Kinder des Wassers - Specials von -Izumi- ================================================================================ Kapitel 5: Serenka, Kirima und ihr Nachwuchs (OS) ------------------------------------------------- Serenka war mit seinen nicht einmal neunzehn Jahren schon sehr beschäftigt in seinem beruflichen Bereich. Er eiferte seinem Vater nach, was diesen sehr stolz machte, obgleich der sich auch fragte, ob es für seinen Sohn nicht vorteilhafter gewesen wäre, hätte er einen Weg im künstlerischen Bereich eingeschlagen. Natürlich wäre es dann nicht so ganz einfach gewesen, einen Nachfolger für sich zu finden, aber er hätte sich sicher sein können, dass der junge Mann etwas tat, was ihm auch wirklich lag und hätte ihn dabei unterstützt. Er bedauerte etwas die Situation seines jüngsten Kindes; Takoda war zwar willig, den Posten zu übernehmen, doch weder körperlich, noch geistig dazu in der Lage. Nicht einmal lesen konnte er... Der ältere Bruder jedenfalls war nicht allein, sondern frisch verheiratet mit einem ganz besonderen Mädchen, kaum älter, als er es selbst war. Kirima kam aus dem Wüstendorf Thilia, schien sich aber anders als Genda, der ebenso von dort kam und in die Stadt geheiratet hatte, von Anfang an gut zurecht gefunden zu haben. Solange Serenka bei mir ist, bin ich zu Hause. Das waren ihre Worte gewesen, als sie Jahre zuvor angekommen war und sie war ihnen treu geblieben, ebenso ihrem Freund, der mittlerweile ihr Mann war. Das Einzige, was sie etwas störte, war, dass er eben so viel arbeitete – sie hingegen durfte kaum etwas machen. Sie sollte ihre schönen Hände schonen, so sagte er, aber bald würde ihre Langeweile ein Ende haben. Sie kicherte unwillkürlich, als sie auf dem Weg durch die langen Gänge zum Arbeitszimmer ihres Gatten war. Als sie öffnete, saß er grübelnd über ein paar Akten. „Meine Schöne.“, begrüßte er sie, ohne aufzusehen, „Es war gewiss, dass nur du es sein kannst.“ Sie lächelte. „Ich weiß.“, Kirima trat näher und zog ihm das Papier unter den Augen weg, worauf er aufsah, „Wir müssen uns unterhalten.“ Egal, wie viel er zu tun hatte, einen Wunsch konnte er ihr nur selten ausschlagen. Sie fanden sich auf einer ruhigen abgelegenen Terrasse wieder, wo sie seine Hände andächtig in ihre schloss und den Mann anstrahlte. Er lächelte selbst unwillkürlich leicht, obwohl er noch nicht wusste, worum es ging, aber ihre Fröhlichkeit erwärmte sein Herz. „Sprich.“, bat er zärtlich, „Was liegt dir auf den Lippen, meine Schöne?“ Bald würden es wohl seine eigenen sein, dachte er sich, wenn sie sich in einem liebevollen Kuss treffen würden. Er liebte diese Frau so sehr, dass es schmerzte... „Auf meinen Lippen liegt etwas bezauberndes.“, begann sie da und strahlte immer mehr, so dass auch sein eigenes Gesicht sich von Sekunde zu Sekunde mehr aufhellte. Was war nur los? „Die Familie wird heute Abend feiern!“ Er legte den Kopf leicht schief und sie musste vor Freude abermals ohne es verhindern zu können kichern. „Was feiert meine verehrte Familie denn?“, wollte er wissen und die junge Frau ließ von seinen Händen ab und schmiegte sich verliebt an ihn. „Drei Jahre – fünf mit der Zeit, in der wir gezwungenermaßen haben getrennt sein mussten – sind wir nun schon zusammen.“, begann sie feierlich und vergrub ihr Gesicht unpassend der gefassten Worte freudig nervös an seinem Hals, „Seit beinahe zwei Jahren sind wir verheiratet. Ich... warte schon seit langem darauf, aber deine Mutter hat es mir nachdem ich endlich den Verdacht hatte, bestätigt!“ Sie blickte zärtlich zu ihm auf. „Serenka, ich bin schwanger. Wir werden ein Baby bekommen.“ Nach ihren Worten war die Freude groß. Dem jungen Mann war nicht mehr nach arbeiten, viel lieber half er den Bediensteten bei der Vorbereitung der kleinen Feier, nachdem er durch das Haus gerannt war und sein Glück heraus geschrien hatte. Jeder hatte es wissen sollen und sein eigener Vater hatte verwundert die Tür seines eigenen Arbeitszimmers geöffnet, als er die bedeutungsvollen Worte seines Sohnes durch den Gang hatte schallen hören. „Das ist wunderbar!“, hatte er ihn in seinem Freudenanfall daraufhin begeistert bestärkt. Sein nicht mehr junges, aber noch immer ansehnliches Gesicht hatte ebenso gestrahlt wie das seines Erben, das war eine gute Sache und es freute ihn, sein geliebtes Kind so glücklich zu sehen. Nun hockte Serenka aufgeregt in einem anderen kleinen Raum und schälte Kartoffeln, was er wenn überhaupt eigentlich in der Küche hätte tun sollen. Das ging nun aber nicht, er musste sein Glück doch weiter teilen. „Wirklich?“, ertönte eine verrauschte, aber eindeutig erfreute Stimme aus dem Funkgerät, „Meinen Glückwunsch, es wird ein Rüschenbaby!“ Der werdende Vater lachte überdreht. „Na, was du nicht glaubst! Und wie es das wird, so wahr ich gerade Kartoffeln im Funkraum schäle, mein Freund! Und wie meine Kirima strahlt, du solltest sie sehen! Du solltest... uns alle sehen.“ Sein Lachen erstarb, verwandelte sich in ein wehmütiges Lächeln. „Warum musst du so weit weg sein, Odohri?“ „Die Liebe.“, antwortete der wenig Ältere sehr weit entfernt unverzüglich, ließ sich nicht anmerken, dass es ihm auch gerade schwer ums Herz wurde. Ein derart schönes Ereignis und er konnte nicht bei seinem besten Freund sein... „Ja.“, seufzte Serenka, „Ich liebe dich auch, Bruder. Wir vermissen uns alle halb in den Tod, die Sehnsucht nach dir beherrscht unser aller Alltag unterschwellig, es ist so furchtbar, dass du nicht mehr hier bist.“ Die Antwort blieb kurz aus, dann wurde das Rauschen zunächst nur von einem „Danke“ unterbrochen. „Nett, jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen.“ Der werdende Vater grinste leicht. „Solltest du auch habe, deine Abwesenheit schmerzt uns alle sehr. Selbst Genda hat angedeutet, dass ihm deine Abwesenheit missfällt, gehe einmal in dich.“ „Du liebe Güte!“ Kirima war unsagbar glücklich mit ihrer Schwangerschaft. Sie hatte keine größeren Probleme, ins negative wendete sich ihre Situation erst, als sie ihren vierten Schwangerschaftsmonat begonnen hatte. Ihre Schwiegermutter musterte sie eingehend, als sie aus ihrer Traumwelt gerissen in ihrem Gemach vor ihr stand. Sie selbst hatte nichts beunruhigendes gemerkt, der Heilerin war ein gewisses Detail jedoch nicht entgangen. „Nicht einmal die Hälfte der Zeit ist vorbei...“, murmelte die Grünhaarige verwirrt auf den Bauch der Jüngeren starrend, „Ich habe nie eine Frau gesehen, die zu dieser Zeit bereits so rund war!“ Die Blonde sah bestürzt an sich herab. In der Schwangerschaftsgruppe, die sie wie fast alle Frauen der Oberschicht zu dieser Zeit besuchte, war keine, die in einem ähnlichen Stadium war wie sie und deren Leben bereits so groß war wie das augenscheinlich ziemlich übergewichtige Baby in ihrem Leib. Das hatte sie doch etwas verunsichert, wie sie im Nachhinein festgestellt hatte. Und Chatgaia bestätigte sie nun auch noch... „Und nun?“, wollte sie wissen und die Magierin fasste sich etwas verunsichert an den Kopf. Ihr kam ein einleuchtender Gedanke. Am Abend lag sie verunsichert neben ihrem Mann. Der starrte perplex die Zimmerdecke an. „Also Mutter meint... es könnten zwei sein? Zwei Kinder auf einmal? Mein Himmel...“ Wie sollte man sich zeitgleich um zwei Babies kümmern? Er hatte keine Ahnung, wie man das anstellen sollte. Vermutlich wäre es praktischer gewesen, zuerst einmal ein Kind gehabt zu haben, um bei darauf folgenden Zwillingen zu wissen, wie das alles funktionierte... Erfahrung war da wirklich angebracht, dachte er sich. „Und was nun?“ Die junge Frau schmuste sich etwas deprimiert an ihn. Dabei spürte er ihren tatsächlich schon sehr deutlich gerundeten Bauch an sich. Sie sollte sich nicht sorgen oder traurig sein, so ein Mist... Serenka tat es Leid, als sie sogar zusammenzuckte, als er ihr durch das weiß-blonde Haar zu streicheln begann. Ja, etwas sensibler war sie geworden... „Fürchte dich nicht.“, bat er sie zärtlich anlächelnd, „Ein Baby, zwei... das schaffen wir. Wofür hat eine Frau wohl zwei Brüste und nicht nur eine?“ Er lachte leise und sie tat es ihm auf seinen zärtlichen Aufheiterungsversuch gleich. Er war ihr so ein guter Mann, sie liebte ihn über alles... Es überraschte niemanden, dass ihre Wehen viel zu früh eintraten, denn zu Beginn des achten Monats war ihr Bauch wesentlich größer gewesen als bei den meisten anderen Frauen Ende des neunten. Die Arme hatte gar nicht mehr richtig gehen können, sie war nur noch gewankt und hatte sich kaum auf den Beinen halten können, dementsprechend schwierig war auch der Weg ins Hospital gewesen, obgleich sie natürlich gemeinsam mit ihrem Mann und ihrer Schwiegermutter gefahren wurde. Es war früher Morgen gewesen und Serenka ärgerte es, dass er seiner Frau nicht beistehen durfte, sondern mit seiner Mutter auf dem Gang warten musste. Ab und an wurde er von einer Schwester zum Funkraum gerufen, weil immer wieder jemand von zu Hause nachfragte, wie es aussah und nie hatte er etwas neues für die Familie. Uda Magafi bedauerte es im übrigen zutiefst, nicht bei seinem Sohn sein zu können, aber es war ihm nicht möglich, seine Arbeit so lang zu verlassen, obgleich er sich kaum darauf konzentrieren konnte. Chatgaia tröstete den jungen Mann nur wenig mit ihrer unnatürlichen Geduld, wie er fand. Beistand fand er in Takoda, der aufgrund einer Therapie ohnehin gerade im Hospital war und sich so einfach einmal zu seiner Familie gesellt hatte. „Ist das denn normal, dass das so lange dauert?“, wunderte er sich, als die Sonne dabei war, wieder unterzugehen. Sein Bruder raufte sich verzweifelt die Haare. „Ach!“, jammerte er den Tränen nahe, „Ich bin völlig unwissend, wehe! Und meine Ärmste liegt da und hat Schmerzen, so viele Stunden schon, so bin ich dem Verzweifeln nah und niemand von diesen törichten Menschen in weiß schafft es, mir eine Auskunft zu geben!“ Er ließ sich an einer Wand hinab auf den gefliesten Boden sinken. Der Jüngere legte mitleidig den Kopf schief, Chatgaia wenige Meter entfernt auf einer Sitzbank hob unmerklich seufzend beide Brauen. Er hatte schon recht... es bekam keiner Frau, so lange unter den Schmerzen der Geburt zu leiden. Bei Zwillingen, wie sie annahm, kam es häufig zu Komplikationen... aber dennoch, so lange? Sie erinnerte sich plötzlich an einen Tag im Januar vor vielen Jahren, als ihre jüngere Schwester Tagami plötzlich mit riesigem Babybauch vor ihrer Tür in der Wüste gestanden hatte. Sie hatte es damals nicht einmal mehr bis ins Schlafzimmer geschafft und ihre kleinen Zwillinge auf dem Sofa geboren. Mayora und Imera. Die wehmütigen Gedanken an die beiden Jungen ließen sie kurz erschaudern und lenkten sie ab. Imera war weit weg... sie würde ihn nie wieder sehen. Es war besser so, für beide, doch in ihr zog sich jedes Mal, wenn sie daran dachte. Sie vermisste ihn. Das einzige, was sie tröstete, war die Tatsache, dass er am anderen Ende des Planeten glücklich war, anders als sein Bruder, der seit einigen Monaten nicht mehr auf dieser Welt verweilte. An sich hatte jeder mit seinem Tod gerechnet, doch als es dann soweit gewesen war, hatte es alle schwer getroffen. Er war für sie wie ein Sohn gewesen... jetzt fehlte er. Missgeburt... Eine Frau, die aus dem Raum kam, in dem Kirima gerade litt, riss sie aus ihren Gedanken. „Folgen Sie mir bitte!“ Kurz darauf hielt Serenka in einem separaten Raum seine erste Tochter in den Armen. Die kleine Samai war winzig, aber kerngesund und für einige Augenblicke vergaß ihr Vater all die Sorgen, völlig überwältigt von dem berauschenden Gefühl, jetzt Papa zu sein. „Sie ist... wundervoll.“, wisperte er leise und bemerkte die fröhlichen und liebevollen Blicke seiner Mutter und seines Bruders nicht. „Ja, und völlig haarlos.“, Takoda gluckste amüsiert und streckte seine Hand aus, um seiner Nichte über den kahlen Schopf zu streichen... kurz vor ihm hielt er inne und zog sie wieder zurück. Sie zitterte zu stark, am Ende hätte er dem zerbrechlichen Wesen noch etwas getan. So lächelte er der Kleinen bloß zärtlich zu, was sie mit ihren geschlossenen Augen allerdings nicht im Ansatz registrierte. Chatgaia riss sich von dem bezaubernden Anblick ab und wandte sich der Schwester zu. „Und Kirima?“ „Frau Magafi bekommt das nächste Kind.“ Das hatten sie erwartet. Serenka zuckte etwas zusammen, hielt seine älteste Tochter jedoch sicher fest. Es war nicht ideal, doch in den vergangenen Monaten hatten er und seine arme Frau sich intensiv mit den Gedanken an Zwillinge beschäftigt und Pläne geschmiedet. Er ahnte nicht, dass er sie wieder über den Haufen würde werfen müssen. Samais Bruder ließ nur wenige Minuten auf sich warten. Der kleine Junge würde Takema heißen und seine Oma nahm ihn in Empfang, während sein Vater noch seine leise jammernde Schwester wiegte. Als er sein zweites Baby zum ersten Mal sah, fielen ihm in seiner wieder aufflammenden Euphorie mit einem Mal viele Dinge ein, die an zwei gleichaltrigen Kindern auch gut waren. Der Zweitgeborene war ebenfalls sehr klein, jedoch ein deutliches Stück größer als seine Schwester und wohl auch etwas weiter entwickelt als sie, wie sein Köpfchen verriet, das über und über mit einem beinahe schneeweißen Flaum bedeckt war. Obwohl er gerade erst geboren worden war wand er sich wie ein kleiner Kämpfer in den Armen der grünhaarigen Magierin, die darauf gerührt kichern musste. „Dann können wir gleich auch zu Kirima.“, stellte Takoda nebenbei in den Raum und die Schwester, die den kleinen Takema gebracht hatte, schüttelte darauf den Kopf, worauf auch die anderen verwirrt aufsahen. Serenka überkam ein kalter Schauer. Etwas stimmte nicht... verdammt, warum hatten seine Götter ihn nicht gewarnt? Warum hatte er kein Unwohlsein verspürt?! Und warum ging es seiner Mutter und seinem Bruder allem Anschein nach nicht anders?! „Frau Magafi ist noch dabei, das letzte Kind zur Welt zu bringen.“ Daraufhin hätte der frisch gebackene Vater sein Baby tatsächlich beinahe fallen lassen. Er begann mit einem Mal zu zittern, als leide er unter der selben Krankheit wie sein Bruder. Zwillinge waren die eine Sache... aber Drillinge? Drei Kinder? Auf einmal?! „Oh mein Himmel... oh... oh mein Himmel...!“ Er ließ sich auf eine Bank sinken, die an der Wand stand. Das durfte doch nicht wahr sein. Er hatte sich eine eigene Familie gewünscht, keinen Kindergarten! Am Ende versteckten sich da noch drei bis vier Mini-Babies irgendwo in seiner Frau... Takoda sah ihn unterdessen aus riesigen blauen Augen an. „Du meine Güte.“, sprach er, „Du musst ja wirklich ganz schön etwas drauf haben, drei Stück auf einmal, also halbe Sachen machst du auch nicht...“ „Wirklich nicht!“, stimmte Chatgaia ihm mehr oder minder zu, „Drillinge sind bei Magiern etwa so häufig wie Seher, das ist etwas besonderes! Auf einen Schlag dreifache Oma geworden, du meine Güte!“ Das klang so positiv wie die das sagten! Serenka schüttelte sich verzweifelt. So sehr sein Herz auch mit Liebe für seine Babies erfüllt war, er sorgte sich so sehr um sie! Das würde er nicht hinbekommen, sie würden keine schöne Kindheit haben... Er bemerkte gar nicht, wie die Schwester ein weiteres Mal kam und das letzte, kleinste Kind, ein Mädchen, das später einmal auf den Namen Shira hören würde brachte. Sie drückte es Takoda in die Arme, der darauf verunsichert herum stand. Er zitterte und hatte gelegentlich Zuckungen, am Ende tat er dem armen Kleinen noch weh! Seine Angst davor, seine weinende Nichte zu verletzen, bewahrte ihn aber davor, denn sein Körper hatte sich dazu entschlossen, ihm ausnahmsweise einmal zu gehorchen. Kirima war halbtot. Während seine Familie, mittlerweile waren auch die Anderen eingetroffen, sich liebevoll um die gesunden kleinen Drillinge kümmerten, durfte ihr Mann sie zum ersten Mal nach der Geburt sehen. Es waren bereits einige Stunden vergangen, sie hatte sich erst etwas ausruhen müssen. Nun war es mitten in der Nacht, bald würde der Morgen grauen, und sie hatte genügend Kraft die Augen eine Weile offen zu halten und zu sprechen. Als er ihr kleines Zimmer betrat und sie ansah, erkannte er in ihren blauen Augen seine eigene Sorge widergespiegelt. Er lächelte dennoch sanft, sich einen Moment von dem Stolz und der Freude eines frisch gebackenen Papas fassen lassend. „Guten Morgen, meine Liebste.“, begrüßte er sie, küsste sie liebevoll und setzte sich zu ihr an ihr Bett, „Endlich hast du es hinter dir.“ Er sah auf ihren Bauch, den sie nicht mit ihrer Decke bedeckt hatte. Letztere hatte sie anscheinend ganz von sich gestrampelt, weshalb auch immer. Ihrer Figur zu urteilen hätte sich in ihr tatsächlich noch ein weiteres Baby verstecken können, dachte sich der Mann beklommen. Sie war sehr angeschwollen und das, was sie sich in den ersten Monaten in ihren Hungeranfällen angefressen hatte, tat dazu noch den Rest. Wie er sie kannte würde das jedoch bald vergehen... und selbst wenn nicht, sie war noch immer die schönste, begehrenswerteste Frau der Welt für ihn. Und mit Abstand die Tapferste. „Ich würde sie so gerne sehen...“, wisperte sie leise, „Sie wollen sie mir erst heute Vormittag zeigen, sagen sie, erzähl mir von ihnen, bitte. Wie sehen sie aus?“ Er lächelte zärtlich und strich ihr durchs Haar. „Es sind die schönsten Kinder, die je das Licht der Welt erblickt haben. Samai und... nun ja, ich denke, das andere Mädchen wollen wir Shira nennen? Sie haben keine Haare, es ist so niedlich. Takema hingegen hat den Kopf voll, ganz viele weiße Haare, wie Mama.“ Sie lachte leise, den Schmerz in ihrem Unterleib so gut wie möglich ignorierend. Ja, ihre Haare. Jeder in ihrer Familie hatte entweder weiß-blonde oder eine ganz helle Ausgabe einer anderen Farbe, egal wie dunkel die Haut oder die Augen waren. Vermutlich war es so etwas wie ein dominant-vererbter Gendeffekt, der verhinderte, dass die Betroffenen eine wirkliche Haarfarbe ausbilden konnten, oder so, sie hatte damit gerechnet, dass ihre Kinder sie auch bekommen würden. „Wie geht es dir eigentlich?“, riss Serenka sie da wieder aus ihren Gedanken, die zuletzt bei ihrem Vater weit weg in der Wüste gewesen waren. Sie würde in die Station funken und Odohri bitten, ihm zu sagen, dass er Großvater geworden war. Von ihrer Schwangerschaft hatte er hoffentlich gewusst... „Mir geht es so gut wie es einer Frau nach einer Drillingsgeburt nur gehen kann.“, antwortete sie lächelnd, „Mein Hauptproblem ist...“ Sie wandte den Blick ab und zögerte etwas. „Ich weiß nicht, ob... wir das schaffen können... ich habe ehrlich gesagt furchtbare Angst vor den nächsten Monaten...“ Er senkte den Blick ebenfalls. „Jaa...“, machte er gedehnt, „Mir geht es, so fürchte ich, leider nicht Anders. Wir sind so unerfahren... und... nun ja... zwei Brüste hast du, drei Himmel sei Dank nicht, wir werden Ammen brauchen. Und alle Hilfe der Familie, Genda wird uns verspotten, weil Samili und er beinahe allein klar gekommen sind, als sie Eltern wurden...“ Die kleine Mayana war nun schon beinahe fünf Jahre alt. Sie reifte prächtig heran, auch wenn sie grundsätzlich schlecht gelaunt war. Kirima fuhr schnaubend zu ihm herum. „Ach!“, schimpfte sie ungewohnt, „Die beiden waren bloß jung, aber als Samili schwanger geworden war, haben sie wohl zur Vernunft gefunden! Es ist auch für junge Menschen zu schaffen, ein Kind problemlos aufzuziehen, wir jedoch haben drei! Das macht theoretisch allein 0,75 Kinder pro Hand von uns! Das... das wird verdammt noch einmal furchtbar hart, ich... fühle mich dazu nicht in der Lage!“ Sie begann zu weinen. Es wurde wirklich hart, obgleich kleine Babies auch wahrlich sehr viele schöne Seiten hatten. Sie machten niedliche Geräusche, patschten neugierig in den Gesichtern derer herum, die sie trugen und kuschelten miteinander in ihrer großen Tageswiege. Irgendwann begannen sie zu lachen und richtig mit ihrem Babyspielzeug zu spielen... aber damit kam für die jungen Eltern auch die Zeit des Grauens. Wo sie zu Beginn gedacht hatten, es sei schwierig, alle gleichzeitig satt zu bekommen, in den Schlaf zu wiegen und frisch zu machen, denn die Drillinge taten alles synchron, hatten sie sich schwer getäuscht... Samai war die Lügnerin. Sobald man ihr keine Aufmerksamkeit schenkte, begann sie zu schreien und zu heulen. Entweder tat sie dann so, als wären ihre Geschwister gemein zu ihr gewesen, oder sie hätte sich weh getan, jedenfalls schaffte sie es immer und immer wieder, ihren Eltern einen riesigen Schrecken einzujagen. Takema war der Vielfraß. Er aß alles. Alles. Das Essen vom Teller seines Vaters, das Essen in der Mülltonne, sein Spielzeug, Insekten, Steine... Bauchweh bekam er seltsamerweise nie, was alle etwas angruselte. Und anwiderte. Shira war die Tollpatschige. Sie rannte gegen geschlossene Türen, stieß sich an Tischkannten, machte aus Versehen fast all ihr Spielzeug kaputt und war ein paar Jahre später die Erste mit einem Knochenbruch. So anstrengend die Kleinen auch waren, irgendwie lernten ihre Eltern, dass es gerade ihre Macken waren, die sie derart liebenswürdig machten. Die Kinder hatten Nerven aus Stahl, denn oft litten ihre Eltern unter der dreifachen Last und gaben es an die Kleinen weiter, doch das Leben ging weiter. Es ging voran. Und irgendwann wandelten sich auch die letzten Zweifel in grenzenlose Liebe. --------------------- Ja, die bekamen auch eine kleine FF oô Drillinge sind schließlich etwas besonderes Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)