Jumays Kinder von -Izumi- (Part 5: Kinder des Wassers - Verloren im Sand) ================================================================================ Kapitel 7: Flucht ----------------- Vorsicht, hier ist irgendein Fehler von Animexx aufgetaucht! Die Hälfte des Textes ist kursiv, obwohl er gar keine FF-Codes enthält. Ich werde mich noch an das Helpdesk wenden; nicht beirren lassen. ---- „Törichtes Mädchen...“ Chatgaia hielt ihre verbeulte Gießkanne in das Licht einer Kerze und begutachtete sie ein wenig blöd. Die Dunkelheit war bereits eingekehrt, denn auf der südlichen Halbkugel des Planeten, dort, wo Thilia lag, war momentan Winter. Auch wenn man die Jahreszeit bei etwa 45°C im Schatten bloß an der Anzahl der Sonnenstunden erahnen konnte... „Ich habe sehr gehofft, sie würde es ordentlich machen, wirklich...“, seufzte Mayora, der auch im Raum war und seiner Tante bei ihrem Tun zusah. Er konnte ja verstehen, dass es Choraly nicht in den Kram passte, hier leben zu müssen, doch hätte er ihre Situation doch nicht ändern können, selbst wenn er gewollt hätte. Und zumindest soweit hätte sie ihnen doch entgegen kommen können, bei ihrer Gastfreundlichkeit... „Du hast sie nicht im Griff.“, stellte die Ältere schließlich fest, die Gießkanne zur Seite stellend und seufzend. Er legte den Kopf leicht schief. „Bloß weil sie die Kräuter nicht ordentlich gießen kann und die Kanne zerdeppert hat? Das treibe ich ihr aus...“ „Daran zweifle ich auch nicht.“, machte die Frau, sich an den Tisch setzend und zu dem Jungen hinauf sehend, „Ich sorge mich eher um dich, wo du dich momentan doch in eine seltsame Richtung entwickelst. Die Träume, das Fieber... du kannst jemanden, der dich am laufenden Bande fertig macht, im Moment wirklich nicht gebrauchen! Wer weiß, was mit deiner schwachen Seele geschehen wird...?“ Er setzte sich zu ihr, mied aber ihren Blick und schaute stattdessen aus dem Fenster. Draußen konnte man das Dorf wieder durch das sanfte Mondlicht erkennen... Einerseits war es nervig, dass Chatgaia sich so in seine Angelegenheiten einmischte und ihn so hart mit seiner schwachen Seele konfrontierte, andererseits machte es ihn auch ein wenig glücklich, dass sie sich so um ihn sorgte... „Mach dir keine Gedanken, meine liebe Tante, da stehe ich doch drüber...“, versuchte er sie bloß leise zu besänftigen, doch sie schnaubte. „Ja, so sehr, dass du abends im Bett liegst und bitterlich weinst! Und jetzt komm nicht wieder mit der Story, du hättest mitten in der Nacht im Bett Zwiebeln geschält, damit du bei der Arbeit den Mond beobachten kannst! Da ist ja selbst Harata einfallsreicher gewesen und seinerzeit habe ich geglaubt, die „Das Kind hat eine Beule, weil es mir die Pfanne aus der Hand genommen und sich selbst auf den Kopf gehauen hat“-Geschichte wäre nicht mehr zu toppen...“ Mayora errötete. Ja, ein besonders kreativer Kopf war er wahrlich nicht, aber da erzählte er lieber Müll, als zuzugeben, dass er wie ein Baby im Bett lag und heulte... wegen so einem Schwachsinn! Warum konnte er die Worte, die er sprach, nicht einfach selbst glauben und sich wie ein Mann benehmen? Die Magierin erriet unterdessen die Gedanken des Jüngeren und seufzte. „Du bist noch kein Mann! Du beziehst dich noch immer zu sehr auf die Menschen, du bist noch ein Junge! Schau in den Spiegel und komm in ein paar Jahren wieder, dann können wir über erwachsen reden...“ Sie unterbrach sich, als sie bemerkte, dass sie lauter wurde und blinzelte. „Was macht Choraly?“ „Duschen...“, grummelte der noch immer verlegene Grünhaarige leise, „Danach wollte sie zu Bett...“ Er hasste es, keine eigene Persönlichkeit zu sein! Immer gab es jemanden, der ihn zurecht wies! Außerdem wusste er, dass er, wenn man es genau nahm, noch kein Mann war, wäre ja lachhaft gewesen... Sein Gegenüber musterte ihn unterdessen eine Weile, dann lächelte es. „Hör zu, mein Lieber.“ Sie fuhr ihrem Neffen durchs Haar und gewann so wieder seinen Blick aus klaren roten Augen. „Thilia wird über lang oder kurz so wie so vergehen, da kommt es auf eine Frau mehr oder weniger auch nicht an. Imera möchtest du sie nicht geben, das verstehe ich, deshalb hast du ab jetzt freie Verfügung über sie.“ Sie erhob sich und schritt in Richtung Treppenaufgang. „Mach mit ihr, was du möchtest. Mach aus ihr ein Putzmädchen, zwinge sie deine Frau zu werden oder schneide ihre Kehle durch, damit kein Unsinn mehr ihren losen Mund verlässt, es ist mir gleich. Du bist am Wichtigsten.“ Er nickte bloß, obwohl sie ihm den Rücken kehrte. Ihre Worte waren sehr hart und unmissverständlich, aber sie zeugten davon, dass er ihr etwas bedeutete und das machte ihn in diesem Augenblick sehr glücklich. „Tante Chatgaia?“ Sie drehte sich noch einmal halb um und er lächelte verlegen. „Ich hab dich sehr lieb.“ -- Choraly erwachte am nächsten Morgen durch viel Krach vor ihrem Fenster. Es war noch sehr früh, die Sonne hatte es gerade erst über die Dünen am Horizont geschafft und das Mädchen blinzelte missmutig in den noch dämmrigen Raum. Da waren ziemlich viele Stimmen zu hören, hörte sich so an, als wäre das halbe Dorf da draußen... aber was hatten die für ein Problem? Schließlich siegte Neugierde über Müdigkeit und das Mädchen raffte sich auf, ging zum Fenster und erschreckte sich ordentlich, als da wirklich das halbe Dorf stand. Aus den Gesichtern der Menschen und Himmelsblütern konnte sie bloß lesen, dass sich die Leute nicht gerade freuten, dann plötzlich erkannte sie Chatgaia in der Menge, die sich zu einem von den Meisten gut einsehbaren Platz hervor gekämpft hatte und nun die Stimme erhob. Die Brünette öffnete unterdessen vorsichtig das Fenster, um sie besser verstehen zu können... „Ich weiß, ihr seid aufgeregt!“, begann sie, in die Runde schauend, „Aber wenn das unser Schicksal ist, können wir es nicht ändern!“ Lautes Murmeln ging durch die Reihen und die Magierin war ihrem Neffen unheimlich dankbar, als er an ihrer Seite erschien. Diese Situation machte auch sie nervös... „Und dann sollen wir einfach sterben? Uns einfach ausrotten lassen, oder wie?“, fragte Havi Beviri, die unter Anderem auch anwesend war, laut in die Gemeinschaft und durch die Meute ging ein Raunen. Maragi war auch da und schenkte Mayora, der sie entdeckt und kurz angelächelt hatte, einen vernichtenden Blick. Dieser blinzelte bloß ein wenig überrumpelt und schaute sicherheitshalber in eine andere Richtung. Vor Frauen jedem Alters hatte er Angst... „Wir wissen gar nicht mit Sicherheit, was passieren wird, wenn man uns entdeckt. Jiro, wie war das, welchen Eindruck hattest du?“ Chatgaia wandte sich an den Jungen und Choraly musste sich an ihrem Fenster kurz überrascht räuspern. Dieses Mal war er sogar so verstaubt, dass sie ihn überhaupt nicht mehr erkannt hatte... „Na ja, ich wollte nach den toten Leuten aus der großen Stadt sehen, es ist schließlich nicht gut, wenn man die Leichen einfach der unbarmherzigen Wüste überlässt! Und dann wollte ich über die letzte Düne und dann sah ich sie! So viele Flugmaschinen und Leute, die da herum gerannt sind und weiß der Geier was getan haben!“ Die Menge war erschrocken und die Leute tuschelten wieder untereinander, da meldete sich wieder jemand zu Wort, dieses Mal Imera. „Nicht, dass mir etwas an diesem verfluchten Ort liegen würde, aber wie wärs, wenn wir einfach Shakki fragen, was die meint?“ Mayora schnaubte. „So weit sind wir auch schon, aber trotzdem danke. Bisher haben wir noch keine Rückmeldung.“ Der Brünette zuckte bloß gelangweilt mit den Schultern, als eine weitere Stimme von Außen die Aufmerksamkeit aller auf sich zog. „Macht Platz für meine Schwester, ihr Unnötigen, es ist wichtig!“ Wie ein Bodyguard scheuchte ein junger Mann, weder besonders groß, noch besonders furchteinflößend, von den gelben Augen abgesehen, die Leute auseinander und trampelte auf Chatgaia und Mayora zu, gefolgt von eine jungen Frau. Choraly, zunächst einmal restlos benommen von Jiros Bericht, erschauderte bei ihrem Anblick ein weiteres Mal. Sie war nicht groß, aber unsagbar wohlgeformt und hatte das nahezu perfekte Gesicht und Haar einer waren Gottheit und für den Bruchteil einer Sekunde hatte die 15-jährige wirklich das Gefühl, diese Frau wäre eine, bis ihr Blick, aus violetten Iriden stammend, sie einen Moment lang an ihrem Fenster zu treffen schien. Dann wandte die Schönheit ihn wieder ab, sich stattdessen an Chatgaia wendend. „Große Magierin.“, sprach sie ehrfürchtig und verneigte sich leicht. Die Angesprochene erwiderte die Begrüßung. „Shakki Kaera, unsere einzige Seherin.“, machte sie ernst, „Was haben dir die Götter gezeigt? Was bringt die Zukunft?“ Das Volk hielt die Luft an, als die Schwarzhaarige zum Reden ansetzte. „Sie werden sich uns nähern, bis zur letzten Düne vor der Oase und wir werden sie bereits hören können. Dort werden sie eine Weile bleiben. Dass wir sie hören können heißt, dass das Selbe für sie bei uns gilt. Ich schlage einen Ruhetag für alle Arbeiten vor, um unnötigen Lärm zu vermeiden. Wenn wir es schaffen, nicht ihre Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen, dann werden wir es schaffen.“ Allgemeines erleichtertes Ausatmen erfüllte die Luft, da sprach sie weiter. „Wir dürfen allerdings nicht zulassen, dass man uns verrät. Choraly Magafi zieht sich in diesem Moment an, um sich auf den Weg zu ihren Landsleuten zu machen. Sie hat die ganze Zeit zugehört.“ Nun war es das blanke Entsetzen und auch ein wenig Unglaube, der den Leuten auf der Stirn geschrieben stand und Chatgaia blickte ihren perplexen Neffen empört an. „Hab ich dir nicht gesagt, du sollst dich versichern, dass sie noch schläft?“ „Hab ich doch.“, machte dieser verwirrt, „Sie muss aufgewacht sein, als wir schon hier draußen waren.“ „Was macht dieses Weib überhaupt hier?“, hörte man unterdessen Stimmen aus der Menge fragen, „Wir wollen keine Fremden!“ „Das bringt alles nur Ärger, denkt an die Forschungsstation!“, machten Andere, „Es muss eine Strafe der Götter sein!“ „Tötet sie!“, forderte irgendwer von ganz hinten und vereinzelte stimmten zu. Imera schnaubte. „Ihr habt sie doch nicht mehr alle, denkt ihr, Choraly wäre freiwillig hier? Ich für meinen Teil werde sie begleiten, vielleicht nehmen sie mich ja mit in die große Stadt, wenn ich nett bitte...“ „Drehst du jetzt völlig durch?“, fauchte Mayora darauf, „Weißt du überhaupt, was du anrichtest? Wir würden alle sterben!“ „Mir doch Wurst!“, empörte sich der Braunhaarige bloß perplex, „Ihr geht mir total am Allerwertesten vorbei! Na ja, fast...“ Er blickte zu einem kleinen Jungen, den er an der Hand hielt und der ihn einen Moment lang ziemlich entsetzt angesehen hatte. „Keine Sorge, Kura, du und deine Eltern sind mir wichtig, das weißt du. Du bist doch mein Lieblingscousin.“ Der Kleine nickte einsichtig und Imera lächelte einen Moment. Ja, seine Familie war ihm natürlich wichtig... seine Ersatzfamilie... -- „Die müssen mich ja für sehr dumm halten, wenn sie denken, ich würde den Vordereingang benutzen...“, grummelte Choraly vor sich hin, während sie einmal quer über Chatgaias Grundstück rannte, in der Hoffnung, irgendwann noch einmal die richtige Richtung zu finden. Sie hatte die Worte der Göttin durch ihr Fenster, dass die ganze Zeit offen gewesen war, noch gehört und war so zu dem Schluss gekommen, dass der Hintereingang klüger wäre. Aber vielleicht hatte die allwissende Frau sie nicht aufgehalten, weil sie gewusst hatte, dass man ohne Hilfe nicht von hier entkommen konnte? Wie furchtbar, dabei war ihre Rettung so nah! Durchhalten!, dachte sie sich, Ich muss wieder zu meinem Papa!]/i] Sie fragte sich, was sie ihm sagen sollte, wenn sie sich wieder hatten. Sollte sie über das Dorf sprechen? Den Absturz? Ihre Mutter und Atti? Himmelsblüter? Darauf, ihren Geburtstag zu feiern, hatte sie jedenfalls wenig Lust. Zum erste Mal in ihrem Leben, fiel ihr ein, als sie merkte, wie eine einsame Träne sich über ihre Wange bahnte. Sie musste es schaffen! -- „Und wir sollen ihr nicht folgen?“ Mayora fragte verwirrt in die Runde und schenkte jedem ein Glas Schmodder-Saft ein. Die Bewohner von Thilia waren größtenteils wieder nach Hause zurückgekehrt, übrig geblieben waren bloß er und Chatgaia, denen das Haus, vor dem die Versammlung statt gefunden hatte, ja eh gehörte, Shakki und ihr älterer Bruder Kinai und überraschender Weise auch Imera mit seinem niedlichen kleinen Cousin Kura, der fast nie sprach. Zuletztgenannten waren wohl bloß geblieben, um Choraly noch einmal zu sehen, denn ohne die ließ es sich schlecht flüchten... „Nein, es ist nicht nötig, sie zu suchen. Sie wird die rechte Richtung nicht finden und zum Sonnenuntergang wieder zurückgekehrt sein.“ „Verdammt...“, grummelte Imera und trank einen großen Schluck, „Ist das nicht ungesund, wenn sie den ganzen Tag in der prallen Sonne herum rennt?“ Es wäre natürlich zu schön gewesen, wirklich mit ihr nach Wakawariwa gehen zu können, aber er hatte dennoch darauf gehofft. Er schielte kurz zu dem gleichaltrigen Himmelsblüter, der das Getränk nun weggestellt und sich dazu gesetzt hatte. Der würde ihn nicht davon abhalten, sie zu seiner Frau zu machen, da konnte er Gift darauf nehmen... „Nein.“, durchschnitt Shakki seine Gedanken da, „Sie kommt am Mittag am See vorbei, dort wird sie etwas trinken und Beeren essen. Heute Nacht werden die Leute aus dem fernen Land wieder abreisen, sie schafft es nicht...“ „Tja, das Schicksal...“, flötete Kinai und steckte sich eine seltsame Art Zigarette in den Mund. Sie roch nach Kräutern, aber intensiver als Mayora und Kura verzog das Gesicht. „Wenn du das rauchst, wirst du lustig.“, erklärte ihm sein Cousin, auf dessen Schoß er saß, darauf sarkastisch und der Kleine legte bloß den Kopf schief, aber niemand ging weiter darauf ein. „Sag, Shakki...“, sprach Chatgaia stattdessen, „Meine Götter meinen, es würde in nächster Zeit schwierig werden, doch ich bin keine Seherin und kann nur Dinge hinein interpretieren, ich weiß nicht was kommt. Weißt du es?“ „Stell mir diese Frage in zwei Tagen wieder, dann werde ich sie dir wohl beantworten können.“, seufzte die Jüngere bloß, in ihren Becher sehend. Mayora musterte sie eine Weile, wandte den Blick aber wieder ab, als ihm einfiel, dass sie ja so wie so bemerkte, wenn man sie beobachtete, auch wenn sie es nicht zeigte. Das hatte ihn schon immer an ihr gestört... „Ach...“, grummelte Imera da und lehnte sich so weit es ihm mit Kura möglich war in seinem Stuhl zurück, „Mit der süßen Maus war es immer so schön, jetzt muss ich mich wieder einen ganzen Tag lang langweilen...“ „Dann mach halt was sinnvolles...“, antwortete Mayora bloß gedämpft und Kinai gackerte blöd. „Genau, färbe Mayorachen die Haare!“ Chatgaia und Shakki verdrehten zeitgleich die Augen und der Himmelsblüter räusperte sich verlegen. „Mir die Haare färben? Geht’s noch, die sind doch total schön, ey...“ Imera lachte. „Mayorachen? Seid ihr beiden ein heimliches Liebespaar oder so?“ „Jetzt wird es ekelhaft...“, murmelte Shakki bloß und die Älteste im Raum schaute sie überrascht an. „Ich hätte vermutet, dass du Randgruppen gegenüber toleranter bist, Shakki.“ Angesprochene seufzte lächelnd. „Das war eigentlich eher auf die Gedanken der Herren bezogen, denn meine Götter meinen es gerade zu gut mit mir und zeigen sie mir. Und DAS ist ekelhaft...“, sie beugte sich etwas über den Tisch und grinste den kleinen Kura an, „Und du hör bitte auf, dir Mayora mit pinken Haaren vorzustellen, da bekommt man ja eine Gänsehaut...“ Kura blinzelte und errötete, als plötzlich alle Blicke auf ihm lagen. „Du Wolf im Schafpelz!“, empörte sich Mayora als Erster, ehe Kinai wieder dämlich zu lachen begann und auch alle anderen glucksten. „Also echt, du entsetzt mich...“, flötete Imera und kniff dem Kleinen in die Seite, der ihn darauf empört ansah und Shakki räusperte sich verlegen. „Wenigstens waren bei ihm bloß die Haare pink, Reizwäsche kam nicht vor, guter Mann.“ Chatgaia, die zuvor eine ziemliche Menge von Kinais Rauch eingeatmet hatte, kicherte wie ein kleines Mädchen und ihr Neffe lies seinen tomatenroten Kopf auf die Tischplatte knallen. „Langsam ist es nicht mehr lustig...“, jammerte er unglücklich. -- „Wie? Drei Stück? Habt ihr richtig nachgesehen, da fehlt doch noch jemand!“ Uda Magafi fauchte die Männer von der Wachzentrale entsetzt an. Gab es denn hier niemanden, der seinen Job anständig machte? „Es waren bloß drei Leichname dort, Herr Magafi, zwei konnte man bereits identifizieren.“ Der Mann schaute fast so monoton wie die Dame im Designer-Kostüm und der Politiker seufzte. „Und was ist mit dem Dritten? Wen habt ihr denn?“ „Bei den Toten handelt es sich um den Piloten und das Kindermädchen. Der Dritte Körper ist bis zur Unkenntlichkeit verbrannt, wem er gehört, wissen wir nicht.“ Es war nun der zweite Wachmann gewesen, der geantwortet hatte. Uda Magafi hustete. Seit er vom Verlust der Familie erfahren hatte, war er krank. Das war wohl alles ein bisschen viel für ihn, dachte er sich... „Und es gibt absolut keine Anhaltspunkte? Kleidung? Haare?“ „Nichts, mit dem wir etwas anfangen könnten. Heute Abend reisen unsere Männer ab.“ -- Während sich die Leute in Wakawariwa am späten Nachmittag Gedanken um die verbrannte Tote machten, saß viele Tausend Kilometer entfernt die noch immer 15-jährige Choraly bitterlich weinend in hohen Gras. Sie hatte versagt. Sie hatte ihre vermutlich allerletzte Chance zu entkommen nicht nutzen können. War sie einfältiges Stadtmädchen denn wirklich so dumm, dass sie noch nicht einmal die richtige Düne fand? Oder war es einfach ihr Schicksal, für immer und ewig hier bleiben und leiden zu müssen...? Es musste eine Strafe der Götter sein... „Warum?!“, heulte sie verzweifelt, gen Himmel sehend, doch niemand antwortete ihr als normalem Menschen. Es war einfach nicht gerecht, warum wurde sie immer so gequält...? Zuerst starb ihr Bruder durch ihre Schuld, dann ihre Mutter, Atti und der Herr Pilot und jetzt saß sie auch noch am Ende der Welt fest. Sie senkte ihren Blick und starrte mit nassen Augen auf das Gras vor ihr. Hier war sie schon einmal gewesen, diese Wiese hatte sie schon einmal durchquert. Es schien so, als sei sie ungewollt auf dem Rückweg zu Chatgaias Haus, wo sie von ekligen Himmelsblütern umgeben war... Ein bitteres Lächeln schlich sich in ihr vom vielen Weinen leicht angeschwollenes Gesicht. Die Sonne stand schon tief und wenn sie in Gedanken den Weg, den sie gegangen war, noch einmal abging, dann hatte sie noch einen ordentlichen Fußmarsch vor sich, bis sie das Dorf wieder erreicht hatte. So erhob sie sich schwankend und tappte weiter... im Dunklen musste sie nicht unbedingt in einer Wiese hocken... -- „Sie ist noch immer nicht wieder da.“, stellte Imera beklommen fest, neben seinem bereits schlafendem Cousin auf dem Sofa-Ähnlichem Teil in Chatgaias Stube sitzend und zu Mayora sehend, der im Raum auf und ab ging. Die Kaera-Geschwister waren inzwischen wieder nach Hause gegangen und Chatgaia war in ihrer Kammer verschwunden, bloß der Brünette hatte sich noch nicht vertreiben lassen. Er musste Choraly an diesem Tag unbedingt noch einmal sehen, es ging nicht anders. Himmel sei Dank hatten Kuras Eltern vollstes Vertrauen zu ihrem Neffen, sonst hätten sie sich sicher schon sehr um ihn und ihren Sohn gesorgt... „Ich weiß.“, antwortete der Grünhaarige da monoton und hielt seufzend inne, „Aber Shakki hat gesagt, sie kommt, wenn es dunkel ist.“ „Nein!“, empörte sich der Andere, „Sie hat gesagt „zum Sonnenuntergang“, der ist schon lang vorbei! Wir sollten sie suchen, am Ende ist ihr noch etwas passiert!“ Der Himmelsblüter schüttelte den Kopf. „Ich habe vollstes Vertrauen zu Shakki. Ihre Vorhersagen sind nun einmal nicht immer minutengenau, Imera.“ Angesprochener verdrehte die Augen und erhob sich, stellte sich zu Mayora an das Fenster, wo er vor ein paar Sekunden inne gehalten hatte. „Schon komisch.“, machte er da, „Wenn man so mit dir spricht, wirkt es fast so, als hättest du eine eigene Meinung.“ Der Kleinere senkte sein Haupt und errötete leicht. „Ich habe eine eigene Meinung, ich vertrete sie bloß nicht. Das ist doch mein gutes Recht, wenn ich darauf keine Lust habe...“ „Ja, aber in deinem Fall ist es wirklich krank.“, grummelte sein Nebenmann bloß und er sah auf, „Ich meine, du weißt, wie lang wir uns kennen und du hast quasi seit deiner Geburt jemanden gebraucht, dem du hinterher rennen kannst und der dich erniedrigt. Das ist so... erbärmlich!“ Und er konnte jetzt nicht das Gegenteil behaupten, die beiden kannten sich ja wirklich länger als fast alle anderen, Imera hatte alles beobachten können und er hatte es seit frühesten Kindheitstagen widerlich gefunden. Ein Wesen, dessen einziger Lebensinhalt es war, anderen zu dienen und sich zu erniedrigen, konnte er einfach nicht akzeptieren, dieser Junge war ihm einfach zutiefst zuwider. Dieser jedoch fuhr nun auf. „Chatgaia erniedrigt mich nicht! Das würde sie niemals tun!“, machte er erbost, „Sie ist eine gute Tante!“ Der Brünette verdrehte abermals die Augen. „Wenn sie eine gute Tante wäre, würde sie dich nicht so schamlos benutzen, Mayora. Du weißt genau so gut wie ich, dass sie dich ausnutzt.“ Beide senkten wieder den Blick und es herrschte kurz Schweigen, bis der Magier wieder ansetzte. „Natürlich weiß ich es... aber sag mir, was soll ich stattdessen tun?“ Das Knarren der Hintertür durchbrach das Gespräch und beide drehten sich um, als plötzlich Choraly da stand. Etwas zerzaust und mit gerötetem Gesicht, aber wohl auf. „Ich... bin wieder da.“, sprach sie leise und gefühlserkaltet und Imera erstrahlte. „Choraly!“, machte er glücklich, nahm sie kurzerhand zärtlich in den Arm und sie kuschelte sich müde an ihn und schluchzte leise. Mayora tat nichts, sah bloß stumm zu. „Ich habe mich so um dich gesorgt, aber man sagte mir, ich solle dich nicht suchen, denn du kämst von allein zurück. Himmel sei Dank war es die Wahrheit!“ Sie sah mit nassen Augen zu ihm hinauf und erwiderte nichts, er küsste sie bloß liebevoll auf die Stirn und der Himmelsblüter senkte den Blick. „... soll ich euch vielleicht allein lassen?“, hörte man ihn bloß leise fragen und der Brünette sah zu ihm und blinzelte. „Nein, muss nicht, ich mach jetzt mal die Düse. Rohama und Kahana machen sich sicherlich schon Sorgen um Kura und mich, es wird wirklich Zeit.“, er wandte sich wieder an das Mädchen, „Kura ist der kleine Junge dahinten, er ist mein Cousin. Ich muss ihn unbedingt nach Hause bringen. Bloß meine Sehnsucht nach dir hat mich hier gehalten...“ Sie nickte einsichtig und trat einen Schritt zurück, als der junge Mann sich von ihr entfernte, sich das Kind schnappte und zur Tür ging. „Wir sehen uns!“, versprach er liebevoll lächelnd und Mayora nickte er noch einmal zu, der bloß leise seufzte und müde zu dem Fast-Geburtstagskind sah, das mit den Gedanken sehr weit weg zu sein schien. Schade, dass Shakki jetzt gerade nicht hier war... „Bist du hungrig?“, fragte er fast flüsternd, als Imera mit dem kleinen Jungen aus der Tür verschwunden war und sie darauf allein waren, sie nickte, ihn nicht ansehend. Hungrig war sie zwar, aber essen wollte sie eigentlich nicht. Das ergab kaum Sinn, deshalb blieb sie einfach still... Er schenkte ihr darauf ein wenig Suppe vom Abendbrot ein und sie setzte sich an den Tisch, stumm auf ihren Teller starrend und den Jungen, der sich ihr gegenüber gesetzt hatte, ignorierend. „Sie ist nicht mehr besonders warm, also solltest du schnell essen...“, machte er schließlich leise, als einige Minuten vergangen waren und die junge Frau noch immer keine Regung gezeigt hatte. Dann sah sie kurz auf und Mayora bemerkte ihre glänzenden Augen; keinen Moment zu früh, da schluchzte sie und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. „Ich will hier weg!“, klagte sie mit zitternder Stimme, „Das ist nicht gerecht!“ Der Grünhaarige sagte nichts darauf, sah ihr nur mitleidig zu, wie sie ihm bitterlich weinend gegenüber saß. Sie hatte ja Recht und er konnte sie auch verstehen, aber etwas tun für sie konnte er nicht. Einen Moment später schämte er sich, dass er einem armen Geschöpf wie ihr die Worte so ernst nahm. Sie meinte es nicht böse, sicher nicht, das hätte ihm klar sein müssen. Das war ja fast so, als würde Imera ihn ernst nehmen.. „Tut mir Leid, dass ich gestern so hart zu dir war!“, entschuldigte er sich leise, die Tischplatte anstarrend und sie sah mit ihren geröteten Augen auf. „Hart zu mir?“, fragte sie, „Hast du eigentlich kein Selbstwertgefühl? Du warst doch völlig im Recht!“ Sie wischte sich mit der Hand über die Augen. „Von deinem Standpunkt, versteht sich, du bist ja eigentlich wirklich abartig...“ Sie nahm den Löffel in die Hand und begann zu essen, obwohl ihr der Hunger inzwischen vergangen war – jetzt war sie nicht mehr hungrig, aber essen wollte sie. Er blinzelte. „Ich habe nun einmal erkannt, dass du Recht hattest...“, log er einfach und sie hielt inne und verdrehte die Augen. „Das ist Unsinn! Das... das kann nicht dein Ernst sein!“ Er brachte sie ein wenig aus dem Konzept und sie starrte ihn etwas säuerlich und verwirrt an. Er konnte sich doch nicht einfach mit so etwas abfinden, oder? Er seufzte und schaute monoton. „Würde ich etwas anderes sagen, würden wir uns streiten und am Ende wären wir eh bloß beleidigt und wer Recht hat, wüssten wir auch nicht. Wenn ich deinem Wissen jedoch einfach vertraue, und das tue ich, und deine Meinung ohne nachzufragen annehme, dann ist das für uns beide viel einfacher!“ Sie schüttelte ungläubig den Kopf. „Du bist doch völlig krank.“ -- Von all dem nichts mitbekommen hatte Dafi, die jedoch zumindest einen Teil in der Nacht von ihrer Cousine erfuhr, die plötzlich voll uniformiert vor ihrem Bett erschienen war und sie etwas unsanft geweckt hatte. „Aus Wakawariwa?“, fragte die Kleinere desinteressiert und gähnte, Pinita nickte. „Sie waren wegen dem Flugmaschinen-Wrack hier, mit dem Choraly abgestürzt ist. Ich sag dir, knapper ging es nicht, bloß eine Düne weiter und die hätten Thilia entdeckt! Und das wäre wiederum auch ziemlich schlecht für uns verlaufen...“ Sie sah ernst aus und seufzte, die 16-jährige lies sich unterdessen einfach wieder rückwärts ins Bett fallen und schloss die Augen. „Und was jetzt?“, fragte sie dennoch. „Jetzt sind sie wieder abgereist, aber wir haben an Fides gefunkt, die sollen gefälligst dafür sorgen, dass so etwas nicht wieder vorkommt!“ Die Blonde schnaubte. Wenn sie durch Choraly arbeitslos wurde, würde sie ihr den Hals umdrehen! „Und wie sollen die in Fides das machen?“, erkundigte sich die Jüngere weiter, wieder halb im einschlafen und die Angesprochene fauchte nun erbost. „Wie die das machen sollen? Wir befinden uns hier in Wacio-Teriff, einem Land, das offiziell zum Kontinent Mon'dany gehört! Staatliche Angestellte aus Noboka und dergleichen haben ohne ausdrückliche Erlaubnis hier nichts verloren! Das solltest du eigentlich wissen, Kleines!“, sie blinzelte, „Kleines?“ „Kleines“ antwortete ihr nicht mehr und die 18-jährige verdrehte lächelnd die Augen, als sie sich das zierliche Mädchen genauer ansah und bemerkte, das dieses längst wieder ins Land der Träume abgeschweift war. „So etwas hat dich noch nie interessiert.“, sprach sie dennoch leise weiter, „Träume süß.“ -- Ob Dafi süß träumte, sei dahingestellt, Choraly tat es. Zumindest im Ansatz. „Hör zu, kleiner Bruder! Das Spiel ist ganz einfach!“, das kleine Mädchen klatschte lächelnd in die Hände und zeigte gleich darauf auf ein paar Kästchen mit seltsamen Zahlen darin, die mit Kreidestein auf den Pflaster-Weg gezeichnet worden waren. Der kleine Junge schaute sie mit großen Augen an. „Ich bin so aufgeregt!“, machte er, „Es ist so nett, dass du dir extra Zeit nimmst, um mit mir zu spielen, das verdiene ich doch überhaupt nicht!“ „Unsinn!“, antwortete die große Schwester lächelnd und tätschelte dem Kleinen den Kopf, „Ich würde gerne viel öfter mit dir spielen, aber ich habe so wenig Zeit. Und wenn ich einmal Zeit habe, habe ich so wie so keine Freunde, die mit mir spielen könnten, du tust mir also auch einen Gefallen!“ Er lächelte zufrieden und sie deutete wieder auf die Kästchen. „Du musst ihnen nur nachhüpfen, aber du darfst immer bloß einen Fuß in ein Feld stellen. Und wer das am längsten schafft, ohne daneben zu treten, hat gewonnen!“, sie kratzte sich am Kopf und wurde verlegen, „Um ehrlich zu sein, geht das Spiel eigentlich viel komplizierter, aber die anderen Mädchen erklären es mir nicht und vom Zuschauen werde ich nicht schlau daraus. Wir werden es so spielen müssen...“ „Macht doch nichts!“, strahlte der kleine Junge, „Es macht sicher trotzdem sehr großen Spaß!“ „Was soll das?“, eine schrille Frauenstimme lies die Beiden zusammenschrecken und kurze Zeit später erschien die dazu gehörige Dame und fauchte, „Wie könnt ihr es wagen, eurem Vater gegenüber so respektlos zu sein?!“ Der Kleine drückte sich gegen seine Schwester, wie ein Tierbaby gegen seine Mama, wenn sie von Raubtieren umgeben waren, aber auch das Mädchen sank im Angesicht der seltsamen Frau ganz klein in sich zusammen. „Einfach sein Verbot zu missachten, wenn er nicht da ist! Denkt ihr, er würde euch Missgeburten ohne Grund verbieten, das Haus zu verlassen?! Ihr seid eine Schande für ihn und das Dorf, euch will keiner sehen, verschwindet gefälligst!“ Die Kinder nickten scheu. „Es... es tut uns Leid, wir... wir wollten wirklich nicht stören... bloß spielen...“, entschuldigte sich die Kleine auch noch zusätzlich stotternd und die Frau schnaubte. „Spielen? Spielen wollt ihr auch noch, euch geht es wohl zu gut! Euer einziger Lebenssinn ist zu dienen, damit das klar ist, wenn euer Vater es nicht schafft, euch das beizubringen. Ansonsten seit ihr nicht würdig, unser Sonnenlicht zu genießen!“ „Natürlich!“, kam es wie aus einem Mund bei den Kleinen und ehe die Dame noch etwas sagen konnte, hatten sie sich schon umgedreht und waren in einem Gebäude verschwunden. Choraly war aufgewacht. Es war noch tiefe Nacht und sie starrte resigniert gen Decke. Die Frau hatte sie irgendwie an sich selbst erinnert, die beiden Kleinen waren sicher Himmelsblüter gewesen. Die Götter mussten ihr diese seltsamen Träume schicken, weil sie immer so gemein zu Mayora war und sie seufzte in die Stille hinein. Aber Mayora war doch etwas anderes. Wäre er auch ein kleiner Junge, könnte sie ihm sicherlich nichts antun, doch er war fast erwachsen, auch wenn er nicht so aussah, mit ihm konnte sie kein Mitleid haben. Er war ihr nun einmal einfach nicht geheuer! ------------- Yeah, Shakki-Action XD Irgendwie ist hier mehr kursiv geworden, als ich wollte Oo' Ich wende mich mal an das Helpdesk, das ist falsch so xx' Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)