Burning fox von Ray-rey (16+) ================================================================================ Prolog: Der brennende Fuchs --------------------------- „Naruto! Hör auf, du löst das Siegel!“ „Hörst du mich!? Das Siegel! Es bricht!“ „Nicht!“   ...Ein dunkler Schatten erhob sich weit über das Dorf, welches versteckt unter den Blättern lag... Einer der legendären neun Bijuu, ein Fuchsdämon aus der alten Zeit, verbrannte mit großem Zorn Wald, Dorf und Land. Vor vielen Jahren hatte der Bijuu, dessen Name Kyuubi lautete und im Volksmund neunschwänziger Fuchs genannt wurde, schon einst versucht das Dorf Konohagakure zu zerstören. Dank dem vierten Hokage, einem hoch angesehenen Mann, war es nicht so weit gekommen. Dieses Mal jedoch schien des Dämons Absicht, zu einer gnadenlosen Wirklichkeit zu werden. Naruto Uzumaki, der Sohn des inzwischen verstorbenen vierten Hokages, kämpfte wie viele, verbittert gegen das Untier. Doch die Gegebenheiten waren nicht wie früher und es sah so aus, dass Naruto, auf den viel Hoffnung gesetzt gewesen war, zu unerfahren mit seinen 23 Jahren war. Damals hatte man Kyuubi mit einem Siegel in eben diesen Jungen verbannt und ihn somit zu einem Jinchuriki gemacht, einem Träger eines Bijuu. Wider Erwarten war es Naruto nicht gelungen, ihn in seiner Verbannung zu halten und das Ergebnis war verheerend. Der Angriff des Bijuu, welcher einer höheren Gewalt glich, schlug eine tiefe Wunde in das Herz der Landschaft und des Dorfes. Tiefe Krater zogen sich schon bald durch das Erdreich und das umstehende Land stand in Flammen. Tagelang wurde mit allen Mitteln gekämpft und die Heimat verteidigt. Tiere aus der Umgebung flüchteten; nur der Mensch hielt den Irrsinn noch aus und wehrte sich weiter gegen den unvermeidlichen Untergang, anstatt zu gehen. Der brennende Fuchs Ein Junge, einer der wenigen begabten Schüler, die mit zu dem Kampf gegen den Kyuubi gekommen waren, kam zitternd und schwankend zum stehen. Ihm stieg die Hitze auf dem Schlachtfeld immer schneller zu Kopfe. Die Luft, die er einatmete, brannte unangenehm in seinen Lungenflügen. Das Gefühl Luft einzuatmen, die trotz der kühlen Jahreszeit schon seit längerem wärmer war als die, die er ausatmete, wurde nun fast unerträglich. Schwefel kreiste in dicken Schwaden nah über dem Boden und der widerliche Gestank von Fäulnis und Gift benebelte so manche seiner Sinne. Erschöpft strich er sich durch die Haare, in denen er mit seinen blutverschmierten und verkratzten Fingern stecken blieb. Sie waren zusammengeklebt, durch Schweiß, der herunterfallenden Asche und dem Dreck, in dem er hin und wieder unsanft landete. Der Kyuubi war ein fuchsähnlicher Dämon, mit neuen Schwänzen, dessen Fell hellorange, wie leuchtende Flammen, war. Seine Kraft schöpfte er aus Hass und er war der Stärkste der legendären neun Bijuu, um die sich einige Geschichten drehten. Die etwa 60 Fuß große Kreatur kreischte und suchte mit beängstigenden und leuchtend roten Augen nach seinen Peinigern, die sich immer wieder auf sie stürzten. Der Junge dessen Gesichtsfarbe von weiß zu blau wechselte, blickte angsterfüllt auf als der Bijuu den Anschein machte, sich zu ihm zu wenden. Der Kampf hatte ihn geschafft und er wusste weder wo oben und unten war, noch wo links oder rechts sein mochte. Alles schien sich vor seinen Augen zu drehen. Er schwankte, aber Naruto, der nicht weit von ihm entfernt war, bemerkte ihn noch rechtzeitig bevor er das Bewusstsein verlor -und dort wahrscheinlich erstickt wäre- und packte ihn an seinem dünnen und blassen Handgelenk. Er reagierte kaum und dennoch erschüttert, sichtlich traumatisiert; Trotzdem schaffte er es mit ein bisschen gutem Zureden, Naruto zu einem noch stehenden Waldstück zu folgen, das im Moment noch außerhalb der Reichweite des Kyuubi lag. Außergefahr, reute es Naruto, den Jungen allein stehen zu lassen. Trauriger weise gab es nichts, was er für ihn hätte weiter tun können. Als Naruto einen Satz nach oben machte, der ihn auch einige Fuß nach oben brachte, sah er kurz über die Schulter und sah, wie eine Frau aus Dorf sich seiner annahm. Ein wenig erleichtert darüber, lächelte Naruto dem Jungen zu, der ihm stillschweigend nach sah, und verschwand in einer der vielen Rauchwolken. Gekonnt landete er auf einem umgerissenen, kokelnden Baum und beobachtete, wartete ab, um schließlich einen passenden Augenblick zu erhaschen. Er strich sich ein paar blonde Haarsträhnen aus dem Gesicht und lauerte. Obwohl sich Naruto noch im Genin-Rang befand (also der niedrigste Rang eines Ninja in Ausbildung) hatte er bereits einige Leistungen erbracht, die sich mindestens auf einem Jonin-Niveau befanden; und Jonin waren unter anderem auch Ausbilder, die junge Genin unterrichteten. Die Fähigkeiten eines Ninja, waren gegenüber einem Normalmenschen bahnbrechend. Einen Sprung von 40 Fuß stellte kein Problem dar und das präzise treffen mit einem Shuriken oder anderen Waffen war ihnen ein Leichtes. Das besonders erwähnenswerte an einem Ninja allerdings war die Beherrschung von Chakra –der Körpereigenen Energien. Kampftechniken mit Chakra brachten einige Vorzüge mit sich, wie die Kontrolle über bestimmte Elemente; und viele der Familien die schon seit Generationen an ihren Fähigkeiten feilten, vererbten besonders Markante Fähigkeiten an ihre Zöglinge. Naruto zum Beispiel konnte eine unglaubliche Menge an Chakra sein eigenen nennen, auch wenn er dies nicht immer optimal zu nutzen wusste. Geschwächt durch die ständigen Strapazen, die er über sich ergehen lassen musste, erhob sich Naruto zu einer weiteren Attacke die Kyuubi am Kopf traf, aber wie so oft keine Wirkung auf ihn hatte. Ein grauenerregendes Heulen schallte erneut über die brennenden Wälder hinweg. Ständig schrie der Bijuu in den höchsten Tönen, ein Kreischen und Jaulen, das nicht einfach nur ohrenbetäubend war, sondern auch noch höchst nervenzerreißend. Manchmal schien es fast so, als würde der Bijuu nur mit ihnen spielen. Der Neunschwänzige verhöhnte sie mit den seltsamsten Geräuschen und tollte wild umher wie ein verspieltes Tier. Nach seinem gescheiterten Angriff landete Naruto unsanft auf dem Boden. Er hatte heute mehr gekämpft als jeder andere, und dennoch blieb ihm nichts anderes übrig, als durchzuhalten und weiterzumachen. Er fühlte sich unendlich schuldig für das was hier geschah. Seine Gesichtszüge waren verzerrt, angestrengt und seine sonst so schönen blauen Augen waren trübe. Naruto taumelte kurz, als er auf den knirschenden Boden unter sich sah. Fast wäre er über eine Hand gestolpert, die zwischen Asche und Holzsplittern hervorragte. Er musste nicht suchen, um denjenigen zu finden, dem die Hand gehörte. Ein paar Schritte weiter lag eine verkohlte Gestalt, der ein Arm fehlte, obwohl man dazu sagen musste, dass es nicht nur ein Arm war der hier zu fehlen schien. Der Mann war wohl dem Bijuu zwischen die Zähne geraten und in zwei Hälften gerissen worden. Naruto konnte sich glücklich schätzen, dass er ihn bereits nicht mehr erkennen konnte. Viele, die hier lagen, waren Freunde oder Bekannte. Mit einem kurzzeitigem Schwindelgefühl nahm Naruto Anlauf und sprang wie schon so oft, auf den Neunschwänzigen zu, gerade in dem Moment, als die lauten Schreie „Rückzug! Zieht euch zurück!“ zu ihm durchdrangen. Es war nicht das erste Mal, dass sie sich zurück zogen, dennoch überkam Naruto ein unglaublicher Widerwille. Seine blauen Augen, deren Glanz bereits durch die Erschöpfung erloschen war, wurden zu schmalen Schlitzen und seine Gedanken waren für einen Moment noch hasserfüllter. An einen Rückzug wollte er nicht mehr denken, jetzt wo der Neunschwänzige endlich Schwäche zeigte. Wutentbrannt stürzte er sich allein auf den Bijuu, der all die Jahre tief in seinem Innersten gesteckt hatte. All die Jahre, in denen Kyuubi ihm Kummer und Schmerz gebracht hatte, stiegen in ihm hoch und Tränen des Zorns liefen ihm über das Gesicht. Viele Jahre hatte Naruto versucht den Bijuu etwas besseren zu belehren und ihn zu verändern, aber daran war er kläglich gescheitert. Das Salz der Tränen brannte für ihn kaum merklich auf der blassen Haut, als sie über einige offene Kratzer rollten. Ein Brennen, das normalen Schmerzen ebenbürtig gewesen wäre, hätte es nicht den Schmerzen in seinem Herzen gegenüber gestanden. In Narutos Augen waren all die Menschen die hier ihren tot gefunden hatten, nur wegen seinem Fehler gestorben. Naruto konnte nicht sehen, dass jemand anderes an seiner Stelle schon lange die Kontrolle verloren hätte, und dass ihm niemand die Schuld für das gab, was vor drei Tagen passiert war. Kyuubi begrüßte mit Wohlwollen die aufkommende, neue Situation: ein Einzelkampf mit seinem ehemaligen Gefängnis! Er bäumte sich zu seiner vollen Größe auf. Seine Schwänze ruderten umher und versuchten Naruto zu erhaschen. Dieser war vorteilhafterweise, trotz der vielen Angriffe, immer noch voller Rachegedanken, die ihn schneller machten als gewöhnlich. Ein tiefes Grollen verließ des Fuchses Kehle, während er weiter versuchte Naruto zu erwischen.   Urplötzlich, als Naruto sich einen kleinen Fehltritt erlaubte beim aufkommen auf dem Boden, ergriff der Neunschwänzige seine Chance und traf ihn mit einem seiner neun pfeilschnellen Schwänze. Der Bijuu schlug ihn geradewegs in eine Flut aus Glut und Feuer. Naruto wurde so schnell zurück geworfen, dass er nicht mehr die Zeit hatte, zu reagieren. Mit aufgerissenen Augen sah er, wie sich die Welt in gelb, orange und rot färbte; als hätte er sich auf dem Schlachtfeld schnell, immer wieder im Kreis gedreht, bis alles zu einer einzigen Farbe verschwamm. Hinter ihm lag eine alte Lagerhalle für Waffen und bevor er sich versah, brach er durch ein paar der letzten Balken die noch standen. Auch das ging so schnell, dass er einfach keine Chance hatte, den Sturz zu lenken oder abzufangen. Es schlug ihn gegen eine Eisenstange, die aus dem beschädigten Betonboden herausragte. Ein markerschütternder Schmerz durchfuhr ihn und das Einzige, was er heraus brachte, war ein leiser, gequälter und abgewürgter Schrei, während sich seine Augen weiteten. Er griff mit zitternden Händen nach der glühend heißen Stange, die sich genau durch seinen Rumpf gebohrt hatte, und ihm wurde klar, dass er hier nicht mehr lebend herauskommen würde. Von den Händen blieben Hautfetzen an dem Eisen hängen und Narutos Körper zuckte immer wieder, spannte die Muskeln an, aber jeder Versuch von ihm, sich jetzt noch kontrolliert zu bewegen, scheiterte. Naruto stockte der Atem, während sein Kopf und seine Arme nach unten sackten. Während sein Körper um sein Überleben kämpfte, verspürte Narutos Selbst, bereits keinerlei Schmerzen mehr. Es herrschte nun vollkommene Stille in ihm und um ihn. Eine Stille, die er in seinem Leben nur ganz selten wahrgenommen hatte. Und er glaubte, noch nie so einen klaren Kopf gehabt zu haben wie jetzt. Naruto war immer in dem Glauben gewesen, dass wenn er sterben würde, wäre er geschockt, verängstigt oder sogar panisch und würde den Dingen, die er noch vorgehabt hatte, nach trauern. Doch dass alles erschien nun unwichtig und nichtig. Alles was er noch denken konnte war: „Gut... wenn dass das Ende ist, dann ist es jetzt eben so.“ Und das letzte was er sah, aber bereits nicht mehr wahrnahm, war, wie eine Stange aus seinem Torso herausragte, seine Kleidung Feuer fingen und sein Blut auf der heißen Eisenstange zischte.   Kapitel 1: Alles in Trümmern ---------------------------- An einem kalten, frühen und regnerischen Herbstmorgen lag ein Schlafender, nicht weit entfernt von einer Landstraße, die viele Menschen als eine der Hauptruten in den Südosten des Kontinents nutzten. Die Haut des Mannes, die von seinem schwarzen Mantel nicht abgedeckt wurde, war mit nassem Tau bedeckt und das dunkle, längliche Haar hing ihm in dicken Strähnen in sein Gesicht. Der Asiate lag an einem Baumstamm gelehnt, der zu einem alten Blätterbaum gehörte. Die Krone des Baumes schützte den Mann größtenteils vor dem leichten Nieselregen. Und die Regentropfen, die es durch das Blätterdach schafften, perlten von der weiten Krampe eines grauen Strohhutes ab. Er zuckte leicht, als ihm ein Blatt an die Stirn geweht wurde und ein leises, kratziges Grollen verließ seine Kehle, während sich die dunklen, schmalen Mandelaugen öffneten. Ohne sich zu rühren, blickte er durch enge Schlitze, die man „Morgenmuffelaugen“ hätte taufen können. Doch wenn man genau hin sah, konnte man erkennen, dass er sich prüfend und hellen Verstandes umsah. Niemand war zu sehen. Leise aufatmend, richtete er sich auf. Hier wollte er nicht weiter liegen bleiben, jetzt wo Mutter Natur ihn geweckt hatte. Der Reisende hob die Hand um sich den, vom Wind verrutschten, Strohhut wieder zu Recht zu rücken. Die Wälder waren noch so düster und grau, dass noch nichts einen eigenen Schatten zu haben schien. Ideal um unentdeckt, und somit ungestört, weiter wandern zu können. Ein leises Ächzen verließ die Kehle des 25-jährigen, als er seine Hand zurück zog und sie im Ärmel seines Mantels verschwinden ließ. Verflucht kalt war es geworden und es würde vielleicht kein schöner Tag werden um in die ehemalige Heimat zurück zu kehren; dennoch würde seine Reise heute ein Ende finden. Als er aufstand, und sich ausreichend streckte, wollte er nach seinen Sachen greifen; doch er griff ins Leere. Schnell erinnerte er sich wieder daran, dass er all sein Hab und Gut in einem Fluss, nicht weit von hier, verloren hatte, als er ihn überqueren musste. Nur sein Schwert, das mit einem einfachen Strick an seiner Schulter befestigt war, ein wenig Geld und die Kleider die er trug, waren ihm noch geblieben. Eine Tatsache die er schnell wieder ändern konnte, doch im Augenblick hatte er ganz andere Dinge im Kopf. Langsam, fast schleichend, ging er aus seiner Deckung, zurück zur Straße, um seinen Weg fortzusetzen. Nochmals sah er sich genau um, um sicher zu gehen, auch hier weiterhin allein zu sein. Mit stätig wachsamen Augen lief er den dunklen Weg entlang und unter jedem seiner Schritte knirschte der nasse Kies, welcher bereits teilweise am Untergrund festgefroren war. Dichter Nebel zog über die Wiesen neben ihm, was ihn, mit seiner schwarzen Kleidung, in der Düsternis verschwinden ließ. Die Zeit verflog schnell und die Sonne ging im Nebel auf wie ein loderndes Feuer das am Horizont entflammt war. Der weiße Dunst verschwand schon bald und warme Sonnenstrahlen drangen durch das rote, braune und gelbe Blätterwerk, der vom Herbst gefärbten Bäume, die sich neben dem Reisenden hinzogen. Ein angenehmer, Moosiger und von gefallenem Laub geprägter Duft lag in der Luft. Leider schoben sich wieder dichte Wolken vor die erwärmende Sonne und der Nieselregen, der auch schon die letzten Tage immer wieder gekommen war, setzte wieder ein. Keine Menschenseele kreuzte den Weg des Reisenden. Früher war diese Straße ein viel befahrener Weg gewesen, doch im Moment verschlug es niemanden mehr nach Konoha. Wenn er den Berichten eines Angriffes Glauben schenken durfte, würde es auch weiterhin so bleiben. Umso näher er seiner Heimat kam, umso verlassener und einsamer wirkte die Gegend. Plötzlich lief er neben abgebrannten Wäldern her, zerstörten Felsen, tiefen Kratern oder sogar verlassenen Häusern mit eingeschlagenen Fenstern und Türen. Nachdem ein kleines Schild das Dorf Konoha anpries, welches nur noch eine halbe Wegstunde entfernt war, verließ er die Straße und lief in ein größeres Waldstück, das noch etwas Schutz bieten konnte. Dort blieb er stehen, lauschte und ruhte zugleich. Niemand, und das war sehr ernst zu nehmen, durfte ihn bemerken. Als er weiter ging, hörte man keinen seiner Schritte mehr, wie als würde er über das Herbstlaub schweben. Immer wieder sah er sich verstohlen um, und seine Augen waren nun nicht mehr dunkle, fast schwarze Löcher, sondern rote Feuerbälle die alles zu durchdringen schienen. Weder Tier noch Mensch war hier. Kein Vogel sang, kein Fuchs kreuzte seinen Weg und ein widerlicher Gestank von Tod und giftigen Gasen lag schon bald in der Luft. Wie ein schwarzer Schatten glitt er zwischen den Bäumen hin und her, suchend und dennoch zielstrebig. Nur noch eine Meile entfernt von Konoha, fand er die Bestätigung auf seine Vermutung, die in ihm bereits gekommen war. Ein tieferer Aushub, welcher ein paar hundert Fuß lang war, zog sich durch eine Waldlichtung. Hier stapelten sich verstorbene Zivilisten, Krieger und sogar Tiere. Ohne mit der Wimper zu zucken stand er davor und hielt Hand und Ärmel vor Mund und Nase, um sich ein wenig vor Gasen zu schützen. Das Massengrab war noch nicht zugeschüttet worden, also war es verhältnismäßig frisch, was auch die noch runden Gesichter der Toten verrieten. Dennoch war der Geruch nichts für feine, geschweige denn normale Nasen. Das Gerücht von einem Angriff war also wahr gewesen. Doch der Angriff von dem der Schwarzhaarige gehört hatte, hatte vor Monaten stattgefunden; das hier waren also nur die Nachfolgen eines Krieges, welcher von unnatürlichen Ausmaßen gewesen zu sein schien. Ein näherkommender Wagen war zu hören, als er sich eben von dem Grauen abwenden wollte. Der Mann lief zurück in die Deckung des Waldes und umkreiste mit einem weiten Bogen den Graben. Als er daran vorbei gekommen war, blickte er kurz zurück und sah, wie eine Holzkarre, gezogen von zwei älteren Frauen, weitere Verstorbene zu dem Grab brachte. Ein ungutes Gefühl überkam ihn, auch wenn er sonst keinerlei äußere Regung zeigte. Von diesen Menschen hier, hatte er keinen gekannt oder je gesehen, auch wenn dies keinen Unterschied machen sollte. Es war nicht das erste Mal, dass er an einem solchen Ort vorbei gekommen war. Man hätte fast schon sagen können, er hätte sich daran gewöhnt, auch wenn es nichts war, woran man sich hätte gewöhnen sollen. Seit einigen Jahren gab das Leben dem Wanderer immer wieder solche Einblicke und Augenblicke, weswegen seine Gesichtszüge zu Stein geworden waren, wie bei einem alten Mann der zu viel erlebt hatte. Der Gestank von verfaulendem Fleisch schien nicht mehr auf zu hören und ein zweiter Geruch von Schwefel kam hinzu, als der Schleichende an Konohagakure angekommen war - zumindest an dem, was davon noch übrig geblieben war. Nach der Masse an Verstorbenen, die nur ein paar Minuten hinter ihm lagen, hatte er sich schon so einen Anblick wie diesen vorgestellt: Die Schutzmauer die einst um Konoha geführt hatte, war eingerissen und nur noch wenige Häuser standen. Alles was noch am Leben war, lebte hinter Trümmern oder auf den zerrütteten Straßenteilen. Das überraschendste dabei war das der Schwarzhaarige das Dorf betreten konnte ohne wahrgenommen zu werden und das obwohl jeder sein Gesicht kannte, und jeder wusste, dass er hier nicht erwünscht war. Er musste dazu nichts weiter tun, als den Kopf unten zu halten und den Strohhut seine Arbeit machen zu lassen. Alles hier schien nur noch ein Schatten seines Selbst zu sein. An einer noch stehenden Hauswand blieb er stehen und lehnte sich an. Lang stand er dort und sah abwesend auf Trümmer. War das alles was übrig war? Waren das alle, die noch am Leben waren? fragte er sich. Er fing an zu vermuten, dass ihn auf seinem Weg niemand stören würde. Dazu hatte augenscheinlich niemand mehr die Kraft. Kurz zweifelte der Mann an seinem Vorhaben, gegen einen alten Kammeraden anzutreten, aber jetzt noch umzukehren war dumm und töricht seiner Meinung nach. Er glaubte nicht, dass sein Freund auch zu den vielen Toten gehörte, schließlich war er immer ein hartnäckiger Kerl gewesen, der selbst einer tosenden Flut die Stirn bieten konnte. Eine kurze Woge von Übelkeit überkam den Schwarzhaarigen und er blieb noch eine weitere Weile dort an der Wand stehen. Er war so kurz vor dem Ziel, dass er wohl einfach zittrige Knie bekam, obwohl dass das Letzte war, was er jetzt haben wollte. Zweifel, weil das Dorf in dem sie gelebt hatten, zerstört war, konnte er sich eben so wenig leisten wie ein aufgeregter Magen und Knie die schlotterten. Er setzte sich wieder in Bewegung, als er sich wieder gesammelt hatte und ging tiefer in das Straßengewirr und somit tiefer in das Chaos hinein. Immer wieder hielt er an, sah sich suchend um und durchkämmte mit seinen Feuerbällen von Augen die Gegend, immer bedacht darauf, nicht doch noch bemerkt zu werden. Stundenlang suchte er wie ein unheimlicher Geist jeden Winkel ab, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Obwohl ihm die Situation zu schaffen machte, blieb sein Gesichtsausdruck genauso ausdruckslos, wie schon die ganze Zeit. Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit, kam ihm der Gedanke, dass sich sein ehemaliger Freund, schon gar nicht mehr in Konoha aufhielt. Er setzte sich auf ein herausgebrochenes Stück Wand und blieb dort etwas sitzen. Nur sehr wenig Menschen zogen in dieser Zeit an ihm vorbei und meist waren es nur Frauen und Kinder. Sie bemerkten ihn zwar, erkannten ihn jedoch nicht und liefen weiter. Es war ihnen egal dass er hier saß, solange er ihnen nichts tat oder sie ansprach. Plötzlich hörte er aus einer Gasse, die sich neben ihm befand, eine ihm bekannte Frauenstimme. Er lauschte und erhob sich. Endlich hatte er jemanden gefunden, den er kannte. Es war eine hübsche und junge Frau mit leicht rose schimmerndem, langem Haar. Sie trug es offen, wie sie es auch schon früher getan hatte. Sie war groß und kräftig, und soweit er sich erinnern konnte, konnte sie für eine Frau einem gut die Leviten lesen. Früher, als sie noch klein waren, hatten sie im selben Team gekämpft, für das Dorf und mit dem Dorf. Damals hatte er sich jemand anderem angeschlossen und alles hier hinter sich gelassen. Sie hatte sehr darunter gelitten, wie er wusste. Als Verräter von Konoha abgetan, war er für sie nur noch bösartige, wabernde Luft –wie er sich dachte-, die lieber nicht existieren sollte. Sie war genauso wunderschön wie immer, auch wenn tiefe Augenringe in ihre rosigen Wangen liefen und ihre Klamotten vor Schmutz und Dreck trieften. Es war noch genauso kalt wie am Morgen; deshalb wickelte sie ein kleines Kind in eine dünne und löchrige Decke ein. Als das kleine Mädchen freudig die Hand hob, und in die Richtung des Schwarzhaarigen zeigte, murmelte sie leise etwas, was er nicht hören oder verstehen konnte. „Hallo Sakura. Lange nicht gesehen“, sagte er mit kühlem Nachdruck in der Stimme. Sie zuckte leicht zusammen als sie diese raue Stimme zu erkennen schien und wand erschrocken den Kopf zu ihm. Sie schluckte. „Was willst du hier?“, fragte sie sofort mit einem unüberhörbaren Zittern in der Stimme und Angst in den Augen. Es war kein Geheimnis das Sasuke bisher finstere Pläne für Konoha geschmiedet hatte. Die Frau drückte das kleine Kind hinter sich und beobachtete den Rotäugigen scharf; er aber nickte in die Richtung des Kindes. „Deines?“, fragte er, da die Ähnlichkeiten kaum zu übersehen waren. Sie nickte stumm und schob das kleine Mädchen ein wenig weiter zurück, in den Schutz ihres Rückens. „Keine Angst, ich bin nicht wegen dir hier.“ Er ging in die Hocke und sah zu der Kleinen, die nun neugierig hinter ihrer Mutter hervor lugte. „Na, du bist wohl neugierig. Wie heißt du?“, fragte er ruhig und Sakura schnaubte missbilligend. „Wenn du nicht wegen mir hier bist, Sasuke, lass uns in Ruhe und geh.“, forderte sie ihn auf, immer noch ihr Kind schützend und mit unruhiger Stimme. Er nahm die Hand hoch zu seiner Hutkrampe und rückte ihn ein wenig tiefer. Langsam und bedrohlich kam der Uchiha wieder hoch. „Wo ist Naruto?“ Eine Weile kam keine Antwort und keine Reaktion ihrerseits. Doch dann sah Sakura bedrückt auf den Boden, als wolle sie davon nichts wissen oder hören. Sie biss sich auf die leicht zitternde Unterlippe, als sie sagte dass Naruto nicht mehr am Leben war: „Er ist tot“, hatte sie gesagt. Stille brach ein bis das kleine Mädchen, das immer noch brav hinter ihrer Mutter stand, an ihrem braunen Mantel zog und sie fragte ob sie gehen durfte. „Warum deckst du ihn? Hast du Angst, dass ich ihn besiege?“, fragte er unbeeindruckt und unberührt, da er ihren Worten keinen Glauben schenkte. Er war ein paar Schritte auf sie zu gegangen und konnte nun genau sehen, dass sich in ihren Augen tränen ansammelten, was ihn ein wenig stutzig machte. „Nein Sasuke, es stimmt. Der Kyuubi hat ihn getötet.“ Sie legte eine kurze Pause ein, in der sich eine Träne, die wie ein Regentropfen glänzte, einen Weg nach unten bahnte. „Wenn du mir nicht glaubst, dann geh auf den Friedhof und schau es dir an! Auf dem Gedenkstein wird sein Name stehen“, sagte sie mit einem unangenehmen Kloß im Hals und wand sich von ihm ab. Sie ertrug es nicht mehr Sasuke sehen zu müssen. „Komm mein Engel, wir gehen“, sagte sie leise zu ihrer Tochter und nahm sie an die Hand. Ohne weiteres gesagt zu haben, liefen sie die Straße hoch und ließen ihn mit der Todesnachricht allein zurück. Das kleine Mädchen sah zu ihrer Mutter auf und blickte noch einmal kurz zu ihm zurück, während sie versuchte, den Schritten der Erwachsenen nach zu kommen. Der Mann, dessen Name tatsächlich Sasuke Uchiha lautete, sah den kleinen Füßen des Kindes hinterher, während vollkommene Leere in seinem Kopf herrschte -bis sich in seinem Kopf die Worte die sie gesagt hatte wiederholten: „Er ist tot.“ Naruto war der Grund, warum er gekommen war, der Grund, warum er nun hier stand. Wenn er tot war, machte das alles hier keinen Sinn mehr; aber daran dachte er noch nicht. Langsam, langsamer als zuvor, setzte er sich in Richtung Friedhof in Bewegung; denn das wollte er sich genauer ansehen. Dort angekommen lief er zu einer großen steinernen Tafel auf der noch nie so viele Namen gestanden hatten wie neuerdings. Sasuke hatte es noch gar nicht richtig realisiert, dass er hier her gelaufen war und nun den Gedenkstein, wie sie sie nannten, anstarrte ohne zu lesen. Langsam ging sein Gesicht nach oben. Seine Augen erfassten die ersten Zeilen und sagten ihm die Namen, die dort standen. Erst waren es Unbekannte, von denen er noch nie etwas gesehen oder gehört hatte, später erst kamen die nächsten Generationen, die auch er mitbekommen hatte. Immer wieder blitze ihm ein Bekannter auf: Lee, Hinata, Choji, Shikamaru, Ino, Kiba, las er zwischen den Zeilen und Kälte, die er vorher kaum bemerkt hatte, kroch ihm von den Füßen aus hoch bis zu den Fingerspitzen. So viele bekannte Persönlichkeiten waren tot das selbst ihm, dem sonst unerschrockenen und kaltherzigen Abtrünnigen schwindlig werden konnte. Das hatte er nicht erwartet, und darauf war er auch nicht vorbereitet gewesen. Der Wind pfiff unangenehm durch seine Haare, die zwar inzwischen getrocknet waren, aber immer noch strähnig herunter hingen. Sasuke fröstelte leicht, während er weiter die Namen durch ging. Das geschriebene Wort war zwar nicht das seinige, dennoch kam Sasuke bis fast über die Mitte, ohne wegen Zeilenverlusts den Verstand zu verlieren. Dann aber schreckte er von dem Stein zurück als hätte er ihn angeschrien. Seine Gesichtszüge entgleisten ihm und sein Atem hielt an. „Niemals“, sprach er mit heiserer Stimme. Er starrte auf den Namen Naruto Uzumaki. Er las ihn immer wieder, um sich zu versichern, dass er dort wirklich stand; aber egal wie oft er es auch zu lesen vermochte, änderte sich nichts an der Tatsache, dass sein Name dort wirklich stand. Hass und Wut schnürten ihm die Kehle zu. Er wollte es nicht wahr haben. Als könne die Tafel etwas dafür, schlug er gegen sie. Er versuchte den aufkommenden Kloß in seinem Hals herunter zu schlucken, was nicht funktionieren wollte. Tränen sammelten sich in seinen, plötzlich wieder schwarzen Augen. Er kniff sie zu und lehnte sich an den Stein. Es war nicht fair. Warum er? Warum jetzt? Warum überhaupt? Seine Lippen bebten als er seinen Mund leicht öffnete und durch ihn ausatmete. Sein Strohhut fiel auf den Boden und zum ersten Mal seit Jahren, fing er an zu weinen. Er blieb dabei an den Gedenkstein gelehnt und schluchzte leise in sich hinein, nicht dazu in der Lage es unterdrücken zu können. Eigentlich war er hier gewesen um gegen ihn zu kämpfen und vielleicht hätte er ihn heute sogar getötet; aber dass der Blonde, der mit ihm lange Zeit durch dick und dünn gegangen war, schon tot war, hatte ihm so eben auf eine äußerst eigenartige Art und Weise den Boden unter den Füßen weg gezogen - und das, obwohl sie schon lange in Konkurrenz gestanden hatten. Sasuke wusste nicht woran er zuerst denken sollte. Es stürmte so vieles gleichzeitig in seine Gedankenwelt, dass es für einen kurzen Moment unmöglich schien, jemals wieder klar denken zu können. Offenbar, hatte das Schicksal ihm jegliche Entscheidungsmacht über Narutos Existenz und eigenen Entscheidungen entzogen. Es dauerte sehr lange bis sich eine Erinnerung an Naruto, in den Vordergrund gedrängt hatte. Es war eine schöne, kurze Erinnerung, die ihm ein leichtes Lächeln auf sein sonst so starres Gesicht zauberte. Nichts desto trotz machte der Kloß im Hals des Asiaten fast alles, woran er dachte, unwirklich und schmerzlich. Kurz presste er die Lippen aufeinander, dann schlug er nochmals gegen die Tafel. Großer Hass lag in seiner Stimme als er sagte: „Kyuubi das wirst du bereuen!“ Leise knirschte der Stein, unter dem Druck der sich langsam auf ihn nieder legte. „Ich werde dich finden, und wenn ich dich gefunden habe, werde ich dich in Stücke reißen!“, grollte er mit einem rot aufglühenden Schimmer in seinen schwarzen Augen. Er würde seine Drohung, die er eben ausgesprochen hatte, wahr werden lassen, koste es was es wolle. Sasuke war genau einer der Menschen, die alles im Leben erreichen konnten. Einer der Menschen, der eine Drohung nicht nur aus Ehrengründen wahr machte, sondern aus Leidenschaft. Er schwor bei all seiner Kraft, und die hatte er im Überfluss, dass er den Bijuu zu Strecke bringen würde. Seine Knie knickten ein als er sich nicht weiter an den Stein lehnte und er rutschte bis auf den nassen, schlammigen Boden, unter sich. „Was soll ich jetzt tun Naruto? Baka...", hauchte er und seine Worte verschwanden im Nichts. Kapitel 2: Die Jagd ------------------- Sasuke ging an einen der freien Tische, legte seinen schwarzen Mantel und einen alten Leinenbeutel, in dem er so einiges verstaut hatte, auf einen der Holzstühle und lehnte sein Schwert daran an. Mit müde gewordenen Beinen setzte er sich und lehnte sich zurück. Heute war er weit gelaufen und auch weit gekommen. Sofort viel sein Blick zu einem prasselnden Kaminfeuer, in einer der Ecken der gemütlich eingerichteten Gaststube. Ein leises Seufzten verließ seine hellen, schmalen Lippen, während er die Augen schloss. Er hatte noch genügend Proviant für ein paar Tage bei sich, doch dies war nicht durch eine, nicht selbst gekochte und warme Mahlzeit zu ersetzen – und ganz besonders dann, wenn man seit längerem nichts dergleichen gegessen hatte. Den Winter über hatte Sasuke einer falschen Fährte nachgejagt. Zu dieser Zeit hatte er sich noch in wärmeren Gefilden befunden, nun aber war das Land deutlich angestiegen; dennoch stand auch hier der Frühling bereits in den Startlöchern. Die ersten Knospen der frühen Frühjahrsblüher schwellten und ihre Welt löste sich ganz allmählich aus ihrer Winterstarre. Es wurde wärmer und die Schatten der Bäume kürzer, auch wenn die Nächte immer noch kalt, wenn nicht gar eisig waren. Als sich eine Kellnerin räuspernd vor ihn stellte, öffnete Sasuke seine Augen wieder. „Der Herr wünscht?“, fragte sie freundlich und mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Ihre langen, schwarzen Haare hatte sie zusammen gesteckt und ihre Wangen waren mit rotem Rusch bedeckt, so wie bei vielen Frauen in dieser Gegend. Sasuke jedoch lächelte nicht und bemühte sich auch nicht besonders freundlich auszusehen. „Sake. Und eine warme Suppe; egal welche, such mir etwas Gutes aus, dass meinen Geldbeutel nicht zu sehr strapaziert“, antwortete er ihr und die Kellnerin nickte; dann nahm sie den Mantel und den Beutel vom Stuhl, um alles in eine Garderobe zu bringen. Eigentlich hatte Sasuke Geld im Überfluss, aber er war stets darauf bedacht, dass das auch so blieb, und dass das auch niemand erfuhr, der meinen könnte, sich bei ihm bereichern zu können. „Den Mantel nehm von mir aus mit, aber das Schwert bleibt bitte wo es ist“, wand Sasuke sofort ein, als sie auch nach dem Schwert greifen wollte. Sein Schwert, dessen Name Kusanagi lautete, war für ihn äußerst wichtig und wertvoll. Seiner Meinung nach, gab keine schärfere Klinge, mit der es sich besser kämpfen ließe, wie mit dieser. Wieder nickte sie wortlos, lächelte noch einmal kurz und verschwand mit den Sachen in ihrem Arm. Außer ihm und fünf weiteren Gästen war niemand hier; also dauerte es nicht lange bis eine randvolle Schüssel mit dampfender und gut duftender Gemüsesuppe, ein frisches Brot und ein Gässchen Sake vor ihm standen. Er zog die blau verzierte Keramikschüssel, in der sich die Suppe befand, näher heran und begann, in aller Ruhe die er aufbringen konnte, zu essen. Eine weitere Gruppe von Menschen kam herein und nahm an einem großen Tisch Platz, und noch weitere folgten. Während er löffelte, und vom Brot nahm, begann Sasuke den Gesprächen im Raum zu lauschen. In letzter Zeit mochte er es besonders belanglosen Geschichten gehör zu leisten, weil es ihn auf andere Gedanken kommen ließ; denn seine Luftschlösser, kreisten gerne um ein und dasselbe und es war schwer, ohne eine Ablenkung, davon Abstand zu bekommen. Sie sprachen über die ersten Arbeiten, die im Frühjahr zu verrichten waren, über ihre Familien und deren alltägliche Probleme, oder über besonders begehrenswerte Frauen, die es wert schienen, dass man heimlich über sie sprach. Es dauerte jedoch nicht lange, bis Sasuke hellhörig wurde. Ein Gespräch von ein paar Männern links von ihm, wurde sehr schnell besonders interessant, als sie anfingen über das meilenweit entfernte und zerstörte Konoha zu sprechen: „Torpe soll vor ein paar Monaten dort gewesen sein und es steht fast kein Haus mehr dort. Es stinkt übel nach fauligen Eiern hat er erzählt. Man möchte sich das gar nicht vorstellen. Also ich meine, ich möchte es nicht.“ „Torpe? Der treibt sich aber auch wirklich überall herum! Das verstehe ich immer nicht. Ich würde keinen Schritt in diese Richtung tun. Der Neunschwänzige ist immerhin noch am Leben und hat dieses andere Bijuu gefressen. Wie hieß es noch? Shichibi wenn ich mich richtig erinnere“, sprach einer der Männer, dessen dunkles Haar in dicken Locken bis zur Schulter gingen, und beugte sich vor. Über solche Angelegenheiten sprach man nicht allzu laut, wenn es sich vermeiden ließ. „Das mit dem anderen Bijuu habe ich auch gehört. Aber anscheinend hätten sie den Neunschwänzigen trotzdem besiegt, wenn ihnen der Boden unter ihren Füßen nicht explodiert wäre. Das war eigentlich das größte Unglück. Das Tal dort soll immer noch in Flammen stehen“, tuschelte ein Älterer, der sich auf den Tisch stützte und dessen Haar bereits ergraut war. „Ach tatsächlich? Also ich finde das alles ziemlich unglaubwürdig. Weshalb sollte es dort immer noch brennen?“ Sasuke hatte es gesehen, das brennende Tal von dem sie sprachen. Brennend und lodernd lag es im Schoß, der toten und ausgebrannten Berge. Es war der Boden selbst, der in Flammen stand; und er erinnerte sich, als ob es gestern gewesen wäre, denn es war der Tag, an dem seine Fahrt begonnen hatte: Kurz nachdem er von Narutos tot erfahren hatte, hatte sich der Wind gedreht und Asche war in Flocken vom Himmel gefallen, wie niedergehender Schnee an einem kalten Wintermorgen. Die Luft war drückend gewesen zu jener Stunde und dunkle Wolken waren vom Himmel herab gekommen, die sich wie ein Schleier zwischen die Straßen gelegt hatten. Man hatte kaum die Hand vor Augen gesehen. Als es dann Nacht geworden war, und der Wind erneut in eine andere Richtung umgeschlagen war, hatte er es in der Ferne gesehen: einen von Blut getränkten, roten Horizont; als würde die Sonne ein zweites Mal untergehen. Die schwelenden Rauchwolken gen Osten, angestrahlt von einem Feuer, zogen unaufhörlich hinauf in die Finsternis – ein schauerlicher Anblick, von dem er sich kaum hatte abwenden können. Sasuke hatte sich noch in derselben Nacht auf den Weg gemacht, um das Tal mit eigenen Augen zu sehen. Und es war das erste Mal gewesen, dass er vor Flammen Ehrfurcht verspürt hatte, denn Feuer war sein Element. Noch vor wenigen Monaten hatten sich dort weitläufige und erblühende Wiesen und Felder, die sich bis zu den Bergen erstreckten, befunden. Aber als der Bijuu Kyuubi während des Kampfes entdeckt hatte, dass sich Torf unter ihm befand, hatte er begonnen zu graben; und als der Torf erst brannte, erreichte das “Unglück von Konoha“ seinen Höhepunkt. Das Feuer breitete sich erst unbemerkt im Erdreich aus, weil niemand wusste wie weit der Torf reichte, und nach tagelangen Kämpfen riss der Boden auf und verschlang jeden der hineinfiel. Selbst der Bijuu ergriff in dieser tragischen Stunde die Flucht und überließ die letzten Kämpfer ihrem Schicksal. Später verließen die Menschen die Gegend, denn das Tal brannte noch 40 Jahre lang und das Dorf Konoha wurde nie wieder erbaut. Nur die Natur holte sich zurück, was schon immer ihr gehört hatte. Schon lange hatte Sasuke, gegen das Regime von Konoha, einen vernichtenden Schlag geplant; doch nie hätte er dem Land und so vielen Unbeteiligten, so einen Schaden zugefügt, wie es der Kyuubi getan hatte. Alles war anders zerstört wie er es gewollt hätte. Auch Narutos dahinscheiden stimmte ihn mehr als missmutig, obwohl er augenscheinlich selbiges vorgehabt hatte; aber all das war nun Geschichte, denn Konoha war unbewohnbar geworden und Naruto war bereits tot. Sasukes Hand ballte sich zu einer Faust, als er, wie schon des Öfteren, darauf gestoßen wurde. Und als er auf die Schüssel vor sich sah, bemerkte er, dass er nun doch die Suppe runter geschlungen hatte, die er eigentlich genießen wollte. Er ließ einen Seufzer verlauten und sein Blick kehrte zu dem, immer kleiner werdenden Kaminfeuer, in der Gaststube zurück; lieber wäre es ihm gewesen, wenn er nicht zugehört hätte und sich auf sein Essen besonnen hätte, dass es nicht jeden Abend gab. „Was glaubt ihr, wird jetzt mit Konoha passieren?“, fragte einer und kurze Stille brach ein. Die Männer sahen in sich gekehrt auf ihre Gläser, bis der Schwarzhaarige mit dem stark gelockten Haar, auszusprechen begann was viele dachten: „Jetzt wo die Mauern eingestürzt sind und die meisten Ninja fort sind, werden sich die anderen Dörfer alles unter den Nagel reißen, was sie bekommen können. Plünderer werden selbst die Nägel stehlen, wenn das Machtgeringe länger dauern sollte, und es wird lange andauern. Jahre vielleicht. Es fühlt sich an wie der Funken im Fass und als würde der Bijuu ganz genau wissen was er tut. Ich fürchte, die Landkarte wird sich stark verändern. Tja, jetzt haben sie endlich wieder einen Grund, den Waffenstillstand nieder zu legen und erneut über sich herzufallen.“ Sasuke sah zu dem Tisch, an dem die Männer saßen und öffnete einen Spalt weit seinen Mund, als wolle er etwas sagen, aber er tat es nicht. Dieses Mal war eine andauernde Stille eingebrochen. Konoha war einer der größten Dörfer des Feudalstaaten Hi no Kuni gewesen. Ein Funken im Fass war vielleicht keine sehr treffliche Beschreibung für das, was der Untergang von Konohagakure wirklich für gesamt Hi no Kuni bedeutete. Die Wirtschaft des Landes war schon schwach gewesen, bevor Kyuubi seine Freiheit zurück erlang hatte, und Konoha hatte bisher einen nicht unerheblichen Einfluss auf den Markt gehabt. Wenn sich die Länder weiterhin zerstritten oder erneut Krieg ausbrach, war das für den Bijuu nur zum Vorteil. Ohne Zusammenhalt waren die Dörfer ein leichtes Ziel. Ungestört könnte der Kyuubi alle neun Bijuu in sich vereinen und eine Dunkelheit würde über die Welt herein brechen, wie sie sie noch nie erlebt hatte. Sasuke bestellte noch einmal etwas zu Trinken, als die Kellnerin an ihm vorbei ging und bezahlte dann. Die Nacht verbrachte er schon, auch wenn es kühl war, ganz problemlos im Freien. Als Sasuke am nächsten Morgen erwachte, schien er sich in einer Gegend zu befinden, an der alle Sorgen ihrer Zeit noch vorbeigingen. Die warmen Strahlen der Frühlingssonne, waren eine Wohltat für seine Glieder und jede Wolke die am hellblauen Horizont zu sehen war, war wie hoch oben an den Himmel gemalert, wie bei einem schönen Bild. Die Vögel zwitscherten und das Rauschen des Flusses Miyagawa, der seinen Weg schon seitlangem kreuzte, begleiteten ihn als einziges Geräusch. Die tiefen und kühlen Gewässer Miyagawas waren klar und trugen eine wohltuende Frische mit sich. Bereits des Öfteren hatte Sasuke, bei kleinen Pausen, am Rand gesessen und den, sich ständig ändernden Liedern des fließenden Wassers gelauscht, oder von ihm getrunken. Nun aber führte Sasukes Weg fort und tiefer in das Gebirge des Ostens. Vor ihm erstreckte sich das Hida-Gebirge der japanischen Alpen, auf das er sich schon lange zubewegt hatte. Eine hohe Bergkette, die ganz schnell steil nach oben stieg, mit vielen senkrechten Felswänden und wenig Grün. Weit oben war das ganze Jahr über tiefer Schnee, aber es führte kein vernünftiger Weg schnellgenug um diese Berge herum. Sasuke fürchtete, dass Kyuubi vor hatte, als nächstes den Zweischwänzigen zu überwältigen und in sich aufzunehmen; denn es war einfacher für ihn, mit den Schwächsten anzufangen und sich hochzuarbeiten. Die Sonne ging auf und ehe sie wieder begann abzusinken, ging es für Sasuke steil bergauf. Der Weg wurde schwieriger und schmaler und man merkte, dass nur noch wenige Menschen diesem Pfad folgten, denn es gab längere Wege die einfacher zu gehen waren. Noch einige weitere Stunden vergingen. Völlig ungestört und allein lief Sasuke diesen Weg. Plötzlich jedoch, als er an einer tiefen Schlucht entlang lief, hörte er über sich ein leises tock, tock, tock auf dem Fels. Sasuke blieb stehen und ein Stein, nicht größer als seine Faust, spickte mit hoher Geschwindigkeit an ihm vorbei. Etwas verwundert über den losgelösten Stein sah er nach oben, die steilen Abhänge entlang. Sasuke konnte dort niemanden erkennen, aber auch nicht sonderlich weit sehen, da der Weg auf dem er sich befand, wie in den Fels gegraben war. Es schien niemand über ihm zu sein, nun aber hörte er ein lautes stampfen und brechen. Etwas weit aus größeres, hatte seine Position verlassen und zerbarst jeden dürren Baum unter sich, den es traf. Sasuke machte einen Satz zurück und lehnte sich an den Fels, als dieser Gesteinsbrocken an ihm vorbei rausche. Schützend hob er die Arme über den Kopf, hoffend darauf, dass das der letzte war der viel. Aber die schnell folgenden Geräusche und Bewegungen die er vernahm, waren einem Erdbeben gleich. Ein lautes Getöse, gefolgt von sich auftuenden Rissen, brach aus. Über Sasuke braute sich eine Steinlawine zusammen und bahnte sich einen Weg nach unten in die Tiefe. Als Sasuke nach oben sah, sah er wie sich der halbe Berg über ihm in Bewegung gesetzt hatte. Seine, sich augenblicklich rot färbenden Augen, die weithin als Sharingan bekannt waren und eine besondere und vererbte Ninjafähigkeit waren, weiteten sich überrascht. Es gab nur eine Möglichkeit nicht begraben zu werden –und das war am besten nicht dort zu stehen, wo er jetzt gerade stand. Sasuke nahm die Beine in die Hand und rannte den engen Pass entlang. Und obwohl er schnell war und weit springen konnte, erreichten ihn die ersten fallenden Giganten und eine Menge mitgetragener Gesteinsstaub. Alles passierte in Sekunden schnelle; immer wieder wich er gekonnt großen Felsbrocken aus. Es waren viele und der Untergrund bewegte sich mit. Er versuchte nicht mit in den Abgrund zu fallen, denn die meisten dieser Brocken wogen einige Tonnen, und sprang von Stein zu Stein. Sasuke schaffte es durch seine Augen, eine Lücke abzupassen und mit einem weiten Sprung zurück auf einen Stück Weg zugelangen, das fast am Rand des Geschehens lag. Als er dies gerade erneut wagen wollte, und sich bereits fort bewegte, schlug einer der Brocken auf diesen Weg-Teil ein und klemmte sein linkes Bein, bis zu seinem Knie, ein. Sasuke schrie und wurde zu Boden geworfen. Er fasste sich jedoch schnell und versuchte sofort wegzukommen. Als er merkte, dass das auf diese Weise nicht möglich war und dass das Geröll bereits am vorbeiziehen war, schützte er erneut seinen Kopf und harrte einen Moment lang aus. Er lag, mit dem Gesicht am Boden, auf dem Bauch und lauschte. Noch bevor sich der Staub gelegt hatte, versuchte er erneut sein eingeklemmtes Bein herauszuziehen, was ihm nicht gelingen wollte. Es dauerte bis er etwas in den wallenden und nebelartigen Staubwolken, die seine Sicht vom Boden aus noch einschränkten, sehen konnte. Als er den Stein dann aus den Augenwinkeln sah, wurde ihm sehr schnell klar, warum er Schwierigkeiten hatte, sich zu befreien - denn dieser Stein hatte sicher die Größe fünf ausgewachsener Rinder. Sasuke fluchte innerlich. Jetzt verschnaufte er mal einen Moment um zu überlegen und um zur Ruhe zu kommen. Bevor er erneut versuchte sich zu befreien, hörte er jedoch in der Ferne, die Stimme eines Mannes die rief: „Warte! Nicht dagegen treten, ich hole dich! Warte!“ Die raue Stimme rief ihm noch öfters zu, und kam schon nach kurzer Zeit näher. Sasuke nahm den Kopf hoch, als er auch Schritte hörte. Schnell verschwand das unheimliche Rote, aus Sasukes Augen. Ein alter braungebrannter und drahtiger Mann kam auf ihn zu, dessen Mandel Augen genauso dunkel waren wie die seinen. Sein Haar war grau und er hatte ein kleines Bärtchen an seinem Kinn, das ein wenig unordentlich aussah. Er bückte sich zu Sasuke herunter und sah ihn an; dann sprach er: „Ich dachte schon, dass es dich erwischt hätte. Da hattest du wohl noch mal Glück im Unglück, wie lautet dein Name?“, fragte der alte Mann. „Sasuke“, antwortete er etwas knapp, da er nicht der Meinung war Glück gehabt zu haben, und ließ bewusst seinen Nachnamen beiseite. Man konnte nie wissen wie weit sich Gerede ausgebreitet hatte und da Sasuke genug auf dem Kerbholz hatte, war er immer, egal wo er sich befand, auf der Hut. „Hallo Sasuke. Dein Bein steckt aber ganz schön weit drin. Das habe ich mir schon denken können; aber das kriegen wir schon irgendwie wieder hin. Ein Glück, dass ich heute hier entlang gekommen bin und dich von der anderen Straße aus sehen konnte. Wer weiß wann wieder jemand vorbei gekommen wäre! Hm, es passiert nicht so oft, dass hier eine Steinlawine runter kommt“, sprach der Fremde während er zu seinem Bein und dem Stein sah. „Ich werde mal versuchen, ob ich den Brocken hier bewegen kann, ansonsten denke ich, wird das ein wenig dauern bis wir dich hier draußen haben. Mein Name ist übrigens Arata.“ Sasuke ließ den Kopf zurück auf den Boden sinken und ließ leises “Uff“ verlauten. Erst jetzt begann er zu spüren, dass sein Bein schmerzte. Er hustete kurz und versuchte sein Gesicht ein wenig von dem Gesteinsstaub zu befreien, der sich auf ihn niedergelegt hatte. „Geht es Junge? Ich werde mal versuchen ob sich das bewegen lässt“, sprach Arata während er sich erhob und die Hände an den Stein legte. Sasuke ging nicht davon aus, dass der alte Mann auch nur den Hauch einer Chance hatte, diesen Fels zu bewegen und blieb ruhig liegen, ohne auf seine Frage zu antworten. Er sah nur aus dem Augenwinkel, wie er aus seinem Sichtfeld, zum Stein hin verschwand. Dann hörte er, wie Arata einen herausgepressten Ton von sich gab, der daher rührte, dass er sich mit all seiner Kraft gegen den Stein drückte. „Hol lieber Hammer und Meißel, das bewegst du nie“, wollte Sasuke schon spotten, aber plötzlich spürte er, dass sich der Stein etwas bewegt hatte, auch wenn es vielleicht nur Millimeter waren. Sofort riss er die Augen auf, drückte sich mit den Armen vom Boden ab und stemmte sich ruckartig, mit dem freien Fuß, gegen den Stein. Das schmerzte und Sasuke biss die Zähne zusammen, kniff die Augen zu und hielt die Luft an; er ließ es aber auch nicht dabei bleiben. Arata, der mitbekam, dass Sasuke sich sofort wie ein Irrer gegen den Stein gestemmt hatte, erschrak über sein Verhalten, ließ aber den Stein nicht los um ihn nicht noch weiter zu verletzten. „Nicht so hastig!“, presste Arata hervor und drückte sich noch einmal so fest, wie er es in seinem Alter konnte, dagegen; und siehe da, Sasuke zog das Bein wieder heraus. Arata ließ locker und atmete kurz durch, bevor er sich wieder zu Sasuke wandte. Die Haut der Wade war aufgeplatzt und blutig, und das Schienbein war sichtlich gebrochen, da ein Teil des Knochens hervor schaute. Im Großen und Ganzen war es jedoch noch annehmbar und nicht vollkommen zermalmt und zertrümmert, wie es hätte sein können wenn Stein auf Stein prallt. Sasuke drehte sich um und setzte sich hin, um sich sein Bein anzusehen. „So ein Dreck! Wegen einer verdammten Viertelsekunde!“, fluchte er als er es sah. In seinem ganzen Leben hatte er sich noch nie einen Knochen gebrochen, und ausgerechnet jetzt, wo es wichtig war schnell zu sein, passierte ihm dieser Unfall. Arata schnaufte noch gehörig, meinte dann aber, dass er einen kleinen Ziehwagen hätte, um ihn in das nächstgelegene Dorf bringen zu können. Allerdings stand dieser nicht auf diesem schmalen Weg, und sie mussten erst einmal noch zu der anderen Straße gelangen, von der Arata ihn durch Zufall, schon während des Steinschlags, gesehen hatte. Arata half Sasuke auf und ging mit ihm, stützend und helfend, zu dem besagten kleinen Wagen, der voller Handelsgüter hing und Großteils aus leichtem Bambus gemacht war. Dort schaffte Arata, Sasuke erst einmal Platz, so dass er sich setzten konnte. Das tat Sasuke dann auch. Auf die Schnelle wickelten sie das Bein, mit dem Stoff von Sasukes Leinenbeutel, ein, den er überraschend während der Steinlawine nicht verloren hatte, weil er ihn gut an sich befestigt hatte, um seine Hände frei zu haben. Sein Hab und Gut landete währenddessen in einer Ecke des Wagens, zusammen mit seinem Schwert. Nach Aratas Aussage, dauerte es eine Stunde, bis man in dem Dorf ankam, aber er rechnete eher mit zwei, wenn er Sasuke mit im Gepäck hatte; und so war es dann auch. Der Weg zog sich lange hin und Sasuke konnte nicht anders, als über den Unfall nachzudenken. Sein Gesichtsausdruck wurde schnell von ausdrucklos zu entnervt und schon bald sprach er aus, was ihn plagte. „Jetzt habe ich Jahrelang trainiert und verliere gegen so einen verdammten Kieselstein!“, fluchte er leise und ließ sich mit einem Stöhnen, halb in die Sachen hinter sich, fallen. „Also ein Kieselstein war das nicht“, sprach Arata und Sasuke sah überrascht auf, da er eigentlich nicht gehört werden wollte. „Ich habe dich gesehen. Gerannt bist du, schneller als das Menschliche Auge das hätte erfassen können. Und springen kannst du wie eine Bergziege! Wenn nicht der habe Hang herunter gekommen wäre, wärst du sicher mit einem blauem Auge davon gekommen. Und so gesehen bist du ja noch sehr gut davon gekommen. Ein gebrochenes Bein ist nach so etwas unglaubliches Glück. Es hätte weitaus schlimmer sein können“, sprach er und zog weiter den Wagen, den Weg entlang. „Du wirst sehen, das Dorf ist zwar klein, aber hat trotzdem gute Ärzte. In ein paar Wochen wirst du sicher wieder laufen können.“ „In ein paar Wochen!“, wiederholte Sasuke hastig und warf den Kopf in den Nacken, soweit das in dieser Lage noch ging; denn ein guter Arzt von Konoha hätte die Verletzung innerhalb von Minuten heilen können. „Das sind keine Ärzte, sondern Heilkundige“, murmelte Sasuke. Er wusste nicht was er jetzt tun sollte. Während er also nun verletzt darauf wartete nicht mehr verletzt zu sein, fraß sich der Kyuubi vielleicht durch die neun “legendären Bijuu“, die bereits nur noch aus acht bestanden, um größere Macht zu erlangen. Wenn das geschah, hätte er keine Chance mehr ihn zu besiegen, und alles würde im Chaos und in der Dunkelheit versinken. Die ersten ergrauten Holzhäuser des Provinzdorfes waren zu sehen, als sie schon fast an ihnen vorbei gegangen waren. Ein kleines Tal eröffnete sich vor ihnen, und der sonst so schmale Weg wurde nun breiter, bis er in einer festen Straße mündete, die direkt in das Dorf hinein führte. Die Häuser waren in unterschiedlichen Höhen angelegt und sie verliefen entlang der natürlichen Form des Tals. Manche davon schienen ganz schief zu sein und andere waren wahre Statikwunder. Es war bereits Abend geworden und die Sonne verschwand zwischen den Bergen früher. Überall brannten Lichter und erhellten die kleinen Fenster. Sasuke konnte sich sehr gut vorstellen, dass hier der Winter sehr hart war, denn er spürte, nachdem nun die Sonne nicht mehr schien, wie schnell es abkühlte. Arata brachte Sasuke zu einem der besagten Ärzte. Er war schweißgebadet und sichtlich froh, dass sie angekommen waren. Sasuke bezahlte ihn angemessen für seine Hilfe und bedankte sich bei ihm. Arata trug Sasuke noch seine Sachen in das kleine Haus (an sein Schwert ließ Sasuke jedoch niemanden) und verabschiedete sich dann. Der Arzt behandelte, zusammen mit jemand anderem, den Knochenbruch. Die Haut wurde anschließend genäht und sein Bein geschient. Von den Zehen aus bis zu den Oberschenkeln war alles blau, grün und rot, aber Sasuke nahm es hin, auch wenn er den Gedanken hasste, dass ihm das passiert war. Nach der Behandlung, und nachdem sie einen Preis ausgehandelt hatten, für die Verpflegung, konnte Sasuke in eines der Krankenbetten fallen und schlafen. Schmerzmittel hatten sie keine und trotzdem schlief er schneller ein, als er es für möglich gehalten hätte. Die Tage vergingen und Sasuke befiehl eine Unrast, die ihn dazu brachte, über alles schlecht zu werten und zu denken, was er nur im Entferntesten finden konnte. Sasuke stellte schnell fest, dass es für ihn wohl nichts Schlimmeres gab, als mit sich selbst allein in einem Zimmer eingesperrt zu sein. Es war das erste Mal, dass er sich eine ernstere Verletzung zugezogen hatte. Er wusste das es nur ein Unfall gewesen war – etwas das jedem jeder Zeit passieren konnte, selbst dem aller Stärksten. Trotzdem wusste er für sich persönlich nicht damit umzugehen, denn es zeigte ihm auch, dass er ebenso ein Mensch war, dem solche Dinge passieren konnten, wie jedem anderen auch. Er fürchtete sich sogar insgeheim ein wenig davor, ein Stück seiner selbstsicheren Persönlichkeit zu verlieren, denn im Moment fühlte er sich sehr verwundbar. „Ich bin noch keinen ganzen Tag krank im Bett gelegen. Noch nie. Gibt es nichts was ich hier tun kann?“, fragte er den Arzt, dessen Name Kohaku lautete und der einer der wenigen Leute war, die er hin und wieder sah, ehrlich am fünften Morgen. „Du warst also noch nie wirklich krank?“, fragte dieser noch einmal nach, „Das ist wahrlich bewundernswert so ein starkes Immunsystem. Dann verstehe ich jetzt auch warum dir die Decke so auf den Kopf fällt. Aber solche Dinge passieren mach mal aus guten Gründen“, meinte Kohaku, ein hochbeiniger Mann mit dichtem Bart, und Sasuke verdrehte die Augen. „Ja natürlich, weil es Schicksal war und weil sich jeder von uns hin und wieder mal ein Bein brechen sollte!“, gab er mürrisch von sich, während er sich sein Kissen über den Kopf zog. Es war absolut nicht seine Art so zu reagieren; aber mit Schmerzen und dem Gefühl, nicht mehr Herr der Lage zu sein, war man nicht unbedingt man selbst. Er glaubte, dass das Kohakus Antwort auf seine Frage war, ob es nicht vielleicht etwas zu tun gab, dass auch er verrichten konnte. Kohaku belächelte ihn nur, aber war wie stets freundlich, da es so schien, dass er Sasuke sehr gut verstehen konnte. „Ich weiß schon; du gehörst dem Element Feuer an, nicht wahr? Ach, wie soll ich es dir nahe bringen? Ich rate dir am besten, die gewonnene Zeit für Gedankengut zu nutzen und sehe es als eine Erfahrung. Manchmal steckt sehr viel neues Wissen in Situationen, in denen man noch nie gesteckt hat. Und im Moment ist es einfach das Beste für dein Bein, still zu liegen. In ein paar Tagen werden wir dann vielleicht etwas finden, das dich ein wenig mehr ablenkt wie meine Angestellten zu traktieren“, sprach er mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)