Unverhofft kommt oft von taiyo83 ================================================================================ Kapitel 14: Mitternachtsschwarz und Zuckergussrosa -------------------------------------------------- Kapitel 13 – Mitternachtsschwarz und Zuckergussrosa Sanji schaute richtiggehend verstört drein, und auf seinem Gesicht waren noch Spuren von Tränen zu sehen, die recht frisch sein mussten. „Ist was passiert?“ fragte Ace sogleich eine Spur ernster, nahm dabei neben dem Koch auf dem Sofa Platz und legte den Arm auf die Lehne hinter ihm. „Hattest du mit jemandem Ärger? Mit deiner Chefin… oder mit jemandem vom Hotelpersonal?“ fuhr er fort, als Sanji weiterhin stumm blieb. „Sind irgendwelche Reporter zudringlich geworden?“ – „Nein…“ Die Stimme des Blonden klang brüchig, aber er schaffte es dennoch, Ace in seinem Redefluss zu bremsen. „Ich… nein, es ist nur…“ Frische Tränen schossen ihm in die Augen, für die er sich unglaublich schämte, und er versuchte vergeblich, sie schnell genug wegzuwischen, bevor sein Gegenüber sie sah – was natürlich unsinnig war. Langsam legte Ace seinen Arm um ihn und drückte den Kleineren leicht an sich. „War es zu viel auf einmal? Bereust du die Nacht?“ fragte er ruhig, fixierte dabei die Wand gegenüber der Sitzgarnitur. Es war nicht das erste Mal, dass er eine solche Reaktion erlebte. Manche seiner früheren Beziehungen waren mit dem Starrummel nicht klar gekommen, manche allein schon nicht mit der Tatsache, mit einem Star zusammen zu sein. Und auch wenn Sanji stärker wirkte als noch vor einem Monat, so war er doch keine solche psychische Pferdenatur wie er. „Ace… ich kann das nicht. Ich… ich mag dich… ich hab dich sehr lieb, du bist toll… aber… ich kann nicht.“ brachte Sanji nach einer Weile heraus. Seine Stimme klang klarer als zuvor, aber deutlich waren noch die unterdrückten Tränen zu hören. Der Sommersprossige verzog daraufhin das Gesicht und biss sich kurz auf die Unterlippe, ohne jedoch den Griff um Sanji zu lösen. „Verrätst du mir auch wieso? Heute Morgen schien noch alles in Ordnung… oder war ich dir zu aufdringlich? Ich spring nicht mit jedem gleich nach dem ersten Date ins Bett, weißt du? Und soweit ich weiß, hast du doch wegen mir abgenommen und trainiert – was mich ehrt, und was du mir gestern Nacht irgendwann zwischen dem zweiten und dritten Mal gesagt hast. Wieso jetzt der Sinneswandel? Bist du immer noch böse auf mich? Ist das… deine Art, es mir heimzuzahlen?“ – „NEIN!“ entfuhr es dem Blonden heftig, und er sah aus weit aufgerissenen Augen auf. „Ich… nein, Ace! Ich würde sowas nicht machen! Ich… ich bin dir nicht mehr böse! Es war mir ein Ansporn, an mir zu arbeiten, und aus der Kränkung wurde irgendwann Motivation, ich trage dir nichts nach. Ich wollte wirklich schön für dich sein… ich wollte… dass du mich attraktiv findest.“ – „Und jetzt, wo das der Fall ist, verlierst du das Interesse?“ meinte Ace mit einem undefinierbaren Unterton, während er den Griff um Sanji lockerte und ein Stück abrückte. Den Augenkontakt hielt er allerdings. „Ace, ich… ich hab mich in jemanden anderes verliebt.“ Damit war die Wahrheit draußen, die er solange vor sich selbst nicht hatte zugeben wollen, ehe er sie dem Menschen an den Kopf knallte, den er bislang geglaubt hatte, zu lieben. Sanji gab sein Bestes, dem Blick seines Gegenübers stand zu halten, auch wenn es weh tat. Ace sah ihn mit einer Mischung aus Zorn, Spott und auch Verletztheit an, und nichts davon konnte Sanji ihm verübeln. Er hätte vermutlich haargenau dasselbe empfunden. „Sorry, Sanji… das klingt für mich nach der totalen Verarsche. Wir sind gestern zusammengekommen, und heute erzählst du mir, du hast dich in jemanden anderes verliebt? In wen denn? Hat dir das Zimmermädchen so gut gefallen, oder war es der Portier am Eingang?“ – „Es ist mein Trainer. Zorro… der Grünhaarige… den wir heute Morgen getroffen haben. Und ich… liebe ihn schon länger.“ erklärte Sanji leise, die Hände ineinander verschlungen. Langsam begriff Ace, oder glaubte zumindest, zu begreifen. Das war also diese merkwürdige Stimmung gewesen, die zwischen den beiden geherrscht hatte – es war nicht so, dass sie sich nicht leiden konnten, sondern dass sie sich offensichtlich mochten. Damit erklärte sich auch der sarkastische Unterton, den der Fitnesstrainer ihm gegenüber angeschlagen hatte. „Ist ja nett, dass du mir das mal ebenso erzählst. Hat er dich abblitzen lassen und ich war dann die Notlösung? Dachtest du, du hättest ja jetzt sowieso nichts zu verlieren? Verdammt nochmal Sanji, ich kann nicht glauben, dass ich wegen einem abgebrühten Luder wie dir sogar Gewissensbisse hatte! Ruffy hat mir die Hölle heiß gemacht, weil ich dich so runtergeputzt hab! Und du ziehst hier so ne linke Nummer ab!“ – „Ich… nein! Ace, so ist das nicht, bitte lass mich doch ausreden…“ – „Wozu denn? Wars nicht so? Hattest du nicht vorher schon Gefühle für ihn? War ich denn nicht die zweite Wahl, als er keine Lust hatte? Sonst wärst du doch mit ihm zusammen, oder?!“ Sanji schluckte und sah beklemmt dabei zu, wie Ace auf der teuren orientalischen Brücke, die unter der Sitzgarnitur lag, hin und her tigerte. Im Grunde hatte der Ältere genau ins Schwarze getroffen. Mochte es auch sein, dass er nicht ganz so berechnend und falsch war, wie er gerade von ihm hingestellt wurde, aber grob stimmte es schon, was der Schwarzhaarige ihm vorwarf. Er hatte sich in Zorro verguckt gehabt, und hätte ihn dem Schauspieler vorgezogen, wenn er denn die Wahl gehabt hätte. Absicht hin oder her, die Gefühle, die vor einem Monat noch ungeteilt dem Schwarzhaarigen gegolten hatten, waren mittlerweile längst nicht mehr so leidenschaftlich. „Ace, ich mochte dich die ganze Zeit über. Ich wollte dir nicht weh tun…“ murmelte der Koch mit belegter Stimme. Der Sommersprossige wirbelte herum und lachte ein freudloses Lachen, das Sanji durch Mark und Bein ging, weil es sehr abwertend klang, kühl und bitter. „Bilde dir nichts ein, Sanji – ich verliebe mich nicht in einer Nacht. Um mir richtig wehzutun, hättest du weit mehr machen müssen als mir nach einem One Night Stand zu sagen, dass du jemanden anderen liebst.“ – „Es tut mir trotzdem leid.“ Langsam stand Sanji auf und nahm seine Kleider vom Boden auf, die irgendwann im Laufe des vergangenen Abends im Appartement verstreut worden waren. Dann fiel ihm ein, dass er noch Ace-T-Shirt trug. „Ich… dein Shirt, soll ich…?“ – „Ich SCHEIß auf mein Shirt. Geh jetzt, Sanji.“ schnaubte Ace ohne ihn anzusehen, und der Blonde tat hastig, wie ihm geheißen. Kaum, dass er die Hotelzimmertür leise hinter sich geschlossen hatte, packte der Schauspieler eine der Vasen, die mit Blumen gefüllt zur Dekoration herumstanden, und schleuderte sie mit voller Wucht gegen die Wand. Als er dem Wasser dabei zusah, wie es sich an der Tapete und über dem teuren Teppich ausbreitete und schmutzige Lachen bildete, wurde ihm unwillkürlich die Kehle eng. Es war nicht so, dass Sanji ihm das Herz gebrochen hatte – er fühlte sich vermutlich nicht mal halb so mies, wie der Koch sich gerade fühlen musste. Immerhin machte der Schluss, obwohl er wusste, dass er kaum mehr eine Chance bei diesem Zorro hatte. Aber sein Stolz war angeknackst wie schon lange nicht mehr. Und an irgendetwas musste er seine Wut ja auslassen. Sanji hätte er niemals etwas antun können, allein schon wegen seinem guten Ruf und der blütenweiße Weste, die er in sämtlichen Klatschblättern hatte. >>> >>> <<< <<< Sanji lief durch die Straßen, den unendlich teuren Anzug in einem Bündel unter seine Arme geknüllt, und hörte Nami im Geiste schon zetern, dass sie ihm künftig nur noch Müllsäcke zum anziehen schenken würde, weil er den feinen Stoff so mies behandelte. Aber es war ihm gerade sowas von egal. Er wolle nur noch eines – und zwar zu Zorro. Er wusste, wie klein seine Chancen waren, ganz realistisch gesehen. An Zorros Stelle hätte er ihn nicht mal dann genommen, wenn sie die letzten beiden Menschen auf dem Planeten gewesen wären. Und er kannte den Stolz des Grünhaarigen, der stand dem seinen in nichts nach. Aber irgendwie musste er zumindest versuchen, das Missverständnis zu klären, egal wie lange es dauern würde und wie lange er auf Zorro würde einreden müssen. Er konnte jetzt nicht einfach so aufgeben, ohne es wenigstens versucht zu haben. Dafür hing sein Herz zu sehr an diesem Mann. Und wenn er schon allen Mut zusammengekratzt hatte und das unangenehme Gespräch mit Ace hinter sich gebracht hatte, konnte er ja auch gleich weiter machen. Wer wusste, ob er denselben Mut morgen nochmal aufbringen würde? Seit ihrem Streit im Fitnessstudio kreisten alle seine Gedanken nur noch um den Trainer, wie in einer Endlosschleife, und er wusste: Er liebte ihn. Er liebte ihn wirklich. Er liebte die ruppige Art, er liebte die Sticheleien, er liebte die Perfektion bei allem, was mit seinem Sport zu tun hatte, er liebte das zufriedene Leuchten in den Augen des Mannes, wenn er etwas richtig machte, er liebte seine seltenen Lächeln, er liebte es, wenn er den Arm um ihn schlang, er liebte wie er seinen Namen aussprach, wie er ihn berührte, wie er ihn küsste. Und wenn es auch nur die Winzigkeit einer Chance gab, Zorro doch noch für dich zu gewinnen, so würde er sie nutzen. Sanji hastete die zwei Treppen zu Zorros Wohnung hinauf, kaum dass er unten durch die offen stehende Haustür getreten war. Dank einem Monat Ausdauertraining nur leicht außer Atem, klingelte er an der Wohnungstür, einmal, zweimal, dreimal, und die Klingel schrillte laut. Doch niemand öffnete ihm. Der Blick des Koches fiel auf die schmutzigen Motorradstiefel und die Sporttasche, die vor der Tür standen wie achtlos hingeworfen, und er war sich sicher, dass Zorro zu Hause war, vermutlich gerade zurück gekehrt. Also warum öffnete er dann nicht? Mit der flachen Hand schlug der Blonde gegen das Holz und rief: „Zorro, wenn du da bist mach gefälligst auf, wir müssen reden!“ Niemand schickte sich an zu antworten, geschweige denn zu öffnen. Sanji lauschte angestrengt und glaubte, hinter der Tür leise Schlurflaute zu hören – Zorro stand auf der anderen Seite und hörte genau, was er sagte. Verdammt! „MARIMO! Bitte, mach auf! Ich hab dir so viel zu sagen! Zorro!“ Und immer noch keine Antwort. Die Sekunden verstrichen und wurden zu Minuten, und langsam aber sicher wurde Sanji klar, dass der Grünhaarige ihm nicht aufmachen wollte und es auch nicht würde, weil er eben sehr viel Stolz hatte, den er so leichtfertig gekränkt hatte. Ohne es zu wollen, und das machte es noch verzwickter, als es eh schon war. Der Koch spürte einen dicken Kloß im Hals, bemühte sich aber, die Tränen zurück zu halten. Geheult hatte er heute schon genug, und solange er es konnte, würde er es mit Worten versuchen. „Schön! Ich weiß, dass du mich hören kannst, und wenn du nicht aufmachst, schrei ich eben so laut, dass alle deine Nachbarn es mitbekommen! Ich… ich hab mit Ace Schluss gemacht! Und rate mal, wieso? Wegen dir! Weil ich dich liebe, und das nicht erst seit heute! Abe… Aber ich dachte, du hast kein Interesse an mir! Ich dachte, für dich wäre außer Sex nie mehr gewesen! Ich… verdammt, du hättest mir ja auch mal sagen können, dass du mich magst! Ich kann nicht Gedanken lesen, schon gar nicht bei so einem sturen Brummbären wie dir! Und eigentlich wollte ich dir nur sagen, dass Ace ins Restaurant kommt, ich aber mit DIR zusammen sein will! Aber DU hast mich nicht ausreden lassen, DU musstest mir ja das Wort im Mund rumdrehen! Und… und dann hab ich mich halt auf ein Date mit ihm eingelassen! Ok, das war dumm und nur wegen meinem angeknacksten Ego. Aber ich wollte die ganze Zeit nur dich! Verstehst du, du dumme Alge? Ich liebe dich… dich, und sonst keinen… nur dich…“ Und dann flossen sie doch, die Tränen. Viel heftiger als vorher bei Ace, ganze Sturzbäche lösten sich von der Seele des Blonden, und er lehnte die Stirn gegen die Tür, während er schluchzte: „Zorro, ich liebe dich. Hör doch, ich… ich liebe dich wirklich. Ich bin ein Idiot, ich hab nen Fehler gemacht, weil ich es nicht besser wusste. Also bitte… bitte… mach jetzt die Tür auf… wenn es dir nicht komplett egal ist, wenn ICH dir nicht komplett egal bin… mach auf…“ Aber nichts außer seinem Hicksen und dem abgehackten Atemgeräusch, das er von sich gab, war zu hören. Im Treppenhaus war es mucksmäuschenstill. Sanjis überlaufendes Herz tat unendlich weh, und weil er sich nicht anders zu helfen wusste, zerrte er eine Visitenkarte aus seinem Geldbeutel, nahm den Bleistiftstummel, den er ebenfalls immer im Portmonee dabei hatte, und kritzelte ein „Ich liebe dich! S.“ auf die Rückseite der Karte, um sie anschließend unter dem Türrahmen hindurch zu schieben. Vermutlich war die dünne Bleistiftschrift so schon kaum zu lesen, und die zwei dicken Tränen, die darauf geplatscht waren, würden es nicht besser machen – aber es war alles, was er für den Moment noch tun konnte. Und wenn das Zorro immer noch nicht überzeugte… tja… dann hatte er sich wohl umsonst bemüht. Allein der Gedanke trieb ihm noch mehr Tränen in die Augen, die er mit dem Ärmel des viel zu großen T-Shirts abwischte. Nach Minuten qualvollen Wartens wandte Sanji sich letztendlich ab und ging schwerfällig die Treppe wieder hinunter. Das war es anscheinend. Aus und vorbei. Auf der Straße wurde er von strömendem Regen begrüßt – wie passend, wie in einem schlechten Liebesfilm. Was hatte Zorro doch gleich am Tag ihres Kennenlernens gesagt? „Das ist kein B-Klasse Film, wo am Ende geheiratet wird!“ Nein – geheiratet wurde hier wirklich nicht. Es gab kein happy-end, weder für sie beide, noch für ihn und Ace, für niemanden, er war allein und würde es bleiben. Und das war zum Großteil seine eigene Schuld. Zum Glück regnete es so stark, dass die Passanten, denen er begegnete, nicht unterscheiden konnten, ob ihm Tränen oder Regen übers Gesicht lief. Sanji hätte sich niemandem erklären können oder wollen… obwohl… Doch. Es gab jemanden, bzw. einen Ort auf dieser Welt, eine einzige Zufluchtsstätte, wo er sich den Trost erhoffte, den er jetzt mehr als alles andere benötigte. Der Blonde beschleunigte seinen Schritt, es waren vielleicht 2 Kilometer Fußweg bis zu seinem Ziel. Wenigstens hatte er durch das wochenlange Training seine Fußlahmheit besiegt, so dass er jetzt nicht aus Bequemlichkeit 20 Minuten auf den Bus warten musste. Zorro starrte die leicht feuchte Visitenkarte an, als wolle er sie mit seinen Blicken durchbohren. Genaugenommen sah er längst hindurch, denn er wusste ja schon auswendig, was darauf stand. Und selbst wenn er es nicht hätte lesen können, Sanji hatte es ja oft und laut genug gesagt. In allen Klangfärbungen, die der temperamentvolle Koch drauf hatte. Zornig, enttäuscht, verzweifelt, sehnsüchtig, hoffnungslos… und auch ehrlich? Zorro war nahe dran, es ihm zu glauben. Er hatte es schon vorher geglaubt, und ein Teil seines Verstandes, der irrational und ohne die kühle Logik, die er sonst an den Tag legte, funktionierte, wollte auch so gerne glauben, dass sie wirklich nur aneinander vorbei geredet hatten, dass alles nur ein einziges dummes Missverständnis gewesen war… Warum sonst hätte Sanji mit Ace Schluss machen sollen, bevor er überhaupt wusste, ob er ihm eine Chance geben würde? WENN er denn wirklich Schluss gemacht hatte… was wenn das wieder nur ein Hinhaltespielchen war? Konnte er Sanji denn überhaupt noch trauen? WOLLTE er ihm denn noch trauen? Zorro riss sich mit einem Ruck aus seinen Gedanken und griff nach der Jacke, die neben der Eingangstür an einem Haken hing. Er brauchte jetzt frische Luft, um seinen Kopf durchzulüften und das Chaos darin zu besänftigen. Vorher würde er zu keiner klaren Entscheidung gelangen. >>> >>> <<< <<< Vivi blätterte mit leicht zitternden Fingern eine Seite ihres Buches um. Himmel und Hölle, war dieser Roman spannend! Sie konnte ihn kaum aus der Hand legen, seit sie ihn angefangen hatte, und war richtiggehend glücklich darüber, dass bei dem miesen Wetter kaum jemand unterwegs war und in den Laden kam. Zu gerne hätte sie den Autor des Buches mal persönlich kennen gelernt. Corsa – war das ein Pseudonym oder sein wirklicher Name? Das Foto auf dem Einband zeigte einen jungen Mann mit Sonnenbrille und sanddünenblondem Haar, der verwegen grinste. Ob er im wahren Leben auf denselben Nervenkitzel stand, wie er ihn in seinen Büchern beschrieb? Schon die letzten beiden Romane waren unglaublich spannend gewesen, aber dieser hier schlug sie um Längen... gerüchteweise sollte er jetzt sogar verfilmt werden… Die Ladentür schwang auf, und Vivi lag der enttäuschte Seufzer schon auf den Lippen, weil sie nun ihre Lektüre unterbrechen musste – doch dann sah sie, wer da gerade reingekommen war, tropfnass und mit bebenden Schultern. „Sanji-san!“ – „…“ Der Angesprochene antwortete nicht, aber er sah so fertig aus, dass die junge Frau sofort hinter der Theke hervorsprang und einen Arm um ihn legte. „Du bist ja klatschnass… und hast du geweint? Sanji-san, ist dir was passiert? Nun rede doch?“ Geistesgegenwärtig zog sie ihre Schürze über den Kopf und begann, die nassen Haare des Mannes notdürftig abzutrocknen, damit dieser sich nicht noch eine Erkältung holte. Das Immunsystem des Koches war nicht das fitteste, alle Nase lang lag er mit einem Virus flach. „Möchtest du was heißes Trinken? Kaffee oder Tee? Oder…“ – „Nein, Vivi-chan….“ Sanjis Stimme zitterte, und er wischte sich über die Augen. Die Blauhaarige führte ihn zu einem der Tische und ließ sich dort mit ihm nieder. „Ist… ist was mit Ace? Hat er dir nen Korb gegeben? Obwohl du so schlank geworden bist?“ Unter dem klatschnassen dünnen T-Shirt war deutlich zu sehen, wie viel Gewicht der Blonde verloren hatte, bzw. an welchen entscheidenden Stellen. Da war so gut wie nichts mehr von dem Speck übrig, der noch vor ein paar Wochen über seinen Hosenbund gestanden hatte. Vivi konnte nur staunen. „Der hat doch keine Augen im Kopf, typisch Schauspieler…“ – „Vivi-chan… ich hab mit Ace Schluss gemacht. Nachdem wir einen Tag zusammen waren.“ sprudelte es aus Sanji hervor, und die junge Frau traute ihren Ohren kaum. „Du hast WAS?! Aber… aber Sanji-san! Ich dachte du stehst so auf ihn! War er privat so schrecklich?!“ – „Nein, war er nicht… er war liebevoll und zärtlich… aber… aber ich hab mich in Zorro verliebt! Aber der will mich auch nicht! Weil er denkt, ich steh nur auf Ace, und mir nicht zuhören will, obwohl ich ihm sagen wollte… Und jetzt hab ich niemanden, obwohl ich mir so den Arsch aufgerissen habe, alles war umsonst, ich… ich fühl mich so verarscht, aber alle geben mir die Schuld… ich bin angeblich hier der Böse, der zweigleisig fährt… dabei… dabei kann ich doch nichts dafür! Ich such mir doch nicht aus, in wen ich mich verliebe!“ Schluchzend vergrub Sanji den Kopf zwischen den Armen, während Vivi seinen zitternden Rücken streichelte. So ganz verstanden, was denn jetzt eigentlich passiert war, hatte sie in diesem Wirrwarr allerdings nicht. Was sie herausgehört hatte, war in etwa: Sanji liebte Zorro, war aber mit Ace zusammen gekommen und hatte dann wieder Schluss gemacht, aber Zorro hatte ihn nicht mehr gewollt. Oder so ähnlich? Wenn es so ungefähr hinkam, war es ja wirklich ein richtiges Drama… wie in einer Seifenoper! Vivi, selber leidenschaftlicher Soap-Fan, hatte aus tiefster Seele Mitleid mit ihrem herzgebrochenen Freund. Gut, Missverständnisse entstanden, und Sanji war manchmal auch wirklich vertrottelt in Liebesdingen, aber dass er jetzt solchen Herzschmerz erleiden musste, hatte er bestimmt nicht verdient. Niemals würde Sanji jemanden absichtlich gegeneinander ausspielen, schon gar nicht, wen er denjenigen aufrichtig mochte. Und da sie nicht wusste, wie sie den Blonden sonst trösten sollte, fragte die Konditorin sanft: „Sanji-san… möchtest du Kuchen? Ich hab die ganze Nacht gebacken, alles ganz frisch.“ Es war der Satz, auf den Sanji gewartet hatte. Und ob er welchen wollte! Jetzt brauchte er ja für niemanden mehr schlank und schön zu sein, weder für einen versnobten Fernsehstar, noch für einen arroganten Fitnessguru. Er nickte unter Tränen, und Vivi erhob sich rasch, um zur Theke hinüber zu gehen und ein ganzes Tablett mit Kuchen und Torte zu beladen, mehr als eine Person überhaupt auf einmal essen konnte. Wobei… so wie Sanji gerade aussah, konnte er es vielleicht. An einem Tag zwei Männer verloren – da hätte sie wohl auch kiloweise Schokolade verdrückt, als wäre es nichts. Mit einem tröstenden „Ich leiste dir Gesellschaft, wenn ich darf.“ setzte sie sich schließlich wieder neben das blonde Häuflein Elend und schob ihm die überladene Kuchenplatte auffordernd zu. Sanji nahm die Kuchengabel, die Vivi ihm hinhielt, und versenkte sie langsam in einem Stück Rhabarbertorte. „Danke, Vivi-chan.“ nuschelte er mit vollem Mund. Es war schon irgendwie Ironie des Schicksals, dass er jetzt, wo er endlich wieder essen durfte, was er wollte, soviel er wollte, ohne dass jemand ihm Vorhaltungen machte, es gar nicht richtig genießen konnte. Dazu tat sein Herz zu weh, seine Kehle war zu eng und sein Kopf zu voll mit Gedanken an Zorro. Das war doch wirklich Beschiss! Letztes Mal, als er hier gesessen hatte, war der Trainer zur Tür hereingestürmt und hatte ihn in letzter Sekunde vom Sündigen abgehalten. Und heute? Heute stopfte er sich mittlerweile das dritte Stück Torte zwischen die Kiemen, und alles, was Zorro dazu zu sagen hatte war ein: „Hab ich dich endlich gefunden.“ Sanji hob den Kopf und starrte mit ungläubig aufgerissenen Augen zum Eingang, wo ein pitschenasser Zorro stand und sich das Wasser aus den Haaren schüttelte. Fast hätte er sich an dem Riesenbrocken Donauwelle in seinem Mund verschluckt. Wieso… wieso war der Grünhaarige denn hier? Wieso… hatte er ihn denn gesucht? Vivi blickte ebenfalls auf, und in ihren Augen leuchtete es gleich auf, voller Hoffnung auf die große Versöhnung, die vielleicht gleich stattfinden würde. Doch als Zorro murmelte: „Meinst du, ich kann mit dem Idioten alleine reden?“, räumte sie blitzschnell das Feld, um sich hinter die Theke zu verziehen, wo sie zwar so tat, als würde sie ihre Lektüre wieder aufnehmen, jedoch jedes Wort belauschte, was die beiden Männer besprachen. Zum ersten Mal seit Tagen gab es etwas Spannenderes in ihrem Leben als „Desert Revolution“ von Corsa. Sanji wusste vor lauter Herzrasen nicht, was er sagen sollte, ganz davon abgesehen, dass er sowieso den Mund übervoll hatte und kein Wort herausbringen würde. Er konnte nur starren, starren und hoffen, dass Zorro gekommen war um ihm noch eine Chance zu geben, ihn erklären zu lassen und vielleicht sogar zu verzeihen… warum sonst sollte er nach dem peinlichen Auftritt vor seiner Wohnungstür und bei dem Mistwetter in der Stadt herumlaufen und ihn suchen? Zorro nahm am Tisch neben ihm Platz und sah ihn an. Auch sein Kopf war rot, vielleicht vom Laufen, vielleicht aber aus demselben Grund wie Sanji, und er sagte nur einen Satz: „Ist das wahr, was du mir eben gesagt hast?“ Sanji nickte, schluckte den Kuchen herunter, meinte mit bebender Stimme: „Ja ist es! Alles! Ich schwör’s dir, ich…“ – „Gut.“ Und damit packte Zorro ihn, zog ihn in eine feste Umarmung und küsste ihn mitten auf den kuchenverschmierten Mund, und das mit einer Leidenschaft, die niemand, auch Sanji, ihm jemals zugetraut hätte. Die Welt schien still zu stehen um sie herum. Vivi, das Cafe, ganz Tokio, Ace – alles war für den Moment verschwunden, in dem sie sich endlich so küssten, wie es sein sollte. Wie zwei Menschen, zwischen denen nichts mehr stehen sollte. Als sie sich schließlich atemlos voneinander lösten um nach Luft zu schnappen, holte auch Vivi hinter ihrer Theke wieder Luft, weil sie bei dem langen Kuss glatt den Atem angehalten hatte. Das war besser als Kino, besser als jeder Roman – das war das Leben in einem dieser Momente, die perfekt waren. ‚Hoffentlich erlebe ich sowas auch mal…‘ dachte sie sehnsüchtig und schob schnell ihr Taschenbuch ein Stückchen höher, damit Zorro und Sanji nicht sahen, dass sie die ganze Zeit über beobachtet worden waren. Der Grünhaarige rieb sich brummelnd den Nacken. „Vor meiner Wohnung liegt ein Bündel Klamotten… gehören die zufällig dir?“ – „Wenns ein teurer italienischer Herrenanzug ist… ich fürchte, dann gehören sie mir.“ Sanji bekam trotz des Gefühls von übersprudelnder Verliebtheit eine erneute Vision einer tobenden Nami und schluckte hart. Zorro schien seine Gedanken zu erraten, denn er meinte: „Ich würde sagen, der ist reif für die Altkleidersammlung. Der Nachbarshund hat nämlich draufgepisst…“ – „Egal. Ich werde eh nicht mehr rein passen, wenn ich den Kuchen hier gegessen habe.“ Der Blick des Älteren wanderte über die Riesenauswahl an Torten, die immer noch vor ihnen auf dem Tisch standen, zum Teil schon angeknabbert. „Im Ernst – willst du das alles wirklich essen? Ich meine… eigentlich gibt’s jetzt doch keinen Grund mehr fürs Frustfressen, oder?“ bemerkte er und hob eine Augenbraue in Sanjis Richtung. Der Koch schüttelte energisch den Kopf. „Nein… aber ich sag dir was. Ich hab keine Lust mehr auf den ganzen Fitnesscheiß. Nimm mich wie ich bin, oder lass es bleiben. Du hast selbst gesagt, du mochtest mich schon vorher – also steh zu deinem Wort. Ich bin vielleicht ein Idiot, aber ich hab es verdient, dass mich jemand mag, egal ob ich pummelig bin, mich von Süßigkeiten ernähre und lieber auf der Couch rumgammele, anstatt Sport zu machen und in Armani-Anzüge zu passen.“ Er sah Zorro an, aus denselben großen blauen Augen, die ihn schon am ersten Tag ihrer Zusammenarbeit angesehen hatten, und mit derselben Entschlossenheit dahinter, sich nicht verbiegen lassen zu wollen. Zorro grinste, von diesen Worten und den blauen Augen entwaffnet. „Na wenigstens etwas hast du kapiert. Schön, iss deinen Kuchen. Ich roll dich dann nach Hause.“ spottete er, setzte aber einen Kuss auf Sanjis Stirn, ehe dieser ihm eine hitzige Antwort auf die Stichelei geben konnte. Irgendwie passte es ja auch nicht zu einem Koch, permanent auf Diät zu sein. Das wäre ja glatt so gewesen, wie wenn er in seinem Studio Kurse gegeben hätte, obwohl er in seiner Freizeit der größte Sportmuffel gewesen wäre, der keine 2 Kilo heben konnte. Und in einem Punkt musste er Sanji recht geben – jeder Mensch verdiente es, so geliebt zu werden, wie er von Natur aus war. >>> >>> <<< <<< „Sanji… verrate mir eines… wie lange willst du noch kochen?“ Versöhnungen waren etwas Schönes, vor allem nach einem Drama, wie sie es erlebt hatten. Zorro hatte sich ihre Versöhnung in allen Details ausgemalt, während er neben dem Blonden im Cafe gesessen und ihm beim Kuchenfuttern zugesehen hatte. Und auf dem Weg zum Supermarkt. Und auf dem Nachhauseweg, auf dem er geschätzte 50 Tüten hatte tragen müssen. Und während der letzten 4 Stunden, in denen er nun am Küchentisch saß und dabei zusah, wie Sanji eine kulinarische Höchstleistung nach der nächsten auf dem Herd fabrizierte. Vor ihm auf dem Tisch, auf der Ablage, auf dem Fensterbrett und sogar auf dem Boden standen schon gefüllte Töpfe mit allem möglichen Zeugs, das Zorro zum Teil nicht mal aussprechen konnte. Und im Ofen backte ein Soufflé vor sich hin. Irgendwann musste doch mal Schluss sein und sie würden zu dem Teil der Versöhnung kommen, auf die er sich am meisten gefreut hatte: Dem Versöhnungssex! „Nach dem Coque au vin kommt noch die grüne Pesto, und dann muss ich noch die Béchamelsoße machen, und…“ – „Kannst du mir auch mal verraten, wer das alles essen soll?!“ fuhr Zorro auf und deutete auf die Topfparade um sie herum. Seine Geduld hatte in den letzten Stunden rapide abgenommen. Die Küchenfee am Herd konnte sich warm anziehen für das, was noch kommen würde! Sanji blickte ihn geradezu verblüfft an, als ob er nicht verstehen konnte, wie jemand auf eine derart blöde Frage kam. „Na ich! – Und du kriegst natürlich auch was.“ fügte er hinzu, als seinem Gegenüber fast die Augen aus den Höhlen traten. Zorro wirkte richtiggehend schockiert. „Wenn du das alles isst, platzt du. Aber vorher wird dir so schlecht werden, dass du erst mal drei Tage lang NICHTS mehr essen willst!“ – „MARIMO! Ich hab einen Monat lang nichts gegessen, ich hab Nachholbedarf, meinst du nicht?!“ Wie um seine Worte zu bekräftigen, schwang der Koch den Löffel in Richtung des Älteren. Zorro sah seine Vorstellungen vom heißen, wilden, hemmungslosen Versöhnungsliebesspiel vor seinem geistigen Auge am Boden zerschellen. So wie er die Sache sah, würde Sanji in Kürze neben ihm auf dem Bett liegen, und er durfte dem Idioten den vollgeschlagenen Bauch streicheln. Soviel zu seinen Plänen für die Nacht. „Dir ist ja wohl klar, dass ich dich nicht einfach so vom Haken lassen, oder?“ knurrte er und verschränkte die Arme vor der Brust. Ein leicht sadistisches Grinsen zuckte an seinen Mundwinkeln, und Sanji spürte den Hauch einer bösen Vorahnung. Dieses Grinsen hatte in den vergangenen Wochen nichts Gutes bedeutet, und das würde es jetzt auch nicht. „Inwiefern…?“ fragte er vorsichtig nach. „Och… ich bin der Meinung, bei all dem Essen solltest du auch weiterhin Sport machen. Viermal die Woche, bei mir im Studio. Du arbeitest ja im Schichtdienst, da bleibt dir also genug Zeit.“ Und das würde auch nötig sein, so wie Zorro die Sache sah. Er würde Sanji nicht mehr gewaltsam auf Diät setzen, aber Bewegung würde er ihm verschaffen. Und das auf mehr als nur eine Art und Weise. Sanjis Augen wurden schmal. Aha! Darum ging es also! Dieser Fitnessfreak ließ einfach nicht locker, und kaum hatte er ihn wieder in der Tasche, glaubte er tatsächlich, dass er hier die Regeln aufstellen konnte. Aber nicht mit ihm! „Das kannst du vergessen Marimo. Meinetwegen einmal… an meinem freien Tag.“ – „Einmal ist doch so gut wie nichts! Gut, ich komm dir entgegen, du fauler Sack: Dreimal. Mein letztes Wort!“ – „Zweimal.“ motzte Sanji, den Kochlöffel immer noch wie eine Waffe in der Hand. „Und das ist MEIN letztes Wort!“ Mit einem Schnauben erhob sich Zorro aus seinem Stuhl und trat auf ihn zu, so dass er eine Hand neben Sanji an die Kühlschranktür stützen konnte. ‚Eingekesselt‘ beschrieb die Situation, in der der Koch sich nun befand, am Treffendsten. „DAS werden wir sehen.“ raunte Zorro ihm zu, allerdings weit weniger boshaft, sondern fast schon spielerisch. „Und jetzt lass mich diesen französischen Vogel probieren, der riecht nämlich gar nicht mal übel…“ Liebe ging ja vielleicht doch durch den Magen. Und anschließend durchs Bett. Ende Kapitel 12 ~ *schnüff* Das war es… das letzte Kapitel. Es gibt noch nen Epilog, aber die Story ist hiermit beendet. Es ging so schnell! Ich will ja eigentlich auch nicht, dass es schon vorbei ist, aber irgendwann geht jede Story zu Ende, und es gab ja nun wirklich genug Drama und Schnulz. Gomen!! Und natürlich gab es ein Zorro-Sanji-Ende! Hallo, was glaubt ihr denn? Ich LIEBE die beiden doch!!! Die gehören zusammen! Genauso wie Lysop zu Kaya gehört, und Vivi zu Corsa – aber das ist eine andere Geschichte, die vielleicht irgendwann mal geschrieben wird. Wer weiß. ^,~ Ich bedanke mich jetzt schon mal bei allen, die mir immer treu feedback gegeben haben. Ich weiß, dass auf animexx jeden Tag etliche ffs on kommen werden, umso glücklicher war ich, dass so viele Leute mir so lange Reviews geschrieben haben, die mich allein schon beim Lesen happy gemacht haben. Trotzdem würde ich mir jetzt, wo die Story sich dem Ende neigt, doch mal wünschen, dass auch die anderen der 58 Favos mir ihre Meinung mitteilen würden. Also, vielen, vielen Dank fürs lesen, und wir sehen uns zum Epilog! ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)