Jumays Kinder von -Izumi- (Part 5: Kinder des Wassers - Verloren im Sand) ================================================================================ Kapitel 42: Schicksal --------------------- „Wohin denn? Ins Dorf?“ Chatgaia und Maigi hielten beide gleichermaßen erschrocken kurz vor dem nahezu komplett zerstörten Außenrings Thilia inne und wandten sich um, in Richtung der grenzenlosen Wüste, wo ihnen nicht weit entfernt eine bekannte Frau gegenüber stand. Ja, natürlich. „Als ob dich das etwas anginge!“, schnaubte ihr Cousin empört und ließ die Grünhaarige los, die er zuvor gestützt hatte. Letztere blinzelte bloß, hielt sich zunächst jedoch heraus. Familienangelegenheiten hatten höchste Priorität, das sollten sie zuerst klären, der Rest musste warten. Kurz, zumindest. So trat sie etwas zurück, während Pinita auf sie zukam. Dem Dorfoberhaupt fiel auf, dass sie das blonde Mädchen schon eine ziemliche Weile nicht mehr gesehen hatte, sie hatte sich verändert. Äußerlich zum Positiven, und innerlich... das vermochte sie nicht zu vermuten. Wahrscheinlich das Gegenteil. Traurig... „Ich frage aus purer Besorgnis, mein süßer kleiner Cousin...“ Sie schenkte dem Jungen ein aufgesetzt zuckersüßes Lächeln und dieser spuckte ihr vor die Füße. Oh, er verachtete sie, sie widerte ihn an, diese dreckige Hure! „Besorgnis, dass ich nicht lache!“, fauchte er, „Du kanntest dieses Gefühl doch noch nicht einmal bei deinem Freund und deiner Tochter, nicht?“ Die beiden Feuermagier beobachteten nebenbei unbemerkt besorgt, wie immer mehr Soldaten hinter der Hexe auftauchten, unter ihnen auch Karna, ganz in ihrer Nähe. Oh, um Karnas Existens konnte man allen Göttern dankbar sein, ohne ihn wäre alles anders gekommen, noch schlimmer, wenn das überhaupt noch möglich war. Weshalb er wohl trotzdem so artig gefolgt war? Pinita hob unterdessen belustigt eine Braue. „Oh doch, war ich. Ich liebe meine Familie von ganzem Herzen, ich würde nie zulassen, dass ihr etwas passiert. Ich habe dem Kerl dahinten aufgetragen, die Beiden aus dem Ort zu bringen, lange, bevor etwas passiert ist. Ihnen geht es gut, auch wenn ich im Moment nicht ganz genau weiß, wo sie sich befinden.“ Eben Karna war es, auf den sie auch gedeutet hatte und der antwortete ihr nun überraschend, ohne, dass er angesprochen gewesen wäre und auch nichts, womit irgendein weiterer Anwesender gerechnet hätte. „Tafaye Alhatfa und die kleine Kirima sind im Dorf. Oder haben sich ins Oaseninnere retten können, wie auch immer.“ Ihre Familie war ihr wirklich wichtig. Der junge Mann hatte damit gerechnet, dass ihr die Feuermagier mit seinen Worten auf einen Schlag egal werden würden und genau so war es auch gewesen. Ihr Blick, den sie ihm schenkte, als sie ihr Gesicht abrupt zu ihm wandte, würde er nie im Leben vergessen. Bleich war sie und ihre Augen tellergroß. Ja, das verdiente diese abscheuliche Frau. Es tat ihm Leid um den Mann und das Kind, aber er war sich sicher, das Richtige getan zu haben. „Was?“, machte die Jüngere fast stimmlos und vor ihr wurde auch Maigi ungewollt blass. Karna trat ein paar Schritte auf sie zu. „Ich verabscheue Menschen wie dich, Pinita. Ich finde dich absolut eklig. Deine Familie hat seit vielen Jahren an diesem Projekt gearbeitet, es sollte eine perfekte Verteidigung werden, gegen menschliche und natürliche Gewalten und man wollte die Technik auch befreundeten Kontinenten wie Kamake zur Verfügung stellen, deine Ahnen haben Frieden sichern wollen! Und was tust du?“, er verengte seine Augen zu schmalen Schlitzen, „Du tust das Gegenteil, machst alles kaputt, wofür deine Vorfahren gekämpft haben und willst damit die ganze Welt aus ihrem Gleichgewicht bringen, aus purer Machtgier. Das ist einfach... mir fehlen die Worte dafür!“ Sie wandte sich ihm komplett zu und schüttelte verständnislos den Kopf, ihr leichtes Zittern entging ihm dabei nicht. Ja, sie sollte sich ruhig fürchten. „Dann denke das doch! Denke, was du willst, halte mich für das abscheulichste Wesen aller Zeiten, aber was haben Tafaye und Kirima damit zu tun? Warum hast du sie nicht gerettet, sprich!“ Er zischte nur. „Damit du am eigenen Leibe spürst, wie sich das anfühlt, was du den Leuten in diesem Dorf antust und was du im Begriff bist, mit der ganzen Welt zu machen.“ Schweigen. Einige Männer in der Nähe warfen sich verwirrte Blicke zu, als die junge Frau sich wieder in Richtung des zertrümmerten Ortes drehte und sich schließlich vor ihrem Cousin und dem verletzten Dorfoberhaupt auf die Knie sinken ließ. Sie trug ihre Uniform und so einen Rock, der ihre Knie nicht bedeckte, so wurde sie von dem heißen Wüstensand verbrannt. Und es war ihr völlig egal. Ihr Baby. Und Tafaye. In ihr zog sich etwas schmerzhaft zusammen, wo waren die Beiden? Lebten sie? WO WAREN SIE?! Sie wollte schreien, sie wollte aufspringen und ins Dorf rennen, jeden einzelnen Quadratzentimeter nach ihnen absuchen, aber sie hatte ihre Pflichten, verdammt. Sie konnte nicht alles aufgeben, wegen... so etwas. „Hast du Schmerzen?“ Sie erschauderte, als sie überraschend Chatgaia vernahm. Sie sprach leise und zum ersten Mal bemerkte die Blonde, was für eine Elfenstimme sie doch hatte. Und doch hatten alle Respekt vor ihr, komische Sache. „Was heißt Schmerzen?“, fragte sie gezwungen gefasst zurück und starrte die hellbraunen Sandkörner vor sich an, „Es ist... eine erdrückende Ungewissheit, nicht mehr und nicht weniger.“ Sie hatte Schmerzen, aber das ging niemanden etwas an. Sie würde weiter machen, so oder so. Und vor allen Dingen, sie würde sich nicht erniedrigen. Nicht länger knien. Sie erhob sich wieder und bemerkte erst nun, wie furchtbar ihre Beine schmerzen, aber sie ignorierte es soweit es ihr möglich war, genau so wie das feuerrotes Leuchten der verbrannten Haut. „Es ist egal, anderes hat Vorrang.“ Die Frau wünschte sich tatsächlich so sicher zu sein, wie sie klang. Selbst ihr erschien das irgendwie abartig, das wollte etwas heißen. Chatgaia nicht weit von ihr entfernt weitete darauf ihre orangen Augen minimal. 'Es ist egal, anderes hat Vorrang.', was? Es gab für dieses Biest tatsächlich etwas, das über dem Leben ihres fast noch neugeborenen Kindes und und dem ihres Freundes stand? Und das war ausgerechnet das Bestreben danach, Unschuldige zu verletzen und zu töten? Wie hatte sie Shakki für krank halten können? Himmel, um die musste sie sich auch noch kümmern... „War mir irgendwie klar.“, erwiderte Maigi da überraschend nüchtern, seufzte dann aber, „Die haben ein Leben mit dir auch nicht wirklich verdient... da ist der Tod vermutlich wirklich angenehmer.“ Darauf konnte sich die Blonde ein spöttisches Lächeln tatsächlich nicht verkneifen. Das war ein so genanntes Eigentor gewesen...zumindest interpretierte sie es als solches. „Du meinst, ein Leben wie deines? Ach... ich finde deine Einstellung wirklich bedauerlich, du sahst so bezaubernd aus in deinen Kleidchen, lila ist doch deine Farbe!“ Sie hatte ihn für sein Leben gezeichnet, diesen unterschwelligen Spott würde er nie wieder loswerden, ganz sicher. Er errötete. Und sie wusste es. „Lustig, Cousine, lustig. Kann ja nicht jeder tragen.“ Etwas besseres fiel ihm nicht ein, wirklich schlagfertig gewesen war er noch nie. Aber Recht hatte er, violett stand Pinita nicht. Boah, war er gut. Er bemerkte nicht, wie Chatgaia mit den Augen rollte, weil sie merkte, dass er sich dabei wirklich intelligent vorkam. Dabei hatte sie dazu doch kein Recht. Er war ein guter, mutiger Junge und sie schämte sich, ihn vor kurzer Zeit noch als Lügner bezeichnet zu haben. Er wollte ihnen nichts schlechtes, das spürte sie. Und dennoch war sie vor wenigen Stunden noch völlig davon überzeugt gewesen, war sicher gewesen, dass dieser irrsinnige Vertrag glaubhaft war. Weil sie sich seit ihrer Kindheit hatte auf die Station verlassen können, war sie auch heute noch davon überzeugt gewesen. Die Zeiten änderten sich, das hatte sie vergessen. Vermutlich hatte dieser Kerl, Karna, Recht Pinita war es gewesen, die alles verändert hatte. Die alles zerstört hatte. Einen Moment lang verspürte sie das Verlangen, einfach all ihren Schmerz zu ignorieren und die Hexe in Brand zu stecken, sie bei lebendigem Leibe lichterloh verbrennen zu lassen, dann erinnerte sie sich an ihre eigenen Gedanken kurz zuvor. Familienangelegenheiten hatten immer höchste Priorität. Maigi zuerst. So lange sollte sie sich erholen, das war ohnehin nötiger. Zumindest, wenn sie noch aktiv werden wollte... -- „Sag mal, Missgeburt, wenn Dafi... also Maigi doch heute morgen nach Noboka gefunkt hat, müssten diese Penner dann nicht langsam einmal hier ankommen?“ Mayora ging an der Spitze der kleinen Widerstandsgruppe neben seinem Bruder her und musste sich eingestehen, dass es ihm tatsächlich so vorkam, als dass diese Männer momentan mehr Respekt vor Imera hätten als vor ihm, weshalb auch immer. Auf den Punkt interessierte es auch nicht, der Ältere hatte Recht mit seiner Frage. Wobei dem Grünhaarigen das „Missgeburt“ nicht passte, das hörte er einzig von seiner Prinzessin gern... als ob er von seinem Zwilling mehr zu erwarten gehabt hätte. Seit der ständig bei ihrer Tante herumlungerte, verhielt er sich jedoch erstaunlich ruhig... Ach, wen scherte das schon? „Das mag wohl sein.“, erwiderte er schließlich einfach, starr geradeaus sehend, „Wenn die überhaupt hier auftauchen. Wer weiß, vielleicht haben die sich auch einfach nur über die nützliche Information gefreut und es gar nicht für nötig gehalten, einem kleinen, unbedeutendem Ort wie Thilia zu helfen. Äußerst wahrscheinlich, nicht?“ Er erntete einen blöden Blick und konnte sich ein ganz leichtes Grinsen nicht verkneifen. Nein, er war nicht schlauer als sein Bruder, das war er nie gewesen. Seine Götter hatten ihn darauf gebracht, nicht mehr und nicht weniger. Imeras Götter sprachen nicht zu ihm, er fühlte sich vermutlich gerade ziemlich vor den Kopf gestoßen, wo er doch der tolle Anführer einer Gruppe wütender Handwerker war, deren ganze Arbeiten man zerstört hatte. „Tja, dumm bleibt dumm.“ Er lächelte fies in sich hinein und der errötende Brünette schnaubte nur. Das hatte er nicht nötig... „Ich steh da drüber.“, behauptete er dann und hielt abrupt inne, als er wieder aufsah, worauf ein blonder Junge in seinem Alter in ihn herein rannte und ihn zu Boden stieß. Er tat sich nicht wirklich weh, aber keuchte dennoch geschockt auf. „Dummkopf!“, gackerte der Grünhaarige, während sein Bruder sich von dem verlegenen Gleichaltrigen aufhelfen lies, selbst völlig peinlich berührt von den ganzes unheimlich dummen Blicken, die auf ihm ruhten, als die ganze Gruppe gezwungen wegen des Vorfalls anhalten musste. Sie konnte ja schlecht ohne ihren Anführer weiter gehen... So trampelte Imera, der ihr Warten völlig missverstand, einfach weiter, lies es sich aber nicht nehmen, den Grünhaarigen zurecht zu weisen. „Dummkopf, ja! Selbst bist du einer, lausche mal, dieses Surren, das könnten doch die Städter sein?“ Wo er Recht hatte, hatte er Recht; die Männer starrten geschlossen in den Himmel, obwohl dort noch lange nichts zu sehen war. Aber zu hören. Ihr habt so gut wie gewonnen. Mayora schielte zu seinen Blutsbrüdern, von denen scheinbar niemand die bedeutende Botschaft wahrgenommen hatte. Es war seltsam, irgendetwas war doch anders an ihm und es ärgerte ihn, dass er nicht wusste, was es war. Er hörte Stimmen, wenn es niemand anderes tat; sie sagten ihm wichtige Sachen, die außer ihm vermutlich nur Shakki hörte. Er wusste Dinge, sogar ohne, dass man sie ihm irgendwie mitteilte und er hatte das Gefühl, sie mit einem Mal beeinflussen zu können, mehr als alle anderen und vor allen Dingen mehr als je zuvor, aber am gruseligsten war, dass es ihn noch nicht einmal verängstigte. Es fühlte sich richtig an, völlig normal, eher erschien es ihm so, als sei sein ganzes Leben zuvor falsch gewesen. Und er wusste nicht, weshalb. Es war in dem Moment geschehen, in dem seine Tante ihn Götterschande genannt hatte. Etwas in ihm war zerbrochen, hatte einen bisher unbekannten Teil seiner Seele frei gelassen und nun war er nicht mehr Missgeburt, jetzt war er... etwas anderes, etwas höheres. Etwas besseres. Oder so ähnlich... „Ich schlage vor, wir kämpfen uns jetzt aus dem Ort in Richtung... komisches Surren. Diese Leute abfangen, wenn ich mich nicht sehr irre, kommen auch die Schweine aus der Station da herüber...“ Er schielte zu Vembaci Kaera, der sich an den von seinem Sturz etwas schmutzigen Imera gewandt hatte. Ja, gute Idee... -- „Ich denke, es hat keinen Sinn mehr.“ Karna grinste amüsiert gen Himmel, als Pinita verstört auffuhr und wie so oft erschauderte, obwohl es unbarmherzig heiß war. Flugmaschinen. Sie kamen, sie waren nah, bald würden sie hier landen. Sie würden sie aufhalten, sie würden nicht nur ihren gesamten Plan zerstören, womit sie sich inzwischen fast schon abgefunden hatte, nein, sie würden auch verhindern, dass sie sich an diesem Dorf ausreichend rächen konnte. Dabei hatten diese Maden das Leben nicht verdient! Sie hatte so hart gearbeitet, es war einfach nicht gerecht! Nein, das konnte sie sich nicht gefallen lassen, das hielt sie nicht aus. Es zerriss sie! Sie drehte ihrem Cousin und der grünhaarigen Magierin, die ebenso erleichtert, wie auch überrascht nach oben starrten, den Rücken zu und atmete einmal tief die heiße, staubige Luft ein, ehe sie zu ihren Männern sprach. Sie standen über die nahen Dünen verteilt, bereits wieder leicht bewaffnet vor ihr, manche schenkten ihr schon Aufmerksamkeit, andere lauschten ebenfalls dem seltsamen Geräusch. „Hört mich an!“, forderte sie ehrerbietender, als sie es eigentlich war und ignorierte eine gewisse Nervosität, die in ihr aufstieg, als sie alle Blicke auf sich ruhen spürte. Als ob sie schüchtern wäre, wie lachhaft. „Wir müssen uns eingestehen, dass wir unser Ziel nicht erreicht haben und auch nicht mehr erreichen können, aber nun befindet sich das Schicksal eines jeden Einzelnen hier in größter Gefahr! Es ist die Schuld meines Cousins, der uns verraten hat!“ Sie lachte höhnisch auf und Maigi hinter ihr schnappte empört nach Luft. Bitte?! „Er ist ein völliger Psychopath, er hat sich beinahe fünf Jahr lang als seine eigene Schwester ausgegeben, fragt nicht, weshalb, vermutlich gefiel es ihm einfach so gut, dem Perversen.“ Perversen. Hätte Chatgaia ihn nicht nach Möglichkeit festgehalten, wäre er in diesem Augenblick an sie gegangen. Alle sahen nun blöd zu ihm, alle wussten es mit einem Mal und dann erzählte sie es auch noch absichtlich so falsch. „Ich habe es für dich getan, du Schlampe!“ Er vermied es eigentlich weitgehend, eine Frau als so etwas zu betiteln, aber einmal davon abgesehen, dass es auf Pinita wirklich zutraf, hatte er auf seine malträtierte Stimme in diesem Moment keinen Einfluss mehr, sie machte sich dank seiner verletzten Seele quasi selbstständig. „Du weißt, dass ich es gehasst habe!“, schrie er weiter und die Magierin hatte es mit ihrem einen gesunden Arm denkbar schwer, den Jungen zurück zu halten. „Ruhig!“, forderte sie, wurde aber ignoriert. Die Blonde kicherte leise, während die Männer vor ihr verwirrt tuschelten. „Wie auch immer!“, sprach sie dann laut weiter, „Eure Leben sind vorbei, entweder, ihr sterbt, oder ihr dürft den Rest eurer Zeit unter Arrest verbringen. Ich sage, setzt ein Zeichen, damit man euch nicht vergisst! Zerstört dieses Dorf voller Blutschanden, ihr tut der Welt damit an sich nur einen Gefallen, niemand wird es euch übel nehmen, im Gegenteil! Seid tapfer und kämpft, kämpft ein letztes Mal!“ Als sie kaum ein überzeugtes Gesicht vorfand, setzte sie ein weiteres Mal an. Sie würden sich fügen, sie wusste, dass sie sich fügen würden... „Wenn ihr es tut, dann verspreche ich euch, ihr werdet in die Geschichte eingehen! Zuhause wird man euch ehren! Tut es, euch bleibt nicht mehr viel Zeit!“ Am Horizont konnte man mehrere Punkte erkennen. Die junge Frau keuchte nur, atmete noch einmal tief ein und wandte sich zum letzten Mal an die Soldaten. „Sie kommen! Nun geht, tut Recht, die Welt wird es euch danken, lasst diesen Tag nicht sinnlos gewesen sein! Rennt!“ Das Surren der Flugmaschinen legte sich erdrückend über ihre aufgeregte Seele und in dem unendlichen Augenblick, nach ihrer letzten Aufforderung zum Rennen, war sie sich beinahe sicher, dass sie alles verloren hatte; niemand würde auf sie hören. Sie wusste es. Und lag falsch. So kam es, dass sie aufgrund ihres Hochgefühls in dem Moment, in dem die Menge an ihr vorbei preschte, grölend gen Dorf, anfing, laut auf zu lachen. Sie ignorierte die beiden vollkommen geschockten Feuermagier hinter sich, ebenso wie das Nobokaer Militär vor sich, sie hatte nicht vollkommen versagt, das war alles, was zählte, mehr brauchte sie nicht. Irgendwo in ihrem Hinterkopf dachte sie an ihren Freund und ihre Tochter, doch das war weit weg, Familie, die brauchte sie in dieser Sekunde nicht! „Halt! Was macht ihr, bleibt doch stehen!“ Maigis Stimme überschlug sich in einer Welle von Panik, als die Soldaten an ihm vorbei stürmten; er griff nach vereinzelten, doch alle rissen sich los, rannten in ihr Verderben, so dachte er. Was brachte es ihnen, jetzt noch auf seine Cousine zu hören? Was hatten sie davon, jetzt noch zu töten?! Noch unnötiger als ohnehin schon! Es ist die Verzweiflung und Auswegslosigkeit, Maigi. Sie sehen keine Alternative. Der Junge kreischte grell auf und raufte sich die Haare. „Ich will das nicht!“ Chatgaia schnaubte. „Beruhige dich! Denkst du, ich würde da gern zuschauen?!“ Ganz im Gegenteil. Der Frau war schlecht und das sicher nicht nur, weil ihr die Sonne unbarmherzig auf den verletzten Schädel schien. Sie war das verdammte Oberhaupt dieses Dorfes und musste mitansehen, wie es bis auf die Grundmauern zerstört, die wertvollen Leben seiner Bewohner geraubt und die Ehrenmäler der Götter entwürdigt wurden. Oder auch nicht, denn sie wandte dem Horror-Szenario den Rücken zu, blickte stattdessen ungewollt sehnsüchtig den Flugmaschinen entgegen, die bald da sein würden. Ja, sie brauchte deren Hilfe. Auch wenn es bereits etwas spät war, wie sie fand. Aber sie hatte keinerlei Recht, sich zu beschweren, wo sie in ihrer Naivität anfangs so gegen die Hilfe von außen gewesen war. Ihre Strafe hatte sie allerdings bereits in doppelter bis dreifacher Ausführung bekommen, so kam es ihr zumindest vor. -- „Ach du... nein!“ Auf Imeras äußerst intelligenten Ausruf hielt die gesamte Gruppe inne, starrte gleichermaßen geschockt wie auch wütend in Richtung Horizont, von wo eine Horde Soldaten mit gruseligen Schusswaffen auf sie zugerannt kamen. Schusswaffen waren äußerst unpraktisch, gegen so etwas konnten sie nur schwer ankommen. Wenn man es genau nahm, hatten nur die Magier eine Chance. Eine kleine... „Und was jetzt?“ Vembaci Kaera hustete, als ein Windstoß ihnen Sand aus der angrenzenden Wüste ins Gesicht wehte. Er hatte die Wüstenluft noch nie sonderlich gut ertragen... Ihr mehr oder weniger Anführer überlegte kurz, ohne den skeptischen Blick seines kleinen Bruders zu bemerken. Oder ihn ignorierend, denn für irgendwelche dummen Kleinigkeiten mit dem Blödmann hatte er sicherlich keine Zeit. Er hatte hier Verantwortung, oder so. In ihm kam die Frage auf, weshalb überhaupt. „Also, hört zu.“ Er erhielt die geschlossene Aufmerksamkeit aller Anwesenden. „Wie sieht es bei den Miss... den Himmelsblütern hier aus? Denkt ihr, ihr könnt diese komischen... Schuss-Dinger irgendwie abwehren?“ Die Angesprochen warfen sich kurz fragende Blicke zu, ehe sie bestätigend nickten. Also gut, das war wunderbar. „Nun, also, mein Plan, aber ich übernehme keine Haftung, denkt daran, ich bin nur ich.“ Auf sein Grinsen erwiderte man selbiges und abermals wollte er gerne wissen, weshalb die sich ausgerechnet ihn ausgesucht hatten. Ihn, den Nichtskönner vom Dienst, der den ganzen Tag lang nur sinnlos herumgelungert hatte, der sein Leben gehasst hatte, mehr als das, was er erlebt hatte selbst und der dieses Vertrauen doch gar nicht verdiente. Meinten die Geister es gut mit ihm? Er räusperte sich. „Ihr geht zu zweit los, immer ein Magier und ein Mensch. Geht das auf? ... scheint so. Okay, Ziel ist es, so viele wie möglich von denen aufzuhalten, bis diese komischen Stadt-Menschen hier ankommen. Das wird sich scheinbar nur noch um Minuten handeln, deshalb bin ich ahnungsloser Trottel jetzt einfach einmal guter Dinge, dass wir das schaffen. Ach ja, und heile bleiben, wichtig. Heute sind genügend Thilianer gestorben, finde ich.“ Er erntete einstimmiges Nicken, während er in seinem Rücken schon das Trampeln der Soldaten hören konnte. Okay, schneller. „Also, ich denke mir, die Himmelsblüter bilden die Abwehr, sie sollen die Menschen und selbstverständlich auch sich selbst vor den Geschossen schützen... wie auch immer ihr das macht, ich verlasse mich einfach einmal darauf, dass ihr das könnt. Und denkt daran, haltet so viele auf, wie es nur geht, aber tötet so wenig, wie nur möglich, ganz wichtig! Und jetzt nur noch eine Sache...“ „Beeile dich mal.“ Er schielte zu seinem schnaubenden Zwilling und nickte. Ja, er hatte ja Recht, aber das musste er jetzt noch wissen, vermutlich würde er diese Gruppe im Nachhinein nie wieder vollständig antreffen können. Leider. „Aus welchem Grund hört ihr so plötzlich auf mich?“ Beinahe hatte er geahnt, dass Vembaci Kaera vertretend für die Gruppe sprechen würde. Oder nicht ganz, er hatte auch über die Möglichkeit nachgedacht, dass er überhaupt keine Antwort bekommen würde, was ihn aber sehr geärgert hätte. So war es gut. „Es hat mich persönlich ziemlich beeindruckt, ausgerechnet dich, den ich all die Jahre lang nie wirklich zu schätzen gewusst habe, vor Lillianns Haus zu sehen. Weshalb ich dich nie geschätzt habe, muss ich dir wohl nicht erklären, Imera. Aber gerade darum war dein plötzlicher Eifer ziemlich imponierend.“ „Außerdem...“, erklärte ein anderer Mann da weiter, „Auch du verdienst eine Chance.“ Mayora lächelte, als er den Älteren erröten sah. Ja, er pflichtete den anderen stumm bei... aber nur stumm, am Ende dachte sich der Idiot noch irgendetwas dabei, wenn er seine Gedanken aussprach. Stattdessen besann er sich darauf, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. „So, dann geht’s jetzt los, würde ich sagen. Imera, ich komme mit dir, schon allein, weil ich dir mal wieder zeigen muss, wie viel toller ich bin als du und so, nicht?“ Der Junge grinste blöd und Angesprochener hob dumm eine Braue. Was wollte der? „Na meinetwegen, los jetzt!“ So machte sich die Gruppe, angeführt von den Zwillingen, auf, um ihre Heimat mit letzter Kraft zu beschützen und befand sich schon wenige Sekunden später in tödlichem Feuer aus den modernen, gottverachtenden Waffen. -- Nicht weit entfernt im nahezu komplett zerstörten Ort konnte man darauf Krach hören. Schüsse, Schreie, dumpfe Knälle; alles, was Choraly irgendwie verängstigte. Tafaye neben ihr blieb gezwungenermaßen stehen, als sie ebenfalls inne hielt und in Richtung der Geräusche starrte. „Ich nehme an, wir sind die ganze Zeit in die falsche Richtung gerannt.“, kommentierte der Mann darauf, ihrem Blick folgend, „Wir wollten doch in die Oase und nicht heraus. Na, schöner Mist, drehen wir halt wieder um.“ Er wollte seiner Ankündigung gerecht werden, kam aber nicht weit, weil das Mädchen mit seiner maulenden Tochter im Arm anscheinend versteinert war. Er hob irritiert beide Brauen, als sie zu sprechen begann. „Diese Schreie... sie könnten auch von Mayora sein. Von Chatgaia... Lilli, Tai, Imera... Maigi.“ Als er sie heftig erschaudern sah, seufzte er leise und zog sie mit dem gesunden Arm zu sich, sie tröstend an sich pressend. Er verstand sie doch, er verstand sie so verdammt gut. „Ich... fürchte mich auch. Hey, denk an das, was du zu mir gesagt hast. Vielleicht wird ja alles gut!“ Er erzwang sich ein Lächeln, als der Jüngeren die Tränen kamen. Kirima quengelte derweil völlig unzufrieden vor sich hin. Ja, sie brauchte ihre Mutter, sie war sehr hungrig. „Denkst du, die in Noboka haben unseren Hilferuf ernst genommen?“ Das Mädchen schluchzte und schmiegte sich plötzlich von eisiger Angst gepackt an den jungen Vater, der sich bei ihrem Anblick selbst bloß schwer das Weinen verkneifen konnte. Obwohl... was sagte sie da? „Wovon sprichst du?“ Er hatte bisher noch nichts von Lillianns Plan gewusst, so weihte Choraly ihn grob ein. Sie berichtete, was Pinita von Anfang an vorgehabt hatte, was mit ihr und ihrem Cousin geschehen war und wie eben dieser sie letzten Endes deswegen in Wakawariwa verraten hatte. Tafaye hüstelte, als sie ihre Erzählungen abgeschlossen hatte. „Das heißt, ich habe die ganze Zeit einem Jungen Mädchenklamotten geschneidert? Wie konnte mir das nie auffallen?!“ Er musste trotz der Lage unwillkürlich etwas grinsen und die Brünette seufzte. Das war doch schlimm... „Na ja, er ist ja nicht besonders männlich und so... bloß die Unterwäsche hätte dich doch irritieren müssen, nicht?“ Er gackerte weiter. „Er wollte immer welche, die „ihr“ an sich etwas zu groß gewesen wären, jetzt weiß ich auch, warum!“ Ja, und möglichst keine verspielten Farben bitte, ganz wichtig. Jetzt war das plötzlich alles einleuchtend, na so etwas aber auch! Choraly schüttelte nur den Kopf und lies zu, dass ein kleines Lächeln über ihre Lippen huschte. Und das in so einer Situation, ausgerechnet über den armen Maigi! Als ob der es nicht schwer genug gehabt hätte... „Wie auch immer...“, seufzte sie dann, „Ich... würde gerne einmal nach ihnen sehen. Nach allen, ich weiß nicht genau, wer noch da draußen ist, oder wer sich in Sicherheit gebracht hat. Meinst du, du kannst Kirima tragen?“ Der Blonde blinzelte und brauchte erst einen Moment, um zu verstehen, was sie ihm gesagt hatte. „Wie? Ich... ja, denke schon, aber ich lasse dich da doch nicht alleine hin!“ Baby hin oder her, er konnte doch nicht zulassen, dass sich dieses Mädchen in unnötige Gefahr begab, das brachte er einfach nicht über sich! „Zur Not komme ich mit, und wir gehen beide nicht weiter, wenn wir nicht wissen, was uns hinter der nächsten Straßenecke erwartet, klar?“ Einen Augenblick lang sah er sie einfach nur streng an, ehe sie ergeben seufzte und den Blick abwandte. Ja, er hatte ja recht. Aber sie fürchtete doch so, dass den Anderen etwas geschehen war, sie brauchte einfach Gewissheit! Hoffentlich bekam sie die auch, ohne sich in Gefahr bringen zu müssen... „Okay... dann behalte ich Kirimachen aber vorerst, nicht?“ Ja, logisch. „Ich denke, das wäre...“ Ein lautes surrendes Geräusch unterbrach die Beiden und der Blonde blinzelte etwas verängstigt zunächst in Richtung Dorfrand und dann zu Choraly, die wunderlicher Weise zu strahlen begann. „Flugmaschinen!“ -- Pinita keuchte. Sie waren angekommen, irgendwo in der Nähe waren sie gelandet. Mit etwas Glück waren die Maschinen ja in Flammen aufgegangen und explodiert oder so, eine Landung auf Wüstensand war schließlich recht risikoreich. Mangelnde Rauchfahnen aus der näheren Umgebung minimierten diese Hoffnung jedoch sehr schnell und gerade, als sich die Blonde ebenfalls ins Dorf aufmachen wollte, hielt sie ihr jüngerer Cousin noch einmal auf. Ja, sie wollte ihn mit der grünhaarigen Tante hier stehen lassen, na und? Die hatten ihr doch ohnehin nichts gescheites mehr zu sagen. Sie musste ihre Männer jetzt noch etwas antreiben, damit sie noch möglichst viel Zerstörung herausnehmen konnte. Ja, am besten ignorierten sie den Ort an sich und rannten einfach durch, zum Oaseninneren, wo sich die Überlebenden befanden und sorgten dann dafür, dass diese Überlebenden nicht mehr länger welche waren. Ja, sie sollten bluten, vor ihrem Fall musste sie unbedingt noch einmal demonstrieren, wer sie war, wofür sie verdammt noch einmal gekämpft hatte. Sie musste ein Zeichen setzen, ein Zeichen, das niemand vergaß und sie war sich sicher, früher oder später würde sie doch noch gewinnen. Noboka konnte sie nicht dauerhaft gefangen halten oder bestrafen, das würde einen Krieg mit Mon'dany verursachen. Nicht, dass dieser Umstand der jungen Frau nicht recht gewesen wäre, aber ihr war klar, dass das nicht das Ziel der Weltmacht sein konnte. Nein, sie würden sie gezwungenermaßen an ihre Heimat übergeben müssen, wo man sie vor ein Kriegsgericht stellen würde. Ihr Glück, dass ihr Kontinent so altmodisch war und die hohen Ränge wie Richter bloß mit Männern besetzte, da würde sie keine Schwierigkeiten haben, sich aus der Affäre zu ziehen. Und spätestens dann würde sie wieder von vorn anfangen. Es würde viel Arbeit werden und sie verfluchte ihren Cousin dafür, sie verraten zu haben, aber es lag nun einmal nicht in ihrer Natur, einfach aufzugeben. Nein, sie setzte ein Zeichen als Vorwarnung für das, was noch kommen würde. Sie war einfach zu gütig. „Wo willst du hin? Ins Dorf? Du törichte Schlampe, es ist vorbei, verstehst du das nicht?! Hör auf, unschuldige Leute umzubringen, um dich abzureagieren!“ Sie grinste ihn eisig an und sah amüsiert zu, wie seine Gesichtsfarbe sich veränderte, von weiß zu rot. Rot vor Wut. „Dass ich dich einmal so erleben darf, hätte ich nicht gedacht. Du sahst immer so süß aus...“ Chatgaia musste sich ehrlich eingestehen, dass sie sich etwas über die Reaktion des Jungen auf ihr darauf folgendes Kichern wunderte. So hatte sie ihn wohl ebenfalls nicht eingeschätzt und alles erzählten ihr ihre Götter sicherlich nicht, sie war ja keine Seherin. Und froh darum. „Hör auf mit deinem scheiß süß und allem anderen, was mich verarschen will, ob es dir passt oder nicht, ich bin ein Mann und nicht dein kleiner Sklave, du Hure! Ich bin verlobt, ich werde Vater und ich werde für meine Familie sorgen, ich bin vieles, aber NICHT süß! Kapiere das endlich, hohles Ding!“ Durch sein Theater, dass er jahrelang durchgezogen hatte, ohne, dass es jemals jemandem auch nur im Ansatz verdächtig vorgekommen wäre, war er für sein Leben gezeichnet, das war ihm klar. Aber ihn bei jedem zweiten Satz damit irgendwie aufzuziehen, war erbärmlich. Es war nun einmal eine Tatsache, dass er nicht so war, wie er sich ewig gegeben hatte. Gezwungenermaßen, blind vor Liebe. Jetzt hätte er sich für die verschwendete Zeit die Haare ausreißen können. An Stelle der bedingungslosen Liebe befand sich nun nur noch blanker, grenzenloser Hass für diese Frau und alles, was sie ihm angetan hatte. Und den ganzen unschuldigen Dorfbewohnern natürlich. „Ist ja gut, reg dich nicht so auf, ich wollte mich nur nett ausdrücken.“, Pinita hob derweil nur unbeeindruckt eine Braue, „Okay, ich kann auch sagen, du sahst immer aus wie ein unschuldiges Kind, Neutrum bitte, das die Welt nicht verstanden hat und sie vermutlich auch nie verstehen wird, aber süß ist einfach kürzer irgendwie, verstehst du? Ich habe doch nicht viel Zeit; deshalb kann ich dir jetzt auch nicht erklären, weshalb es mir wichtig ist, dass so viele, Maden, Verzeihung, Dorfbewohner und was sonst noch in diesem Loch herum kriecht, zu eliminieren. Entschuldigt mich bitte, mein verehrter nicht süßer Cousin, Frau Setari, die ich nicht mehr mit Dorfoberhaupt anreden werden, weil sie kein Dorf mehr hat...“ Sie verneigt sich spöttisch grinsend und während Maigi vor Wut zu zittern begann, wandte sich die grünhaarige Magierin um, um mit Schrecken festzustellen, dass der Krach, der vom Dorf kam, nicht an den Angriffen lag, sondern daran, dass eben diese gerade in diesem Moment von tapferen Männern aus dem Dorf verhindert wurden. „Die Zwillinge...“ Sie wandte den anderen Beiden den Rücken zu und stolperte ein paar Schritte den Jungen entgegen, die zusammen mit viel Mühe versuchten, Soldaten irgendwie außer Gefecht zu setzen. Bei manchen reichte ein gezielter Tritt, teilweise mussten die Beiden sich allerdings dazu durchringen, brutaler zu werden. Für ihr Dorf. Chatgaias Blick klebte gebannt an ihren Neffen, ohne, dass sie sich irgendetwas dabei dachte. Oder zumindest einen Gedanken wahrnahm, die Überraschtheit und der Schock glichen sich vermutlich aus. Oder so ähnlich. Sie wollte etwas unternehmen, wie die ganze Zeit schon, aber ihr fehlte schlicht und ergreifend die Kraft dazu. Alles, was sie zustande brachte, war ein erschrockenes Keuchen, als einer von Pinitas Leuten mit seiner seltsamen Schusswaffe auf Imera schoss und ihn fast getroffen hätte, wenn Mayora die Kugel nicht in letzter Sekunde mit einem Wasserstrahl abgeblockt hätte. Der Ältere nickte ihm dankend zu und die beiden setzen ihre mutige Tätigkeit tapfer fort. Tapfer, na schön, tapfer für das Dorf, wunderbar, aber das war gefährlich! „Mayora! Imera! Kommt her, sofort!“ Die Frau keuchte und merkte, wie der Schwindel wieder in ihr aufstieg, zusammen mit einem widerlichen Brechreiz und dem abermals zunehmenden Pochen in dem gebrochenen Arm. Sie sah, wie die Jungen einen Moment aufsahen, wie der Ältere dem kleinen Bruder kurz etwas sagte und sie dann beide auf sie zu rannten, zwischendurch noch ein paar schwer bewaffnete Nachzügler möglichst elegant aufhaltend, was irgendwie nicht so ganz klappen wollte. Ihre Tante wurde derweil von einer seltsamen Panik erfasst. Ja, sie hatte die Beiden zu sich gerufen, um sie in Sicherheit zu bringen, aber besonders Mayora würde das sicher nicht passen. Sie würden wieder zurück rennen, um ihre Heimat zu beschützen. Das sollten sie nicht. Sie musste sich etwas einfallen lassen. Während Maigi irgendetwas zu seiner Cousine schrie, fasste Chatgaia an ihre Stirn. Sie glühte, das war nicht vorteilhaft, vor allem nicht in dieser Situation. Sie konnte nicht klar denken, aber das musste sie, sie war das Oberhaupt dieses sterbenden Dorfes. Wobei es eine gute Ausrede für das war, war sie gerade falsch machte. Sie stellte ihr eigenes Wohlbefinden, genauer das ihrer Familie, über das des Ortes, für den sie eigentlich sorgen musste. Sie hatte versagt. Maigi seinerseits wollte im Moment wenig von den privaten Problemen der grünhaarigen Frau wissen, er hatte selbst genügend. Diese dumme Gans konnte doch nicht einfach abhauen! „Warte du Schlange!“ Sie hielt noch einmal inne, weiterhin grinsend. Nicht mehr eisig, viel mehr giftig. Sie war widerlich... „Ich hab dir doch bereits gesagt, ich habe keine Zeit mehr. Was ist denn noch?“, sie schielte kurz in Chatgaias Richtung, „Jetzt kommen diese Deppen hoch zwei auch noch, wunderbar...“ Sie seufzte aufgesetzt und wandte sich wieder an ihren kleineren Cousin, der missmutig knurrte. War ihm doch gleich, wer da noch kam, das musste er jetzt klären. „Sag Pinita...“, setzte er an und konnte nicht verhindern, dass er vor Wut zitterte, „Was ist mit dir geschehen, dass du so bist, wie du bist? Warum willst du nur für Macht über so viele Leichen gehen? Reicht dir dein Leben nicht? Du hast einen wunderbaren Freund und eine süße Tochter, einen tollen Beruf und bist hübsch, warum gefährdest du das alles für diesen Quatsch? Das, was du da versuchst, haben zuvor schon so unsagbar viele versucht, wieso lernst du nicht aus den Fehlern unserer Ahnen? Warum lässt du es wieder darauf ankommen? WARUM?!“ Von seiner eigenen Impulsivität etwas geplättet kam der Junge kurz ins Staucheln, konnte sich aber noch einmal fassen, als sein Hass einen weiteren Höhepunkt erreichte, denn alles, was sein Gegenüber zunächst erwiderte, war spöttisches Gekicher. Sie lachte ihn aus, immerzu lachte sie ihn nur aus, nie nahm man ihn ernst! „Schau nicht so böse, auf so eine blöde Frage muss ich nun einmal lachen!“, erwiderte sie dann und Maigi keuchte, „Warum ich so bin, wie ich bin, willst du wissen? Warum ich das ganze, was deiner Meinung nach schon so oft schief gegangen ist, wieder versuche? Ich will einmal so fair sein und mir die Zeit nehmen, dir zu antworten, meine Idioten brauchen ohnehin noch etwas Zeit, bis sie an den Dorfdeppen vorbei sind. Zeit, die wir dank den Nobokaer Spacken nicht haben, aber ich kann es im Moment nicht ändern, dumm gelaufen.“ Sie lies ihren Blick kurz zu ihren Soldaten schweifen, die sich nach und nach wieder aufrappelten und die Thilianer zum Teil in Zweikämpfe verwickelten. „Also gut.“, machte sie dann wieder und ihr Grinsen verschwand. Einen Augenblick lang schaute sie den Jüngeren einfach nur an, ohne jegliche Emotion und er hatte diesen Moment lang das Gefühl, wieder die normale, vernünftige junge Frau, die er geglaubt hatte, jahrelang gekannt zu haben, vor sich zu sehen. Aber bloß diese wenigen Sekunden lang, danach war es für immer vorbei. „Ich war schon immer so, wie ich es jetzt bin, Maigi, schon seit meiner Geburt. Du weißt, dass man mich Wunderkind nannte? Ich war intelligenter als die Anderen, ich war weiter entwickelt. Ich habe die Arbeit meines Vaters seit ich denken kann genauestens beobachtet, ich habe mich immer nachdem, was er getan hat erkundigt und war immer auf dem neuesten Stand. Zeitgleich hat mir mein Großvater, mit dem du nicht verwandt bist, der Vater meiner Mutter, immer von dem erzählt, was er einst alles für unseren wunderbaren Kontinenten Mon'dany getan hat. Von seinen Kollegen und von dem, was sie geopfert haben und weshalb. Mir war früh bewusst, dass unsere Heimat weit weniger angesehen wurde, als sie es verdiente. Was sind wir denn für den Rest der Welt? Der Wüstenkontinent, na toll, versteckt im Schatten der großen Nationen Noboka und Kamake. Wunderbar, du wirst wohl mit mir einer Meinung sein, wenn ich sage, dass wir weit aus mehr zu bieten haben, als die anderen denken, nicht?“ Der Junge verkniff sich ein Nicken. „Jedenfalls stellte sich heraus, dass sich dieses Projekt einzig um die Friedenssicherung drehte und ich fragte mich mehr und mehr, was das bringen sollte? Wir hatten es nicht nötig, den Frieden zu sichern, die beiden großen Mächte ruhten sich in ihrem Ruhm aus, Fokua ist bekanntlich militärisch ohnehin nicht vorhanden und Takama ist eine kleine Fliege auf der großen Weltkarte, außerdem hat man uns ohnehin nicht beachtet; diese Sache war schlicht und ergreifend eine riesige Geldverschwendung. Und da habe ich nicht zusehen können. Ich konnte nicht einsehen, dass sich so viele Leute um so einen Unsinn bemühten, es wollte nicht in meinen Schädel gehen, wie man sich so hatte blenden lassen können! Also habe ich begonnen, an meinem Projekt zu arbeiten. Schon vor langer Zeit. Vor sehr langer Zeit. Ich war vielleicht sieben Jahre alt, als ich mich zum ersten Mal in die Archive geschlichen habe. Und ich habe mit der Zeit mein eigenes, komplexes Projekt entwickelt. Alles, was seit etwa 10 Jahren wichtiges in deinem Leben geschehen ist, war von mir genau so oder zumindest so ähnlich von mir geplant, Maigi Tebettra.“ Während die Zwillinge bei ihrer Tante ankamen, sah die junge Frau ihren Cousin angesichts der Ernsthaftigkeit, mit der sie ihm diese Tatsache mitteilte, erbleichen. Ja, damit hätte er nicht gerechnet. Und noch weniger würde er mit dem rechnen, was als nächstes kam. „Aber egal, wie intelligent man ist und wie sehr man sich anstrengt, wenn man ein Kind ist, ist man ein Kind, allein schafft man es nicht, weder körperlich noch seelisch. Ich habe für mein Projekt gelebt und hätte ich nicht schon bald einen „Komplizen“ bekommen, wenn man es denn so ausdrücken möchte, dann wäre ich bereits mit ihm gestorben. Oder besser Komplizin, die, die mir in meinem Leben bei so vielen Dingen geholfen hat, war niemand anderes als deine Zwillingsschwester Dafi.“ „Chatgaiachen, was machst du denn hier? Du bist blass...“ Imera kam keuchend bei dem Dorfoberhaupt an, dicht gefolgt von seinem Bruder, der allerdings auf Abstand blieb und skeptisch zu Maigi und Pinita schielte, die einige Meter von ihm entfernt standen. Durch den Krach der Kämpfe konnte er kaum etwas verstehen, und dennoch ahnte er ungefähr, worum es ging. Nein, er wusste es. Er wusste es einfach. Und diese unnatürliche Gewissheit machte ihm noch nicht einmal Angst. Verdammt, irgendetwas lief hier doch falsch... „Ja, ich weiß, mir geht es auch nicht so gut, aber keine Sorge...“, entgegnete die Tante da und keuchte leise, sich ein paar Strähnen aus dem Gesicht streichend, „Ich habe euch gesehen und gedacht, ich rufe euch lieber einmal, denn ich fürchte...“ Sie blinzelte zu Maigi, der seine Cousine fassungslos anstarrte. Sie hatte den beiden gar nicht mehr zugehört und hatte, wenn sie ehrlich war, auch keine Ahnung, um was es gerade ging. Und ihre Götter schwiegen im Moment ohnehin eisig, sie stand völlig allein da. Was für ein ungewohntes Gefühl. Allein war sie öfter, aber anders als in diesem Moment nie verlassen. Wie lächerlich, ausgerechnet jetzt. Alhata Timaro hatte Recht gehabt, sie war für diesen Beruf wirklich nie geeignet gewesen. „Was fürchtest du?“, riss eben dessen ältester Sohn sie da aus ihren verhangenen Gedanken und sie keuchte, weil es ihr peinlich war. „Ich fürchte, diese Beiden da, kommen auf dumme Ideen, ich meine... ich will ein Unglück verhindern, auf mein Konto gehen so viele Morde, ich habe viel zu lange gebraucht, meine Fehler zu begreifen, da will ich doch ein bisschen was gutes zurückgeben. Und ich sehe mich zur Zeit nicht in der Lage, dazwischen zu gehen, wenn es soweit kommt...“ Als sie den Blick ihres jüngeren Neffen auf sich spürte, konnte sie den Drang, noch etwas hinzuzufügen nicht unterdrücken. „Natürlich bereue ich nicht alle Morde, die nach meinem Befehl getätigt wurden, viele hatten ihr Schicksal schließlich auch verdient.“ Sie war eben einfach stolz. Leider. Imera nickte. Zumindest er schien ihr zu glauben, aber er war ja auch ziemlich... nein, sie würde ihn nach seinem tapferen Schutzversuch für das Dorf, das er doch eigentlich so sehr hasste, nicht als dumm bezeichnen. Irgendwo war er das nämlich nicht. „Okay, kein Problem, ich glaube, auf zwei mehr oder weniger kommt es im Moment ohnehin nicht an. Himmel, ich hätte nicht gedacht, dass wir dank der Himmelsblüter zu so viel Widerstand fähig wären, die sind wirklich gut, wenn man sie mal braucht, ernsthaft.“ Er wandte sich zu seinem Zwilling, der ihm darauf einen seltsamen Blick schenkte. „Was denn?“ „Jahaa.“, äffte Mayora den Älteren darauf mehr oder minder absichtlich nach, „Je mehr wir sind, desto länger können wir das Dorf beschützen; die Leute aus der großen Stadt sind bereits ganz in der Nähe gelandet, vielleicht schaffen wir es ja knapp, diese Penner vom Ort fern zu halten, bis die Verstärkung hier ankommt? Ich denke, Maigi kommt allein klar, um Pinita sorgt sich hier sicher niemand. Wir sollten zu den Anderen zurück!“ Maigi raufte sich zitternd das Haar. „Du lügst doch! Dafi sagst du? Wann hätte Dafi dir bitte bei deiner blödsinnigen Scheiße helfen sollen? Außerdem hätte sie mir das gesagt, sie hat mir immer alles gesagt, im Gegensatz zu dir hat sie mich nämlich geliebt!“ Pinita seufzte nur leise und schloss einen Moment die Augen, ehe sie weitersprach. „Das... tut mir jetzt fast schon Leid, wenn ich ehrlich sein soll. Dafi hat dir mit Sicherheit nicht alles gesagt. Als ich sie eingeweiht habe, damals muss ich etwa 10 gewesen sein, war sie sofort meiner Meinung und sprach mit ihre volle Unterstützung zu. Und die hat sie mir bis zum Ende ihres Lebens immer gegeben. Zu jeder Zeit. Sie war sehr intelligent und eine furchtbar begabte Magierin, ihr habt sie zu ihren Lebzeiten weit unterschätzt. Sie war genial und wenn ich das von jemandem sage, dann will das etwas heißen. Ich wäre ohne sie oft nicht weitergekommen und wir haben uns bereits zu Beginn geschworen, dass eine von uns Beiden diese Sache zu Ende bringt, deshalb bin ich auch fest entschlossen, das zu tun. Außerdem...“ Ihr Gegenüber unterbrach sie, so schrill und fast schon wahnsinnig schreiend, dass es die junge Mutter tatsächlich etwas erschreckte. „Was redest du da für eine absolute Scheiße, du mieser Abschaum! Hör gefälligst sofort auf, meine Schwester in den Dreck zu ziehen, du Hure! Dafi war ein gutes Mädchen, sie war anders als du! Hör auf meine geliebte Schwester mit dir auf eine Stufe zu stellen! Es... es ist nicht möglich, hörst du? Es ist nicht möglich, sonst würde sie doch heute noch leben, oder nicht? Dann wäre sie jetzt nicht tot!“ Er schnappte kurz nach Luft, ehe er weiter machte. Seine malträtierte Stimme überschlug sich dabei ungesund. War wohl doch keine so gute Idee gewesen, ihm selbst gemischte Medizin ins Frühstück zu mischen, um seinen Stimmbruch zu verhindern... „Meine Schwester war anders als du. Sie ist sicher in die Flammen gerannt, weil du sie gezwungen hast, dir irgendwie zu helfen, weil sie keine andere Chance hatte! Ist es nicht so?“ Pinita trat ein paar Schritte auf den Jüngeren zu, seufzte einmal tief und grinste dann wieder. Dieses Mal war es ein seltsames, befremdliches Grinsen und der Junge erschauderte. „Weshalb deine Schwester damals in die Flammen gerannt ist, weiß ich tatsächlich nicht. Es hat alles, was ich bis dahin geplant hatte, zunichte gemacht und ich musste auf der Stelle alles umwerfen. Es hat sich Himmel sei Dank als kein all zu großes Problem herausgestellte, aber es hat mich traurig gemacht. Ich hätte es gern mit Dafi zu Ende gebracht, sie hat mir viel bedeutet. Jedenfalls... damals hat sie mir auch geholfen. Bei diesem Brand.“ Maigi erstarrte nach ihrem letzten Satz und ihr gespenstisches Lächeln verschwand wieder dahin, wo es hergekommen war. „Dafi war eine mächtige Feuermagierin, Maigi. Eigentlich hatte sie an diesem Morgen dafür sorgen sollen, dass du zuhause bleibst, damit du mit stirbst, aber aus welchen Gründen auch immer hat sie es nicht getan.“ Nach ihrem letzten Satz stolperte der Junge ein paar Schritte zurück, wäre beinahe hingefallen, als er endgültig verstand, was sie ihm da mitgeteilt hatte. Er hatte zuhause bleiben sollen. Damit er stirbt. In dem Feuer. „Ich denke, du hast mich schon richtig verstanden, Cousin.“, erriet die Blonde seine Gedanken und lächelte matt, „Deine Schwester und ich haben das, was an jenem Tag vor beinahe 5 Jahren geschehen ist, bereits Monate zuvor geplant. Und wir haben nichts weiter tun müssen. Sie hat das gesamte Gebäude mit einem Feuerfluch belegt, ich habe lediglich überwacht, ob es auch wirklich funktioniert. Und das hat es. Es ist bloß der falsche Zwilling dabei gestorben.“ -- „Hörst du das? Wir sind gleich da!“ „Mir schon klar!“ Tafaye hetzte der vollkommen überdrehten Choraly hinterher, quer durch den Ort und nun bald in die offene Wüste. Verdammt, das klang doch gefährlich, was sollte das denn? Sicher würde ihnen irgendetwas geschehen... und diese Verrückte hatte sein Baby! Was war nur mit einem Schlag in sie gefahren? „Choraly, Prinzessin, denkst du nicht, dass sei zu gefährlich? Und... warte mal, ich komme nicht nach, ich bin angeschlagen, verdammt!“ Auf seinen wütenden Ausruf hin hielt sie kurz inne und ging dann etwas langsamer. Etwas außer Atem war sie jetzt auch, es war schließlich verdammt heiß, die kleine Kirima ging auf Dauer auf die Arme und sie kämpfte mit leichter Übelkeit, die sie seit einiger Zeit immer wieder in ihr aufkam. Es lag an ihrer eigenen Schwangerschaft, das wusste sie nun, genau so, wie dass sie sich eigentlich schonen musste, aber verdammt, es ging um ihren Freund, den Vater ihres Kindes! Und um jede Menge anderer Leute, die ihr viel bedeuteten. Und die Menschen aus ihrer Heimat... Da hatte sie ohnehin noch ein Problem. Diese Leute wussten, dass sie hier war. Ihr Vater wusste es wahrscheinlich auch. Und er wollte sicher, dass sie zu ihm zurückkehrte. Und sie wollte auch zu ihm zurückkehren, sie wollte ihn umarmen und ihm sagen, wie sehr sie ihn liebte und wie furchtbar sie ihn vermisst hatte. Ihr wurde bei den Gedanken an Uda Magafi warm ums Herz. Sie war lange tapfer gewesen, jetzt bekam sie langsam aber sicher wieder das Bedürfnis, ein kleines Mädchen zu sein dürfen. Wenn auch nur eine Weile. Sie konnte Mayora allerdings nicht allein lassen, sie liebte ihn. Schon über ein halbes Jahr waren sie zusammen, sie kannten sich mittlerweile in und auswendig, sie begehrten sich und sie wollten zusammen bleiben, für den Rest ihres Lebens. Außerdem trug sie sein Kind unter ihrem Herzen, was dessen Großvater bestimmt nicht gut heißen würde. Er würde ihr sicher unterbinden, es auszutragen. In seinen Augen war sie noch wesentlich zu jung dazu, das wusste sie. Bis vor wenigen Stunden hatte sie das ja selbst noch geglaubt. Aber nach allem, was jetzt in dieser kurzen Zeit geschehen war, war sie sich sicher, dass sie reif genug dazu war, um Mutter zu werden. Sie wollte dieses Baby, sie freute sich darauf. Und sie würde es sich für nichts auf der Welt nehmen lassen. Automatisch presste sie die kleine, vor Hunger leise weinende Kirima fester an sich. „Ich will Gewissheit!“, rang sie sich dann endlich zu einer Antwort durch und erhöhte ungewollt wieder ihre Geschwindigkeit, „Ich will wissen, wer da draußen ist, wer dafür sorgt, dass die Reste dieses Dorfes noch stehen... als ob ich es nicht wüsste, aber ich muss sicher gehen, dass auch alles in Ordnung ist und...“ Als sie beschwerlich über eine eingestürzte Wand krabbelte, fand sie sich plötzlich auf dem Ödland zwischen Oase und Wüste wieder und erstarrte, als sie ihre Gewissheit bekam. Nicht weit entfernt wurden gerade einige tapfere Thilianer von Soldaten niedergemezelt... und umgekehrt. Es war ein schauriger Anblick, wie die kleine Gruppe aus Männern aus dem Dorf versuchte, das, was von ihrer Heimat übrig war, mit Blutvergießen und aller erdenklichen Macht zu beschützen, bis die Leute aus der großen Stadt ihnen zur Hilfe eilen konnten. Sie waren sicher weiter weg gelandet, da ein sicheres Aufsetzen auf dem weichen Wüstenboden kaum möglich war, das würde bestimmt etwas dauern. Hoffentlich klappte das... Als Tafaye bei ihr ankam, völlig außer Atem und verzweifelt nach seiner nun stärker blutenden Wunde fassend, suchte das Mädchen mit seinem Blick verzweifelt unter dem Gewühl aus kämpfenden Männern nach irgendjemandem, den sie kannte. Vorzugsweise natürlich nach ihrer Missgeburt... Bis der Schneider ihr den entscheidenden Hinweis gab. „Dein Freund ist dahinten... und meine Freundin auch.“ Sie folgte seinem Blick und keuchte, als sie gleich so viele, scheinbar wohlbehalten, erkannte. Pinita, Maigi, Chatgaia, Imera und ihr über alles geliebter Mayora. Sie lebten. „Ich will zu ihnen...“, schnappte sie leise und der Blond fasste sie empört am Kleid, worauf es völlig Blut verschmiert war. Ach ja, die Wunde. Er hüstelte entschuldigend. „Bleib lieber hier, das ist sicher sehr gefährlich.“, riet er ihr dann, „Glaube mir, ich würde da jetzt genau so gern hinrennen wie du, ich habe doch eine Million Fragen, die ich meiner Freu... der Mutter meiner Tochter gern stellen würde, aber da gibt es Schusswechsel, die sind nicht weit weg, am Ende wird noch jemand von uns getroffen und das wäre ja wohl äußerst kontraproduktiv und das Letzte, was wir jetzt gebrauchen könnten, nicht?“ Auf sein bedauerlicher Weise durchaus logisches Argument schnaubte Choraly bloß säuerlich. -- Einen Moment lang fragte sich Pinita, ob ihr Cousin gleich an einem Herzinfarkt sterben würde, denn so sah er gerade aus. Irgendwie hatte sie damit gerechnet. Oder auch nicht, an sich hatte sie nie wirklich vorgehabt, ihm davon zu erzählen, zu seinem eigenen Wohle. Jetzt war es doch geschehen. Schicksal. „Das... stimmt nicht, Pinita, es kann nicht stimmen... es ist einfach nicht wahr!“ In seiner Verzweiflung griff der Junge nach einem Klumpen Sand, der neben ihm lag und warf ihn nach seinem Gegenüber, das seufzend einen Schritt zur Seite trat, um nicht getroffen zu werden. „Versuche es zu verstehen.“, verlangte sie darauf, „Unser Projekt hatte Zukunft und bald werde ich ihm diese auch wieder zurückgeben! Unsere Eltern standen schlicht und ergreifend im Weg, wir hatten keine andere Wahl. So lange sie gelebt haben, hatten wir keinerlei Chance auf die Verwirklichung unseres Traumes.“ Eine leichte Brise kam auf und wehte heißen Sand in Richtung Dorf, der auf die für ihre Überzeugungen kämpfenden Männer traf und Maigi in den Augen brannte. Seine Augen brannten ihm so wie so. Genau so wie seine Seele brannte und die Stimmen seiner Götter diese gefährliche Flamme in ihm weiter schürten. „Unsere Eltern standen eurem Traum im Weg? Sie standen ihm im Weg?! Es waren unsere Eltern, Pinita, sie haben uns gezeugt, geboren, aufgezogen und geliebt und du sagst... sie standen dir im Weg?! Du hast diesen Menschen alles zu verdanken, du...“ Sie unterbrach ihn. „NICHTS habe ich diesem Abschaum zu verdanken, diesem dreckigen Pack, das sich nie um mich geschert hat, das mich seit ich klein war vor sich hin hat vegetieren lassen! Hätten sie sich nur ein kleines bisschen mehr um mich gekümmert, nur ein wenig, dann hätte ich sicher nie eine Interesse in der Art an dem Wohle unseres Kontinents entwickelt. Was an sich im übrigen sehr schade gewesen wäre...“ Sie zischte wie eine Schlange, abermals. Und ihrem Gegenüber wurde es so schlecht, dass es wieder etwas ins Staucheln geriet. Es reichte... bis dahin und nicht weiter. Seine Grenze war erreicht, das konnte er nicht mehr auf sich beruhen lassen. Und zum ersten Mal seit langer Zeit ließ er es zu, dass er sich seinen Göttern wieder vollkommen hingab, die Macht, die sie ihm schenkten, in sich aufnahm und sie zu benutzen bereit war. Und es war gut. „Wage es nicht noch einmal... meinen Onkel und seine Frau so dermaßen in den Dreck zu ziehen. Sie hatten viel zu tun, aber sie waren dir seit ich denken kann liebevolle Eltern, das verdienen sie nicht! Pinita, du bist eine sehr, sehr kranke Frau...“ Die Blonde lachte nur einmal kalt auf. „Bin ich? Egal! Ich habe ihre Schreie in den Flammen gehört und weißt du was? Ich habe sie genossen...“ Dieser eine, letzte Satz, mutierte zu den bekannten Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Noch ehe die Zwillinge oder deren Tante hätten reagieren können, schrie der Junge schrill auf und ließ zwei grell strahlende Bälle aus purem Feuer in seinen Händen erscheinen. Sie leuchteten für den Moment heller als die heiße Wüstensonne selbst und zwangen Imera den Blick anzuwenden, um seine menschlichen Augen zu beschützen. Zeitgleich hielten auch die kämpfenden Soldaten von dem plötzlichen Licht erschrocken inne, ebenso wie die Thilianer. Zumindest die, die noch übrig waren. Und Choraly mit Tafaye ohnehin. „Du mieses Stück Dreck, du verdienst dieses Leben nicht, ich werde dich töten und dafür sorgen, dass du niemals den Weg ins Himmelreich findest! Tenca iya varik ghaki chuj ta! Ma aj io ólkaivan zte wel!“ Er nahm aus und schleuderte die erste der beiden Kugeln mit voller Kraft auf die für einen Moment versteinerte Blonde, die er dabei nur um eine Haaresbreite verfehlte. Er hatte sich unterschätzt, sein Feuerball prallte erst ungefähr einhundertfünfzig Meter hinter der verhassten Cousine auf eine Düne, die darauf prompt explodierte und in einem Feuerregen auf alle herab regnete und beinahe die gesamte Mannschaft, die sich am Dorfrand befand, verbrannt hätte. Ihr einziges Glück war, dass Mayora im letzten Augenblick geistesgegenwärtig reagierte, so schien es für alle, und knapp über den Köpfen der Leute kurzzeitig ein Dach aus einer schützenden Schicht Wasser erschuf, dass die verfluchten Sandbrocken erlöschen ließ. Der Grünhaarige seinerseits wusste selbst nicht so genau, was er da getan hatte oder wie, bloß, dass er es gewesen war. Im ersten Moment unterdrückte er angesichts der angespannten Lage seine Verwunderung jedoch. „Na warte, das war nur ein Test...“ Maigi starrte seine bleiche Cousine bösartig und völlig wahnsinnig an. Oh ja, er würde sie zerfetzen wie diese unschuldige Düne zuvor, ihre blutigen, brennenden Überreste würden ebenso auf die Leute herab regnen wie der nutzlose Wüstensand! Und er würde mit Genuss zusehen, genau! „... und zu mir sagen, ich sei krank, du nimmst die arme Wüste ja auseinander!“, wagte Pinita da beinahe stimmlos, den Mund aufzutun, was den Jungen schlicht und ergreifend dazu veranlasste, seinen zweiten Versuch zu starten. Und in dem Moment, in dem er den zweiten Arm hob, um auszunehmen, grinste sie jedoch plötzlich wieder kalt. Man konnte sie nicht aufhalten. Niemand konnte sie aufhalten. Jemanden aufzuhalten lag in ihrem eigenen Tätigkeitsbereich. Und sie war verdammt geübt darin. Noch ehe irgendeiner der an sich alarmierten Beistehenden etwas hätte tun können, griff sie an ihren Gürtel... ... und mit einem Schuss verschwand die direkte Gefahr und mit ihr alles Feuer. Sie ließ ihre Pistole grinsend wieder sinken, als Maigi seine noch heißen Hände keuchend auf seine blutende Brust schlug und gleichzeitig schrie Choraly etwas entfernt schrill auf. Das war nicht wahr! Warum hatte das jetzt sein müssen?! Ohne wirklich auf die Soldaten zu achten, rannte sie, noch immer mit dem nun erschrocken schreienden Baby im Arm, zu der versteinerten Gruppe, dicht gefolgt von dem ebenfalls zutiefst schockierten Vater der Kleinen. Sie konnte nicht mehr warten, es ging nicht mehr.... „Was denn?“, fragte Pinita unterdessen amüsiert an die erstarrten Anderen gewandt, nebenbei zufrieden beobachtend, wie ihre Männer die Verwirrung ausnutzten und die Kämpfer aus dem Dorf nach und nach fertig machten. „Habt ihr etwa ernsthaft erwartet, ich würde mich einfach zerfetzen lassen? Ich bitte euch, wer bin ich denn?!“ Chatgaia riss sich darauf als Erste wieder zusammen und eilte zu dem in sich zusammensinkenden Jungen. „Wer du bist ist die falsche Frage, denke ich, du solltest dich eher nach dem „was“ erkundigen.“ Sie zwang sich, ihre eigene Schwäche und den Ekel vor der jungen Frau zu unterdrücken und half dem Jüngeren, sich flach auf den Rücken zu legen. „Ich werde sterben...“, keuchte dieser darauf nur schwach, aber extrem panisch und erschauderte. Das Dorfoberhaupt senkte bloß nachdenklich die Brauen, als sie sein Oberteil zerriss, um an die Wunde zu gelangen und erschreckte sich leicht, als sich jemand schluchzend neben sie hockte. „Du bist echt das Allerletzte, Pinita.“ Angesprochene schaute amüsiert von ihrem leidenden Cousin auf und erstarrte erst einmal, als vor ihr Tafaye stand. Obwohl es sie erschreckte, ihn zu sehen, machte ihr Herz plötzlich unweigerlich einen kleinen Sprung, als er da war. Tafaye Alhatfa, der Mann, den sie über alles liebte. „Du verstehst das falsch...“, wisperte sie mit einem Mal verlegen und kam ein paar Schritte auf den Älteren zu, es tatsächlich schaffend, niedlich zu schauen. Oh ja, sie war eine wahre Künstlerin. Aber ihn umgarnen konnte sie nicht mehr, die Zeiten waren vorbei. „Da gibt es nichts zu verstehen.“, machte er so nur kalt und sie hielt darauf unweigerlich wieder inne, leicht zusammenzuckend, „Ich weiß nicht genau, was du gesagt hast, um den Jungen so zum ausrasten zu bringen, ehrlich gesagt will ich es auch gar nicht so genau wissen, alles, was ich weiß, ist, dass er sicher nicht der Typ ist, der schnell am Rad dreht, sag mir jetzt nichts anderes, du Natter. Und ich weiß, dass du ihn gerade hast töten wollen. Und damit hast du dich selbst getötet. Zumindest für mich. Ich will nie wieder etwas mit dir zu tun haben, halte dich von mir fern und wage dich nicht, meiner Tochter zu nah zu kommen, du bist mir zu gefährlich!“ Während Choraly mit ihrer freien Hand bitterlich weinend durch Maigis Haar streichelte und Chatgaia versuchte, seine Wunde irgendwie zu behandeln, fühlte sich Pinita nun tatsächlich, als würde sie sterben. Was sagte er da? Wie konnte er das nur sagen?! „Tafaye, das kannst du nicht ernst meinen!“, schnappte sie mit zitternder Stimme und stellte entsetzt fest, dass ihr die Tränen kamen. Was sie nicht wusste, war, dass auch ihr früherer Freund damit nun stark zu kämpfen hatte. „Ich liebe dich und Kirima, ich habe das nur getan, weil ich das Beste für euch wollte! Ich wollte eigentlich, dass man euch da rechtzeitig raus holt, aber da ist etwas schied gelaufen...“ Sie suchte mit dem Blick nach Karna, der aber irgendwie verschwunden war. Oh ja, genau, der war alles Schuld! Sie würde ihm die Haut dafür abziehen! „Für uns?“, fragte der Schneider da spöttisch zurück und bemerkte gar nicht recht, dass Mayora, der zuvor noch kurzzeitig bei der aufgelösten Choraly gekniet hatte, jetzt neben ihm erschien, „Danke aber ich will keine Macht, die du erlangt hast, indem du über Leichen gegangen bist! Ich wollte mit dir in Thilia leben, friedlich, aber dir hat es scheinbar nicht ausgereicht, eine einfache Schneider-Gattin zu werden.“ Er lächelte bitter und sie begann schwerer zu atmen. „Das ist dein gutes Recht, Pinita, jeder darf über sein Leben selbst entscheiden. Und ich akzeptiere deine Entscheidung. Also akzeptiere du meine auch und verschwinde aus meinem Leben!“ Einen Moment lang herrschte abgesehen von den ersterbenden Kampfgeräuschen eisige Stille, dann schrie die Blonde schrill auf. „Verdammt, es war doch nur mein Cousin, er hat mich doch auch töten wollen! Ich habe das alles für dich und unsere Tochter getan, verstehe das doch, ich konnte doch nicht wissen, dass du das nicht willst!“ Ihr kamen dir Tränen und als er ihr kaltherzig vor die Füße spuckte, hätte sie sich der Schwäche am liebsten hingegeben und sich einfach zu Boden sinken lassen. Was sie dann doch auf den Beinen hielt, wusste sie selbst nicht so genau. „Du hättest mit mir darüber reden können! Und bitte, NUR dein Cousin?! NUR? Ich weiß ja nicht, ob ich es bin, der hier abnormal ist, aber als ich vor nicht all zu langer Zeit gesehen habe, wie mein Onkel meine tote Cousine aus dem Dorf getragen hat, habe ich um sie geweint!“ Mayora blinzelte schwach zu dem Älteren. Katico war tot? Wie schrecklich, das tat ihm Leid... Noch ein Grund mehr, jetzt zu unterbrechen. „Hör mal, Pinita Ferras, ich denke, du hörst jetzt auf. Sobald diese Leute aus der großen Stadt endlich einmal den Weg nach hier gefunden haben, ist es so wie so vorbei für dich, du hast alles verloren, ergebe dich lieber.“ Er meinte jedes einzelne Wort todernst. Wenn sie tatsächlich so intelligent war, wie sie die ganze Zeit tat, würde sie erkennen, dass ihre Zeit nun gekommen war. Das würde sich zeigen. Sie drehte ihren Kopf wie mechanisch zu ihm und musterte ihn eine Zeit lang. In diesem Augenblick hatte der Magier das Gefühl, es mit einer Toten zu tun zu haben, denn er sah in ihren blauen Augen keinen Glanz mehr, keine Seele. „Du hast Recht, ich habe alles verloren.“, bestätigte sie ihn dann in einer seltsamen Tonlage, „Und gerade deshalb werde ich weitermachen, bis zu Schluss, ich habe ja nichts mehr, was ich verlieren könnte. Und bevor du auf dumme Ideen kommst...“ Er senkte seine Brauen prüfend, hatte jedoch keine Ahnung, was sie wollte. Dabei war es an sich offensichtlich, eine Menschenfrau hatte nicht besonders viele Möglichkeiten. Aber sie war so unsagbar schnell... ... und ebenso wie dem kleinen Maigi sollte auch ihm das mehr oder minder zum Verhängnis werden. Er spürte mit dem kauten Knall die Blicke aller auf sich, hörte Choraly im Augenblick darauf wieder grell aufschreien und merkte, wie Tafaye vor Schreck glatt ausrutschte und auf dem Hintern landete. Und im Augenblick darauf hätte er sich für seine Dummheit am liebsten selbst verflucht, als er den Schmerz in seiner Schulter aufflammen spürte und er sich unwillkürlich sofort zu Boden sinken ließ. „Chatgaia, mach doch etwas!“, forderte seine Freundin im selben Moment noch und die Angesprochene schnaubte überfordert. „Ich muss zuerst Maigi fertig machen, sonst stirbt der uns auf der Stelle weg, so Leid es mir tut!“ Sie tat ja ihr bestes, aber diese verdammten Schussverletzungen waren übel kompliziert, das ging nicht so schnell, besonders, wenn die Kugel so genau ihr Ziel getroffen hatte wie bei dem zierlichen Feuermagier, der schwach atmend da lag. „Aber... nicht, dass Mayorachen auch stirbt!“, weinte das Stadtmädchen darauf unterdessen bitterlich weiter und während die Grünhaarige vollstes Verständnis für ihr Verhalten hatte, sah Pinita es als reinste Einladung. Sie richtete ihre Waffe unmenschlich grinsend auf das jüngere Mädchen, völlig ignorierend, dass sie gerade ihre eigene kleine Tochter in den Armen hielt, die zudem über die Schulter ihrer Beschützerin lugte und ihre Mutter mit ihren klaren blauen Augen genau anschaute. Es war ihr einfach egal. „Und du nervst auch.“ Mit diesen Worten wollte sie ein weiteres Mal abdrücken. Aber sie tat es nicht. Stattdessen fiel ihr die Pistole aus der Hand, während sie stimmlos aufschrie, nach Luft schnappte und anschließend geschockt an sich hinab sah und entdeckte, dass aus ihrem Bauch die Spitze eines Kurzschwertes ragte. Gleichzeitig spürte sie einen unangenehmen heißen Atem in ihrem Nacken, der sie sofort erschaudern ließ. „Du tötest deine Familie. Du tötest nicht auch noch das, was von meiner übrig ist.“ Und damit wurde die Klinge mit enormen Kraftaufwand, aber darauf auch entsprechender Wirkung nach oben gezogen und erst als sie an ihrem Brustbein stoppen musste, schaffte die blonde Frau es, richtig zu schreien. Es war ein absolut erbärmlicher und markerschütternder Schrei, auf den Tafaye das Bewusstsein verlor und wieder lagen alle Blicke auf der kleinen Gruppe etwas außerhalb. Selbst Maigi öffnete mit flackernden Lidern seine Augen kurz wieder. „Ja...“, machte er leise, „Genau das verdienst du... nein, noch schlimmeres... aber... immerhin...“ Als man die Waffe aus ihr zurück zog, legte die Person hinter ihr einen Arm um sie, damit sie nicht zu Boden gehen konnte, einzig aus dem Grund, damit sie noch -zig Male auf sie einstechen konnte. Und während ihr Körper zerlöchert wurde wie ein Sieb, war das Einzige, was sie verschwommen vor sich sah, Mayora, dessen Augen komplett rot leuchteten, bösartig und respekteinflößend. „Einen Gott kannst du nicht töten, törichte Göre.“ Mehr hörte sie nicht mehr. ------------------------------ So, das war dann quasi der Höhepunkt der... Geschichte *hust*. Den eh niemand mehr liest. Egal. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)