Momento von Lily_Toyama (OS-Sammlung) ================================================================================ Kapitel 11: Gemeinsamer Schmerz ------------------------------- „Leesh, hinter dir!“, schrie Angelina, doch zu spät. Alicia konnte sich nur noch umdrehen um den tödlichen Zauber zu sehen, doch nicht mehr um auszuweichen. Wie eine Marionette, der man die Fäden durch geschnitten hatte, fiel sie in sich zusammen. „Alicia!“ Angelinas Schrei hallte in den Flur. Der Todesesser wandte sein Gesicht ihr zu, hob den Zauberstab um auch sie zu töten. Angelina sah alles wie in Zeitlupe. „Avada Kedavra.“ Der Todesesser fiel in sich zusammen. „Angelina.“ Sie hörte die Stimme ihres früheren Lehrers. Dann kam die Realität mit einem Schlag wieder und sie sackte in die Arme von Remus Lupin. „Professor, Alicia ist tot“, wimmerte sie. Er redete beruhigend auf sie ein, sie verstand nicht, was er sagte und doch beruhigte es sie. Nur dem letzten Satz verstand sie: „Geh in die Halle, versteck dich und ruh dich etwas aus.“ Angelina nickte automatisch, auch wenn sie wusste, sie würde nicht tun um was er bat. Er stand auf. „Wir sehen uns später.“ Er versuchte zu lächeln, was ihm aber misslang. Doch sie sah ihn nicht mehr lebend wieder. In dieser Nacht verloren ihr Retter, ihre beste Freundin und ihrer erste große Liebe ihr Leben. In dieser Nacht war die Luft mit ihrem Blut erfüllt. In dieser Nacht wurde ihr Leben zerstört. Seit dem Kampf waren fast fünf Jahre vergangen. Angelina war nach Spanien umgezogen und hatte jeglichen Kontakt zu ihren Freunden abgebrochen. Sie hatte Abstand gebraucht, die Anderen hatten es verstanden. Doch Katie hatte die Idee gehabt, dass sie sich nach genau fünf Jahren im 'Tropfenden Kessel' treffen könnten, wer nicht die Vergangenheit aufreißen wolle, müsse nicht kommen, sie wäre keinem böse. Dieses Treffen war in zwei Wochen und Angelina wusste immer noch nicht, ob sie hingehen wollte oder nicht. Während dieser Zeit hatte sie ein paar Beziehungen gehabt, nie von großer Dauer. Denn immer wenn es ernster wurde, hatte sie den Fehler gemacht, ihre Partner mit Fred zu vergleichen und niemand hatte diesem Vergleich standhalten können. Sie vermisste ihre Freunde, auch wenn sie versuchte sich abzulenken, es gelang ihr nicht. Über acht Jahre ließen sich nicht einfach wegwischen, sie waren ihrer Teenangerzeit. Mit den Mädels hatte sie gelacht, geweint, sich gegenseitig getröstet. Auch wenn sie hier Freundinnen hatte, war es doch nicht das Gleiche. Sie, Alicia und Samantha waren Seelenverwandte gewesen. Auch mit Katie und Leanne hatte sie über alles sprechen können. Sie vermisste die Scherze von Fred, George und Lee. Doch in Momenten wo die Vergangenheit sie wieder einholte und sie sich nach Hause wünschte, wurde ihr wieder schmerzlich bewusst, dass selbst wenn sie wieder nach Hause zurückkehren würde, es nie wieder so sein würde wie früher. Alicia und Fred waren tot, unwiderruflich. Zwei Wochen später betrat Angelina den 'Tropfenden Kessel', sie hatte sich doch entschlossen her zu kommen, die Vergangenheit wiederzubeleben, auch wenn es nur für einen Abend war. Sie ließ ihrem Blick durch den Raum gleiten, bis er an einer Gruppe hängen blieb. Ein Mädchen mit dunkelblonden Haaren hatte ihr den Rücken zugewandt und hielt mit einem jungen Mann Händchen. „Katie?“ fragte Angelina unsicher. Die junge Frau wirbelte herum. „Angelina?!“ Es klang nach Frage und Ausruf gleichermaßen und weil die Andere nicht widersprach, nahm sie an, dass ihr Ausruf richtig war. Katei fiel Anglina um den Hals, sie hatte keine Berührungsangst, hatte sie nie gehabt, schoss es Angelina durch den Kopf, ehe sie die Umarmung erwiderte. „Ich habe so gehofft, dass du kommst,“ flüsterte Katie gegen ihren Hals und die Andere spürte etwas Feuchtes an ihrem Hals. Katei weinte. Weinte vor Freude, dass sie ihre Freundin endlich wieder in die Arme nehmen konnte. „Angelina.“ Jetzt kamen auch die Anderen auf sie zu und Angelina erkannte in den jungen Mann, mit den Katie Händchen gehalten hatte, ihren führen Quidditchkäpten Oliver Wood. Samantha nahm sie auch in die Arme, als sich Katie von ihr löste um sich die Tränen aus dem Gesicht zu wischen. Angelina erkannte Samantha erst gar nicht, sie hatte sich sehr verändert, sie hatte sich ihre langen blonden Locken zu einen Bob schneiden lassen, die Haare geglättet und rotbraun gefärbt. Doch in der Art wie sie sprach und wie sie lächelte war sie einzigartig. Neben Katie, Oliver und Sammy waren noch Leanne anwesend. Als sich auch die beiden begrüßt hatte, sagte Katie: „Lee und George müssten gleich kommen. Setzen wir uns.“ Sie setzten sich und bestellten etwas zu Essen. Auch wenn ihre alten Freunde sie sehr an die Vergangenheit erinnerten, wusste Angelina nicht mehr wann sie glücklicher gewesen war. Hier waren Menschen, die sie verstanden, wussten was sie ansprechen durften und was nicht. Wussten, mit was sie sie aufziehen konnten und wo sie sie besser schwiegen. „Ich komme gleich wieder.“ Angelina stand auf um aufs Klo zu gehen. „Komisch.“ Katie sah auf die Uhr. „Wo bleibt denn George?“ „Der musste sicher noch arbeiten, kommt aber sicher gleich“, beruhigte Lee, der vor Kurzem gekommen war, sie. Um zu den Toiletten zu gelangen musste man am Eingang vorbei. Angelina sah nicht auf den Weg und stieß prompt mit jemand anderem zusammen. „Entschuldigung,“ meinte der junge Mann und reichte der, am Boden sitzenden, Angelina die Hand. „Es war ja auch meinen Schuld“, murmelte die und hob den Kopf. Es traf sie wie ein Schlag, als sie dem jungen Mann ins Gesicht sah. Fred Doch dann kam die ernüchternde Erkenntnis, dass Fred tot war und sie nur ins Gesicht seines Zwillingsbruder sah. „George?“ Seinen Augen weitenden sich. „Lina? Bist du es?“ Sie stand endlich wieder auf und nickte. „Beim Merlin, Lina.“ George fasste sie erst an den Schultern und mustere sie. „Lass dich ansehen.“ Dann umarmte er sie stürmisch. „Ich hab dich vermisst.“ Angelinas Augen weitenden sich. Immer wenn sie an George gedacht hatte, hatte sie nicht daran gedacht, dass er sie vermissen würde. Er war so anders als sie, hatte auch so viel verloren, doch er hatte er sich nicht so abgekapselt wie sie sich. Gut sah er aus und sie ertappte sich bei den Gedanken, dass sie sich fragte ob Fred auch immer noch genauso so aussehen würde wie sein Bruder, nur mit einem Ohr mehr. Neben den Schuldgefühlen, die aufeinmal da waren, war da auch ein Kribbeln. Ja, sie hatte ihn auch vermisst, wie sehr wurde ihr erst jetzt bewusst. „Ich muss auf Klo“, nuschelte sie um der Situation zu entkommen, von der sie nicht wusste, wie sie mit ihr umgehen sollte. „Du kannst ja schon mal zu den Anderen gehen, ich komme gleich wieder.“ George ließ sie los. „Klar.“ Angelina wusch sich die Hände und sah dabei in den Spiegel. Braune Augen starrten zurück. „Warum hat es gekribbelt? Das kann doch nicht sein, das kann ich noch nicht machen. Alicia ich wünschte du wärest hier. Du wüsstest sicher, was ich machen sollte.“ Warum musste es gerade so passieren? Warum ausgerechnet Fred und Alicia? Und warum hatte es gekribbelt? Es durfte nicht kribbeln, er war die große Liebe ihrer besten Freundin. Ihrer besten toten Freundin, sagte eine kleine Stimme in ihrem Kopf. Sie konnte es sowieso nicht ändern, sie war tot. Warum sahen die beiden sich auch so verdammt ähnlich? Da alles half nichts, sie musste wieder raus. „Das bist du ja, ich dachte schon du bist ins Klo gefallen“, scherzte Lee als sie sich wieder an den Tisch setzte. Angelina lachte leicht. „Ja und es hat einige Zeit gedauert bis ich mich wieder raus gezogen hatte.“ „Hättest du was gesagt ich hätte dich heldenhaft gerettet.“ Lee griff sich theatralisch an die Brust. „Der Klobürstenheld“, kam es trocken von George und Sam prustete ihr Essen wieder auf den Teller vor lachen. Alle stimmten mit ein und während Angelina lachte musste sie sich eingestehen, wie sehr sie George vermisst hatte, der Einzige der Fred wirklich wieder hatte aufheitern können wenn er traurig gewesen war. Immer und immer wieder ertappte Angelina sich dabei wie sie George anstarrte. Es wurde immer später und langsam wurden alle müde. Katie fing als Erste an zu gähnen und kuschelte sich an Oliver. „Oh ist da einer müde?“ neckte George sie. Katie steckte ihm die Zunge raus. „Im Gegensatz zu dir habe ich heute ein anstrengendes Training hinter mir.“ „Ist das eine Kritik?“ „Du hast nur faul in deinem Laden rum gestanden und Kindern Dinge verkauft mit denen sie Eltern und Lehrer in den Wahnsinn treiben.“ „Das trifft mich tief, dass du so etwas sagst.“ George schniefte. „Tja.“ Katie gähnte erneut. „Ich bin müde, ich werde ins Bett gehen. Es bleibt dabei, Mädels, dass wir uns morgen treffen zum Shoppen?“ Oliver seufzte. „Mädchen und Shoppen, ein Mysterium für sich.“ Dafür zwickte Katie ihn. „Ich gehe, kommst du mit?“ Oliver nickte. „Ciao, ich hoffe wir sehen uns bald wieder.“ „Klar.“ Sam strahlte. „Das müssen wir jetzt öfters machen. Aber ich bin auch müde und werde ins Bett gehen. Tschüss.“ Als sich auch noch Lee verabschiedete, beschlossen die anderen Drei die Runde aufzulösen. George, ganz gentlemen-like, half Angelina in den Mantel. „Wo schläfst du?“ „In einem kleinen Muggelzimmer, es war so kurzfristig, dass ich nur noch da einen Platz bekomme hab. Ist aber nicht weit von hier.“ „Ich begleite dich“, bot George an und lächelte, „kleine Mädchen sollten nachts nicht alleine rumlaufen.“ „Bäh.“ Angelina lachte. „Wer ist klein? Darf ich dich erinnern, wer einige Monate älter ist?“ „Und kleiner.“ George stellte sich dich vor sie, um zu demostieren, dass er einen ganzen Kopf größer war. In Angelinas Bauch fing es leicht an zu kribbeln, als sie seinen Geruch so stark warnahm. *Reiß dich zusammen, Lina, du bist keinen 15 mehr.* ermahnte sie sich selber. Doch die Schmetterlinge gingen erst weg, als George sich wieder von ihr entfernte. Schweigend gingen sie nebeneinander. „Da ist es.“ Angelina blieb vor einen kleinen Haus stehen. „Was ist das?“ George sah sie skeptisch an. „Das ist ein kleines Hotel, George.“ Warum sie seinen Namen aussprach wusste sie nicht, vielleicht auch um sich selber in Erinnerung zu rufen, wer er war. „Es war ein wundervoller Abend.“ Angelina kicherte. „Was?“ „Es hört sich an, als hätten wir ein Date gehabt. Oh, George, der Abend mit dir war wundervoll.“ Übertrieben schmachtend sah sie zu ihm hoch. „Ja, Angelina-Schätzchen, ich will mein ganzes Leben nur mit dir verbringen.“ Er griff nach ihrer Händen. „Du weißt was jetzt kommt?“ „Der Kuss.“ Angelina beugte sich vor und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Gute Nacht, George.“ „Gute Nacht, Linchen.“ Angelina lächelte - wie lange hatte sie keinen mehr so genannt. Sie winkte George noch einmal und ging dann ins Haus. „Ihr Freund?“, fragte die Besitzerin und Angelina war sich sicher, sie hatte die ganze Zeit durchs Fenster gestarrt. „Nein“ noch nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)