Our little Secret von Zyria ================================================================================ Prolog: Past ------------ „Lügst du auch nicht?“ „Ich würde dich niemals belügen.“ „Dann bleiben wir für immer zusammen?“ „Für immer.“ Das weiche, blonde Haar des kleinen Jungen glitt über die schlanken Finger des Mädchens. Der Junge in ihren Armen mochte gerade einmal 10 Jahre alt sein. Sie selbst könnte man wohl auf 17 oder 18 schätzen, mit ihren dunkelblonden, langem Haar, das teils lockig und sanft wie eine Feder über ihre Schultern fiel. Ihre Arme schlangen sich um den schlanken Körper, der für sie so zerbrechlich wirkte und zogen diesen sanft und behutsam an sich, als wolle sie ihn auf Ewig schützen. Der Junge erschauerte. Es war so ein anderes Gefühl wenn sie ihn umarmte, wenn sie ihm so nahe war. Ganz anders als wenn es seine große Schwester tat, oder auch seine Mom oder sein Dad. Ihr Körper fühlte sich kalt an. Ihre Haut wirkte auf ihn so glasig und rein, als könne man sich niemals einen Makel an ihr vorstellen. Er fühlte sich so sicher und behütet in ihrer Nähe. Er schloss die Augen, spürte wie ihn eine unerwartete Müdigkeit überfiel. Der Blick des Mädchens ruhte auf dem friedlichen Gesicht des schlafenden Jungen. Stunden vergingen, doch für sie fühlte es sich an, als seien es bloß Minuten. Einige weitere Minuten später saß das Mädchen nicht mehr auf dem Bett des dunklen Zimmers und hielt den Jungen in ihren Armen. Das Fenster war geöffnet. Der Wind brachte die Vorhänge dazu wild zu bewegen, der dünne Stoff sich sacht im Wind verheddernd. Das seidig dunkelblonde Haar bewegte sich im Wind, ließ einzelne Strähnen verspielt umher wehen. Ihre grünen Augen wirkten voller Traurigkeit und Verbitterung, ruhten auf dem Jungen im Bett. Ja, sie würde ihr Versprechen halten. Elegant und geschmeidig wie eine Katze, sprang das Mädchen aus dem Fenster und verschwand in der Dunkelheit. Kapitel 1: Day One ------------------ „Jason!“, ertönte die hohe Stimme der jungen Frau, schallte dermaßen durch die Badezimmertür, das Jason zusammen fuhr. Schon damals, als er noch kleiner gewesen war, hatte ihn die Stimme seiner älteren Schwester völlig aus dem Konzept gebracht. Es mochte gemein klingen, aber wenn seine Schwester schrie, erinnerte es ihn jedes mal an die Sirene eines Feuerwehrautos, dessen schrille Alarmgeräusche erschrocken zusammenfahren ließen. 6 Wochen Ferien hatten den Blonden ziemlich träge werden lassen. Heute Morgen aus dem Bett zu kriechen war beinahe unmöglich gewesen, aber eben nur beinahe, denn schließlich war er aufgestanden. Wenn auch mit sehr viel Überwindung. Jedes Jahr zu Schulbeginn war es derselbe Ablauf: Seine Schwester, die schon seit 2 Jahren nicht mehr bei ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder in Atlanta wohnte, war hier in ihrem Elternhaus um den Babysitter für Jason zu spielen und dazu da, dafür Sorge zu tragen, das Jason auch brav am ersten Schultag in die Schule ging und nicht verschlief. Manchmal fühlte sich Jason wie ein kleines Kind. Gerade seine Schwester behandelte ihn, als sei er ein 10 Jahre alter Junge, der von Nichts eine Ahnung hatte. „Verdammt, Jason! Es ist 7.40 Uhr!“, Vicky stieß ein leises Schnauben aus. „Willst du gleich am ersten Tag zu spät zur Schule kommen?“, nun klang sie wenigstens etwas ruhiger. Vielleicht ein wenig resigniert, aber ruhiger. Jasons Blick war auf den Spiegel gerichtet. Die großen, braunen Augen wirkten noch etwas verschlafen und müde. Gestern erst war er mit seiner Schwester aus Frankreich zurückgekommen. Jedes Jahr machten sie dort Urlaub mit der ganzen Familie. Seine Eltern blieben meist länger und so lag es eben an Vicky sich um ihn zu kümmern. Mit einem Mal ging die Tür auf und Vicky trat erschrocken ein paar Schritte zurück, warf das blonde, halblange Haar etwas zur Seite und neigte den Kopf ein wenig schief. Die braunen Augen starrten zu ihrem Bruder, der nun in der Tür des Badezimmers stand, ehe sie tief durch atmete. „Bist du endlich soweit?“ „Reg dich nicht so auf, Schwesterchen“, sich nun vor neigend, hauchte er seiner Schwester einen frechen Kuss auf die Lippen, gepaart mit seinem charmantesten und liebsten Lächeln, welches er zu bieten hatte. „Ich reg mich nicht...“, wieder schnaubte sie. Immer wenn ihr Bruder dieses Lächeln aufsetzte, konnte sie ihm einfach nicht lange böse sein. Die Straße zur Liberty High war voll mit Schülern im Alter von 14-19 Jahren. Alles darunter besuchte die Junior High zwei Straßen weiter. Manche standen noch bei ihren Wagen, andere wiederum konnten gar nicht schnell genug in das Schulgebäude kommen. Das waren meist die Streber, oder auch diejenigen, die sich durch ihr eigenes verschulden ihre Noten dermaßen verdorben hatten, das sie sich dieses Jahr besonders anstrengen mussten, um ihre Noten aufzubessern. Dazu zählte natürlich auch pünktliches Erscheinen. Als Vicky den blauen Ford auf einem freien Parkplatz parkte, mehr schlecht als recht, denn ein parken war noch nie ihre Stärke gewesen, lag Jasons Blick auf dem gut besuchten Schulgebäude. Es war sein letztes Jahr auf der High School. Das entscheidende Jahr, denn in diesem Jahr würde sich entscheiden, für welches College seine Noten ausreichen würden. Es entschied also praktisch über seine Zukunft. Plötzlich krachte es gegen die Scheibe der Beifahrerseite. Vicky schrak zusammen, während Jason aus seinen Gedanken gerissen wurde und mit weit aufgerissenen Augen gen Fenster starrte. Kaum hatte sich Jason wieder gefangen, erkannte er die blauen Augen, die so hell und stechend waren, das er manchmal stundenlang hinein starren könnte. Sie waren mit Eyeliner schwarz umrandet und brachten das tiefe Blau so nur noch mehr zur Geltung. Die rotbraunen, bis zum Kinn langen Haare, das Pony, welches eines der Augen fast ganz verbarg, der immer fröhliche und doch tiefgründige Blick. Jaimy Cartwright. Jaimy war seit der 2. Klasse Jasons bester Freund. Damals war Jaimy mit seinen Eltern von Texas nach Atlanta gezogen. Der rothaarige, damals noch mollige Junge hatte es nie besonders einfach gehabt. Ständig wurde er aufgrund seines Gewichtes gehänselt und verspottet. Doch Jason war es immer egal gewesen. Er hatte Jaimys Art immer gemocht, wie er jeden der schlecht drauf war zum Lächeln brachte. Ja, Jaimy war sein bester Freund und das bis heute. Inzwischen war Jaimy nicht mehr mollig. Im Gegenteil. Er war schlanker als es Jason war und Jason war fest davon überzeugt, das Jaimy es nahezu darauf anlegte, das man ihn nicht mochte, oder das er den Spott der Anderen auf sich zog. Zwar war er kein kleiner, dicker 10 Jähriger mehr, dafür aber schminkte er sich wie ein Mädchen. Zumindest behaupteten das die anderen Jungen aus der Schule. Meistens waren das die Sportler. Zudem trug er hauptsächlich schwarze Klamotten. Schwarze Jeans, oder eine Lederhose, hohe Stiefel und wenn er mal etwas mehr Aufmerksamkeit wollte, auch ein Halsband mit Nieten oder eines aus stoffähnlichem Leder, an welchem sich ein mit roten Steinchen besetztes, umgedrehtes Kreuz befand. Jason war ziemlich geschockt gewesen, als Jaimy damit ankam. Plötzlich und das von heute auf morgen wurden die weiten, marineblauen Jeans gegen hautenge Lederhosen eingetauscht, das weiße, schlapprige Baumwollshirt gegen ein schwarzes Netzoberteil, die alten Turnschuhe gegen schwere Lederstiefel und die luftige und farbenfrohe Jacke gegen den langen Ledermantel. Jason hatte schon befürchtet, das Jaimy nun völlig abdrehte, passend zu seinem Stil nicht mehr lächeln, oder es sich zumindest verkneifen würde. Das er jetzt einen auf unnahbar tat und ständig Gedichte schrieb. Aber seine Befürchtungen waren völlig umsonst gewesen. Jaimy war noch immer derselbe abgedrehte und verrückte Junge, der Alles und Jeden zum Lachen brachte und für seine Freunde einstand. Natürlich belegte er, wie es fast zu erwarten war, den Poesie-Kurs, doch sonst änderte sich nichts. Gedichte schrieb er im Höchstfall mal aus Langeweile, doch er befasste sich nicht ständig damit. Er war der gute alte Jaimy geblieben, den Jason so gerne mochte. Erneut klopfte Jaimy gegen das Fenster, seine Lippen dabei zu einem frechen Grinsen verzogen. „Nun steig schon aus, oder bist du fest gewachsen?“, nun einen Schritt zurücktretend, als Jason lachend mit dem Kopf schüttelte und anschließend die Tür öffnete, ließ er seinen Kopf schief seitlich kippen und betrachtete seinen Freund, den er den Sommer über so vermisst hatte. Immer diese langen 6 Wochen, in denen sie sich nicht treffen konnten, kaum telefonieren und keinen Mist bauen konnten. Er freute sich jedes mal wieder auf den neuen, ersten Schultag. Jedes Jahr. Doch dieses Jahr würde es das letzte Mal sein. Danach wurden sie wohl getrennt, denn Jaimy hatte sich fest vorgenommen auf eine Kunst-Uni zu gehen. Wohl definitiv nichts für seinen besten Freund. Aber sie würden in Kontakt bleiben, das hatte er sich selbst schon geschworen. „Hast du es etwa eilig in die Schule zu kommen?“, Jason lachte leise, schüttelte den Kopf, als Jaimy ihn so ansah. Das weiße Shirt hing etwas faltig nach unten. Seine verwaschene Jeans saß eng, aber nicht zu eng. Das war sein völlig normaler Stil und es gefiel ihm auch so. Aber wohl konnte Jason so einiges tragen, er würde meist gut aussehen. Da wurde Jaimy manchmal wirklich neidisch. Selbst wenn er nur einen Kartoffelsack tragen würde. Jaimy übertrieb vielleicht auch etwas, aber er musste nicht raten um sagen zu können, das Jason immer besser ausgesehen hatte, als er selbst. War eben der Lauf der Natur und Jaimy fühlte sich wie er war auch ganz gut. „Ich? Im Leben nicht“, erwiderte Jaimy grinsend und schüttelte heftig den Kopf. „Na, Satansanbeter“, kaum hatte Jaimy diese Stimme in seinen Ohren, verdrehte er die Augen und blickte zur Seite, wo gerade der Kapitän des Footballteams samt Anhang an ihnen vorbeiging und dumm grinste. Muskeln, aber kein Hirn. „Am helllichten Tag aus deinem Sarg kriechen, schadet das nicht deiner zarten Haut?“, die Anderen lachten, Jason schüttelte nur den Kopf. Es war doch wirklich immer dasselbe und dieses Jahr ging es erneut los. „Vergiss die Idioten“, lächelte er Jaimy aufmunternd an. „Ach, die sind mir egal“, Jaimy zuckte gleichgültig mit den Schultern. Früher hatte ihn so etwas geärgert, doch inzwischen ließ er es einfach nicht mehr an sich heran und ignorierte es weitgehend. Das ärgerte die mehr als es ihn ärgerte. Ryan Adams war seit der Juniorhigh bereits auf Jaimy fixiert und nutzte jede noch so kleinste Gelegenheit ihn fertig zu machen. Nachdem Jason sich von seiner Schwester verabschiedet hatte, war er mit Jaimy in das Schulgebäude gegangen und sie hatten sich als erstes ihren Stundenplan abgeholt. Zu ihrem beider Entsetzen, belegten sie nur zwei Kurse dieses Jahr zusammen. Zumindest für ein halbes Schuljahr. Danach wurden die Karten sozusagen neu gemischt. Also schleppte sich Jason, wenn auch widerwillig, ohne seinen besten Freund, in die erste Unterrichtsstunde. Mathematik in der Ersten und Französisch in der zweiten Stunde. Danach folgte Geschichte. Der Unterricht ging bis zum späten Nachmittag und zu seinem Glück beendete Mrs. Andrews die Stunde 5 Minuten früher. Er mochte Mrs. Andrews. Schon letztes Jahr war sie ihre Geschichtslehrerin gewesen. Sie war eine tolerante, immer hilfsbereite und ehrliche Frau, mit der man sich auch mal einen Spaß erlauben konnte. Ihre aufgeweckte Art war einfach erfrischend bei den ganzen strengen und soliden Lehrern. Soweit Jason gehört hatte, würde sie im nächsten Halbjahr in Pension gehen. Sie war auch schon 63 Jahre alt und unterrichtete immer noch. Jason fand das sehr schade. Er mochte ihre verirrten, strubeligen Locken, die aussahen wie kleine Kreise, wenn sie sich sacht wölbten, wenn sie wieder einmal durch den Flur eilte, da sie zu spät kam. Manchmal erinnerte sie ihn an seine verstorbene Großmutter. Sie war auch so ähnlich gewesen, oft aufgedreht und witzig, bis sie krank wurde. Aber was Jason immer beruhigt hatte, war das sie friedlich gestorben war. Sie war einfach eingeschlafen und nicht wieder aufgewacht. Ein absolut friedlicher Tod ohne viele Schmerzen. Kaum 2 Minuten später hatte Jason seine Tasche zusammengepackt und war zu seinem Spint geeilt. Zum Glück änderte sich nicht jedes mal der Code um ihn zu öffnen. Leider änderte sich aber der Standort nicht, wie Jason gerade schmerzlich feststellte, als er die Tür zuschlug und Susanne Moore locker und mit verschränkten Armen dort stand. Ihre Lippen waren von einem Lächeln geziert, das pure Schadenfreude aus zu strahlen schien und obendrein noch überheblich und selbst liebend wirkte. „He Jason“, die Stimme der Schülerin klang ebenso überheblich wie ihr Lächeln. „Hallo, Sue“, erwiderte Jason nur so trocken wie möglich. Auf keinen Fall sollte sie merken wie sehr es ihn traf sie zu sehen, ihr Lächeln zu erblicken, das sie so spöttisch anstrahlte. Bis kurz vor die Ferien waren Jason und Susanne noch ein Paar gewesen. Fast 3 Monate, dann hatte sie einfach mit ihm Schluss gemacht und die einzige Begründung dafür war, das sie einen neuen Freund hätte. Jason hatte nie etwas von diesem Freund gesehen, geschweige denn gehört. Aber es war ja kurz vor Ende des Schuljahres gewesen. Vielleicht ein oder zwei Tage zuvor. Wenn sie also noch zusammen waren, dann würde er es sicher merken. „Und wie war dein erster Tag im letzten Jahr?“, Susannes Lächeln verschwand nicht. Zu Jasons Glück belegte er nur einen einzigen Kurs indem auch sie war. Für Susannes freundliche Tour hatte er wenig Verständnis. „Ich hab keine Lust auf Smalltalk, Sue“, einfach an ihr vorbeigehend, spürte Jason deutlich Susannes Lächeln verschwinden, als Jason sie so eiskalt stehen ließ. Ihre Miene wurde wütend, doch außer ein leises Schnauben war nichts von ihr zu hören. Was fiel ihm ein sie einfach stehen zu lassen? Niemand ließ sie stehen. Sie war es die andere stehen ließ! So gehörte sich das und nicht anders. Jason konnte eben auch mal anders, als den ewig freundlichen Sunnyboy heraushängen zu lassen. Wie gerne hätte er sich mit ihr unterhalten. So wie er es vor den Ferien, kurz bevor sie mit ihm Schluss gemacht hatte, noch konnte. So wie es jetzt war, so spöttisch wie sie lächelte und so abwertend wie sie ihm gegenüber trat, hatte er darauf keine Lust. Stattdessen hatte er sich auf den Weg in die Cafeteria gemacht, die allmählich voll wurde. Es waren nicht alle Schüler hier. Manche brachten auch etwas zu Essen von zu Hause mit, andere fuhren sogar mit ihrem Wagen nach Hause und aßen dort. Zeit genug war dafür ja. Es war schließlich eine ganze Stunde. Man musste sich jedoch beeilen, wenn man extra nach Hause fuhr. Das taten daher wohl nur die wenigsten. Jason sah sich um, ließ den Blick durch den hellen Raum streifen und entdeckte schließlich den kleinen, runden Tisch, an dem sie schon letztes Jahr immer gesessen hatten. Sie alle zusammen. Jaimy, Peter und...und Susanne. Doch Susanne saß nicht mehr an ihrem Tisch. Schon die letzten Tage vor den Ferien hatte sie nicht mehr bei ihnen gesessen, sondern bei den restlichen Cheerleaderinnen. Peter Sullivan war ein guter Freund von Jaimy und Jason. Obwohl er im Football Team war, war er doch irgendwie ein Außenseiter und gehörte zu denen, die ständig dumme Sprüche zu hören bekamen. Aber das war nicht das Hauptproblem, welches Peter hatte. Peters größtes Problem war Jaimy. Kaum hatte Jaimy Jason entdeckt, wedelte er wild mit den Armen und winkte den Sunnyboy zu sich und Peter an den Tisch. Wenn man Jaimy so sah, mit den schwarz geschminkten Augen, dem schwarzen Ledermantel, dann glaubte man wirklich, man würde in einer verkehrten Welt leben, wenn man Jaimy so herum hampeln sah. Jason lächelte und ließ die letzten Meter die noch zum Tisch der beiden Anderen fehlten hinter sich, ehe er sich auf einen der freien Stühle fallen ließ. „Mann, war das öde ohne euch“, Jason stieß seine Tasche unter den Tisch und streckte sich erstmal. Wie immer stand sein Essen bereits vor ihm auf dem Tisch. Meistens holte Peter ihm etwas, wenn sie Beide eh früher hier waren. „Meinst du ohne dich war es besser?“, fragte Peter mit einer theatralischen Handbewegung. „Ohne mich ist es nie besser“, erwiderte Jason grinsend, ehe er sich eine Pommes von seinem Teller schnappte. Heute war Montag und er liebte Montag. Montag in der Schule hieß Fast Food Tag. Ganz egal ob es nun Jahresbeginn war oder nicht. Jaimy hatte seinen Kopf in ein Buch gesteckt. Er liebte Bücher die mit Okkultismus zu tun hatten. Seit Monaten las er nur so was. Das sorgte nun dafür, das er abgelenkt war. Dabei bemerkte Jaimy gar nicht, wie Peter ihn beobachtete. Eigentlich hätte Jason ihm nun einen viel sagenden Blick zugeworfen, denn er wusste mehr, als es Jaimy tat. Doch dann...dann kam sie. Jason ließ glatt die nächste Pommes fallen, die er sich gerade von seinem Teller genommen hatte und merkte gar nicht, wie sie in seinen Schoß plumste. Sein Mund war geöffnet, als er das Mädchen sah, welches gerade zur Tür hereinkam. Viele Augen waren auf sie gerichtet. Blicke der Jungen, die sich das neue Gesicht musternd und interessiert ansahen. Blicke von vielen Mädchen, die die Neue argwöhnisch musterten. Einige der Mädchen warfen zickig und beleidigt den Kopf zurück, wenn ihr Freund gerade zu lange auf sie schaute. Das dunkelblonde Haar sah selbst von weitem so unglaublich seidig aus, das man sich nur vorstellen konnte es an zufassen, es zu berühren und zu spüren, wie es sich wirklich anfühlte. Die grünen Augen wirkten so strahlend, als könne sie nichts trüben. Ihre Haut wirkte blass und doch strahlte sie Wärme aus. Der knie lange, enge Rock, der sich an den Knien etwas faltig und locker schwang, war blau wie der Ozean und unter der weißen, durchsichtigen, dünnen Bluse trug sie ein dunkelblaues Top, welches ihre Figur gut zur Geltung brachte. Jason starrte sie selbst noch an, als sie sich anstellte, um sich etwas zu Essen zu holen und auch noch, als sie sich an einen der freien Tische setzte. Er wusste selbst nicht was in ihn gefahren war. Ob es nun ihre Ausstrahlung war, die Tatsache das sie neu war oder einfach dieses Gefühl welches er verspürte. Je länger er sie ansah, umso mehr fühlte er sich zu ihr hingezogen. Als wäre da etwas in ihm, was spürte, das sie ihm vertraut war, das sie anders war und besonders. Und doch konnte Jason sich kaum bewegen. „Hübsch, oder?“, Jaimy hatte inzwischen den Kopf gehoben und blickte seinen besten Freund schief an. Er starrte die Neue ja an, als wolle er sie gleich mit seinen Blicken ausziehen. Jason brauchte lange Sekunden um zu reagieren. „Was...äh...ja“, sein Blick riss sich nun doch endlich von ihr los. Nun stellte er fest, das er selbst von zwei Seiten angestarrt wurde. Peter biss nur irritiert in seinen Burger, während Jaimy sein Buch auf den Tisch legte, ohne dabei den Blick von Jason zu nehmen. Dann blickte er selbst zu dem Mädchen. „Ihr Name ist Catharina. Sie ist von Italien hier hergezogen. Ihre Eltern sind vor kurzem gestorben und nun lebt sie bei ihrer Tante in Atlanta. Deshalb hat sie auch das letzte Jahr noch gewechselt“, erklärte Jaimy ruhig. „Woher weißt du das?“, vielleicht lag es auch daran, das Jaimy gelegentlich auch mal ein richtiger Klugscheißer war. Aber daran lag es diesmal sicher nicht. „Sie ist in Französisch und Geschichte in meinem Kurs“, klärte er seine Freunde auf. Peter schien an Jaimys Gesichtszügen irgendwie erkennen zu wollen, ob Jaimy ebenfalls auf die Neue stand. Die Drei merkten nur nebenbei das sich der Raum langsam leerte und die meisten Schüler sich langsam daran machten wieder in ihre Klassen zu kommen. „Ach so“, Jason sah seinen Freund an, hob den Blick um wieder zu dem Mädchen zu sehen. Catharina...irgendwie passte dieser Name zu ihr. Doch kaum hatte er den Tisch wieder ins Visier genommen, war sie verschwunden und das Tablett mit dem Essen welches sie sich geholt hatte war völlig unberührt... Kapitel 2: Day Two ------------------ Wer hätte gedacht, das sich Jason einmal so sehr auf die Schule freuen würde? Und dann noch auf sein sonst so verhasstes Fach Latein. Der letzte Nachmittag war schnell vergangen. Da es zu Jahresbeginn auch der erste Schultag für diejenigen war, die von der Junior High zur High School wechselten, hatte es nur noch eine Unterrichtsstunde gegeben. Latein. Die restlichen Stunden hatte eine Veranstaltung für die Neuankömmlinge in der großen Turnhalle stattgefunden. Das einzig Gute an Latein war sonst immer nur gewesen, das sie von Mr. Blake persönlich unterrichtet wurden. Gregory Blake war seit 3 Jahren der Direktor der Schule. Er war nicht wirklich das, was man sich unter einem Direktor vorstellte. Laut eigener Aussage war er 31 Jahre alt, wurde in Laurel Canyon geboren und kam nach Atlanta, weil er sich hier um seine inzwischen verstorbene Mutter gekümmert hatte. Viele Schülerinnen schwärmten für ihn, hätten wohl am liebsten Privatstunden bei Blake. Nach Jasons Meinung war er viel zu jung für einen Direktor. Außerdem fragte Jason sich immer wieder, wie er es schaffte mit 31 Jahren noch so gut auszusehen. Hoffentlich gelang ihm das auch mal. Aber bis dahin hatte Jason wohl noch Zeit. Aber es gab noch mehr positive Aspekte an dem jungen Direktor der Schule. Er war witzig, drückte oft ein Auge zu und der Unterricht bei ihm machte Spaß. Der Fast Food Tag einmal in der Woche war seine Idee gewesen. Die Schüler der Liberty High lagen ihm dafür zu Füßen. Aber nicht Mr. Blake war der Grund für Jasons neu entdeckte Liebe an diesem Fach. Sie war es. Catharina. Doch wo es ein Pro gab, war auch das Kontra nicht weit. Susanne hatte ebenfalls Latein bei Mr. Blake. Susanne war ohne Zweifel aufgefallen, das Jason die Chance genau hinter Catharina zu sitzen bis aufs Letzte nutzte und sie anstarrte. Hätte Jaimy ihn nicht darauf hingewiesen, das er es die ganze Stunde lang getan hatte, wäre es ihm selbst nicht aufgefallen. Doch zu einer Unterhaltung war es nicht gekommen. Kaum war der Unterricht beendet gewesen, hatten Susanne und ihre Zickenfreundinnen sie sofort eingenommen, hatten sie ausgefragt, sie mit dem Cheerleader Getue voll getextet und Jason absolut keine Chance gelassen auch nur einen Meter zu weit an Catharina heranzukommen. Ob Jason sich das auch getraut hätte, war sowieso fraglich. Am nächsten Morgen stand Jason pünktlich um 6.30 Uhr auf. Ganz anders als am Tag zuvor. Aber heute hatte er schließlich einen Ansporn. Der Blonde hatte heute auch länger im Bad gebraucht als es sonst der Fall gewesen war. Ständig hatte er in den Spiegel gestarrt, ob auch wirklich Alles in Ordnung war. Ob die Haare gut saßen, ob er seine Zähne gut genug geputzt hatte und vor Allem ob er keinen Körpergeruch von sich gab. Jaimy hatte seinen Wagen heute aus der Werkstatt geholt. Er hatte ihn im Sommer schrottreif gefahren. Das war nicht wirklich etwas Neues für ihn. Jaimys Eltern würden nochmal wahnsinnig werden. Vor Allem sein Dad, der ständig die Hände über dem Kopf zusammen schlug, wenn sein Sohn in Sachen Kleidung immer noch eins drauf setzen musste. Deshalb saß Jaimy auch bereits Unten bei Vicky in der Küche, wovon Jason nur bedingt etwas ahnte. Er hatte zwar mitbekommen das Jaimys Wagen draußen geparkt hatte, aber er war eben mehr mit sich selbst beschäftigt gewesen. Jaimy hingegen verstand kein bisschen, warum Jason solch ein Fass aufmachte. Nur wegen der Neuen. Er hatte ihm erklärt, das er sich lieber nicht zu sehr auf sie fixieren sollte, da Susanne bereits einen Blick auf sie geworfen hatte. Wäre sie jetzt noch keine eingebildete Bitch, würde sie es spätestens in ein paar Wochen sein und dann wäre wieder Jemand da, der Jason verarschte. Da Jaimy aber immer das Gute sah, fand er es doch ziemlich angenehm, das Susanne anscheinend völlig aus Jasons Kopf verbannt war. Und das nur, weil Jason das Gefühl hatte Catharina zu kennen, obwohl er sie nicht kannte. So hatte er es beschrieben, aber für Jaimys Verstand war das eindeutig zu hoch gewesen. Jaimy musste fast bis 7 Uhr warten, bis Jason sich endlich mal nach Unten bequemte. „Und du meinst Jason ist verknallt in diese...wie hieß sie noch?“, Vicky saß am Tisch, hatte sich nach vorne geneigt und hielt ihren Becher gefüllt mit heißen Kaffee mit zwei Händen fest. Ihr Blick war neugierig auf Jaimy gerichtet. „Catharina“, frischte er Vickys Erinnerung auf. „Ich denke schwärmen trifft es eher“, erwiderte er grinsend, spürte dann aber einen minder schweren Schlag auf seinem Hinterkopf, was ihn jedoch noch mehr zum Grinsen brachte. „Wie kann man so früh Morgens schon so frech sein?“ „Wie kann man früh Morgens schon so brutal sein?“, lachte Jaimy und drehte den Kopf nach hinten zu Jason, folgte seinen Bewegungen, bis er sich neben ihn setzte und sich einen der Pancakes schnappte, die Vicky gemacht hatte. „Du forderst es ja heraus“, grinste Jason, während er in seinen Pancake biss. „Ihr seid Beide frech“, schlussfolgerte sie lächelnd, ehe sie aufstand, den letzten Schluck ihres Kaffees nahm und die Tasse anschließend im Spülbecken abstellte. „Wenn ich dich nun nicht mehr in die Schule bringen muss, dann kann ich mich ja mal bei Eric melden“, überlegte sie nachdenklich. „Kommt Eric denn her?“, Jason sah auf, Jaimy grinste schon. Eric war so eingebildet, das er auf Jaimys Liste ganz Oben stand. Auf der Liste rund um die Uhr geärgert zu werden. „Ich weiß nicht. Wenn er frei bekommt sicher. Aber wehe ihr nervt ihn!“, warnte Vicky gleich vor. Eric und Vicky waren seit 2 Jahren ein Paar. Sie lebten nicht zusammen. Noch nicht. Eric war Steuerberater und arbeitete sehr viel. Aber Steuerberater passte definitiv zu ihm. So stocksteif wie er ständig war. Der Typ ging eindeutig zum Lachen in den Keller. Jaimy zog schon einen Schmollmund. „Das würden wir nie tun...“, aus den Augenwinkeln beobachtete er Jason. „Nein, nie“, Vicky schien daran ihre Zweifel zu haben. Eine Stunde später saßen sie brav im Unterricht. Zumindest in dem Unterricht, der um 8 Uhr beginnen sollte, der aber nicht um 8 Uhr begann, da der dazu nötige Lehrer fehlte. Mr. Blake. Jason saß, wie auch gestern schon auf einem Platz in der Mitte der Klasse. Vor ihm der freie Stuhl auf welchem auch Catharina gestern gesessen hatte. Hinter ihm saß Peter, der wiederum den perfekten Ausblick auf Jaimy hatte, der gleich neben Jason saß. Susanne saß in der Nähe der Tür, die noch immer geöffnet stand. Um sie herum saßen drei Mädchen aus dem Cheerleader Team. Sie tuschelten, kicherten und blickten dabei immer mal wieder einen Jungen nach dem Anderen an. Manchmal auch die Mädchen. Das waren richtige Lästerschwestern. Peter und Jaimy hatten sicher Recht. Jason konnte froh sein, das er sie endlich los war. So weh ihm die Trennung auch getan hatte. Als es ganz ruhig in der Klasse wurde, sah Jason auf. Genau wie Jaimy. Peter hingegen schien sich dafür nicht zu interessieren. Er beobachtete lieber Jaimy. „Einen wunderschönen guten Morgen“, Mr. Blakes überschwängliche Stimme brachte die Mädchen zum Kichern, viele der Jungen verdrehten die Augen, aber alle sagten brav guten Morgen. Während Blake zu seinem Pult ging, fiel Jaimy auf, das er die Klasse nicht allein betreten hatte. Vielleicht hatte er noch etwas mit der neuen Schülerin besprechen müssen und deshalb waren sie Beide zu spät gekommen. Jaimys Ellbogen stieß Jason in die Seite. Doch ehe sich dieser darüber beklagen konnte, sah er Catharina. Das Mädchen trat durch das Klassenzimmer und ließ sich auf dem selben Platz nieder, auf welchem sie auch gestern gesessen hatte. Sie konnte nur zu deutlich die argwöhnischen Blicke von Susanne auf sich spüren. Jasons Blick hing wieder auf Catharina. Heute trug sie ein schlichtes Top und dazu eine enge Jeans, an welcher sich ein weißer Gürtel befand. Auf dem Gürtel waren kleine Strass-Steinchen eingearbeitet. Gestern hatte Catharina ihm kaum Aufmerksamkeit geschenkt, doch heute drehte sie sich zu ihm um und schenkte ihm ein Lächeln. Die schmalen Lippen formten sich zu einem lautlosen 'Hallo'. Jasons Mund stand halb offen, er lächelte, schaffte es aber nur zu nicken, während man schon allzu deutlich das Räuspern von Seiten Blakes vernahm und somit das Kichern und Getuschel der übrigen Schüler eingestellt wurde. Catharina hatte sich nun wieder nach vorne gedreht und folgte dem Unterricht. Sie schien sehr interessiert Blakes Ausführungen zu lauschen und immer wieder wenn die Klasse etwas gefragt wurde, wusste sie die Antwort und die richtige Übersetzung. Jaimy schob das Ganze einfach auf ihre Herkunft. Sicher war gerade in Italien diese Sprache irgendwie hoch angesehen und so lernte man sich dort auch sicher bereits in der Grundschule. Jason versuchte dem Unterricht zwar zu folgen, doch immer wieder ertappte er sich, wie er zu Catharina sah. Die langen, blonden Haare, die an den Spitzen leicht gelockt waren. Die Haut, die keinen einzigen Makel aufwies. Jason kam dieser Anblick so unglaublich vertraut vor. Der kleine Junge kuschelte sich in seine warme Decke ein und gähnte leise, als seine große Schwester ihn zudeckte. „Wenn etwas ist, ich bin neben an“, hauchte ihm das ältere Mädchen zu. Der Junge nickte. Kaum war sie draußen, hatte die Tür hinter sich ins Schloss fallen lassen, krappelte der Junge wieder aus seinem Bett, schlug die dicke Bettdecke auf Seite und tapste mit eiligen Schritten zum Fenster. Er neigte sich auf die Zehenspitzen. Der Fenstergriff war sehr weit Oben und er kam nur sehr schwer heran. Als er es geschafft hatte und das Fenster öffnete, schlug ihm der kalte Wind sofort entgegen und er fröstelte leicht. Seine Haut war mit einer sachten Gänsehaut überzogen, während er nun die Arme etwas anhob und sich über die Arme rieb. Der Junge starrte in die weiße Dunkelheit. Überall lag Schnee. Er bedeckte den großen Garten draußen, die Baumkronen. Sogar die Hundehütte des Nachbarn. Alles war weiß. Wo blieb sie? Sie kam doch immer sobald seine Schwester weg war. Oder seine Eltern. Sie war immer gekommen. Sicher verging eine halbe Stunde. Dem Jungen wurde klar, das sie nicht kommen würde. Sie würde nicht kommen, auf das Fensterbrett zu seinem Zimmer springen und ihn besuchen. Ihn liebevoll und beschützend in ihren Armen halten, bis er eingeschlafen war. Dem Jungen stiegen Tränen in die Augen. Sie hatte sich nie soviel Zeit gelassen, also war es einfach klar das sie nicht kam. Sie hatte es doch versprochen... „Mr. Scott!“, ertönte die gereizte Stimme seiner Französischlehrerin. Die anderen Schüler in der Klasse kicherten leise. Jason, der langsam den Kopf hob, den er zuvor auf seinen am Tisch abgestützten Armen liegen hatte und friedlich vor sich her geschlummert hatte, sah seine Lehrerin völlig verpeilt an. Meinte sie ihn? Natürlich. Sonst hieß hier ja niemand Scott. Er vernahm ein resigniertes Seufzten, ehe man deutlich die Schulglocke hörte. Es war Mittag. Jason war noch völlig neben sich. Es war ihm fast, als könnte er noch immer die Enttäuschung, die Verbitterung des kleinen Jungen aus seinem Traum spüren. Das merkwürdigste war, das ihm dieses Gefühl so vertraut war. Er hatte das Gesicht des Jungen nicht erkennen können. Fast so, als sei er selbst in die Rolle des kleinen Jungen geschlüpft. Doch was hatte den Jungen so verärgert, so sehr enttäuscht, das er sogar geweint hatte? Jason bekam in seinen Gedanken gar nicht mit, das er längst in der Cafeteria stand. Erst Jaimys Rufen hatte ihn aus seinen Gedanken gerissen und er blickte seinen besten Freund völlig weltfremd an, als dieser mal wieder mit den Armen herum wedelte und Peter nur den Kopf schüttelte. Seine Schritte kamen Jason gerade unglaublich schwer vor. Doch als Jaimy ihn am Arm zog und so zwang sich zu setzen, sah er in das Gesicht seines Freundes, der seltsam grinste. „Wir haben eine Überraschung für dich“, erklärte er Jason und warf einen Blick zu Peter, der nickte und dabei lächelte. „Eine Überraschung?“, Jason verstand nicht, doch der fragende Gesichtsausdruck verschwand schnell, als er eine Stimme hinter sich hörte, die ihn angenehm er schaudern ließ. „Darf ich mich neben dich setzen?“, Catharinas Lächeln war seit heute Morgen nicht vergangen. Sie stand dort, hatte das Tablett mit ihrem Essen in der Hand und wartete darauf, das Jason seine Tasche vom Stuhl nahm, welche er eben dorthin gelegt hatte. Jason sah sie verwundert an. Dann verstand er. Catharina war in einigen Kursen wie auch Peter und Jaimy. Also hatte wohl einer von ihnen, oder womöglich auch Beide, sie gefragt, ob sie sich heute beim Essen zu ihnen gesellen wollte. Jason lächelte. „Klar“, sofort beförderte er mit einem Hieb seine Tasche unsanft auf den Boden. Catharina lächelte ihm dankbar zu, ehe sie sich geschmeidig wie eine Katze auf den Stuhl sinken ließ. „Ich hoffe es stört dich nicht, das wir Catharina gefragt haben, ob sie mit uns essen möchte. Schließlich kennt sie hier noch keinen“, Peters Blick war eindeutig. Catharina schien es zu merken, denn für einen kurzen Augenblick schien sich ihr strahlendes Lächeln in ein sanftes Schmunzeln schmunzeln zu verwandeln. „Nein, gar nicht“, Jason biss sich kurz auf die Unterlippe. Nun war Catharina an seinem Tisch und er hatte keine Ahnung was er sagen sollte. Der seltsame Traum von vorhin war völlig vergessen. „Schön. Ich hatte zunächst bedenken. Ich dachte du magst mich nicht, weil du mich gestern während Mr. Blakes Stunde angesehen hast, aber nichts gesagt hast“, Catharina schien ehrlich zu sein. So würde sie niemals eine von Susannes Freundinnen werden. Das war doch beruhigend. Jason kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Ähm...nein, nein. So ist das nicht. Ich war einfach noch müde. Erster Schultag nach den Ferien und so“, irgendwie war das eine verdammt schwache Ausrede, was Jaimy wohl eindeutig zeigte, in dem er seine Brauen hob und Jason anblickte, als hätte er gerade etwas unanständiges gesagt. Doch Catharina lachte. Ihr Lachen war so angenehm. Jetzt wo er mit ihr sprach, war das Gefühl sie zu kennen noch sehr viel stärker. „Ich denke damit kann ich mich zufrieden geben“, willigte sie ein und lächelte. Die Mittagspause verging seiner Meinung nach viel zu schnell. Catharina hatte ihr Essen nicht einmal angerührt, während sie sich unterhalten hatten. Sie hatte es darauf geschoben, das sie Mittags selten aß, da sie morgens schon reichhaltig frühstückte. Natürlich hatte sie sich vielen neugierigen Fragen der Drei stellen müssen. Catharina hatte berichtet, das sie ursprünglich aus Italien stammte, aber das die Schwester ihrer Mutter damals das Land verließ. Ihre Tante war die alte Mrs. Smith. Jason hatte als Kind ziemliche Angst vor ihr gehabt. Wenn sie in der Nähe auf dem großen, leeren Feldplatz Fußball gespielt hatten, war sie immer herausgekommen und hatte sie beobachtet. Jaimy hatte immer gesagt, das sie eine alte Hexe sei und gruselig. Heute war es Jaimy der ihren Garten pflegte und die alte Frau mochte. Er tat es meistens im Frühling. Jetzt war es fast nicht mehr nötig, denn bald kam der Winter. Das sie eine Nichte hatte, hatte Jaimy nie gewusst. Er wusste nicht einmal, das sie aus Italien kam. Eigentlich wusste er fast gar nichts über die alte Frau. Außerdem erzählte sie viel von ihrer Heimatstadt. Das sie dort ein kleines Haus hatten mit einem wundervollen Rosengarten. Jason hatte allem gespannt gelauscht. Es war völlig egal was sie sagte, es machte einfach Spaß ihr zuzuhören, wie sie so sehr von etwas schwärmte, soviel Begeisterung für etwas entwickelte. Nachdem es zum weiteren Schulbeginn läutete, war ihre Unterhaltung zwangsläufig beendet. Doch Peter schlug vor, das sie heute Abend ins Inside gehen könnten und das Catharina auch eingeladen war. Auch Jaimy und Peter fanden sie nett, wenn sie auch nicht so angetan waren, wie es Jason offensichtlich war. Das Inside war seit vielen Jahren ein beliebter Treffpunkt von Jugendlichen. Es war zwar nicht erlaubt, aber es war sicher die einzige Bar hier, wo Jugendliche unter 21 Jahren Alkohol bekamen. Nachdem Catharina zugesagt hatte, verließen sie alle gemeinsam die Cafeteria und verschwanden in ihre Klassenräume. Kapitel 3: Happy Night - Happy Dead ----------------------------------- „Hälst du das wirklich für eine gute Idee?“, die Stimme der älteren Dame klang leise, doch für Catharina gut verständlich. Die zerbrechliche alte Frau saß am Tisch, einen Arm vor sich auf diesem liegend und der Blick nachdenklich auf das alte Eichenholz des Tisches gerichtet. Dieser Tisch war sehr alt. Fast wie Alles in diesem Haus und fast so alt wie sie. Ihre Mutter hatte dieses Möbelstück gekauft, als Edvige Smith gerade einmal die High School verlassen hatte. Also wohl sehr alt. Seitdem war das Haus in Familienbesitz geblieben und es würde wohl auch dort bleiben. „Ich muss es tun, Edvige“, Catharinas Stimme klang sanft, als sie einen Stuhl heranzog und sich noch beim heranziehen auf diesen setzte, so das sie die Frau direkt ansehen konnte. Ihre blasse Hand legte sich auf ihre. Edvige er schauderte. Ihre eigene Hand war auch nicht gerade die Wärmste, aber Catharinas Körpertemperatur sprengte den Rahmen jedes Mal wieder. Das unvermeidliche Mädchen spürte es und lächelte sanft, behielt ihre Hand jedoch dort wo sie war und strich sacht mit ihren Fingerspitzen über die soviel ältere Haut. „Ich möchte mich normal verhalten, so wie damals, verstehst du?“ Langsam blickte die alte Frau auf und lächelte verbittert. „Dann wird es wieder so enden“, versprach sie fast. Eine Hoffnung das es diesmal anders laufen würde, hatte sie nicht. „Egal wohin du gehst, du bringst den Tod“. Die restliche Zeit zum Abend verging für Jason viel zu langsam. Er hatte nicht erwartet, das sich Stunden so dermaßen in die Länge ziehen konnten. Peter, er und auch Jaimy waren in seinem Zimmer. Peter hatte Jason Stylingvorschläge gemacht, während Jaimy der Meinung gewesen war Jasons alte Pornosammlung zu durchstöbern. „Alter! Der ist doch uralt!“, kam es immer wieder von ihm. Eigentlich schaute Jason sich die Filme nicht einmal mehr an. Die Filme waren noch aus seiner Entdeckungszeit und inzwischen hatte er seinen und den Körper einer Frau mehr als genug erkundet. Es handelte sich dabei ja sogar noch um Videokassetten. „Kannst sie gerne haben“, stichelte Jason grinsend, doch Jaimy hatte dankend abgelehnt. Peter hatte sich während der ganzen Szenerie wohl ein lautes Seufzten verkneifen müssen. Solche Situationen zeigten ihm immer wieder, das er Null Chancen hatte an Jaimy heranzukommen. Aber wohl würde er sich nicht einmal kurz vor dem Weltuntergang trauen ihm die Wahrheit zu sagen. Die Modenschau mit duzenden Klamotten, dummen Sprüchen Seitens Jaimy und Gemecker von Peter, war gegen Abend endlich beendet und sie waren bereit loszufahren. Es dauerte ca. 20 Minuten bis sie endlich dort waren. Peter musste nochmal nach Hause fahren, da er sein Portemonnaie vergessen hatte, Jaimy viel natürlich erst nach der Fahrt ein, das er dringend auf die Toilette musste und so warteten sie an einem Waldweg erstmal 10 Minuten, das Jaimy endlich getan hatte, was getan werden musste. Das war so typisch für ihn. Den ganzen Tag hatte er sich darüber beschwert, das sie sich nicht beeilten und dann war er es, der den ganzen Verkehr aufhielt. So kamen sie also gegen 20 Uhr endlich im Inside an. Es war mitten in der Woche, deshalb war hier nicht all zu viel los. Gerade am Schuljahresanfang war es hier recht ruhig. Die meisten Schüler hatten zu dieser Zeit noch gute Vorsätze, doch mit den Monaten, spätestens nach den Winterferien gab sich dieser Elan wieder und dann war dieser Laden auch die Woche über gut besucht. Jason ließ den Blicke durch das Lokal schweifen. Der Billardtisch war leer, an einem Tisch saßen zwei Männer, die sich wohl nach der Arbeit ein paar Bier genehmigten und in der hintersten Ecke an dem großen Tisch saßen...Ryan, Susanne und ihre gesamte Clique. Das konnte ja heiter werden. Ryan schien sie zunächst nicht mal zu bemerken. Susanne hatte anscheinend einen Radar dafür entwickelt, wenn Jemand in der Nähe war, dem sie unbedingt eine rein drücken wollte. Vielleicht lag es aber auch an Jason. Das war wohl Ansichtssache. „Los, dahin!“, forderte Jaimy Peter und Jason auf, wobei Peter gerade so vor ihm stand, das er seine Hände einfach an dessen Rücken legte und ihn vor schob. Jason schmunzelte nur, als er Peters Gesichtsausdruck sah, der so ganz und gar nicht begeistert drein schaute, als er dort durch die Gegend geschoben wurde. Er folgte den Beiden zu dem kleinen Tisch in einer anderen Ecke und weit genug von Ryan und Co. Entfernt. Der Tisch hatte eine gepolsterte Eckbank und zwei Stühle. Perfekt für vier Personen und mehr sollten sie heute auch nicht sein. „Na ihr Drei, wie waren die Ferien?“, fragte die Frau mittleren Alters, die zu ihnen an den Tisch kam. Eve war die Frau des Typen, dem das Inside gehörte. Sie war ein wenig füllig, aber deswegen nicht minder nett. Ryan und seine Kumpels machten gelegentlich Scherze hinter ihrem Rücken, aber die drei Jungen fanden sie nett und sahen keinen Grund sie irgendwie zu beleidigen. Ryan machte sich ja ohnehin über Alles witzig was ihnen einfiel oder was sie nicht kannten. „Wie immer, Eve“, meinte Jason lächelnd. „Ja, du hast uns wie immer allein gelassen, du Kameradenschwein“, prompt kassierte Jason dafür Tritte. Um genau zu sein waren es zwei Tritte. Einer von Peter und der andere von Jaimy. Doch anders wie Peter trat Jaimy ungeniert fest zu. Jason lachte. „Beschert euch doch bei meinen Eltern“, konterte Jason. Als Catharina die Bar betrat, war Eve schon wieder hinter der Theke verschwunden und machte sich daran den Jungen ihre Getränke zu servieren. Catharinas langer Rock, die langen Beine, die von Stiefeln bedeckt waren, die weiße Strickjacke und auch das dunkle Top darunter schienen mal wieder ihren Zweck zu erfüllen. Sie stand an der Tür, blickte sich nach jenen um, die sie eingeladen hatten. Ryan war diesmal der Erste, der sich zur Tür um wandte und beinahe losgerast wäre, um Catharina zu sich an den Tisch zu holen. Doch Susanne hielt ihn davon ab. Ryan schien dabei ein beleidigtes Gesicht zu machen,. Blieb aber ruhig dort sitzen und sah Susanne fragend an. Diese schien sich wohl eher dafür zu interessieren, ob Catharina nun zu Jason gehen würde. Alleine war sie doch sicher nicht hier. Es sei denn sie wollte sich eigenmächtig umsehen. Aber so wie Jason an Catharina hing und sie anstarrte, wie sie heute in der Cafeteria gesprochen hatten, war der Fall für sie klar. „Hey“, Catharina blieb lächelnd neben dem Tisch der Drei stehen und ließ ihren Blick durch die Runde gleiten, ehe dieser jedoch an Jason hängen blieb, der aufstand und sie anlächelte. „Hallo Catharina“, sofort strahlte er über beide Ohren. Ihm fiel das selbst nicht mal auf, aber Jaimy und Peter tuschelten etwas, was er nicht verstand. Am meisten irritierte ihn das Kichern der beiden Jungen. „Hey Cathy“, Jaimy hob begrüßend die Hand und grinste leicht. „Hast du gut her gefunden?“, sie hatten es ihr so gut es ging erklärt, wie man am schnellsten herkam, aber anscheinend war sie ja gut angekommen. Zumindest sah sie ziemlich fit aus. Als Catharina nickte, grinste Peter frech und schielte dabei zu Jaimy. „Ehrlich? Also bei der dürftigen Beschreibung hätte ich jetzt echt erwartet, das du Stunden gesucht hast“, Jaimy schmollte daraufhin und Jason lachte. „Es wird nicht gestritten, klar!“, ermahnte er die Beiden, die nun Beide gleichzeitig einen kleinen, gespielten Schmollmund zogen. „Sind sie nicht süß?“, fragte Jason Catharina lächelnd. „Oh ja“, das konnte man doch nur bestätigen, allerdings brachte es Jaimy und Peter nur noch mehr zum Schmollen. „Ich muss mal“, drängelte Roger Evans, der gleich neben Susanne am Tisch saß. Er war sozusagen eingekeilt. Ryan saß auf der einen Seite in der Ecke und Susanne am Ende der Bank, was für Roger hieß, das er hier nicht herauskam, ohne das einer von Beiden aufstand. Ryan nippte nur unschuldig an seinem Bier. Anscheinend hatte er nicht vor sich zu bewegen und ignorierte Susannes genervten Blick, wie auch Rogers Gejammer. Roger war weder der Hellste, noch hatte er eine normale Blase. Selbst während des Trainings ging er mindestens drei Mal. Susanne gab schließlich nach und ließ den Jungen mit der schwachen Blase raus, ließ sich anschließend übertrieben elegant wieder auf ihren Platz sinken. Roger bahnte sich hingegen eiligst einen Weg durch die anderen Gäste des Insides. Inzwischen waren einige Gäste hinzu gekommen, ausnahmsweise mal weniger Schüler, als Männer, die sich ihr Feierabendbier schmecken ließen. Als er im Gang der Herrentoiletten angekommen war, stand dort eine riesige Schlange von Typen, die wohl ebenso einen Druck hatten, doch Roger hielt es kaum aus. Also entschloss sich der Footballer einfach nach draußen zu gehen. Draußen angekommen schlug ihm der kalte Nachtwind entgegen. Dabei fiel ihm ein, das er längst zu Hause sein sollte. Seine Mutter hatte ihm wegen den Fehlstunden des letzten Jahres schon seinen Wagen weggenommen, so das Ryan ihn nun täglich von zu Hause abholte. Aber sicher tat er das nicht aus purer Nächstenliebe oder Freundschaft. Viel mehr da Roger zu seinen besten Spielern gehörte. Roger war wohl zu dumm um das zu verstehen. Sich kurz umsehend, sah er einige Schüler der Liberty High, einige Wagen und dann noch Mr. Blake, der gerade in seinen Wagen einstieg und davon fuhr. Also hier ging es auf keinen Fall. Also entschloss er sich kurzer Hand ein paar Schritte in den anliegenden Wald zu gehen. War ja nicht weit entfernt, höchstens ein paar Schritte. Jaimy und Peter hatten definitiv zu viel getrunken. Sie lachten, alberten herum und kicherten wie zwei kleine Mädchen. Catharina sah mit einem Schmunzeln zu den Beiden. „Hast...du vielleicht Lust etwas an die frische Luft zu gehen?“, allein diese Frage hatte Jason Mut gekostet. Zwar war es unmöglich, aber er hatte das Gefühl das Catharina es genau bemerkte. „Spazieren?“, erkundigte sich das Mädchen lächelnd. Jason nickte. „Okay, gerne“, wieder folgte Getuschelt der beiden Anderen und Jason warf ihnen einen bösen Blick zu und die Beiden waren still. Doch kaum als Catharina und Jason draußen waren, ging es weiter. Die Luft war angenehm kühl, schlug Catharina ins Gesicht und zog sich sacht durch ihr langes Haar. Jason starrte sie an. Da war ein Gefühl, welches er nicht beschreiben konnte. Diese Vertrautheit, die Art wie sich ihr Haar im Wind bewegte, wie er sie so von der Seite betrachten konnte. Es war, als käme es ihm so bekannt vor, als hätte er genau diesen Moment schon einmal erlebt. „Wollen wir los?“ „Was?“, Catharinas Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. „Na, spazieren“, erwiderte sie lächelnd, ehe sie sacht seine Hand ergriff. Jason er schauderte, als ihre kalte Hand seine berührte und starrte für einen Augenblick auf ihre Hände. Das war es, was Jason die ganze Zeit geplant hatte. Mit ihr nach draußen zu gehen, mit ihr spazieren zu gehen und ganz unauffällig ihre Hand zu nehmen. Und nun tat sie es von sich aus und es fühlte sich einfach angenehm an. „Klar, entschuldige“, lächelnd drückte er sanft ihre Hand, ehe sie sich nun einige Schritte vom Inside entfernten und sich in Richtung des Waldweges bewegten. „Und...wie gefällt es dir bis jetzt?“, der Weg war nicht sehr hell, aber Catharinas Schritte schienen so geschmeidig und sicher zu sein, als würde sie Alles sehen, diesen Weg genau kennen, um einfach so in der Nacht diese Strecke laufen zu können. Zumindest war es bei Jason der Fall. Früher, als sie noch Kinder gewesen waren, waren sie oft hier entlang gewandert, hatten am kleinen Bach Unten Staudämme gebaut oder im Wald gezeltet. „Ganz gut. Ich mag diesen Ort und...die Leute“, ihr Blick fiel auf Jason und für einen Moment schien selbst sie verlegen weg zusehen. Jason lächelte. Dann wurde sein Gesichtsausdruck etwas ernster. „Catharina, ich wollte dich fragen ob...“, doch Catharina hörte nicht zu. Was war das? Dieser Geruch...dieser starke Geruch nach...nach...Blut! Sie blieb stehen, als sie Widerstand unter ihrem Fuß spürte. „Oh mein Gott“, flüsterte sie leise, als sie auf den Boden blickte und den braun haarigen Jungen erkannte, der heute Morgen bei Ryan gewesen war, als dieser sie kurz angesprochen hatte. Jason hingegen starrte Catharina erst etwas irritiert an, bis auch er, allerdings ohne zu erkennen wer es war, den reglosen Körper bemerkte. „Was...zum?!“, das es Roger war erkannte er nicht. Es war zu dunkel. Er hatte ja keine Ahnung wie gut Catharina sah... Jason wusste gar nicht mehr, wann er in dieser Nacht ins Bett gekommen war. Es musste sehr spät gewesen sein, denn er schätzte seinen Schlaf auf ein bis zwei Stunden ein und fühlte sich heute Morgen auch alles andere als gut. Es war wie ein böser Alptraum, der einfach nicht aufhören wollte. Dieser Anblick wollte ihm einfach nicht aus dem Kopf gehen. Rogers Blut überströmte Leiche, der aufgerissene Hals, die tiefen Kratzer in der Haut. Er war schlimmer zugerichtet als in einem der Nightmare on Elmstreet-Streifen. Er hatte Roger nie gemocht. Er war ein Vollidiot gewesen, hatte immer stur nach Ryans Pfeife getanzt und getan was dieser von ihm verlangte. Ganz egal was es auch war, er hat es getan. Doch das was mit ihm passiert war, wie er zugerichtet wurde, das wünschte er keinem seiner Feinde. Nicht einmal Ryan. Die Polizei meinte das es vielleicht ein Tier gewesen sein könnte. Aber die Polizei meinte auch, das Roger völlig Blut leer gewesen wäre. Aber so was tat doch kein Tier, oder? Jason war verwirrt. Aber was ihn noch mehr verwirrte, war Catharinas Verhalten gewesen. Kurz nach nachdem Jason mit ihr zurück gelaufen war, war er rein gegangen und hatte die Polizei gerufen. Doch Catharina war nie mit ihm ins Inside zurückgegangen. Sie war verschwunden gewesen, als er nach ihr sehen wollte. Vielleicht war sie einfach nur geschockt über dieses Erlebnis gewesen. Er würde sie heute in jedem Fall fragen, ob es ihr gut ging. Die Fahrt zur Schule war von unangenehmer Stille geprägt. Heute war es nicht Jaimy der ihn mitnahm, sondern Vicky war es, die ihn fuhr. Jason hatte eine Stunde länger geschlafen als er es sonst tat. Er war so spät ins Bett gefallen, das Vicky das in diesem Fall erlaubt hatte. Jason konnte schließlich nichts dafür, das die Polizei ihn die halbe Nacht vernommen hatte. Heute hatten sie die erste Stunde Latein. Da Jason nicht da war und die Stimmung bei allen Schülern ziemlich im Keller war, saßen Peter und Jaimy bereits in der Klasse und starrten nur voreinander hin. Nicht mal Jaimy hatte Lust auf blöde Scherze. „Da ist er!“, Ryans Stimme drang durch den ganzen Raum. Anscheinend hatte er eine ganz eigene Art seine Trauer um einen seiner besten Spieler zu verarbeiten. Er suchte sich einen Schuldigen. Ehe Jaimy sich überhaupt nach Ryan umsehen konnte, hatte dieser ihn schon am Kragen seines Mantels gepackt und zog ihn mit Leichtigkeit von seinem Stuhl. Sofort stand Peter auf. „Was soll denn der Scheiß?!“, zischte er Ryan an. Jaimy konnte nichts anderes als Ryan entsetzt anzustarren. Wieso wusste er bloß was nun folgen würde? „Frag ihn doch...oder wer steht hier auf diesen ganzen Vampir scheiß? Hat es Spaß gemacht ihm den Hals aufzuschlitzen und ausbluten zu lassen? Was hast du mit seinem Blut gemacht? Es getrunken? Du bist so widerlich, Cartwright!“, einige Schüler sahen sich grübelnd an, Susanne stand in der Ecke, hatte ihre Arme vor der Brust verschränkt und belächelte das Ganze amüsiert. Anscheinend machte es ihr Spaß wie Ryan unbedachte Vorwürfe äußerte. „Jaimy war die ganze Zeit im Inside bei mir und das weißt du auch!“, Ryan hatte schließlich auch dort gesessen und er hatte sie Beide auch da sitzen sehen. Er brauchte nun doch nur einen Dummen, der an Allem schuld war. Jason kam gerade zur Tür rein, als Ryan zu schlagen wollte und dem sonst so schlagfertigen Jaimy schlichtweg die Worte fehlen. „Ryan!“, Jason ließ seine Tasche fallen und lief zu den Beiden, schob einige schaulustige Schüler zur Seite und drängte sich an ihnen vorbei. Dann stieß er Ryan einfach zur Seite. Jaimy plumste in den Stuhl und Peter rannte sofort zu ihm und legte eine Hand auf Jaimys Schulter. „Bist du okay?“, der besorgte Unterton in seiner Stimme schwang deutlich mit. „Ja, glaub schon“, Jaimy starrte vor sich hin. Es war nichts, aber auch gar nichts in Ordnung... Ryan war drauf und dran Jason eine rein zuschlagen, doch Mr. Blake unterbrach ihn, in dem er an der Tür stand und in die Hände klatschte, so das er die gesamte Aufmerksamkeit der Schüler hatte. „Okay, Schluss jetzt mit dem Theater! Alle auf ihre Plätze. Ich weiß der Vorfall nimmt euch sehr mit, aber das geht uns Allen so. Wer im Anschluss der Stunde darüber sprechen will, kann sich gerne bei mir melden, doch nun beginnt der Unterricht!“, Blake wirkte ganz und gar nicht so freundlich und gut gelaunt wie sonst. Das schien manche Schüler zu irritieren, doch ein jeder schob es auf den Vorfall. Nach dem ersten Schock saßen alle nun auf ihre Plätze. Peters Blick wirkte besorgt, Jaimy starrte nur vor sich hin und Jason...der starrte Catharinas leeren Platz an... Catharina war den ganzen Tag nicht in der Schule aufgetaucht. Sie hatte Edvige gebeten dort anzurufen und sie zu entschuldigen. Sie hätte den Schock von letzte Nacht noch nicht überstanden und bräuchte einen Tag Ruhe. Nein, so war es nicht. Ganz und gar nicht war es so. Obwohl Ruhe gerade das Richtige für das jung aussehende und doch so alte Mädchen wäre. Das war alles ihre schuld! Wäre sie nicht hier hergekommen, dann...dann wäre es nicht passiert? Dann wäre dieser Junge noch am Leben? Ist es das was sie glauben wollte? Die Leiche war Blut leer gewesen, die tiefen Kratzer, als hätte man ihm die Kehle herausreißen wollen. Wieso war sie hierher zurückgekommen? Wieso durfte sie kein normales Leben leben? Wieso durfte...Jasons Gesicht tauchte genau vor ihrem Gesicht auf. Er hatte sich so verändert. Er war...er war erwachsen geworden. Catharina kam ein Gedanke der ihr nicht gefiel, ein Gedanke den sie sofort verwarf. Das konnte nicht sein, es war unmöglich. Sie griff nach der kleinen Vase mit den schönen, bunten Blumen aus dem Garten Edviges und warf diese gegen die Tür. Sofort zerbrach das feine Porzellan in hunderte kleine Splitter. Catharina raste vor Wut. Vor Wut auf sich selbst. Wie lange würde sie noch ein ruhiges Leben führen können? Hier, in dieser Stadt, wenn jetzt schon von Vampiren gemunkelt wurde? Wenn sie sich mehr auf das Thema versteifen würden, dann würde einiges auffallen. Sie würde auffallen! Catharina wurde aus ihren wütenden Gedanken gerissen, als es an der Tür klopfte. Es klingelte nicht. Es war ein dumpfes, beunruhigendes Klopfen. Catharina sah auf, starrte die Tür ihres Zimmers an, ehe sie diese entschlossen öffnete und die Treppen hinunter rannte. Vor der Tür blieb sie stehen, atmete tief durch, griff nach der Türklinke und erstarrte, als sie Jemanden erkannte, der ihr alles war, aber nicht fremd. Das konnte nicht sein. Ihre schlimmsten Befürchtungen wurden pure Realität... Kapitel 4: Remember ------------------- „Jason?“, Vicky meinte es mal wieder gut mit ihrer viel zu lauten Tonlage, als sie aus dem Wohnzimmer aus nach Jason rief, als sie die Tür ins Schloss hatte fallen hören. Jason stand nur da, konnte Erics Stimme hören. Zu deutlich. Die raue und selbstgefällige Stimme. Ihm gefiel diese Stimme nicht. Der ganze Typ war doch... Zwei Tage war es nun her, das Roger im Wald in der Nähe des Insides brutal getötet wurde. Die Schüler drehten völlig durch. Durch Ryans mehr als unbegründete und dumme Vorwürfe wurde Jaimy nur noch fertig gemacht, musste sich bescheuerte und beleidigende Kommentare anhören. Es wurde von Vampiren in der Stadt geredet. Mr. Blake hatte ihnen in den letzten Tagen sicher einige Male einen Vortrag darüber gehalten, das es so etwas wie Vampire nicht gab und warum es völlig unmöglich war, das sie existierten. Eve und ihr Mann hatten vor dem Inside nun Türsteher beordert. Um für mehr Sicherheit zu sorgen. Alle hatten Angst, das es mit Roger nur der Anfang gewesen war. Nach erst zwei Tagen war das wohl nicht sehr verwunderlich. Jason blieb hartnäckig und wollte sich von der Sache nicht allzu mitreißen lassen. Doch eines machte ihm ziemlich zu schaffen. Catharina war seit dem nicht mehr in der Schule gewesen. Er hätte sie zu gerne gefragt wie es ihr ging. Aber leider hatte er ihre Telefonnummer nicht und die Nummer der alten Smith stand nicht im Telefonbuch. Er hätte auch einfach zu ihr gehen können, bei ihr zu Hause klingeln. Wo sich das Haus der älteren Frau befand, wusste Jason ja noch. Aber was wenn Catharina ihn gar nicht sehen wollte? Seine Füße trugen ihn nun doch ins Wohnzimmer, wo er Eric sah, zusammen mit Vicky. Eric hatte einen Arm um seine Schwester gelehnt und sie lehnte mit dem Kopf gegen seine Schulter. Wenn man die Beiden so sah, fiel einem fast gar nicht auf, was das sie sich ständig stritten. Meist ging es dabei um die ständigen Besuche bei ihren Eltern. Eric hatte zumeist keine Lust darauf, doch Vicky war Familie nun einmal sehr wichtig und deshalb wollte sie diese auch so oft wie es möglich war sehen. Die 6 Wochen die sie in Urlaub war mit der gesamten Familie, waren oft Streitpunkt Nr. 1. Dabei könnte Eric mit ihnen kommen, aber er schob ja ständig seine Arbeit vor, um nicht mit zu müssen. „Hey, Jason“, begrüßte ihn Eric, doch dieser hatte nichts weiter als einen genervten Blick drauf. Ohne Jaimy machte es nur halb so viel Spaß Eric zu sehen. Eric hingegen schien ganz froh über die Abwesenheit der anderen Jungen zu sein. „Gehst du heute nicht aus?“, Vicky lächelte und sah Jason ein wenig besorgt an. Er war die letzten beiden Tage kaum raus gegangen, aber wohl lag das einfach an diesem Vorfall. Diese Sache hatte die ganze Stadt in Aufregung versetzt. „Nein. Jaimy hat Hausarrest, weil er sich geprügelt hat“, irgendwann hatte Jaimy eben genug gehabt. Also hatte er Ryan eine runter gehauen und ihn gut erwischt. Bevor Ryan sich für die blutige Nase bedanken konnte, hatte Peter sich schon eingemischt. Die Antwort auf den Schlag wäre Jaimy vermutlich nicht so sehr bekommen. „Und Peters Mom hat Geburtstag“, und Jason musste da echt nicht abhängen. Peters Mom redete mehr als man vertragen konnte. „Na gut. Hunger?“, Vicky sah ihn wieder so besorgt an, Eric blieb still. Jasons einzige Antwort war ein Kopfschütteln. Dann drehte er sich um und ging nach Oben. „Er benimmt sich komisch“, Vicky Kopf lehnte noch immer sacht gegen Erics starke Schulter. Sie spürte Erics sanfte Berührung, wie er über ihren Oberarm strich. „Ich mag ihn, wenn er so ruhig ist“, sonst war ihm Jason viel zu frech. Aber er wusste natürlich trotzdem was los war und das Vicky das mitnahm. Aber sie schoben Jasons Zustand wohl auf den falschen Grund. „Ich nicht“, Vicky seufzte, dann fuhr sie zusammen, als das unfreundliche Geräusch der Klingel ertönte. „Erwartest du noch Jemanden?“, Eric blickte in die Richtung der Haustür, obwohl er diese ja nicht von seiner Perspektive aus sehen konnte. „Nein?“, es war ja nun auch schon gegen Abend. Wer sollte da noch vorbeikommen? Jasons Freunde konnten es kaum sein. Die klingelten zumeist auch gleich Sturm und außerdem hatten sie heute keine Zeit, laut Jason. Unzufrieden brummend verließ sie also ihren Freund und stand kurze Zeit später an der Tür. Als sie diese öffnete, blickte sie in die grünen Augen eines ihr unbekannten Mädchens. „Ja?“ Catharina lächelte freundlich. Sie trug einen dunkelroten Kaschmirmantel, den sie vorne zusammen zog, als sei ihr kalt. Dabei empfand sie die Kälte als angenehm. Es war eher etwas anderes, was sie zum frösteln brachte. „Guten Abend“, Catharinas Stimme klang so höflich, das Vicky fast schmunzeln musste. Sie konnte sich nur zu gut vorstellen, wen sie hier vor sich hatte. Außer Susanne waren nie Mädchen hergekommen. „Könnte ich vielleicht mit Jason sprechen?“, erkundigte sich Catharina und Vicky nickte sofort. „Sicher, er ist in seinem Zimmer“, Vicky trat nur zur Seite, dachte sich, das Catharina die Geste verstand, doch diese blieb stehen. Sie verstand diese Geste, aber so funktionierte es nicht. Vicky war verwirrt. „Ähm...komm doch rein“, bat sie schließlich doch und Catharina lächelte nur, überspielte diesen Moment der Verwirrung einfach und trat über die Schwelle des Hauses. Vicky erklärte Catharina wo Jasons Zimmer war. Als sie die Treppen nach Oben getreten war, sah sie sich um. An verschiedenen Stellen der Wand hingen alte Fotos. Manche waren Familienbilder, auf anderen war Jason als Kind zu sehen. Babyfotos. Er war richtig niedlich gewesen mit den aufgeplusterten Wangen und den großen, braunen Augen. Doch ein Foto bekam ihre ganze Aufmerksamkeit. Catharina strich sacht mit den Fingerspitzen über das Glas des bunten Rahmens. Er musste dort in etwa 10 Jahre alt gewesen sein. Zumindest erinnerte sie sich noch genau an die Gesichtszüge zu dieser Zeit. Sanft lächelte Catharina, verwarf ihre Erinnerungen jedoch schnell wieder und brachte auch noch die letzten Schritte zu Jasons Zimmer hinter sich und klopfte an die Tür. Jason schrak hoch. Er hatte sie ganze Zeit auf dem Bett gelegen und an die Decke gestarrt, bis er irgendwann ein gedöst war. Immer wieder verfolgten ihn Träume, Erinnerungsfetzen. Was versuchte er da nur im Traum zu verarbeiten? Und doch fühlte sich alles so unglaublich real an. „Ja?“, Jason rieb sich durch sein Gesicht. Seine Augen wirkten noch müde und verschlafen, doch als Catharina eintrat, war er hellwach. „Catharina?!“, träumte er noch? Catharinas Lächeln und ihre sanfte Stimme belehrten ihn jedoch, das er nicht träumte. „Hi“, vorsichtig, fast geschmeidig trat sie in das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. „Störe ich?“, fragte sie etwas sorgenvoll. Sie wollte ihn nicht von irgendetwas abhalten oder vielleicht wollte er sie ja auch gar nicht sehen. „Nein!“, stieß Jason sofort aus und stand vom Bett auf. Viel zu schnell, wie er gerade feststellte, als er beinahe über seine eigenen Füße stolperte. Der kleine Eichenschrank an der Wand spendete jedoch den nötigen Halt. Sonst wäre es wirklich peinlich geworden. Catharina lachte. Jason war so herrlich tapsig. „Okay. Ich wollte einfach sehen wie es dir geht. Meine Tante hat mich für die restliche Woche in der Schule entschuldigt. Ich musste...einfach ein paar Tage entspannen. Nachdem was passiert ist“, ein leises Seufzten drang über ihre Lippen, ehe sie zum Bett ging und sich elegant auf dieses sinken ließ. Dann blickte sie sich in dem Zimmer um. Es war kein typisches Jungen zimmer. Es wirkte mehr wie das Zimmer eines Erwachsenen. Eigentlich war Jason auch erwachsen. Es hingen keine Comics in Folie an der Wand, keine Poster oder Kalender von Pinup-Girls oder sonstiger typischer Teenager Kram. Es war einfach schlicht eingerichtet und doch gemütlich. Die Stunden schienen wie im Fluge zu verstreichen. Die Zeit mit ihr verging viel zu schnell. Wenn er darauf wartete das Nachmittage vergingen, damit er sie wieder sah, dann zog sich alles so sehr in die Länge und nun wo sie hier war, hier bei ihm im Haus, zog die Zeit so dermaßen schnell an ihm vorbei. Ein Blick auf die Uhr zeigte, das es schon 3 Uhr war. Catharina hatte ihm erzählt, das Mrs. Smith sich um sie gesorgt hatte und sie deshalb zu Hause geblieben war. Es war gelogen gewesen. Auch über Roger hatten sie sich unterhalten. Catharina berichtete, das sie ihn schon im Wald erkannt hatte und Jason hatte sich bewundert, wie gut sie in der Dunkelheit sehen konnte. Doch das konnten sicher einige Menschen und das war auch nicht wichtig. Der Grund warum sie an diesem Abend so schnell verschwunden war, war wohl laut ihrer Aussage, das sie einfach Panik bekommen hatte und deshalb einfach fortgelaufen war. Natürlich auf direktem Wege nach Hause. Jason sah keinen Grund darin ihr nicht zu glauben. Aber sie sprachen auch von anderen Dingen. Jason hatte ihr von Susanne erzählt. Von der Trennung, wie sehr ihn das verletzt hatte und das sie behauptet hatte, sich neu verliebt zu haben. Doch niemand hatte ihren neuen Freund bisher gesehen. Eigentlich war es ihm inzwischen auch egal. Catharina hatte ihn voll und ganz eingenommen. Ihre Ausstrahlung, ihr Lächeln und dieses vertraute Gefühl welches er bei ihr hatte. Jason erzählte gerade eine Geschichte aus Kindestagen, als Jaimy angefangen hatte sich das erste Mal zu schminken, als er seinen Vater mit allen möglichen Dingen und immer extremeren Aktionen geärgert hatte. Catharina musste bei diesen ganzen Geschichten einfach nur lachen. „Jaimys Dad tut mir Leid“, lachte sie, ließ sich zurück auf das Bett fallen. Noch immer lachend drehte sie den Kopf und blickte zu der Uhr. „Oh...so spät. Bist du müde?“, ihr Lächeln raubte Jason schon wieder fast den Atem. „Nein, gar nicht. Und...du?“, Catharina schüttelte den Kopf und lächelte. Sie fühlte sich wohl in Jasons Nähe, genau wie er es auch in ihrer tat. Aber vielleicht hatte Edvige Recht. Es war ein Fehler. Sie hatte es gemerkt. Es war ein großer Fehler. Er war hier...aber wenn sie ihr Versprechen einhalten wollte, durfte sie nicht gehen. Sie konnte es nicht. „Gut“, jetzt fiel Jason irgendwie nichts mehr ein. War ihnen nun etwa der Gesprächsstoff ausgegangen? Vorrangig schien nun wohl zu sein, sich gegenseitig in ihre Augen zu sehen. Gefesselt von den grünen Augen, die ihn so strahlend ansahen, brach Catharina schließlich das Schweigen. „Was wolltest du mich eigentlich fragen?“, Jason blinzelte sie verwirrt. „Na an diesem Abend als wir spazieren waren. Du hattest angesetzt etwas zu fragen bevor wir...“, bevor sie Roger gefunden hatten. Kurz wirkte ihr Gesichtsausdruck trüb. Sie wusste wer es gewesen war. Sie kannte die Wahrheit über all das. Jason überlegte und überlegte. Was hatte er...oh ja, natürlich! „Ich wollte...ich wollte dich fragen ob wir am Samstag ausgehen“, so sicher war klang seine Stimme nicht, aber er wollte es wirklich. Jason hatte völlig vergessen das er sie hatte fragen wollen, doch da war nun so vieles dazwischen gekommen und er hatte sie auch nicht mehr gesehen. „Nur wir zwei?“ Jason nickte unsicher. Catharina jedoch lächelte sanft, ehe sie aufstand, nach ihrem Schal griff, den sie zuvor unter ihrem Mantel getragen hatte und sich diesen umwickelte. „Okay, dann kannst du mich Samstag um 19 Uhr abholen“, erklärte sie fröhlich und beobachtete Jasons Gesicht, wie er erleichtert, sowie auch zufrieden lächelte. „Gerne“, Jason stand auf und griff nach Catharinas Mantel. Dann half er ihr in diesen zu schlüpfen. Catharina drehte sich überschwänglich zu ihm um und blickte in die braunen Augen. Dann stellte sie sich auf ihre Zehnspitzen und hauchte Jason einen sachten Kuss auf seine warmen Lippen. Jason durchzog ein angenehmer Schauer. Selbst ihre Lippen waren ebenso kalt wie vor einigen Tagen im Wald ihre Hände. Und doch fühlte es sich so angenehm an. Sein Herz schlug für den Bruchteil einer Sekunde so rasend schnell. Für Catharina war jeder pochende Schlag seines Herzens spürbar und es fühlte sich so gut an, das Jason so für sie fühlte, das sie solche Gefühle in ihm auslöste. „Schlaf gut“, hauchte die sanfte Stimme gegen Jasons Lippen. Dann verließ sie das Zimmer. Jason war nicht der einzige, der in dieser Nacht glücklich einschlafen sollte. Leise pochend, aber mit immer mehr Wucht knallten kleine, bis mittelgroße Steine gegen das Fenster. Jaimy, der mit seinem Buch in den Händen eingeschlafen war, schrak hoch. Er strich sich das zerzauste Haar aus dem Gesicht und blickte verwirrt durch die Dunkelheit zu seinem Fenster. Die Vorhänge waren zugezogen, das Licht war ausgeschaltet. Dabei hatte er doch gelesen und war offensichtlich dabei eingeschlafen. Sicher hatte seine Mutter das Licht ausgeschaltet und auch die Vorhänge zugezogen. Langsam stand Jaimy auf, trat an das Fenster, zog die Vorhänge zurück und öffnete es. Dann neigte er sich aus dem Fenster und sah sich um. Kaum war das passiert, war Peter bereits die Leiter nach Oben geklettert, die sich gleich neben Jaimys Fenster befand. Es war nicht das erste mal das Jason und er durch das Fenster kamen. Heute war er alleine. Jaimy wohnte am nächsten an Peter dran. Um genau zu sein gleich eine Straße weiter, weswegen er natürlich erstmal zu Jaimy ging. Wenn dieser nicht mehr wach gewesen wäre, wäre er wohl doch zu Jason und hätte diesen aus dem Bett geworfen. Natürlich war ihm Jaimy lieber. „Na, ausgeschlafen?“, meinte er grinsend, als er oben angekommen war und erschreckte Jaimy damit ganz schön. Er hatte eben nichts sehen können und von dieser Sicht hatte er auch die Leiter nicht gesehen. „Gott“, Jaimy lachte. „Ausgeschlafen, du lässt mich ja nicht“, er griff nach Peters Hand und half ihm in das Zimmer. Dann schloss er das Fenster. „Und, wie war die Party?“, fragte er grinsend. „Ach, langweilig und nervig. Meine Grandma hat geredet und geredet und...“, Peter winkte ab. „Sei froh das du nicht da warst“, Jaimy wäre sicher gekommen, wenn man ihn denn raus gelassen hätte. Aber dieses Wochenende durfte er eben nicht raus. Damit musste er leben. Irgendwie hatte er es ja auch verdient. Aber sein edler Ritter war ja gekommen um ihn vor größeren Verletzungen zu retten. Er hatte Peter seit heute Morgen schon damit geärgert. Dankbar war er ihm dennoch. Wenn Ryan erstmal richtig losgelegt hätte, wäre Jaimy so schnell wohl nicht mehr aufgestanden. „Wenn ich das so höre bin ich das auch“, meinte er schmunzelnd. Dann kroch er einfach wieder ins Bett, zog sich beim gehen die Hose und auch sein Shirt aus und krappelte wieder ins Bett. Dann gähnte er leise. „Ich wollte eigentlich nur mal sehen ob alles okay ist“, in den letzten Tagen war Jaimy ja nicht gerade gut drauf gewesen. Aber alle hatten auch ziemlich auf ihm her umgehackt, langsam trat er auf das Bett zu und zog seine Schuhe aus, ehe er sich nun einfach neben Jaimy auf das Bett legte. „Geht schon, keine Angst, ich werde mich nicht umbringen deswegen“, Jaimy schien doch noch ziemlich müde zu sein. Seine Stimme hörte sich leise an, nicht so munter wie sonst. „Das will ich hoffen“, erwiderte Peter grinsend. Jaimy hob einfach seine Decke etwas an und legte sie über Peter. War doch nichts dabei, als Kinder hatten sie das oft getan. Manchmal haben sie sogar alle Drei zusammen im Bett gelegen. Aber nun sah die Sache anders aus. Peter fühlte sich wohl, aber auch wieder nicht. Sie waren keine Kinder mehr. Sie waren erwachsen und er lag hier neben dem Typen im Bett, in den er seit fast einem Jahr verknallt war. Jaimy ahnte davon nichts und gerade schien er nur völlig müde zu sein. Er drehte sich auf die Seite und schmiegte sich an seinen Freund. Jaimys Atmung ging völlig ruhig, klang beinahe zufrieden, als er eingeschlafen war und Peter doch lächeln musste. Er zog die Decke näher an sie Beide und legte einen Arm um den Anderen. Jason war so aufgeregt am nächsten Morgen gewesen, das er nicht mal gefrühstückt hatte. Er war im Badezimmer verschwunden, hatte sich angezogen, sich seine Jacke geschnappt und war einfach aus dem Haus gelaufen. Noch ehe Vicky und Eric wach gewesen waren. Er lief die Straßen entlang, ehe er bei Jaimys Haus stoppte und zur Haustür lief. Doch vor dieser angekommen, zögerte er. Er konnte doch jetzt nicht klingeln. Sicher schliefen sie noch. Jason lief weiter, bis zu Jaimys Zimmerfenster und kletterte die Leiter hoch. Dann klopfte er einfach laut gegen die Scheibe. Peter seufzte auf, kniff die Augen zusammen und musste erstmal seine Umgebung registrieren. Er war bei Jaimy und er hielt ihn noch immer in seinen Armen. Kurz lächelte er, betrachtete Jaimys friedliches, zufriedenes Gesicht. Doch dann wurde ihm klar, das Jaimy das besser nicht richtig merken sollte. Dann klopfte es erneut und Peter schob Jaimy vorsichtig von sich und rannte zum Fenster. Nachdem die Vorhänge ihm nicht mehr die Sicht versperrten, erkannte er Jason, der vor sich hin lächelte, als wäre er ein Honigkuchenpferdchen. Als er das Fenster öffnete, kletterte er rein. „Du wirst nie glauben was passiert ist!“, Jason hatte vor einfach über die Fensterbank zu springen, doch so ganz gut ging es doch nicht. Er landete genau vor Peters Füßen, der gerade noch einen Schritt zurückgehen konnte. Nach diesem kleinen Unfall saßen sie alle Drei auf dem Bett. Jaimy war von Jasons unsanftem Aufprall wach geworden und hatte selbst keine Ahnung, warum er diese Nacht so gut geschlafen hatte. Jason hatte sich von dem harten Aufschlag auf dem Boden wieder erholt und berichtete erstmal davon, das Catharina bei ihm gewesen war, das sie die ganze Nacht einfach nur geredet hatten. Auch den Abschiedskuss ließ er nicht aus. „Und wo wollt ihr hingehen?“, fragte Jaimy und gähnte nochmal kräftig. Müde war er nun doch noch. „Ich weiß es nicht. Essen...ach das ist zu kitschig. Inside ist auch blöd“, Peter kramte in seiner Jacke herum. Bis er das was er suchte gefunden hatte und es Jason hin warf. „Was ist das?“, er nahm den Flyer mit beiden Händen hoch und faltete ihn auseinander. „Der neue Vergnügungspark eine Stadt weiter. Mom will unbedingt einen Familienausflug dahin machen“, er rollte mit den Augen. „Jedenfalls...die haben auch Abends auf. Fahr doch dort mit ihr hin“, Jaimy warf Jason seine Wagenschlüssel hin. „Hier, musst du dich nicht mit der Schrottkiste deiner Schwester rumärgern“, Jaimy durfte eh nicht raus, also warum nicht? „Ich bin schockiert. Eigentlich müsste es doch ich sein, der etwas für dich gewinnt“, der riesige Teddy in Jasons Armen nahm ihm fast die Sicht, aber er linste an ihm vorbei zu Catharina, die neben ihm herging. „Aber wieso denn? Weil du der Mann bist?“, leise kicherte sie und Jason lächelte. „Genau deshalb!“, nun lachte auch er. Jason hatte sie wie verabredet pünktlich um 19 Uhr von zu Hause abgeholt. Von der Idee den Vergnügungspark zu besuchen war sie sofort begeistert gewesen. Sie waren schon auf einigen Fahrgeschäften gewesen, hatten sich sozusagen etwas aus getobt. Die Achterbahn hatte Jason jedoch ziemlich zugesetzt. Es war so eine mit Loopings gewesen und ihm war schlecht geworden. Catharina hatte nur deutlich die schnell schlagenden Herzen der Menschen fühlen und hören können. Das pulsieren ihrer Adern, als das Adrenalin buchstäblich durch ihr Blut schoss. Ihr selbst hatte die Fahrt nichts ausgemacht. Sie war völlig ruhig geblieben und hatte sich amüsiert. Danach waren sie an eine Wurfbude gekommen. Jasons Treffer gingen fast alle daneben, doch Catharina hatte voll gepunktet. Das war doch irgendwie unfair. „Ich glaube ich bring dieses Monster mal zum Wagen“, meinte er lächelnd und hob den Teddy demonstrativ hoch. „Okay, ich warte solange hier“, Catharina lächelte und sah Jason schließlich nach, der ihr nochmal einen Blick zuwarf und dann zum Parkplatz verschwand. Er verstaute den Teddy auf dem Rücksitz und machte sich auch schon wieder auf den Weg zurück. Auf keinen Fall wollte er sie zu lange warten lassen. Sie waren nun schon einige Stunden hier und es war fast Mitternacht. Und doch war dieser Abend einfach nur schön. „Hallo Jason“, innerlich verdrehte Jason bereits die Augen, als er diese Stimme hörte. Er drehte sich um und sah Susanne direkt an. „Man kann fliehen aber nicht entkommen“, begrüßte er sie trocken und leicht genervt. „Mir entkommt keiner“, erwiderte sie lächelnd und winkte Jemanden zu sich heran. Jason versuchte den Gegenstand ihrer Aufmerksamkeit zu finden, doch dann kam auch schon ein Mann zu ihnen. Mann traf es in jedem Fall. Der Typ war mindestens 5 Jahre älter als sie. Vielleicht sogar noch mehr. Lächelnd trat der Fremde auf sie zu und legte eine Hand an ihre Taille. Als nächstes folgte ein sanfter Kuss auf ihre Stirn. Susanne lächelte und legte eine Hand auf die Schulter des soviel größeren Mannes. „Das ist Nic, mein neuer Freund. Ich hab dir ja von ihm erzählt“, Jason blieb auf dem Gesicht des Mannes hängen. Was erwartete Susanne nun? Das er geknickt war? Das er heute Abend heulend im Bett lag? Das konnte sie vergessen... „Ich bin Jason“, stellte er sich einfach vor, neigte sich etwas nach vorne und hielt ihm höflich die Hand hin. „Freut mich dich kennen zu lernen, Jason. Ich habe schon viel von dir gehört“, erklärte Nic. Das blonde Haar fiel ihm sacht in sein Gesicht. Sein Pony bedeckte strähnchenweise die tiefblauen Augen. Als Jason in diese sah, durch fuhr ihn ein unangenehmer Schauer. Seine Augen wirkten so eisig wie seine Haut. Aber allein der Blick. Er lächelte, und doch war dieser Blick so durchdringend, das es ihm eiskalt den Rücken hin unterlief und er die kalte Hand gar nicht bemerkte. Dabei wirkte sein Gesichtsausdruck ziemlich ruhig. Seine Gesichtszüge wirkten sanft und emotional, hatten fast etwas melancholisches an sich. Kurz schien sein Blick abwesend zu sein. Sie war hier und sie beobachtete ihn. Dann sah er sie. Catharina stand dort im Getummel. Die Menschen die diesen Vergnügungspark besuchten liefen an ihr vorbei, doch sie nahm sie nicht wahr. Ihr Blick war einzig und allein auf diesen Fremden gerichtet. Als mehrere Menschen an ihr vorbeihuschten und der Blick auf die Stelle an der sie stand wieder sichtbar wurde, war sie verschwunden... Als Jason nach Hause gekommen war, war seine Laune so ziemlich im Keller gewesen. Er hatte Catharina nicht mehr wieder gefunden. Sie war einfach verschwunden. Hatte sie vielleicht geglaubt er würde sie sitzen lassen, weil er so lange gebraucht hatte? Oder hatte sie ihn vielleicht mit Susanne gesehen und war deswegen sauer? Jason wusste es nicht. Über Susannes neuen Freund machte er sich schon gar keine Gedanken mehr. Wichtig war ihm nur Catharina. Er war zwar bei ihr zu Hause gewesen, da aber alle Lichter im Haus ausgeschaltet waren, hatte er nicht geklingelt. Schließlich lebte dort noch eine ältere Dame. Er ließ sich auf sein Bett fallen und seufzte. Er würde morgen in jedem Fall bei ihr vorbei gehen und sie fragen, sich dafür entschuldigen, das er so lange gebraucht hatte. Hoffentlich war sie nicht böse auf ihn. Dabei war dieser Abend doch so gut verlaufen. Der kleine Junge tapste durch den Schnee, gut gelaunt und fröhlich. Gerade war er bei seinem besten Freund gewesen. Da er nur eine Straße weiter wohnte, konnte er auch um diese Zeit, es war wohl etwa 19 Uhr, alleine nach Hause laufen. Zu dieser Jahreszeit wurde es schon sehr früh dunkel, doch der Schnee spendete neben den flackernden Straßenlaternen noch zusätzliches Licht. Um schneller nach Hause zu kommen, lief der Junge über einen kleinen Feldweg, der sich am Rande der Straße befand. So konnte er den Häuserblock übergehen, um welchen er sonst hätte herumlaufen müssen. Plötzlich blieb er stehen. Etwas bewegte sich. Er sah sich um, vernahm nun auch leises Geräusche. Es hörte sich an wie schwaches Keuchen, aber er war nicht sicher. Langsam trat er näher in die Richtung, von der das Geräusch kam. Als er dort im Schnee Jemanden liegen sah, blieb er stehen. Ihr Haar war so lang und dunkelblond. Es glänzte durch die Feuchte. Ihr Gesicht war so unglaublich blass, beinahe so weiß wie der Schnee. Ihre Augen waren grün, doch schien sie diese schmerzlich zusammen zukneifen. Unter den Augen hatte sie Augenringe. Aber es sah nicht so aus wie bei seinem Vater, wenn er wieder zu lange gearbeitet und viel zu wenig geschlafen hatte. Es sah viel schlimmer, beängstigend aus. Doch was ihm am meisten Angst machen sollte, waren die spitzen Zähne, die man durch die geöffneten Lippen erkennen konnte. Die scharfen Eckzähne erinnerten sehr an einen alten Dracula-Streifen. Doch Jason zeigte keine Angst, hockte sich einfach neben das Mädchen und sah sie an. „Brauchst du Hilfe?“, fragte er Junge. Das Mädchen hatte den Jungen wahrgenommen, doch ihre Reflexe waren schwach. Sie war schwach. Sie hatte kaum noch die Möglichkeit sich zu bewegen. Der eisige Schnee benetzte ihre Haut. Sie hatte unzählige Wunden. Blut rannte aus diesen und benetzte ihre Haut, ihre Kleidung, die ebenso einige Spuren aufwies. „Blut“, mehr bekam sie nicht heraus. Ihre Stimme klang schwach. Es war unbegreiflich was den Jungen dazu bewegte zu tun, was er nun tat. Weder sie, noch er selbst verstanden es. Vielleicht hatte er auch zu viele Horrorfilme gesehen, doch Angst hatte der Kleine absolut nicht. Stattdessen sah er sie nur mit seinen großen, braunen Augen an, ehe er sich leicht den Ärmel der dicken Winterjacke hochkrempelte und ihr seinen Arm hinhielt. Das Mädchen erstarrte. Doch der Drang zu Überleben war stärker als die Moral Blut von einem Kind zu nehmen, das womöglich nicht einmal verstand was er tat. Mit ihrer letzten Kraft griff sie sacht nach dem Arm. Der Junge er schauderte. Ihre Hand war kalt. Viel kälter als der Schnee. Dann spürte er sie. Die Zähne bohrten sich in seine Haut. Der kurze Schmerz ließ ihn leise auf keuchen, doch sonst tat es nicht weh. Es fühlte sich seltsam an, ungewohnt, aber nicht so schlimm wie es immer in Filmen aussah. Das warme Blut durchströmte den Körper des Mädchens. Sie nahm nicht viel, nur genug damit sich ihr Zustand normalisierte und sie dem Jungen nicht schadete. Dann ließ sie von ihm ab und setzte sich leicht auf. Noch immer war das Mädchen blass, doch ihre Gesichtsfarbe wirkte dennoch sehr viel wärmer als zuvor. Sie lächelte sanft. Trotz diesem Erlebnis, musste Jason lächeln, als er das Lächeln des Mädchens sah. Es war, als würde es einen in seinen Bann ziehen. „Wie ist dein Name?“, ihre Stimme klang sanft. „Mein Name...?“, der Junge schien zu überlegen. Die Bilder in Jasons Kopf wurden immer verschwommener. Er drehte sich auf die Seite, wälzte sich umher und griff mit beiden Händen in die Bettdecke. „Jason, mein Name ist Jason“, stellte sich der Junge vor. „Gut, Jason“, erwiderte sie lächelnd. „Und wie ist dein Name?“, fragte der Junge, nun genau ihr Gesicht musternd. Die langen, dunkelblonden Haare, die leicht über ihre Schultern fielen und an den Spitzen leichte Locken aufwiesen, sowie die schmalen Lippen die zu einem Lächeln geformt waren. Immer wieder drehte sich Jason im Bett hin und her. Die Bilder in seinem Kopf verschwammen immer mehr. Er schwitzte, sein Haar klebte feucht an seiner Stirn. Immer wieder hörte er diese Stimmen, was ihm durch den Kopf schoss. Die Bilder wurden immer undeutlicher, die Stimmen wurden leiser. „Catharina“ War das einzige was er noch deutlich verstand, dann schreckte er hoch, saß aufrecht in seinem Bett und sein Atem kam nur stockend. Er schnappte nach Luft, versuchte seinen Atem zu kontrollieren und starrte an die Wand die ihm gegenüber lag. Schlagartig fiel ihm alles wieder ein. Einfach alles. Das Mädchen von damals. Sie hatte ihn gebissen, sie war ein Vampir gewesen. Sie hatte dort im Schnee gelegen und wäre beinahe gestorben. Von diesem Tag an hatte sie ihn jede Nacht besucht. Sie hatte ihm aufgeheitert, wenn es ihm schlecht ging. Geschichten hatte sie ihm erzählt, ihn im Arm gehalten, bis er eingeschlafen war. Er hatte ihr versprochen niemals auch nur einer Menschenseele davon zu verraten. Sie zu erwähnen. An dem Tag an dem sie ihm versprochen hatte, das sie für immer zusammen blieben würden, war sie das letzte Mal bei ihm gewesen. Er hatte sie danach niemals wiedergesehen. Er war am Boden zerstört gewesen. Catharina war dieses Mädchen... So schnell war Jason wohl noch nie nach draußen gestürmt. Er hatte gar nicht mehr auf die Uhr geschaut und wohl hatte er Glück, das er auf dem Bett eingeschlafen war, bevor er sich ausgezogen hatte. Aber in seinem momentanen Zustand wäre er wohl auch nur in Shorts nach draußen gerannt. Er hatte sich in Jaimys Wagen gesetzt und war losgefahren. Er fühlte sich aufgewühlt, aufgeregt und völlig verwirrt. Nun passte alles zusammen. Einfach alles. Catharina aß nichts. Sie ließ ihr Tablett immer unberührt stehen. Im Inside hatte sie zwar etwas getrunken, aber nicht besonders viel. Sie waren Stunden dort gewesen und sie hatte nichts weiter als ein Glas Cola gehabt. Ihre Lippen, ihre Hände waren so eisig kalt. Hinzu kam, das sie es vermied in die Sonne zu treten. Es war für ihn erst nichts Besonderes gewesen. Viele Menschen mochten den Schatten lieber und übergingen zu viel Sonne in den Pausen einfach. Aber bei Catharina war es nun nur ein weiterer Punkt auf der Liste. Zudem hatte sie Roger im Wald erkannt. Jason hatte ihn nicht erkennen können. Es war einfach zu dunkel gewesen. Jason parkte vor dem Haus, achtete gar nicht darauf das der Wagen gerade stand, sonder stieg einfach aus und rannte zur Tür, wo er klingelte. Er klingelte Sturm. Es war ihm egal ob Mrs. Smith nun wach wurde. Er musste verdammt nochmal mit Catharina sprechen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)