Der Untergang von Ray-rey (16+ Dämon x Engel) ================================================================================ Kapitel 1: Zum ersten Mal auf der Erde! --------------------------------------- Schreiend erwachte er aus der Bewusstlosigkeit. Sein Herz raste und sein Atem stockte. Seine blauen Augen waren nun weit auf gerissen und sahen sich, suchend nach einem Anhaltspunkt, um. Geschockt blieb er an der Stelle, an der er eben aufgewacht war, liegen. „Wo bin ich?“, fragte sich der Jugendliche wie versteinert. Er konnte sich nicht genau entsinnen, was eben passiert war. Es dauerte einige Minuten, bis er sich traute, sich zu bewegen. Langsam drückte er sich vom Boden ab und setzte sich auf. Er fühlte sich merkwürdig schwer und erschöpft. Gefühle, die er noch nie in seinem Leben verspürt hatte. Mit zittrigen Knien stand der Schwarzhaarige auf, als hätte er zum ersten Mal festen Boden unter den Füßen. Aber man hatte es mit ihm immer wieder geübt: wie er auf Erde, Matsch, Straße und vielen anderen Untergründen zu laufen hatte. Etwas wacklig auf den Beinen lief er los, sah sich gebannt um, und fasste allerlei Dinge an. „Es ist alles so glatt...“, sagte er überrascht, während er mit seinen Fingerkuppen über eine Autoscheibe strich. „Nein alles ist rau!“, kam es ein paar Sekunden später, nachdem er mit den Handflächen, an einer Hauswand entlang fuhr. Er streckte sich ein wenig, um über die vielen Wagen hinweg sehen zu können. Doch leider war niemand zu sehen. Es war wohl schon zu spät, oder noch zu früh um jemanden zu treffen. Derweil hätte er sich so darüber gefreut, einen Menschen kennen lernen zu dürfen. Leise seufzend, sah er zu einer Straßenlaterne auf, welche in einem gelben Ton erstrahlte. Es gab so viele Dinge, die er gerne sehen würde. Und am liebsten hätte er alles auf einmal erblickt. Der Knabe streifte ziellos zwischen den Straßen umher, auf der Suche nach jemandem, der ihm jetzt vielleicht weiter helfen konnte, oder so etwas in der Art. Denn er war vollkommen ratlos, was die nächsten Schritte bedurfte. Eins jedoch, wusste er genau: Wie er sich gegenüber Lebenden zu verhalten hatte; aber als er auf den ersten Menschen traf, hatte er vor lauter Aufregung, jede Verhaltensregeln vergessen! Mit großen Schritten ging er auf den älteren Mann zu, kam kurz vor ihm zum stehen und sagte laut: „Hallo, ich bin Jason!“. Der 70jährige schreckte vor ihm zurück und sah ihn an, wie als wäre er ein Gespenst. Während Jason den Kopf schief legte und darüber nach dachte, was denn nun falsch gelaufen war, nahm der Alte etwas von ihm Abstand, rückte seine Brille zurecht und blinzelte. „Du meine Güte. Bist du gekommen um mich zu holen?”, fragte er atemlos. Da blinzelte der Junge eben so. „Nein, deine Zeit ist noch nicht abgelaufen“, meinte er, ohne daran zu denken, das Zeitliche Angaben, was das Sterben betraf, vollkommen tabu waren. „Ach. Bist du nicht ein Engel?“, fragte der Alte. Erschrocken blickte Jason den Herrn an. Woher wusste er das nur? „Ich, ich.“, stammelte er los und der Mann blickte ihn aus großen, sehr verwirrten Augen an, bis er dann „Ist schon gut“ sagte. „Heb bitte meinen Stock, Jungchen“, bat er ihn, und der Junge tat, lieb wie er war, was er wollte. Mit einem Ruck, schwang er seinen langen, grünen Mantel, von seinem gebrechlichen Rücken und legte ihn Jason über die Schultern. Wie von selbst verschwanden die zarten und weich aussehenden Flügel, die ihn geziert hatten. „So. Schon besser nicht? Verzeih mir diese Frage aber seid ihr im Himmel denn alle... nackt?“ „Nein Herr. Wir haben auch Kleidung; aber meine war plötzlich einfach weg. Ich bin zum ersten Mal hier wissen Sie!“, verriet er freudig und bedankte sich nebenbei für den warmen Mantel, der nach Menthol roch. Abrupt und wieder willens, entgleiste ihm auf einmal sein hübsches und junges Gesicht. „Oh“, kam von ihm. „Eigentlich darf keiner wissen, dass ich ein Engel bin und ich darf auch sonst nichts sagen“, fiel Jason besorgt auf. Da lachte der Alte. „Von mir wird niemand etwas erfahren, Jungchen, und wenn du mir deinen Namen nicht verrätst, weiß ich auch nicht wer du bist“, sagte er schlau. Der Engel war sehr erleichtert, als er das meinte und gab ihm den krummen Holzstock zurück. Dann zog er den Mantel richtig an, der in genau der richtigen Größe zu sein schien, und mümmelte sich darin ein. „Haben Engel wie du denn Hunger?“, wurde er gefragt. „Hunger? Ein Menschliches Gefühl das einem sagt, wann man etwas zu Essen braucht? Grade nicht. Vorhin, da hatte ich glaube ich schon Hunger. Im Himmel, da gibt es so etwas nicht“, versuchte er zu erklären. Es schien ihm nicht gelingen zu wollen, wichtige Informationen für sich zu behalten. „Jetzt habe ich Ihnen erneut zu viel gesagt!“, wurde ihm bewusst und sah beschämt zur Seite. „Nein, was für ein putziger Kerl du bist. Komm, ich gebe dir erst mal etwas zu Essen, und du kannst dich inzwischen an alles gewöhnen.“, bot der ältere Herr an und wies in die Richtung seiner Wohnung. „Ich habe Schokolade und Kekse. Oh, die wirst du lieben!”, schwärmte er und setzte sich, mit seinem, etwas langsamen, Tempo in Bewegung. Er verriet dem Jugendlichen seinen Namen, der Wolfgang lautete und erzählte ihm etwas über die Gegend und die Unverschämtheit seiner Nachbarn. Der Stock tackte immer wieder auf den Boden, während er lief. Jason, der neben ihm her ging und dem Klang seiner Stimme lauschte, zuckte manchmal leicht, wenn der Stock gar so laut auf dem Teer auftraf. Geräusche wie diese, waren seine Ohren nicht gewöhnt, da sonst alles, was hätte Lärm verursachen können, durch wattige Wolkenbänke gebremst wurde. Als ein, schnell fahrendes, Auto an ihnen vorbei kam, hielt er sich sogar die Ohren zu und verzog das Gesicht. „Das ist viel zu laut“, jammerte er leise, während sie weiter liefen. „Das ist für dich laut? Dann wird dir ein Jet gar nicht gefallen“, kam aus einer anderen Straßenecke. Jason und der Alte blieben stehen, um zu sehen, wer da eben mit ihnen gesprochen hatte. Aus der Gasse heraus gekommen, sah ein kleines Kind zu ihnen auf. Es war ein niedlich aussehender kleiner Kerl mit knallrotem Haar. Doch das war nicht das, was Jason zurück schrecken lies. Was der Alte nicht sehen konnte, Jason aber sehr wohl, waren kleine schwarze Hörner, die aus seinem Schädel heraus wuchsen. Und nicht nur das, auch ein dämonischer Schwanz lugte hinter seinem Rücken hervor. „Hast du für mich auch Schokolade und Kekse, alter Mann“, fragte der Winzling mit tellergroßen Kinderaugen, die kein Wasser hätten trüben können. „Sowas, noch so ein hungriger Magen“, wunderte sich der weißhaarige Großvater. „Wo ist denn deine Mama? Darfst du denn überhaupt schon alleine um diese Zeit raus?“, fragte er nach einer kurzen Bedenkzeit und sah über die Straße, ausschauhaltend nach einer Frau. Jason wollte etwas einwerfen, wurde allerdings so bösartig von dem Dämon angesehen, dass ihm die Stimme versagte. „Meine Mama ist zuhause. Und ich darf machen was ich will“, log er ihm im Singsang vor und grinste breit. „So?“, versicherte sich der Alte, machte sich aber wie durch Zauberhand, oder besser gesagt durch Teufelshand, keine Gedanken mehr darüber. „Na, komm mit uns und wir machen uns was Schönes. Was hältst du davon?“, kam es lächelnd von Wolfgang, wie der Gehörnte es ersehnt hatte. Quietschvergnügt sah der Dämon die beiden an. Plötzlich, wie aus heiterem Himmel, hörte der junge Engel eine Stimme, die wie aus seinem Kopf zu hallen schien: „Ein Ton zu dem Methusalem und ich mache dir ärger Engel“, sagte sie ruhig aber mit Nachdruck, und Jason zog scharf Luft ein. Als der ältere Herr weiter lief, lief Jason schweigend neben her und beobachtete den Dämon. Dieser unterhielt sich unscheinbar über des Alten zwielichtige Nachbarn, welche wohl sein Dauerthema zu sein schienen. Der Engel machte sich große Sorgen über das, was passieren würde. Dämonen waren hinterhältige Wesen, soweit er wusste, und das machte ihm Angst. „Was will er denn von dem Menschen?“, fragte er sich, während sie am Ende der Straße nach links abbogen und zu einem Haus mit mehreren Wohnungen gingen. Das es nicht der Mensch war, worauf es die Kreatur abgesehen hatte, sondern vielleicht er, darauf kam der unerfahrene Engel erst gar nicht. Doch später dann, als sie ihr leckeres Gebäck gegessen hatten, die Schokolade gerecht verteilt war und warme Milch auf dem Tisch stand, war immer noch nichts Schlimmes passiert. Der Kleine knabberte in aller Seelenruhe an seinem Anteil und machte keinerlei Anstalten, etwas Bösartiges zu tun. Jason gewöhnte sich sogar langsam an dessen Anwesenheit und auffälligen Präsenz. Es dauerte nicht mehr lange und er sprach ohne Angst mit dem Dämon namens Abel. Er fand ihn sogar hin und wieder ganz witzig und nett. Sie scherzten und lachten und er vergaß vollkommen, mit wem er sich da unterhielt! „Na also, ist gar nicht so schlimm oder?“, fragte die Stimme, die er noch von vorher kannte, in seinem Kopf. Jason sah ein wenig verdattert zu dem Kleinen. „Ich mag Kekse. Du nicht auch?“, fragte dieser ohne weitere Telepathie. „Mehr wollte ich nicht, keine Angst“, meinte er ruhig, fast schon lieb. „Du wolltest einfach nur etwas von diesen Sachen hier? Das verstehe ich nicht“, erwiderte Jason, worauf der Dämon schallend anfing zu lachen. „Was gibt es da nicht zu verstehen? Ich hatte Hunger, und wenn der hier so bereitwillig Süßes verteilt, sag ich doch nicht nein!“ Jenes sagte er natürlich nicht sonderlich laut und genau in dem Moment, als Wolfgang nach draußen verschwunden war. „Abgesehen davon, dass ich dann nicht stehlen muss“, fügte der Dämon beiläufig hinzu. Jason zuckte. „Du stiehlst?“, fragte er geschockt, der andere schüttelte jedoch den Kopf. „Ja eben nicht! Das siehst du doch. Und außerdem, man kann ja Sachen ausleihen. Ich hinterlasse immer eine Nachricht.“ Natürlich war ihm klar, dass wenn einem der Geldbeutel fehlte, und ein kleiner Zettel, mit der Aufschrift „ich war´s“, man nicht unbedingt wusste, um wen es sich dabei handelte. Aber das war ja das Schöne an dieser Form von Nachrichten hinterlassen. Wenn der Beliehene nicht wusste, wer er war, konnte er nicht um seine Sachen bitten. Und wer nicht danach bat, der wollte es bestimmt nicht wieder haben. Zumindest hatte Abel es sich so in seinem Kopf zu Recht gelegt. Der Engel entschuldigte sich für seinen "fast Vorwurf" und lehnte sich an die graue Stuhllehne. „Du bist gar nicht so alt, wie du aussiehst oder?“, fragte er mit etwas heraus hörbarer Neugierde und des Dämons Augen wurden zu kleinen, engen Schlitzen. „Was heißt hier alt? Sehe ich für dich etwa alt aus?“, knurrte er fast schon ärgerlich. „Nein nein, ich frage doch nur. Du siehst nicht alt aus, aber du bist auch bestimmt keine sieben“, verteidigte sich Jason. „Achso Naja, das stimmt schon. Ich bin keine sieben. Man hat es in der Menschenwelt nur einfach leichter, wenn man so tut, als wäre man klein und hilfsbedürftig. Die Leute sind netter, da kann man sagen was man will“, sprach Abel altklug und zwinkerte. Lächelnd lehnte er sich ebenso zurück. „Ich weiß, dass du zum ersten Mal allein unterwegs bist. Das ist ungewöhnlich weißt du. Ich habe noch nie so einen jungen Engel gesehen. Bist du weg gelaufen?“, kam in einem ernstem Ton, der zu dem Kindergesicht nicht passte. Jason schüttelte den Kopf und erzählte, dass er von einer Wolke gefallen war. Der Dämon kicherte erst ganz leise, brach dann aber doch in schallendes Gelächter aus. Das Lachen war unangenehm laut, und dröhnte in Jasons Ohren. Ein wenig beschämt blickte der Engel zur Seite. „Von einer Wolke gefallen!“, prustete der Gehörnte. „Pahahaha! Da bekommt der Spruch man fällt aus allen Wolken, eine vollkommen neue Bedeutung! Dann ist der Himmel also tatsächlich auf“, kurz legte er eine Pause ein, um sich das Ganze auf der Zunge zergehen lassen zu können. „Wölkchen“, sagte er langsam und genüsslich und biss sich auf die Unterlippe. Das war etwas, was er sein ganzes Leben lang für ein Gerücht gehalten hatte. „Was gibt es da so zu lachen?“, fragte Jason schließlich als es ihm nicht mehr peinlich sondern lächerlich vorkam. „Ich weiß nicht. Ich stelle mir nur vor, wie ihr in blauer und rosa Zuckerwatte herum stolziert und euch toll findet“, antwortete Abel frech. Dann aber sah er wieder ernst aus. So witzig war es sicher nicht, wortwörtlich von seinem Zuhause zu fallen. „Wie alt bist du jetzt? Vielleicht 20 oder nein. Du bist du ein Formwandler wie ich, und in Wirklichkeit Uralt“, riet er, aber der andere schüttelte den Kopf. „Ich bin 17“, sagte der schwarzhaarige Engeln, woraufhin Abel, der grade einen Schluck Kaffee aus Wolfgangs Tasse stibitzt hatte, sich verschluckte. Während er hustete und sich die Faust vor dem Mund hielt, schüttelte er den Kopf. „17“, wiederholte der Dämon. "Ja, das ist wirklich sehr jung für eine fliegende Ratte", dachte er sich und stellte die heiße Tasse beiseite. Der ältere Herr trat wieder in den Raum, gebückt, mit seinem Krückstock. „So“, sagte er leise und schloss die Türe hinter sich. „Jetzt wirst du mir doch deinen Namen verraten müssen. Ich habe entschieden, dass du bei mir bleibst, solange du bleiben möchtest.“, murmelte er zu Jason rüber und kam zu ihm. Er rückte sich wieder seine, wohl zu große, Brille zurecht und lächelte ihn freundlich an. „Du kannst ja nicht auf der Straße schlafen. Und ich habe hier Platz genug“, fügte er hinzu und sah in das zurück lächelnde Gesicht des Engels. „Danke!“, sagte dieser glücklich. „Das hilft mir wirklich sehr.“ Der Gehörnte schüttelte erneut leicht den Kopf was er wohl heute noch öfters tun würde. Sowas erlebte man nicht alle Tage. Er war schon lange auf der Erde und sicher schon seit zehn Jahren immer wieder auf der Reise. Auf der Suche nach ein wenig Abwechslung und Abenteuer. Nach einem Abenteuer sah das heute zwar noch nicht aus, aber vielleicht in einer Woche oder in einem Monat. Abwechslung war es auf jeden Fall und das wollte er sich nicht entgehen lassen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)