Unverhofft kommt oft von taiyo83 ================================================================================ Kapitel 9: Betrinkt euch und schaut, was dabei rauskommt... ----------------------------------------------------------- Kapitel 9 – Betrinkt euch und schaut, was dabei rauskommt… ‚Ich versteh langsam, was der Idiot an seiner Dusche so toll findet, dass er stundenlang drunter steht…‘ schoss es Zorro durch den Kopf, als er unter dem prasselnden Wasser stand und sich mit einem von Sanjis teuren und duftenden Duschölen einrieb. Für streichelzarte Haut – dass die Werbung hielt, was sie versprach, davon hatte er sich letzte Nacht überzeugen können. Sanjis Haut war so zart, dass er gerne mehr gemacht hätte als nur streicheln. Zorro kniff die Augen zusammen und lehnte seine hohe Stirn gegen die Kacheln der Duschkabine. Genau diese nicht jugendfreien Gedanken hatte er gehofft, mit einem kalten Schauer aus seinem Kopf spülen zu können. Ganz davon abgesehen, dass er mit einer Beule in den Boxershorts aufgewacht war, die nicht mehr feierlich war, und die dringend beseitigt werden musste, bevor Sanji wach wurde und ihn wegen sexueller Belästigung anzeigte. Nachdem er ihn nur im Handtuch auf die Straße gesetzt hatte, wohlgemerkt. Noch immer hatte Zorro das Gefühl, den Koch in seinen Armen liegen zu haben und den Duft seiner blonden Haare erschnuppern zu können. Er hatte Ewigkeiten gebraucht, um in den Schlaf zu finden. Sanji lag einfach nur verdammt gut im Arm und sah dabei so niedlich aus, dass selbst der hartgesottenste Fitnesscoach weich wurde und zum Kuschelbär mutierte. Scheiße… es war ein Fehler gewesen, über Nacht zu bleiben. Es hatte alles nur noch schlimmer gemacht, und mittlerweile wusste Zorro, dass er bis über beide Segelohren verliebt war. In einen Mann, den er nicht haben konnte und der ihn vermutlich umbringen würde, wenn er es herausfand. Das war doch alles nur noch zum Kotzen! Frustriert drehte der Grünhaarige das Wasser ab, nachdem er ein letztes Mal kalt abgebraust hatte, und stieg aus der Dusche. Mit einem von Sanjis flauschig-weich gespülten Handtüchern trocknete er sich ab, ein zweites band er sich um die Hüften. Wie erwartet, fand er in Sanjis ordentlich sortiertem Badezimmerschrank eine Gästezahnbürste, noch originalverpackt, für den Fall das unangemeldet jemand vorbei kam und bei ihm nächtigte. Vielleicht hätte Ace irgendwann mal diese Zahnbürste ausgepackt, bei seiner ersten Übernachtung… Ein tiefes Brummen stieg Zorro die Kehle empor, und er drückte die Zahnpastatube sehr unsanft aus, so dass es ein Wunder war, dass sie nicht platzte. Besser, er machte sich andere Gedanken. Schönere Gedanken. Von Sanji, wie er neben ihm lag, wie sein Po gegen seinen Privatbereich drückte, während sein Bäuchlein wie maßangepasst in seiner Hand lag… AHRG!! Ärgerlich spuckte Zorro rosa-weißen Erdbeerschaum und hustete, weil er sich bei seinen lebhaften Erinnerungen an letzte Nacht daran verschluckt hatte. Solche Gedanken brachten ihn doch kein Stück weiter! Und dabei waren es noch 11 Tage, die er und Sanji miteinander verbringen würden. Wie um alles in der Welt sollte er das bloß überleben, ohne vollends den Verstand und obendrein sein Herz zu verlieren? Zorro hatte keine Ahnung. Er wusste nur, dass er sich mittlerweile aus tiefster Seele wünschte, diesen Auftrag niemals angenommen zu haben, egal wie lukrativ er im Endeffekt auch sein mochte. Es wäre wirklich besser für alle Beteiligten gewesen, vor allem aber für ihn selbst. >>> >>> <<< <<< Sanji saß in seinem Bett, die Decke bis unters Kinn und die Knie angezogen und starrte aus müden Augen sein zerzaustes Spiegelbild an. Natürlich war er wach geworden, als der Arm um seine Taille und vor allem die Wärme von Zorros Körper sein Bett verlassen hatte. Und bei dem kurz darauf einsetzenden Prasseln der Dusche hatte er auch nicht wieder einschlafen können, ganz zu schweigen davon, dass er viel zu aufgewühlt dazu war. Sie hatten tatsächlich die Nacht miteinander verbracht – zwar angezogen und ohne jeglichen Austausch von Zärtlichkeiten, aber in ziemlich enger Löffelchenstellung und mit eifrig pochenden Herzen. Denn dass auch der Grünhaarige enormes Herzklopfen gehabt hatte, daran konnte der Koch sich noch vage erinnern. Dabei hätte er schwören können, dass sein Trainer ihn absolut unerotisch fand, so wie er immer an ihm herum krittelte und ihm vorhielt, wo er überall noch zu dünn oder zu dick, zu undefiniert oder zu schwabbelig war. Nein, Sanji hätte die Hand dafür ins Feuer gelegt, dass er in Zorros Augen bestenfalls so attraktiv war wie eine Presswurst im Stretchanzug. Aber ganz so schlimm konnte es ja dann doch nicht sein, wenn der Ältere sich die ganze Nacht nicht aus der Kuschelstellung heraus bewegt hatte. War er am Ende vielleicht doch schon so gut in Form, dass Zorro sich für ihn erwärmen konnte? Es waren immerhin schon fast drei Wochen vergangen, in denen er sich und seinen Körper so diszipliniert ernährt und sportlich gefordert hatte wie noch nie zuvor… Erwartungsvoll kletterte Sanji aus dem zerwühlten Bett und tapste zum Spiegelschrank hinüber. Er nahm sich nicht die Zeit, sich zu tadeln, dass er tatsächlich in seinen Straßenklamotten geschlafen hatte, sondern streifte Pullover und Unterhemd hastig über den Kopf. Mit entblößtem Oberkörper stand er dann vor der Spiegelfront und betrachtete sich eingehend. Vor lauter Enttäuschung zog sich sein Magen unangenehm zusammen. Gut, vielleicht war es auch Hunger, weil er seit dem vergangenen Nachmittag nichts mehr gegessen hatte. Fakt war aber, dass da war kaum was zu sehen war. Vielleicht wenn er die Muskeln anspannte und ein bisschen Bauch einzog? Sanji hielt die Luft an und konzentrierte sich darauf, seinen Oberkörper feste anzuspannen, so wie er es immer bei den Übungen im Studio machte – doch er sah immer noch keinen Unterschied. „Na toll…“ Frustriert atmete der Blonde wieder aus und ließ die Schultern hängen, so dass die Arme neben seinem Körper baumelten. So viel Schinderei, und man sah immer noch nichts! Wenn das mal kein Betrug war, was dann? Er hätte gestern gut und gerne 5 Stück Torte essen können und nen riesen Eisbecher hintendrauf, und es hätte nichts geändert! „Das ist doch Beschiss…“ murmelte Sanji missmutig und drehte sich um, nur um mitten in der Drehung gegen einen halbnackten Zorro zu prallen. „S-Sorry!“ – „Was ist Beschiss?“ Zorro richtete sein lose gebundenes Handtuch und sah seinen Gegenüber erwartungsvoll an. Was genau Sanji gemeint hatte, hatte er nicht mitbekommen, aber allein schon die Tatsache, dass der Koch oben ohne durch die Gegend lief, machte ihn stutzig. Das tat Sanji in seiner Gegenwart sonst nie, vermutlich weil er Komplexe oder ähnliches schob. „Hmm? Jetzt sag schon.“ – „Ich… nichts…“ Peinlich berührt wich Sanji dem Blick des Grünhaarigen aus und griff nach einem frischen Hemd. Was für eine blöde Situation – hatte Zorro mitbekommen, wie er sich im Spiegel begutachtet und herum gepost hatte? Hoffentlich nicht, sonst würde es sicherlich wieder dumme Sprüche hageln, die unweigerlich zum Streit führten. Und darauf hatte er gerade absolut keine Lust. Er wollte das Schlafzimmer verlassen und das frei gewordene Bad ansteuern, als Zorros Hand sich fest um seinen Arm legte. „Ich hab dir ne Frage gestellt, Sanji.“ brummte er, leise und alles andere als motzig. Es klang ehrlich interessiert. „Ich hab doch gesagt… ich… ist doch unwichtig! Ich hab einfach nur festgestellt, dass man noch nichts von dem ganzen Training sieht! Und jetzt kannst du mich auslachen, weil ich so blöd war zu glauben, dass es so schnell geht, und dann kann ich duschen gehen.“ knurrte der Blonde und bekam dabei ziemlich rote Ohren. „Wir können das Auslachen auch gern überspringen, ich würde nämlich echt gerne… h-hey… gib mein Hemd wieder her!“ – „Komm du erst mal vor den Spiegel.“ Zielstrebig zog Zorro den widerstrebenden Koch zu sich und dann vor den Schlafzimmerschrank, wo er ihn mit der Nase fast ins Glas stieß. „Idiot… jetzt hör mal zu und sieh vor allem hin. Ich gebe zu – Superman bist du noch lang nicht. Aber hier…“ Langsam fuhr er mit beiden Händen über Sanjis Schultern und Oberarme, drückte zu und knetete leicht. „Hier spürt man deutlich, dass du Hanteln stemmst und ziehst und Liegestütze machst. Weißt du noch, wie du am Anfang nach der zweiten zusammengeklappt bist? Gestern hast du fast 60 geschafft.“ Zorros Hände fuhren nach vorne, über Sanjis entblößte Brust. „Hier…“ Nach hinten zum Rücken. „Und hier auch, da ist Kraft dazu gekommen. Auch wenn du immer noch einen schmalen Oberkörper für einen Mann hast, du bist nicht mehr so flach auf der Brust wie zu Beginn unseres Trainings.“ Sanji schluckte und verspannte sich leicht, als Zorros Fingerkuppen nach unten wanderten und über seine Taille nach vorne glitten. Die dunkle Stimme des Größeren streifte sein Ohr, als dieser weitersprach:„Auch wenn es nicht so aussieht aus deinem Blickwinkel, dein Speckbäuchlein ist wirklich kleiner geworden. Und vor allem straffer. Fühl selber.“ Damit griff er nach Sanjis Händen und legte sie auf seinen Bauch, wo er einmal auf und ab strich, dann vor und zurück. „Nicht übel, oder? Unter der ganzen Eiscreme stecken jetzt richtige kleine Bauchmuskeln. Und der Rettungsring ist auch schon viel schmäler als am Anfang.“ Abermals zogen Zorros Hände weiter, über die Hüften, die sie einmal liebevoll knautschten, hinunter zu Sanjis Po. „Und wenn Ace nichts überzeugt – dein Arsch wird es schon retten. Der sieht nämlich mittlerweile richtig gut aus vom Laufen, Schwimmen und Radfahren. Wenn du dich in ne enge Jeans quetscht, fängt dein Herzbube glatt an zu sabbern. Und jetzt sag nochmal, man würde noch nicht sehen, dass sich das ganze Training auszahlt. Beleidige mich nicht, Sanji – und dich auch nicht. Wir haben echt viel geleistet. Also verkneif dir noch ein bisschen länger deinen Zucker. Es lohnt sich.“ Sanji fehlten die Worte angesichts dieser Flut von Komplimenten, die Zorro gerade von sich gegeben hatte. Die Stellen, an denen der Ältere seine Haut gestreift hatte, kribbelten jetzt noch, obwohl Zorro seine Hände längst wieder weggenommen hatte. Hitze wallte in ihm auf, und sie verlagerte sich rasch von der Gegend um seinen Bauchnabel in tiefere Regionen, um dort eine recht eindeutige Reaktion auf die Zärtlichkeiten hervorzurufen. Sanji schoss sämtliches noch verbleibendes Blut ins Gesicht. Scheiße!! „I-ich… bist du fertig im Bad? Prima! Ich will jetzt nämlich… ICH MUSS DUSCHEN!!“ So eilig hatte der Koch es wohl noch nie gehabt, ins Bad zu kommen, seit Zorro ihn jeden Morgen zum Sport schleifte. Meistens hatte sein Trainer ihn aus dem warmen Bett treten müssen, und bis Sanji aus dem Schlafzimmer war, hatte es nochmal gedauert. Jetzt aber konnte es ihm nicht schnell genug gehen, und er konnte erst wieder ausatmen, als die verschlossene Badezimmertür zwischen ihm und dem Grünhaarigen lag. Immer noch ungläubig starrte Sanji an sich herunter, auf die deutliche Wölbung in seinen Schlafshorts, die das bewies, was er seit gestern schon vermutet hatte. Er war scharf auf Zorro. Und Zorro wusste es. Zumindest hatte er gesehen, wie Sanji auf seine kleine Ansprache mit Körperkontakt reagiert hatte, und es hatte ihn mehr als staunen lassen. Auch wenn er es nie gesagt hätte, so brannte ihm doch die Frage auf der Seele, ob das jetzt nur wegen der langen partnerlosen Durststrecke war, die Sanji schon hinter sich hatte, oder ob er ihn tatsächlich erregt hatte, weil… nun, weil er es war. Zorro rieb sich den Nacken und spürte, wie auch ihm eine leichte Röte ins Gesicht stieg. Na sowas – der Koch fand ihn scheinbar gut, und das trotz der Schwärmerei für Ace. Sollte er sich jetzt freuen? Oder machte das die ganze Situation nicht noch verzwickter für sie beide? Was würde denn jetzt geschehen? Energisch schüttelte Zorro den Kopf und versuchte, seine mal wieder überschäumende Phantasie zu zügeln, während er für Sanji einen Müslishake mixte und in ein großes Cocktailglas goss. Er würde es dem Blondschopf überlassen, wie es mit ihnen weitergehen sollte. Etwas gegen Sanjis Willen zu versuchen war mit Sicherheit ein Himmelfahrtskommando, da war es besser, er ließ den Koch erst mal für sich entscheiden, was dieser überhaupt wollte. Er hätte die Hand dafür ins Feuer legen können, dass Sanji davon nicht den geringsten Schimmer hatte. Der war eindeutig der Typ dafür, der von seinem eigenen Gefühlschaos zum Narren gehalten und behindert wurde. Zorro hielt inne. Und er selbst? Was wollte er denn? Sein pochendes Herz und die leicht verknoteten Innereien gaben ihm prompt die Antwort: Er wollte Sanji, und das in mehr als einer Hinsicht. Vor allem erst mal in einer bestimmten Hinsicht. Er konnte nur hoffen, dass der Koch dasselbe wollte, zumindest aber bald eine Entscheidung traf und die ihm auch mitteilte. Die ganz offensichtliche Beule in Sanjis Shorts ließ ihn jedenfalls ein wenig Hoffnung schöpfen, dass diese Entscheidung zu seinen Gunsten ausfallen könnte. Was dann mit ihnen geschah, konnte er sich ja überlegen, wenn es soweit war, und bis dahin – das nahm Zorro sich fest vor – würde er nicht mehr darüber nachgrübeln. >>> >>> <<< <<< „Du siehst echt mitgenommen aus…“ – „Schnauze.“ – „Nein, ehrlich, eine Leiche auf Urlaub ist nichts gegen dich, hast du mal in den Spiegel geguckt? Hast du die letzten Nächte eigentlich überhaupt geschlafen?“ Tashigis Stimme schien sich in seinen Kopf zu bohren, schön Stück für Stück wie ein Presslufthammer, mitten in seine Gehirnwindungen hinein, und es konnte nicht mehr lange dauern bis sie alles zu Matsch gequatscht hatte. Und das Schlimmste war, dass er kaum Kraft hatte, sich dagegen zu wehren, wo ihm sonst doch die schönsten Beleidigungen für seine Kollegin einfielen. Aber heute? Da war nichts mit ihm los… Und ihm war auch glasklar, wessen Schuld das war. Er brauchte nur rüber zum Ergometer zu gucken, wo Sanji gerade durch die Schweizer Alpen radelte – auf dem Bildschirm natürlich. Verdammter Koch! „Wie wäre es denn, wenn du ihm mal sagen würdest, was du empfindest?“ Zorro fuhr zusammen und krachte recht unsanft in das Hier und Jetzt zurück. „Was bitte?“ murmelte er zerstreut, im festen Glauben, sich verhört zu haben. Vermutlich halluzinierte er schon vor lauter rosa Zuckerwatte im Kopf. Doch Tashigis Miene verzog sich kaum, als sie ihn nach wie vor ernst und auch ziemlich bedrückt ansah und wiederholte: „Ich hab gemeint, du solltest Sanji vielleicht mal sagen, dass du ihn magst. Dann ginge es dir vermutlich besser.“ – „Du hast ja nen Schatten… wieso zum Teufel sollte ich sowas sagen? Wie kommst du da drauf?“ – „Weil man es dir an der Nasenspitze ablesen kann, du Blödmann!“ Energisch schnippste die junge Frau ihrem Gegenüber an die Stirn, so dass die grünen Strähnen, die ihm ins Gesicht hingen, auf und ab wippten. „Ihr schleicht schon seit Tagen umeinander rum, und ehrlich gesagt ist es kaum mehr mit anzusehen. Was ihr hier abzieht, ist die reinste Seifenoper, ein echtes Trauerspiel! Jeder kann sehen, dass da was zwischen euch steht und ihr beide zu stolz seid, um es zuzugeben. – Und versuch nicht, es zu leugnen, Zorro, das wird nicht funktionieren. Ich bin eine Frau, ich bin verliebt, ich weiß ganz genau wie jemand aussieht, der schmachtet. Und du schmachtest gewaltig, da wäre jeder Romeo neidisch. Warum sagst du es ihm nicht?“ Zorro wandte den Blick ab und verfluchte die weibliche Intuition, die selbst bei jemandem wie Tashigi so ausgeprägt zu sein schien, dass sie es bemerkt hatte. Erst diese Robin, jetzt das Suppenhuhn, was kam als nächstes? Spazierte die Bäckermaus herein und verkündete lautstark, sie würde die Hochzeitstorte für sie backen wollen, wenn sie sich endlich ihre Liebe gestanden? Setzte diese Nami dann einen Ehevertrag auf, damit ihr Oberkoch nicht übers Ohr gehauen wurde, falls sie sich wieder trennten? Hatte sich denn die ganze Frauenwelt gegen ihn verschworen und beschlossen, ihn zu einer Liebeserklärung zu nötigen? Und warum eigentlich gerade er? Warum nötigten sie denn nicht den blonden Hampelmann? Der war es doch schließlich, der nur von seinem Dramasternchen schwärmte und dann plötzlich wuschig wurde, wenn er ihm mal über den Po streichelte. „So rot wie du gerade wirst, wüsste ich zu gerne, woran du denkst.“ – „Halt bloß den Mund…“ nuschelte der Grünhaarige peinlich berührt und schob den Gedanken, wie gut sich Sanjis Hinterteil angefühlt hatte, schnell in eine entlegene Ecke seines Verstandes. Es wurde Zeit, dass er sich mal ein wenig zur Wehr setzte, da hatte er keine Zeit für solche Grabschphantasien! „Zuerst mal weiß ich ja wohl immer noch am besten, für wen ich wo und wann Gefühle habe, und brauche keine naseweise Klatschbase wie dich, die mir das vorschreibt. Und zweitens – selbst wenn ich was für diesen Idioten übrig hätte, hätte er es mit Sicherheit nicht für mich. Denn wie du sicherlich aus euren 3 Millionen Telefonaten weißt, steht Sanji auf Ace. Punkt! Wozu sollte ihm jemand, der auch nur halbwegs bei klarem Verstand ist, da seine Gefühle vor den Latz knallen, wenn er sie doch sowieso nicht erwidert?! Ja, da fällt dir nix mehr ein! Weil es Blödsinn wäre!“ – „Der einzige Blödsinn ist, was du gerade verzapfst. Seit wann bist du so feige und gibst dich kampflos geschlagen?“ In Tashigis Stimme lag Bitterkeit und auch unüberhörbare Enttäuschung. „Vielleicht ist es sogar besser, wenn du es für dich behältst und schön in dich reinfrisst. Sanji hat was Besseres verdient als so einen Idioten wie dich, der nicht mal seinen eigenen Stolz beiseiteschieben kann.“ Ohne ein weiteres Wort oder auch nur einen Blickkontakt ließ die Schwarzhaarige ihren Kollegen an der Bar stehen und marschierte zu Sanji hinüber, um ihn von seinem Trip in die Berge zu erlösen. Zorro konnte ihr nur hinterher starren und dabei so böse gucken, dass plötzlich alle einen großen Bogen um ihn machten. Seine Finger gruben sich fest in das glatte Holz des Tresens hinter ihm. Er war unsagbar wütend, es brodelte förmlich in ihm bis kurz vorm Überkochen, und das hauptsächlich deswegen, weil er wusste, wie recht Tashigi doch hatte. Dankbar nahm Sanji die Flasche mit Apfelschorle entgegen, die seine Freundin mitgebracht hatte. „Dich schickt der Himmel…“ seufzte er, schraubte den Verschluss auf und tat einen langen wohltuenden Zug. Als er den Blick auffing, mit dem die Trainerin ihn ansah, hätte er sich vor Schreck fast verschluckt. „Ist alles ok? H-hab ich was Falsches gesagt?“ – „Nein… entschuldige. Ich war in Gedanken.“ Das Mädchen bemühte sich ehrlich um ein Lächeln. „Du wirst wirklich immer besser. Als ich dich kennen gelernt habe, hätte ich nicht gedacht, dass du so schnell Fortschritte machst. Du siehst nicht danach aus, aber du hast gute Veranlagungen. Ich hoffe, du bleibst nach diesem Monat am Ball, du könntest echt was aus deinem Körper rausholen. Und wenn du erst mal wieder in der Küche stehst, wirst du merken, wie gut das Training dich bei deinem Job unterstützt, und wie dein Körper von ganz alleine wieder danach verlangt.“ Sanji blinzelte und ließ die Flasche langsam sinken. „Ich… ich glaub‘s nicht so wirklich… aber wenn du das sagst?“ – „Zur Not komm ich dreimal die Woche vorbei und mach dir ein so schlechtes Gewissen, dass du mit mir mitgehst. Oder ich schicke Zorro vorbei, der kann dir schließlich sehr effektiv Beine machen…“ Kaum dass der Name des Grünhaarigen gefallen war, verdunkelte sich Sanjis Gesichtsfarbe, und er nahm schnell einen weiteren Schluck, um die Verlegenheitsröte vor Tashigi zu verstecken. Was natürlich sinnlos war. Die junge Frau hatte ihren Kollegen schließlich nicht ohne Hintergedanken erwähnt. Vorsichtig legte sie eine Hand auf Sanjis und sah ihm direkt in die Augen. „Hast du dir mittlerweile überlegt… was mit dir und Zorro ist?“ – „… ich hab keine Ahnung.“ Es fiel Sanji nicht leicht, das zuzugeben, aber anlügen wollte er Tashigi auch nicht. Wozu auch? Sie schien es ja schon zu ahnen, da konnte er ihr auch ehrlich sagen, was los war. Vor allem, weil er schon seit Tagen des Bedürfnis hatte, jemandem sein Herz auszuschütten. „Ich weiß langsam nicht mehr weiter… ich… ich dachte, für mich gäbe es nur Ace. Seit Monaten träume ich nur von diesem einen Mann, allein beim Gedanken daran, ihn wieder zu sehen, zittern mir die Knie und ich krieg Magendrücken und Gänsehaut. Und von jetzt auf nachher passiert mir dasselbe bei Zorro. Wie soll ich das denn verstehen? Wir mögen uns nicht mal, wir streiten rum und ärgern uns, wo wir können… wo sollen denn da die Gefühle herkommen?“ – „Sanji…“ – „Ich meine, jetzt sei doch mal ehrlich – er ist ein Idiot! Ein Trampel! Er hat kein Stück Manieren, er benimmt sich wie die Axt im Walde, er ist ein Gefühlskrüppel und hat den Geschmack eines Hinterwäldlers, bei allem! Beim Essen, bei Klamotten…“ – „Sanji.“ – „Und alle sagen ‚Zorro steht auf dich‘ – aber hat ER mir das mal gesagt? Nein! Hat er nicht! Weil er nichts empfindet! Weil ich nicht gut genug für ihn bin, weil er auf knackige sehnige Körper steht und nicht auf… auf sowas wie mich.“ – „Sanji! Jetzt hör aber mal auf! Red doch keinen solchen Blödsinn… hier geht’s doch nicht ums Aussehen oder um Geschmack oder Typ oder Streitereien – hier geht’s darum, dass ihr beide euch einfach mögt. So wie ihr seid! Zorro mag dich, obwohl du zickig bist und ein Sportmuffel und Eiscreme liebst und leicht versnobt bist! Und du magst ihn, obwohl er weder mit Gefühlen noch mit Worten umgehen kann, obwohl er wie ein hirnloser Bodybuilder aussieht und dich ärgert wann immer sich eine Gelegenheit bietet. Weißt du wie man das nennt?“ Tashigi schluckte, bevor sie Sanji dann an beiden Schultern fasste. „Das, lieber Sanji, nennt man Liebe. Das ist nicht rational erklärbar, das passiert einfach. Ohne dass man drauf Einfluss nehmen kann, mit wem, wann und wieso bzw. wieso nicht. Glaubst du denn, ich hätte mich sonst in einen Mann verliebt, dem ich am Arsch vorbei gehe, der mich sogar mit solcher Leidenschaft verachtet und mir mit voller Absicht aus dem Weg geht? Da müsste ich ja komplett bescheuert sein…“ Der Blonde schwieg einen Moment sichtlich betroffen. Er war ja so ein taktloser Volltrottel, Tashigi die Ohren voll zu heulen, obwohl er doch wusste, dass seine Freundin in den Mann verliebt war, über dessen eventuelle Zuneigung er sich gerade beklagte. Im Vergleich zu Tashigis hoffnungsloser Schwärmerei war sein Problem richtiger Luxus, und er hatte nichts Besseres zu tun, als ihr das unter die Nase zu reiben! Im Grunde durfte er es gar nicht wagen, Zorro als Gefühlskrüppel zu beschimpfen, er war nämlich nicht besser. „Tut mir leid… ich wollte nicht…“ – „Schon gut, ich bin nicht böse. Nur ein bisschen verärgert, weil euch beiden Jungs so was in den Schoß fällt und ich mich wie verrückt abstrample, um dann am Ende leer auszugehen. Das ist schon hart für mich. Aber ich würde das hier doch nicht machen, wenn ich nicht dran glauben würde, dass es mit euch beiden funktionieren könnte. Und ich… gönne es Zorro, dass er mal jemanden abkriegt. Hier im Studio heißt es schon, er wäre asexuell und so.“ Obwohl ihr eigentlich nicht danach zu Mute war, musste Tashigi bei dem Gedanken an die Gerüchte prusten. Asexualität war noch eins der netteren Dinge, die man dem brummigen Fitnesscoach unter seinen Kollegen unterstellte. Sanji rutschte ein Stück näher und legte einen Arm um die Schwarzhaarige. „Ich danke dir… du bist wirklich unglaublich. Aber was soll ich denn machen? Ich kann nicht einfach hingehen und ihn damit konfrontieren. Das geht doch hundert pro in die Hose.“ klagte er leise. Tashigi lächelte und klopfte ihm auf den schmalen Rücken, und das mit einer Kraft, die Sanji für einen Moment lang nach Luft schnappen ließ. „Ich sag dir, was ihr zu tun habt. Es gibt eine Möglichkeit, mit der sogar verbal gehemmte Kerle ihre Gefühle ausdrücken können. Das liegt euch quasi in den Genen, aber in unserer heutigen zivilisierten Gesellschaft finden sich Mittel und Wege, diese Hemmungen abzubauen. Und sie funktionieren immer.“ >>> >>> <<< <<< Während Sanji seine Frisur im Spiegel richtete, hallte ihm zum vermutlich hundertsten Mal an diesem Abend der eine Satz durch den Kopf, wie eine Schallplatte mit Hänger: Ich muss doch wirklich von allen guten Geistern verlassen sein. Wie sonst erklärte es sich, dass er Zorro nach dem lang ersehnten Trainingsschluss – und scheinbar in einem Anflug von Wahnsinn – um ein Date gebeten hatte? Ein Date! Das musste man sich erst mal vorstellen! Wann hatte er das letzte Mal sowas gemacht? Sanji hielt mitten in der Bewegung inne und erinnerte sich beschämt. Vor knapp 4 Wochen, als er von Ace den wohl härtesten Korb seines Lebens bekommen hatte. Heute aber lagen die Dinge ein wenig anders, denn Zorro hatte tatsächlich eingewilligt. Was vielleicht mit daran lag, dass Sanji das „Date“ harmlos als „Lass uns was trinken gehen“ verpackt hatte, damit Zorro bloß keinen Verdacht schöpfte. Eine kleine stichelnde Stimme in Sanjis Hinterkopf flüsterte dem Koch zu, dass Zorro die Lunte sowieso riechen würde, sobald er gesehen hatte, wie sein „Date“ sich in Schale geworfen hatte, nur um „was trinken“ zu gehen. Schwarze Jeans, die so eng saßen, dass Sanji sich selber gewundert hatte, wie er da überhaupt reingekommen war ohne Miederhose und Korsett, damit Zorro den von ihm so gelobten Po auch ja gut zu sehen bekam. Dazu ein blauer Pullover mit weitem Halsausschnitt, auf den guten Rat von Tashigi hin, dass er unbedingt etwas Blaues tragen musste, was seine Augen und Haare betonte und gleichzeitig ein bisschen Haut zeigte. Er hatte fast zwei Stunden in der Fußgängerzone suchen müssen, um ein solches Kleidungsstück zu finden, und anprobiert hatte er es erst gar nicht, nur kurz auf das Schild geschaut, ob es seine Größe war. Beschämt musterte Sanji sich nun im Garderobenspiegel und kam sich so albern vor wie ein Schulmädchen auf seinem ersten Date. Nein – er würde etwas anderes anziehen, Zorro würde ihn doch glatt auslachen, wenn er ihm so die Türöffnete… Doch dazu bekam er keine Gelegenheit mehr. Lautes Türklingeln hallte durch die Wohnung, und das darauf folgende Pochen machte Sanji klar, dass Zorro schon direkt vor der Wohnungstür stand und er wohl oder übel so aufmachen musste, wie er hergerichtet war. Hoffentlich gehörte Zorro zu der Sorte Mann, die keinen Blick für das Outfit andere Menschen hatte, hoffentlich wollte er schnell los und er konnte sich sofort seine Jacke umhängen, hoffentlich… Sanji fiel fast die Kinnlade herunter, als er Zorro im Türrahmen stehen sah. In blankpolierten Schuhen, Lederhosen und einem weißen Seidenhemd. Eins war klar – wäre Sanji nicht schon schwul gewesen, so wäre er es in diesem Augenblick zweihundertprozentig geworden. Sein Trainer sah unglaublich gut aus. „Bist du soweit?“ brummte der Grünhaarige und taxierte den Koch so unauffällig wie möglich, einmal vom Scheitel zu den Schuhen und zurück. Er verkniff sich mit Mühe ein gequältes Seufzen. Musste Sanji sich denn so zurechtmachen, dass er ihn am liebsten hier und jetzt gegen die Wand gedrückt und geknutscht hätte? Und er duftete schon wieder nach Rosenholz und streichelzart! Das war doch nicht fair! Wie sollte er sich denn bitte den ganzen Abend lang beherrschen, wenn die Verführung ihm vor der Nase saß und scheinbar keine Ahnung hatte, wie verlockend sie war? Nie wäre Zorro darauf gekommen, dass Sanji sich berechnend so aufgestylt hatte, gar beabsichtigte, ihm zu gefallen. Die gesamte Körpersprache des Blonden sagte nach wie vor: Ich bin unscheinbar, mich will keiner. ‚Oh doch… ich will dich.‘ dachte Zorro und wandte sich hastig ab, damit Sanji nicht sah, wie ihm bei diesem Gedanken schon wieder die Hitze in den Kopf stieg. Der Abend würde qualvoll und grausam werden. Hätte er doch bloß nicht zugesagt… „Ähm… ja… wir können gehen.“ Schnell nahm der Koch seine Jacke und schlüpfte hinein, den Reißverschluss mit einem Ruck bis knapp unters Kinn hochgezogen. „Es ist noch ziemlich kühl draußen…“ meinte er, als er Zorros leicht irritierten Blick auffing. Der Grünhaarige trug keine Jacke über seinem Hemd, welches er so weit aufgeknöpft hatte, dass man den Ansatz seiner Brustmuskulatur nicht bloß erahnen konnte. Entweder hatte er Dauerhitze oder er wollte, dass alle Welt sah, wie top gestählt er war. Bis sie endlich an ihrem Zielort angekommen waren, einer Szenekneipe in der Innenstadt, war Sanji so durch den Wind, dass er sich fast verlaufen hätte und schnurstracks daran vorbeigelaufen wäre, wen Zorro ihn nicht festgehalten hätte. Mit hochrotem Gesicht gab der Blonde am Eingang seine Reservierung an, und ein Kellner führte sie zu einem kleinen Tisch in der Nähe der Bar, Nichtraucherbereich mit Fensterblick. Kaum dass sie alleine waren, vergruben beide Männer sich erst mal hinter der Getränkekarte, von der es zum Glück zwei Exemplare an ihrem Platz gab. In weiser Voraussicht hatten sie Auto bzw. Motorrad stehen gelassen und waren mit öffentlichen Verkehrsmitteln hergekommen. Denn eins war klar – sie würden den Abend nur mit Alkohol überstehen. In Sanjis Fall war das sogar beabsichtigt, umso erleichterter war der Blonde, dass sein Begleiter ungewollt mitzog und sich einen Sake bestellte, nachdem er selbst einen Cocktail geordert hatte. Für die Strategie, die ihm Tashigi ans Herz gelegt hatte, um sie beide einander näher zu bringen, war der Alkohol unabdingbar. „Betrinkt euch und schaut, was dabei raus kommt.“ Na denn Prost! „Kanpai.“ murmelte Sanji und zog so heftig an seinem Cocktail, dass er fast den Strohhalm mit inhalierte. Zorro nickte bloß. „… Kanpai.“ echote er und kippte seinen Sake herunter. Er würde einige von den kleinen Schälchen brauchen, um den Abend zu überstehen. ~ Ende Kapitel 9 ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)