Burning fox von Ray-rey (16+) ================================================================================ Kapitel 2: Die Jagd ------------------- Sasuke ging an einen der freien Tische, legte seinen schwarzen Mantel und einen alten Leinenbeutel, in dem er so einiges verstaut hatte, auf einen der Holzstühle und lehnte sein Schwert daran an. Mit müde gewordenen Beinen setzte er sich und lehnte sich zurück. Heute war er weit gelaufen und auch weit gekommen. Sofort viel sein Blick zu einem prasselnden Kaminfeuer, in einer der Ecken der gemütlich eingerichteten Gaststube. Ein leises Seufzten verließ seine hellen, schmalen Lippen, während er die Augen schloss. Er hatte noch genügend Proviant für ein paar Tage bei sich, doch dies war nicht durch eine, nicht selbst gekochte und warme Mahlzeit zu ersetzen – und ganz besonders dann, wenn man seit längerem nichts dergleichen gegessen hatte. Den Winter über hatte Sasuke einer falschen Fährte nachgejagt. Zu dieser Zeit hatte er sich noch in wärmeren Gefilden befunden, nun aber war das Land deutlich angestiegen; dennoch stand auch hier der Frühling bereits in den Startlöchern. Die ersten Knospen der frühen Frühjahrsblüher schwellten und ihre Welt löste sich ganz allmählich aus ihrer Winterstarre. Es wurde wärmer und die Schatten der Bäume kürzer, auch wenn die Nächte immer noch kalt, wenn nicht gar eisig waren. Als sich eine Kellnerin räuspernd vor ihn stellte, öffnete Sasuke seine Augen wieder. „Der Herr wünscht?“, fragte sie freundlich und mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Ihre langen, schwarzen Haare hatte sie zusammen gesteckt und ihre Wangen waren mit rotem Rusch bedeckt, so wie bei vielen Frauen in dieser Gegend. Sasuke jedoch lächelte nicht und bemühte sich auch nicht besonders freundlich auszusehen. „Sake. Und eine warme Suppe; egal welche, such mir etwas Gutes aus, dass meinen Geldbeutel nicht zu sehr strapaziert“, antwortete er ihr und die Kellnerin nickte; dann nahm sie den Mantel und den Beutel vom Stuhl, um alles in eine Garderobe zu bringen. Eigentlich hatte Sasuke Geld im Überfluss, aber er war stets darauf bedacht, dass das auch so blieb, und dass das auch niemand erfuhr, der meinen könnte, sich bei ihm bereichern zu können. „Den Mantel nehm von mir aus mit, aber das Schwert bleibt bitte wo es ist“, wand Sasuke sofort ein, als sie auch nach dem Schwert greifen wollte. Sein Schwert, dessen Name Kusanagi lautete, war für ihn äußerst wichtig und wertvoll. Seiner Meinung nach, gab keine schärfere Klinge, mit der es sich besser kämpfen ließe, wie mit dieser. Wieder nickte sie wortlos, lächelte noch einmal kurz und verschwand mit den Sachen in ihrem Arm. Außer ihm und fünf weiteren Gästen war niemand hier; also dauerte es nicht lange bis eine randvolle Schüssel mit dampfender und gut duftender Gemüsesuppe, ein frisches Brot und ein Gässchen Sake vor ihm standen. Er zog die blau verzierte Keramikschüssel, in der sich die Suppe befand, näher heran und begann, in aller Ruhe die er aufbringen konnte, zu essen. Eine weitere Gruppe von Menschen kam herein und nahm an einem großen Tisch Platz, und noch weitere folgten. Während er löffelte, und vom Brot nahm, begann Sasuke den Gesprächen im Raum zu lauschen. In letzter Zeit mochte er es besonders belanglosen Geschichten gehör zu leisten, weil es ihn auf andere Gedanken kommen ließ; denn seine Luftschlösser, kreisten gerne um ein und dasselbe und es war schwer, ohne eine Ablenkung, davon Abstand zu bekommen. Sie sprachen über die ersten Arbeiten, die im Frühjahr zu verrichten waren, über ihre Familien und deren alltägliche Probleme, oder über besonders begehrenswerte Frauen, die es wert schienen, dass man heimlich über sie sprach. Es dauerte jedoch nicht lange, bis Sasuke hellhörig wurde. Ein Gespräch von ein paar Männern links von ihm, wurde sehr schnell besonders interessant, als sie anfingen über das meilenweit entfernte und zerstörte Konoha zu sprechen: „Torpe soll vor ein paar Monaten dort gewesen sein und es steht fast kein Haus mehr dort. Es stinkt übel nach fauligen Eiern hat er erzählt. Man möchte sich das gar nicht vorstellen. Also ich meine, ich möchte es nicht.“ „Torpe? Der treibt sich aber auch wirklich überall herum! Das verstehe ich immer nicht. Ich würde keinen Schritt in diese Richtung tun. Der Neunschwänzige ist immerhin noch am Leben und hat dieses andere Bijuu gefressen. Wie hieß es noch? Shichibi wenn ich mich richtig erinnere“, sprach einer der Männer, dessen dunkles Haar in dicken Locken bis zur Schulter gingen, und beugte sich vor. Über solche Angelegenheiten sprach man nicht allzu laut, wenn es sich vermeiden ließ. „Das mit dem anderen Bijuu habe ich auch gehört. Aber anscheinend hätten sie den Neunschwänzigen trotzdem besiegt, wenn ihnen der Boden unter ihren Füßen nicht explodiert wäre. Das war eigentlich das größte Unglück. Das Tal dort soll immer noch in Flammen stehen“, tuschelte ein Älterer, der sich auf den Tisch stützte und dessen Haar bereits ergraut war. „Ach tatsächlich? Also ich finde das alles ziemlich unglaubwürdig. Weshalb sollte es dort immer noch brennen?“ Sasuke hatte es gesehen, das brennende Tal von dem sie sprachen. Brennend und lodernd lag es im Schoß, der toten und ausgebrannten Berge. Es war der Boden selbst, der in Flammen stand; und er erinnerte sich, als ob es gestern gewesen wäre, denn es war der Tag, an dem seine Fahrt begonnen hatte: Kurz nachdem er von Narutos tot erfahren hatte, hatte sich der Wind gedreht und Asche war in Flocken vom Himmel gefallen, wie niedergehender Schnee an einem kalten Wintermorgen. Die Luft war drückend gewesen zu jener Stunde und dunkle Wolken waren vom Himmel herab gekommen, die sich wie ein Schleier zwischen die Straßen gelegt hatten. Man hatte kaum die Hand vor Augen gesehen. Als es dann Nacht geworden war, und der Wind erneut in eine andere Richtung umgeschlagen war, hatte er es in der Ferne gesehen: einen von Blut getränkten, roten Horizont; als würde die Sonne ein zweites Mal untergehen. Die schwelenden Rauchwolken gen Osten, angestrahlt von einem Feuer, zogen unaufhörlich hinauf in die Finsternis – ein schauerlicher Anblick, von dem er sich kaum hatte abwenden können. Sasuke hatte sich noch in derselben Nacht auf den Weg gemacht, um das Tal mit eigenen Augen zu sehen. Und es war das erste Mal gewesen, dass er vor Flammen Ehrfurcht verspürt hatte, denn Feuer war sein Element. Noch vor wenigen Monaten hatten sich dort weitläufige und erblühende Wiesen und Felder, die sich bis zu den Bergen erstreckten, befunden. Aber als der Bijuu Kyuubi während des Kampfes entdeckt hatte, dass sich Torf unter ihm befand, hatte er begonnen zu graben; und als der Torf erst brannte, erreichte das “Unglück von Konoha“ seinen Höhepunkt. Das Feuer breitete sich erst unbemerkt im Erdreich aus, weil niemand wusste wie weit der Torf reichte, und nach tagelangen Kämpfen riss der Boden auf und verschlang jeden der hineinfiel. Selbst der Bijuu ergriff in dieser tragischen Stunde die Flucht und überließ die letzten Kämpfer ihrem Schicksal. Später verließen die Menschen die Gegend, denn das Tal brannte noch 40 Jahre lang und das Dorf Konoha wurde nie wieder erbaut. Nur die Natur holte sich zurück, was schon immer ihr gehört hatte. Schon lange hatte Sasuke, gegen das Regime von Konoha, einen vernichtenden Schlag geplant; doch nie hätte er dem Land und so vielen Unbeteiligten, so einen Schaden zugefügt, wie es der Kyuubi getan hatte. Alles war anders zerstört wie er es gewollt hätte. Auch Narutos dahinscheiden stimmte ihn mehr als missmutig, obwohl er augenscheinlich selbiges vorgehabt hatte; aber all das war nun Geschichte, denn Konoha war unbewohnbar geworden und Naruto war bereits tot. Sasukes Hand ballte sich zu einer Faust, als er, wie schon des Öfteren, darauf gestoßen wurde. Und als er auf die Schüssel vor sich sah, bemerkte er, dass er nun doch die Suppe runter geschlungen hatte, die er eigentlich genießen wollte. Er ließ einen Seufzer verlauten und sein Blick kehrte zu dem, immer kleiner werdenden Kaminfeuer, in der Gaststube zurück; lieber wäre es ihm gewesen, wenn er nicht zugehört hätte und sich auf sein Essen besonnen hätte, dass es nicht jeden Abend gab. „Was glaubt ihr, wird jetzt mit Konoha passieren?“, fragte einer und kurze Stille brach ein. Die Männer sahen in sich gekehrt auf ihre Gläser, bis der Schwarzhaarige mit dem stark gelockten Haar, auszusprechen begann was viele dachten: „Jetzt wo die Mauern eingestürzt sind und die meisten Ninja fort sind, werden sich die anderen Dörfer alles unter den Nagel reißen, was sie bekommen können. Plünderer werden selbst die Nägel stehlen, wenn das Machtgeringe länger dauern sollte, und es wird lange andauern. Jahre vielleicht. Es fühlt sich an wie der Funken im Fass und als würde der Bijuu ganz genau wissen was er tut. Ich fürchte, die Landkarte wird sich stark verändern. Tja, jetzt haben sie endlich wieder einen Grund, den Waffenstillstand nieder zu legen und erneut über sich herzufallen.“ Sasuke sah zu dem Tisch, an dem die Männer saßen und öffnete einen Spalt weit seinen Mund, als wolle er etwas sagen, aber er tat es nicht. Dieses Mal war eine andauernde Stille eingebrochen. Konoha war einer der größten Dörfer des Feudalstaaten Hi no Kuni gewesen. Ein Funken im Fass war vielleicht keine sehr treffliche Beschreibung für das, was der Untergang von Konohagakure wirklich für gesamt Hi no Kuni bedeutete. Die Wirtschaft des Landes war schon schwach gewesen, bevor Kyuubi seine Freiheit zurück erlang hatte, und Konoha hatte bisher einen nicht unerheblichen Einfluss auf den Markt gehabt. Wenn sich die Länder weiterhin zerstritten oder erneut Krieg ausbrach, war das für den Bijuu nur zum Vorteil. Ohne Zusammenhalt waren die Dörfer ein leichtes Ziel. Ungestört könnte der Kyuubi alle neun Bijuu in sich vereinen und eine Dunkelheit würde über die Welt herein brechen, wie sie sie noch nie erlebt hatte. Sasuke bestellte noch einmal etwas zu Trinken, als die Kellnerin an ihm vorbei ging und bezahlte dann. Die Nacht verbrachte er schon, auch wenn es kühl war, ganz problemlos im Freien. Als Sasuke am nächsten Morgen erwachte, schien er sich in einer Gegend zu befinden, an der alle Sorgen ihrer Zeit noch vorbeigingen. Die warmen Strahlen der Frühlingssonne, waren eine Wohltat für seine Glieder und jede Wolke die am hellblauen Horizont zu sehen war, war wie hoch oben an den Himmel gemalert, wie bei einem schönen Bild. Die Vögel zwitscherten und das Rauschen des Flusses Miyagawa, der seinen Weg schon seitlangem kreuzte, begleiteten ihn als einziges Geräusch. Die tiefen und kühlen Gewässer Miyagawas waren klar und trugen eine wohltuende Frische mit sich. Bereits des Öfteren hatte Sasuke, bei kleinen Pausen, am Rand gesessen und den, sich ständig ändernden Liedern des fließenden Wassers gelauscht, oder von ihm getrunken. Nun aber führte Sasukes Weg fort und tiefer in das Gebirge des Ostens. Vor ihm erstreckte sich das Hida-Gebirge der japanischen Alpen, auf das er sich schon lange zubewegt hatte. Eine hohe Bergkette, die ganz schnell steil nach oben stieg, mit vielen senkrechten Felswänden und wenig Grün. Weit oben war das ganze Jahr über tiefer Schnee, aber es führte kein vernünftiger Weg schnellgenug um diese Berge herum. Sasuke fürchtete, dass Kyuubi vor hatte, als nächstes den Zweischwänzigen zu überwältigen und in sich aufzunehmen; denn es war einfacher für ihn, mit den Schwächsten anzufangen und sich hochzuarbeiten. Die Sonne ging auf und ehe sie wieder begann abzusinken, ging es für Sasuke steil bergauf. Der Weg wurde schwieriger und schmaler und man merkte, dass nur noch wenige Menschen diesem Pfad folgten, denn es gab längere Wege die einfacher zu gehen waren. Noch einige weitere Stunden vergingen. Völlig ungestört und allein lief Sasuke diesen Weg. Plötzlich jedoch, als er an einer tiefen Schlucht entlang lief, hörte er über sich ein leises tock, tock, tock auf dem Fels. Sasuke blieb stehen und ein Stein, nicht größer als seine Faust, spickte mit hoher Geschwindigkeit an ihm vorbei. Etwas verwundert über den losgelösten Stein sah er nach oben, die steilen Abhänge entlang. Sasuke konnte dort niemanden erkennen, aber auch nicht sonderlich weit sehen, da der Weg auf dem er sich befand, wie in den Fels gegraben war. Es schien niemand über ihm zu sein, nun aber hörte er ein lautes stampfen und brechen. Etwas weit aus größeres, hatte seine Position verlassen und zerbarst jeden dürren Baum unter sich, den es traf. Sasuke machte einen Satz zurück und lehnte sich an den Fels, als dieser Gesteinsbrocken an ihm vorbei rausche. Schützend hob er die Arme über den Kopf, hoffend darauf, dass das der letzte war der viel. Aber die schnell folgenden Geräusche und Bewegungen die er vernahm, waren einem Erdbeben gleich. Ein lautes Getöse, gefolgt von sich auftuenden Rissen, brach aus. Über Sasuke braute sich eine Steinlawine zusammen und bahnte sich einen Weg nach unten in die Tiefe. Als Sasuke nach oben sah, sah er wie sich der halbe Berg über ihm in Bewegung gesetzt hatte. Seine, sich augenblicklich rot färbenden Augen, die weithin als Sharingan bekannt waren und eine besondere und vererbte Ninjafähigkeit waren, weiteten sich überrascht. Es gab nur eine Möglichkeit nicht begraben zu werden –und das war am besten nicht dort zu stehen, wo er jetzt gerade stand. Sasuke nahm die Beine in die Hand und rannte den engen Pass entlang. Und obwohl er schnell war und weit springen konnte, erreichten ihn die ersten fallenden Giganten und eine Menge mitgetragener Gesteinsstaub. Alles passierte in Sekunden schnelle; immer wieder wich er gekonnt großen Felsbrocken aus. Es waren viele und der Untergrund bewegte sich mit. Er versuchte nicht mit in den Abgrund zu fallen, denn die meisten dieser Brocken wogen einige Tonnen, und sprang von Stein zu Stein. Sasuke schaffte es durch seine Augen, eine Lücke abzupassen und mit einem weiten Sprung zurück auf einen Stück Weg zugelangen, das fast am Rand des Geschehens lag. Als er dies gerade erneut wagen wollte, und sich bereits fort bewegte, schlug einer der Brocken auf diesen Weg-Teil ein und klemmte sein linkes Bein, bis zu seinem Knie, ein. Sasuke schrie und wurde zu Boden geworfen. Er fasste sich jedoch schnell und versuchte sofort wegzukommen. Als er merkte, dass das auf diese Weise nicht möglich war und dass das Geröll bereits am vorbeiziehen war, schützte er erneut seinen Kopf und harrte einen Moment lang aus. Er lag, mit dem Gesicht am Boden, auf dem Bauch und lauschte. Noch bevor sich der Staub gelegt hatte, versuchte er erneut sein eingeklemmtes Bein herauszuziehen, was ihm nicht gelingen wollte. Es dauerte bis er etwas in den wallenden und nebelartigen Staubwolken, die seine Sicht vom Boden aus noch einschränkten, sehen konnte. Als er den Stein dann aus den Augenwinkeln sah, wurde ihm sehr schnell klar, warum er Schwierigkeiten hatte, sich zu befreien - denn dieser Stein hatte sicher die Größe fünf ausgewachsener Rinder. Sasuke fluchte innerlich. Jetzt verschnaufte er mal einen Moment um zu überlegen und um zur Ruhe zu kommen. Bevor er erneut versuchte sich zu befreien, hörte er jedoch in der Ferne, die Stimme eines Mannes die rief: „Warte! Nicht dagegen treten, ich hole dich! Warte!“ Die raue Stimme rief ihm noch öfters zu, und kam schon nach kurzer Zeit näher. Sasuke nahm den Kopf hoch, als er auch Schritte hörte. Schnell verschwand das unheimliche Rote, aus Sasukes Augen. Ein alter braungebrannter und drahtiger Mann kam auf ihn zu, dessen Mandel Augen genauso dunkel waren wie die seinen. Sein Haar war grau und er hatte ein kleines Bärtchen an seinem Kinn, das ein wenig unordentlich aussah. Er bückte sich zu Sasuke herunter und sah ihn an; dann sprach er: „Ich dachte schon, dass es dich erwischt hätte. Da hattest du wohl noch mal Glück im Unglück, wie lautet dein Name?“, fragte der alte Mann. „Sasuke“, antwortete er etwas knapp, da er nicht der Meinung war Glück gehabt zu haben, und ließ bewusst seinen Nachnamen beiseite. Man konnte nie wissen wie weit sich Gerede ausgebreitet hatte und da Sasuke genug auf dem Kerbholz hatte, war er immer, egal wo er sich befand, auf der Hut. „Hallo Sasuke. Dein Bein steckt aber ganz schön weit drin. Das habe ich mir schon denken können; aber das kriegen wir schon irgendwie wieder hin. Ein Glück, dass ich heute hier entlang gekommen bin und dich von der anderen Straße aus sehen konnte. Wer weiß wann wieder jemand vorbei gekommen wäre! Hm, es passiert nicht so oft, dass hier eine Steinlawine runter kommt“, sprach der Fremde während er zu seinem Bein und dem Stein sah. „Ich werde mal versuchen, ob ich den Brocken hier bewegen kann, ansonsten denke ich, wird das ein wenig dauern bis wir dich hier draußen haben. Mein Name ist übrigens Arata.“ Sasuke ließ den Kopf zurück auf den Boden sinken und ließ leises “Uff“ verlauten. Erst jetzt begann er zu spüren, dass sein Bein schmerzte. Er hustete kurz und versuchte sein Gesicht ein wenig von dem Gesteinsstaub zu befreien, der sich auf ihn niedergelegt hatte. „Geht es Junge? Ich werde mal versuchen ob sich das bewegen lässt“, sprach Arata während er sich erhob und die Hände an den Stein legte. Sasuke ging nicht davon aus, dass der alte Mann auch nur den Hauch einer Chance hatte, diesen Fels zu bewegen und blieb ruhig liegen, ohne auf seine Frage zu antworten. Er sah nur aus dem Augenwinkel, wie er aus seinem Sichtfeld, zum Stein hin verschwand. Dann hörte er, wie Arata einen herausgepressten Ton von sich gab, der daher rührte, dass er sich mit all seiner Kraft gegen den Stein drückte. „Hol lieber Hammer und Meißel, das bewegst du nie“, wollte Sasuke schon spotten, aber plötzlich spürte er, dass sich der Stein etwas bewegt hatte, auch wenn es vielleicht nur Millimeter waren. Sofort riss er die Augen auf, drückte sich mit den Armen vom Boden ab und stemmte sich ruckartig, mit dem freien Fuß, gegen den Stein. Das schmerzte und Sasuke biss die Zähne zusammen, kniff die Augen zu und hielt die Luft an; er ließ es aber auch nicht dabei bleiben. Arata, der mitbekam, dass Sasuke sich sofort wie ein Irrer gegen den Stein gestemmt hatte, erschrak über sein Verhalten, ließ aber den Stein nicht los um ihn nicht noch weiter zu verletzten. „Nicht so hastig!“, presste Arata hervor und drückte sich noch einmal so fest, wie er es in seinem Alter konnte, dagegen; und siehe da, Sasuke zog das Bein wieder heraus. Arata ließ locker und atmete kurz durch, bevor er sich wieder zu Sasuke wandte. Die Haut der Wade war aufgeplatzt und blutig, und das Schienbein war sichtlich gebrochen, da ein Teil des Knochens hervor schaute. Im Großen und Ganzen war es jedoch noch annehmbar und nicht vollkommen zermalmt und zertrümmert, wie es hätte sein können wenn Stein auf Stein prallt. Sasuke drehte sich um und setzte sich hin, um sich sein Bein anzusehen. „So ein Dreck! Wegen einer verdammten Viertelsekunde!“, fluchte er als er es sah. In seinem ganzen Leben hatte er sich noch nie einen Knochen gebrochen, und ausgerechnet jetzt, wo es wichtig war schnell zu sein, passierte ihm dieser Unfall. Arata schnaufte noch gehörig, meinte dann aber, dass er einen kleinen Ziehwagen hätte, um ihn in das nächstgelegene Dorf bringen zu können. Allerdings stand dieser nicht auf diesem schmalen Weg, und sie mussten erst einmal noch zu der anderen Straße gelangen, von der Arata ihn durch Zufall, schon während des Steinschlags, gesehen hatte. Arata half Sasuke auf und ging mit ihm, stützend und helfend, zu dem besagten kleinen Wagen, der voller Handelsgüter hing und Großteils aus leichtem Bambus gemacht war. Dort schaffte Arata, Sasuke erst einmal Platz, so dass er sich setzten konnte. Das tat Sasuke dann auch. Auf die Schnelle wickelten sie das Bein, mit dem Stoff von Sasukes Leinenbeutel, ein, den er überraschend während der Steinlawine nicht verloren hatte, weil er ihn gut an sich befestigt hatte, um seine Hände frei zu haben. Sein Hab und Gut landete währenddessen in einer Ecke des Wagens, zusammen mit seinem Schwert. Nach Aratas Aussage, dauerte es eine Stunde, bis man in dem Dorf ankam, aber er rechnete eher mit zwei, wenn er Sasuke mit im Gepäck hatte; und so war es dann auch. Der Weg zog sich lange hin und Sasuke konnte nicht anders, als über den Unfall nachzudenken. Sein Gesichtsausdruck wurde schnell von ausdrucklos zu entnervt und schon bald sprach er aus, was ihn plagte. „Jetzt habe ich Jahrelang trainiert und verliere gegen so einen verdammten Kieselstein!“, fluchte er leise und ließ sich mit einem Stöhnen, halb in die Sachen hinter sich, fallen. „Also ein Kieselstein war das nicht“, sprach Arata und Sasuke sah überrascht auf, da er eigentlich nicht gehört werden wollte. „Ich habe dich gesehen. Gerannt bist du, schneller als das Menschliche Auge das hätte erfassen können. Und springen kannst du wie eine Bergziege! Wenn nicht der habe Hang herunter gekommen wäre, wärst du sicher mit einem blauem Auge davon gekommen. Und so gesehen bist du ja noch sehr gut davon gekommen. Ein gebrochenes Bein ist nach so etwas unglaubliches Glück. Es hätte weitaus schlimmer sein können“, sprach er und zog weiter den Wagen, den Weg entlang. „Du wirst sehen, das Dorf ist zwar klein, aber hat trotzdem gute Ärzte. In ein paar Wochen wirst du sicher wieder laufen können.“ „In ein paar Wochen!“, wiederholte Sasuke hastig und warf den Kopf in den Nacken, soweit das in dieser Lage noch ging; denn ein guter Arzt von Konoha hätte die Verletzung innerhalb von Minuten heilen können. „Das sind keine Ärzte, sondern Heilkundige“, murmelte Sasuke. Er wusste nicht was er jetzt tun sollte. Während er also nun verletzt darauf wartete nicht mehr verletzt zu sein, fraß sich der Kyuubi vielleicht durch die neun “legendären Bijuu“, die bereits nur noch aus acht bestanden, um größere Macht zu erlangen. Wenn das geschah, hätte er keine Chance mehr ihn zu besiegen, und alles würde im Chaos und in der Dunkelheit versinken. Die ersten ergrauten Holzhäuser des Provinzdorfes waren zu sehen, als sie schon fast an ihnen vorbei gegangen waren. Ein kleines Tal eröffnete sich vor ihnen, und der sonst so schmale Weg wurde nun breiter, bis er in einer festen Straße mündete, die direkt in das Dorf hinein führte. Die Häuser waren in unterschiedlichen Höhen angelegt und sie verliefen entlang der natürlichen Form des Tals. Manche davon schienen ganz schief zu sein und andere waren wahre Statikwunder. Es war bereits Abend geworden und die Sonne verschwand zwischen den Bergen früher. Überall brannten Lichter und erhellten die kleinen Fenster. Sasuke konnte sich sehr gut vorstellen, dass hier der Winter sehr hart war, denn er spürte, nachdem nun die Sonne nicht mehr schien, wie schnell es abkühlte. Arata brachte Sasuke zu einem der besagten Ärzte. Er war schweißgebadet und sichtlich froh, dass sie angekommen waren. Sasuke bezahlte ihn angemessen für seine Hilfe und bedankte sich bei ihm. Arata trug Sasuke noch seine Sachen in das kleine Haus (an sein Schwert ließ Sasuke jedoch niemanden) und verabschiedete sich dann. Der Arzt behandelte, zusammen mit jemand anderem, den Knochenbruch. Die Haut wurde anschließend genäht und sein Bein geschient. Von den Zehen aus bis zu den Oberschenkeln war alles blau, grün und rot, aber Sasuke nahm es hin, auch wenn er den Gedanken hasste, dass ihm das passiert war. Nach der Behandlung, und nachdem sie einen Preis ausgehandelt hatten, für die Verpflegung, konnte Sasuke in eines der Krankenbetten fallen und schlafen. Schmerzmittel hatten sie keine und trotzdem schlief er schneller ein, als er es für möglich gehalten hätte. Die Tage vergingen und Sasuke befiehl eine Unrast, die ihn dazu brachte, über alles schlecht zu werten und zu denken, was er nur im Entferntesten finden konnte. Sasuke stellte schnell fest, dass es für ihn wohl nichts Schlimmeres gab, als mit sich selbst allein in einem Zimmer eingesperrt zu sein. Es war das erste Mal, dass er sich eine ernstere Verletzung zugezogen hatte. Er wusste das es nur ein Unfall gewesen war – etwas das jedem jeder Zeit passieren konnte, selbst dem aller Stärksten. Trotzdem wusste er für sich persönlich nicht damit umzugehen, denn es zeigte ihm auch, dass er ebenso ein Mensch war, dem solche Dinge passieren konnten, wie jedem anderen auch. Er fürchtete sich sogar insgeheim ein wenig davor, ein Stück seiner selbstsicheren Persönlichkeit zu verlieren, denn im Moment fühlte er sich sehr verwundbar. „Ich bin noch keinen ganzen Tag krank im Bett gelegen. Noch nie. Gibt es nichts was ich hier tun kann?“, fragte er den Arzt, dessen Name Kohaku lautete und der einer der wenigen Leute war, die er hin und wieder sah, ehrlich am fünften Morgen. „Du warst also noch nie wirklich krank?“, fragte dieser noch einmal nach, „Das ist wahrlich bewundernswert so ein starkes Immunsystem. Dann verstehe ich jetzt auch warum dir die Decke so auf den Kopf fällt. Aber solche Dinge passieren mach mal aus guten Gründen“, meinte Kohaku, ein hochbeiniger Mann mit dichtem Bart, und Sasuke verdrehte die Augen. „Ja natürlich, weil es Schicksal war und weil sich jeder von uns hin und wieder mal ein Bein brechen sollte!“, gab er mürrisch von sich, während er sich sein Kissen über den Kopf zog. Es war absolut nicht seine Art so zu reagieren; aber mit Schmerzen und dem Gefühl, nicht mehr Herr der Lage zu sein, war man nicht unbedingt man selbst. Er glaubte, dass das Kohakus Antwort auf seine Frage war, ob es nicht vielleicht etwas zu tun gab, dass auch er verrichten konnte. Kohaku belächelte ihn nur, aber war wie stets freundlich, da es so schien, dass er Sasuke sehr gut verstehen konnte. „Ich weiß schon; du gehörst dem Element Feuer an, nicht wahr? Ach, wie soll ich es dir nahe bringen? Ich rate dir am besten, die gewonnene Zeit für Gedankengut zu nutzen und sehe es als eine Erfahrung. Manchmal steckt sehr viel neues Wissen in Situationen, in denen man noch nie gesteckt hat. Und im Moment ist es einfach das Beste für dein Bein, still zu liegen. In ein paar Tagen werden wir dann vielleicht etwas finden, das dich ein wenig mehr ablenkt wie meine Angestellten zu traktieren“, sprach er mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)