Don't fear the Demon von Zyria ================================================================================ Kapitel 1: Dream me on ---------------------- Nun liegst du hier in meinen Armen. Deine eisblauen Augen, dieser glasige, trübe Blick, so voller Verlangen. Oh, wie habe ich dieses flehende Funkeln in deinen Augen immer geliebt. Wie habe ich es geliebt, deinen Körper so nahe an meinem zu spüren. Wie du in meinen Armen liegst und bebend meinen Namen flüsterst. Deutlich spüre ich das Zittern deines Körpers, die Hitze die von ihm ausgeht. Du siehst es mir vielleicht nicht an, würdest es wohl niemals erahnen, doch all das raubt mir meinen Verstand. All das, macht mich völlig wahnsinnig. Du bist Mein. Für immer wirst du mir gehören. Niemals werde ich zulassen, dass dich Jemand so berührt, wie ich es tue. Das dich Jemand so bekommt, wie ich dich bekomme. Niemand darf dich jemals so besitzen, wie ich dich besitze. Du gehörst allein mir und jeder der versucht sich zwischen uns zu drängen, wird mit seinem Leben dafür bezahlen. Trübe, eisblaue Augen blickten den Dämon an. Das Gesicht ungewöhnlich sanft. Sah man diesen Engel jemals so? Immer wieder wurde Castiel bewusst, welche Seiten dieser Dämon doch in ihm auslöste. Dieser Dämon…der Gefallene. Samael. So viele Jahrhunderte, Jahrtausende war es her gewesen, seit sie sich zuletzt sahen, seit sie sich gegenüber standen. Und nun? Nun lag Castiel wieder in dessen Armen, sein Körper zitternd vor Lust, vor Verlangen. Sein Blick auf dem Gesicht des Dämons ruhend, dessen Lippen ein Lächeln zierte, welches ihn fast um den Verstand brachte. Dieses Lächeln, welches eine Mischung aus Gefühl und purer Kälte widerspiegelte. Diese hellen Augen, dieses blau…immer musste er sich solche Körper aussuchen, dessen Aussehen einem schon schlichtweg den Verstand raubte. Es machte ihn wahnsinnig. Er machte ihn wahnsinnig. Diese hauchzarten Berührungen, wie seine Fingerspitzen kaum merklich, aber noch immer fühlbar über seine Haut strichen. Allein das brachte seinen Körper zum Zittern. „Sam“, kam es bebend hauchend von dem kleinen Engel. Die letzten Buchstaben seines Namens erstickend, hob der Engel seine Hand, legte sie auf des Dämons Wange. Jeder Andere der Samaels so genannt hätte, der seinem Namen diese Abkürzung gegeben hätte, hätte gelitten. Doch nicht er. Nicht sein Engel. „Psst“, hauchte ihm der Dämon entgegen, seinen Zeigefinger auf dessen Lippen legend. Vorsichtig neigte sich der Dämon zu dem Engel hinunter, wohlwissend ihn ausgelaugt zu haben, in den vielen Stunden, die sie nun miteinander verbracht hatten. Sein Finger sank von Castiels Lippen, strich über die zarte Haut seines Gesichts, während sich seine Lippen, beinahe ungewohnt behutsam auf die Lippen des Engels legten und sich diese schmiegten. Es war nicht fair. Es war einfach nicht fair das ein einziger Kuss solche Gefühle in jemandem auslösen konnten. Allein dieser Kuss brachte den Körper Castiels zum Beben, Sein Herz raste, schlug, als würde es jeden Moment aus seiner Brust springen… …dann riss Castiel seine Augen auf, saß aufrecht in jenem Sessel in dem schäbigen Motel, in welchem sich Dean und Sam zurückgezogen hatten. Ein Traum…es war nichts weiter als ein Traum gewesen. Kapitel 2: Back to Reality -------------------------- „Cas?“, Deans Stimme klang heiser, beinahe krächzend. Dennoch war Dean einziges Problem gerade ob Castiel in seiner Nähe war, oder ob er wieder fort war. Dean erinnerte sich kaum mehr wie sich das Alles zwischen ihnen entwickelt hatte. Es war ein Hin und Her gewesen, ein völliges Chaos, welches er kaum hatte ertragen können. Als sein Bruder sich so sehr an diese Ruby-Bitch gehangen hatte, war für Dean eine Welt zusammengebrochen. Seine Familie war zerbrochen. Sie hatte Alles zerstört. Castiel war in dieser Zeit der Einzige, der ihn nicht aufgegeben hatte. Der sonstige Nimmersatt hatte nicht mehr essen wollen, hatte sich Wochen lang nicht rasiert und von Körperhygiene wollte man lieber nicht mehr reden. Selbst Bobby war am Ende seiner Nerven. Doch Castiel war geblieben, als einziger. Er hatte dafür gesorgt, das Dean nicht völlig abgemagert war, hatte ihm geholfen, ihn wieder aufgebaut. Jetzt war Sam wieder bei ihm. Die Sache mit der Apokalypse war noch nicht ausgestanden. Luzifer war befreit und lechzte nach Sams Körper. Ebenso war es Michael der Deans Körper wollte. Eine verzwickte Sache, doch Castiel war noch immer bei ihm, hatte dafür Alles verraten. Seine Brüder, seine Schwestern. Seinen Gott? Nun, das war fraglich. Lag es wirklich in Gottes Willen das die Engel so etwas taten? Raphael hatte es selbst gesagt. Sie waren es Leid. Sie waren müde und wollten es nicht mehr ertragen, wo ihr Vater sie allein gelassen hatte, wo er ihnen diese schwierige Aufgabe auf seine Schöpfung zu achten auferlegt hatte. Doch sie konnten es vergessen. Dean würde eine andere Möglichkeit finden Luzifer zu töten. Ohne die Hilfe des Himmels. Ohne Michael und ohne diese verdammte Apokalypse. Nur mit Sams und Castiels Hilfe. Er hatte es sich fest vorgenommen und es würde nicht so enden wie in der Zukunft die er gesehen hatte. Er würde nicht so enden. „Ich bin hier, Dean“, Castiel hatte eine Zeit gebraucht um sich von seinem Traum zu erholen. Engel träumten nicht. Er konnte sich zumindest nicht daran erinnern, wann er zuletzt geträumt hatte. War es vielleicht Samaels Werk? Hatte er ihm diesen Traum absichtlich geschickt? Vielleicht um ihn zu verwirren? Oder bildete Castiel sich das nur ein, weil er für sich selbst einfach nicht damit zurecht kam, das er Samael nach so vielen Jahrhunderten wieder sah? Dean lächelte leicht. Sein Hals kratzte fürchterlich und ehe er noch etwas sagte, griff er erstmal nach der Wasserflasche neben seinem Bett und öffnete den Verschluss. Das Wasser schaffte Abhilfe gegen seine trockene Kehle. Doch das Kratzen blieb. Normalerweise war Dean nicht so empfindlich. Aber eine ganze Nacht auf einem Friedhof und das in dieser Stadt wo es draußen schneite, war eben doch nicht ganz gesund und Dean Immunsystem hatte in letzter Zeit sehr nachgelassen. Der Engel stand auf und trat an das Bett heran. Seine eisblauen Augen ruhten auf dem Winchester. Er setzte sich an den Rand des Bettes und beobachtete Dean dabei, wie er die Flasche zurück auf den Boden stellte. Seine Hand fasste an Deans Stirn. „Du bist heiß“, stellte er fest. „Hey, danke für das Kompliment, Cas“, grinste Dean süffisant. Aber er wusste was Castiel meinte und er fühlte sich auch nicht besonders gut. Aber Castiel brauchte nicht glauben, das er sich nun wieder richtig hinlegte und schlief, so wie es Sam noch munter und friedlich tat. Friedlich...wenn man von dem lauten Schnarchen absah. Castiel seufzte. „Du solltest dich vielleicht...“ „Nein!“, wand Dean sofort ein. „Es geht schon. Ich brauch nur was zu Essen“, Deans grüne Augen funkelten bittend. Er wollte auf keinen Fall im Bett bleiben. Das wäre ja fast wie im Krankenhaus. Außer weiße Bettwäsche und sexy Krankenschwestern...vielleicht sollte er dringend ins Krankenhaus! Aber doch lieber nicht. Er mochte keine Krankenhäuser. Die paar Erlebnisse die er dort gehabt hatte, hatten ihm schon gereicht. Mehr mussten nun wirklich nicht sein. „Bitte?“, so oft sich Dean auch an Sammys Welpen blick versuchte, so ganz wollte es nie klappen. Aber es reichte offensichtlich Castiel weich zu kochen. In Verbindung mit einem kleinen Kuss, verstand sich... Etwa 2 Stunden später saßen sie alle zusammen im Diner. Inklusive Sam, der sich ebenfalls aus seinem Bett gequält hatte. Das Diner war etwa 50 Meter entfernt von diesem Motel in dem sie nun hausten. Hausen war das richtige Wort, denn etwas Anderes konnte man dort auch nicht. Dean ging es tatsächlich etwas besser, selbst wenn Castiel, der ihm gegenüber saß, noch immer besorgt den Blick auf Dean hatte und ihn nahezu beim Essen anstarrte. „Cas, mir geht’s gut“, er wiederholte sich wohl. „Aber...“, wand Castiel ein. „Wieso gut? Ging es dir schlecht?“, mischte sich Sam ein und nun waren es zwei Paar besorgte Augen, die Dean musternd ansahen. „Er hat...“, begann Castiel erklärend, doch Dean unterbrach ihn. „Ich habe gar nichts, okay? Mir geht’s gut. Macht euch locker“, dann nahm er eine riesige Gabel voll Pancakes und steckte sich den Bissen in den Mund. Die Wahrheit war...es ging ihm nicht gut. Er hatte das Gefühl das es hier drin kalt war. Dabei hatten die meisten die hier aßen nur Shirts an, was ihm sagte das die Heizungen voll aufgedreht waren und es nicht kalt hier drinnen war. Sam seufzte. Das war typisch Dean. Castiel wäre wohl stur geblieben, wenn er nicht wissen würde, das es zwecklos war mit Dean zu diskutieren. Aber auf diesen menschlichen Spruch 'Du hast Recht und ich meine Ruhe' wollte er sich auch nicht verlassen. Er würde Dean wohl nicht von der Seite weichen, bis er sich ganz sicher war, das es ihm wirklich gut ging. „Du hast deinen Körper gewechselt, wieso?“, die ruhige, aber doch weltfremde Stimme drang in Samaels Ohr. Nun war er nicht mehr der hochgewachsene, dunkelhaarige, eher schwarz haarige Typ, sondern der hochgewachsene blonde Typ mit diesen herrlich stechenden, blauen Augen, deren Blick wie immer diese Kälte ausstrahlten. Das ließ sich Samael wohl nicht nehmen. Entweder suchte er sich die perfekten Körper aus, oder aber... „Er ist das Gefäß“, erklärte Samael trocken, lag eher gelangweilt und quer in dem teuren Ledersessel, der diesem Mann gehörte, in dem er nun steckte. Es hatte ewig gedauert ihn dazu zu überreden, doch am Ende war es ihm gelungen und nun war es das perfekte Gefäß für ihn. Endlich konnte er seine Kräfte voll und ganz ausnutzen, ohne die Befürchtung zu haben, das sein Körper das nicht standhalten würde. „Schön. Das Gefäß“, damit musste sich der Dämon wohl zufrieden geben. Aber wer sagte schon gerne Ja zu einem Dämon? Der Dämon wandte sich um, wollte gehen, doch Samael war nicht der Meinung das er schon gehen sollte. Er hatte ihm nicht erlaubt zu gehen. „Oh, Raym“, Samaels Stimme hatte schon wieder diesen belustigten Unterton. „Sei so gut und tue mir einen Gefallen“, Gefallen...Gefallen tun hieß wohl eher tue was ich sage, oder ich rupfe dir auf schmerzhafte Art und Weise sämtliche Federn heraus... Raym drehte sich erneut um, ließ die blauen Augen auf dem Gefallenen ruhen und wartete auf den Gefallen den er ihm erweisen sollte. „Finde die Winchester und beobachte sie“. Kapitel 3: Deal --------------- „Das hast du nun davon“, unsanft klatschte Sam seinem Bruder das feuchte Tuch auf die heiße Stirn. Sein Körper glühte förmlich und nun war es nicht mehr zu leugnen. Dean war krank. Zwei Tage waren nun vergangen, als Dean sich noch mit Händen und Füßen gewehrt hatte. Er sei ja nicht krank. Es würde ihm gut gehen. Bitte, da hatten sie den Salat. Es ging ihm alles andere als gut. Nun war es erst recht ausgebrochen. Vielleicht hätten sie das noch abwenden können, wenn Dean nicht so verdammt stur gewesen wäre. Er hätte sich einfach ausgeruht, viel geschlafen und alles wäre okay. Aber Nein. Dean und sein Sturkopf. „Au! Sei gefälligst sanfter!“, beschwerte sich Dean. Ihm war schlecht, er schwitzte und vor allem fühlte er sich nicht fähig sich zu bewegen. Vielleicht hätte er wirklich auf die Beiden hören sollen. Auf Castiel, auf Sam. Sie hatten es ihm gesagt, hatten ihn gewarnt und ihm nicht geglaubt. Nun war er wohl wirklich selbst an seinem Leiden schuld. „Selbst schuld“, Sam zuckte mit den Schultern und ging dann zu dem großen Tisch dieses Zimmers. Seine Jacke hing über einem Stuhl und nach dieser griff er nun. Dean sah entsetzt auf. Er wollte ihn doch jetzt nicht alleine lassen! „Wo gehst du hin?!“ „Raus“, erwiderte Sam, schlüpfte in seine Jacke und zog sie vorne zu. „Wie raus?“ „Raus halt. Ich werde mich jetzt nicht den ganzen Tag an dein Bett setzen“, war er denn verrückt? Dean sollte schlafen. Er schlief doch sonst so gerne, also wirklich... „Sam!“, quängelte Dean, doch schon fiel die Tür ins Schloss und Dean war allein. War doch ungerecht. Draußen fragte sich Sam, warum er eigentlich seine Jacke angezogen hatte. Es war warm, die Sonne schien und eigentlich war seine Jacke viel zu dick. Dennoch schien ihm diese Tatsache nicht besonders viel auszumachen. Er entfernte sich langsam von der Tür ihres Zimmers, ging einfach die Straße entlang, die zur Stadt führte. Natürlich sorgte er sich um seinen Bruder und sicher würde er nun nichts tun, was sein Bruder wohl an seiner Stelle getan hätte. Er ging nicht in Bars und betrank sich. Nun ja, Frauen abschleppen würde er im Normalfall wohl auch, doch durch Castiel wäre das nun nicht mehr der Fall. Ihm war das ohnehin unbegreiflich, wie es die Beiden geschafft hatten zusammen zukommen. Das passte überhaupt nicht zu Dean. Absolut nicht. Sam hatte sich dazu entschieden Dean etwas Kuchen und etwas Saft zu besorgen. Auch wenn dieser wohl lieber Bier gehabt hätte. Mit der kleinen Tüte verließ er das Geschäft wieder. Er ging ein paar Schritte, dann fühlte er sich beobachtet. Er sah sich um, betrachtete die Menschen, von denen nicht besonders viele auf der Straße waren. Aber diejenigen die dort waren, sahen ihn nicht an, ignorierten ihre anderen Mitmenschen gar, aus diese, die sie kannten. Doch dann fiel sein Blick auf einen Baum, in dessen Krone etwas saß. Ein Rabe? Sam ging näher ran und erkannte das es kein Rabe, sondern eine Krähe war. Sie wirkte anders als andere Krähen. Sie war riesig. Sam hatte noch eine s große Krähe gesehen. Kein Wunder das er sie zuerst für einen Raben gehalten hatte. Die schwarzen Augen blickten ihn direkt an, starr. Ansonsten bewegte sich der Vogel auch nicht wirklich. Es war, als wäre die Krähe aus Wachs. Eine simple Wachsfigur. Sam ging weiter, die Krähe breitete ihre großen, schwarzen Flügel aus und folgte ihm. Kurz vor dem Motel blieb er stehen, drehte sich erneut um und entdeckte wieder diese Krähe. Diesem saß sie hinter ihm auf dem Boden und bewegte sich wieder nicht. Was sollte das? Sam lief es eiskalt den Rücken hinunter. Diese Krähe...verfolgte sie ihn? Das war wirklich beängstigend. Sam starrte die Krähe an, ebenso wie sie ihn anstarrte. Dann schwang sie plötzlich heftig ihre Flügel, erhob sich und flog auf Sam zu, verfehlte ihn jedoch knapp und flog über seinen Kopf hinweg. Sam hatte sich gebückt, anders hätte sie ihn wohl erwischt. Dann sah er zum Himmel. Die Krähe war verschwunden. Es dauerte Sekunden, bis Sam sich wieder fing. Es war einfach...beängstigend. Nach all diesen Dingen die sie erlebten, allem was ihnen vermutlich noch bevorstand. Da war so eine wild gewordene Krähe doch ein schlechtes Zeichen, oder? „Du hast lange gebraucht“, Samaels Stimme klang gelangweilt, ebenso war seine Sitzhaltung. Er saß auf dem Sofa, hatte seine Füße auf dem kleinen Glastisch vor ihm liegen und starrte an die Decke. Selbst als Raym vor ihm stand. Für Raym war es schon immer ein Rätsel, wie Samael ständig die Ruhe weg hatte. Das lag wohl in irgendeiner Weise an seinen schrecklichen Launen. Die wandelten sich meist von einem Extrem in das andere. Manchmal war er ruhig, gelangweilt, doch das konnte auch ganz schnell in Jähzorn umschlagen. „Verzeiht“, Raym hatte seiner Ansicht nach nicht lange gebraucht. Schließlich musste er erstmal alles nötige in Erfahrung bringen und die Winchester zu finden war kein einfaches Unterfangen, seit sie durch Castiels Hand nicht mehr auffindbar für Dämonen oder Engel waren. Ohne ein weiteres Auffordern berichtete Raym Samael jede Kleinigkeit. Das sie in Rialto, Kalifornien waren, das Dean seit gestern Morgen das Motel zimmer nicht mehr verlassen hatte. Mehr musste Samael nicht wissen. „Gut“, Samael stand auf, strich sich mit einer beinahe eleganten Bewegung das blonde Haar nach hinten. „Dann werde ich unseren Freunden doch mal einen Besuch abstatten“, kaum ein Blinzeln später war er verschwunden. Sam hatte Dean seinen Kuchen gegeben und auch den Saft, den er nur widerwillig trank. Er mochte keinen Saft. Hätte Sam ihm nicht einfach ein Bier mitbringen können? Er war krank, war ja schon in Ordnung. Meckern brachte hier ohnehin nichts. „War Castiel eigentlich mal hier?“, Sam hatte sich auf den Sessel gesetzt, der sich an der Wand befand und lehnte sich mit dem Ellbogen sacht dagegen. Sein Kopf lehnte gegen seinen Handrücken. „Nein, ich glaub er sucht schon wieder nach seinem Daddy“, mit rollenden Augen und voll gestopften Wangen sah er zu Sam. „Das ist doch völlig für den...“, weiter kam er nicht. Stattdessen verschluckte er sich an dem Bissen und hustete kräftig. Seine Augen waren geweitet. Sam setzte sich sofort gerade hin, nun die Arme auf den Lehnen des Sessels stützend. „Dean, was ist?“ „Nun komm schon, Dean-Boy“, Samaels Lippen umspielten ein amüsiertes Lächeln, als Dean fast an seinem Kuchen krepierte. „So furchterregend bin ich nun auch wieder nicht“. Sam schrak nun selbst etwas zusammen, als er nun in die Ecke des Zimmers blickte und Samael aus dieser heraustrat. Dann richtete sich der jüngere Winchester auf. „Wer bist du?“, fragte er sofort ernst. Deans Husten hingegen beruhigte sich inzwischen wieder und er setzte sich leicht auf und sah den Fremden misstrauisch an. „Samael“, Sam und Dean blickten sich beinahe gleichzeitig viel sagend an. Sam griff ohne großartig darüber nachzudenken nach dem Messer, welches auf dem Tisch lag. Rubys Messer. Samael schien keine Reaktion zu zeigen. Nicht einmal, als Sam ihm das Messer genau in die Brust rammte. Außer leichte Funken die das Messer dabei gemacht hatte, geschah nichts und Samael stand noch immer so dort wie zuvor, rührte sich kaum, nicht einmal als das Messer seine Haut durchzogen hatte. Er lachte nur. Dean lief es dabei eiskalt den Rücken hinunter, so das er wie erstarrt dort sitzen blieb. Samael zog das Messer aus seiner Brust und betrachtete es in seiner Hand. „Also ich darf doch sehr bitten. Ich habe diesem Körper versprochen ihm nicht mehr Schmerzen zuzufügen als nötig“, als würde sich Samael an Versprechen halten. Nun, er behauptete ja selbst von sich, das es nicht so war. Die Wunde schloss sich, selbst in seinem Hemd war nicht mehr die geringste Spur von Blut oder einem Riss des Messers zu sehen. Geschickt landete das Messer in dem Tisch. Die Spitze bohrte sich in das alte Holz, der Griff des Messers bewegte sich noch sacht schwingend. Sam und Dean starrten zunächst das Messer an und anschließend sahen sie wie synchron zu Samael. „Was willst du?“, fragte Sam barsch. Wenn sie das Messer schon nicht gegen ihn nutzen konnten, hatten sie wieder einen stärkeren Gegner vor sich und Dean war nicht mal bei vollen Kräften. Einen Moment kam Dean in den Sinn Castiel zu rufen, doch dieser müsste erst anrufen, ehe er herkommen könnte. Das war eben der Nachteil an dieser ganzen Sache die er mit ihnen getan hatte, damit sie Niemand fand. Samael konnte bei dem Verhalten der Beiden nur schmunzeln. Es war doch zu witzig wie die Beiden versuchten sich nette Möglichkeiten auszudenken, um ihn los zu werden. Natürlich hatten sie schon von ihm gehört. Vielleicht hatten sie es aus Büchern, vielleicht von anderen Engeln. Vielleicht aber auch von Castiel. Aber Castiel hatte ihnen sicher nicht die ganze Wahrheit erzählt. „Entspannt euch“, Samael trat auf Sam zu, dieser trat zurück, doch Samael ging an ihm vorbei und näherte sich dem Bett. Keiner von Beiden ließ ihn auch nur eine Sekunden aus den Augen. „Ich möchte euch einen Deal vorschlagen“ „Einen Deal?“, Dean hob die Brauen. Was sollte der Mist denn? Von Deals hatte er eindeutig genug. Die hingen ihm langsam schon zum Hals raus. „Was für ein Deal?“, Dean schaute Sam entsetzt an, als er das fragte. Wie konnte er sich das auch nur anhören wollen? Dean versuchte den Gedanken zu verdrängen, der ihm gerade in den Kopf schoss. Sam und Dämonen... „Es ist ganz einfach. Ihr helft mir, ich helfe euch“, erklärte Samael. Sam wäre beinahe auf das Bett zu gesprungen, als Samael sich über Dean neigte und seine Hand für den Bruchteil einer Sekunde Deans Unterarm streifte. Dean nahm es kaum wahr, so schwach war die Berührung gewesen. „Michael will dich, nicht wahr? Ist es das was du willst? Ein Kleidungsstück eines Engels zu werden?“, sich nun aufrichtend blickte er zu Sam und sein Blick musterte ihn argwöhnisch. Sein Lächeln war verschwunden. „Und du...Luzifers Gefäß...was glaubst du wie lange du dich vor ihm verstecken kannst? Er wird dich solange quälen, dir alles nehmen was du liebst, bis er hat was er will – Dich“, Sam lief es eiskalt den Rücken runter und Sam und Dean blickten sich gegenseitig an. In Sam tobte einfach ein wahrer Sturm. „Was willst du dafür?“ „Sam!“, protestierte Dean sofort. Das sein Hals nicht mehr kratzte, seine Kopfschmerzen fort waren und ihm nicht mal mehr warm war, spürte er gar nicht. Er war zu sehr auf diesen Dämon fixiert. Vor allem aber war er empört über die Tatsache, das Sam sich seinen Vorschlag genau anhören wollte. „Luzifer in der Versieglung“, Samaels Stimme klang ernst. Nun waren die dummen und entsetzten Blicke wohl ganz auf seiner Seite. Samael lachte. „Was denn? Glaubt ihr ich will ewig die zweite Geige spielen? Luzifers Tod wäre mir das Liebste, doch das ist nicht möglich. Mit Luzifers Hölle zerbricht das Gleichgewicht. Seien Seele muss von seinem wahren Körper getrennt werden und verbannt. Danach wird es nie wieder möglich sein in zu befreien und sämtliche Macht geht auf mich über“. „Also was dann...dann bist du der neue Hell King oder wie? Und dann? Geht dieses Weltuntergangs-Theater von vorne los? Vergiss es“, Dean würde doch nicht von einem Problem ins nächste springen. Sam hingegen fragte sich wirklich, ob sie es mit Samael schlimmer trafen. Immerhin schien er nicht auf Luzifers Seite zu stehen. „Was soll das, Samael?“ Drei Augenpaare richteten sich auf Castiel, der in der Nähe der Tür stand. Natürlich hätte er anrufen sollen, aber er hatte sich einfach mal eine Stadt weiter umgesehen und er hatte Glück. Allzu weit waren sie nicht gefahren. Aber Samael hatte er nicht erwartet. Castiel versuchte aufkeimende Emotionen zu verdrängen und es gelang ihm auch recht gut. Samael hingegen belächelte es nur, was Castiel fragte und trat auf ihn zu, blieb vor ihm stehen und sah Castiel in die eisblauen Augen. Schon allein das reichte aus, um Castiel einen Schauer über den Rücken zu jagen. Doch Samael sagte kein Wort zu ihm. Stattdessen ging er nur um ihn herum und trat auf die Tür zu. Als er die Klinke nach unten gedrückt hatte und die Tür einen Spalt geöffnet war, drehte er nochmals den Kopf zu den Winchester. „Denkt darüber nach“, dann fiel die Tür sacht ins Schloss und Samael verschwand noch, ehe er den Asphalt draußen betrat. Kapitel 4: Epidemic (Part One) ------------------------------ Castiels eisblaue Augen lagen auf den Winchester, musterten diese skeptisch, beinahe durchdringend. „Denkt über was nach?“, wie gewöhnlich klang die Stimme des Engels ruhig und doch bemerkte man, wenn man genau hinhörte, einen Unterton, der unsicher wirkte. Gar nervös. Dean fiel es nicht auf. Sam schon. Doch wie immer schwieg Sam darüber, sprach den Engel nicht darauf an und behielt es für sich. „Ach...nur so ein bescheuerter Deal...ich helf dir, du hilfst mir...blablabla...klingt wie ne schlechte Szene aus Miami Vice“, ohne darüber nachzudenken, schlug Dean die Decke auf Seite und stand auf. Einfach so. Wenn man bedachte, das er sich zuvor kaum hatte bewegen können. Castiels Blick fixierte den älteren Winchester, während Sam den Kopf ein wenig schräg legte. „Dean?“ „Was?“, mussten sie ihn alle so anstarren? Was war denn...Moment mal...?! Dean fühlte sich ziemlich fit. Das war ihm vorhin gar nicht aufgefallen. Sam trat vor und legte einfach seine Hand an Deans Stirn, die Dean einfach weg schlug. „Hier wird nicht gefummelt, Sammy!“, stellte er klar. Castiel atmete resigniert aus. „Er hat dich geheilt“, stellte er trocken fest. „Dean und Sam blickten den Engel gleichermaßen verwirrt an. „Warum sollte er?“, fragte Dean und winkte ab. „Um seinem Vorschlag Ausdruck zu verleihen“, Sam ließ sich seufzend in den Sessel fallen. „Was hat er verlangt?“ „Er will das wir ihm helfen Luzifers Seele endgültig zu trennen und ihn anschließend zu versiegeln. Ganz anders als sie es damals taten“, erklärte Sam, fuhr sich dabei durch das Haar und stützte sich mit seinem Arm an der Sessellehne ab. Nun schien Castiel hingegen verwirrt. Ihm fielen so viele Momente damals ein. All das, als Samael kaum ansprechbar war, wegen ihm Er war gefallen...wegen ihm. Wieso sollte Samael ihn jetzt endgültig loswerden wollen? Das verstand er einfach nicht. Und gleichzeitig war es eine kleine Genugtuung... Die nächsten Wochen wurden von unzähligen Diskussionen begleitet. Castiel warnte immer wieder davor, Samael zu vertrauen, Dean weigerte sich ohnehin mit Händen und Füßen dagegen und schien zeitgleich noch immer verwirrt darüber, das Samael ihn geheilt hatte. Ob er es wirklich gewesen war? Nun, eine andere Möglichkeit kam dafür kaum in Frage und Castiel war sich dessen eigentlich auch sicher. Sams Stellung, was diese Diskussionen anging, stieß auf harten Widerstand. Er war der Ansicht, das sie über jede Hilfe nachdenken mussten. Natürlich war ihm bewusst das es ein Risiko war. Aber wie viele Auswahlmöglichkeiten blieben ihnen denn noch? Doch Dean warf ihm jedes mal vor, das es ja typisch für ihn sei, das er einem Dämon vertrauen wollte. Er habe es ja ja bereits im Blut. Sam nahm es ihm nicht mal übel. Er hatte ja Recht. Sam hatte Fehler begangen. Es waren Fehler, die er sich wohl selbst niemals verzeihen würde. „Irgendwie...ziemlich ruhig hier“, Sam stieg aus dem Wagen und streckte sich erstmal, nachdem sie an ihrem Ziel angekommen waren. 300 Meilen taten seinen langen Beinen gar nicht gut. „Sieht aus wie ne Geisterstadt aus einem dieser billigen Horror-Movies“, Dean schlug sanft die Tür seines heiß geliebten Impalas zu. Sam hingegen etwas fester. „Hey! Sei gefälligst zärtlich zu meinem Baby!“, beklagte sich Dean sofort. Seine Tonlage klang sehr ernst. „Ja, Sir“, Sam rollte mit den Augen, kam nicht drum herum eine menge Ironie in seiner Stimme mit schwanken zu lassen, was ihm einen erneuten, bösen Blick seines älteren Bruders einbrachte. Doch es stimmte tatsächlich. Die Straßen dieser Stadt waren dermaßen leer gefegt, das man sich nicht sicher sein konnte, ob sie wirklich bewohnt war. Als sie das kleine Hotel, vor welchem sie geparkt hatten, wohl das einzige in dieser Stadt, betraten, wurden sie eines besseren belehrt. Die Brünette saß dort am Tresen des Empfangs, blätterte in einer Zeitschrift herum und sah erst auf, als jemand sie ansprach. „Guten Tag, Miss“, begrüßte sie Sam freundlich und die Frau sah auf, blickte in die braunen Augen des Mannes, der nun vor dem Tresen stand. Sein Haar war etwas länger und er war hochgewachsen, so das sie etwas mehr aus ihrer Position heraus aufsehen musste. Der andere Typ hingegen sah sich um. Er war viel kleiner, hatte kürzere Haare und grüne Augen. Ihm schien die Inneneinrichtung nicht zu gefallen, so wie er alles etwas stirnrunzelnd betrachtete. Die langen Vorhänge an den Fenstern, die in einem penetranten Grün sofort auffielen. Auf den Fensterbänken standen Vasen und Töpfe voll Blumen mir rosa Blüten. Dean hatte keine Ahnung was das für Blumen waren. Die sahen für ihn alle gleich aus. „Was kann ich für euch tun, Jungs?“, die Brünette musterte die beiden Männer erneut, lächelte aber freundlich dabei. Die schmalen Wangenknochen, die dunkelbraunen Augen. Eigentlich wäre sie genau Deans Fall. Für eine Nacht, verstand sich. Doch Sam wartete vergeblich darauf, das Dean sein süffisantes Lächeln aufsetzte und sich an sie heran machte. „Wir brauchen ein Zimmer“, erklärte Sam höflich. Sofort begann die Brünette etwas in ihr Empfangsbuch zu schreiben. „Ein Doppelzimmer, und...“, Dean verdrehte schon die Augen, Sam wandte sofort ein. „Nur ein Zimmer mit zwei Einzelbetten, bitte“, die Brünette sah auf. „Oh, ich dachte sie beide...“, sie lächelte verlegen. Sam lächelte. „Nein, nein. Wir sind Brüder“. „Heißt das ich muss jetzt jedes mal in die nächste Stadt fahren um was zu Essen zu bekommen?“, Dean hatte vielleicht Probleme. „Oder du isst Gemüse, wenn es nicht auch schon längst verseucht ist“, Sam warf seine Tasche auf eines der beiden Betten. „Na super“, Dean ließ sich hingegen auf das andere Bett fallen und drehte sich gleich auf die Seite, um Sam zu beobachten, wie er sich an den Tisch setzte und seine Tasche mit dem Laptop darauf abstellte. „Also nochmal von vorne. Seit etwa 6 Tagen werden die Menschen krank und vermutlich liegt es an einer Krankheit...eine Seuche, die die Tiere hier haben“, Sam nickte auf Deans knappe, aber wahre Zusammenfassung. „Jeder der das Fleisch gegessen hat, welches von den Tieren stammt, ist erkrankt. Genau wie die Eier von den Hühnern“. „Klingt ja wie die Pest“, Dean ließ sich auf das Bett zurückfallen. „Mit was glaubst du, haben wir es zu tun?“ „Schwer zu sagen. Wir sollten uns mal in der Stadt umhören. Und komm ja nicht auf die Idee hier irgendwas zu essen!“, warnte Sam. Er hatte keine Lust das Dean auch noch etwas ab bekam. Am besten wäre es auch, wenn er die nächste Stadt ebenfalls auslassen würde. Wer wusste schon wie schnell sich das verbreitete. Aber normal war es nicht, zumal es so plötzlich gekommen war. Sie sollten dem auf jedenfall auf den Grund gehen. Von Dean war nur ein leises, unzufriedenes Brummen zu hören. Kapitel 5: Face to Face ----------------------- Die Schritte des Dämons hallten im Flur wider. Raym strich sich während des Gehens eine verirrte Strähne aus dem Gesicht. Er verstand immer noch nicht, warum Samael das halbe Haus seines Körpers, den er besetzte, hatte leer räumen müssen. Außer dem kastanienbraunen Fußboden war hier oben im Flur jedenfalls nichts zu sehen. Dämonen interessierten sich gewöhnlich nicht für ihre Umgebung. Samael war in diesem, und auch in vielen anderen Punkten, völlig anders. Er bewohnte gerne die Häuser seiner Körper, lebte dort, als sei es völlig normal. Gut, Samaels letzter Aufenthalt auf der Erde war eine Weile her und Raym vermutete, das Samael die Welt der Menschen auch nicht mehr so schnell verlassen würde. Anders als bei gewöhnlichen Dämonen, konnte man Samael auch nicht so einfach exorzieren. Er war ein gefallener Engel und da er Luzifers rechte Hand war, war es ihm möglich zwischen den Welten zu switchen. Wenn man nicht gerade zu seinem Gefolge gehörte, konnte man wirklich neidisch werden. Endlich erreichte Raym die gewünschte Tür am Ende des Ganges, vor welcher er stehen blieb. Kurz runzelte er die Stirn, als er das Stöhnen hörte, welches von der anderen Seite der Tür her drang. Wäre es nicht wichtig, würde er vielleicht darauf verzichten Samael zu stören. Vielleicht. Er drückte die Klinke hinunter und schob die Tür auf. Der Anblick der sich ihm bot, war für Raym nichts ungewöhnliches. Wäre Samael eine der sieben Todsünden, hätte er eindeutig Wollust für sich beansprucht. Ein dunkelhaariger Typ, vielleicht Anfang Zwanzig, lag auf dem Bauch vor Samael, hatte die Augen lustvoll zugekniffen und stöhnte. Samael setzte sich auf, als er Raym bemerkte. Wo sich genau seine Hände befanden, konnte Raym aus seinem Blickwinkel zwar nicht erkennen, aber er war zweifelsfrei davon überzeugt, das es sich nicht um jugendfreie Stellen handelte. „Was willst du, Raym?“, es war wohl offensichtlich, das er störte, aber Raym ließ sich davon nicht beeindrucken. „Dean und Sam sind nun in der Stadt“, erwiderte Raym trocken. Samael drehte den Kopf zu ihm. Die tiefblauen Augen fixierten den Dämon, als würden sie ihn von innen her zerreißen können. „Deswegen störst du mich?“, der Gefallene hob die Brauen. Das blonde Haar fiel ein wenig in sein Gesicht. Die schmalen Gesichtszüge, das männliche Kinn...er war nicht nur ein gefallener Engel – Er war ebenso verrucht und schön wie einer. Es spielte nie eine Rolle, welches Gefäß er gerade sein eigen nannte. „Draußen steht auch noch ein Engel“, Raym zuckte mit den Schultern, doch in seinen Augen klang etwas schaden freudiges mit. „Der Engel“, fügte er an und konnte nicht anders, als das seine Stimme ein wenig belustigt klang. „Was?“, augenblicklich zog Samael sich von dem Dunkelhaarigen unter ihm zurück, der daraufhin enttäuscht auf seufzte. Es verging nur der Augenblick eines Blinzeln...und Samael war vollständig angekleidet. Das weiße Hemd war bis auf die zwei oberen Knöpfe vollständig zugeknöpft, die enge Jeans saß so angegossen, als sei sie nur für ihn geschaffen. „Schaff ihn weg“, befahl Samael, als er an Raym vorbeiging. Natürlich, Raym durfte mal wieder den Müll entsorgen. Castiel hatte wahrscheinlich noch nie solange an einem Fleck gestanden, wie jetzt gerade. Sein Blick hing die ganze Zeit über an den Symbolen, die an den Hausmauern prangten. Ihm hätte klar sein müssen, das Samael sein Haus gesichert hatte und das mit ihm allen erdenklichen Mitteln. Etwas in ihm wollte aber nicht glauben, das diese Vorsichtsmaßnahme auch ihm galt. Eigentlich wusste Castiel dennoch nicht einmal, was er hier wollte. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, herzukommen. Doch das Geräusch von flatternden Flügeln, sagte ihm, das es für eine Flucht längst zu spät war. Samael erschien genau vor ihm, auf den Lippen das typisch amüsierte Lächeln, welches Castiel noch Jahrhunderte in seinen Träumen verfolgen würde. Vorausgesetzt natürlich, Engel träumten. „Was für ein überraschender Besuch“, begrüßte der Gefallene den Engel. Castiels eisblaue Augen starrten den Gefallenen für einen Moment an. Alle Worte die er sich bis dahin zurecht gelegt hatte, waren mit einem Mal im Nichts verschwunden, als hätte ein furchtbarer Organ sie davon geweht. „Wir müssen reden“, erwiderte Castiel, versuchte dabei so gefasst wie möglich zu wirken, doch ihm war viel zu klar, das ihm das nicht gelingen würde. „Oho. Und weiß dein kleiner Menschenfreund, wo du bist? Ach, lass mich raten, er weiß nicht das...“, plauderte Samael fröhlich drauf los und Castiel wäre ihm am liebsten für jede einzelne Silbe an den Hals gesprungen. Stattdessen beließ er es dabei, Samael zu unterbrechen. „Das geht dich gar nichts an“, der Engel war selbst überrascht, wie patzig er gerade klang. Samael entlockte das allerdings nur ein weiteres, amüsiertes Lächeln. „Da ist aber jemand schnell ein geschnappt“, erwiderte Samael und gab sich nicht mal ansatzweise Mühe, den belustigten Unterton zu unterdrücken. „Aber gut“, der Gefallener schnippte mit den Fingern und Castiel fand sich im Inneren des Hauses wieder. Dort traute er wohl seinen Augen kaum. „Musste es unbedingt das Schlafzimmer sein?“, Castiel warf beinahe automatisch einen Blick zum Bett. Raym hatte ganze Arbeit geleistet. Das Bett sah wie unbenutzt aus. „Was denn? Es gab Zeiten, da wolltest du gar nicht mehr aus dem Schlafzimmer raus“, Samael schien sich einen gewaltigen Spaß daraus zu machen, Castiel aufzuziehen. Der Engel presste seine Lippen aufeinander, vergebens die Hoffnung, Samael würde seine Unsicherheit nicht bemerken. Die vergangenen Bilder aus seinem Kopf zu streichen war auch so schon schwierig genug. Es ärgerte ihn viel mehr, das Samael genau wusste, wie er ihn aus der Reserve locken konnte. Castiel entschied sich, Samaels Kommentar zu ignorieren. „Du bietest den Winchestern doch nicht ohne Grund deine Hilfe an“, er kannte Samael lange genug um zu wissen, das er nichts tat, wenn er keinen Vorteil für sich selbst darin erkennen konnte. Der Gefallene hielt den Blick auf Castiel, ließ sich auf den Sessel am Fenster des Zimmers fallen, die Arme auf die Lehnen legend und ein Bein über das andere schlagend. Sein Blick trug eine Mischung aus aus Selbstgefälligkeit und Ernsthaftigkeit. Castiel hatte es schon immer fasziniert, wie schnell Samael seine Launen umschlagen konnte. Als würde er einfach ein paar gedankliche Knöpfe drücken. Doch erfahrungsgemäß wusste er, das Samael seine Launen keineswegs kontrollierte und das machte ihn so unberechenbar. „Ich habe ihnen einen Dean angeboten“, was seiner Meinung nach nichts mit Hilfe anbieten zu tun hatte. Nun ja, wenn man die Voraussetzungen ignorierte. „Oh komm schon! Die Konditionen sind mehr als lachhaft. Als würdest ausgerechnet du Luzifer in seinem Käfig verrotten lassen wollen“, Castiel merkte gar nicht, wie bissig seine Worte klangen. Er war noch nie gut auf Luzifer zu sprechen gewesen, doch einige Gründe dafür, hatte er eine Zeit lang erfolgreich verdrängt. Das löste den Punkt aus, an dem sich Samaels Gesichtsausdruck erneut veränderte. Die Selbstgefälligkeit war aus den tiefblauen Augen verschwunden und hatte pure Kaltherzigkeit hinterlassen. Innerlich war Castiel völlig verkrampft. Samaels plötzliche Kälte irritierte ihn, doch als er kurz blinzelte, war der Sessel leer. Das nächste was er sah, war eine auf ihn zufliegende Faust, die ihn jedoch nicht erreichte, sondern in die Wand direkt neben seinem Kopf einschlug und er hörte, wie der Putz von der Wand bröckelte. Als er die Augen wieder öffnete, blickte er direkt in Samaels tiefe, blaue Augen, die ihn so kalt und fixierend ansahen, als würden sie ihn nur mit diesem Blick zerstören können. „Was weißt du schon?“, Samaels Stimme ließ den Engel erschaudern. Es war jedoch nicht Angst, die ihn zusammenfahren ließ. Er kannte diese Tonlage nur zu gut, aber etwas in ihm sah einfach nicht ein, den Mund zu halten. Castiel drehte den Kopf zur Seite, wollte diesem stechenden Blau entfliehen. „Nun tu bloß nicht so, als wäre das so weit hergeholt“, verdammt, er klang hoffentlich nicht zu ein geschnappt. Aber wie immer hatte Castiel kein Glück, was sein Verhalten dem Gefallenen gegenüber betraf. Zumindest schob sich ein amüsiertes Lächeln auf seine Lippen. „Du bist doch nicht ernsthaft beleidigt“, erwiderte Samael. Wohl hatten sie das Thema gewechselt, aber sie beide wussten genau worum es ging. „Bestimmt nicht“, protestierte Castiel sofort, glaubte sich selbst nicht einmal und konnte so auch nicht erwarten, das es Samael glaubte. Dabei würde Castiel nun ein ganzer Vortrag darüber einfallen. Darüber, was ihn alles geärgert hatte, was für einen Narren Samael an Luzifer gefressen hatte und wie sehr sich Samael nach Luzifers Fall verändert hatte. Aber das er ihm gefolgt war, war das schlimmste von allem gewesen. „Natürlich nicht“, nun klang Samael amüsiert. Die Kälte war noch vorhanden, aber sie war...entschärft, könnte man sagen. Castiel sollte sich nichts darauf einbilden, das ihm das immer wieder gelang. Irgendwann würde der Gefallene ihn mit seiner verdammten Launenhaftigkeit in den Wahnsinn treiben. Noch schlimmer war es, das Samael in ihm las, als sei er ein offenes Buch. „Du hast meine Frage nicht beantwortet“, erwiderte Castiel nur, ehe er wieder den Kopf zu Samael drehte, um diesen anzusehen. Gleich darauf wurde ihm bewusst, was das für ein Fehler war. Denn nun spürte er Samaels Atem so dicht an seinen Lippen, das es ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. Wann war er ihm so nahe gekommen? „Ich habe meine Gründe“, folgte Samaels nichts sagende Antwort. Er schien sich auch nicht weiter mit diesem Thema beschäftigen zu wollen. Stattdessen kam sein Gesicht näher und damit das Bedürfnis, dem Gefallenen das blonde Haar zurückzustreichen, es einfach zu berühren...ihn zu berühren. Aber er durfte nicht zurück blicken, durfte nicht an das denken, was gewesen war und was niemals mehr sein würde. Er hatte Dean und er liebte ihn. Nicht einmal Samaels Nähe änderte etwas daran. „Nicht“, Castiels Stimme glich einem Wimmern, als er Samaels Atem so nah spürte und seine Lippen fast seine berührten. Tatsächlich stoppte Samael. Er sah in Castiels Augen und obwohl er es nicht zeigte, war Castiel fast sicher, das er ihn mit seiner Reaktion verwirrt hatte. Allerdings ging Samael ziemlich schnell ein Licht diesbezüglich auf. „Du ziehst diesen erbärmlichen Menschen mir vor?“, Samael konnte sich keinesfalls entsinnen, das Castiel ihn jemals ernsthaft abgewiesen hatte. Noch weniger, das ihn das je interessiert hatte. Aber das war es nicht, was Samael verwirrte. Es waren diese Augen. Diese eisblauen Augen mit diesem unglaublich entschlossenem Blick. Und das Alles für diesen Winchester. „Ich liebe Dean“, erwiderte Castiel. Seine Stimme klang leise, fast wehmütig. Samael sah Castiel lange in die Augen. Es war ihm selbst unbegreiflich, was ihn selbst davon abhielt Castiel einfach zu nehmen...ihn für sich zu beanspruchen, ohne Rücksicht auf Verluste. Der Gefallene sah Castiel lange in die Augen. Kein Gefühl war in diesem Blick zu sehen. Für einen kurzen Augenblick spürte Castiel das Verlangen endlich eine Gefühlsregung in diesen tiefen, blauen Augen zu erkennen. Nicht nur das. Ein kleiner Teil von ihm, welchen er gerade über die Maßen verfluchte, wünschte sich, die Worte von ihm zu hören, die er immer herbei gesehnt hatte. Doch dieser Teil wurde maßlos enttäuscht. Samael löste sich und wandte Castiel den Rücken zu, warf jedoch einen letzten Blick über die Schulter. „War's das?“, fragte er trocken und erneut lief es Castiel bei dieser kalten Tonlage eiskalt den Rücken hinunter. Der Engel senkte für einen Moment den Blick. „Sama...“, begann er, doch Samael wollte nichts mehr hören. „Geh!“, folgte es von dem Gefallenen mit rauer Stimme und mit dem nächsten Wimpernschlag war Castiel verschwunden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)