haut auf meinem Oberkörper, sowie Halsregion, irgendwo noch einen normalen Farbton aufwies, war fast ein Wunder. Der Rest war von dunkelroten Flecken übersäht. An meinem Schlüsselbein konnte ich leichte Bissspuren erahnen. Allein das trieb mir wieder die Röte ins Gesicht. Schnell flüchtete ich mich in die Dusche und drehte das Wasser auf. Der zuerst eiskalte Strahl brachte mich tatsächlich zum Aufschreien und dann zum Fluchen. „Alles okay bei dir Ruki?“, hörte ich kurz darauf von Reita, welcher wohl direkt vor der Badezimmertür stand. Was machte er da? „Ähm... ja alles okay... das Wasser war nur kalt“, antwortet ich schnell. „Okay... “, kam es darauf zurück. Seufzend stellte ich mich unter den Massagestrahl und schloss genießend die Augen. Einen Augenblick verharrte ich einfach so und dachte an gar nichts. Als ich die Augen öffnete stellte ich fest, dass meine neue Haarfarbe weiterhin abfärbte. Ich planschte ein wenig mit meinen Füßen in dem schwarzen Wasser und beobachtete dies fasziniert. Danach wusch ich mir die Haare und betrachtete ebenso fasziniert den schwarzen Schaum. Irgendwie vergaß ich währenddessen die Zeit, denn irgendwann klopfte es laut an der Badezimmertür: „Ru, lebst du noch, oder bist du ertrunken?“ Vor lauter Schreck verschluckte ich mich kurz am Wasser, welches ich mir gerade das Gesicht herunter laufen ließ. Ich hustete ein wenig. „Nein, ich... bin sofort fertig“. Schnell stellte ich das Wasser aus und schlang mir das Handtuch um, in welches ich mich ein wenig einmümmelte. Außerhalb der Dusche war es plötzlich so viel kälter. Fröstelnd rubbelte ich mich schnell trocken und wollte nach meinen nicht vorhandenen frischen Shorts greifen. Ich stöhnte einmal genervt auf und zog mir schnell mein Shirt stattdessen über und das Handtuch um. Als ich die Badezimmertüre öffnete, wäre ich beinahe direkt in Reita reingelaufen, welcher immer noch, oder schon wieder vor der Tür stand. Fast hätte ich mein Badetuch verloren. „Suchst du das hier?“, fragte er mich und balancierte eine meiner Shorts am Finger mir entgegen. „Ähm... ja... danke“, meinte ich und nahm sie entgegen. Schnell war ich wieder im Bad verschwunden. Was war das denn jetzt gewesen? In der Küche war Kai zugange, als ich eintrat. Er wischte gerade die Küchenschubladen auf. Was jedoch direkt ins Auge stach waren die quietschgelben Haarspangen, die ihm die Haare zurück hielten. Reita war schon lange im Badezimmer. „Guten Morgen“, strahlte er mich auch direkt an. „Morgen“, gab ich zurück und lächelte leicht. „Du kannst im Wohnzimmer frühstücken, ich hab euch was hingestellt“, sagte er und wischte noch mal kurz über die Besteckschublade. „Oh danke“, meinte ich und verabschiedete mich dankend. Das Wohnzimmer war leer. Uruha und Aoi putzten wahrscheinlich gerade ihr Zimmer, dachte ich mir. Auf dem Wohnzimmertisch stand ein wenig Aufschnitt und ein paar Scheiben Brot für uns bereit. Dazu jeweils ein Glas Orangensaft. Ich musste lächeln. Kai verlangte von uns allen, dass wir morgens mindestens ein Glas Orangensaft tranken. Reita tat dies nur mit Widerwillen. Gerade als ich in mein Brot biss, hörte ich Reita aus dem Flur. „Ja schon klar. Uns blöd von der Seite anmachen wegen ein wenig Fummeln, aber selbst nicht die Finger von einander lassen... das ist wohl dasselbe... nimm deine Hand da weg, wenn ich mit euch rede… jaja...“ Empört betrat er wenig später das Wohnzimmer. „Das ist nicht mehr normal mit den Zweien“, meinte er und setzte sich schwungvoll neben mich. „Ist doch schön... immerhin sind sie doch schon lange zusammen“, murmelte ich leise. Darauf sagte er nichts. Das gesamte Frühstück über sprachen wir kaum miteinander. Erst als Kai sich zu uns gesellte, wurde die Atmosphäre etwas aufgelockert. „Wir sind nachher weg, während ihr euch das Wohnzimmer vornehmen dürft“, meinte er zwischendurch. „Was, wieso, wohin?“, wollte Reita direkt wissen. „Weil wir schon mit unserem Teil durch sind und ihr nicht“, antwortete Kai, „Miyavi hat uns eingeladen“. „Oh Gott, dann putze ich lieber hier, als mit zu diesem verrückten Vogel zu fahren“, rutschte es Reita raus. „Sag doch so was nicht“, kam es von Kai zurück, dabei schaute er interessiert auf meine leeres Orangensaftglas. Reita huschte ein Grinsen auf die Lippen. „Aber jedem das seine nicht wahr, Kai?“, kam es deswegen von ihm. „Wie meinst du das denn jetzt schon wieder?“, fragte Kai direkt nach, dieses Mal mit einem sehr leichten Rotton im Gesicht. „So wie ich es gesagt habe. Und du weißt wie ich es meine, sonst würdest du nicht Rot anlaufen“, sagte Reita lachend und schupste Kai leicht an. „Nein... ich... also“, stotterte Kai drauf los. „Hey ist doch okay“, unterbrach Reita ihn jedoch, „das muss dir doch nicht unangenehm oder sonstiges sein. Das ist doch völlig normal“. Kai knetete unsicher seine Hände. „Ich... aber... weiß doch gar nicht...“, stotterte Kai wieder. „Ob er dich mag?“, vervollständigte Reita seinen Satz bzw. Frage. Kai nickte nur. „Keine Sorgen, deinem Grinsen wird er nicht mehr lange Stand halten, so wie du ihn anschaust“, meinte Reita und klopfte Kai aufmunternd auf die Schulter. „Danke...“, murmelte Kai und stand langsam auf. Grinsend und leicht vor sich hin summend, schlenderte er durch den Flur. „Leute ich bin noch mal kurz im Bad, danach geht’s los. Also hopp, hopp“, schrie er Uruha und Aoi durch die geschlossene Tür zu. Reita grinste immer noch vor sich hin. Es war ein ungewohnter Anblick, weil er die meiste Zeit eher grimmig reinschaute. „Meintest... du das Ernst vorhin?“, fragte er ich ihn wenig später. Er sah mich fragend an. „Dass mit Kai und Miyavi... dass das mit denen was wird“. „Aso das meinst du“, begann Reita, „weiß nicht so genau. Ich hoff‘s für Kai“. Ich nickte leicht und biss ein letztes Mal in mein Brot. Reita bestrich sich seins gerade dick mit Schokocreme. Bis die anderen dazu kamen, herrschte wieder Stille zwischen uns. Ich wusste auch nicht wie ich ein Gespräch beginnen sollte. „Na ihr zwei“, meinte Uruha gut gelaunt und setzte sich aufs große Sofa und zog Aoi direkt mit sich, „schon mental aufs Putzen eingestellt?“ Aoi grinste auch. Obwohl ich mir dabei nicht sicher war, ob sein Grinsen nicht eher auf unser Treffen heute Morgen bezogen war. Auf jeden Fall lief ich leicht rot an. Peinlich. „Ach halt die Fresse Uru. War ja so klar, dass wir das Wohnzimmer machen müssen“, maulte Reita. Ich hielt mich lieber raus, immerhin war das alles so gut wie meine Schuld. „Vergesst das Badezimmer nicht“, kam es von Aoi. „Wieso denn jetzt auch noch das Badezimmer?“, platzte es aus Reita heraus. „Weil du der letzte im Bad warst. Fairplay“, grinste Uruha und gab Aoi einen leichten Kuss. Reita verdrehte die Augen. Ehe er sich weiter rechtfertigen konnte, kam Kai ins Wohnzimmer, komplett neu gestylt. Aoi pfiff kurz und grinste. Kai lief ein wenig rot an. Allen war klar warum. „Lasst uns los, Leute“, meinte er nur und wedelte mit seinem Schlüssel, „und euch beiden viel Spaß. Wenn ihr Hunger habt, im Kühlschrank müsste noch was stehen“. „Ja danke“, antwortete ich und lächelte. Reita war ganz und gar nicht begeistert. „Ja haut nur alle ab. Ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt“, rief er den anderen hinterher, welche gerade das Wohnzimmer verließen. Er hatte die Arme immer noch verschränkt. „Wir lieben dich auch Rei. Kann spät werden“, kam es nur noch zurück und dann wieder das Knallen der Wohnungstür. Reita seufzte theatralisch, legte den Kopf in den Nacken und schloss kurz die Augen. Ich begann in der Zeit unser restliches Frühstück in die Küche zu bringen. Diese blitzte regelrecht. Man merkte, dass Kai etwas in ihr lag. Als ich gerade das Geschirr in die Spülmaschine gestellt hatte und mich wieder umdrehte, erblickte ich Reita, welcher im Türrahmen lehnte. „Lass uns anfangen, Kleiner“, meinte er und nickte Richtung Wohnzimmer. „Okay“, meinte ich munter und lief ihm hinter her. Zusammen standen wir in dem Wohnzimmer und schauten uns um. Wo anfangen, war die Frage. „Erst mal aufräumen?“, fragte ich und schaute zu einem der Haufen an Blättern. Reita nickte langsam. „Ich hab ja so was von kein Bock auf den Scheiß“, maulte er. „Ach komm, wenn wir jetzt anfangen und schnell sind, dann sind wir auch zügig durch“, antwortete ich aufmunternd. Er zog nur eine Grimasse und begab sich zur Musikanlage. Mit einem gezielten Handgriff, dröhnten die Lautsprecher. „So lässt sich der ganze Scheiß doch ertragen“, meinte er. Ich setzte mich auf die Couch und nahm mir den ersten Zettelstapel um ihn durchzusortieren. Es war ein Chaos aus Notenblättern, Werbungen, vereinzelten Rechnungen und anderem Papierkram. Reita nahm sich den anderen Stapel. Gemeinsam sortierten wir alles durch. Den Größtendteil konnten wir wegschmeißen. „Wer kümmert sich eigentlich um die Rechnungen?“, fragte ich irgendwann und schaute die paar Rechnungen an. „Kai versucht sich darum zu kümmern“, antwortete Reita. „Macht er nicht ein bisschen viel?“, meinte ich. „Mhh“, gab mir mein Cousin Recht, „aber er sagt auch nie, dass es ihm zu viel wird. Das war schon immer so. In seiner Einsamkeit flüchtet er sich unbewusst immer in Arbeit. Deswegen hoffe ich, dass das mit Miyavi oder sonst wem und Kai funktioniert. Es kann ihm nur gut tun“. Ich nickte leicht. „Wo habt ihr denn Putztücher?“, fragte ich irgendwann um die Stille zu überbrücken. „Schau mal unter der Spüle“. Unter der Spüle fand ich mehr, als wir benötigten. Im Wohnzimmer angekommen sortierte Reita gerade die CDs durch. Die Boxen dröhnten immer noch. „Wir werden ein halbes Jahrhundert für all das hier brauchen“, maulte er wieder. „Besser als ein Ganzes“, rutschte es mir raus. Mein Cousin schaute mich erst verblüfft an, ehe er grinste. „Ja stimmt“. Er klatschte kurz in die Hände. „Dann wollen wir mal“. Gemeinsam nahmen wir uns das Wandregal vor. Die meisten Bücher waren von Uruha und Kai. Von Kai standen ein paar Kochbücher im Regal. Auch ein paar Internationale. Er war immer auf der Suche nach irgendwas Neuem. Uruhas Bücher waren gemischt. Ein paar Romane, Krimis und hier und da auch ein oder zwei Sachbücher. Reitas Manga-Sammlung stand bei ihm im Zimmer, weil sie sonst einen großen Teil des Regals eingenommen hätten. Allein seine DVDs nahmen den kompletten unteren Block des Regals ein. Jedes einzelne Buch wischten wir mit einem Ledertuch ab, genau wie die Regalplatten. Reita übernahm die oberen Reihen, weil ich an die nicht ran kam. Neben einem der Bücherflächen stand ein eingerahmtes Bild von Reita und den anderen. Es schien bei irgendeiner Party aufgenommen zu sein. „Wer ist der andere zwischen euch?“, fragte ich und zeigte auf das unbekannte Gesicht. „Ach das ist Yune. Er war vor Kai unser Drummer. Er hatte Kai damals irgendwann mal mit zur Probe gebracht. Joa und wenig später ist er dann aus der Band ausgestiegen. Hatte sich Hals über Kopf verliebt und ist mit ihr nach Osaka gezogen“, erklärte Reita und lächelte leicht, „die zwei sind immer noch zusammen, haben sogar schon ein Kind die Zwei“. „Ein Kind? So alt können die doch gar nicht sein“, meinte ich erstaunt. „So alt wie wir. Wir haben uns auch damals gewundert, aber er wollte schon immer Kinder haben“, erzählte er weiter und wischte das Bild ab, „ich werde ihn mal wieder anrufen. Vielleicht kann er ja mal wieder vorbei kommen“. Während ich die Spielkonsole abbaute und ebenfalls entstaubte, sortierte mein Cousin seine heißgeliebte DVD-Sammlung. Irgendwie hatte er so einen Sammlertick, war mir aufgefallen. Die angebrochenen Kondomverpackungen unter seinem Bett sprachen für sich und versetzten mir einen leichten Stich. „Weißt du noch?“, fragte mich plötzlich Reita und hielt mir einen DVD entgegen. Als ich erkannte, dass es sich um den Horrorfilm handelte, welchen wir damals bei mir zu Hause geschaut hatten, lief ich leicht rot an. „Wer hätte damals gedacht, dass...“, begann ich, redete jedoch nicht weiter. „Dass was?“, fragte Reita direkt nach und sah mich fragend an. „Ach nichts“, meinte ich schnell, jedoch signalisierte mir Reitas Blick direkt, dass er solange nicht locker lassen würde, bis ich mit der Sprache rausrücken würde. „Dass sich das alles so entwickeln würde, dass ich irgendwann hier landen würde und nicht da bei mir bleiben würde...“, ich lachte kurz auf, „am Anfang hatte ich echt ein wenig Angst vor dir“. „Angst?“, Reita schien erstaunt. „Ja du warst so anders, als der Rest in meinem Dorf. Du weißt wie ich das mein“. Irgendwie war mir die Situation peinlich. „Du meinst ich war geiler“, sagte Reita und grinste vielwissend. Ich lief direkt wieder rot an, weswegen Reita direkt lachte. Stillschweigend räumten wir wieder die Bücher ins Regal. Gerade als ich eine der Topfpflanzen aus dem Regal räumte und nach der Gießkanne hinter der Gardine griff, fragte mich mein Cousin: „Bereust du es?“ „Was?“, ich drehte mich verwundert um. „Ob du es bereust, dass ich damals bei dir aufgetaucht bin“, erklärte er. „Nein“, sagte ich direkt und laut und schaute danach auf den Boden, „wirklich nicht. Auch wenn es jetzt… alles so anders ist... „, ich lächelte kurz, „wer hätte auch gedacht, dass ich hier landen würde eines Tages und nicht bei mir im Dorf bleiben würde, so wie der ganze Rest. Heiraten, Kinder bekommen… wie das halt so ist, bei einem normalen Leben“. Ich hatte einen kurzen Moment das Bild von mir vor Augen, zusammen mit zwei kleinen Kindern in einem kleinen Haus und im Garten deckte meine Frau den Frühstückstisch. Irreal irgendwie. Auch wenn ich hier weder einen Garten noch ein Haus und stattdessen Regenwetter und eine viel zu kleinen Wohnung für fünf Personen hatte, wollte ich es für nichts in der Welt eintauschen. „Ich bin wirklich froh hier zu sein“, flüsterte ich noch einen Moment und schaute versonnen auf die Gießkanne, welche ich immer noch in den Händen hielt. Das Wasser schwappte leicht hin und her. Als von meinem Cousin nichts kam, schaute ich zu ihm. Er schaute mich stillschweigend an, auch wenn es den Anschein zu haben schien, dass er was sagen wollte, aber es aus irgendeinem Grund nicht tat. Irgendwie war die Stille erdrückend. Ich wusste nicht, ob Reita erwartete, dass ich noch etwas zu dem Thema sagte. „Ich… hole eben Wasser“, und schaukelte ein wenig mit der Gießkanne, sodass das schon vorhandene Wasser wieder in ihr schwappte und ich mich dadurch eigentlich selbst verriet. In der Küche leerte ich die volle Gießkanne aus und füllte sie mit neuem Wasser. Tief durchatmend ging ich wieder ins Wohnzimmer. Reita räumte gerade die Topfpflanze in das entstaubte, kleine Fach zurück. Mit leicht zitternden Händen füllte ich den Wasserstand auf. Reita blieb währenddessen weiterhin neben mir stehen, was mich noch nervöser machte. Als ich dann auch noch seinen Atem in meinem Nacken spürte, hätte ich fast die Gießkanne fallen gelassen. Verwundert drehte ich mich langsam zu ihm um. Besitzergreifend, aber dennoch sanft küsste er mich, wodurch sich meine Augenlider fast automatisch schlossen. Ehe ich genau realisierte was passierte, war der Kuss auch schon wieder vorbei. „Wir sollten weiter arbeiten“, sagte Reita lediglich und widmete sich der vollen Vitrine. Der größte Inhalt waren Merchandise Artikel. Gesammelte Autogramme und auch ein angeknackster Drumstick war dabei. Sorgfältig räumte Reita die Sachen aus der Vitrine und staubte sie ab. Man konnte sehen, dass er darauf bedacht war, nichts kaputt zu machen. An den vielen Dingen hingen bestimmt auch eine Menge Erinnerungen, dachte ich mir und öffnete eine der Schubladen im Regal. Wieder blickten mir lose Blätter entgegen. Seufzend nahm ich den Packen heraus und setzte mich damit auf den Fußboden. Soweit ich das erkannte, handelte es sich um verschiedene Verträge. Ein paar waren schon abgelaufen und landeten direkt im Mülleimer, andere waren noch aktuell. Irgendwo zwischen dem Haufen von Blättern, fand ich auch einen kleinen Ordner, wo dick und fett ‚Verträge’ drauf prangte. Ich sortierte die Verträge nach dem Datum und heftete sie ab. Als ich den fertigen Ordner wieder in die Schublade legen wollte, rutschte etwas aus diesem heraus, was wohl zwischen einen der Blätter gesteckt haben musste. Erst beim genauen betrachten erkannte ich, dass es sich um ein Foto handelte. Der ‚Fuji’ Aufdruck verriet es. Vorsichtig hob ich es auf und drehte es auf die richtige Seite um. Und der Anblick ließ mich leicht wanken. Auch wenn das Foto etwas älter sein musste, war mir sofort klar, dass es sich um Reita und Takeru handelte, welche sich, in diesem festgenommenen Moment, leidenschaftlich und verliebt küssten. „Was hast du da?“, fragte Reita und nahm mir das Bild aus der Hand. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass er plötzlich hinter mir stand. Einen Moment sagte er gar nichts. Erst später kam: „Woher hast du das?“ „Es… lag in der Schublade… irgendwo zwischen den vielen Blättern“, antworte ich kleinlaut. Er starrte noch einen Moment auf das Bild ehe er es sich in die hintere Hosentasche stopfte. Danach herrschte wieder die erdrückende Stille. Auch den fast restlichen Tag sprachen wir nur das Nötigste miteinander. Irgendwann hatten sich Uruha und Kai bei uns gemeldet und fragten, ob wir noch lebten und ob die Wohnung noch stand. „Was denkst du denn?“, hatte Reita leicht fauchend geantwortet. „Die trauen einem auch alles zu“, hatte nach dem Gespräch vor sich hin gemurmelt, „und das schimpft sich Freunde“. Ich hatte dazu nichts gesagt. Ich hatte stattdessen immer noch das Foto im Kopf. Sie schienen damals wirklich glücklich miteinander zu sein. Der Gedanke schmerzte irgendwie. Zum Schluss saugte ich noch das gesamte Wohnzimmer, während sich Reita beim Wischen versuchte. Mittlerweile war es auch schon dunkel draußen. Und ich fühlte mich müde, auch wenn ich eigentlich recht lange geschlafen hatte. „Endlich“, meinte Reita, schmiss den Wischer in die Ecke, und schmiss sich ebenfalls auf das große Sofa. Unsicher blieb ich im Raum stehen, eher ich nach dem Staubsauger und dem Wischer griff, um ihn wegzuräumen. „Lass liegen“, kam es jedoch von Reita, welcher mir mit einer Handbewegung signalisierte, zu ihm zu kommen. Langsam lief ich zu ihm rüber und setzte mich unsicher an den Rand der Couch. Mit einer kräftigen Bewegung hatte mich jedoch mein Cousin zu sich heran gezogen, sodass ich mehr auf ihm, als auf der Couch lag. Mein Oberkörper ruhte auf seinem und mein Gesicht befand sich oberhalb seiner Brust. Ich verkrampfte mich unbewusst, als ich seine Hand an meinem Rücken spürte. Wenig später seufzte ich jedoch wohlig auf. Meine Augen drifteten zu, und das Gefühl, von Reitas, vom Bassspielen, rauen Fingern auf meinem Rücken verstärkte sich. In diesem Moment dachte ich sogar nicht einmal mehr an das alte Foto. Ich lag einfach entspannt da. Mein Körper fühlte sich schwer und schlapp an, aber das war okay. „Ruki? Schläfst du?“, flüsterte Reita irgendwann, nahe an meinem Ohr, doch ich antwortete ihm nicht. Das Sprechen empfand ich in meinem Zustand, als zu anstrengend, weswegen ich einfach gar nichts sagte. Auch Reita schwieg einen Moment. Ich konnte das Ticken der Küchenuhr leicht mitverfolgen. Anhand von Reitas Bewegungen und Geräuschen, welche er fabrizierte, konnte ich erahnen, dass er sich das Foto mit seiner freien Hand aus der Hosentasche gezogen hatte. Ich traute mich nicht die Augen zu öffnen. „Das Bild hatte ich voll vergessen“, begann er irgendwann leise, um mich nicht zu wecken. Ich versuchte mir so wenig wie möglich anmerken zu lassen. Ich wollte ihn auch nicht wirklich belauschen, aber zugeben, dass ich nicht schlief, wollte ich genauso wenig. Reitas Hand streichelte mir weiterhin über den nackten Rücken. Vor allem über meine Wirbelsäule, sodass mein Körper immer mehr kribbelte. „Das muss Ewigkeiten her sein. Wahrscheinlich waren wir wieder ordentlich einen Bechern gewesen, sonst hätte ich ihn gar nicht zu dem Bild bekommen“, erzählte er weiter, „Uru und Aoi lagen wahrscheinlich auch schon dicht unter der Bank, während Kai auf die beiden aufgepasst hat… Ganz ehrlich Ruki, nach dem Scheiß mit Takeru hatte ich echt mit allem abgeschlossen. Ohne Uru und den Rest hätte ich Gott weiß wo enden können. Selbst mit meiner Mutter hatte ich nicht mehr gesprochen. Und ich lasse sonst nichts auf meine Mutter kommen, seitdem mein Alter damals abgehauen ist. Scheiß Wichser… Eigentlich hatte ich damals echt geschworen nie wieder so ein Scheiß zu machen, so ne Beziehung und so ein Kram. Liebe und Bla halt. Braucht doch kein Mensch, dachte ich mir. Hat ja auch ganz gut so funktioniert. Druck ablassen konnte ich ja zu jeder Zeit. Irgendwen hatte ich ja immer gefunden. Sehe ja auch nicht gerade scheiße aus. Also war ja alles perfekt soweit… bis meine Mutter die ‚tolle’ Idee hatte an Arsch der Welt zu fahren. Ich wusste schon warum ich nicht mit wollte. Brachte mich nur nicht wirklich weiter. Mit musste ich so oder so. Echt ey, wäre ich mal hartnäckig geblieben“, ich hörte wie Reita leicht seufzte, „dann hätte ich mich auch nicht in dich verliebt und alles“. Er seufzte wieder ein wenig. Seine Hand, welcher immer noch meinen Rücken verwöhnte, tastete sich weiter runter. Langsam zog er kleine Kreise an dem Bund meiner Hose. Fast hätte ich laut aufgekeucht. Vorsichtig und vor allem langsam schob er seine Hand unter meine Hose, jedoch zog er sie kurz darauf wieder zurück. „Es fällt mir so verdammt schwer dich nicht anzufassen. Ich will dich berühren und deine unschuldige Art treibt mich fast in den Wahnsinn. Heute Morgen konnte ich mich einfach nicht mehr beherrschen... ich glaube, ich hätte auch nicht aufhören können, wenn du plötzlich ‚Stop’ gesagt hättest...“. Ich musste mich beherrschen, damit mein Körper mich nicht verraten würde. Seine Worte ließen etwas in mir entstehen. Es kribbelte, aber irgendwie anders als sonst. Reitas Finger fuhren wieder meine Wirbelsäule hoch und vereinzelnd über meine Seite. „Aber egal was ich mir ausdenke, und ich hab mir echt schon den Kopf darüber zerbrochen, denn eigentlich denke ich nie lange nach, aber es geht einfach nicht weg. Ich benehme mich voll untypisch und es kotzt mich an, dass ich mich selbst beinahe nicht mehr kenne ey. Ein Feigling war ich noch nie, so wie jetzt. Ich benehme mich wie so ein kleines, blödes, naives Schulmädchen. Ich hasse kleine, blöde und naive Schulmädchen, die es nicht auf die Reihe bekommen, zu sagen was sie wollen. Aber ich kann dir einfach nicht sagen, dass ich dich liebe, obwohl...“. Er konnte nicht weiter sprechen, weil ich ihn vorher unterbrach. „Ich.. liebe dich... auch“, murmelte ich einfach. Es kam einfach so. Und mit diesen Worten fiel mit ein großer Stein vom Herzen. Auch der unangenehme Kloß war weg, sodass ich das Gefühl hatte endlich wieder richtig atmen zu können in Reitas Gegenwart. Dieser verstummte sofort. Sein Körper spannte sich komplett unter meinem Kleinen an. Für einen kurzen Moment hatte ich auch das Gefühl, dass er leicht zitterte, aber das war glaube ich nur Einbildung. Ich richtete mich leicht auf und schaute ihm, rot angelaufen, an. Einen Moment sagte wieder keiner was von uns. Die Zeit hatte schier angehalten, genau wie mein Herzschlag. Der Blickkontakt brach währenddessen nicht für einen Moment ab. Dann zog er mich zu sich herunter und küsste mich fest. Ehe ich überhaupt reagieren konnte, spürte ich seine Zunge in meinem Mund. Es war ein hungriger Kuss, als wäre ich alles war er zum Überleben brauchte. Mein Herzschlag setzte wieder um einiges verstärkt ein. Bis in meine Ohren hörte ich es. Mit einem Ruck lag ich plötzlich mit dem Rücken auf dem Sofa. Jeglicher Laut ging unter. Seine Hand zog mittlerweile an meinem Shirt. Sein Körper drückte sich meinem entgegen und sein Kuss entzog mir jeglichen Sauerstoff. Ich versuchte den Verlust durch die Nase auszugleichen, aber es gelang mir nicht wirklich. Langsam bekam ich Panik und versuchte Reita von mir zu drücken. Als er endlich von mir abließ, atmete ich gehetzt ein und aus. „Sorry“, nuschelte Reita, „ich wollt nicht… so fest“. „Schon… gut“, hechelte ich und lächelte leicht. Reita erwiderte das Lächeln. Vorsichtig legte ich mich wieder auf meinen Cousin und er zog mich ein wenig an sich heran. Er schaute mich an und ich ihn. Es musste nichts mehr gesagt werden, denn ich erkannte mit was für einen Blick mich mein Cousin anschaute. Demselben wie ich ihn. Verliebt und glücklich darüber, endlich den anderen zu haben… Nachwort: Ich hoffe es hat Euch gefallen!!!! Und noch ganz (un)wichtig: Unsere Cosplaygruppe ‚Circle of Swindler ist nun bei Myspace anzutreffen :3 Und wir suchen natürlich noch massig Freunde XDDDDDDDDDDDD www.myspace.com/circleofswindler2009 So, please add!!!! Kapitel 9: Don't be shy ----------------------- Kapitel 9 Vorwort: Jaa ich lebe noch!!! Sorry fürs lange warten >_______________________< Kapitel 9 Don't be shy Eine Liebeserklärung ist wie die Eröffnung beim Schach: Die Konsequenzen sind unabsehbar Es musste nichts mehr gesagt werden, denn ich erkannte, mit was für einem Blick mich mein Cousin anschaute. Demselben wie ich ihn. Verliebt und glücklich darüber, endlich den anderen zu haben… Irgendwann waren wir beide wohl eingenickt, denn lautes Gelächter veranlasste mich meinen Schlaf zu unterbrechen. „Oh mein Gott Aoi, hast du das drauf? Auch vom Nahen?“ Die Stimme gehörte Uruha, soweit ich das beurteilen konnte. „Hab ich. Keine Sorge, morgen sind sie im Flur.“ Verwirrt rieb ich mir die Augen. „Was ist los?“, nuschelte ich und blickte mich um. Uruha und Aoi standen direkt vor dem Sofa und grinsten mich breit an. Kai saß auf dem Sofa gegenüber und grinste ebenfalls. Aber irgendwie mehr in sich hinein, als die anderen beiden. „Wie ich sehe, hattet ihr wohl Spaß beim Putzen“, meinte Uruha. „Ich... was?“, ich verstand nicht was Uruha meinte. Warum waren sie eigentlich hier? Aoi zeigte mit seinem Finger auf meinen Bauch, wo sich Reitas Hand noch auf meiner Taille befand. Urplötzlich schoss mir das Blut in den Kopf. Ich schüttelte direkt Reita, welcher aber nur murrte. „Reita... wach auf. Die anderen sind wieder da“, meinte ich. Gott war das peinlich. „Mir egal... sollen se sich selbst beschäftigen“, murmelte er und zog mich näher zu sich heran, wobei seine Hand tiefer ging. Plötzlich war dieses Kribbeln wieder da. „Reita bitte“, flehte ich. „Gott ey. Nicht mal ein wenig chillen kann man hier“, beschwerte er sich und richtete sich auf, „was wollt ihr denn hier?“, fragte er darauf die andern. „Tut uns leid, aber wir wohnen hier“, kam es nur zurück, „übrigens habt ihr das Badezimmer vergessen“. „Machen wa morgen oder so“, sagte Reita und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Will ich hoffen für euch“, kam es von Kai, welcher aufstand, „ich mach uns was zu Essen“. „Ruft uns, wenn’s fertig ist“, murmelte Reita wieder und drückte mich an sich. Der Blutüberschuss kam wieder zurück. „Ach wie süß“, sagte Aoi und auch Uruha grinste eindeutig. „Keine Sorge, so kitschig wie ihr werden wir nie“, konterte Reita direkt. „Da wäre ich mir nicht so sicher“, lachte Uruha und setzte sich auf Kais alten Platz. Aoi gesellte sich direkt daneben, bzw. auf Uruhas Schoß. „Wir sind heute Morgen nicht weit gekommen“, säuselte Aoi und seine Hand verschwand ebenfalls unter Uruhas Shirt. „Soll das eine Anspielung sein?“, fragte Uruha grinsend. „Eher eine Anweisung“, war Aois Antwort, worauf dessen Freund ihn abrupt zu sich heran zog und stürmisch küsste. Dabei wanderte seine freie Hand verdächtig in Aois Schrittgegend. Dieser grinste. Plötzlich stellte ich mir die Frage, wer von beiden dominanter war. Jetzt wo ich sie so sah, konnte ich mir keinen irgendwie passiv vorstellen. Sie waren sich so ähnlich. Der Kuss war auch mehr, als ein einfacher Kuss, ein Zeichen der Zuneigung, er war viel mehr ein Kampf. Ein Kampf um die Dominanz. Wenn Reita mich küsste, war ich direkt körperlich so schwach, dass ich gar nicht zu einem Kampf ansetzte. Der Gedanke war mir vorher nie gekommen. Ob sich Reita so etwas vielleicht von mir wünschte, schoss es mir durch den Kopf, dass ich mal die Initiative ergreife? Unsicher schaute ich leicht zu ihm rüber. Er hatte die Augen wieder geschlossen und lag entspannt auf dem Sofa, während seine Hand ganz leicht über meinen Bauch strich, sodass ich es nur spüren, aber nicht sehen konnte. Mein leises Seufzen ging in dem ruhigen Keuchen von Aoi unter. Dieser hatte Uruha mittlerweile das Shirt ausgezogen und flüsterte ihm irgendetwas ins Ohr, während er deutliche Bewegungen mit seinem Schoß andeutete. Mir schoss das Blut in den Kopf. Ich bemerkte, dass Reita kurz davor war irgendetwas zu sagen, denn sein Körper, hinter meinem, wurde unruhig. Gerade als ich dachte, dass ihm der Kragen platzte, standen Aoi und Uruha abrupt auf und verließen das Wohnzimmer. Das leichte Knallen ihrer Zimmertür ließ vermuten, wie eilig sie es hatten. „Meine Fresse“, sagte Reita plötzlich und sein Atem kitzelte meinen Nacken, „die können es echt nicht lassen.“ Im ersten Moment erwiderte ich nichts darauf. „Reita?“, fragte ich irgendwann vorsichtig. „Mhh?“ „Bei Uruha und Aoi... wer der beiden...“, wieso hatte ich eigentlich gefragt? „Wer von den beiden oben oder unten ist?“, fragte Reita offen. Ich nickte nur. Reita blieb einen Moment still, wodurch man ein leichtes Stöhnen aus Uruhas und Aois Zimmer wahrnehmen konnte. Mir schoss das Blut wieder in den Kopf. „Hört sich so an, als ob Aoi heute am Zug ist“, kam es trocken von Reita, „kann aber gut sein, dass sich das noch im Laufe dessen ändert. Das kann man bei den beiden nie so genau sagen.“ Ich brauchte einen Moment um zu verstehen, was Reita damit meinte. „Du bist so faul Reita“, kam es plötzlich von Kai, welcher ins Wohnzimmer kam und die Musikanlage einschaltete, wodurch Aois nächstes Keuchen überdeckt wurde, „Essen dauert noch was“. „Soll ich dir helfen?“, fragte ich Kai. Ich mochte es nicht, wenn er immer alles alleine machte. „Gerne. Das ist lieb von dir“, meinte er und lächelte wieder, sodass man selbst lächeln musste. „Reita... könntest du bitte“, flüsterte ich zu meinem Cousin und versuchte seinen Arm anzuheben. Reita brummte nur was Undeutliches. Ließ mich dann aber doch letztendlich gehen. In der Küche schnippelte Kai gerade irgendwelches Gemüse klein. „Was kann ich machen?“, fragte ich unsicher und schaute mich um. „Ähm. Du kannst aufpassen, dass das Fleisch nicht anbrennt“, meinte Kai und deutete auf den Herd. „Okay“, ich hatte noch nicht allzu oft an dem Herd gestanden, musste ich gestehen, aber Fleisch umdrehen würde ich wohl noch hinbekommen. Kai summte munter vor sich hin. Es war eine angenehme Stimmung, auch wenn keiner von uns beiden etwas sagte. „Wie war es eigentlich bei Miyavi?“, fragte ich irgendwann, als mir wieder einfiel, dass die anderen bei ihm gewesen waren. „Chaotisch und... nett“, antwortete Kai und hatte dabei wieder dieses andere Grinsen im Gesicht, was alles sagte. „Er meinte zwar, er hätte extra aufgeräumt, aber es war immer noch irgendwie chaotisch. Überall lagen noch Songtexte rum und so ein Zeug. Und die Küche, wenn man das Küche nennen kann. Kein Wunder, dass er so verdammt dünn ist. Das hättest du sehen müssen. Ein Campingkocher und eine Mikrowelle. Das wars. Es ist ein Wunder, dass er noch lebt. Vielleicht kommt er morgen vorbei“, erzählte Kai einfach drauf los. Sein Lächeln wurde dabei immer größer, sodass er mich ansteckte. „Hört sich nach viel Spaß an“, meinte ich leicht grinsend. Kai grinste nur weiter und summte wieder vor sich hin. Ich deckte gerade den Tisch, als er plötzlich sagte: „Ich freu mich für euch“. Verwundert ließ ich die Messer sinken. „Danke...“, murmelte ich leise und lief wieder ein wenig rot an. „Ihr habt es euch verdient“, sagte er noch und schaute leicht neidisch. “Du hast auch wen besonderen verdient Kai“, rutschte es mir darauf direkt raus. Kai schaute mich leicht perplex an und lief darauf hin selbst rot an. „Danke... aber ich weiß nicht so recht“. „Wieso?“, wollte ich wissen. „Weißt du... nichts gegen Reita, aber die meisten stehen halt eher auf Leute wie ihn. Cool, selbstsicher und ein zudem noch ein Arschloch. Also nichts gegen Reita oder gegen dich. Ich hoffe du weißt was ich mein...“, ich nickte, „und so bin ich einfach nicht. So will ich auch gar nicht sein... und das ist wahrscheinlich das Problem... aber langsam hab ich mich damit auch abgefunden“. „Das ist doch völliger Quatsch“, meinte ich sofort und ernst, „du bist völlig in Ordnung wie du bist. Du bist total nett und fürsorglich, siehst gut aus, bist charmant. Miyavi müsste ein Idiot sein, wenn er dich nicht nehmen würde“. Kai schaute mich jetzt noch perplexer an. Jetzt liefen wir beide rot an und lachten wenig später laut los. „Danke“, meinte er zum Schluss und wuschelte mir durch meine eh schon versaute Frisur. Spätestens jetzt war das letzte Eis zwischen uns gebrochen. Zusammen machten wir das Abendessen fertig und deckten noch den Tisch. Jedoch im Wohnzimmer, damit wir währenddessen wieder einen Film schauten konnten. Reita war trotz der recht lauten Musik wieder eingeschlafen, was mich lächeln ließ. Meiner, schoss es mir durch den Kopf, als ich ihn beobachtete. Leise stellte ich das klappernde Geschirr ab, um ihn nicht zu wecken. „Schläft der immer noch?“, flüsterte Kai und schaute zu Reita hinüber, während er das Besteck sortiert hinlegte. Ich nickte grinsend. Wenn mein Cousin schlief, machte er einen ganz anderen Eindruck. Es war irgendwie weicher und friedlicher. Aus dem Badezimmer hörte man leicht das Geräusch der Dusche. „Die sind wohl auch schon fertig“, murmelte Kai leise. Er lief dabei nur ein bisschen rot an. Ich schaute dezent auf den Boden. Unweigerlich schossen mir einzelne Bilder durch den Kopf von den beiden, was mir mehr als nur unangenehm war. „Weck ihn mal langsam. Können dann gleich essen“, sagte Kai noch und deutete auf Reita, während er wieder in die Küche lief. „Reita?“, fragte ich leise und stupste meinen Cousin leicht an. Dieser drehte sich lediglich um und grummelte etwas Unverständliches. „Reita, es gibt gleich Essen“, meinte ich darauf etwas intensiver und schüttelte ihn leicht. Verschlafen öffnete er seine Augen und grummelte wieder. „Was gibt’s denn?“, fragte er und fuhr sich wieder durch seine blonde Mähne. „Nudelpfanne“, antwortete ich und wollte gerade aufstehen, als Reita mich am Arm festhielt und zu sich auf die Couch zog. „Reita, das Essen ist fertig“, meinte ich, konnte mich dann aber doch nicht gegen ihn wehren. Schon gar nicht, als er mich erneut küsste. Seine dominante Zunge drängte meine völlig zurück. „Nehmt euch wenigstens ein Zimmer wie die anderen zwei“, sagte Kai bedrückt und stellte die große Pfanne auf den Tisch. „Sorry“, nuschelte ich verlegen, während Reita das völlig egal war. Just in dem Moment kamen Aoi und Uruha in das kleine Wohnzimmer. Beide mit nassen Haare und einem Grinsen auf dem Gesicht. Ich konnte ihnen fast nicht in die Augen schauen. „Das riecht aber gut Kai“, meinte Aoi und schnupperte kurz an dem Essen, „ich sterbe fast vor lauter Hunger“. „Hab ich dich verausgabt?“, kam es grinsend von Uruha. Aoi grinste eindeutig. „Leute ich will gerade Essen, also lasst es bitte sein okay?“, grummelte Reita neben mir. „Das sagst gerade du?“, lachte Aoi, „ich erinnere dich gerne an die letzten zwei Jahre, wo du so gut wie kein Abendessen ausgelassen hast, um uns von deinen Abenteuern zu berichten. ‚So eine Granate hatte ich lange nicht mehr im Bett’, ‚der halbe Wohnblock muss uns gehört haben’ oder ‚die nächste Woche wird der nicht entspannt sitzen können’“. Reflexartig verkrampfte ich mich bei diesen Aussagen. Reita hatte wohl ebenfalls nicht damit gerechnet und anhand der Stille merkte wohl auch Aoi, dass er mit seinen Aussagen zu weit gegangen war. „Sorry“, meinte er leise und begann schnell zu essen. Ich fühlte mich unwohl. Wieder einmal wurde mir bewusst, dass mein Cousin weitaus mehr Erfahrung hatte wie ich. Genau genommen, hatte ich gar keine Erfahrungen. Was war, wenn ich ihn enttäuschte? Wenn es ihm einfach nicht gefiel? Als Reita nach meiner Hand griff, schreckte ich aus meinen Gedanken wieder auf. „Keine Angst“, meinte er kurz und küsste mich kurz. Man merkte sofort, dass die Stimmung schlagartig wechselte. Alle am Tisch guckten uns an, was mich direkt wieder rot anlaufen ließ. „Hach, ihr seit so süß“, sagte Aoi erneut und lehnte sich an Uruha, welcher auch zufrieden lächelte. Selbst Kai hatte wieder eines seiner typischen Grinsen im Gesicht. „Bevor ich es vergesse“, meinte er plötzlich, „Miyavi hat uns zu sich ins Studio morgen eingeladen“. „In die PSC?“, wollte Reita direkt wissen und wurde hellhörig. „Jap“, war Uruhas Antwort, „er besorgt uns Besucherausweise und holt uns morgen um neun Uhr am Eingang ab“. „Geil“. „Ja finden wir auch“, sagte Aoi und nahm einen weiteren Bissen, „und wir dürfen sein Studio sogar mal testen“. „Krass. Ist ja mal voll geil. Dann müssen wir ja morgen unsere Instrumente noch holen“. „Haben wir auf dem Rückweg mitgebracht“, erklärte Kai. „Auch die Drums?“, wollte mein Cousin wissen. „Ach Quatsch. Wir können da doch mit keinem LKW ankommen. Ist schon so ein Wunder, dass wir die Gelegenheit dazu haben. Das glaubt uns eh keiner“, meinte Kai. Man bemerkte, dass er auch gerne gespielt hätte, aber die Drums waren einfach zu groß. „Hat Mi... wie hieß er noch mal?“, fragte Reita nach. „Miyavi. Mi-ya-vi“, kam es empört von Kai. „Ja, wie auch immer. Hat der keine Drums?“. „Nein. Er ist Sänger und Gitarrist“. „Ja, woher soll ich das denn wissen?“, fragte mein Cousin leicht patzig. „Weil er es uns erzählt hat“, konterte Kai direkt. „Hat er?“ „Hat er“, sagte Uruha, während er die leeren Teller einsammelte. „Egal“, grummelte Reita und lehnte sich lässig zurück, „welchen Film schauen wir?“ „Gar keinen“, erwiderte Kai und räumte mit mir den Tisch weiter ab, „wir müssen morgen um neun Uhr da sein. Pünktlich“. Reita grummelte nur wieder etwas Undeutliches. In der Küche wollte mir Kai direkt das Besteck aus den Händen nehmen. “Nein, ich mach schon“, antwortete ich schnell, „ich... mag es nicht, wenn du immer alles allein machst“. „Das ist süß von dir Ruki, aber vom Festhalten werden die Messer auch nicht sauber“, meinte Kai grinsend, „aber du kannst mir gerne beim Spülen helfen“. Schnell schnappte ich mir das Spültuch. „Und du Reita, kannst dich dem Badezimmer widmen“, rief Kai noch aus der Küche. „Boar nein. Ich bin müde ey. Weißte eigentlich was das für ne Arbeit war mit dem fuck Wohnzimmer?“, kam es direkt empört zurück. „Komm Rei, jetzt stell dich nicht so an. Bist doch ein großer Junge“, sagte Uruha und man hörte direkt heraus, dass er sich über seinen besten Freund lustig machte. „Pass auf waste sagst, in deinem Zustand bin ich wesentlich schneller als du“, kam es drohend zurück. Uruha lachte laut auf. „Keine Sorge Rei, ich kann mich noch schnell genug bewegen, bei unserem Spezialtraining“. „Das will ich alles gar nicht wissen“, murmelte Reita darauf. Es war klar, dass ihm die Argumente ausgingen. Nach einer kurzen Phase der Stille sagte Uruha ernst: „Das wolltest du noch nie. Auch früher in der Mittelschule nicht“. Reita seufzte und anhand der Geräusche konnte man erahnen, dass er sich neben seinen besten Freund gesetzt hatte. „Du weißt, warum nicht. Das hat nichts mir dir zu tun gehabt und hat es immer noch nicht...“ Aoi betrat die kleine Küche und schnappte sich still das zweite Spültuch, „aber du kennst meine Prinzipien“. Wieder entstand eine kurze Phase der Stille. „Ja ich weiß, du vögelst deine Freunde nicht aus Prinzip“, meinte Uruha seufzend. Ich hätte fast den Teller in meiner Hand losgelassen, welchen ich derzeit abtrocknete. Mir war zuvor nie in den Sinn gekommen, wie nahe sich Reita und Uruha wirklich standen. Bei dem Gedanken jedoch, dass Uruha für mich zur Konkurrenz werden könnte, bekam ich Panik, weil ich wusste, dass ich nie bei ihm mithalten könnte. „Du bist gut so wie du bist und das weißt du. Außerdem würde mir Aoi den Kopf abreißen, wenn ich irgendwas versuchen würde...“, erklärte sich Reita, als Aoi durch die Küche rief, „nicht nur den“, „... und jetzt wo ich Ruki endlich hab...“. Sämtliche Zweifel waren wie davon gefegt und als dann noch hörte wie Uruha sagte: „Gottchen Rei, du wirst ja rot“, war ich völlig überzeugt und noch nie so froh wie zuvor, den Schritt gemacht zu haben. Dass Aoi und Kai mich angrinsten, bekam ich gar nicht mit, weil ich wie in Trance und leise vor mich her singend, den nächsten Teller abtrocknete. Im Endeffekt hatte Reita doch das Badezimmer geputzt, wenn auch fluchend und fest davon überzeugt, dass das Putzmittel beinahe seine Hand aufgelöst hätte. Ich lag schon im Bett, als er dazu kam. An das Rascheln der Bettwäsche hatte ich mich so gewöhnt, dass ich es beinahe vermisste. Als Reita seine kalten Füße mit meinen verhakte, während er mich wieder zu sich heran zog, schüttelte ich mich kurz vor Kälte. „Sorry“, murmelte er leise und ich spürte seinen Atem leicht auf meiner Kopfhaut. Da ich dort schon immer sehr empfindlich gewesen war, kribbelte es wieder überall bei mir. Leise seufzend schmiegte ich mich an ihn. Besitzergreifend legte er seinen Arm um mich herum. Seinen Herzschlag konnte ich deutlich spüren, was mir einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Der intensive Hautkontakt, da wir beide nur in Shorts schliefen, machte es nicht besser. „Bist du nervös?“, wollte Reita plötzlich wissen. Seine Stimme hörte sich leicht kratzig und fremd an, wie das immer so war, wenn man eine lange Zeit nichts sagte und dann plötzlich das Wort erhob. „Ein... wenig“, gestand ich. Meine Stimme hörte sich genauso komisch an wie seine. „Keine Sorge“, sagte er und küsste mich kurz im Nacken, „ich mach nichts“. „Okay“, hauchte ich und entspannte mich automatisch. Eine Weile entstand wieder eine Phase der Stille. Ich war gerade kurz davor in meinen Schlaf abzugleiten als Reita noch ein „Schlaf gut“ murmelte. Ich brachte noch ein „du auch“ zustande, dann war ich endgültig am Schlafen. Als am nächsten Morgen Reitas Handywecker uns beide weckte, lag Reita halb auf mir. Grummelnd drückte er wild auf seinem Handy herum, solange bist es still wurde. Danach drückte er mich wieder direkt an sich. „Wir müssen aufstehen“, meinte er verschlafen. Seine Haare standen wieder in alle Richtungen ab. Ehe ich etwas darauf erwidern konnte, klopfte Kai schon an unsere Zimmertür. „Aufstehen Jungs. Das Bad ist frei“. „Ist gut“, rief Reita müde zurück. Er streckte sich einmal ausgiebig und schlug die Bettdecke weg. Sofort glitt die kalte Schlafzimmerluft über uns her. Reflexartig begab ich mich in die typische Embryostellung und rollte mich zusammen. „Willst du zuerst ins Bad?“, fragte mich mein Cousin und fuhr sich durch die Haare. Schnell wog ich die beiden Faktoren des Aufstehens und die des warmen Wassers ab und sagte: „Ja, ich geh zu erst“. Ich wollte mich gerade erheben, als mich Reita an meinem Handgelenk wieder zu sich herunter riss um mich schnell zu küssen. „Beeil dich, ich komm gleich nach“, hauchte er mir noch ins Ohr und ließ mein Handgelenk wieder los. Mit rotem Kopf verließ ich das Zimmer und eilte ins Badezimmer. Durcheinander wie ich war, schloss ich noch nicht einmal das Badezimmer ab, sondern stellte mich direkt unter die Dusche. Schnell wusch ich mir die Haare. Ich wusste zwar nicht genau, zu was für einem Label wir fuhren, aber es schien ein besonderes zu sein, so wie die anderen sich verhielten. Ich hatte mir gerade das Handtuch um die Hüfte gebunden, als Reita tatsächlich ins Badezimmer kam. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht. „Warst ja ganz schön schnell“, meinte er und schaute in den Spiegel. „Müssen ja gleich schon los“, murmelte ich und nahm meine Zahnbürste in die Hand, welche mir jedoch fast wieder aus der Hand fiel, als Reita sich plötzlich die Shorts auszog und unter die Dusche stieg. Ich wollte nicht starren, aber ich konnte nicht anders. Reita ließ sich das Wasser über den Körper prasseln und ich musste schlucken. Auch wenn ich nur seine Rückenansicht zu Gesicht bekam, weil er sich mit dem Oberkörper dem warmen Wasserstrahl ausgeliefert hatte, musste ich zugeben, dass ich fasziniert war. Genauso wie sich in dem kleinen Badezimmer ein Nebel bildete, passierte dasselbe mit meinem Kopf. Erst als Reita mich direkt durch die beschlagene Duschkabine anschaute, bemerkte ich, was ich gerade tat. Schnell putzte ich mir die Zähne und verschwand aus dem Bad. In unserem Zimmer lehnte ich mich einen Moment an die Türe und atmete tief durch, ehe ich nach Klamotten kramte. In der Küche saßen Uruha und Aoi. Kai stand hibbelig an der Küchenzeile und rührte in seinem Kaffee. Er trank selten Kaffee, war mir aufgefallen. „Guten Morgen“, sagte ich in die Runde. „Morgen Kleiner“, antwortete mir Uruha, während Aoi kurz winkte. Kai drückte mir direkt das tägliche Orangensaftglas in die Hand und lächelte dabei wieder wie immer. Ich setzte mich auf einen der freien Plätze, wo noch gedeckt war und schmierte mir ein Frühstücksbrot. Viel konnte ich am frühen Morgen nie essen, aber etwas würde ich wohl essen müssen. „Ich hoffe Rei beeilt sich“, murmelte Kai, „wir müssen gleich los“. „Bin schon da“, rief Reita aus dem Flur und betrat die Küche. „Willst du das Teil wirklich tragen?“, fragte Kai direkt und deutete auf Reitas Nasenband. Dieser schaute ihn schweigend an. „Okay habs verstanden“, meinte Kai direkt und drückte auch Reita sein Orangensaftglas in die Hand. Kurz darauf ließ er sich neben mich plumpsen und zog sein Müsli zu sich heran. Die Milch schwappte beim Eingießen über den Schüsselrand. Wirklich viel Zeit hatte mein Cousin für sein Müsli nicht, weil Kai uns wenig später schon aus der Wohnung jagte. Am U-Bahn Gleis wippte er die ganze Zeit von dem einen Bein auf das andere. „Wie lange fahren wir?“, fragte ich Reita und sah zu ihm auf, welcher so tat, als würde er den U-Bahn-Plan lesen. „Halbe Stunde denk ich“, meinte er und schaute mich an. Ich nickte. Am frühen Morgen war schon einiges los. Das Gleis war gut gefüllt. Einen Platz würden wir bestimmt nicht mehr bekommen. „Leute, da kommt unsere Bahn“, rief Kai und deutete auf die U-Bahn welche gerade einfuhr. Hektisch liefen alle auf die besagte Bahn zu. Wir warteten absichtlich, weil wir wussten, dass wir so oder so keinen Platz mehr bekommen würden. So standen wir im Mittelteil mit zig anderen Leuten dicht aneinander. Reita hatte einen Arm um meine Hüfte geschlungen, damit ich nicht umfiel, weil ich an die Schlaufen über mir nicht dran kam. Uruha und Aoi standen sich auf der anderen Seite ebenfalls eng gegenüber. Uruha flüsterte gerade Aoi etwas ins Ohr, was diesen Grinsen ließ, als Reita seinen Griff verstärkte. Fragend blickte ich zu ihm hoch, aber er war zu sehr damit beschäftigt einen Mann neben mich komisch zu mustern. Ich war immer noch müde und lehnte mich leicht an meinen Cousin, welcher mich prompt zusätzlich stützte. „Ruh dich aus“, meinte er und ich schloss die Augen. Und obwohl die Bahn unruhig war und nur so hin und her schaukelte, konnte ich die Augen dank Reita die ganze Fahrt über geschlossen halten, weil ich wusste, dass er aufpassen würde. „Ru. Wir sind gleich da“, sagte er irgendwann und ich öffnete meine Augen langsam, blieb aber jedoch weiterhin an ihm gelehnt. Von der U-Bahn aus, waren es nur noch ein paar Minuten bis zu dem großen PSC Gebäude. Es war dezent und nicht wirklich auffällig. Leicht verunsichert drückte Kai den Sprechanlagenknopf am Haupteingang. „Guten Morgen, wie kann ich Ihnen weiterhelfen?“, erklang eine weibliche Stimme am anderen Ende. „Ähm... wir sind wegen Miyavi hier... er hat uns eingeladen“, sagte er, noch unsicherer als zuvor. „Bitte treten sie ein“, erklang es ein letztes Mal und das Knacken erstarb. Das Summen der Tür ertönte und Kai drückte sich dagegen und die Tür ging auf. Der Vorraum war gigantisch. Edel und stilvoll und protzte nur so von teuren Materialien. Langsam gingen wir auf die Empfangsdame zu. „Miyavi wird sie jeden Moment abholen. Nehmen sie doch bitte Platz“, sagte sie freundlich lächelnd und deutete auf eine Sitzreihe. Nervös nahmen wir Platz. Anhand von Reitas Augengehusche bemerkte ich, dass auch er sich etwas unwohl fühlte, auch wenn seine Sitzhaltung das nicht Preis gab. Die Stille war erdrückend. Lediglich das Tippen der Tastatur war zu hören und kurze Zeit später das ‚Pling’ des Fahrstuhls. Und mit einem lauten Geschrei rannte Miyavi auf uns zu. Zuerst fiel er Kai um den Hals. „Da seit ihr ja“, gab er erfreut von sich. Nachdem er von Kai abgelassen hatte, umarmte er jeden von uns, jedoch nicht so lange und intensiv wie Kai. Reita hatte sich erstaunlich gut unter Kontrolle dabei. „Kommt mit nach oben. Ich hab schon alles aufgestellt“, sprudelte Miyavi drauf los und zog Kai am Ärmel mit sich. Die ganze Fahrstuhlfahrt über plapperte er munter, was er den ganzen Morgen über gemacht hatte. „Und in der Cafeteria gibt es Gratiskaffee so viel man will. Und so viele Sorten. Ich teste alle schon seit Tagen durch. Aber hab immer noch keinen Favoriten. Da können wir auch nachher was essen, das schmeckt zwar nicht so gut wie bei dir, aber ist auch ganz okay...“. Das erneute ‚Pling’ unterbrach ihn. Den Rest bekam ich von seinem Dialog nicht wirklich mit, weil ich immer noch zu überwältigt war. Auf dem schmalen Gang war viel los. Miyavi grüßte alle auf seine typische Art und Weise mit einer Umarmung oder gleich mit einem Kuss. Vor einer bunten Tür blieb er stehen. Es war unschwer zu erkennen, dass dies sein Zimmer sein musste, wo groß und fett sein Name in Gold auf der Tür stand. „Willkommen in meinem Reich“, sagte er munter und öffnete die Tür. Langsam betraten wir fünf den doch recht großen Raum. Auf dem Boden lagen ein paar Luftballons, Sitzkissen und ein großer Gymnastikball herum. Schwungvoll schmiss er sich auf die Couch. „Setzt euch“, forderte er uns auf und deutete auf den Boden, „wollt ihr was trinken?“ Zögernd nahm ich neben Reita Platz und schaute mich um. „Ein Wasser... wenn du hast“, kam es zögerlich von Kai. „Ich hab alles Mögliche hier. Wartet mal“, kam es direkt zurück. Schwungvoll und summend wurde der Kühlschrank geöffnet. „Alsoooo. Im Angebot hab ich neben Wasser auch Saft und Bier und noch irgendwas anderes“. „Warum hast du Bier hier?“, wollte Kai skeptisch wissen. „Ist von der Willkommensparty übriggeblieben“. „Ich nehme wohl ein Bier“, meinte Uruha, worauf von Aoi ein „Ich auch“ kam. Reita wollte gar nichts trinken und ich bestellte ein Apfelsaft. Nachdem Kai sein Wasser bekommen hatte saß Miyavi wieder hibbelig auf seiner Couch. „Wollt ihr das Studio sehen?“, fragte er irgendwann und ich war mir sicher, dass er das schon tun wollte, seit wir mit einem Fuß das Gebäude betreten hatten. Kai stimmte als Erster zu und wurde prompt von Miyavi an die Hand genommen. Dieses Mal hatte dieser seine Gesichtsfarbe einigermaßen unter Kontrolle. Auf der Tür die er öffnete stand dick und fett ‚Business before pleasure’. Der Proberaum war, wie der Rest der PSC ordentlich ausgerüstet. Unserer dagegen sah aus wie eine Ansammlung von Sperrmüll. Die anderen waren noch ein wenig mehr beeindruckt wie ich. „Boah, Uru, schau mal. Das Neuste vom Neusten“, sagte Aoi andächtig. Miyavi stand stolz in der Mitte des Raumes und grinste vor sich hin, Kai dabei immer noch an der Hand haltend. „Lasst uns was zusammen spielen“, meinte er und ging zum Mischpult hinüber. In meinen Augen sah es so aus, als würde er wild irgendwelche Knöpfe drücken, aber ich war mir fast sicher, dass er wusste was er tat, „wollt ihr eure Instrumente nehmen, oder soll ich euch was leihen?“ Reita packte schon sanft sein Bass aus. Mich fasste er auch immer so vorsichtig an, schoss es mir durch den Kopf. Prompt lief dieser rot an. Aus meinen Gedanken holte mich erst Miyavi selbst wieder, als er mir das Mikro in die Hand drückte. Ich war nervös. Vor den anderen zu singen war ja schon eine Art Überwindung für mich, aber dann auch noch vor Miyavi. „Keine Sorge“, meinte Reita plötzlich und küsste mich kurz, „du kannst das“. „Wahhh, ihr seit so niedlich. Sind sie nicht niedlich, Kai?“, quiekte Miyavi direkt drauf los, weswegen mein Cousin die Augen verdrehte. „Ja sind sie und jetzt erdrossele mich nicht“, bettelte Kai belustigt. Die Stimmung wurde immer lockerer mit der Zeit und ich fühlte mich auch nicht mehr so unwohl. Zuerst spielten sich Uruha und Aoi ein. Miyavi stieg einfach irgendwann mit ein, nachdem er sich die Noten kurz angeschaut hatte. Er hatte wirklich ein außerordentliches Talent sich Sachen zu merken. Reita konnte auch ohne Probleme mit einsteigen. Dabei biss er sich wieder leicht auf die Zunge, was mich direkt schmunzeln ließ. Kai trommelte leicht auf seiner Stuhllehne den Takt mit und beobachtete uns, während ich nervös mit dem Kabel spielte und mit dem Fuß wippte. Mein erster Einsatz schlug fehl. Meine Stimme hörte sich plötzlich so kratzig an. „Ganz ruhig“, sagte Kai und stand plötzlich neben mir, „wenn die dort angekommen sind, zähle ruhig laut bis drei und fang dann an“. Er deutete auf eine Textstelle. Ich nickte und versuchte mich auf die kommende Textstelle zu konzentrieren. Dadurch, dass Kai laut neben mir mitzählte gelang mir dieses Mal der Einstieg. Erst wieder etwas zu leise, aber dann immer lauter und vor allem gefühlvoller sang ich den Song. Es dauerte nicht lange und ich war wieder in diesen merkwürdigen Trancezustand gefangen, welchen ich erst seit kurzem kannte. Ich variierte verschiedenen Tonlagen miteinander und konzentrierte mich nur auf meine Stimme, welche ich mal wieder kaum wiedererkannte. So lief es bei jedem Lied ab. Miyavi brachte eine Art andere Würze und Stil mit in unsere Songs und es machte richtig Spaß. Nicht nur, weil es hier viel professioneller war, sondern eher weil die Stimmung so ausgelassen war. „Lasst uns ne Pause machen“, kam es irgendwann von Reita und die Instrumente verstummten nacheinander abrupt, „deine Stimme ist schon ganz kratzig“. „Ich übersetz mal“, meinte Uruha zu mir und klopfte mir auf die Schulter, als ich den Boden anstarrte, „Er macht sich Sorgen um dich“. Mein Cousin sagte nichts dazu, sondern stellte seinen Bass in aller Ruhe in den dafür vorgesehenen Ständer. Kai saß immer noch verkehrt herum auf seinem Stuhl. Man sah ihm an, dass er selbst gerne hätte spielen wollen. Gemeinsam nahmen wir wieder irgendwo Platz. Uruha hatte Aoi zu sich auf den Schoß genommen und flüsterte ihm wieder irgendwas zu, was keiner verstand. Ich saß mit Reita dieses Mal auf der Couch, während sich Miyavi den Gymnastikball geschnappt hatte. „Soooooooo“, meinte dieser irgendwann und stemmte die Hände in die Hüften, „jetzt bist du dran Kaichen“. Aoi gluckste leicht in den Kuss mit Uruha, als er das hörte. Kai dagegen schaute Miyavi nur fragend an. „Ja, du hast heute ja noch gar nicht gespielt“, erklärte Miyavi und legte sich mit dem Bauch auf den Ball, sodass er mit den Beinen strampeln konnte. Kai verstand immer noch nicht, was Miyavi ihm sagen wollte. Und der Rest ebenfalls nicht. „Kommt mit und nehmt die Instrumente mit“, meinte er und nahm Kai direkt wieder an die Hand und verließ mit ihm den Raum. Auf dem Gang war es mittlerweile leerer, sodass er nur gelegentlich wen grüßte. Ich lief dicht neben Reita her und schaute mich neugierig um. Ohne anzuklopfen stürmte Miyavi in einen der Räume am Ende des Ganges. „Halloooo Jungs“, rief er laut und die kleine Gruppe, welche sich am Tisch über Notenblättern und Songtextentwürfen versammelt hatte schaute auf. „Oh mein Gott... Kagrra“, murmelte Aoi ein Stück hinter mir ehrfürchtig. „Was gibt’s?“, fragte einer der Fünf und winkte uns lächelnd zu. Anscheinend machte es ihm nichts aus, dass Miyavi sie, schon wieder wie sich später rausstellte, von der Arbeit abhielt. „Izumiiiiii, tust du mir eine Gefallen?“, bettelte Miyavi und versuchte einen Dackelblick zustande zu bekommen, was ihm jedoch misslang. Selbst ich konnte mir kein Grinsen verkneifen und der Rest erst recht nicht. „Können wir uns kurz den Proberaum und deine Drums borgen, weil mein Freund hier“, er wedelte mit seiner Hand, in welcher sich Kais befand, „konnte seine nicht mit hier hin mitnehmen, und konnte deswegen als Einzigster gerade nicht spielen“. „Einziger“, murmelte Uruha und einer der anderen leise. Kai bekam das nicht mit, sondern schaute Miyavi nur geschockt an. Izumi grinste über die Szene. „Ja klar, wenn ihr aufpasst“, meinte er und lehnte sich zurück. Kai verlor jegliche Gesichtsfarbe. „Ja natürlich... “, erwiderte Miyavi sofort freudig, wurde jedoch von Kai unterbrochen: „Nein... ich... das geht doch nicht... ich kann doch nicht... nein wirklich nicht...“. „Doooooooooooooooch natürlich“, konterte Miyavi direkt, „oder Jungs?“ „Mach einfach“, war Reitas Kommentar. „So eine Gelegenheit bekommst du so schnell nicht wieder“, meinte Uruha ehrlich. „Aber...“, nuschelte Kai. Ich hatte ihn noch nie so unsicher gesehen. „Kein ‚aber’“, bestimmte Miyavi und zog Kai mit sich in den Proberaum, „danke noch mal Jungs“. „Kein Ding“, kam es nur zurück ehe sie sich wieder ihren Blättern widmeten. Miyavi hatte Kai hinter die Drums gesetzt, welcher immer noch mit der Situation überfordert schien. Schnell hatten die anderen ihre Instrumente angeschlossen und ich eines der Mikros. „Hab keine Angst Kaichen, du kannst nichts kaputt machen“, meinte Miyavi grinsend und schaute Kai mit großen Augen an, ehe er mit dem Stück anfing. Aoi und Uruha stiegen kurz darauf ein und Reita ebenfalls. Gedanklich zählte ich schon. Genau wie ich bei den ersten Tönen leise war, war Kai es jetzt mit den fremden Drums. „Lauter“, meinte ich und Kai spielte zaghaft lauter. Und auch wie ich war er von jetzt auf gleich wie in Trance und spielte einfach wie immer, nämlich verdammt gut. Grinsend zählte ich wieder bis Drei und stieg als letzter ein und verschwand schneller als je zuvor in dem Lied. Und es war besser als je zuvor. Dass wir nach kürzester Zeit nicht mehr nur für uns spielten, bekamen wir natürlich nicht mit... Nachwort: Das wars schon wieder ^^ Daaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaanke fürs lesen und Kommis sind wieder gern gesehen^^ Ich hab übrigends ein neues FF Projekt^^ <---- da gibts mehr^^ Neues Kapitel wird eventuell ein Saga x Tora Special ;) Adult ;) Chris~ Kapitel 10: Up and DOWN ----------------------- Kapitel 10 Vorwort: Es tut mir Leid, dass es wieder länger gedauert hat!!! Warnung: Es gibt einen Todesfall und Dramatik in dem Kapitel!!! Widmung: Es ist zwar schon länger her, und sie kennt das Kapitel schon, aber es ist gewidmet, da sie mir die Animagic versüßt hat :3 Music: L'Arc~en~Ciel and MUCC Kapitel 10 Up and DOWN Nur durch die Hoffnung bleibt alles bereit, immer wieder neu zu beginnen „Lauter“, meinte ich und Kai spielte zaghaft lauter. Und auch wie ich, war er von jetzt auf gleich wie in Trance und spielte einfach wie immer, nämlich verdammt gut. Grinsend zählte ich wieder bis Drei und stieg als Letzter ein und verlor mich schneller als je zuvor in dem Lied. Und es war besser als je zuvor. Dass wir nach kürzester Zeit nicht mehr nur für uns spielten, bekamen wir natürlich nicht mit... Stöhnend und vor allem keuchend legte ich den Kopf in den Nacken. Der Schweiß rann mir meinen Nacken und Hals herunter, wo er von meinem Shirt aufgesogen wurde. Meine Lunge brannte und japste trotzdem weiter nach Luft. Träge drehte ich meinen Kopf zu beiden Seiten und erkannte, dass es Reita und vor allem Kai nicht anders ging. Uruha und Aoi konnte ich nicht ausfindig machen. „Das war... unglaublich geil“, murmelte mein Cousin neben mir und ich schaffte es kurz zu nicken. Mein Hals fühlte sich so trocken und kratzig an, dass ich mich gar nicht traute was zu sagen. Irgendwann bewegte sich Miyavi zu meinen Füßen. „Das sollten wir öfters... alle zusammen machen“, meinte er schnaufend und rappelte sich ebenfalls träge auf, um zum Sofa zu tapsen und sich auf Kai fallen zu lassen, welcher erschrocken aufschrie. Kai lief rot an, als sich Miyavi weiter anlehnte. „Weißt du was, Kaichen?“, meinte er dann und sah Kai mit großen Augen an. Dieser war immer noch so außer Puste, dass er nur kurz grummeln konnte. „Ich hab dich wirklich gern“, meinte Miyavi plötzlich ernst. Nicht nur Kai, sondern auch der Rest im Raum, schien verwundert zu sein. Es dauerte auch einen Moment, bis Kai sich soweit wieder gefangen hatte. Immer noch rot bedankte er sich stotternd. Miyavi strahlte über beide Ohren und kuschelte sich weiter an Kai. Langsam und unsicher lehnte ich mich an Reita, welcher mich prompt näher zu sich heranzog. „Alles okay, Kleiner?“, fragte er mich, während sein Atem mittlerweile ebenfalls wieder regelmäßiger ging, „Oder war es doch zu viel auf einmal?“. Ich räusperte mich kurz, um meine Stimme wieder zu finden. „Nein, alles okay.“ „Du warst echt Wahnsinn. Keiner der anderen war so gut nach so kurzer Zeit“, lobte er mich, was mir schon fast ein wenig unangenehm war. „Danke“, nuschelte ich und vergrub meinen Kopf ein wenig an seinem Schlüsselbein, „es macht Spaß mit euch zu proben“. Allgemeine Zustimmung. Wir lagen noch eine ganze Weile schweigend im Raum herum, ehe jemand zaghaft an die Tür klopfte. „Ich will euch ja nicht stören…“, meinte einer aus der anderen Band zu uns, „…aber wir bräuchten unseren Raum wieder“. Aoi war der Erste, welcher aufsprang und Uruha gleich mit sich zog. „Oki doki, Izumi“, trällerte Miyavi und stand klatschend auf. „Dann machen wir uns mal auf die Socken“. Schnell hatte er Kai an der Hand genommen und von der Couch hochgezogen. Ich stand vor Reita auf und bemerkte erst jetzt den leichten Schmerz in meinem Hals. „Alles okay?“, wollte mein Cousin wissen. „Geht schon“, murmelte ich heiser. Ich fühlte mich wie nach einem dreistündigen Konzert, wo ich pausenlos rumgeschrien hatte. „Lass mal schauen“, murmelte Reita und legte seine Hand auf meinen Hals. Ich bekam direkt eine Gänsehaut und ich hielt den Atem an. Seine Finger tasten vorsichtig über meinen Hals und kitzelten ein wenig. Mir lief ein Schauer über den Rücken und ich musste mit mir kämpfen, um nicht die Augen zu schließen oder zu seufzen. „Wenn wir zu Hause sind, ...“, meinte Reita irgendwann und nahm plötzlich seine Hände von meinem Hals und versteckte sie in seinen Hosentaschen, „ …gebe ich dir was zum Lutschen“. Hinter uns gluckste Uruha plötzlich und auch Aoi lachte merkwürdig. „Nicht das, was ihr schon wieder denkt“, maulte Reita direkt und legte einen Arm um mich, um an den anderen vorbei zu laufen. Als ich registrierte, was die anderen damit gemeint hatten, lief ich dunkelrot an, als ich mich an einer der letzten Nächte erinnerte. Ich spürte ihn immer noch... an mir, was mir peinlich war. „Auf den Erfolg sollten wir anstoßen“, meinte Uruha irgendwann in Miyavis Proberaum. „Ich könnte uns was besonderes kochen“, schlug Kai vor und Miyavi war direkt Feuer und Flamme. Ich hielt mich dezent im Hintergrund, da ich mittlerweile erschöpft auf Reita lag, während er locker durch meine Haare fuhr. Mein Körper fühlte sich unglaublich schwer an. „Sollten wir das nicht irgendwie aufteilen?“, meinte Reita laut in die Diskussion zu fragen. Allgemeine Stille. „Reita, manchmal erstaunst du mich einfach nur mit deinen Gedankengängen“, murmelte Uruha ehrfürchtig. „Wasn?“, kam es nur verständnislos zurück. „Nichts“, lachte Aoi, „alles okay Reita. Kümmere du dich um deinen Freund,“, mein Magen drehte sich einmal, „war vielleicht alles etwas zu viel für ihn und wir machen den Rest“. „Ich geh mit Kai einkaufen“, schrie Miyavi plötzlich laut und klammerte sich gleichzeitig an seinen rechten Platznachbar. Kai schien keine Einwände zu haben. „Ich hole was zum Trinken“, meinte Reita grinsend. „Ich fahre mit Aoi nach Hause und mach da schon mal was fertig“, kam es von Uruha, „ich muss eh noch die Wäsche machen“. Von den ganzen Plänen bekam ich nicht viel mit. Mittlerweile war ich irgendwo zwischen Wachen und Schlafen. „Ruki?“, hörte ich an meinem Ohr gehaucht. „Mh?“. „Willst du mit mir mit oder mit Uruha und Aoi nach Hause?“, fragte mich Reita. „Mit... dir“, nuschelte ich und stand langsam auf. Auch Reita erhob sich und richtete seine Hose. „Okay, dann treffen wir uns in einer Stunde wieder zu Hause“, sagte Kai, während er von Miyavi aus dem Raum gezogen wurde. „Und weg sind sie“, murmelte Aoi und starrte auf die Tür. „Wir machen uns dann auch auf den Weg“, sagte mein Cousin und nahm mich an die Hand. „Bis nachher“, nuschelte ich und tapste meinem Cousin hinterher. Auf dem Flur begegneten wir niemandem, auch der Fahrstuhl war völlig leer. Mit einem schrillen ‚Pling’ schloss sich die Türe, wenig später wurde ich küssend an die kalte Stahlwand gedrückt. Wie Butter in der Mittagssonne, schmolz ich in seinen Armen und meine Knie gaben nach. Ich spürte seine warme Zunge in meinem Mund und versuchte den Kuss verzweifelt zu erwidern, auch wenn ich mir sicher war, dass ich ein schlechter Küsser war. Reita hatte wesentlich mehr Erfahrung, hatte ich bitter feststellen müssen. Ich keuchte in den Kuss hinein und auch Reita löste sich keuchend von mir. Er war mir immer noch so verdammt nah, sodass ich seinen erhitzten Atem deutlich auf meiner Haut spüren konnte. Der Blick, mit welchen er mich ansah, jagte mir einen erneuten Schauer über den Rücken. Er drückte mehr als ehrliche Liebe aus, sondern ebenfalls Verlangen und Lust. Mich überfiel eine leichte Panik. „Reita... ich...“ – ‚Pling’. Die Tür öffnete sich und Reita stand urplötzlich auf der anderen Seite des Fahrstuhles und verließ diesen lässig, wie eh und je. „Was willst du denn großartig, eine Stunde lang zu Hause fertig machen?“, fragte Aoi und setzte sich grinsend auf Uruhas Schoß. „Weiß nicht“, hauchte dieser zurück, „was mir alles so spontan einfällt, oder hast du eine feste Vorstellung, was ich“, er zog seinen Freund plötzlich näher an sich heran, sodass er das erregende und vor allem stark pulsierende Blut durch dessen Unterleib spüren konnte, „machen soll?“. „Mir wird da schon was einfallen“, waren die letzten Worte, ehe sämtliche Geräusche in einem Kuss untergingen. „Was müssen wir denn alles einkaufen?“, fragte Miyavi, während die den hellen Flur entlang liefen. „Weiß noch nicht“, murmelte Kai und sah ängstlich der kleinen Gruppe von Leuten entgegen, welche sich ihnen näherte. Urplötzlich ließ Miyavi seine Hand los und stürmte auf die besagte Gruppe los. „Keiyuu!“, schrie er und rannte einen in der Gruppe fast um. Liebevoll wurde die stürmische Umarmung erwidert. Kai wusste nicht wie er reagieren sollte. Auf der einen Seite war die Szene auf irgendeine Art und Weise niedlich, aber auf der anderen Seite krampfte sich in seinem Inneren etwas zusammen, was ihn schlucken ließ. Er hatte vor Miyavi nicht wirklich mit Menschen zu tun gehabt die so extrovertiert waren. Generell kannte er einfach keinen, der Miyavi nur ein wenig ähnlich war. Er selbst war absolut kein Mensch, der einfach so auf Menschen zuging und neue Bande knüpfte. Eher ließ er andere auf sich zugehen. Vielleicht war er auch deswegen so von Miyavi fasziniert, da er selbst eher das Gegenteil von ihm war. Und jetzt zu sehen, dass Miyavi jemanden anderen genauso stürmisch und leidenschaftlich behandelte wie ihn, versetzte ihm einen leichten Stich. Im Allgemeinen hatte er immer das Gefühl einer von vielen zu sein. In großen Massen stach er nicht wirklich hervor und unglaublich viele Freunde und Bekannte hatte er auch nicht. Wenn, war es eher Reita, der quasi jeden in der Disco grüßte, auch wenn dies meist andere Hintergründe hatte. Und bis vor kurzem war er auch immer damit zufrieden gewesen. Ihm reichte es, wenn er sich in seinem kleinen Kreis von Freunden bewegte, wo er wusste, dass dies wahre Freunde waren, die ihm genauso helfen würden, wie er ihnen, wenn es hart auf hart kam. Aber gerade jetzt reichte es ihm nicht mehr einer von vielen zu sein. Nicht bei Miyavi. Unsicher blieb er stehen und beobachtete Miyavi, welcher sich aufgeregt mit dem Fremden unterhielt. Worüber wusste Kai nicht und wenn er ehrlich war, wollte er es auch nicht wissen. Er wollte lediglich hier weg. „Das ist Kai“, hörte er dann jedoch irgendwann von Miyavi, welcher sich wieder an seinen rechten Arm geklettet hatte. „Kai das ist Keiyuu“, wurden sie vorgestellt. Kai lächelte kurz unsicher und befreite sich dann auch Miyavis Umarmung. Irgendwie konnte er das gerade nicht wirklich ertragen. Auch Miyavi schien zu merken, dass Kai sich irgendwie unwohl fühlte, weswegen er sich von Keiyuu verabschiedete: „Sorry, wir müssen dann auch wieder. Müssen noch einkaufen“. „Okay bis dann. Schau demnächst mal wieder bei mir vorbei“, wurde ihnen noch hinterher gerufen, ehe sie im Fahrstuhl verschwanden. Miyavi erzählte die ganze Zeit irgendwas, aber Kai hörte nicht wirklich zu. Innerlich freute er sich jetzt schon darauf, wenn ihr Anstoßen zu Ende war und er sich in sein Bett verkriechen konnte, bis das Gefühl aufhörte, was an ihm nagte. Er wusste, dass er höchstens zwei Wochen brauchen würde, bis sein Kopf sein Herz davon überzeugt hätte, dass Miyavi für ihn nur ein Freund wie jeder andere war. Dann würde sein Herz auch nicht mehr so lächerlich anfangen zu klopfen, wenn er mit ihm zusammen war, ihn berührte oder er an ihn dachte. Zwei Wochen, nicht länger... Die U-Bahn war selbst um diese Uhrzeit noch ziemlich voll. Daran würde ich mich wohl nie gewöhnen können, schoss es mir durch den Kopf. Bei mir war nach neun Uhr keiner mehr wirklich auf der Straße gewesen. Man hätte quasi auf der Hauptstraße ein kleines Schläfchen machen können, ohne dass einem etwas passiert wäre. Hier hab es nie einen Stillstand. Diese Stadt schlief nie. Reita hatte seinen Bass in seiner Tasche geschultert und seinen Arm locker über meiner Schulter gelegt. Normal wäre mir das wieder extrem peinlich gewesen. Aber ohne seinen Arm wäre ich wahrscheinlich einfach stehen geblieben. „Vielleicht hättest du doch bei den anderen mitfahren sollen“, meinte Reita in der U-Bahn zu mir, wo wir sogar noch einen Sitzplatz bekommen hatten. „Geht schon“, murmelte ich und beobachtete die anderen Passanten. Jetzt zu später Stunde fielen wir gar nicht mehr so extrem auf bzw. Reita tat es nicht. Viele Szeneleute waren jetzt unterwegs, da sie noch feiern gingen oder anderweitig verabredet waren. Einige schienen meinen Cousin sogar zu kennen, denn ein paar grüßten ihn, während andere uns nur anstarrten. Ich bekam das alles nur am Rande war. Kurz vor unserer Station war ich kurz eingenickt, sodass Reita mich wecken musste. Zwei von denen, welche uns die meiste Zeit der Fahrt beobachtet hatten, stiegen ebenfalls mit aus, sodass ich ein wenig Panik bekam. Auch wenn Tokyo die sicherste Großstadt der Welt sein sollte, gruselig war es allemal. Verängstigt suchte ich nach Reitas Hand und nahm sie schnell, als ich sie gefunden hatte. Der Getränkemarkt war hell erleuchtet und protzte nur mit Leuchtreklame. Allein in den vielen Gängen hätte ich mich schon verlaufen, wenn Reita nicht bei mir gewesen wäre. Zielsicher ging er durch die Gänge und griff mal hier und da in die Regale. Plötzlich standen die beiden anderen aus der U-Bahn bei uns im Gang und beobachteten Reita, welcher gerade eine Flasche zurück ins Regal stellte. „Ich wusste doch, dass er es ist“, murmelte der eine zu dem anderen, eher er auf uns zu ging. „Hey Reita“, meinte er laut und grinste schief. Mir war er irgendwie unsympathisch. Mein Cousin drehte sich verwundert um, grinste dann jedoch zurück. „Hey, wie gehts Alta?“, fragte Reita. Ein Handschlag und eine kurze Umarmung folgten. „Gut gut und selbst? Biste heute Abend auch bei Sasuke? Hausparty“, wollte der Fremde wissen und deutete auf den Alkohol. Sein ebenfalls komischer Freund beobachtete mich weiterhin. „Nein, das ist für zu Hause“, antwortet Reita. „Was, du lässt dir ne Party entgehen?“, wurde er von dem Jungen, welcher mich immer noch schräg anschaute gefragt, „sieht dir ja gar nicht ähnlich“. Der Andere stimmte ihm direkt verwundert zu. Dann fiel sein Blick auf mich und er grinste. „A,h verstehe schon. Er ist deine kleine persönliche Hausparty für den Abend“, dabei zuckte sein Kopf einmal in meine Richtung, „dabei dachte ich immer du stehst auf blond“. Ich zuckte kurz zusammen und schluckte trocken. Ehe ich mich versah, hatte Reita den anderen, welcher sogar ein wenig größer als er selbst war, am Kragen gepackt und gegen einen der Deckenpfeiler gedrückt. „Noch ein Wort“, knurrte er. Sein Gegenüber lachte erneut. Während sein Freund nur unmotiviert die Szene beobachtete. „Jetzt sag nicht, er ist keiner deiner unzähligen Bettgefährten? Hast du dir jetzt etwa nen kleinen, niedlichen Freund geangelt und hängst deinen dir vorauseilenden Ruf als Casanova an den Haken? Dass ich nicht lache!“, wurde Reita entgegengeschleudert, genauso wie Reita ihn von sich weg schupste. Ich fühlte mich elend. „Verpiss dich“, meinte er dunkel. „Du bist lächerlich, Reita“, lachte der andere, „du hättest als Legende eingehen können. Und das alles für jemanden wie ihn“, wieder zuckte sein Kopf in meine Richtung. Wieder zuckte ich zusammen. „Pass auf was du sagt“, knurrte mein Cousin erneut, „noch ein falsches Wort gegen ihn und du kannst deinen Alk ab sofort aus einer Schnabeltasse schlürfen und damit machst du bestimmt keinen besonders guten Eindruck bei Sasuke“. Danach drehte sich Reita einfach um und zog mich mit ihm. Uns wurde noch irgendwas hinterher geschrien, aber das hörte ich durch Reitas Fluchen schon nicht mehr. "Der soll sich bloß nicht so aufspielen", murmelte er und die Flaschen schwappten in seinem Arm leicht, "der ist doch nur angepisst, weil ich ihn nicht gefickt habe. Was mir ja auch wohl keiner verübeln kann bei dem". Reita redete sich immer weiter in Rage, was mich in Verlegenheit brachte. Ich hatte mich immer noch nicht an seine Wortwahl gewöhnt. Bei uns sprach man so einfach nicht. Erst als wir an der Kasse standen, wurde Reita wieder ruhiger. Auch ich hing meinen Gedanken nach. Die Worte des Fremden hatten Zweifel in mir geweckt. Mir war zuvor nie so bewusst gewesen, wie anders mein Cousin gewesen war, ehe ich hier aufgetaucht war. Wie viel er aufgab und wie sehr er sich veränderte. Nur wegen mir. Und plötzlich fragte ich mich, ob ich das so wollte. Ich wollte nicht, dass Reita es später bereute. Mich bereute. Unsicher spielte ich mit meinen Ringen, sodass es weh tat. Und zum Ersten Mal bereute ich es, den waghalsigen Schritt nach Tokyo zu kommen, gemacht zu haben... "Ruki schläft bestimmt schon unterwegs ein", lachte Uruha, als auch er sich mit seinem Freund im Aufzug befand. "Stimmt", lachte auch Aoi nun, "aber ich muss zugeben, dass er mich positiv überrascht hat. So eine Stimme wie seine findet man selten. Eine die so flexibel ist. Natürlich muss er noch dran arbeiten. Aber für den Anfang echt krass". Uruha stimmte ihm in allen Punkten zu. „Er passt wirklich gut in unsere Band“, meinte er, „und zu Reita auch. So langsam hatte ich mir echte Sorgen um ihn gemacht. Aber jetzt wird es wirklich mit jedem Tag sichtbar besser. Ich glaube, dass ist Ruki sich gar nicht bewusst, wie positiv sein Einfluss auf Reita ist“. Aoi sah seinen Freund fragend an, was mit einem lächelnden „Schon okay, Schatz“, jedoch abgetan wurde. Hand in Hand verließen sie das ehrfürchtige Gebäude und fuhren in die entgegengesetzte Richtung, wie die anderen nach Hause. „Bald haben wir Jahrestag“, murmelte Uruha, als er ihre Wohnungstüre versuchte aufzuschließen, welche wieder klemmte, sodass er sich dagegen werfen musste. „Hast du schon was geplant?“, wollte Aoi darauf wissen und trat in die Wohnung ein. „Mir schwebt da so was vor“, war die geschmunzelte Antwort. Kurz darauf folgte ein lieblicher Kuss. „Wünscht du dir was bestimmtes?“, fragte Aoi nach einiger Zeit. Verwundert schaute Uruha seinen Freund an. Dann lächelte er wieder, ging zu ihm rüber und küsste ihn sanft. „Alles was ich haben möchte, habe ich schon“, murmelte er gegen die Lippen des anderen. „Das hast du süß gesagt“, lachte Aoi und erwiderte den Kuss ebenso sanft, „machst du eben die Wäsche, dann deck ich schon einmal den Tisch“. „Geht klar“, summend verschwand Uruha im Badezimmer und kramte den Wäschekorb hervor, während Aoi ihren Esstisch aufräumte. Wie immer war wesentlich mehr Schwarzwäsche vorhanden als Weiße. In kürzester Zeit war die Wäsche durchsortiert und Uruha schleppte sie in die Küche zur Waschmaschine. Da ihre Wohnung nicht die Größte war, wurde jeder kleinster Zwischenraum effektiv genutzt. Auch ihre Waschmaschine befand sich in einer Nische in der Küche. „Schreib Kai mal eben ne SMS, dass er noch neues Waschgel für schwarze Wäsche kaufen soll, wenn er einmal unterwegs ist“, rief Uruha Aoi zu, als ihm ein kleiner Zettel auffiel, welcher aus einem der Wäschestücke fiel. Verwundert drehte er den Zettel um, als er mit der anscheinenden Wegbeschreibung nicht viel anfangen konnte. Schnell hatte er die kurze Zeile durchgelesen und starrte nun abwechselnd von dem Zettel zu der Hose von seinem Freund. Geschockt lief er ins Esszimmer, blieb im Türrahmen stehen, beobachtete Aoi einen kurzen Augenblick ehe er mit ernster Stimme frage: „Wer ist Saga?“. Seit sie die PSC verlassen hatten, herrschte zwischen ihnen irgendwie eine einseitig bedrückende Stimmung. Miyavi schien es entweder nicht zu bemerken, oder es interessierte ihn schlichtweg nicht wirklich, dass Kai plötzlich stiller und abwesender war. Munter plapperte er weiter von seinen Kollegen und vor allem von sich. Kai hatte irgendwann einfach aufgehört aufzupassen und auch dies schien Miyavi nicht wirklich zu stören. Mit Miyavi im Schlepptau schmökerte er durch die Gänge und griff hie und da in die Regale. Mit seinen Gedanken war er jedoch immer noch ganz woanders. Dass bei ihm irgendwann eine SMS einging, bemerkte er ebenfalls nicht und wenn Miyavi ihn nicht darauf aufmerksam gemacht hätte, hätten sie den Supermarkt auch ohne Waschgel verlassen. „Wir sollen Waschgel mitbringen“, murmelte er und sah sich kurz um, um die richtige Abteilung zu finden. Ohne auf Miyavi zu achten, ging er einfach los. Dieser trottete ihm einfach quer durch den Laden hinter her. Stillschweigend bezahlten sie an der Kasse und verstauten ihre Einkäufe in zwei Tüten. Sie waren gerade wieder draußen, als Miyavi plötzlich stehen blieb. „Sag mal Kai“, sagte er leise und irgendwie unsicher, was nicht wirklich zu ihm passte, fand Kai, „du magst mich nicht oder?“. Verwundert blieb Kai stehen und starrte Miyavi regelrecht an. „Was?“, fragte er, „wie meinst du das?“. In dem Moment verstand er echt die Welt nicht mehr. Warum fragte Miyavi gerade das? Immer noch unsicher bestaunte Miyavi seine bunten Chucks und schien nicht so ganz zu wissen, was er sagen sollte. „Komm mal mit!“, meinte Kai nachdem er seine Gedanken wieder sortiert hatte und zog Miyavi zu einer der nahgelegenen Bänke, „so und jetzt noch einmal und so, dass ich dir folgen kann. Warum glaubst du, dass ich dich nicht mögen würde?“. „Na ja“, murmelte Miyavi, „du bist so komisch, wenn wir nur zu zweit sind, beziehungsweise wenn die anderen nicht dabei sind“. Kai fragte sich, ob Miyavi von der Situation im Flur sprach. „Wann war ich denn... komisch?“, fragte er nun etwas unsicher nach. „Vorhin als wir Keiyuu getroffen haben... da hast du dich so losgerissen von mir... ist dir das unangenehm, wenn ich dich umarme? Magst du das nicht?“, wollte Miyavi hektisch wissen. Er schien mit jeder Frage noch nervöser zu werden. „Was? Nein, das ist es nicht“, versicherte ihm Kai direkt und biss sich leicht auf die Unterlippe. „Was dann?“, hakte Miyavi direkt nach und für Kai war es bald zu viel, so wie er ihn mit großen und fragenden Augen ansah. „Ich mag es nur nicht... wenn du andere... so wie mich halt umarmst und so“, gestand Kai stockend und brach den Blickkontakt ab. Wieso musste Miyavi jetzt damit anfangen wo doch schon fast mit ihm abgeschlossen hatte. Er verfluchte sein Herz, welches nur wegen diesen paar Sätzen wieder schneller schlug. Einfach nur weil es Miyavi war, der sie so aussprach. Unsicher schaute er zu diesem auf und hoffte, dass er nicht zu viel von sich preis gegeben hatte. Doch dessen Gesichtsausdruck spiegelte genau dies wider. Eine Weile herrschte ein Moment der Stille zwischen ihnen beiden. „Weißt du...“, fing Miyavi irgendwann an, „warum ich immer so aufgedreht bin... in deiner Gegenwart?“. Kai schüttelte mit dem Kopf. Er hatte gedacht, dass er einfach so war, und nicht dass dies irgendwas mit ihm zu tun hatte. „Weil ich mir so unsicher bei dir bin“, gestand Miyavi wenig später. Kai sah ihn fragend an. „Ihr seid die ersten die anscheinen mit mir und meiner Art klar zu kommen scheinen... und ich hab dich von Anfang an wirklich gemocht... und deswegen habe ich irgendwie Angst davor, dass ich zu weit gehe und dich irgendwie nerve mit meiner Art und dich als Freund verliere... weil deine Freundschaft bedeutet mir so unendlich viel...“, erklärte er wieder hastig, „du bedeutest mir unglaublich viel, weil ich dich wirklich mag, du verstehst?“. Kai nickte langsam. Sein Herz machte sich mit jedem neuen Satz erneut selbstständig. „Okay“, hauchte er leise, „ich dich... auch, irgendwie“. Kurz schauten sie sich in Augen und brachen dann jedoch peinlich gerührt, aber auf eine gewisse Art und Weise glücklich grinsend, den Blickkontakt ab. „Sollen wir wieder?“, fragte Miyavi plötzlich und stand energiegeladen von der Bank auf. Grinsend hielt er Kai die Hand hin und half ihm so auf die Beine. Sie waren keine zwei Schritte zusammen gegangen, als Miyavi Kai schon wieder quasi ansprang. „Sorry, aber du tust es schon wieder und dann kann ich nicht anders“, entschuldigte er sich, während er Kai noch fester umarmte, sodass schon einige Passanten seltsam schauten, was Kai aber in diesem Moment völlig egal war. „Was mach ich?“, fragte er grinsend. „So süß grinsen“, antwortete Miyavi fröhlich und Kai grinste noch mehr. „Du bist so still“, meinte Reita zu mir, als wir gerade unsere U-Bahnstation verließen und uns auf den Weg zu unserer Wohnung machten. „Ich bin nur müde“, murmelte ich leise. „Du lügst“, war die knappe Feststellung. Ich biss mir auf die Lippe, da ich merkte, dass ich kurz davor war loszuheulen und das wollte ich nicht vor Reita. Mein Cousin stellte die Kiste mit den Flaschen ab und hielt mich etwas grob am Arm fest. „Was ist los?“, fragte er so, dass ich merkte, dass wir hier erst wegkommen würden, wenn ich ihm die Wahrheit gesagt hätte. Der erste Schluchzer durchfuhr meinen kleinen Körper. Reitas fragender Blick ruhte immer noch auf mir. „Ist es wegen dem Arschloch aus dem Laden?“, wollte er irgendwann wissen, als ich keinen Ton raus bekam. Ich nickte nur und wischte mir meine kalten Tränen vom Gesicht. Ich musste einen lächerlichen Eindruck machen, schoss es mir durch den Kopf. „Warum beschäftigt dich das so?“, fragte er danach direkt. „Ich... will nicht“, versuchte ich mich zu erklären, „dass du dich wegen mir... aufgibst... und das irgendwann bereust... dass du nur wegen mir dein Leben und deine Freunde aufgibst“. Mittlerweile heulte ich fast hemmungslos. Der Gedanke daran brach mir schlicht und einfach das Herz. „Pass mal auf“, sagte mein Cousin ungewöhnlich ernst, sodass ich kurz ein wenig Angst bekam, „denk nie wieder so einen Scheiß okay? Alles was der Arsch vorhin gesagt hat, war nur Müll. Von wegen groß rauskommen und so ein Kram. Wie sollte ich denn auf so was stolz sein? Das war doch kein richtiges Leben. Und was die Freunde angeht, alle meine wahren Freunde kommen prima mit dir aus und ich hatte auch nicht wirklich was anderes erwartet“. Er war ein klein wenig laut geworden, aber das war okay. Ich nickte und versuchte mich zu entschuldigen, „es tut mir leid... ich...“, doch als er mir die Tränen aus dem Gesicht wischte, brachte mich das so aus dem Konzept, dass ich keinen vernünftigen Satz zustande bekam. „Ich... liebe dich und ich bin froh dich hier zu haben, okay?“, murmelte Reita am Ende gegen meine Lippen und ich versuchte wieder schnell genug zu schalten um den Kuss erwidern zu können, jedoch erleichterte mir das sein Geständnis nicht wirklich. Eher im Gegenteil. „Ich dich auch“, haspelte ich noch, als der Kuss schon längst wieder zu Ende war und lief rot an. Reita lächelte leicht, schnappte sich die Kiste und zusammen machten wir uns weiter auf den Weg zur Wohnung, welche nur noch zwei Blocks weit entfernt war. Ein Teller ging dicht über Aois Kopf zu Bruch, als Uruha diesen mit Anlauf in seine Richtung geschmissen hatte. „Wie konntest du nur?“, fauchte er mit tränenerfüllter Stimme. „Sag mal, bist du bescheuert?“, regte sich nun auch Aoi auf, „das Teil hätte mich treffen können“. „Keine Sorge Schatz, dass war meine Absicht!“, schrie Uruha zurück und griff nach einem weiteren Porzellanstück, was Aoi ihm jedoch rechtzeitig aus der Hand schlug. Uruha versuchte Aoi von sich zu schupsen. „Geh weg“, murmelte er und hielt sich an der Küchenzeile fest, „wie konntest du nur? Wie konntest du mich betrügen?“. „Ich hab dich nicht betrogen! Ich liebe dich verdammt, warum sollte ich dich dann betrügen?“, verteidigte sich Aoi nun zum wiederholten Male. Gestresst fuhr er sich mit der Hand durch seine Haare. „Ach nein?“, heulte Uruha direkt wieder, „dann erkläre mir mal wie ‚Falls du doch mal über Nacht bleiben willst – Saga’ gemeint sein soll? Ein eindeutigeres Angebot geht ja wohl nicht. Du triffst dich mit einem anderen!“. „Nein tue ich nicht“, jetzt wurde auch Aoi lauter, „ich kenne keinen Saga. Und ich weiß auch nicht was das für ein Zettel ist. Ich liebe nur dich!“. „Ich will dass nicht hören! Der Zettel ist aus deiner Tasche gefallen!“, rechtfertigte Uruha seine Behauptung. Aoi antwortete darauf nichts, da er es sich selbst nicht erklären konnte und langsam aber sicher litt sein Verständnis für Uruha. Er selbst hätte zu Anfang wahrscheinlich nicht anders reagiert, wenn er bei seinem Freund so ein Indiz gefunden hätte. Aber er versuchte ihm mittlerweile seit fast einer Viertelstunde zu erklären, dass er keinen Saga kannte und sich auch nicht mit jemand anderem traf. „Wieso hast du nichts gesagt?“, flüsterte Uruha irgendwann und ließ sich auf seine Knie fallen, „ich hätte an mir gearbeitet, wenn dir irgendwas nicht gepasst hätte. Ich hätte alles für dich gemacht, einfach alles“. „Mich stört nichts weltbewegendes an dir“, versicherte Aoi ihm direkt und ging zu ihm herunter auf die Knie. „Aber dich stört was“, schlussfolgerte Uruha sofort und sah Aoi fragend und verzweifelt an. „Kleinigkeiten“, gestand dieser ihm, was ihn wieder dazu brachte loszuheulen. All das war ihm Aoi danach versuchte zu erklären, hörte er schon nicht mehr. „Geh“, meinte er nur irgendwann ernst und entschlossen. „Was?“, wollte Aoi geschockt wissen. „Du sollst gehen“, wiederholte sich Uruha, „jetzt! Geh zu ihm. Wie wir wissen kannst du ja auch gerne über Nacht bei ihm bleiben... Geh zu deinem Freund, denn ich bin es nicht mehr“. „Das ist nicht dein Ernst“, meinte Aoi sichtlich geschockt. „Ich scherze mit so was nicht“, versicherte Uruha ihm, nahm ihm am Arm und zog ihn Richtung Wohnungstür. Ehe er sich versah, hatte sein... ja sein was eigentlich? Sein Exfreund? Vor die Tür gesetzt. „Uruha mach die Türe auf!“, schrie er und schlug gegen die Wohnungstüre. Auf der anderen Seite kauerte eben dieser heulend und hielt sich verzweifelt die Ohren zu. „Geh einfach, geh einfach“, murmelte er. Wie lange er dort so saß, wusste er nicht, aber irgendwann wurde es still um ihm herum und eine ängstliche Leere breitete sich in ihm aus. Zur fast selben Zeit, aber ganz wo anderes war es ebenfalls Laut, jedoch aufgrund von mehr als nur zwei einzelnen Personen. „Ganz schön viel los um die Uhrzeit“, murmelte Miyavi fasziniert und nahm mit seiner freien Hand die von Kai. „Damit ich dich nicht noch verliere“, meinte er grinsend und leicht am Hibbeln. Kai grinste nur, was Miyavi noch mehr zum Hibbeln brachte. Aber er hatte schon recht. Es war echt verdammt viel los. Das U-Bahngleis war proppevoll und die Menschen stauten sich nur. Voran kam man lediglich im Schritttempo und der Lärmpegel tat sein Übliches. Kai und Miyavi stellten sich irgendwo an den Rand, da ihre Bahn voraussichtlich in erst in acht Minuten eintreffen sollte. „Hat es dir heute eigentlich Spaß gemacht?“, fragte Miyavi irgendwann, als eine kurze Stille eingetreten war, „weil du ja kaum spielen konntest“. Etwas Sorge schwang in seinen Sätzen mit. „Was? Nein, es war prima“, versicherte Kai ihm direkt ausdrücklich, „ich hätte mir nie im Traum ausgemalt, jemals in einem professionellem Studio mit einem richtigen Drumset zu spielen. Dagegen ist unser Proberaum ja ein Witz. Keine Sorge, der heutige Tag hat mir mehr als nur gefallen“. „Dann bin ich froh“, meinte Miyavi und schaute fragend auf Kais Fuß, welcher in einem seltsamen Takt auf und ab ging. „Was machst du da?“, fragte er verwundert. Es dauerte einen Moment, bis Kai verstand was Miyavi meinte. “Achso das. Das ist der Takt von einem unserer Songs. An den erinnere ich mich immer, wenn ich in ner U-Bahn bin, weil er mit dem Geräusch anfängt, was eine einfahrende Bahn verursacht“, erklärte Kai. „Wovon handelt der Song“, fragte Miyavi. „Von einer Frau, welche von ihrem Mann verlassen wird, während sie schwanger ist. Und sie stellt sich die Frage, warum er gegangen ist und sucht nach einem Grund zum Weiterleben“, meinte Kai traurig. „Oh“, meint Miyavi und schwieg einen Moment, „möchtest du später Kinder?“ Kai überlegte einen Moment. „Ich denke nicht“, antwortete er, „das wäre mir glaube ich zu viel Verantwortung. Gerade heute ist alles so unsicher... außerdem weiß ich nicht, ob es jemals soweit bei mir kommen könnte. Willst du Kinder?“. „Ich weiß, was du meinst“, erklärte Miyavi, „aber irgendwann möchte ich welche. Irgendwann, wenn ich dem Kind genügend bieten kann“. In dem Moment, wo Miyavi Kai dies erzählte, wurde dieser von einem Passanten angerempelt, welcher versuchte schnell auf die andere Seite des Gleises zu kommen, wo man im Hintergrund schon das Quietschen der Bahn hören konnte. Kai wusste nicht warum, aber der Junge, nicht viel älter als er selbst vielleicht, hatte irgendwie seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Wie in Zeitlupe sah er ihm nach, bis zu dem Moment, wo die heranfahrende U-Bahn ihn frontal traf und deswegen sofort mit einem extrem quietschenden Geräusch versuchte, zum Stehen zu kommen. „Oh mein Gott“, murmelte er, was jedoch durch das Geschrei der Frau direkt am Gleis verschluckt wurde. Auch Miyavi hatte sich aufgrund des Lärms umgedreht und sah nun das Ergebnis dessen, was Kai beobachtet hatte und murmelte ebenfalls ein „Was zur...“. „Er ist einfach... einfach so davor gesprungen“, sagte Kai leise und starrte weiterhin geschockt auf die stehende U-Bahn, welche langsam von Schaulustigen verschluckt wurde. Er selbst bemerkte gar nicht, dass er am ganzen Körper zitterte. Ebenfalls bemerkte er auch nicht, dass hinter ihm ihre U-Bahn einfuhr und dass Miyavi ihn in diese zog und auf einen der Sitzplätze deponierte. Er murmelte nur immer wieder die gleichen Worte. Selbst Miyavis Stimme schien ihn nicht zu erreichen, denn er reagierte nicht auf dessen Rufe. „Kai? Kai schau mich an“, versuchte dieser auf sich aufmerksam zu machen und schüttelte ihn leicht, jedoch ohne Ergebnis. „Er ist gesprungen... ohne zu zögern... einfach so“, hyperventilierte Kai und zitterte immer stärker. Miyavi sah sich hektisch um, aber keiner der anderen U-Bahnfahrgäste schien sich wirklich für ihre Situation zu interessieren. Verzweifelt kaute er auf seinem Piercing herum, ehe er Kai zu sich zog und ebenso verzweifelt küsste. Es dauerte einen Moment, bis Kai drauf reagierte und Miyavi versuchte von sich zu drücken. „Sorry, ich wusste nicht wie ich dich sonst...“, entschuldigte sich dieser direkt, war aber froh, dass Kai anscheinend wieder anwesend war. Unter jeder anderen Bedingung, wäre Kai bewusst geworden, dass er soeben seinen ersten Kuss verloren hatte. „Er hat sich umgebracht“, murmelte er und endlich kamen ihm die ersehnten Tränen. Sofort nahm Miyavi ihn in dem Arm. „Ja, ich weiß“, meinte er tröstend und registrierte wie sich Kai schluchzend an ihn krallte, „shh... ich bin da“. Uruha starrte schon lange Zeit die Wohnungstür an, bis plötzlich ein Schlüssel in diese eingeführt wurde und sie geöffnet wurde. Er wusste, dass es Aoi nicht sein konnte, denn dessen Schlüssel hielt er in seiner Hand. „Uruha! Aoi wir sind...“, schrie Reita, verstummte jedoch, als er seinen besten Freund zu seinen Füßen sitzen sah. Mit roten Augen und irgendwie abwesend wirkend. Ich selbst hatte mich ebenfalls erschrocken. „Uruha?“, fragte er sofort besorgt und ging zu ihm herunter auf die Knie, nachdem er schnell die Getränkekiste und seinen Bass abgestellt hatte, „was ist los? Was ist passiert?“. „Aoi... hat mich betrogen“, sagte Uruha leise und war schon wieder den Tränen nahe. „Was? Hä?“, brachte Reita heraus. Wenn Aoi dies wirklich getan hatte, würde er ihm jeden Knochen einzeln brechen, aber wenn er ehrlich war, traute er dies dem Schwarzhaarigen nicht wirklich zu, „bist du sicher?“. „Ich hab... diesen Zettel in seinen Sachen zufällig gefunden“, murmelte Uruha und drückte meinem Cousin ein Stück Papier in die Hand, welcher er leise für sich vorlas. „Wer ist Saga?“, fragte er, was mich aufzucken ließ. „Sein neuer. Keine Ahnung. Er sagt, er kennt keinen Saga“, murmelte Uruha weiter und klimperte mit Aois Schlüssel rum. Schnell hatte ich Reita den Zettel aus der Hand genommen und hatte wirklich Sagas Wegbeschreibung in der Hand. „Das ist mein Zettel“, sagte ich direkt. Nicht nur Uruha sondern auch mein Cousin sahen mich fragend an. „Wie, das ist dein Zettel?“, wollte Reita wissen. „Saga ist der, der mir die Haare geschnitten hat... letztens. Er hat mir den Weg zum Piercingstudio aufgemalt“, meinte ich schnell. Ich bekam ein schlechtes Gewissen, bei dem Gedanken, dass Uruha und Aoi sich nur wegen meinem Zettel gestritten hatten. „Und was soll der Satz: ‚Falls du doch mal über Nacht bleiben willst’ ?“, war direkt die Gegenfrage. Reita funkelte mich irgendwie komisch an, was mich schlucken ließ. „Er hat mir damals von seinem Freund erzählt“, begann ich, „dass sie sich öfters wen für ihren Sex dazu holen. Er wusste dass ich ablehnen würde, weil es mir nicht gut ging. Die Nachricht hab ich erst später auf dem Zettel gelesen“. Ich wusste nicht warum ich plötzlich so offen darüber sprechen wollte. Ich denke, es war der gefühlte Zeitdruck. Ich wollte, dass alles irgendwie so schnell wie möglich aufklären, damit schnell wieder alles gut werden würde. „Oh mein Gott... dann“, meinte Uruha plötzlich geschockt und stand auf, „dann wusste er echt nichts und ich... oh mein Gott. Ich muss ihn anrufen... und sagen, dass es mir Leid tut... ich... scheiße“. Es war das erste Mal für mich, dass ich Uruha so verstört sah. Sonst wirkte er immer so selbstsicher und unantastbar. Aber in dem Moment war ihm die Angst einfach nur ins Gesicht geschrieben. Schnell hatte er sich das Telefon geschnappt und wählte hektisch eine Nummer, als hinter mir die Wohnungstüre aufging und Miyavi mit Kai auf den Schultern in den Flur trat, welcher anscheinend zu schlafen schien. „What the fuck“, murmelte mein Cousin und half Miyavi direkt, welcher schnell mit wenigen Sätzen die Situation erklärte. Zusammen mit Reitas Hilfe legten sie Kai in dessen Bett. Im Hintergrund hörte ich wie Uruha aufgelöst in der Küche telefonierte. „Und er hat wirklich gesehen wie...“, fragte ich leise in die Runde. Miyavi nickte. „Ich stand mit dem Rücken dazu... aber er hat es direkt gesehen“. Vorsichtig setzte er sich auf Kais Bettkante und biss sich schuldbewusst auf die Unterlippe. „Wenn ich nicht vorher noch... dann wären wir viel früher losgefahren... dann hätte er das nicht sehen müssen“, meinte er und nahm zaghaft Kais Hand. „Egal was passiert ist, es war sicherlich nicht deine Schuld“, sagte ich leise. Als ich vor wenigen Wochen meinen Koffer für den Umzug gepackt hatte, hatte ich mir über vieles Gedanken gemacht. Und jetzt wurde mir bestätigt, dass auch das Leben hier neben seinen Höhen auch verdammte Tiefen hatte, welche urplötzlich auftauchten. Nach(t)wort: Wie ihr seht habe ich keinen Eurer Lieblinge umgebracht... also seit gnädig mit mir >_____________< Über Kommis freue ich mich natürlich wie jedes Mal. Und ich entschuldige mich im Voraus schon einmal für all die, die ihre Info-Ens zu spät bekommen, da sie das Kapitel schon gelesen haben >___< Zum Schluss möchte ich noch Werbung in eigener Sache tätigen. Und zwar für ein Gemeinschaftsfanfiktionprojekt von mir und . Natürlich Reita x Ruki ;) http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/467202/233989 Kapitel 11: Agony ----------------- Kapitel 11 Vorwort: Pünktlich, bevor ich nach Japan abhaue ein neues Kapitel. Dann bin ich ja in Sicherheit vor Euch XDDDDD Falls wer meine beiden Chaoswochen im Internet verfolgen will, wir haben nen Blog :3 http://japantravler2009.blogspot.com/. Kapitel 11 Agony Remember your first time... Als ich vor wenigen Wochen meinen Koffer für den Umzug gepackt hatte, hatte ich mir über vieles Gedanken gemacht. „Schläft er immer noch?“, fragte ich wenig später meinen Cousin, als er leise die Zimmertür von Kai schloss und zu mir zurück ins Wohnzimmer kam. Er nickte und setzte sich seufzend neben mich. „Miyavi bleibt bei ihm, falls irgendwas sein sollte“, murmelte er und rieb sich einmal über die Augen. Danach schaute er weiter angestrengt an die gegenüberliegende Wand und kaute auf seinen Nägeln herum. Man sah ihm deutlich an, dass er sich Sorgen um Kai machte. Natürlich machte ich mir auch Sorgen, aber Reitas waren bestimmt noch ein ganzes Stückchen größer. Ohne großartig nachzudenken beugte ich mich vor, zog seine Hand weg und küsste ihn vorsichtig. Er schien damit nicht gerechnet zu haben, denn für einen kurzen Moment verspannte er sich, ehe er mich näher zu sich heran zog, sodass ich nicht anders konnte als mich auf seinen Schoß zu setzen. Ich spürte seinen weichen Körper direkt unter mir und wie seine Hand in meinen Nacken mich näher zu ihm heran zog. Den Kuss hatte er schon lange erwidert und seine Zunge drückte mittlerweile vorsichtig gegen meine Lippen. Zögerlich öffnete ich diese und seine Zunge drängte sich sofort in meinen Mund. Wie jedes Mal, wenn er das tat, seufzte ich in den Kuss und meine Augen hingen nur noch auf Halbmast. Seine Zunge schmiegte sich an meine und stupste sie leicht an, um sie zu animieren. Zaghaft und unsicher drückte ich meine Zunge gegen seine. Plötzlich seufzte er nun in den Kuss, was mich stutzen und die Augen öffnen ließ. Es war das erste Mal, dass ich sah, dass der Kuss Reita ebenso zu betören schien wie mich. Seine Hand wanderte von meinem Nacken über meine Seiten, zu meinem Rücken und schob mein Shirt langsam etwas nach oben, sodass sie unter dieses schlüpfen konnte. Meine Haut kribbelte angenehm und eine Gänsehaut ging wie seine Hand auf Wanderschaft. Meine eigene Hand zitterte ein wenig, als ich sie vorsichtig unter den Pullover von Reita steckte und auf seinen Bauch legte. Durch seine Atmung hob und senkte sich dieser schnell. Seine Haut war wärmer als ich gedacht hatte. Seine Wärme schien sich auf meinen ganzen Körper zu übertragen, denn plötzlich rollte eine heiße Welle durch meinen Körper. Unter meinen Fingerkuppeln spürte ich seine leichten Bauchmuskeln, welche sich anspannten. Reitas Zunge stupste meine ein letztes Mal an, eher er sie zurück zog und mich leidenschaftlich küsste. Danach brach er den Kuss ab und lehnte seine Stirn an meine. Sein warmer Atem schlug mir auf meine Lippen. Unbewusst leckte ich mir über diese. Reitas Augen fingen jede Bewegung von mir ein und funkelten vor lauter Begierde. Ich wurde nervös, fing mich aber schnell wieder und fuhr mit meinen Händen höher. Mein Cousin grinste kurz eher er meine Lippen wieder in Beschlag nahm. Dieses Mal erwiderte ich den Kuss forscher und leidenschaftlich und drängte mich ihm entgegen. Je höher meine Hände glitten, desto nervöser wurde ich. Mein leichtes Zittern verriet dies. „Alles... okay?“, hauchte Reita zwischen einem Kuss. Ich nickte schnell und hatte meine Hände mittlerweile auf seiner Brust liegen. Sein Herz pochte so unglaublich intensiv, dass ich glaubte es direkt in meinen Händen zu halten. Meine Zunge stupste gerade seine an, als Uruha plötzlich wild gestikulierend im Raum stand. „Ich... sorry... aber ich muss zu Aoi...“, murmelte er schnell, ich hatte Probleme ihm zu folgen, „er ist im Park und ich muss jetzt zu ihm... was ist mit Kai?“. Fast fluchtartig sprang ich von meinem Cousin runter, mit hochrotem Kopf. „Erklären wir dir später“, antwortete Reita, „geh du erst mal zu Aoi und kläre das“. Uruha nickte schnell und verschwand ebenso schnell aus der Wohnung. Das Geräusch der knallenden Tür hallte noch einen Moment nach. Nervös spielte ich wieder an meinen Ringen herum. „Wir sollten langsam ins Bett gehen“, meinte Reita, stand auf und streckte sich einmal ausgiebig. „Ja“, murmelte ich und stand ebenfalls auf. Gemeinsam gingen wir zu unseren Zimmer. Im Vorbeigehen öffnete Reita leise die Zimmertüre von Kai. Miyavi lag neben Kai und hielt ihn schützend im Arm. Ich musste bei dem Bild kurz lächeln. Leise schloss mein Cousin die Türe wieder und trat in unseres. „Ich geh eben Zähne putzen“, sagte ich ihm leise und drückte ihm noch schnell einen Kuss auf. Dass Reita noch einen Moment perplex im Flur stand, bekam ich nicht mit. Schnell machte ich mich im Bad fertig, ehe ich zurück ins Zimmer schlich. Reita trug nur noch Shorts und flitzte an mir vorbei um ebenfalls ins Badezimmer zu gehen. Sorgfältig legte ich meine Klamotten zusammen und krabbelte schon unter die noch kalte Bettdecke. Ich fror leicht und krümmte mich automatisch zusammen. Gedanklich ging ich noch einmal die Szene von gerade vorhin durch und musste leicht lächeln. Es war schön gewesen und irgendwie war ich auch ein klein wenig stolz auf mich, dass ich mich getraut hatte, selbst etwas zu versuchen. Sonst war ja eher Reita der Aktive. Es lag nicht daran, dass ich nichts machen wollte, vielmehr hatte ich Angst, dass Reita es nicht gefallen würde. Viel weiter darüber nachdenken konnte ich auch nicht, da just in dem Moment mein Cousin zurück ins Zimmer tapste und, nachdem er das Licht ausgemacht hatte, sich mit ins Bett legte. Bei seinen kalten Füßen zuckte ich kurz zusammen, ehe er seinen Arm um mich schlang und sich an mich drückte. Seine Hand lag dabei locker auf meinem Bauch und strich nur lediglich sanft über diesen. „Ich... liebe dich“, murmelte ich irgendwann später, nachdem ich mich an Reitas warmen Atem im Nacken gewöhnt hatte. „Ich dich auch“, hörte ich ihn noch nuscheln ehe sein Atem immer regelmäßiger wurde. Ich selbst konnte im Gegensatz zu meinem Freund nicht so schnell einschlafen. Gedanklich verarbeitete ich die geschehenen Ereignisse. Ich hatte immer noch ein schlechtes Gewissen wegen Aoi und Uruha. Wieso hatte ich den Zettel nicht einfach wo anders hingetan? Und dann war da auch noch die Sache mit Kai. Was war, wenn er einen seelischen Schock oder so was in der Art davon getragen hatte? So etwas sah man ja ständig im Fernsehen. Schnell kniff ich meine Augen zusammen, in der Hoffnung, dass meine wirren Gedanken ein Ende finden würden. Um sich weiter abzulenken, summte ich irgendeine Melodie, solange bis sich auch meine hektische Atmung in eine gleichmäßige verändert hatte. Als ich am nächsten, bzw. eigentlich am gleichen Tag die Augen aufschlug, lag ich mit meinem Kopf auf Reitas Brust. Erschrocken wollte ich hochfahren, doch Reitas Arm um meinem Nacken hinderte mich daran. Nebenbei hatte ich ihn mit dieser Aktion wohl wieder aus seinem Halbschlaf geholt. Meist wachte mein Cousin vor mir auf und döste dann einfach weiter. „Alles okay?“, fragte er direkt und sah mich verschlafen und fragend an. Plötzlich fiel mir auf, wie oft er mich das schon gefragt hatte. Mir wurde bewusst, wie viel Mühe Reita sich mit mir gab, wie viel Rücksicht er auf meine Bedürfnisse nahm und wie besorgt er um mich war. Ich biss mir leicht auf die Lippe. „Ja alles okay“, lächelte ich und legte mich wieder auf seine Brust. Ich spürte deutlich seinen Herzschlag unter mir schlagen. Es war ein interessantes und vor allem tolles Gefühl, ihn so nah zu wissen. Viel näher ging schon fast nichts mehr, bis auf.... Bei dem Gedanken schoss mir wieder das Blut ins Gesicht. In der letzten Zeit passierte es mir oft, dass ich daran dachte, wie... mir wurde schon wieder warm. Es war ja nicht so, dass wir uns nie küssten und wir waren ja auch schon ein wenig weiter gegangen... aber soweit waren wir bis... Meist weil ich vorher abgeblockt hatte. Ich wusste ja selber nicht warum ich das machte. Eigentlich wollte ich diesen Schritt ja machen, aber wenn es dann fast soweit war, bekam ich urplötzlich einfach Panik und... Und dann war da ja auch noch die Sache, welche ich Reita bis jetzt verschwiegen hatte. Ich fühlte mich selbst schlecht dabei, dass ich es ihm damals nicht direkt gesagt hatte. Angelogen habe ich ihn ja auch nicht, nur nicht die Wahrheit gesagt. Eigentlich war es auch nur was Banales, aber dennoch. Ich seufzte. „Wirklich alles okay?“, fragte Reita wieder direkt. „Ja es ist wirklich alles okay“, sagte ich etwas nervös und hatte einen Entschluss gefasst. Ich wollte mich gerade wieder auf Reitas Brust legen, als es an der Türe klopfte. „Rei? Ru?“, hörte ich Aoi fragen, innerlich fiel mir ein Stein vom Herzen, weil dies nur bedeuten konnte, dass sie sich wieder vertragen hatten, „kann ich kurz rein kommen?“. „Ja komm rein“, nuschelte mein Cousin und gähnte einmal. Aoi grinste uns einmal an, ehe er wieder ernst wurde. „Kai ist wieder aufgewacht“. Schnell richteten wir uns beide auf. „Wie geht es ihm?“, fragte Reita direkt nach. „Es... geht“, antwortete Aoi stockend, „Miyavi meinte, dass er sehr unruhig geschlafen hat. Auch jetzt macht er noch einen sehr abwesenden Eindruck“. „Mh. Auch irgendwie verständlich, wenn er es direkt gesehen hat“, murmelte Reita. Aoi nickte vorsichtig. „Macht ihr euch fertig?“. „Ja wir beeilen uns“, bestätigte ich ihm schnell und richtete mich weiter auf. Wenig später war Aoi wieder verschwunden. „Ich muss noch duschen“, teilte mir Reita mit und stand langsam auf. „Muss ich auch noch“, sagte ich eher zu mir. „Willst du mit?“, fragte er grinsend und ich hörte aus seiner Stimme schon heraus, dass er es eigentlich als Scherz meinte. „Okay“, erwiderte ich ebenfalls grinsend. Er zog verwundert eine Augenbraue hoch. „Sicher?“, fragte er noch einmal nach. „Ja, wieso nicht“, antwortete ich und wühlte in unserem Schrank nach meinen frischen Shorts und einem neuen Shirt. „Wie du meinst“, gab er grinsend von sich und suchte ebenfalls nach frischen Sachen. Gemeinsam liefen wir über den Flur und ins Badezimmer. Jetzt wo der Raum wesentlich kleiner war, wurde ich doch leicht nervös. Das letzte Mal wo ich Reita so gut wie nackt gesehen hatte war damals bei mir auf der Couch gewesen, und da war soviel passiert, dass ich mich daran kaum wirklich erinnern konnte. Ungeniert zog Reita sich seine Short aus, trat sie mit einem Fußkick noch in die Ecke, schloss die Türe ab und ging unter die Dusche. Ich atmete einmal tief durch, ehe ich mich ebenfalls entkleidete und unter die Dusche trat. Automatisch drehte ich mich mit meinem Rücken zu ihm und lief leicht rot an. Als ich seine Hand auf meiner Schulter spürte, zuckte ich hektisch zusammen. „Du weißt du kannst immer...“, flüsterte er leise. „... ‚Stop’ sagen“, vervollständigte ich seinen Satz, „ja ich weiß... Danke“, sagte ich lächelnd und drehte mich vorsichtig zu ihm um. Bei seinem Anblick musste ich leicht schlucken. Er sah schlicht weg geil aus. Seine Haare waren noch nicht vollständig nass, aber sein Oberkörper und sein Gesicht. Langsam kam er mir näher und küsste mich sanft. Ich schloss die Augen und erwiderte den Kuss ebenso sanft. All das war wie damals, als ich noch nicht gewusst hatte, was für eine wichtige Rolle mein Cousin jemals in meinem Leben einnehmen würde. Als Reita mich gegen die kalten Fliesen drückte, sodass es leicht von dem Aufprall schmerzte, keuchte ich auf. Das warme Wasser bildete mit den kalten Fliesen einen so starken Kontrast, dass mir leicht schwindelig wurde. Schnell schlang ich meine Arme um meinen Cousin. Das Gefühl von seiner Haut auf meiner machte mich ebenfalls wahnsinnig. Mir wurde erst warm und dann heiß. Der Wasserdampf betäubte meine Sinne zudem. Ich spürte deutlich, dass ich meinen Blutkreislauf nicht mehr allzu lange unter Kontrolle haben würde, aber in dem Moment war es mir egal. Als ich dann auch noch seine Zunge plötzlich in meinem Mund spürte, war es vorbei für mich. Unbewusst drängte ich mich an ihn und konnte deutlich spüren, dass es an ihn auch nicht spurlos vorbei ging, was mich zum Aufstöhnen brachte. „Gott... Ruki“, keuchte er selbst. „Ich weiß... es ist okay“, gab ich von mir, zwischen zwei Küssen. „Ich liebe dich... so sehr“, flüsterte er mir heiser ins Ohr, sodass mit meine Augen wieder zuklappten. „Ich dich auch... scheiße ich dich auch“, erwiderte ich. „Dreh dich um“, gab er mir leise die Anweisung, und ich musste leicht schlucken. Aber ich war bereit dafür... dachte ich zu mindestens. Plötzlich klopfte es an der Tür und ich nahm dunkel Uruhas Stimme wahr. „Seid ihr bald soweit?“, fragte er extra laut. Reita stöhnte auf und bettete seinen Kopf auf meine Schulter. „Ja einen Moment noch“, presste er dann hervor. Wenig später murmelte er ein „sorry“. „Schon... okay“, meinte ich krächzend. Erst jetzt wurde mir bewusst, was beinahe passiert wäre. „Soll ich dich einseifen?“, fragte Reita mich darauf. Nickend gab ich ihm das Duschgel. Als wir alle gemeinsam am Küchentisch saßen, wusste ich nicht, wie ich reagieren sollte. Die Stimmung war angespannt. Man nahm lediglich das Klappern des Geschirrs und des Bestecks wahr. Keiner traute sich wirklich etwas zu sagen, sondern schaute Kai nur verstohlen von der Seite an. Diesem blieb das natürlich nicht verborgen. „Könnt... ihr damit aufhören?“, fragte Kai irgendwann und sah unsicher in die Runde. Alle sahen ihnen ebenfalls fragend an. „Was meinst du?“, fragte Miyavi irgendwann. „Ich meine... diese Stille... und eure Blicke“, antwortete er ebenso unsicher. Die Atmosphäre wurde noch drückender. „Wie... geht es dir denn?“, fragte ich, nachdem keiner die Stille zu durchbrechen wollte. Kai schwieg selbst einen Moment, ehe er leise sagte: „Ich bekomme einfach diese Bilder nicht mehr aus meinem Kopf“. Schnell nahm Miyavi wieder seine Hand und drückte sie leicht. Kai krallte sich direkt in diese und versuchte vergebens seine Tränen zu unterdrücken. „Er war nicht viel älter als wir... er trug sogar noch eine Schuluniform... wieso tut man so was?“. Peinlich berührt wandte er sich ab und versteckte sein verheultes Gesicht an Miyavis Brust, welcher in prompt schützend in die Arme nahm. Mir selbst standen die Tränen in den Augen, sodass Reita meine Hand nahm und behutsam über diese strich. „Und dieses Quietschen... es ist so eklig... genau wie das Geräusch als...“, murmelte Kai weiter. Uruha und Aoi schauten sich beide unsicher an. „Vielleicht solltest du...“, begann Uruha zögerlich, „... professionelle Hilfe in Anspruch nehmen“, beendete Aoi den Satz seines Freundes. „Ich will zu keinem Psychologen“, brachte Kai schon fast hysterisch hervor. „Musst du auch nicht“, meinte Miyavi sofort, „es ist nur eine Option“. Uruha und Aoi bestätigten dies schnell. „Ich gehe auch mit, wenn du alleine nicht hingehen möchtest“, bot Miyavi an. Er hielt Kais Hand immer noch fest umschlossen. „Können wir über... etwas anderes sprechen“, fragte Kai irgendwann, als es wieder still geworden war und wischte sich seine Tränen aus dem Gesicht. „Ja natürlich“, sagte Uruha schnell, „aber wenn du reden willst... wir sind da, okay?“. „Danke“, murmelte Kai leicht heiser. Eine Weile sagte keiner etwas, da jeder für sich seinen Gedanken nachging. Ich schaute zwischendurch immer verstohlen zu Uruha und Aoi herüber, welche sich jedoch verhielten, als wäre nie etwas gewesen. Ich war ehrlich erleichtert. Das Ganze wirklich nur wegen eines kleinen Zettels. „Wir wollen übrigens übers Wochenende wegfahren“, erzählte Aoi plötzlich. „Wir müssen wirklich nicht“, beteuerte Uruha direkt unsicher. „Doch müssen wir“. „Aber ich will nicht, dass es nur wegen mir Probleme gibt“. „Es wird schon alles gut gehen“, meinte Aoi direkt, „und selbst wenn, du bist es mir wert“. „Das ist nett und süß von dir“, murmelte Uruha immer noch verlegen, „aber ich will nicht, dass...“. „Ich aber“, unterbrach sein Freund ihn wieder direkt, „wir fahren da hin. Ob du willst oder nicht“. Wieder entstand Stille. „Von was redet ihr da?“, fragte Reita irgendwann und auch ich sah fragend in die Runde. „Aoi will mich seinen Eltern vorstellen“, nuschelte Uruha und lief noch etwas roter an. „Oh“, meinte mein Cousin leicht ehrfürchtig und ich schaute noch fragender in die Runde. Aoi schien dies zu merken, denn er antwortete mir auf meine stille Frage. „Meine Eltern sind sehr konservativ musst du wissen und sie wissen nichts von meiner Beziehung zu Uruha. Sie kennen ihn nur als normalen Schulfreund“. Am Ende schaute Aoi nur noch auf die Tischplatte. „Du musst dich dafür nicht schämen Schatz“, sagte Uruha direkt, „ich habe kein Problem damit“. „Aber ich“, kam es direkt zurück, „und wir fahren dort heute Abend hin. Ich hab meine Eltern schon angerufen, dass ich ihn jemand wichtigen vorstellen möchte“. „Okay“, hauchte Uruha nervös und drückte seinem Freund einen Kuss auf. „Geht das denn mit euren Arbeitsplänen“, fragte Kai zögerlich nach. „Das müsste kein Problem sein“, antwortet Aoi gelassen, „ich habe das Wochenende eh frei und Uruha findet für die zwei Tage bestimmt eine Vertretung“. „Wenn ich nachher arbeiten gehe, kläre ich das ab“, fügte Uruha noch hinzu. Reita hatte mir im Laufe des Monats erzählt, welche Semesterferienjobs sie neben der Schule hatten. Dass ich in knapp fünf Wochen mit meinem Studium anfangen würde, hatte ich bis jetzt immer verdrängt, da ich schon irgendwie Panik davor hatte. „Wann wollt ihr denn losfahren?“, fragte ich, weil ich wusste, dass es etwas längerer Weg bis nach Mie war. „Nach Uruhas Schicht wollen wir eigentlich direkt los“, erklärte Aoi ruhig, „was wir wohl noch wissen müssen ist, ob wir das Auto nehmen können, oder ob ihr das in der Zeit braucht“. „Ich brauche es nicht“, meinte Reita knapp. „Ich denke, ich auch nicht“, fügte Kai hinzu. „Das ist gut“, freute sich Aoi und bis strahlend in sein Frühstück, „Danke Leute. Denn mit der Bahn wäre es doch sehr teuer geworden und auch unpraktisch wegen dem Hotel und allem“. „Hotel?“, fragte ich nach. „Ja wir übernachten von heute auf morgen in einem Hotel in der Nähe von Mie“, erklärte Uruha, „weil wir nicht wissen, wie seine Eltern auf mich reagieren... und wir nicht abrupt zurück fahren können, dafür ist die Fahrt zu weit“. Man merkte Uruha eindeutig an, dass er sehr nervös war und nicht mehr so selbstsicher und durchgeplant wie sonst. Während die anderen noch über die Fahrt nach Mie sprachen, dachte ich über meine eigene Situation nach. Genau genommen wusste meine Mutter genauso wenig über Reita und mich bescheid, wie Aois Mutter über Uruha und ihn. Allein die Vorstellung davon, dass sie es eines Tages erfahren würde, reichte bei mir aus, um Panik zubekommen. Ich fragte mich bis heute, wieweit Reitas Mutter eingeweiht war, aber getraut nachzufragen hatte ich mich auch nicht. Bis jetzt hatte ich mich auch nie mit dem Thema auseinandersetzen müssen. Meine neue Lebenssituation hatte mich selbst sehr beschäftigt, da waren andere Dinge komplett an mir vorbei gegangen. Natürlich telefonierte ich regelmäßig mit meiner Mutter, aber es war immer noch vielmehr wie ein Urlaub in Tokyo für sie und nicht etwas entgültiges. Bis jetzt hatte sie mich auch nie auf eine Beziehung oder ähnliches angesprochen, aber dafür war sie auch nicht der Typ. „Alles okay?“, stupste mich mein Cousin plötzlich an, „du warst so abwesend“. Es dauerte einen Moment ehe ich meine Gedanken wieder richtig beisammen hatte. „Ähm... ja alles in Ordnung, war nur in Gedanken“, meinte ich und lächelte ihn an. Ehe ich mich versah bekam ich einen Kuss aufgedrückt. Glücklich erwiderte ich den Kuss. „Was machen wir heute?“, fragte ich nach dem Kuss und nahm seine Hand. „Was willst du denn machen?“, wollte er wissen und grinste mich vielsagend an. Mir schoss prompt das Blut in den Kopf, als ich an die Szene heute Morgen unter der Dusche denken musste. „Haben wir da was verpasst?“, fragte Uruha vielwissend und trank genüsslich seinen Kaffee, wobei er mich über seinen Tassenrand rüber her fixierte. „Nichts, was du wissen musst“, antwortete Reita direkt ernst. „Spielverderber“, grummelte sein bester Freund, „ich hab dir immer was erzählt“. „Wie bitte?“, mischte sich Aoi nun ein. „Bei dir natürlich nicht. Das war was anderes“, verteidigte Uruha sich sofort, worauf dieser ihn nur mit einer hochgezogenen Augenbraue anschaute. „Okay nachher schon, aber am Anfang nicht“, räumte Uruha unsicher ein. „Ich wusste es“, lachte Aoi und küsste seinen Freund direkt. Kai starrte während des Gesprächs auf seine Hand, welche immer noch in der von Miyavi lag. Dieser grinste sich währenddessen einen ab, so kam es mir zumindestens vor. „Siehst du“, meinte Reita zu Uruha, „das ist was völlig anderes. Deswegen geht es dich nichts an“. Dankbar drückte ich leicht seine Hand. „Noch nicht“, grinste dieser, vorauf Reita mit den Augen rollte. „Kannst du... mir heute vielleicht die Uni zeigen?“, fragte ich meinen Cousin leise. Reita überlegte kurz. „Die Uni ist noch geschlossen, aber das Gelände kann ich dir zeigen“, antwortete er. „Okay“, meinte ich freudig und trank den Rest meines Orangensaftes aus. Als wir die U-Bahn betraten beschlich mich ein merkwürdiges Gefühl. Unbewusst beobachtete ich die vielen Menschen um mich herum. So viele unterschiedliche Menschen mit eigenen Problemen, dachte ich mir. „Was macht Kai jetzt?“, fragte ich nachdenklich, während wir auf die unsere Bahn warteten. „Aoi meinte, dass Miyavi sich frei genommen hat und heute bei Kai bleibt, weil er selbst wegen der Fahrt nicht die ganze Zeit zu Hause sein kann. Miyavi wollte sich wohl mit Kai ein paar Filme oder so anschauen. Irgendetwas, was ihn auf andere Gedanken bringt“, antwortete er. „Du machst dir große Sorgen um ihn, oder?“, meinte ich. Es war eher eine Feststellung, als eine Frage. „Ja“, gab Reita zu, „Kai ist sehr emotional veranlagt. Er nimmt sich vieles schnell zu Herzen und ist sehr unsicher in seiner Art. Ich kann mir gut vorstellen, dass ihn so was schnell aus der Bahn wirft. Und ich weiß nicht, wie weit ich ihn Miyavi wirklich anvertrauen kann“. Unsicher kaute er wieder auf seiner Unterlippe. Das tat er öfters, wenn er über etwas nachzudenken schien. „Du bist ein guter Freund“, meinte ich ehrlich und nahm unsicher und vorsichtig seine Hand. Immerhin waren wir hier in der Öffentlichkeit. „Danke“, nuschelte er und zog mich plötzlich in seine Arme, wodurch ich erschrocken aufkeuchte. „Wofür?“, fragte ich verwundert und erwiderte die Umarmung. Die Blicke der Fremden spürte ich ihm Nacken, welche mir plötzlich jedoch völlig egal waren. „Dafür, dass du da bist“, hauchte er mir ins Ohr, löste sich von mir und zog mich mit dem Strom in unsere Bahn, welche urplötzlich da zu sein schien. Während der Fahrt stellte er sich wieder schützend vor mich, sodass mir nichts passieren konnte. Bis zur Uni fuhren wir nicht lange. Ich hatte versucht mir den Weg einzuprägen, aber nach dem zweiten Mal umsteigen, hatte ich wieder keine Ahnung wo ich wirklich war. Meine Mutter hatte schon damals zu mir gemeint, dass ich die Fähigkeit besaß mich selbst im Kreis zu verlaufen. Ich seufzte. „Was ist los?“, wollte Reita direkt wissen. „Ich werde mir den Weg nie merken können“, klagte ich. „Das kommt mit der Zeit“, antwortete er mir und drückte mir noch einen schnellen Kuss auf, „im Ernstfall bringe ich dich einfach zur Uni“. „Du kannst mich doch nicht jeden Morgen zur Uni bringen“, meinte ich peinlich berührt. Immerhin war ich erwachsen, dachte ich mir. „Wieso denn nicht?“, fragte Reita perplex. „Das wäre mir peinlich“, nuschelte ich. Mein Cousin konnte darauf nicht viel sagen, denn wir erreichten unseren Zielbahnhof, sodass wir schnell aussteigen mussten. Als wir das Unigelände betraten war ich sichtlich beeindruckt. Es war schlicht weg gigantisch. Wer nur die kleine Dorfschule und die nächstgelegene weiterführende Schule kannte, so wie ich, für den war das hier quasi eine neue Welt. „Wow“, meinte ich ehrfürchtig. „Beeindruckt?“, fragte mein Freund mich grinsend und legte lässig seinen Arm um meine Schulter. „Sehr“, gab ich ehrlich zu und konnte mich gar nicht satt sehen. „Soll ich dir das Gelände zeigen?“, fragte er mich weiter grinsend. Eifrig nickte ich. „Okay. Das wichtigste zuerst“, sagte er und zog mich übers Gelände. Als erstes zeigte mir mein Cousin, wo sie meistens ihre Mittagspausen und Freistunden zusammen verbrachten, solange die sich überschnitten. Danach folgte im groben die Cafeteria und der Raum für Versammlungen. Ins Gebäude selbst konnten wir zwar nicht, aber von außen sah man auch schon eine ganze Menge. Natürlich hatte ich nach fast zwei Stunden so gut wie alles wieder vergessen. „So lange du weißt, wo du uns findest, kann dir nichts passieren“, sagte Reita mir. Er hatte wieder seinen Arm um mich gelegt. Perfekte Größe, hatte er deswegen mal zu mir gesagt. Normalerweise mochte ich es nicht, wenn man so was zu mir sagte, aber bei Reita machte es mir irgendwie nichts aus. „Ist es okay, wenn wir noch in die Stadt reinfahren?“, fragte mich er mich irgendwann, nachdem wir eine Zeit lang zusammen noch auf dem Unigelände gesessen hatten. „Natürlich“, antwortete ich und erhob mich von meinem Cousin, welcher mich wie immer näher zu sich heran gezogen hatte, „willst du was bestimmtes in der Stadt?“. „Ich hatte letztens ne coole Hose gesehen, aber zu wenig Geld dabei. Vielleicht ist sie noch da“, antwortete er und nahm meine Hand während wir das Gelände verließen. Bis in die Stadt fuhren wir ebenfalls nicht lange, soweit ich das beurteilen konnte. Gedanklich versuchte ich mir den Weg zu merken und vor allem die Namen der verschiedenen Stationen. „Die nächste müssen wir raus oder?“, fragte ich irgendwann während der Fahrt, nachdem der nächste Halt angegeben worden war. Reita stimmte mir zu und ich war ein wenig stolz auf mich, dass ich es mir doch gemerkt hatte. In den Laden, in welchen wir gingen, waren wir auch an dem einen Tag gewesen, wo Uruha und der Rest ebenfalls mitgegangen waren. Ich selbst besaß ein paar Sachen von dem Label, welche ich mir damals im Internet bestellt hatte. Reita besaß jedoch wesentlich mehr Klamotten. Das war mir direkt aufgefallen, als er damals versucht hatte, mir etwas Platz im Schrank zu machen. Zielsicher ging Reita durch den kleinen Laden und griff nach einer Jeanshose. „Sogar meine Größe haben sie noch“, murmelte er und ich merkte ihm an, dass er sich über diese Tatsache freute, „ich ziehe sie noch einmal an“. Mit den Worten war er auch schon in eine der Umkleiden verschwunden. Brav wartete ich davor, bis mein Cousin den Vorhang wieder öffnete und mich breit angrinste. „Und?“, wollte er wissen. „Sieht... gut aus“, stotterte ich fast. Angezogen wirkte die Hose ganz anders fand ich, oder war es die Tatsache, dass mein Freund sie trug? „Nur gut?“, fragte Reita direkt nach und schaute an sich herunter. „Nein, nein“, versicherte ich ihm sofort und ging weiter auf ihn zu, „sieht wirklich richtig klasse aus... also steht dir sehr gut... also“. Ich konnte doch nicht einfach sagen, dass er geil in der leicht engen Hose aussah, oder? „Habs schon verstanden“, grinste mein Cousin und irgendwie war ich mir sicher, dass er von meinem inneren Konflikt wusste, „ich ziehe mich mal wieder um“. Ich wollte gerade zurück zu dem einen Sessel gehen, der kurz vor der Umkleiden stand, als Reita mich urplötzlich mit in die Umkleide zog. Erschrocken schrie ich etwas auf, jedoch brachte mich ein Paar Lippen schnell zum Schweigen, sodass ich nur noch leise aufkeuchte. Meine Hände krallten sich in sein Shirt und er drückte mich dabei stärker an die Wand. Plötzlich fühlte ich mich wie heute Morgen unter der Dusche. Es war das erste Mal soweit ich mich erinnern konnte, dass ich dieses seltsame Gefühl verspürte. Einfach der Wunsch jemanden so nah wie möglich zu sein. Dann ging alles so schnell und vor allem so intensiv. Es war nicht nur Reitas Atem auf meiner Haut oder seine Hände auf meinem Rücken, sondern alleine seine Anwesenheit, welche mich völlig aus dem Konzept brachten. „Du weißt...“, murmelte er und ich nickte schnell, ehe ich ihn schnell wieder küsste. Ich bekam eine Gänsehaut, als mein Cousin einen Kuss auf meinem Hals platzierte und sich dort festsaugte. Schnell drückte ich mir eine Hand auf meinen Mund. Mein gesamter Körper kribbelte wieder, sodass mir wieder etwas schwindelig wurde. Reitas Haut unter meinen Fingern fühlte sich unglaublich warm und interessant an. Wenn in meinem Kopf nicht ein so großes Chaos geherrscht hätte, hätte ich das pulsieren seines Blutes spüren können. Als Reitas Hand plötzlich in meiner Hose verschwand stoppte ich meinen Kuss und murmelte ein leises „Stop“. Sofort hörte Reita auf und sah mich besorgt und fragend an. „Ich... kann das nicht hier“, meinte ich und atmete immer noch gehetzt. „Ist schon okay“, murmelte mein Cousin und lehnte seine Stirn an meine, „du musst ja nicht“. „Doch ich will... wirklich“, versicherte ich ihm schnell, „aber nicht hier...“. Erst nachdem ich den Satz ausgesprochen hatte, wurde mir bewusst was ich im Affekt von mir Preis gegeben hatte. „Lass uns nach Hause“, sagte Reita leise und mir war sofort klar, was er meinte. Als sich Reita wieder umzog und auch seine Hose bezahlte, spielte ich nervös mit meinen Ringen. Während der gesamten Fahrt nach Hause, sagte keiner von uns ein Wort. Unser einziger Kontakt waren unsere Hände, welche sich in der des jeweils anderen befand. Zwischen unseren Handflächen bildete sich eine so intensive Wärme, dass ich das Gefühl hatte, dass auf meiner Handhälfte Schweißperlen entstanden. Vor unserer Wohnungstür klopfte mir mein Herz bis zum Hals. Das Geräusch des Schlüssels im Türschloss kam mir so laut vor, dass ich mich einmal verwundert umdrehte. Unsicher folgte ich meinem Freund ins Innere der Wohnung. Plötzlich kam sie mir viel größer vor, als ich bemerkte, wie still es war. „Kai ist mit Miyavi zur Polizei“, sagte Reita leise, und legte den Zettel wieder nieder, welcher auf dem Küchentisch gelegen hatte. Als Reita nichts weiter sagte, ging ich auf ihn zu und küsste ihn einfach. Das Gefühl, welches ich schon während der ganzen Fahrt gehabt hatte, war immer noch präsent. Mein Cousin zog mich etwas grob zu sich heran und küsste mich leidenschaftlich. Ich sank automatisch wieder in mich zusammen, doch Reita stützte mich sofort. Irgendwann spürte ich die Wand der Küche im Rücken und stöhnte kurz auf. Erschrocken weitete ich die Augen. Solch einen Laut kannte ich von mir nicht. Ohne irgendwas zu sagen, schlüpfte Reitas Hand in meine Hose, was mich direkt noch einmal zum Aufstöhnen brachte. „Wenn... du weißt schon“, haspelte Reita und sah mir verrucht in die Augen. „Ich will es“, keuchte ich und wurde prompt rot, „hör nicht... auf... bitte“. Mein ganzer Körper wurde warm, dann heiß und kribbelte überall. „Komm...“, sagte Reita leise. Es war keine Aufforderung, mehr eine Bitte. Eine, die ich ihm nicht ausschlagen konnte. Als mein Cousin vorsichtig meine Hand nahm, merkte ich, dass er ebenso etwas aus Nervosität zitterte wie ich. Unser Zimmer war dunkel. Nur die weiter entfernte Straßenlaterne spendete etwas Licht, sodass ich gerade eben die Grundrisse im Zimmer erkennen konnte. Reitas Hand suchte nach dem Lichtschalter. „Nein, bitte“, murmelte ich leise und versuchte ihn durch die Dunkelheit anzusehen. „Okay“, erwiderte er und ging mit mir zum Bett hinüber. Mein Herz klopfte so unglaublich laut, wie ich es selten gespürt hatte. Und irgendwie dachte ich durch die Atmosphäre auch den Herzschlag meines Cousins zu spüren. Vorsichtig zog er mir mein Shirt über den Kopf und auch seines zog er wenig später aus. Dann küsste ich ihn wieder plötzlich und drückte mich an ihn. Ich zitterte immer noch. Mittlerweile nicht nur aus Nervosität heraus, sondern auch vor Angst. Zwar wusste ich, dass ich immer ‚Stop’ sagen konnte, aber ich wollte nicht schon wieder einen Rückzug machen. Reita gab sich schon so viel Mühe mit mir, und ich wollte ihm jetzt etwas davon zurückgeben. Auch wenn ich Panik verspürte. Ich hatte Reita immer noch nicht die Wahrheit gesagt. Aber vielleicht würde er es auch nicht merken. Ich versuchte mich verzweifelt auf die Küsse zu konzentrieren, welche Reita mir zwischendurch immer schenkte, aber wirklich gelingen wollte es mir nicht. Natürlich reagierte mein Körper weiterhin auf Reitas Berührungen, genauso wie seiner, aber ich konnte die Angst nicht verdrängen. Das einzige was mich ein wenig beruhigte, war die Dunkelheit, sodass ich wusste, dass mein Cousin mich ebenso schlecht wahrnehmen konnte, wie ich ihn. Ich wollte nicht, dass er meine Unsicherheit und Angst in meinen Augen sehen konnte. Als wir irgendwann beide keine Kleidung mehr trugen, und ich den ganzen Körper von Reita auf mir spürte, verspannt ich mich ungewollt. „Ist es... wirklich okay?“, fragte Reita plötzlich in die Stille hinein. Mein Inneres verneinte, aber ich zwang mich zu einem leisen „J... Ja“. „Okay... ich fang dann an“, flüsterte mein Cousin und küsste mich auf meine zitternden Lippen. Das Geräusch welches die Tube in Reitas Hand verursachte, hallte meiner Meinung nach im gesamten Zimmer nach. Meine Atmung beschleunigte sich und in mir zog sich alles zusammen. Wieder versuchte ich mich verzweifelt abzulenken. Immer wieder rief ich mir ins Gedächtnis, dass ich Reita einen Gefallen tun wollte, dass ich ihm und mir etwas beweisen wollte. Er tat doch so viel für mich. Mein Cousin warnte mich zwar vor, aber als ich das kalte Gel spürte zuckte ich reflexartig zusammen und verspannte mich weiter. Ich merkte, dass er sich größte Mühe gab, aber das Gefühl, als er vorsichtig einen seiner, ebenfalls mit Gel bedeckten Finger, in mich schob, war so merkwürdig, dass ich es nicht als angenehm empfinden konnte. Reita schien dies zu merken, aber ehe er jedoch etwas sagen konnte, wisperte ich ein leises „Bitte... weiter“. „Bist... du sicher?“, fragte mein Cousin besorgt, „wir können... stoppen“. „Nein... bitte... mach weiter“, brachte ich abgehackt vor und verspannte mich jedoch durch den Gedanken an das Kommende urplötzlich. Mein Cousin gab sich die größte Mühe, das wusste ich, aber das Gefühl war weiterhin so merkwürdig, dass es einfach nicht besser werden wollte. Es tat nicht wirklich weh, es ziepte vielleicht ein wenig, aber es war einfach nur unangenehm. Bei jedem Schritt den Reita weiter ging, fragte er mich vorher. Und egal wieviel Angst ich hatte, ich gab jedes Mal mein Einverständnis. Und dann dachte ich für einen kurzen Moment, ich müsste sterben. Kein gebrochener Arm oder kein Sturz von der Treppe konnte es mit diesen Schmerzen aufnehmen. Sie zogen sich durch meinen ganzen Körper. Mein Unterleib pochte mit jedem Herzschlag schmerzend auf. Bevor der Schrei über meine Lippen kommen konnte, drückte ich mir schnell beide Hände auf dem Mund. Jedoch verriet meine ganze Körperhaltung mich. Reita reagierte sofort und entzog sich mir. Allein diese kleine und ruckartige Bewegung brachte mich wieder zum Zusammenzucken. Unbewusst krümmte ich mich zusammen und brachte ein leises Wimmern zustande. Dass Reita sich schnell vom Bett erhoben hatte, bemerkte ich erst, als plötzlich das Licht brannte. Ebenso schnell war er wieder bei mir. Ich schämte mich so sehr, dass ich verzweifelt versuchte mein Gesicht vor ihm zu verstecken. „Fuck, fuck, fuck“, murmelte Reita schon fast panisch und beugte sich zu mir herab, „Ru... ich... es tut mir so leid... ich hätte es merken müssen“. Vorsichtig legte er seine Hand auf meine Schultern. Als ich mich nicht gegen seine Berührung sträubte, zog er mich vorsichtig zu sich heran. Ebenso sanft wischte er mir meine Tränen aus dem Gesicht. Ich brachte kein Wort raus. Mir brannte so viel auf der Seele. Ich wollte ihm sagen, dass es mir leid tat, dass ich mich so schämte und es so sehr gewollt hatte, für ihn, und vor allem dass ihn keine Schuld traf, aber mehr als ein Schluchzen bekam ich nicht heraus. Wir verweilten einige Zeit so, ehe ich mich etwas entspannt hatte. Die ganze Zeit hatte mir Reita beruhigte Worte zugeflüstert. „Ich... ich“, stotterte ich irgendwann und verbarg meine Gesicht weiterhin an seiner Brust. „Schhh... schon gut...“, flüsterte mir mein Cousin zu, „ich trag dich eben ins Badezimmer... nicht erschrecken okay?“. Ich nickte schwach und klammerte mich an ihm fest. Als er mich hochhob spürte ich erst jetzt, neben dem unangenehmen Ziepen, das Gefühl des Gels in mir. Angewidert verzog ich das Gesicht. Im Badezimmer angekommen, stieg Reita direkt mit mir in die Badewanne. Während er mich weiterhin mit einem Arm festhielt, betätigte er mit der anderen den Wasserhahn. Sofort strömte warmes Wasser aus dem Hahn und hatte uns in wenigen Minuten umgeben. Seufzend entspannte ich mich langsam und auch der Schmerz verschwand nach und nach. Das wohltuende Gefühl des warmen Wassers brachte mich beinahe zum Einschlafen. Reitas Körper, welcher plötzlich anfing zu beben holte mich aus meinem Halbschlaf. Als er seine Stirn auf meine Schulter legte, spürte ich eine kalte Träne auf meiner Haut. „Es tut mir so leid“, murmelte er und sein Körper bebte weiterhin, „ich hätte es merken müssen“. Seine zitternden Arme schlossen sich unsicher um mich. Mir selbst stiegen die Tränen in die Augen. Langsam und vorsichtig drehte ich mich in seiner Umarmung um, sodass ich am Ende vor ihm saß. Schnell wischte ich ihm die Tränen aus den Augen. „Dich trifft keine Schuld“, versicherte ich ihm und weinte nun selbst, „es tut mir so Leid“. Verzweifelt biss ich mir auf die Unterlippe. Reitas Anblick brach mir das Herz. „Warum... hast du nichts gesagt?“, flüsterte mein Cousin fragend und sah mich mit roten Augen an. „Ich... wollte es so sehr“, gab ich leise von mir, „ich wollte dir so nah sein... dir zeigen, wie sehr... ich dich liebe“. Eine Weile sagte keiner etwas von uns etwas. „Wenn du willst...“, murmelte Reita irgendwann und sah mich unsicher an, „dann kannst du... also... bei mir...“. Schockiert sah ich Reita an, welcher darauf noch unsicher wurde. „Du weißt ja... wie es funktioniert“, fügte er dann noch leise hinzu. „Nein“, meinte ich direkt, „ich... weiß es nicht... ich hab nie mit ihm... und ich will nicht... also bei dir...“. Nun schaute mein Cousin leicht schockiert, ehe sein Blick wieder weicher wurde. „Oh okay“, sagte er leise, „ihr habt also nicht miteinander geschlafen?“. Ich schüttelte den Kopf und fixierte unsicher den weißen Wannenrand. „Schlimm?“, fragte ich leise. „Nein“, antwortet Reita schnell, „ich bin froh“. Vorsichtig umarmte er mich ein wenig stärker. Erleichtert klammerte ich mich selbst an ihn. „Du kannst... aber trotzdem... wenn es dir lieber ist... ich will dich zu nichts zwingen... wir müssen auch nicht, wenn du nicht willst... es wäre okay für mich.“, murmelte er wenig später. „Nein... ich will nicht... und du zwingst mich auch zu nichts. Ich will es wirklich... ich brauch nur noch ein Weilchen“, versicherte ich ihm direkt wieder. „Ist okay. Wir haben alle Zeit der Welt“, hauchte er mir zu und küsste mich sanft, „ich liebe dich“. „Danke“, erwiderte ich leise, „ich dich auch“. Erleichtert seufzte ich und genoss den Moment. Nachtwort: Also es fiel mir wirklich ganz schwer die letzte Szene zu schreiben. Ruki tat mir so leid und ich hab richtig mitgelitten >___________< Und hier muss ich mich auf jeden Fall bei bedanken, die es im Rekordzeit nur für Euch gebetat hat!!!! DANKE!!!! Bye bis in 2 Wochen, wenn ich wieder in Deutschland bin Chris~ Kapitel 12: Special Chapter 2: Sorry Sorry ------------------------------------------ Vorwort: Sorry Sorry ist wohl auch für mich angesagt, weil ich Euch wirklich viel zu lange hab warten lassen!! Das tut mir auch ehrlich Leid!! Und ich hoffe dass einige von Euch nicht allzu sehr enttäuscht sind, weil es nur ein Bonuskapitel ist... Dieses Mal habe ich aber auch musikalische Unterstützung mitgebracht >___< Das Lied habe ich in der Repeatschleife gehört, als ich den ersten Teil des Kapitels geschrieben habe: http://www.youtube.com/watch?v=1Dtpb5Kqbf4 = GazettE - Nakigahara Der Titel des Kapitels leitet sich aus diesem Song ab: http://www.youtube.com/watch?v=h5hIzTlyjH0 = Super Junior - Sorry Sorry Special Chapter 2 Sorry Sorry All we need is LOVE Es war schlimmer als damals. Wesentlich schlimmer. Damals hatte es zwar auch verdammt weh getan, als ich mir ziemlich sicher gewesen war, dass ich ihn nie haben könnte, aber das Gefühl ihn nicht mehr zu haben, übertraf einfach alles. Ganz nach dem Prinzip, wenn man erst einmal Blut geleckt hatte. Obwohl ich es nicht wollte, schossen mir Bilder von Aoi und irgendwelchen anderen Typen durch den Kopf. Wie er sie umarmte, küsste und mit ihnen schlief. Und mit jedem weiteren Bild, wurde mir schlechter und elender zu mute. Aus Verzweiflung schmiss ich noch eine Tasse an die Tür, durch welche Aoi vor einiger Zeit gegangen war. Danach kauerte ich mich an die Wand gegenüber. Schon nach einiger Zeit wusste ich nicht mehr, wann Aoi verschwunden war. Erst als Reita und Ruki plötzlich nach Hause kamen, wurde mir bewusst, dass ich immer noch auf dem Boden saß. Und dann brach einfach alles aus mir heraus. Meine Stimme hörte sich ungewohnt fremd an. Sonst zitterte sie nie, jetzt brachte ich gar nichts anderes zustande. Und als Ruki dann plötzlich erzählte, dass das sein Zettel war, welchen ich die ganze Zeit fest umschlossen hielt, hatte ich das Gefühl den Boden unter den Füßen zu verlieren. Das letzte Mal als ich mich so ähnlich gefühlt hatte war, als Aoi mir erzählt hatte, dass er meine Gefühle doch teilte. Jedoch blieb dieses Mal das euphorische Gefühl aus. Stattdessen machte sich das Gefühl der Angst in mir breit. Ohne großartig nachzudenken, griff ich nach dem Telefon und betete still, dass Aoi an sein Handy gehen würde. Jedes Tuten erschwerte mir das Atmen. Als dann endlich das Freizeichen kam, traute ich mich kaum Luft zu holen. „Aoi?“, fragte ich ängstlich. „Was willst du?“, kam es zögerlich zurück. Ich erkannte sofort, anhand seiner Stimme, dass er geweint haben musste. „Wissen wo du bist?“, schluchzte ich nun selbst. „Im Park“, war die schlichte Antwort. Und obwohl es hier eine Menge Parks gab, wusste ich sofort, dass er nur im Yoyogi-Park sein konnte. An der Stelle, wo wir vor mehreren Jahren zusammen gekommen waren. „Beweg dich nicht von der Stelle... ich bin sofort bei dir“, hauchte ich noch zittrig, ehe ich auflegte. In meinem Kopf gab es nur dieses einen Gedanken, dass ich sofort zu ihm musste. Deswegen bemerkte ich auch nicht wirklich, wobei ich Reita und Ruki unterbrach. Ich wusste nur noch, dass ich mich beeilen musste. Dass ich zitterte merkte ich sogar beim rennen, weil mich meine Beine kaum tragen wollten, aber es gab wichtigeres in diesem Moment. So schnell es ging, stürmte ich in die U-Bahnstation, rannte dabei fast einen Touristen um und schaffte es so gerade in meine Bahn. Mir war die Fahrt noch nie so lange vorgekommen wie in diesem Moment. Als ich dann auch noch meinen Anschlusszug gerade verpasste, war ich kurz davor, mitten am Bahnhof zu heulen, und dass in meinem Alter. Aber das Gefühl, dass ich zu spät kommen würde, schnürte mir den Hals zu. Als es dann auch noch anfing zu regnen, bekam ich kaum noch Luft. Innerlich betete ich nur, dass Aoi trotzdem noch da sein würde, wenn ich ankam. Nach wenigen Metern an der frischen Luft klebten mir meine Kleider nass am Körper. Trotz des Wetters musste ich mich durch die Menschenmassen kämpfen und verzweifelte immer mehr. Wo Aoi genau hingegangen war, hatte er mir nicht gesagt, aber ich war sicher, dass er an der einen Stelle war. Dort wo damals alles seinen Anfang genommen hatte. Die letzten Meter wollten mich meine Beine kaum noch tragen. Erst als ich Aoi wirklich im Regen auf den kalten Steinen sitzen sah, wurde ich etwas langsamer. Erst jetzt bemerkte ich auch, wie sehr ich tatsächlich zitterte. Jedoch schien es Aoi nicht anders zu ergehen. Still blieb ich vor ihm stehen. Es dauerte einen Moment, ehe er langsam seinen Kopf anhob und mich ausdruckslos anschaute. Wegen dem Wetter konnte ich seine Tränen nicht von den Regentropfen unterscheiden. „Du weinst“, murmelte ich vorsichtig. „Du doch auch“, antwortete er und er hatte recht, wie ich feststellte. „Es... tut mir so leid“, hauchte ich und der Drang ihn zu umarmen wurde immer stärker. Aber ich traute mich nicht. Die neuen Tränen, welche Aois Gesicht herunter rannen, brachen mir mein Herz immer mehr. Das erstickende Gefühl kehrte zurück. „Es tut so weh“, meinte Aoi leise und krümmte sich leicht. Ich schmiss alle Bedenken über Bord und zog ihn einfach an mich. Sein Körper war genauso nass und kalt wie meiner. Zögerlich krallte er sich an mich und unser Körper zitterten unkontrolliert in dem Arm des jeweils anderen. „Es... tut mir... so leid“, flüsterte ich und konnte mich einfach nicht beruhigen, „ich hätte bes... besser nachdenken sollen... es tut mir so leid“. „Es tut so weh“, wiederholte er sich schluchzend. „Ich weiß“, meinte ich, denn mein Herz tat mir genauso weh. „Es ist gleich vorbei“, versprach ich ihm und drückte ihn noch etwas mehr an mich heran. Obwohl mein Herz heftig schlug, konnte ich Aois unkontrollierten Herzschlag wahrnehmen, welcher ungleich zu meinem war. Wie lange wir so zusammengekauert neben dem Springbrunnen saßen, weiß ich nicht mehr. Nur, dass es so lange war, bis unsere Herzen wieder im gleichen Takt schlugen. Es war so still um uns herum, nur das Prasseln des Regens war zu hören und das langsame Ersticken der Schluchzer. „Ich... liebe dich“, flüsterte ich unsicher. Als Aoi darauf zu Anfang nicht erwiderte, krampfte sich bei mir wieder alles zusammen. Ich könnte es nicht ertragen, ihn aufgeben zu müssen, schoss es mir wiederholt durch den Kopf. „Ich dich doch auch“, flüsterte Aoi ebenso leise, „ich könnte dich nie...“. „Ich weiß, ich weiß“, meine ich schnell und drückte ihn fester, „es tut mir so leid. Bitte verzeih mir das, bitte! Ich könnte das nicht mehr ohne dich“. Ich weinte wieder. Aoi drückte mich von sich und mir wurde direkt kälter. „Ja, ja... natürlich“, murmelte er und versuchte mir die Tränen aus dem Gesicht zu wischen, bevor er mich schüchtern küsste, ganz wie damals. „Ich... liebe dich... wirklich.“ „Bist du dir... sicher?“ „Ja, ja... natürlich.“ Nach dem kurzen Kuss hingen wir uns wieder in den Armen. Den Regen nahm keiner von uns beiden mehr wahr. Auch nicht, dass er eisig kalt war. Nur wir zählten, nur wir. „Ich... dachte wirklich ich hätte dich verloren“, murmelte Aoi irgendwann. „Ich auch“, gestand ich und vergrub mein Gesicht an Aois Brust, „ich dachte ich sterbe“. Schnell fanden unsere Lippen wieder aufeinander. Als Aoi sich kurz schüttelte, wurde mir klar, dass wir immer noch im kalten Regen saßen. „Wir sollten zurück“, meinte ich und stand langsam auf. Hand in Hand liefen wir zusammen im Regen zur Bahnstation. Auch wenn wir schräg von der Seite angeschaut wurden, war es uns völlig egal, solange wir uns hatten. Nachdem wir zusammen duschen gegangen waren, lagen wir eng aneinander gekuschelt im Bett. Mittlerweile hatte ich auch nicht mehr das Gefühl, dass mein Herz zerquetscht wurde. Es beruhigte mich, dass ich mein Gesicht in den Haaren meines Freundes vergraben konnte, wenn ich das wollte, dass ich seinen Atem auf meiner nackten Haut spüren konnte, seine Hand meine hielt und ich seinen Herzschlag spüren konnte. „Uru?“, flüsterte Aoi und ich merkte, dass er verunsichert war. „Ja?“, fragte ich und drückte seine Hand etwas. „Ich will zu meinen Eltern fahren mit dir“, antwortete er. „Du warst auch lange nicht mehr da, aber warum soll ich mit?“ Das letzte Mal war ich mit zu seinen Eltern gefahren, als wir gerade alle zusammen umgezogen waren und wir seine letzten Sachen abgeholt hatten. „Ich will dich ihnen vorstellen...“, kam es darauf. „Aber sie kennen mich doch“, lachte ich leise. „... als Freund, festen Freund“, murmelte er. Etwas schockiert richtete ich mich auf und sah ihn durch die Dunkelheit an. Auch er erhob sich. „Aber...“, stotterte ich, „sie würden... ich will keinen Stress verursachen...“. „Ich will es ihnen aber sagen“. „Aber wieso? Bis jetzt war es so doch kein Problem oder?“ fragte ich unsicher. „Weißt du“, begann er, „als ich da so im Park saß und echt dachte, ich hätte dich verloren, da dachte ich wirklich ich würde sterben. Ich konnte kaum atmen und es tat so weh. Ich wusste dass du mir wichtig bist, aber ich dachte wirklich, ich müsste sterben vor Schmerz“. Mir kamen die Tränen bei seinen Worten. Mein Puls beschleunigte sich direkt wieder. Ich musste ihn einfach küssen. „Es tut mir so leid... ich... liebe dich so sehr“, flüsterte ich, „...aber was haben deine Eltern damit zu tun?“. Ich verstand den Zusammenhang nicht. Mittlerweile waren wir mehrere Jahre zusammen. Meine Eltern hatten von Anfang an von unserer Beziehung gewusst, sie waren schon immer tolerant gewesen. Aois Eltern dagegen nicht. Irgendwann hatte er mir erzählt, dass er sich deswegen auch so schwer getan hatte, mit seinen Gefühlen und dass er mich schon vor meinem Geständnis mit anderen Augen gesehen hatte, aber einfach Panik davor gehabt hatte. Deswegen war es für mich auch nie ein Problem gewesen, dass seine Eltern nie etwas von uns erfahren hatten. Irgendwie war es auch spannend gewesen. „Ich hab heute gemerkt, wie wichtig du mir bist und ich will, dass sie es wissen. Du bist mehr als mein Freund... du bist viel mehr ein Teil von mir“. Meine Tränen konnte ich in dem Moment nicht mehr zurück halten. Aoi entschuldigte sich direkt bei mir und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. „Nicht weinen Uru, bitte... es tut mir leid“, meinte er. „Nein schon gut“, sagte ich und küsste Aoi sanft, jedoch leidenschaftlich, „ich bin nur... so gerührt“. Schnell versteckte ich mich wieder an Aois Brust. Normalerweise war ich die Selbstsicherheit in Person. Aber das hier warf mich völlig aus der Bahn, was mir peinlich war. „Nur einen Moment, bitte“, murmelte ich leise. Direkt nahm Aois mich in den Arm. Irgendwann war ich einfach so in seinen Armen eingeschlafen. Als ich am nächsten Morgen ebenfalls in den Armen von Aoi aufwachte, breitete sich ein so warmes Gefühl in mir aus, wie schon lange nicht mehr. Glücklich kuschelte ich mich wieder an ihn und er verstärkte die Umarmung. In diesem Moment brauchte ich einfach nichts anderes. Keine Liebesschwüre, keine Küsse, keinen Sex. Nur diese simple Umarmung, welche intimer war als alles andere, was ich mir in dem Moment vorstellen konnte. Jedoch hielt der glückliche Moment nicht lange an. Spätestens als wir von Miyavi erfuhren, was Kai und ihm gestern passiert war, war jegliche Märchenstimmung verflogen. Vor allem, dass gerade Kai es gewesen war, beunruhigte mich, da er von uns allen der Emotionalste war. Und das vor allem im Stillen, was die Sache so gefährlich machte. Mittlerweile wussten wir, wie wir damit umzugehen hatten, aber vor so einer Situation standen wir noch nie. Das war etwas völlig Neues für uns alle. Und auch wenn es sich egoistisch anhörte, ich war froh, dass sich Miyavi zum größten Teil um Kai kümmerte, denn ich hätte nicht gewusst wie. Vielleicht empfand ich deswegen auch nicht mehr einen so großen Widerstand gegenüber der Fahrt zu Aois Eltern. Als ich dann jedoch am Abend mit ihm zusammen im Auto saß, beschlich mich wieder das Gefühl der Unsicherheit. „Keine Angst, es wird schon alles gut gehen“, meinte mein Freund direkt und nahm, so lange der Verkehr es zuließ, meine Hand. Da unser kleines Hotel nicht weit von Aois Elternhaus war, kamen wir recht spät an. Unser Doppelzimmer war nicht das Größte, aber für die eine oder gegebenenfalls zwei Nächte reichte es vollkommen. Mit Anlauf schmiss sich Aoi auf das Bett und rollte sich einmal von der einen Seite auf die andere, während ich unsere Reisetasche abstellte. „Auch wenn das Zimmer soweit nichts hat, aber das Bett ist richtig geil“, meinte er und strahlte über das ganze Gesicht. Primitiv, aber glücklich. Ich versuchte ein kleines Lächeln zustande zu bringen, aber wirklich gelingen wollte es mir nicht. Aoi schien dies zu bemerken, denn er stand vom Bett auf, umarmte mich von hinten und hauchte mir einen Kuss in den Nacken. „Du brauchst echt keine Angst wegen morgen zu haben“, murmelte er. „Hab ich aber“, antwortete ich leise. Innerlich sah ich Aois Mutter, welche ich eigentlich wirklich gerne hatte, mich anschrie, beschuldigte und ich machtlos ihr gegenüber stand. In meiner Fantasie war es am Ende Aois Vater, welcher uns beide aus ihrer Wohnung warf und Aoi jegliches Wiederkommen verbot. Und das nur wegen mir. „Ich will nicht, dass sie dich wegen mir hassen“, sagte ich ehrlich und drehte mich, in der Umarmung, zu ihm um. „Egal, was morgen passiert“, flüsterte er mir zu, „ich werde zu dir stehen okay? Ich liebe dich“. „Ich dich auch“, antwortete ich ihm und drückte ihn näher an mich ran. „So und jetzt gehen wir was tolles essen“, meinte Aoi dann, „und danach bringe ich dich auf andere Gedanken“. Seine Stimme verwandelte sich in ein heißes Hauchen. Meine Nackenhaare stellten sich auf und in mein Magen drehte sich einmal. Gierig sah ich ihn an. „Und wie willst du das schaffen?“, fragte ich grinsend. „Das wirst du noch erfahren“, gab er ebenfalls grinsend zurück. Wir umarmten uns immer noch. „Gegenüber gibt es eine kleine Nudelsuppenbar“, sagte ich und brach den Blick immer noch nicht ab, „da hätten wir es nicht weit“. „Willst du Zeit sparen?“, wollte er wissen. „Durchschaut“. „Dann sollten wir keine Zeit verlieren“, meinte er, löste die Umarmung auf, nahm meine Hand und zog mich entschlossen hinter sich her. Als wir in der kleinen Bar saßen, drehte sich mein Magen immer noch von Aois Aussage. Bei meinen Gedanken schoss mir das Blut in den Kopf. Obwohl wir schon so lange zusammen waren und schon etliche Male mit einander geschlafen hatten, kribbelte mein ganzer Körper immer noch, wenn ich nur daran dachte. Es war immer noch etwas besonderes bei uns. Wir taten es nicht aus Spaß, sondern um dem anderen nah zu sein, um die Liebe intensiver zu spüren. „Ich weiß woran du denkst“, schmunzelte Aoi plötzlich neben mit und ich schreckte aus meinem Tagtraum auf. „Sorry“, nuschelte ich. „Du musst dich doch nicht entschuldigen“, lachte er leise, „bei mir kribbelt es auch“. Jetzt grinste ich selbst und aß ruhig weiter. „Nicht so stürmisch“, gab ich von mir, als ich die harte Wand im Rücken spürte, gegen welche mich Aoi mehr oder weniger schupste. Mit dem Fuß kickte er die Hoteltüre hinter sich zu, ehe er meine Lippen wieder in Beschlag nahm. Meine Beine wurden direkt wieder weich und ich krallte mich sofort in sein Hemd. „Bett?“, fragte ich zwischen zwei innigen Küssen, denn lange würde meine Beine mich nicht mehr tragen können. „Bett“, antwortete er und dirigierte mich, weiterhin küssend, zu diesem. Sein Körper drückte meinen in die Matratze. Seine Küsse raubten mir den Verstand. Ungeduldig zupfte ich an seinem Hemd und versuchte mit zitternden Händen die Knöpfe zu lösen. Er brauchte wesentlich weniger Zeit um mir mein Shirt über den Kopf zu ziehen. “Warum hast du so viel an?“, fragte ich als ich sah, dass sich unter seinem Hemd noch ein Tanktop verbarg. „Weil ich weiß, wie gerne du auspackst“, murmelte er und küsste mich wieder leidenschaftlich. Ich stockte kurz bei seiner Aussage, ehe ich ein „ich liebe dich so sehr“ murmelte und Aoi einfach umarmte. Aoi schien wiederum das zu verwundern, denn es dauerte einen Moment, ehe er die Umarmung erwiderte. Ich spürte, dass er lächelte. „Ich dich doch auch“, hauchte er mir heiß ins Ohr. Wir verblieben einige Zeit so, ehe sich Aoi vorsichtig von mir löste und mir tief in die Augen schaute. „Willst du?“, fragte er mich ruhig. Die Schmetterlinge in meinem Bauch verursachteten bei den Worten einen riesen Tumult. „Nur... wenn du es willst“, flüsterte ich ihm zu. Mittlerweile war Aoi was so was anbelangte sicherer geworden. Früher hatte er mich das nie so direkt fragen können. Dafür war sein Schamgefühl zu groß gewesen. Es hatte mich viel Geduld gekostet, bis er so weit gewesen war. „Bitte“, nuschelte er, drückte mir die kleine Silberpackung in die Hand und vergrub seinen Kopf an meiner Halsbeuge. Ich sagte darauf nichts mehr, denn ich wusste, dass es ihm trotzdem noch viel Überwindung kosten musste, darum zu bitten. „Komm her Süßer“, sagte ich und drückte ihm einen leidenschaftlichen Kuss auf. Schnell wurde dieser erwidert. Ohne jeglichen Widerstand tauschten wir die Rollen. Ich schaute ihn einen Moment an, befreite ihn von einer Haarsträhne und küsste ihn schüchtern. Und dann geschah es einfach wieder, so wie jedes Mal. Aois dünnen Arme schlangen sich zitternd um meinen Körper und kratzten über meinen Rücken. Sein Stöhnen brachte mein Blut in Wallung und in meinem Kopf herrschte ein dichter Nebel. Ich konnte jeden Herzschlag von ihm spüren. In diesem Moment waren wir uns so unendlich nahe, dass wir schon eins waren. „Uruhaaa... ich... liebe dich so“, keuchte er erregt, ehe wir beide fast gleichzeitig zum Höhepunkt kamen. Wir verharrten noch einen kurzen Augenblick so, genossen die Nachwellen des Orgasmus, ehe ich unsere Verbindung trennte. Ich löste mich kurz von ihm, um auf immer noch wackligen Beinen das Kondom weg zu schmeißen. Danach stieg ich sofort wieder ins Bett. Aoi krabbelte direkt zu mir und zuckte dabei kurz zusammen. „Alles okay?“, fragte ich direkt besorgt und strich ihm ein paar verklebte Haarsträhnen aus dem Gesicht. Er lächelte mich nur verträumt an. „Nein, alles okay. Mach dir keine Sorgen“, nuschelte er und kuschelte sich an mich. Ich merkte ihm an, dass er sich etwas verkrampft verhielt. Aber aus eigener Erfahrung wusste ich, dass der Zustand nicht allzu lange anhielt, außer es war wirklich aus dem Ruder gelaufen. Aber das kam bei uns äußerst selten vor. Schnell drückte ich ihm noch einen Kuss auf die verschwitzte Stirn und zog die Decke höher. Jetzt war uns beiden noch mehr als warm, aber das würde nicht mehr lange andauern und um diese Jahreszeit konnte es in der Nacht recht kalt werden. Aoi war, wie immer, nach kürzester Zeit eingeschlafen. Ich dagegen lag noch einige Zeit wach und beobachtete ihn beim Schlafen. Wenn ich an den Besuch von seinen Eltern dachte, bekam ich schon wieder Panik. Eigentlich hatte Aoi ein recht gutes Verhältnis zu seinen Eltern, und ich wollte das einfach nicht aufs Spiel setzen, wegen so etwas Bedeutungslosem, denn mir machte es im Grunde nichts aus, dass seine Eltern nichts von unserer Beziehung wussten. Bis jetzt hatte es deswegen nie Ärger gegeben. Seufzend kuschelte ich mich ein wenig näher an ihn und ließ der Müdigkeit freien Lauf. Am nächsten Morgen ging einfach alles schief. Angefangen hatte es damit, dass wir beide verschlafen hatten. Die gemeinsame Dusche hatte das war wieder gut gemacht, jedoch schien das Pech immer noch an mir zu kleben, denn kurz nach dem Duschen prellte ich mir nicht nur meinen Zeh an der Badezimmertüre, sondern schüttete meinen Kaffee auch noch über mein extra ausgesuchtes Shirt. Zuvor hatte ich mir stundenlang überlegt, was ich anziehen könnte, bis ich mich für dieses entschieden hatte. Fluchend nahm ich meine Reisetasche auseinander. Aoi versuchte mich zu beruhigen, aber wirklich klappen tat es nicht. Erst als er mir ein Oberteil in die Hand drückte, mir einen Kuss aufhauchte und sagte: „Es ist nicht wichtig was du trägst, okay? Sei einfach du selbst, ja?“ Aus Reflex erwiderte ich den Kuss und senkte danach meinen Blick. „Okay... es ist nur, ich bin so schrecklich nervös“, gab ich zu. „Keine Angst, ich bin bei dir“, grinste Aoi darauf und drückte mich kurz. Ich wurde etwas ruhiger und als ich auf dem Beifahrersitz saß, war ich beinahe entspannt. Irgendwann war ich sogar noch einmal eingeschlafen. Dafür war die Ankunft umso schlimmer. Zwar weckte mich Aoi liebevoll, aber die plötzliche Erkenntnis, dass wir direkt vor dem Haus seiner Eltern standen, traf mich unvorbereitet und mit voller Intensivität. Unbewusst krallte ich mich etwas in den Sitz unter mir und schluckte trocken. „Hey ganz ruhig“, meinte Aoi zu mir und strich mir kurz über meine Wange, „das wird schon, okay?“. Trotzdem bekam ich Panik. Nicht diese Panik, wenn man merkte, dass man seine Hausaufgaben für die Uni auf dem Küchentisch liegen gelassen hatte, sondern diese Panik, wenn man mit Höhenangst ganz oben auf dem Tokyo Tower stand. „Ich will nur nicht, dass du alles bereust“, nuschelte ich und senkte den Blick. „Dass ich was bereue?“, kam direkt die leise Gegenfrage, „dass mit dir?“. Ich nickte kaum merklich. Kurz darauf wurde ich in eine sanfte Umarmung gezogen. „Denk sowas nie wieder, okay?“, meinte Aoi ernst, „glaub mir endlich, dass ich dass mit dir nie bereuen könnte, ja? Ich liebe dich wirklich und du bist mir mehr als wichtig. Und wenn es drauf ankommt, werde ich das auch vor der ganzen Welt verteidigen, was wir beide haben“. Ich nickte wieder und hauchte ein unverständliches „okay“. „Okay, dann mal los“, meinte Aoi darauf gutgelaunt und stieg aus dem Wagen. Ich atmete noch einmal tief durch, ehe ich ebenfalls ausstieg. Aoi lief vor mir hinweg zur Tür und drückte die kleine Klingel. Das Geräusch hallte einmal im ganzen Haus nach. Mit jeder Sekunde, in der sich nichts rührte, klopfte mein Herz vor lauter Aufregung mehr. Als die Tür dann wirklich irgendwann aufging, setzte mein Herzschlag komplett aus. Aois kleine Mutter stand vor ihm und zog ihren Sohn direkt in ihre Arme. Äußerlich hatte sie sich kaum verändert, sie strahlte immer noch, genau wie ihr Sohn, diesen Lebensdrang aus. „Es ist so schön, dich wieder zu sehen“, meinte sie glücklich und mir rutschte das Herz in die Hose. „Ich freu mich auch“, antwortete Aoi und anhand seiner Stimme konnte ich hören, dass er lächelte. Ich nahm mittlerweile alles nur noch wie durch Watte wahr. Sie entließ ihn wieder ihrer Umarmung und lächelte nun mich an. „Und du musst dann wohl diejenige sein, die meinem Sohn Kopf mehr als nur verdreht hat“, grinste sie und verbeugte sich leicht. Ich tat es ihr aus Reflex gleich, brachte jedoch kein Wort zustande. Diejenige? „An irgendwen erinnern Sie mich“, meinte sie direkt darauf und schien einen Moment zu überlegen, „ach genau. Sie hat irgendwie Ähnlichkeiten mit deinem damaligen besten Freund, wie hieß er noch gleich?“. Aoi schaute sie genauso verständnislos an, wie ich es wohl tat, denn auch ihm schien es die Sprache verschlagen zu haben. „Takashima... Kouyou hieß er glaube ich. Verstehen Sie mich nicht falsch, er sah schon immer sehr weiblich aus.“ Mit diesen Worten ging sie durch den Flur und bat uns, ihr zu folgen. Fragend sah ich Aoi an. „Ich glaube sie... hält mich... für ne Frau“, murmelte ich. Aoi sah ich an, dass er ein Lachen zurück halten musste. „Ich finde das gar nicht zum Lachen!“. „Kommt ihr zwei Hübschen?“, rief Aois Mutter direkt und Aoi lief zu ihr in das Wohnzimmer. Hin und her gerissen und vor allem mit einem sehr schlechten Gefühl im Bauch, folgte ich ihm schüchtern. Auch im Wohnzimmer hatte sich nicht sehr viel verändert. Soweit ich das beurteilen konnte, waren die meisten Möbel noch die Alten. Nur auf der Kommode schienen ein paar neue Fotos dazu gekommen sein. Unter anderem Aois Abschlussfotos. Unsicher setzte ich mich nach Aufforderung an einen der Plätze am Tisch. „Wo ist Vater?“, wollte Aoi wissen, setzte sich neben mich und nahm meine Hand. Seiner Mutter gegenüber, war mir das plötzlich sehr unangenehm. Gerade ihr liebliches Lächeln irritierte mich, da ich nicht einschätzen konnte, wie ihre Mimik wäre, wenn ihr bewusst wäre, wessen Hand ihr Sohn gerade hielt. „Er wollte nur noch mal eben nach dem Auto sehen. Du kennst ihn ja“, lachte sie, „wenn er sich was in den Kopf gesetzt hat, dann wird das ohne große Worte umgesetzt“. Wenn ich ehrlich war, hatte ich vor Aois Vater mehr Angst, als vor seiner Mutter. Aus dem einfachen Grund, da er im Gegensatz zu seiner Frau eher recht still war. Ich konnte damals schon nicht einordnen, was er dachte. Meist teilte er seine Gedanken plötzlich und sehr direkt mit, und genau davor fürchtete ich mich gerade am meisten. Aois Mutter schenkte uns geschickt traditionellen Grüntee ein und als die zusätzlich noch eine kleine Torte auf den Tisch stellte, sagte sie zu mir: „Nicht so schüchtern meine Liebe, hier tut Ihnen keiner etwas, oder sind Sie immer so schweigsam?“. Aoi wollte gerade für mich antworten, weil ich wieder keinen Ton rausbrachte, als die Wohnzimmertüre aufging und Aois Vater hereinkam. Aoi stand sofort auf, um seinen Vater kurz zu umarmen, ich stand unschlüssig auf und verbeugte mich leicht. Als ich meinen Blick wieder hob, blieb mir der Atem weg. Er musterte mich eisern und sein Blick verweilte etwas länger an der Stelle wo meine nicht vorhandene Oberweite hätte sein müssen. Danach schaute er mir ins Gesicht und ich wäre am liebsten davon gerannt. Ich sah es ihm an, dass er sofort wusste, wen er hier vor sich hatte. Seine eiserne Miene, an welcher ich keinen seiner Gedanken ablesen konnte, machte es nicht besser. Aoi schien es auch bemerkt zu haben, denn er wurde plötzlich sehr nervös neben mir, was mir noch mehr von meinem Selbstbewusstsein nahm. Ich hatte mich schon oft vor anderen behaupten müssen. Sei es in der Schule, Uni oder teilweise auch innerhalb der Familie gewesen. Aber nichts konnte es mit der derzeitigen Situation aufnehmen. Schnaubend setzte er sich an den Kopf des Tisches, nahm einen Schluck von seinem Tee und richtete seinen Blick wieder auf mich. Zitternd setzte ich mich ebenfalls und griff blind und heimlich nach Aois Hand. „Ich hab's gewusst“, meinte Aois Vater plötzlich und sein Sohn zuckte verschreckt zusammen und drückte meine Hand stärker. „Was wusstest du, Schatz?“, fragte seine immer noch ahnungslose Frau und lächelte lieb. „Das irgendwann sowas“, sein Kopf ruckte in meine Richtung, „bei ihm rauskommen würde. Das kommt doch alles von dieser Musik. Das habe ich von Anfang an gesagt, aber auf mich wollte ja keiner hören“. Zum Ende hin war Aois Vater immer lauter geworden. „Vater... ich“, wollte Aoi ansetzen, wurde jedoch direkt unterbrochen. „Nenn mich nicht Vater“, kam es kalt zurück, „mein Sohn wäre nie so geworden“. Aoi krampfte sich so fest in meine Hand, dass es schon schmerzte. Jedoch war das nichts zu dem Schmerz, den er gerade empfinden musste. Seine Mutter schaute geschockt zu ihren Mann und ehe sie etwas sagen konnte, krächzte ich ein „es tut mir leid, Herr Shiroyama“. Ich erkannte meine eigene Stimme nicht. „Oh mein Gott“, murmelte Aois Mutter und ließ ihre Teetasse sinken. Ihr Blick war geschockt auf mich gerichtet, der von ihrem Mann war eher wütend. „Du musst dich für nichts entschuldigen“, meinte Aoi plötzlich leise neben mir, während sich sein Blick an seine Eltern richtete, „ich liebe ihn sehr, sonst wären wir erst gar nicht hier“. Ich sah ihm an, wie schwer es ihm fiel, seine Stimme aufrecht zu halten, denn seine Hand drückte meine immer noch stark. „Ich will sowas in meinem Haus nicht hören“, schrie sein Vater direkt. „Sag, dass das nicht wahr ist“, sagte Aois Mutter leise und würdigte mich plötzlich keines Blickes mehr. „Ich liebe ihn“ antwortete er, mittlerweile mit nicht mehr ganz so fester Stimme, „mehr als irgendjemanden sonst“. „Ich sagte, ich will das nicht hören“, schrie sein Vater nun noch lauter und seine Hände knallten ungebremst auf den kleinen Holztisch, sodass alle zusammen zuckten. „Wie kannst du uns sowas antun?“, kam kurz darauf der Vorwurf von Aois Mutter, ihre Stimme zitterte leicht, und wie befürchtet, weinte sie wenig später. „Das ist alles nur deine Schuld“, warf Aois Vater seiner Mutter vor, „du hast ihn viel zu weich erzogen und ihm diese Musik nie ausgetrieben“. „Du warst ja nie da, um deinen Teil der Erziehung zu machen“, kam es schluchzend zurück. „Ihr habt doch gar nichts damit zu tun“, meinte Aoi direkt, „und meine Musik hat damit ebenfalls überhaupt nichts zu tun“. „Die sehen doch alle nicht viel besser aus als der da!“, wieder ruckte der Kopf, dieses Mal von Aois Mutter, abwertend und beschuldigend in meine Richtung, „kein Wunder dass ich ihn nicht erkannt habe. Und natürlich haben wir etwas damit zu tun. Was sollen wir denn den anderen sagen, wenn du immer ohne Begleitung bei Festlichkeiten auftauchst?“, bevor Aoi irgendetwas sagen konnte, sagte sein Vater, „und wage es nicht, ihn mitzubringen“. Ich schaute verletzt auf den Tischrand. „Mir ist sowas von egal, was die anderen sagen“, sagte Aoi und war mittlerweile auch etwas lauter geworden, „und das sollte es euch auch!“. „Es ist uns aber nicht egal!“, meinte sein Vater fest. „Das ist doch bestimmt nur eine Phase, oder?“ murmelte Aois Mutter vorsichtig und schaute ihren Sohn hoffnungsvoll an, „das hört man doch immer wieder, selbst in den besten Familien“. „Das ist bestimmt keine Phase!“, gab Aoi entrüstet von sich, „ich liebe ihn doch nicht erst seit gestern! Wir sind schon lange seit der Mittelschule zusammen“. Für einen kurzen Moment breitete sich ein warmes Gefühl in meiner Magengegend aus. Ebenso herrschte kurz Stille. „Oh mein Gott“, murmelte seine Mutter wieder und sah abwechselnd zwischen uns beide hin und her, „dann ist es vielleicht schon zu spät. Bist du... also hast... bist du schon krank?“ In dem Moment verstand ich nicht, was sie meinte. „Fragst du mich gerade ernsthaft, ob ich... AIDS habe?“, wollte Aoi ungläubig wissen. „Was ist denn so falsch an der Frage?“, meinte sie aufgebracht, „wer weiß, was er sich schon alles von irgendwo eingefangen hat!“. Das hatte gesessen. Aoi schnappte nach Luft. „Das glaube ich jetzt nicht“, murmelte er nun selbst geschockt, „das glaube ich echt nicht. Wie könnt ihr nur?!“. „Es... ist schon gut“, meinte ich und nahm seine Hand. „Fass ihn nicht an“, schrie direkt wieder sein Vater und ich ließ ihn abrupt los. „Nichts ist gut“, sagte Aoi leise und nahm demonstrativ meine Hand, „und Dad, meine Hand ist noch das Harmloseste, was er von mir schon berührt hat“. Ihm stockte der Atem. „RAUS!“, brüllte er kurz danach, stand erbost auf und zeigte mit dem Finger auf die Tür, „und komm nicht mehr wieder!“ „Wir wollten sowieso gerade gehen“, sagte Aoi, drückte meine Hand und stand ebenfalls auf. „Aber...“, setzte seine Mutter an. „Keine Sorge Mum, wir werden euch nicht mehr belästigen“. Und ehe ich mich versah, hatte er mich mit sich gezogen. Schnell hatte er den Wagen aufgeschlossen und auf dem Beifahrersitz Platz genommen. Ich zögerte nicht lange und setzte mich hinters Steuer. Nachdem er mit wortlos den Schlüssel gereicht hatte und ein „bring mich bitte hier weg“ gemurmelt hatte, startete ich den Wagen und fuhr los. Die ganze Fahrt über sagte er kein Wort und auch ich traute mich nicht etwas zu sagen. Erst auf unserem Hotelzimmer brachte ich ein leises und ehrliches „Es tut mir leid“ zustande. Aoi sah mich einen Moment an, ehe ihm stumm die Tränen über das Gesicht liefen. Schnell war ich bei ihm und zog ihn in meine Arme. „Ich liebe dich...“, schluchzte er, „egal was andere sagen, okay? Ich werde dich immer lieben. Ich...“. „Schon gut“, meinte ich und drückte ihn fester, „ich dich auch und es tut mir so leid... so leid“. Vorsichtig wollte ich die Umarmung lösen. „Nein... bitte“, bettelte Aoi schon fast, „nur noch ein bisschen“. „Solange du willst... so lange du willst“. Nachwort: Das neue Kapitel werde ich sehr wahrscheinlich in den Ferien schreiben, weil ich dort abgeschieden im Harz bin und wahrscheinlich nicht viel zu tun haben werde. New Family neigt sich zudem auch langsam dem Ende... Danke fürs Lesen und ich freue mich jetzt schon auf Eure Kritik^^ PS: Ich bin vom 18.8-18.9.2010 wieder in Japan *___* Kapitel 13: Reversal point -------------------------- Vorwort: Es hat mal wieder viel zu lange gedauert v.v Aber da war Schule und Cosplay nähen und ne Schreibblockade >________< Tut mir Leid!!! Hoffentlich gefällt es Euch :3 Kapitel 12 Reversal point Vertrauen zu genießen ist ein größeres Kompliment als geliebt zu werden „Wenn du willst...“, murmelte Reita irgendwann und sah mich unsicher an, „dann kannst du... also... bei mir...“. Schockiert sah ich Reita an, welcher darauf noch unsicher wurde. „Du weißt ja... wie es funktioniert“, fügte er dann noch leise hinzu. „Nein“, meinte ich direkt, „ich... weiß es nicht... ich hab nie mit ihm... und ich will nicht... also bei dir...“. Nun schaute mein Cousin leicht schockiert, ehe sein Blick wieder weicher wurde. „Oh okay“, sagte er leise, „ihr habt also nicht miteinander geschlafen?“. Ich schüttelte den Kopf und fixierte unsicher den weißen Wannenrand. „Schlimm?“, fragte ich leise. „Nein“, antwortet Reita schnell, „ich bin froh“. Vorsichtig umarmte er mich ein wenig stärker. Erleichtert klammerte ich mich selbst an ihn. „Du kannst... aber trotzdem... wenn es dir lieber ist... ich will dich zu nichts zwingen... wir müssen auch nicht, wenn du nicht willst... es wäre okay für mich.“, murmelte er wenig später. „Nein... ich will nicht... und du zwingst mich auch zu nichts. Ich will es wirklich... ich brauch nur noch ein Weilchen“, versicherte ich ihm direkt wieder. „Ist okay. Wir haben alle Zeit der Welt“, hauchte er mir zu und küsste mich sanft, „ich liebe dich“. „Danke“, erwiderte ich leise, „ich dich auch“. Erleichtert seufzte ich und genoss den Moment. Dass Uruha und Aoi irgendwann in der Nacht scheinbar wiedergekommen waren, hatte ich nur am Rande mitbekommen, als ich durch das Schließen der Türen wach geworden war. Nachschauen konnte ich nicht, da mich mein Cousin so fest im Arm hielt, dass ich mich noch nicht einmal umdrehen konnte. Kurz darauf war ich auch schon wieder eingeschlafen, sodass ich am nächsten Morgen auch nicht mit Gewissheit sagen konnte, ob ich die beiden wirklich gehört hatte. Ich hatte meine Augen gerade aufgeschlagen, da bekam ich schon einen Kuss auf die Stirn gedrückt und ein leises „Guten Morgen“ zugeflüstert. Verwirrt blinzelte ich einige Male, ehe ich mich näher an Reita kuschelte und ein verschlafendes „Morgen“ nuschelte. „Wir haben es schon fast Mittag“, informierte er mich ein wenig später und lockerte die Umarmung. „Ich glaube Uruha und Aoi sind in der Nacht wiedergekommen“, meinte ich und lächelte Reita unsicher an. „Dann schlafen die Zwei bestimmt noch“, mutmaßte er, „von Kai und dem Vogel habe ich auch noch nichts gehört“. Vorsichtig erhob er sich und fuhr sich einmal durch seine blonden und abstehenden Haare. Ich wollte es ihm gleich tun, zuckte jedoch einmal kurz zusammen und hoffte, dass mein Cousin es nicht bemerkt hatte. „Geht... es?“, fragte er jedoch und sah mich zum wiederholten Mal besorgt an. „Keine Sorge“, meinte ich sofort und lächelte ihn ein wenig an, „mir geht es gut“. Er nickte zwar, aber anhand seines Blickes konnte ich sehen, dass es ihn nicht beruhigt hatte. Auf leisen Sohlen verließen wir beide unser kleines Zimmer und schauten zuerst bei Uruha und Aoi vorbei. Wie schon vermutet schliefen beide noch tief und fest, den jeweils anderen im Arm haltend. Vorsichtig schlossen wir die Türe wieder und gingen ein Zimmer weiter. Zu unserer Verwunderung fanden wir es aber leer vor. Fragend sah ich zu Reita, welcher diesen Blick jedoch ebenso fragend erwiderte. „Sind die gestern gar nicht mehr zurückgekommen?“, wollte er wissen und zog die Türe wieder zu. Ich zuckte mit den Schultern und blickte in den Flur. „Kais Schuhe sind auch nicht da“, sagte ich, „eine seiner Jacken fehlt auch“. „Ich rufe besser mal auf seinem Handy an“, murmelte er und nahm das Telefon aus der Ladestation. Ich folgte ihm ins Wohnzimmer und schmiss mich etwas zu stark auf die Couch. Leicht abwesend tippte Reita die Nummer ein und stellte das Telefon auf Lautsprecher, sodass ich auch das deutliche Tuten hören konnte. Es dauerte eine ganze Weile, bis dies von einem seltsam klingenden „Ja?“ unterbrochen wurde. „Kai? Hier ist Reita. Wo bist du?“, fragte mein Cousin und man hörte deutlich heraus, dass er mehr als nur besorgt war. Wieder dauerte es eine Weile, bis er eine Antwort bekam. „Ich... ich bin bei Miyavi“, meinte Kai nuschelnd und fügte noch ein leise „Miyavi geh mal bitte runter von mir“ hinzu. Reita zuckte plötzlich so stark zusammen, dass ich mich selbst erschreckte. Er war so abwesend, dass er einen Moment weder auf mich, noch auf Kai an der anderen Seite der Leitung reagierte. „Reita? Bist du noch dran?“, fragte er wiederholt. „Was?“, stellte er die Gegenfrage, „ja bin noch dran... musste nur an... du weißt schon was denken“. „Tut mir leid“, kam es von Kai kleinlaut zurück. Ich wusste absolut nicht worum es so plötzlich ging, aber es war unmöglich die angespannte Atmosphäre nicht zu spüren. „Ich will auch nicht weiter stören“, meinte Reita irgendwann, als er sich wieder gefangen zu haben schien, „wollte nur wissen wo du bist und ob alles okay ist, weil dein Zimmer leer war“. „Was? Nein zu störst nicht! Es ist alles okay! Wir haben bis gerade geschlafen... also nur so... nicht, also...“, stotterte sich Kai einen zurecht. „Ist schon okay, du musst mir nichts erklären, wenn du nicht willst“, lachte Reita nun fast, „komm einfach irgendwann wieder und... Grüße an den Vogel da bei dir und richte ihm aus, wenn er dir nur ein Haar krümmt, dann bekommt er es nicht nur mit mir zu tun“. Danach legte er, ohne eine Antwort abzuwarten, einfach auf. „Kai ist manchmal irgendwie merkwürdig.“, meinte ich vorsichtig. Mein Cousin sah mich fragend an. „Ja, denn anscheinend ist er hier für sämtliche organisatorische Dinge und ähnliches zuständig und dann kommt plötzlich so etwas, wie das gerade. Er versucht sich zu rechtfertigen, obwohl er es doch eigentlich gar nicht müsste. Wie ein Kind irgendwie“, erklärte ich. Reita erhob sich und schlenderte Richtung Flur. „Ich weiß, was du meinst“, meinte er ruhig, „aber glaub mir, Kai kann auch ganz anders sein“. „Wie meinst du das?“, wollte ich wissen und hechtete Reita hinterher. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass diese Aussage etwas mit der merkwürdigen Stimmung vom Beginn des Gespräches zu tun hatte. „Erzähle ich dir ein anderes Mal“, sagte mein Cousin und Freund und es war klar, dass er darüber nicht sprechen wollte, was meine Neugierde jedoch noch weiter steigerte. „Okay“, meinte ich deswegen nur kleinlaut und folgte ihm in die kleine Küche. Prüfend schaute er in den Kühlschrank und holte ein kaltes Pizzastück hervor, biss hinein, schien einen Moment zu überlegen, ehe er erneut hinein biss. Leise setzte ich mich gegenüber von ihm und nahm mir einen Apfel aus unserer Obstschale. Er gab ein knackendes Geräusch von sich, als ich ein Stück aus ihm heraus biss. Es war irgendwie komisch ihm so gegenüber zu sitzen, wenn keiner von uns etwas sagte. Vor allem nichts was sich auf gestern bezog. Jedoch spürte ich deutlich, dass das Thema unangenehm im Raum stand. Innerlich wollte ich Reita darauf ansprechen, weil ich mir sicher war, dass er sich immer noch Vorwürfe machte, die ich ihm jedoch nicht machte, weil ich die Schuld bei mir sah, aber ich bekam einfach kein Wort über meine Lippen. „Wegen gestern...“, kam es irgendwann leise von meinem Cousin und dabei setzte für einen Moment der Herzschlag aus. Gerade in diesem Moment trat Uruha mit einem vorsichtigen „Guten Morgen“ in die Küche. Er lehnte sich an den Türrahmen und fuhr sich leicht über den rechten Arm, ehe er wieder zu Boden schaute. So wie er dort stand, erinnerte er mich an ein kleines Kind, welches seinen Eltern beichten musste, dass es versehentlich das Haus in Schutt und Asche gelegt hatte. Gelassen stand mein Freund auf, trat vor Uruha und zog ihn ebenso ruhig in seine Arme. Uruha verkrampfte sich kurz, krallte sich danach jedoch sofort an Reita, als wäre dieser sein einziger Halt vor dem Ertrinken. Es dauerte auch nicht lange und sein Körper bebte. Schon fast zärtlich strich Reita Uruha durch die Haare. „Es war... so schrecklich“, schluchzte er leise. „Sollen wir ins Wohnzimmer?“, fragte Reita vorsichtig, drückte Uruha ein wenig von sich weg und sah ihn fragend an. Dieser nickt lediglich und versucht sich die Tränen aus dem Gesicht zu wischen. In dem Moment wusste ich nicht, ob ich ihn folgen sollte und durfte. Immerhin schien es ja um ein sehr ernstes und bestimmt auch intimes Thema zu gehen. Wieso wusste ich nicht, aber ich fühlte mich Reitas Freunden gegenüber immer noch als jemand Fremdes, als Cousin und mittlerweile schon als Freund, aber immer noch nicht richtig dazugehörend. „Bringst du Uruha ein Glas Wasser mit?“, fragte mich mein Freund plötzlich und holte mich dadurch aus meinen Gedanken. Als ich realisiert hatte, was er damit meinte, lächelte ich ihn glücklich an. „Ja, ich komm sofort“, antwortete ich, holte ein Glas aus dem Schrank und füllte es mit Wasser. Vorsichtig betrat ich das Wohnzimmer, wo Uruha erneut von meinem Freund in den Arm genommen wurde. Er nuschelte mir ein verheultes „Danke“ entgegen, als ich ihm das Glas auf den Tisch stellte. Mit ein paar großen Schlucken leerte er es und biss sich danach gleich wieder auf die Unterlippe. Nachdem er sich gefangen hatte, begann er leise zu erzählen. „Ich... hatte so eine Angst“, meinte er ruhig, „und dann war es noch viel schlimmer... du hättest ihren Blick sehen müssen“. Verzweifelt sah er uns an, ehe er wieder auf den Boden blickte. „So abwertend... und dann hat seine Mutter mir unterstellt, ich hätte Aoi mit HIV infiziert“, er lachte kurz auf, aber es wirkte mehr als erzwungen. „Was ist das denn für eine Fotze?“, schrie Reita plötzlich rum, „ey die hat sie doch nicht mehr alle. Du bist doch kein daher gelaufener Stricher“. „Aoi hat mich auch vor seinen Eltern verteidigt“, sagte Uruha und man sah ihm an, dass er irgendwo stolz war, „worauf wir dann jedoch rausgeworfen wurden... auf unbestimmte Zeit“. „Tz, die sollen sich mal nicht so anstellen“, meinte mein Cousin wieder und verschränkte die Arme vor der Brust. „Eigentlich“, murmelte ich unsicher, „eigentlich sollten sie dankbar sein, dass Aoi dich hat. Du gibst dir so viel Mühe mit ihm und bist so lieb zu ihm... sie sollten dankbar dafür sein, dass er dich hat“. Verwundert sah mich Uruha an und ich befürchtete schon, dass ich was Falsches gesagt hatte. Als ihm dann plötzlich wieder die Tränen in die Augen schossen, bekam ich Panik. „Das... so lieb von dir“, schluckte er dann und mir fiel ein Stein vom Herzen. „Und jetzt hören wir auf mit den Deprigesprächen, ist ja nicht zum Aushalten“, rief Reita plötzlich laut und klatschte einmal in die Hände, „und damit wir auf andere Gedanken kommen, gehen wir heute mal wieder weg okay?“ „Ich weiß nicht so recht“, murmelte Uruha zögerlich. „Doch, dass bringt euch auf andere Gedanken“, meinte Reita überzeugt. Uruha wollte gerade wieder etwas erwidern, als Aoi plötzlich im Türrahmen stand. Er wirkte ein wenig abwesend. Sofort stand Uruha auf und nahm ihn in den Arm. „Was ist los Schatz?“, fragte er besorgt. „Du... warst nicht da, als ich aufgewacht bin“, nuschelte er leise und lehnte sich an seinen Freund. „Tut mir leid“, entschuldigte er sich und küsste Aoi auf die Stirn. Während ich die beiden beobachtete, wurde mir ganz schwer ums Herz. Für mich schienen sie so perfekt als Paar, deswegen traf es mich irgendwie, dass es die beiden so schwer hatten. Reitas Hand, welche nach meiner Griff, holte mich in die Realität zurück. Er schaute irgendwo zwischen Fußboden und Couchtisch hin. Sein Daumen strich kaum wahrnehmbar über meinen Handrücken. Entschlossen drückte ich seine Hand. Ich war mir sicher, dass ihm sehr nahe ging, dass sein bester Freund so zu leiden schien. Was sich Uruha und Aoi gegenseitig zuflüsterten, konnte ich nicht verstehen, und das war auch ganz gut so, fand ich, denn der scheinbar einfache Moment wirkte auf mich sehr intim. Ich fühlte mich ohnehin schon fehl am Platz. „Sollen wir frühstücken?“, fragte Uruha irgendwann etwas lauter, „Kai hat bestimmt schon den Tisch gedeckt“. „Kai ist nicht da“, sagte Reita. Verwundert wurde er von Uruha und Aoi fragend angeschaut. „Wie, er ist nicht da. Wo ist er denn?“, fragte Uruha. „Er ist bei dem komischen Vogel“, murmelte mein Freund. „So früh am Morgen?“, kam es von Aoi. „Er hat bei ihm geschlafen. Sie waren gestern zusammen noch bei der Polizei“, war die einfache Antwort. Jetzt schienen die beiden noch verwunderter. „Dann bin ich mal gespannt“, sagte Uruha und grinste, „ich mach dann Frühstück“. „Ich geh ins Bad“, meinte Aoi und verließ ebenfalls das Wohnzimmer. In der Küche hörte ich wenig später das Klappern von Geschirr. „Ich liebe dich“, meinte ich leise und sah kurz zur Seite. Reita blickte mich erst verwundert an, danach wurden seine Gesichtszüge weich und er küsste mich kurz. „Leute, ihr könnt mir auch gerne helfen“, rief Uruha aus der Küche. Wir waren gerade dabei abzuspülen, als plötzlich die Türe knackte und ankündigte, dass jemand die kleine Wohnung betreten würde. Das Geräusch von Schuhen, die abgestellt und Jacken die aufgehängt wurden, bestätigte meine Annahme. „Ähm, guten Morgen“, begrüßte uns Kai schon fast schüchtern. „Morgen Leute“, kam es davon von Miyavi, welcher wie immer breit strahlend hinter Kai stand. Dieser schien nervöser zu werden und als ich mich wieder zu den anderen drehte, wusste ich auch wieso. Ihr Grinsen war vielsagend. „Wollt ihr noch was essen?“, brach Aoi die Stille. „Ähm nein, danke, wir haben schon gefrühstückt“, antwortete Kai und grinste leicht verlegen. Miyavi trat etwas dichter an Kai heran und fixierte dessen Hand, ehe er sie leicht streifte. Kai zuckte kurz zusammen, schaute zu Miyavi und lief rot an. „Also... ähm...“, stotterte er und wurde sogar noch ein Stückchen roter. Selbstsicher griff Miyavi nun völlig seine Hand, „wir sind zusammen“. Verlegen schaute er noch einmal auf den Boden, ehe er auf seine typische Art und Weise grinste. Nur schien er es dieses Mal mit dem ganzen Körper zu tun. Aoi war der Erste, der aufstand und Kai umarmte. „Ich freue mich ja so für euch“, meinte er und drückte Kai noch ein zweites Mal. „Danke“, murmelte Kai und erwiderte die Umarmung. „Ich passe auch gut auf ihn auf“, sagte Miyavi laut und hibbelte wieder von dem einen auf den anderen Fuß. „Das rate ich dir auch“, meinte Reita neben mir sofort. „Mensch Rei“, kam es direkt entrüstet von Uruha, „jetzt sei doch nicht so gemein zu ihm. Immerhin gehört er nun zu uns“. Reita verschränkte die Arme vor der Brust und grummelte irgendetwas Unverständliches. Mittlerweile hatte Uruha auch von Kai abgelassen und war zu Miyavi hinübergegangen, sodass ich es endlich schaffte, ihm meine Glückwünsche zu übermitteln. Ich zögerte noch einen Moment, ehe ich Kai freundschaftlich umarmte. „Ich freu mich für dich“, meinte ich grinsend zu ihm, „du hast es ehrlich verdient“. „Danke Kleiner“, erwiderte er und umarmte mich ebenso. „Wenn ihr so weiter macht, werde ich noch eifersüchtig“, schmollte Miyavi gespielt, weswegen ich Kai losließ und grinsen musste. Ja, die beiden passten zusammen, auch wenn sie eigentlich von Grund auf verschieden waren. Als mein Cousin dann Kai plötzlich gegenüber stand, schien dieser irgendwie nervös zu werden. Ich wusste nicht, ob mir die seltsame Beziehung zwischen meinem Freund und Kai vorher nie so aufgefallen war, aber jetzt sah ich sie in fast allem. „Alles okay bei dir?“, wollte Reita wissen und schaute Kai fragend an, welcher einen Moment schwieg, ehe er ehrlich übers ganze Gesicht strahlte. „Ja alles okay“, wisperte er verliebt, ehe er wieder ernst wurde, „und... bei dir? Es tut mir leid wegen heute Morgen“. „Schon okay“, antwortete er und lächelte sogar, während sein Blick zu mir herüber huschte. „Wisst ihr was?“, meinte er dann plötzlich wieder etwas lauter, „dass passt doch ganz gut in unsere abendliche Planung. Wir wollten doch eh raus gehen, und jetzt haben wir sogar nen wirklichen Grund dafür“. „Au ja Party“, schrie Miyavi, sprang auf und ab und klatschte mit den Händen. Aoi schaute verwundert zu seinem Freund. „Er wollte sich nicht von dem Gedanken abbringen lassen“, antwortete er auf die unausgesprochene Frage, worauf Aoi nur nickte. Uruha war klar, dass sein Freund eigentlich genau so wenig in Stimmung war wie er selbst, um die Nacht hindurch feiern zu gehen. „Wo wollt ihr denn hin?“, fragte Kai in die offene Runde und setzte sich schon beinahe selbstverständlich auf Miyavis Schoß, welcher einen Arm um ihn legte. „Keine Ahnung“, meinte Reita und zuckte mit den Schultern, „können wir ja spontan entscheiden. Ist ja eh erst Nachmittag“. Mittlerweile saß er auch wieder auf seinem Platz, nachdem er sich einen Erdbeerjogurt aus dem Kühlschrank geholt hatte. Ich verzog leicht angewidert das Gesicht. „Und was machen wir bis dahin?“, wollte ich wissen und nahm einen Schluck von meinem Orangensaft. „Wir zwei Hübschen“, ließ Uruha verlauten und sah verwunderter Weise mich an, „werden noch in die Stadt fahren. Es wird Zeit, dass du mal ein Partyoutfit bekommst“. Aoi schloss sich direkt der Meinung seines Freundes an. Mein Blick huschte kurz zu Reita, welcher jedoch seinen besten Freund warnend anstarrte. Und bevor er etwas dazu sagen konnte, fügte Uruha noch ein „das wird toll“ hinzu und verließ strahlend die Küche. Kurz darauf knallte die Badezimmertüre. „Ich hoffe, du hast ne gute Ausdauer“, lachte Aoi und schlug mir aufmunternd auf die Schulter, „mit Uruha shoppen zu gehen, grenzt an Extremsport“. Ich schluckte kaum sichtbar. Reita erwiderte meinen Blick immer noch nicht. Wir standen noch nicht ganz auf der Straße, da hatte Uruha sich schon elegant und zielsicher seine Sonnenbrille auf die Nase gesetzt und seine Haare ebenso professionell zurück geworfen. Leicht deprimiert schaute ich in eine der vielen Spiegelfassaden. Neben Uruha kam ich mir wie ein unwichtiger Assistent vor. „Keine Sorge, wir besorgen dir auch noch eine coole Sonnenbrille“, lächelte mich Uruha jedoch plötzlich aufmunternd an. Meine U-Bahntickets zog ich mir mittlerweile selbstständig. Wenn man einmal den Dreh raushatte, war es fast schon Routine. Einen Platz bekamen wir um die Uhrzeit natürlich nicht, sodass wir uns dezent in einer der Ecken stellten. Während Uruha sich ohne Probleme eine der Halterungen an der Decke festhalten konnte, begnügte ich mich mit der Stange neben mir. Wenn man so dicht neben ihm stand, sah man noch viel mehr wie groß, dünn und hübsch er eigentlich war. Aois Eltern sollten sich wirklich glücklich schätzen. „Wir sind da“, meinte Uruha und zusammen mit den anderen Massen, ließen wir uns aus der U-Bahnstation schwemmen. Als wir dann wieder am Anfang der Einkaufsstraße standen, schlug mein Herz schon wieder ein bisschen mehr. Es gab einfach nichts Vergleichbares, wie dies hier. Spätestens nach einer Stunde wusste ich, was Aoi mit Extremsport gemeint hatte. Uruha hatte die merkwürdige Angewohnheit, nicht einfach die gesamte Straße entlang zu schauen, sondern stattdessen orientierte er sich an den Sachen die ich anscheinend brauchte, sodass wir manche Strecken mehrfach liefen. Und mit jeder weiteren Tüte, wurden meine Arme länger und länger. Jedoch musste ich anmerken, dass Uruha seinen Job verdammt gut machte. Aufgrund meiner Unwissenheit, erklärte er mir immer logisch, warum welches Stück sich mit den anderen kombinieren ließ. Als wir dann jedoch am späten Nachmittag bei Starbucks saßen, und ich mich glücklich in die weiche Couch gedrückt hatte, spürte ich, dass die viele Lauferei nicht einfach an mir vorbei gegangen war. Ich war ehrlich kaputt. Uruha stattdessen saß elegant wie immer mir gegenüber und nippte an seinem Kaffee. Seine Augen fixierten mich merkwürdig, und als er seine Tasse absetzte wusste ich schon, dass gleich etwas kommen würde, was mir nicht sonderlich gefallen würde. „Wie geht es dir nach gestern?“, fragte er ruhig und mir sackte das Herz in die Hose. „Was... meinst du?“, wollte ich zögerlich wissen. „Das selbe wie du“, war jedoch die logische Antwort. Ich senkte sofort meinen Blick und biss mir leicht auf die Unterlippe. „Woher weißt du es?“, fragte ich leise. „Ich hab ihn gefragt was los ist, als du im Bad warst, weil er seitdem wir wieder hier sind so still war“, antwortete Uruha weiterhin ruhig. „Oh“, murmelte ich leise, „ich... es geht... ich... weiß auch nicht wirklich“. Beschämt schaute ich weiterhin auf den Boden. Mir war es mehr als peinlich mit Uruha darüber zu reden. „Hast du Angst davor?“, wollte Uruha wissen. Ich nickte und begann wieder mit meinen Ringen zu spielen. „Machst du dir Vorwürfe?“. Wieder ein Nicken meinerseits. „Dass du Angst hast verstehe ich sehr gut, aber du musst dir wirklich keine Vorwürfe machen und dich damit unter Druck setzen“, meinte Uruha sanft, „gerade Sex ist etwas, was nur wirklich schön ist, wenn es von beiden Seiten wirklich gewollt wird. Und Reita ist es bestimmt tausendmal lieber, wenn du es ebenfalls wirklich willst und nicht, wenn du dich ihm zur Liebe zu etwas zwingst, was dir widerstrebt“. Langsam ließ ich seine Worte auf mich wirken und atmete leicht zitternd aus, ehe ich in der Lage war etwas zu sagen. Uruha nippte wieder an seinem Kaffee. „Es ist... ja nicht so, dass ich nicht will... eigentlich will ich es sogar sehr... aber irgendwie habe ich Panik davor... und Reita ist weiterhin so lieb zu mir... er lässt mir so viel Zeit und war sogar bereit... dass ich... also... bei ihm, aber davor hätte ich noch mehr Panik“, zum Ende hin war ich noch leiser geworden. Uruha schien etwas Probleme damit zu haben mich zu verstehen, denn man sah ihm an, wie es in seinem Kopf arbeite und mit einem Mal prustet er seinen Kaffee über den gesamten Tisch, sodass ich nur knapp ausweichen konnte. „Er wollte für dich unten liegen?“, fragte er frei heraus und leider auch recht laut, sodass ich mich schon panisch zu den anderen Gästen umdrehte. „Ja“, presste ich leise hervor. Uruha schaute mich weiterhin geschockt an. Fragend und unsicher erwiderte ich den Blick. „Du musst wissen“, erklärte Uruha und wischte mit seiner Serviette auch den Tisch sauber, „dass Reita eigentlich nur einmal wirklich unten gelegen hat und das war genau genommen keine wirklich schöne Erfahrung für ihn. Wenn er dir also wirklich anbietet für dich den passiven Part zu übernehmen, muss er dir wirklich sehr vertrauen und dich sehr lieben, wenn er dafür bereit wäre“. „Oh... das wusste ich nicht“, murmelte ich leise nachdenklich. „Nicht schlimm, jetzt weißt du es ja“, sagte Uruha aufmunternd und schien einen Moment zu überlegen, „ich glaube, ich habe da eine sehr gute Idee“. Ich schaute ihn fragend und auch leicht ängstlich an. „Keine Sorge“, kam es sofort darauf, „weißt du, mit Aoi ging es mir damals ähnlich. Er hatte auch große Schwierigkeiten damit, sich mir körperlich zu nähern, weil ihm die Tatsache irgendwie doch noch ein wenig widerstrebte, dass er in dem Sinne ‚unnormal‘ war, indem er mich liebte“. Als Uruha mir das erzählte, bekam ich ehrlich Mitleid mit ihm. Die erste Zeit ihrer Beziehung muss alles andere als einfach gewesen sein und hatte ihm bestimmt enorm viel Kraft und Aufwand gekostet, dass sie nun so geworden ist wie sie nun war. „Auf jeden Fall haben wir irgendwann ein Art Punkteschema eingeführt, wodurch Aoi selbst entscheiden konnte, wann er einen Schritt weiter gehen wollte. Damals hat uns das beiden sehr geholfen. Vielleicht wäre das auch etwas für euch“. Ich nickte zaghaft, weil ich nicht wirklich wusste, was ich darauf sagen sollte. „Ich suche es dir mal raus, wenn wir zu Hause sind“, meinte er wenig später und stellte seine Tasse ab, „dann sollten wir auch langsam gehen, immerhin müssen wir dich ja auch noch fertig machen für heute Abend“. Die ganze Rückfahrt über ging mir das Gespräch nicht mehr aus dem Kopf und jedes Mal, wenn ich mir die Szene in der Badewanne noch einmal in Erinnerung rief, wurde mir sofort warm und kalt zugleich. Nachwort: Ich möchte mich mal wieder bei allen Bedanken die mich immer unterstützen beim Schreiben!! Und hoffe dass ich mir, trotz der langsamen Entwicklung, treu bleibt >___< Chris~ PS: Drückt mir die Daumen fürs Abi >________< Kapitel 14: Transformation -------------------------- Vorwort: Ich hoffe, dass die Wartezeit okay war. Aber schneller ging nicht wirklich. Die Abiturprüfungen sitzen mir im Nacken. Drückt mir die Daumen für Montag, Freitag und Dienstag >____< Dieses Kapitel widme ich mehrern Leuten. widme ich wie immer Uruha, weil ich weiß wie sehr sie ihn liebt ;) widme ich Tora und Saga, weil sie sich die beiden so gewünscht hat :3 widme ich auch dieses Kapitel, als Glücksbringer für ihre Prüfungen!!!! widme ich das Kapitel ebenfalls, weil sie für die meisten Ideen verantwortlich ist und immer brav meine Fehler ausbessert Kapitel 13 Transformation Nichts schlägt so schnell, wie das Herz eines Freiwilligen Die ganze Rückfahrt über ging mir das Gespräch nicht mehr aus dem Kopf und jedes Mal, wenn ich mir die Szene in der Badewanne noch einmal in Erinnerung rief, wurde mir sofort warm und kalt zugleich. Uruha klingelte auf seine typische Art und Weise, einmal kurz und einmal lang, als wir wieder bei unserer Wohnung ankamen. Es dauerte nicht lang und der Summer für die Haustür ertönte. Uruha drückte sich dagegen und hielt mir die Türe auf, damit ich mit meinen vielen Tüten eintreten konnte. Wieder einmal war ich froh darüber, dass wir im Erdgeschoss wohnten, denn der Wohnblock verfügte über keinen Fahrstuhl. Unsere Haustüre war schon offen, als wir um die Ecke gebogen kamen. „Sind wieder da“, rief Uruha in den Flur und zog sich seine Stiefel aus. Direkt kam Aoi in den Flur und drückte ihm einen Kuss auf. „Du siehst heiß aus“, hauchte Uruha ihm entgegen und zog ihn noch einmal zu einem Kuss heran. „Hab mir auch Mühe gegeben“, grinste Aoi. Ich musterte Aoi für einen Moment. Seine Hose lag eng an, während er sich sein Hemd nur locker übergezogen hatte. Als die beiden ihren Kuss leidenschaftlicher gestalteten, schnappte ich mir wieder meine Tüten, nachdem ich meine Schuhe ins Schuhregal gelegt hatte und ging an den beiden vorbei. Mit meinem Ellbogen drückte ich die Türklinke herunter , stolperte unbeholfen in das kleine Zimmer und fiel dabei fast über den Wäschekorb. „Pass auf“, meinte Reita plötzlich, wodurch ich erschrocken zusammenzuckte. Ich hatte nicht gesehen, dass er sich ebenfalls im Zimmer befand. „Warte ich nehme dir was ab“, sagte er und griff nach den Tüten. „Danke“, murmelte ich und im selben Moment stockte mir der Atem. Reita hatte sich anscheinend ebenfalls schon für heute Abend fertig gemacht. „Alles okay?“, fragte er mich und fuchtelte mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum. „Was?“, meinte ich zögerlich und bemühte mich ihm in die Augen zu sehen und was ich dort sah, war ein amüsiertes Funkeln. „Nichts“, meinte er grinsend und drückte mir einen Kuss auf, welchen ich seufzend erwiderte, „wollte nur wissen wie dein Tag war“. „Anstrengend. Und deiner?“, murmelte ich und ließ mich nach dem Kuss rücklings aufs Bett fallen und schloss die Augen. Wenig später spürte ich wie sich neben mir die Matratze senkte. Kurz darauf spürte ich die Lippen von Reita wieder auf meinen. „Langweilig und unspektakulär ohne dich“, hauchte er mir direkt ins Ohr, sodass sich meine Nackenhaare aufstellten. Ungewollt musste ich mich wieder an das Gespräch mit Uruha erinnern. „Ich liebe dich“, nuschelte ich leise und schaute unsicher zu Reita. Er sah mich einen Moment verblüfft an, ehe sein Blick wieder sanft wurde. „Ich dich doch auch“, meinte er schief grinsend und half mir wieder hoch. Kurz darauf klopfte es auch an unserer Zimmertüre. „Reita? Ruki? Kommt ihr bitte Mal eben“, fragte Kai auf der anderen Seite der Holztüre. „Ja wir kommen“, rief Reita, stand auf und richtete seine Klamotten direkt. Mir stockte schon wieder der Atem. Im Wohnzimmer wartete Kai zusammen mit Miyavi. Dieser hatte wohl zur Feier des Tages auf seine bunte Mischung verzichtet, und sich stattdessen in etwas Stilvolles geschmissen. Kurze Zeit später kamen Uruha mit Aoi dazu. „Weil Uruha und Ruki sich ja noch komplett fertig machen müssen, dachten wir, dass wir schon einmal vor gehen, weil es sonst auch mit den Plätzen knapp werden könnte“, schlug Kai vor und stoppte mit einer gezielten Bewegung das wippende Bein von seinem Freund. „Sorry“, nuschelte dieser leise und drückte Kai grinsend einen Kuss auf, worauf dieser prompt rot wurde. „Ähm... ja... wäre das denn soweit okay für euch?“, fragte er, nachdem er sich wieder gefangen hatte. Ich schaute fragend zu Uruha, welcher plötzlich wieder dieses eine Grinsen auf dem Gesicht hatte. „Ja kein Problem“, kam es direkt von ihm, „passt mir sogar ganz gut“. Er zwinkerte mir zu. Ich schluckte. „Bist du dir sicher, dass das so geht?“ wollte ich von Uruha wissen und schaute verunsichert an mir herunter. „Klar warum denn nicht?“, kam die verwunderte Gegenfrage. „Naja... die Hose ist golden“, druckste ich herum. „Ja und?“, meinte Uruha und zog seinen Lidstrich nach, „ist doch heiß“. Ich schaute skeptisch in mein Spiegelbild. Wenig später stand Uruha neben mir. „Keine Sorge Kleiner“, sagte er aufmunternd, „wenn wir hier fertig sind, wirst du heiß aussehen und Reita wird die Kinnlade auf den Boden fallen“. Er zwinkerte mir wieder zu und ich lief ein wenig rot an, bei seiner Wortwahl, musste jedoch ein wenig grinsen. Irgendwie gefiel mir der Gedanke. „Außerdem laufen da alle etwas alternativ rum“, meinte Uruha kurz darauf, ehe er mir einen Zettel in die Hand drückte, „ich habs gefunden als du unter der Dusche warst“. Ich musste nicht großartig lesen, was auf dem Blatt Papier stand. Ich wusste auch so, dass es sich um das Punkteschema handelte, von welchem Uruha zuvor gesprochen hatte. Ich schluckte, bei jedem Punkt etwas mehr. „Ich weiß nicht... ob ich das kann“, murmelte ich, während Uruha eine meiner Haarsträhnen durch das Glätteisen zog. „Ihr musst ja nicht sofort beim letzten Punkt anfangen“, meinte er wieder aufmunternd, „lass es ruhig angehen und dann kommt alles von alleine. Wie gesagt, uns hat es damals sehr geholfen“. Ich nickte leicht und bedankte mich leise und zurückhaltend. „Keine Angst“, flüsterte Uruha noch, „es ist wirklich schön, wenn es die richtige Person ist. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass Reita der Richtige für dich ist“. Ich nickte wieder und biss mir leicht auf die Lippe. Mein Blick huschte dabei wieder über die Liste und es kribbelte in mir. Nachdem Uruha mit meinen Haaren fertig war, holte er mich aus meinen Gedanken wieder heraus. „Das wird Reita definitiv gefallen“, meinte er stolz und bestaunte sein Werk. Unsicher wagte ich einen Blick in den Spiegel und mir stockte der Atem. So hatte ich mich noch nie gesehen. Ich erkannte mich fast selbst nicht. Das Schminken hatte mich ja schon zuvor verändert, aber das Haarstyling hatte mich verwandelt. „Gefällt es dir?“. „Ja... ich... find es klasse“, murmelte ich leicht abwesend. „Jetzt siehst du mal, was du zu bieten hast“, meinte er und klopfte mir aufbauend auf die Schulter, „und mit ein wenig Übung wirst du es auch einsetzen können“. Leicht verlegen, jedoch grinsend, blickte ich ihn durch den Spiegel an. „Und ich hab da auch schon so eine Idee“, kam es wenig später von Uruha mit einem vielsagenden Gesichtsausdruck. Ich fühlte mich ernsthaft gut. Ich war wie neu geboren. Obwohl es schon dunkel für unsere Verhältnisse war, trugen Uruha und ich jeweils eine Sonnenbrille. Einfach nur weil es gut aussah und zum Gesamtoutfit passte. Schon an unserem U-Bahngleis waren uns die ersten Blicke sicher. Am Anfang fühlte ich mich deswegen ein wenig unwohl. Jedoch meinte Uruha, dass ich mich von sowas nicht abschrecken lassen sollte. Er sagte, dass es immer Menschen geben würde, die einen aufgrund eines ersten Eindruckes falsch beurteilen würden. Spätestens als uns die ersten neidischen und teilweise auch begehrenden Blicke zugeworfen wurden, waren die der alten Frauen vom Anfang vergessen. Grinsend rückte ich mir meine Sonnenbrille zurecht und stieg aus der Bahn. In Shinjuku war trotz der Uhrzeit, oder gerade deswegen, viel los. Mittlerweile fielen wir auch nicht mehr so stark auf, wie zuvor. Die Mehrheit hier war zum Feiern da und das sah man. Staunend beobachtete ich das bunte Treiben. Jeder Club versuchte einen für sich zu gewinnen. Sei es mit Hilfe von Sparangeboten oder besonderem Service. Uruha ging zielsicher durch die Straßen und Gassen, während ich versuchte ihm zu folgen. Zwischendurch versuchte er mir zu erklären, wo wir uns gerade befanden und was man hier und dort alles machen konnte, aber da für mich einfach alles noch gleich aussah, konnte ich mir die ganzen Information kaum merken. „Aber den wichtigsten Club, den du dir merken musst ist dieser hier“, erklärte Uruha und blieb plötzlich stehen, „das Crystal“. Der Club schien groß zu sein und auch sehr beliebt, denn wir waren anscheinend nicht die Einzigen die rein wollten, wenn man die Schlange vor dem Club betrachtete. Seufzend stellte sich Uruha hinten an. „Ich mag anstehen nicht“, erzählte er mir und ich musste ihm zustimmen, es gab wirklich Besseres, „aber es lohnt sich trotzdem jedes Mal“. Und ich musste ihm recht geben. Nachdem wir durch die Ausweiskontrolle am Eingang gekommen waren und ins Innere gelangten, war ich erneut sprachlos. Ein wenig ähnelte er dem Club, in dem wir ganz am Anfang gewesen waren, die leicht stickige Luft, die vielen sich bewegenden Körper, die Lichteffekte und vor allem die laute Musik. Während ich versuchte alle Sinneseindrücke zu verarbeiten, suchte Uruha in der Menge nach den anderen. „Lass uns mal da lang“, schrie er mir zu und deutete auf einen anderen Bereich. Ich nickte und reihte mich hinter ihm ein. Uruha kämpfte sich durch die Menge und erntete zwischendurch den einen oder anderen Blick der Besucher. Und anhand seines kleinen Grinsens konnte ich sehen, dass er es genoss im Rampenlicht zu stehen. Als ich bemerkte, dass mir ebenfalls ein paar dieser Blicke zugeworfen wurden, wusste ich auch, warum Uruha es mochte. Es war ein geiles Gefühl. In dem neuen Bereich war die Musik wesentlich leiser und auch ruhiger. Die Tanzfläche war zwar immer noch reichlich gefüllt, jedoch saßen auch viele am Rand auf einer die vielen Couchen und schienen sich zu unterhalten. Plötzlich zog mich Uruha hinter eine Gruppe von Jugendlichen. „Ich hab Reita gefunden“, meinte er grinsend und deutete versteckt auf eine Seite der Tanzfläche. Und tatsächlich, im hinteren Bereich waren Reita und auch Aoi wie ich feststellen musste. Ich schluckte. „Du weißt ja, was wir besprochen haben“, sagte Uruha zu mir und schob mich ein wenig nach vorne. „Ich weiß nicht“, murmelte ich und schaute Reitas besten Freund leicht panisch an. „Du brauchst keine Angst haben“, kam es direkt zurück, „du siehst heiß aus, also mach was draus“. Ich atmete einmal tief durch und setzte mich langsam in Bewegung. Mein Herz arbeitete so intensiv, dass ich es dumpf in meinem Kopf hören konnte. Vorsichtig betrat ich die Tanzfläche und schob mich durch die Menge, immer darauf bedacht, dass Reita mich nicht sehen konnte. Je näher ich ihm kam, desto schneller pulsierte mein Herz. Ich war extrem nervös. Ich atmete noch einmal tief durch, als ich fast hinter ihm stand und ließ die Musik auf mich wirken. Es dauerte nicht lange und ich hatte sie quasi in mir aufgenommen und bewegte mich erst leicht, dann intensiver zum vorgegebenen Takt. Leicht zitternd, jedoch sicherer als zuvor tanzte ich Reita vorsichtig von hinten an. Ich spürte sofort, wie sich sein Körper anspannte. Ohne weiter darüber nachzudenken strich ich ihm kaum spürbar erst über die Rückseite der Oberschenkel und kniff ihm danach ganz kurz in seinen Hintern. Sofort zuckte er zusammen und drehte sich abrupt um. „Pfoten we..“, knurrte er zuerst, eher er mich verwundert anschaute, „Ruki?“. „Hey Schatz“, säuselte ich ihm entgegen und zog ihn zu einem leidenschaftlichen Kuss zu mir herunter. Es dauerte nicht lange und Reita stieg in den Kuss mit ein. Besitzergreifend zog er mich näher zu sich heran und drückte seine Zunge gegen meine Lippen, sodass ich nicht anders konnte, als den Mund leicht für ihn zu öffnen. Egal wie selbstsicher ich vor wenigen Sekunden noch gewesen war, jetzt war ich ihm beinahe wieder so hilflos ausgeliefert, wie die vielen Male zuvor. Um den Halt nicht zu verlieren, krallte ich mich in sein Hemd und seufzte kaum hörbar auf. Nach einem letzten Kuss löste er sich von mir. Sein heißer Atem schlug mir ins Gesicht und ich konnte einen leicht süßlichen Geruch ausfindig machen, welcher wohl von irgendeinem Cocktail stammte. „Du siehst geil aus“, raunte er mir direkt ins Ohr und bewegte sich wieder passend zur Musik. Ich bekam eine leichte Gänsehaut und versuchte meinen Körper wieder unter Kontrolle zu bekommen, indem ich zittrig ausatmete. „Und du bist geil“, meinte ich grinsend zu ihm. Reita stoppte in seinen Bewegungen kurz und schaute mich ebenso verwundert an, ehe er auch grinste und mich noch einmal küsste. Dieses Mal schloss ich meine Augen absichtlich nicht, sondern versuchte dem Blickkontakt zu halten. Reitas Augen so nah und intensiv und vor allem mit diesem einen Blick zu sehen, ließ meinen Körper wieder angenehm kribbeln. Leicht zittrig suchten meine Finger nach seinem Hemd, ehe sie unter dieses schlüpften. Reitas Mundwinkel zuckten dabei kurz zusammen und auch seine Bauchdecke erzitterte leicht, als meine Fingerspitzen diese weiterhin vorsichtig berührte. Ich konnte seine Bauchmuskeln fühlen und je höher ich ging, desto deutlicher konnte ich seinen schnellen Herzschlag spüren. Seine Haut war angenehm warm und irgendwie ganz weich. Seinem Blick hielt ich weiterhin stand und ich wäre mir fast sicher gewesen, dass seine Augenfarbe dunkler wurde, wenn um uns herum nicht die vielen Lichteffekte und der süßliche Rauch der Nebenmaschinen gewesen wären. Mittlerweile befanden sich die Hände meines Cousins auf meinem Rücken und drückten mich näher zu ihm heran. Seine Zunge bewegte sich ebenfalls wieder in meiner Mundhöhle, ehe ich sie versuchte leicht anzustupsen. Reitas Lippen formten ein leichtes Grinsen, als er merkte, dass ich versuchte das Spiel umzudrehen. Im ersten Moment befürchtete ich, dass er mich stumm auslachen würde. Jedoch verflüchtigte sich dieser Gedanke, sobald er seine Dominanz ein wenig aufgab und seine Zunge etwas zurück nahm, bis ihn meine Zunge komplett zurück gedrängt hatte. Es war ein eigenartiges, aber keinesfalls unangenehmes Gefühl die Kontrolle weitgehend zu besitzen. Wenn ich ehrlich war, war es das ganz und gar nicht. Und als ich dann auch noch sah, wie Reitas Augen zu flackern begannen, ehe sie einfach zuklappten, durchflutete mich ein so starkes Gefühl, welches ich nicht kannte, sodass ich einen Moment Angst bekam. Es war etwas völlig neues Reita so zu sehen, wie er mich immer zu sehen schien. Auch wenn ich es mir nicht wirklich eingestehen wollte, aber ich war hin und weg von dem Anblick. Wie in einem Rausch zog ich Reita urplötzlich an seinem Hosenbund an mich heran, um so wenig Zwischenraum wie möglich zu schaffen, welcher uns von einander trennen könnte. Dumpf hörte ich ihn in den leidenschaftlichen Kuss seufzen, ehe er sich an mich zu klammern schien, sodass ich ein wenig taumelte, ehe ich ihn an den Stützpfeiler hinter mir drückte. Er ächzte zwar etwas auf, jedoch stieg er direkt wieder in de Kuss ein, welchen wir kurz unterbrechen mussten. Aufgrund des Größenunterschiedes streckte ich mich ihm weiterhin entgegen. Wie aus Reflex verfing sich meine rechte Hand in Reitas blonden Haaren, welche ebenfalls viel weicher waren als sie aussahen, und zogen ihn zu mir herunter. Seine Pupillen fokussierten mich zwar für einen kurzen Augenblick, jedoch drifteten sie kurz darauf wieder ab und seine Augenlider fielen flackernd zu. Das Gefühl von zuvor war urplötzlich wieder da. Am Rande nahm ich wahr, wie sich sein Körper unbewusst an meinen drückte. Mir wurde mit jeder Sekunde wärmer und wärmer, bis es wieder angenehm kribbelte. Reitas Hände ließen von meinem Kragen ab und krallten sich stattdessen beinahe hilfesuchend in den Beton, während er den Kuss weiterhin erwiderte. Meine Zunge drückte seine immer wieder von Neuem zurück, sobald er versuchte die Kontrolle zurück zu bekommen. Mittlerweile spielten meine Finger schon fast zärtlich mit seinen Nackenhaaren, wodurch ich seine leichte Gänsehaut spüren konnte, welche sich über seine ganzen Körper zu erstrecken schien. Zwischenzeitig versuchte er immer wieder die Augen zu öffnen und immer wenn sein Blick meinen streifte, jagte dies mir einen Schauer über den Rücken. Ich befand mich immer noch in einem Art Rausch. Einem Rausch, welcher die Sinne betäubte und alles andere um einen herum vergessen ließ. Eigentlich befanden sich noch zig andere tanzende Körper um uns herum und die Musik dröhnte eigentlich auch fast unangenehm. Das Einzige was ich jedoch in diesem Moment wahrnahm, war das rauschende Geräusch in meinen Ohren und Reitas bebenden Körper dicht an meinem. Als mein Cousin plötzlich in den Kuss seufzte, konnte ich nicht anders, als mich ihm noch weiter entgegen zu drängen, sodass sich mein rechtes Bein zwischen seine schob. Erst jetzt spürte ich wie sehr seine Beine zitterten. Ich überlegte nur einen kurzen Augenblick, ehe ich mein Knie ein wenig anzog, sodass ich selbst durch meine Hose seinen rauen Jeansstoff wahrnehmen konnte. Augenblicklich stöhnte Reita auf und wenn meine Hand sich nicht weiterhin in seinem Nacken befunden hätte, hätte er seinen Kopf in eben diesen geschmissen. Mit einem Mal knickten Reitas Beine ein, sodass ich erschrocken den Kuss unterbrach. Sein Atem ging mehr als gehetzt, und sein Blick huschte erneut rasch umher. Schnell versteckte er sein Gesicht an meiner Schulter, als er dies bemerkte und wimmerte schon beinahe ein gekeuchtes „Stop“. Urplötzlich fühlte ich mich in die Realität zurück versetzt und ich wurde nervös. „Es tut mir Leid“, meinte ich leicht panisch, „ich weiß auch nicht... ich“. „Schon okay“, murmelte Reita und lächelte mich plötzlich an. Sein Blick war immer noch leicht glasig. „Ich hätte nicht...“, fing ich wieder an, wurde jedoch durch einen einfachen Kuss unterbrochen. Ernst sah er mich an. „Entschuldige dich nicht für etwas, was du nicht falsch gemacht hast, okay?“. Ich nickte langsam und mein Herzschlag wurde etwas langsamer. „Außerdem“ meinte er wenig später, als er meine Hand nahm und wackelig mit mir von der Tanzfläche ging, „gefällt mir diese andere Seite an dir“. Uruhas Grinsen war so groß, dass er fast Kai schon Konkurrenz machen konnte, als ich zusammen mit meinem Cousin zur reservierten Sitzecke kam. Aoi grinste ebenfalls, jedoch nicht ganz so offensichtlich wie sein Freund. Ja und Kai sah eher geschockt aus, hielt sich mit seinem Blick jedoch zurück. Anders als Miyavi, welcher mit offenem Mund zwischen mir und meinem Cousin hin und her starrte. Reita ließ sich einfach auf das Sofa fallen und legte seinen Kopf auf die Lehne. Sein Atmen ging immer noch etwas gehetzt und wenn ich genau hinschaute, konnte ich sehen, dass sich sein Brustkorb immer noch schneller als normal hob und senkte. Vorsichtig setzte ich mich neben ihn und Uruha, welcher jeden Tritt von mir beobachtete. Immer noch breit grinsend drückte er mich ein wenig an sich und flüsterte mir ein „Bin stolz auf dich Kleiner“ zu. Ich lächelte leicht. Meine Wangen glühten immer noch ein wenig. Reita schaute weiterhin gebannt an die Decke. Auf seiner Stirn glänzte eine feine Schweißschicht. Den Mund hatte er leicht geöffnet, sodass ich mir auf die Unterlippe beißen musste. Vor allem, wenn ich an unseren letzten Kuss dachte. „Was ist denn los Reita?“, wollte Uruha plötzlich wissen und nahm elegant einen Schluck von seinem Cocktail, „bist ja ganz außer Atem. Ist dir heiß?“. Reitas Kopf kippte kurz in die Richtung seines besten Freundes. Dieser grinste wieder mehr als breit. Ohne ein weiteres Wort ließ Reita seinen Kopf wieder zurück kippen, ehe er sich aufrichtete und seinen Cocktail schnappte, welchen er mit wenigen Zügen geleert hatte. Kai warf ihm einen skeptischen Blick zu. Miyavis Mund stand immer noch offen. Irgendwie war es merkwürdig ihn still zu erleben. Die ganze Situation war seltsam. Vorsichtig legte ich meine Hand auf die meines Freundes. Sie zitterte ein wenig, bevor sie sich sachte um meine schloss. Irgendwie war mir die Stille unangenehm und Uruhas Dauergrinsen machte es alles andere als besser. „Aoi und ich sind eine Runde tanzen“, meinte dieser plötzlich und schaute mich für einen kurzen Moment vielsagend an, „bis gerade mussten wir ja die Show genießen“. Dieses Mal galt sein Grinsen nicht mir, sondern meinem Cousin, welcher seinem Blick jedoch standhielt. „Bis später“, rief Aoi uns noch zu, ehe er von Uruha regelrecht zur Tanzfläche geschliffen wurde. Erleichtert seufzte Reita auf. „Alles okay?“, wollte ich wissen und sah ihn fragend an. „Ja, alles in Ordnung“, meinte er direkt, „er ist manchmal nur so ein Kleinkind, dass es schon fast nervig ist“. Bei dem Kommentar musste ich lachen. Egal wie erwachsen Uruha eigentlich war, irgendwo steckte auch in ihm das Kind im Manne. „Was willst du eigentlich trinken?“, fragte Reita mich plötzlich und trank Uruhas Drink leer. „Kann ich hier einen KiBa bekommen?“, wollte ich wissen. „Klar, warte ich hole dir einen“, antwortete mein Freund und quetschte sich an mir vorbei. „Ich kann auch eben“, rief ich ihm noch hinterher, aber er winkte nur ab. Kai und Miyavi starrten mich immer noch leicht an. Fragend erwiderte ich ihren Blick. „Das war echt krass mutig von dir Kleiner“, meinte Miyavi irgendwann staunend. Kai dagegen schaute immer noch sehr skeptisch und vor allem auch kritisch. Von Anfang an war Kai immer derjenige gewesen, welcher immer nett und zuvorkommend zu mir gewesen war, umso mehr beunruhigte mich sein jetziges Verhalten um so mehr. „Kai?“, fragte ich irgendwann unsicher, „was war da zwischen dir und Reita damals?“. Mittlerweile war es bei mir keine Vermutung mehr, sondern eine Feststellung, dass irgendetwas zwischen den beiden in der Vergangenheit passiert sein musste. Irgendetwas was beide bis heute nicht vergessen konnten. Ruhig stellte Kai sein Glas wieder ab, welches er sich zuvor gerade erst genommen hatte. „Wenn dir das jemand erzählen sollte, dann sollte es Reita selbst sein“, meinte er leise, „es tut mir Leid“. Ich nickte leicht und bevor Miyavi irgendetwas dazu sagen konnte, fügte Kai hinzu: „Auch dir kann ich es nicht sagen“. Miyavi begann gespielt zu schmollen, bis Kai ihm einen entschuldigenden Kuss aufdrückte. Bevor eine beunruhigende Stimmung entstehen konnte, schmiss sich plötzlich jemand neben mich aufs Sofa. Und ebenso urplötzlich fand sich ein Lippenpaar auf meinem, an welches ich mich jedoch dunkel erinnern konnte. Spätestens als ich seine Zunge an meinen Lippen spürte und ich mich gegen den Fremden stemmte, hatte ich sowas wie ein Déjà-vu. „Saga?“, hauchte ich leicht geschockt und fuhr mir mit der Hand über den Mund. „Ich wusste doch, dass ich dich auf der Tanzfläche erkannt habe“, meinte er und zwinkerte mir verspielt zu, „ich vergesse einfach nie einen Kopf, der bei mir schon gesessen hat. Ich hab dir doch gesagt dass er das ist, Tora“. „Ja hast du Honey und ja du hattest wie immer recht“, antwortete ein dunkelhaariger Kern hinter ihm, mit einer irgendwie merkwürdigen Nase. Gedanklich verpasste ich ihm unbewusst Reitas Nasenband, was aber noch merkwürdiger aussah. „Was machst du denn hier?“, fragte ich immer noch leicht geschockt und fuhr mir erneut mit den Handrücken über den Mund. „Na feiern, was glaubst du denn“, lachte Saga und legte einen Arm um mich, während sein Freund weiterhin ruhig neben ihm stand, „aber was viel interessanter ist, warum hast du mir damals nicht gesagt, dass du mit ihm Reita meinst, meintest du doch damals, oder? Ich dachte ich guck nicht richtig, als ich euch auf der Tanzfläche gesehen habe“. Ehe ich auf seine Frage antworten konnte, unterbrach uns ein ernstes Räuspern, welches zu Reita gehörte, der plötzlich mit zwei Gläsern bewaffnet neben dem Freund von Saga stand. Eine vielsagende Kopfbewegung folgte und Saga stand mit hochgestreckten Armen und dem Kommentar „Ich hab nichts gemacht“ auf. Reita ließ seine Augen nicht von Saga, während er sich setzte. Nachdem er die Gläser abgestellt hatte, legte er besitzergreifend und lässig einen Arm um mich und funkelte Saga immer noch an. Gerade als ich die Situation entspannen wollte, stießen Uruha und Aoi, beide leicht außer Atem zu uns. „Was ist denn hier los?“, wollte Uruha wissen und schaute Saga merkwürdig an. Jetzt wo sie so nebeneinander standen fielen mir die Ähnlichkeiten noch mehr auf. „Ähm... also das ist Saga... und Tora“, meinte ich zu der versammelten Mannschaft. Alle Köpfe flogen zu den zweien rum, welche den Blick ebenso leicht geschockt erwiderten. „Was denn?“, wollte Saga wissen und trat einen Schritt zu seinem Freund zurück. „Der Falls-du-doch-mal-über-Nacht-bleiben-willst-Saga?“, fragte Aoi in die Runde. Saga ging darauf noch einen Schritt weiter nach hinten. „Was hast du jetzt schon wieder verbrochen?“, wollte Tora in einem leicht angenervten Tonfall wissen, während ich Aois Vermutung mit einem Nicken bestätigte. „Ey Alter“, rief Reita plötzlich und versuchte Saga so böse wie möglich anzugucken, „weil du dich an wohlbemerkt meinen Freund rangemacht hast, hast du deren“, sein Kopf ruckte lässig zu Aoi und Uruha, „Beziehung fast gekillt, weil dein bescheuerter Zettel bei uns aufgetaucht ist.“ Saga schaute geschockt zu Uruha und Aoi. „Oh, das wollte ich nicht“, sagte er direkt und Tora verdrehte leicht die Augen. „Immer dasselbe mit dir“, meinte er zischend zu seinem Freund. Uruha und Aoi winkten händchenhaltend ab. „Ist ja noch einmal gut gegangen“, sagte Aoi beruhigend. „Eigentlich müsste ich dir deswegen nen Arm oder Sonstiges brechen“, grummelte Reita wieder los. „Sorry Alter, aber wenn ich mich recht entsinne, war der Kleine erstens zu dem Zeitpunkt noch nicht dein Freund. Und zweitens wäre er erst gar nicht heulend bei mir erschienen, wenn du ihm nicht zuvor das Herz gebrochen hättest“, meinte Saga und verschränkte siegessicher die Arme vor der Brust. Reita starrte ihn mit großen Augen an, während ich leicht unruhig auf meinen Platz hin und her rutschte. „Das gibt dir noch lange nicht das Recht meinen Freund jetzt zu knutschen“, platze es aus Reita heraus. Man merkte, dass ihm die Argumente ausgingen, weil er Sagas Argumente völlig überging. „Du bist auch Bassist oder?“, meinte Tora plötzlich völlig Zusammenhangslos. Einen Moment schauten wir ihn alle etwas merkwürdig an, ehe Reita mit einem „Ja wieso?“ antwortete. „Ich kenne noch so nen Macho-Bassisten“, meinte er schmunzelnd und legte einen Arm um seinen Freund. Saga funkelte ihn böse an, was Tora jedoch mit einem Lächeln abtat. „Bist du gut?“, fragte Saga Reita später auffordernd. „Ich bin der Beste“, war die schnelle und gegrinste Antwort. Irgendwie war die Situation keine zehn Minuten später mehr als merkwürdig. Saga und dessen Freund Tora hatten sich kurzerhand zu uns gesetzt und beteiligten sich intensiv an den Gesprächen rund um das Musikerdarsein. Zwischen Reita und Saga war über mich hinweg eine hitzige Debatte über die besten Bassmodelle entstanden, wobei sie sich eigentlich beide nur jeweils den anderen mit ihrem Fachwissen übertrumpfen wollten. Tora musste bei dem Verhalten nur schmunzeln und auch ich konnte nicht länger ein amüsiertes Grinsen verbergen. „Wie die Kleinkinder, die sich darüber streiten welches Fahrrad das coolere ist“, meinte er leise zu mir. „Gleich bewerfen sie sich noch mit Sand“, kam es darauf von mir, weswegen Tora laut lachen musste. „Oder prügeln sich mit Plastikschüppen“, lachte er. „Macht ihr euch über uns lustig?“, kam es kurz darauf von Saga und auch Reita schaute uns fragend an. „Würde mir nie in den Sinn kommen, Honey“, grinste Tora und drückte seinem Freund direkt einen Kuss auf. Dieser schaute ihn einen Moment fragend an, ehe er wieder das Gespräch mit Reita suchte. „Seid ihr eigentlich eine vollständige Band?“, fragte Miyavi Tora und auch der Rest wurde hellhörig. „Japs sind wir“, antwortete Tora stolz, „wir sind genau wie ihr zu fünft“. „Und schon bei irgendeinem Label?“, stellte Aoi direkt die nächste Frage und nippte an seinem Getränk. „Nein leider nicht, wir versuchen derzeit etwas aufzunehmen, aber wir sind uns noch nicht so ganz einig, was wir wirklich von uns wegschicken wollen“, meinte Tora, „ihr denn?“. „Ne wir auch nicht. Ruki ist erst ganz neu bei uns. Aber wir sind zuversichtlich, dass er sich schnell steigern wird“, kam es von Uruha, „Miyavi ist der Einzige, der bis jetzt unter Vertrag ist“. Uruhas Kommentar freute mich, da ich mir immer noch nicht wirklich sicher war, ob ich das Talent zum Sänger hatte. „Genau. Miyavi ist bei der PSC“, kam es plötzlich laut von Reita, als wäre er mit Miyavi schon seit Ewigkeiten eng befreundet, „und vor wenigen Tagen haben wir nen Abstecher zu ihm gemacht und haben bei Kagrra, im Tonstudio geprobt. Topp das mal!“ Siegessicher verschränkte er wieder die Arme und grinste Saga an. Dieser überging Reitas Angeberei jedoch und starrte stattdessen Miyavi mit großen Augen an. „Jetzt echt?“, wollte er ehrfürchtig wissen. „So besonders ist das auch nicht“, murmelte Miyavi unsicher. „Nicht besonders?“, kam es direkt von Tora, „jeden den ich kenne träumt davon bei der PSC unter Vertrag zu kommen“. „Genau“, stimmte Saga direkt zu, „wer erst einmal dort ist, kann seine Autogrammkarten schon in Auftrag geben“. „Würdest du eine Autogrammkarte von mir haben wollen?“, fragte Miyavi Kai. „Natürlich“, grinste Kai und bekam von seinem Freund einen wibbeligen Kuss aufgedrückt. „Dann läufst du doch auch bestimmt den ganzen anderen Bands über den Weg oder?“, fragte Saga Miyavi. „Gelegentlich schon. Die sind auch alle super nett und eigentlich echt schräg drauf. Wie eine große Familie“, lachte Miyavi und erzählte direkt munter, dass Isshi ein geheimes Fabel für Pokemon hatte. Saga und Tora klebten Miyavi fast an den Lippen und konnten es anscheinend immer noch nicht wirklich glauben, dass sie mit einem PSC Mitglied sprachen. Je genauer ich mir das anschaute, desto mehr kam ich zu der Vermutung, dass es sich bei der PSC wirklich um ein besonderes Label handeln musste. Reita hatte mittlerweile wieder seinen Arm um mich gelegt und beobachtete das Treiben. Saga funkelte er dabei immer noch böse von der Seite an. „Reita?“, fragte ich, „wo geht es denn hier zu den Toiletten?“. Mein Cousin schaute mich einen Moment merkwürdig an, ehe er mir grinsend den Weg erklärte. Entschuldigend quetschte ich mich an Saga und Tora vorbei. Ich war gerade ein paar Schritte gegangen, als ich von Reita noch ein „hör auf meinem Freund auf den Arsch zu starren, du Playboy“ hörte. Ich musste ein wenig schmunzeln. Egal wie cool und selbstsicher er immer tat, im Grunde hatte er auch seine Schwachstellen. Der Club war immer noch extrem voll, sodass ich mich den gesamten Weg an irgendwelchen fremden Leuten vorbeizwängen musste. Wie erwartet, bildete sich vor der Frauentoilette eine beachtliche Schlange, während ich in die Herrentoilette einfach rein gehen konnte. Im Inneren war es jedoch voller als gedacht. Der Bass dröhnte hier nur noch im Unterbewusstsein. Ich steckte meine Hände in die Hosentasche und lehnte mich an die Wand, und wartete auf einen freien Platz. Kurze Zeit später kamen Typen und stellten sich hinter mir an, welche ich nur aus dem Augenwinkel heraus wahrnahm. Erst als ich zu meiner Rechten in den Spiegel der Waschbecken schaute, bemerkte ich, dass mich die beiden beobachteten. Als sich der eine von den beiden über die Lippen leckte, stellte ich erleichtert fest, dass eine der Kabinen frei geworden war. Schnell verschwand ich in dieser und schloss die Türe hinter mir. Ich wollte gerade meinen Gürtel öffnen, als einer der beiden flüsterte „Hast du den Kleinen in den goldenen Hosen gerade gesehen?“. Erschrocken hielt ich inne. „Der vor uns gerade?“ „Genau den“, er machte eine kurze Pause, „den würde ich mal richtig gerne und derbst gegen die nächste Wand vögeln“. Mir stockte bei der Aussage der Atem. „Von dem würde ich liebe die Finger lassen“, meinte der andere. „Wieso denn? Hast du seinen Arsch nicht gesehen? Der lädt doch quasi zu einem Fick ein“. „Ich hab ihn gerade noch mit Reita knutschend auf der Tanzfläche gesehen“. Als Reitas Name fiel, wurde ich noch hellhöriger. „Na und? Reita knutscht doch allen und jeden, der gut aussieht“. „Nicht Reita hat ihn, sondern er hat Reita in Grund und Boden geknutscht. Und frag nicht wie“. „Nicht dein Ernst“. „Doch“, versicherte ihm der andere, „ich hab auch zwei Mal hingeschaut, weil ich es nicht glauben konnte. Deswegen würde ich von dem Kleinen echt die Finger lassen. Du kennst Reita, der lässt nicht jeden so an sich heran“. Als ich meine kleine Kabine verließ, war ich angespannt. Die beiden Typen standen mittlerweile am Stehklo und ihr Blick glitt direkt wieder zu mir herüber, als ich zum Waschbecken ging. Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen, während ich mir die Hände wusch und ich versuchte ebenso mir nichts anmerken zu lassen, als ich die Toilette schlussendlich verließ. Als die Türe hinter mir ins Schloss fiel, atmete ich einmal tief durch, ehe ich wieder zu Reita und den anderen ging. „Da bist du ja“, meinte mein Cousin, „ich wollte schon nach dir suchen“. „War nur etwas voll“, log ich halb. Reita nickte lediglich und legte einen Arm um mich, ehe er mich kurz küsste. Dieses Mal schloss ich die Augen genießerisch und erwiderte den Kuss nur langsam und vorsichtig. Es dauerte nicht lange und Reitas Hand festigte ihren Griff in meinem Nacken. Dass seine Lippen ein Grinsen formten, konnte ich an meinen spüren. Als er den Kuss löste, musste ich auch kurz grinsen, ehe ich mich entspannt an ihn lehnte. Wann wir irgendwann alle zusammen gegangen waren, weiß ich nicht mehr genau. Nach unserer kleinen Gesprächsrunde mit Saga und Tora hatten wir noch zusammen die Tanzfläche gestürmt. Ich hatte damals Uruha mit Aoi schon sehr anzüglich beim Tanzen gehalten, aber Saga und Tora übertrafen dies alle Male. Mittlerweile lag ich schon im Bett, während Reita noch im Badezimmer war. Auf dem Rückweg war ich bereits in der U-Bahn eingeschlafen, weswegen mich Reita zuerst ins Badezimmer geschickt hatte. Obwohl ich an dem Abend kaum etwas Alkoholisches getrunken hatte, fühlte ich mich irgendwie merkwürdig. Mein Körper kribbelte wieder, als ich an den Kuss dachte, den ich mit Reita am Anfang des Abends gehabt hatte. Vor meinem inneren Auge tauchte wieder Reitas flatternder Blick auf, ebenso konnte ich sein leichtes Stöhnen wieder hören. Mein Puls beschleunigte sich. Ich horchte einmal auf, ehe ich unser Futon leicht anhob und Uruhas Lister hervor holte. Der Inhalt war natürlich immer noch der Selbe und trotzdem wurde mir bei dem erneuten Lesen ganz anders. Allein die Vorstellung dies alles mit Reita zu machen und zu erleben, ließ mir den Atem stocken. „Was hast du da?“ Reitas Stimme so dicht bei mir ließ mich direkt zusammenzucken. „Was?... nichts“, meinte ich panisch und versuchte die Liste schnell zu verstecken. Jedoch war Reita mit einer gezielten Bewegung in Besitz des Zettels. Schell vergrub ich mein Gesicht im Kissen. Eine Weile lang sagte Reita gar nichts. „Was ist das?“, fragte er nach einer Weile. Ich traute mich immer noch nicht ihm ins Gesicht zu sehen. Das Rascheln des Papiers sagte mir, dass Reita die Liste zu Seite gelegt hatte. „Hast du das von Uruha?“, wollte er nach meinem Schweigen wissen. Ich nickte und nuschelte ein undeutliches „er hat sie mir gegeben... nachdem er erfahren hat... dass... du weißt schon... weil er und Aoi... irgendwie auch“. Mir war das Ganze extrem peinlich. „Oh. Ach so“, meinte Reita leise und ich spürte, dass er zu mir herunter sah. Kurz darauf stand er auf und ich befürchtete schon, dass er jetzt einfach gehen würde, jedoch stellte ich erleichtert fest, dass er lediglich nur das Licht abschwächte und sich darauf neben mich setzte. „Wenn du das ausprobieren willst, dann ist das in Ordnung für mich“, flüsterte er wenig später, „ich möchte dich auf gar keinen Fall unter Druck setzen, sondern dass es von deiner Seite aus okay ist“. Langsam richtete ich mich ein wenig auf und konnte im Halbdunkel Reitas Profil ausfindig machen. Sein Blick ruhte ruhig auf mir und seine Augen zeugten von Ehrlichkeit. „Du musst es nur sagen, wenn du mit einem der Punkte anfangen willst“, flüsterte er weiter und nahm schon fast zärtlich meine Hand. Selbst durch die einfache Berührung wurde mir unweigerlich warm. Plötzlich spürte ich seinen Atem viel intensiver und auch sein Blick schien verändert zu sein. „Okay“, hauchte ich nach einiger Zeit, überbrückte die letzten Zentimeter zwischen uns und küsste ihn. „Jetzt?“, fragte er leise nach dem Kuss. Ich nickte vorsichtig. Reita beugte sich leicht zur Seite und holte den Zettel wieder hervor und las ihn erneut. „Willst du zuerst?“, wollte er von mir wissen und sah mich fragend an. „Ich... weiß nicht“, meinte ich unsicher. Bei der Vorstellung kribbelte wieder alles in mir. „Es ist so ähnlich wie heute Abend im Club“, sagte er und lächelte mich aufmunternd an. „Okay“, meinte ich leise. Reita zog mich ein letztes Mal zu einem Kuss heran, ehe er sich zurück sinken ließ. Ich zitterte ein wenig, als meine Hand auf seinen Arm legte. „Ich vertraue dir okay?“ Nachwort: Das war es schon wieder. Das Kapitel ist länger geworden als geplant, aber ich hoffe es war nicht zu ermüdend >____< Ich hoffe auch, dass ihr Rukis "Verwandlung" als nicht zu extrem empfunden habt. Nach meinen Prüfungen, und wenn ich mein Abikleid genäht habe, geht es weiter. Hoffentlich bis bald Kapitel 15: Heartbeat --------------------- Vorwort: Dies ist eines der wenigen Kapiteln, dass mir persönlich sehr gefällt :3 Ich widme es , weil sie so süß war mir einen Family-Fanclub-Zirkel zu gründen >///////< Das tolle bei dem 'Fanclub', im Gegensatz zu Heresy ist, dass er kostenlos ist XDDDD Ich werde dort auch regelmäßig vorbei schauen, und neue Infos, Ideen und Leseproben für kommende Kapitel veröffentlichen :3 Noch einmal ein großes DANKE an der Stelle >__< Please join my beloved F A M I L Y!!! --> http://animexx.onlinewelten.com/zirkel/Chris_FAMILY/ Kapitel 15 Heartbeat Zwischen Wahn und Sinn zerbricht jegliche Existenz „Es ist so ähnlich wie heute Abend im Club“, sagte er und lächelte mich aufmunternd an. „Okay“, meinte ich leise. Reita zog mich ein letztes Mal zu einem Kuss heran, ehe er sich zurücksinken ließ. Ich zitterte ein wenig, als ich meine Hand auf seinen Arm legte. „Ich vertraue dir okay?“ Ich atmete mittlerweile zittrig aus, weil mein gesamter Körper zitterte. Es war kein Zittern vor Angst, sondern viel mehr eines aufgrund von Euphorie. Auch Reita schien das zu spüren, als ich meine Finger vorsichtig seinen Arm hinauf gleiten ließ, bis zu seinen Oberarmbändern. Mein Cousin beobachtete dabei jede Bewegung die ich machte, als ich ihm das Band vorsichtig vom Arm zog. Als meine Finger danach über die abgedrückte Stelle fuhren, zog er ein wenig die Luft ein. „Kalt“, meinte er leise und brach den Blickkontakt dabei nicht ab. „Tut... mir leid“, nuschelte ich ebenso leise und ließ meinen Blick weiter über ihn schweifen. Er trug immer noch seine Sachen von der Party und nicht wie ich, nur ein übergroßes T-Shirt und Shorts. Ein wenig unschlüssig zupfte ich an dem Reißverschluss seiner Weste. Er verstand sofort was ich meinte und half mir dabei seinen Arm aus der Schlaufe zu ziehen. Meine Anspannung wuchs mit jedem Zentimeter mehr, die ihm der dunkle Stoff von den Schultern rutschte. Vorsichtig krabbelte ich einmal um ihn herum, um ihn gänzlich von dem Kleidungsstück zu befreien. Danach landete es unbeachtet irgendwo am Fußende des Futons. Fasziniert stellte ich fest, dass sich Reitas Nackenhaare leicht aufstellten, als ich ihm auch noch das zweite Oberarmband auszog. Er sah mich weiterhin ruhig an und bewegte sich kein Stück, denn das waren die Regeln des Spiels. Sein schwarzes Tanktop lag bei ihm eng am Körper. Schluckend griff ich zu dem Saum des Tops und zog es langsam nach oben. Raschelnd hob Reita seine Arme, sodass ich ihm das Shirt einfacher ausziehen konnte. Nachdem ich es ihm über den Kopf gezogen hatte, hingen ihm seine Haare noch verwirrter als zuvor im Gesicht. Jetzt wo sein Oberkörper komplett frei lag, sah ich noch deutlicher, wie sich sein Brustkorb hob und senkte. Sein Herz schien nicht minder intensiv zu schlagen wie meins. Für einen kurzen Moment fragte ich mich, ob er auch dieses merkwürdige Rauschen direkt hinter seinen Ohren hörte. Etwas unschlüssig saß ich weiterhin vor ihm und starrte ihm schon fast auf seinen durchtrainierten Bauch. Ich konnte es immer noch nicht richtig glauben, dass er wirklich in mich verliebt war, so wie ich in ihn, wo er doch wirklich jeden haben konnte. Mir waren im Club die vielen Blicke, die Reita zugeworfen wurden, nicht entgangen. Und vor allem die Situation auf der Toilette hatte mir vor Augen geführt, dass Reita alles andere als ein unbeschriebenes Blatt war, denn wirklich jeder schien ihn zu kennen und zu respektieren. Erst als Reita vorsichtig meine Hand am Gelenk nahm, wachte ich aus meinem Tagtraum auf. „Alles okay?“, wollte er wissen und sah mit fragend an. „Ja ich...“, meinte ich, „bin nur etwas nervös“. „Du kannst nicht wirklich was falsch machen okay?“, antwortete er direkt „mach einfach was du möchtest. Ich sag schon bescheid, wenn mir was nicht gefällt“. Er lächelte mich aufmunternd an und näherte sich meinem Gesicht bis auf nur wenige Zentimeter, um die Regeln des Spiels nicht zu verletzen. Mit geöffneten Augen begann ich den Kuss. Und ähnlich wie im Club zuvor ließ ich ihn langsam intensiver werden. Reita wich nicht für einen Moment zurück, sondern verblieb weiterhin in seiner Position, sodass ich wirklich die alleinige Kontrolle hatte. Als ich seine Lippen mit meiner Zunge teilte, begannen wieder seine Augenlieder zu flackern. Amüsiert stellte ich fest, dass er angestrengt versuchte, den Blickkontakt zu halten. Ohne Vorwarnung krallte sich meine linke Hand in seine Nackenhaare und zog ihn dadurch näher zu mir heran, während sich meine rechte Hand auf seine warme Brust legte. Reitas Augen fielen urplötzlich wieder zu und ich konnte seinen leiser Seufzer wahrnehmen. Unter meiner Handfläche spürte ich deutlich, dass sich Reitas Herzschlag mit der Intensivität des Kusses steigerte. Ich merkte ihm die Anspannung an. Er war es nicht gewohnt, bei solchen Aktivitäten nicht die Kontrolle zu besitzen, und das spürte man. Ich ließ den Kuss ein wenig sanfter werden und beobachtete weiterhin jede Regung von meinem Freund, um zu wissen, ob ich irgendetwas falsch machte. Immer noch leicht zitternd ließ ich meine Fingerspitzen vorsichtig nach unten wandern. Sofort breitete sich auf Reitas gesamten Körper eine Gänsehaut aus und seine Bauchdecke begann zu zucken. Meine Hand in seinem Nacken stoppte bei dem Knoten seines Nasenbandes. Zu Hause trug er das seltsame Teil kaum noch, sondern nur, wenn wir das Haus für längere Zeit verließen. Und an einem Abend wie heute, gehörte es selbstverständlich zu seinem Outfit. Mit Leichtigkeit hatte ich den Knoten mit nur einer Hand geöffnet. Irgendwie hatte das etwas von den ersten Versuchen, der Freundin einhändig den BH zu öffnen, schoss es mir durch den Kopf. Irgendwie musste ich bei dem Vergleich grinsen. Sorgfältiger, als Reitas Shirt zuvor, legte ich sein Band schnell auf den Boden und krabbelte zurück zu ihm. Seine Augen hingen immer noch auf Halbmast und auch sein Atem ging stoßweiser, als es sonst üblich war. Mittlerweile hatte er sich rücklings auf seinen Ellbogen abgestützt. Ich zögerte einen Moment, ehe ich mich vorsichtig auf seinen Bauch setzte. Reita verspannte sich für einen Moment, ehe er mich wieder fordernd anschaute. Schnell hatte ich ihm einen erneuten Kuss aufgedrückt, um meine eigene Unsicherheit damit zu überspielen. Ich musste nicht viel Druck aufbringen, um meinen Cousin komplett auf die Matratze zu drücken. Als ich den Kuss sanft ausklingen ließ und mich leicht erhob, wollte sich Reita aufbauen. Nachdem ich ihm jedoch direkt meinen Zeigefinger auf die Lippen gelegt hatte und ihn leicht angrinste, erinnerte er sich an die simple Regel und legte sich wieder hin. Ich zog leichte Kreise auf Reitas Brust. Als ich bemerkte, wie sich seine Brustwarzen nach und nach aufstellten, schoss mir das Blut in den Kopf, sodass ich schnell den Blick abwandte. Auf der einen Seite war es faszinierend, was meine einfachen Berührungen bei ihm bewirkten, aber auf der anderen Seite war das eine so intime Reaktion, dass es mir irgendwo peinlich war. Ein wenig unsicherer als zuvor glitt ich an seinen Rippen runter. Plötzlich zuckte er zusammen und wand sich ein wenig unter mir. „Das kitzelt“, meinte er leicht lachend. „Hier besser?“, fragte ich ihn und strich ihm einmal über die Bauchmuskeln. Er biss sich schnell auf die Unterlippe und nickte heftig. „Gut“, hauchte ich leise und strich ihm erneut über die zitternde Hautstelle. Und wieder bäumte sich Reita leicht auf und schien sich meiner Berührung entgegen strecken zu wollen. Hier hatte sich wohl eine sogenannte erogene Zone versteckt. Ich rutschte sachte ein wenig nach unten, um ihm nicht unnötig weh zu tun. Bevor ich mich traute seine Gürtelschnall zu öffnen, atmete ich noch einmal tief durch. Das Klacken des Metalls schien im ganzen Raum wider zu hallen. Reitas leichtes Aufkeuchen ebenfalls. Als ich versuchte seinen Hosenknopf zu öffnen, berührten meine Fingerspitzen die zarte Haut oberhalb des Hosenbundes. Augenblicklich wand sich Reita wiederholt. Anscheint schien er gerade in der südlichen Region besonders empfindlich zu sein. Um dem Öffnen des Reißverschlusses zu entgehen, versuchte ich ihm die Hose so auszuziehen. Ohne dass ich Reita darum bitten musste, hob er seine Hüften ein wenig hoch, sodass ich ihm die Jeans vom Hintern ziehen konnte. Meine Beine waren weich und wackelig, als ich mich schwerfällig von Reita erhob, um ihm die Hose komplett auszuziehen. Die Jeans verursachte ein lautes Rascheln und mit einem fast klatschenden Geräusch fiel sie zu Boden. Reitas Shorts waren bei der Aktion ein wenig nach unten gezogen worden und so hatte ich eine freie Sicht auf seine Lendengegend. Seine Hüftknochen standen ein wenig hervor, sodass sich über diese die zarte Haut straff spannte. Ich schluckte automatisch bei dem einzigartigen Anblick. Reitas Haut war im Gegensatz zu meinen Fingern so warm, weswegen er auch ein wenig zusammen zuckte, als ich ihn erneut am Bauch berührte. Unter meiner Handfläche bildete ich mir ein, sein Blut pulsieren zu spüren. Obwohl Reita regelmäßig joggen ging und deswegen auch eigentlich einen recht durchtrainiert war, wirkte er plötzlich so zerbrechlich auf mich, als er mir scheinbar so hilflos ausgeliefert war. Auf jeder von meiner Bewegungen reagierte er mit einem Seufzen, Zucken oder Entgegenstrecken. Mein Blick huschte zu seinem Gesicht. Er hatte seine Augen immer noch geschlossen und mittlerweile bildete sich eine leichte Schweißschicht auf seiner Stirn. Meine Hand wanderte wieder ein wenig nach oben und strich dabei unbeabsichtigt über seine erhobenen Brustwarzen. Augenblicklich entfloh meinem Cousin ein erneutes Keuchen, da er sich zu spät die Hand auf den Mund gedrückt hatte. Erschrocken über die plötzliche Reaktion zuckte ich selbst ein wenig zusammen. „Hab ich... was falsch gemacht?“, fragte ich schnell und schaute verunsichert in Reitas dunklen Augen. Seine Lider flackerten immer noch ein wenig. Langsam erhob er sich, bis seine Stirn meine berührte. Er lächelte mich auf eine Art und Weise an, wie er es vorher noch nie getan hatte. „Es geht mir sehr gut“, flüsterte er leise und schloss kurz die Augen. „Okay“, hauchte ich erleichtert und lächelte auch ein wenig. Eine Weile schwiegen wir beide und spürten nur den warmen Atem des jeweils anderen, ehe mich Reita etwas fragte, was er zuvor auch noch nie getan hatte. „Küsst du mich?“. Ohne weiter nachzudenken, folgte ich seiner Bitte und küsste ihn erst sanft und dann immer leidenschaftlicher. Reita ging augenblicklich auf den Kuss ein und zog mich dabei mit sich nach unten. Obwohl meine Zunge seine Lippen nur ein wenig berührte, öffnete er seinen Mund sofort. Und wie zuvor im Club war es ein eigenartiges Gefühl diese Dominanz bei dem Zungenkuss zu besitzen. Jedoch gewöhnte ich mich wieder recht schnell an die Kontrolle, die mir Reita überließ, sodass sich meine rechte Hand schon beinahe automatisch auf Wanderschaft begab. Sein Brustkorb hob und senkte sich immer noch außergewöhnlich schnell, als meine Hand diesen erreichte. Am liebsten hätte ich Reita jetzt einen Kuss genau dort hin gehaucht, wo sich sein Herz befand, jedoch wäre das gegen die Regeln gewesen. Stattdessen strichen meine Finger wieder seine einzelnen Bauchmuskeln nach. Dass ihm das gefiel, bemerkte ich an seinem Kuss, wodurch ich spürte, dass sich seine Mundwinkel ein wenig zu einem Grinsen verzogen. Ich erwiderte das Grinsen, als sich meine Fingerspitzen unter das enge Gummiband seiner Shorts stahl. Sofort öffneten sich seine Augen und funkelten mich auffordernd an. Mein ganzer Körper kribbelte wieder aufgeregt. Langsam glitt meine Hand tiefer, bis meine Fingerspitzen die kurzen Haarstoppel spürten. Erschrocken hielt ich inne und zog meine Hand letztendlich aus seinen Shorts zurück. Reita grinste mich an, sagte jedoch nichts. Ich küsste ihn noch einmal entschuldigend und strich ihm ein wenig die verschmierte Schminke aus dem Gesicht. Sein Make-up hatte während des Abends stark gelitten. Mittlerweile klebten ihm seine spröden blonden Haare auch an den Schläfen und im Nacken. Ich wusste nicht genau wieso, aber irgendwie hatte dieser Anblick was extrem verruchtes. Mein Puls beschleunigte sich deswegen automatisch. Um dem zu entfliehen, widmete ich mich seinen Beinen. Auch hier spürte ich die kurzen Haarstoppel. Nachdem mir Reita mal verraten hatte, dass er Haare an den Beinen ekelig fand, hatte ich selbst auch damit angefangen meine Rasur weiter auszuweiten. Er meinte, dass er das Gefühl von drahtigen Haaren irgendwie nicht ausstehen konnte, weswegen er sich selbst die Beine in regelmäßigen Abständen rasierte. Außerdem schien er so meine Berührung noch intensiver wahrzunehmen, wie ich feststellte, da sich selbst auf seinen Beinen eine Gänsehaut ausbreitete. Je höher meine Fingerspitzen kamen, desto unruhiger schien er zu werden. Ein Blick nach oben verriet mir, dass er die Augen wieder geschlossen hatte und sich erneut auf die Unterlippe biss. Bei seinen Kniekehlen bog sich sein Rücken plötzlich stark nach oben und er schien auch nach Luft zu japsen. „Da... bin ich empfindlich“, meinte er leise und versteckte sein Gesicht ein wenig unter seinem Unterarm. Statt darauf zu antworten, schluckte ich einmal und ließ meine Fingerspitzen weiter nach oben gleiten. Sie berührten seine Haut dabei nur minimal. Es dauerte nicht lange und ich stieß wieder auf den dünnen Stoff von Reitas Shorts. Ein wenig mutiger als zuvor, ließ ich meine Finger darunter fahren und streichelte die zarte Haut. Dass Reita dabei unruhiger wurde, bemerkte ich zwar, dachte mir jedoch nichts weiter dabei. Vorsichtig betastete ich seine Oberschenkel, ging zu erst nach außen runter, ehe ich den Weg in die entgegengesetzte Richtung einschlug. Reitas Körper begann immer stärker bei den Berührungen zu zucken, sodass ich erschrocken aufschaute. Urplötzlich blieb mir der Atem weg und ich schluckte. Es war nicht das erste Mal, dass ich das bei Reita sah, jedoch war es in dem Moment irgendwie komisch zu sehen, dass sich in seinen Shorts eine sichtliche Beule entwickelte. Schnell wandte ich meinen Blick ab und sah schon fast erschrocken, dass sich Reita in den Unterarm biss um jeglichen Laut im Keim zu ersticken und dass sein ganzer Oberkörper zu beben schien. Augenblicklich stoppte ich mit meinen Berührungen. „Bitte... nicht aufhören“, brachte mein Cousin zwischen mehreren Keuchern hervor. Reita kam mir in dem Moment so abhängig vor, dass ich nicht anders konnte, als meine Finger wieder langsam über seine Innenschenkel wandern zu lassen. Reitas gesamter Körper schien plötzlich zu glühen und spannte sich zusehends an. Es erweckte den Eindruck, als hätte sich irgendetwas in seinem Brustkorb eingenistet, was entfliehen wollte, so sehr bebte dieser. Und dann bäumte er sich urplötzlich so stark auf, dass ich erschrocken meine Hand zurück zog. Mein gestöhnter Name flog einmal durch den gesamten Raum, ehe es wieder still wurde. Wäre mein eigener Herzschlag nicht so laut gewesen, hätte ich noch wahrgenommen, dass Reita meinen Namen noch erneut zwei Mal gemurmelt hatte. Interessiert beobachtete ich, wie sich Reitas Körper langsam wieder entspannte und ruhiger wurde. Sein Gesicht hatte er unter seinen Händen versteckt und erst als ich den verräterischen Fleck auf seinen Boxer sah, realisierte ich, was soeben passiert war. Als Reita sich wenig später immer noch nicht rührte, wurde ich wieder nervös. „Reita? Ist alles okay?“, wollte ich etwas panisch wissen. Es dauerte wieder etwas bis Reita leicht nickte. Plötzlich fing er leise an zu lachen. Ich wurde noch nervöser. „Sowas ist mir seit der Mittelstufe nicht mehr passiert“, meinte mein Cousin plötzlich. „Ist das...“, fragte ich vorsichtig, „schlimm?“. Ein erneutes Auflachen, ehe sich Reita versuchte aufzusetzen. Sein Körper zitterte immer noch ein wenig. „Ganz im Gegenteil“, antwortete er sanft, „es ist nur länger her, dass sich jemand so die Zeit für mich genommen hat. Es war schön“. Danach küsste er mich ebenso sanft, lehnte kurz wieder seine Stirn an meine und hauchte noch ein leises „Danke“ hinterher. Mit einem „bin eben schnell im Bad“ verließ er das Zimmer und ließ mich mit meinem klopfendem Herzen allein zurück. Es dauerte einen Moment, bis ich es schaffte meinen Körper soweit wieder unter Kontrolle zu bekommen, dass er sich unter die Bettdecke legte. Die Stelle auf welcher Reita bis vor wenigen Minuten noch gelegen hatte schien so warm zu sein, dass ich dies selbst an der Unterseite noch spüren konnte. Etwas abwesend spielten meine Finger mit dem Zipfel des Kopfkissens. Als ich hörte, wie die Zimmertüre wieder geöffnet wurde, hielt ich für einen kurzen Moment den Atem an, ehe ich kurz über die Schulter schaute und nach Reita suchte. Schnell schaute ich wieder weg, als ich bemerkte, dass er nackt vor seinem Schrank stand und nach irgendwelchen Sachen suchte. Meine Wangen wurden wieder warm. Wenig später erkannte ich das Geräusch von Textilien, welche angezogen wurden, das Klacken des Lichtschalters und das Rascheln der Bettdecke. Kurz darauf spürte ich wie sich Reita dicht zu mir legte. Sein Körper strahlte immer noch eine enorme Wärme aus. Er seufzte leise und kuschelte sich tiefer in die Decke. „Hab ich dich verschreckt?“, fragte er irgendwann in die Stille hinein, nachdem keiner von uns beiden noch was gesagt hatte. Erstaunt drehte ich mich in seiner lockeren Umarmung um und versuchte ihn, trotz der Dunkelheit, zu fixieren. „Nein hast du nicht“, antwortete ich wahrheitsgemäß und legte meinen Kopf auf seine Brust. Reita verstärkte daraufhin seine Umarmung. „Du riechst nach Seife“, meinte ich irgendwann noch, als ich mich schon im Halbschlaf befand. Reitas gleichmäßiges Heben und Senken der Brust, auf welcher ich lag, lullte mich irgendwie total ein. Als mein Cousin kurz auflachte, wurde dadurch der gleichmäßige Takt unterbrochen. „Kannst ja raten warum“, meinte er amüsiert. „Ich glaub, ich weiß schon wieso“, nuschelte ich noch, bevor ich wirklich eingeschlafen war. Dass ich so urplötzlich und vor allem unsanft geweckt werden würde, damit hatte ich die Nacht zuvor nicht wirklich mit gerechnet. Im ersten Moment bekam ich gar nicht wirklich mit, dass Uruha versuchte, Reita und mich zu wecken. „Reita!“, meinte er energisch und schüttelte ihn immer wieder an der Schulter, wodurch ich aufgrund unserer starken Umarmung ebenfalls durchgerüttelt wurde, „verdammt Reita, wach auf du Faultier, deine Mutter ist hier, scheiße noch einmal“. Langsam richtete er sich auf und blinzelte Uruha einige Male verwirrt an, ehe er sich die blonden Zotteln aus dem Gesicht wischte und mich ein wenig von sich runter schob. „Was ist denn los?“, fragte er und auch ich schaute verwirrt zu Uruha, welcher irgendwie etwas geschockt aussah. „Deine Mutter ist los“, meinte er unruhig. „Wie meine Mutter ist los?“, wollte Reita wissen und auch ich verstand nicht ganz, was Uruha meinte. „Deine Mutter ist vor ungefähr fünf Minuten in euer Zimmer gekommen und war bzw. ist immer noch ein wenig geschockt, wie sie euch beide da vorgefunden hat“, erklärte Uruha wild gestikulierend. Mir entwich mit einem Male die gesamte Gesichtsfarbe. Ich konnte mich noch gut an das erste Mal erinnern, wo so etwas Ähnliches noch bei mir zu Hause passiert war. Damals hatte Reita seine Mutter schnell überzeugen können, dass das ein Missverständnis war. Jetzt sah die Sache jedoch ganz anders aus. „Was... machen wir jetzt?“, flüsterte ich Reita zu, als hätte ich die Befürchtung, dass seine Mutter jederzeit wieder ins Zimmer stürmen würde, um uns auseinander zu reißen. „Ganz ruhig“, antwortete mir mein Cousin und drückte mich kurz an sich, um mich zu beruhigen, jedoch spürte ich deutlich, dass auch er selbst nicht wirklich entspannt war, „ich regel das schon irgendwie“. Den Kuss auf der Stirn bekam ich nur am Rande mit. Ehe ich mich versah, hatte Reita schon mit Uruha zusammen das Zimmer verlassen. Auf wackeligen Beinen folgte ich den beiden. Sobald ich unser Zimmer verlassen hatte, fröstelte es mich direkt, da ich immer noch nur ein Shirt und Shorts trug. Automatisch schlang ich meine Arme um meinen Körper. Auf leisen Sohlen tapste ich barfuß über den kühlen Boden und versuchte etwas anderes als meinen Puls so hören. An der Ecke zur Küche und zum Wohnzimmer blieb ich stehen und drückte mich leicht an die Wand. Vorsichtig lugte ich um die Ecke und erkannte Reitas Mutter, wie sie auf einem unserer Küchenstühle, genau genommen Aois Platz, saß und eine Tasse Tee in den Händen hielt. Reita selbst lehnte an der Küchenzeile, jedoch nicht ganz so lässig wie üblich. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und wippte ungeduldig mit dem Fuß. Mütter waren irgendwie immer diejenigen, die selbst den größten Roadie zu Fall bringen konnten. Keiner der beiden sagte etwas. Man hörte lediglich Reitas Fuß auf den Fliesen und das zittrige Schlürfen des Tees. Auch aus dem Wohnzimmer hörte man nichts. Uruha war mit den anderen wohl kurzfristig wo anders hingegangen, um Reita und seine Mutter alleine zu lassen. „Warum bist du hier?“, fragte Reita irgendwann und sah nur kurz auf. „Wenn man nicht persönlich vorbei kommt, bekommt man dich ja gar nicht mehr zu Gesicht“, meinte seine Mutter und sah ihn vorwurfsvoll an. „Sorry, ich wollte mich eigentlich melden, aber es ist so viel in der letzten Zeit passiert“, entschuldigte sich Reita, „Ruki, also Taka, ist eingezogen und so“. Als mein Name fiel, ließ seine Mutter die Tasse abrupt sinken. Die Stimmung war so angespannt, dass man es fast schon sehen konnte. Selbst das Atmen fiel einem schwer. Dieses Mal war sie es, die nicht aufsah. „Sag mir, dass ich mich vorhin verguckt habe“, meinte sie leise und fixierte weiterhin ihre Tee. „Was hast du denn gesehen?“, fragte Reita und wippte stärker mit seinem Fuß. „Was ich gesehen habe?“, stellte seine Mutter die Gegenfrage und ließ dabei die Tasse so schnell sinken, dass sie mit dem Boden auf den Tisch knallte und der Tee etwas überschwappte, „ich hab dich mit deinem Cousin eng umschlungen im Bett liegen sehen! Das hab ich gesehen“. Zum Ende hin war sie immer lauter geworden. Reita sah zur Seite und biss sich kurz auf die Unterlippe. Man sah ihm an, dass er eigentlich lieber von der Situation fliehen wollte, sich jedoch zusammen riss. Urplötzlich bekam ich schreckliche Schuldgefühle. „Dann hast du dich nicht verguckt“, meinte er leise und schaute seiner Mutter dabei direkt ins Gesicht. Sie erwiderte den Blick für einen kurzen Moment, jedoch war ihrer noch geschockter als zuvor. „Das ist alles meine Schuld“, murmelte sie vor sich hin und nicht nur Reita, sondern auch ich schauten verwundert, „dir fehlt der väterliche Einfluss. Du hattest nie eine männliche Kontaktperson, sondern immer nur Frauen um dich herum. Wenn ich mich damals doch nicht von ihm getrennt hätte, wäre das alles nicht passiert“. „Du hast damit rein gar nichts zu tun“, meinte Reita energisch und schaute seine Mutter schon fast finster an, „selbst wenn ich durch die Scheidung beeinflusst wurde, ist es scheiß egal. Ich fühl mich gut so, also ist die Frage nach dem warum sowas von egal“. „Du fühlst dich gut so?“, fiepte Reitas Mutter plötzlich dazwischen, sodass ihr Sohn zusammen zuckte. Mittlerweile war sie beinahe panisch aufgesprungen und stand nun direkt vor meinem Cousin. „Ich hab immer zu dir gestanden“, meinte sie laut, „wirklich immer. Egal was es war. Ich hab deine Musik toleriert. Ich hab nichts gegen deine Klamotten gesagt. Ich hab dich sogar vor deinem Direktor wegen deiner Haare verteidigt. Ich habe Uruha und die anderen akzeptiert, auch wenn mir alle gesagt haben, dass sie der falsche Umgang seien“. Reita hatte aufgehört mit dem Fuß zu wippen und starrte stattdessen das Fliesenmuster zu seiner Rechten an. „Und auch als du zu mir gekommen bist und meintest, dass du wahrscheinlich keine weitere Freundin mit nach Hause bringen würdest, hab ich zu dir gestanden, es akzeptiert und toleriert. Denn es war okay für mich. Ich habe dich nie im Stich gelassen. Nie! Ich habe mit dir das Wochenende gebangt, bis die Ergebnisse von dem AIDS-Test da waren und auch als Takeru dich verlassen hat, habe ich zu dir gestanden und habe alles gemacht, um dich aus diesem Loch zu holen. Und ich habe es ehrlich für eine gute Idee gehalten, mit dir die paar Tage aufs Land zu Takanori und seiner Mutter zu fahren. Aber jetzt! Ich habe immer dein Handeln toleriert, aber bei der Sache hört meine Toleranz auf“. Ihre Stimme zitterte nur noch und nach ihrem Dialog floh sie auch heulend aus der Küche und lief ins Wohnzimmer rüber. Schnell hatte ich mich hinter den Schrank gestellt und automatisch die Luft angehalten. Mein Blut schien immer noch gefroren zu sein. Reita hatte einen AIDS-Test machen müssen? Aus dem Wohnzimmer kamen jetzt leise Schluchzer. Ich traute mich nicht zu bewegen. Wenig später lief Reita langsam ins Wohnzimmer. Auch er sah mich nicht. In seinen Augenwinkeln glitzerte es auch gefährlich. „Wieso weinst du?“, fragte er leise. Vorsichtig kam ich hinter dem Schrank hervor und lehnte mich wieder an die Ecke, ehe ich langsam einen Blick ins Wohnzimmer riskierte. Reitas Mutter stand am Fenster und schaute scheinbar nach draußen. Reita selbst hatte sich auf die verschlissene Couch gesetzt. Sein Bein wippte wieder unruhig. „Verstehst du das Problem nicht Akira?“, fragte sie verwundert, „er ist dein Cousin. Mir hat es nie gefallen, wie du mit deinen One-Night-Stands umgegangen bist, aber auch das hab ich toleriert. Aber Takanori ist dein Cousin. Das geht zu weit! Bei der Familie hört der Spaß auf!“. Sie war zum Ende hin wieder lauter, aber auch hysterischer geworden. Ich konnte kaum atmen. Mein Hals war so trocken, dass es bei jedem verzweifelten Atemzug unangenehm kratzte. Leicht abwesend betrat ich die Küche. „Ruki ist doch keiner meiner One-Night-Stands“, meinte Reita. „Was denn sonst?“, kam die direkte Frage, „Deine letzten ‚Freunde‘ blieben doch selten mehr als eine Nacht. Reizt dich bei Taka das Unschuldige? Ich hätte dir ernsthaft mehr Verantwortung zugetraut. Er ist dein kleiner Cousin!“. Mittlerweile war ich auf die Anrichte geklettert, um an die Gläser oben im Schrank zu kommen. Ich hatte mich nicht getraut einen Stuhl ran zu rücken, aus Angst, Reitas Mutter könnte mich hören. Bei ihrer lauten Stimme wäre das jedoch wahrscheinlich gar nicht aufgefallen. „Ich liebe ihn Mum“, sagte Reita ruhig und wenn ich noch an meiner Ecke gestanden hätte, hätte ich gesehen, dass er sie bei dieser Aussage direkt und ehrlich angesehen hätte. Nach diesem Satz war es so ruhig, dass ich mit meiner Bewegung inne hielt um leise das Glas aus dem geöffneten Schrank zu holen. „Du... tust was?“, fragte sie heiser. „Ich liebe ihn“, wiederholte mein Cousin seine Worte, „und er liebt mich auch. Wir sind zusammen“. Seine Stimme drückte dabei etwas so Entschlossenes aus, dass man fast davon ausgehen musste, dass ein Wiederspruch unmöglich war. „Akira, ihr seid verwandt“, war der Einwand von seiner Mutter, „das geht nicht! Ihr seid verwandt, verdammt noch mal“. „Das ist nicht verboten“, sagte Reita direkt, „ich dürfte ihn sogar außerhalb von Japan heiraten, wenn ich - wir das wollen würden“. „Darum geht es nicht! Er ist dein kleiner Cousin!“, rief sie wieder laut. Vorsichtig umschloss ich das Glas mit meiner Hand und stützte mich dabei weiterhin auf der schmalen Arbeitsplatte ab. „Das ist mir egal! Ich liebe ihn, Mum. Nicht einfach nur so, sondern richtig! Und er mich auch. Kannst du dir nicht vorstellen, wie glücklich mich das macht? Wie schön sich das anfühlt, wenn man jemanden hat, der einen genauso mag wir man ihn? Jemanden, den man abends in den Arm nehmen kann und der am nächsten Morgen ebenfalls noch bei einem im Arm liegt und nicht einfach ohne ein Wort gegangen ist?“, schrie Reita schon beinahe, sodass ich mich so heftig erschreckte, dass ich das Glas fallen ließ. Ich versuchte noch danach zu greifen, rutschte dabei jedoch ab und landete mit meiner Handfläche genau in den Scherben. Es dauerte einen Moment ehe sich der Schmerz einstellte. Ich schaute fasziniert auf meine Handfläche und sah zu wie sich das helle Blut in meinen Handfalten sammelte, ehe es meinen Handrücken runter lief und ein unregelmäßiges Muster auf dem weißen Fliesenboden verursachte. Als es immer mehr wurde, wurde mir bei dem Anblick leicht schwammig im Kopf und wenn Reita nicht urplötzlich dagewesen wäre, um mich zu stützen, wäre ich wahrscheinlich einfach so umgefallen. „Gott Ruki, was ist passiert?“, fragte er panisch und hielt meine tropfende Hand fest. „Ich glaube, ich hab mich geschnitten“, meinte ich leise und konnte den Blick immer noch nicht von meiner Handfläche abwenden. Reita ging mit mir zur Spüle, betätigte den Wasserhahn und testete nach jedem Verstellen das Wasser erneut auf seine Temperatur, ehe er meine Hand unter den lauwarmen Wasserstrahl zog. Bei dem plötzlichen Schmerz zuckte ich zusammen und wollte meine Hand schon wegziehen, jedoch hielt mein Cousin sie weiterhin energisch darunter. „Das brennt“, meinte ich verzweifelt und verzog das Gesicht. „Ich weiß, aber wir müssen das Blut abwaschen“, antwortete Reita mir und hielt mich weiterhin schützend im Arm, „es kann sein, dass noch Scherben in der Wunde sind“. „Aber das brennt so“, erwiderte ich und kniff die Augen zusammen. „Es hört gleich auf, ich verspreche es dir“, kam es direkt von Reita, welcher mir zur Beruhigung noch einen Kuss auf die Schläfe drückte. Danach drehte er sich zu seiner Mutter um. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass sie mit Reita in die Küche gekommen war. Ich traute mich nicht sie anzusehen. „Oh mein Gott, zeig mal“, meinte sie erschrocken und war im Begriff nach meiner Hand zu greifen, als Reita sie wegzog. „Nicht“, meinte er ernst, „im Badezimmer ist ein Erste-Hilfe-Koffer“. Ohne ein weiteres Wort, nur mit einem verwunderten Blick, verließ sie die Küche und kehrte wenig später mit den weißen Plastikkasten wieder zurück, auf dem ein einfaches grünes Kreuz prangte. Aus ihrer Hosentasche kramte sie ein Papiertaschentuch. „Hier“, meinte sie zu ihrem Sohn und hielt es ihm hin. „Nicht“, erwiderte er jedoch wieder nur, „die Fusseln könnten sich in die Wunde setzen und dann könnte sich das entzünden“. Danach richtete er das Wort an mich. „Kannst du stehen?“, fragte er mich, worauf ich immer noch mit zusammengebissenen Zähnen nickte. Kurz ließ Reita mich los und öffnete gezielt einen der Küchenschränke um eines der frischen Küchentücher hervor zu holen. Danach zog er schnell einen der Küchenstühle heran und setzte mich kurzerhand auf diesen. „Ich mach den ganzen Boden dreckig“, murmelte ich und sah verzweifelt auf die Fliesen, welche immer mehr rote Punkte zierte. „Das ist unwichtig“, erwiderte Reita jedoch nur und warnte mich dem den Worten, „dass kann jetzt etwas weh tun“. Auch wenn er äußerst vorsichtig mit dem Küchentuch war, ziepte es trotzdem, sodass ich zusammen zuckte. „Ist gleich vorbei“, nuschelte mein Cousin und sah mich entschuldigend an. Ich nickte wieder nur. Dass sich Reita Mutter irgendwann ebenfalls auf einen der Küchenstühle niedergelassen hatte, bemerkte ich ebenfalls nicht. „Es scheinen keine Scherben in der Wunde zu sein“, murmelte Reita irgendwann mehr zu sich, als zu mir, „kannst du das Küchentuch eben festhalten?“. Vorsichtig drückte ich das mittlerweile ebenfalls verdreckte Tuch auf meine Handinnenfläche, während Reita in dem weißten Plastikkasten kramte und verschiedene Sachen auf die Küchenzeile legte. Ganz sachte nahm er mir das Küchentuch aus der Hand. Die Wunde blutete auch nicht mehr so heftig, wie am Anfang. „Achtung, dass kann jetzt wieder brennen“, flüsterte er, bevor er mir mit einer Pumpflasche etwas auf die Hand sprühte. Augenblicklich japste ich bei dem heftigen Schmerz nach Luft. Das brannte so sehr, dass es mir die Tränen in die Augen steigen ließ. „Shhh“, versuchte mich Reita direkt wieder zu beruhigen und zog mich in seinen Arm, „ich weiß, dass tut schrecklich weh, aber das ist gleich vorbei. Das desinfiziert nur deine Wunde“. Ich konnte nur aus dem Augenwinkel sehen, dass Reita mir einen Art Stück Stoff, aus einer der vielen Plastiktüten, auf die Handinnenfläche legte, ehe er meine Hand vorsichtig verband. „Sag bescheid, wenn ich es zu feste mache“, meinte er noch und sah mich fragend an. Ich nickte und wischte mir eine Träne aus dem Gesicht. Mit zwei weißen Klebestreifen befestigte er am Ende den Rest des Verbandes. „Tut es immer noch so weh?“, wollte er wissen und sah mir fragend an, während er mir die andere Träne aus dem Gesicht wischte. „Nein, geht schon“, murmelte ich leise, „pocht nur ein wenig“. „Wenn es schlimmer wird, sagst du mir sofort bescheid und ich fahre mit dir ins Krankenhaus, okay?“, sagte er ernst. Ich nickte und ließ mich widerstandslos in eine erneute Umarmung ziehen. Kurz darauf drückte Reita mir einen Kuss auf die Stirn. „Tut mir leid wegen dem Glas und dem Boden und so“, nuschelte ich leise. „Das ist doch völlig egal! Ich bin nur froh, dass dir nichts Schlimmeres passiert ist. Die Küche räume ich gleich auf“, meinte mein Cousin schnell, „komm, ich bringe dich eben ins Wohnzimmer“. Obwohl ich mich auf meinen Beinen schon wieder recht sicher fühlte, stützte mich Reita bis zur Couch. „Wenn was ist, sag bescheid“, meinte er noch schnell und drückte mir einen ebenso schnellen Kuss auf, ehe er wieder in die Küche verschwand. „Darf ich dir jetzt helfen?“, hörte ich Reitas Mutter ihren Sohn fragen. „Unter der Spüle muss irgendwo ein Eimer und ein paar Lappen stehen“, antwortete Reita. Wenig später hörte ich erneut das Rauschen des Wassers. Eine Weile sagte keiner was und nur das Geräusch von Scherben, welche aufgehoben wurden, war zu hören. „Er bedeutet dir viel nicht war?“, meinte Reitas Mutter irgendwann und das Geräusch der Scherben erstarb für einen Moment. „Ich liebe ihn, Mum“, antwortete mein Cousin ernst und vorsichtig, „er bedeutet mir alles“. Seine Mutter seufzte. „Das hat man gesehen... ich habe dich noch nie zuvor so fürsorglich gesehen wie gerade eben“. „Ich könnte es mir nicht verzeihen, wenn ihm was passieren würde“. Urplötzlich wurde mir wieder warm und dieses eine Kribbeln war wieder da. Mein Herz schlug schon wieder so schnell, dass ich Mühe hatte die beiden zu hören. Seine Mutter seufzte wieder. „Ich liebe ihn wirklich und... es ist mir egal, ob du das akzeptierst oder nicht. Ich lasse ihn deswegen nicht gehen“, sagte Reita irgendwann und mir rutschte bei der Aussage das Herz für einen kurzen Moment in die Hosengegend. Er hatte mir irgendwann mal erzählt, dass er nachdem sein Vater sie mehr oder weniger sitzen gelassen hatte und seine Mutter angefangen hatte alles dafür zu tun, damit es ihnen beiden gut ging, nichts auf seine Mutter kommen ließ. Umso heftiger war nun sein Statement, mit welchem er mich verteidigte. Danach trat eine unangenehme Stille ein. Schweigend schienen sie nebeneinander die Küche zu wischen, denn das Aufklatschen des Lappen war das einzige Geräusch, welches ich vernehmen konnte. Als die Dielen im Flur kurz knackten, wusste ich, dass beide ins Wohnzimmer kommen würden. Nervös richtete ich mich auf und sah Reitas Mutter nur kurz ins Gesicht, welche sich gegenüber von mir hinsetzte. Reita selbst setzte sich direkt neben mich und stellte mir ein Wasserglas auf den Tisch. „Geht’s wieder?“, wollte er sofort wissen. „Ja geht schon wieder“, nuschelte ich leise und traute mich nicht wirklich mich an meinen Cousin zu lehnen. Eine ganze Weile sagte wieder niemand etwas, ehe Reitas Mutter diese unangenehme Stille mit einer Frage unterbracht „Takanori? Darf ich dich was fragen?“. „Natürlich... dürfen Sie“, antwortete ich leicht krächzend. „Geht es dir hier gut?“, wollte sie wissen. Verwundert sah ich sie an. „Ja... sehr sogar“, antwortete ich wahrheitsgemäß, „ich bin froh hier sein zu können“. Als Reita nach meiner gesunden Hand griff, zuckte ich kurz zusammen, ehe ich den Druck leicht erwiderte. Sie nickte leicht und schien nachzudenken. Wieder wurde es still. „Okay“, meinte sie irgendwann urplötzlich, „ich werde dann gehen“. Langsam stand sie auf und glättete ihre Hose. „Bitte sagen Sie meiner Mutter nichts davon“, flehte ich und sah sie verzweifelt an, „ich liebe Akira wirklich über alles und ich will hier unter keinen Umständen weg“. Feste drückte ich Reitas Hand und versuchte mein schlagendes Herz zu beruhigen. Dieses Mal war es Reitas Mutter, welche mich verwundert anschaute. „Ich werde ihr nichts sagen“, antwortete sie ruhig und mir fiel innerlich ein Stein vom Herzen. Ohne ein weiteres Wort verließ sie das Wohnzimmer. Reita stand ebenfalls auf und folgte ihr. Aus dem Flur drang das Rascheln von einer Jacke, welche übergezogen wurde. „Es tut mir leid, dass ich dir sowas vorgeworfen habe“, meinte Reitas Mutter nachdem das Rascheln aufgehört hatte. „Schon okay“, Reitas Stimme hörte sich leicht heiser an. „Ich bin froh, dass du jemanden gefunden hast, der dir das gibt, was du verdienst und dem du deine ganze Liebe geben kannst“, sagte sie zögerlich, „ich brauche nur etwas Zeit, um mich an den Gedanken zu gewöhnen, dass es Takanori ist“. „Danke Mum“, murmelte Reita und schien seine Mutter in eine Umarmung zu ziehen, „du bist eine tolle Mum“. „Ich bin die Beste“. Nachwort: Ich möchte mich noch für die vielen Kommis bei dem letzten Kapitel bedanken. Ob es da einen Zusammenhang mit dem plötzlichen Anstieg der Kommis und der Tatsache, dass in dem letzten Kapitel etwas Erotik vorgekommen ist, gibt? XD Hoffe der neue Hauch von Erotik hat Euch auch so sehr gefallen ;) PS: Vielleicht sieht man sich ja auf dem Japantag, Ende des Monats :3 Ich werde im Reita [A HYMN OF THE CRUCIFIXION] on Tour sein und höre auf den Namen 'Chris~' XDD PPS: Der Titel stammt von dem Ohrwurmlied "Heartbeat von 2PM" Kapitel 16: First Steps ----------------------- Vorwort: Es hat mal wieder viiiel zu lange gedauert v.v Wirklich mögen tu ich das Kapitel auch nicht, aber ich hoffe Euch gefällt es irgendwo :3 Ich widme das Kapitel , weil sie mir so viel in Japan ermöglicht *___* Kapitel 16 First Steps Freundschaft ist die Blüte des Augenblicks und die Frucht der Zeit „Ich bin froh, dass du jemanden gefunden hast, der dir das gibt, was du verdienst und dem du deine ganze Liebe geben kannst“, sagte sie zögerlich, „ich brauche nur etwas Zeit, um mich an den Gedanken zu gewöhnen, dass es Takanori ist“. „Danke Mum“, murmelte Reita und schien seine Mutter in eine Umarmung zu ziehen, „du bist eine tolle Mum“. „Ich bin die Beste“. Nachdem die Haustüre zugegangen war, kam Reita stillschweigend zurück ins Wohnzimmer, setzte sich neben mich und nahm meine Hand. Kurz darauf legte er seinen Kopf in den Nacken und seufzte einmal laut auf. „Gott hatte ich eine Panik“, meinte er ehrlich. „Frag mich mal“, nuschelte ich und sackte ebenfalls etwas auf der Couch zusammen. Dass meine andere Hand noch etwas pochte, bemerkte ich gar nicht. Irgendwann drückte er meine Hand, sodass ich ihn fragend anschaute. Kurz erschreckte ich mich, als sich sein Gesicht meinem so nah gegenüber befand. Spätestens bei seinem Kuss vergaß ich alles um mich herum. Als ich mich jedoch mit meiner verletzten Hand im Gefecht abstützte und zusammenzuckte, kam ich in der Realität wieder an. „Tut es noch sehr weh?“, wollte mein Cousin wissen und sah mich besorgt an. „Es geht schon“, meinte ich und lächelte ihn an. Er wuschelte mir einmal durch die Haare, flüsterte mir ein „Ich liebe dich“ zu, ehe er aufstand und sich das Telefon schnappte. „Die Luft ist rein“, meinte er knapp, „ja alles okay“. Danach stellte er das Telefon wieder auf die Ladestation, während ich einen Schluck aus dem Wasserglas nahm, welches mir Reita hingestellt hatte. „Ich sauge eben noch“, sagte er und deutet mit einer lässigen Handbewegung auf die Küche. Ich nickte kurz und krallte mir die dünne Wolldecke von der Couchlehne. Jetzt wo Reita weg war, spürte ich dass mir eigentlich die ganze Zeit über kalt gewesen war. Aufgrund des lauten Staubsaugers bekam ich nicht mit, wie wenig später die Haustüre geöffnet wurde und Uruha mit Kai und Aoi reinkam. Vorsichtig steckte er seinen Kopf um die Ecke und lachte plötzlich laut los. „Leute schaut euch das an, Reita kämpft mit dem Staubsauger“, meinte er amüsiert und klatschte sogar einmal laut in die Hände. „Halt die Klappe Uru“, grummelte mein Freund und haute mit der Staubsauger wohl wieder gegen irgendeinen Widerstand, sodass es dumpf knallte. Kurz darauf schmiss sich Aoi zu mir auf die Couch. „Alles okay bei euch?“, wollte er wissen und schaute mich leicht besorgt an. „Ja irgendwie schon“, meinte ich vorsichtig, „sie hatte sich wohl sehr erschrocken und war irgendwie sauer, aber sie meinte, sie würde versuchen es zu akzeptieren und wäre auch irgendwie froh, dass Reita... mich hat“. Aus der Küche kam ein weiteres Mal das laute Fluchen von Reita, welcher sich über den Staubsauger beschwerte, ehe Kai eingriff und verhinderte, dass Reita das Teil zerstörte. „Hör auf zu lachen Uru, das ist nicht lustig“, beschwerte er sich weiterhin. „Doch“, lachte dieser erneut, „zu sehen wie du, als Mann in deinen besten Jahren, gegen eine Ansammlung von Plastik und Metall verlierst, ist durch aus lustig“. „Als ob du der geborene Hausmann wärst“, grummelte Reita zu seiner Verteidigung. „Nen Staubsauger weiß ich noch zu bedienen“, meinte er darauf. Für einen kurzen Moment herrschte eine plötzliche Stille zwischen den beiden, ehe sie ebenso urplötzlich laut los lachten. „Du bist so versaut“, meinte Uruha lauthals lachend. „Hey du hast auch gelacht, also hast du nicht viel anderes gedacht, als ich“, kam es von Reita. „Warum hast du dir eigentlich freiwillig das Teil geschnappt?“, fragte der große Kupferblonde immer noch amüsiert. „Ruki hat nen Glas fallen lassen“, antwortete Reita und stopfte den Staubsauger, nachdem Kai das Kabel erfolgreich aufgewickelt hatte, in die kleine Abstellkammer, „und ich wollte nicht, dass sich noch jemand an den Scherben schneidet“. „Hat sich wer verletzt?“, fragte Kai direkt mehr als besorgt. „Mir geht es schon wieder gut“, rief ich laut aus dem Wohnzimmer heraus. Obwohl ich Kai versicherte, dass es mir an nichts fehlte, ließ er es sich nicht nehmen meine Hand zu begutachten. Vorsichtig löste er meinen Verband, während ich mir auf die Unterlippe biss. „Reitas Mum hat ja echt ganze Arbeit geleistet“, meinte er zufrieden. „Hey das war ich selbst okay?“, kam es entrüstet von meinem Cousin, welcher mit verschränkten Armen im Türrahmen lehnte. Urplötzlich fing Uruha wieder laut an zu lachen. „Was hast du denn schon wieder?“, wollte Aoi wissen und lachte amüsiert. „Stell dir Reita mal im Krankenschwestertoutfit vor“, antwortete ihm sein Freund. „Mit nem roten Kreuz auf seinem Nasenband?“, stieg Aoi direkt ein. „Ihr seid doch alle scheiße“, meinte Reita und schaute auf den Boden, sodass ihm seine Haare ins Gesicht fielen. Sofort stand Uruha auf und zog Reita in eine schnelle Umarmung. Automatisch schaute ich weg. „Sorry Kleiner“, entschuldigte sich Uruha, „tut mir Leid“. Was er ihm danach ins Ohr flüsterte, konnte ich nicht hören. „Ist mit deiner Mutter denn soweit alles okay?“, fragte er wenig später. „Im Endeffekt hat sie es ganz gut aufgenommen“, meinte Reita ruhig, „du kennst sie ja, sie ist die Beste“. „Oh ja, das war sie schon immer“, lachte Uruha. „Wollen wir nicht langsam frühstücken?“, mischte sich Kai kleinlaut ein, „ich hab echt Hunger“. „Ich ziehe mir eben was drüber“, sagte ich und wollte mich gerade von der Couch erheben als Reita meinte, dass er mir ne Sweatshirtjacke holen würde. Mit einem Wink seitens Uruhas, verließen Kai und Aoi das Wohnzimmer. „Hast du mit Reita schon über die Liste gesprochen?“, fragte er frei raus, wodurch ich knallrot anlief. Er schaute mich einen Moment verblüfft an, ehe er siegessicher grinste. „Okay, schon verstanden“, meinte er lediglich, „wenn was ist, du kannst jederzeit zu mir oder auch zu Aoi kommen okay?“. Ich nickte und schaute dabei auf den Boden. In dem Moment kam auch Reita mit meinem Sweatshirt wieder. „Danke“, nuschelte ich und nahm die Jacke an, dabei versuchte ich mein rotes Gesicht zu verstecken. „Was hast du ihm wieder erzählt Uru?“, wollte Reita direkt wissen und funkelte seinen besten Freund an. „Ach nichts“, meinte er lächelnd und stand grinsend auf. Schnell hatte ich mir die Jacke angezogen und folgte Reita in die Küche, wo die anderen schon damit beschäftigt waren den Tisch zu decken. Ich schnappte mir die Cornflakes aus dem Schrank, um auch was zum Frühstück beizusteuern und nahm Aoi das Toastbrot ab. „Wo ist eigentlich Miyavi?“, fragte ich Kai und setzte mich auf meinen Platz. „Der musste heute früh ins Studio“, antwortete dieser und seufzte kaum merklich. „Vermisst du ihn?“, fragte ich direkt im Affekt. Er schaute mich einen Moment verwundert an, ehe er versonnen lächelte. „Ja tue ich“, murmelte er leise, „heute Abend hab ich ne Schicht und kann ihn deswegen den ganzen Tag nicht sehen“. Ich überlegte wie es wohl sein würde, wenn ich Reita den ganzen Tag nicht sehen könnte. Irgendwie war das ein merkwürdiger Gedanke. So viele Jahre hatten wir uns gar nicht gesehen und seit kurzem gab es kaum Moment ohne ihn. Abwesend spielte ich mit meinem Verband, ehe mich Aoi aus meinen Gedanken holte. „Hast ja echt Glück gehabt mit deiner Hand“, meinte er und schob zwei Toasts in den Toaster, „wegen der Uni nächste Woche, hätte ja auch die andere Hand sein können“. Die Uni. Bis jetzt hatte ich den Beginn der Uni erfolgreich verdrängt. Ich wusste nicht wieso, aber irgendwie fürchtete ich mich davor. Auch wenn Reita denselben Studiengang wie ich hatte, so war er immer noch einen ganzen Jahrgang über mir und die anderen ebenfalls. Kurz gesagt, ich kannte wirklich niemanden in meinem Jahrgang. Und deswegen freute ich mich irgendwie gar nicht auf die Uni. „Du brauchst keine Angst haben“, meinte Uruha direkt, „bis jetzt hat da jeder überlebt und du wirst sehen, du lernst ganz schnell neue Leute kennen“. Ich nickte und ertränkte meine Cornflakes. „Und wenn dir wer dumm kommt, merkst dir das Gesicht und sagst mir bescheid“, steuerte mein Cousin noch bei. „Gewalt ist keine Lösung“, sagte Kai direkt. „Das sagt der Richtige“, meinte Reita, sah ihn mit einem vielsagenden Blick an. „Soweit wird es erst gar nicht kommen“, meinte Aoi schnell und nahm einen Schluck von seinem Orangensaft, „und das Studium packst du auch, wenn selbst Reita weiter gekommen ist“. Mein Cousin schaute ihn finster an, worauf Aoi ihm nur die Zunge rausstreckte. Die laufende Woche war wie im Fluge vergangen, sodass ich es gar nicht wirklich wahrhaben wollte, als ich mit Reita Aoi in der U-Bahn in Richtung Universität stand. Kai und Uruha hatten ihre Vorlesungen erst später, sodass sie noch in ihren Betten lagen. Reita hatte mich heute Morgen regelrecht aus dem Bett schmeißen müssen. Ich hatte mich knappe zehn Minuten im Flurspiegel betrachtet und war mir trotz Aois Kommentar, dass ich gut aussah und so wirklich zur Uni gehen konnte, immer noch nicht sicher und fühlte mich etwas unwohl in meiner Haut. „Die Nächste müssen wir raus“, meinte Aoi zu mir und deutete auf den Stationsnamen, welcher angezeigt wurde. Wieder ließen wir uns mit dem Strom einfach aus der U-Bahn spülen. Als wir wieder an der Oberfläche waren, legte Reita lässig einen Arm um meine Schultern, während ich meine Hände tief in meiner Hosentaschen vergraben hatte. Je näher wir dem großen Gebäude kamen, desto nervöser wurde ich. Kurz vor dem eigentlichen Universitätsgelände nahm mein Cousin plötzlich seinen Arm von meiner Schulter und steckte seine Hände ebenfalls in seine Hosentaschen. Verwundert schaute ich ihn an. „Ist dir doch bestimmt unangenehm oder?“, meinte er vorsichtig, „wenn jeder weiß, dass wir zusammen sind“. Es von ihm so ausgesprochen zu hören, verursachte bei mir einen Herzaussetzer. Zusammen sein... Ich brauchte einen Moment um mein verstörtes Herz wieder unter Kontrolle zu bekommen, ehe sich meine zitternden Hände aus meinen Hosentaschen befreiten und Reita einfach das kleine Stückchen zu mir herunter zogen. Der Kuss war nicht lange, aber darauf kam es in dem Moment auch nicht an, sondern viel mehr um die Sache an sich. „Ich würde dich niemals verstecken“, meinte ich ernst und sah ihn ehrlich an. Reita schaute mich einen Moment verwundert an und auch Aoi war stehen geblieben. Nachdem sich mein Cousin wieder gefangen hatte, küsste er mich einmal leidenschaftlich und legte seinen Arm wieder über meine Schultern. Von unten konnte man sehen, dass er etwas rot im Gesicht war. Aoi verabschiedete sich am Haupttor der Universität von uns, da er in einen ganz anderen Teil des Komplexes musste als wir. „Wir sehen uns in der Mittagspause“, meinte er noch freundlich und winkte uns zum Abschied einmal zu. Ich fand immer noch nicht, dass Wirtschaft wirklich zu ihm passte. Aber er selbst mochte sein Studiengang ja selbst nicht, sondern hatte ihn nur wegen seiner Eltern angefangen. Und da seine Eltern jetzt eh über alles soweit bescheid wussten, war er umso lustloser, was sein Studium betraf. Reita brachte mich ein Glück bis zu meinem Vorlesungsraum. Allein hätte ich ihn bestimmt nicht gefunden. Einige saßen schon auf ihren Plätzen, als ich einen Blick in den Raum warf. „Reita hast du dich verlaufen oder was machst du hier, bei den Neuen?“, wurde Reita plötzlich von einen der Studenten gefragt. „Ich komme gleich nach“, meinte mein Cousin nur und sah mich wieder aufmunternd an, „du brauchst keine Angst haben“. Ich nickte einmal und atmete tief durch, ehe ich durch die offene und große Holztür ging. Als ich mich noch einmal umdrehte, stand Reita dort immer noch und streckte beide Daumen nach oben. Lächelnd nahm ich irgendwo im hinteren Bereich des Raumes Platz und kramte direkt nach meiner Brille, damit ich sehen konnte, was vorne ablief. Die meisten der anderen Studenten schienen ungefähr genau so alt zu sein, wie ich auch. Und wie erwartet waren die unterschiedlichsten Leute hier. Ich selbst hatte mich so schlicht wie möglich heute Morgen angezogen, um auch ja nicht aufzufallen. Aber mit Reita als Begleitperson war Auffallen vorprogrammiert. Obwohl sich einige Grüppchen gebildet hatten, saßen auch recht viele alleine auf ihren Plätzen, was mich irgendwie beruhigte. Als der Professor den Saal betrat, kehrte direkt Ruhe ein und die meisten nahmen eine gerade Sitzposition ein. Vor mir lag mein leerer Block, den Kugelschreiber hielt ich Startbereit in meiner rechten Hand. Meine Verletzte hatte ich erfolgreich unter einem langen Pulloverärmel versteckt. Obwohl der Professor einen strengen Eindruck machte, kam er in seinem Gespräch sehr locker rüber. Zwischendurch versuchte er immer Scherze zu machen, welche jedoch nur teils lustig waren. Im Großen und Ganzen erzählte er das meiste über die Universität, welche Auszeichnungen sie schon bekommen hatten und wie das Image war, was mich noch mehr beunruhigte. Mein Abschluss war nicht der Beste, sondern viel mehr Mittelmaß. Und die Universität hier war einer der Besten überhaupt und auch viele meiner Mitstudenten machten den Eindruck, dass sie mehr auf den Kasten hatten, als ich. Seufzend kitzelte ich leicht abwesend irgendetwas auf meinen Collgegeblock, auf welchem schon wichtige Daten und Termine standen. Erst als ich eine andere Stimme vernahm, schaute ich wieder auf und hätte fast meinen Stift fallen gelassen. Dort unten neben dem alten Professor stand wirklich Tora, oder vielmehr Amano Shinji, wie der Professor ihn gerade vorstellte. Ich richtete reflexartig zweimal meine Brille, um mich zu vergewissern, dass es wirklich Tora war, der von dem alten Mann gerade in höchsten Tönen gelobt wurde. Wie sich herausstellte, würde Tora das Tutorium zu meinen Studiengang leiten. Der Professor beantwortete die unausgesprochene Frage welche still im Saal lag, indem er erzählte, dass Tora ein paar Klassen übersprungen hatte und deswegen der jüngste und gleichzeitig erfolgreichste Student seines Jahrgangs war. Dass Tora das irgendwo unangenehm war, sah man ihm an, da er mit verschränkten Armen und auf den Boden schauend etwas abseits stand. Umso glücklicher schien er darüber zu sein, als er sich wieder setzten durfte und nahm vorne in der ersten Reihe Platz, wo er sich direkt mit einem blonden Jungen unterhielt. Während des gesamten weiteren Vortrages des Professors fragte ich mich ununterbrochen, was den anscheint mehr als intelligenten Studenten und den einfach strukturierten Friseur verband. Mein Blick glitt zwischendurch immer wieder zu Tora runter, welcher zwischenzeitig immer wieder mit seinem Sitznachbaren sprach. Kurz nachdem die ersten neunzig Minuten um waren, wurde es mit einem Mal laut und unruhig in dem Saal. Die meisten wendeten sich direkt ihren Freunden wieder zu und tuschelten aufgeregt miteinander. Augenblicklich fühlte ich mich noch verlorener als zuvor. Für einen Moment überlegte ich, ob ich nicht zu Tora runter gehen sollte, entschied mich im selben Moment direkt dagegen. Eigentlich kannte ich ihn ja nicht einmal wirklich. Nervös wippte ich mit meinem Fuß und schaute mich wieder im Saal um. Als ich Reita plötzlich im Türrahmen lehnen sah, sprang mein Herz für einen kurzen Moment aus seinem Takt. Sein Blick ging durch die Reihen, ehe er mich erblickte. Schnell legte ich meinen Stift endgültig beiseite und lief zu ihm herunter. „Na du?“, meinte er grinsend, „hast du die Vorlesung überstanden ohne einzuschlafen?“. Sein Blick huschte zu dem Professor rüber, welcher den Blick erwiderte, worauf Reita lässig winkte. „Ja war in Ordnung“, meinte ich und bemerkte, dass viele der Studenten uns beobachteten. Als Tora dann auch noch plötzlich neben uns stand, waren uns noch mehr Blicke sicher. „Hab ich doch richtig gesehen“, meinte er und grinste uns an, „ohne das Teil im Gesicht siehst du nur halb so böse aus“. Reita starrte ihn einen Moment an, ehe er sich das Bandana über die Nase zog und Tora anfunkelte. „Genau das meine ich“, sagte Tora unbeeindruckt lachend und zog Reita das Tuch wieder herunter, „ihr fangt aber nicht beide neu an oder?“. „Nein nur ich“, antwortete ich und lächelte nervös. „Das trifft sich aber gut“, sagte Tora bestens gelaunt und winkte seinen Sitznachbarn zu uns heran, „das ist Shou. Er ist der Sänger unserer Band und bis jetzt auch noch ganz alleine in dem Studiengang“. „Freut mich dich kennen zu lernen“, meinte Besagter und verbeugte sich nur ganz leicht. „Mich auch. Ich bin Ruki“, gab ich direkt von mir und tat ihm gleich. Irgendwie war ich erleichtert zu mindestens schon einmal eine Person hier zu kennen und Shou machte auch einen sehr netten Eindruck. Sein Blick ging zu Reita, welcher in noch kritisch beäugte, was irgendwie lustig aussah, da Shou um ein paar Zentimeter größer war. „Ich bin Reita“, grummelte mein Cousin, „sein Freund“. Shou schaute einmal zwischen uns hin und her. Und als er sah, dass ich leicht rot angelaufen war, grinste er ein wenig. „Klingt vielleicht komisch“, antwortete er lachend, „aber es gibt auch Leute die hetero sind und nicht auf Kerle stehen. Brauchst dir also keine Sorgen machen“. Reita wollte gerade etwas sagen, als der Professor das Ende der Pause verkündete. Schnell drückte er mir noch einen Kuss auf und murmelte ein „ich hole dich nachher ab“, ehe er den Saal verließ. Spätestens jetzt war ich rot im Gesicht und da uns plötzlich noch mehr Blicke sicher waren, wurde es nicht gerade besser mit meiner Gesichtsfarbe. Umso erleichtert war ich, als Shou das Thema wechselte und fragte, ob mich nicht zu ihnen nach unten setzen wollte. Schnell hatte ich meine Sachen gepackt und mich zu ihnen in die unterste Reihe gesetzt. Die nächste Stunde verlief wesentlich angenehmer für mich, da ich nicht mehr das Gefühl hatte völlig allein zu sein. Und je länger ich neben Tora und Shou saß, desto sympathischer wurden sie mir. Irgendwo waren sie zwar verrückt und merkwürdig, aber dafür umso lustiger. Tora versicherte mir direkt, dass ich bei Fragen bezüglich des Studiums auch immer zu ihm kommen könnte. Worauf Shou wiederum direkt meinte, dass Tora ein super Nachhilfelehrer war. Am Ende der Stunde kam es mir gar nicht so vor, als würde ich die beiden erst seit ein paar Minuten kennen, sondern viel mehr als wären wir schon über Jahre befreundet. Die Wellenlänge stimmte einfach irgendwie. Ich wusste gar nicht, warum ich mir am Anfang so einen Kopf um die Uni gemacht hatte, denn es war mittlerweile wirklich wie alle gesagt hatten. Ab dem ersten Tag, seitdem ich Shou kennen gelernt hatte, fühlte ich mich richtig wohl dort. Und wie beim U-Bahnfahren fand ich mich nach den ersten vier Wochen auch bestens alleine im Komplex zurecht. Meist war es eher so, dass Shou mich fragte, wo wir hin mussten, wenn es Vorlesungswechsel stattfand. Kai und die anderen hatten mich zu Hause leicht geschockt angesehen, als ich ihnen erzählt hatte, dass Tora mein Tutorium leitete. „Und ich wusste doch, dass ich ihn vom Sehen her kannte, als wir ihn im Club gesprochen hatten“, meinte Uruha, „selbst in den anderen Jahrgängen kennt man Amano Shinji, weil er so intelligent sein soll“. „Was macht so einer mit einem Typ wie Saga?“, fragte Aoi frei heraus und schaute verständnislos in die Runde beim Abendessen. „Vielleicht ist der Sex gut“, murmelte Reita. „Ich glaube Tora liebt Saga wirklich“, nuschelte ich leise, „so oft wie er von ihm spricht“. „Ist nur fraglich wie das bei Saga aussieht“, grummelte Reita, „so wie er anderen hinterher schaut“. „Wer weiß, wo die Liebe eben hinfällt“, sagte Aoi und drückte seinem Freund einen schnellen Kuss auf. An meinem Knie spürte ich für einen kurzen Moment Reitas kleinen Finger, welcher mich anstupste. Als ich ihn fragend anschaute, lächelte er mich nur einmal an und aß dann wieder wie gewohnt weiter. „Morgen fahre ich nach der Uni direkt mit Shou zu Tora“, meinte ich irgendwann, als ich gerade einen Schluck von meinem Wasser nahm, „in zwei Wochen ist die erste Zwischenprüfung und Tora wollte uns noch einmal alles erklären“. „Grüße ihn mal von uns“, sagte Kai grinsend, „und wenn Saga da sein sollte, den auch“. „Mach ich“, antwortete ich direkt, „aber Saga wird wohl eher am Abend da sein, wenn er nicht bei sich in der Wohnung schläft“. „Ich hole dich heute Abend ab“, kam es plötzlich von Reita. „Brauchst du nicht“, meinte ich, „Sho hat mir den Weg erklärt, der ist wirklich ganz einfach“. „Ruki schafft das schon“, mischte sich nun auch Aoi lachend ein, „lass ihn mal an die längere Leine“. „Ich schaff das wirklich“, sagte ich zu meinem Freund, während ich ihm einen Kuss aufdrückte, „trotzdem danke“. „Falls was ist, ruf an, dann hole ich dich ab“, flüsterte mir Reita zu und zog mich zu sich heran, als er den Kuss erwiderte. „Mach ich“, antwortete ich grinsend und stupste die Zunge meines Cousins kurz an, ehe ich mich von ihm löste und mich wieder meinem Abendessen widmete. Und Sho behielt wirklich Recht. Der Weg war mehr als nur einfach. Von der Uni aus konnten wir mit der Bahn durchfahren und von der Station aus waren es keine zehn Minuten, bis wir vor den Wohnkomplex standen, in welchem Tora wohnen sollte. Die Gegend schien etwas besser zu sein, als die, in welcher wir unsere Wohnung hatten. Bei uns standen keine kleinen Bäumchen an den Wegrändern, sondern nur hier und da mal eine Laterne. Shou klingelte an dem Türschild, wo Tora statt des vollen Namens stand. Wenig später konnte man den Summer hören. Shou schmiss sich einmal gegen die Türe und hielt sie mir auf. „Wir müssen in den dritten Stock“, meinte Shou und deutete auf den Fahrstuhl. Tora öffnete uns die Türe und grinste uns an. Shou schloss er kurz in die Arme. Bei mir schien er einen Moment zu zögern, ehe er mich locker umarmte. „Wie war die Uni?“, fragte er und deutete uns an, ihm ins Wohnzimmer zu folgen, bei welchem es mir fast den Atem verschlug. Bei uns war alles wild zusammengewürfelt, da jeder einfach irgendwas mit in die WG gebracht hatte. Bei Tora hingegen war alles aufeinander abgestimmt und recht neu, beziehungsweise modern. „War okay“, antwortete sein Shou und setzte sich auf das helle Sofa, „wir haben ne erweiterte Liste für die Zwischenprüfung bekommen. Ist doch recht viel“. Ich seufzte laut. Ich wusste immer noch nicht, wie ich das alles bis zur Prüfung behalten sollte. Allein die ganzen Jahreszahlen. „Ich weiß gar nicht wie ich das alles behalten soll“, seufzte ich laut. „Das schaffst du schon“, meinte Tora aufmunternd. Ich seufzte noch einmal. Die Panik, die Prüfung nicht zu schaffen nahm von Tag zu Tag zu. Seit drei Tagen schlief ich auch irgendwie unruhiger. Ich war noch nie ein Prüfungsmensch gewesen. Auch Shou klopfte mir aufmunternd auf die Schulter. Ohne ihn würde ich die Uni wahrscheinlich nicht überstehen. „Also ich hab mir das damals so gemerkt...“ Tora gab sich wirklich alle Mühe, um mir Shou und mir den Stoff beizubringen. Ich bewunderte seine Geduld enorm. Egal wie oft wir etwas nachfragten, Tora erklärte uns alles noch einmal von vorne. Zwischendurch hatte er uns noch eine Fertiglasagne in den Backofen geschoben und uns mit Tee versorgt. Dass es spät geworden war, sah man höchstens an dem Himmel draußen und an meinen steigenden Kopfschmerzen. Um auf mein Handy, wegen der Uhrzeit zu schauen, hatte ich gar nicht erst die Zeit. Irgendwann hörten wir plötzlich etwas Dumpfes außerhalb des Flures. Wenig später konnte man vernehmen, wie jemand die Tür aufschloss. Jetzt war das dumpfe Geräusch deutlicher zu hören, als ob jemand gegen die Wand laufen würde. Als Saga plötzlich bei uns im Wohnzimmer stand, in seinem Arm ein anderer Kerl in seinem Alter, mit einer Hand in dessen Hose und „ich hab uns wen mitgebracht Honey“, sagend, fiel mir vor lauter Schreck der Stift aus der Hand. „Oh ihr seid noch hier?“, meinte Saga verwundert und zog seine Hand zurück, „ich dachte, ihr seid schon längst weg“. Der andere schaute ertappt zur Seite. „Wir wollten auch gerade gehen. Nicht wahr Ruki?“, kam es direkt von Shou, welcher seine Sachen zusammenpackte. Abwesend tat ich es ihm gleich. Saga hatte sich inzwischen wieder seiner Begleitung gewidmet und auch Tora grinste merkwürdig vor sich hin. Dennoch brachte er uns noch bis zur Tür und verabschiedete uns. Aus dem Wohnzimmer drangen mittlerweile laute Kussgeräusche. Statt des Fahrstuhls nahmen wir dieses Mal die Treppe. „Tut mir leid wegen gerade“, meinte Shou, als wir gerade auf der ersten Etage waren, „dass du das mitbekommen hast“. „Schon okay“, sagte ich leise und war gedanklich noch in der Wohnung über uns. Eine Weile sagte keiner von uns etwas. Erst als wir das Wohngebäude hinter uns gelassen hatte, kam Sou auf das Thema zurück. „Weißt du“, fing er an, „vielleicht ist das nicht ganz normal, was die beiden machen, aber sie tun damit ja keinem weh oder? Und auch wenn das vielleicht nicht so aussieht, eigentlich lieben sie sich wirklich sehr“. Ich schaute ihn einen Moment an, ehe ich etwas lächelte. „Irgendwie sind die schon ein komisches Paar“, meinte ich, „aber bei mir und Reita ist es ja auch nicht ganz normal. Und im Endeffekt kommt es nur auf die Liebe an“. Shou war plötzlich stehen geblieben, weswegen ich ihn fragend anschaute. Hatte ich jetzt was Falsches gesagt? „Genau das war mein Gedankengang“, sagte er und schien irgendwie stolz zu sein. „Ist doch gut“, grinste ich. „Natürlich ist das gut“, antwortete er freudig und legte freundschaftlich einen Arm um mich, „so muss das auch unter guten Freunden sein“. Ich pflichtete ihm bei, ehe ich wieder an Tora und Saga denken musste. „Aber sie sind wirklich ein seltsames Paar“, murmelte ich, „weil sie irgendwie auf den ersten Blick total unterschiedlich sind“. „Du meinst wegen des Intellekts?“, wollte Shou wissen und lachte etwas, als ich ertappt zustimmte. „Bei Saga kann Tora sich fallen lassen verstehst du? Saga stellt keine großartigen Ansprüche an ihn, da es ihm egal ist, ob das was Tora von sich gibt sich besonders schlau anhört oder so. Eher im Gegenteil“, erzählte er nachdenklich, „und umgekehrt kommt Tora mit Sagas Angewohnheiten und Vorlieben klar, weil er dafür das nötige Selbstbewusstsein hat. Und Saga liebt ihn wirklich, auch wenn er eher wie ein Schürzenjäger rüberkommt“. Ich nickte verstehend und tauchte wieder in meine Gedanken ab. „Ich weiß nicht, ob ich sowas könnte“, murmelte ich, als wir gerade die Bahnstation erreicht hatten. „Was meinst du?“, erkundigte sich Shou. Ich schaute kurz auf den Boden, ehe ich ihm antwortete. „Also mit jemandem anderen... wie Saga und Tora“, meinte ich zögerlich und leise, da das Bahngleis immer noch sehr belebt war, „ich kann nicht mal... mit ihm... ich“ Ich brach ab und biss mir auf die Unterlippe. Shou schaute mich leicht leidend an. „Ihr habt noch nicht oder?“, flüsterte er. Ich schüttelte den Kopf und spielte wieder automatisch mit meinen Ringen. „Ich hab irgendwie Panik davor“, sagte ich. Shou war der Erste, mit dem ich darüber ungezwungen sprach, aber irgendwie hatte ich bei ihm das Gefühl, dass er dafür Verständnis hatte. „Das muss dir nicht peinlich sein. Das ist völlig normal“, kam es direkt von Shou, „ich bin seit mehr als einem Jahr mit meiner Freundin zusammen, und wir haben auch noch nicht miteinander geschlafen. Aber mir macht das nichts. Ich finde sie sollte selbst wissen, wann sie bereit dafür ist. Und ich bin ja um ihrer Willen mit ihr zusammen und nicht um mit ihr zu schlafen“. Am Ende war er etwas rot geworden und kratzte sich verlegen am Kopf. „Sie kann sich wirklich glücklich mit dir schätzen“, meinte ich zu ihm, als der Zug einfuhr. Unterwegs redeten wir nicht weiter über das Thema, aber ich hatte es im Gefühl, dass ich jeder Zeit wieder damit zu ihm kommen konnte, wenn ich es wollte. Nachdem ich die letzten zwei Wochen in fast jeder freien Minuten gelernt hatte, rückte die Prüfung immer näher. Die letzten Tage hatte ich immer unruhiger geschlafen und von Uru sogar am Ende die Beruhigungstabletten angenommen. Jetzt saß ich seit einer halben Stunde in dem Hörsaal in der die Prüfung stattfinden sollte. Und ich war nervös. Sehr nervös. Das war ich schon seit Stunden. Kai hatte mir am Morgen extra noch French-Toast gemacht, damit ich gut gesättigt in die Prüfung gehen konnte. Reita hatte mich die zwei Wochen über immer wieder spontan abgefragt. Egal ob es beim Essen, unterwegs, beim Duschen oder kurz vor dem Einschlafen gewesen war. Und eigentlich hatte ich mich bis vor wenigen Stunden auch sehr sicher gefühlt. Jetzt jedoch saß ein dicker Kloß in meinem Hals und ich suchte panisch nach Shous Blick, welcher ein paar Plätze neben mir saß. Er lächelte mir aufmunternd zu. Als der Professor die Aufgabenblätter austeilte, zwang ich mich verzweifelt zur Ruhe. Zitternd drehte ich das unauffällige Blatt Papier um und überflog die Aufgabenstellung und den dazu gehörigen Text. Die Aufgabenstellung war klar, jedoch bereitete mir der Bezugstext Probleme. Ich wusste, dass ich das Thema gelernt hatte, einfach weil es nichts gab was ich ausgelassen hatte. Um die Panik zu unterdrücken, legte ich das Blatt für einen Moment auf Seite und atmete tief durch, ehe ich den Text ein zweites Mal las. Hier und da kritzelte ich Bemerkungen an den Rand und markierte manche Stellen in verschiedenen Farben. Selbst während ich schrieb, hatte ich das Gefühl mich mehrfach zu wiederholen und zu verhaspeln. Trotzdem legte ich den Stift nicht aus der Hand, lediglich um meine Hand zwischenzeitig zu schütteln, da sich nach einer knappen Stunde ein kleiner Krampf einstellte. Noch bevor ist den Schlussteil wirklich fertig geschrieben hatte, verkündete der Professor, dass die Zeit um war. Panisch schaute ich auf und versuchte in den letzten Sekunden meine Gedanken noch schnell noch niederzuschreiben. Zitternd legte ich den Stift zur Seite, als der Professor wiederholt die Studenten zum Abgeben bewegen wollte. Beim Abgeben musste ich mich stark zusammen reißen, da ich davon überzeugt war, dass ich die erste Klausur an der Universität in den Sand gesetzt hatte. Shou stand vorne, in der Nähe vom Ausgang und wartete auf mich. „Und?“, fragte er vorsichtig. „Nicht gut“, murmelte ich nur leise und biss mir auf die Unterlippe. Ich wollte jetzt nicht losheulen. Nicht hier in der Uni. Das konnte ich mir echt nicht leisten. „Das wird schon“, meinte Shou und klopfte mir aufmunternd auf die Schulter, während wir langsam den Hörsaal verließen. Erleichtert stellte ich fest, dass es Reita war, welcher lässig an der Wand lehnte und sich prompt abstieß, als er mich erblickte. „Wie lief es?“, fragend schaute er mich an. Entweder war meine Sicht, aufgrund der kommenden Tränen zu sehr beeinträchtigt, oder Reita kaute wirklich nervös aus seiner Unterlippe herum? Ich schüttelte den Kopf und schaute schnell wieder auf den Boden. „Ich lass euch dann mal allein“, meinte Shou und winkte kurz. Ich nickte ihm noch zu, als er mit seinen Fingern ein Telefon nachamte um mir zu verdeutlichen, dass ich mich bei ihm melden sollte, falls was sein sollte. Etwas unschlüssig schloss mich Reita locker in die Arme. „Wird schon geklappt haben“, meinte er leise und aufmunternd. Ich nickte etwas und wischte mir hektisch die Tränen aus dem Gesicht und atmete einmal tief durch. „Komm“, meinte Reita plötzlich, nahm meine Hand und setzte sich in Bewegung, „ich hab eine Idee“. So schnell konnte ich gar nicht schauen, wie wir schon in der nächsten U-Bahn standen, eng aneinander gedrückt, da wir genau in die Rushhour gekommen waren. Je länger wir unterwegs waren, desto gespannter wurde ich irgendwie. Ich hatte meinen Cousin noch zwei Mal gefragt, wo wir hinfahren würden, jedoch hatte er jedes Mal nur „wirst du gleich sehen“ geantwortet, weswegen ich aufgegeben hatte. In dem Stadtviertel, in dem wir ausstiegen, war ich zuvor noch nicht gewesen, weswegen ich mich interessiert immer wieder umsah, während Reita mich immer weiter führte. Mittlerweile war es schon Nachmittag und die Straßen wurden ein wenig leerer, je weiter wir liefen. Die Hauptstraße hatten wir schon lange hinter uns gelassen, als Reita plötzlich ein Cafe ansteuerte. Verwundert trat ihn ein, als er mir die Türe öffnete und schaute mich in dem von Außen eher unscheinbaren Cafe um, welches von Innen jedoch wesentlich vielversprechender war. Reita steuerte einen Zweiertisch in einer Ecke an und setzte sich. Zögerlich setzte ich mich ihm gegenüber. Ich war immer noch verwundert, dass er mich gerade in ein einfaches Cafe gebracht hatte. Als die Bedienung an unseren Tisch trat, starrte sie meinen Freund regelrecht an. „Hey Shinpei“, sagte Reita und lächelte kurz. „Oh mein Gott, Reita. Du bist es wirklich“, meinte der andere, „wie lang ist das her? Vier Jahre? Wie geht es dir? Was machst du so?“. „Yes, the only real one“, sagte mein Cousin in seinem brüchigen Englisch, „ja gut vier Jahre, wenn nicht mehr. Mir geht es prima. Ich studiere seit einem Jahr, aber jetzt hätte ich gerne für mich und meinen Freund einen Cocktail“. Der Blick der Bedienung huschte zu mir und plötzlich strahlte er mich an. „Hallo ich bin Shinpei“, stellte er sich höflich vor und reichte mir seine Hand. „Hi, ich bin Ruki“, erwiderte ich und schüttelte kurz seine Hand. „Ich freu mich für euch“, meinte er und strahlte wieder über das ganze Gesicht. Reita bedankte sich noch und auch er strahlte ein wenig, ehe er Shinpei sagte, dass er gern ein Green Eyes für mich und für sich einen Coconut Kiss haben wollte. So schnell wie Shinpei gekommen war, war er auch wieder weg. Verwundert schaute ich ihm hinterher. Irgendwie war das komisch gewesen. „Shinpei ist ein alter Arbeitskollege von Takeru“, sagte Reita irgendwann, „er hat hier früher auch gearbeitet. Ich bin mit Uru öfters hier gewesen. Einfach mal so. Und hier hab ich Takeru kennengelernt. Seit der Trennung war ich nicht mehr hier gewesen, weil es irgendwie nicht ging.“ „Und warum“, fragte ich zögerlich, „dann heute?“. Reita schwieg einen Moment, ehe er antwortete. „Wegen dir. Weil ich damit wirklich abschließen will. Weil es für mich nur noch ein uns gibt und nichts mehr anderes“. Für einen Moment starrte ich ihn an. Und als ich gerade was sagen wollte, kam Shinpei mit den beiden Getränken und dem Kommentar „geht aus’f Haus“. Ich spielte kurz mit dem Sockel des Glases ehe ich ein leises „Danke“ zu Reita sagte. Ich musste nicht viel erklären, denn er wusste genau was ich meinte. „Auf uns“, sagte er und das Klirren des Glases war zu hören. „Das ist echt süß von dir gewesen“, meinte ich ein paar Stunden später zu meinen Cousin in der U-Bahn. Mein Kopf lehnte auf seiner Schulter, weil es sich bei mir etwas drehte und meine Augen hatte ich schon geschlossen. Irgendwie war ich trotz der an sich frühen Uhrzeit ein wenig müde. „Was meinst du?“, wollte Reita wissen und blieb weiterhin ruhig sitzen, damit sich meine Position nicht veränderte und ich mich weiter ausruhen konnte. „Dass du mich mit dem Cocktail auf andere Gedanken bringen wolltest“, nuschelte ich. „Hat es denn geklappt?“, kam von ihm die Gegenfrage, mit der er mein Kompliment geschickt umging. „Ein wenig“, gab ich ehrlich zu. Jetzt wo ich wieder die Zeit zum Nachdenken hatte, kam die leichte Panik wieder in mir auf, dass ich die Prüfung echt nicht geschafft hatte. „Mach dir nicht so einen Kopf“, meinte er noch, „es wird schon alles gut gegangen sein“. Die gesamte Fahrt über versicherte er mir immer wieder, dass die Prüfung sicherlich besser gelaufen war, als ich es im Gefühl hatte. Jedoch, selbst als wir schon seit mehreren Minuten im Bett lagen, kreisten meine Gedanken weiterhin um die Prüfung. „Ich sagte doch, du sollst dir nicht so viele Gedanken machen“, murmelte Reita, der anscheinend von meinem mehrfachen hin und her drehen wieder wach geworden war. „Tut mir leid“, murmelte ich, „ich kann mich nicht ablenken und einschlafen“. Einen Moment herrschte eine leichte Stille zwischen uns. „Soll ich dich ein wenig ablenken?“, fragte Reita leise in die Dunkelheit. Kurz zog ich die Luft ein, nachdem mir bewusst wurde, auf was mein Cousin anspielte. Sachte drehte ich mich zu ihm um, konnte ihn aufgrund des mangelnden Lichtes nur grob erkennen. „Wenn ich einen Coconut Kiss bekomme?“, antwortete ich und wenig später konnte ich den leichten und bitteren Kokosnussgeschmack auf meiner Zunge ausfindig machen. Nachwort: Ich hoffe wie immer es hat Euch gefallen :3 Ende des Monats ist die Animagic, vielleicht sieht man sich ja *_* Me = Cosplay: Reita - Hymn XD PS: Bei dem heißen Wetter viel trinken!!!!! PPS: Wer es noch nicht mitbekommen hat, ich plane eine kleine Nebenreihe (Special Family) wo ich One-Shots hochladen möchte, zu Szenen die nur kurz angesprochen wurden oder ganz unter den Tisch gefallen sind :3 Vorschläge werden gerne entgegen genommen *_* Kapitel 17: Second Step ----------------------- Vorwort: Es tut mir sehr Leid, dass es so lange gedaurt hat. Aber nach Japan, kam direkt mein Umzug und plötzlich war alles so neu wegen der Uni >__< Kapitel 17 Second Step Der beste Beweis der Liebe ist Vertrauen „Soll ich dich ein wenig ablenken?“, fragte Reita leise in die Dunkelheit. Kurz zog ich die Luft ein, nachdem mir bewusst wurde, auf was mein Cousin anspielte. Sachte drehte ich mich zu ihm um, konnte ihn aufgrund des mangelnden Lichtes nur grob erkennen. „Wenn ich einen Coconut Kiss bekomme?“, antwortete ich und wenig später konnte ich den leichten und bitteren Kokosnussgeschmack auf meiner Zunge ausfindig machen. Er war wie immer vorsichtig, als hätte er Angst, ich könnte einfach das Weite suchen. Aber wer wollte das schon, wenn man so hingebungsvoll geküsst wurde? Mittlerweile hatte sich der Kokosnussgeschmack mit dem Geschmack der Zahnpasta vermischt. Da die Temperaturen in den letzten Wochen noch einmal enorm angestiegen waren, schliefen wir seit den letzten Tagen nur noch in Shorts. Die Erfahrung, dass Kai komplett nackt schlief, hatte ich vor wenigen Tagen machen müssen, als ich einmal vor ihm aufgestanden war, um noch duschen zu gehen und ihn danach wecken wollte. Am Ende hatte ich schnell wieder das Zimmer verlassen und mit hochrotem Kopf so lange an der Türe geklopft, bis er wach geworden war. Das Bild ging mir immer noch nicht aus dem Kopf. Den Tag und den darauf hatte ich ihm und Miyavi irgendwie auch kaum in die Augen schauen können. Ich hatte vorher nie darüber nachgedacht, aber anhand von ihrem Verhalten, so vertraut wie sie mittlerweile miteinander umgingen, war ich mir ziemlich sicher, dass sie schon miteinander geschlafen hatten. Unweigerlich fragte ich mich, wie bei ihnen die Rollenverteilung war und versuchte den Gedanken und das dazu gehörige Bild genauso schnell wieder aus meinen Kopf zu bekommen. Ich hatte schon bei Reita Bedenken, dass das wirklich alles so klappte, aber nachdem ich Kai so gesehen hatte... Jegliche Gedanken an Kais und Miyavis intime Stunden verschwanden mit einem Mal, als mich Reitas Zunge anstupste. Auch wenn ich ihn, den Regeln nach, nicht anfassen durfte, so war es mir immerhin erlaubt die Küsse zu erwidern. Genüsslich schloss ich die Augen, öffnete meinen Mund noch ein wenig mehr und drückte ihm meine Zunge entgegen. Augenblicklich spürte ich zusätzlich eine Hand an meiner Seite. Langsam und schon fast ein wenig zitternd berührte er mich. Es kitzelte zwar ein wenig, aber ich riss mich zusammen und konzentrierte mich auf den leidenschaftlichen Kuss. Unsere Zungen kämpften nicht miteinander, so wie ich es bei vielen im ‚Crystal’ gesehen hatte, sondern sie schienen viel mehr miteinander zu schmusen. Nur ganz langsam verstärkte Reita den Druck und ließ den Kuss intensiver werden. Auch wenn er eine gleichmäßige Steigerung war, so atmete ich trotzdem recht schnell verstärkt ein und aus. Mir wurde nicht direkt schwindelig, aber in meinem Kopf zog langsam ein leichter Nebel auf, welcher die unwichtigen Dinge um mich herum auszublenden schien. Eigentlich hatte ich mein Handy noch aufladen wollen und den Müll aus der Küche sollte eigentlich auch diesen Abend von mir nach draußen gebracht werden. All so etwas, selbst meine Prüfung vom Mittag verschwand hinter dem Nebel und schien mit einem Mal nichtig zu sein. Spätestens als Reitas noch etwas kühle Finger meine Brust streiften und ich die Luft einziehen musste, war alles vergessen. Mein Cousin stoppte für einen Moment in seiner Bewegung und bevor er fragen konnte, murmelte ich ein leises „alles okay“, in die Stille, welche nur gelegentlich von dem Rascheln der Bettwäsche unterbrochen wurde. Reita küsste mich noch einmal auf den Mund, ehe er sich meinem Hals widmete. Meine Nackenhärchen stellten sich aufgrund der Gänsehaut auf, die er mit seinem warmen Atem auf meiner Haut verursachte. „Mach die Augen zu“, wisperte er mir zu und küsste meinen Hals erneut. Ich atmete noch einmal aus, ehe ich die Augen schloss und dadurch in die Dunkelheit eintauchte. Für einen Moment passierte gar nichts. Ich konnte lediglich meinen rasenden Herzschlag ausmachen, welcher sich bis unter meine Kopfhaut zog. Urplötzlich spürte ich Reitas Finger an meinem rechten Fuß. Ich zuckte kurz zusammen, weil ich dort nicht damit gerechnet hatte. Langsam und auch nur ganz leicht, glitten seine Finger weiter nach oben. Augenblicklich breitete sich wieder eine Gänsehaut auf meinem Körper aus, welche im starken Kontrast zu der Hitze stand, welche sich ebenfalls langsam in mir ausbreitete. An meinem Knie angekommen, machte er einen kleinen Schlenker und berührte meine Innenschenkel. Automatisch zog ich meine Beine ein wenig an und biss mir auf die Unterlippe. „Shh“, meinte Reita mit gehauchter Stimme, die mein Herz direkt noch schneller zum Schlagen brachte, „bleib ganz ruhig, ich mach nichts Schlimmes“. Ich nickte und ließ weiterhin die Augen geschlossen. Reitas Finger, welche mittlerweile ebenfalls warm waren, zogen noch kleine Kreise auf meiner unberührten Haut der Innenschenkel, bevor sie meine Lenden erreichten. Dort verstärkte er den Druck und fuhr den Knochen genau nach. Augenblicklich entwich mir ein Keuchen, was mich selbst erschreckte. Reita legte wenig später eine Hand über die Augen und küsste mich kurz aber intensiv. „Da scheinst du eine erogene Zone zu besitzen“, meinte er in einem Ton, der mich fast ein zweites Mal zum Aufkeuchen gebracht hätte. Ich konnte deutlich spüren, wie er jede Kontur meiner Rippen nachzeichnete. Wieder kitzelte es etwas, weswegen ich mich ein wenig unter den leichten Berührungen wand. Ganz sachte flossen seine Finger weiter, als bestünden sie aus Wasser, über meine Brust und streiften meine mittlerweile aufgestellten Brustwarzen. Augenblicklich bäumte sich mein Körper automatisch ein wenig nach oben, wurde jedoch von einem bestimmenden Kuss von Reita wieder in das zerwühlte Lacken gedrückt. „Dreh dich um“, wisperte er mir plötzlich ins Ohr. Obwohl es eigentlich ein Befehl war, kam er nicht als dieser an, sondern vielmehr als Bitte. Reitas Blick drückte dies ebenfalls aus. Weil mir mein Körper kaum noch gehorchen wollte, schaffte ich es erst nach dem zweiten Anlauf mich auf meinen Unterarmen abzustützen. Unsere Gesichter schwebten nur wenige Zentimeter voreinander und ich konnte deutlich sehen, dass Reitas Lippen von dem wilden Geknutsche ganz rot waren und in dem fahlen Licht glänzend schimmerten. Mit meiner rechten Hand griff ich in seinen Nacken und gab wenig später die letzten paar Zentimeter zwischen uns auf, als ich ihn noch einmal feste küsste, ehe ich mich auf den Bauch legte. Mein Herz hämmerte mit so einer Intensität gegen meinen Brustkorb, dass ich mich kaum traute normal zu atmen. Desweiteren kribbelte mein ganzer Körper vor lauter Spannung. Reita war völlig aus meinem Blickwinkel verschwunden, sodass ich nur abwarten konnte bis etwas passierte. Am Rande konnte ich das Aufklappen einer Tube hören und danach einen leicht süßlichen Geruch ausfindig machen. Kurz darauf setzte sich Reita leicht auf meine Hüften, was mich von jetzt auf gleich zum Aufkeuchen brachte, weil er dadurch meinen Unterleib tiefer in die Matratze drückte. Augenblicklich hatte ich einen beruhigen Kuss in meinem Nacken und kurz darauf zwei Hände auf meinen Schultern, welche diese sanft kneteten. Im ersten Moment war ich etwas irritiert, weil ich damit wirklich alles andere als gerechnet hatte. Aber nach wenigen Minuten war mir klar, dass das keine normale Massage war, welche Reita an mir praktizierte, weil mir immer heißer wurde und ich mich mittlerweile unruhig in das Laken krallte. Seine Hände waren irgendwie überall und mein Körper sprang sofort auf die Berührungen an, sodass ich mir irgendwann keine Töne mehr verbieten konnte. Mein Körper spielte verrückt. So etwas in der Art hatte ich zuvor noch nie gefühlt. Reita fasste mich noch nicht einmal fest an, es waren viel mehr leichte Berührungen, die er mit schenkte, aber sie schlugen ein wie eine Bombe. Als mein Cousin dann auch noch plötzlich leicht kreisende Bewegungen mit seinem Becken andeutete und sich das auf meinen Erregung auswirkte, stöhnte ich so laut auf, dass ich kurz Angst hatte, dass es die anderen gehört haben konnten. Reita hielt kurz mit seinen Bewegungen inne und beugte sich tief zu mir runter. Sein Atem war genauso warm wie meiner und ich konnte die leichte Minze der Zahncreme riechen. „Soll ich aufhören?“, fragte er und strich mir eine verschwitzte Strähne von der Schläfe. Es dauerte einen Moment bis seine Frage ihren Weg durch den mittlerweile dichten Nebel in meinem Kopf, hin zu meinem Gehirn gefunden hatte. „Ich... weiß nicht“, keuchte ich und ließ das Laken wieder los, in welches ich mich die ganze Zeit über gekrallt hatte. Reita hatte sich mittlerweile neben mich gelegt und strich mir erneut die verschwitzten Haare aus dem Gesicht. Obwohl sich unsere Körper nicht berührten, konnte ich deutlich die Wärme spüren, die von ihm ausging. „Wie fühlt es sich denn an?“, flüsterte Reita leise und spielte abwesend mit meinen Fingern. Ich überlegte einen kurzen Moment, ehe ich ihm antwortete. „Gut...“, gab ich schließlich zu, „zu gut“. Beschämt schaute ich etwas auf die Seite und kaute auf meiner Unterlippe herum. „Das muss dir nicht peinlich sein“, lächelte Reita und drückte mir einen Kuss auf, „es ist Sinn der Sache beim Tantra, dass dein Körper so reagiert“. „Tantra?“, fragte ich ihn und sah ihn aus großen Augen an. „Ja. Uru wollte unbedingt nen Kurs für Aoi belegen und alleine wollte er nicht“, knirschte mein Freund, „und deswegen hatte er mich einfach mit angemeldet“. „Was ist Tantra?“, fragte ich ihn noch einmal und sah ihn weiterhin mit großen Augen an. „Tantra ist eine Art von Massage und soll die körperliche Lust steigern“, gab Reita plötzlich in einem Ton von sich, der stark an einen meiner Professoren in der Schule erinnerte, sodass ich nicht anders konnte als leise zu lachen. „Und so einen Kurs musstest du mit Uruha machen?“, meinte ich amüsiert. „Ja, er hat mir aufgezählt wie oft er mich schon im betrunkenen Zustand nach Hause geschleppt hat und das ich ihm somit was schulde“, grummelte mein Cousin, „Gott das war so peinlich. Aber das ist auch schon ewig her“. „Scheints dich ja noch gut dran zu erinnern“, nuschelte ich. „Soll ich weiter machen?“, fragte Reita sofort und seine Augen funkelten ein wenig. Zaghaft nickte ich. Die Bettdecke raschelte für einen Moment, ehe sich Reita wieder vorsichtig auf meine Hüften setzte. Automatisch zog ich wieder die Luft ein. „Egal was mit deinem Körper passiert“, hauchte er mir beruhigend ins Ohr, „es ist völlig normal. Also entspanne dich einfach und lass dich gehen“. Ich nickte und atmete noch einmal zittrig aus, um mich auf das Kommende vorzubereiten. Jedoch kribbelte wieder mein gesamter Körper schon nach den ersten einfachen Berührungen. Reita fing wieder ganz normal mit meinen Schultern an und massierte sie, wie bei jeder anderen Massage auch. Ich seufzte leicht wohlig auf und entspannte mich immer mehr. Er wusste wirklich, wo er den nötigen Druck ausüben musste, damit ich mich wohl fühlte. „Das tut so gut“, nuschelte ich und schloss die Augen. „Gleich wird es noch besser“, hauchte mir Reita ins Ohr und kurz darauf spürte ich seinen heißen Atem auf meinen Schulterblättern, Wirbelsäule und Rippen. Sofort bekam ich eine Gänsehaut. Nur am Rande bekam mich mit, wie sich der Druck auf meinen Hüften abnahm, umso deutlicher spürte ich plötzlich seine Hand an meinem rechten Innenschenkel. Reflexartig zuckte ich etwas mit meinem Bein. Reitas Hand war angenehm warm, als sie mich langsam berührte. Erst waren es nur die Fingerkuppen, die meinen Innenschenkel immer weiter nach oben krabbelten, wenig später die ganze Hand, welche fast meinen gesamten Oberschenkel einzunehmen schien. Ohne es wirklich zu merken, drückte ich mich der Matratze entgegen. Ich wurde nervöser. Vielleicht war sich Reita dessen nicht bewusst, aber mir war bis jetzt noch nie jemand körperlich so nahe gewesen. Ich hatte es ihm nie gesagt, aber mit Masuru war es recht schnell zu Ende gewesen, schneller als das irgendwas großartig hätte passieren können. Je weiter Reita seine Hände in meiner Boxer verschwinden ließ, desto wärmer wurde mir und desto schwieriger fiel mir das normale atmen. Er hatte zwar gesagt, ich solle nichts unterdrücken, aber die anderen waren ja auch nur ein oder zwei Räume entfernt. Und als ob Reita meine Gedanken lesen konnte, flüsterte er ein „lass dich gehen, keiner außer mir wird es mitbekommen“. Irgendwo war es mir peinlich, was ich für Geräusche wegen so einfachen Berührungen von mir gab, aber je intensiver und intimer sie wurden, desto weiter schoben sich meine Gedanken ins Nirgendwo. In meinem Kopf herrschte wieder dieser seltsame Nebel, welcher alles verschluckte und nur noch Reita und mich übrig ließ. Mein Atem ging nur noch stoßweise und zwischenzeitig verkrampfte ich mich immer mehr, aber es war in dem Moment einfach egal. Unbewusst drückte ich mich der Matratze wieder entgegen, rieb mich sogar ein wenig an ihr, um dadurch Reitas Hände besser wahrnehmen zu können. Mit Erfolg, denn ich spürte sie deutlicher denn je auf mir. Wie sie mir weiter einheizten, mich zum Glühen brachten, wie ein hilfloser Wassertropfen, der auf eine heiße Herdplatte tropfte und sich dabei zischend auflöste. Vor meinem inneren Auge wurde es langsam heller. Meine Augenlider hatten sich schon seit Ewigkeiten geschlossen, weil mir mein Körper im Ganzen nicht mehr gehorchte. Langsam wurde das Pechschwarz von bunten Sprenkeln durchzogen. Erst tauchten sie nur hier und da auf, ehe sie durch meinen ganzen Kopf schwirrten und sich zu bündeln schienen. Und dann mit einem Mal explodierten sie und mein Körper wurde zeitgleich schwer wie Blei. Jetzt war der Nebel auch so dick, dass ich selbst Reita nicht mehr wahrnahm, nur ganz langsam lichtete er sich wieder, sodass ich seine Hand an meiner Wange spüren und seine Stimme zu mir durchdringen konnte. „Alles okay?“, fragte er und hatte ein warmes Lächeln auf den Lippen. „Ja...“, hauchte ich nach einiger Zeit und genoss das kurze und unbeschreibliche Gefühl in mir, welches jedoch schnell wieder nachließ. Reita legte sich dicht neben mich, sodass seine Stirn meine berührte. Blondes Haar vermischte sich mit schwarzem. Schwerfällig drehte ich mich zu ihm um. Als mich sein Atem traf, fiel mir auf, dass er viel ruhiger atmete als ich. Langsam wanderten Reitas, vom Bass spielen, raue Finger mein Gesicht hoch und spielten mit meinen mittlerweile wild abstehenden Haaren. Kurz darauf küsste er mich sanft. „Geht’s dir auch gut?“, fragte ich leise und nahm auch eine Haarsträhne in die Hand. Augenblicklich fing mein Cousin an zu grinsen, schnappte sich meine andere Hand und drückte sie sich ungeniert in den Schritt. Heiß und... „Mir geht’s sehr, sehr gut“, meinte er weiterhin grinsend und schien meinen geschockten Gesichtsausdruck zu genießen. Mittlerweile befand sich meine Hand wieder völlig harmlos in seiner. Irgendwie war es ein merkwürdiges Gefühl, zu wissen, dass ich anscheind eine so große Anziehungskraft auf Reita hatte, dass er selbst bei so was körperlich reagierte. Je genauer ich darüber nachdachte, desto roter wurde ich im Gesicht. „Alles nur, weil ich dich liebe“, nuschelte jetzt plötzlich Reita und sah mir dabei direkt in die Augen. Ich öffnete den Mund, um irgendwas zu sagen, aber kein Wort verließ meine Lippen. Mir war plötzlich wieder so heiß und mein Herz klopfte irgendwo in meiner Halsgegend, sodass ich kaum schlucken konnte. Seine Hand auf meiner Wange machte den Zustand nicht besser, sodass ich plötzlich keine Stimme mehr zu haben schien. Schweigend küsste ich Reita, welcher sich augenblicklich an mich drückte, eher er sich locker über mich beugte. Und jetzt konnte ich deutlich spüren, dass Reitas Körper nicht minder erhitzt war, wie mein eigener. Seine nackte Brust drückte sich meiner entgegen und ich konnte jedes abgehackte Atmen von ihm spüren, während er mich um den Verstand küsste. Während seine linke Hand meine weiterhin fest umschlossen hielt, streichelte seine rechte meine Seite herunter, sodass ich mich ihm weiter entgegen streckte, während er mich mit seinem Becken immer wieder erfolgreich zurück drückte. Unsere verklebten Shorts, welche kalt an uns hafteten, interessierten uns in unserem Wahn nicht. Im Vordergrund stand einfach so viel wie möglich von dem jeweils anderen spüren zu können. Vergessen waren die Regeln vom Spiel, dass ich ihn nicht anfassen durfte. Ich musste ihn einfach berühren. Meine freie Hand krallte sich in seine Nackenhaare und zog ihn weiter zu mir herunter, während die andere eine von Reita feste drückte. Der Kuss wurde immer heftiger, sodass mir zunehmend schwindelig wurde. Mein Brustkorb bebte unter dem von meinem Cousin und auch er atmete, als würde er einen Marathon laufen. Mein Körper schrie quasi nach mehr Kontakt und schaltete dadurch meinen Kopf völlig aus. Ich hatte das Gefühl sterben zu müssen, wenn Reita sich von mir plötzlich entfernen würde. Bis heute weiß ich nicht warum ich das getan hatte, aber es war so als würden meine Beine ein Eigenleben entwickeln, als sie sich plötzlich um das Becken meines Cousins schlangen und ihn dadurch zu mir heran zogen. Und er schien nicht minder verwundert zu sein, wie ich. Denn auch er konnte sich ein lautes Aufstöhnen nicht verkneifen. Und dann löste er sich plötzlich von meinen Lippen und saugte sich an meinem Hals fest und verstieß somit genau wie ich gegen die Regeln des Spiels. Und augenblicklich hallte ein lautes Keuchen meinerseits durch unseren kleinen Raum, welcher zuvor immer von den leidenschaftlichen Küssen verschluckt wurde. Ich fühlte mich wie ein Fisch auf dem Trockenen, als ich mich mehr und mehr unter ihm wand. Immer wieder wollte ich mich aufbäumen und immer wieder drückte mich sein heißes Becken zurück in die Matratze, was mich nur noch mehr erregte. Unter normalen Umständen wäre mir das peinlich gewesen, aber jetzt war es mir schlichtweg egal. Reita war mittlerweile an meinem Schlüsselbein angekommen und küsste sich zu meiner rechten Brust runter. Als seine Lippen meine Brustwarze fanden, entfloh mir ein so lautes Stöhnen, dass ich mich für ein paar Sekunden ernsthaft erschrak. Auch Reita schien meine plötzliche Reaktion verwundert zu haben, denn er stoppte kurz in seinen Bewegungen und Berührungen, ehe er wieder weiter nach oben krabbelte und mir den verschwitzten Pony aus dem Gesicht strich. Seine Augen hingen auf Halbmast und schauten mich erregt an. Ich konnte nichts anderes machen als ihn mit geöffnetem Mund anzuschauen. Das Bild war er in dem Moment abgab war so fesselnd und faszinierend, dass ich mich noch nicht einmal zu einem Kuss zu ihm hoch bewegen konnte. Seine Hand befand sich immer noch an meinem Kopf und strich schon fast abwesend die verschwitzten Haare nach hinten, während er langsam anfing sein Becken leicht auf meinem zu bewegen. Augenblicklich schoss eine Welle der Erregung durch meinen Körper und meine Lippen flogen tonlos auseinander. Reitas Hände hatten von meinen Haaren abgelassen und lagen noch ruhig neben meinem Kopf. Noch hielten ihn auch seine Unterarme aufrecht. Seine Augen fokussierten mich weiterhin, wodurch mir noch wärmer wurde. Es dauerte auch nicht lange und sein Mund öffnete sich ebenfalls tonlos und augenblicklich spürte ich wieder seinen heißen Atem auf meinem Gesicht. Meine Augen wollten zufallen, aber ich versuchte sie offen zu lassen, weil ich weiterhin sein Gesicht sehen wollte. Er leckte sich immer wieder über seine Lippen, worauf die im fahlen Licht kurz, aber verführerisch schimmerten. Lange Zeit, um darüber nachzudenken hatte ich jedoch nicht, weil Reita plötzlich seine Position ein wenig veränderte und sich dadurch unsere Erregungen durch den dünnen Stoff unserer Shorts berührten. Sofort streckte sich mein Körper seinem entgegen und wurde direkt wieder zurück gedrückt. Er bewegte sich nun gezielter gegen mich und jedes Mal, musste ich erneut nach Luft schnappen. Meine Hände krallten sich genau wie seine in das Laken und auch sein Körper schien mit jeder Bewegung leicht zu erzittern, wenn er wieder den Richtigen Winkel getroffen hatte. Obwohl wir nicht völlig nackt waren, war der Moment so intim, dass ich mich ernsthaft fragte, wie es sich anfühlen würde, wenn wir richtig miteinander schlafen würden. Allein das hier ließ mich schon eine Achterbahnfahrt der Gefühle erleben, wie ich es zuvor noch nie erfahren hatte. Reita war mir gefühlsmäßig so nahe. Ich konnte sehen wie sich seine Pupillen zwischenzeitig vergrößerten und seinen Atem spüren, der mir verriet, dass sein Herz in dem gleichen Rhythmus wie meines schlagen musste. Plötzlich legte er seine Stirn auf meiner ab und erst jetzt merkte ich, wie warm diese war. Seine Arme zitterten auch stärker als noch vor ein paar Minuten und er atmete ebenfalls lauter. Anscheinend versuchte er sich auch zurück zu halten, was mittlerweile aber kaum noch möglich war. Es war so, als wüsste sein Körper von alleine, was er machen musste, als wäre er perfekt auf meinen abgestimmt. Denn immer wieder breiteten sich diese Hitzewellen in meinem Körper aus, welche mir die Luft zum Atmen nahmen. Und als ob mir mein Körper nicht selbst gehörte, drückte er sich Reitas auf einmal entgegen, was uns beide zum Stöhnen brachte. Es war ein unbeschreibliches Gefühl welches mich durchflutete, als mir klar wurde, dass ich der Grund für die Reaktion von Reita war. Zittrig schloss ich meine Arme um seine Schultern und zog ihn näher zu mir heran. Arme knickten einfach ein, wie dünne Äste bei einem Sturm. Seine Stirn rutschte auch von meiner runter, sodass wir uns nun gegenseitig genau ins Ohr keuchten. Automatisch musste ich mich ihm stärker entgegen drängen. Ich wollte mehr von diesen Geräuschen. Und ich bekam sie, als ich einen Rhythmus fand, welcher Reitas glich. Unsere Körper taten einfach etwas, ohne dass der Kopf wirklich dabei war. Es passierte einfach. In meinen Gedanken herrschte nur noch ein dicker Nebel und mein Herz klopfte so stark, dass ich das Blut rauschen hören konnte. Die Augen waren mir mittlerweile zugefallen und wieder flogen die bunten Punkte umher. Nur dieses Mal kümmerte ich mich nicht darum, sondern konzentrierte mich nur auf Reitas Körper, welcher mir alles abverlangte. Und plötzlich zitterte sein Körper anders als vorher. Es war irgendwie unkontrollierter und heftiger. Auch sein Stöhnen war tiefer. Nur meinen Namen rief er mit so einer Hingabe, dass mir schwindelig wurde und ich nicht anders konnte, als seinen Namen ebenfalls zu rufen. Gerade das unkontrollierte Zucken brachte mich immer weiter dem Abgrund näher. Die bunten Punkte nahmen weiter zu und schwirrten stärker umher. Sie waren irgendwie heller als beim letzten Mal. Und auf einmal drückte sich Reitas Körper so stark an meinen, dass es für einen ganz kleinen Moment weh tat, ehe es so schien, als hätte man ihm alle Lebensgeister ausgehaucht. Mein gestöhnter Name hallte im ganzen Raum nach, ehe sich Reitas Körper langsam wieder bewegte. Als erstes hob er seinen Kopf und sah mich wieder an. Seine Augen flackerten immer noch und waren so dunkel, dass ich kaum den Übergang von Pupille und Iris ausmachen konnte. Seine Haare klebten ihm verwirrt an der Stirn, als er sich zu mir herunter beugte und küsste. Hungrig zogen unsere Lippen aneinander und nachdem er sein Becken wieder bewegte und ich automatisch nach Luft schnappen musste, plünderte er zusätzlich noch meinen Mund. Meine Sinne an meinem ganzen Körper wurden so extrem beansprucht, dass sich die bunten Punkte wenig später wieder anfingen zu bündeln. Reitas Tempo war jetzt ein ganz anderes. Es war schneller und irgendwie härter und dadurch auch viel intensiver. Ob und vor allem wie laut ich geschrien habe, weiß ich nicht, weil in dem Moment so viel mit mir passierte, dass ich es einfach nicht mitbekam. Erst als mir plötzlich langsam kalt wurde, realisierte ich wieder die Situation. Reita lag mittlerweile halb auf mir und halb auf der Matratze. Von meinen Armen befand sich nur noch einer auf seinem Rücken. Aber er atmete mir immer noch direkt und weiterhin warm ins Ohr. Mein Körper fühlte sich schwer wie Blei an und wenn ich nicht gefroren hätte und mich kurz hätte schütteln müssen, hätte ich mich wohl nicht weiter bewegt und wäre einfach eingeschlafen. Von dem Schütteln fand auch Reita wieder zurück in die Realität. Auch ihm schien es nicht leicht zu fallen sich zu bewegen. „Wir sollten duschen“, nuschelte er leicht abwesend, „es wird kalt und wir sind dreckig“. Er hatte Recht. Unsere Körper kühlten fühlbar aus und ein Blick auf meine Shorts verriet mir, dass er auch mit seiner anderen Behauptung Recht hatte. Und trotzdem wollte ich mich nicht bewegen, sondern einfach nur liegen bleiben und schlafen. „Komm schon“, säuselte er mir irgendwann ins Ohr, wodurch ich kurz erschauderte, ehe ich mich dazu aufraffen konnte, mich aufzurichten. Reita hatte sich eine meiner Hände geschnappt und zog mehr oder weniger in Richtung Badezimmer. Der Dielenboden knarzte unter unseren Schritten, obwohl wir versuchten uns leise zu bewegen. Erst als wir im Badezimmer ankamen und ich ein Blick auf die Uhr werfen konnte, sah ich, wie spät es wirklich war. Mir war alles viel schneller vorgekommen. Während ich weiterhin unschlüssig und auch etwas durcheinander in der Mitte des Bades stand, war Reita schon unter dem warmen Wasserstrahl getreten und testete die Temperatur. „Kommst du?“, fragte er und hielt die Türe auf. Leicht zitternd, da ich mittlerweile wirklich fror, schlüpfte ich aus meinen Shorts und betrat die Dusche. Augenblicklich schloss er die Türe und drehte den Hahn weiter auf. Ich zuckte kurz zusammen, als mich der warme Wasserstrahl traf, entspannte mich aber sofort. Deutlich konnte ich spüren, wie meine Muskeln weicher wurden. Ich seufzte leise auf und öffnete meine Augen wieder. Reita lächelte mich an und legte vorsichtig eine Hand auf meine Wange. Es war irgendwie merkwürdig ihm einfach so gegenüber zu stehen. In meinem Kopf spürte ich seine Berührungen immer noch. Langsam zog mich Reita zu einem Kuss heran, welchen ich sofort mit geöffnetem Mund erwiderte. Danach legte er einfach seine Arme um mich und drückte mich nur ganz leicht an sich. Ebenso langsam schlangen sich meine Arme um seine Hüfte. Keiner von uns sagte etwas. Sein Kinn lag auf meiner linken Schulter auf, auf welche er kurzerhand noch einen Kuss hauchte und meine Stirn lag an seiner Brust. Das Wasser war immer noch angenehm warm und mittlerweile fror ich auch nicht mehr. „Alles okay bei dir?“, fragte mein Cousin irgendwann leise, strich sanft mit seinen Fingern über meinen nassen Rücken. „Ja“, murmelte ich leise, „mir geht es prima“. „Das beruhigt mich“, meinte Reita und ich konnte spüren, wie er erleichtert ausatmete. Ich lockerte den Griff ein wenig um ihn ansehen zu können. Seine Haare waren triefend nass und der fein säuberliche gezogene Kajalstrich war verlaufen. „Es war schön“, sagte ich ehrlich, streckte mich ein Stückchen nach oben und drückte ihm einen Kuss auf die nassen Lippen, welcher direkt erwidert wurde. Wenig später spürte ich zum wiederholten Male seine flinke Zunge in meinem Mund. Und automatisch drückte ich mich seinem warmen Körper entgegen. „Ich liebe dich“, sagte ich zwischen zwei Küssen und grinste ihn an, „so unglaublich sehr“. Irgendwie war es ein befreiendes Gefühl ihm das sagen zu können. Einfach so, weil man es sagen wollte. „Und ich dich erst“, erwiderte Reita und grinste mich nun auch an, ehe er mich noch einmal umarmte. Und es tat so unbeschreiblich gut. Wiederholt auf leisen Sohlen schlichen wir uns nach der Dusche zurück in unser Zimmer. Auch wenn wir alle morgen keine Uni hatten, so mussten doch einige arbeiten und Uruha zum Beispiel musste sehr früh dafür aufstehen. Ich betete still, dass wir ihn nicht beim Schlafen in irgendeiner Art und Weise gestört hatten. Vorsichtig liefen wir durch Reitas Chaos, welches schon wieder oder immer noch auf dem Fußboden verteilt war. „Ich beziehe das Bett noch eben neu“, meinte mein Cousin und kramte in seinem Schrank nach neuer Bettwäsche. Ich nickte nur und suchte während dessen meine Sachen vom Fußboden zusammen, damit ich sie ordentlich weg legen konnte. „Shou hat mir ne SMS geschrieben“, flüsterte ich nachdem ich mein Handy neben meiner Hose gefunden hatte, „er lädt mich für morgen Mittag zu sich nach Hause ein. Geht das oder haben wir was vor?“. Reita schien einen Moment lang zu überlegen, ehe er den Kopf schüttelte. „Nein, morgen ist nichts geplant“, antwortete er. „Okay“, meinte ich freudig, „er will mir seine Freundin und seinen Mitbewohner vorstellen“. „Seinen Mitbewohner?“, fragte mein Cousin augenblicklich skeptisch. „Keine Angst, Schatz“, meinte ich leicht lachend und im Scherz, „so geil kann er gar nicht sein, dass ich dich für ihn stehen lassen würde“. Reita sah mich einen Moment verdutzt an, ehe er ein fast undeutliches „dann ist gut“ nuschelte. Jetzt war ich derjenige der etwas dümmlich aus der Wäsche schaute. Mit wenigen Schritten war ich bei ihm und sah ihn fragend an. „Glaubst du wirklich, dass das passieren könnte?“, wollte ich von ihm wissen. Reita fummelte weiterhin an dem Kopfkissen herum und schien auch meinem Blick auszuweichen. Ich wollte gerade noch einmal nachfragen, als er endlich etwas sagte. „Das hat nichts mit dir zu tun“, rückte er mit der Sprache heraus, „ich vertraue dir da in jeder Hinsicht...“. „Aber?“, meinte ich. „Ich hab Angst, dass du plötzlich jemand anderen toller finden könntest“, murmelte er und ließ das Kopfkissen sinken, „und ich sehe ja, wie andere dich anschauen und so. Und ich will dich nicht an irgendeinen von denen verlieren, weil... ich dich ernsthaft liebe. Auch wenn viele sagen ich wäre nicht der Mensch dafür, ich tue es wirklich!“. Mittlerweile hatte sein Blick schon fast etwas Verzweifeltes, was mir das Herz brach. „Das weiß ich doch“, meinte ich und stellte mich genau vor ihn, „und ich liebe dich doch auch. Für mich gibt es wirklich nur dich. Du brauchst keine Angst haben ja? Ich will wirklich nur dich. Ich bin so froh dass du mich überhaupt haben willst. Und ich laufe dir sicherlich nicht weg. Glaub mir das bitte“. Entschlossen schlang ich meine Arme um meinen Cousin und sofort tat er es mir gleich. Für einen Moment blieben wir einfach so stehen. „Wir sollten ins Bett“, murmelte Reita irgendwann und drückte mir noch einen Kuss auf. Ich nickte und hob das Kissen vom Boden auf, um es aufs Bett zu werfen. Im Bett sog ich zuerst den Geruch der frischen Wäsche und Reitas Shampoo auf, ehe ich mich näher an meinen Cousin kuschelte. Ich war schon fast weggedöst, als ich ihn noch sagen hörte: „Ich mag es wenn du mich ‚Schatz’ nennst“. „Gute Nacht... Schatz“, murmelte ich noch grinsend und schmiegte mich dem warmen Körper entgegen. Aoi war es am nächsten Morgen, welcher uns zum Frühstück weckte. „Ich hab keinen Hunger“, grummelte Reita und drehte sich einmal um. „Bist du sicher?“, meinte Aoi und lehnte sich grinsend in den Türrahmen, „Kai hat gestern Abend von der Arbeit ein paar Thunfisch-Onigiri mitgebracht. Aber wenn du sie nicht willst, erbarme ich mich und esse sie auf“. „Woah das wagst du nicht“, kam es darauf direkt und Reita war mit einem Satz auf den Beinen. „Du willst sie ja anscheinend nicht haben“, sagte Aoi, zuckte mit den Schultern und setzte schon zum Gehen an. Wenig später saßen wir zusammen mit Aoi am Frühstückstisch. Uruha war noch auf der Arbeit und Kai hatte direkt die Nacht bei Miyavi verbracht, weil dieser heute einen einigermaßen freien Tag hatte. So cool sich sein Leben auch anhörte, es war sicherlich kein Zuckerschlecken. „Wann musst du denn los?“, wollte Reita plötzlich mit vollem Mund wissen. Ich schaute zur Küchenuhr und überschlug kurz die Zeit. „In einer Stunde sollte ich mich auf den Weg machen“, meinte ich und nahm einen Schluck von meinem Orangensaft. „Wo geht es denn hin?“, fragte jetzt auch Aoi, jedoch mit leerem Mund. „Shou hat mich zu sich eingeladen, weil er mir seine Freundin und seinen Mitbewohner vorstellen möchte“. Kurz drückte ich Reitas Hand und bekam auch prompt einen Gegendruck zurück. „Wo wohnen die denn?“, kam es noch einmal von Aoi. „Shou will mich in Shinjuku treffen. Denke mal, dass sie nicht weit vom Bahnhof wohnen. Saga scheint da auch sein Apartment zu haben“. „Shinjuku? Nicht schlecht“, meinte Aoi noch und richtete sich dann an Reita, „hast du Lust und Zeit auf eine kleine Probe heute?“. „Lust auf jeden Fall“, war die schnelle Antwort, „gib mir ne Stunde und ich hab den Kram für die Uni auch fertig. Danach können wir los“. „Ist gut“, sagte Aoi und stellte sein Geschirr in die Spüle, „könnt euer Zeug nachher einfach reinstellen. Ich spüle das später weg, weil ich eh nichts zu tun hab“. „Danke“, meinte ich sofort. Reita hob kurz seine Hand zum Ausdruck seiner Dankbarkeit. „Kein Ding“, sagte Aoi und verließ die Küche. Nach meinem letzten Bissen stellte ich auch mein Geschirr in die Spüle, küsste Reita noch einmal und sagte noch schnell: „Ich spring eben unter die Dusche und mache mich fertig“. Unter der Dusche schweiften meine Gedanken noch einmal kurz zu der gestrigen Nacht ab, was mich urplötzlich grinsen ließ. Ich konnte nicht leugnen, dass es mir mehr als nur gefallen hatte, was wir gemacht hatten. Mittlerweile kam mir der Gedanke, dass wir miteinander schlafen würden, auch nicht mehr so fremd und komisch vor. Vielmehr wurde mir bei dem Gedanken warm ums Herz. Kopfschüttelnd verließ ich die Dusche, trocknete mich ab und setzte den Föhn in Betrieb. Mit dem Glätte Eisen bändigte ich die restlichen Haare und zog noch schnell zwei Kajalstriche. In unserem Zimmer schlüpfte ich in die Klamotten vom Vortag. Reita saß mittlerweile mit seinen Unisachen an dem Küchentisch, während Aoi spülte. „Kommst du voran?“, wollte ich wissen und kraulte meinen Cousin etwas im Nacken als ich neben ihm stand. Sofort lehnte er sich genussvoll nach hinten. „Joar geht soweit. Analyse halt“, meinte Reita und seufzte leise, „musst du los?“ „Ja, so langsam sollte ich mich auf den Weg machen“, antwortete ich ihm. „Wann bist du wieder hier?“, wollte er danach wissen und schaute zu mir hoch. „Wahrscheinlich erst heute Abend“, sagte ich, „je nachdem was Shou alles geplant hat. Wenn es sehr spät wird, dann schreibe ich dir eine Mail. Dann brauchst du nicht auf mich zu warten“. „Ja melde dich bitte, wenn du in der Bahn bist“, meinte Reita direkt. „Mach ich Schatz“, murmelte ich noch und drückte ihm einen Kuss auf, „viel Spaß beim Proben“. Schnell verabschiedete ich mich noch von Aoi, ehe ich im Flur in meine Schuhe schlüpfte. Mittlerweile war die wärmste Saison vorbei, sodass es ein angenehmes Gefühl war, wenn man raus ging. Vor ein paar Wochen fühlte es sich noch so an, als würde man gegen eine Wand laufen. Ich war ein wenig zu früh am vereinbarten Treffpunkt, jedoch dauerte es nicht lange und Shou kam grinsend auf mich zu. Freundschaftlich nahm er mich kurz in den Arm. „Alles okay bei dir?“, fragte er besorgt, „wegen der Prüfung gestern“. Ich sah ihn einen Moment verdutzt an, ehe ich verstand was er meinte. „Ja alles okay“, meinte ich. „Hat Reita dich auf andere Gedanken gebracht?“, wollte Shou danach wissen und lief langsam mit mir im Schlepptau los. Prompt lief ich rot an, was meinen Freund direkt noch breiter grinsen ließ. „Oha oha“, schmunzelte er, „war wohl ne heiße Nacht was?“. Mir wurde noch wärmer im Gesicht. „Nicht direkt das, was du denkst“, nuschelte ich. „Aber so was in der Art was?“, kam es direkt darauf. Ich nickte lediglich und war immer noch rot im Gesicht. „Das muss dir doch nicht peinlich sein“, lachte Shou laut, „ist doch schön, wenn ihr euch näher kommt. Bei mir wird es glaube ich auch langsam... intimer“. Jetzt war es mein Freund, welcher leicht rot um die Nase wurde. „Aha aha“, grinste ich, „wie kommst du darauf?“ „Sie ist seit kurzem irgendwie anders drauf“, erzählte Shou, „und sie macht zwischenzeitig ein paar Andeutungen“. „Wie fühlst du dich dabei?“, wollte ich wissen und vergrub meine Hände in meinen Hosentaschen. „Auf der einen Seite bin ich nervös“, gestand er, „aber auf der anderen Seite... es ist halt das Intimste was es gibt und ich liebe sie einfach und will das gerne mit ihr teilen“. In dem Moment sprach er mir so aus der Seele, dass ich ihm einfach nur verstehend auf die Schulter klopfte. „Ich bin gespannt wie sie so ist“, meinte ich. „Ayame ist auch schon auf dich gespannt“, lachte Shou, „Hiroto ist glaube ich etwas nervös“. Jetzt lachte er noch lauter. „Wieso ist er nervös?“, fragte ich verwundert. „Ist er immer, wenn er neue Leute kennenlernt“, antwortete Shou, „er ist sehr schüchtern, wenn er jemanden nicht kennt. Aber mach dir keinen Kopf. Sobald er dich besser kennt, taut er sichtlich auf“. Von der Station aus war es nicht mehr so weit zu Shous und Hirotos Apartment. An sich war das Wohnviertel ähnlich wie unseres. Nicht das Nobelste, aber auch nicht das Heruntergekommenste . Guter Durchschnitt, würde ich sagen. Im Gegensatz zu uns wohnte Shou jedoch im sechsten Stock, sodass wir den Aufzug nehmen mussten. Die gleich aussehenden Haustüren reihten sich, wie auch bei uns, an einem langen offenen Flur auf. Ohne zu Klopfen öffnete Shou eine der Türen und trat ein. „Bin wieder da!“, rief er durch das kleine Apartment. Etwas zögernd trat ich ein und zog meine Schuhe aus. Shou hatte mir schon ein Paar Besucherpantoffeln zu Recht gestellt. Es dauerte auch nicht lange und ein Mädchen mit langen braunen Haaren kam auf uns zu. „Willkommen zurück“, meinte sie zu meinem besten Freund und küsste ihn ganz kurz. „Hallo, ich bin Ayame“, stellte sie sich danach mir vor und hielt mir ihre Hand entgegen. Ohne zu zögern nahm ich sie und stellte mich mit „Ruki“ vor. „Shou hat schon viel von dir erzählt“, meinte sie, weswegen sie von ihrem Freund einen leichten Stoß mit der Hüfte bekam. „Nur Gutes natürlich“, lachte sie darauf, „bei euch scheint es in der Uni ja nie langweilig zu sein“. Jetzt musste auch ich grinsen. Das stimmte definitiv. Wir zwei hatten immer unseren Spaß. „Poooooon!“, rief Shou plötzlich durch die Wohnung. „Ich glaube, er ist in seinem Zimmer, zumindest ist er dort ein paar Minuten vor eurem Ankommen reingestürmt“, klärte uns Ayame auf. „Ich komm schon, ich komm schon“, kam es aus einen der Zimmer zurück und kurz darauf wurde die Schiebetüre aufgezogen. „Hallo, ich bin Hiroto“, haspelte mein Gegenüber schon fast und verbeugte sich sogar förmlich. Shou hatte anscheinend echt recht gehabt. Er schien wirklich nervös zu sein, denn er verhakte seine Finger immer wieder aufs Neue ineinander. „Ich bin Ruki und du bist Shous Mitbewohner richtig?“, fragte ich freundlich um die Stimmung aufzulockern und hielt ihm einfach die Hand hin. Er zögerte einen Moment, ehe er sie vorsichtig schüttelte und ein leises „Ja ich bin sein Mitbewohner... seit fast einem Jahr“ antwortete. „Dann musst du echt starke Nerven haben, wenn du ihn schon so lange aushalten konntest“, meinte ich und erntete von Shou direkt einen empörten Blick. „Ich bin nicht so schlimm“, verteidigte er sich, „sag’s ihm Pon! Ich bin ein toller Mitbewohner oder?“ Plötzlich schien der braunhaarige noch nervöser zu sein. „Du... bist der beste Mitbewohner den ich mir wünschen kann“, meinte er und für einen kurzen Moment dachte ich, dass er leicht rot im Gesicht wurde. „Da hast du es!“, triumphierte Shou und legte seinen Arm auf Hirotos Schulter ab. „Aber du bist mega unordentlich“, grinste dieser plötzlich und wich noch schnell genug seinem Mitbewohner aus. „Jetzt fällst sogar du mir in den Rücken“, schniefte Shou gespielt, „das bricht mir echt das Herz“. „Nimm es wie ein Mann“, meinte ich und klopfte ihm kurz die Schulter. Augenblicklich grinste er mich dreckig an. „Ich könnte jetzt was sagen, aber ich lass es lieber“, flötete er und grinste noch breiter. Es dauerte einen Moment, bis ich begriff worauf er anspielte und prompt lief ich rot an. Ayame und Hiroto schauten nur fragend zwischen uns hin und her. Ich war froh, dass sie Shous Wortwitz nicht verstanden hatten. Aber immerhin hatte er damit die Stimmung endgültig aufgelockert, sodass wir wenig später mit Wii-Konsole auf dem großen Sofa saßen und gegeneinander bei den unterschiedlichsten Sachen antraten. Mein Ding war das eindeutig nicht. Und Ayame schien auch etwas überfordert, während sich Shou und Hiroto zu echten Gamern entpuppten. Die gingen zu zweit bestimmt auch öfters ins Game-Center schoss es mir durch den Kopf. So ein Reaktionsvermögen konnte man sonst gar nicht haben. Vor allem im Team waren die zwei unbesiegbar. Nach der gefühlten unendlichen Niederlage meiner und Ayames Seite aus, drängte sie uns dazu was anderes zu unternehmen. Ich war ihr nicht böse drum. Ich konnte nichts dafür, aber ich war ein schlechter Verlierer. Hiroto machte den Vorschlag, dass sie mir Shinjuku zeigen konnten und dass wir in einem bei Saga vorbei schauen konnten, wenn er zu Hause war. Reita und die anderen waren zwar auch schon einmal mit mir in Shinjuku gewesen, jedoch war das damals nicht lang gewesen und außerdem war ich irgendwie auf Sagas Wohnung gespannt. Nachdem wir alle noch einmal schnell ins Badezimmer verschwanden, um unser Styling zu überprüfen und auszubessern, zogen wir los. Shou hatte sich schon nach den ersten paar Metern Ayames Hand geschnappt. Bei dem Anblick wünschte ich mir urplötzlich, dass Reita jetzt hier wäre. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, dass Hiroto ebenfalls merkwürdig auf die Hände von Shou und seiner Freundin schaute. Wahrscheinlich vermisste er entweder seine Freundin die er hatte, oder er wollte ebenfalls gerne eine, war mein Gedanke. „Bist du schon einmal in Kabuki-cho gewesen?“, fragte Shou irgendwann grinsend, als wir nach unserem großen Rundgang durch Shinjuku bei ‚Mister Donut’ eine Pause machten und die Leute beobachteten. Ich kramte für einen kurzen Moment in meinem Gedächtnis. „Das ist das Host-Viertel oder?“, fragte ich nach und mein bester Freund nickte. „Nein, war ich noch nicht“, antwortete ich ihm. „Na dann mal los“, lachte Shou, „du musst doch die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von deiner neuen Heimat kennen“. Wir liefen nicht lange und von jetzt auf gleich waren wir auch mitten drin, obwohl wir lediglich nur um eine Ecke gebogen waren. Aber die vielen Werbeplakate an den zahlreichen Clubs zeigten unmissverständlich, um was für einen Club es sich handelte. Neugierig schaute ich mich um. Shou lief weiterhin mit Ayame vorweg, während Hiroto mit den Händen in den Hosentaschen schräg neben mir mitlief. Er machte wieder einen nervösen Eindruck. War wohl absolut nicht seine Welt hier. Aber irgendwie war es hier schon interessant, auch wenn ich mir das ganz einfach hier anders vorgestellt hatte. Irgendwie... schlimmer. Wenn man es aber genau nahm, war es auch nur eine Straße mit zig Kerlen auf großen Werbeplakaten und an sich normalen Angestellten vor der Türe, die für ihren Club Flyer verteilten. Shou lief zielstrebig durch die zahlreichen Gassen, bis ich wie vom Donner gerührt stehen blieb. „Du hast es also entdeckt“, lachte er und stellte sich neben mich. „Was macht... also“, wollte ich wissen und deutete auf Sagas riesengroßen Kopf, welcher mich auf eindeutige Art und Weise von einem sehr, sehr großen Werbeplakat anlächelte. „Das war mal sein Club“, erklärte mir mein bester Freund, „also er hat hier mal gearbeitet“. „Saga hat mal als Host gearbeitet?“, fragte ich und je länger ich darüber nachdachte, desto normaler schien es mir, denn es war immerhin Saga. „Japs. Er war sogar richtig bekannt hier in der Gegend. Deswegen hängt sein Bild da auch noch, obwohl er da schon längst nicht mehr arbeitet“, meinte Shou, während ich weiter das Plakat vom ‚Club Passion’ anstarrte, „er hat damals aufgehört, als das mit Tora was Ernstes und Festes wurde. Deswegen arbeitet er jetzt nebenbei als Friseur. Aber wohnen tut er hier immer noch“. Fragend schaute ich ihn an. „Siehst du den Wohnblock da vorne? Der mit der roten Tür?“, wollte er wissen, worauf ich nickte, „da wohnt Saga, beziehungsweise da hat er sein Apartment. Die meiste Zeit über, ist er eh bei Tora zu Hause“. „Schauen wir jetzt, ob er da ist?“, fragte ich nach. Irgendwie interessierte es mich, wie Saga so eingerichtet war. „Er ist da, aber wir können jetzt nicht zu ihm“, antwortete mir Shou. Verständnislos schaute ich ihn an. „Er hat gerade... Besuch“, klärte er mich auf. „Woher weißt du das?“ „Wegen der Rollladen“, kam es unerwartet von Hiroto, „wenn sie unten sind... sollen wir nicht stören“. Ein Blick zu den Fensterreihen bestätigte mir, dass bei einem Zimmer wirklich die Rollladen unten waren. „Oh okay“, murmelte ich. Es war merkwürdig zu wissen, dass Saga dort oben gerade Sex hatte, während wie hier unten standen. „Naja. Vielleicht auch besser so“, sagte Ayame, „immerhin ist es ja auch schon spät“. Ich kramte nach meinem Handy um die Zeit zu checken. Spätestens beim Wii-spielen hatte ich mein Zeitgefühl total verloren. Und als wir losgezogen waren, war es auch schon am Dämmern gewesen. Außerdem war es durch die zahlreiche Leuchtreklame generell nie dunkel in Tokyo. 0:49 Uhr. Ich stutzte. „Ich glaube ich sollte wirklich nach Hause fahren“, meinte ich, „es ist echt schon spät“. Die anderen nickten verstehend. „Du fährst ja auch noch ein gutes Stückchen“, sagte Shou, „wir bringen dich noch eben zur Bahn“. Ohne die drei hätte ich mich bestimmt auch hoffnungslos verlaufen. Shou verabschiedete mich mit einer einfachen und kurzen Umarmung und einem gegrinsten „Wir sehen uns übermorgen“, während Ayame und Hiroto mir jeweils ihre Hand reichten. Ich bedankte mich noch für den tollen Tag, bevor ich durch die Absperrung lief. Leise und vorsichtig schloss ich unsere Wohnungstüre auf. Drinnen war es dunkel und still. Meine Schuhe stellte ich lediglich auf die Seite und nicht in den dafür vorgesehenen Schuhschrank, um unnötigen Lärm zu vermeiden. Auf Zehenspitzen ging ich durch den Flur und ins Badezimmer, um mich noch schnell abzuschminken und die Zähne zu putzen. Bepackt mit meinen Klamotten im Arm, schlich ich mich in das Zimmer von Reita und mir und bekam augenblicklich den Schock meines Lebens, als mein Cousin plötzlich die kleine Lampe neben unserem Bett anknipste. „Da bist du ja“, meinte er müde und strich sich die Haare einmal nach hinten. „Tut mir Leid, dass es so spät geworden ist“, entschuldigte ich mich bei ihm und krabbelte zu ihm unter die Decke. „Ich wollte dich die ganze Zeit anrufen“, nuschelte mein Freund und zog mich zu sich ran. „Und warum hast du nicht?“, wollte ich wissen. Jetzt fiel mir auch ein, dass ich gar keine Mail geschrieben hatte, als ich in die Bahn eingestiegen war. „Aoi und Uru haben gesagt, ich solle mich nicht wie ein Stalker benehmen“, grummelte Reita. „Und deswegen hast du nicht angerufen und bist die ganze Zeit wach geblieben, obwohl du total müde bist?“, fragte ich ihn erstaunt. „Ich musste ja wissen, dass du gut nach Hause gekommen bist“, gab mein Cousin von sich, „aber spätestens in einer halben Stunde hätte ich dich angerufen“. Reitas Worte brachten mein Herz zum Rasen. „Das ist lieb von dir“, murmelte ich und küsste ihn kurz, „aber beim nächsten Mal kannst du auch gerne anrufen“. „Okay“, nuschelte mein Freund nur noch. Er musste wirklich extrem müde sein. „Ich liebe dich“, flüsterte ich ihm noch ins Ohr, „schlaf gut“. „Mh...ich dich auch“, kam es nur noch abwesend zurück. Gedanklich ließ ich mir noch einmal Reitas Worte durch den Kopf gehen. Dass er extra für mich wach geblieben war, freute mich wirklich. Ich hatte eindeutig nicht nur den coolsten Freund von ganz Tokyo, sondern auch eindeutig den Niedlichsten. Kapitel 18: Realization ----------------------- Sorry, für das lange warten >____< Bald sind Semesterferien ;) Kapitel 18 Realization Eine Erkenntnis von heute kann die Tochter eines Irrtums von gestern sein. Ich hatte eindeutig nicht nur den coolsten Freund von ganz Tokyo, sondern auch eindeutig den niedlichsten. Am nächsten Morgen war ausnahmsweise einmal ich vor meinem Cousin wach. Normaler Weise war er es, der mich minutenlang beim Schlafen beobachtete. Ihm muss das Warten am gestrigen Abend wohl mehr zugesetzt haben, als mich mein Trip durch Shinjuku. Aber jetzt konnte ich auch ein wenig verstehen, warum Reita nicht direkt aufstand, wenn er wach war, sondern noch etwas liegen blieb. Sein Mund stand einen Spaltbreit offen und wenn man sich anstrengte, konnte man sogar ein leichtes Schnarchen hören. Aber das Beste an dem Anblick waren seine feinen Gesichtszüge. Im wachen Zustand sah er irgendwie ernster aus. Vielleicht lag es aber auch nur an der Nase. Das komische Teil machte ihn eindeutig furchteinflößender. So, wie er jetzt aussah, wollte man ihn eigentlich nur umarmen. Ich seufzte leise, um ihn nicht allzu schnell zu wecken, und spielte abwesend mit einer der vielen abstehenden Haarsträhnen. Weil er seine Haare gestern nicht gestylt hatte, waren sie jetzt ein wenig weicher als sonst. Aber sie standen wirklich in alle Richtungen ab. Und als ihm eine Strähne an der Nase plötzlich kitzelte und er im Schlaf anfing zu Grummeln, konnte ich ein Lachen nicht mehr zurück halten, wodurch ich ihn anscheinend aufweckte. „Du bist schon wach“, nuschelte er, als eine Art Feststellung. „Aber noch nicht lange“, meinte ich und musste immer noch grinsen. „Kommst du... kuscheln?“, fragte Reita plötzlich, was mich erst stutzen ließ. Mein Herz hämmerte wieder irgendwie zwischen meinem Kopf und meinem Brustkorb. „Gern“, sagte ich leise und krabbelte näher an ihn heran. Sein Körper war ganz warm, als er mich in den Arm nahm. Automatisch verharkten sich unsere Beine miteinander und seine Hand fand meinen Rücken. Seine Fingerkuppen waren vom vielen Bass spielen gestern wieder ganz rau, aber es störte mich kein bisschen. Als ich Reita plötzlich im Nacken kraulte, schüttelte sich sein Körper einmal kurz und ich konnte seine Gänsehaut spüren. Ich grinste kurz und kraulte ihn weiter. So langsam verstand ich den Körper meines Freundes. Und er meinen anscheinend auch, denn wenig später spürte ich seine Hand provokativ an meiner Hüfte und er grinste auch, als ich kurz erzitterte. Und während ich mit meiner Hand absichtlich etwas höher wanderte, ging er bewusst tiefer. Unser Grinsen wollte dabei natürlich keiner aufgeben. Und gerade als Reita zu einem Kuss ansetzten wollte, sodass ich seinen warmem Atem auf meinen Lippen spürte und ich schon genüsslich die Augen schließen wollte, klopfte es so dermaßen laut an der Zimmertüre, dass ich zusammen zuckte. „Reita!“, schrie Aoi schon fast, „Telefon für dich“. „Ich bin nicht da“, grummelte mein Cousin laut und seufzte dann genervt. „Deine Mutter ist dran“, kam es von draußen. Augenblicklich erhob sich Reita, stapfte zur Tür und nahm das Telefon entgegen. Mein Herzschlag setzte für einen Moment aus, denn nach ihrem letzten Besuch, hatte ich nicht wirklich mehr was von ihr gehört. „Hi Mum“, meinte er plötzlich hellwach. Die Stimmung war auf einmal wie elektrisiert und ich kaute abwesend etwas auf meiner Unterlippe herum. Eine Weile sagte Reita nichts, sondern schien nur zu zuhören, ehe sein Blick plötzlich ruckartig zu mir ging. Ich schluckte. „Glaubst du, das ist so eine gute Idee?“, fragte er nach und machte mittlerweile auch einen leicht nervösen Eindruck. „Ja ist gut“, sagte er irgendwann wieder, nachdem er erneut eine Weile zugehört hatte, „wir werden da sein“. Danach legte er auf und schmiss das Telefon auf das Bett, ehe er einmal laut seufzte. „Was ist los?“, fragte ich irgendwann, als ich die Stimmung nicht mehr aushielt. „Meine Mutter hat uns Weihnachten zum Essen eingeladen“, murmelte er. Fragend sah ich ihn weiterhin an. Bis jetzt hatte ich das Problem nicht gefunden. „Sie hat deine Mutter ebenfalls eingeladen“, sagte er dann noch, „und wie meine Mutter so ist, ist alles schon perfekt geplant“. Den Nebensatz hatte ich schon gar nicht mehr wirklich mitbekommen. Natürlich hatte ich irgendwo damit gerechnet, dass ich meine Mutter zu Weihnachten besuchen fahren würde. Aber ich hatte absolut nicht damit gerechnet, dass wir alle vier zusammen Weihnachten feiern würden. Auf der einen Seite war ich froh darum, weil ich somit mit Reita zusammen feiern konnte. Aber auf der anderen Seite wusste ich einfach nicht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte, wenn meine Mutter anwesend war, die von all dem nichts erfahren durfte. Denn ich war mir ziemlich sicher, dass sie nicht so tolerant sein würde, wie Reitas Mutter. „Oh“, meinte ich leise. Was anderes fiel mir dazu gerade nicht ein. Auch Reita schien einen Moment nachzudenken. „Mach dir keinen Kopf“, meinte er irgendwann, „wir bekommen das schon hin. Sie wird nichts erfahren, wenn du das nicht willst.“ „Nein ich... möchte nicht, dass sie es weiß“, sagte ich und fühlte mich dabei schlecht. Einmal, weil ich meine Mutter quasi offen anlog und dann weil ich nicht zu Reita stand. „Tut mir Leid“, murmelte ich am Ende noch. „Mach dir keinen Kopf okay?“, war direkt Reitas Kommentar dazu, als er mich in den Arm zog, „Ich bin dir absolut nicht böse. Solange ich weiß, dass du mich liebst ist alles okay“. „Das tue ich“, meinte ich sofort und sah ihn ernst an. „Ich weiß doch“, grinste er und küsste mich kurz, „also mach dir keinen Kopf“. Jedoch war das einfacher gesagt, als getan. „Was wollte deine Mutter denn?“, fragte Aoi beim Frühstück nach und auch Kai sah Reita mit großen Augen an. „Sie hat uns Heiligabend zu sich nach Hause eingeladen“, antwortete Reita und strich sich dick die Nugatcreme auf sein Toast. „Ist doch nett von ihr“, meinte Kai direkt und strahlte schon wieder über das ganze Gesicht. „Sie hat auch meine Mutter eingeladen“, sagte ich zur Auflösung der Situation, „und sie darf das zwischen uns ja nicht erfahren“. Aoi schaute verstehend auf seinen Teller. Er tat mir immer noch unglaublich leid. Seit dem letzten Besuch bei seinen Eltern, war der Kontakt, soweit ich das wusste, komplett abgebrochen. Der Gedanke daran, dass meine Mutter mich so verstoßen könnte, raubte mir die Luft zum Atmen. „Das wird schon“, meinte Kai zuversichtlich, „es ist immerhin Weihnachten. Da wird schon alles gut“. „Wisst ihr schon was ihr Weihnachten machen werdet?“, fragte Reita. Und ich glaube er fragte es, um das Thema umzulenken. „Uruhas Eltern haben uns auch eingeladen“, sagte Aoi, „Weil ich dieses Jahr wohl kaum Heiligabend zu meinen Eltern fahren werde, waren Urus Eltern so nett und haben uns für den Tag eingeladen, statt wie sonst immer zum ersten Weihnachtsfeiertag. Dafür wollen wir dann den ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag zusammen weg fahren“. „Vielleicht melden sich deine Eltern ja noch“, murmelte ich leise. „Mittlerweile weiß ich gar nicht mehr, ob ich das möchte“, gestand Aoi und sank etwas in sich zusammen. Für eine Weile herrschte eine angespannte Stimmung am Frühstückstisch. Erst als Uruha durch die Haustüre kam und uns aus dem Flur heraus einen guten Morgen wünschte, flaute die Stimmung wieder ab. Aoi bekam wie immer einen Begrüßungskuss auf den Mund gedrückt. „Ruki, bevor ich es wieder vergesse“, meinte er plötzlich und ich sah ihn fragend an, „du suchst doch noch einen Nebenjob oder?“ Schnell schluckte ich meinen Bissen runter und nickte. „Weil heute war ein Bekannter bei uns und der meinte, dass die für ihren Laden noch eine Aushilfe suchen“, erklärte er mir freudig. „Was ist das denn für ein Laden?“, wollte ich wissen. „Der heißt ‚Nudy Boy’. Als wir Shoppen waren, waren wir dort drinnen. Da hattest du dir die eine Hose gekauft. Weißt du welchen ich meine?“ Ich überlegte einen Moment, ehe ich wusste welchen Laden er genau meinte. „Der war ungefähr in der Mitte von der Takeshita dori oder?“, fragte ich jedoch sicherheitshalber noch einmal nach. „Ja genau. Der Bekannte hat mir die Telefonnummer von seinem Chef gegeben. Wenn du an dem Job interessiert bist, dann kannst du da gerne anrufen“, sagte Uruha und legte mir einen kleinen Zettel auf den Tisch, „Ich springe mal eben unter die Dusche“. Und mit einem weiteren Kuss an Aoi war er auch schon wieder verschwunden. Etwas unschlüssig betrachtete ich das kleine, unschuldige Stück Papier. Oben im Kopf stand der Name von dem kleinen Gemüseladen in dem Uruha nebenbei arbeitete. „Kannst du ja nach dem Frühstück in Ruhe anrufen“, meinte Reita und grinste mich aufmunternd an. Was so etwas betraf war ich ein kleinwenig kindisch. Aber ich mochte es einfach nicht mit fremden Leuten zu telefonieren. Trotzdem drang ich mich nach dem ausgiebigen Frühstück dazu durch, dort anzurufen. Und keine fünf Minuten später hatte ich einen Termin für einen Probearbeitstag. „Und?“, fragte Reita mich und kaute abwesend auf seinem Bleistiftsende herum. Meine Hausaufgaben für die kommende Woche musste ich auch noch machen. „Nächste Woche Samstag hab ich einen Probearbeitstag“, sagte ich und stellte das Telefon auf seine Ladestation. „Hört sich doch ganz gut an“, meinte er freudig. „Der Chef hat am Telefon auch einen ganz netten Eindruck gemacht“, erklärte ich ihm, „der Job wäre echt nicht schlecht. Die zahlen auch ganz gut. Und die Arbeitszeiten passen mit der Uni an sich auch“. „Dann gib dir nächsten Samstag mal ordentlich Mühe, um die von dir zu überzeugen“, kam es neckend zurück. Grinsend beugte ich mich zu ihm herunter und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. „Dich konnte ich doch auch von mir überzeugen“, flüsterte ich danach. Augenblicklich färbten sich Reitas Wangen leicht rot, sodass ich fast gelacht hätte, wenn es in dem Moment nicht so unpassend gewesen wäre. Irgendwie fand ich langsam Gefallen daran ihn in Verlegenheit zu bringen. Vor allem weil ich langsam verstand wie das am besten ging. „Die wären blöd, wenn sie dich nicht nehmen würden“, nuschelte Reita darauf und fixierte die falsche Seite in seinem Buch an. „Ich hol auch eben meine Sachen“, meinte ich grinsend. „Ist gut“, kam es nur von meinem Cousin zurück, welcher immer noch die falsche Buchseite fixierte. Irgendwie liebte ich diese einfachen Sonntage, an welchen wir nur mit Jogginghose durch die Wohnung schlenderten und das machten, was gerade anstand. Meistens half mir Reita noch bei meinen Hausaufgaben, wenn er mit seinen fertig war. Schweigend setzte ich mich ihm gegenüber und klappte mein Buch auf. Mittlerweile hatte mein Freund auch die richtige Buchseite gefunden und kaute wieder an seinem Bleistift herum, ohne es zu merken. Eigentlich mochte ich Interpretationen. Mir gefiel der Gedanke dass man über den Sinn und die Beweggründe von Autoren nachdachte. Denn das schöne von einem Roman, Gedicht oder Lied ist es ja irgendwo, dass es Menschen berührt und den Schaffer im besten Fall überlebt. Und meiner Meinung nach steckte in jedem Werk ein Stück der Seele des Autors. Und mit ihren Werken wurden sie letztendlich unsterblich. Der Gedanke an dieser Unsterblichkeit gefiel mir. „Über was denkst du nach?“, fragte mich Reita plötzlich, was mich leicht zusammenzucken ließ. „Was?“, fragte ich ihn verwirrt. „Du wirktest so nachdenklich“, meinte er ruhig und ließ seinen Bleistift sinken, während er mich erst fixierte. „Ach so“, meinte ich und schaute kurz auf das Gedicht vor mir, „ich hab darüber nachgedacht, dass Autoren mit ihren Werken unsterblich werden. Finde ich irgendwie toll“. „Schreib doch auch was“, sagte mein Cousin, „dann wirst du vielleicht auch unsterblich“. „Ich glaube für einen Roman oder so fehlt mir die Disziplin“, lachte ich. „Früher hab ich mal Kurzgeschichten geschrieben“, kam es unerwartet von Reita. „Du?“, fragte ich ihn verwundert, worauf er selbst lachen musste. „Nicht sehr passend was?“, gab er selbst zu. „Nicht wirklich“, bestätigte ich nun auch lachend. „War auch nicht ernstzunehmendes. Aber ich mochte es einfach ein klein wenig Gott zu spielen“, gestand er verlegen. „Gott?“, wollte ich wissen. „Ja, wenn du eine Geschichte schreibst, dann bist du irgendwo Gott. Weil du die alleinige Kontrolle über deine Charaktere hast. Leben oder Tod, Freud oder Leid, gutes Ende oder trauriges Ende, du entscheidest ganz frei darüber“, erklärte er. „Darf ich sie mal lesen?“, fragte ich vorsichtig. Und für einen Moment schien er zu überlegen. „Wenn ich sie wieder finde, kann ich sie dir geben“, meinte er. In dem Moment wusste ich nicht, ob er das Verschwinden seiner Werke nur als Ausrede benutzte oder nicht. Aber es war in Ordnung für mich, da ich nicht wusste, über was genau er geschrieben hatte. Immerhin fließt in jede Story die man selbst schreibt, auch etwas von einem persönlich ein. Demnach war jede Geschichte indirekt der Eintritt in die Intimsphäre jedes Autors. „Okay“, meinte ich deswegen nur und widmete mich wieder meinem Gedicht. Der gesamte Sonntag verlief recht ruhig. Erst als Kai mit Miyavi nach Hause kam, kam etwas mehr Leben in die Bude. Am Esstisch erzählte uns Miyavi, dass er ein Interview mit irgendeiner Zeitschrift gehabt hatte, deren Name ihm schon wieder entfallen war. „Wie kann man so was vergessen?“, hatte Reita darauf hin nur verständnislos gefragt. „Hat mich nicht wirklich interessiert“, war seine Antwort gewesen, „wird schon irgendwo auftauchen. Außerdem gibt es Wichtigeres, was ich behalten muss“. „An was arbeitest du eigentlich derzeit?“, fragte Aoi und nahm seine zweite Portion zu Essen. Miyavi begann zu grinsen. „Das kann ich euch noch nicht verraten“, meinte er und schaute weiterhin grinsend auf seinen Teller. Reita zog nur eine Augenbraue verwundert hoch und selbst Kai zog nichts wissend die Schultern hoch, als Aoi ihn fragend musterte. Am Abend saßen wir alle zusammen im Wohnzimmer und schauten irgendeine DVD die sich Uruha nach der Arbeit noch ausgeliehen hatte. Und die Atmosphäre war eine völlig andere, als noch beim letzten Mal, wo wir so einen Abend gemacht hatten. Denn da hatte Kai noch alleine auf dem Zweiersofa gesessen. Jetzt lehnte er glücklich an Miyavi, welcher ihm zwischenzeitig mit Weingummi fütterte. Grinsend kuschelte ich mich selbst näher an meinen Cousin, welcher automatisch seine Umarmung verstärkte und mir danach noch einen Kuss auf den Mund drückte. Genießerisch schloss ich die Augen und erwiderte ihn sofort. Ich konnte es mir selbst nicht erklären, aber irgendwie verlangte mein Körper in letzter Zeit nach solchen Aufmerksamkeiten, und wenn er sie dann bekam, wurde mir direkt heiß und alles kribbelte. Und ich war mir fast sicher, dass Reita wusste, was mit mir los war, denn er schaute mich dann immer auf eine ganze andere Art und Weise an, als er es sonst tat. Und das jagte mir dann immer einen Schauer über den Rücken. Und gerade weil ich es selbst nicht wirklich verstand, ließ mir das die ganze Nacht keine Ruhe, sodass ich am nächsten Morgen total gerädert in der Uni saß. „Was ist denn mit dir passiert?“, fragte mich Shou am frühen Morgen, an unserem Standarttreffpunkt. „Hab schlecht geschlafen“, nuschelte ich und vergrub meine Hände tiefer in meiner Jacke. So langsam wurde es frisch, hatte ich das Gefühl. Grinsend zog mein bester Freund eine Augenbraue nach oben, weswegen ich ihn direkt leicht gegen die Schulter boxte. „Nicht das, was du schon wieder denkst“, meinte ich aus Spaß vorwurfsvoll, „zumindest nicht direkt“. „Und indirekt?“, fragte er während wir Richtung Uni liefen. „Ich weiß auch nicht so wirklich, was mit mir los ist“, gab ich zu, „aber in der letzten Zeit da... ja keine Ahnung. Er muss nur neben mir sitzen und schon wird mir so komisch. Und wenn er nachts neben mir liegt, dann bekomme ich kein Auge zu und kann einfach nicht einschlafen. Das war am Anfang nicht so. Erst seit ein paar Wochen“. Shou schien einen Moment zu überlegen. Wir hatten schon fast das Unigelände erreicht, als er plötzlich meinte: „Ich glaube du wirst langsam geil auf ihn“. Vor lauter Schreck wäre ich beinahe über meine eigenen Füße gestolpert, als ich ihn mit großen Augen ansah und ein undeutliches „Bitte was?“, raus brachte. „Das ist doch erst so, nachdem ihr das kleine Experiment hattet oder?“, fragte er ganz sachlich, während wir durch das Unitor gingen. Plötzlich wurde mir wieder total warm, als ich daran zurück dachte. Mein Schweigen und meine wahrscheinlich mehr als rote Birne, nahm Shou wohl als Zustimmung auf, denn kurz darauf begann er mit seiner Theorie. „Also, wenn du mich fragst, dann wirst du geil auf ihn“, wiederholte er seine Vermutung noch einmal, was mir direkt wieder die Röte ins Gesicht schießen ließ. Geil werden... wie sich das anhört. „Aber keine Sorge, das ist völlig normal“, meinte er und klopfte mir dabei wieder freundschaftlich auf die Schulter, „also keine Panik“. Mehr als ein Seufzen konnte ich darauf nicht erwidern. Aber spätestens als wir vor dem Aushang der Testergebnisse standen, waren alle Gespräche von zuvor aus einem Kopf verschwunden. Mein Blick raste über die vielen Namen, auf der Suche nach meinem. Und als ich ihn dann endlich zwischen den anderen ausfindig gemacht hatte, fiel mir ein Stein vom Herzen. Bestanden mit guten 67 Prozent. „Oh mein Gott“, murmelte ich und quetschte mich aus dem Ansturm wieder heraus, wo Shou mit Tora stand. „Ich bin stolz auf euch“, meinte dieser direkt, „ich wusste, dass ihr das packt“. „Gott ich bin so froh“, sagte ich immer noch erleichtert, „ich hatte fast nicht mit gerechnet. Obwohl 67 Prozent jetzt auch nicht das Gelbe vom Ei ist“. „Ich hab es dir die ganze Zeit gesagt“, beschwerte sich Shou gespielt, „und jetzt beschwer dich nicht, wir haben bestanden und das zählt!“ „Hast ja eigentlich Recht“, meinte ich grinsend und kramte mein Handy raus, damit ich Reita eine Email schreiben konnte. ‚Ich hab bestanden! Ich liebe dich ’ Wir saßen gerade ein paar Minuten in unserer Vorlesung, als mein Handy in meiner Hosentasche vibrierte und den Eingang einer neuen Email ankündigte. ‚Ich komme später bei dir vorbei’ Und schon wieder klopfte mein Herz so intensiv, dass ich kaum Schlucken konnte. Schnell steckte ich mein Handy wieder weg und versuchte mich erfolglos auf die Vorlesung zu konzentrieren. „Am Wochenende bin ich bei Ayame...“, flüsterte Shou plötzlich, als wir schon fast bei der Hälfte der Vorlesung waren, „...alleine. Ihre Eltern sind auf einer Betriebsfahrt über das Wochenende“. Ich ließ meinen Stift sinken und sah ihn fragend an. „Glaubst du, dass... also. Du weißt schon. Meinst du, dass es passieren wird?“ In dem Moment wo ich ihn das fragte, biss er sich grinsend auf die Unterlippe, was eigentlich schon Antwort genug war. „Ich bin mir fast sicher, dass es passieren wird“, meinte er und fing an mit seinem rechten Bein zu wippen. „Bist du nervös?“, wollte ich wissen. „Mehr als alles andere“, gab er zu. Ich nickte verstehend. Wenn ich daran dachte, dass ich irgendwann in nächster Zeit wahrscheinlich mit Reita schlafen würde, bekam ich schon wahnsinniges Herzrasen. Und bei Shou musste das noch schlimmer sein, dachte ich mir. Immerhin würde er den aktiven Part übernehmen. Die Panik was falsch zu machen, war bestimmt enorm. „Man bin ich froh, dass ich noch Kondome von Saga habe“, lachte mein bester Freund plötzlich, „als ich ihm damals sagte, dass ich nun eine Freundin habe, hat er mir direkt einen Packung in die Hand gedrückt. Gut, dass die Teile ewig halten“. „Es wird sicherlich schön werden“, meinte ich ehrlich zu ihm. „Dass hoffe ich“, flüsterte Shou jetzt wieder leise und kaute erneut auf seiner Unterlippe herum. Die restliche Stunde sprachen wir hier und da über Belangloses. Shou wusste genauso wie ich, dass wir jederzeit zu dem jeweils anderen kommen konnten, wenn was war. Als wir mit den anderen Studenten den Vorlesungsraum verließen, stand Reita schon an der Wand gegenüber gelehnt. Lässig wie immer stemmte er sich ab und kam auf mich zu. Mir rutschte das Herz schon wieder in die Hose. Bevor ich etwas sagen konnte, hing ich in seinen Armen. „Ich bin stolz auf dich“, meinte er, ließ mich wieder los und drückte mir noch einen Kuss auf den Mund. Automatisch sackte ich ein wenig in mich zusammen und mir fielen die Augen zu. „Sind nur 67 Prozent“, nuschelte ich. „Jetzt hör auf mit deinen 67 Prozent“, kam es plötzlich von Shou neben uns, „wir haben bestanden. Das reicht erst einmal. Außerdem war das nur eine kleine und unbedeutende Zwischenprüfung. Bei der Richtigen sind wir dann besser. Tora hat uns seine Hilfe schon angeboten. Uns kann gar nichts passieren“. Als Toras Name fiel, guckte mein Cousin plötzlich kritisch, weswegen ich seine Hand nahm und leicht drückte. Augenblicklich spürte ich einen Gegendruck. Das Gespräch, welches wir wegen Hiroto hatten, hatte sich tief in meinen Kopf gefressen. Wenn ich ehrlich war, hatte ich gerade bei Reita solche Gedanken nicht vermutet. Er kam immer so selbstbewusst rüber. Deswegen wäre ich nie darauf gekommen, dass er Angst hatte, dass ich mich plötzlich für jemanden anderen interessieren könnte. Für mich war es immer noch ein so unbeschreibliches Glück, dass die Person, die ich wirklich unglaublich liebte, mich ebenfalls mit der gleichen Hingabe liebte. Ein größeres Glück konnte ich mir derzeit einfach nicht vorstellen. Und die Angst, ihn irgendwann doch einmal verlieren zu müssen, war ein so schreckliches Gefühl, welches mir abrupt die Luft zum Atmen raubte. „Bin wieder zu Hause“, schrie ich mittlerweile schon aus Gewohnheit durch den Flur, als ich gerade meine Schuhe auszog. „Willkommen zurück“, kam es aus verschiedenen Ecken der Wohnung. Ich hatte gerade meine Jacke wieder aufgehangen, als Reita grinsend im Flur stand und an der Wand lehnte. Schnell schnappte ich mir noch meine Tasche, welche ich an die Wand gelehnt hatte. „Hey“, meinte ich und küsste ihn kurz zur Begrüßung. Mittlerweile war das bei uns auch so normal, wie bei Uruha und Aoi. Und es war wirklich schön. Das war etwas worauf man sich freute, wenn man auf dem Weg nach Hause war. „Wie war es?“, fragte Reita, nachdem er den Kuss erwidert hatte. „War echt cool“, erzählte ich ihm, als wir ins Wohnzimmer liefen, wo ich mich aufs Sofa schmiss, „der Laden ist echt total klasse. Und die Mitarbeiter und der Chef sind total nett. Zwar auch irgendwo anstrengend, aber im Großen und Ganzen echt ein cooler Job“. „Also hast du den Job angenommen?“, fragte er mit einem komischen Unterton in der Stimme. „Ja ich habe direkt zugesagt“, meinte ich energisch, „wer weiß wann mir so eine Chance noch einmal über den Weg läuft“. „Da hast du Recht“, gab er mir Recht und zog mich an sich heran. Seufzend legte ich mich mit meinem Kopf auf seine Oberschenkel. „Ich bekomme sogar Prozente, jetzt wo ich da arbeite. Ist eigentlich ganz praktisch, weil die echt geile Sachen haben“, erzählte ich weiter, während Reita mir durch die schwarzen Haare strich, „was hast du denn heute gemacht, während ich nicht da war?“ „Nicht viel“, gestand mein Cousin, „hab ausgeschlafen und was für die Uni getan. Ansonsten ein wenig aufgeräumt und mir Gedanken um dein Weihnachtsgeschenk gemacht“. Erstaunt schaute ich in sein grinsendes Gesicht. „Was bekomme ich denn?“, wollte ich interessiert wissen und beugte mich etwas nach oben. Jetzt wurde sein Grinsen noch breiter. „Sag ich dir nicht“, meinte er und verschränkte seine Hände hinter seinem Kopf. „Das ist gemein“, schmollte ich, „vor allem wenn du schon sagst, dass du dir Gedanken gemacht hast und dann nicht sagst was genau“. „Tja so bin ich nun einmal“, grinste er weiter und zog mich prompt, als ich was darauf erwidern wollte, in einen Kuss. Mit einem Mal war Weihnachten und mögliche Geschenke wie weggeblasen. Seufzend drückte ich mich meinem Cousin entgegen. Mittlerweile musste seine Zunge schon gar nicht mehr um Einlass in meinen Mund bitten. Mir klappten die Augen zu und mein gesamter Körper begann wieder zu kribbeln. Irgendwo in meinem Hinterkopf erinnerte ich mich an das was Shou mir vor fast einer Woche erzählt hatte. Vielleicht hatte er ja wirklich Recht und ich wurde tatsächlich geil auf Reita. Egal wie primitiv sich das anhörte, aber mein Körper reagierte eindeutig auf die einfache Stimulation des Kusses. Mein Herz zersprang mir beinahe in der Brust und raubte mir die Luft zum Atmen. Zittrig zog ich Reita mir zu mir herunter. Sein Gewicht lastete nicht wirklich unangenehm auf mir. Aber wahrscheinlich nahm ich das einfach in dem Moment anders wahr, weil sich langsam aber sicher wieder dieser seltsame Nebel bildete. Selbst dass ich zusammenzuckte, als Reita mit seinen kalten Händen plötzlich meinen Bauch berührte, bekam ich nicht wirklich mit. Meine Hände hatte ich mittlerweile selbst in seinen blonden Haaren vergraben. Als dann plötzlich mein Handy anfing zu klingeln, unterbrach ich verstört den Kuss und brauchte einen Moment um zu begreifen woher das Geräusch kam. Hektisch kramte ich nach meinem Handy in meiner Hosentasche, welches langsam immer lauter klingelte. „Ja?“, meinte ich völlig durch den Wind. Niemand antwortete mir. Verwundert schaute ich auf das Display. „Shou?“, fragte ich, „bist du dran?“ „Hey“, kam es endlich, jedoch merkwürdig, zurück. „Was ist los?“, wollte ich wissen. „Bist du zu Hause?“, war die Gegenfrage. Irrte ich mich, oder hörte sich mein bester Freund irgendwie verheult an? „Ähm ja“, antwortete ich ihm, „wieso?“ „Ich steh vor deiner Tür“, meinte Shou leise. „Vor meiner Haustür?“, fragte ich verwundert. Reita, welcher mittlerweile wieder normale neben mir saß, zog ebenfalls verwundert eine Augenbraue nach oben. „Ja“, kam es langsam zurück, „ich wusste nicht ob du wirklich da bist, deswegen hab ich dich erst angerufen“. Immer noch irritiert ging ich zur Tür und öffnete sie. Und tatsächlich stand dort Shou. Mit seinem Handy in der Hand und tränenverschmiert. Kapitel 19: Merry Christmas --------------------------- Das Kapitel ist noch nicht fertig gebetat und wird dann ausgetauscht, wenn es fertig ist :3 Kapitel 19 Merry Christmas Es gibt kaum ein beglückenderes Gefühl, als zu spüren, dass man für andere Menschen etwas sein kann. „Ich steh vor deiner Tür“, meinte Shou leise. „Vor meiner Haustür?“, fragte ich verwundert. Reita, welcher mittlerweile wieder normale neben mir saß, zog ebenfalls fragend eine Augenbraue nach oben. „Ja“, kam es langsam zurück, „ich wusste nicht, ob du wirklich da bist, deswegen hab ich dich erst angerufen“. Immer noch irritiert ging ich zur Tür und öffnete sie. Und tatsächlich stand dort Shou. Mit seinem Handy in der Hand und tränenverschmiert. Ich wusste nicht wirklich, was ich in dem Moment sagen sollte. Meinen besten Freund so zu sehen, war ein völlig neuer Anblick für mich. Sonst war Shou immer guter Laune und alberte rum. „Darf ich rein kommen?“, fragte er schon beinahe schüchtern. Nein, so hatte ich ihn eindeutig noch nicht erlebt. „Ja klar“, stotterte ich schon fast und ging einen Schritt von der Tür weg, sodass er eintreten konnte. Stillschweigend zog er seine Schuhe und Jacke aus. Die Schuhe stellte er einfach neben meine, nur seine Jacke hielt er überfordert in der Hand, bis ich sie ihm einfach abnahm und an die Garderobe hing. „Willst du was trinken?“, fragte ich ihn dabei. „Ein Tee... oder so, wäre toll“, meinte er leise. Als ich wieder zu ihm sah, bemerkte ich, dass er seine Arme um den Körper geschlungen hatte. Ich weiß nicht mehr wie, aber irgendwann war ich mit Shou im Wohnzimmer angekommen. Reita saß immer noch auf der gleichen Stelle. „Ich...“, begann mein bester Freund eingeschüchtert, „Ich hab wohl gestört. Ich gehe wohl besser.“ Er war schon in Begriff wieder das Wohnzimmer zu verlassen, als Reita vor mir das Wort ergriff. „Red keinen Scheiß“, meinte er und stand auf, „setz dich schon hin“. Erschrocken wie Shou war, setzte er sich augenblicklich auf die kleine Couch. Im Türrahmen küsste Reita mich kurz und flüsterte zu mir: „Ich mach den Tee schon. Kümmere du dich mal um deinen Freund da“. Anhand von seinem ehrlichen Lächeln erkannte ich augenblicklich, dass er keineswegs sauer auf Shou war. Eher im Gegenteil. Er schien wirklich Mitleid mit dem Häufchen Elend auf der dunklen Couch zu haben. Ehe ich mich bei ihm bedanken konnte, war er auch schon in der Küche verschwunden. Schweigend setzte ich mich neben meinen besten Freund. Irgendwie war ich mit der Situation überfordert. Ich hatte schon Klassenkameraden wegen vergeigten Arbeiten getröstet, aber das hier schon um Einiges ernster zu sein. „Was ist denn passiert?“, traute ich mich irgendwann flüsternd zu fragen, „wolltest du nicht das Wochenende über zu Ayame?“. Sobald ich den Namen ausgesprochen hatte, durchzuckte Shous Körper ein heftiges Zittern und er fing urplötzlich bitterlich an zu weinen. Etwas unschlüssig zog ich ihn in meine Arme. Als er sich dann an mich krallte, als wäre ich sein letzter Halt, stellte ich erleichtert fest, dass meine Idee ihn einfach zu umarmen, nicht so schlecht gewesen zu sein schien. Es dauerte einen ganzen Moment, ehe er sich etwas beruhigte. Reita hatte in der Zwischenzeit schon zwei Tassen Tee ins Wohnzimmer gebracht und war dann schweigend in unser Zimmer gegangen. Nur wenn man ganz genau hinhörte, konnte man den leisen Klang des Basses hören. „Ich verstehe das einfach nicht“, murmelte er irgendwann, „es war doch alles wie immer“. Vorsichtig löste ich mich von meinem besten Freund und schaute ihn fragend an, welcher seine Teetasse vom Tisch nahm. Der Tee war mittlerweile nur noch lauwarm, wie ich feststellen musste, aber Shou schien das nicht zu stören. Stattdessen pustete er sogar noch. Wahrscheinlich einfach aus Gewohnheit. Ich sagte die ganze Zeit über nichts, weil ich ihn nicht zum Reden drängen wollte. Schweigend nahm ich ebenfalls einen Schluck aus meiner Tasse. Man mochte es Reita nicht wirklich zutrauen, aber er konnte wirklich guten Tee machen. Wahrscheinlich, weil sein eigenes Essverhalten eigentlich nur aus Fertigprodukten bestand, die man nur mit heißen Wasser aufkochen musste. „Wir waren am Samstag Abend noch im Kino“, begann Shou irgendwann, „es war wirklich schön. Wir haben uns Popkorn und Cola geteilt und so. Wie man das als Paar halt so macht.“ Mit einem Mal wurde seine Stimme wieder trauriger. Es war unschwer zu erkennen, dass sein Zustand etwas mit seiner Freundin zu tun haben musste. „Danach sind wir noch über einen kleinen Weihnachtsmarkt bei ihr in der Nähe gegangen“, jetzt lächelte er sogar etwas verträumt, „Im Supermarkt hat sie dann noch ein paar frische Sachen gekauft, weil sie was Besonderes kochen wollte. Mir war irgendwie klar, dass es an diesem Abend passieren würde. Ich weiß nicht warum, es war einfach so ein Gefühl.“ Er machte wieder eine lange Pause. Als er gerade wieder zum Reden ansetzen wollte, stand Uruha plötzlich im Wohnzimmer. Für einen Moment stand er etwas überfordert da, ehe er ein schnelles: „bin schon wieder weg“ murmelte und anscheind wieder in seinem Zimmer verschwand. „Tut mir leid“, entschuldigte ich mich, „was ist dann passiert?“ „Wir haben zusammen was gekocht. Sie hat sogar extra Kerzen auf den Tisch gestellt, obwohl sie so was sonst nicht macht. Ich glaube sie wollte einfach für Stimmung sorgen. Und das hat auch ganz gut geklappt“, jetzt hatte er wieder kurz diesen verträumten Blick, bevor er schlagartig ins Traurige umschlug, es war genau so, wie ich es mir erhofft hatte. Einfach nur schön, weißt du? Und ich für sie war es wohl auch schön. Zumindest hat sie es mir später gesagt“. Jetzt bebte sein Körper wieder und ich nahm ihm erneut vorsichtig in den Arm. Seine Tränen durchnässten meine rechte Schulter, aber das war mir egal. Es brach mir irgendwo das Herz Shou so zu sehen. Als ich Ayame kennen gelernt hatte, hatte sie einen so netten Anschein gemacht. „Hat sie noch was gesagt?“, fragte ich irgendwann leise und spürte wie mein bester Freund leicht nickte. „Sie meinte... dass es zwischen uns aus wäre“, sprach er das aus, was ich die ganze Zeit über befürchtet hatte, „dass sie mich nicht mehr lieben würde. Dass ihr das schon länger bewusst wäre und dass sie sich sogar schon wieder neu verliebt hätte“. Mittlerweile hatte Shou aufgehört zu weinen und hing eher schlaff in meinen Armen. „Und weißt du, warum sie mit mir schlafen wollte?“, fragte er verbittert die Frage, welche mir auf der Zunge lag. „Nein, warum?“, antwortete ich heiser. „Weil ihr Neuer schon mehrere Freundinnen gehabt hat und sie wollte nicht, dass er den Sex mit ihr scheiße findet“, meinte er und ich spürte, wie es wieder kalt auf meiner rechten Schulter wurde. Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Ich wusste nur, dass mir mein bester Freund unglaublich leid tat. „Ich fühle mich so ausgenutzt“, murmelte er, „ich hatte gedacht, sie will das um meines Willen, so wie ich es um ihres Willen wollte. Aber sie... sie wollte das nur mit mir, weil sie wusste, dass ich ihr nicht weh tun würde. Ich fühl mich so scheiße!“ Automatisch nahm ich ihn noch ein wenig mehr in den Arm und drückte ihn stärker an mich. „Das tut mir so leid“, flüsterte ich leise. Wenn ich nur daran dachte, dass Reita mir so etwas antun würde... mein Herz würde aufhören zu schlagen, so sehr wäre ich am Boden. „Warum hat sie mir das angetan?“, fragte mein bester Freund irgendwann verzweifelt, „ich habe sie doch so sehr geliebt. Ich war immer gut zu ihr. Warum?“ „Ich weiß es nicht“, antwortete ich wahrheitsgemäß. Ich hatte wirklich absolut keine Ahnung, warum jemand so etwas machen konnte. Eine Weile sagte niemand etwas und Shou lag einfach nur so in meinen Armen, während ich ihm etwas abwesend gelegentlich durch die Haare strich. Irgendwann war es Shous Handy, was für die Unterbrechung sorgte. Für einen kleinen Moment hatte ich das Gefühl von einem Deja-vue. Schnell wischte er sich seine Tränen aus dem Gesicht, ehe er ans Telefon ging. „Ja?“, meinte er leise. Man konnte deutlich hören, dass Shou geweint hatte. Das schien auch Shous Gesprächpartner zu bemerken. „Ich bin bei Ruki... nicht wirklich... war ich auch“, es dauerte nur ein paar Sekunden bis mein bester Freund die erneuten Tränen nicht mehr zurück halten konnte und erstickt in den Hörer weinte. „Nein, musst du nicht... wirklich nicht, ich fahr mit der Bahn... musst du wirklich nicht... ehrlich nicht... ich kann wirklich mit der Bahn fahren... aber das dauert doch viel länger... das ist nicht nötig...“. Über irgendetwas schien Shou zu diskutieren und ich sah ihn fragend an. „Warte, ich frage ihn eben“, meinte er irgendwann kurz in den Hörer, ehe er sein Handy vom Ohr nahm. „Hiroto will mich abholen kommen. Darf ich ihm deine Adresse sagen?“, fragte er mich schlussendlich. „Ja natürlich“, antwortete ich ihm sofort. Kurz darauf gab er Hiroto meine Adresse durch und verabschiedete sich mit einem leisen: „Danke... bis gleich“. Seufzend legte er sein Handy weg. „Tut mir leid“, entschuldigte er sich, „auch dass ich einfach hier aufgetaucht bin und ...“ „Dafür musst du dich doch nicht entschuldigen“, unterbrach ich ihn direkt, „dafür bin ich doch da, als dein Freund. Du kannst immer und zu jeder Uhrzeit zu mir kommen! Wirklich immer!“. „Danke“, schluchzte er schon wieder und wischte sich erneut die Tränen aus dem Gesicht, „darf ich eben euer Bad benutzen? Ich sehe sicherlich schrecklich aus“. „Dort vorne links“, antwortete ich ihm. Dankend stand er auf und verschwand schließlich im Badezimmer. Für einen Moment blieb ich noch auf dem Sofa sitzen und ließ alles einmal sacken, ehe ich aufstand und vorsichtig an der Schlafzimmertüre von Reita und mir klopfte und eintrat. Reita saß auf seinem Stuhl, wo sich sonst immer die Klamotten von ihm drauf stapelten, welche nun auf unserem Bett lagen. Wie schon vermutet, hatte er seinen Bass auf seinem Schoß und schlug die Saiten an. Und wie immer biss er sich dabei auf die Zunge. Ich glaubte, er merkte gar nicht, wie niedlich er in so einem Moment aussah. „Alles okay?“, fragte er mich und sah auf. „Seine Freundin hat ziemlich unschön Schluss gemacht“, seufzte ich. „Oh“, meinte Reita betroffen, „wie geht es ihm denn?“ „Ziemlich schlecht“, antwortete ich ihm, „ich wollte mit ihm ein wenig zocken. Damit er auf andere Gedanken kommt. Kannst du mir die Konsole anschließen?“. „Ja klar“, kam es sofort zurück und legte auch schon seinen Bass vorsichtig zur Seite. Im Türrahmen drückte er mir noch einen Kuss auf, bei welchem mir wieder automatisch die Augen zu fielen. Im Wohnzimmer krabbelte er kurz hinter den Fernseher und stöpselte ein paar Kabel um. Gerade als Shou wieder aus dem Bad kam, seine Augen waren immer noch rot angeschwollen, testete Reita den Ton und das Bild. „Ich dachte, bis Hiroto dich abholen kommt, zocken wir eine Runde“, meinte ich zu ihm. „Hört sich gut an“, kam es von ihm zurück, „aber du verlierst sowieso“. Grinsend streckte ich ihm die Zunge heraus. Irgendwie war ich erleichtert, dass Shou zumindest seinen Humor nicht verloren hatte. „So, müsste alles funktionieren“, sagte Reita laut und hielt mir den Kontroller hin, „wenn nicht, sagt bescheid“ „Danke“, meinte ich zu ihm und nahm den Kontroller an. Eigentlich hätte er mir jetzt wieder einen Kuss gegeben, aber ich war mir irgendwo sicher, dass er aus Rücksicht auf Shou in dem Moment nicht tat. Dabei hätte ich ihn wirklich gerne geküsst. Shou behielt mit seiner Vermutung Recht. Er schlug mich wirklich in jedem Spiel, welches wir zockten. Aber mir machte dass am wenigsten aus. Eher nahm ich erfreut zur Kenntnis, dass das wilde Gezocke meinen besten Freund wirklich auf andere Gedanken zu bringen schien. Irgendwann setzte sich Reita sogar zu uns, nachdem er sich ein Bier aus dem Kühlschrank geholt hatte und spielte mit Shou um die Wette. „Das ist wie beim Bass spielen“, erklärte er mir, während er sich wieder auf die Zunge biss und wild irgendwelche Knöpfe drückte, „du musst dir nur die Kombis merken. Genau wie bei den Taps“. Grinsend achtete ich nur auf seine Zunge, welche von der rechten Seite auf die Linke wechselte, als es plötzlich an der Tür klingelte. Shou feuerte sich und seinen Wagen gerade mit einem lauten „Komm schon, nun komm schon!!“ an. Kopfschüttelnd drückte ich den Summer für die Tür draußen und öffnete unsere Haustür. Hiroto sprintete die paar Stufen nach oben, statt den Aufzug zu benutzen. Als er oben angekommen war, wirkte er nur ein wenig nervös. „Hey“, fing ich an und trat einen Schritt von der Türe weg, „komm rein“. „Danke“, meinte er und zog sich schnell die Chucks aus, „wo ist er? Wie geht es ihm?“ „Er ist im Wohnzimmer und zockt mit Reita“, antwortete ich ihm, „es geht ihm schon etwas besser, aber wirklich gut nicht“. Hiroto biss sich kurz auf die Unterlippe und nickte ein wenig. Als ich mit ihm das kleine Wohnzimmer betrat, trug Shou gerade grinsend seinen Namen unter ‚High Score’ ein. „Ich bin besser als dein Freund“, meinte er stolz zu mir und legte den Kontroller beiseite, als er Hiroto sah. Dieser stand etwas unschlüssig im Raum und schien nicht wirklich zu wissen, wie er reagieren sollte. Erst als Shou fast vor ihm stand, zog er ihn zögerlich in eine Umarmung. Shou schien nicht wirklich damit gerechnet zu haben, denn es dauerte einen Moment, bis er die Umarmung erwiderte und sein Gesicht an Hirotos Oberkörper versteckte. Beim genauen Hinsehen, konnte man erkennen, dass sein Körper wieder leicht bebte. Nach einer Weile lösten sie sich beide wieder voneinander und Shou wischte sich die Tränen von den Augen. „Bist du mit der Bahn... oder mit deinem Auto?“, fragte er und versuchte dabei erfolglos normal zu klingen. „Mit dem Auto“, antwortet ihm Hiroto, welcher sich plötzlich wieder leicht auf die Lippen biss, „deswegen hat es auch etwas länger gedauert“. „Okay“, meinte Shou nur leise und drehte sich wieder zu mir um. Er grinste wieder auf seine typische schiefe Art und umarmte mich kurz. „Danke für Alles“, bedankte er sich unnötigerweise. „Immer wieder gern“, sagte ich ihm lächelnd. Shou lächelte ebenfalls kurz zurück, ehe er in den Flur ging, um seine Schuhe anzuziehen. Hiroto schien noch einen Moment mit sich zu kämpfen, ehe er sich zu einem „Danke“, durchringen konnte. „Kein Problem“, meinte ich nur ehrlich, „dafür sind beste Freunde ja da“. Ich hatte die Worte gerade ausgesprochen, da entgleisten Hiroto sämtliche Gesichtszüge und ich bekam das schreckliche Gefühl, was völlig Falsches gesagt zu haben. Und erst als Shou nach ihm aus dem Flur heraus fragte, wo er denn bliebe, setzte er sich in Bewegung und verließ das Wohnzimmer. Fragend sah ich zu Reita, welcher mit den Schultern zuckte, ehe ich den beiden folgte. Vor der Türe verabschiedete ich mich noch einmal von Shou mit einer weiteren Umarmung. Hiroto verabschiedete sich nur formal mit einem: „Auf Wiedersehen“. Mit einem komischen Gefühl in der Magengegend, schloss ich die Tür und ging ins Wohnzimmer zurück. Reita stand am Fenster und schaute auf die Straße herunter. „Irgendwie hast du nur Bonzen als Freunde“, meinte er. „Wieso?“, wollte ich wissen und schaute nun selbst auf die Straße herunter. Dabei sah ich noch gerade eben, wie Shou und Hiroto in einen modernen Neuwagen einstiegen. „Der eine wohnt zentral in Shinjuku und der Kleine hier fährt mal eben den neuen Golf“, meinte Reita und sah dem Wagen hinterher, „die haben doch nichts mit der Yakuza zu schaffen oder?“. Verwundert schaute ich meinen Freund an. „Kann ich mir nicht vorstellen“, antwortete ich ihm, „Saga war mal ziemlich erfolgreich als Host und hat sich deswegen wohl einen Namen gemacht, weswegen sein Friseurladen ganz gut läuft. Hiroto geht glaube ich noch zur Schule“. „Den als Host kann ich mir echt gut vorstellen“, grummelte Reita und verschränkte sie Arme vor der Brust. Er hatte ihm den Kuss anscheinend immer noch nicht verziehen. Ich wollte ihm gerade sagen, dass er sich mal wieder umsonst einen Kopf machte, als Uruha vorsichtig ins Wohnzimmer kam. „Ist er weg?“, fragte er. „Ja“, antwortete ich ihm und steckte meine Hände in meine Hosentaschen, „gerade abgeholt worden“. „Was war denn los, wenn ich fragen darf?“, wollte er neugierig wissen. „Seine Freundin hat ziemlich mies Schluss gemacht“, meinte ich seufzend. „Wie denn?“, fragte jetzt auch Reita nach. Ich zögerte einen Moment, weil ich nicht wusste, ob ich es erzählen sollte. „Sie hatten gestern ihr erstes Mal zusammen“, erzählte ich leise, „und danach hat sie mit ihm Schluss gemacht, weil sie in einen anderen verliebt ist. Und mit ihm geschlafen hat sie auch nur, weil sie nicht als Jungfrau in die neue Beziehung gehen wollte“. Uruha schaute mich mit großen Augen und offen stehenden Mund an und bevor er was sagen konnte, platzte Reita ihm ins Wort. „Was ist das denn für eine Schlampe?“, schrie er schon beinahe, „Was geht denn mit der? Oder besser, was geht mit ihm? Wieso ist er mit so einer Fotze erst zusammen gekommen?“ „Sie war nicht immer so“, verteidigte ich sie, beziehungsweise Shou, „keine Ahnung warum sie plötzlich so komisch geworden ist.“ „Kein Wunder, dass er so am Boden zerstört ist“, murmelte Uruha. „Ja, er hat sie sehr geliebt“, flüsterte ich schon fast und bekam eine Gänsehaut. Selbst als Reita und ich schon länger im Bett lagen an dem Abend, bekam ich Shou einfach nicht aus meinem Kopf raus. Die ganze Zeit hatte ich den verzweifelten Blick von ihm vor Augen und seine zittrige und verheulte Stimme schallte weiterhin durch meinen Kopf. Unruhig kuschelte ich mich näher an meinen Freund ran. „Alles okay?“, fragte mich Reita plötzlich, was mich leicht zusammenzucken ließ, weil ich eigentlich sicher war, dass er schon schlief. „Ich kann irgendwie nicht schlafen“, meinte ich leise und seufzte. „Wegen deinem Freund da?“, fragte er nach und nahm mich fester in den Arm. „Ja...“, gestand ich, „er tut mir so leid, weißt du?“ „Kann ich verstehen“, atmete er in meinen Nacken, was mir einen Schauer über den Rücken laufen ließ, „aber du weißt, dass ich so was nie machen würde... also so wie diese Schlampe da“. „Ja ich weiß“, sagte ich leise und lächelte glücklich und genoss das leichte Kribbeln in meinem Körper. Ich schrieb Shou am nächsten Morgen gleich eine E-Mail und fragte ihn, ob er zur Uni kommen würde. Nachdem er gestern so fertig mit den Nerven gewesen war, wunderte es mich sogar über eine positive Antwort. Trotzdem stand ich etwas nervös an unserem vereinbarten Treffpunkt. Und wie erwartet sah man meinem besten Freund auch an, dass er sich gestern und vielleicht die Nacht noch beinahe die Seele aus dem Leib geweint hatte. Seine Augen waren immer noch leicht gerötet und zusätzlich war er total ungeschminkt, was ihn noch blasser aussehen ließ. „Hey“, meinte ich leise zu ihm und umarmte ihn kurz freundschaftlich. „Hey“, antwortete er kurz und erwiderte die Umarmung flüchtig. „Geht... es dir etwas besser?“, fragte ich vorsichtig, weil ich nicht wirklich wusste, ob er darüber reden wollte. „Ein wenig“, sagte er ehrlich und machte eine längere Pause, „ich will mich noch einmal für gestern Abend entschuldigen, dass ich einfach bei dir so aufgetaucht bin“. Er verbeugte sich sogar leicht. „Du musst dich nicht entschuldigen!“, widersprach ich ihm, „es war völlig in Ordnung, dass du gekommen bist und du weißt, dass du wirklich immer wieder zu mir kommen kannst, egal um welche Uhrzeit!“. Shou biss sich leicht auf die Unterlippe, nickte stumm und murmelte ein leises: „Danke, bist ein echter Freund“. Für einen kurzen Moment dachte ich darüber nach ihn zu fragen, ob Hiroto gestern noch irgendetwas gesagt hatte, da mir seine merkwürdige Reaktion wieder durch den Kopf schoss, aber ich traute mich nicht so wirklich. „Ich habe einen Nebenjob“, war das erste was mir Shou zwei Wochen später erzählte, als wir uns in Shibuya im Starbucks trafen. Erstaunt sah ich in sein breit grinsendes Gesicht. „Die Sache hat doch irgendeinen Harken oder?“, fragte ich ihn kritisch. Jetzt wurde sein Grinsen noch eine Spur breiter. „Ich arbeite ab morgen als Host“, erzählte er mir stolz, „Saga hat mir den Job vermittelt“. Mit großen Augen starrte ich ihn an, während er sich seine Kaffee bestellte. „Wie bist du denn auf die Idee gekommen?“, fragte ich leicht geschockt. „War Sagas Idee“, antwortete er mir. Wieso habe ich auch gefragt? Keine Fünf Minuten später erzählte er mir alles über den Job. Wie viel er verdienen würde, dass das echt viel Kohle für das bisschen reden war und dass er sich fragte, warum er nicht schon früher auf die Idee gekommen war, dort anzufangen. Ich beäugte ihn weiterhin kritisch. Irgendwie konnte ich ihn mir bei dem Job nicht wirklich vorstellen. Zu Saga passte es. Zu Tora auch noch irgendwie. Aber zu Shou? „Bist du sicher, dass du das machen willst?“, fragte ich ihn vorsichtig nach seinen Erzählungen. „Ja wieso nicht?“, stellte er die Gegenfrage, worauf ich mit den Schultern zuckte und einen neuen Schluck von meinem Frappochino nahm. „Wenn ich merkte, dass es doch nicht meine Sache ist, kann ich ja immer noch aufhören“, meinte er und lehnte sich entspannt zurück. So begeistert wie er von der Idee war, hätte ich mir den Mund fusselig reden können und es hätte trotzdem nichts dran geändert. Und vielleicht war der Job gerade genau das Richtige für ihn, um sein Selbstwertgefühl wieder aufzubauen. Denn egal wie normal er versuchte zu wirken, ich war mir trotzdem ziemlich sicher, dass er sich in seinem Inneren miserabel fühlte. Deswegen sagte ich auch nichts mehr gegen seine, beziehungsweise Sagas Idee, sondern lenkte das Thema irgendwie um. „Was machst du Weihnachten?“, fragte ich ihn. „Ich werde wohl zu meinen Eltern fahren“, meinte er mir, „und du?“ Seufzend erzählte ich ihm davon, dass Reitas Mutter uns alle eingeladen hatte. „Ohhhh“, schätzte er die Situation direkt richtig ein, „deine Mutter weiß nicht, dass ihr zusammen seid oder?“ Ich schüttelte den Kopf und nahm einen großen Schluck von meinem Kaffee. „Weiß sie überhaupt davon, dass du dich für Kerle interessierst?“, fragte er vorsichtig nach. „Nein, weiß sie nicht“, gab ich zu, „aber ich glaube, dass wäre kein allzu großes Problem für sie, aber...“ „Das Problem ist Reita?“, nahm Shou mir das Ganze ab, „aber was ist denn dabei, dann ist er halt der Sohn von einer guten Freundin deiner Mutter. Ist doch nichts bei“. „Sie ist... meine Tante“, rückte ich mit der Wahrheit raus. Für einen Moment herrschte eine seltsame Stille. „Dann... ist er dein Cousin?“, fragte er noch einmal nach, obwohl er die Antwort schon wusste. Ich konnte wieder nur Nicken, fixierte meine Tasse und überlegte, ob ich gerade nicht einen riesen Fehler begangen hatte. „Findest du das... schlimm?“, wollte ich irgendwann von ihm wissen. „Ich? Ach was nein“, sagte er direkt, „bei der Liebe kommt es ja auf die Person an sich an und nicht auf das ganze Drumherum. Aber ich kann es verstehen, wenn deine Mutter davon besser nichts erfahren soll“. „Danke“, meinte ich ehrlich zu ihm. Mir fiel ein riesen Stein vom Herzen. „Weißt du schon, was du ihm zu Weihnachten schenken willst?“, fragte er mich mit großen Augen und zerstreute damit den letzten Rest der angestauten Atmosphäre. „Nein, leider nicht“, gab ich zu und trank meine Kaffe mit dem letzten Schluck aus. „Ich hab da eine Idee“, sagte er spontan und ließ sogar den Rest von seinem Kaffee stehen, indem er einfach aufstand. Irritiert lief ich ihm hinterher auf die Straße. Die Shibuya Crossing war wie immer stark belebt, sodass wir mit den Massen in die richtige Richtung gespült wurden. Vor einer der vielen Fernsehwerbungen blieben wir stehen. „Warte, müsste gleich kommen“, meinte er grinsend. Verwundert starrte ich die Bildschirmfläche an und dann sah ich es. Mit großen Buchstaben und der passenden Hintergrundsmusik wurden sie angeboten. „LUNA SEA im Tokyo Dome“, murmelte ich und war echt beeindruckt. „Von Saga weiß ich zufällig, dass ihr eine Menge von ihnen covert“, erklärte er mir, „er würde bestimmt gerne auf das Konzert gehen mit dir“ „Ja tun wir auch und die anderen haben auch versucht an Karten zu kommen. Aber die waren zu schnell weg“, sagte ich ihm besorgt. „Ich weiß, dass es keine Karten mehr gibt“, antwortete er mir und ich ließ automatisch die Schultern weiter hängen, „aber ich höre mich mal um. Irgendwo tauchen sicherlich noch welche auf“. Ich nickte darauf und schaute wieder auf den Bildschirm, wo mittlerweile eine andere Werbung lautstark lief. Und tatsächlich, keine Woche später, rief mich Shou eines Mittags an und verkündete mir, dass ein Freund von einem Freund derzeit zwei Karten verkauft. Das einzige Problem war der Preis. Stolze 25.000 Yen wollte der Freund für die Karten haben und das war schon ein Freundschaftsangebot. „Ich konnte ihn überreden, die Karten eine Stunde zurück zu halten“, meinte Shou, während ich versuchte mich aus dem Zimmer zu schleichen, damit Reita neben mir auf der Couch nichts mitbekam. Seinen fragenden Blick spürte ich in meinem Nacken. „25.000 Yen sagtest du oder?“ „Ja genau, konnte den Preis schon um 5.000 Yen senken“. „Ich nehme sie!“ „Bist du sicher? Ist eine Menge Kohle für zwei Papierstreifen“. „Ich nehme sie. Mit dem Geld passt schon“. „Okay dann rufe ich den eben an und mache den Rest klar“. „Danke Shou, du bist der Beste“. „Kein Ding, mache ich gerne“. Für die beiden Karten musste ich den größten Teil von meinem Monatslohn abgeben, was in Anbetracht der Lage, dass ich mir mit dem Job nicht nur mein Handy, sondern auch noch meinen Anteil für die Haushaltskasse bezahlte, eine Menge Geld war. Jedoch konnte ich nicht anders, als fröhlich vor mich hin grinsend wieder neben Reita aufs Sofa zu setzen und ihm noch einen Kuss aufzudrücken. „Ist etwas?“, fragte er mich sichtlich verwundert. „Nein, nein“, meinte ich leise und kuschelte mich näher an ihn heran, „alles ist bestens“. Nachdem ich die Karten gekauft hatte, gingen die Tage noch schneller rum. Und mit der Zeit wuchs auch irgendwo meine Panik vor dem Weihnachtsessen mit unseren Eltern. Denn wenn ich ehrlich war, wusste ich schon gar nicht mehr, wie ich mich verhalten musste, damit man nicht sah, in welchem Verhältnis wir zueinander standen. Dafür waren wir mittlerweile zu vertraut miteinander. Die Karten hatte ich gut in meinem Schrank versteckt und auch Reitas Geschenk fiel mir die ganze Zeit über nicht in die Hände, was mich noch neugieriger machte. Aoi und Uruha schenkten sich beide gegenseitig ein verlängertes Wochenende in irgendeinem Wellnesshotel. Schon seit Wochen hatten sie sämtliche Kataloge und Onlineangebote durchgearbeitet, bis sie das Richtige gefunden hatten. Kai schenkte Miyavi ein weiteres Tattoo. Was dieser jedoch umgekehrt für ihn hatte, wusste keiner. Nur dass es was scheinbar Großes sein musste, denn sonst konnte er selten ein Geheimnis für sich behalten. Das machte Kai sichtlich nervös, was wir anderen jedoch nur schmunzelnd zur Kenntnis nahmen. Die letzte Woche vor dem großen Weihnachtsfest, war besonders schlimm. Jeder von uns war irgendwie angespannt und hibbelig. Alle, außer Uruha und Aoi. Die sahen sich das ganze Theater aus sicherer Entfernung grinsend an. „Mach dir nicht so einen Kopf“, meinte Aoi zu mir, als ich schon wieder abwesend auf dem Sofa saß und von den Nachrichten nicht wirklich was mitbekam, „er wird dich für die Karten noch mehr vergöttern – wenn das überhaupt noch möglich ist“. „Sag doch so was nicht“, nuschelte ich in meinen Pullover, worauf er anfing zu lachen. „Wie läuft es eigentlich so bei euch derzeit?“, wollte er dann, mit diesem gewissen Grinsen im Gesicht wissen, „von Reita erfährt man ja nichts“. Jetzt schoss mir erst recht das Blut ins Gesicht. „Oha, oha. Also habt ihr schon damit angefangen die Liste abzuarbeiten“, lachte er. „Sind beim dritten Punkt jetzt“, murmelte ich und starrte intensiv den Fernseher an. „Freu dich auf den Ditten“, sagte Aoi nur noch und klopfte mir auf die Schulter, „Reita hat Talent dafür“. Jetzt schaute ich Aoi leicht geschockt an. Woher wusste er das? Ihn zu fragen traute ich mich aber nicht wirklich. „Uruha, Reita und Ich haben früher im gleichen Fußball Club in der Schule gespielt“, erklärte Aoi von selbst, „die beiden kennen sich quasi schon ihr ganzes Leben. Mach dir keinen Kopf. Es war nur die typische Jugendphase“. „Okay, dann ist gut“, meinte ich und schaute kurz auf den Boden. Für einen Moment herrschte eine merkwürdige Stille zwischen uns, ehe Aoi einfach weiter erzählte. „Ich weiß, wie du dich fühlst“, sagte er mir, „mir ging es damals nicht anders. Da war ich auch sehr eifersüchtig auf Reita“. „Wieso?“, rutschte es mir direkt raus. „Weil er und Uru so vertraut miteinander waren, beziehungsweise sind. Sie kannten sich in- und auswendig und vertrauten sich blind. Und ich wusste, dass ich da nicht mithalten konnte. Vor allem, da Reita mich auch nicht wirklich mochte damals, zu Recht muss ich leider dazu sagen“. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, dass sie irgendwann mal nicht miteinander befreundet waren. „Du musst wissen. dass es Uru nicht wirklich leicht mit mir hatte“, gestand Aoi traurig und wirkte mit einem Mal nervös, „ich bin damals nicht gerade fair mit ihm umgesprungen, als ich langsam bemerkt habe, wie ich zu ihm stehe. Wirklich verzeihen kann ich mir das immer noch nicht“. „Aber ich“, kam es urplötzlich von Uruha, welcher im Türrahmen stand und nun langsam auf seinen Freund zuging. Aoi fixierte weiterhin den Boden und biss sich mittlerweile sogar verkrampft auf die Unterlippe. „Hey“, flüsterte Uruha zärtlich und zwang seinen Freund dazu ihn anzugucken, „du brauchst dir keine Vorwürfe machen ja? Ich liebe dich und es ist perfekt. so wie es jetzt ist. Und das Jetzt ist tausend Mal wichtiger, als alles was früher war“. „Es tut mir nur so schrecklich leid“, kam es leise von Aoi, dessen Stimme bedrohlich zitterte. Keine Sekunde später, nahm Uruha ihn in den Arm. „Das weiß ich, das weiß ich“, sagte er darauf noch und küsste ihn sanft, „ich bin dir trotzdem nicht mehr böse und mehr als froh, dass es alle so gekommen ist wie es jetzt ist. Ich liebe dich“. „Ich dich auch. So unglaublich sehr, dass es beinahe weh tut. Du bist das Beste was mir je passiert ist“, sagte Aoi zu Uruha und ich konnte ihn in dem Moment so gut nachempfinden was er meinte. Irgendwie waren wir uns ähnlicher, als ich je gedacht hätte. Das Wetter war einfach perfekt. Das Erste, was ich am Morgen sah, als ich aus dem Fenster schaute, waren kleine Schneeflocken. „Rei es schneit“, sagte ich ganz begeistert. „Ist ja toll“, grummelte er jedoch nur müde, „komm zurück ins Bett“. Grinsend krabbelte ich zurück unter die Decke, die er mir hochhielt. „Fröhliche Weihnachten“, wünschte ich ihm und küsste ihn sanft. Augenblicklich hatte ich seine Hand in meinen Haaren, welche mich enger zu sich heran drückte und sein Gewicht auf meinem Körper. Glücklich schlang ich meine Arme und seinen Nacken und schloss die Augen, als er seine Stirn an meine legte und mir ebenfalls fröhliche Weihnachten wünschte. Gegen jegliche Tradition saßen wir, wie eigentlich immer am Wochenende in unseren Shorts und Schlafshirts am Frühstückstisch. Der eigentliche Unterschied war nur, dass Kai sich mal wieder selbst mit dem Frühstück übertroffen hatte. Er hatte so viel vorbereitet, dass wir echt Mühe hatten alles auf dem kleinen Küchentisch unter zu bekommen. „Wer soll das denn alles essen?“, fragte ich verblüfft. „Ich hatte so viele Ideen und konnte mich einfach nicht entscheiden“, seufzte Kai und quetschte irgendwo noch eine Schale mit Tomaten dazwischen. „Und dann hast du einfach alles gemacht?“, meinte Uruha und schnappte sich eine Scheibe Gurke. „Ja irgendwie schon“, antwortete Kai aus der Küche, weil er den Orangensaft holte und jedem das Glas füllte. „Aber es sieht wie immer klasse aus“, meinte Aoi und trank einen großzügigen Schluck. „Alles von Kai schmeckt gut“, grinste Miyavi neben ihn, was Kai leicht rot anlaufen ließ. „Können wir so was beim Frühstück lassen?“, grummelte Reita. „Und so was aus deinem Mund“, lachte Uruha, „fröhliche Weihnachten Leute!“ „Fröhliche Weihnachten!“, kam es von uns fast zeitgleich zurück, augenblicklich zückte jeder sein Geschenk. Nachdem die Reihenfolge des Auspackens geklärt war, hörte man das Papiergeknistere von Reita und mir. Nervös löste ich den Klebestreifen von dem Geschenkpapier. Es war klassisch Silber und ein wenig zerknittert, was darauf schließen ließ, dass Reita es selbst eingepackt hatte. Und was ich dann erblickte, stahl mir den Atem. „Oh mein Gott“, murmelte ich und drehte die beiden Ringe hin und her. Es war unschwer zu erkennen, um was es sich für Ringe handelte, bei der starken Ähnlichkeit. „Ich hoffe... dass Partnerringe nicht zu kitschig sind“, murmelte Reita nervös, „und dass er dir passt“. „Nein es ist nicht zu kitschig. Ich... freue mich riesig. Es ist toll!“, erwiderte ich direkt, „welcher ist denn für mich?“. „Dann ist gut“, sagte er und man sah deutlich, dass er erleichtert war, als er den Kleineren der beiden Ringe aus der schwarzen Box nahm und mir an den Ringfinger steckte. Danach steckte er sich selbst das Gegenstück an. „Ich liebe dich“, murmelte er und drückte meine Hand. „Ich dich auch“, erwiderte ich und küsste ihn, „jetzt komme ich mir mit meinem Geschenk dumm vor, weil es so unpersönlich ist“. Augenblicklich öffnete er den Umschlag und holte die beiden Karten hervor, welche er einen Moment regelrecht anstarrte. „Oh mein Gott, sind das wirklich...“, fragte er mich und schaute mich fragend an, „oh mein Gott“. „Magst du es?“, wollte ich nervös wissen. „Aber natürlich!“, sagte er sofort und strahlte wie ein kleines Kind, „wie bist du da dran gekommen? Die waren doch sofort ausverkauft“. „Hat sich so ergeben“, grinste ich und dankte Shou innerlich. „Danke“, flüsterte er und küsste mich. Erst als sich Aoi zu Wort meldete, fiel mir ein, dass die andern ebenfalls noch anwesend waren. „Ich habe dir doch gesagt, dass er sich freuen wird“, lachte er und begutachtete meinen Ring, „sieht echt klasse aus“. Fasziniert begutachtete ich meinen Ring weiter und konnte es irgendwo gar nicht richtig glauben. Ich hatte ja mit vielem gerechnet, aber damit auf keinen Fall. „Ich liebe ihn“, flüsterte ich Reita zu, was ihn regelrecht zum Strahlen brachte. „Und ich liebe dich“, kam es von ihm leise zurück, was mich nun zum Lächeln brachte. Als nächstes waren Kai und Miyavi dran, weil Uruha und Aoi schon wussten, was sie sich schenkten. Gespannt schaute ich zu, wie Kai das bunte Geschenk auspackte. Auch dieses schien beim Einpacken stark gelitten zu haben. Vom Format her, könnte es gut eine CD sein, schoss es mir durch den Kopf und tatsächlich holte Kai ein paar Sekunden später eine CD hervor. Verwundert drehte er sie hin und her, bis anscheinend der Groschen bei ihm fiel. „Ist das etwa dein erstes Album?“, wollte er wissen und sah seinen Freund mit großen Augen an, „ich dachte das kommt erst später raus“. „Japs, ist es“, meinte er stolz, „zum Verkauf geht es erst in zwei Wochen raus, aber ich hab es geschafft sie vorher fertig zu bekommen, damit ich es dir heute schenken kann, weil ich dir das Album gewidmet habe“. Jetzt staunten wir alle nicht schlecht. Und mit einem Mal wurde uns auch klar, warum Miyavi die letzte Zeit so wenig Zeit gehabt hatte. „Ich weiß gar nicht was ich sagen soll“, murmelte Kai und reichte die CD an uns weiter. „Dass du mich liebst?“, kam es grinsend von seinem Freund, „und das ich der Beste bin?“ „Du bist der Beste und ich liebe dich“, sagte Kai und gab Miyavi einen Kuss, „jetzt bist du dran mit auspacken“. In kürzester Zeit hatte Miyavi das Geschenkpapier aufgerissen und den Gutschein hervor gezogen. „Ahhhhhh danke“, schrie er los und umarmte Kai wild, „dass du dich daran noch erinnert hast“. „Bitte“, lachte Kai und erwiderte die Umarmung, „freut ich, dass es dir gefällt“. „Total!“, beteuerte sein Freund direkt, „wann gehen wir da hin?“. „Ich habe einen Termin für nächstes Wochenende gemacht“, sagte Kai, „aber den kannst du noch umlegen, wenn das bei dir zeitlich nicht passt“. „Nein, ist perfekt“, strahlte Miyavi und umarmte Kai noch einmal. Und in diesem Moment war ich mir noch wirklich sicher gewesen, dass dies das schönste Weihnachtsfest werden würde, dass ich je gehabt hatte. „Ich habe Angst“, gestand Reita urplötzlich und blieb stehen, als wir auf dem Weg zu seiner Mutter waren. Wir mussten nur noch um zwei Ecken biegen und würden vor dem kleinen und außerhalb liegenden Haus stehen. Ich schaute mich einmal schnell um und als ich keinen erblickte, zog ich ihn für einen schnellen Kuss zu mir herunter. „Zu sagen, ich wäre die Ruhe selbst, wäre schlichtweg gelogen“, murmelte ich und nahm seine Hand noch zusätzlich, „aber es wäre genauso gelogen, dass ich das alles hier nicht von Anfang gewusst hätte und dass ich es bereue. Denn das tue ich nicht! Ich liebe dich und daran kann selbst meine Mutter nichts mehr ändern“. Mittlerweile zitterte meine Stimme ein wenig. Und als ich mich traute, wieder vom Boden aufzuschauen, blickte mich mein Cousin verwundert, aber irgendwo auch glücklich an. „Ich liebe dich auch und es tut so gut, dir das sagen zu können“, gestand er, drückte meine Hand und lehnte seine Stirn mit geschlossenen Augen an meine. „Wir schaffen das“, flüsterte ich leise und atmete tief ein, ehe wir uns wieder losließen und wie scheinbar einfache Verwandte neben einander her liefen. Reita hatte die Klingel gerade erst betätigt, obwohl er eigentlich einen Schlüssel besaß, da hatte seine Mutter auch schon die Haustüre aufgerissen und uns freudestrahlend mit einem „Frohe Weihnachten Euch zwei“ begrüßt. „Fröhliche Weihnachten, Mum“, grinste Reita und schloss seine Mutter in eine herzliche Umarmung. Ich blieb etwas unschlüssig im Hintergrund stehen, weil ich nicht wirklich wusste ob ich den ersten Schritt machen sollte oder das lieber meiner Tante überlassen sollte. „Jetzt guck doch nicht so verschreckt“, meinte sie dann aber zu mir und umarmte mich auch lächelnd, „es ist doch alles in Ordnung“. Innerlich fiel mir ein Stein vom Herzen, weil ich sie nach dem Vorfall bei uns nicht mehr gesehen hatte und nicht wusste, ob sie immer noch zu ihren damaligen Worten stand. „Fröhliche Weihnachten“, sagte ich ehrlich und erwiderte die Umarmung. In dem Haus war es angenehm warm und liebevoll geschmückt. Nicht so überfüllt wie die ganzen Schaufenster in den Einkaufsstraßen, wo man vor lauter Lichterketten nicht mehr die angebotenen Produkte wahrnahm. Bei uns in der WG hatte Kai einen kleinen Weihnachtsbaum aufgestellt, den dann aber Uruha geschmückt hatte. Dementsprechend sah er auch beladen aus. Aber er vermittelte einem trotzdem das Gefühl von besinnlicher Weihnachtsstimmung. Auch wenn das Wechsellicht und die dazu gehörige Weihnachtsmusik der Lichterkette beim Fernsehschauen oder Zocken störte. Aber Uruha war so stolz auf sein Werk, sodass wir uns nicht wagten, das Kabel durchzuschneiden. Mittlerweile konnte ich die Weihnachtslieder sogar erfolgreich ignorieren. Nur beim Einschlafen spukten sie manchmal noch durch meinen Kopf. Dann versuchte ich mich aber auf Reitas Hand zu konzentrieren, welche meine im Schlaf leicht drückte. Als ich das Wohnzimmer betrat stürmte auch schon meine Mutter auf mich zu und drückte mich so feste und stürmisch, dass ich beinahe das Gleichgewicht verlor. „Überraschung!“, meint sie fröhlich und macht keine Anstalten mich los zulassen. „Mum! Was machst du denn schon hier?“, fragte ich sie verwundert und drückte sie auch feste, „ich dachte du kommst erst heute Abend an“. „Ich bin schon heute Morgen angekommen und wollte dich einfach überraschen“, antwortete sie mir und ich hörte, dass sie erfolglos versucht ihre Tränen zurück zu halten. Aber das macht in dem Moment nichts, weil ich selbst schon am Weinen war. Seit ich von zu Hause ausgezogen war, telefonierten wir zwar eigentlich regelmäßig, aber es war trotzdem noch was ganz anderes seine Mutter umarmen zu können, als ich lediglich am Telefon zu sagen, dass man sie liebte. Als ich ihr über die Schulter schaute, sah ich Reita im Türrahmen stehen und auch er schien Tränen in den Augen zu haben. Aber er musste meist weinen, wenn es andere taten. Und als seine Lippen dann auch noch ein stilles ‚Ich liebe dich’ formten, durchflutete mich ein so großes Gefühl der Glückseligkeit, dass ich noch mehr weinen musste und mein Gesicht an der Schulter meiner Muter versteckte. „Du bist viel zu dünn geworden“, meinte sie irgendwann und ihre Stimme hatte sich schon wieder etwas ihrer alten Festigkeit zurück bekommen, als sich mich kurz losließ und wieder drückte, „aber deine Haare sind schön geworden“. Es tat gut sie so strahlen zu sehen. Reitas Mutter hatte eine richtige Weihnachtstorte gekauft. Sie sah sogar so ähnlich aus wie die, die wir zu Hause immer gehabt hatten. Extra ohne Erdbeeren, sondern mit Kiwi. Da ich keinen Kaffee mochte, trank ich Wasser, wofür sich meine Tante zig Mal unnötigerweise entschuldigte. Aber ich brauchte in dem Moment auch keinen Kaffee oder Kakao oder sonstiges, denn ich hatte die Menschen um mich herum, die ich liebte. Natürlich wollte meine Mutter alles noch einmal wissen. Auch wenn ich ihr so gut wie alles schon am Telefon erzählt hatte, sie wollte es einfach alles noch einmal hören. Also erzählte ich es ihr einfach ein zweites, wenn nicht sogar drittes Mal. Dass die Uni Spaß machte, dass ich Tokyo über alles liebte, dass ich die besten Freunde hatte die man sich wünschen konnte und dass das Bandprojekt ebenfalls Spaß machte. Mit jeder neuen Erzählung nickte meine Mutter begeistert. „Ich bin ja so froh, dass es dir hier wirklich so gut geht“, meinte sie erleichtert und wand sich an Reita, „vielen Dank, dass du Taka aufgenommen hast und dich so gut um ihn kümmerst. Er ist ja noch so unselbstständig“. „Mum!“, kam es empört von mir. Unweigerlich wurde ich rot. Wie konnte sie so was gerade vor Reita sagen? Und dann bemerkte ich es. Wir waren hier kein Paar, wir waren einfach nur Cousins. Nichts weiter. Meine Mutter lachte natürlich, genau wie meine Tante und selbst Reita musste schmunzeln. Gemeinheit. „Ohne Kai werden wir wohl alle verhungern“, meinte ich, um von mir abzulenken. „Sagt nicht, ihr lasst Kai immer noch für euch kochen?“, fragte Reitas Mutter empört, „der Junge ist einfach zu gut für die Welt“. „Er macht das doch freiwillig“, verteidigte sich Reita, „außerdem könnte das keiner besser als er“. Spätestens nach dieser Erwähnung wollte meine Mutter alles über unsere WG-Partner wissen. Natürlich erzählten wir ihr nicht wirklich alles. Zwischen dem Kuchen und dem Abendessen tauschten wir die Geschenke aus. Auch in dem Esszimmer meiner Tante stand ein kleiner Weihnachtsbaum. Im Gegensatz zu unserem schien hier aber der Baumschmuck aufeinander abgestimmt zu sein. „Das ist von uns beiden für euch zusammen“, meinte ich und überreichte meiner Mutter den Briefumschlag. Auch wenn Uruhas und Aois Begeisterung für ihr gemeinsames Wochenende teilweise schon fast nervig gewesen war, so hatten sie uns unbewusst auf die perfekte Geschenkidee gebracht. „Ein Wellnesstag?“, fragte meine Mutter schon fast ungläubig und reichte den Gutschein an ihre Schwester weiter. „Ich weiß ja, dass du das gerne mal machen wolltest, aber nie die Gelegenheit hattest“, erklärte ich ihr und erwiderte die Umarmung, als sie wieder stürmisch ihre Arme um mich schlang. Reita war ein wenig überfordert, als sie ihn auch noch herzlich umarmte. Seine Mutter war schon eingeweiht, weil wir für den Gutschein einen genauen Termin angeben mussten. Und als ich sah, wie sehr sich meine Mutter freute, war ich wirklich froh dass uns Uruha und Aoi jedes Abendessen mit ihren neusten Erkenntnissen in den Ohren gelegen hatten. Gegen jegliche Erwartung bekam ich von meiner Mutter keinen selbstgestrickten Pullover oder etwas Ähnliches, sondern eine ganze Schachtel voller regionaler Spezialitäten. Alles Dinge, die ich zu Hause immer gerne gegessen hatte und die es nur bei uns gab. Sie hatte sogar ihre Hausrezepte aufgeschrieben. „Vielleicht kann ja eurer Mitbewohner mit den Rezepten mehr anfangen als ihr beide“, meinte sie lachend und wuschelte mir einmal durch meine mühsam gerichteten Haare. Reita bekam von seiner Mutter einen Gutschein für einen großen Musikladen in Tokyo. „Danke Mum“, grinste mein Cousin, „du bist wie immer die Beste“. Und selbst zu diesem Zeitpunkt war ich mir immer noch ziemlich sicher gewesen, dass dies das schönste Weihnachtsfest seit langen werden würde, denn auch das eigentliche Weihnachtsessen verlief harmonisch. Es fiel mir zwar nicht leicht, meine Finger von meinem Freund zu lassen, da ich mittlerweile schon fast automatisch nach seiner Hand griff oder mich an ihn lehnte, wenn wir irgendwo saßen. Und ihm schien es nicht anders zu gehen, weil er irgendwie nicht wissen zu schien wohin mit seinen Händen, aber wir schafften es ‚normal’ zu wirken. „Ich hoffe es hat euch geschmeckt“, lächelte meine Tante nach dem Essen und schob ein paar Teller zurecht. „Und wie“, meinte ich und reichte ihr meinen geforderten Teller, „ich habe lange nicht mehr so gut und vor allem so viel gegessen“. Kais Essen war lecker, keine Frage, aber mit dem von Reitas Mutter konnte er noch nicht mithalten. „Ich bin so voll“, stöhnte Reita und hielt sich den Bauch, während ich auch seinen Teller weiterreichte, „ich bekomme keinen Bissen mehr runter“. „Dann muss ich den Nachtisch wohl alleine essen“, grinste seine Mutter worauf mein Cousin direkt wissen wollte, ob es der Nachtisch wäre. Als sie ihm dann auch noch seien Vermutung bestätigte, hatte er plötzlich doch noch Platz für eine Kleinigkeit. Reita und ich wollten gerade beim Abräumen helfen, als unsere Mütter aber direkt eingriffen. „Bleibt ruhig sitzen, wir machen das schon“. „Sie sind eindeutig wieder in ihrem Element“, murmelte ich meinem Freund zu, als unsere Mütter gerade die Küche verlassen hatten. „Das ist der große Vorteil, wenn man nur ab und zu nach Hause kommt“, flüsterte er mir ins Ohr. Bei mir breitete sich direkt einen unheimliche Gänsehaut aus. Mein ganzer Körper stand unter Spannung. Langsam drehte ich meinen Kopf in seine Richtung. Er war mir so nah. So unglaublich nah, dass ich endlich wieder seinen warmen Atem auf meiner Haut spüren konnte. Und für einen Moment dachte ich einfach nicht nach, sonder lehnte mich stattdessen einfach die paar fehlenden Zentimeter nach vorne, bis ich meinem Cousin einen liebevollen Kuss aufdrücken konnte. Für einen kurzen Moment schauten wir uns noch in die Augen, ehe sie beinahe zeitgleich zufielen. In meinem Inneren setzte ein ganzer Schmetterlingsschwarm zum Anflug an und verursachte einen riesigen Tumult. Jede Faser meines Körpers schäumte gerade vor lauter Glück über, bis das Geräusch von bersteten Glas das gemütliche Wohnzimmer durchflutete. Erschrocken zuckte ich zusammen und unterbrach dadurch den Kuss. Für einen Moment war ich etwas verwirrt und schaute nur aus Reflex zur Tür, wo ich das Geräusch vermutet hatte. Und augenblicklich gefror mir das Blut in den Adern, als ich meine Mutter dort stehen sah. Vor ihr auf dem Boden lagen die Scherben von den teuren Nachtischschalen, die sie vor ein paar Sekunden noch in den Händen gehalten haben musste. „Oh mein Gott“, murmelte sie geschockt. Mit einem Mal war ich auf den Beinen, auch Reita war aufgestanden. „Geh weg von ihm!“, schrie sie plötzlich Reita an, welcher zusammenzuckte, und zog mich unerwartet zu sich heran. „Was ist denn hier los?“, fragte meine Tante verwundert, mit der großen Schale Nachtisch in den Händen und blickte fragend in die Runde. „Dein Sohn!“, schrie meine Mutter wieder und deutete wild auf Reita, „hat meinen Sohn belästigt!“ Den ersten Moment starrten wir sie alle mit großen Augen wieder an, ehe ich das Wort hektisch ergriff. „Nein Mum so ist das nicht!“, versuchte ich ihr zu erklären, ging wieder zu Reita rüber und nahm seine Hand, „ich liebe ihn! Wir sind... ein Paar“. „Lass ihn los! Lass ihn sofort los!“, schrie sie wieder, worauf ich mich erschrocken noch fester an Reitas Hand krallte. Jetzt meldete sich auch meine Tante erstmals zu Wort und versuchte ihre aufgebrachte Schwester zu beruhigen. „Ich weiß wie du dich fühlst, mir ging es am Anfang auch nicht anders, aber...“ „Du wusstest das?“, fragte meine Mutter ihre Schwester noch aufgebrachter und riss sich wieder von ihr los, „Du wusstest das und hast nichts unternommen? Wie kannst du?“ Und mit einem Mal wandte sie sich wieder Reita zu, der erschrocken nach Luft schnappte, „und ich hab dir meinen kleinen Sohn anvertraut und mich auch noch bei dir bedankt, du Schwein!“ „Mum ich liebe ihn und er mich und...“, versuchte ich sie vergebens zu beruhigen. „Nein tust du nicht!“, kam es wieder von ihr und mit einer einzigen Bewegung fegte sie die Gläser von Tisch, „vielleicht glaubst du ihn zu lieben, aber das ist nicht so! Du kannst ihn gar nicht lieben. Ihr seit Cousins. Cousin! Verwandt und auch noch beide... Nein das geht einfach nicht!“ Mittlerweile war sie fast den Tränen nah und es brach mir ehrlich gesagt mehr als nur einmal das Herz. „Sie lieben sich wirklich“, meinte Reitas Mutter vorsichtig, „glaube ihnen. Sie lieben sich wirklich und dass ist doch das Wichtigste oder?“ „Das ist doch alles deine Schuld“, murmelte sie und wischte sich die Tränen aus den Augen, „nur weil du deinen Sohn nicht unter Kontrolle hast, hat er meinen Kleinen verführt und du tolerierst das auch noch! Wie kannst du nur?“ Mittlerweile liefen mir auch die Tränen über das Gesicht. Das Weihnachtsfest hatte so schön angefangen und jetzt lag es im wahrsten Sinne des Wortes in Scherben. „Frau Matsumoto“, meinte Reita plötzlich und man konnte deutlich hören wie sehr seine Stimme zitterte und dass er ernsthaft Angst zu haben schien, „es tut mir ehrlich Leid, dass sie das Ganze so erfahren mussten, aber ich schwöre bei allem was mir heilig ist, dass ich ihren Sohn aufrichtig liebe und nie, wirklich nie im Leben, was antun würde, was ihm schaden oder verletzen könnte“. Während er das sagt zitterte selbst seine Hand in meiner und mich brachte es noch mehr zum Weinen. „Wie kannst du es wagen“, zischte meine Mutter und kam mit großen Schritten auf uns zu, „wie kannst du es wagen das Wort an mich zu richten. Gerade du!“ Wie aus Reflex stellte ich mich vor ihm und im nächsten Moment spürte ich schon das Zwirbeln von meiner linken Wange von dem Schlag. „Oh mein Gott“, hauchte meine Mutter und nahm mich in den Arm, „wieso? Oh mein Gott Taka, es tut mir leid. Ich wollte nicht... ich... warum hast du...“ „Weil ich ihn liebe, Mum“, flüsterte ich mit Tränen erstickter Stimme, „so wie ich dich als Mutter über alles liebe, liebe ich ihn auch über alles und es ist mir nicht egal was du davon hältst, aber...“, ich atmete einmal zittrig ein und aus, „ich werde hier nicht weg gehen... weg von ihm... denn dafür liebe ich ihn viel zu sehr, als dass ich ihn verlassen könnte. Also bitte, bitte, tu mir das nicht an, dass ich mich zwischen einen von euch beiden entscheiden muss, denn ich kann hier nicht weg“. Für einen Moment herrschte eine merkwürdige Stille, in der man nur Reita im Hintergrund leise schluchzen hörte. Behutsam legte meine Tante meiner Mutter eine Hand auf die Schulter. „Glaub mir... ich weiß wie du dich fühlst, aber es ist wirklich echt was sie fühlen, denn auch Akira hätte sich gegen mich und für deinen Sohn entschieden“. Einen Augenblick rührte sich meine Mutter nicht, ehe sie sich von Reitas Mutter trösten ließ. Es war Heiligabend, draußen schneite es still vor sich hin, im Hintergrund lief weiterhin leise die Weihnachtsmusik während meine Mutter, von Scherben umgeben, heulend in den Armen ihrer Schwester hing. Der Nachtisch, der mittlerweile Zimmertemperatur erreicht hatte, war völlig vergessen. Ich weinte immer noch leise vor mich hin und krallte mich immer noch in Reitas Hand. So feste, dass ich ihm dabei mit meinen dicken Ringen weh tat, aber er ließ meine Hand trotzdem nicht los. Ganz im Gegenteil, er drückte sie sogar noch etwas mehr. Wie lange wir einfach so im Wohnzimmer verweilten, weiß ich nicht. Aber als meine Mutter sich langsam beruhigte und nicht mehr weinte und mich und Reita plötzlich still anschaute, sackte mir das Herz erneut in die Hose. Auch mein Cousin versteifte sich neben mir. Seine Mutter half meiner wieder auf die Beine und setzte sie auf einen der Wohnzimmerstühle. Ihre Augen waren ganz rot und die Schminke total verlaufen. Es brach mir das Herz, weil ich mir die Schuld für ihren Zustand gab. „Er...“, begann sie leise und ich hielt automatisch die Luft an, „bedeutet er dir wirklich so viel?“ Vorsichtig ließ ich Reitas Hand los, an der sich wirklich rote Druckstellen gebildet hatten, und ging zu meiner Mutter rüber. Meine Tante verließ währenddessen mit ihrem Sohn den Raum. Kurz darauf wiederholte sie ihre Frage noch einmal. „Er bedeutet mir derzeit alles“, antwortete ich ihr ehrlich. „Und dir geht es hier wirklich gut? Er tut dir gut? Er tut dir nicht... weh oder so?“, wollte sie danach wissen. „Ja, tut er mir“, meinte ich ehrlich, „und er würde mir wirklich nie absichtlich was antun oder weh tun. Ganz im Gegenteil. Er... gibt mir die Zeit die ich brauche und ist sehr rücksichtsvoll“. Mir schoss ein wenig die Röte ins Gesicht und ich konnte es nicht wirklich glauben, dass ich das meiner Mutter erzählte. „Und du bist glücklich?“, jetzt sah sie mich mit besorgten Augen an. „Ich war nie glücklicher“, flüsterte ich und mir schossen die Tränen in die Augen. „Ich will nur dein Bestes“, sagte sie mir, ebenfalls unter Tränen und nahm mich in den Arm. „Weiß ich doch, weiß ich doch“, weinte ich an ihrer Schulter, „und du bist eine gute Mutter. Eine sehr gute sogar und ich liebe dich auch über alles und bin dir für alles dankbar, was du für mich getan hast... aber du brauchst jetzt nicht mehr auf mich aufpassen, denn Aki passt jetzt auf mich auf“. Für einen Moment herrschte eine angenehme Stimme, ehe sie ich wieder losließ. „Okay“, meinte sie leise, lächelte mich an und wischte mir ein paar Tränen aus dem Gesicht, „Fröhliche Weihnachten, Schatz“. „Fröhliche Weihnachten, Mum“. Die Vierzimmerwohnung wirkte leicht gespenstisch, als wir sie am späten Abend betraten. Es war stockdunkel und still, im Gegensatz zu den noch sehr belebten Straßen Tokyos. Den ganzen Rückweg über hatten wir kein Wort miteinander gesprochen, weil wir selbst noch die Ereignisse des Abends verarbeiten mussten. Aber genauso hatten wir einander nicht mehr los gelassen. Mit einem lauten ‚Klick’ betätigte Reita den Lichtschalter und ich kniff kurz die Augen zusammen, als das grelle Licht den kleinen Flur durchflutete. Schweigend zogen wir unsere vom Schnee nassen Schuhe aus und entledigten uns unserer Jacken und Mützen. Die letzten Tage war es noch rasant abgekühlt, sodass mich nun eine wohlige Heizungswärme empfing. Es schüttelte mich sogar ein wenig. Kurz darauf schloss mich mein Cousin in eine stille Umarmung und sofort krallte ich mich in seine Sweatshirtjacke. Wenig später schossen mir auch wieder die ersten Tränen in die Augen. „Es tut mir so leid“, flüsterte Reita leise und vergrub sein Gesicht in meinen Haaren. „Muss es nicht“, sagte ich ihm und krallte mich noch stärker in sein Sweatshirt, „es ist nicht deine Schuld“. „Trotzdem“, widersprach er mir. „Shh“, meinte ich und löste mich vorsichtig von ihm, damit ich ihm in die Augen sehen konnte. Einen Moment schauten wir uns gegenseitig nur still in die Augen. Nur das leise Sirren der Lampe über uns war zu hören, ehe wir uns schüchtern küssten. Nach den ersten Berührungen, wurde der Kuss immer intensiver und leidenschaftlicher. Bis wir uns schwer atmend voneinander lösten und uns wieder tief in die Augen schauten. Es war eine unausgesprochene Frage, welche er an mich stellte. Und ebenso war meine Antwort unausgesprochen, als ich seine Hand nahm um einfach mit ihm ins Schlafzimmer ging. Kapitel 20: VORTEX ------------------ Sorry für den knappen Monat Wartezeit!!! New Family neigt sich auch langsam dem Ende... Es wird noch vorraussichtlich 3-4 Kapitel geben und dann ist es zu Ende. Danach werde ich mich an die Vorgeschichte setzen und ich würde mich über Eure Kritik wie immer freuen Kapitel 20 VORTEX Über alles hat der Mensch Gewalt, nur nicht über sein Herz Es war eine unausgesprochene Frage, welche er an mich stellte. Und ebenso war meine Antwort unausgesprochen, als ich seine Hand nahm und einfach mit ihm ins Schlafzimmer ging. Das Licht blieb aus, während wir uns gegenseitig aus dem Pullover und Sweatshirt halfen. Das Material erzeugte ein aufgeladenes Knistern, welches sich mit unserem schweren Atmen vermischte. Plötzlich war mir so unglaublich warm und auch Reitas Haut strahlte eine unglaubliche Hitze aus, als ich meine Hand auf seine Brust legte. Sein Herz schien darunter auf Höchstleistung zu arbeiten, doch mir ging es gerade nicht besser. Ich war nervös. Sehr sogar, aber genauso sehr aufgeregt auf das Kommende. Und ich hatte auch ein wenig Angst, wenn ich ehrlich war. Angst davor, dass ich etwas falsch machen würde und Reita es deswegen scheiße finden würde. Seine Küsse raubten mir den Verstand, sodass ich es kaum mitbekam wie er mich aus meinen engen Jeans schälte und sie achtlos auf die Seite warf, wo sie die Stehlampe mit sich riss. Seine weite Baggy hatte er schnell ausgezogen und strampelte sie einfach vom Futon, wo wir mittlerweile gelandet waren. Die Atmosphäre war so geladen und wirkte irgendwie beinahe surreal. „Ich liebe dich“, hauchte er mir ins Ohr als er mir dicht gegenüber kniete, wodurch ich wie immer eine Gänsehaut bekam. „Ich dich... auch“, antwortete ich ihm mit einer Pause, als ich seine Finger an dem Bund meiner Shorts spürte. Auch wenn ich ihn aufgrund der Dunkelheit kaum sehen konnte, so wusste ich dennoch genau, dass er diesen fragenden Blick hatte. Seine Finger hatten sich kaum bewegt. „Du weißt...“, flüsterte er leise und legte seine Stirn an meine, „dass du immer ‚Stop’ sagen kannst. Wirklich immer!“ „Ich weiß“, antworte ich ihm eben so leise, „ich hab nur... Angst, dass ich was falsch mache... und du es scheiße findest“. Obwohl man kaum was sehen konnte, schaute ich peinlich berührt auf den Boden. Augenblicklich hob Reita meinen Kopf wieder sanft an. „Es kann gar nicht scheiße sein“, sagte er ernst, „weil du es bist. Also mach dir keinen Kopf ja?“ Ich nickte zögerlich und atmete tief durch. Die Nervosität war jedoch immer noch stark vorhanden. Als Reita dann auch noch vom Futon aufstand, wurde ich fast panisch. Kurz hörte ich wie er einmal durch das halbe Zimmer lief und dabei fast über irgendetwas stolperte, ehe leise Musik durch den kleinen Raum flutete. Nach ein paar gezielten Klicks, wurde das unkontrollierte Schreien von einer ruhigen Ballade abgelöst. Danach bahnte sich mein Cousin wieder einen Weg zurück zu mir und küsste mich direkt beruhigend. Und die leichten Küsse, in Kombination mit der leisen Musik, ließen mich wirklich langsam entspannen. Mein Körper wurde weicher und das schien auch Reita zu spüren, denn langsam traute er sich seine Hände auf Wanderschaft zu schicken. Ich hatte kein wirkliches Problem mit meinem Körper. Eigentlich mochte ich ihn sogar. Nur ein wenig größer wäre ich gerne und ein paar Muskeln würde ich auch nicht ablehnen, aber schämen tat ich mich nicht. Dass Reita seinen Körper mochte, war ich mir ziemlich sicher. Immerhin trainierte er ihn ja auch zwischendurch. Und an ihm war auch einfach alles perfekt, fand ich zumindest. „Alles okay?“, fragte mich mein Freund zwischen zwei Küssen. Seine linke Hand fuhr vorsichtig durch meine Haare. „Ja mir geht es gut“, antwortete ich wahrheitsgemäß und zog ihn wieder zu mir runter. Mir ging es sogar mehr als gut, vor allem, als sich Reita auch noch an meinem Hals festsaugte und mich mit seinem Körper tiefer in die Matratze drückte. Jede seiner Bewegungen konnte ich spüren. Wie sein Körper sich meinem anzupassen schien. Mittlerweile versuchte ich auch gar nicht mehr meine Stimme zurück zu halten, weil Reita Recht hatte, es gehörte einfach dazu. Und außerdem war es schön seine Stimme so zu hören, weil nur ich sie so hörte. Mit jedem weiteren Kuss und jeder weiteren Berührung wurde mir immer wärmer und der Blutfluss sammelte sich immer stärker zwischen meinen Beinen. Dass es Reita nicht anders ging, konnte ich deutlich spüren. Ich hatte deswegen keine Angst, oder fühlte auch nicht so was wie Ekel oder Ähnliches, denn es war natürlich und nichts, was ich noch nicht kannte. Urplötzlich spürte ich Reitas Zunge in meinem Bauchnabel, wodurch sich mein Körper automatisch aufbäumte. Seine überblondierten Haare kitzelten auf meiner Bauchdecke, was mich irgendwie noch zusätzlich stimulierte. Kurz darauf zupfte mein Cousin an meinen Shorts und schien auf meine Reaktion zu warten. Leise atmete ich noch einmal tief durch, ehe ich leicht die Hüfte hob, damit Reita mir die Shorts ausziehen konnte. Irgendwie war ich mir sogar fast sicher, dass er noch nervöser war, als ich. Dass er Angst hatte, mir noch einmal weh zu tun. Meine Shorts landeten irgendwo auf dem Boden, nicht weit weg von Reitas Baggy. Es dauerte nicht lange und meine Finger strichen über die leicht vorstehenden Hüftknochen von Reita und verfingen sich in dessen Shorts, ehe ich ihm diese von der Hüfte streifte. Danach war die Atmosphäre für einen ganz kleinen Moment ein wenig angespannt, aber nach den nächsten zwei Küssen von meiner Seite, wieder völlig normal und schön. Gerade als ich mich wieder in die Laken legen wollte, hielt Reita mich im Nacken fest und zog mich sogar noch mehr in die Vertikale. Ich wollte gerade etwas sagen, als er mir erst seinen Finger und dann seine eigenen Lippen auf den Mund legte. Dann legte er wieder seine Stirn an meine und schien mich einfach nur anzuschauen, während er mir warm ins Gesicht atmete. Wir saßen uns dicht gegenüber, die Beine jeweils am Körper des anderen vorbei. Stillschweigend nahm Reita meine Hand und legte sie auf seine Brust, genau dort hin, wo sein Herz war. Als seine große Handfläche meine Haut berührte, schien mein Herz noch schneller zu schlagen. Langsam wanderten seine Finger meine Schultern hoch und meine taten es ihm gleich. Wir bildeten beinahe eine perfekte Spiegeleinheit und es war faszinierend, denn seine Finger zitterten ebenso wie meine. „Ich bin nervös“, gestand ich ihm leise. „Ich auch“, murmelte er leise, „aber ich fühle mich gut.“ „Ich auch“, meinte ich direkt und wir ließen unsere Hände langsam wieder zurück gleiten. Als ich über seine Rippen fuhr, zuckte er kurz zusammen und versuchte instinktiv meiner Hand auszuweichen. Bevor ich grinsen konnte, hatte er mir einen leidenschaftlichen Kuss aufgedrückt, welcher auch mein Keuchen verschluckte, als seine Hand meine Innenschenkel entlang strich. Beinahe hätte ich vergessen, mit meiner Hand seine Bewegung nachzumachen. Das Erste was mir durch den Kopf schoss war der Gedanke, dass seine Haut so unglaublich weich war. Weich und trotzdem fest irgendwie. Er gab mir noch einen letzten Kuss, ehe er seine Stirn wieder an meine lehnte und mir tief in die Augen schaute. Und dann, ganz, ganz langsam wanderte seine Hand in meinen Schoß. Mein ganzer Körper stand unter Strom und kribbelte. Spätestens als er mich berührte, klappten mir meine Augen zu. Seine Hand lag, genau wie meine, für einen Moment einfach still und flach auf, ehe etwas Bewegung ins Spiel kam. Es war merkwürdig, aber auf keinen Fall unangenehm. Ganz im Gegenteil. Noch nie in meinem Leben war ich einer anderen Person so nah, mit ihr so intim gewesen. Und ich hätte nie gedacht, dass es ein so enormer Unterschied machen würde, wenn es eine fremde Hand war, die einen berührte. Mein Körper reagierte viel schneller und intensiver auf Reitas Berührungen. Das war mir sogar fast ein wenig peinlich, aber meinem Cousin schien es nicht anders zu ergehen. Und mit jeder weiteren sinnlichen Bewegung schaltete sich mein Denken immer weiter aus. So lange bis ich nur noch Reitas lautes Atmen hörte und seinen Herzschlag spürte. Zu Beginn waren seine Handbewegungen langsam und vorsichtig, als wolle er testen, wie ich auf ihn reagiere. Ob es meinem Körper gefiel, wie er mich berührte. Und das tat es, ohne Frage. Ich schmolz quasi unter seinen Händen. Meine freie Hand krallte sich in das kühle Laken unter uns, ehe Reita sie in seine Hand nahm und leicht drückte. Für einen kurzen Moment öffnete ich meine Augen und schaute direkt in seine dunklen und geweiteten Pupillen. Wäre ich selbst nicht so durch den Wind gewesen, hätte ich mich bei seinem lüsternen Blick vielleicht erschrocken. Aber bevor ich das realisieren konnte, flatterten meine Augenlieder von alleine wieder zu, als er plötzlich sein Tempo erhöhte. Direkt krallte ich mich ein seine Hand und versuchte selbst, ihn intensiver zu streicheln. Und sofort spürte ich ein deutliches Zucken von seiner Seite aus. Mir selbst wurde immer wärmer. So unglaublich heiß. Die ersten Schweißperlen klebten mir an der Stirn und auch der Rest meines Körpers wurde langsam von einem schimmernden Film überzogen. Und auch zwischen unseren Handflächen bildeten sich die ersten Tröpfchen. Mein ganzer Körper stand in Flammen. In meinem Inneren tobte zusätzlich ein Sturm von eines solchen Ausmaßes, dass ich nicht wusste, wo mir der Kopf stand. Und je gezielter Reita vorging, desto mehr schienen sich auch die kochenden Strömungen in mir zu bündeln. In meinem Unterbewusstsein versuchte ich noch dagegen anzukämpfen, aber ich wurde gnadenlos von der Welle mitgerissen. Unser Keuchen verwandelte sich nach und nach in Stöhnen und zeigte uns beiden, dass wir kurz vor dem Abgrund standen, dass wir uns immer weiter auf die Klippe zu bewegten. „Ich...“, stotterte ich beinahe. „Shh“, unterbrach mich Reita jedoch direkt und ebenfalls mit einer verdächtig zitternden Stimme. Sein Kuss brachte mich kurz aus dem Konzept, weil ich den Sauerstoffausgleich schon lange nicht mehr nur mit der Nase bewältigen konnte. Und das ließ mich beinahe Sterne sehen. Aoi hatte wirklich nicht mit seiner Andeutung gelogen, denn das was Reita mit mir und meinem Körper veranstaltet war unbeschreiblich. Noch nie in meinem Leben hatte ich so schnell und intensiv reagiert, so viel auf einmal gefühlt und das Bedürfnis nach mehr verspürt. Jeder Millimeter meines Körper war bis aus sein Äußerstes sensibilisiert. So stark, dass ich spürte, wie sich meine Nackenhaare mit jeder Steigerung von Reitas Seite aus weiter aufstellten. Mir war heiß und gleichzeitig zitterte ich am ganzen Körper. Ich hatte die Kontrolle komplett verloren, aber in diesem Moment war mir das auch völlig egal. Mich umgab ein solch starkes Gefühl der Sicherheit, dass ich nicht eine Sekunde lang so etwas wie Angst verspürte. Meine ganze Wahrnehmung war auf die Person ausgerichtet, welche sich nur wenige Zentimeter mir gegenüber befand. Die Person, der mein Herz und alles was damit zusammenhing gehörte. Reitas Stöhnen wurde mit jeder Sekunde lauter und unkontrollierter, was mir eine Gänsehaut bescherte, die sich auf meinem ganzen Körper ausbreitete. Aber auch seine Hand drückte meine mit einem Mal so fest, dass es wehtat. Seine Ringe drückten mir für einen kurzen Moment das Blut ab und an seinen Handknöcheln trat das Weiße hervor. Und dann atmete er plötzlich ganz leise, schwer und leise. Erst als ich es schaffte meine Augen nach mehreren Versuchen zu öffnen, verstand ich was passiert war. Etwas unsicher fixierte ich ihn. Seine Augenlieder flatterten auch einen kurzen Moment, ehe er mich verrucht angrinste, sodass mir beinahe das Herz in die Hose rutschte. Und was dann passierte, ließ mich nur noch Sterne sehen. Seine jetzigen Berührungen stellten alles was zuvor passiert war bei weitem in den Schatten. Egal wie sehr ich versuchte normal zu atmen, ich schaffte es einfach nicht. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und mir brannten die Lungen, als würde ich gerade um meine Leben rennen. Und als mir dann auch noch der Kopf auf Reitas Schulter fiel und er mir leichten in den Hals biss, konnte ich einfach nicht mehr anders, als das kleine Feuerwerk in mir explodieren zu lassen. Durch meine Körper jagte eine solche Endorphinwelle, dass mir kurzeitig schwindelig wurde. Und dann breitete sich dieses warme Gefühl des Glücks in mir aus, dass alles nebensächlich machte. In dem Moment hätte ich sogar den Tod freundlich empfangen. Für einen langen Moment blieben wir einfach so sitzen. Die Stirn auf der Schulter des jeweiligen anderen und dabei leise atmend. Meine linke Hand lag immer noch fest in Reitas, während meine rechte einfach still neben mir lag. Erst durch Reita kam wieder etwas Bewegung in die Situation, als er mir zärtlich die Stelle küsste, in die er zuvor noch leicht reingebissen hatte. Augenblicklich stellten sich wieder meine Nackenhaare wieder auf und ich bekam eine Gänsehaut. Die Stelle war immer noch sehr sensibilisiert. „Hab ich dir weh getan?“, fragte er leise und sein Atem kitzelte mein Ohr. „Nein, keine Sorge“, antwortete ich ihm, sah ihn ehrlich an und grinste leicht, „ich mochte es“. „Dann ist gut“, meinte er und jetzt grinste er sogar vielsagend zurück. Es war ein Moment, wo in dem Worte nicht nötig waren. „Ich hole eben was zum Abwischen“, sagte Reita und küsste mich zum Abschied noch einmal zärtlich. Am Bett schaltete er noch die kleine Lampe an und ließ sie in die Ecke leuchten, damit das Licht nur gedämmt wirkte. Kurz darauf hörte ich wieder wie er über irgendwelche Dinge am Boden stolperte. Nachdem er das Zimmer verlassen hatte, atmete ich einmal tief durch und ließ mich auf die Seite fallen. Als ich verträumt auf meine Hand schaute, schoss mir augenblicklich die Röte ins Gesicht. Kurz dachte ich einfach nur nach, ehe ich den Kopf hob um zu hören, wo Reita sich gerade befand. Aus dem Badezimmer konnte ich den Wasserhahn hören. Für einen kurzen Moment starrte ich meine Hand an, ehe die Neugierde siegte und ich sie langsam zum Mund führte. Die Konsistenz erinnerte mich an rohe Eier. Ich schüttelte mich kurz, vor allem als der bittere von einem salzigen Nachgeschmack in meinem Mund abgelöst wurde. Ich konnte bei bestem Willen nicht verstehen, was manche daran fanden. Als Reita plötzlich wieder das Zimmer betrat, zuckte ich kurz erschrocken zusammen. Die Lampe tauchte seinen Körper in ein anmutiges Licht und genau wie ich, war er immer noch nackt. Sofort bekam ich wieder einen angenehmen Kuss aufgedrückt und spürte kurz darauf ein warmes und feuchtes Handtuch auf meinen Schultern. Vorsichtig tupfte Reita mich damit ab und ich konnte deutlich spüren wie der unangenehme Schweiß von meiner Haut entfernt wurde. Nach meiner Schulter wischte er mir stillschweigend meine Hand und Bauch sauber, was mir wieder leicht die Röte ins Gesicht schießen ließ und ich mir automatisch auf der Unterlippe rumkaute. Das mittlerweile ausgekühlte, aber immer noch feuchte Handtuch, schmiss mein Cousin irgendwann achtlos zur Seite. Inzwischen übermannte mich auch eine so enorme Müdigkeit, dass sich meine Glieder unglaublich schwer anfühlten. Reita löschte noch das Licht, ehe er uns beide in die dicke Decke einwickelte und sich nah an mich legte. Sein Körper strahlte immer noch eine extreme Wärme aus. Zufrieden kuschelte ich mich an ihn und wurde auch direkt zärtlich in den Arm genommen. Mein Kopf lag auf Reitas Brust auf und jetzt schien sein Herz wieder ganz normal und entspannt zu schlagen. Seine rechte Hand strich noch leicht meinen nackten Rücken auf und ab, bis er eingeschlafen war. Ich kuschelte mich noch ein wenig mehr an ihn heran und fiel auch kurz danach selbst in einen tiefen und erholsamen Schlaf. So schnell wie die Weihnachtsferien gekommen waren, so schnell waren sie auch irgendwie wieder vorbei und das Studentenleben hatte uns wieder. Die nächsten Prüfungen dauerten nicht mehr lange und meine Nervosität stieg damit automatisch. Die letzte hatte ich ja nur gerade so geschafft gehabt und eigentlich wollte ich diese mit der neuen Prüfung wieder ausbügeln, aber so wie es derzeit aussah, war ich einfach nur froh durch zu sein. Das Verhältnis zu meiner Mutter hatte sich zum Glück gebessert. Wir telefonierten mittlerweile öfters miteinander und sie erkundigte sich auch jedes Mal nach Reita und ließ ihn grüßen. Und ich glaube Reita war noch mehr erleichtert über die Situation als ich. Ein Glück ging es Shou eigentlich auch wieder gut. Ich hatte es ja nicht für möglich gehalten, aber Sagas Idee war tatsächlich aufgegangen. Mittlerweile war er wieder der fröhliche und aufgeweckte Kerl, wie ich ihn kennen gelernt hatte. Manchmal sogar kam es mir sogar vor, als wäre er etwas zu gut drauf. Vor allem wenn wir abends mal unterwegs waren. Es kam selten vor, dass er ohne weibliche Begleitung irgendwo hin verschwand. Soweit ich es hören wollte, erzählte er mir auch von seinem Job, auch wenn ich meist darüber nur belustigt den Kopf schütteln musste. Das Geschäft der gekauften Liebe war wahrhaftig eine Sache für sich. Ich konnte mir ja beim besten Willen nicht vorstellen selbst dort zu arbeiten oder die Dienstleistung sogar in Anspruch zu nehmen. Aber bei mir und Reita lief es soweit ja auch perfekt. Seit Weihnachten waren wir uns eindeutig näher, hatte ich das Gefühl. Zumindest fiel es uns beiden schwerer die Finger voneinander zu lassen. Uruha hatte zu mir gemeint, dass das völlig normal wäre und dass wir irgendeine Hemmschwelle überschritten hätten. Ehe ich über Uruhas Worte weiter nachdenken konnte, meldete sich mein Handy in meiner Hosentasche und verkündete mir den Eingang einer neuen Email. >Kann heute doch nicht kommen. Mache spontan eine Extraschicht< >Okay ich sag Tora bescheid. Mach nicht zu viel!< >Jo danke! Ich gebe dir morgen einen aus, soll um viel Kohle gehen, soweit ich das mitbekommen habe. Muss Schluss machen< Kopfschüttelnd steckte ich mein Handy wieder in meine Hosentasche, schulterte meine Tasche und verließ die Bahn. Wie immer war noch viel los, obwohl es eigentlich schon recht spät war, sodass ich mich widerstandslos von dem Massen nach draußen spülen ließ. Statt Tora öffnete mir Saga die Tür und bat mich hinein. Routinemäßig lief ich ins Wohnzimmer und nahm auf der Couch platz. „Tora kommt gleich“, erklärte mir Saga, „der ist noch kurz im Bad. Willst du was trinken?“ „Ein Wasser reicht völlig“, winkte ich ab und holte schon einmal meine Unterlagen hervor. Schon seit zwei Wochen nahmen Shou und ich wieder Toras Angebot der Nachhilfe in Anspruch. „Wo hast du Shou gelassen?“, fragte Tora, welcher plötzlich im Türrahmen aufgetaucht war und sich seine Haare trocken rubbelte, während ich mein Handy auf lautlos stellte. „Der macht heute irgendeine Sonderschicht wo es um viel Kohle gehen soll“, sagte ich und nahm von Saga das Wasser entgegen, der kurz nach seinem Freund das Wohnzimmer wieder betreten hatte. „Ich bin dann im Schlafzimmer fernsehen“, meinte er noch an uns gewand und verschwand nach einem kurzen Kuss wieder, „viel Erfolg euch Zweien“ Da Shou heute nicht dabei war, wiederholte Tora mit mir alle Kleinigkeiten, bei denen ich mir noch nicht sonderlich sicher gewesen war. Gemeinsam gingen wir alles querbeet komplett durch und wieder einmal fragte ich mich, was ich ohne ihn machen würde. Er fand einfach die besten Beispiele, sodass ich mir dass meiste beim ersten Mal schon einprägen konnte. Insgesamt lernten wir fast zwei Stunden kontinuierlich am Stück. Saga hatte uns zwischendurch noch was zum Trinken gebracht. Gerade als er mit einer Schüssel Kräckern im Wohnzimmer aufgetaucht war, klingelte es urplötzlich an der Tür. „Erwartest du noch Besuch?“, wollte er verwundert wissen. „Nicht, dass ich wüsste“, antwortete ihm Tora. Und auch er schien erstaunt. Mit wenigen Schritten war Saga an der Haustür. „Pon, was machst du denn noch um die Uhrzeit hier und was...“, fragte er, „Sag mal bist du betrunken?“ Jetzt dauerte es nicht lange und auch Tora verschwand in den Hausflur. Unsicher blieb ich auf der Couch sitzen. „Ich hoffe ich störe euch nicht“, kicherte Hiroto merkwürdig. Seine Stimme hörte sich irgendwie viel höher an. „Was ist passiert?“, fragte nun Tora, während man ein kurzes Gerumpel aus dem Flur hörte, „Warum bist du betrunken? Hat man dir was getan?“ Nervös beschäftigte ich mich mit meinen Ringen. „Man hat mir nichts getan. Gar nichts hat er getan...er will mich nicht...Shou will mich einfach nicht “, murmelte Hiroto schon beinahe undeutlich. Im ersten Moment dachte ich, dass ich mich verhört hatte und was ich darauf hörte, brachte mich beinahe dazu, mein Wasserglas fallen zu lassen.“ „Könnt ihr mit mir schlafen?“, fragte Hiroto. Ich verstand die Welt plötzlich nicht mehr. Und Saga und Tora schien es nicht anders zu ergehen. „Bitte WAS?“, schrie Saga schon beinahe, „wie kommst du darauf uns so einen Scheiß zu fragen?“ „Er will mich nicht...“, wiederholte sich Hiroto. Dieses Mal jedoch mit einer solchen zittrigen und verletzten Stimme, dass einem das Blut in den Adern gefror. „Shou will mich nicht... nicht so.“ „Ach und du meinst, wenn wir mit dir schlafen, dann will er dich plötzlich oder was?“, wollte Saga wissen und klang dabei schon fast sarkastisch, was Hiroto jedoch nicht zur Kenntnis nahm. „Ja... ich bin zu langweilig... er will mich so nicht“, murmelte er mit einem Funken Hoffnung in der Stimme. „Setz dich erst einmal ins Wohnzimmer“, meinte Tora plötzlich. Schon beinahe hektisch suchte ich meine Sachen schnell zusammen und warf sie achtlos in meine Tasche. Hiroto war schrecklich blass, nur seine Augen waren rot, als ob er stark geweint hätte. Und als er mich erblickte verlor er den Rest Farbe den er noch irgendwie im Gesicht gehabt hatte. „Ich sollte wohl besser gehen“, gab ich vorsichtig von mir und war schon im Begriff zu gehen, als sich Hiroto plötzlich verzweifelt an meinen Arm krallte. „Bitte sag ihm nichts davon“, flehte er schon beinahe, „Er darf es nicht wissen, bitte, bitte!“ „Ich... ich sag nichts“, gab ich erschrocken von mir, woraufhin er meinen Arm wieder los ließ und sich von Saga zur Couch begleiten ließ. Sein ganzer Körper wirkte so kraftlos wie eine Schaufensterpuppe. Tora brachte mich währenddessen zur Tür und entschuldigte sich mehrfach. „Ist nicht schlimm“, meinte ich jedoch direkt, „konnte ja keiner wissen, dass so was passiert. Ich hoffe es geht ihm schnell besser“. Draußen angekommen blieb ich einen Moment stehen, um mich zu vergewissern, dass das gerade wirklich passiert war. In Gedanken versunken kramte ich nach meinem Handy um nach der Uhrzeit für die nächste Bahn zu schauen, als ich bemerkte, dass ich mehrere neue Emails hatte. >Ich bin auf dem Weg zu dir. Hast du Zeit? Ist wichtig...< >Hab vergessen, dass du wahrscheinlich noch bei Tora bist. Reita will mich nicht wieder gehen lassen< >Dein Freund stand plötzlich wieder verheult vor der Tür. Ist glaube ich wieder irgendwas Ernstes. Behalte ihn solange hier bist du wieder da bist< Besorgt schrieb ich beiden schnell zurück, dass ich auf dem Weg nach Hause war und beschleunigte meine Schritte. Statt dem Aufzug nahm ich schnell die Treppe und stürmte beinahe in die Wohnung. Meine Schuhe warf ich in die erste Ecke und hatte sogar noch meine Jacke an, als ich das Wohnzimmer erreichte. Shou saß auf der kleineren Zweicouch, mit einen von unseren Teetassen in den Händen und Reita auf dem Sessel ihm gegenüber. „Hey“, meinte ich ein wenig außer Atem und setzte mich neben meinen besten Freund, „was ist passiert?“ Seine Augen sahen nicht viel besser aus, als die von Shou. „Ich glaube... ich hab ganz große Scheiße gebaut“ Er genoss gerade seinen Abschlusskaffee seiner Schicht, als einer seiner Kollegen auf ihn zukam. „Du sollst mal eben ins Büro kommen“, sagte er ihm. Verwundert sah er ihn an. Seit er hier arbeitete, hatte er noch nie in das Büro kommen müssen. „Weißt du wieso?“, fragte er. „Geht glaube ich um irgendeine Sonderbuchung von dir“, antwortete er ihm, „ich muss jetzt wieder. Meine Buchung wartet schon seit zehn Minuten. Aber die würde sicher auch zwei Tage da warten“. Grinsend winkte er ihm noch zum Abschied. Etwas schüchtern klopfte Shou an die Tür des Büros und wartete auf das „Herein“. „Ah gut, dass du da bist“, kam es ihm direkt entgegen, „ich komme gleich zur Sache. Und zwar kam gerade ein enormes Angebot für eine Extrabuchung rein. Viermal so viel, wie üblich“ Shou schaute nicht schlecht. Viermal so viel wie üblich, war ein Haufen Geld. Wer würde so viel Geld für seine Gesellschaft ausgeben? „Die ganze Sache hat natürlich einen kleinen Harken, sonst hätte ich das Angebot direkt bestätigt“, redete ihre Sekretärin weiter, „und zwar kam das Angebot von keiner unserer üblichen Kundinnen, sondern... von einem Kunden“ „Wie?“, fragte Shou verwundert. „Vor ein paar Minuten kam ein Anruf rein, in dem jemand ausdrücklich nach dir verlangt hat. Als ich meinte, dass deine Schicht eigentlich vorbei wäre, meinte er, dass er die vierfache Summe bereit wäre zu zahlen“ „Was... muss ich denn dafür tun?“, fragte Shou skeptisch. „Nichts“, kam es direkt zurück, „alles wie immer“. Shou überlegte einen Augenblick. Ein wirklich gutes Gefühl hatte er bei der Sache nicht, aber es ging um so viel Geld. So viel Geld, mit dem man so viele schöne Dinge machen konnte. „Ich hätte das Angebot einfach ausschlagen sollen“, stoppte mein bester Freund mit seiner Erzählung, „wäre ich einfach mal nicht auf das Angebot eingegangen“. Irgendwie hatte ich gerade eine schlimme Vorahnung. Reita hatte uns in der Zwischenzeit stillschweigend einen neuen Tee gebracht. „Wer war es?“, traute ich mich irgendwann zu fragen. „Hiroto?“, fragte Shou schon beinahe schockiert, als er in das Nebenzimmer des Clubs kam, „Was? Wie...“ „Wie ich sehe, bist du auf das Angebot eingegangen“, meinte Hiroto und knetete seine Hände nervös. „Ich verstehe nicht... was machst du hier?“, wollte Shou wissen. Er hatte mit allem gerechnet. Von irgendeinem alten und dicken Büroangestellten, bishin zu einem hoffnungslos verliebten Studienkollegen. Aber mit Hiroto hatte er ganz sicher nicht gerechnet. „Ich dachte ich versuche auch mal mein Glück“, erklärte ihm sein Freund. Irgendwie wirkte er merkwürdig. Nervös und dennoch irgendwie entspannt. „Hast du was getrunken?“, fragte er skeptisch, „Du trinkst doch sonst nie etwas“. „Ja ein wenig, weil ich so nervös war“, gab Hiroto von sich und angelte sich die angebrochene Champagnerflasche, „Willst du auch was? Warte ich gebe dir auch ein Glas“. Es dauerte nicht lange und Shou hatte ein randvolles Glas in seiner Hand. Er verstand die Situation immer noch nicht. Verwirrt setzte er sich auf das blutrote Sofa. „Ich verstehe immer noch nicht... Warum bist du hier... Warum hast du?“, fragte er erneut. „Weißt du Shou“, meinte Hiroto plötzlich furchtbar ernst, sodass er eine Gänsehaut bekam, „mir ging es immer gut, so lange du glücklich warst. Es war wirklich okay für mich. Ich mochte Ayame sogar... Einfach weil sie dir gut tat... Aber jetzt... DAS hier tut dir nicht gut“. „Woher willst du das wissen?“, plötzlich wurde Shou unglaublich wütend. Was wusste Hiroto denn? Er hatte doch keine Ahnung, wie das war, wenn man auf diese Art und Weise verlassen wurde. Er hatte keine Ahnung wie das war, wenn man plötzlich begehrt wurde. Und genau das warf er ihm alles vor die Füße. „Ich wusste, dass du so reagieren würdest“, erklärte Hiroto lediglich zu den ganzen Beschuldigungen„, deswegen hab ich mich auch hierfür entschieden“. Aus seiner Hosentasche zog er eine Rolle mit Geldscheinen, welche er auf den Tisch vor ihnen legte. „Bist du bescheuert?“, schrie Shou, „Was glaubst du, was du hier machst?“ „Was ist bescheuert daran?“, jetzt wurde auch Hiroto lauter. Sie hatten sich noch nie wirklich gestritten, sodass sich Shou für einen kurzen Moment über Hirotos Stimme wunderte, „Wieso kann ich nicht für deine Liebe bezahlen, so wie jede andere Tussi hier auch? Wieso? Ich zahl dir mehr, viel, viel mehr. Alles was ich habe!“, plötzlich begann seine Stimme bedrohlich zu zittern, „Ich liebe dich... Schon so lange... und wenn es dir um das Geld geht, dann gebe ich es dir, so viel du willst...“ „Darum geht es doch nicht“, rief Shou dazwischen. Mittlerweile überkam ihn ein Gefühl der Panik. Die Ereignisse überforderten ihn. Hiroto der scheinbar betrunken war, Hiroto der ihm ein Haufen Geld vor die Füße warf, Hiroto der ihm erzählte, dass er schon ewig in ihn verliebt war... „Was ist es dann? Was?“, irgendetwas zog sich seinem Inneren zusammen, als er seinen Freund verzweifelt sah, „Ich mache alles, einfach alles!“ „Ich kann das nicht... Ich kann das nicht mit dir...“, murmelte er. Mittlerweile breitete sich ein stechender Schmerz in seinem Kopf aus. „Ist es weil ich ein Kerl bin? Wenn das wirklich ein Problem gewesen wäre, hättest du das Geld nicht angenommen“, fragte Hiroto unter Tränen, „Es liegt an mir oder? Du willst mich nicht oder?“ Shou schwieg. Er wusste einfach nicht was er machen sollte, er war einfach überfordert. Vor ihm stand einer seiner besten Freunde, weinend und sagte ihm, dass er ihn liebte. Wer wusste schon, wie man am besten bei solcher Sache reagieren sollte? „Wir sind Freunde... Seit Jahren... Du bist unser Küken und wie ein...“, versuchte er sich zu erklären. „Ich kann dir nichts bieten... Das ist es was du meinst oder?“, versuchte Hiroto die Situation zusammen zu fassen. Hektisch stand er wieder auf und lief ein paar Schritte durch das Zimmer. Shou schwieg einfach. Diese Kopfschmerzen, seine Gedanken liefen Amok in seinem Kopf. Einen Moment lang schwieg auch Hiroto und es entstand eine bedrückende Stille. Beim genauen Hinhören, hätte man sogar den Luftbefeuchter hinter dem großen Vorhang hören können. „Als ich vorhin gesagt hatte, dass ich alles machen würde... habe ich das auch so gemeint“, flüsterte Hiroto irgendwann, „Wenn ich nicht das Küken wäre, wäre es anders oder?“ Er hatte das Gefühl, dass sein Kopf jeden Moment explodieren würde. Auch Hirotos Stimme drang nur noch verschwommen zu ihm durch. „Ja... So kann ich das nicht... Es tut mir Leid... Ich“, versuchte er sich zu erklären. Wenn nur diese Kopfschmerzen aufhören würden. „Schon okay“, sagte Hiroto, obwohl rein gar nichts okay war, „Ich bringe das in Ordnung. Ich stehe zu meinem Wort“, seine Stimme war mit einem Mal viel fester, „Ich will nicht, dass mir wieder jemand zuvor kommt“. Seine teure Lederjacke machte ein knarzendes Geräusch als er sie anzog. Shou hatte sich währenddessen kaum bewegt. „Ich komme heute Abend wohl nicht nach Hause“, sagte er noch im Türrahmen stehend, „Das Geld kannst du behalten, es ist immerhin deins“. Ich starrte das Bündel Geld vor mir an. Mein bester Freund hatte sich wieder an seinen mittlerweile kalten Tee gekrallt. Es war wirklich eine Menge Geld, das sah ich auch ohne zu fragen, wie viel es genau war. Dass Hirotos Eltern reich waren, war kein Geheimnis. Aber selbst für ihn war das nicht wenig. „Ich wusste einfach nicht was ich sagen sollte“, sagte Shou irgendwann wieder neben mir, nach einer längeren Pause, „Wir sind schon so lange befreundet, wir wohnen seit fast zwei Jahren zusammen und ich habe nie etwas gemerkt. Er war immer unser Küken und wie ein kleiner Bruder für mich.“ Und mit einem Mal wurde mir klar, was Hiroto bei Tora gemeint hatte. „Scheiße“, murmelte ich. „Könnt ihr mit mir schlafen?“ „Er will mich nicht...“ „Shou will mich nicht... nicht so“ „Ja... ich bin zu langweilig... er will mich so nicht“ „Ja das kannst du laut sagen“, seufzte Shou, „und zu Hause ist er auch nicht. Ich hab keine Ahnung wo er hin ist. Erreichen tue ich ihn auch nicht und ich...“ „Er ist bei Tora und Saga“, unterbrach ich ihn, „Wir müssen sofort zu ihm“ „Was? Wieso?“, Shou war die Verwirrung ins Gesicht geschrieben. Aber auch Reita schaute mich fragend an und konnte meine Gedankensprünge anscheind nicht nachvollziehen. „Er hat Saga und Tora gebeten mit ihm zu schlafen“, erklärte ich. „Aber... Wieso?“, stotterte mein bester Freund, „Ich verstehe nicht“ „Erkläre ich dir unterwegs“, sagte ich und stand auf, „wir müssen uns beeilen, bevor es zu spät ist“. „Ich fahr euch“, sagte Reita direkt. Shou klingelte Sturm. Für einen kurzen Moment machte ich mir um die Nachbarn Gedanken. Vom inneren der Wohnung hörte man lautes Stampfen und wenig später riss Saga sichtlich genervt die Tür auf. Shou starrte einen kurzen Augenblick auf Sagas freien Oberkörper und spärlich bekleidete Hüfte, ehe er einfach in die Wohnung stürmte. „Wo ist er?“, schrie er schon beinahe und sah sich wütend um. „Ja kommt doch alle rein. Heute ist sowieso Tag der offenen Tür bei uns, kommt doch alle rein“, sagte Saga genervt. „Wo ist er?“, wollte Shou wissen und kam gerade aus dem Wohnzimmer wieder. Sein Blick streifte die Schlafzimmertür. Keine zwei Sekunden riss er auch diese Tür auf und blieb kurz wie versteinert stehen. „Was... machst du hier?“, fragte Hiroto geschockt und zog reflexartig die Bettdecke an sich. Sein Blick huschte von Shou zu mir und er sah mich verletzt an. Auch Tora neben ihm schien verwirrt. „Das sollte ich eher dich fragen“, erwiderte Shou wütend, weswegen Hiroto erschrocken zusammen zuckte. Mittlerweile stand er neben ihn und wollte ihm am Handgelenk aus dem Bett ziehen, ehe sein Blick auf die leere Kondompackung fiel. „Was soll das hier? Geht es dir noch ganz gut?!“ „Du tust mir weh“, gab Hiroto von sich, was Shou aber ignoriert. Ich erkannte meinen besten Freund nicht wieder. Noch nie zuvor hatte ich ihn so wütend erlebt. „Ich hab dich gefragt, was das hier ist?!“, schrie dieser weiter, während er Hiroto weiter schüttelte. „Shou lass ihn, du tust ihm weh“, mischte sich jetzt Tora ein und versuchte Shou von Hiroto los zu bekommen. „Fass mich nicht an!“, schrie Shou aufgebracht, holte aus und traf Tora im Gesicht. Mit wenigen Schritten war Saga neben Shou und drückte ihn gegen die Wand. „Pass auf, was du dir raus nimmst“, zischte er, „wenn du ihm noch einmal so zu nahe kommst, breche ich dir jeden einzelnen Knochen“. „Du widerst mich an“, konterte Shou unbeeindruckt, „Wie konntest du? Wie konntet ihr? Ich hab nie etwas gegen euren Lebensstil gesagt. NIE! Aber DAS geht einfach zu weit. Wie konntet ihr?“ „Wenn du mir gerade unterstellst, dass wir seine verwirrte Lage ausgenutzt haben“, zischte Saga weiter, „an der übrigens DU Schuld bist, dann muss ich dich leider enttäuschen. Wir haben ihm lediglich einen Schrecken eingejagt.“ Schnaubend ließ er von Shou ab. Dass Saga wütend war, sah man ihm deutlich an. Sein Körper bebte irgendwie. Erst als er bei Tora war und dessen Gesicht begutachtete, beruhigte er sich wieder. „Ich konnte es nicht, es tut mir so leid“, flüsterte Hiroto mit dieser zitternden Stimme, „Ich dachte ich schaffe das. Ich hatte es dir doch versprochen…“ „Was hast du dir dabei gedacht?“, fragte Shou und schloss seinen Freund etwas schüchternd in die Arme, „Ich hab das nie von dir verlangt.“ „Aber du meintest...“, schluchzte Hiroto, „dass ich zu wenig Erfahrung habe und...“ „Nein das meinte ich eben nicht“, wurde er sofort unterbrochen und ihm die Tränen aus dem Gesicht gestrichen, „Du bist für mich wie ein kleiner Bruder. Deswegen... konnte ich das nicht. Du hast mich einfach überrumpelt. Du bist doch einer meiner besten Freunde. Gib mir einfach etwas Zeit okay, um mit der Situation klar zu kommen, ja?“ Hiroto nickte und krallte sich noch ein wenig stärker in Shous Hemd, sodass er es völlig zerknitterte. Sein Körper erzitterte immer noch durch vereinzelte Schluchzer, wurde aber langsam ruhiger. Leise verließ ich zusammen mit Saga und Tora das Schlafzimmer. Reita hatte sich mittlerweile ins Wohnzimmer gesetzt. Genau da, wo ich vor ein paar Stunden noch gesessen hatte. Während sich Tora einen Bademantel aus dem Badezimmer geholt hatte, saß uns Saga noch immer nur in seinen knappen Shorts gegenüber. „Zeig mal“, forderte er leise und zog Toras Gesicht an dessen Kinn zu sich. „Es geht schon“, murmelte dieser, verzog aber kurz die Miene, als sein Freund die angeschwollene Stelle entlang strich. „Ich hole dir eben etwas Eis“, sagte er und stand direkt auf. „Es tut mir Leid, dass ich ihn hier her gebracht habe“, entschuldigte ich mich. „Nein, nein“, kam es aber jedoch direkt von Tora, „Sie können das besser jetzt regeln, als irgendwann später“. Reita und ich hatten gerade etwas zu trinken abgelehnt, als Shou aus dem Schlafzimmer kam und mehr als verunsichert im Türrahmen stehen blieb. „Willst du nichts sagen?“, fragte Saga bissig. „Es... tut mir leid!“, sagte er direkt und verbeugte sich sogar tief, „Ich hab überreagiert und es tut mir wirklich sehr leid“. „Geht doch“, grummelte Saga, „und jetzt setz dich“. Dass Shou die Situation immer noch sehr unangenehm war, verriet seine ganze Haltung. Ich wollte mir erst gar nicht ausmalen wie Hiroto fühlen musste, weswegen ich mich auch dafür entschied, mit Reita nach Hause zu fahren. Wir boten Shou noch an, ihn mitzunehmen, aber er wollte Hiroto in seinem Zustand nicht alleine lassen. „Ich fahre mit Hiroto mit der Bahn nach Hause“, erzählte er mir unter vier Augen im Flur, „danke für alles.“ „Dafür sind Freunde doch da“, meinte ich zu ihm und umarmte ihn einmal freundschaftlich, „Ich hoffe es geht ihm bald besser“ „Ja ich hoffe es auch“, seufzte er nervös. „Sei ehrlich zu ihm und vor allem ehrlich zu dir“, riet ich ihm. „Ja...“, murmelte er, „Es ist noch etwas komisch gerade“ „Ihr schafft das schon“, meinte ich aufmunternd zu ihm. „Ja... Ich hoffe es“, flüsterte mein bester Freund nervös. Draußen seufzte ich einmal laut und atmete tief durch. „Alles okay bei dir?“, fragte Reita leise, als wir zum Auto liefen. „Ja ich glaube schon“, meinte ich leise und in Gedanken. Stillschweigend nahm er meine Hand und drückte sie ganz leicht und ließ mir damit meine nötige Zeit. „Danke“, flüsterte ich und spürte kurz drauf erneut einen leichten Händedruck, der mir mehr sagte, als Worte es hätten tun können. Kapitel 21: Happy Birthday -------------------------- Kapitel 21 Happy Birthday Life is like a piano...the white keys are happy moments, the black keys are sad moments. But when played together, it makes the beautiful song of life. Draußen seufzte ich einmal laut und atmete tief durch. „Alles okay bei dir?“, fragte Reita leise, als wir zum Auto liefen. „Ja ich glaube schon“, meinte ich leise und in Gedanken. Stillschweigend nahm er meine Hand und drückte sie ganz leicht und ließ mir damit meine nötige Zeit. „Danke“, flüsterte ich und spürte kurz drauf erneut einen leichten Händedruck, der mir mehr sagte, als Worte es hätten tun können. Manchmal kam ich mir vor wie in einem schlechten Dorama, wenn ich mir so das Geschehen um mich herum und in meinem Freundeskreis ansah. Hätte ich die Ereignisse im Fernsehen aus sicherer Entfernung betrachtet, hätte ich wahrscheinlich ungläubig den Kopf geschüttelt, umgeschaltet und mir gedacht, wie unlogisch und übertrieben das Ganze doch war. Aber die letzten Wochen hatten mir gezeigt, dass das Leben unlogisch und übertrieben sein konnte. „Ich kann das immer noch nicht ganz glauben“, meinte Shou in einer unseren vielen Freistunden, während er den Rest seines Saftes aus seinem Trinkpäckchen saugte. „Kam ja auch ganz schön überraschend und krass auf einmal“, sagte ich und biss in mein Brötchen. „Könntest du das?“, fragte er mich und sah mich mit großen Augen an. Ich brauchte einen Moment, ehe ich wusste was er meinte. „Nein ich denke nicht, dass ich das könnte“, meinte ich ehrlich, „er muss dich wirklich sehr lieben, wenn er das für dich tun wollte“. Nervös und verlegen spielte mein bester Freund mit den Zipfeln seines Trinkpäckchens. „Wenn ich nur daran denke, dass ich... zu spät hätte kommen können. Oder, dass er zu wem jemand anderem als Saga und Tora hätte gehen können...“, murmelte er schon beinahe undeutlich, „Ich glaube das hätte ich mir nie verzeihen können.“ „Wie läuft es denn zwischen euch derzeit?“, fragte ich vorsichtig nach. „Eigentlich ganz normal“, erzählte er mir, „wir reden nicht wirklich über den Vorfall und tun so als wäre nie was gewesen. Aber irgendwie ist es anders. Als würde ich ihn...“ „Mit anderen Augen sehen?“, wollte ich von ihm wissen. „Ja genau!“, bestätigte er meine Vermutung, „Es sind so Kleinigkeiten die mir vorher nie aufgefallen sind, obwohl wir uns schon so lange kennen und zusammen wohnen. Und irgendwie hab ich Angst, dass er das merken könnte“ „Wieso?“, fragte ich knapp. „Ich weiß nicht so recht. Mir ist das irgendwie peinlich“, gestand er leise. Es herrschte eine kurze Stille, ehe er mich beinahe schon verzweifelt anschaute. „Wie merkt man als Kerl... dass man in einen anderen Kerl verliebt ist?“ Für einen Moment schaute ich ihn schockiert an, weil ich mit dieser Frage nicht so früh gerechnet hatte. Sichtlich nervös kaute er auf dem durchsichtigen Strohhalm herum. „Das ist nicht... sehr viel anders als bei einem Mädchen auch. Man ist nervös... in der Gegenwart des anderen und weiß nicht so recht, wie man sich verhalten soll“, wenn ich an meine Begegnungen mit Reita damals dachte, kam ich mir immer noch wie ein totaler Trottel vor, „Egal was man sagt... im Endeffekt kommt einem das total idiotisch vor. Und wenn man glaubt, dass es keiner merkt, dann beobachtet man die Person und alles kommt einem wie in Zeitlupe vor. Aber wenn man dann doch dabei erwischt wurde, dann wird man tierisch nervös und unsicher und kommt sich noch idiotischer vor. Und falls der andere dir seine Aufmerksamkeit plötzlich widmet und wenn es nur etwas ganz Banales, wie ein Lachen oder eine gemeinsame Unternehmung wie Karaoke oder so ist, dann klopft dein Herz ganz stark und man kaum atmen“, Reita hatte mich damals nur länger als gewöhnlich anschauen müssen und das Blut hatte in meinen Ohren angefangen zu rauschen, „Aber das Schönste ist, wenn man damit nicht alleine ist... sondern zu zweit. Dann kommt einem alles viel toller vor, weil du plötzlich ein Teil von etwas bist, weil jemand da ist der dich braucht und liebt. Man kann sein Glück kaum in Worte fassen...“ Jetzt war ich derjenige, der verlegen auf den Tisch starrte. Shou war plötzlich unglaublich still. „Aber ich glaube, sobald man sich diese Frage stellt, wie das ist, weiß man die Antwort eigentlich schon“, fügte ich noch vorsichtig hinzu. Seufzend bettete mein bester Freund sein Gesicht auf seine Handinnenflächen. „Ich weiß nicht was ich machen soll“, erklärte er mir zögernd, „wir sind so gute Freunde und ich will ihn nicht verlieren. Und ich habe Angst... ihn zu enttäuschen oder gar zu verletzen. Ich hab doch von nichts eine Ahnung, verstehst du? “ „Ja das verstehe ich sehr gut“, meinte ich ebenfalls seufzend. Die Situation war wirklich äußerst verstrickt. „Was soll ich denn jetzt machen?“, fragte er mich sichtlich verzweifelt. „Du musst dir ganz sicher sein, was du für ihn empfindest. Und du solltest dabei sehr ehrlich zu dir und vor allem zu ihm sein“, riet ich ihm, „denn das wäre nur fair“. Shou nickte schweigend und schien kurz zu überlegen. „Ich glaube ich brauche Zeit um... damit klar zu kommen und um das ganze zu verstehen“ „Glaub mir... die braucht jeder“. Es geschah eines Morgens, während eines gemeinsamen Frühstücks von Reita, Uruha und mir, da Kai bei Miyavi und Aoi arbeiten war, wo Uruha von jetzt auf gleich sein Brot sinken ließ und mich geschockt anstarrte. „Wenn du Geburtstag hast“, begann er, „dann schreiben wir alle gerade unsere letzten Klausuren! Wie sollen wir denn nun deinen ersten Geburtstag hier feiern?“ Er wirkte ernsthaft schockiert. Ich vielmehr über seinen plötzlichen Gedankengang. „Ist doch nicht so schlimm“, meinte ich. Wenn ich ehrlich war, dann hatte ich mich gar nicht mit dem Gedanken auseinander gesetzt. Eher damit, ob und wie ich die ganzen Prüfungen schaffen sollte. Uruha schien darüber noch schockierter. „Reita“, richtete er sich plötzlich an meinen Cousin, „was sagst du denn dazu?“ Dieser blickte seinen besten Freund unbeeindruckt von seiner Cornflakesschüssel herauf an. „Also ich hab schon was geplant“, meinte er mit vollem Mund und zuckte mit den Schultern. Jetzt war ich derjenige, der verwundert war. Fragend schaute nicht nur ich ihn an. „Ja was?“, fragte er schon beinahe sauer, „glaubst du, dass ich nicht weiß wann mein eigener Freund Geburtstag hat und dass ich mir keine Gedanken um ein Geschenk mache?“ Jetzt wirkte Uruha um einiges nervöser. „Hast du denn schon ein Geschenk?“, wollte er direkt wissen und Reita zögerte einen Moment, während er seine Cornflakes immer wieder mit dem Löffel zum Ertrinken brachte und mit einem „Vielleicht“ antwortete. „Also doch noch nichts“, grinste Uruha siegessicher und erntete einen bösen Blick von seinem besten Freund. „Macht euch bitte keinen Stress deswegen“, gab ich schon beinahe kleinlaut von mir, „dass ich hier wohnen kann mit euch ist schon Geschenk genug. Ich brauche wirklich nichts. Alles was ich brauche, hab ich... doch schon“ Kurz darauf hatte ich Reitas Lippen auf meinen, mit einem ganz leicht süßlichen Milchgeschmack, und wieder dieses tobendem Gefühl in meinem Bauch. Ich hatte wirklich nichts Explizites, was ich mir wünschte, egal wie oft ich das gefragt wurde. Und trotzdem standen alle am ersten Februar grinsend in der Küche, jeweils mit einem kleinen Päckchen in der Hand und das obwohl ich der einzige war, der heute für seine Prüfung in die Uni musste. Es waren alles Kleinigkeiten. Aber ich sah auf den ersten Blick, dass sie von Herzen kamen, weil es eben diese Kleinigkeiten waren, die ich nur nebenbei einmal erwähnt hatte. „Danke Leute“, meinte ich und freute mich wirklich. Leise öffnete ich die Zimmertüre von mir und Reita, um die Geschenke wegzubringen, ohne ihn zu wecken. Vorsichtig legte ich die kleinen Pakete auf den Schreibtisch und wollte mich gerade wieder aus dem Zimmer schleichen als sich mein Cousin plötzlich im Bett aufsetzte, mich am Fuß festhielt und mich beinahe damit zu Tode erschreckte. „Wie spät ist es?“, fragte er und schien leicht verwirrt. „Kurz vor sieben“, antwortete ich ihm und drückte ihm einen Guten-Morgen-Kuss auf, während er immer noch verwirrt zu sein schien, „Ich wollte dich nicht wecken, schlafe ruhig weiter“ Ich war schon beinahe zu Tür raus, als er plötzlich hinter mir stand. „Warte“, meinte er, tapste auf mich zu und zog mich noch einmal am Arm zurück ins Zimmer, „du kannst doch nicht einfach gehen. Doch nicht heute“. Kurz darauf war er derjenige, der mir einen Kuss auf meine Lippen hauchte, aber weitaus leidenschaftlicher, wie ich zuvor. „Alles, alles, alles, alles, alles Gute zum Geburtstag“, wünschte er mir und umarmte mich schon beinahe stürmisch, ehe er wieder ruhiger wurde, „Ich liebe dich und ich hoffe, dass ich deinen nächsten Geburtstag genauso wie jetzt feiern kann... Als dein Freund“ Bei seinen Worten schmolz ich beinahe in seinen Armen. „Danke... ich dich auch“, murmelte ich ergriffen und versteckte mein Gesicht kurz an seiner Brust, „Ich muss jetzt zu meiner Prüfung“ „Viel Erfolg! Du schaffst das auf jeden Fall“, sagte er mir, ehe seine Lippen mein Ohr streifte, „mein Geschenk bekommst du nach der Prüfung“. Die Prüfung lief erstaunlich gut, obwohl mir zwischenzeitig immer wieder Reitas letzter Satz durch den Kopf spuckte. Dann wurde mir immer heiß und ich musste meinen Kugelschreiber beiseite legen. Vor dem Hörsaal war noch ein reges Treiben. Kaum war ich draußen wünschten die ersten mir alles Gute zum Geburtstag und erkundigten sich, wie die Prüfung bei mir gelaufen war. Shou kam auch aufgeregt zu mir und schwärmte davon, wie gut die Prüfung gelaufen war und dass wir uns noch einmal bei Tora bedanken mussten. Dass ich ihm nicht wirklich zuhörte, schien er irgendwann zu merken, denn plötzlich grinste er und klopfte mir freundschaftlich auf die Schulter, mit dem Kommentar „Los geh schon nach Hause und pack dein letztes Geschenk aus“. Augenblicklich breitete sich eine leichte Röte in meinem Gesicht aus. „Danke“, meinte ich und wedelte noch einmal mit seinem Geschenk, „auch hier für!“ Zum Abschied winkte er mir noch einmal, aber ich war schon die Treppe runter geeilt. Ich war noch nicht ganz von dem Unigelände runter als mein Handy den Eingang einer Email meldete. >Deine Prüfung ist jetzt seit 15 Minuten vorbei und ich bin sicher, dass die gut verlief, weil du mich sonst schon angerufen hättest. Deswegen kannst du jetzt zu dem Ort fahren, wo wir uns hier das erste Mal gesehen haben und den ersten Teil deines Geschenkes abholen. R♥R< Grinsend ließ ich mein Handy wieder zurück in meine Hosentasche gleiten. Es war erstaunlich wie gut er mich mittlerweile kannte. Ich musste nicht lange überlegen, denn unsere erste gemeinsame Begegnung hier in Tokyo hatte sich tief in mein Gedächtnis eingebrannt, sodass ich die nächste U-Bahn zum Hauptbahnhof nahm. Es war voll wie immer, sodass ich einen Moment brauchte, um mich zu orientieren. Als erstes ging ich zu dem Gleis, an dem er mich damals abgeholt hatte und schaute mich dort um, jedoch ohne Erfolg. Nirgends war ein Hinweis, der mich weiter bringen könnte. Ich versuchte mich genau an die Situation von damals zu erinnern. Gedankenverloren lief ich zum Abschnitt F. Genau hier hatte Reita mir damals die Augen zu gehalten... Verwirrt drehte ich mich im Kreis. Solange bis mir irgendwann der kleine Hinweis an der Werbetafel neben mir auffiel. Beinahe hätte ich den kleinen Aufkleber mit der „ R♥R“-Aufschrift nicht gesehen. Es sah sicherlich bescheuert aus, wie ich inmitten des Bahnhofes um diese Anzeigetafel herum lief und sie überall abtastete. Unter der Tafel wurde ich endlich fündig. Es dauerte ein wenig, bis ich den Klebestreifen aufgeknibbelt hatte und einen kleinen Schließfachschlüssel in der Hand hielt. Irgendwie kam ich mir wie in einem schlechten Actionfilm vor, als ich nervös das Schließfach öffnete und nur einen großen braunen Briefumschlag darin vorfand. „Wenn du das hier liest, dann hast den ersten Teil deines Geschenkes gefunden. Ich hab lange überlegt was ich dir schenken wollte, weil es wirklich von Herzen kommen sollte. Deswegen schenke ich dir ein Stück meiner Vergangenheit. Die ersten beiden Kapitel müssten für den Weg dort hin reichen wo du damals warst, als ich während der Suche nach dir durch die Hölle gegangen bin. R♥R“ Ich konnte es wirklich nicht glauben, als ich kurz die vielen Seiten in meiner Hand durchblätterte, aber ich hielt wirklich den ersten Teil von Reitas Kurzgeschichte in den Händen. Mit einem Mal wurde mir unglaublich heiß. Das was auf diesen Seiten versiegelt war, war so intim... fast wie ein Tagebuch. Ich brauchte einen Moment um mich wieder zu fangen. Sorgfältig packte ich die Blätter wieder zurück in den Umschlag und las den kleinen Zettel ein zweites Mal. Reita hatte mich nur einmal wirklich suchen müssen. Ich erinnerte mich nur ungern an diesen Tag zurück. Mit dem Umschlag an mich gepresst betrat ich die Bahn in Richtung Shibuya und suchte mir einen Platz hinten in der Ecke. Bevor ich zu lesen begann, atmete ich noch einmal tief durch. Schon nach den ersten paar Abschnitten war mir klar, dass es in dieser Story eindeutig um Reitas letzte Beziehung mit Takeru ging. Die Namen waren zwar andere, aber es war nicht scher herauszulesen, was zwischen den Zeilen stand. Nervös drehte ich das unschuldige Blatt Papier um und atmete noch einmal tief durch. Meine Hände waren ganz schwitzig und mein Kopf unglaublich heiß. Ich war nervös, sehr sogar. Nicht weil ich Angst hatte, vor dem was dort stand, sondern vielmehr, weil ich wusste, dass es Reitas intimsten Gedanken waren. Und gleichzeitig freute ich mich still in meinem Inneren, weil es der größte Vertrauensbeweis war, den mir jemals jemand gemacht hatte. Beinahe hätte ich meine Station verpasst, weil ich immer noch eine halbe Seite vor mir hatte. Zwischenzeitig hatte ich das Lesen immer unterbrechen müssen, da einige Stellen weitaus intimer gewesen waren, als ich vermutet hatte. Mit den Massen wurde ich einfach rausgespült. Draußen kniff ich kurz meine Augen zusammen und kramte direkt nach meiner Sonnenbrille, um die letzte halbe Seite endlich lesen zu können. In meinem Inneren krampfte sich alles bei den Sätzen zusammen. Ich hatte nie gewusst, wie es tatsächlich zwischen Reita und Takeru zu Ende gegangen war – aber jetzt wusste ich es. Mit einem komischen Gefühl im Bauch lief ich die Straßen entlang. Kurz überlegte ich sogar, mich bei meinem Cousin zu melden. Aber was hätte ich ihm groß sagen sollen? Ich hatte gerade den Laden betreten, da kam mir schon Saga aufgeregt auf mich zu. „Ah du hast es verstanden, wie ich sehe“, meinte er direkt und umarmte mich einmal. Danach verschwand er wieder hinter der Theke und kramte einen weiteren braunen Umschlag hervor. „Bitte sehr! Ich war ja schon sehr verwundert als Reita heute morgen hier mit dem Umschlag stand, aber die Idee mit der Schnitzeljagd ist einfach zu süß“, sagte er zu mir und grinste breit, „viel Spaß damit.“ Dankend lehnte ich einen Kaffee ab und öffnete stattdessen ungeduldig draußen den Umschlag. „Hey Süßer! Wie geht es dir? Ich hoffe gut... Ich selbst bin gerade sehr nervös, wenn ich ehrlich bin, weil mir bewusst ist, dass du den Anfang schon gelesen hast. Die nächsten drei Kapitel sind für deinen weiteren Weg. Dort hin wo ich für einen Tanz lang eine andere, aufregende Seite von dir kennengelernt habe! R♥R“ Jetzt konnte ich mir ein Grinsen nicht wirklich verkneifen. Dieser Abend war damals wirklich aufregend gewesen. Nur bei dem Gedanken daran wurde mir heiß. Es war einer der wenigen Momenten gewesen, in denen ich Reita wirklich passiv erlebt hatte. Jetzt kribbelte mein ganzer Körper bis in die Fingerspitzen. Auf die nächste Bahn musste ich zehn Minuten warten, weswegen ich schon beim Warten mit dem Lesen begann. Nach den ersten paar Absätzen war mir unweigerlich klar, dass ich bei dem dunkelsten Teils seiner Vergangenheit angekommen war. Für einen kurzen Moment fragte ich mich, ob Reita das nächste Ziel wegen dem Anfang ausgesucht hatte, da es sich um den gleichen Schauplatz handelte. Und irgendwie war es schon beinahe beängstigend, weil ich dem fiktiven Reita quasi mit durch den Club folgen konnte, wie ein Schatten. Ich stand mit ihm auf der Tanzfläche und bewegte mich zum Rhythmus, zog dabei allerlei Blicke auf mich und ließ mich mehr als bereitwillig von einem Fremden eindeutig antanzen. Als urplötzlich die Bahn vor mir einfuhr erschreckte ich mich beinahe zu Tode und wurde wieder in die Realität zurück katapultiert. Meine Herz raste, wie ich feststellen musste, als ich die Bahn betrat und den erstbesten Sitzplatz ansteuerte. Nach wenigen Sekunden befand ich mich wieder in dem vollen und von Körpern erhitzten Club, und sah Reita dabei zu, wie er mit dem Fremden ein paar Wörter wechselte, ehe sie die Tanzfläche verließen und in den Nebenraum verschwanden. Bei meinem eigenen und realen Besuch war mir dieser gar nicht aufgefallen, schoss es mir durch den Kopf. Und für einen kleinen Moment überlegte ich, ob ich diese Stelle der Story nicht überspringen sollte. Tief durchatmend, um den kleinen Orkan in meinem Inneren zu beruhigen, las ich Wort für Wort weiter in Reitas dunkler Vergangenheit. Die Szenen waren nicht immer wirklich lang, was auch damit zusammen hängen musste, dass Reita selbst wohl einige Lücken hatte, was sein Gedächtnis betraf besaß. Das einzige, was klar formuliert war, waren seine Gedanken zu seinem Zustand und diese raubten mir beinahe den Atem. In mir wuchs das Verlangen die fiktive Person zu schütteln, sie anzuschreien, nur damit sie mit dieser Selbstzerstörung aufhörte. Wir hatten damals in der Schule einige Filme zur Abschreckung, was Drogen und Ähnliches betraf, sehen müssen, aber ich war immer davon ausgegangen, dass das alles viel zu weit weg von mir war, dass ich damit nie in Berührung kommen würde. Und jetzt zu lesen, dass Reita an seinem Tiefpunkt selbst davor nicht zurück geschreckt war, brach mir das Herz. Auch wenn es sich genau genommen nur um Kleinigkeiten handelte, erfüllte es mich trotzdem mit Schmerz, weil ich zwischen den Zeilen sein Leid lesen und spüren konnte. Seine ganze Verzweiflung, den Hass auf die Welt und vor allem auf sich selbst. Und mit einem Mal wurde mir auch klar, warum Reita und Uruha eine so innige Bindung zueinander hatten. Einfach weil dieser ihn nie im Stich gelassen hatten, egal wie unfair und boshaft er zu ihm gewesen war, hatte er ihn immer wieder vom Boden aufgehoben und ihm gesagt, dass er ihn nicht aufgab. In meinem Inneren dankte ich Uruha bei den Zeilen so unglaublich sehr, dass ich nicht einmal wusste, wie ich es in Worte hätte verpacken sollen. Als ich meine Endstation erreichte, war ich schon seit knappen fünf Minuten fertig mit dem Lesen und hing nur noch meinen Gedanken nach. Das ‚Crystal’ erreichte ich irgendwie automatisch, ohne dass ich mir große Gedanken über den Weg gemacht hatte. Und es breitete sich ein angenehmes Gefühl in mir aus, als ich wieder den kleinen Aufkleber mit der „ R♥R“-Aufschrift erblickte, direkt an der Tür neben dem bulligen Türsteher. Eingeschüchtert schaute ich zwischen ihm und dem Aufkleber immer hin und her, bist er mich freundlich fragte: „Bist du Ruki?“ „Ähm, ja bin ich“, antwortete ich ihm nervös. Augenblicklich begann er zu grinsen und öffnete seine massive Lederjacke um einen weiteren, jedoch sehr zerknitterten Umschlag, hervor zu holen. „Der ist dann wohl für dich“, meinte er, „viel Spaß damit, was immer da auch so Geheimnisvolles drin ist.“ Ich bedankte mich schnell mit einer kleinen Verbeugung, ehe ich den Umschlag zittrig aufriss. „Hey du! Ich weiß gerade nicht wirklich was ich zu dir sagen soll, weil ich einfach nur inständig hoffe dass du mich nach den letzten Seiten trotzdem noch magst. Ich habe lange überlegt, ob ich dir wirklich alles zeigen soll, aber ich will vor dir keine Geheimnisse haben und einfach nur neu anfangen. Das ist hier der vorletzte Umschlag und dein letztes Rätsel. Der Inhalt sollte für die Fahrt dort hin reichen, wo ich dir schon einmal ein Häppchen meiner Vergangenheit gezeigt hatte. Man wartet dort auf dich mit einem Getränk deiner Wahl. R♥R“ Erleichtert stellte ich fest, dass Reita versucht hatte, auf die Rückseite eine kleine Karte von dem Weg von der U-Bahnstation zur Cocktailbar zu malen. Denn dank des letzten Satzes wusste ich zwar wo ich hin musste, aber wenn ich ehrlich war, hatte ich absolut keine Ahnung mehr, wie ich dort hinkommen sollte. Es war wirklich erstaunlich, wie gut er mich mittlerweile kannte. Mit schnellen Schritten lief ich den Weg zur nächsten Station und erwischte gerade eben noch die nächste Bahn, dafür jedoch keinen Sitzplatz mehr. In der vollen Bahn kam ich durch das ständige Ein- und Aussteigen anderer Fahrgäste immer wieder durcheinander. Als ich dann plötzlich auf mein eigenes fiktives Ich stieß, rutschte mir das Herz in die Hose. Es war merkwürdig zu lesen, was Reitas damals über mich gedacht hatte. Es war wie eine Reise in die Vergangenheit. Ich erlebte die ganze Woche mit Reita bei mir noch einmal, nur aus einem anderen Blickwinkel. Hier und da musste ich grinsen. Die Gedankengänge meines Cousins waren vereinzelt wirklich niedlich. Damals war mir das Ganze zwischen uns nicht so bewusst gewesen, jetzt war ich schon in der Lage die kleinen Anzeichen zu erkennen, die er beschrieben hatte. Anhand der Sorgfalt seiner Schrift und der vereinzelten Skizzen am Papierrand wusste ich, dass er die Kapitel wohl während der Autorückfahrt geschrieben haben muss. Ich wusste es heute noch, wie verwirrt ich nach seinem letzten Kuss damals gewesen war. Aber ich hätte nie gedacht, dass er sich damals nicht wirklich anders gefühlt hatte. Mit einem kleinen Lächeln im Gesicht betrat ich das gemütliche Café und über mir läutete auch direkt die Besucherklingel. Mein Blick glitt automatisch zu dem kleinen Zweiertisch in der Ecke, wo ich das letzte Mal mit Reita gesessen hatte. An der kleinen Blumenvase lehnte ein Zettel mit dem vertrauten „ R♥R“ und daneben lag auch mein letzter brauner Briefumschlag. Das Herz klopfte mir bis zum Hals, als ich mich setzte und den Umschlag in die Hand nahm und ein paar Mal drehte. Vorsichtig öffnete ich ihn und nahm den Stapel Papier heraus. „Wenn du das hier liest, dann bist du an deinem vorletzten Ziel angekommen. Ich fasse mich kurz, weil ich vor lauter Nervosität gerade sterbe. Deswegen bitte ich dich die letzten Kapitel zu lesen und zu mir nach Hause zu kommen. Ich warte dort auf dich! R♥R“ Ich war gerade bei der Mitte der ersten Seite angekommen, als Shinpei zu mir rüber kam und mich fragte, ob ich etwas trinken wolle. „Einen KiBa bitte“, meinte ich und las direkt weiter. Ich hätte es Reita nicht wirklich zugetraut, aber er hatte einen schönen Schreibstil. Man war so unglaublich schnell in seiner Story drin und es las sich alles so flüssig, dass man gar nicht aufhören wollte zu lesen. Ich bekam auch nicht wirklich mit, wie Shinpei meinen Drink brachte. Er stand plötzlich einfach da. Wie lange ich dort im Endeffekt saß, weiß ich nicht, aber als ich fertig mit Lesen war, sah ich, dass es draußen schon am Dämmern war und dass ich neben einem Pärchen der einzige Gast in dem Café war. Ich atmete einmal tief durch und legte die Blätter nieder. Es war ein merkwürdiges Gefühl kein weiteres Kapitel lesen zu können, weil die Geschichte genau dort endete, wo ich gerade war. Wenn ich so zurück dachte, war mir wirklich nie aufgefallen, dass mein Cousin nebenbei wohl an seiner Kurzgeschichte weiter geschrieben haben musste. Der fiktive Reita saß am Ende der Story auf der Couch und wartete darauf, dass sein Freund von seinem Geburtstagsabenteuer nach Hause kam. Und irgendwie war ich mir ziemlich sicher, dass mein Cousin zu dem Zeitpunkt wirklich auf der Couch saß und erfolglos versuchte, sich mit seinem Bass von seiner Nervosität abzulenken. Augenblicklich packte ich meine Sachen zusammen und verließ schon beinahe stürmisch das Café. Den Weg zur U-Bahnstation legte ich rennend zurück, sodass ich nach Luft schnappend durch das Schrankensystem eilte. Die drei Minuten Wartezeit kam mir wie eine Ewigkeit vor. Genau wie die Rückfahrt. Alle paar Sekunden erwischte ich mich dabei, wie ich auf mein Handy nach der Uhrzeit schaute. Und als ich dann endlich angekommen war, klopfte mein Herz so heftig, dass ich es selbst hören konnte. Statt des Aufzuges rannte ich die paar Treppenstufen nach oben und hatte vor lauter Nervosität Probleme damit, das Schlüsselloch richtig zu treffen. Augenblicklich darauf wurde auch schon die Haustür aufgerissen und Reita stand mit urplötzlich gegenüber. Sein Blick verriet sofort, was in seinem Inneren abging. Ohne lange nachzudenken überbrückte ich die letzten Meter und schmiss mich quasi in seinen Arm. Sofort schloss er seine Arme um mich und flüsterte mir ins Ohr: „Willkommen zu Hause und Happy Birthday“ „Das war das schönste Geschenk, was ich je bekommen habe“, meinte ich zu ihm und krallte mich weiter in sein ausgeleiertes Oberteil. Ich konnte deutlich spüren, wie sich Reitas Körper bei meinen Worten entspannte. „Ich hatte zwischenzeitig echt Angst “, gestand er mir leise und küsste mich kurz im Nacken. „Wegen dem Inhalt?“, fragte ich nach und löste vorsichtig die Umarmung. „Ja“, antwortete er mir und versteckte seine Hände in seine Hosentaschen, während er den Boden fixierte, „Ich wusste ja nicht, wie du auf all das reagierst“. „Egal was ich gelesen habe, es ändert nichts zwischen uns okay?“, erklärte ich ihm und stellte mich kurz auf die Zehenspitzen um ihm einen Kuss aufzudrücken. Es dauerte nicht lange und ich spürte seine rechte Hand in meinen Haaren, während sich seine linke um meine Hüfte schlang. Angeregt seufzte ich in den Kuss, ehe Reita ihn unterbrach. Sein Atem ging genau wie meiner leicht gehetzt. „Ich habe noch eine Überraschung für dich“, teilte er mir plötzlich mit und schnappte sich meine Hand. Kurz lief er mit mir in das Wohnzimmer, wo wirklich der Bass auf dem Sofa lag und der Verstärker daneben stand. Hinter dem Sofa holte er komischerweise eine kleine Reisetasche hervor und aus dem Kühlschrank eine Sektflasche. „Wo gehen wir hin?“, wollte ich verwundert wissen, als Reita lediglich in seine erst besten Boots schlüpfte. „Zeige ich dir sofort“, sagte er mir aufgeregt. Aus dem Flur schnappte er sich noch den Haustürschlüssel und verließ mit mir die Wohnung. Spätestens im Aufzug war ich völlig verwundert, als er die Taste nach oben drückte. Seit ich hier wohnte, war ich noch nie nach oben gefahren. Oben angekommen, hatte ich einen leichten Druck auf den Ohren, weswegen ich kurz die Augen zusammenkniff. Das einzige, was sich hier oben noch befand, war eine simple Eisentür. Und als mein Cousin diese auch noch aufschloss, staunte ich nicht schlecht. „Komm“, flüsterte er mir zu, nahm meine Hand und trat mit mir nach draußen. Es war mittlerweile stark abgekühlt. Als ich nach Hause gerannt war, war mir das gar nicht aufgefallen. „Wow“, war das erste, was mir über die Lippen kam, als ich die vielen Sterne am Himmel sah, „dass ist ja unglaublich!“ Fasziniert schaute ich in den Sternenhimmel und konnte es wirklich kaum glauben. Wieso hatte ich die ganze Zeit über nie an den Himmel geschaut? „Gefällt es dir?“, wollte Reita wissen und umarmte mich von hinten mit einer Decke. Sein Kinn lag ruhig auf meiner Schulter. „Es ist wunderschön“, meinte ich und lehnte mich entspannt zurück. Einen Moment lang sagte keiner von uns beiden etwas. Bis mir wieder eine Frage einfiel, welche mir eigentlich die ganze Zeit auf der Zunge gebrannt hatte. „Ich habe noch eine Frage zu deiner Geschichte“, sagte ich leise und spürte, wie sich Reitas Körper hinter mir anspannte, „Hast du mir den Namen ‚Ruki’ wirklich gegeben, weil er zu deinem passen sollte?“ „Mh“, bejahte mein Cousin die Frage und ich merkte, dass ihm das irgendwie peinlich war, „Es war ein spontaner Einfall, aber wegen der Abkürzung von Rock'n'Roll wollte ich irgendwie einen Namen für dich, der auch mit ‚R’ anfängt“. „Schon damals?“, fragte ich weiter. „Ja irgendwie schon damals“, flüsterte er. Kurz darauf saßen wir zusammen in Decken gehüllt auf dem Dach, mit jeweils einem Glas Sekt neben uns und genossen einfach still den Moment. btw... vielleicht sieht man sich ja auf der Ani :D Kapitel 22: A Vision -------------------- Ich entschuldige mich mal wieder für die lange Wartezeit! Dies ist das vorletzte Kapitel und ich möchte noch einmal anmerken, dass jegliche Handlungen rein fiktiv sind und ich natürlich weiß, dass nichts von dem wirklich stattgefunden hat! Ich hoffe es gefällt euch :3 Kapitel 22 A Vision „Friends love you for who you are, support you to become what you will be, and help you find happiness - whatever effort that may take. If you’re lucky you will find the wisdom and strength to do the same in return.“ - Jun „J“ Onose (Luna Sea) „Ich habe noch eine Frage zu deiner Geschichte“, sagte ich leise und spürte, wie sich Reitas Körper hinter mir anspannte, „Hast du mir den Namen ‚Ruki’ wirklich gegeben, weil er zu deinem passen sollte?“ „Mh“, bejahte mein Cousin die Frage und ich merkte, dass ihm das irgendwie peinlich war, „Es war ein spontaner Einfall, aber wegen der Abkürzung von Rock'n'Roll wollte ich irgendwie einen Namen für dich, der auch mit ‚R’ anfängt“. „Schon damals?“, fragte ich weiter. „Ja irgendwie schon damals“, flüsterte er. Kurz darauf saßen wir zusammen in Decken gehüllt auf dem Dach, mit jeweils einem Glas Sekt neben uns und genossen einfach still den Moment. Schon Wochen vor dem Konzert lief bei uns in der WG eine Luna Sea CD nach der anderen rauf und runter. Mein Cousin hatte mir sämtliche Live DVDs gezeigt, die auf dem Markt waren und mich vollkommen mit seiner Vorfreude angesteckt. Als dann auch noch offiziell bekannt wurde, dass es eine Liveübertragung des Konzertes geben würde, gab es einfach kein anderes Thema mehr. Vor allem nachdem klar war, dass bei Tora eine Art Party stattfinden würde mit allen anderen, weil er den größten Fernseher und die beste Soundanlage hatte. Nach der ersten Woche gab es auch keinen Song, welchen ich noch nicht unter der Dusche mitgesungen hatte. Und obwohl ich mittlerweile jede Liveaufzeichnung kannte, saß ich trotzdem jeden Abend mit den anderen vor dem Fernseher und sah mir alles noch einmal an. „Er ist so ein Gott am Bass“, stöhnte mein Cousin plötzlich neben mir und starrte gespannt auf die Mattscheibe. „Nicht nur er ist ein Gott“, meldete sich direkt Aoi zu Wort und stopfte sich eine weitere Hand mit Chips in den Mund. „Wenn wir es nur halb so weit schaffen würden wie die, wären wir schon ganz oben“, träumte Kai laut und seufzte. Allgemeine Zustimmung. „Irgendwann sind wir auch so gut“, meinte Reita und kuschelte sich kaum merklich näher an mich heran. „Ja wenn wir jetzt alle unser Studium schmeißen und uns mit unseren Instrumenten ein Jahr einschließen“, lachte Uruha laut. „Ich glaube schon, dass wir groß raus kommen könnten“, sagte Reita ruhig, „ich meine wir sind doch nicht schlecht. Wir bekommen nur den Arsch nicht hoch“. „Ja kann gut sein“, stimmte Aoi meinem Freund zu. „Ich weiß nicht ob ich das könnte“, murmelte ich eher zu mir, als zu den anderen. „Wie meinst du das?“, fragte mein Cousin sofort nach. „Naja“, erzählte ich, „die ganze Aufmerksamkeit und so. Ich würde es irgendwie komisch finden, wenn so viele Menschen, die ich nicht kenne, meine Fans wären. Das würde ich komisch finden“. „Ich wäre trotzdem dein größter Fan“, grinste Reita, „Aber irgendwie wäre das auch echt cool. Wenn einfach Hunderte deinen Namen schreien und sich zu deiner Musik bewegen. Das muss doch übelst geil sein!“ Die anderen stimmten lautstark zu und auch wenn ich genauer drüber nachdachte, so gefiel mir der Gedanke auch irgendwo. Nach einer kurzen Stille sagte keiner mehr etwas zu dem Thema, sondern schwärmte nur hier und da über ein bestimmtes Solo. Mit meinen Gedanken hing ich jedoch immer noch bei Reitas Vorstellung vom Ruhm. „Bist du schon nervös?“, wollte Shou von mir wissen und zupfte an einer meiner Haarsträhnen rum, die anscheinend nicht so wollte wie er. „Irgendwie schon“, meinte ich zu ihm, „weil wir hatten ja nie so was wie ein Date. Ich war ja echt überrumpelt von der Idee“. „Hätte ich ihm auch nicht wirklich zugetraut“, gestand mir mein bester Freund und festigte meine Frisur mit einem Haufen Haarspray. „Ja ich weiß was du meinst“, lachte ich und bestaunte mich weiterhin im Spiegel. Shou leistete wirklich ganz schöne Arbeit. „Aber sonst scheint es ja prima zu laufen“, grinste er plötzlich und drückte kurz auf meinen lila Fleck am Schlüsselbein. Augenblicklich legte ich meine Hand auf die Stelle und wurde jedoch nur ein klein wenig rot. Vor Shou brauchte mir nichts peinlich zu sein. „Ja was das betrifft läuft es... mehr als gut“, gestand ich ihm. „Aber ihr habt noch nicht oder?“, fragte er nach, setzte erneut das Haarspray an. „Nein“, sagte ich ihm, „irgendwie passte es bis jetzt nie so wirklich“. „Ihr scheint ja trotzdem nichts anbrennen zu lassen“, grinste er weiter. Jetzt konnte ich nicht anders als zu Seufzen. „Ich weiß auch nicht woher das plötzlich kommt, ich hätte nie gedacht dass mich jemand körperlich so beeinflussen könnte...“, gestand ich ihm zögernd, „aber er muss nur irgendwo einfach rum stehen und ich kann nicht aufhören ihn anzuschauen. Dann möchte ich ihn direkt umarmen und... anfassen. Und das Gefühl, wenn ich ihn dann wirklich anfassen kann... oder er mich... Gott, ich könnte jedes Mal sterben“. Plötzlich stoppte Shou mit seiner Arbeit und schaute mich schon beinahe schockiert an, weswegen ich mich fragte ob ich etwas Falsches gesagt hatte. „Shit“, murmelte er. „Was ist los?“, fragte ich nach. Er wirkte ernsthaft schockiert. „Ich... habe das auch“, meinte er irgendwann vorsichtig, „ich starre ihn auch an, wenn er nur irgendwo rum steht und ich... scheiße“. „Was fühlst du dabei?“, wollte ich von ihm wissen und sah ihn fragend an, während er unruhig in dem kleinen Bad auf und ab ging. „Ich weiß nicht so recht... es ist irgendwie anders als vorher. Früher hätte ich mich zum Beispiel nie so genau daran erinnern können, was er am Tag getragen hatte... Und mittlerweile weiß ich sogar welche Nikes er angezogen hat. Es sind so Kleinigkeiten wie, dass er beim Nachdenken immer auf seiner Unterlippe rumkaut und dass und er die Nase immer kräuselt wenn er beim Fernsehen auf dem Sofa einschläft“, er machte eine Pause und setzte sich auf den Rand der kleinen Badewanne, „shit... das ist nicht normal oder?“ „Wenn man verliebt ist schon“, meinte ich leise und setzte mich neben meinen besten Freund. „Was soll ich denn jetzt machen?“ Er wirkte verzweifelt. „Sag es ihm? Ich meine er liebt dich doch auch“, riet ich ihm, „oder willst du nicht mit ihm zusammen sein?“ „Ich... weiß nicht“, jetzt schien mein bester Freund noch verwirrter, „was wenn ich ihn unglücklich mache? Ich hab doch eigentlich keine Ahnung wie das alles funktioniert und ich will ihn nicht verlieren, nur weil ich etwas falsch mache“. „Wie würdest du dich denn fühlen, wenn er plötzlich wen anderes hätte?“, fragte ich ihn offen heraus. Er schwieg kurz, seufzte dann und bettete seinen Kopf auf seinen Händen. „Es tut weh“, murmelte er und schien bedrückt. „Denke in Ruhe darüber nach was du wirklich willst“, riet ich ihm erneut, „aber ich glaube nicht, dass er viel von dir erwarten würde, weil er dich wirklich sehr zu lieben und zu kennen scheint. Man wächst zu zweit. Eine Beziehung ist eine Teamarbeit. Du bist nicht alleine dabei“. Er nickte schweigend und ich legte ihm aufmunternd und freundschaftlich eine Hand auf die Schulter. „Danke“ „Gerne und immer wieder.“ Als ich in die Bahn einstieg, war ich nervös und kam mir deswegen irgendwie lächerlich vor. Ich war viel zu früh dran. Eigentlich wollten wir uns erst in einer Stunde treffen, aber ich hatte es einfach nicht mehr ausgehalten. Außerdem war ich mir sicher, dass Shou erst einmal alleine sein wollte mit sich und seinen Gedanken. Je näher ich nach Bunkyou kam, desto mehr Leute stiegen mit in meine Bahn ein und bei den meisten war ich mir sicher, dass sie ebenfalls zum Tokyo Dome wollten. Meine Nervosität stieg mit jeder Minute. Draußen an der frischen Mittagsluft atmete ich erst einmal tief durch, ehe ich mich versuchte zu orientieren. Es war für diese Uhrzeit erstaunlich voll und ich brauchte ein paar Momente um zu wissen wo ich genau hinmusste. Langsam folgte ich den Massen an Menschen zu dem vereinbarten Treffpunkt. Ein Blick auf mein Handy verriet mir, dass ich eine dreiviertel Stunde zu früh war. Kurz überlegte ich noch mich in irgendein Cafe oder so zu setzen, aber ich wäre eh nur unruhig auf meinem Platz hin und her gerutscht. Und vielleicht kam Reita ja auch etwas früher. Beim Seven Eleven holte ich mir noch einen Eiskaffee und ein Onigiri und folgte dann den anderen Massen zur Halle. Ehrfürchtig blieb ich davor stehen. Es war einfach gigantisch. Noch nie in meinem Leben habe ich zuvor etwas in dieser Größe gesehen. Langsam lief ich um die Halle herum, solange bis ich das Riesenrad sehen konnte. Erleichtert lief ich darauf zu und blieb verwundert stehen, als ich niemand anderen als meinen Cousin vor dem Eingang auf dem Zaun sitzen sah. Aber ich war doch viel zu früh. Als Reita mich erblickte, sprang er sofort auf und kam auf mich zu. „Du bist viel zu früh“, meinte er verwundert und küsste mich kurz zur Begrüßung. „Du doch auch“, erwiderte ich grinsend. Locker legte er einen Arm um meine Schulter, beugte sich ein wenig zu mir herunter im Gehen und hauchte mir ein „siehst gut aus“, ins Ohr, was mit direkt einen Schauer bescherte. „Selber“, nuschelte ich und grinste ihn von unten aus an. Wenn einer heute gut aussah, dann ja wohl er mit seinem einfachen und hellen Tanktop, welches sich perfekt an seine schmale Figur anschmiegte und seiner tief sitzenden schwarzen Baggy. Ich würde mit solch einer Hose nur bescheuert aussehen, aber er.... „Ist es nicht unglaublich?“, meinte Reita plötzlich und blieb vor der Halle stehen und schaute diese fasziniert an, „irgendwann stehen wir auch auf so einer Bühne, irgendwann“. Das Funkeln in Reitas Augen und das selbstsichere Grinsen in seinem Gesicht überzeugten mich in dem Moment sogar ein wenig. Von Innen war die Halle noch beeindruckender. Plötzlich kam man sich total klein vor. Der Einlass war schneller gegangen als ich es bei den Massen erwartet hatte. Mit der Karte in der rechten und mir in der linken Hand, suchte Reita unsere Plätze. Noch herrschte ein kleinwenig Tumult in der Halle. Hier und da sah man noch ein paar Leute sich nachschminken oder eifrig auf ihr Handy eintippen. „Ah ich habs“, meinte Reita plötzlich neben mir und schaute noch einmal von der Reihenbezeichnung auf unsere Karten. „Ganz schön weit vorne“, murmelte ich und schaute zur Bühne, welche sich nicht weit von uns befand und mit einem riesen Banner den Namen der Band ankündigte. „Geil oder?“, strahlte mein Freund neben mir, was mich verstohlen grinsen lief. Man sah ihm deutlich an, wie aufgeregt er war und wie sehr er sich freute hier zu sein. „Lass uns ein Foto machen“, meinte er plötzlich und zog sein Handy aus seiner Hosentasche. Mit dem Rücken zur Bühne und jeweils der typischen Fingerpose standen wir dicht aneinander und grinsten in die Handykamera. Und mit dem Geräusch des Auslösers, spürte ich plötzlich seine Lippen an meiner Wange. Irritiert schaute ich meinen Freund an, welcher mir grinsend sein Handy vor die Nase hielt. Es war ein absoluter Schnappschuss. Mich erkannte man noch einigermaßen, von Reita sah man nur blonde Haare. „Willst du ein neues machen?“, fragte ich ihn und schaute kurz zur Bühne, wo die ersten Instrumente aufgestellt wurden. „Ich finde es so perfekt“, antwortet mir mein Cousin und drückte ein paar Tasten. Kurz bevor er sein Handy wieder zuklappte, um es zurück in seine Hosentasche zu stecken, erkannte ich dass er es sich als neuen Handyhintergrund eingestellt hatte. „Ich liebe dich“, meinte ich und drückte ihm schnell einen Kuss auf. Und bevor er irgendetwas darauf erwidern konnte, wurde es in der Halle urplötzlich dunkel und die Menge schien sich die Seele aus dem Leib zu schreien. Blind tastete ich nach Reitas Hand und fiel gleichzeitig mit ihm in laute Anfeuerungsrufe. Die Scheinwerferlichter flogen durch die Halle und die Bühne wurde in einen dichten Nebel getauscht. Und mit der ersten Person, die die Bühne betrat bebte die ganze Halle. Und mit jeder weiteren Person drückte Reita meine Hand immer fester. Nach den ersten paar Liedern klebte mir mein T-Shirt am Körper. Meine und Reitas Jacke lagen ungeachtet auf unseren Stühlen, bei unseren Taschen. Und nach der ersten Stunde hatte ich schon das Gefühl heiser zu werden. Und auch Reita neben mir hörte sich nicht mehr so fest an, wie noch zu Beginn. Aber es kümmerte uns kein Stück. Während der Pause ließen wir uns erschöpft auf unsere Stühle sinken. Meine Beine zitterten und ich bekam kaum Luft. Aber ich war rundum glücklich. Reita hatte meine Hand die ganze Zeit über nicht losgelassen. „So... unsagbar geil“, hechelte er neben mir und grinste über beide Ohren, „Er ist ja so ein Gott an seinem Bass!“ „Ich finde dich viel geiler am Bass“, meinte ich und legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen um kurz zu entspannen. Ich schaffte gerade drei Atemzüge, ehe ich ein heißes Lippenpaar auf meinen und Reitas Gewicht auf meinem Schoß spürte. Wenig später schlängelte sich seine geschickte Zunge durch meinen Mund, was mich aufkeuchen ließ. Mir wurde augenblicklich heiß und kurz vergaß ich sogar wo wir uns befanden, als ich den Kuss nicht weniger heftig erwiderte. Es waren diese Momente, wo mein ganzer Körper verrückt zu spielen schien, in denen ich mich schon beinahe panisch an meinen Cousin krallte, als würde mein Leben davon abhängen. Als Reita den Kuss löste und seine Stirn an meine legte, amteten wir uns gehetzt an und grinsten beide. Als sich plötzlich wieder alle Scheinwerfer auf die Bühne zu bewegten, waren wir in wenigen Sekunden wieder auf den Beinen. Ich fühlte mich immer noch ein klein wenig zittrig, aber das kümmerte mich in dem Moment wenig. Mit einem tosenden Applaus wurde die ganze Band begrüßt, welche sich auf ihre Positionen stellten. „Danke, danke Leute! Ihr seid die Besten!“ – Wieder tosender Applaus. „Da das heute unser Final ist, haben wir uns für heute was besonderes überlegt“ – Ein Raunen und Getuschel ging durch die Menge. „Für unseren nächsten Song ‚Sweetest Coma Again’ suchen wir fünf Leute, die den Song mit uns hier performen. Wer ist dabei?“ – Die Halle war am beben und augenblicklich gingen zig Hände in die Luft. Zu meiner Verwunderung auch Reitas, die meine immer noch festhielt. Und dann passierte etwas was ich nie für möglich gehalten hätte. Einer der Lichtkegel blieb bei uns stehen. Im ersten Moment dachte ich, dass jemand anderes in unserer Ecke gemeint war. Solange bis... „Hey ihr zwei“, fragend blickte sich jeder um, „du mit den schwarz-roten Haaren und du mit dem komischen Teil auf der Nase! Welche Position?“. „Bass und Vocal“, schrie Reita mit zittriger Stimme zurück. „Dann kommt mal auf die Bühne“. Ich wusste nicht wann mich das letzte Mal so viele Menschen angestarrt hatten, wahrscheinlich noch nie in meinem Leben. „Reita ich...“, murmelte ich, als mich mein Cousin vor sich her zur Bühne dirigierte. „Du kannst das!“, fiel er mir direkt ins Wort, „ich weiß das du das kannst okay? Ich bin auch scheiße nervös, aber ich weiß dass wir das können okay?“ Er drückte meine Hand beinahe so feste, dass es weh tat, aber es beruhigte mich. „Okay“, gab ich leise von mir. Schon auf dem Weg die Treppenstufen zur Bühne hoch, wären mir fast die Beine weggeklappt, so nervös war ich. Und auch Reita wäre beinahe mehr als einmal über seine eigenen Füße gestolpert. Der Blick von der Bühne aus ließ mich schlucken. Noch nie in meinem Leben hatte ich so viele Menschen auf einem Fleck gesehen. Und die Tatsache, dass mich eine ganze Menge von diesen anstarrte, steigerte meine Nervosität ins Unermessliche. Reita drückte meine Hand noch einmal feste, ehe er zu seiner Position rüber lief und sich ehrfürchtig den roten Bass von J umhängen ließ und ein paar Worte mit ihm wechselte. Dass er genauso nervös wie ich und die anderen Auserwählten war, sah ich an seiner ganzen Haltung. Er strahlte nicht mehr dieses Selbstbewusste aus, für was ich ihn sonst ernsthaft bewunderte. Im Hintergrund hörte ich, wie ein Mädchen die Drums einmal austestete und dann ihr okay gab. Die ersten im Publikum fingen an zu klatschen und pfeifen. Kurz darauf hörte man die erste Leadgitarre zu meiner Linken, dann Reitas Bass und zu letzte die zweite Gitarre. „Bist du nervös?“, wurde ich plötzlich von Ryuichi gefragt, als er mir das Mikrofon in die Hand drückte. „Ziemlich“, antwortete ich und rollte das Mikrofon in meinen Händen hin und her. „Brauchst keine Panik haben“, wurde meinte er aufmunternd, „ich begleite dich solange, bis du dich sicher fühlst“. „Okay danke“, murmelte ich und konnte es nicht glauben, dass ich gerade ernsthaft zwei Sätze mit Ryuichi gewechselt hatte. Nach und nach sollten wir uns jeweils vorstellen und ich war erleichtert, als ich meinen Namen ohne Stottern rausgebracht hatte. Ich wusste nicht, wann ich das letzte Mal so nervös gewesen war. Als die Gitarren anfingen, schaute ich noch einmal kurz zu Reita, welcher mich aufmunternd angrinste. Danach atmete ich noch einmal tief durch, ließ einmal den Applaus mit geschlossenen Augen auf mich wirken, ehe ich mit meinem Gesang, nach dem englischen Teil und mit Reitas Bass einsetzte. Ich versuchte mir vorzustellen einfach allein unter der Dusche zu stehen und nicht in der größten Halle Japans, welche auch noch komplett ausverkauft war. Und dann passierte es wieder ganz von selbst. Der Rhythmus nahm meinen ganzen Körper in seine Gewalt und alles geschah wie durch Geisterhand automatisch. Dass ich nach den ersten paar Sätzen komplett alleine sang, bekam ich nicht einmal mit. Es war wieder wie ein Rausch. Erst als Reita mit seinem kurzen Basssolo dran war, begriff ich was gerade passierte und verstand was für ein unbeschreibliches Gefühl es war auf einer Bühne zu stehen und auf die Menschen runterzuschauen, die sich zu deiner Musik bewegten. Für eine kurzen Moment vergaß ich sogar zu atmen, so überwältigt war ich und hätte deswegen beinahe meinen Einsatz verpasst. Draußen an der kalten Nachtluft, zog Reita erst einmal seine Packung Kippen aus seiner hinteren Hosentasche und zündete sich eine an. „Bekomme ich auch eine?“, fragte ich ruhig. Nach einem verwunderten Moment seinerseits, hielt er mir die Packung und kurz danach die Flamme zum entzünden hin. Ich hörte das leise Knistern des Filterpapiers, ehe ich einmal tief den Rauch einatmete und ein wenig hustete. In meinem ganzen Leben hatte ich erst vielleicht fünf Zigaretten geraucht, aber jetzt war mir wirklich danach. Schweigend standen wir einfach nebeneinander, an einer der kleinen Absperrungszäune gelehnt und zogen abwechselnd an unseren Zigaretten. Ich hatte gerade meinen Stummel an der Eisenstange der Absperrung ausgedrückt und den Rest in den Busch hinter mir geworfen, als eine kleine Gruppe von Mädchen auf uns zu kamen. Sie sahen genau wie wir recht fertig aus. Die einst sauberen Frisuren sahen ziemlich zerzaust aus und das Make-up schien ebenfalls gelitten zu haben. „Ähm Entschuldigung“, meinte eine etwas schüchtern, „ihr beide wart doch auf der Bühne oder?“. Ihre Freundinnen schauten uns mit großen und fragenden Augen an. „Ja waren wir“, kam es von Reita neben mir, welcher lässig seine Zigarette mit seinen klobigen Boots austrat und danach seine Hände in seine Hosentaschen verschwinden ließ. Plötzlich schienen die Mädchen ziemlich aus dem Häuschen zu sein, weswegen ich unbewusst einen Schritt nach hinten machte. „Ihr wart ja so toll“, sagte die eine und ihre Augen schienen immer größer zu werden. „Ja richtig toll“, pflichtete ihr die andere bei. „Ihr spielt doch sicherlich in einer Band oder?“, fragte eine begeistert, „habt ihr bald Auftritte?“ „Ähm ja, eigentlich schon“, antwortete ich ihr, „aber Auftritte haben wir noch nicht. So weit sind wir noch lange nicht.“ „Oh schade“, kam es ernsthaft betroffen zurück. „Aber ihr hört sicherlich bald von uns“, meinte Reita und nickte. „Wie heißt denn eure Band?“ Fragend schauten wir uns an. „Wir haben noch keinen Namen“, antwortete mein Cousin fast schon undeutlich, „aber ihr werdet auch so von uns hören.“ Jetzt schienen sie alle wieder total begeistert zu sein. „Kann ich deine Email-Adresse haben?“, fragte plötzlich eine, was ihr sogar von ihren Freundinnen komische Blicke von der Seite einbrachte. „Tut mir leid, aber ich bin glücklich vergeben und gebe meine Email-Adresse deswegen nicht weiter“, meinte mein Freund ernst und legte seinen Arm um meine Hüfte. Mental machte ich mich schon auf einen tödlichen Blick gefasst, aber statt dessen begannen ihre Augen merkwürdig zu funkeln und ihre anderen Freundinnen giggelten auf der Stelle herum. Am Ende verbeugten sich alle leicht, bevor sie immer noch tuschelnd weiter gingen. Insgesamt wurden wir noch über zehn Mal von irgendwelchen Leuten auf unseren Bühnenauftritt angesprochen. Selbst in der U-Bahn noch, auf dem Weg zu Tora. Und die meisten erkundigten sich wirklich nach einem weiteren Auftritt von uns, was mir am Anfang noch peinlich gewesen war. Als wir dann endlich an unserem Ziel waren, schafften wir es nicht einmal komplett in die Wohnung, da hatten wir schon den Rest aus der WG und sonstige Freunde an uns kleben, welche lauthals auf uns einredeten. „Oh mein Gott, ich dachte ich sterbe als ihr auf die Bühne hoch seid!“ „Ich konnte es echt nicht glauben!“ „Ihr habt ja so was von gerockt!“ „Ich bin ja so neidisch~“ „Deine Stimme war so gut, wie nie!“ Nachdem wir es dann irgendwann doch noch bis ins Wohnzimmer geschafft hatten, wo immer noch der Fernseher lief, fingen sogar alle an zu klatschen. Selbst Leute die ich gar nicht kannte. Reita schien die Aufmerksamkeit sichtlich zu genießen, während ich noch nicht wirklich wusste, wie ich damit umgehen sollte. Schon beinahe schüchtern setzte ich mich zu Shou auf das Sofa. „Du warst klasse“, meinte er grinsend und klopfte mir auf die Schulter. „Danke“, grinste ich, „aber ich war so unglaublich nervös.“ „Hat man gesehen. Hast aber echt alle umgehauen“, lachte mein bester Freund, ehe er kurz eine Pause machte und näher an mich rutschte, „Sag mal... kennst du den Typen dort drüben? Der sich so blendend mit Hiroto unterhält“. Unauffällig ließ ich meinen Blick ans andere Ende des Zimmers schweifen und musterte den Fremden neben Hiroto. Sie schienen über irgendetwas aufgeregt zu diskutieren. Aber gesehen hatte ich ihn noch nie. „Nein keine Ahnung wer das ist“, antwortet ich ihm, „Vielleicht ein Freund von Tora oder so.“ Seufzend rückte Shou wieder von mir weg und verschränkte seine Arme vor der Brust. „Die labern schon seit gefühlten Stunden miteinander, seit der Kerl hier aufgetaucht ist. Hiroto hat sich quasi gleicht auf ihn gestürzt“, murmelte mein bester Freund und schaute die beiden böse an, was jedoch keiner von ihnen mitzubekommen schien. „Sag mal bist du eifersüchtig?“, fragte ich glucksend und eigentlich im Scherz. „Ja natürlich!“, kam es augenblicklich zurück, „Ich habe keine Ahnung wer der Kerl ist und Hiroto krabbelt dem vor lauter Begeisterung fast auf den Schoß. Natürlich bin ich da eifersüchtig. Was würdest du sagen, wenn Reita sich jemanden so an den Hals werden würde?“ Erstaunt starrte ich Shou beinahe an. Ich hatte ich noch nie so direkt sprechen hören. „Sag ihm das doch“, meinte ich zu ihm, während er einen Schluck von seinem Bier nahm, „denn vom böse Angucken ändert sich bestimmt nichts.“ „Ich weiß nicht“, kam es genuschelt zurück, „mache ich mich nicht total lächerlich dabei?“ „Ich denke er wird sich freuen“, antwortete ich ihm ehrlich und versuchte ihn aufmunternd anzugrinsen, bevor ich aufstand um mir etwas zu Trinken zu besorgen. Als ich die Küche betrat, zog mich direkt mein Cousin zu sich. „Da bist du ja“, meinte er begeistert, „wir müssen da was mit dir besprechen!“ Überrumpelt schaute ich die anderen an, welche alle am Küchentisch saßen. „Es geht um die Band“, fing Reita an, „wir wollen das ganze groß aufziehen!“ Fragend blickte ich ihn an. „Er meint, dass wir nicht länger nur für uns Musik machen wollen, sondern Größeres wie Konzerte und eventuell einen Durchbruch haben wollen“, erklärte mir Uruha das ganze noch einmal. Erneut schaute ich mit fragenden Augen in die begeisterten von Reita und den anderen. Ich sah ihnen an, dass sie es mehr als ernst meinten. „Wir können das wirklich schaffen!“, versicherte mir mein Freund. „Das würde alles andere als einfach werden“, sagte Aoi sachlich und machte eine kleine Pause, „aber ich bin auch irgendwie davon überzeugt dass wir das schaffen können“ „Du schaust ängstlich aus“, meinte Uruha plötzlich zu mir, worauf ich nur nicken konnte. „Hast du Angst davor, dass du uns enttäuschen könntest?“, fragte er weiter. Manchmal war es gruselig, dass er so genau wusste, was in einem vor sich ging. „Wir würden dich nicht fragen, wenn wir alle nicht davon überzeugt, dass du das Potential dazu hast und das schaffen könntest“, erzählte er mir ruhig weiter. „Außerdem bist du ja nicht allein“, kam es von Kai, „wir sind ein Team und weiterhin füreinander da. Egal um was es sich handelt. Ob als Band, Wohngemeinschaft oder einfach als Freunde“. „Ich verspreche dir, dass ich immer alles dafür tun werde, dass es dir gut gehen wird“, sagte Reita plötzlich ernst, weswegen ich kurzzeitig das Gefühl hatte, dass die Zeit stehen bleiben würde, weil keiner ein Wort sagte oder sich regte. Erst Reitas Hand, welche meine feste drückte, war die erste Bewegung in der Gruppe. „Okay“, meinte ich und erwiderte den Händedruck, „Ich bin dabei!“ Augenblicklich brach ein kleiner Trubel in der Küche aus, sodass Tora seinen Kopf neugierig in den kleinen Raum streckte und fragte, ob alles in Ordnung sei. Alle redeten wild drauf los, mit Vorschlägen und Wünschen und Vorstellungen, sodass ein großes Durcheinander entstand. Etwas verwundert schaute ich mir das an und traute mich kaum etwas dazu zu sagen. Erst Kai war derjenige, der durchgriff und ein wenig Ordnung in die Situation brachte. „Wir sollten erst einmal klären, in welche Richtung wir gehen wollen“, meinte er und schaute in die Runde. „Rock, eindeutig Rock“, kam es schnell von Aoi. „Aber nicht so ein wischi-waschi Zeug“, fügte Reita hinzu, „sondern richtigen Rock. Harten Rock!“. Alle anderen nickten. „Wir müssen auf jeden Fall regelmäßig Proben“, meinte Uruha und schien nachzudenken, „und wir brauchen ein Konzept. Einen Plan, etwas an dem wir uns orientieren können“. „Das ist mit den unterschiedlichen Studien- und Arbeitszeiten wahrscheinlich nicht so einfach, aber das bekommen wir sicher hin“, überlegte Kai, „wir sollten uns morgen mal alle mit unseren Terminkalendern zusammen setzten und Probetage ausmachen. Aber ein Konzept finde ich auch wichtig. Nur mit der Richtung ist es nicht getan. Wir sollten uns ein Ziel und eine Deadline dafür setzen“. „Wir brauchen Demotapes, die wir wegschicken können“, kam es direkt von meinem Cousin, „ohne die wird wohl kaum ein Label auf uns aufmerksam“. „Ja das denke ich leider auch“, seufzte Uruha, „das wird sicherlich nicht billig, aber es wird wohl nicht anders gehen“. Allgemeine Zustimmung. Mit jedem neuen Vorschlag, floss der Sekt weiter, sodass das nach und nach die Ideen und Vorstellungen immer absurder wurden. „Sonst noch irgendetwas Wichtiges?“, fragte Kai und zog schnell sein Glas weg, als Uruha ihm das wieder voll machen wollte. „Ich finde wir sollten uns selbst treu bleiben“, sagte ich spontan und die anderen sahen mich kurz verwundert an, ehe sie mir alle lauthals zustimmen. „Auf jeden Fall“, meinte Uruha, „wir verkaufen unsere Musik und dabei bleibt es auch!“ „Und wir bleiben dem Rock und den guten alten Zeiten treu“, fügte Reita etwas in Rage hinzu, „Wo es noch Kassetten statt Mp3 gab!“ „Du stehst auf Kassetten oder?“, grinste Uruha und nahm einen weiteren Schluck, „du hast immer noch alle alten Kassetten aus unserer Schulzeit.“ „Da hängen Erinnerungen dran“, versuchte sich mein Cousin zu verteidigen. „Sag noch einmal Kassette“, grinste Aoi plötzlich und auch Kai schien sich zu amüsieren. „Kassette“, gab Reita von sich und jetzt wusste ich auch was die anderen meinten. „Bei dir hört sich das eher nach ‚Ga’ statt ‚Ka’ an“, und klärte meinen Cousin damit auf. „Ist mir doch egal“, nuschelte er etwas beleidigt und nahm einen großzügigen Schluck von seinem Bier. „Wäre eigentlich ein cooler Bandname“, kam es plötzlich unerwartet aus der Ecke von Uruha, welcher nach einem Stift griff, womit zuvor die Namen auf die Plastikbecher geschrieben worden waren. Kurz kitzelte er auf seiner Handfläche herum, weil kein Papier im Umfeld lag, und hielt sie uns offen hin. „Du bist scheiße Uruha“, grummelte Reita direkt und sah seinen Freund böse an. „Nein ich meine das ernst!“, verteidigte sich dieser aber sofort, „Ich finde das hört sich wirklich gut an. Und so werden wir auch nie vergessen, dass wir uns selbst und den alten Zeiten treu bleiben wollen“. „Eigentlich gar nicht so eine schlechte Idee“, stieg Kai mit in die Unterhaltung ein, „Wir sollten schon einen Namen haben, der einen Hintergrund hat“. „Ja eben“, kam es wieder von Uruha, welcher sich bestätigt fühlte. Reita schaute jedoch immer noch beleidigt. „Wir können den ja als Überbrückung nehmen“, gab ich meine Meinung dazu ab und versuchte meinen Freund zu überzeugen, „solange bis wir was besseres haben“. „Ist mir egal“, fügte er sich letztendlich und schaute aber trotzdem noch etwas sauer aus der Wäsche. Grinsend stellte ich mich dicht vor ihn und küsste ihn einfach. Er schien kurz verwundert zu sein, weil er leicht zusammen zuckte, aber kurz darauf spürte ich schon seine Zunge in meinem Mund, was mich direkt noch einmal grinsen ließ. „Besser?“, fragte ich ihn danach. „Besser“, nuschelte er und umarmte mich kurz. Im Hintergrund konnte ich sehen wie die anderen sich verstohlen Blicke zu warfen. Irgendwann am späten Abend beziehungsweise am frühen Morgen waren wir nach Hause aufgebrochen. Wir waren fast die Letzten gewesen. Ich hatte nicht einmal mehr mitbekommen, dass Shou und Hiroto irgendwann gegangen waren. Plötzlich fragte ich mich, ob bei ihnen alles okay war. Shou hatte zwischenzeitig wirklich unglücklich geschaut. Gedankenverloren lief ich neben den anderen her. Aoi hatte schützend einen Arm um seinen Freund geschlungen, welcher mit dem Alkohol wohl doch etwas übertrieben hatte. Unweigerlich musste ich an Saga und Tora denken, welche uns am Ende doch recht deutlich gemacht hatten, dass sie lieber alleine sein wollten. Obwohl ich von ihrer etwas anderen Art der Beziehung wusste, war es trotzdem komisch gewesen die beiden so miteinander zu sehen. Tora hatte sich an der Tür sogar noch für seinen Freund, der etwas zu tief ins Glas geschaut hatte entschuldigt. Ich war gerade kurz davor gewesen einzuschlafen, als mich mein Handy aufschrecken ließ. Blind tastete ich danach und öffnete die Email. Ich brauchte ein paar Anläufe um die richtigen Tasten zu finden. >Ich bin mit Hiroto zusammen!< Grinsend schrieb ich schnell meine Glückwünsche zurück und dass ich in der Uni die ganze Geschichte erwartete. „Alles okay?“, fragte Reita und schlang seinen Arm um meine Hüfte. „Ja jetzt ist alles okay“, antwortet ich ihm und kuschelte mich näher an ihn. Kapitel 23: Infuse ------------------ Noch ungebetat, aber ich wollte es Euch gerne zu Weihnachten schenken :3 Es ist übrigends nicht das Letzte @@ Eins wird noch danach kommen, aber dann ist es auch wirklich zu Ende! In diesem Sinne - Fröhliche Weihnachten! Kapitel 23 Infuse Auf Schwächen und Blößen gründet sich die Liebe. >Ich bin mit Hiroto zusammen!< Grinsend schrieb ich schnell meine Glückwünsche zurück und dass ich in der Uni die ganze Geschichte erwartete. „Alles okay?“, fragte Reita und schlang seinen Arm um meine Hüfte. „Ja jetzt ist alles okay“, antwortete ich ihm und kuschelte mich näher an ihn. Es war früh am Morgen, als ich das Unigelände betrat. Meine deutlichen Augenringe hatte ich hinter einer großzügigen Sonnenbrille versteckt, als ich das Tor passierte. Am liebsten wäre ich einfach im Bett geblieben, aber Reita hatte mich mit dem Kommentar „Wer feiern kann, kann auch zur Uni gehen“, aus dem Bett gescheucht. Er selbst hatte sich danach noch für ein paar weitere Stunde umgedreht. Verräter! Ich erwartete sehnigst das neue Semester, wo ich endlich auch später am Montag Morgen zur Uni gehen müsste. Mittlerweile war es immer eine kleine Überwindung so früh aufzustehen. Ich war gerade im Gebäude drin, als plötzlich zwei Studentinnen auf mich zu kamen. Ich hatte die zwei zuvor noch nie gesehen, ich konnte nicht einmal sagen, ob sie zu meiner Abteilung gehörten. „Du warst das doch gestern im Fernsehen oder?“, fragte eine der beiden und sah mich mit ihren großen, mit falsche Wimpern beklebten, Augen an. Im ersten Moment hatte ich keine Ahnung was sie meinte, erst als ihre Freundin das Konzert ansprach, wusste ich was sie meinten. Als ich ihre Vermutung bestätigte, waren die plötzlich tierisch aufgeregt und wollten alles Mögliche von mir wissen, was mich ein klein wenig überforderte. Ich hatte keine Ahnung wer die waren, geschweige was sie wirklich von mir wollten. „Wer war denn der andere gutaussehende Typ, der mit dir auf die Bühne gegangen ist?“ Daher wehte also der Wind. „Mein Freund“, sagte ich noch versucht freundlich. „Kannst du den uns mal vorstellen?“, fragte die Größere der Beiden. „Wohl kaum“, kam es unerwartet hart von mir, sodass sie mich kurz verblüfft anschauten. Und bevor einer von uns weiter auf die Situation eingehen konnte, wurde ich auch schon von Shou am Ärmel plötzlich davon gezogen. „Versucht es bei wem Anderes“, meinte er noch kalt zu den Mädels, welche danach beleidigt davon stolzierten. „Was zur Hölle“, kam es mir nur über die Lippen. „Mit denen solltest du dich erst gar nicht abgeben“, klärte mich mein bester Freunde im Gehen auf, „Die machen für jeden der annähernd berühmt und gutaussehend ist, die Beine breit“. „Woher weißt du das denn?“, fragte ich ihn verwundert. Mir waren die noch nie aufgefallen. „Das weiß jeder an dieser Uni, der hetero und single ist“, antwortete er mir. „Und woher weißt du das dann?“, meinte ich deutlich grinsend. Augenblicklich hatte er mit gegen den Oberarm geboxt, ohne mir wirklich weh zu tun. „Ich war vor nicht all zu langer Zeit noch single und... hetero“, nuschelte er. Seinen leicht roten Kopf versuchte er kläglich in seinem Jackenkragen zu verstecken. Mittlerweile hatten wir unseren Raum erreicht und setzten und auf unsere typischen Plätze. Hinteres Mittelfeld – außen. „Jetzt erzähl aber schon“, meinte ich zu ihm. Dass er sich so davor zierte war typisch für ihn, weswegen ich nicht locker ließ. „Ich habe ihn mir einfach irgendwann geschnappt“, begann er zu erzählen, „ich konnte mir das einfach nicht länger ansehen“. Der Abend war für ihn eine einfache Katastrophe. Er konnte nicht mehr wirklich sagen, wie lange er seinen Mitbewohner und dessen Gesprächspartner anstarrte. Aber mit jeder weiteren Minute wurde er immer wütender. Wenn er wenigstens wüsste über was sie sich so aufgeregt unterhielten. Aber die Musik und Gäste waren so laut, dass nicht einmal Wortfetzen zu ihm herüber drangen. Als die beiden dann auch noch anscheint Handynummern austauschten und der Fremde Hiroto dann urplötzlich feste in den Arm nahm, platzte ihm einfach der Kragen. Seine Bierflasche stellte er etwas lauter als normal auf dem Tisch vor sich ab, was jedoch von den Geräuschen der Umgebung einfach verschluckt wurde. Mit wenigen Schritten war er bei den beiden, schnappte sich Hirotos Hand und zog ihn mit in den Flur. „Shou lass mich los, du tust mir weh“, wehrte sich Hiroto und versuchte sich vergebens aus dem strammen Griff zu befreien, „Was soll das denn?“ „Das sollte ich lieber dich fragen“, zischte Shou deutlich wütend. „Was meinst du?“, wurde er gefragt. Hirotos Unwissenheit machte ihn nur noch wütender. „Wer ist der Kerl?“, stellte er kalt die Gegenfrage. „Nao? Ein alter Freund aus Kindestagen“, erklärte Hiroto, „Er spielt auch Drums und ich dachte ich könnte ihn in die Band holen“. „Falls es dir entfallen sein sollte, wir haben schon einen Drummer“, meinte Shou aufgebracht. Was dachte sich der Andere dabei? „Du weißt doch selbst, dass es mit Taku nicht gut läuft“, verteidigte sich Hiroto ein wenig, „Und Nao würde auf jeden Fall zu uns passen“ „Zu uns oder zu dir?“, fragte Shou verbissen. Mit großen Augen sah ihn der Jüngere verwirrt an. „Ich dachte du liebst mich“, kam es weiterhin kalt von Shou, „Aber wenn ich so sehe wie du dich Anderen so an den Hals wirfst, frage ich mich wie ernst deine Worte damals waren“. Im ersten Moment war keine einzige Regung auf Hirotos Gesicht abzulesen, ehe sich seine Augen still mit Tränen füllten und er einmal gezielt ausholte. Der plötzliche Schmerz an seiner linken Wange ließ ihn kurz aufzischen. Sie hatten sich die ganzen Jahre über noch nie geschlagen. „Wage es nicht noch einmal meine Liebe für dich in frage zu stellen“, drohte ihm sein Mitbewohner schon beinahe, „Du hast kein Recht dazu. Nicht nachdem was alles passiert ist...“. Mittlerweile liefen ihm ungehemmt die Tränen vom Gesicht, weswegen er direkt ein schlechtes Gewissen hatte. Etwas überfordert mit der Situation nahm er den Anderen zögerlich in den Arm, welche sich sofort gegen die Umarmung wehrte. „Lass mich los!“, schrie er schon beinahe, „Sei nicht zärtlich und nett zu mir, wenn du es nicht so meinst, wie ich es fühle“. „Ich meine es aber so“, flüsterte Shou kaum hörbar in Hirotos Ohr, „Dich mit dem Anderen so zu sehen hat mich so wahnsinnig eifersüchtig gemacht. Schon seit Wochen kann ich nur noch an dich denken. Aber egal wie viel ich nachdenke, ich komme zu keinem Schluss“. Nach und nach erstarb die Gegenwehr des Anderen, ehe er sich fast schon verzweifelt an ihn krallte. „Warum hast du denn nichts gesagt?“, fragte er leise. Seine Stimme hörte sich immer noch verweint an. „Ich hatte Angst“, versuchte sich Shou zu erklären, „Ich habe immer noch eine so unglaubliche Angst davor alles kaputt zu machen. Angst davor dir weh zu tun. Ich habe doch von nichts eine Ahnung. Ich will nichts falsch machen... nicht bei dir. Aber das ist alles so neu... Ich kann doch nur was falsch machen oder?“ Für einen Moment sagte Hiroto kein Wort. Das einzige was Shou hören konnte, war der gebrochene Atem des Anderen und das machte ihn nervös. Die ganze Situation machte ihn nervös. „Du kannst nicht viel mehr falsch machen, als ich auch“, murmelte er irgendwann und löste vorsichtig die Umarmung. Sie waren sich so unglaublich nah, so unglaublich nah. Zum ersten Mal konnte er wirklich sehen welche Augenfarbe sein Mitbewohner eigentlich hatte und die genaue Lippenform von ihm bestimmen. Sie waren viel voller, als er sie grob in Erinnerung hatte. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, als er sich ihm vorsichtig näherte. Und bevor er es sich doch anders überlegen konnte, zog Hiroto ihn zu sich herunter und küsste ihn schüchtern. Er spürte sofort, dass es anders war, als sonst. Aber er verschwendete nur kurz einen Gedanken daran. Ebenso vorsichtig erwiderte er den Kuss leicht und sein Herz schlug direkt noch ein Ticken schneller. So stark, dass er es tief in seinem Inneren ebenfalls noch spürte. Der Kuss war nur kurz und unschuldig gewesen, aber er zeigte ihm unweigerlich das, was ihm sowieso schon irgendwie klar gewesen war. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mich in dich verliebt habe“, flüsterte er leise und schaute peinlich berührt kurz auf den Boden, ehe er ihn wieder in den Arm nahm. So etwas war ihm noch nie leicht gefallen. Und Hiroto gegenüber war das irgendwie noch schlimmer. Er konnte ihn erleichtert ausatmen hören, weswegen er sich selbst etwas entspannte. „Und obwohl ich so viel Angst habe... wäre ich so wahnsinnig gerne mit dir zusammen“, fügte er noch hinzu und hielt den Atem an. Und er konnte deutlich spüren, dass er nicht der Einzige war. Nur das kurz darauf kommende Zittern und leise Schluchzen des anderen irritierte ihn und er fragt ob er was falsch gemacht hatte. „Nein es ist nur...“, versuchte Hiroto zu erklären und wischte sich mit einem glücklichen Lächeln die Tränen aus dem Gesicht, „dass ich schon so lange in dich verliebt bin und ich hatte nie damit gerechnet, dass... du mir so etwas irgendwann sagen würdest. Da ist alles“. Eigentlich wollte er ihm noch so viel mehr sagen. Als er noch auf dem Sofa gesessen hatte, waren ihm so viele Dinge eingefallen, aber jetzt konnte er nicht anders, als ihn einfach schweigend weiterhin im Arm zu halten. „Danach sind wir einfach nach Hause gefahren“, erzählte mir Shou und hatte diesen einen besonderen Gesichtausdruck. Dieses selige Lächeln, was mir zeigte, dass er vor lauter Glück beinahe überlief. „Habt ihr noch einmal darüber gesprochen?“, fragte ich ihn und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. „Nein... wir sind einfach zusammen schlafen gegangen“, meinte er und wirkte ein wenig verlegen, „Ich konnte kaum schlafen, weil ich ihn die ganze Nacht über im Arm gehalten habe und seinen Herzschlag spüren konnte. Es ist in etwa so wie mit Ayame damals... nur anders. Aber jedes Mal wenn ich an ihn denke, dann...“, verzweifelt suchte er nach Worten und gestikulierte hilfesuchend mit seinen Händen herum. „Fühlt es sich an, als hättest du einen plötzlichen Hohlraum in deinem Bauch in der eine Achterbahn alles durcheinander bringt? Sodass dir leicht schwummrig wird, weswegen du das Bedürfnis hast einmal tief durchzuatmen?“, versuchte ich ihm zu helfen. „Ja genau!“, meinte er begeistert, „Als würde ich ganz schnell mit einem Fahrstuhl hoch und runter fahren“ Für einen Moment sagte keiner von uns beiden etwas, weil wir unseren eigenen Gedanken nachhingen, ehe wir fast zeitgleich leise auflachen mussten. „Wir sind hoffnungslos verliebt oder?“, grinste Shou mich an. „Sieht stark danach aus“, konnte ich ihm gerade eben noch ebenso grinsend antworten, als unser Dozent die Stunde eröffnete. Und spätestens nach der ersten halben Stunde wünschte ich mir, ich wäre einfach woanders oder zumindest ausgeschlafen. Ein Blick zur Seite verriet mir, dass es meinem besten Freund nicht viel anders ging, denn auch er hatte ein riesen Chaos bei seiner Mitschrift und schien nicht wirklich mitzukommen. Als ich dann eine Stunde später den Vorlesungsraum verließ, brummte mir der Schädel und ich fühlte mich, als würde ich schon den ganzen Tag in der Uni sitzen. Shou war schon kurz vor dem Klingeln gegangen, damit er die Bahn früher noch bekommen würde, weil er sich mit Hiroto in der Stadt treffen wollte. Vor der Tür war ein riesen Tumult los, weswegen ich schon genervt aufstöhnte. Ich wollte nur noch in die Cafeteria, mir einen Kaffee besorgen und diese eine Freistunde versuchen abzuschalten. Und wenn Reita mich nicht am Ärmel festgehalten, wäre ich auch einfach an meinem Freund vorbei gelaufen, ohne ihn wirklich zu bemerken. Gerade als ich mich verwundert zu ihm hindrehte, befreite er sich aus den Scharen von Studenten. Verwirrt schaute ich ihn an. Seine Vorlesung würde erst in einer Stunde, parallel zu meiner beginnen. Was machte er hier? Ohne auf meine Frage einzugehen, zog er mich sanft aber bestimmend zu einem langen und intensiven Kuss zu sich heran. Früher hätte ich mich dabei total verkrampft und versucht ihn von mir zu drücken, aber mittlerweile drückte ich mich ihm eher noch ein wenig entgegen und erwiderte den Kuss genießend und mit geschlossenen Augen. Dass sämtliche Augenpaare auf uns gerichtet waren, war mir durchaus bewusst, aber sie interessierten mich mittlerweile kein bisschen. Sie waren mir schlichtweg egal. „Sorry“, nuschelte Reita nachdem er den Kuss unterbrochen hatte, „Alle gucken uns an“ „Sollen sie doch“, meinte ich darauf nur und küsste ihn direkt noch einmal aufreizend, „Die Tussen können ruhig wissen, wer ihre größte Konkurrenz ist“ Für einen Moment schaute mich mein Cousin nur sprachlos an, ehe ein großes Grinsen sein Gesicht zierte. „Was wollten die eigentlich alle?“, fragte ich nach und schulterte meine Tasche neu. „Nichts besonderes“, murmelte er. Sein Blick verriet mir, dass er log, weswegen ich ihn bestimmend anschaute. „Die wollten mich über dich ausfragen“, rückte er mit der Sprache raus. „Über mich?“, fragte ich ungläubig. „Ja, ob ich dich näher kenne, wer du bist und all so ein Kram“, sagte er noch mit einem Tonfall, der mir sehr deutlich machte, dass er ein kleines Problem mit der Tatsache hatte. „Und was hast du ihn gesagt?“, wollte ich möglichst unschuldig wissen. „Dass ich dich sehr gut kenne und dass sie dich gefälligst selbst fragen sollen, wenn sie was über dich wissen wollen. Und dass ich ihnen ganz bestimmt nicht deine Emailadresse geben werde“, brummte er und steckte seine Hände in seine Hosentaschen. Mittlerweile konnte ich meinen Freund beinahe wie ein offenes Buch lesen, nur anhand seiner Gestik. „Mich haben heute morgen auch zwei Mädels angesprochen“, erzählte ich ihm, während wir zur Cafeteria liefen. Ich brauchte dringend meinen zweiten Kaffee! „Und was wollten die?“, kam direkt die Frage, was mich schmunzeln ließ. „Deine Emailadresse“, sagte ich ihm. „Meine?“, fragte Reita direkt noch einmal nach und schien verwundert zu sein, worauf ich nur grinsend nickte, während ich mir bestimmend seine Hand schnappte, „Und was du zu ihnen gesagt?“ Mittlerweile grinste er auch. „Dass ich ihnen die nicht gebe“, meinte ich möglichst locker. Kurz darauf schmeckte ich wieder seine Lippen auf Meinen. „Warum bist du eigentlich hier?“, fragte ich ihn danach, „du hast doch noch gar keine Uni, sondern erst in einer Stunde“. „Ich komme gerade von einem Besichtigungstermin“, antwortete mir Reita und hielt mir die Tür auf, bevor wir die Cafeteria passierten. „Wieso Besichtigungstermin?“, wollte er verwundert wissen, „Ziehen wir um?“ „Nein, nein“, lachte mein Cousin direkt, „Ich habe mir einen Proberaum angeguckt, den wir mieten könnten. Der ist nur ein wenig teurer als die Garage und hat dafür aber schon volles Equitment, das wir benutzen können. Zwar nicht so besonders wie bei Miyavi damals, aber damit sollten wir ein ganz gutes Stückchen weiter kommen“. Während ich meinen Kaffee trank und langsam wieder fitter wurde, erzähle mir mein Freund alles Mögliche über den Proberaum. Wie gut die Lage war, dass Kai sein Drumset dort hin stellen könnte und dass die Verstärker zwar nicht das neuste Modell waren, aber man sich bei ihnen auf die gute alte Qualität verlassen konnte. Er ging noch viel tiefer ins Detail, aber ich verstand ehrlich gesagt nur die Hälfte. Aber er war so begeistert, dass ich ihn einfach nicht unterbrechen konnte und deswegen saß ich nur neben ihm und hörte ihm zu, während ich still meinen Kaffee trank. Die nächsten anderthalb Monate waren unglaublich stressig und anstrengend, aber auch genauso spannend. Nach kürzester Zeit bestand mein Leben aus Uni, Job und Probe. Den Proberaum, von dem mir Reita damals in der Uni erzählt hatte, hatten wir wirklich angemietet und es war schon allein ein ganz anderes Gefühl in einem ‚richtigen’ Proberaum jedes Mal zu üben, als in einer notdürftigen Garage. Am Anfang hatte ich das ganze sehr skeptisch beobachtet, aber nach und nach war mir selbst aufgefallen, welche großen Fortschritte wir machten. Sobald wir ein wirkliches Konzept hatten, lief alles irgendwie von alleine. Ich wusste nicht ob das daran lag, weil wir so gut miteinander auskamen, oder ob wir einfach nur Glück hatten, aber es funktionierte irgendwie. Wir verbrachten mehr Zeit zusammen auf den paar Quadratmetern, als in unserer Wohnung, aber es machte unglaublichen Spaß. Weil ich von allen meistens am längsten Uni hatte, fuhr ich immer direkt danach zur Probe. Die anderen hatten sich dann meist schon komplett eingespielt. Zu Beginn hatte ich mich deswegen sehr unter Druck gesetzt gefühlt, aber mittlerweile hatte ich kein Problem mehr damit. Mittlerweile brauchte ich auch nicht mehr so lange, bis ich mich selbst eingesungen hatte, was ich zum größten Teil Shou zu verdanken hatte, der mir ein paar seiner Tricks verraten hatte. Und nach jeder Probe sagten die anderen mir auch, wie zufrieden sie mit mir und meiner Stimme waren, dass ich gar nicht anders konnte, als mich auf die nächste zu freuen. „Wir haben einen Auftritt“, das war das Erste, was mir eines Tages, noch vor der üblichen Begrüßung, entgegengeworfen wurde. Verdattert blieb ich im Türrahmen stehen. Ein Auftritt? „Wie“, fragte ich nach. Warum hatten wir plötzlich einen Auftritt? „Ein Kumpel hat mich heute Morgen angerufen“, erzählte Uruha, „als ich gerade unterwegs zur Uni war. Der jobbt nebenbei in einer kleinen Halle. Und für ein Event ist bei denen eine Band abgesprungen, weil die sich spontan aufgelöst haben. Und jetzt brauchen die so schnell wie möglich Ersatz und der besagte Kumpel hatte uns vorgeschlagen und sich für uns stark gemacht“. Uruha grinste über beide Ohren und sah sichtlich stolz aus. Ich konnte kaum glauben was ich hörte. „Das ganze hat doch sicherlich einen Harken oder?“, fragte ich skeptisch. „Der Auftritt kostet uns gute 20.000 Yen und er ist... übermorgen“, rückte Kai irgendwann mit der Sprache raus. „Übermorgen?“, fragte ich schockiert, „Übermorgen? Das schaffen wir doch nie im Leben! Du hast doch nicht zugesagt oder?“ Ich war selten so verdammt nervös gewesen. Die Nacht vor unserem Auftritt konnte ich kaum schlafen und ohne Reitas Hilfe hätte ich wahrscheinlich gar nicht geschlafen. Beim Frühstück hatte ich kaum was runter bekommen, genau genommen nur Kais Orangensaft. Nach dem Frühstück mussten wir auch schon direkt unsere Instrumente einpacken, was sich bei dem kleinen Auto als ganz schön kompliziert herausstellte, weil wir alle fünf ebenfalls noch darein passen mussten. Ein Glück mussten wir Kais Drumset nicht komplett sondern nur zum Teil mitnehmen, sonst wären wir wahrscheinlich nie weggekommen. Während der Fahrt wurde mir kurz schlecht, weswegen wir sogar einmal kurz anhalten mussten, was mir mega peinlich war. „Bist du sicher, dass du das schaffst?“, fragte mich mein Freund und ich konnte deutlich an seiner Stimme heraushören, dass er sich Sorgen um mich machte. „Ich bin nur nervös“, meinte ich und nahm einen großen Schluck auf der Wasserflasche, die mir Reita hinhielt. Die Halle war ziemlich klein, trotzdem nahm meine Nervosität nicht ab. Es war kein Vergleich zu dem, was Reita und ich vor ein paar Wochen im Tokyo Dome erlebt hatten. Aber da war auch alles so schnell gegangen und genauso schnell wieder vorbei gewesen. Nur jetzt standen wir dort eine gute halbe Stunde und hatten keine Ahnung ob die Leute die Musik mochten die wir machten. Ein Glück waren die anderen Bands total nett, davor hatte ich nämlich auch noch Panik gehabt. Ein paar hatten Reita und mich sogar wieder erkannt, weil sie damals selbst bei dem Live gewesen war. Sie meinten auch, dass wir keine Angst zu haben brauchten, weil die Stimmung in der Halle immer geil war. Wir waren als letzte Band dran, weil wir am unbekanntesten waren. „Die sind alle echt gut“, murmelte Aoi bei der vorletzten Band. „Wir sind auch echt gut“, grummelte Reita und nahm einen Schluck von seinem Bier, „mach dir keine Sorge, du hast mindestens einen großen Fan nachher und der steht nur ein paar Meter neben dir“. Der Kuss schmeckte aufgrund des Bieres etwas herb, aber das war mir egal. „So Leute das war es von uns. Die nächste und letzte Band heißt „Gazette“ und es ist ihr erster Auftritt, also seid nett zu ihnen. Die Jungs sind echt korrekt“, meinte der Sänger noch, ehe sie die Bühne räumten. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als mir die Scheinwerfer direkt ins Gesicht schienen. Ich musste ein paar Mal blinzeln um die Anfeuerungsrufe zuzuordnen und Shou und den Rest zu erkennen. Ein Glück erledigte Kai die kurze Begrüßungsrede und setzte danach direkt mit den Drums ein, sodass ich gar keine Zeit mehr zum Nachdenken hatte, sondern einfach mit dem Singen begann. Und schon während des ersten Liedes veränderte sich mein ganzes Befinden. Jegliche Sorgen und Ängste waren wie weggewischt und nur noch das Adrenalin beherrschte meinen Körper, welches selbst eine Stunde nach dem Konzert immer noch durch meine Adern jagte. Wir hatten durch den Auftritt einen Verlust von genau 18.600 Yen gemacht, aber das war in Anbetracht der Lage, dass der Besitzer der Halle uns für das nächste Event ebenfalls haben wollte, einfach wert gewesen. Allein das Gefühl auf der Bühne zu stehen war so atemberaubend, dass ich es gar nicht abwarten konnte wieder dort hoch kommen zu können. Selbst die anderen Bands hatten uns für unseren ersten Auftritt gelobt und meinten, dass wir das gewisse Etwas hatten und dass man ja vielleicht noch öfters die Bühne teilen würde. Nachdem uns die anderen geholfen hatten alles wieder im Auto zu verstauen, beruhigte ich mich langsam. Es war lustig zu beobachten, wie Shou ständig Hiroto etwas aus dem Arm nahm, damit er auch ja nichts Schweres trug. Auch bei uns zu Hause fiel mir mehrfach auf wie viel Mühe Shou sich gab und mehrfach fragte ob sein Freund noch irgendwas brauchte oder haben wollte, was diesem ein wenig peinlich zu sein schien. Tora und Saga schauten sich das Spektakel ebenfalls kopfschüttelnd und grinsend an. Aber es war erneut einer dieser kleinen Momente, in denen ich merkte, wie glücklich ich doch war. Und das nur wegen einer Handvoll Personen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)