Unverhofft kommt oft von taiyo83 ================================================================================ Kapitel 1: Himmel hoch jauchzend und zu Tode betrübt ---------------------------------------------------- Kapitel 1 – Himmel hoch jauchzend und zu Tode betrübt „Sanji… Sanji-kun, Tisch drei wartet schon 5 Minuten über die Zeit, was macht das Steak? Oi, Sanji-kun!!“ Wie durch einen dichten Vorhang drang die Stimme des Kellners an das Ohr des Angesprochenen, und dementsprechend wenig Beachtung schenkte er ihm. Was war schon ein Steak gegen den Ausblick, den er gerade hatte und der ihn alles vergessen ließ? Sanji, 19 Jahre alt und Oberkoch im Nobelrestaurant „Le grand Blue“, liebte seine Arbeit mehr als sein Leben und war mit Leib und Seele Koch – aber in diesem Augenblick war er bis über beide Ohren verliebt. Die großen blauen Augen des jungen Mannes ruhten sehnsüchtig auf einem schwarzen Lockenkopf an Tisch 11, der beste Tisch im Restaurant, Fensterplatz mit Panoramaausblick. Neben diesem Gott, der gerade einen Bissen seines Risotto Frutti del Mare in den Mund schob, verblasste selbst der hell erleuchtete Tokyo-Tower hinter der Glasscheibe. Portgas D. Ace. Zweifelsohne sein Künstlername, aber was spielte das schon für eine Rolle, wenn er den Mann, der ihn seit Wochen in seinen Träumen verfolgte, nur wenige Meter entfernt sitzen sah, wie er SEIN Risotto zu sich nahm? Sanji hielt den Atem an und spürte das Blut in seinen Schläfen pulsieren, während es ihm heiß und kalt zugleich wurde. Ob es ihm schmeckte? Künstler hatten ja einen so exquisiten Geschmack, und Schauspieler waren die schlimmsten, immer pingelig, immer Extrawürste, was wenn das Risotto zu… „SANJI!“ Eine schmale Hand packte ihn an der Schulter und riss ihn herum. Noch bevor der Koch sich darüber aufregen konnte, wie ihn jemand in diesem entscheidenden Moment belästigen konnte, roch er es. Den durchdringenden Geruch von verbranntem Fleisch. Sein Fleisch. „Scheiße! Fuck! So ein Dreck, wieso hat denn niemand was gesagt?!!“ Mit allen Schimpfwörtern, die ihm auf die Schnelle einfielen, machte Sanji sich daran, zu retten was zu retten war, doch es war umsonst. Der schwarze Klumpen verkohltes Rind würde nie mehr einen Porzellanteller auch nur aus der Nähe sehen, sondern auf direktem Wege im Abfall landen. „Ich hab was gesagt, mehrmals. Du warst anderweitig beschäftigt.“ meinte der Kellner, auf dessen Namensschild „Lysop“ stand, mit hochgezogenen Augenbrauen. Die Flucherei des jungen Koches kannte er mittlerweile zu Genüge, als dass sie ihm noch so viel Angst einjagte wie zu Beginn seiner Ausbildung. Da hatte er einen riesigen Bogen um den temperamentvollen Blonden gemacht, aus lauter Angst, er könnte ihn eines Tages in einem seiner Wutanfälle in den Fleischwolf packen. Immer noch fluchte Sanji vor sich hin, nun aber in gemäßigter Stimmlage, und trat die Klappe des Müllschluckers mit einem gezielten Kick zu. Bleib nur eines zu tun – er musste ein neues Steak machen, es persönlich an den Tisch bringen und im Namen des gesamten Küchenpersonals um Verzeihung bitten. Musste ja nicht gleich jeder wissen, dass es seine Schuld gewesen war. Seufzend blickte Lysop ihm hinterher, wie er kurz darauf mit einem kunstvoll angerichteten Teller die Küche verließ, um den Stammkunden an Tisch 3 davon zu überzeugen, sich kein anderes Restaurant zu suchen. So laut und unbeherrscht Sanji am Herd manchmal war, so charmant konnte er die Gäste umwerben. Lysop spähte quer durch den Raum. Aha, es war ein Frauentisch. Na, das würde ein leichtes Spiel sein, so formvollendet wie Sanji den perfekten Gentleman spielen konnte, wenn er einer Dame den Hof machte, wie es eben nur ein schwuler Mann konnte. Keiner hätte es vermutet, aber der talentierte Oberkoch hatte sich vor etwa einem halben Jahr vor seinen Freunden geoutet, etwa zum selben Zeitpunkt, als sein großer Schwarm zum ersten Mal von sich reden machte. Sogar jetzt, wo Sanji die Dame, deren Steak verbrannt war, mit all seinem Können becircte, huschten seine Augen immer wieder hinüber zu Tisch 11, und Lysop folgte seinem Blick. Ein attraktiver Mann war dieser Portgas schon, das musste er neidlos anerkennen. Auch unter dem festen schwarzen Anzug war deutlich zu erkennen, wie gut der neue Star am Drama-Himmel gebaut war. Gerüchteweise trainierte er jeden Tag bis zu 4 Stunden im Fitnessstudio, um seine Modelfigur zu erhalten, trotz seiner Leidenschaft für gutes Essen, die ebenso bekannt war. Manche Menschen hatte eben echt Glück mit ihren Genen, dachte Lysop missmutig und musterte flüchtig sein eigenes Spiegelbild in einer der blank polierten Pfannen, die zur Deko an der Wand hingen. Mutter Natur hatte ihn zwar mit einer ordentlichen Größe und leicht gebräunter Haut gesegnet, dafür hatte sie ihm aber die störrischsten und buschigsten Locken verpasst, die er je gesehen hatte, und eine lange schmale Nase, dank der er seine gesamte Schulzeit über „Pinoccio“ gehänselt worden war. Aber man konnte eben nicht alles haben, dachte er, mit einem Blick zu Sanji hinüber. Sein Freund war mit soviel Talent gesegnet, dass er schon jetzt in etlichen Zeitungen und Magazinen als Starkoch des 21. Jahrhunderts gefeiert wurde. Zum Ausgleich hatte er blasse, fast durchsichtige Haut, die zu Sommersprossen und Sonnenbrand neigte, ein regelrechtes Babyface und gigantische Plattfüße. Was der Damenwelt scheinbar nichts ausmachte – schon öfter hatte die eine oder andere Kundin ihre Telefonnummer oder Visitenkarte für ihn hinterlegt – schien bei dem männlichen und potentiell in Frage kommenden Publikum nicht so gut anzukommen. Aber laut eigener Aussage hatte Sanji ja sowieso keine Zeit für eine Beziehung… Grinsend und auch ein wenig erstaunt beobachtete Lysop, wie der blonde Koch sich langsam und ein wenig staksig auf den Tisch zu bewegte, an dem die große Ausnahme saß und noch immer speiste. Wenn Portgas D. Ace ihm auch nur den kleinen Finger gegeben hätte, hätte Sanji mit Sicherheit auf einmal alle Zeit der Welt für eine feste und intensive Beziehung gehabt. „Machst du eigentlich auch irgendwann mal deinen Job?“ schnauzte ihn in dem Moment einer der Köche an und schubste ihn fast schon mit der langen Nase vorwärts in einen Suppenteller. „Tisch 8, Vorspeise. Die Suppe und der Salat, Krabbencocktail ist gleich fertig. Wenns geht heute noch!“ – „Ich bin ja schon dabei!“ motzte der Lockenkopf zurück, griff sich die beiden wartenden Teller und schob mit der Hüfte die Schwingtür auf. Schade, er hätte gerne zugesehen, ob sich Sanji heute endlich traute und den Schauspieler um ein Date bat, aber vorher rief leider die Arbeit. Und so wie er seinen Freund kannte, würde diesen sowieso wieder der Mut verlassen. >>> >>> <<< <<< Es war spät geworden, die Uhr über dem Lagerraum zeigte halb 12, und fast alle Gäste waren gegangen. Auch das Küchenpersonal hatte sich drastisch reduziert, hauptsächlich, weil Dienstagabend war und alle wussten, dass ein weiterer harter Tag bevorstand. Teilweise hatte Sanji die Köche und Kellner auch einfach nach Hause geschickt, um sich wenigstens unbeobachtet darüber zu grämen, dass er es wie die Male zuvor einfach nicht über sich gebracht hatte, Ace nach mehr zu Fragen als seiner Zufriedenheit. Aber das Lächeln, das der junge Mann ihm zugeworfen hatte und mit dem er Sanji eine leuchtende Röte in sein blasses Gesicht gejagt hatte, war ja eigentlich Belohnung genug gewesen. „Delikat – wie immer.“ Hatte er gesagt. Wie immer!! Sanji wurde nochmal rot, obwohl das Kompliment schon über 2 Stunden zurück lag. Das hieß, dass Ace immer zufrieden war, wenn er hier her kam, dass ihm sein Essen immer zugesagt hatte… Es war ja nicht so, als würde Sanji die Teller der anderen Kunden schlampig anrichten, aber wenn sein Schwarm orderte, schaute er immer dreimal drüber, ob alles auch perfekt auf dem Teller lag, keine Soßenspritzer am Rand gelandet waren und das Salatblatt samt Möhrenrose auch mittig platziert war. Ganz davon zu schweigen, dass er jedes Gericht für Ace‘ Tisch selbst zubereitete. In hundert Jahren hätte er ein Essen, in das er seine ganze Schwärmerei und Sehnsucht hineinpacken konnte, nicht aus der Hand gegeben! Sanjis Blick schweifte durch den leeren Saal und blieb erneut an Tisch 11 hängen. Der einzige Gast, den es noch zu bewirten galt, war sein heimlicher Schwarm, der mittlerweile sein drittes Dessert aß und mit seiner Begleitung, einem Teenager mit demselben schwarzen Haar, plauderte. Der Junge sah dem Fernsehstar so ähnlich, dass Sanji seine Kochmütze verwettet hätte, dass die beiden Brüder waren. Familie war etwas Schönes, dachte der Koch ein bisschen wehmütig, während er den beiden beim Essen und Lachen zusah und an einer Zigarette zog. „Sanji-kun… mal wieder am schmachten?“ Von hinten hüllte ihn eine Parfumwolke ein, „Muse“ von Joop, und er wusste auch ohne dass er sich umdrehte, dass seine Chefin hinter ihm stand. Lächelnd legte er eine Hand auf die perfekt manikürten Fingerspitzen, die seine rechte Schulter tätschelten. „Lass mich schmachten, Nami-san, wenn ich schon nicht weiter komme.“ – „Der einzige Grund, warum du nicht weiter kommst, ist deine Schüchternheit.“ Die rothaarige und ungemein hübsche Frau schob sich in Sanjis Blickfeld und musterte ihn mit einem Anflug von Strenge, wie sie eine große Schwester an den Tag legte, wenn sie ihrem Brüderchen Ratschläge erteilte. „Du bist ein talentierter junger Mann mit vielen guten Eigenschaften! Drama hin oder her, auch ein Portgas D. Ace muss erst mal suchen, bis er ein Goldstück wie dich findet! – Stell dein Licht nicht unter den Scheffel, Sanji.“ fuhr sie dann mit sanfterer Stimme fort und strich dem Blonden über das rundliche Gesicht. „Früher oder später wirst du auch mal dran sein in Punkto Liebe. Du musst nur ein bisschen ran gehen.“ So war Nami, die geborene Hotelmanagerin und seine beste Freundin, wie sie leibte und lebte. Ran gehen, das war ihr Standardplan für alle Probleme, die sich vor ihr auftaten – wenn sie sich auftaten. Bisher schien in ihrem Leben alles glatt gegangen zu sein. Sobald die Rothaarige mit dem Finger schnippte, lag ihr alles zu Füßen: Mitarbeiter und Vorgesetzte, Männer und – was ihr am allerwichtigsten war – Geld. „Und hier bietet sich die einmalige Gelegenheit.“ Mit einem Grinsen lehnte sich Lysop über die Theke und schob Sanji eine gigantisch lange Rechnung zu. „Dein Filmstar möchte zahlen. Nimm die Rechnung, geh hin, frag ihn wie es ihm geschmeckt hat und bitte ihn um ein Date!“ – „Ich hab vorhin schon gefragt, ob es geschmeckt hat…“ murmelte Sanji halbherzig, was dem Kellner natürlich nicht entging. „Das war vor den 5 Hauptspeisen, zwei Käseplatten und den drei Desserts, die er anschließend bestellt hat. Jetzt mach schon!“ – „Aber…!“ – „Kein Aber. Lysop hat recht, wenn du nicht endlich mal deinen Mut zusammen nimmst, hat er sich bald mit einem anderen Filmsternchen verlobt und du wirst dich dein Leben lang dafür hassen, dass du nicht wenigstens gefragt hast!“ Nami packte Sanji am Arm und zerrte ihn schnaufend auf die Beine. Der Koch errötete im Angesicht einer drohenden Gegenüberstellung mit dem Schauspieler. „Woher weiß ich denn, ob er überhaupt schwul ist…?!“ wagte er einen letzten vergeblichen Fluchtversuch vor dem doch Unausweichlichen. Lysop winkte ab und schob seinen Freund gemeinsam mit Nami zur Tür. „Ich bitte dich, der ist Dramadarsteller und trägt bauchfrei und ne rote Halskette, der MUSS schwul sein!“ ächzte er, gab Sanji einen letzten gut gemeinten Schubs nach vorne, und… Tja, da stand er nun, allein vor der Flügeltür, die mit einem so lauten Knall hinter ihm zusammengeklappt war, dass Ace unweigerlich aufsehen musste, direkt in seine Richtung. Sanji spürte sämtliches Blut, über das er verfügte, in seinen Kopf steigen, während er mit zaghaften und sehr ungelenken Schritten den Raum durchschritt. Immer näher kam er dem Tisch, und er hatte mittlerweile das Gefühl, dass die braunen Augen des anderen Mannes ihn mit ihrem Blick förmlich durchbohrten. Schnell hielt er die Luft an und zog den Bauch ein, damit dieser ja nicht über die schmutzige Schürze hing. Er hätte ja wenigstens eine frische Jacke anziehen können… mal die Haare kämmen, etwas Deo… oh nein… er musste ja aussehen, wie durch die Gemüsesuppe gezogen! Sanjis mühsam zusammengekratzter Mut sank in sich zusammen, und bis er schließlich Tisch 11 und seinen Traummann erreicht hatte, war nur noch ein heiseres: „War alles z-zu ihrer Zufriedenheit?“ übrig. Ace lehnte sich zurück und lächelte. Strahlend weiße Zähne und volle Lippen. „Das Essen war wie immer sehr gut. Ich werde sicherlich wieder kommen.“ meinte er mit melodischer Stimme, die in Sanjis Brust ein wahres Feuerwerk an Liebesraketen entzündete. Er wollte wiederkommen! In sein Restaurant, zu ihm… naja… zu seinem Essen, aber immerhin! Die blauen Augen des Koches funkelten mit dem Kronleuchter um die Wette, und sein Herz klopfte ihm bis zum Hals. Dieses Lächeln… sollte er es wagen? Die Stimmung war gerade so gut, so schnell würde es keine weitere Chance wie diese geben. Noch immer hallte ihm Namis Stimme im Hinterkopf, dass Ace sich vielleicht bald verlieben könnte… nein. Jetzt oder nie, heute würde er es endlich hinter sich bringen! Der Blonde holte tief Luft. „Ich… ich bewundere ihre Arbeit schon seit Langem… sie sind ein toller Schauspieler, und…. Vermutlich hören sie das jeden Tag, aber…“ Sanjis Herz setzte einen Moment lang aus. „Würden sie mit mir ausgehen?“ Einen Moment lang herrschte Stille am Tisch. Lediglich das Geräusch des Silberlöffels, mit dem Ace‘ Begleiter gerade seinen Eisbecher leerschaufelte, war zu hören. Dann stieg ein Glucksen in der Kehle des Schauspielers auf, er prustete leicht und fing dann an, schallend zu lachen, so laut, dass es bis in die Küche zu hören war, wo Nami und Lysop durch die Tür spähten. Sanji war verwirrt, und weil er nicht wusste, was er sonst machen sollte, beschloss er, in das Gelächter mit einzustimmen, auch wenn er dabei ein ungutes Gefühl in der Magengegend verspürte. Doch im nächsten Moment verstummte der Schwarzhaarige, wischte sich über die Augen und sah den Koch vor sich mit einem Blick an, der Sanjis Knie weich werden ließ. Vor Angst. Die braunen Augen, bis vor ein paar Sekunden noch mit Wärme gefüllt, blickten eiskalt, geradezu verächtlich auf ihn nieder. Dabei saß Ace. Dennoch schaffte er es, dass Sanji sich in Grund und Boden gestarrt vorkam, als sein Gegenüber zu sprechen begann. „Du bist Sanji, nicht wahr?“ Ein Nicken als einzige Antwort reichte dem Schauspieler aus, und er fuhr fort: „Wie alt bist du?“ – „N-Neunzehn…“ – „Neunzehn also. Für gewöhnlich, Sanji, habe ich nur Dates unter 18, mit der Tendenz zu Jüngeren. Jemand, der schon so alt ist wie du, muss gewisse Vorzüge mit sich bringen, damit ich mich auf ihn einlasse. Und um ehrlich zu sein – die hast du nicht. Und wenn du ehrlich zu dir selbst bist, weißt du das auch.“ Mit einem leicht resignierenden Seufzen lehnte Ace sich in seinem Stuhl zurück und rieb sich kurz über die Augen. „Ich weiß ja, es kostet euch Fans immer viel Mühe, mich überhaupt anzusprechen, und es ist nicht so, als würde ich das nicht zu schätzen wissen…“ meinte er in gelangweiltem Ton und richtete seine Blick dann wieder auf den Koch vor ihm. „Aber jetzt mal im Ernst: Glaubst du echt, jemand wie du hätte eine Chance? Hast du dich überhaupt mal im Spiegel angesehen? Ich weiß ja auch, nicht jeder Mensch wird als Schönheit geboren, aber wie man sich so hängen lassen kann wie du, ist mir schleierhaft. Hast du kein Selbstwertgefühl? - Deine Haare sehen schrecklich aus! Strähnig. Stumpf. Ausgebleicht. Dein Haut… ich kann die Poren auf deiner Nase bis hier her sehen! Und deine Hautfarbe ist ungesund, da macht man sich als Gast Sorgen, ob du überhaupt aufrecht am Herd stehen kannst. Aber was ich am schlimmsten finde, ist deine körperliche Verfassung. Du bist nicht mal ansatzweise definiert. Ich wette, du hast das letzte Mal Sport gemacht, als du noch in der Schule warst und es musstest. Ich sehe eine absolut unterentwickelte Muskulatur und schlaffe hängende Haut. Und… ich weiß nicht, ob du deinen Babyspeck noch nicht los bist oder einfach schon auseinandergehst wie alle Köche, aber in 10 Jahren wirst du kaum mehr durch die Küchentür durch passen, das garantiere ich dir. Alles an dir ist weich und schlapp und unförmig. Du willst wissen, warum ich dich nicht daten will? Weil es mich abstößt, wie du deinen Aussehen und deine Figur vernachlässigst. Da könnte ich auch mit einem nassen Mehlsack ausgehen und…“ „Ich habs kapiert.“ Den Kopf gesenkt, damit Ace ja nicht die aufsteigenden Tränen sah, stand Sanji neben dem Tisch, mit zitternden Schultern und weichen Knien. „Ich… habs kapiert. Entschuldigen sie, dass ich gefragt habe.“ Es kostete ihn viel Überwindung, sich langsam umzudrehen und mit ruhigen Schritten zur Küche zurück zu gehen. Wie gerne wäre er gerannt, wohl zum ersten Mal seit Jahren, um die Kluft zwischen sich und seinem Schwarm schnellstmöglich so weit zu machen, wie es nur ging. Die Scham brannte in seiner Kehle und förderte die Tränen nur noch mehr, und bis er durch die Schwingtür trat, flossen sie schon über sein Gesicht und tropften auf die weiße Jacke herab. Nami und Lysop fragten erst gar nicht, wie es gelaufen war. Ace hatte Sanji laut genug abgebürstet, dass man es vermutlich noch im Kühllager gehört hatte. „Sanji-kun…“ Vorsichtig fasste Nami den Blonden am Arm, doch dieser riss sich beinahe sofort wieder los. „Nicht, Nami-san.“ murmelte er mit weiterhin gesenkter Stirn und wischte sich einmal ruckartig über die Augen. „Sanji, komm, vergiss den Idioten, wer sich so aufführt, der…“ – „Es ist ok, Lysop!“ fuhr Sanji nun etwas heftiger auf und sah den Kellner kurz aus geröteten Augen an. Was sein Freund hatte sagen wollen, war ihm absolut klar. ‚Wer sich so aufführt, hat dich sowieso nicht verdient.‘ Es wäre zum Lachen gewesen, hätte es nicht gleichzeitig so weh getan. Nach dieser Aussage hätten wohl alle Männer, für die Sanji in seinem jungen Leben schon geschwärmt hatte, ihn nicht verdient gehabt. Es war ja wirklich nett, dass seine Freunde ihn aufbauen wollten, aber ihre gut gemeinten Worte waren wie Öl in ein loderndes Feuer – sie brannten seine Wunde nur noch tiefer. Mit fahrigen Bewegungen legte Sanji seine Kochjacke ab und schmiss sie in den Kleidersack für die Wäscherei, ehe er seine eigene Jacke vom Haken riss und sie sich überwarf. „Macht bitte zu, wenn ihr geht… ich brauch frische Luft.“ – „Sanji-kun!“ Mit ernster Miene stellte sich ihm die Hotelmanagerin in den Weg und sah ihn eindringlich an. „Ich halte es für keine gute Idee, wenn du jetzt alleine nach Hause gehst. Warte doch noch einen Moment, dann gehen wir zusammen was trinken.“ – „Ich bin nicht in der Stimmung.“ murrte der Koch unwillig. Lysop bezog neben der Rothaarigen Position und legte Sanji kumpelhaft eine Hand auf die Schulter. Betont gut gelaunt meinte er: „Die Stimmung kommt schon. Wofür hat man seine Freunde denn sonst? Wir machen uns doch nur Sorgen um dich.“ Das waren die Worte, die für Sanji das Fass endgültig zum Überlaufen brachten. Mit einem Fauchen, das einer Wildkatze alle Ehre gemacht hätte, stieß er Lysops Hand weg und brauste auf: „ICH WERDE MICH SCHON NICHT VON DER NÄCHSTEN BRÜCKE STÜRZEN! ALLES WAS ICH JETZT WILL IST MEINE RUHE! ALSO LASST MICH EINFACH GEHEN!!“ Und damit stürmte er an den beiden vorbei, stieß die Hintertür mit dem Fuß auf, dass sie an die Hauswand knallte, und verschwand in der Dunkelheit des Hinterhofs. Weder Nami noch Lysop ließen ihn mit einem guten Gefühl gehen. Nein, Sanji war nicht der Typ, der aus Frust Dummheiten machte, dafür war er zu vernünftig. Aber ihn mit diesem Herzschmerz und dem schon wieder größer gewordenen Riss in seinem Selbstbewusstsein alleine zu lassen, machten ihnen beiden ein richtig schlechtes Gewissen. >>> >>> <<< <<< Als er seine große und unaufgeräumte Wohnung betrat, überrollte Sanji die nächste Woge des Selbstmitleids. Es fehlte nicht viel, und er hätte fast aufs Neue angefangen zu weinen. Körperlich und seelisch zerschlagen ließ er Jacke und Schlüssel fallen wo er gerade stand, kickte die Schuhe in die nächstbeste Ecke und stapfte Barfuß durch den Flur in Richtung Küche. Er verzichtete darauf, Licht anzumachen. Die Straßenlaterne vor seinem Fenster erleuchtete den Raum ausreichend, dass er die angefangene Flasche Rotwein, die er am letzten Abend auf dem Küchentisch hatte stehen lassen, problemlos wiederfand. Mit dem Daumen entkorkte der Blonde den Wein und nahm noch im Stehen einen großen Schluck, dann einen zweiten – und verschluckte sich prompt. Der Wein brannte unangenehm in seiner Kehle, er hustete, und schon wieder schossen im die Tränen in die Augen, die er ärgerlich an seinem Hemdsärmel abwischte. Trotzig und mit zusammengekniffenen Lidern tat er noch einen letzten großen Zug an der Flasche, stellte sie dann neben dem Herd ab und riss die Kühlschranktür auf. Drinnen herrschte gähnende Leere, und noch während er sich fragte, warum er eigentlich überhaupt hineingeschaut hatte, zog Sanji schon das Schubfach zum Gefrierschrank auf, wo er fand, was er suchte. Häagen Dazs „Chocolate midnight cookie“. Seine absolute Lieblingseiscreme, von der ein einzelner Becher mehr kostete, als man laut aussprechen durfte. Was jetzt absolut nebensächlich war. Mit einem großen Plastiklöffel bewaffnet ließ Sanji sich am Tisch nieder und leerte den Becher in Rekordgeschwindigkeit. Er schmeckte nicht mal sonderlich viel - eigentlich eine totale Verschwendung, so hastig zu schlingen – aber das war ihm in diesem Augenblick auch egal. Sein Herz schmerzte, sein Ego war am Boden und sein Magen grummelte entzürnt, weil es mittlerweile schon nach Mitternacht war und er den ganzen Tag nur unregelmäßig gegessen hatte. Was war da schon so eine mickrige Packung Eis? Ein Tropfen auf den heißen Stein. In der einen Hand den Eisbecher, in der andere die Weinflasche, schlurfte der Koch schließlich in Richtung Schlafzimmer, wo er sich mit einem tiefen Seufzen auf sein Bett fallen ließ. Sein Blick fiel auf den Nachttisch, wo seine geliebten Zigaretten lagen. Ein Glimmstängel war genau das, was er jetzt brauchte! Es war Gift für den Geschmackssinn eines jeden Koches, zu rauchen… aber von seinen Lastern loszukommen war noch schwerer, davon konnte er ein Lied singen. Zigaretten, Alkohol, ungesundes Essen, die falschen Männer in die er sich verliebte… und die Liste würde weiter gehen, je älter er wurde. Laster waren nicht nur schwer aufzugeben, sie neigten auch dazu, sich zu vermehren. Auf dem Bett sitzend, mit der Zigarette im Mundwinkel und der Weinflasche in der Hand, während der dreiviertel leere Eisbecher vor ihm stand, konnte Sanji Ace‘ Worte in seinem Kopf wiederhallen hören, in der Stille seiner Wohnung von keinem Geräusch gestört. Es tat weh… so schrecklich weh. Er wusste, dass er keine Schönheit war. Er wusste, wie wenig er seinem Körper gab und wieviel er ihm jeden Tag nahm, durch die harte Arbeit, die ungesunde Lebensweise, das Minimum an Schlaf und Bewegung. Aber war er denn wirklich so abstoßend, dass man ihm nicht wenigstens einen netten Korb geben konnte? Die großen blauen Augen, hinter denen die Tränen schon wieder versuchten, durchzudringen, wanderten durch das Schlafzimmer hindurch und blieben an dem Spiegelbild hängen, das sich in der großen gläsernen Tür des Kleiderschrankes zeigte. Mit leicht schwankenden Schritten – der Wein war ihm wohl schon zu Kopf gestiegen – trat Sanji näher und musterte sich von Kopf bis Fuß. Was er sah, war niederschmetternd und ließ die Tränen nun endgültig fließen. Ace hatte alles Recht der Welt, ihn zurück zu weisen… bleich, aus verquollenen Augen, mit schmächtigen Armen und Beinen und einem schon überdeutlichen Bauchansatz über dem Hosenbund, schaute ihn sein Spiegelbild an, als wollte es sagen: DU kriegst in hundert Jahren keinen mehr ab. Sanji wandte ihm den Rücken zu, kletterte aufs Bett zurück und vergrub nach einem letzten Schluck Wein seinen Kopf unter dem Kissen, damit auch keiner der Nachbarn sein selbstmitleidiges Schluchzen hörte. Ein Glück war die nächste Brücke 6 Kilometer weit entfernt und er zu faul, nochmal die Schuhe anzuziehen. >>> >>> <<< <<< Fragend sah Lysop auf, als Nami ihn aus der Küche heraus in den Hinterhof winkte, wo sie sich gerade eine Zigarette genehmigte. „Ich hab noch keine Pause, es gibt Ärger wenn ich nicht weitermache.“ murmelte er und schielte über die Schulter nach seinem direkten Vorgesetzten, der zum Glück gerade nicht in Sichtweite war. Die Rothaarige winkte lediglich ab. „Ich hab hier immer noch das Sagen, wenn ich sag, du machst Pause, machst du Pause.“ meinte sie unwirsch und hielt Lysop ihre Zigarettenschachtel hin. Der junge Mann schüttelte entsagend den Kopf. „Was Neues von Sanji?“ – „Außer dass er seit gestern krank gemeldet ist – nein. Ich war bei ihm zu Hause, aber er hat nicht aufgemacht.“ – „Glaubst du… ich meine, wenn er nun doch…? Es scheint ja heftiger zu sein als sonst…“ Lysop brach mit einer vagen Handbewegung ab, aber was er gemeint hatte, verstand Nami auch ohne dass er den Satz zu Ende führte. „Blödsinn, der wollte nur nicht aufmachen. Sanji ist nicht dumm. Der hängt viel zu sehr an seinem Leben und seinem Restaurant.“ meinte sie und paffte ein paar halbherzigen Kringel. „Aber es ärgert mich trotzdem. Er hat das doch gar nicht nötig… er müsste hocherhobenen Hauptes herumlaufen bei dem was er leistet. Und dann kommt so ein Möchtegern-Fernsehstar und gibt ihm einen Korb, und er verkriecht sich zu Hause.“ – „Sanjis Problem ist nicht die mangelnde Anerkennung… davon bekommt er genug. Er weiß, wie gut er ist! Er hätte halt gerne mal ein bisschen Zuneigung, wie jeder Mensch. Und weil er sich immer die falschen Männer ausguckt, glaubt er, es liegt an ihm. Das zehrt irgendwann am Ego.“ Seufzend lehnte Lysop sich an die Hauswand und blinzelte aus den Augenwinkeln zu Nami hinüber. Klar, dass seine Chefin sowas nicht aus eigener Erfahrung kannte. Sie war erfolgreich in Beruf UND in der Liebe. Über mangelnde Zuneigung konnte sie sich nicht beschweren, so wie die Liebhaber bei ihr Schlange standen. Während sie die Zigarette unter ihren Louis Vuitton-High Heels austrat, zerrte Nami ihr Notizbuch aus der Handtasche. „Nun… mal unter uns, ein bisschen hängen lässt Sanji sich schon. Er könnte mehr aus sich machen, wenn er mal seinen Hintern hochkriegen würde.“ meinte sie und blätterte die Seiten um. „Etwas Sport und Sonnenlicht würden ihm gut tun. Ein neues Körpergefühl bewirkt manchmal Wunder…“ Lysop lachte kurz auf, rieb sich die lange Nase und grinste dann verschmitzt. „Bevor Sanji Sport macht, friert die Hölle zu. Er ist ein totaler Bewegungsmuffel, das weißt du doch.“ – „Ich sehe es auch jedes Mal, wenn er sich umzieht.“ spottete Nami. „Kein Arsch in der Hose, aber Hüftspeck wie ein 14-jähriges Mädel.“ – „Du bist gemein. Jeder Mensch hat seine Schwächen, und Sanji isst halt gern süß…“ – „Jetzt pass mal auf!“ fuhr die Rothaarige auf, und Lysop wich automatisch einen Schritt zurück. Nami konnte beängstigend sein, wenn sie ungeduldig wurde. „Ich bin nicht gemein, ich will nur helfen. Anstatt seine sogenannten Schwächen zu entschuldigen, mache ich mir ernsthaft Gedanken. Wenn Sanji so ein Problem mit seinem Aussehen hat, sollte er was dran ändern, oder er wird tatsächlich immer nur mit einem gebrochenen Herzen zurück bleiben. Ich sag nicht, dass ich ihn nicht so mag wie er ist, ich sage nur, dass ein so geringes Selbstwertgefühl ein Flirtkiller ist. Also soll er aufhören, rum zu jammern und stattdessen an sich arbeiten.“ Von drinnen hörte Lysop den Oberkellner schimpfen, dass sich das Essen in der Ablage stapelte, weil keiner der Kellner arbeitete, und ihm wurde klar, dass er nicht mehr viel Zeit zum Schwätzen hatte, wenn ihm sein Leben lieb war. „Was gedenkst du also zu tun? Ihn jeden Morgen in die Muckiebude schleifen und dort anbinden? Nen Yogakurs? Zenmeditation unter der Frühlingssonne?“ Nami schnaufte nur. „Als hätte ich für sowas Zeit… ich werde die Sache in Profihände geben. Ich hab da auch genau den Richtigen zur Hand… und es wird nicht billig werden.“ Sie verzog leicht das Gesicht als hätte sie Zahnschmerzen – Geld ausgeben bereitete ihr selten Vergnügen, sie war lieber diejenige, die die hand aufhielt. „Aber ich sehe es einfach als Investition in mein Restaurant. Nur ein glücklicher Oberkoch ist ein guter Oberkoch. Ich brauche Sanjis volle Leistung, sonst läuft der Laden nicht.“ „Was du nicht sagst… ich mach dann mal weiter.“ Amüsiert schüttelte der Kellner seinen Lockenkopf, als er sich auf den Weg zurück zu seiner Arbeit und dem wütenden Chef machte. Das eben war Nami-Code für: Ich will, dass es meinem Freund gut geht, und dafür spring ich über meinen Schatten. Man konnte über die Managerin sagen was man wollte, aber sie hatte das Herz am rechten Fleck. Blieb nur abzuwarten, ob Namis Plan, unter dem sich Lysop noch nicht viel vorzustellen vermochte, auch tatsächlich aufgehen und Sanji bald mit einem gestärkten Selbstbewusstsein das Restaurant betreten würde. Noch zweifelte Lysop stark daran… ~Ende Kapitel 1~ Das obligatorische Nachwort: Oh Gott... es ist ewig her, seit ich Zorro und Sanji geschrieben habe! Und dann noch AU >___> UND mit einem so bösen Ace... großes Ehrenwort, der bleibt nich so finster, wie er gerade wirkt, aber ich brauchte nun mal einen Gegenpart! Mir ist klar, dass ich hier gerade einige Klischees bediene, ich hoffe aber trotzdem, dass ich den einen oder die andere für meine ff begeistern kann. ^^ Kapitel 2: Sport? Nein danke! ----------------------------- Kapitel 2 – Sport? Nein danke! Er war es gewohnt, angestarrt zu werden. Seit Jahren war das schon so, und es würde auch noch eine ganze Weile so bleiben. Die Leute starrten zwar aus unterschiedlichen Gründen – die Älteren und Konservativeren wegen seiner Haarfarbe, die Männer aus Neid, die Frauen… tja. Meistens waren es seine Schultern und sein Hintern, die komplimentiert wurden. Dazu kam eine beachtliche Größe von 1,89 m und eine natürliche und gesunde Hauttönung, die selbst im Winter hielt, ohne dass er sich auf die Sonnenbank legen musste. In seiner Hosentasche klingelte sein Handy, und der Mann mit den grünen Haaren holte es heraus. „Ja? Nein… nein, ich nehme bis auf weiteres keine Privatstunden an. Die Kurse im Center… ja, die bleiben. Drei Mal die Woche 17 bis 20 Uhr. Ja… ja, ich hab das was an Land gezogen, ziemlich lukrativ. Nein du Vollidiot!“ Ärgerlich klappte er das Handy wieder zu und stopfte es in die enge Jeans zurück. Manche Leute hatten nichts als Hintergedanken, und die dämliche Frage seines Mitarbeiters, ob sein neuster Auftrag etwas mit Sex zu tun hatte, entlockte ihm ein gereiztes Schnauben. Dann sah er auf, und stellte zu seiner Überraschung fest, dass er endlich angekommen war, wohin ihn die Wegbeschreibung, die er sich morgens noch ausgedruckt hatte, geführt hatte. Fast eineinhalb Stunden später als geplant! Blöder Routenplaner, sowas sollte man nicht öffentlich ins Internet stellen, so oft wie er sich auf dem Weg hierher verlaufen hatte! Mit kräftigen Fingern knüllte er die Wegbeschreibung zusammen, schob sie unter den Deckel des Papiermülleimers, der am Straßenrand stand, und ging dann zielstrebig auf den Hauseingang zu. Ein kleines Mehrparteienhaus in einer ruhigen Gegend – wie beschaulich. Da fehlte nur ein Gartenzwerg auf dem 2 Quadratmeter großen Rasen, um das Klischee perfekt zu machen. Kein Mucks war in der Straße zu hören, dabei war es bereits halb 9 Uhr morgens. Nach einigem Suchen hatte er den richtigen Klingelknopf gefunden und drückte zweimal kräftig. Drinnen hallte das Klingeln im Hausflur nach, aber nichts regte sich. Erst nach dem dritten Mal knackte es schließlich in der Sprechanlage, und eine verschlafene Stimme knurrte: „Jaaa?!“ – „Paketzustellung mit Einschreiben.“ - „… Moment…“ Dann surrte der Türöffner, und der Grünhaarige betrat das Treppenhaus. Die Zwei Treppen in den ersten Stock waren in Nullkommanichts bezwungen, und oben angekommen schaute ein ziemlich zerzauster Blondschopf aus einer der Wohnungstüren hervor. „Sie sehen nicht aus wie ein Postbote.“ stellte Sanji mit einem undefinierbaren, aber nicht sonderlich freundlichen Unterton fest. Der Mann vor ihm trat näher und schob die Wohnungstür auf, was ihm nicht sonderlich schwer fiel. Er hatte um einiges mehr Kraft als der schmächtige Blonde, der perplex zurück wich. „Was… was wollen sie? Das ist Hausfriedensbruch!“ stieß er atemlos hervor. Apfelgrüne Augen musterten ihn einmal von Kopf bis Fuß, ehe sich die schmalen Lippen im Gesicht des anderen öffneten. „Das ist jetzt nicht wahr…“ murmelte er und wiederholte seine visuelle Inspektion erneut. „Du… du bist Sanji?“ – „Ja! Hätten sie vielleicht die Güte, mir zu erklären, woher sie mich kennen und was sie hier wollen?“ Statt einer Antwort kramte der Grünhaarige einen Notizzettel aus der Hosentasche und las ihn nochmals durch, ehe er ihn Sanji mit einem leicht arroganten Grinsen unter die Nase hielt. „Blond, blass, blauäugig, schmale Schultern, breite Hüften, Storchenbeine und Plattfüße. Soweit ich das sehe, trifft die Beschreibung zu.“ Er zog den Zettel wieder weg und streckte Sanji stattdessen eine Visitenkarte entgegen. „Mein Name ist Lorenor Zorro. Ich bin Fitnesscoach und ab heute dein Personal Trainer.“ Sanji glaubte, sich verhört zu haben. Vielleicht träumte er auch noch. Aber irgendwie wollte er einfach nicht aufwachen, egal wie oft und wie fest er sich auch in den Arm kniff. Fakt war, dass dieser dreiste Großkotz mit der grasgrünen Matte und dem lächerlichen Namen Zorro seit 3 Minuten in seinem Wohnungseingang stand und keine Anstalten machte, zu gehen. Und das, nachdem er ihn derart beleidigt hatte! „Was zum Teufel wollen sie von mir? So früh am Morgen?!“ fauchte er ihn an. Zorro hob lediglich eine Augenbraue. „Wenn du mich reinlässt, erklär ich es dir. Man hat mir immerhin viel Geld dafür gezahlt, dass ich hier her komme. Am hell-lichten Vormittag.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, drängte er an dem schlecht gelaunten Blonden vorbei in die Diele, sah sich kurz um und steuerte dann – ohne sich die Schuhe auszuziehen!!! – ins Wohnzimmer, wo er sich auf einen der gepolsterten Sessel fallen ließ. Sprachlos folgte Sanji ihm und blieb in der Tür stehen, während er mit seiner Fassung rang. So ein Benehmen war ihm schon ewig nicht untergekommen! Was glaubte dieser Kerl eigentlich, wer er war? Benahm sich in einer fremden Wohnung gerade so, als wäre er zu Hause, und das mit einer Selbstgefälligkeit, die das Blut in den Adern des Koches auf Siedetemperatur steigen ließ. Mit Sicherheit hatte er schon einen knallroten Kopf vor Zorn. Zorro ließ seinen Blick kurz über das Wohnzimmermobiliar schweifen, ehe er die Gestalt im Türrahmen fixierte. Na, das konnte ja heiter werden! Man hatte ihm zwar gesagt, dass sein nächster Kunde untrainiert war, aber dass es SO schlimm war, hatte er sich nun auch nicht vorgestellt. Dieser Kerl hatte ja keinen einzigen Muskel am Körper! Mal abgesehen von seinen Kaumuskeln, die zwar nicht sichtbar waren, aber ziemlich gut trainiert sein mussten, wenn er sich das Bäuchlein und den Rettungsring über den Hüften ansah. Und Sonnenlicht hatte Sanji wohl schon seit Jahren nicht mehr gesehen, so weiß wie seine Haut schimmerte. War der Blonde eigentlich gerade erst aufgestanden, oder warum lief er in Boxershorts, einem fleckigen weißen Tanktop und Wollsocken durch die Gegend? „Also?“ murrte der Koch und holte Zorro damit wieder in die Gegenwart zurück. Der Grünhaarige räusperte sich. „Wie schon gesagt – ich bin ein Fitnesscoach. Man hat mich engagiert, um dich in Form zu bringen, was auch ziemlich nötig ist. Ich werde mich in den nächsten 30 Tagen fast ausschließlich um dich kümmern. Wir machen Ausdauer- und Muskelaufbautraining, drinnen und auch draußen. Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Kleidung. Außerdem kümmere ich mich um deine Ernährung und potentielles Risikoverhalten. Rauchst du?“ – „Ja… Stop mal, sie wurden engagiert?“ – „Sehr schlecht, das solltest du aufgeben. Alkohol?“ – „Wer hat sie mir auf den Hals gehetzt?!“ Sanji trat näher, und seine blauen Augen sprühten förmlich. Zorro sah sich genötigt, zu antworten. „Eine gewisse Nami… sie meinte, sie wäre deine Chefin und würde sich Sorgen um dich machen… also, wie viel Alkohol trinkst du am Tag?“ – „Nami-san?! - Entschuldigen sie mich einen Augenblick…“ Schneller als Zorro es ihm zugetraut hatte, rannte Sanji ins Schlafzimmer und wühlte unter einem Berg von achtlos hingeworfener Kleidung nach seinem Handy. Nami also! Na, die konnte sich auf was gefasst machen! Frustriert, weil nur die Mailbox ranging und er seine Wut nicht direkt rauslassen konnte, sprach Sanji ihr aufs Band, dass sie ihn sofort zurückrufen sollte. Als er wieder aufblickte, stand Zorro nur zwei Schritte entfernt und hob die leere Weinflasche auf, die noch von vorgestern Abend herumlag. „Na, wenigstens ist es Rotwein. – Und DAS hier…“ Direkt neben der Flasche lag der ebenso leere Häagen Dasz-Behälter, der mittlerweile auch Gesellschaft von zwei weiteren Bechern bekommen hatte. „… streichen wir für die nächste Zeit komplett aus deinem Speiseplan.“ Sanji spürte seine Ohren glühen. Langsam aber sicher wurde ihm die Situation peinlich, und das ärgerte ihn umso mehr. „Wollen sie vielleicht noch meine Küche inspizieren?!“ zischte er böse und riss Zorro die leeren Becher aus der Hand. Der Grünhaarige nickte. „Und ob. Die erste Links war es, oder?“ Mit derselben Dreistigkeit, mit der er schon seine Wohnung, sein Wohnzimmer und sein Schlafzimmer betreten hatte, marschierte Zorro nun in die Küche hinein und öffnete die Kühlschranktür. Die gähnende Leere, die noch vor zwei Tagen dort geherrscht hatte, wurde nun leidlich durch einen Pizzakarton und eine angebrochene Flasche Weißwein gemildert. Als Zorro das Tiefkühlfach aufzog, leuchteten ihm ungefähr 15 kleine Eisbehälter entgegen, und er schnaubte kurz und vielsagend. Schon hatte er den Mund geöffnet, um einen Kommentar abzugeben, der Sanji sicherlich nicht gefallen hatte, doch genau in dieser Sekunde trat der Koch das Schubfach mit seinem rechten bestrumpften Fuß zu, und Zorro konnte gerade noch seine Hand herauszerren, ehe ein Unglück geschah. „Spinnst du?“ brummte er, nun nicht mehr ganz so entspannt. „Das gleiche könnte ich sie auch fragen! Wie kommen sie eigentlich dazu, sich hier SO aufzuführen? Ich hab NIE gesagt, dass ich einen Personal Trainer brauche…“ – „Das sehe ich aber anders.“ – „… oder überhaupt WILL!“ fuhr Sanji fort. „Das ist wieder so eine von Namis tollen Ideen, die sie hinter meinem Rücken und vor allem mit Gewalt versucht, in die Tat umzusetzen!“ Zorro verschränkte die muskulösen Arme vor der Brust, und das weiße enge T-Shirt, das er trug, spannte sich an den Schultern und über seinem Bizeps. „Da hab ich aber was anderes gehört. Deine Nami hat mir erzählt, du hättest immer Pech in der Liebe und würdest gerne an dir arbeiten, damit du nicht jedes Mal einen Korb bekommst.“ Innerhalb von wenigen Sekunden lief Sanji puterrot an. Nami war wunderschön und eine tolle Geschäftsfrau… und eine Schlange sondergleichen! Ein Glück hatte er das Handy noch in der Hand, da konnte er gleich mal den nächsten Terroranruf absetzen, dass Nami sich gefälligst melden sollte, bevor was passierte – auch wenn wieder nur die Mailbox ranging. „Fuck verdammt… wie auch immer! Ich hab definitiv keine Lust auf diesen Scheiß hier! Ich lass mir doch nichts vorschreiben und… hey… hey! Was soll das denn?!“ Fassungslos sah Sanji an sich runter, wo Zorro gerade ein helles gelbes Maßband erst um seine Brust, dann um seine Taille und Hüfte schlang. „Hab ich‘s mir gedacht. Kein Eis mehr für dich. Wie groß bist du? 1,77?“ – „1, 78… und jetzt lassen sie mich los!“ – „Und wie schwer bist du? Kennst du deinen Körperfettanteil?“ – „Ich… nein… ich hab doch eben gesagt, dass ich… hören sie mir überhaupt zu?!“ Anscheinend nicht, denn Zorro hatte Sanji den Rücken gekehrt und kramte in der großen Sporttasche, die er mitgebracht hatte herum, um dann eine gläserne Waage zum Vorschein zu bringen, die er zu den Füßen des Blonden abstellte. Sanjis Augenbraue zuckte. „Sie erwarten doch wohl nicht, dass ich mich da drauf stelle, oder?“ Statt einer Antwort packte Zorro ihn einfach mit seinen großen Händen und einem festen Griff unter den Armen und hob ihn hoch. „Nach dem Zirkus, den du die letzte Viertelstunde veranstaltet hast? Nein, tu ich nicht.“ Ein bisschen unsanft, aber noch vorsichtig genug, dass die Waage nicht beschädigt wurde, stellte der Grünhaarige den Blonden auf der Glasfläche ab, und die Digitalanzeige blinkte auf. „75 Kilo sind für einen normalen Mann mit deiner Größe absolut ok, aber nicht, wenn er so wenig Muskulatur hat! Und wenn man bedenkt, dass Speck wesentlich weniger wiegt als Muskeln… Der Körperfettanteil sollte bei ca. 18% liegen – und du liegst bei 28%! Das ist noch über dem Durchschnitt bei Frauen. Du rauchst, trinkst Alkohol und ernährst dich falsch. Ich dachte du bist Koch! Wie kann man da freiwillig von Eiscreme und Pizza leben? Weißt du eigentlich, was du dir damit antust? Mal davon abgesehen… damit beeindruckst du so schnell keinen Filmstar.“ Ace… er wusste von Ace. Von dem Korb. Von dieser überdimensionalen Schmach hatte Nami also auch erzählt. Sanji wäre am liebsten im nächsten Mauseloch verschwunden, oder am besten gleich von der Erdoberfläche. Das war nun der absolute Gipfel der Peinlichkeit! „Sekunde…“ Der Blonde stieg von der Waage, griff sich das Handy und wählte Namis Nummer. Die nächsten 3 Minuten hatte Zorro nun die Gelegenheit, das ausführlichste und abwechslungsreichste Repertoire an Schimpfwörtern und Verwünschungen zu genießen, das er jemals von nur einem einzelnen Menschen gehört hatte. Selbst die Tatsache, dass das Band der Mailbox nur kurz war und er noch zwei Mal anrufen musste, hielt den Koch nicht in seiner Schimpftirade auf. Zorros Mundwinkel zuckten, während er Sanji beim hin und her tigern und ins Telefon brüllen zusah. Als sie ihn engagiert hatte, hatte Nami ihn vor Sanjis Temperament gewarnt, und die Rothaarige hatte kein Stück übertrieben. Sein neuer Schützling sah nicht danach aus, aber in ihm schlummerte ein Vulkan mit sehr leichtem Schlaf. „Geht’s dir jetzt besser?“ meinte er mit einem spöttisch-amüsierten Unterton, nachdem Sanji sich heiser geschrien und endlich aufgelegt hatte. Als Antwort erhielt er einen drohenden Blick aus blauen Augen. „Du hast ganz schön viel aufgestauten Frust und Aggressionen. Kein Wunder, dass du dir soviel Süßkram und Alkohol reinziehst.“ – „Passen sie bloß auf, dass ich die Aggressionen nicht gleich an Ihnen auslebe…“ – „Ich weiß was Besseres. Wir machen jetzt nen Fitness-Checkup. Wenn du dich mal ordentlich körperlich auspowerst, geht es dir besser, das schwör ich dir.“ Schon wieder zuckte es um die Mundwinkel des Grünhaarigen. Sanji in all seiner Kratzbürstigkeit war unterhaltsamer als jedes Fußball-Länderspiel. Noch nie war Zorro jemand über den Weg gelaufen, der so sehr auf Krawall gebürstet war wie der blonde Koch, und das ohne Pause. Obwohl… so wie Sanji gerade schaute, hätte man fast meinen können, er und sein Temperament schwächelten. „Jetzt hören sie mal, Herr…“ – „Zorro.“ – „Meinetwegen.“ Der Kleinere der beiden Männer ließ sich auf einem der Küchenstühle nieder und stieß die Luft aus den Lungen. Sein Magen knurrte und ihm war kalt, er wollte schleunigst zurück ins Bett oder etwas Warmes zu Essen. Oder noch besser, gleich beides. „Es tut mir leid, dass sie den Weg hierher umsonst gemacht haben, aber ich werde sicherlich nicht ihr nächster Musterschüler. Ich mochte Sport noch nie, und habe nicht vor, meine Meinung zu ändern. Da kann meine Chefin engagieren, wen sie will. Verstehen sie, ich will das nicht! Ich… gut, ich bin nicht gerade ein Adonis, und ich weiß auch, dass ich mich mehr bewegen müsste… aber momentan hab ich weder die Zeit noch die Lust. Also, rufen sie Nami an, sagen sie ihr, dass ich kein Interesse habe, und widmen sie sich den Kunden, die ernsthaft mit ihnen trainieren wollen – aus freien Stücken, und nicht, weil ihre Freunde meinen, sie wüssten alles besser.“ Irgendwie, er wusste selbst nicht genau wieso, war Zorro enttäuscht. Das war nicht mehr der lodernde Vulkan, der ihn schon an der Tür begrüßt hatte und der keiner Auseinandersetzung aus dem Weg ging. Es ärgerte ihn, wie Sanji sich selbst betrog und zwar herum jammerte, aber nicht bereit war, etwas zu leisten. „Wohl eher keine Lust als keine Zeit. Ich wüsste nicht, was jemand, der seit zwei Tagen krank gemeldet ist, obwohl er bei bester Gesundheit ist und den ganzen Tag mit Wollsocken in seinem Appartement herumgammelt, großartig zu tun hätte.“ – „Ich hab auch einen Job! Schön… ich hab zwei Tage hier herumgehangen, na und? Jeder darf sich mal ne Auszeit nehmen, und ich…“ – „Du suhlst dich mit deinem gebrochenen Herzen im Selbstmitleid, anstatt deinen Stolz zusammen zu kratzen und zu sagen: Jetzt ändere ich mein Leben. Mal ganz davon abgesehen, dass du für den nächsten Monat beurlaubt bist.“ Sanji fiel die Kinnlade fast bis zu den Knien, als Zorro sprach, und seine Augen starrten ungläubig in die des Größeren. „Ich bin… was?“ – „Beurlaubt.“ wiederholte Zorro. „Deine Chefin meint es gut mit dir. Sie meinte im Übrigen auch, dass sie, falls du nicht mitmachst, mein Gehalt für diesen Monat von deinem Lohn abzieht. Und das ist ne Stange Geld – ich hab allen meinen Privatkunden abgesagt.“ Er hätte es ja nicht gedacht, aber Sanji schaffte es tatsächlich, nochmal gut 5 Minuten in den Telefonhörer und auf Namis offensichtlich dauereingeschalteten AB zu schimpfen, während Zorro ihm beinahe schon anerkennend dabei zusah. „Ich wüsste zu gerne, ob du diese Ausdauer auch beim Joggen hast.“ – „Das kann ich mit Bestimmtheit verneinen. Aber schön! Sie sind ja scheinbar nicht zu belehren, also kriegen sie ihren Willen. Wir machen diesen Fitness-Checkup. Und wenn sie danach immer noch der Meinung sind, mich trainieren zu wollen – bitte! Aber ich garantiere ihnen, sie werden diesen Job schneller beenden, als sie Anabolika sagen können!“ Und mit diesen Worten drehte Sanji Zorro den Rücken zu, um in seinem Schlafzimmer nach halbwegs Sport-tauglichen Klamotten und seinen ausgelatschten Turnschuhen zu suchen. Dieser aufgepumpte Arnold Schwarzenegger für Arme würde schon sehen, was er davon hatte! Sein Elan würde ihm ruckzuck vergehen, und dann konnte er Nami ihr heißgeliebtes Geld wieder zurückzahlen. Sollte sie sich davon lieber eine neue Handtasche kaufen, als zu versuchen, aus ihm Japans next Topmodell zu machen! Er hatte besseres verdient als Freunde, die ihn nicht so sein ließen, wie er eben war. >>> >>> <<< <<< Zorro hatte nicht viel erwartet, und zu der naiven Sorte gehörte er auch nicht. Aber nach so vielen Jahren, die er in der Fitnessbranche verbracht hatte, hatte er geglaubt, alles gesehen zu haben, was das Spektrum zwischen „untrainiert“ und „kurz vor Scheintot“ zu bieten hatte. WEIT GEFEHLT! Sanji, oder vielmehr dessen nicht vorhandene körperliche Leistungsfähigkeit, erschütterte Zorros Glauben im Fundament. Er hatte nicht gewusst, dass jemand so mies in Form sein konnte. Sanji war noch untrainierter als er aussah, und das war eine beachtliche Leistung. Es hatte keine 3 Minuten gebraucht, bis der Blonde aus der Puste war, und bis zur fünften Joggingminute musste man direkt befürchten, er würde auf der Stelle einen Herzinfarkt bekommen. Mit 19. Was wohl eine Rarität auf der Welt sein würde. Zorro aber war nicht sonderlich scharf darauf, seinen neuen Schützling nach knappen eineinhalb Kilometern und auf so unschöne Art und Weise wieder abgeben zu müssen. Also drosselte er das Tempo auf gemächliche 9 km/h herunter und trabte im Schneckentempo neben dem Koch her, während er versuchte, einen Blick auf die Pulsuhr am schmalen Handgelenk des Blonden zu erhaschen. Was er sah, gefiel ihm gar nicht. Herzfrequenz 183, und das bei dem bisschen schnelleren Gehen… Es würde hart werden. Verdammt hart, jemanden bei der Stange zu halten, der so wenig mitbrachte. Die meisten Anfänger wollten schnell Resultate, die sie beeindruckten, und das würde hier wohl nicht zu holen sein. Und Sanji machte auf ihn eher den Eindruck eines ungeduldigen Nörglers als den eines ruhig Wartenden. Aber andererseits war es eine Herausforderung, die es Zorro in den Finger kribbeln ließ. Wenn er es tatsächlich schaffte, Sanji nicht nur ein bisschen fitter zu kriegen, sondern ihn ernsthaft für den Sport begeistern konnte, würde er in seinem Fitnesscenter endlich die Achtung bekommen, die ihm zustand. Er war jung und wurde deshalb von vielen der älteren Trainer als Jungspund und Naivling belächelt. „Der hat doch noch die Eierschalen hinter den Ohren“ hieß es, oder „Soll der erst mal so lange arbeiten wie wir…“. Wie ihn diese versnobten Idioten nervten, die sich mit jedem Kilo Muskeln wohl etliches an Hirn weggepumpt hatten. Zorro wusste, dass er auch kein Genie war, aber er machte den Sport um des Sportes Willen, und nicht, um mit dem Geld oder den Muckies herumzuprahlen. Er liebte seinen Job, er liebte das Gefühl, wieder ein Stück über sich herausgewachsen zu sein, er war süchtig nach dem Glückshormonflash, der ihn jedes Mal durchzuckte, wenn er sich verausgabt hatte. Und jeden Morgen mit einem gesunden Körper aufzustehen, war einfach etwas, das er gerne mit anderen Menschen teilen wollte. Disziplin und Willen waren wichtig, aber man sollte auch Freunde daran haben. Ja, es würde hart werden, aber es war nicht unmöglich! Wenn Sanji gehofft hatte, dass er so schnell ins Bockshorn zu jagen war, dann hatte er sich gewaltig getäuscht. Zorro konnte, wenn es drauf ankam, mindestens genauso stur sein wie sein neuer Trainingspartner, der neben ihm her keuchte. Der Grünhaarige wurde etwas unsanft aus seinen Gedanken gerissen – dieses Röcheln klang ganz und gar nicht gesund… „Hey, atme weiter… schön ruhig atmen, nicht hecheln, sonst wird dir bald schwarz vor… Sanji? Oi SANJI!!“ Er hatte ja den Teufel an die Wand malen müssen!! Gerade noch so fing Zorro den Blondschopf auf, bevor dieser sich unsanft aufs Straßenpflaster bettete, und klatschte ihm ein paar Mal auf die runde und plötzlich sehr blasse Wange. Ein neuer Meilenstein in seiner „Hast du noch nicht gesehen“- Chronik. Auf ebener Straße nach 6 Minuten locker joggen zusammengeklappt – da war ja jeder seiner 45-jährigen Manager mit Bluthochdruck und Zucker besser! „Hey… hey, jetzt komm schon, mach keinen Scheiß!“ Auch die nächsten gut gemeinten Ohrfeigen brachten leider nicht die erwünschte Wirkung, nämlich Sanji zurück auf die Beine, sie entlockten dem Koch lediglich ein mattes Brummen und einen halbherzigen Augenaufschlag. Die Pulsuhr zeigte Herzfrequenz und Blutdruck in alarmierender Höhe an, und Zorro musste Zähne knirschend einsehen, dass das Joggen wohl für diesen Vormittag auf Eis gelegt war. Soviel zum Thema „nichts ist unmöglich“. Ein Blick hinab zu dem Häuflein Elend in seinen Armen, und dem Grünhaarigen wurde klar, dass Sanji nicht mal mehr zu seinem Appartement zurück kriechen konnte, geschweige denn aufrecht gehen. Mit einem Seufzen hob Zorro den Blonden hoch und warf ihn sich wie einen Mehlsack über die Schulter. Für einen Moment machte er sich Sorgen darüber, dass sein Schlüsselbein jetzt die nächsten Minuten gegen Sanjis Magen drücken würden, doch er schob den Gedanken rasch beiseite. Kotzen würde der Schlaffi, dessen lange Haxen nun leblos herunter baumelten, wohl nicht – immerhin hatte er noch nichts gefrühstückt. Zorro nahm sich fest vor, Sanji beim nächsten morgendlichen Ausdauertraining vorher etwas zu Essen vorzusetzen. Schön fettarm und ballaststoffreich. „Gibst du jetzt auf…?“ nuschelte es mit Grabesstimme hinter seinem Rücken, und Zorro presste die Kiefer aufeinander. „Hättest du wohl gern.“ Innerlich musste er dennoch schmunzeln. So erschöpft wie er war, vergaß Sanji glatt seine Etikette. Zum ersten Mal seit ihrem ersten Aufeinandertreffen hatte er ihn geduzt. Sanji fühlte sich derweil dem Himmel recht nahe, auf positive und negative Weise. Seine Füße, Waden, Oberschenkel, ja sogar seine Po- und Bauchmuskeln brannten höllisch, jeder Atemzug tat weh – was nicht zuletzt daran lag, dass Zorros Schulter sein Zwerchfell bei der Ausdehnung hemmte. Aber schön langsam ließ das Hämmern in seiner Brust nach, und das Gefühl, getragen zu werden und sich nicht mehr körperlich anstrengen zu müssen, war geradezu erlösend. Fast zu erlösend wie die Ohnmacht, in die er gnädigerweise gefallen war, als er schon geglaubt hatte, jeden Moment tot umzufallen, weil ihm sein Herz aus dem Hals herausgesprungen war. Doch mit jedem Meter, den sie seiner Haustür näher kamen und der ihn klarer im Kopf werden ließ, wuchs das Gefühl, sich zum absoluten Volltrottel gemacht zu haben. Dass er so wenig Kondition hatte, hätte er selber nicht gedacht, und er schämte sich direkt. Ein paar Kilo zu viel auf den Rippen und blasse Haut war das eine – aber eine derart miese körperliche Verfassung war etwas anderes und durchaus beunruhigend. Neben diesem Muskelmann wirkte er vermutlich so wie ein Stück Fleischwurst neben einem argentinischen Filetsteak. Und jetzt trug dieser Kerl ihn auch noch durch die Gegend, als wäre er ein Sack Zement. Nein… Sanji korrigierte sich beschämt und senkte die rötlich schimmernde Nase zu Boden. Ein Sack Zement war nicht nur leichter sondern auch besser in Form als er. Anscheinend hatte er dieses unfreiwillige Fitnessprogramm doch nötiger, als er es sich selbst eingestehen wollte. Mal ganz davon abgesehen, dass er es sich nicht leisten konnte, ein Monatsgehalt für einen Personal Trainer abzudrücken, wenn er selber eine Wohnung und en Auto abzubezahlen hatte. Es sah ganz danach aus, als blieb ihm keine Wahl offen. „Na schön…“ – „Was?“ brummte Zorro zurück. Sani seufzte leise. „Ich mach mit. – Aber wenn es mir zu viel wird sag ich stop! Und ich warne dich, ich werde keinen Marathon am Ende laufen, und im hautengen Neoprenanzug durch die Gegend spring ich auch nicht, und ich will keine Eiweißshakes zum Frühstück, und erst recht nicht lass ich mich auf irgendwelche peinlichen Wetten ein, um meinen Ehrgeiz anzustacheln, und…“ – „Meine Herren!“ Zorro schnaufte und schielte über die Schulter auf den zerzausten blonden Haarschopf herab. „Da wars mir lieber, als du ohnmächtig warst und die Klappe gehalten hast. Ich sag dir mal was, Pummelchen: Das hier ist kein b-Klasse-Film, wo am Ende geheiratet wird. Hier geht’s nur drum, deine faulen Arsch hochzukriegen!“ >>> >>> <<< <<< Etwas genervt nahm Nami ihr Handy aus der Handtasche, kaum dass das Meeting vorbei und sie dem Konferenzraum entkommen war, und drückte auf „on“. Die Mittagspause war schon überfällig gewesen! Jetzt eine Zigarette, einen kühlen Drink und einen weichen Sessel in der Lobby des Hotels, in dem ihr Meeting stattgefunden hatte, um etwas runter zu kommen. Gleich nachdem sie nachgesehen hatte, wer da so hartnäckig versucht hatte, sie zu erreichen, obwohl sie das Handy nach dem dritten Anruf ausgeschaltet hatte. Im Fahrstuhl nach unten fehlte es an Empfang, und es dauerte nochmal 30 Sekunden, bis endlich Netz und alle Nachrichten angezeigt wurden, die sie in der Zwischenzeit erhalten hatte. 8 Anrufe in Abwesenheit! Und allesamt von Sanji! Mit einem Mal war Nami so gut gelaunt, dass sie an der Bar einen großen und sündhaft teuren Cocktail bestellte, wo sie sich sonst an einem Mineralwasser festhielt. Während sie sich genüsslich und mit abgestreiften Schuhen in einem der Ledersessel räkelte und an der Cocktailkirsche leckte, die ihren Drink zierte, ließ sie alle empfangene Sprachmitteilungen vom Band laufen. Die Leute, die an den umliegenden Tischen saßen, hauptsächlich Business-Männer, drehten sich immer und immer wieder zu ihr herum. Warum die hübsche rothaarige Frau schallend lachte, während sie ihre Mailbox abhörte, verstanden sie ganz und gar nicht. ~ Ende Kapitel 2 ~ Vielen Dank für die lieben Kommies und Favos! Ich werde brav dran bleiben! ^////^ Kapitel 3: Ein Schritt vor, zwei Schritte zurück ------------------------------------------------ Kapitel 3 – Ein Schritt vor, zwei Schritte zurück Seit sie die Wohnung wieder verlassen hatten, war Sanji am rumquengeln. Wie ein kleines Kind! Zorro hätte sich gern die Ohren zugehalten, weil er mittlerweile begriffen hatte, dass der Blonde Kohldampf ohne Ende schob und ganz dringend gefüttert werden musste. Aber die Stimme, die ihn gerade zum x-ten Mal informierte, dass er Hunger hatte, war leider laut genug, um durch seine Hände hindurch zu dringen. „ICH HABS JA GESCHNALLT!!“ fuhr er den Koch schließlich an und griff sich danach an die hohe und braungebrannte Stirn. „Ich habs geschnallt… sobald wir angekommen sind, kriegst du was.“ Was Zorro auch ehrlich meinte. Er hatte am Morgen am eigenen Leib erfahren müssen, was es bedeutete, Sanji nüchtern Sport treiben zu lassen. Eine schnelle Blutzuckerbestimmung im Wohnzimmer, nachdem er den sterbenden Schwan auf der Couch abgelegt und ihm eine Flasche Wasser in die Hand gedrückt hatte, hatte auch prompt das Ergebnis angezeigt, mit dem er eigentlich hätte rechnen müssen: Sanji hatte einen extrem niedrigen Blutzuckerspiegel. Kein Wunder, dass er ihm knapp hinter der Haustür ohnmächtig geworden war. „Was Frühstückst du eigentlich normalerweise?“ wollte der Grünhaarige wissen. Sanji blinzelte und wich dem fragenden Blick aus. „Naja… uhm, nicht viel… manchmal…“ stotterte er leise. Zorro seufzte. „Also nichts. Wird dir denn nicht schlecht, wenn du so lange am Herd stehst, ohne Frühstück? In der Hitze? Mit einem so niedrigen Blutdruck und Blutzuckerspiegel müsste es dich doch regelmäßig umhauen…“ – „Manchmal frühstücke ich Schokolade.“ murmelte der Koch ein wenig trotzig, und der Mann neben ihm seufzte erneut, diesmal etwas tiefer. „Kein Wunder…“ brummte Zorro und erntete prompt ein giftiges „Spar dir denn Rest, ich weiß schon, was du sagen willst!“ von Seiten Sanjis. „Musst du immer gleich eingeschnappt sein?“ polterte es nun aus dem Fitnesstrainer heraus. „Musst DU permanent an mir rumkritteln?!“ gab sein Gegenüber bissig zurück. „Einer muss es dir ja mal sagen!“ – „ICH WEIß DAS SCHON SELBER!!“ – „SO SIEHST DU ABER NICHT AUS!!“ – „WENN ICH HEUTE NOCH EINEN DUMMEN SPRUCH ZU MEINEM AUSSEHEN HÖREN, DANN KANNST DU DIR DEIN GEHALT IN DIE… oh…“ Sanji blieb sein wütender Schlagabtausch glatt im Halse stecken, als ihn eine hübsche junge Frau von weitem grüßte und dann auf die beiden Männer zugeschlendert kam. Sie hatte lange blaue Haare, die sie in einem sportlichen Pferdeschwanz trug, und große dunkle Augen. Über der Schulter trug sie eine Sporttasche, aus der eine Gymnastikrolle hervor lugte. Sie bewegte sich mit federnden Schritten und auf langen Beinen, die für diese Jahreszeit recht gut gebräunt waren. Zorros Kennermiene sah sofort, dass sie regelmäßig Sport machte. „Vivi-chan, was machst du denn hier?“ begrüßte Sanji das Mädchen und umarmte sie flüchtig. Die Blauhaarige lachte schelmisch. „Das müsste ich dich eigentlich fragen! Seit wann gehst du denn ins Fitnessstudio? Ich dachte immer, dir graust es vor sportlicher Betätigung…“ neckte sie den Koch. Sowohl ihr Tonfall als auch ihre Herzlichkeit machten deutlich, dass sie gut mit Sanji befreundet war, und langsam fragte sich Zorro, wie um alles in der Welt ein Typ wie Sanji bloß so viele attraktive Frauenbekanntschaften haben konnte! Vermutlich lag es daran, dass er schwul war. Warum sonst sollte sich eine Frau wie Nami oder ein Mädel wie diese Vivi mit ihm abgeben? Nicht, dass er es dem Koch geneidet hätte – Zorro fand Frauen je nach ihrer Art launisch, nervig, langweilig oder anstrengend, was der Grund dafür war, dass sie bislang keinen Platz in seinem Leben gefunden hatten. „Vivi-chan, das ist Lorenor Zorro. Er ist… er arbeitet hier im Studio.“ stellte Sanji den Grünhaarigen in aller Höflichkeit vor. Vivi streckte ihm gut gelaunt die Hand hin. „Ich glaube, ich habe sie schon mal gesehen. Freut mich, sie kennen zu lernen! Ich arbeite zwei Straßen weiter in der kleinen Konditorei – sie kennen bestimmt die Auslage mit den riesigen Hochzeitstorten.“ – „Allerdings. Sanji ist bestimmt ein treuer Kunde.“ Mit einem halbseitigen Grinsen ergriff Zorro die zarte Frauenhand und drückte sie kurz, während er aus den Augenwinkeln und sehr zu seiner Zufriedenheit sah, wie die Zornesröte in das Gesicht des Blonden kroch. Oder war es eher peinliche Berührung? Immerhin schien er ins Schwarze getroffen zu haben, denn Vivi meinte schmunzelnd: „Oh ja, einer meiner Treusten. Wir sind beides richtige Naschkatzen…“ Die Röte in Sanjis Gesicht nahm alarmierende Ausmaße an. Musste Vivi das denn jetzt so breittreten? Er hatte keine Lust, gleich den nächsten Spruch von Zorro gedrückt zu bekommen, zum Thema Ernährung und ihre Stolperfallen. Doch zum Glück schien das peinliche Gespräch ein Ende zu nehmen. Vivi sah auf die Uhr, stieß ein erschrockenes „Oh!“ aus und wandte sich dann zum Gehen. „Ich muss los, mein Kurs fängt gleich an. – Finde ich gut, dass du jetzt auch was tust, Sanji! Schwitzen wir gemeinsam!“ Und mit einem letzten Lächeln über die Schulter lief sie die Treppen hinauf und durch die Eingangstür das Fitnesscenters. „Da hörst du’s. Alle deine Freunde unterstützen dich.“ Zorro schulterte seine Sporttasche und kniff Sanji einmal beherzt in die Seite. „Also nichts wie ran an den Speck!“ – „Halt bloß den Mund, du Graskopf…“ >>>> >>>> <<<< <<<< Verbissen stemmte Sanji die 1,5-Kilo-Hantel nach oben und ächzte leise. Es war wohl sehr blauäugig gewesen, zu denken, Gewichtetraining wäre einfacher als das Joggen. Gut, ihm war nicht mehr so schlecht, was wohl auch daran lag, dass Zorro sein Versprechen gehalten hatte und er tatsächlich was zu essen bekommen hatte. Einen kalten Teigfladen mit Salat, Tomaten und kaltem Rindfleisch – nicht gerade die Krone der Kochkunst, aber für jemanden, der kurz vorm Verhungern stand, ein Geschenk Gottes. Viel Zeit zum Verdauen hatte Zorro ihm allerdings nicht gelassen. Kaum, dass der letzte Happen des Wraps in Sanjis grummelndem Magen verschwunden war, hatte der Grünhaarige ihn in den Geräteraum geschleift, wo er ihm einen individuellen Trainingsplan aufgestellt hatte, um jede seiner kleinen und großen „Problemzonen“ zu bearbeiten. „Du wirst vielleicht nicht aussehen wie Mr. Universum, aber wenn du das konsequent einen Monat lang durchziehst, wirst du schon den Effekt sehen.“ hatte Zorro voller Überzeugung gemeint. Sehen konnte Sanji noch nichts, außer seinem knallroten verschwitzten Gesicht in den großen Spiegeln an der Wand, aber spüren dafür umso deutlicher. Und wenn er eines wusste, dann war es, dass er in knapp 24 Stunden den Muskelkater seines Lebens haben würde! „Tiefer in die Knie, sonst bringt die ganze Übung nix! Und den Bauch dabei anspannen! Oberkörper gerade!“ kommandierte Zorro, der neben ihm stand und mit Argusaugen über sein Training wachte. Man hätte glatt das Gefühl bekommen können, er hätte Spaß an der Herumkommandiererei. Da war es lediglich ein schwacher Trost, dass wohl auch alle anderen seiner Kunden damit leben mussten. „Ich hab keine Bauchmuskeln, die ich anspannen könnte!“ keuchte Sanji atemlos. Im selben Moment wusste er auch schon, was gleich kommen würde. Zorro grinste. „Von Muskeln war nie die Rede… spann halt dein Waschbärbäuchlein an.“ Es war ja so klar gewesen – ein dummer Spruch. Und wie um seinen Worten mehr Aussagekraft zu verleihen, legte der Grünhaarige eine Hand auf die kleine Wölbung unter Sanjis T-Shirt und gab ihr einen dreisten Klaps. Vor Schreck – und auch ein bisschen vor Wut – ließ der Koch daraufhin eine Hantel fallen, die nur wenige Millimeter neben Zorros rechtem Fuß auf dem Hallenboden aufschlug. „Scheiße, pass mit den Dingern auf! Ich brauch meine Zehen noch!“ fluchte Zorro verärgert. Sanji schaffte trotz seiner Erschöpfung ein herausforderndes Grinsen. „Vielleicht sollte ich sie dir dann das nächste Mal, wenn du unerlaubt grabschst, an deinen hohlen Schädel werfen. Dein Gehirn brauchst du ja nicht sonderlich viel!“ – „Jetzt pass mal auf, du Rotzlöffel!“ Fest packte Zorros Hand Sanji am Kragen des nassgeschwitzten T-Shirts und zog den Koch näher. „Ich lass mir auch nicht alles von dir gefallen, also hör endlich auf, die Zicke zu spielen!“ – „Ach, und ICH muss mich von dir befummeln und permanent verarschen lassen, oder was? Kehr mal vor deiner eigenen Haustür, Mr. Testosteron!“ fauchte der Blonde kein bisschen beeindruckt zurück. Sollte dieser Gorilla ruhig versuchen, ihn einzuschüchtern, da konnte er lange warten! In seiner Ausbildung hatte er oft genug von seinem alten Chefkoch Ohrfeigen gefangen und Drohungen zu hören bekommen. Da war dieses Platzhirschgehabe doch gar nichts! Es verblüffte Zorro schon ein wenig, dass Sanji so ganz und gar keine Zeichen von Nervosität zeigte, wenn er ihn anschnauzte. Die meisten, die er auch nur aus Spaß am Kragen packte, wurden sofort weiß wie die Wand und wichen zurück, soweit er sie ließ. Mit einem Schnauben lockerte er den Griff um den T-Shirtkragen. Sanji würde sich schon noch umgucken… vielleicht war er mit Worten nicht ruhig zu kriegen, aber mit Taten auf jeden Fall. Zorro wusste, wie man übermütigen jungen Kerlen am schnellsten den Wind aus den Segeln nahm. „Anscheinend hast du ja noch mehr als genug Puste für Beleidigungen.“ Ein arrogantes Grinsen legte sich auf die Lippen des Älteren, und mit einem Mal schwante Sanji nichts Gutes. „Ich würde sagen, du strampelst jetzt erst mal ne Runde auf dem Crosstrainer, vielleicht liegt dir das ja mehr als das Joggen. – Was nicht heißt, dass du da drum herum kommst. Ich werde dich jeden Morgen scheuchen, bis du die 10 Kilometer packst. Und wenn ich dich an der Leine hinter mir her schleifen muss!“ Noch während Sanji ihm quer durch die Halle zu den Crosstrainern folgte, dämmerte es ihm, dass er Zorro wohl besser nicht so hätte reizen sollen. Was dem Grünhaarigen an Eloquenz fehlte, würde er mit sadistischen sportlichen Foltermethoden wieder wett machen. Der Blonde hatte nicht den geringsten Zweifel daran, dass Zorro seine Drohung wahr machen würde. Er hätte wetten können, dass sein Trainer insgeheim auf solche Sachen wie anleinen stand. Es sah Nami absolut sowas von ähnlich, ihm ein besonders fieses Exemplar als Fitnesscoach zur Seite zu stellen. Während Sanji nun auf Anfängerstufe gegen leichten Widerstand strampelte und sich dabei wie ein Hamster im Laufrad vorkam, vermerkte Zorro seine bisher gesammelten Daten in einer Tabelle. Die ersten Ergebnisse des Fitness-Tests waren niederschmetternd. Selbst wenn er den zu niedrigen Nüchternblutzucker mit einrechnete, fiel Sanji in sämtlichen Kategorien durch. Kondition und Muskelkraft waren nahezu nicht vorhanden, und die körperliche Belastbarkeit damit auf einem Minimum. Er konnte nur hoffen, dass Sanji zu dem Typ gehörte, der zwar auf einem lausig niedrigen Level lag, aber ungeahnt schnelle Fortschritte machte. „Puh, was für miese Werte! Gehören die zu dem Blondschopf da hinten?“ Einer von Zorros Kollegen, ein Südländer mit schmalem Oberlippenbart, lehnte sich neben den Grünhaarigen an den Tisch und schielte auf das Klemmbrett, auf dem Sanjis Daten vermerkt waren. Zorro brummte lediglich und zog das Brett aus dem Blickwinkel des anderen. Er mochte den Spanier nicht sonderlich, was daran lag, dass dieser älter und erfahrener war – und damit quasi sein Vorgesetzter. Eine Tatsache, die er ihn auch oft genug spüren ließ. „Ich würde ihm an seinem ersten Tag nicht gleich so viel zumuten. So wie der Junge aussieht, kippt er dir gleich nach hinten weg, weil entweder seine Beine nachgeben oder sein Kreislauf.“ – „Danke für den Hinweis, aber ich komme schon alleine zurecht.“ murrte der Jüngere ungehalten. Die Worte des Spaniers waren der Wahrheit näher gekommen, als ihm lieb war, und das ärgerte ihn. „Ich meine es nur gut, reagier nicht immer gleich zickig auf Kritik.“ entgegnete der Schwarzhaarige ruhig und rieb sich dabei über das Kinn, wo ebenfalls ein kleiner Spitzbart wuchs. Zorro jedoch schob ruckartig den Stuhl zurück und zog sein Klemmbrett mit einem lauten Scharren vom Tisch. „Du hast doch garantiert noch genug Leute, um die du dich kümmern musst, oder?!“ blaffte er seinen Gegenüber an, ehe er mit zorniger Miene hinüber zu den Crosstrainern stapfte. Wie ihm dieser arrogante Sack doch auf den Senkel ging mit seiner Besserwisserei! Der tat ja gerade so, als würde ihm der Laden gehören… und auf seine langjährige Karriere sollte er sich besser mal nicht so viel einbilden. Zorro war jung und noch lange nicht auf seinem Zenit angekommen, während der Andere sich schon wieder davon entfernte. Bald schon würde er zu alt sein, um sich noch derartige Töne vor ihm erlauben zu können. Von der Seite sprang ihn plötzlich eine Dame im mittleren Alter an, bremste ihn auf seinem Weg zu Sanji aus und plapperte sofort rege drauf los. „Wissen sie, wann Fräulein Tashigi wieder kommt? Ihre Urlaubsvertretung gibt sich ja Mühe, aber der Kurs ist nicht dasselbe wie sonst… viel zu anstrengend und zu wenig für Gesäß und Hüfte, immer nur Liegestütze und Situps und Ausdauer!“ beklagte sie sich und stemmte die Arme in besagte Hüften, während sie den jungen Mann herausfordernd ansah. Zorros Miene, sowieso schon angespannt, verdüsterte sich bei dem Namen „Tashigi“ noch um etliche Schattierung mehr. Dieser Name bedeutete nichts Gutes, oder andersrum gesagt: Es wäre ihm nichts eingefallen, was er über sein Kollegin Gutes hätte sagen können. Absolut nichts! Außer, dass sie einen recht netten Arsch hatte. Deshalb knurrte er die wissbegierige Dame unfreundlich an: „In zwei Wochen. Dann kann sie wieder ihr Bauch-Beine-Po-Weichspülertraining machen.“ Eigentlich war es direkt schade, dass Tashigi nicht noch länger wegblieb. Dafür, dass sie weitere 2 Wochen kein Chaos im Studio verbreitete und ihm auf den Wecker fiel, hätte er ruhig ein paar Nachfragen ihrer Kursteilnehmer in Kauf genommen. Seit dem ersten Tag an, als dieses aufgescheuchte Huhn mit der riesen Brille auf der Nase hier hereingeschneit war, hatten sie sich nicht ausstehen können. Und aus irgendeinem Grund war das Mädchen der festen Überzeugung, sie und Zorro stünden in eine Art heimlichen Wettstreit oder so. Dass er nicht lachte! Den Wettstreit, in dem diese wandelnde Katastrophe ihn schlug, wollte er erst mal sehen! Das einzige, was Tashigi Zorros Meinung nach besser konnte, war elegant das Bein bei der Aerobic heben. Und selbst das sah noch aus wie der sterbende Schwan mit Hüftschnupfen. Mit deutlich gedämpfter Laune stand Zorro endlich neben Sanji, der mittlerweile klatschnass geschwitzt war und sich mehr vorwärtsschaukelte als alles andere. Sogar die Trainingshosen waren feucht geworden, und die blonden Haare klebten nassgeschwitzt an der knallroten Stirn des Koches. Zorro hatte einen Anflug von Mitleid und erbarmte sich. „Alles klar, das reicht für heute.“ Meinte er und schlug Sanji auf den Rücken, woraufhin diesem die Knie wegsackten und er vom Gerät herunter rutschte. Keuchend und zusammengekauert saß der Blonde auf dem Hallenboden, große Schweißtropfen platschen von seiner Stirn. „Durst…“ krächzte er, ohne den Blick zu heben. „Komm mit an die Bar, ich geb dir was aus.“ Da er mittlerweile abschätzen konnte, wie gehfähig Sanji nach ungewohnter Belastung war bzw. nicht war, zog Zorro ihn auf die Beine und legte einen Arm um seine Hüfte. Den Blick aus schmalen Augen, den ihm sein spanischer Kollege zuwarf und der unerträglich mahnend war, ignorierte er gekonnt. Schön, dann sah Sanji eben aus wie nach einem 40-Kilometer-Marathon durch die Sahara, er würde es schon überleben. „Und… und das wars für heute…?“ murmelte der Jüngere, nachdem er ein paar hastige Schlucke seines isotonischen Sportgetränks heruntergebracht hatte. Er klang erleichtert, aber leider zu Unrecht. Zorro zog die Augenbrauen hoch. „Wie kommst du denn darauf?“ – „Du sagtest doch eben, es reicht für heute…“ – „Damit meinte ich den Crosstrainer. Wir sind noch lange nicht am Ende mit unserem ersten Trainingstag.“ >>> >>> <<< <<< Wie Wackelpudding fühlten sich seine Beine an, als sie den Weg zurück zu Sanjis Haus liefen. Liefen, nicht fuhren – Zorro hatte darauf bestanden, zu Fuß zu gehen statt den Bus zu benutzen. Sämtliche Proteste von Seiten Sanjis, dass er unmöglich aussah und seinen Mitmenschen keinen derartig erbärmlichen Anblick bieten wollte, hatten nichts bewirkt. „Jeder Gang macht schlank!“ hatte Zorro unerbittlich geantwortet und den Koch von der Bushaltestelle weggescheucht. Der Heimweg kam Sanji vor wie eine Ewigkeit, dreimal so lang wie der Weg zum Fitnessstudio hin. Logisch betrachtet konnte es nur an dem langsamen Tempo liegen, dass seine Gummibeine vorgaben. Zorro, der gerne einen dynamischen Trab eingelegt hätte, beschwerte sich zwar, aber als Sanji ihn mit dem letzten bisschen verbliebener Kraft anfauchte, ob er ihn denn nochmal tragen wollte, schwieg er schließlich. Innerlich bemitleidete der Blonde sich aus vollem Herzen. Womit hatte er das denn bloß verdient? Diese Qual stand in keinerlei Relation zu sämtlichen Sünden, die er in seinem Leben bisher begangen hatte. Ganz im Gegenteil! Litt er denn nicht schon genug? Waren sein gebrochenes Herz und sein dezimiertes Ego denn keine ausreichende Buße für seine kleinen Laster? Nein, sowas hatte er mit Sicherheit nicht verdient!! Endlich, nach gefühlten 2 Stunden zu Hause angekommen, steuerte Sanji auf direktem Weg und immer noch zittrigen Beinen die Dusche an. Warmes Wasser, Duschzeug, Shampoo… was für ein Luxus! In der siffigen Kabine im Fitnessstudio hatte er sich nicht duschen wollen. Mal ganz davon abgesehen, dass er sich vor all diesen gestählten Muskelpaketen, die mit in der Gemeinschaftsdusche standen, niemals hätte entkleiden wollen. Die Gewissheit, dass er absolut unmöglich aussah, war erfolgreich in seinem Kopf festgepinnt worden. Für kein Geld der Welt hätte er sich vor irgendeinem Bürger Japans, der ihn am Ende vielleicht noch erkannte, unverhüllt gezeigt. Das warme Wasser tat unendlich gut und löste sogar ein paar der Verkrampfungen in Rücken, Beinen und Armen. Er seufzte auf. Niemals zuvor hatte sich duschen so gut angefühlt, es war wie eine Erlösung. Großzügig rieb Sanji sich mit seinem Duschzeug ein und drehte den Massagestrahl eine Stufe härter. In kleinen weißen Schaumbahnen floss es an seinem Körper herab in den Gulli, und der Koch sah dabei zu. Er hätte noch Stunden hier stehen können… „Oi, Sanji! Bist du unter der Dusche eingepennt oder ohnmächtig geworden?!“ dröhnte es leicht ungeduldig durch die Badezimmertür. Der Blonde seufzte tief. „Bin gleich soweit!“ rief er missmutig zurück. Dieser Zorro gönnte ihm ja kein Bisschen Entspannung… schnell schob Sanji den Gedanken, dass sein Trainer mit weiterer sportlicher Aktivität gedroht hatte, beiseite und griff nach einem Handtuch. Elender Sklaventreiber, der hatte er wohl längst vergessen, wie man eine wohlverdiente Pause einlegte! Beim Abtrocknen dann erhaschte Sanji einen kurzen Ausblick auf sein Spiegelbild, und sank ein wenig in sich zusammen. Egal wie viel er motzte und sich beschwerte und beteuerte, dass er diesen ganzen Fitnessquatsch nicht wollte – nötig hatte er es wahrhaftig. Es wäre ein glatte Lüge gewesen, zu behaupten, er würde sein schmächtiges Kreuz und seine Eiscremewampe nicht gerne gegen Zorros breite Schultern und das knallharte Sixpack eintauschen, welches sich unter dem engen weißen Shirt des Grünhaarigen deutlich abgezeichnet hatte. Mit einer Figur wie Zorro hätte Ace ihn wohl kaum so auflaufen lassen… Der Blonde nagte an seiner Unterlippe herum. Ob Ace auf Muskeln stand? Ein durchtrainierter Körper schien dem Fernsehstar ja wichtig zu sein, und so wie er ihn kritisiert hatte, musste er wohl von seinen Partnern erwarten, dass diese ebenso auf sich achteten wie er. Wenn er nun etwas schlanker und fitter wäre – ob Ace dann…? „Wie lang brauchst du denn noch??“ Von der anderen Seite der Badezimmertür her riss Zorro ihn erneut und ziemlich unsanft aus seinen Träumereien. „IST JA GUT! ICH KOMME SCHON!“ Genervt zerrte Sanji seinen Bademantel vom Haken, schlüpfte hinein und verknotete ihn fest um die Taille, ehe er die Tür öffnete. Er wollte gar nicht wissen, was jetzt schon wieder so dringend war, dass Zorro ihm nicht mal 20 Minuten Körperpflege zugestand. „Na endlich!“ begrüßte ihn der Größere, als Sanji ins Wohnzimmer kam, wo er sich schon wieder breit gemacht hatte. In seiner Hand hielt er einen großen Müllsack, in den er einige bunte Packungen geworfen hatte. Gerade durchwühlte er Sanjis Wohnzimmerschrank und förderte eine weitere leuchtend bunte Schachtel zu Tage, die nach einem kurzen missbilligenden Naserümpfen ihren Weg in den Müllsack antrat. Der Koch traute seinen Augen kaum. „Wa… was zum Geier… tust du da?!“ rief er perplex. Nicht nur, dass Zorro die grenzenlose Dreistigkeit besaß, einfach seine Schränke zu öffnen und darin herum zu schnusen, er warf auch einfach seine Sachen weg, als hätten sie ihn kein Geld gekostet und wären damit wertlos! „Müll entsorgen.“ gab der Grünhaarige knapp und äußerst selbstgefällig zur Antwort. „Diesen ganzen Kram da drinnen brauchst du nicht mehr.“ – „Das entscheide ja wohl immer noch ich!!!“ Mit zwei großen und zornigen Schritten war Sanji bei dem Älteren angekommen und versuchte, ihm den Müllsack aus der Hand zu reißen und einen Blick hinein zu erhaschen, obwohl er sich schon denken konnte, was er enthielt. Zorro rollte die Augen und gewährte ihm tatsächlich einen kurzen Ausblick auf die bunten Schachteln. Kekse, Schokolade und andere Knabberzeug, Nuss-Nugat-Creme und Marmelade, sogar eine unschuldige Packung Aufbackbrötchen hatte er eingesackt. Sanji fehlten fast die Worte – aber eben nur fast. „Sag mal hast du denn nicht mehr alle Latten am Zaun?! Kannst du mir verraten, wer dir das verdammte Recht gibt, meine Sachen wegzuschmeißen? Das ist die reinste Verschwendung!! Ich hab für das Geld, mit dem ich alles das gekauft habe, arbeiten müssen, und du entsorgst es einfach?! Schämst du dich nicht, Lebensmittel so zu behandeln?!“ – „Wenn es solche Lebensmittel sind, kein Stück! Für dein Geld hättest du dir besser mal was anderes gekauft als so nen Scheiß! Du bist der letzte Mensch in Tokyo, der sich diesen Süßkram kaufen und reinschieben sollte! Und mach mir bloß kein schlechtes Gewissen von wegen Verschwendung! Selbst wenn morgen die nächste Hungersnot ausbrechen sollte, dauert es mal mindestens noch 5 Jahre, bis DU mit deinen Reserven verhungerst!“ Mit herausfordernd funkelnden Augen band Zorro den Sack mit einem großen Knoten zusammen und warf ihn sich über die Schulter wie der Weihnachtsmann. Mit dem Unterschied, dass es für Sanji wohl keine Bescherung gab – zumindest keine schöne. Fassungslos musste der Koch mitansehen, wie Zorro seine geliebten Süßigkeiten durchs Treppenhaus und die Haustür hinaus trug, um ihn den Müllmännern, die just in dem Moment mit ihrem Wagen anrückten, in die Hände zu drücken. Ein Albtraum… das musste ein Albtraum sein! „IST DIR EIGENTLICH KLAR, DASS ICH JETZT ABSOLUT NICHTS MEHR ZU ESSEN IN MEINEM HAUS HABE??!!!“ – „Wunderbar, dann ist endlich Platz für die richtigen Nahrungsmittel. Was du als Koch eigentlich bestens wissen müsstest! – Also zieh dich an, wir gehen einkaufen!“ Zorro zeigte sich unbeeindruckt von Sanjis Stimmgewalt, und der Blonde klappte den Mund wieder zu. Was da für einen Horrotrip auf ihn zukam, wollte er sich lieber noch nicht ausmalen. Aber vor seinem geistigen Auge sah er sich schon unter Tüten voller Eiweiß-Produkte, Tofu, Gemüsepaletten und Vollkorn begraben. Der Albtraum wollte kein Ende nehmen… >>> >>> <<< <<< Das letzte Mal, dass er ein Reformhaus betreten hatte, war vor etwa einem Jahr und auch das allererste Mal gewesen. Sanji hatte ein paar Rezepte ausprobiert und dafür Zutaten benötigt, die er im normalen Supermarkt nicht hatte finden können. Das, was bei dieser Experimentiererei heraus gekommen war, hatte weder ihn noch seinen Chefkoch vom Sockel gehauen, und der Trip in die Öko- und Leinsamenwelt war ein einmaliges Erlebnis geblieben. Bis heute. „Es gibt einen Grund, warum ich mich nach Feierabend von Pizza und Eis ernähre…“ murrte der Koch vor sich hin, als Zorro ihn durch Gänge voller Getreideprodukte und Sojamilchzubereitungen schob. „Ach, und der wäre?“ – „Es geht schnell. Ich hab keine Lust, abends auch noch am Herd zu stehen und irgendwelche Körner abzuzählen, wenn ich den lieben langen Tag schon im Restaurant gestanden habe.“ Mal ganz davon abgesehen, dass Leinsamen und Trockenobst seinen Liebes- und Lebensfrust nicht so leicht verdaubar machten wie sein geliebtes Häagen-Daszs. Aber das getraute Sanji sich dann doch nicht laut auszusprechen. Er konnte sich lebhaft vorstellen, was Zorro zum Thema „Frustfressen“ zu sagen hatte. „Von Körnerzählen war auch nie die Rede. Es gibt auch normales Supermarktessen, dass du dir zubereiten kannst und was nicht lange braucht, das weißt du selbst genau. Bequemlichkeit ist keine gute Ausrede, wenn man vom Fach ist. – Aber momentan hast du ja mehr als genug Zeit, auf deine Ernährung zu achten. Jetzt, wo du Diät hältst, musst du umso mehr drauf gucken, dass du alles notwendige zu dir nimmst.“ Energisch bog Zorro in einen weiteren Gang ein, wo es Gemüse zu kaufen gab. Sanji erkannte nicht zuletzt an den gesalzenen Preisen, dass das hier Premiumqualität war. Sämtliche Ware war in Topzustand und frisch, und beim Anblick des Blumenkohls der knackig und bunt vor ihm lag, eingerahmt von Möhren und Tomaten, rumorte es in Sanjis fast leerem Bauch. „Na siehst du – wenn der Hunger nur groß genug ist, sucht sich dein Instinkt schon das richtige aus!“ meinte Zorro zufrieden und griff nach dem Blumenkohl. Sani sparte sich die Bemerkung, dass sein armer Magen wohl auch beim Anblick eines fett-triefenden Döners oder eine Schwarzwälder Kirschtorte zu grummeln begonnen hätte. Stattdessen drehte er sich zum Obstsortiment um – und erstarrte mitten in der Bewegung. Das durfte nicht wahr sein. Das… nein, das KONNTE nicht wahr sein! Keine 10 Meter von ihm entfernt, hinter dem Regal mit Cerealien und Müsliriegeln, stand Ace und las sich den Inhalt einer Obstschnitte durch. Sanji erkannte ihn trotz tief ins Gesicht gezogener Kapuze sofort. Diese Nase, die schwarzen Locken, die unter dem weinroten Stoff hervorlugten, diese sexy Sommersprossen auf sonnengebräunter Haut… unverwechselbar sein Ace. Bis zum Hals hinauf schlug Sanjis Herz, und seine Beine fühlten sich weicher an als nach dem Horrortrip auf dem Crosstrainer. Wieso bloß sah Ace so unverschämt gut aus? Und wieso war er in diesem Reformhaus?! Gerade noch so schaffte der Blonde einen Hechtsprung in den nächsten Gang hinein, wo er sich hinter einer Wand aus Suppenzusätzen verschanzte, bevor sein Schwarm ihn sah. Zorro sah sich irritiert um. Eben noch war der Blondschopf bei ihm gewesen, und jetzt verriet nicht mal mehr der knurrende Magen seinen Standort. Hatte Sanji die Flucht ergriffen, oder hatte draußen in dem Moment der Eiswagen halt gemacht? Es dauerte ein paar Sekunden, bis Zorro seinen Schützling aufgestöbert hatte und auf sein merkwürdiges Verhalten ansprechen konnte. „Was treibst du denn da? Interessiert es dich nicht, was wir einkaufen? DU musst das später essen, nicht ich. Ich seh schon gut aus…“ – „Er ist hier.“ Murmelte Sanji mit blassem Gesicht und verspannter Miene. „Was?“ – „Ich hab gesagt, er ist hier!“ – „Ja wer denn?!“ Zorro verstand nur Bahnhof. Vorsichtig spähte der Koch um die Ecke und deutete dann in die Richtung, dorthin, wo Ace mittlerweile stand und sich gedämpft mit einer Verkäuferin unterhielt. Dem roten Kopf der Frau nach zu urteilen, hatte sie den Fernsehstar auch erkannt und konnte kaum mehr einen klaren Gedanken fassen. Ganz so, wie es Sanji auch ergangen war, als Ace zum ersten Mal sein Restaurant betreten hatte. Zorro musterte den Schauspieler einmal ungeniert von oben bis unten. Die Serien, in denen Ace spielte, waren nicht sein Ding, aber gehört hatte er auch schon von dem jungen aufstrebenden Star. Live und in Farbe sah er allerdings nicht mal annähernd so schillernd aus, wie er immer beschrieben wurde. Er hätte gut und gerne Zorros Nachbar sein können, ein normaler Typ, der ganz ok aussah. Zorros Blick wanderte zu Sanji und dessen roter Nase und dem verklärten Schmachten in den großen blauen Augen. Er seufzte leise. Geschmäcker waren ja bekanntlicherweise und auch zum Glück verschieden. Sein Typ war dieser Ace nicht. „Willst du jetzt die nächste halbe Stunde hier Mäuschen spielen?“ brummte der Grünhaarige und wartete auf eine Antwort, die nicht kam. Verlegen starrte Sanji abwechselnd zu Boden und das Regal vor ihm an, sorgsam darauf bedacht, aus Ace‘ Sichtfeld heraus zu bleiben. Von der Seite kam ein junger Mann auf Ace zu. Er war mittelgroß, vielleicht 1,65, leicht gebräunt und sah geradezu zerbrechlich aus in seinen engen schwarzen Röhrenjeans , dem weißen Tanktop und der kurzen Jeansjacke. Über seine Schultern fiel ihm glattes brünettes Haar, das im hellen Licht des Ladens glänzte. Er steuerte direkt auf Ace zu, und als er nur noch eine Armlänge entfernt war, zog der Schwarzhaarige ihn zu sich und legte lachend einen Arm um die winzige Taille des Jungen. Das Bild schnitt Sanji ins Herz, und er schluckte hart. Was hatte er denn erwartet? Dass Ace sich den Namen jedes x-beliebigen Trottels merkte, der ihm mit der Bitte um ein Date seine wertvolle Zeit stahl? So abwertend, wie Ace ihn beurteilt hatte, hatte der sich doch bestenfalls sein klägliches Erscheinungsbild gemerkt, wenn überhaupt. Zorro, der die Szene ebenfalls beobachten konnte, fühlte sich mit einem Mal unwohl. Vermutlich war das der Zeitpunkt, um etwas Aufbauendes zu sagen, etwas Tröstendes, irgendetwas, um Sanjis Moral, die er förmlich neben sich auf dem Boden zerspringen hören konnte, hoch zu halten. Und genau da lag das Problem. Wenn es um seinen Job ging, konnte Zorro durchaus reden. Aber bei allem was darüber hinausging, und vor allem, wenn es um komplexe Gefühlsdinge ging, fehlten im regelrecht die Worte. So etwas Hohles wie „SO toll ist der jetzt auch nicht!“ oder „Wenn sein Bubi mal nicht Minderjährig ist!“ wollte er jetzt auch nicht gerade bringen… Doch ein Blick zur Seite entband den Grünhaarigen zumindest für den Moment von einer Aufmunterung. Zum zweiten Mal in den vergangenen 10 Minuten war Sanji nicht mehr neben ihm, sondern wie vom Erdboden verschluckt. Der Anblick war wohl doch mehr gewesen, als sein angeknackstes Gemüt hatte ertragen können. „Sanji…?“ ~ Ende Kapitel 3 ~ Kapitel 4: Es ist nur zu deinem Besten! --------------------------------------- Kapitel 4 – Es ist nur zu deinem Besten! Gerade noch so sah Zorro Sanjis helles Hinterhaupt durch die Ladentür verschwinden, und er zögerte nicht lange, ihm nach zu laufen. Er war schon mit einem Fuß über der Ladenschwelle, als ihn ein Verkäufer recht unsanft am Hemdsärmel packte und festhielt. „Bezahlen wollen sie schon noch, oder?“ knurrte er, und Zorro sah sich nicht nur von ihm, sondern auch von allen Kunden an der Kasse finster angestarrt. Ganz klar – er wurde gerade für einen dreisten Dieb gehalten, der sich mit seiner Beute aus dem Staub machen wollte. Eine feine Röte kroch ihm ins Gesicht. „Ich… ja, natürlich… ich habs sehr eilig… könnte ich vielleicht…?“ Es war schon ein wenig naiv, zu glauben, dass er nach dieser Nummer noch von irgendjemandem an der Kasse vorgelassen wurde, aber ein Versuch war es wert gewesen. Unwillig reihte Zorro sich in die lange Schlange ein und brauchte satte 7 Minuten, bis er dann endlich bezahlt hatte und Sanji hinterher wetzen konnte. So langsam und zusätzlich ausgepowert, wie der Koch war, konnte er ja nicht weit gekommen sein. Und tatsächlich, zwei Häuserblocks weiter holte Zorro ihn schon ein. Sanji war, wie er vermutet hatte, in Richtung seiner Wohnung aufgebrochen. Obwohl der Grünhaarige sechs Mal nach dem Weg gefragt hatte, hatte es nicht allzu lange gedauert. Sanji gab sich nicht die Mühe, vor ihm wegzulaufen… er lief wohl eher vor Ace weg, und den hatte er längst hinter sich gelassen. Nun gingen die beiden Männer schweigend nebeneinander her. Es lag Zorro auf der Zunge, dem Kleineren zu sagen, dass er sich vielleicht ein anderes Ziel setzen sollte als ein Date mit einer Berühmtheit, denn das war schon relativ gewagt und wäre selbst für jemanden, der schon eine gute Grundfitness und die entsprechende Begeisterung mitbrachte, etwas zu weit gesteckt. Aber Sanji nach dieser Szene im Laden jetzt noch zusätzlich zu demotivieren… nein, das brachte Zorro dann doch nicht. Es wäre auch vollkommen kontraproduktiv gewesen. Momentan war Ace die einzige Motivation, die er hatte. Und die drohende Kostenübernahme, falls Sanjis Chefin vom Ergebnis nicht beeindruckt war. Wobei er den leisen Verdacht hatte, dass da ein Sturkopf gegen den anderen prallen würde, sollte es wirklich auf einen Streit hinaus laufen. Sanjis Wohnung kam in Sicht, und Zorro folgte dem Blonden ungefragt hinein. Immer noch redeten sie nicht, und während der Koch im Schlafzimmer verschwand, räumte sein Trainer die Lebensmittel in den Kühlschrank und auf das Küchenbord. Er war gerade dabei, den üppigen Blumenkohl ins Gemüsefach zu quetschen, als ein Aufschrei aus dem Schlafzimmer kam, der sich nach einer Mischung aus abgestochenem Ferkel und wilder Furie anhörte. Entsetzt und rasend. Zorro streckte den Kopf aus der Tür und rief halb besorgt, halb belustigt: „Lebst du noch?“ Doch da kam Sanji schon aus dem Schlafzimmer gerauscht. Er sah unglaublich wütend aus, fast schon beängstigend, und er ging Zorro zielstrebig an die Gurgel. „WO SIND SIE?!“ – „Wo ist wer…?“ – „MEINE ZIGARETTEN!!! WO HAST DU SIE VERSTECKT??!!!“ Zorro versuchte, die Hände des Blonden von seinem Kragen zu lösen, als er antwortete: „Ich hab deine Glimmstängel nicht versteckt!“ – „UND WO SIND SIE DANN HIN?! SIE LAGEN HEUTE MORGEN DIREKT AUF MEINEM NACHTTISCH! FÜßE, UM AUS DEM HAUS ZU LAUFEN, HABEN SIE SICHER NICHT BEKOMMEN!!“ schrie Sanji ihn mit voller Lautstärke an, und der Grünhaarige hörte seine Ohren klingeln. WAS für ein Organ bei so einem schmächtigen Brustkorb… „Wenn du deine Griffel wegnimmst, sag ich es dir!“ knurrte er zurück, und Sanji ließ tatsächlich, wenn auch widerstrebend, die Arme sinken. „Raus damit!“ zischte er böse. Zorro seufzte. „Ich hab sie entsorgt, mitsamt dem ganzen Junkfood. Wir waren uns doch einig, dass…“ – „WIR WAREN UNS EINIG?! ICH GLAUB ICH HÖR SCHLECHT! SEIT DU DICH IN MEIN LEBEN GEDRÄNGELT HAST UND MICH QUÄLST, WAREN WIR UNS NOCH KEINE EINZIGE MIKROSEKUNDE ÜBER ETWAS EINIG!!“ – „JETZT HÖR ENDLICH MAL AUF ZU BRÜLLEN! RAUCHEN SCHADET NICHT NUR DEINER GESUNDHEIT, ES BREMST DICH AUCH IN DEINER LESITUNGSFÄHIGKEIT AUS! UND DU BIST SCHON SCHLECHT GENUG!!“ Sanji starrte seinen Gegenüber mit sehr viel Hass im Blick an. Dann schnaubte er und verschränkte die Arme vor der Brust. „Das ist doch lächerlich… ich könnt jederzeit aus dem Haus gehen und neue kaufen. Zwei Straßen weiter ist der nächste Automat.“ – „Sobald ich eine Packung finde, nehm ich sie dir weg, darauf kannst du dich verlassen.“ Gab Zorro zurück. Sanjis Augenbraue zuckte. „Dann warte ich, bis du weg bist, und rauche heimlich!!“ – „Versuchs. Ich verhindere schon, dass du überhaupt an den Automaten kommst.“ – „WILLST DU MICH IN MEINEM EIGENEN HAUS EINSPERREN?! DAS NENNT MAN FREIHEITSBERAUBUNG!!“ Zorro grinste amüsiert und auch ziemlich arrogant. Irgendwie, auf eine ziemlich perverse Art und Weise, machte es Spaß, Sanji beim Ausflippen zuzusehen. „Ich beraube dich nicht deiner Freiheit. Wenn du joggen gehen willst, oder ins Studio, oder zum Gemüsestand, halte ich dich sicherlich nicht auf. Ich verhindere nur, dass du dir Kippen und Schokolade kaufst.“ Sanji riss nun endgültig der Geduldsfaden. „RAUS! RAUS AUS MEINER WOHNUNG!! VERPISS DICH ENDLICH!! VERSCHWINDE VERDAMMT NOCHMAL!!!“ schrie er den Grünhaarigen an, und weil ihm das noch zu wenig Ausdruck seiner Wut war, nahm er das nächstbeste, was er greifen konnte – ein Kochbuch aus dem Küchenregal – und warf es nach Zorro. Dieser verdankte es seinen guten Reflexen, dass er das Geschoss noch im Flug abfangen konnte und nicht mitten im Gesicht getroffen wurde. Doch Sanji hatte weit mehr als nur ein Buch in seiner Sammlung, und nach dem dritten Wälzer musste Zorro wohl oder übel den Rückzug antreten. Kaum, dass er Türschwelle und Fußabtreter, der ironischerweise mit „Herzlich willkommen!“ bedruckt war, hinter sich gelassen hatte, schlug Sanji ihm die Wohnungstür nur wenige Millimeter vor der Nase zu. Zorro entging dem gebrochenen Nasenbein haarscharf. Hinter der Tür hätte Sanji derweil platzen können vor Zorn! Gleich, gleich würde er explodieren, mit einem lauten zornigen Knall, und er würde das ganze Stadtviertel mit nehmen! Doch nichts dergleichen geschah – außer, dass ihm die Beine wegknickten, er neben der Garderobe zu Boden sank und ihm die Tränen kamen. In großen Strömen flossen sie, und während er ihnen stumm schluchzend dabei zusah, wie sie auf den abgetretenen Teppich tropften, fragte Sanji sich, woher er denn bloß noch Körperflüssigkeit nehmen konnte, wo er heute doch gefühlte 10 Liter geschwitzt hatte… Er weint nicht wegen Zorro, auch wenn ihn die Dreistigkeit des Mannes mehr aufregte als alles andere. Der Grund für die kullernden Tränen war das nicht mehr vorhandene Ventil für seine Emotionen. Zigaretten und Süßigkeiten waren immer sein Mittel der Wahl zur Frustbewältigung gewesen. Und nach diesem Tag, der ihn emotional und auch körperlich über die Belastungsgrenze hinaus gefordert hatte, hätte er seine Kippen und eine große Tafel Schokolade mehr gebraucht als alles andere. Doch so wie es aussah, würde er in näherer Zeit wohl darauf verzichten müssen. Wie lange er da gesessen und seinen Frust hinaus geheult hatte, wusste er später nicht mehr. Aber dass Zorro seine Drohung wahr gemacht hatte und vor der Haustür campierte, davon konnte Sanji sich nach einem Blick durch den Spion überzeugen. Der Grünhaarige hätte es sich sparen können. Sanji war viel zu erschöpft, um noch irgendwohin zu gehen außer in sein Bett. Dabei war es gerade mal später Nachmittag… normalerweise ging er nie vor Mitternacht ins Bett, und wenn, schaute er meist noch stundenlang fern oder schmökerte in einem Roman oder Kochbuch. Seine Kleidung – einfache Jeans und ein heller weißer Pullover – fielen dort zu Boden, wo er sie gerade auszog. Nur in seinen Boxershorts kroch Sanji unter die Decke und rollte sich fest unter dem weichen Stoff zusammen. Das letzte, was er tat, bevor ihm schließlich die Augen zufielen, war sein Handy zu nehmen und Nami anzurufen. Der AB ging dran, und in der Kehle des Koches brannte es erneut. Eine schöne Freundin war sie! Machte ihm das Leben zur Hölle und war nicht da, wenn er Halt brauchte! „Ich hasse dich…“ hickste Sanji leise aufs Band, schaltete das Telefon danach aus und zog sich die Decke über den Kopf. Ein Glück war dieser schreckliche Tag vorbei. >>> >>> <<< <<< Ja – der Tag war vorüber gegangen und er hatte ihn irgendwie überlebt, aber wie Sanji befürchtet und schon wieder verdrängt hatte, ging der Albtraum am nächsten Morgen weiter. Um 6 Uhr 30 klingelte Zorro ihn aus dem Schlaf. Und das mit einer Penetranz, die Sanji aus dem Bett scheuchte, ob er nun wollte oder nicht – denn nicht nur er war bei diesem Klingelmarathon wach geworden, sondern seiner Befürchtung nach auch fast alle anderen Mietparteien des Hauses. Und dass er nicht nur friedliche und tolerante Nachbarn hatte, wusste der Koch bereits. An seinem letzten Geburtstag, der etwas feucht-fröhlich und dementsprechend laut ausgefallen war, hatte er am nächsten Morgen zwei satte Beschwerdebriefe an der Haustür hängen gehabt, mit der Drohung, bei der nächsten ausschweifenden Party den Vermieter zu informieren. Also nichts wie an die Tür und diesen Irren davon abhalten, den Klingelknopf noch weitere 200 Mal zu betätigen. „ICH BIN JA WACH!!!“ begrüßte Sanji Zorro schnaubend und funkelte ihn so böse an, wie er es aus halbverpennten Augen schaffte. „Schön. Zieh dir was an, ich mach dir Frühstück, und dann gehen wir laufen.“ Irgendwie hatte Sanji ja schon gehofft, dass Zorro nach seinem Versuch, ihn mit Büchern zu steinigen, vielleicht nicht mehr auftauchen würde. Ein kleiner Funken Hoffnung war tatsächlich da gewesen, und der wurde nun eiskalt gelöscht. Der Grünhaarige schien motiviert wie am Tag zuvor, und grinste nach wie vor spöttisch auf ihn herab. Als er sich umdrehte, um ins Bad zu schleichen, spürte Sanji dann schließlich das, was ihm in der ersten Schrecksekunde nach dem Aufwachen gar nicht bewusst gewesen war: Ihm tat jeder einzelne Winkel seines Körpers weh. Von den Fußsohlen aufwärts bis unter die Ohren brannte seine Muskulatur wie Feuer, jeder kleine Schritt schmerzte und kostete das Doppelte an Kraft, und bis er unter der Dusche stand, glaubte der Koch, gleich tot umzufallen. Wie erwartet war das das Maximum aller bisher erlebten Muskelkater. Und SO sollte er joggen gehen? Zorro musste ja einen kompletten Sockenschuss haben! Und nicht nur das. „Für den zweiten Tag hältst du dich ganz ordentlich!“ Scheinbar litt er auch unter Realitätsverlust! Sonst hätte er doch gesehen, wie schwer Sanji sich bei dem zweiten Joggingversuch, diesmal nach einem üppigen Frühstück aus Grapefruit und einem Schälchen aufgeweichter Kleie, tat. Wie ein alter Mann schleppte der Blonde sich vorwärts, biss sich bei jedem Schritt so fest auf die Unterlippe, dass diese mittlerweile schon ausgeblutet sein musste, und verwünschte Zorro zum Teufel. Und Nami gleich noch hinterher! Doch Zorro schien es einfach nicht zu sehen – oder er wollte es nicht sehen. Er besaß sogar die Frechheit, ihm beim Laufen zu ärgern und zu piesacken, indem er ihm immer wieder Sprüche wie „Na los, mit jedem Kilometer kommst du deinem Herzblatt näher!“ oder „Wenn du die 5000 Meter packst, gibt’s ne Zigarette!“ an den Kopf warf. Als wäre er nicht schon frustriert genug gewesen, diesem Fitness-Freak hinterher zu hecheln und permanent auf dessen durchtrainierten strammen Arsch gucken zu müssen. Sanji fand es einfach nur noch ungerecht. „Ok, stop, das reicht… wir gehen ein Stück! Sonst knutschst du wieder den Asphalt ab.“ Zorro ließ sich vom Joggen in ein schnelles Gehen fallen, und Sanji tat es ihm erleichtert gleich. Erstaunt stellte er fest, dass sie ein ganzes Stück weiter gekommen waren als am Vortag. Ob das an seinem Frühstück lag? Oder hatte er etwa schon Kondition gewonnen? Der Koch pfiff seine Fantasie zurück und atmete tief ein und aus, wie Zorro es ihm vormachte. Vermutlich lag es daran, dass er beim Laufen an etwas anderes gedacht hatte als das Laufen an sich, und so nicht gemerkt hatte, dass er sich anstrengte. Tatsächlich war Ace mehrere Male vor seinem geistigen Auge aufgetaucht, je öfter Zorro ihn so spöttisch erwähnt hatte. Aber es waren keine positiven Gedanken gewesen, ganz im Gegenteil: Wieder und wieder spielte Sanjis Kopf ihm in Gedanken die Szene vor, wie Ace diesen zierlichen brünetten Jungen umarmte, ihn anlachte, regelrecht mit ihm flirtete. Anscheinend reichte der Herzschmerz, den Sanji bei derlei Gedankengängen verspürte, aus, um ihn die Schmerzen in den Beinen vergessen zu lassen. „AUTSCH!!“ Sanji wurde unsanft in die Realität zurück gerissen, als er ein Pieksen an seinem Finger verspürte. Zorro quetschte einen Tropfen Blut aus seiner angestochenen Fingerkuppe und maß erneut den Blutzucker. „Alles klar, du brauchst tatsächlich Frühstück vor dem Sport. Seitenstechen?“ – „Was…? Ich… nein, kein Seitenstechen…“ stotterte der Jüngere verwirrt. „Bestens. – Dann mal weiter im Takt!“ Und schon joggte Zorro wieder drauf los wie ein Weltmeister. „Schneller, Prinzesschen! Dein Prinz wartet schon auf dich, du musst ihm nur entgegen kommen!“ rief er frech über die Schulter und lachte dabei. Sanji hätte ihn und sein Grinsen am liebsten erwürgt. Was kein leichtes Unterfangen sein würde, wenn er ihn dazu vorher einholen musste… >>> >>> <<< <<< Es war irre, wie lange Sanji duschen konnte. Und das, wo er heute Morgen schon geduscht hatte und in spätestens 3 Stunden schon wieder nass geschwitzt sein würde! Wozu der Koch da jetzt shampoonierte und spülte, was das Zeug hielt, verstand Zorro beim besten Willen nicht. Sie waren ja noch nicht mal richtig in der Wohnung angekommen, da hatte der Blonde schon das Badehandtuch gepackt gehabt. Das nannte man wohl einen ausgeprägten Reinlichkeitsfimmel… Zorro brummte gelangweilt. Egal… beschäftigte er sich eben mit sich selbst. Ohne gezieltes Interesse wanderte er am Bücherregal im Wohnzimmer entlang und las stumm die Titel mit. Hauptsächlich historische Romane, Fantasybücher, der eine oder andere Krimi, lauter Zeug, das ihn nicht interessierte… und haufenweise Zeitungen. Zorro nahm die obersten Magazine, alle in top Zustand, herunter und betrachtete kurz die Titelseiten. Es waren Zeitschriften über Restaurants in Tokyo und Umgebung, kulinarische Messen, Rezepte und die aktuelle Trendküche. Auf dem fünften Cover wurde er schließlich fündig: Die Zeitung enthielt ein Interview mit Sanji. Zorro war erstaunt, weil er nicht gewusst hatte, dass sein neuster Auftrag dermaßen talentiert war, dass man ihn interviewte und eine Titelstory daraus machte, und die Neugierde war kaum mehr zu zügeln. Schnell blätterte er sich durch die ersten 33 Seiten voller Novelle Cuisine, bis er den Artikel fand – und es sah. Das fast schon Modemagazin-reife ganzseitige Hochglanzfoto von Sanji. Zorro hätte ihn kaum wieder erkannt, wenn er es nicht gewusst hätte, und er kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Sanji sah unglaublich aus! Unglaublich gut! Er trug einen schwarzen Anzug, schwarze Krawatte und ein blaues Nadelstreifenhemd. Die Haare waren perfekt frisiert und glänzten gesund, und seine Haut hatte eine leichte Tönung. Und schlank war er! Verglichen mit dem, was Zorro seit dem gestrigen Tag zu sehen bekam, schien Sanji bei diesem Interview satte 10 Kilo weniger auf den Rippen gehabt zu haben. Seine gesamte Statur wirkte trainiert und fit. Sogar die Schultern schienen etwas breiter. Zorro nickte dem Bild anerkennend zu. So wie Sanji da aussah, hätte er ihm glatt auf der Straße hinterher gestarrt. „Was tust du da?“ Als Zorro aufsah, stand Sanji auf halber Strecke zwischen ihm und dem Türrahmen und starrte auf die Zeitschrift in seinen Händen. Man konnte seinem Gesicht nicht genau entnehmen, ob er sauer oder verlegen war – nur, dass es ihn überrumpelte. „Hab ein bisschen gelesen… ich hatte ja keine Ahnung, dass du eine kleine Berühmtheit bist.“ – „Schön, dann weißt du es jetzt.“ Ziemlich forsch riss der Koch ihm das Magazin aus den Händen und stopfte es lieblos ins Regal zurück. „Wolltest du nicht mit mir ins Studio?“ knurrte er dann mit leicht rot verfärbtem Gesicht, und Zorro wusste: Sanji war sauer UND verlegen. „Ja. Willst du etwa schon los?“ – „Willst DU etwa noch länger hier rumhängen und in meinen Privatsachen wühlen?!“ kam es scharf zurück. Der Blonde riss seine Jacke vom Haken und öffnete die Haustür, und Zorro hatte nicht wirklich eine andere Wahl, als ihm zu folgen. Auf der Straße legte Sanji ein erstaunlich flottes Tempo vor, was den Verdacht, dass er nicht darüber reden wollte, nur verstärkte. Allerdings bedeutete das nicht zwangsläufig, dass er davor verschont wurde. Zorro konnte gnadenlos taktlos sein. „Jetzt sei nicht beleidigt… andere wären stolz auf sowas. Und vor allem auf das Foto…“ – Sanji stieß ein Schnauben aus, doch der Ältere fuhr fort: „Ich finde dass du da richtig gut aussiehst. Und es zeigt mir, dass wir hier nicht umsonst arbeiten. Wenn du dran bleibst, könntest du irgendwann wieder genauso aussehen wie damals, als das Foto gemacht wurde… ist das kein Ansporn für dich? Oder möchtest du das etwa nicht?“ Sanji verlangsamte seinen Schritt etwas. Er hielt den Kopf gesenkt, und seine Schultern zuckten leicht. Für einen kurzen Moment dachte Zorro schon, der Koch würde weinen, doch er irrte sich – Sanji lachte leise. Leise und alles andere als glücklich. „Wie damals… wie lange denkst du ist das Interview her?“ – „Naja… wenn ich dich jetzt mit dem Bild vergleiche… ein dreiviertel Jahr mindestens, eher mehr.“ Den Zusatz, dass es schon einiges an Zeit brauchte, seinen Körper so gehen zu lassen, verkniff Zorro sich. Gut, Speck konnte man sich schnell anfuttern, aber Muskulatur hielt sich in der Regel etwas länger auch ohne Training, es sei denn man wurde krank. Er hätte gerne gewusst, was mit Sanji passiert war, und hatte das unbestimmte Gefühl, dass der Blonde weit redseliger war, wenn er ihn nicht schon wieder ärgerte. Ein paar Sekunden herrschte Schweigen. Dann sah Sanji ihn an, und sein Blick sprach ganze Bildbände. „Das Interview mitsamt Foto war vor 6 Wochen.“ Zorro glaubte, sich verhört zu haben. 6 Wochen? Sanji log ihn an, er schwindelte, anders war es nicht erklärbar, dass zwischen diesem Topmodel-Bild und seiner momentanen Verfassung nur so eine kurze Zeitspanne liegen sollte. „Ach komm, erzähl keinen Scheiß.“ brummte er. Sanjis Augen sahen ihn nach wie vor so ausdrucksstark und voller Emotionen an. „Tu ich nicht. Photoshop machts möglich. Wäre doch eine echte Schande, wenn eine kleine Berühmtheit wie ich nicht schön genug für ein Interview in dieser Zeitung wäre… da musste eben etwas nachgeholfen werden.“ Die Stimme des Koches klang bitter und irgendwie auch sehr verletzt. Zorro öffnete den Mund und klappte ihn sogleich wieder zu, weil er nicht wusste, was er dazu sagen sollte. Langsam begriff er, warum Sanjis Selbstbewusstsein so mickrig war, wie Nami ihm gesagt hatte. Das war schon hart, was er da gerade erzählt bekam, da fiel ihm spontan auch kein guter Trost ein – mal ganz davon abgesehen, dass es seine eigene Schuld war, dass der Jüngere jetzt so deprimiert war. „Ist schon in Ordnung. Du musst nichts sagen. Vermutlich denkst du immer noch, es wäre für mich eine gute Motivation, mir so eine perfekte Version von mir selbst vor die Nase zu setzen. Weil Ace oder jeder andere Mensch, in den ich mich jemals verguckt habe, mich so bestimmt nehmen würde. Und vermutlich würden meine Freunde aufhören, mir in den Ohren zu liegen. Und ich müsste nicht abends alleine in meiner Wohnung sitzen und meine Einsamkeit in Eiscreme ertränken. Ja, das ist ne tolle Motivation! Wenn ich bloß endlich toll genug aussehe, kommt alles in Ordnung! DAFÜR LOHNT ES SICH WIRKLICH ZU KÄMPFEN!!“ Zorro blieb nach diesem Ausbruch für den Rest des Weges zum Fitnesscenter die Sprache weg. >>> >>> <<< <<< „Dein Schützling sieht nicht sehr glücklich aus.“ bemerkte der Spanier, als er neben Zorro an der Kletterwand lehnte und Sanji beim lustlosen Strampeln auf dem Crosstrainer zusah. Das Hanteltraining hatten sie heute hinten angestellt, weil es Kommunikation erforderte, zu der Sanji gerade nicht willig und Zorro nicht fähig war. „Hattet ihr Streit?“ – „Hast DU kein Leben?“ murrte der Grünhaarige, dem es schon wieder auf den Wecker fiel, dass sein Kollege sich in alles einmischen musste. Er würde ihm bestimmt nicht von der Sache mit dem Foto erzählen, selbst wenn sie Freunde gewesen wären. Es ging niemanden was an, und Sanji würde ihn sicherlich mit dem dicksten Kochbuch, das er hatte, erschlagen, falls er es herumerzählte. Der Spanier lachte, und Zorro wollte ihn schon wieder anblaffen, was es da schon wieder so blöd zu lachen gab, doch sein Kollege kam ihm zuvor: „Guck dir mal den da an. Solche bunten Radlerhosen hab ich auch lange nicht gesehen.“ Er deutete auf einen großen, sehr schlanken Mann mit dichtem Lockenhaar, der gerade das Studio betreten hatte. „So nen Spargel hab ICH lang nicht gesehen… “ Nun ebenfalls belustigt, beobachtete Zorro, wie der junge Mann auffällig unauffällig zwei leichte Hanteln nahm und sich dann Sanji näherte. „Was macht der da?“ – „Ich würde sagen, die beiden gründen die Ecke der hoffnungslosen Fälle.“ – „Der Loser-Klub, was?“ – „Kannst du laut sagen… hey, ich glaube die kennen sich.“ Zorro sah genauer hin. Tatsächlich, Sanji und der Lockenkopf unterhielten sich recht angeregt, und so wie der Koch aussah, war er mal wieder kurz vor 180. „Was willst DU denn hier?!“ Lysop hob beschwichtigend die Arme, was ein wenig linkisch aussah mit den 0,5-Kilo-Hanteln darin. „Ich trainiere auch hier. Ich dachte, wir könnten vielleicht zusammen…?“ – „Ach verkauf‘ mich doch nicht für dumm!“ Sanji schnaufte, vor Anstrengung und vor Ärger. „Ich weiß doch ganz genau, dass Nami dich hierher geschickt hat. Will sie gucken, ob ich auch brav trainiere? Ob ihre Investition sich gelohnt hat?!“ Die lange Nase seines Gegenübers zuckte nervös hin und her, und er fixierte einen Punkt an der Wand hinter Sanji. „Jetzt sei doch nicht so… Nami macht sich Sorgen um dich. Deine Nachrichten auf dem AB haben sie schon ein wenig beunruhigt, sie wollte einfach mal nachgucken, ob es dir gut geht.“ – „Und da schickt sie natürlich dich, anstatt selber zu kommen.“ Nami war die Berechnung in Person. Und beunruhigt war sie doch allerhöchstens wegen ihrem so unsicher angelegten Geld. Das letzte Mal, als die Rothaarige sich Sorgen gemacht hatte, war der Yen gerade um 3 Punkte gesunken und sie hatte eine Finanzkrise befürchtet. „Du kennst sie doch, sie ist viel beschäftigt. – Jetzt erzähl mal, wie läuft es denn bisher?“ – „Ich bin zusammengebrochen, habe überall Schmerzen, bin seit 36 Stunden am Verhungern, wurde ausgeraubt, begrabscht, beleidigt, gequält und in meiner Wohnung eingesperrt, damit ich mir keine Zigaretten kaufe. Es läuft prima! – Und bei dir?“ Lysop biss sich auf die Lippen und hob und senkte eifrig die Hanteln. Oha, da hatte Nami wohl wirklich einen strengen Trainer engagiert. Gerne hätte er gefragt, welcher von den anwesenden Männern es denn war, aber er traute sich kaum noch, den Mund aufzumachen. So mies gelaunt hatte er Sanji schon lange nicht erlebt. Vielleicht sollte er etwas Nettes sagen, dass die Stimmung lockerte… „Du hast schon richtig Farbe bekommen! Trainiert ihr viel draußen?“ – „GUCK MAL DEINEN EIGENEN KOPF AN, DER IST GENAUSO ROT!!“ Das war wohl das falsche gewesen. Lysop rückte ein Stückchen von der blonden Furie auf dem Crosstrainer weg, bevor ihm noch ein Unglück geschah, und überlegte angestrengt. „Im Restaurant läuft‘s ganz gut… einer der Kellner hat mal wieder gekündigt, und die Köche murren, weil sie für dich mit schuften müssen, aber bislang klappt alles soweit. Du brauchst dir also keine Sorgen zu machen…“ – „Na toll! Super, wirklich! Ihr scheint ja bestens ohne mich klar zu kommen! Hast du noch mehr freudige Botschaften für mich, oder lässt du mich jetzt endlich in Ruhe weiter schwitzen?!“ Sanji sah ihn so aufgebracht und zornig an, dass wohl einem Eskimo das Blut in den Adern gefroren wäre, und der arme Lysop ergriff Hanteln-schwingend die Flucht. Er würde sich was ausdenken müssen, was er Nami über Sanjis Gemütszustand erzählte, aber immerhin nahm der Koch das Training tatsächlich ernst. Das war mehr, als er erwartet hätte. „Hey du, warte mal.“ Lysop drehte sich um, als eine tiefe Stimme ihn ansprach, und sah in ein paar grüne Augen. „Ja? Kennen wir uns?“ fragte er irritiert, während er auf die breiteste Männerbrust blickte, die er je gesehen hatte. Da konnte man glatt neidisch werden. „Nein, wir kennen uns nicht – aber du und Sanji kennt euch offensichtlich.“ erwiderte Zorro langsam. „Ja… wir sind Kollegen. Wieso fragen sie?“ Zorro sah zur Seite. Ja, wieso fragte er eigentlich? Was genau wollte er denn von der Langnase, weswegen er ihn angehalten hatte? Irgendwie hatten seine Beine und sein Mundwerk sich selbstständig gemacht und er hatte Sanjis Bekanntschaft einfach angequatscht, ohne genau zu wissen wieso. „Ja… also, ich… ich wollte mal fragen, ob Sanji immer so kratzbürstig ist… und so…“ Ein Grinsen spielte um Lysops Mundwinkel, als er den Grünhaarigen so stottern hörte. ‚Schau an, hat mehr Muskeln als unser gesamtes Küchenpersonal zusammen, und ist hilflos angesichts Sanjis Temperament.‘ dachte er mit einem Anflug von Schadenfreude. „Sind sie sein Trainer? Er macht es ihnen nicht leicht, was?“ – „Könnte man so sagen. Er ist unmotiviert, launisch, zickig und scheinbar denkt er, alle wollen ihm das Leben schwer machen.“ sprudelte es aus Zorro heraus. „Und er hat ein echtes Aggressionsbewältigungsproblem. Und ein Suchtproblem.“ – „Ja, das kling echt nach Sanji. – Er bemitleidet sich manchmal gern ein bisschen. Aber das tun wir alle mal, der Job ist halt hart, und das Leben auch. Und es ist nicht so, dass wir ihm was Böses wollen, oder ihn quälen.“ meine Lysop schulterzuckend und auch ein bisschen gedrückt. „Wir mögen Sanji sehr. Nami auch, selbst wenn sie das nicht so zeigen kann. Und wir hoffen einfach, dass er durch das alles hier wieder anfängt, sich selbst zu mögen.“ Zorro nickte. Sanji war ein absoluter Trottel… hatte so tolle Freunde und wusste es nicht mal zu würdigen. „Danke. Man sieht sich. – Ach…“ – „Ja?“ Lysop hielt inne, schon auf der Schwelle nach draußen. Mit einer hochgezogenen Augenbraue deutete Zorro auf die knalligen Radlerhosen. „Man trägt heute schwarz, wenn man nicht gleich als Anfänger auffallen will.“ riet er ihm mit einem spöttischen Grinsen. Sanji hatte dem ganzen Gespräch zwischen Zorro und Lysop argwöhnisch zugesehen – nicht zugehört, denn das ging auf diese Distanz und bei dem Geräuschpegel leider nicht. Aber er konnte sich schon lebhaft vorstellen, über was bzw. wen sie geplauscht hatten. Mit Sicherheit mal nicht über das Wetter. „Reicht es nicht, dass du dich durch meinen Haushalt schnüffelst? Musst du jetzt auch noch meine Freunde nach mir ausfragen?“ begrüßte er ihn motzig, als der Grünhaarige zu ihm kam, um nun endlich die Hanteln zu drücken. „Halt den Mund.“ Zorro klang ernst und blickte auch so drein. „Bitte was?!“ – „Ich sagte, du sollst den Mund halten. Spar dir den Atem fürs Training.“ Unsanft bekam der Blonde seine Hanteln in die Hand gelegt. „Ich hab dich sehr wohl verstanden! Wie kommst du eigentlich darauf, mir den Mund zu verbieten? Soll ich dir wirklich mal eine über deine Grasmatte ziehen, oder…“ – „Du bist ein absoluter Volldepp! Und ich bin es langsam leid, wie du dich hier in deiner Opferrolle wohl fühlst. Immer am meckern, am jammern, du hältst dich für den Allerärmsten. Schön, du hast es nicht leicht, hast schon öfter mal nen Korb bekommen, und ja, ich weiß auch, wie weh Liebeskummer tun kann. Und klar kratzt es an deinem Ego, dass man dein Foto aufgehübscht hat und deine Problemzonen retuschiert hat. Berühmt zu sein hat seine Schattenseiten. Aber verdammt noch mal, hör auf so zu tun als wäre die ganze Welt gegen dich! Deine Chefin ist vielleicht hinterhältig und sadistisch, aber sie und dein Kollege von eben wollen nur dein bestes! Und du bockst herum und schaltest auf stur, ohne auch nur mal eine Minute drüber nachzudenken, dass die ganze Aktion dazu da ist, um dir zu helfen. Du bist ein egozentrischer kleiner Jammerlappen und deine Freunde gar nicht wert!“ Nachdem er ausgesprochen hatte, atmete Zorro tief durch. Das hatte mal gesagt werden müssen, er fühlte sich gleich besser. Sanji schwieg perplex, weil ihm dieses Mal keine Widerworte einfallen wollten. Das musste er erst mal verdauen, was er da gerade an den Kopf geknallt bekommen hatte. War er wirklich so undankbar und jammerte nur herum? Stand es ihm denn nicht zu, sich ein bisschen zu bemitleiden, oder übertrieb er es wirklich so maßlos damit? Die beiden Männer trainierten nun stumm, indem Sanji alles nachmachte und Zorro ihn wortlos korrigierte, wenn die Haltung nicht stimmte. Keiner sprach, zu sehr waren sie mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt. Eine leise Spur von schlechtem Gewissen nagte an Zorro. Vielleicht war er doch etwas hart mit Sanji ins Gericht gegangen. Aber das war nun mal seine Art – direkt und knallhart. Er redete nie drum herum, und wenn ihn etwas nervte, äußerte er dies unverblümt, und schoss dabei auch mal über das Ziel hinaus. Ein Blick zur Seite, und der Grünhaarige schluckte. In den Augen des Blonden glitzerte es verdächtig. Vielleicht sollte er seiner Rede noch etwas hinzufügen. „Sanji… kapierst du langsam, dass es hier niemandem darum geht, dass du hübscher oder besser werden sollst? Deine Freunde wollen, dass du dich wohl in deiner Haut fühlst. Und das hast du bitter nötig. Ist doch pure Verschwendung, wenn man so ein Sternekoch ist wie du und kein Selbstbewusstsein hat. Ich sehe jeden Tag absolute Nichtsblicker, die haben in ihrem Leben Null geleistet und trotzdem tun sie so, als wären sie sonst wer. Und auch wenn du denkst, ich hätte die reinste Freude daran, dich zu quälen, so tu ich hier mal in erster Linie meinen Job. Ich hab dich nicht umsonst gewogen, vermessen und dir die Zigaretten weggenommen. Ich will, dass du dich und deinen Körper besser behandelst. Klingt das irgendwie einleuchtend für deinen Sturschädel?“ Sanjis Schultern zuckten leicht, und diesmal steckte kein lachen dahinter. „Ja… nein… du… du hast gut reden, du siehst schon gut aus UND hast Selbstbewusstsein…“ hickste er und wischte sich über die Augen. Zorros Worte waren hart gewesen, und er hatte ja so recht damit. Aber auf sich sitzen lassen würde er die Kritik nicht. In Zukunft würde er die Zähne zusammenbeißen! Es war ja schließlich nur ein Monat, das würde er schon irgendwie überleben. „Komplimente bringen dich auch nicht weiter.“ Grinsend wuselte Zorro ihm durch die verschwitzten Haare. Er war erleichtert, dass Sanji verstanden hatte, worauf es seinen Freunden und auch ihm ankam. Jetzt stand ihrem Training und dessen Erfolg ja hoffentlich nichts mehr im Wege. „Und jetzt hör auf zu heulen. Dann geb ich dir auch was zu trinken aus.“ – „ICH HEULE NICHT! Und tu bloß nicht so gönnerhaft. Ich weiß, dass du hier alles umsonst kriegst.“ murrte der Jüngere. „Und? Da kannst du trotzdem dankbar sein!“ – „Willst du vielleicht noch nen Handkuss dazu?!“ – „NA DU BIST JA SCHNELL WIEDER OBEN AUF!!“ Das durfte doch nicht wahr sein! Zorro ballte die Fäuste und funkelte Sanji an. Mochte der Blondschopf auch kapiert haben, worauf es gerade ankam, so war er doch immer noch rotzfrech zu ihm! Womit hatte er das eigentlich verdient? „Hey! Ich hab noch nichts von Pause gesagt!!“ ~ Ende Kapitel 4 ~ OMG... jetzt muss ich mal was loswerden: Vielen vielen Dank für all die Favos und die lieben aufbauenden Kommentare! >/////< Ich hätte niemals gedacht, dass meine fanfiction so gut ankommen würde... das ganze Feedback und Lob macht mich richtig stolz und ich würde am liebsten jeden einmal drücken! *verbeug* *Gummibärchen (fettfrei) verteil* Natürlich bleibe ich an der fanfiction dran, weitere 7 Kapitel sind geplant, und ich hoffe ganz doll, dass ihr auch weiterhin Spaß am lesen habt. Also, bis zum nächsten Kapitel! ^,~ Kapitel 5: Drei sind (k)einer zu viel ------------------------------------- Kapitel 5 – Drei sind (k)einer zuviel Zehn Tage waren vergangen, seit Zorro vor seiner Wohnungstür aufgetaucht war und sein komplettes Leben durcheinander gebracht hatte. Und es waren 10 lange Tage gewesen… auch wenn er mit Sport keine großen Erfahrungen gemacht hatte, oder vielleicht gerade deshalb, hatte Sanji irgendwie gehofft, dass es ihm nach ein paarmal Schwitzen und Schnaufen leichter fallen würde. Aber da hatte er sich getäuscht. Noch immer bekam er Muskelkater, den Zorro gekonnt ignorierte, nach wie vor schaffte er nicht mehr als die 1,5 Kilo-Hantel über längere Zeit, und der allmorgendliche Apell zum Dauerlauf war ihm mittlerweile schon das reinste Grauen. ‚Deswegen nennt man es ja Morgengrauen!‘ dachte Sanji und lehnte sich keuchend an die kleine Mauer vor seinem Haus, um Atem zu schöpfen. ‚Weil man mit Grauen daran denkt, was nach dem Aufstehen passiert.‘ „Was ziehst du eigentlich schon wieder für ein Gesicht? Sind doch optimale Trainingsbedingungen heute! Frisch, aber trocken!“ Zorro dehnte sich gekonnt und streckte dem Blonden dabei ungefragt seinen Allerwertesten entgegen. Dass die Trainingshosen dabei nicht zerrissen, so straff wie sie sich spannten, war ein mittleres Wunder. Sanji wurde ohne es zu wollen etwas rot um die Nasenspitze. Zorro war ein Muskelmacho, wie er im Buche stand, aber nen tollen Arsch hatte er zweifellos. ‚Es gibt schon nen Grund, warum ich schwul bin…‘ zuckte es dem Koch durch seinen roten Kopf, und seine Hautfarbe vertiefte sich bei diesem Gedanken gleich noch weiter. „Na los, rein mit dir unter die Dusche, damit du wieder frisch in der Birne wirst.“ Grinsend schlug Zorro ihm auf die Schulter und deutete auf den Hauseingang. Das Wort ‚Dusche‘ klang wie Musik in Sanjis Ohren, und er stieß sich von dem Mäuerchen ab. Mit Sicherheit stank er wieder wie ein Fuchs im September, so geschwitzt wie er war. Reinlichkeit war ihm wirklich wichtig, ganz im Gegensatz zu Zorro, dem es scheinbar wurscht war, ob ihn die Leute 10 Meilen gegen den Wind schon schnuppern konnten. Wie immer, wenn er in den letzten Tagen unter der Dusche stand, inspizierte Sanji seinen Körper genauestens beim Einseifen. Mit beiden Händen fuhr er Arme, Brust, Bauch, Hüften, Po und Beine ab, um zu ertasten, ob sich hier schon was gestrafft oder dort schon etwas verschmälert hatte. Die Enttäuschung war wie jeden Tag groß. Er fühlte keinerlei Unterschied… Gut, Muskulatur kam nicht von heute auf morgen, aber wenigstens sein Bäuchlein müsste doch mittlerweile flacher geworden sein, so wenig und kontrolliert wie er aß. Zorro hielt ihn verdammt kurz, genau abgewogen und ausgerechnet, und nach 19 Uhr gab es gar nichts mehr zwischen die Kiemen. Am vierten Tag hatte Sanji spät abends solchen Hunger bekommen, dass er fast die Seife im Badezimmer angeknabbert hätte, nur weil sie nach Schokolade duftete. In die Küche kam er nämlich nicht mehr. Zorro sperrte abends zu und nahm den Schlüssel zur Küchentür mit. In der Beziehung war der Grünhaarige wirklich eiskalt und unnachgiebiger als jeder Kerkerwächter. Und trotzdem… ein wenig frustriert gucke Sanji in den Badezimmerspiegel und seufzte. Wenn er sich so betrachtete, hatte er sich kein Stück verändert. Nicht mal abgenommen hatte er! 500 Gramm, das war doch gar nichts nach der ganzen Quälerei! Umso erstaunter war der Blonde dann, als er in seinem Schlafzimmer stand und sich anzog. Er hatte einen geschäftlichen Termin – von dem er Zorro noch nichts gesagt hatte, weil er dafür sein Training im Studio absagen musste und keine Lust auf Gemecker gehabt hatte – und schon am Vorabend seinen schwarzen Anzug rausgelegt. Wie er nun in den teuren italienischen Stoff hineinschlüpfte, musste er feststellen, dass er die Hose ohne viel Mühe um die Taille zubekam. Auch die Jacke fiel irgendwie viel besser als beim letzten Mal, als er den Anzug für das Interview getragen hatte. Da hatte es überall gezwickt und gekniffen und das Atmen war ihm beim dem ganzen Baucheinziehen schwer gefallen. Sanji war verblüfft und musterte sich nochmal kritisch in der verspiegelten Schranktür. War das möglich? In 10 Tagen schon eine Veränderung zu fühlen, die nur noch nicht sichtbar war? „Hast du deinen Duschmarathon endlich beendet?“ brummte Zorro, als der Koch die Küche betrat, um sich ein Glas Wasser einzuschenken. Fast wäre ihm die Kinnlade heruntergefallen. „Jetzt sag bloß, du brezelst dich fürs Fitnessstudio so auf?“ stieß er hervor, während er Sanji einmal von oben bis unten musterte. Gar nicht übel! Der Anzug war ein echter Schlankmacher, und das weiße Hemd darunter betonte die blonden Haare und die blauen Augen, sowie die leichte rosa Gesichtsfarbe, die Sanji in den letzten Tagen bekommen hatte. Dazu polierte Schuhe und eine ordentlich geföhnte Frisur… Zorro schnalzte leicht mit der Zunge. Es war nicht ganz das Hochglanzfoto aus dem Magazin – aber die Ähnlichkeit war nicht zu übersehen. Sanji sah nicht schlecht aus. „Ich hab eine Verabredung… um viertel vor 11. Wir müssen das Training verschieben.“ Schnell nahm der Blonde einen großen Schluck und bemühte sich um ein gleichgültiges Gesicht. Wie erwartet, schien Zorro alles andere als begeistert davon. „Schön, dass ich das so kurzfristig erfahre!“ knurrte der Ältere, immer noch leicht irritiert von dem Anblick, der sich ihm gerade bot. „Ich hab das Treffen gestern Abend kurzfristig vorverlegen müssen.“ – „Dann hättest du im Fitnessstudio anrufen können!“ – „Ich hab eben nicht mehr dran gedacht und jetzt reg dich ab. Ich kann doch später ins Studio kommen! Du kriegst schon noch deine Chance, mich weiter zu foltern!“ meinte Sanji nun leicht gereizt und stellte sein Wasserglas in die Spülmaschine. Als würde es sie in ihrem Training um Tage zurück werfen, wenn er am Nachmittag statt dem Vormittag erst die Hanteln drückte! Mit Sicherheit würde noch genug Zeit sein, wenn er nach dem Termin kam. Der Grünhaarige murmelte sich kurz etwas in den nicht vorhandenen Bart, ehe er ihn spöttisch in die Wange kniff. „Und mit wem triffst du dich, dass du dich so in Schale wirfst?“ – „Mit meinem Anlageberater.“ Sanji errötete zum zweiten Mal an diesem Tag und sah schnell an Zorro vorbei. „Anlageberater, aha. So wie du guckst, hat dein Ace da knallharte Konkurrenz bekommen oder wie sehe ich das? Sieht der Typ so gut aus?“ – „Robin ist wirklich hübsch, und jetzt hör auf mich Löcher in den Bauch zu fragen!“ fuhr Sanji ihn an und stapfte dann hinaus, um sich die Krawatte vor dem Spiegel zu binden und somit weiteren Fragen zu entgehen. Vor sich hin grummelnd, dass ja wohl genug Substanz da war, bis es Löcher gab, sah Zorro ihm hinterher. Robin! Was für ein bescheuerter Name für einen Finanzheini! Robin Hood war der Retter der Armen und Bedürftigen gewesen, und kein Kredithai, der Immobilien und Aktien an den Mann brachte. Und für so einen schwärmte Sanji? Dann doch lieber der Schauspieler, der hatte wenigstens auf der Leinwand Format! „Du wirfst meine gesamte Planung über den Haufen!“ beschwerte sich Zorro, als Sanji seine Autoschlüssel nahm und die Tür öffnete. „Soll ich jetzt Däumchen drehen, bis du zurück bist? Wie lange soll das Treffen überhaupt dauern?“ – „Keine Ahnung! Wir haben viel zu besprechen… kümmer dich doch mal wieder um deine eigene Figur. Sonst bin ich am Ende des Monats besser noch in Form als du!“ meinte der Blonde genervt und ließ Zorro sprachlos angesichts dieser frechen Worte in seinem Vorgarten stehen. DAS würde Sanji ihm büßen! Fest nahm sich Zorro vor, den Jüngeren später so in die Mangel zu nehmen, bis er auf dem Zahnfleisch nach Hause kroch. Von wegen „besser in Form als er“ – da lachten ja die Hühner! >>> >>> <<< <<< Es war 10 Uhr 44, und Sanji trank mittlerweile sein drittes Glas Wasser. Wie so oft war er viel zu früh dran, weil er vor lauter Panik, zu spät zu kommen, zu viel Zeit für die Anfahrt berechnet hatte. Jetzt saß er hier und wartete. Der Tisch lief nicht auf seinen Namen, also hatte er es vorgezogen, an der Bar des Restaurants Position zu beziehen. Und weil ihm die Erdnüsse, die in einer Schale angerichtet in greifbarer Nähe standen, permanent in der Nase schmeichelten, trank er ein Mineralwasser nach dem nächsten, um bloß nicht schwach zu werden. Er konnte nur hoffen, dass seine Verabredung bald kam, damit er nicht doch noch die Beherrschung verlor und sich gierig alle drei Schalen einverleibte. Allein schon die Vorstellung, so etwas wie gesalzene Erdnüsse zu essen, ließ seinen Magen voller Vorfreude knurren. „Oh je… tut mir leid, dass du wegen mir hungern musstest.“ erklang eine Stimme hinter ihm. Sanji fuhr herum und lächelte verlegen. „Ist ja nicht deine Schuld… schön dich zusehen, Robin-san.“ Vor ihm stand eine schwarzhaarige Frau in einem schicken Mantel mit Pelzkragen. Sie war unglaublich hübsch und eine Hand breit größer als Sanji, und trug dennoch hochhackige Schuhe. Ihr Lächeln war geheimnisvoll und spiegelte sich in den leuchtend blauen Augen wieder. Sobald sie den Raum betreten hatte, hatte sich fast jeder Männerkopf nach ihr umgedreht und voller Bewunderung in ihre Richtung geschaut. Ruhig und mit der Eleganz einer vollendeten Dame umarmte sie den Blonden und drückte ihn kurz an sich. „Ich freue mich auch…“ Sie wich zurück, hielt ihn auf halber Armlänge an den Schultern und musterte ihn prüfend. „Du siehst gut aus, Sanji, warst du im Urlaub?“ Schlagartig errötete der Koch – er hatte mittlerweile das Gefühl, heute sei der Tag des glühenden Gesichts – und schüttelte den Kopf. „Nein… ich habe zwar Urlaub, aber ich war hier…“ – „Und du hast abgenommen! Und deine Schultern…“ Verschmitzt tastete Robin über seine Oberarme. „Sag mal, trainierst du etwa?“ – „Ich… ja… also…“ – „Ich möchte alles hören. Komm, wir setzen uns.“ Gut gelaunt ging die Schwarzhaarige zu ihrem Tisch hinüber, und Sanji, der ihr stumm folgte, befürchtete, dass er an diesem Vormittag noch ein paar Mal mehr rot werden würde. Robin konnte man ganz und gar nichts vormachen… Sie bestellten eine große Flasche Tafelwasser, den Wein hoben sie sich für später auf, wenn das Geschäftliche geregelt war. Robin war durch und durch Profi, ein klarer Kopf war das wichtigste in ihrem Job, und diesen Ratschlag gab sie jedem ihrer Kunden. Seit Sanji sie vor etwa einem Jahr kennengelernt hatte, hatte er die Frau noch nie anders erlebt als absolut ruhig und Herr jeder Lage. Nichts vermochte Robin die Nerven zu rauben, und um diesen Charakterzug beneidete er sie glühend. Es war mit ein Grund dafür, warum sein Chef gerade sie ausgesucht hatte, als Sanji einen Teil seines Geldes anlegen wollte. Der alte Koch hatte wohl gespürt, dass sein Hitzkopf von Oberkoch eine ruhige Hand brauchen würde, was Finanzen betraf. Robin war Gold wert, und das nicht nur, weil sie so gut in ihrem Job war. Sie sprachen zügig alle Punkte durch, die ihnen wichtig waren. Robin war gut vorbereitet, sie konnte Sanji seine Zweifel nehmen, wo sie grundlos waren, gab ihm aber auch in einigen Punkten recht und stimmte zu, wo sie es für sinnvoll hielt. Viel Ahnung von den aktuellen Börsenständen hatte der Blonde nicht, aber er wusste mittlerweile eher was er wollte als noch vor einem Jahr. Robin begrüßte es, wenn ihre Kunden eigene Vorstellungen einbrachten. Und ihre große Sympathie Sanji gegenüber machte die Zusammenarbeit umso angenehmer. Sie brauchten nicht einmal eine dreiviertel Stunde, bis Robin zufrieden den Deckel ihres Ordners zuklappte und sich zurück lehnte, nachdem sie dem Kellner gewinkt hatten. „Und jetzt spann mich nicht mehr länger auf die Folter. WER ist es?“ fragte sie mit einem breiten Lächeln. Sanji blinzelte. „Wie… wer?“ – „Sanji-kun, ich bitte dich – man sieht es dir an der Nasenspitze und auch an deinem Körper an. Du hast jemanden kennengelernt und bist bis über beide Ohren verliebt.“ WAMM! Mit diesen Worten riss Robin ihm allen Boden unter den Füßen weg, und für ein paar Sekunden fiel Sanji nichts ein, außer den Mund auf und zu zumachen wie ein Fisch auf dem Trocknen. Zum Glück kam der Kellner in dem Moment an ihren Tisch, um ihnen den Rosé, den Robin schon vorbestellt hatte, zu präsentieren. Hastig stürzte der Koch das halbe Glas herunter und vergaß dabei ganz das schlechte Gewissen wegen seiner alkoholfreien Diät. Er musste es Zorro ja nicht auf die Nase binden… „Ich hab niemanden… also… da ist niemand. Ich meine… ja, ich bin verliebt, aber da ist nichts!“ murmelte er schließlich, nachdem er seine Fassung halbwegs wieder erlangt hatte. Lügen hatte ja doch keinen Zweck bei dieser Frau, das wusste er aus Erfahrung. „So?“ Robin beugte sich vor und stützte das Gesicht auf die Hand, ohne ihr Lächeln zu verlieren. „Ich kann irgendwie nicht so ganz glauben, dass da gar nichts ist. So unglücklich, wie du sonst aussiehst, wenn du dich mal wieder verguckt hast und nichts daraus wird, scheinst du mir dieses Mal nicht zu sein. Die Schmetterlinge im Bauch stehen dir auf jeden Fall sehr gut.“ Langsam nippe sie an ihrem Glas und nickte anerkennend. „…findest du wirklich?“ nuschelte Sanji und sah fast schon schüchtern auf. „Hab ich mich verändert? Sehe ich… irgendwie besser aus? Dünner vielleicht?“ Robin gluckste leicht und kicherte hinter vorgehaltener Hand. „Du hast Farbe und fühlst dich viel fitter an als bei unserem letzten Treffen. Und ich wüsste schon gerne, wie es dazu gekommen ist. Steht dein neuster Schwarm auf den durchtrainierten Typ?“ fragte sie amüsiert. Der Blonde schwieg betroffen, weil die Frau ihn in all seiner Ungeschicklichkeit mal wieder durchschaut hatte, aber die aufsteigende Röte in seinen Wangen gab der Schwarzhaarigen umgehend die Antwort. „Kein Grund, verlegen zu sein. Ich finde, es ist egal, aus welchem Grund man etwas an sich ändert, solange er es wert ist. Ist er das denn? Nein, antworte nicht, solange du es selbst weißt, ist es in Ordnung. – Darfst du denn überhaupt richtig essen, oder torpediere ich deine Diät mit dem Restaurantessen?“ Dankbar, dass Robin das Thema gewechselt hatte, als sie gemerkt hatte, wie unangenehm es ihm wurde, griff Sanji zur Speisekarte. „Ich denke, einmal ist das in Ordnung.“ meinte er leise und vergrub seine glühende Nase in den Vorspeisen. Der Gedanke, gleich etwas Anständiges auf den Teller zu bekommen, ließ ihn direkt vergessen, wie peinlich er sich eben aufgeführt hatte. Es war zu früh, Robin von Ace zu berichten, und von dem Lebenswandel, den er ihm zu Liebe aufgenommen hatte, ohne dass er wusste, ob es überhaupt funktionieren würde. Robin war niemand, der leichtfertig über Liebe urteilte, aber ein bisschen Angst hatte er schon, dass die wesentlich reifere Frau seine Schwärmerei nicht für voll nehmen würde. Da widmete er sich doch lieber der großen Auswahl an Suppen… oder vielleicht doch ein paar Antipasti? „Sanji?“ – „Hmmm?“ Er blickte auf und hatte schon die Befürchtung, er hätte gesabbert. Robin jedoch sah ihm leicht irritiert über die Schulter und deutete durch die Fensterscheibe nach draußen. „Sag… Hast du einen Stalker? Oder warum starrt dieser Mann da drüben uns bzw. dich schon seit 10 Minuten an?“ Sanji drehte sich um und blickte hinaus, auf den Bürgersteig vor dem Restaurant. Tatsächlich stand dort ein Mann, mäßig getarnt mit Sonnenbrille und einer Tageszeitung in der Hand, und schaute zu ihnen herüber. Die Augenbraue des Blonden zuckte gereizt. Diesen leuchtend grünen Haarschopf hätte er unter Tausenden wieder erkannt, gehörte er doch zu dem Mann, der ihm seit 10 Tage die Hölle auf Erden bereitete. „Kennt ihr euch?“ hakte Robin nach, weil ihr Gegenüber so beharrlich schwieg. „Leider, ja.“ – „Also doch ein Stalker?“ – „Fast… vor meinem Haus aufgelauert hat er mir jedenfalls die gesamte letzte Woche!“ brummte der Koch missmutig und starrte durch die Fensterscheibe zurück. Glaubte Zorro ernsthaft, er würde nicht erkennen, dass er es war?! Er trug zwar zum Lesen eine Brille, aber um seinen Nemesis zu enttarnen langte es allemal noch! „Winken wir ihn doch herein, Sanji. Vielleicht hat er dir etwas Wichtiges zu sagen.“ schlug die Schwarzhaarige vor, und noch bevor überhaupt ein Widerspruch aufkommen konnte, deutete sie Zorro an, seinen Beobachtungsposten zu verlassen und sich zu ihnen zu gesellen. „Robin-san, bitte, ich… ich halte das für keine gute Idee.“ Protestierte Sanji schwach, obwohl er wusste, dass der Lauf der Dinge nun nicht mehr aufzuhalten war. Hoffentlich benahm Zorro sich nicht daneben, hoffentlich führte er sich nicht ganz so machohaft und taktlos auf wie sonst, hoffentlich… „NA SOVIEL ZUM THEMA ANLAGEBERATER! UND DASS DU AUF MÄNNER STEHST, HALTE ICH MITTLERWEILE AUCH FÜR EIN GERÜCHT, WENN ICH MIR DAS HIER SO ANSEHE!“ Kaum dass er in Hörweite des Tischs war, legte Zorro auch schon los und demonstrierte dem halben Restaurant einschließlich ihm und Robin das, was Sanji schon zu Hause mitbekommen hatte: Seine miese Laune. „Schrei doch gleich noch lauter, damit es auch die Gäste auf dem Parkplatz hören!“ zischte der Blonde peinlich berührt und hätte am liebsten sein Gesicht unter der Serviette versteckt, weil er jetzt schon das Gefühl hatte, dass alle zu ihnen herüber starrten. „Was willst du eigentlich hier?“ – „Ich hab zuerst gefragt! Das ist ja wohl eindeutig ein Date, was hier abläuft. Und dafür lässt du dein Training sausen? Erzählst mir irgendwas von einem Robin und turtelst stattdessen mit irgendwelchen Frauen beim Italiener herum! SO kriegst du deinen Filmstar jedenfalls nicht rum, das garantier ich dir…“ – „ZORRO! ES REICHT!!“ Sanji war kurz davor, aufzuspringen und dem Älteren seine feine Leinenserviette so tief in den Mund zu stopfen, bis sie ihm unten wieder raus kam. Musste dieser Vollidiot ihn denn so dermaßen vor Robin blamieren, dass seine Freundin ihn wohl nie wieder in der Öffentlichkeit treffen würde? Und natürlich musste er, als ob es noch nicht peinlich genug war, auch noch seine Schwärmerei für Ace ausplaudern! „Setz dich einfach hin, dann klär ich dich in gemäßigtem Tonfall auf!“ – „Tss…“ Widerwillig zog Zorro einen Stuhl vom Nachbartisch ab und ließ sich zwischen Sanji und Robin nieder, ehe er demonstrativ die Arme vor der Brust verschränkte. Das durfte doch wohl nicht wahr sein! Was für eine Show zog Sanji hier eigentlich ab? „Also? Ich warte!“ – „Das sehe ich!“ fauchte Sanji hitzig zurück, atmete dann einmal tief durch und sprach etwas ruhiger weiter: „Zorro, darf ich vorstellen? Nico Robin. Meine Anlageberaterin. – Robin-san, das ist Lorenor Zorro. Mein… Trainer.“ „Freut mich sehr.“ Lächelnd streckte Robin dem sprachlosen Grünhaarige ihre zarte Hand hin. „Sie sind also der Grund für Sanjis tolle Verfassung.“ – „Ich… SIE SIND ROBIN?! Ich dachte Robin wäre ein Mann!“ stieß Zorro perplex hervor und funkelte Sanji aus grünen Augen an. Der Koch zuckte lediglich die Schultern und nippte gespielt desinteressiert am Wein. „Was kann ich denn für deine schnellen Trugschlüsse? Ich hab nie gesagt, dass Robin ein Mann ist.“ – „Aber das Gegenteil hast du auch nicht gesagt!!“ – „JETZT MACH ABER MAL NEN PUNKT! Im Übrigen weiß ich immer noch nicht, was DU hier zu suchen hast! Wir haben hier Wichtiges zu besprechen!“ – „DAS glaube ich dir gerne. Wie es aussieht bin ich gerade rechtzeitig gekommen, um das Schlimmste zu verhindern.“ murrte Zorro, denn in diesem Augenblick kam der Kellner und brachte ihnen ihre Vorspeisen. Schneller als Sanji gucken konnte, wurde ihm der Teller mit hausgemachten Antipasti wieder weggenommen, bevor er überhaupt richtig vor seiner Nase gestanden hatte. „Die nehme ich an mich. - He, Ober, noch nen Salat, aber Essig und Öl extra.“ kommandierte Zorro, woraufhin der Keller große Augen machte, sich verbeugte und in die Küche lief, um einen Salat zusätzlich zu bestellen. Auch Robin hob eine Augenbraue, schwieg aber und beobachtete schmunzelnd, was Sanji zu der Bevormundung zu sagen hatte. Es war einiges. „Sag mal MUSST du mir alles vermiesen? Kannst du mir nicht mal ein normales Essen gönnen?! Glaubst du die paar Gramm, die ich verloren habe, sind danach direkt wieder drauf? Ich hab 10 Tage lang gelebt wie ein asketischer Mönch, da darf ich doch wohl mal eine halbwegs anständige Mahlzeit zu mir nehmen, ohne dass du gleich deinen Trainingsplan gefährdet siehst! Und überhaupt, du weißt doch nicht mal wie man Scampi isst!“ – „Ich bin vielleicht nicht so ein feiner Pinkel wie du, aber vom Mond komme ich nicht! Und WEM denkst du hast du es zu verdanken, dass du dich überhaupt in deinen schicken Anzug quetschen konntest? Der hat dir vor 10 Tagen mit Sicherheit nicht so gut gepasst wie jetzt.“ Ungerührt stopfte Zorro sich eine mit Schafskäse gefüllte rote Paprika in den Mund und biss genüsslich zu, und es hätte nicht mehr viel gefehlt, dass der Koch ihm an die Kehle gesprungen wäre und SEINE Paprika mit den Fingern wieder herausgeholt hätte. Doch die Realität sah anders aus... Der Kellner brachte Sanjis Salat, und Zorro schob ihn dem Blonden mit einem provokanten Grinsen zu. „Wenn du wirklich solchen Hunger hast, hau rein.“ – „Ich hab mir wirklich was anderes verdient als Salat! Ich kann keinen Salat mehr sehen!!“ – „Dann kann der Hunger nicht so groß sein…“ – „ACH VERDAMMT NOCH MAL, GIB HER!!“ Mit Todesverachtung zerrte Sanji seinen mickrigen, fast Dressing-losen Salat zu sich und vergrub seine Gabel darin. Gott, wie er diesen Mann HASSTE!!! Verdarb ihm die einzige Freude, die er noch hatte! „Kann ich dem Herrn auch etwas zu trinken bringen?“ fragte der Kellner, der den Schlagabtausch geduldig abgewartet hatte, in allerhöflichster Manier. Zorro brauchte einen Moment, bis er kapierte, dass er gemeint war. „Sake. Eine Flasche, kalt.“ – „MARIMO!! WAS SOLL DAS?!“ entfuhr es Sanji. Der Grünhaarige riss die Augen auf und ließ die Gabel sinken. „WAS war das gerade? WIE hast du mich genannt?!“ – „… Marimo! Und darum geht’s jetzt gar nicht – wie kommst du einfach dazu, eine Flasche Sake zu bestellen? Du bist nicht vom Mond, du kommst geradewegs aus dem tiefsten Neandertal!!“ – „Wieso zum Teufel Marimo?!“ – „HAST DU DEINEN GRASKOPF MAL VON HINTEN GESEHEN?! AUCH IN HOKKAIDO HERRSCHTE MAL DIE STEINZEIT!!“ – „ICH HAB HINTEN KEINE AUGEN DU BLITZMERKER!!“ – „Meine Herren, bitte. Ihr Tonfall belästigt die anderen Gäste. Könnten sie ihre Differenzen bitte in angemessener Lautstärke oder wahlweise vor der Tür austragen? Sonst sehe ich mich gezwungen, ihnen Hausverbot zu erteilen.“ Immer noch sprach der Kellner ruhig und geduldig, aber in seinen Augen blitzte es erzürnt auf. Zorro hätte gerne noch etwas erwidert, was wohl in die Richtung „SIE Würstchen haben mir gar nichts zu sagen, sonst geh ich gleich mit IHNEN vor die Tür!“ gegangen wäre, aber Sanji ballte seine Finger um das kräftige Handgelenk des Älteren und murmelte mit gesenktem Haupt: „Wir bitten vielmals um Verzeihung, es wird nicht wieder vorkommen.“ Als der uniformierte Mann dann endlich seiner Wege ging, hielt es Robin nicht mehr aus und lachte einmal laut und schallend auf. In den dunkelblauen Augen standen mehrere kleine Lachtränchen, weil sie sich die letzten Sekunden so sehr hatte zusammenreißen müssen, die sich die Frau kichernd wegwischte, bevor sie den Blick wieder auf die Männer vor sich heftete. Einer schaute genervt, der andere, als würde er im Erdboden versinken wollen. „Klasse, Zorro! Weil du mich so blamiert hast, hält Robin mich jetzt für einen Trottel!“ murrte Sanji missmutig und kaute auf seinem geschmacklosen Rucola herum, als wäre es ein Stück Papier. Zorro ließ abermals die Gabel sinken. „Erstens BIST du ein Trottel, und zweitens blamierst du dich schon selber. Wer von uns beiden hat denn angefangen zu schreien?“ – „Weil DU mich provoziert hast!“ – „Was kann ich für deinen Hitzkopf?“ – „… Ich HASSE dich!“ zischte der Blonde in giftig an, dann hob er zaghaft den Blick und sah zu Robin hinüber, die immer noch ab und an prusten musste und sich mit der Hand Luft zufächelte. Die Scham nagte heftig an ihm, wenn er sich diese offensichtliche Belustigung so betrachtete, auch wenn sie seiner Freundin gut stand. Es war lange her, dass Sanji die Schwarzhaarige so gelöst gesehen hatte… wenn er ehrlich war, konnte er sich nicht mal daran erinnern, sie überhaupt einmal so herzlich lachen zu hören. „Robin-san… es tut mir leid. Wirklich, ich… du musst ja denken…. Verzeih mir bitte.“ – „Wofür denn?“ Gut gelaunt prostete Robin dem Koch zu und lächelte. „Ich hab mich schon ewig nicht so herrlich amüsiert. Ihr beiden scheint euch ja blendend zu verstehen.“ – „TUN WIR NICHT!“ kam es synchron aus zwei Kehlen, voller Protest. „Diesen verweichlichten Nobelkoch…?“ – „Diesen aufgeblasenen Muskelproll…?!“ Robin klappte lachend die Speisekarte auf, um einen Hauptgang auszusuchen. „Wirklich, zwischen euch stimmt die Chemie absolut. Zorro-san, sie bleiben doch sicher noch unser Gast, nicht wahr?“ – „Meinetwegen.“ Beleidigt nippte der Grünhaarige an dem Sake, der ihm gerade hingestellt wurde. Es behagte ihm nicht wirklich, sich von einer Frau aushalten lassen zu müssen, aber nachdem er eben kurz im Kopf überschlagen hatte, was er an Bargeld mitführte, und festgestellt hatte, dass es nicht mal für die Vorspeise und das Getränk langte, hatte er wohl keine Wahl. Dann konnte er ja auch noch ein sündhaft teures Hauptgericht mitnehmen. Immerhin war das feine Essen hier alles andere als schlecht. „Ich nehme die Ratatouille nach Art des Hauses.“ meinte die Gastgeberin lächelnd und reichte dem Kellner ihre Karte. „Habt sich die Herren schon entschieden?“ – „Das argentinische Steak mit Folienkartoffeln. Englisch.“ Orderte Sanji mit einem Anflug von Trotz. Natürlich sprang Zorro sofort darauf an. „Keine Kohlenhydrate zum Fleisch. Meinetwegen Gemüse, aber bestimmt keine Kartoffeln.“ – „Kümmer dich doch einfach um dein Essen, anstatt mir meins zu vermiesen! An einer Folienkartoffel ist ja wohl nichts Schlimmes dran!“ – Zorro schnaubte entrüstet. „Außer einem Berg Sauerrahm… weißt du eigentlich, wie viele Stunden du nachher strampeln kannst, bis du das wieder von den Rippen hast?!“ – „Nein! Aber du wirst es mir bestimmt gleich vorrechnen! Und ich will es nicht hören! Du hast nachher mehr als genug Zeit, mich zu quälen, also lass mich jetzt EINFACH MEIN ESSEN BESTELLEN!!“ Er wollte es ja nicht anders. Zorro ließ ihn bestellen und orderte danach sein eigenes Essen, während er innerlich auf kleiner Flamme kochte. Sanji konnte von Glück reden, wenn er diesen Abend lebend nach Hause kam, so würde er ihn später rannehmen! Sollte er sich ruhig den Bauch vollschlagen, bis nichts mehr reinging und sich der Gott im Kalorienhimmel geehrt fühlte. Er würde schon dafür sorgen, dass der Koch sich wünschte, er hätte die Speisekarte niemals aufgeklappt. Das Studio schloss erst gegen 22 Uhr, und er würde ihn keine Minute vorher nach Hause lassen. „Wie kam es eigentlich dazu, dass sie und Sanji nun zusammenarbeiten?“ wollte Robin wissen, nachdem sie ihre Bestellungen aufgegeben hatten. „Seine Chefin hat mich engagiert. Und wenn er nicht mitmacht, darf er bezahlen.“ – „Das klingt nach Nami, wie ich sie in Erinnerung hatte.“ Noch lebhaft erinnerte sich Robin an ihr Zusammentreffen mit der Hotelmanagerin zurück, als Sanji sie einander vorgestellt hatte. Mit Nami Geschäfte zu machen war um einiges anstrengender gewesen. Diese Frau hing an ihrem Geld. „Und ein gutes Druckmittel – wenn auch nicht ganz fair.“ – „Ich wurde bei der ganzen Sache gar nicht gefragt…“ Mürrisch schenkte Sanji sich Wein nach und nahm einen großen Schluck. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Zorro schon den Mund öffnete, und er knurrte: „Spar es dir! Ich weiß, ich soll keinen Alkohol trinken!“ – „Komm mal wieder runter… ich wollte nur sagen, dass für dich ja auch was bei der Sache rausspringt. Immerhin willst du deinen Speck loswerden, um bei Ace weiter zu kommen…“ „ZORRO!!“ Sanji riss die Augen auf und starrte voller Entsetzen von Zorro zu Robin und wieder zurück. Wie oft wollte dieser Trampel ihn eigentlich noch bloßstellen? Hatte er es sich wirklich zur Lebensaufgabe gemacht, ihm auch noch den letzten Rest an Nerven zu rauben?! Mit Sicherheit wusste Robin, wer Ace war, immerhin war vorhin ja auch schon das Wort „Schauspieler“ gefallen, da musste sie doch nur eins und eins zusammen zählen! Während es Zorro dämmerte, dass er sich gerade schon wieder verplappert hatte, tat Robin allerdings so, als hätte sie nichts gehört und schaute interessiert im Restaurant umher. Ace also. Etwa der Drama-Darsteller Ace, der momentan die Cover der Klatschblätter und Celebrity-Magazine zierte? Und in den hatte Sanji sich verliebt? Woher kannten die beiden sich überhaupt? Oder war das nur eine Schwärmerei aus weiter Ferne… nein, entschied die Frau, dafür war Sanji zu erwachsen. Sie würde ihre Frage auf später verschieben, vielleicht wenn sie unter 4 Augen reden konnten, aber zumindest mal bis nach dem Hauptgang, der nun serviert wurde. Zu ihrer linken murmelte Zorro gerade, wie unappetitlich er es fand, wie blutig Sanji sein Steak aß, woraufhin der Koch zurück gab, dass gleich das Blut des Trainers spritzen würde, wenn er nicht endlich die Klappe hielt. Mit großem Appetit genoss Robin den ersten Bissen ihrer Ratatouille. Sie hoffte, dass sich dieses unterhaltsame Mittagessen noch eine Weile hinziehen würde… ~ Ende Kapitel 5 ~ Ich MUSSTE es einfach reinbringen... Sanjis Lieblingskosewort für Zorro. "Marimo" ist doch fast schon sowas wie Zorros Zweitname geworden. ^^ Kapitel 6: Einzelverhör und ein bitteres Dessert ------------------------------------------------ Kapitel 6 – Einzelverhör und ein bitteres Dessert Was für ein Gefühl, endlich mal wieder zu essen, bis man satt war! Und auch noch Essen, das wirklich gut schmeckte und nicht nach Vitaminen, Spurenelementen und sonst nichts. Sanji war normalerweise der Erste, der das Essen eines anderen Kochs kritisierte, aber heute war er viel zu dankbar, als dass ihm der Sinn nach Kritik gestanden hätte. Viel zu schnell war der Teller leer gewesen, und so böse, wie Zorro ihn die ganze Zeit ansah, war es wohl für die nächsten 3 Wochen die letzte feste Mahlzeit gewesen. Ab Morgen hieß es wieder Grapefruit und Vollkorn… aber das war es irgendwie wert gewesen. Nur auf die miese Gesellschaft hätte er verzichten können. Diese finstere Miene, die Zorro die ganze Zeit gezogen hatte, bei jedem Bissen, der Sanjis Gaumen erreicht hatte, hätte ihm fast den Appetit verdorben – wenn auch nur fast. Umso erleichterter war der Blonde, als der andere sich kurz nach dem Essen erhob und brummte: „Bin mal auf’s Klo. Der Sake läuft gerade durch…“ – „Geht’s vielleicht noch unappetitlicher?!“ gab Sanji etwas träge zurück. Er war eigentlich viel zu satt und zufrieden, um sich zu streiten, aber solche schlechten Manieren konnte er einfach nicht stehen lassen. Zorro hatte wirklich nicht den blassesten Dunst, wie man sich in Anwesenheit einer Dame benahm. „Reg dich ab.“ Die Hände in den Hosentaschen versenkt und die Brauen genervt zusammengezogen, stapfte der Grünhaarige zu den Toilettenräumen. Sanji würde sein ewiges Gezicke schon noch vergehen, wenn sie erst im Studio angekommen waren. „Ich bin so tot…“ seufzte der Koch, als er Zorro nachsah. „Das Essen wird er mir ewig vorhalten.“ – „Er scheint sehr streng zu sein. Aber er tut dir gut, Sanji! Wenn man euch beide so sieht, meint man, ihr kennt euch schon euer ganzes Leben lang.“ – „Gott bewahre… dann wäre ich längst ausgewandert!“ Robin lachte und bestellte für sich eine Crème Brûlée zum Dessert. Auch wenn Sanji wirklich auf Zuckerentzug war, verneinte er die Frage, ob er noch etwas wollte. Überreizen wollte er Zorros Geduld nun auch wieder nicht, und er war ja wirklich bis obenhin satt geworden. „Ich weiß es geht mich nichts an…“ fuhr die Schwarzhaarige fort, sobald der Kellner gegangen und außer Hörweite war. „Ganz davon abgesehen, dass man Gefühle nicht beeinflussen kann. Ich wünsche dir nun mal von Herzen jemanden, der dich gut behandelt und den du aufrichtig lieben kannst, weil du es verdient hast. Und wenn du denkst, dieser Ace ist der richtige, dann drücke ich dir die Daumen. Aber verschließe deine Augen bitte nicht komplett für dein Umfeld. Du könntest etwas verpassen, Sanji-kun.“ – „Ich kann dir nicht ganz folgen…“ meinte Sanji leicht verwirrt, und Robins Augen funkelten schelmisch. „Du und Zorro – ihr wärt ein schönes Paar.“ Sanji verschluckte sich heftig an seinem Wein und hustete. Dabei stieg ihm die Röte nicht nur deswegen in den Kopf. „Bitte WAS?! Das kann nicht dein Ernst sein!“ keuchte er und schlug sich mit der Faust auf die Brust. „Das ist mein voller Ernst. Ich hab euch jetzt fast eineinhalb Stunden beobachtet. Dafür, dass ihr euch erst seit 10 Tagen kennt, habt ihr schon ein Vertrauen zueinander, das beispiellos ist. Ihr wisst ganz genau, wie der andere tickt und was er denkt. Ich habe dich ewig nicht so lebhaft gesehen, Sanji-kun, und das liegt an ihm. Vielleicht kannst du es nicht nachvollziehen, aber ich zwinge dich ja auch zu nichts, ich sage dir nur, was ich denke. Zwischen euch… da sprühen Funken.“ – „Wie wenn zwei Metallstäbe aufeinander krachen. – Robin-san, ich bitte dich...“ – „Und ich sag dir noch was.“ Das Leuchten in Robins Augen wurde noch eine Spur amüsierter. „Auch wenn du es nicht hören und erst recht nicht glauben willst. Zorro mag dich.“ Lächerlich! Absolut lächerlich! Sanji schüttelte den Kopf und schenkte sich Wasser ein, um seine brennende Kehle zu beruhigen. Er und Zorro! Dieser Gorilla, dieser… dieser Vollhorst! Nein! Beim besten Willen nicht! Robin schätzte die ganze Situation grottenfalsch ein. Sie stritten permanent, sie hatten komplett andere Weltanschauungen, andere Prioritäten – er war ein 5-Sterne-Koch mit einem Sinn für Ästhetik, Genuss und Stil, und Zorro… Und was hieß hier, er würde ihn mögen! Zorro mochte in allererster Linie mal sich selbst, so körperbezogen und selbstverliebt er war. Dann kam lange nichts, und dann… wer wusste das schon. Aber dass er für ihn Sympathie übrig haben sollte, glaubte Sanji nicht. Dafür war er zu temperamentvoll, zu nervig und zu fett. Da würde er ja eher noch bei Ace landen, bevor jemand wie Zorro ihn in Erwägung zog. „Schau nicht so böse, das steht dir nicht.“ – „Ach ja? Falls es dir nicht aufgefallen ist, so hab ich geschaut, seit dieser Muskelkopf hier hereinspaziert ist!“ murrte der Blonde zwischen zwei Schlucken Wasser. „Oh nein. Du warst gereizt, aber deine Augen haben nicht mal ansatzweise so düster geschaut wie gerade. – Danke sehr.“ Robin nahm ihr Dessert entgegen und versenkte den silbernen Löffeln in der Caramelcrème. Es knackte leise, als sie die flambierte obere Schicht durchstieß. „Ich wollte dich auch nicht ärgern, Sanji-kun. Hier, probier mal, wenn du schon nicht selber darfst.“ Sanft lächelnd hielt die Frau ihm den Löffel vor die Nase, und Sanji nahm das Angebot gerne, wenn auch noch etwas beleidigt an. „Hmmmm~ …“ seufzte er sehnsüchtig, als die kleine Portion auf seiner Zunge zerging. „Ich möchte auch endlich wieder essen dürfen, was ich will und so viel ich will.“ – „Wenn der Monat um ist, mache ich eine Schüssel Tiramisu für dich. Was sagst du dazu? Ist das ein Anreiz, durchzuhalten?“ Und ob es das war! Robins hausgemachtes Tiramisu nach einem Geheimrezept ihrer Mutter war nicht zu schlagen! Nicht einmal in Italien hatte Sanji ein besseres Tiramisu gefunden, und er selber wagte sich kaum, es zuzubereiten, weil es niemals so köstlich werden würde wie das seiner Freundin. Gerade wollte der Koch um einen zweiten Löffel bitten, als Zorro zurück an den Tisch kam und knurrte: „Ihr seht aus wie ein Ehepaar, wisst ihr das eigentlich? Und wo ist dein Dessert?“ – „Das hast du mir verdorben!“ gab Sanji zurück, woraufhin sein Gegenüber wieder eine Spur besser gelaunt schaute. „Recht so. Aber bringen wird es dir auch nichts mehr, du wirst trainieren bis der Arzt kommt. Und der braucht lang vom Krankenhaus ins Studio.“ – „Ich kann‘s kaum erwarten…“ Nun erhob auch Sanji sich, um die Toilette aufzusuchen. In seinem Bauch grummelte er unangenehm, und er befürchtete fast, sein Verdauungstrakt war nach der Radikaldiät der letzten Tage feste Nahrung nicht mehr gewöhnt. Hoffentlich bekam er keinen Durchfall, das würde den nicht vorhandenen Spaß beim Training sicherlich verdoppeln. „Entschuldigt mich kurz.“ Nuschelte er und ging mit zusammengekniffenen Pobacken dorthin, wo Zorro gerade her kam. Damit saßen Robin und der Trainer alleine am Tisch. Das Schweigen war unangenehm, zumindest empfand Zorro es so, was nicht zuletzt an dieser unergründlich freundlichen Miene und den durchdringenden Augen der Frau ihm gegenüber lag. Da fühlte man sich irgendwie… beobachtet. Und alles was sie sagte, klang so tiefgründig, als müsste man davon ausgehen, dass da noch ein weiterer Sinn dahinter steckte. „Sie brauchen Geduld, Zorro-san. Sanji ist nicht leicht zu handhaben, aber auch er hat seine weichen Seiten.“ – „Die hat er zweifellos…“ Robin kicherte über diese Zweideutigkeit. „Ich meine es ernst. Also seien sie nicht ganz so streng mit ihm, dann kommt er ihnen sicherlich ein bisschen entgegen. “ – „Wie darf ich das jetzt verstehen?“ Zorro drehte sein Sakeschälchen zwischen den Händen einmal links herum, einmal rechts herum. Das Gespräch hatte plötzlich eine komische Stimmung bekommen, die ihm ganz und gar nicht behagte. Robins Mimik konnte er nichts entnehmen, was seine Theorie bestätigt hätte, und trotzdem kribbelte es ihm unangenehm im Nacken. Als würde gleich etwas folgen, dass er nicht hören wollte. „So wie ich es gesagt habe. Wenn sie Sanji mögen, behandeln sie ihn gut. Ich denke nicht, dass es vergebens ist… er braucht nur ein bisschen, bis er es versteht. Seine Vorstellung von Liebe ist noch sehr kindlich und romantisch.“ Zorro zuckte zusammen, und das irritierende Gefühl wuchs von Sekunde zu Sekunde. Moment… was sollte das denn jetzt?! Das war doch total aus dem Kontext gerissen! „Bitte? Wie kommen sie jetzt auf… wieso Liebe? Ich hab keine Ahnung wovon sie sprechen!“ stieß er atemlos hervor und hätte fast seine Schale umgeworfen. Wollte diese Frau ihm etwa gerade unterstellen, er würde… er und Sanji?! Das konnte Robin nie und nimmer ernst meinen. Die machte sich doch gerade einen Spaß daraus, ihn vorzuführen wie einen dummen kleinen Schuljungen! Sanji und er waren wie Feuer und Wasser – einfach nicht kompatibel! Und mal ganz davon abgesehen, dass Sanji nicht sein Typ war, so hätte er bei dieser kratzbürstigen Blondine niemals eine Chance gehabt, auch wenn er es gewollt hätte…. WAS NICHT DER FALL WAR! „Wirklich, keine Ahnung.“ wiederholte Zorro, von seinen eigenen Gedanken erschlagen. „Keine Sorge, das kommt noch. Aber nehmen sie sich meinen Ratschlag zu Herzen, wenn sie bei Sanji weiterkommen möchten. In jederlei Hinsicht. “ Robin erhob sich und legte einen großen Geldschein unter ihren Tellerrand – damit ging das Essen wohl wirklich auf ihre Rechnung. „Es hat mich gefreut, sie kennen zu lernen. Ich hoffe, man sieht sich irgendwann wieder. Bitte richten sie Sanji meine Grüße aus, ich werde mich bald bei ihm melden, aber ich habe es jetzt sehr eilig.“ Flüchtig beugte sie sich vor und hauchte Zorro einen Kuss auf die Wange, ehe sie sich in ihren Mantel hüllte und sich Richtung Ausgang bewegte. Regungslos blieb der Grünhaarige am Tisch sitzen. Nicht nur, dass diese Frau sich erdreistete, ihm zu erzählen, was er fühlte oder auch nicht fühlte, nein – sie ließ ihn auch einfach stehen, ohne dass er die Möglichkeit hatte, sich gegen diese an den Haaren herbeigezogenen Trugschlüsse zu wehren! „So ein hirnverbrannter Quatsch…“ nuschelte er und trank den letzten Rest Sake einfach aus der Flasche, weil es zu viel für ein Schälchen und zu wenig für zwei gewesen wäre. Sanji stand auf Ace. Auf diesen metrosexuellen sommergesprossten Fernsehstar. Also auf das komplette Gegenteil von ihm. Zorro wusste, er hatte kein Geld, keine tollen Klamotten, keine Jetset-Freund, keine Manieren. Er war eben, wie er war, und in Sanjis Augen war er ein Muskelproll mit einem Algenschädel. Soviel dazu! „Ist Robin-san schon weg?“ Zorro blickte auf und direkt in Sanjis enttäuschtes Gesicht. „Jip. Ist eben gegangen, sie hatte wohl noch nen Termin. Aber sie hat bezahlt… und liebe Grüße.“ setzte er etwas leiser hinzu. „Oh... tja, dann… wollen wir gehen?“ Na sowas – Sanji klang ja ganz und gar nicht unwillig! Zorro musterte den Blonden skeptisch und versuchte, den Hauch des schlechten Gewissens aufzufangen, als sie zur Tür gingen, wo der Kellner schon erleichtert wartete. Man konnte sehen, wie froh er war, die Störenfriede verabschieden zu können. „Hey hey, was ist los? So gar keine Widerworte?“ – „Ich… denke du hattest recht. Wir sollten das wieder abtrainieren.“ Sanji blickte stur geradeaus, als sie auf die Straße liefen, wich Zorros grünen Augen so gut aus wie er konnte, doch die feine Röte über seinen Wangen spürte er deutlich. Er konnte nur hoffen, dass Zorro nicht weiter bohrte, wie es sonst seine Art war. „Ist dir auf dem Klo etwa der Hosenknopf abgesprungen?“ – „… ACH HALT DOCH EINFACH DEN MUND!!!“ fauchte Sanji ihn an, nun hochrot bis über beide Ohren, und Zorro wusste sofort, dass er mitten ins Schwarze getroffen hatte. Mit einem schadenfrohen Grinsen legte er den Arm um die Schultern des Blonden, der sich nicht mal wirklich dagegen wehrte. Vielleicht hatte Robin ja doch recht – irgendwie verstanden sie sich ja schon ohne Worte. Die Chemie stimmte offensichtlich wirklich zwischen ihnen, selbst wenn sie sich streiten konnten, dass die Fetzen flogen. Auch Sanjis musste über die Worte seiner Freundin nachdenken, als sie quasi Arm in Arm an den Geschäften entlang liefen. Zorro war entweder einfach gut im raten, oder er konnte Gedanken lesen. Es war ein bisschen beängstigend, wie schnell er ihn durchschaut hatte. Aber dass er ihm keinen weiteren dummen Spruch gedrückt hatte, rechnete Sanji dem Älteren gedanklich hoch an. Vielleicht war er ja doch kein so übler Kerl… „Autsch!“ Ruckartig sahen beide auf. Ganz in Gedanken versunken hatten sie nicht auf den Weg geachtet und waren direkt in einen Teenager hineingelaufen, dessen Einkaufstüte nun entleert auf dem Boden lag, mitsamt den Lebensmitteln. „Entschuldigung! Ich habe nicht aufgepasst…“ Schnell bemühte sich Sanji, dem Jungen beim Einsammeln seiner Sachen zu helfen, und bückte sich nach ein paar der Dosen, die zwar eingedellt waren, aber ansonsten nicht beschädigt schienen. „Macht ja nichts, ich hab doch auch nicht aufgepasst.“ Der Teen schien nicht böse zu sein, so verlegen wie er grinste und sich den Hinterkopf rieb. Irgendwoher kannte Sanji ihn – diese wirren schwarzen Haare und das breite Lächeln… „Hey, du bist doch der Koch aus dem Grand Blue!“ Sanji hätte fast wieder alles fallen lassen, was er aufgehoben hatte. Vor ihm stand kein geringerer als Ace‘ Bruder. Der mit am Tisch gesessen hatte, als er um ein Date gebeten hatte, und alles aus nächster Nähe hatte mithören dürfen. „Ich… ja… hier, bitte. Schönen Tag noch.“ Eilig drückte der Blonde dem Jungen seine Sachen in die Hand. Er wollte so schnell wie möglich weg, bevor noch der Abend angesprochen wurde, an dem er sich so schrecklich blamiert hatte. Das konnte er jetzt ganz und gar nicht gebrauchen. „Zorro, jetzt komm endlich!“ - „Uhm, warte mal… Sanji! Du heißt doch Sanji, oder?“ Ace‘ Bruder stellte sich ihm rasch in den Weg. Aus großen dunklen Augen sah er ihn an, und in seinem Blick lag etwas sanftes, fast bittendes, was Sanji innehalten ließ. „Ich heiße Ruffy. Hör mal… es tut mir leid, dass Ace so blöd zu dir war. Er kann manchmal ein totaler Arsch sein. Aber weißt du, er hatte nen harten Tag gehabt, und… wie gesagt, es tut mir leid. Er hat es sicherlich nicht so gemeint.“ Zorro, der die ganze Zeit über geschwiegen hatte, sah abwartend von Ruffy zu Sanji und zurück. Jetzt hätte er wirklich gerne Gedanken lesen gekonnt, um zu wissen, was hinter den blauen Augen vorging. Wenn es nach ihm ging, so war die Entschuldigung eines anderen nichts wert. So nett der Zug von Seiten des kleinen Bruders auch war, zeugte es doch von Charakterschwäche, wenn man nicht mal für den eigenen Mist, den man verzapfte, geradestehen konnte. „Ok… also… danke. Ich habs schon fast vergessen gehabt.“ Sanji lächelte, und Zorro glaubte, im falschen Film zu sein. Was für eine dicke Lüge war das denn?! Und was für eine Schauspielerei – hätte er nicht gewusst, dass es Sanji immer noch unglaublich mitnahm, was Ace zu ihm gesagt hatte, er hätte ihm die Gelassenheit hundertprozentig abgekauft! Genauso wie Ruffy, der ehrlich erleichtert zu sein schien. „Cool… ein Glück. Normalerweise tritt mein Bruder den Leuten nicht einfach so auf den Senkel, obwohl sie ihm nichts getan haben. Und er war ja immer begeistert von deinem Essen. Ich meine… also… dürfen wir denn wiederkommen? Oder haben wir jetzt Hausverbot?“ Der Schwarzhaarige machte so große hungrige Augen, dass Sanji nicht mal hätte „nein“ sagen können, wenn sein Leben davon abgehangen hätte. „Natürlich nicht… wie gesagt, ich… ich hab‘s schon vergessen. War ja auch echt ne blöde Situation.“ - „Super! Da wird Ace sich freuen! Ich werde ihm sagen, dass er sich nächstes Mal entschuldigen soll. Dann… dann macht‘s mal gut!“ Die Hände voller Tüten, die er gut gelaunt schwenkte, lief Ruffy in die andere Richtung davon und ließ Zorro und Sanji hinter sich zurück, die beide mehr oder minder mitgenommen von diesem Aufeinandertreffen waren. Sanji schlug das Herz bis zum Hals hoch. Er würde Ace also wieder sehen. Und… und vielleicht zu hören bekommen, dass es ihm leid tat. Ace war also gar nicht so kalt, wie er ihn erlebt hatte. Klar, jeder hatte mal einen schlechten Tag, und Sanji wusste, dass an seinen schlechten Tagen jeder vor ihm floh, solange er konnte. Vielleicht hatte er Ace ja einfach auf falschem Fuß erwischt, und wenn sie sich wiedersahen… wenn er ihn wieder sah, wie er fitter war, schlanker, trainiert und mit neuem Selbstbewusstsein, dann… vielleicht… Er war ein solcher Idiot gewesen, sich so gegen das Training zu sträuben! Das war doch seine Chance! „Na los, Zorro! Wir wollten doch ins Studio! Du wolltest mich doch quälen bis der Arzt kommt, oder?“ Fast schon strahlend marschierte Sanji los, den Kopf voller rosaroter Wolken und Träume, die in Erfüllung gehen konnten, wenn er es nur wollte und hart genug arbeitete. Und er würde hart arbeiten, so hart, dass Zorro Augen machen würde! Und Zorro machte Augen. Da war sie, die Motivation, die Sanji die ganze Zeit gefehlt hatte. Ein paar nette Worte, ein kleiner Wink mit dem Hoffnungszaunpfahl, und der frustrierte Blondschopf war nicht mehr zu bremsen vor Elan. Liebe musste etwas Schönes sein, wenn sie einem solche Flügel verlieh. Zorro stieß einen schwer definierbaren Laut aus und folgte seinem Schützling lustlos. Komisch – im selben Moment, in dem bei Sanji scheinbar der Motor angeworfen worden war, versiegte bei ihm die Energiequelle. Er fühlte sich müde und lustlos. Und der Grund dafür drängte sich ihm auf, ob er wollte oder nicht. Robin hatte verdammt noch mal Recht gehabt, und er mochte diesen Idioten, der vor ihm die Straße entlang schwebte. ‚Er ist nur ein Auftrag, Zorro. Und er ist nicht dein Typ. Vergiss das schnell wieder.‘ >>> >>> <<< <<< Obwohl der Spanier wusste, dass er die Frage gleich bereuen würde, nachdem er sie gestellt hatte, sprach er seinen jüngeren Kollegen an: „Wollt ihr heute übernachten oder warum seid ihr noch hier?“ Zorros Brauen verengten sich. „Wir machen ne Pyjamaparty, oder wonach sieht‘s denn aus?!“ – „Was ist dir eigentlich heute über die Leber gelaufen? Du bist ja noch mieser drauf als sonst! Und dein Blondie strahlt über beide Pausbacken!“ – „Du nervst! Wenn du Konversation haben willst, geh doch hin zu ihm, er ist überaus redselig heute! Muss wohl an dem Kalorienflash liegen, den er seit dem Mittagessen hat!“ Auch wenn er übertrieb – etwas Wahres war an Zorros Worten dran. Zumindest wusste er eins: Wenn er heute noch ein paarmal mehr den Namen „Ace“ hören musste, würde er irgendetwas kleinschlagen müssen. Oder jemandem das Maul stopfen. Er wusste auch schon, wem. Der Ältere seufzte resignierend. „Schön, dann schmoll mal weiter. Aber wir machen in ner halben Stunde zu. Heute ist Großreinigung, da ist nicht auf bis zehn Uhr. Um halb acht rückt die Putzkolonne an. Und der Kleine hat genug gestrampelt für heute. Ich weiß sowieso nicht, woher er jetzt noch die Energie nimmt… was fütterst du ihm denn?“ – „Blutiges Steak und Kartoffeln mit Sauerrahm!“ Mies gelaunt schnappte Zorro sich sein Handtuch und die Trinkflasche und ging zu Sanji hinüber, der seit über einer Stunde auf dem Crosstrainer stand und geradeaus aus dem Fenster starrte, als hätte man ein Hologramm seines Schwarmes über den Abendhimmel Tokyos projiziert. Zum Kotzen, wie viel Energie der Blödmann auf einmal hatte. Da machte das Training ja überhaupt keinen Spaß mehr. „Na los, Schluss für heute.“ – „Ehrlich?“ Sanji kletterte von dem Gerät runter und griff dankbar nach der Flasche, die Zorro ihm wortlos hinhielt. In großen Zügen trank er sie leer und unterdrückte tapfer ein Aufstoßen, auch wenn es außer Zorro keiner gehört hätte. Und dem wäre es wohl egal gewesen. „Heute könnte ich glatt noch weiter machen…“ Mit einem Mal, Gott allein wusste woher, hatte Zorro eine riesengroße Wut im Bauch. Er wusste nicht genau, auf wen bzw. auf wen am meisten, weil Sanji, Robin, Ace und der Spanier zur Auswahl standen. Er wusste auch nicht genau warum gerade jetzt, aber es war im Prinzip auch egal. Die Wut war da, und sie brodelte durch seinen Körper wie heiße Lava. Er brauchte ein Ventil, sonst würde er platzen oder etwas noch dümmeres machen. Sein lodernder Blick fiel auf Sanjis erhitztes Gesicht, das immer noch verliebt zu glühen schien, und er wusste, was er zu tun hatte. Als hätte etwas in seinem Kopf ausgesetzt, das seinen Sadismus im Zaum hielt, meinte er ganz ruhig: „Gib mir mal deinen Schlüsselbund.“ Sanji machte zwar große Augen, holte aber seine Schüssel heraus und hielt sie Zorro hin. Der Grünhaarige nahm sie an sich. „Schön, und jetzt dein Handy und den Geldbeutel.“ – „Wofür?“ Mittlerweile war Sanjis gesundes Misstrauen geweckt, und er schielte zu dem bunten Schlüsselbund in der kräftigen Hand der Älteren. „Was hast du vor?“ – „Du wolltest doch noch trainieren, oder?“ Zorro entschied, dass sowohl Portmonee als auch Mobiltelefon mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in der Sporttasche des Koches lagen. Langsam hob er die abgewetzte Tasche auf und warf sie sich über die Schulter. „Genau das werden wir jetzt machen.“ „Zorro… was hast du vor?“ Argwöhnisch und auch eine Spur paranoid folgte Sanji seinem Trainer durch die Eingangstür nach draußen. Es war kühl geworden, und er hätte gerne seine Jacke angezogen, die allerdings in seiner Tasche lag. „Hör mal, mir ist kalt und ich…“ – „Dir wird gleich warm.“ Unbeirrbar lief Zorro auf sein Motorrad zu, dass er vor dem Studio geparkt hatte. Eine Suzuki Hayabusa, in dunklem Moosgrün mit hellgrünen Ralleystreifen in Form eines Zs. Noch egozentrischer ging es eigentlich kaum, und Sanji hatte mehr als einen süffisanten Spruch von sich gegeben, als er die Rennmaschine zum ersten Mal gesehen hatte. Als er seinen Schatz erreicht hatte, verstaute Zorro Sanjis Tasche so gut er konnte und schwang sich dann elegant auf sein Gefährt. „Was wird das? Zorro!“ Schön langsam dämmerte es Sanji, was der Grünhaarige plante, aber noch schien es ihm zu abwegig. Das würde er nicht wagen. Zorro war dreist und ein Folterknecht – aber das brachte nicht mal er. Der Motor röhrte laut, als die Suzuki zum Leben erwachte. Zorro schob das Visier seines Helmes hoch. „Hol mich ein, wenn du deine Sachen wieder haben willst. Du hast ja angeblich noch soooo viel Puste.“ Zack! war das Visier wieder unten, und der Mann trat aufs Gaspedal. Als er Sanjis fassungsloses Gesicht im Rückspiegel sah, spürte er einen Anflug von Genugtuung in sich aufsteigen. Ja, der Blonde war nur ein Job, genau wie jeder andere, und er würde ihn zu vollster Zufriedenheit erledigen. „Das darf doch wohl nicht… MARIMO!! BLEIB STEHEN!!!“ So ein Arschloch! Sanji hatte keine Wahl außer zu rennen, was das Zeug hielt, auch wenn er sich selbst dafür hasste. Es war offensichtlich, dass Zorro ihn ärgern wollte, so wie er immer ein paar wenige hundert Meter Gas gab und dann wieder langsam tuckerte, um ihn aufholen zu lassen. Wie lange dieses Spiel allerdings gehen sollte, konnte er nicht abschätzen. Sanjis Stolz, jetzt bloß keine Schwäche zu zeigen, rang mit der Sehnsucht nach seiner kuscheligen Wohnung und einer wohlverdienten heißen Dusche. Und so fit, wie er sich gefühlt hatte, als das Training offiziell als beendet gegolten hatte, war er wohl doch nicht mehr. Die letzten vier Stunden non-stop Abrackern hatten ihn mehr ausgelaugt, als er gemerkt hatte. Jeder weitere Schritt erschöpfte ihn zusehends. „Elender Mistkerl…“ fluchte Sanji atemlos und schnappte nach Luft. Es war unangenehm, auf dem harten und unebenen Straßenpflaster zu laufen, wo er nur den weichen federnden Waldboden hinter seiner Siedlung gewohnt war. Und bei all den Hindernissen, die auf dem Bürgersteig im Weg standen, musste er höllisch aufpassen um nicht zu… Zorro blickte über die Schulter zurück. Eben hatte er Sanji doch noch im Rückspiegel bewundern können, wie er ihm geradezu wutschnaubend hinter hechelte. Doch von einer Sekunde zur anderen war der Koch verschwunden. Schnell parkte er das Motorrad am Straßenrand und riss sich den Helm ab, ehe er ein paar hundert Meter zurück lief. Ein kleine Menschenmenge hatte sich auf dem Gehsteig gebildet, und Zorros Befürchtung, was passiert war, bestätigte sich, als er sie erreicht hatte. „Können sie aufstehen?“ – „Ist alles in Ordnung?“ – „Dass die jungen Leute sich auch immer übernehmen müssen…“ – „Macht mal Platz!“ Genervt, weil er nichts sehen konnte, drängte Zorro sich durch die Menschenreihe hindurch, und sah Sanji vor sich auf dem Pflaster kauern. Es war die pure Erleichterung, zu sehen, dass er nicht ohnmächtig geworden war und sich den Kopf angeschlagen hatte, wie er schon irgendwie befürchtet hatte. Nein, Sanji saß aufrecht und war scheinbar bei vollem Bewusstsein. „Ist… ist alles ok? Bist du gestolpert?“ brummte der Grünhaarige und hockte sich neben ihn. Beim Anblick von Sanjis Gesicht wäre er fast zusammen gezuckt. Leichenblass war es, und die Augen waren nicht nur gerötet, sondern auch feucht. Dass der Grund dafür nicht einfache Wut über Zorros miese Trainingsmethode war, wurde dem Größeren der beiden Männer klar, als er seinen Blick weiter nach unten wandern ließ. Es waren auch nicht die aufgeschrammten Knie, die rot, aber nicht allzu blutig unter den Sporthosen hervor lugten. „Ich… ich kann nicht auftreten…“ Mit beiden Händen, die leicht bebten, umklammerte Sanji sein rechtes Fußgelenk. Seine Stimme klang mühsam beherrscht, aber Zorro hörte deutlich heraus, dass es wohl verdammt weh tun musste. Vorsichtig löste er die Finger des Koches, was dieser nicht wirklich tolerieren wollte, und konnte einen kurzen Blick auf den Knöchel erhaschen. Zumindest gebrochen war auf den ersten Blick wohl nichts. „Kannst du aufstehen? Auf einem Bein?“ Zorro wartete die Antwort gar nicht ab, sondern legte Sanji eine Hand um die Taille, um ihn in eine aufrechte Position zu ziehen. „Ich… wir fahren ins Krankenhaus, ok?“ – „Ich will nach Hause.“ – „Sanji, jetzt sei kein Idiot, ich bring dich…“ – „ICH soll kein Idiot sein?! ICH GLAUB ICH HÖR SCHLECHT!! WESSEN BESCHISSENE IDEE WAR ES DENN, MICH DURCH HALB TOKYO RENNEN ZU LASSEN?!“ Sanjis Stimme überschlug sich fast, und außer seinem Zorn schwang auch eine gehörige Portion Schmerz mit. „ICH HAB KEINE AHNUNG, WAS DU DIR IN DEINEM ALGENHIRN DABEI GEDACHT HAST, UND ICH WILL ES AUCH GAR NICHT WISSEN! ABER ICH SAG DIR EINS: WENN DU MICH NICHT SOFORT ZU HAUSE ABSETZT, DANN VERKLAGE ICH DICH AUF KÖRPERVERLETZUNG UND DIEBSTAHL, DASS DICH KEIN NOCH SO HERUNTERGEKOMMENES FITNESSSTUDIO IN GANZ JAPAN JEMALS WIEDER EINSTELLEN WIRD!!“ „… ist gut, ich bring dich heim.“ Und dieses Mal war es Zorro, der keine Wahl hatte. Er traute es Sanji zu, seine Drohung wahr zu machen, und entgegen besseren Wissens fuhr er den Koch auch auf direktem Weg nach Hause, nachdem er ihn irgendwie auf sein Motorrad verfrachtet hatte. Die ganze Strecke über fühlte er sich unglaublich ätzend, so schlecht wie schon lange nicht mehr, und das Gefühl ließ auch auf seinem eigenen Heimweg nicht nach. Sanji hatte recht. Er war der größte Idiot auf diesem Planeten. Kindisch eifersüchtig, wo es absolut keinen Anlass gab, und als ob das noch nicht reichte, ließ er es ausgerechnet an dem Menschen aus, wegen dem er überhaupt so eifersüchtig geworden war. Was konnte denn der Blondschopf dafür, dass er es nicht schaffte, Berufliches und Privates voneinander zu trennen? Er hätte sich freuen sollen, dass Sanji endlich die Nötige Begeisterung und den so lange gefehlten Willen gebracht hatte, um das Fitnessprogramm durchzuziehen. Stattdessen sorgte er höchstpersönlich dafür, dass sämtlicher Ausdauersport wohl fürs Erste flachfiel. Wenn Sanji überhaupt noch mit ihm trainieren würde. Er hätte es ihm nicht verübeln können, wenn der Koch ihn niemals wieder mit seinem flachen Arsch angucken würde. Wunderbar, wie er es mal wieder verbockt hatte. ~ Ende Kapitel 6 ~ Kapitel 7: Der Nächste bitte! ----------------------------- Kapitel 7 – Der Nächste bitte! Ein schlechtes Gewissen war etwas Schreckliches. Es nervte, es bohrte, es drückte hier und dort und es vermieste ihm die Laune. Und was das Schlimmste war – es hatte ihn kaum ein Auge zu tun lassen. Also war Zorro gegen 5 Uhr morgens von seinem schlaflosen Lager aufgestanden, hatte kurz geduscht, sich in seine Trainingsklamotten geworfen und war losgelaufen. Wohin wusste er selbst nicht, Hauptsache er lief, und je länger der Weg wurde, desto mehr bekam er das Gefühl, er lief vor etwas davon. Oder vor jemandem. Sanji war die ganze Nacht durch seine Gedanken gespukt. Sanji wie er fauchte, zickte, null-Bock-Stimmung schob und ihn beleidigte. Sanji, wie er im schwarzen Anzug in die Küche kam, wie er rot wurde, wie er ihn aus seinen großen blauen Augen ansah. Und Sanji, wie er strahlte, wie ihm seine Verliebtheit ins Gesicht geschrieben stand, wie er zitterte, wenn er von Ace sprach. Zu guter Letzt auch Sanji, wie er auf dem Boden saß und mit schmerzverzerrtem Gesicht seinen Knöchel hielt. Scheiße! Zorro stieß, weit ab von irgendwelchen Wohnhäusern und in der Stille des Morgengrauens einen frustrierten Schrei aus und schlug mit der geballten Faust an einen wehrlosen Baum. Die Rinde splitterte und bohrte sich in seine Haut, dass es brannte. Zorro spürte es nicht. Was war bloß los mit ihm? Wie schaffte es dieses blasse kleine Pummelchen, das auch noch einen echt miesen Charakter hatte, ihn so durcheinander zu bringen? Wann hatte er sich denn bloß verguckt? Wie konnte das passieren?! Und wieso zum Teufel hatte diese Robin ihm das auf die Nase binden müssen?! Vorher war alles bestens gewesen – er war der Trainer, der stichelte, und Sanji war der unwillige Schüler, der herumpienzte, ganz klare Rollenverteilung. Und von einem Moment auf den anderen wurde es kompliziert. Wie immer, wenn Gefühle mit im Spiel waren… Gefühle – etwas, dass Zorro schon fast vergessen hatte. Zu schmerzhaft und unbequem waren sie, als dass er sie jemals wieder hatte zulassen wollen. Zumindest hatte er es sich fest vorgenommen, und die letzten Jahre war er gut damit gefahren. Vielleicht war auch einfach nie die richtige Person aufgetaucht, die es ihm schwer gemacht hätte, seine Mauer aus Distanz und Brummigkeit aufrecht zu erhalten. Und dann kam Sanji und brachte ihn und seine Vorsätze ins Wanken. Ausgerechnet dieser disziplinlose Kerl ließ IHN schwach werden, wenn das mal keine Ironie des Schicksals war. Und wie sollte das ganze jetzt weitergehen? Es war lächerlich, zu glauben, dass die Zuneigung, die in ihm aufkeimte und mehr und mehr Treiblinge bekam, zu etwas führen würde. Sanji konnte ihn nicht ausstehen, und selbst wenn sie dicke Freunde gewesen wären, gäbe es da immer noch Mr. Drama-Hauptrolle, der in Sanjis naiven Träumereien die erste Geige spielte. Da war einfach kein Platz für einen Klotz wie ihn. Aber vielleicht war es auch besser so. Sie gerieten über jede Kleinigkeit aneinander, wie sollte da denn erst eine Beziehung aussehen? Beziehung! Allein schon der Gedanke ließ Zorro über sich selber den Kopf schütteln. Er musste ja vollkommen durchgedreht sein, sowas auch nur gedanklich in Erwägung zu ziehen. Die Person, die mit diesem Temperamentsbolzen von Koch auskam, war noch nicht geboren und musste vermutlich künstlich gezüchtet werden. Es war wirklich das Beste für sie beide, wenn er diesen Emotionsmüll schleunigst verdrängte und sich auf etwas anderes, wichtigeres konzentrierte. Zum Beispiel, wie es jetzt mit Sanjis Training weitergehen sollte, wo er dank ihm einen verknacksten Knöchel hatte. Der Blondschopf musste zum Arzt, ob er wollte oder nicht, wenigstens um kontrollieren zu lassen, ob nichts schlimmer verletzt war, als es gestern ausgesehen hatte. Und wenn es nötig war, würde er ihn an seinen langen Storchenbeinen hin schleifen. Ganz egal, wie sehr Sanji ihm drohte. Also auf zu der friedlich-spießigen Reihenhaussiedlung! Zorro hob den Kopf, um sich zu orientieren, wo genau er gelandet war – und musste feststellen, dass er bereits mitten in Sanjis Vorgarten stand. Der Gartenzwerg schien ihn gerade zu hämisch und voller Schadenfreude anzugrinsen, als wolle er sagen: „So groß war deine Sehnsucht also?“ Es hätte nicht viel gefehlt, und Zorro hätte ihn angefaucht, dass er bloß die Klappe halten solle, und ihn dann umgetreten. In letzter Sekunde verkniff es sich. Verbissen drückte er auf den Klingelknopf. Liebe machte einen wirklich weich in der Birne… Der Türöffner summte, und im ersten Stock stand die Wohnungstür schon offen. Zorro trat ein und lugte vorsichtig erst ins Wohnzimmer, dann in die Küche, wo Sanji am Tisch saß und einen Eisbeutel in der Hand hatte. „Du bist spät dran.“ begrüßte er ihn trocken, vor sich eine Tasse Kaffee und daneben die Morgenzeitung. „Wir können gleich los, ich muss nur noch meine Laufschuhe anziehen. Falls ich sie hier drüber kriege.“ Mit diesen Worten nahm er den Eisbeutel von seinem Knöchel und streckte Zorro den lädierten Fuß entgegen. Der Grünhaarige schluckte, als er das rötlich verfärbte und geschwollene Gelenk inspizierte. Erneut kochte das schlechte Gewissen in ihm auf, als hätte es nur darauf gewartet. Es sah gar nicht gut aus… und wenn er sich die Augenringe unter Sanjis verstrubbeltem blonden Pony so betrachtete, tat es auch ganz schön weh und hatte den Koch nicht viel schlafen lassen. „Wir sollten wirklich zum Arzt fahren.“ meinte er nach einer Weile Schweigen und Gucken. Sanji hob eine Augenbraue und setzte die Kaffeetasse ab. „Wir?“ – „Ich denke nicht, dass du mit dem Knöchel das Gaspedal treten kannst.“ – „Und wessen Schuld ist das?“ Zorro biss sich fest auf die Unterlippe, weil Sanji so offen provozierte und er ihm gerne etwas Passendes zurück gegeben hätte, aber er riss sich zusammen. „Meine. Und deswegen bringe ich dich hin. Ich kenne einen guten Sportmediziner, der ist immer ab halb 8 in seiner Praxis. Wenn wir uns beeilen, kommen wir noch vor dem großen Patientenansturm.“ – „Ich hab noch nicht geduscht.“ meinte der Blonde unwillig, und fügte dann hinzu: „Und gefrühstückt auch nicht.“ Aha, der Duschtick wieder! Zorro knirschte innerlich ein wenig mit den Zähnen, wie um sich zu beruhigen. „Dann dusch dich jetzt, ich mach derweil Frühstück. Und dann gehen wir zügig.“ „Gehen?“ Einen Moment lang sah Sanji ihn schweigend an, dann erhob er sich. Etwas ungeschickt hinkte er auf einem Bein zur Tür und verschwand den Flur hinunter, hinter der Badezimmertür, von wo man kurz darauf das Wasser prasseln hörte. Erleichtert atmete Zorro auf und machte sich ans Werk, damit das Frühstück verzehrfertig auf dem Tisch stand, sobald der Koch mit seiner Morgentoilette fertig war. Hätte Sanji es ihm nicht schon an der Nasenspitze angesehen, als Zorro seine Küche betreten hatte, so hätte er es spätestens dann gewusst, als er statt seiner morgendlichen Grapefruit das große Omelett mit Frühlingszwiebeln auf seinem Teller liegen sah. Die Erklärung für diesen Luxusstart in den Tag lag auf der Hand: Zorro hatte gewaltige Gewissensbisse! Gut, es konnte ihm nur recht sein, so kam er wenigstens zu einem ordentlichen Frühstück, das ihm zur Abwechslung mal nicht sauer aufstieß. Es schmeckte erstaunlich gut und ließ ihn für einen Moment glatt das dumpfe Pochen in seinem Fuß vergessen. Die Nacht war die Hölle gewesen, jede Bewegung tat weh, und so unruhig wie er normalerweise schlief, war er alle paar Minuten wieder wach geworden. Aber Zorro sah kein Stück besser aus, genau wie er total übernächtigt und bleich, und Sanji hätte fast Mitleid bekommen. „Sportmediziner also? Ich hoffe es ist kein Kurpfuscher, der mal bei dir trainiert hat und dem du als Gegenleistung ein paar Patienten zuschustern willst.“ – „Er hat mich auch behandelt, und ich war sehr zufrieden.“ brummte Zorro, in der Tür lehnend, während er Sanji beim Essen zusah. Er selber hatte nicht den geringsten Appetit, obwohl er ein deftiges Frühstück gewohnt war und selten ohne aus dem Haus ging. Vermutlich war es der Schlafmangel, der ihm den gesunden Hunger nahm. „Aha.“ Mit einem leisen Klirren legte Sanji sein Besteck auf den leeren Teller. „Und wie weit ist es von hier? So wie du aussiehst, bist du garantiert nicht mit dem Motorrad da. Wenn du es erst holen musst, wozu dann die Eile?“ – „Die Praxis ist ca 2 Kilometer von hier entfernt, das ist zu Fuß gut erreichbar. Ich hatte doch gesagt, jeder Gang macht schlank.“ – „Ich glaube kaum, dass mein Knöchel nach 2 Kilometern schlanker aussehen wird! Im Gegenteil!“ Ärgerlich deutete Sanji auf seinen Fuß, der mittlerweile zwar in Socken, aber nicht in Schuhe verpackt war. Zu schmerzhaft war der Versuch gewesen, einen seiner Schnür- oder Sportschuhe anzuziehen, also hatte er es lieber gelassen. Und Zorro wollte ernsthaft mit ihm zu der Praxis laufen? Der hatte doch nicht mehr alle Latten am Zaun! Bis er auch nur 200 Meter gehumpelt war, dauerte es eine kleine Ewigkeit! „Keine Sorge. Du wirst deinen Quadratlatschen nicht belasten müssen.“ Zorro kam festen Schrittes auf ihn zu, und plötzlich schwante Sanji Böses. Der würde doch nicht… der konnte doch nicht… „Was auch immer du vor hast – lass es sein!“ drohte der Blonde ihm leicht panisch, doch Zorro war nicht mehr aufzuhalten. Er wusste, worauf er sich einließ, und dass er es nicht ohne Blessuren würde durchsetzen können. Gut, dann würde er eben ein paar Kratzer abbekommen und sich den ganzen Weg beschimpfen lassen müssen, bis das Trommelfell wackelte. Aber irgendeine Form der Reue musste er ja zeigen. >>> >>> <<< <<< „Was ist denn da draußen los?“ Irritiert hob die blonde Arzthelferin hinter der Empfangstheke den Kopf und streckte ihn in Richtung Eingangstür, vor der seit ein paar Sekunden die Hölle los zu sein schien. „Keine Ahnung… ein Ehekrach?“ vermutete ihre Kollegin, die gerade aus dem Wartezimmer kam, wo sie die neusten Illustrierten für die Patienten ausgelegt hatte. Auch sie war durch den lautstark ausgetragenen Streit, der immer näher zu kommen schien, aufgeschreckt und neugierig gemacht worden. Nun standen die beiden Frauen angespannt im Eingangsbereich der Arztpraxis und hielten den Atem an, während sie darauf warteten, dass die Verursacher des Lärms endlich herein kamen. Und dann war es soweit. Mit einem Knall flog die Tür auf, und ein großer kräftiger Mann mit grünen Haaren trat herein. „Glaub mir, das war der schnellste Weg, her zu kommen. Und du hast doch selber gesagt, ich muss mich mal wieder um meine eigene Figur kümmern – das ist das optimale Training!“ – „UND DAFÜR MUSSTEST DU MICH DEN GANZEN WEG ÜBER TRAGEN?! WEIßT DU WIE DAS AUSSIEHT?! WAS SOLLEN MEINE NACHBARN JETZT VON MIR DENKEN?! SOWAS PEINLICHES IST MIR NOCH NIE PASSIERT!!“ fuhr der blonde junge Mann, den der Grünhaarige auf den Armen trug, in ohrenbetäubender Lautstärke auf und versuchte, sich aus dem festen Griff frei zu strampeln. „ERSTENS WISSEN DEINE NACHBARN LÄNGST, DASS DU SCHWUL BIST, ZWEITENS HAST DU DICH MIT SICHERHEIT MEHR BLAMIERT, ALS DU DEINEN FILMFRITZEN ANGEFLIRTET HAST, UND DRITTENS HÄTTEST DU DEINEN FUß BIS HIER HER TOTAL LÄDIERT GEHABT!!“ – „NOCH LÄDIERTER GEHT’S JA WOHL NICHT MEHR!!“ – „DAS GEHT SEHR WOHL! ICH HAB DICH KLOPS JA BIS HIER HER GESCHLEPPT, DA KANN ICH JA WOHL BEURTEILEN, DASS DU MIT DEINEM GEWICHT DEN KNÖCHEL PLATT BEKOMMEN HÄTTEST!!“ – „ICH MACH DICH GLEICH PLATT WENN DU MICH NICHT AUF DER STELLE RUNTERLÄSST!!“ Mit offenem Mund starrten die beiden Arzthelferinnen das streitende und ganz offensichtlich schwule Pärchen an, das sich dabei allerdings munter weiter ankeifte, ohne überhaupt zu merken, dass sie gerade Alleinunterhalter spielten. Keine der Frauen wagte es, sie in ihrem Streit zu unterbrechen und nach dem Grund des Besuches zu fragen, was aber auch nicht nötig war. Es dauerte nicht lang, bis sie aus dem überlauten Gespräch entnehmen konnten, was in etwa passiert war, und die beiden anmelden konnten. Zorro war ihnen zumindest vom Namen her noch bekannt, und dass der Blonde mit dem verletzten Knöchel Sanji hieß, stand auch bald auf dem Papier. Gerade, als die blonde Helferin sich ein Herz fassen und die beiden bitten wollte, doch wenigstens im Wartezimmer weiter zu streiten, ging die Tür zu den Behandlungsräumen auf und ein junger brünetter Mann streckte den Kopf heraus. „Was ist denn hier los? Geht das nicht etwas leiser?“ fragte er ein wenig verärgert. Sein Blick fiel auf die beiden Männer, und er hob eine Augenbraue an. „Zorro… was treibt dich denn wieder her? Deine Schulter wohl nicht, die scheint ja wieder voll belastbar zu sein.“ – „Ich hab hier nen verknacksten Knöchel für dich. Und sorry, dass der Rest des Fußes so laut und unbeherrscht ist.“ brummte der Angesprochene und hielt dem Arzt Sanji wie ein Präsent entgegen. „Na dann mal rein mit ihm.“ Sichtlich besser gelaunt öffnete der junge Sportmediziner die Tür etwas weiter, so dass die beiden Besucher hindurch konnten, und verwies sie sogleich in sein Arztzimmer. Dort angekommen legte Zorro Sanji auf der Behandlungsliege ab, ehe er selber auf dem Stuhl gegenüber des Schreibtisches Platz nahm. Es dauerte nicht lange, bis der Arzt zu ihnen kam und die Tür hinter sich schloss. „Ich denke, wir kennen uns noch nicht. Ich bin Tony Chopper, Sportmediziner und Facharzt für Unfallchirurgie.“ Mit einem warmen Lächeln streckte der Brünette Sanji seine Hand hin. „Ich… ich heiße Sanji…“ Ein wenig überrumpelt nahm der Blonde die Hand an und drückte leicht zu. Er war verblüfft, wie jung und sanft der Arzt wirkte. Irgendwie hatte er ihn sich ganz anders vorgestellt, vor allem, weil Zorro so begeistert von ihm gesprochen hatte. Aber so konnte man sich eben täuschen. Chopper nickte und setzte sich neben den Blonden auf die Liege. „Also, Sanji, was ist denn mit ihrem Fuß passiert?“ Nachdem der Unfallhergang aufgenommen war, besah der Arzt sich den Knöchel genauer. Erneut musste Sanji staunen, wie vorsichtig und sanft Zorros Freund dabei war, und dass er trotz seiner Umsicht absolut professionell dabei wirkte. Das musste er dem Grünhaarigen lassen – er hatte wirklich einen guten Arzt ausgesucht! Zudem hatte er nicht eine unpassende Zwischenbemerkung bei der Untersuchung gemacht, sondern sogar zugegeben, dass er daran Schuld trug, dass Sanji im übermüdeten Zustand noch über unebenes Gelände gelaufen war. Zorro schien reumütig und das zu 100 Prozent. „Gebrochen ist nichts, auch die Bänder sind noch alle dran. Aber der Fuß muss geschont werden. Mindestens eine Woche kein belastender Sport und danach nur gelenkschonendes Training. Radfahren und Schwimmen, aber kein Laufen oder gar Querfeldein-Joggen. Ich werde einen festen Verband anlegen, den wir in zwei bis drei Tagen wechseln können. Außerdem schreibe ich ein leichtes Schmerzmittel auf. – Keine Sorge, sie sind bald wieder voll einsatzfähig.“ Zuversichtlich füllte der junge Arzt das Rezept aus und stand dann von seinem Schreibtisch auf. „Meine Arzthelferin legt ihnen gleich den Verband an. Wir sehen uns dann Ende der Woche, Sanji. – Und Zorro…“ Von jetzt auf nachher wurde der Tonfall des Brünetten sehr ernst. Obwohl er kleiner war, schaffte er es tatsächlich, Zorro einen richtig gehend einschüchternden Blick zuzuwerfen. „Was du mit deiner Gesundheit anstellst, ist deine eigene Entscheidung. Aber ich will nicht, dass du mir noch mehr Patienten anschleppst, die wegen dir verletzt wurden. Du solltest als Trainer die Grenzen deiner Kunden kennen.“ Mit wehendem Kittel verließ Dr. Chopper sein Zimmer, und Zorro blieb geplättet zurück. Das hatte gesessen. Mitten in das Epizentrum der Schuldgefühle hinein. Als die hübsche blonde Helferin dann den Knöchel einrieb und anschließend einen Verband anlegte, schwiegen die beiden Männer, jeder in seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Während Zorro sich noch mieser fühlte als zuvor, verging dem Jüngeren seine miese Laune Stück für Stück, nicht zuletzt deshalb, weil Zorro so niedergeschlagen aussah, und er es schon fast nicht mehr mit ansehen konnte. „Hör mal…“ Zögerlich legte Sanji ihm eine Hand auf die Schulter, nachdem die Arzthelferin den Raum verlassen hatte, und tätschelte leicht. „Ich… also… ich bin ja auch nicht ganz unschuldig dran. Ich wollte ja noch weiter machen und hab mich total überschätzt. Und dann bin ich blöd gestolpert… Vergessen wir die Sache doch einfach, ok? Es ist ja nichts passiert. “ Ihm war klar, dass er mit diesem Friedensangebot die Möglichkeit aus der Hand gab, Zorro etwas entgegen zu setzen. Solange der Grünhaarige so geknickt und schlechten Gewissens war, hatte er am deutlich längeren Hebel gesessen. Aber dass Zorro sich jetzt solche Vorwürfe anhören musste, wollte der Koch dann auch wieder nicht. Ganz egal, wie mies die Nummer mit der geklauten Sporttasche auch gewesen war. „Sanji, es tut mir wirklich leid.“ Zorro sah auf, und selbst wenn er vorher daran gezweifelt hatte, so konnte Sanji nun deutlich in den grünen Augen sehen, dass er es ernst meinte. Er nickte langsam. „Entschuldigung angenommen. Und jetzt trag mich heim, damit wenigstens einer von uns trainieren kann.“ Zorro musste grinsen, und die altbekannte Arroganz leuchtete wieder in seinem Blick. „Man wächst ja bekanntlich an seinen Herausforderungen.“ meinte er und hob Sanji hoch. „Liebe Güte!“ ächzte er dabei gespielt. „Wir müssen uns was einfallen lassen, damit du während der Sportpause nicht wieder zulegst.“ – „Ist das das einzige, was dich beschäftigt?“ Schon bereute Sanji es aus tiefstem Herzen, Zorros Reue nicht etwas länger ausgenutzt zu haben. Kaum verzieh er ihm, wurde der Grünhaarige wieder so ätzend wie vorher. Aber es hätte ihm klar sein müssen… Ungerührt zuckte Zorro die Schultern, während er ihn aus der Praxis trug. „Einer muss sich ja darum kümmern, dass du ne passable Figur und deinen Traumprinzen und ich meine Kohle bekomme.“ >>> >>> <<< <<< „Ja… ja, es wird wieder. Ich hab den Fuß jetzt zwei Tage geschont, und kann wieder normal auftreten. Es ziept nur noch leicht. Keine Ahnung wann wir weiter trainieren, der Idiot hat sich nicht wirklich drum gekümmert die letzten Tage…“ Genervt verdrehte Sanji die Augen und schielte auf die Uhr über dem Fernseher. Seit 10 Minuten quatsche Lysop ihm jetzt schon ein Ohr ab und wieder dran, während er verpasste, wie der italienische Fernsehkoch gerade Zuppa Romana zubereitete. Lysop hatte ein Händchen für schlechtes Timing. Und woher hatte er überhaupt gewusst, dass er beim Arzt gewesen war? „Ich… hab da… also… meine… Bekannte arbeitet da.“ Stotterte der Kellner in den Hörer, nachdem Sanji ihn danach gefragt hatte. So wie er ‚Bekannte‘ aussprach, schien es viel mehr zu sein als nur das. Der Koch seufzte leise, nicht nur weil die Welt so klein war und nichts lange geheim blieb, sondern auch, weil sogar jemand wie Lysop scheinbar sein Glück gefunden hatte. Und wo bitte blieb er? „Sanji? Bist du noch da?“ – „Was? Ja… hör mal, ich hab jetzt zu tun. Ich melde mich, sobald das Training wieder weiter geht. Bis dann!“ Und damit legte er auf, ganz ohne schlechtes Gewissen, dass er Lysop so unhöflich abgewürgt hatte. Auf der Mattscheibe vor ihm präsentierte der Koch gerade die fertige Suppe, und Sanji schnaubte frustriert. Na toll, er hatte den entscheidenden Teil verpasst! Während er lustlos durch die Kanäle zappte und sich innerlich mal wieder über das lausige TV-Programm am frühen Nachmittag aufregte, wanderten seine Gedanken zu Zorro. Gern gab er es nicht zu – aber es war nun mal auch eine Tatsache, die er nicht leugnen konnte: Ohne den sportsüchtigen Grasschädel fehlte was. Sanji hatte nicht wirklich geglaubt, dass Zorro nach dem Joggingunfall so gar keine sportlichen Aktivitäten mehr für ihn finden würde, mit denen er ihn zumindest ein bisschen weiter quälen konnte. Aber außer ein paar Kontrollanrufen, ob er auch schön weiter Diät hielt und nicht heimlich Süßigkeiten oder Zigaretten konsumierte, hatte sein Fitnesscoach nicht viel von sich hören lassen. Dafür hatte er, wenn sie denn mal telefonierten, umso mehr von seiner Arbeitskollegin erzählt, die ihm anscheinend gewaltig auf den Wecker fiel, Tashigi oder so… Zorro ließ wirklich kein gutes Haar an ihr und schimpfte in einer Tour. Gerne hätte Sanji gewusst, was für eine Frau es schaffte, diesen selbstsicheren arroganten Kerl so aus der Fassung zu bringen. Ob sie eine bessere Trainerin als Zorro war? War er vielleicht deswegen so schlecht auf sie zu sprechen? Der Koch nagte auf der Unterlippe herum, längst hatte er das Fernsehprogramm ausgeblendet. Wie sie wohl aussah? Möglich, dass sie attraktiv war und Zorro damit nicht umgehen konnte. Vielleicht stand er ja auf sie, und das war seine Art, damit umzugehen. Unruhig wippte Sanji mit dem gesunden Fuß auf und ab. Hoffentlich konnte er bald wieder ins Studio, um diese Tashigi genauer unter die Lupe zu nehmen seine Neugierde zu befriedigen. Wobei… Vorsichtig erhob der Blonde sich und trat ein paar Mal mit dem Fuß auf. Es war wirklich nicht mehr unangenehm, normal gehen war damit kein Problem. Und nur weil er nicht laufen oder schwer belasten durfte, hieß das ja nicht, dass er überhaupt keinen Sport machen konnte. Zorro könnte seinen Job ja wirklich mal etwas ernster nehmen und sich was einfallen lassen! Es gab doch sicherlich Übungen, die seinen Knöchel schonten und ihn trotzdem etwas für seine Fitness tun ließen. Vom zu Hause herumsitzen bekam er jedenfalls nichts außer Langeweile, schlechte Laune und Lust zu kochen – was sich nicht gut mit dem strengen Ernährungsplan vertrug, den Zorro ihm aufgestellt hatte. Entschlossen nahm Sanji seine Jacke vom Haken, steckte Schlüssel und Handy ein und schulterte seine Sporttasche. Ein wenig gruselte es ihn ja schon an, dass er aus freien Stücken ins Fitnesscenter ging, um sich von Zorro was vorturnen zu lassen. Andererseits kümmerte der Grünhaarige sich wirklich schlecht um ihn, wo er doch sein Personal Trainer sein wollte. Das bedurfte einer Änderung! Und wenn er dann schon mal da war, konnte er ja auch nach dieser ominösen Kollegin Ausschau halten, die Zorro so sehr beschäftigte, dass er ihn darüber glatt vernachlässigte. >>> >>> <<< <<< Zorro war sich sicher – wenn es einen World Cup im Nervensägen gab, dann wäre Tashigi die ungeschlagene Nummer eins, und das jedes Jahr in Folge. Die Frau war ein wahres Monster! Schon am ersten Tag nach ihrem Urlaub, in den ersten 30 Minuten, die sie wieder im Studio war, hätte er ihr den Hals umdrehen können, und das mit dem größten Vergnügen. Nicht nur, dass sie wie ein aufgescheuchtes Huhn herein gerauscht war und ihm gleich ein Gespräch gedrückt hatte, wie “toll“ ihr Trip in die Staaten gewesen war und was für „unglaubliche“ Trainingsmethoden sie sich dort angeeignet hatte, nein, sie hatte ihm dabei auch noch ihre Sporttasche, beladen mit Gewichten und Wasserflaschen, mitten auf den großen Zeh gedonnert. Sie hörte auch nicht auf, zu quatschen, als Zorro ihr unmissverständlich zu verstehen gab, dass er kein Interesse an einem Gespräch hatte, erst recht nicht, nachdem sie ihm einen blauen Fuß verpasst hatte. An dem Tag, an dem irgendjemand sich erbarmte und einen Abschaltknopf in Tashigis Rücken installierte, würde er drei Kreuze machen. Aber das schlimmste waren nicht die ausschweifenden Berichte ihres US-Urlaubs, auch nicht das miese Karma, das sie mitbrachte und das dafür sorgte, dass in den folgenden Tagen nicht nur eine Damentoilette, der Mixer in der Bar und das Hantelregal kaputt gingen. Es war der neue Sportdress der jungen Frau. Knallenge blaue Radlerhosen und ein bauchfreies ebenso knappes Top mit der amerikanischen Flagge drauf. Zorro verstand beim besten Willen nicht, warum jeder Mann im Studio da hinterher gaffte. Seiner Meinung nach verdiente dieser Fummel die Warnung „Vorsicht! Augenkrebsgefahr!“, und er hätte ihr am liebsten ein knielanges weißes T-Shirt drübergezogen. „Kann sie das Teil denn nicht mal waschen oder hat sie es im Zehnerpack gekauft?“ knurrte er dem Barkeeper zu, der ihm gerade einen Bananenshake mixte und mit dabei zusah, wie Tashigi einem vielleicht 16-jährigen Burschen Hilfestellung beim Gewichteheben gab. Dass der Teenager sich dabei mehr auf die braungebrannten Schenkel und den rausgestreckten Popo der Schwarzhaarigen Trainerin konzentrierte als auf deren Anweisungen, konnte man sich lebhaft vorstellen. Doch Tashigi registrierte solche Dinge nicht. Lächelnd überließ sie den Jungen seinem Schicksal, schob sich die Brille zurecht und kam hinüber zur Bar geschlendert. „Sie steht auf dich.“ grinste der Barkeeper, während er Zorro seinen Shake zuschob. „Gott bewahre…“ murmelte der Grünhaarige und nahm einen tiefen Zug. Wenn ihm jetzt kein Wunder half, das die Decke einstürzen oder einen Truck durch die Fensterscheibe rasen ließ, würde ihn nichts vor dieser Labertasche retten können. „Also echt! Da warte ich zu Hause, dass du mal in die Puschen kommst und dir was für mein Training überlebst, und du sitzt hier rum und guckst Löcher in die Luft!“ Ein ihm ziemlich bekannter blonder Haarschopf schob sich zwischen ihn und die näher kommender Katastrophe, und zwei blaue Augen blitzten ihn ziemlich pissig an. „Glaubst du ernsthaft, dass du SO dein Geld verdienst?“ Zorro war noch nie so glücklich gewesen, Sanji zu sehen. Gott, falls es ihn gab, hatte Erbarmen mit ihm gehabt und seine Erlösung geschickt! Jetzt musste er sich nicht mit seiner unliebsamen Kollegin auseinander setzen sondern konnte sich voll und ganz und mit gutem Gewissen auf etwas anderes konzentrieren! Auch wenn er noch nicht so ganz wusste, was er mit Sanji und seinem schwachen Knöchel anfangen sollte… aber da würde ihm schon was einfallen. „Zorro, gut dass du gerade da bist, ich hab was mit dir zu besprechen.“ Tashigi drängte sich neben ihn an die Bar, gerade so als hätte sie Sanji nicht gesehen, und nahm sich einen Apfel aus dem Obstkorb auf dem Tresen. „Es geht um die Kurse am Donnerstag, könnten wir da vielleicht…“ – „Ich hab jetzt zu tun, sorry. Müssen wir ein anderes Mal besprechen.“ Zorro legte einen Arm um Sanji und schob ihn ein Stückchen weg. Die Schwarzhaarige guckte ihn durch ihre große eckige Brille und mit vollen Backen an. „Aha, auf einmal?“ – „Ja, auf einmal. Und es wird dauern, also warte nicht erst.“ Zorro schob Sanji noch ein Stückchen weiter und raunte ihm zu: „Wir suchen uns jetzt ein ruhiges Plätzchen möglichst weit weg von dieser Schreckschraube, und dann kannst du mir erzählen, was du hier willst.“ – „Na was werde ich hier wohl wollen, du Blitzmerker? – Das ist also deine Kollegin…“ Sanji verrenkte sich fast dem Nacken, um Tashigi im Weggehen über die Schulter mustern zu können. Kein Wunder, dass Zorro bei so einem Anblick komplett durch den Wind war! Die junge Frau brauchte ja glatt einen Waffenschein für das aufreizende Outfit. Aber vermutlich hätte sich auch in einem Kartoffelsack gut ausgesehen. Diese helle Haut und dazu pechschwarzes Haar gaben einen tollen Kontrast ab, ihre großen schwarzen Augen wirkten durch die Brillengläser gleich noch größer, und die kleine Stupsnase ließ ihr Gesicht richtig kindlich wirken. Und dieser Körper… Wahnsinn. Man sah deutlich, wie viel Sport sie trieb, so straff und fest wie alles war. Und dabei wirkte sie nicht bullig oder muskulös, einfach nur fit und sexy. Sie konnte es sich wirklich erlauben, so knappe Radlerhosen zu tragen. Sanji schluckte ein bisschen. Er selber hatte sich zwar auch welche gekauft, weil ihm beim Indoor-Training in der Regel sehr warm wurde, aber im Gegensatz zu der Trainerin trug er ein langes weites T-Shirt darüber, damit man nicht sah, wie unschön der Speck über den Hosenbund stand. „Ja, und? – Warum hast du nicht angerufen, wenn du trainieren willst, ich wäre gekommen!“ murrte Zorro verstimmt, und fügte gedanklich hinzu: ‚Dann hätte ich wenigstens einen Grund gehabt, hier abzuhauen.‘ Eigentlich keine schlechte Idee – ab morgen würde er Sanji zu Hause aufsuchen und sich dort was für ihn überlegen, bis der Knöchel wieder belastbar war. So entging er weiteren Nervattacken und konnte gleichzeitig aufpassen, dass sein Schützling nicht schwach wurde und sich Junkfood reinzog. „Bin ich der Trainer oder du? Ich hatte gehofft, dir wäre vielleicht mittlerweile mal was eingefallen, was ich tun kann, während das Konditionstraining flach fällt. – Sie ist wirklich hübsch…“ – „Ja – für ne Vogelscheuche. Seit wann bist du so versessen aufs Training? Ich dachte es ist für dich nur Gequäle? Hast du heimlich Pizza gegessen und jetzt Schuldgefühle?“ – „DU hast echt ne blühende Phantasie!“ zischte Sanji beleidigt. „Und du benimmst dich furchtbar gegenüber Frauen! Das hab ich schon bei Robin-san gemerkt. Kein Wunder, dass ihr nicht klar kommt, wenn du so ekelhaft zu ihr bist.“ Zorro schnaubte nach dieser Aussage und verschränkte die Arme vor der Brust. „Jetzt pfeif mal deine feminine Seite samt Solidarität zurück! Diese Frau ist einfach nur nervig, und wenn du sie nur ein bisschen besser kennen lernen würdest, würdest du es ganz genau so sehen. Die ist echt ein Grund zum schwul werden!“ gab er zurück. Sanji hatte ja keine Ahnung! Vermutlich ging gerade wieder seine charmante Frauenversteher-Ader mit ihm durch, wieso sonst sollte er eine ihm völlig fremde Tussi so verteidigen? Und wieso interessierte er sich denn überhaupt für Tashigi? Und wieso… ging er nun geradewegs auf sie zu??? „Hey… hey, warte mal… Sanji!“ Doch der Angesprochene schien ihn nicht zu hören. Kaum dass er an der Bar angelangt war, streckte er der Trainerin die Hand entgegen und lächelte offen. „Ich bin Sanji, Zorros momentaner Auftrag. Schön, sie kennen zu lernen, nachdem ich schon so viel von ihnen gehört habe.“ Tashigi blinzelte erstaunt, griff dann aber zu. „Aha? Da bin ich aber mal gespannt, was er so über mich erzählt.“ meinte sie und eine feine Röte legte sich über ihre Wangen. Zorro stand derweil hilflos ein paar Meter entfernt und war innerlich am fluchen wie ein Brunnenputzer. Was zum Geier hatte Sanji jetzt schon wieder vor? Was sollte das denn? Wieso musste er jetzt eine Konversation mit dem Menschen anfangen, der in seinen Hass-Charts noch vor dem blöden Spanier kam? Dabei konnte doch nichts Gutes raus kommen… schlimmstenfalls würde Tashigi sich auch noch in ihr Training einmischen und versuchen, Sanji irgendwelche Yogaübungen oder sonstige alternative Ideen in den Kopf zu pflanzen. Und der Trottel wäre am Ende noch begeistert, wie immer, wenn eine schöne Frau ihm was sagte. Ab morgen, das nahm Zorro sich ganz fest vor, würden sie wirklich bei dem plauderfreudigen Koch zu Hause ihre Übungen machen. Und wenn er ihn auf dem Wohnzimmerteppich Sit-ups machen ließ – alles war besser, als dass ihm seine Nemesis noch mehr an der Backe klebte, nur weil Sanji nett zu ihr war. Denn ganz offensichtlich schien der nicht einmal halb so abgeschreckt von Tashigis Art zu sein, wie er selbst es war. ~Ende Kapitel 7 ~ Kapitel 8: Selbstbeherrschung auf der Probe ------------------------------------------- Kapitel 8 – Selbstbeherrschung auf der Probe Zorro hatte seinen Glauben schon im Teenageralter abgelegt, unter großen Protesten seiner Eltern und Großeltern, die ihm klar zu machen versuchten, dass er damit einen großen Fehler beging und direkt in der Hölle landen würde. Dass Gott ihm den Austritt aus der Kirche tatsächlich übel nahm und mit der Bestrafung nicht erst bis zu seinem Tod warten wollte, wurde Zorro nun Tag für Tag vor Augen geführt, wenn er das Fitnessstudio betrat und dem personifizierten Grauen ins Antlitz blicken musste. Sanji und Tashigi. Wieso in drei Teufels Namen hatten sich diese beiden Loser bloß angefreundet? Nein – nicht bloß angefreundet, sie waren die allerbesten Busenfreundinnen geworden, die scheinbar kaum noch ohne den anderen auskamen, so dass sie sogar abends stundenlang miteinander telefonieren mussten. Und dass er mit einem unausgeschlafenen Sanji, der bis nachts um 12 an der Strippe hing, recht wenig beim Training anfangen konnte, konnte sich jeder Idiot ausrechnen. Und als wäre das noch nicht genug, mischte sich Tashigi mehr und mehr in ihr Training ein, ganz egal, wie oft Zorro ihr an den Kopf warf, dass Sanji ihm gehörte und sie genug eigene Kunden hatte, um die sie sich kümmern konnte und auch sollte. Aber diese Klette war nicht mehr abzuschütteln, und dass sie sich so ekelhaft gut mit dem Koch verstand, machte es nicht einfacher. Zorro gab ja zu, dass Tashigi Ahnung von Gymnastik und Problemzonentraining hatte und ihnen in der Woche, in der Sanjis Knöchel geschont werden musste, recht nützlich gewesen war. Problemzonen hatte der Blonde schließlich genug, und die Trainerin hatte sich auch viel Mühe gegeben, einen individuellen Übungsplan für ihn aufzustellen, bei dem der lädierte Fuß nicht noch mehr in Mitleidenschaft gezogen wurde. Mittlerweile aber war Sanji wieder fit genug, dass sie die von Dr. Chopper empfohlenen „gelenkschonenden“ Sportarten betreiben konnten, was bedeutete: Morgens Schwimmen und nachmittags Radfahren. Und Muskelaufbautraining hatten sie auch wieder angefangen, nachdem der Arzt das OK dafür gegeben hatte. Warum also musste diese Nervensäge nach wie vor zu allem ihren Senf dazu geben und so tun, als wäre sie mit verantwortlich für Sanjis Sportprogramm – was sie absolut nicht wahr?! Zorro hätte sich die grünen Haare raufen können, wenn er sah, dass Sanji schon vor der vereinbarten Zeit im Studio war und mit bisher nie dagewesenem Eifer und der schwarzhaarigen Schreckschaube an seiner Seite seine Übungen machte. Das Ganze gipfelte sogar darin, dass der Koch an den Tagen, an denen Tashigi nicht im Studio war, mit deutlich gedämpfter Stimmung und vor allem lustlos herumgammelte und den Arsch kaum hochbekam. Das durfte doch alles nicht wahr sein… „Jetzt mach mal ein bisschen Dampf dahinten! Sanji ist ja total unterfordert bei dem Schneckentempo!“ Gut gelaunt drehte Tashigi sich auf ihrem Fahrradsitz herum und grinste ihn über die Schulter an. „Geht dir etwa schon die Puste aus?“ – „Der Marimo betrachtet sich nur die schöne Landschaft und hofft, Artgenossen zu finden.“ meinte Sanji nicht minder frech, und die junge Frau fing an zu lachen. „Marimo – das passt! Also los, Marimo, gib mal Gas oder wir überrunden dich gleich!“ – „Das glaubt aber auch nur ihr… ihr Sparflammen.“ Mit nur mühsam unterdrücktem Zorn in der Stimme trat Zorro fester in die Pedale, um zu den beiden Jüngeren aufzuholen. Diese Fahrradtour allein war schon eine beschissene Idee gewesen, aber jetzt wo Tashigi sich ihnen aufgedrängt hatte, war es gleich doppelt ätzend. Scheinbar wurde es Zeit, dass er ein etwas schärferes Tempo vorlegte, dann kamen die beiden Mädels vielleicht nicht mehr so zum schwätzen und lästern. Tashigi sollte sich bloß nicht einbilden, er würde ihr schön die ganze Zeit hinterher radeln, während sie ihren knochigen Popo vor seiner Nase hin und her schwang. Die grünen Augen des Trainers wanderten zu dem anderen Po, dem er nun schon eine Weile hinterher fuhr, und der wesentlich weniger knochig und alles in allem gar nicht mal so übel anzusehen war. Man konnte mittlerweile sehen, dass Sanji langsam aber sicher etwas muskulöser wurde, vor allem in eng anliegenden Klamotten. Natürlich war noch viel zu tun, an einigen Stellen hielt sich der Speck hartnäckig, und es würde weit mehr brauchen als einen Monat intensivem Training, um ihn athletisch aussehen zu lassen… aber sie waren auf dem richtigen Weg. Der ehemals platte Arsch wirkte heute schon recht vielversprechend. „Zorro, Vorsicht!!!!“ Tashigis Stimme riss ihn sehr unsanft aus seinen Gedanken, und Zorro fokussierte hastig den Weg vor sich - doch es war leider zu spät. Dem großen Schlagloch, das sich vor ihm auftat, konnte er beim besten Willen nicht mehr ausweichen, bremsen war auch nicht mehr drin, also bretterte er mit Karacho darüber hinweg. Der Ruck, der dabei durch sein Mountainbike ging, reichte aus, um Zorro über den Lenker zu schleudern und ihn, zu seinem Glück, auf weichem Gras landen zu lassen. Für einen Moment sah der Grünhaarige leuchtend bunte Sterne vor seinen Augen tanzen. Dann drängten sich Tashigis und Sanjis Gesichter in sein Blickfeld, beide mäßig besorgt und auch ein wenig schuldbewusst. „Zorro, ist alles ok? Siehst du mich?“ – „Tut dir was weh? Wie viele Finger halte ich hoch?“ Der Angesprochene brummelte. „Ja, leider seh‘ ich dich, und das sind zwei Finger…“ gab er etwas heiser von sich und unternahm dabei den Versuch, sich auf die Ellenbogen aufzustützen. Die Sterne vermehrten sich schlagartig. „Ahrg… scheiße…“ – „Bleib liegen, Idiot!“ Sanji drückte ihn bestimmt zurück ins Gras, und in seinen blauen Augen stand mehr Sorge als Zorro lieb war. Auch sein eben noch vor Anstrengung gerötete Gesicht war schlagartig blass geworden, während er sich über ihn beugte. „Jetzt guck nicht so… ich werd nicht dran sterben. Bin ja kein Pienzbäckchen wie du.“ Der Ältere griff nach oben und kniff seinen Gegenüber einmal in die runde Wange hinein. „Er hat recht, du solltest einen Moment liegen bleiben.“ Tashigi erhob sich und ging zu ihrem Rad, um das Erste-Hilfe-Set loszumachen und mit dem Kästchen zu ihnen zurück zu kehren. Nach einigem Suchen zog sie dann ein weißes Tuch hervor, welches sie mit Wasser aus ihrer Flasche tränkte. „Dein Knie ist aufgeschürft, ich werde es sauber machen. Halt bitte still…“ Mit leicht zittrigen Fingern legte die Trainerin den feuchten Lappen auf die Schürfwunde und rieb vorsichtig darüber. „…!“ Zorro biss sich auf die Lippen, um ja keinen Klagelaut von sich zu geben, obwohl es doch ziemlich brannte. Das wäre ja noch schöner, wenn er jetzt anfing, wie ein kleines Kind zu jammern, und das nur wegen ein paar Kratzern! Tashigi schaute auch so schon panisch genug, er wollte sich lieber nicht ausmalen, was erst los wäre, wenn er anfing über Schmerzen zu klagen. Ganz davon abgesehen war es nicht unangenehm, von zwei Seiten umsorgt zu werden, wo er vorher die Zielscheibe von blöden Sprüchen gewesen war. Auf einmal waren die beiden Lästertanten lammfromm – das musste er ausnutzen. Nicht mal Sanji hatte aufgemuckt, als er ihn geneckt hatte. „Sollen wir ins Krankenhaus fahren? Nicht dass du eine Gehirnerschütterung hast, damit ist echt nicht zu Spaßen.“ – „Jetzt mach aber mal nen Punkt.“ Entschlossen richtete Zorro sich auf und nahm seiner Kollegin den Lappen aus der Hand, mit dem sie nun schon gefühlte 10 Minuten sein Knie abtupfte. „Mir geht’s gut, wir können gleich weiterfahren. Der Sturz sah spektakulärer aus, als er war.“ – „Und vergiss nicht…“ Sanji stieß Tashigi den Ellenbogen in die Seite und grinste ziemlich spitzbübisch zu Zorro hinüber. „Wo nichts ist, kann auch nichts erschüttert werden. Und seine grüne Matte hat den Sturz mit Sicherheit gut abgedämpft.“ Die junge Frau bemühte sich, das Grinsen zurück zu geben, was ihr nur halbherzig gelang, während Zorros Miene sich schlagartig verfinsterte. „DU sei bloß still!“ fuhr er den Blonden ungehalten an. „Dass DU genug Knautschzone hast, um mit Tempo 100 in eine Betonwand zu fahren, kann man ja schon von weitem sehen!“ – „Eben lagst du da wie der sterbende Schwan, aber scheinbar geht’s dir ja wieder bestens, wenn du so ätzend sein kannst!“ Mit ebenfalls bewölkter Miene richtete Sanji sich auf und stapfte zu seinem Fahrrad hinüber, um es vom Kiesweg zu zerren und schwungvoll zu besteigen.“Also, fahren wir weiter?“ – „So ein Sensibelchen.“ murmelte Zorro grimmig, während er ebenfalls sein liegen gebliebenes Bike aufhob. „Austeilen, aber nicht einstecken können. So haben wir‘s gern. – Warte du Idiot! Du weißt doch gar nicht wo es lang geht!“ rief er dann, als Sanji einfach losradelte, den Blick stur geradeaus gerichtet. „HEY! ICH SAGTE WARTEN!!“ Tashigi sah den beiden schnell radelnden Männern perplex nach, die sich eben noch gut verstanden und dann so plötzlich angegiftet hatten. In ihrer Brust zog sich etwas schmerzhaft zusammen, als sie sah, wie viel Gas Zorro gab, bis er zu Sanji aufgeholt hatte, nur um weiter zu stänkern, während sie nebeneinander fuhren. Die beiden wirkten wie ein perfekt eingespieltes Team, wie sie sich ihren Schlagabtausch lieferten und einander wenig nette Kosenamen an den Kopf warfen. Man musste schon sehr unsensibel sein, um nicht mitzubekommen, wie es zwischen den so ungleichen Männern knisterte. Das war mehr als nur eine Zweckgemeinschaft, auch wenn die beiden das vermutlich noch nicht realisiert hatten. Ein dicker Kloß saß der Schwarzhaarigen mit einem Mal in der Kehle, und er war hart zu schlucken. Schnell schwang sie sich auf ihr Fahrrad und trat ordentlich in die Pedale, um den Anschluss nicht zu verlieren, während es in ihrem Hals brannte. Irgendwie – sie hätte zu gerne gewusst wie – hatte Sanji in knapp 3 Wochen das geschafft, was ihr bis heute nicht gelungen war: Zorros Panzer aus Unnahbarkeit zu durchbrechen und ihn auf sich aufmerksam zu machen. >>> >>> <<< <<< Sanji war heilfroh, als der Tag endlich vorbei war und er seine Sachen packen konnte. Den ganzen Nachmittag hatten er und Zorro sich in den Haaren gelegen, bis es kaum noch auszuhalten war. Eine Stichelei jagte die andere, und mit Sicherheit wäre das den restlichen Abend so weiter gegangen, wenn Zorro nicht noch seinen Kurs zu leiten gehabt hätte. Frisch geduscht - mittlerweile hatte Sanji sich mit den Duschkabinen im Studio anfreunden können – und in sauberen Klamotten saß der Blonde noch eine Zeit lang an der Bar und trank eine Apfelsaftschorle, in der Hoffnung, Tashigi nochmal zu sehen und sich von ihr verabschieden zu können. Es tat ihm leid, dass die Trainerin die miese Laune, die während der restlichen Fahrradtour vorgeherrscht hatte, so deutlich mitbekommen hatte. So geknickt, wie sie ausgesehen hatte, als sie wieder im Studio angekommen waren, und so schnell, wie sie sich ihren eigenen Projekten zugewendet hatte, mussten er und Zorro sich wirklich schrecklich aufgeführt haben. Sanji seufzte leise und schob sein leeres Glas zurück. Scheinbar würde er sich morgen entschuldigen müssen, denn Tashigi ließ sich nicht blicken, wo sie sonst doch immer nach wenigen Sekunden angerannt kam, wenn er den Raum betrat. Verstimmt schulterte er seine Sporttasche, nickte dem Barkeeper nochmal zu und schlurfte in Richtung der großen Schiebetür zur Straße hin. Er war schon im Foyer angelangt, als jemand seinen Namen rief. „Sanji, warte mal!“ Es war Tashigi, die mit einem Handtuch um den Hals aus dem Wellnessbereich gelaufen kam. Sanji blieb stehen und ließ die Sporttasche zu Boden gleiten. „Hey… da bist du ja, ich dachte ich seh dich nicht mehr…“ – „Ja… tut mir leid, ich… ich war vorhin etwas…“ Die Schwarzhaarige stockte, sah zu Boden, dann an Sanji vorbei, ehe sie ihre dunklen Augen wieder auf ihn heftete. „Können wir kurz reden?“ Ihr Tonfall und die gesamte Mimik, die ungewohnt nervös, beinahe schon schüchtern war, ließen Sanji sprachlos nicken. Eigentlich war er ja derjenige, der etwas zu sagen und sich zu entschuldigen hatte. Warum also blickte seine Freundin plötzlich so schuldbewusst drein, als hätte sie den Nachmittag mit Streit und Zankerei verdorben? Tashigi schob den Koch ein Stückchen von der Eingangstür weg, zu zwei Sitzgelegenheiten, auf die sie sich niederließen. Es dauerte einen Moment, bis sie ihre Gedanken soweit geordnet hatte, dass sie sie in Worte fassen konnte. Dann fing sie an zu reden, mit leiser und auch etwas zittriger Stimme. „Sanji… ich denke, ich muss dir etwas sagen. Vielleicht umsonst, vielleicht mach ich mir nur dumme Gedanken, aber es brennt mir schon den ganzen Nachmittag auf der Seele… nein, eigentlich schon länger. Die Sache ist die…“ Tiefes Luftholen, Ausatmen. „Ich mag Zorro. Schon eine ganze Weile. Ich… ich hab ihn wirklich sehr, sehr gern.“ Sanji schluckte, biss sich auf die Lippen, und aus unerfindlichen Gründen beschleunigte sich sein Puls. „Ich weiß, er kann mich nicht ausstehen. Irgendwie mache ich alles falsch, er hält mich für unmöglich und würde am liebsten nichts mit mir zu tun haben. Vielleicht bin ich zu aufdringlich oder einfach nicht sein Typ. Ich stelle mich auch nicht sehr geschickt an… aber ich mag ihn trotzdem. Und er mag ganz offensichtlich dich. – Ich bin vielleicht etwas tollpatschig und doof, aber ich bin nicht blind.“ meinte sie schnell, als Sanji seinen Mund zum Protest öffnete. „Ich sehe doch, wie er dich anschaut. Und du… ich meine, du hast mir so viel von Ace erzählt. Du machst das alles hier für ihn. Aber… ich frage dich trotzdem: Empfindest du das gleiche für Zorro wie er für dich?“ Fest sah das Mädchen Sanji in die Augen, mit so viel Unsicherheit im Blick, soviel Sehnsucht, und Sanji erkannte sich selbst wieder. So musste er aussehen, wenn er von Ace sprach. Ihm wurde heiß und kalt zugleich, und in seinem Kopf schien keine einzige Gehirnwindung mehr zu sitzen. „Wir kennen uns noch nicht lange, aber wir sind Freunde. Ich mag dich unheimlich gern, Sanji. Und wenn du Zorro ebenfalls magst, dann steh ich euch bestimmt nicht im Weg, wo es total sinnlos wäre. Falls es aber nicht der Fall ist, werde ich es weiter versuchen. Ich weiß nicht wie, aber… aufgeben werde ich Zorro nicht so leicht. Dafür empfinde ich zu viel. Kannst du das verstehen?“ Mehr als ein Nicken brachte der Blonde nicht zu Stande. Tashigis Geständnis traf ihn volle Breitseite, irgendwo zwischen Herz und Magengrube, und das schlimmste dabei war, dass er keine Ahnung hatte wieso. Sie mochte Zorro, sie war verknallt, so wie er in Ace verknallt war. Warum also verunsicherte ihre Frage ihn so dermaßen, dass ihm regelrecht übel davon wurde? Die Antwort war doch absolut klar: Er empfand nichts für den Grünhaarigen. Sie waren nur… naja… Trainer und Schüler eben. Sie stritten sich, ärgerten, stänkerten und hatten einen Vertrag, an dessen Ende eine Stange Geld und die Aussicht auf ein Date mit Ace stand. Das war doch von Anfang an klar gewesen. „Ich… nein, ich… Zorro und ich, wir sind nur…“ stammelte er, mit heiserer Stimme und klopfendem Herzen. Er hatte das Gefühl, dass sich auf seiner Stirn das Wort „Lügner“ formte, während eine Stimme in ihm schrie, dass das doch Blödsinn war, warum um alles in der Welt er so unsicher war, diese Frage mit „Nein!“ beantworten zu können. Er liebte Ace, er tat alles für ihn, er quälte sich und schwitzte stundenlang und aß nur noch 1000 Kalorien am Tag, um ihm zu gefallen und sein Herz zu gewinnen. Zorro spielte dabei doch absolut keine Rolle, mal abgesehen davon, dass er ihm bei der Verwirklichung seines Zieles half. Oder?! „Du musst nicht gleich antworten… denk in Ruhe darüber nach. Ich schaue Zorro jetzt schon seit einer Ewigkeit hinterher, da kommt es auf ein paar Tage nicht mehr an. Aber sei ehrlich mit deiner Antwort.“ Tashigi stand auf, umarmte ihn nochmal flüchtig und ging dann zurück, durch die Drehtür in den Sauna- und Massagebereich des Studios, von wo sie ihm nochmal knapp über die Schulter zu lächelte, bevor ihr schwarzer Haarschopf hinter einem Vorhang verschwand. Sanji blieb wie versteinert zurück, mit in seinen Ohren wummerndem Herzschlag und einem Kopf voller Fragezeichen. Irgendwie wünschte er sich, dass er gar nicht erst Bedenkzeit bekommen hätte. Jetzt musste er tatsächlich darüber nachdenken, und allein schon der Gedanke daran machte ihm Angst. ‚Ace… denk an Ace. Du bist total verknallt. Und Zorro ist dein Trainer. NUR dein Trainer.‘ Wieder und wieder rief der Koch sich diesen Satz ins Gedächtnis, während er das Fitnesscenter verließ und den Weg nach Hause trottete. Sonst schaute er immer in die Geschäfte hinein, beobachtete die Menschen auf der Straße und dachte daran, welchen Film er sich abends ansehen konnte. Heute nahm er kaum etwas von seiner Umgebung wahr, so sehr war er durch den Wind. Tashigi war nun die zweite Person, die ihm sagte, dass Zorro ihn so offensichtlich mochte. Auch Robin hatte es ihm gesagt, und obwohl er die Äußerung als lächerlich abgetan und schnell verdrängt hatte, kam sie jetzt wieder hervorgekrochen und hallte ihm in den Ohren nach. Was, wenn wirklich etwas dran war an der Behauptung? Was, wenn dieser arrogante, egozentrische, trainingssüchtige Mooskopf tatsächlich Interesse an ihm hatte? Sanji rieb sich die Stirn und versuchte, das Chaos in seinem Kopf zu sortieren. Angenommen, es stimmte wirklich. Was bedeutete das für ihn? Machte es denn einen Unterschied? Das Pochen in seiner Brust beantwortete die Frage schneller, als Sanji überhaupt darüber sinnieren konnte. Aber wieso denn auf einmal? Die ganze Zeit hatte es nur Ace gegeben, niemanden anderes außer Ace, seinem großen Schwarm. Und plötzlich war da dieser Muskelprotz, von jetzt auf nachher, ohne dass er etwas davon gemerkt haben sollte? Was, wenn er sich das nur einredete, weil Robin und Tashigi es mal eben behaupteten? Robin hatte ja auch angedeutet, dass Sanji den Grünhaarigen zu mögen schien… „Ahrg!“ Sanji hatte das Gefühl, dass sein Kopf der Überhitzung nahe stand und ihm längst schon Rauch aus den Ohren quoll. Als er den Blick hob, um im nächsten Schaufenster nachzusehen, dass noch alles in Ordnung war, fand er sich direkt vor Vivis Konditorei wieder. Beinahe augenblicklich stieg ihm auch schon der süßliche Geruch von Kuchen und Gebäck in die Nase, und keine 3 Sekunden später knurrte sein Magen in ohrenbetäubender Lautstärke. Nein… nicht auch das noch… das konnte er doch gerade gar nicht gebrauchen! Bei so viel Gefühlswirrwarr und Gedankenchaos und Hilflosigkeit angesichts seiner eigenen Unentschlossenheit trugen ihn seine Füße direkt dorthin, wo die Verlockung am größten war. Den betörenden Geruch immer noch in der Nase, starrte Sanji durch die Fensterscheibe und hätte bei dem Anblick, der sich ihm im Laden bot, fast angefangen zu sabbern. Was hätte er jetzt für ein Stück frischgebackenen Apfelkuchen gegeben? Oder ein mit Puderzucker bestäubtes Schokoladencroissant? Oder eins von Vivis handgefüllten Eclairs, deren Rezept sie partout nicht rausrücken wollte, egal wie oft und wie charmant er bettelte? Vergeblich appellierte Sanjis Gewissen an seinen Magen, dass er sich zusammenreißen sollte, dass er doch schon so lange durchgehalten hatte, dass es doch nur noch 12 Tage waren, die er standhaft bleiben musste – seine Beine bewegten sich wie automatisch in den Laden hinein, immer diesem Duft hinterher, der in der Flut von Emotionen, die ihn gerade überrollte, wie ein Rettungsanker schien. Scheiß auf die Diät – er brauchte Zucker. Jetzt. Sofort! „S-Sanji-san… ist alles in Ordnung? Du… du siehst so blass aus?“ Das blauhaarige Mädchen trat hinter der Theke hervor und fasste ihren Freund an den bebenden Schultern, kaum dass sie ihn gesehen hatte. „Ist was passiert?“ – Sanji schüttelte den Kopf. „Nein… ja… egal! Vivi-chan, ich brauche was Süßes…“ Es war erschreckend, wie jämmerlich seine Stimme klang. Fast, als wäre er den Tränen nahe. Zu seinem eigenen Entsetzen stellte Sanji fest, dass das auch der Fall war. Er war komplett aufgelöst. Vivis Miene verzog sich bei diesen Worten in eine Mischung aus Unwillen und Sorge. „Aber Sanji… ich dachte du bist auf Diät, ich dachte du darfst nicht! Ich meine, du hast mir doch selber gesagt, egal wie viel du jammerst, ich soll nicht nachgeben…“ – „Das ist aber ein Notfall!“ – „Ich weiß doch selber, wie hart das sein kann. Aber… ich finde, man sieht schon richtig was! Echt, du siehst toll aus!“ Ehrlich bemüht legte das Mädchen einen Arm um die schmalen Schultern des Kochs und versuchte, ihn ein wenig von der Theke wegzuschieben. „Komm, wir setzen uns kurz, ich mach dir nen Kaffee und…“ – „Vivi-chan!“ Es hätte nicht viel gefehlt, und Sanji hätte geschrien. Jedenfalls erhob sich seine Stimme deutlich über den Level, auf dem er sonst mit einer Frau sprach. „Ich will keinen Kaffee, ich brauche Zucker, ich brauche Kuchen, ich brauche jetzt deine Hilfe also BITTE! Bitte… gib mir ein Stück.“ Der Blick auf den großen blauen Augen war so flehend, dass Vivis Widerstandsversuche wie Regen im Sand versiegten. „Ist gut. – Was möchtest du?“ Mit schlechtem Gewissen, aber sichtlich geschlagen, trat sie hinter ihre Theke zurück, griff sich einen Teller und den Kuchenschieber. „Egal was… nein, irgendwas mit Sahne.“ nuschelte Sanji mit gesenktem Kopf, den er zwischen den Armen vergraben hatte. Vivi schaute bei dieser Bestellung äußerst gequält drein. „Willst du nicht wenigstens Zitronenkuchen, der ist ohne Butter…“ Doch Sanjis Blick brachte sie zum Schweigen, und sie schob ihm ein großes Stück Himbeer-Tiramisu-Torte auf den Teller. Bevor sie es dem Blonden hinstellte, unternahm sie einen letzten verzweifelten Versuch, ihn von der Sünde abzuhalten. „Lass uns drüber reden, vielleicht finden wir eine Lösung, was auch immer dein Problem ist. Schmeiß doch nicht alles hin…“ Doch es war vergebens. Wortlos nahm Sanji ihr den Kuchenteller aus der Hand und griff nach der Gabel, die neben der puren Verführung auf dem Porzellan lag. Innerlich schämte er sich vor sich selbst für seine mangelnde Selbstbeherrschung. Er wusste, dass er gerade kapitulierte ohne sich gewehrt zu haben, und er konnte Zorros wütendes Gesicht förmlich sehen, wie es ihn anfunkelte, weil er schwach geworden war. Beinahe war es ihm, als könne er den Grünhaarigen sogar hören, seine tiefe brummige Stimme, die rief… „WAG ES NICHT!!!“ Die Ladentür flog auf, und bevor die erste Gabel voll Torte seinen Mund erreichen konnte, wurde sie Sanji ziemlich unsanft aus der Hand gerissen. Ohne viel Federlesen warf Zorro das Besteck mitsamt dem großen Himbeer-Tiramisu-Happen auf den Teller zurück, den er Vivi mit grimmiger Miene zuschob. „Na los, weg mit dem Zeug, bevor noch ein Unglück passiert!“ schnauzte er sie an. Vivi wurde blass, tat aber sofort wie ihr geheißen, während sie insgeheim dankbar dafür war, dass Zorro sich so heldenhaft zwischen Sanji und die Kalorienbombe geworfen hatte. Schnell verstaute sie den Teller in der Abstellkammer, wo sie Pause machen konnte, wenn gerade keine Kundschaft im Laden war. Sie würde sich der um ein Haar angeknabberten Torte widmen, sobald die beiden Männer wieder weg waren – auf den Schreck sozusagen. Als sie wieder hinter die Theke trat, wurde sie Zeuge einer der heftigsten Auseinandersetzungen, die sie jemals gesehen oder gehört hatte. Vor allem gehört. Liebe Güte, hatte Sanji eine Stimmgewalt! „WIE KOMMST DAZU MIR EINFACH MEINEN KUCHEN WEGZUNEHMEN??!!“ schrie der Blonde seinen Trainer gerade an, mit sich fast überschlagender Stimme und zornrotem Kopf. Zorro jedoch schien sich davon kein Bisschen beeindrucken zu lassen und keifte ebenso laut zurück: „WEIL ICH DAFÜR SORGE TRAGE, DASS DU IN FORM KOMMST!! WIR HATTEN EINE ABMACHUNG, SCHON VERGESSEN?! KEINEN SÜßKRAM MEHR! UND DANN KOMM ICH HIER VORBEI UND WAS SEH ICH?! DU ZIEHST DIR HIER EISKALT NE HALBE TORTE REIN!“ – „ES WAR DOCH NUR EIN POPLIGES STÜCK!“ wehrte Sanji sich. Auch das ließ Zorro nicht gelten. „AUS DEM EINEN STÜCK WÄRE DIREKT DANACH EIN ZWEITES UND DRITTES GEWORDEN!!ICH KENN DICH MITTLERWEILE! DU FINDEST KEIN ENDE! DESWEGEN HAB ICH GESAGT, ES GIBT NIX MEHR, AUCH KEINEN EINZELNEN KEKS ODER LÖFFEL VOLL EISCREME ODR SONSTWAS!“ – „ICH BRAUCH ES ABER!!“ Jetzt klang der Blonde schon richtig verzweifelt und sah hinüber zu Vivi, als wollte er sie um Beistand bitten. Die junge Frau räusperte sich und rang mit den Händen. „Ich… ich wollte es ja auch nicht, aber er schien so verzweifelt… irgendwas lag ihm auf der Seele, und wenn Sanji Kummer hat, dann braucht er…“ – „Zucker. Ich weiß. Was bist du bloß für ein Weichei!“ Mit einem Schnauben fiel der Grünhaarige ihr ins Wort und verzog die Mundwinkel voller Verachtung. „SO kriegst du deinen Ace niemals in die Kiste. Glaubst du, mit ner Wampe voller Sahnetorte kannst du ihn hinterm Ofen hervorlocken? Der lacht dich genauso aus wie beim letzten Mal! Auf sowas steht kein Kerl, der bei Verstand ist!“ Sanjis Herz blieb bei diesen Worten fast stehen. Diese Aussage traf ihn mit voller Wucht, und es tat einfach nur verdammt weh. War das wirklich der Mann, der ihn angeblich mochte? Der laut Robin und Tashigi Gefühle für ihn hatte? Dieser Klotz war zu sowas wie Zuneigung doch nicht mal in der Lage! Fest biss der Koch sich auf die Unterlippe und schluckte tapfer die Tränen herunter. Nein – Zorro wollte ihn nicht, und Ace auch nicht, und überhaupt hatte er keine Lust mehr auf diesen ganzen Scheiß! „Hau doch einfach ab und lass mich in Ruhe Kuchen essen.“ murmelte er mit gesenktem Blick, den Oberkörper von Zorro weggedreht. „Na los! WAS WILLST DU NOCH HIER?!“ Der Ältere runzelte die Stirn, als habe er nicht richtig verstanden. „Glaubst du allen Ernstes, dass ich tatenlos dabei zusehe, wie du hier all unser Training zu Nichte machst? Da kennst du mich aber schlecht!“ Sanji platzte fast der Kragen „UND WAS WILLST DU DAGEGEN TUN?! HÄH?! MICH ANKETTEN?!“ entfuhr es ihm voller Trotz und auch Verzweiflung. Im selben Moment bereute er die Frage auch schon. Er kannte Zorro mittlerweile, und er wusste, zu was für zweifelhaften Methoden der Grünhaarige zu greifen pflegte, um ihn in Schach zu halten. Und natürlich kam es, wie es kommen musste. „Zu allererstmal hol ich dich aus der Gefahrenzone.“ erklärte der Trainer erstaunlich ruhig, ehe er ihn packte und sich über die Schulter warf. Sanji erstarrte, fing dann aber nach einer Schrecksekunde mit neuer Kraft an zu strampeln und auf den breiten Rücken einzuschlagen. Scheinbar hatte Zorro vor, es zu einem Standardritual zu machen, dass er den Koch durch die Gegend trug, wenn dieser nicht so wollte oder konnte wie geplant. Aber nicht mit ihm! So nicht! Er war doch kein Püppchen, dass sich jeder Muskelmacho einfach so über den Rücken schmeißen konnte, als wären sie im finsteren Neandertal! „Sag mal hackts jetzt komplett?! LASS MICH SOFORT RUNTER! AUF DER STELLE! HÖRST DU MARIMO!! ICH HAB ES SATT DASS DU MICH TRÄGST! ICH HAB ES SATT, DASS DU MICH BEHANDELST ALS HÄTTE ICH KEINE EIGENEN FÜßE!! ICH KANN BESTENS ALLEINE LAUFEN UND EINEN FREIEN WILLEN HAB ICH AUCH NOCH UND…“ Zorro stieß die Ladentür notgedrungen mit dem Fuß auf, seine Hände waren viel zu sehr damit beschäftigt, den zeternden Blonden zu bändigen. „Sorry für die Störung.“ brummte er knapp in Vivis Richtung, die beeindruckt und auch etwas geschockt hinter ihrer Theke stand, und stapfte aus dem Laden hinaus. Selbst als die Tür schon ins Schloss gefallen war, konnte das Mädchen noch deutlich hören, wie sich Sanji Luft machte und Zorro aufs Übelste beschimpfte, dass die Ohren klingelten. Mit klopfendem Herzen holte die Blauhaarige das Stück Torte aus der Abstellkammer und versenkte die Gabel darin. Wahnsinn… was für ein Auftritt! Das war ja fast wie im Kino! Jetzt hatte auch sie mal aus nächster Nähe erlebt, wie streng Sanjis Trainer war. Zorro zeigte vollsten Körpereinsatz, wenn es darum ging, dass Sanji sein Fitnessprogramm durchzog, sowas sah man auch nicht alle Tage… Und während sie so dastand und an dem Himbeer-Tiramisu kaute, dachte Vivi verträumt darüber nach, wie schön es sein musste, so einen energischen und gutaussehenden Trainer zu haben, der einen sogar eigenhändig aus der Konditorei trug, wenn die Verlockung zu groß wurde. Sanji konnte sich wirklich glücklich schätzen! >>> >>> <<< <<< „Sanji, das ist albern.“ – „DU bist albern! Geh endlich von der Tür weg! Das hatten wir alles schon, und ich war wirklich immer tolerant gegenüber deinen Foltermethoden, aber heute langt es mir! Heute lass ich nicht alles mit mir machen!“ Schwer atmend stand Sanji im Flur seiner Wohnung und starrte Zorro an, der mit regungsloser Miene und vor der Brust verschränkten Armen die Eingangstür bewachte. Der Grünhaarige machte nicht den Eindruck, als würde er in näherer Zeit zur Seite weichen. Wie Zerberus persönlich stand er da, und Sanji beschlich der Verdacht, dass er solange seine Position halten würde, bis er ihm den Rücken gekehrt und sich in sein Schlafzimmer verkrochen hatte. Grimmig biss er die Zähne aufeinander. SO schnell würde er nicht aufgeben! „Wenn es sein muss, warte ich die ganze Nacht.“ – „Dann haben die Supermärkte zu.“ – „Es gibt Tankstellen.“ – „Ich geh hier nicht weg.“ – „Irgendwann musst du aufs Klo!“ – „Ich lass es halt laufen.“ – „DER TEPPICH WAR TEUER DU TRAMPEL!“ zischte Sanji böse. „Ein Date mit Ace ist unbezahlbar.“ – „SCHEIßE NOCHMAL! GEH ENDLICH VON DER TÜR WEG!!“ In einem Anflug von Wahnsinn griff Sanji nach Zorros Kragen und schüttelte ihn heftig. „UND WENN DU NICHT GEHST, SPRING ICH AUS DEM FENSTER! ES IST NUR DER ERSTE STOCK! UND WENN DAS AUCH NICHT GEHT, SCHLAG ICH DIE TOILETTE KLEIN UND KRIECH DURCH DIE KANALISATION!! ALSO GEH… ENDLICH… endlich weg…“ Kraftlos und heiser lehnte der Koch seine erhitze Stirn an Zorros Brust, während die Arme nach unten sanken. Nur noch mit den Fingerspitzen hielt er den Kragen fest. „Ich brauch wirklich was Süßes…“ wimmerte er, gedämpft von dem Baumwollstoff über Zorros Oberkörper, und er hasste sich dafür, wie kläglich es klang. Zorro verdrehte die Augen und legte beide Hände auf Sanjis bebende Schultern. „Bist du so auf Entzug, dass du deswegen anfängst zu heulen? Oder warum bist du plötzlich so fixiert auf Süßkram? Ist was passiert?“ Sanji schluckte und kämpfte mit seiner Beherrschung. Was für eine Frage – klar war was passiert! Ganz offensichtlich mochte er diesen Idioten, der sich in seinem Flur und Leben breit gemacht hatte! Obwohl dieser so ekelhaft zu ihm war! Und obwohl er doch in Ace verliebt war! Durfte man da nicht ein bisschen durch den Wind sein? „Idiot, rede mit mir. Erzähl mir, was los ist. Gut, ich bin weder Hobbypsychologe, noch kenn ich mit Zuckerentzug aus, und von den Pienzproblemen, mit denen du dich herumschlägst, hab ich vermutlich auch keine Ahnung. Aber du wirst sehen, danach geht’s dir besser und der Schokojieper ist weg.“ murmelte Zorro und zwang seinen Gegenüber, ihm in die Augen zu sehen, in dem er sein Kinn mit der Hand nach oben schob. „Was ist los?“ Sanjis Augen trafen sich mit den grünen des Trainers, und schlagartig jagte ihm eine Gänsehaut über den Rücken. Seine Knie wurden weich, als dieser intensive Blick ihn förmlich durch bohrte. Es ihm erzählen… als wäre das so einfach! ‚Zorro, ich hab gesagt bekommen, dass du mich magst, und ich glaube ich mag dich auch, aber eigentlich liebe ich ja Ace. Das überfordert mich gefühlsmäßig, deshalb brauch ich was zum Naschen.‘ Etwa so? Oder vielleicht noch eine Spur dämlicher? Es war unmöglich, Zorro zu sagen, warum er sich gerade so mies fühlte, dass sein Körper nach Schokolade oder Vergleichbarem schrie, ohne sich dabei zum Affen zu machen. Und für eine detaillierte Erklärung, die ihn weniger peinlich dastehen ließ, würde der Grünhaarige keinen Nerv und vermutlich auch kein offenes Ohr haben. „Schön, wie du willst.“ Zorro zog den Wohnungsschlüssel ab, stopfte ihn sich in die Hosentasche und sah Sanji dann in aller Seelenruhe an. „Da ich mir ja schlecht nen Pyjama von dir leihen kann, wirst du es gestattet, dass ich in meinen Boxershorts schlafe. Sind auch frische.“ – „Du… was? Moment mal… hey!“ – „Keine Sorge, ich weiß wo das Schlafzimmer ist.“ Fest umfasste der Größere das Handgelenk des Kochs und zog ihn mit sich, durch den Korridor am Wohnzimmer und der Küche vorbei, bis hinein in Sanjis Schlafgemach. „Na los, mach dich bettfertig.“ – Der Blonde war so perplex, dass er sich nicht mal wehren konnte. „Sag mal spinnst du jetzt komplett? Willst du etwa mit mir schlafen?!“ – „Fürs erste Mal nur ‚bei‘ dir. Den Rest heb ich mir für dann auf, wenn du endlich gut aussiehst und Ace sich als streng hetero rausgestellt hat.“ entgegnete Zorro mit all der Gelassenheit, die er aufbringen konnte, damit Sanji bloß nicht merkte, wie sehr ihm diese Frage eben den Wind aus den Segeln genommen hatte. Willst du mit mir schlafen… dachte der Idiot eigentlich mal vorher nach, bevor er den Mund aufmachte?! Als Zorro sich seines T-Shirts und der Hosen entledigte, nachdem er seine Schuhe abgestreift hatte, dämmerte es Sanji, dass sein Trainer es absolut ernst meinte und tatsächlich bei ihm schlafen wollte. In seinem Bett. Während er daneben lag. Was zum Teufel bildete dieser dreiste Kerl sich eigentlich ein? Wie kam er dazu?! Genau das fragte er auch, ziemlich erbost. „Ganz einfach – ich will nicht, dass du bei einem Fluchtversuch im Fensterrahmen oder im Abwasserrohr stecken bleibst. Also bleibe ich hier und passe auf. – Hast du keinen Pyjama?“ Sanji war einfach nur noch baff, wie eiskalt Zorro ihm das unter die Nase rieb. Und er hätte sich selbst in den Arsch beißen können, dass er bei ihrem vorangegangenen Streit so viel Mist gesagt hatte und Zorro damit eine 1-A Vorlage gab, hier zu bleiben und ihm eine vermutlich schlaflose Nacht zu bescheren. „Ich… nein ich…. Du erwartest doch nicht etwa, dass ich mich jetzt vor dir ausziehe, oder was?!“ fauchte er, weil ihm nichts besseres einfiel. „Außerdem schläfst du wenn überhaupt im Wohnzimmer und… hey! FLOSSEN WEG!!“ Zorro legte beide Arme um ihn und zog ihn praktisch aufs Bett, in eine feste Umarmung hinein. „Als hätte ich deine Schwabbelstellen nicht schon längst gesehen… aber schön, dann bleib halt hochgeschlossen.“ Und damit war für den Grünhaarigen das Gespräch beendet. Sanjis Herz pochte bis zum Hals, und er bekam erneut Gänsehaut. Die zweite in 10 Minuten und ausgelöst durch Körperkontakt zu seinem Nemesis. Das war doch jetzt nicht wahr… wieso zum Teufel lag er jetzt in Zorros Armen, und das für die nächsten 9 Stunden?? Wie sollte er das denn überleben? Und war das jetzt tatsächlich nur, damit er nicht türmte und sich Nervennahrung besorgte, oder hatte Zorro dabei eiskalte Hintergedanken? Vorsichtig versuchte Sanji über die Schulter zu schielen und sah fassungslos, dass Zorro die Augen geschlossen hatte und sein Atem tief und regelmäßig ging. Dieser Irre war tatsächlich eingeschlafen!! Sanji hätte es ja niemals zugegeben, aber irgendwie hatte er doch mit einem Annäherungsversuch gerechnet… wenigstens mit ein bisschen Fummeln… aber tote Hose! Anscheinend hatte er ja wirklich nicht viel Sexappeal, wenn der Ältere keine Minute brauchte, um mit ihm in den Armen einzupennen. Zu all seiner Verwirrung nun auch noch gekränkt schloss Sanji ebenfalls die Augen und wusste jetzt schon: Eine der schlimmsten Nächte seines jungen Lebens stand ihm bevor. Und hätte er gewusst, was Zorro in diesem Moment dachte, hätte er wohl noch schlechter in den Schlaf gefunden, der ihn erst gegen 0 Uhr einholte. ‚Wieso bloß fühlt sich dieser dämliche Blondschopf SO gut an?‘ ~ Ende Kapitel 8 ~ Ich weiß, ich weiß, das Kapitel war ewig lang, aber irgendwie wollte ich nicht zu abrupt den Schlusspunkt setzen... trotzdem vielen Dank fürs Lesen! >/////< Kapitel 9: Betrinkt euch und schaut, was dabei rauskommt... ----------------------------------------------------------- Kapitel 9 – Betrinkt euch und schaut, was dabei rauskommt… ‚Ich versteh langsam, was der Idiot an seiner Dusche so toll findet, dass er stundenlang drunter steht…‘ schoss es Zorro durch den Kopf, als er unter dem prasselnden Wasser stand und sich mit einem von Sanjis teuren und duftenden Duschölen einrieb. Für streichelzarte Haut – dass die Werbung hielt, was sie versprach, davon hatte er sich letzte Nacht überzeugen können. Sanjis Haut war so zart, dass er gerne mehr gemacht hätte als nur streicheln. Zorro kniff die Augen zusammen und lehnte seine hohe Stirn gegen die Kacheln der Duschkabine. Genau diese nicht jugendfreien Gedanken hatte er gehofft, mit einem kalten Schauer aus seinem Kopf spülen zu können. Ganz davon abgesehen, dass er mit einer Beule in den Boxershorts aufgewacht war, die nicht mehr feierlich war, und die dringend beseitigt werden musste, bevor Sanji wach wurde und ihn wegen sexueller Belästigung anzeigte. Nachdem er ihn nur im Handtuch auf die Straße gesetzt hatte, wohlgemerkt. Noch immer hatte Zorro das Gefühl, den Koch in seinen Armen liegen zu haben und den Duft seiner blonden Haare erschnuppern zu können. Er hatte Ewigkeiten gebraucht, um in den Schlaf zu finden. Sanji lag einfach nur verdammt gut im Arm und sah dabei so niedlich aus, dass selbst der hartgesottenste Fitnesscoach weich wurde und zum Kuschelbär mutierte. Scheiße… es war ein Fehler gewesen, über Nacht zu bleiben. Es hatte alles nur noch schlimmer gemacht, und mittlerweile wusste Zorro, dass er bis über beide Segelohren verliebt war. In einen Mann, den er nicht haben konnte und der ihn vermutlich umbringen würde, wenn er es herausfand. Das war doch alles nur noch zum Kotzen! Frustriert drehte der Grünhaarige das Wasser ab, nachdem er ein letztes Mal kalt abgebraust hatte, und stieg aus der Dusche. Mit einem von Sanjis flauschig-weich gespülten Handtüchern trocknete er sich ab, ein zweites band er sich um die Hüften. Wie erwartet, fand er in Sanjis ordentlich sortiertem Badezimmerschrank eine Gästezahnbürste, noch originalverpackt, für den Fall das unangemeldet jemand vorbei kam und bei ihm nächtigte. Vielleicht hätte Ace irgendwann mal diese Zahnbürste ausgepackt, bei seiner ersten Übernachtung… Ein tiefes Brummen stieg Zorro die Kehle empor, und er drückte die Zahnpastatube sehr unsanft aus, so dass es ein Wunder war, dass sie nicht platzte. Besser, er machte sich andere Gedanken. Schönere Gedanken. Von Sanji, wie er neben ihm lag, wie sein Po gegen seinen Privatbereich drückte, während sein Bäuchlein wie maßangepasst in seiner Hand lag… AHRG!! Ärgerlich spuckte Zorro rosa-weißen Erdbeerschaum und hustete, weil er sich bei seinen lebhaften Erinnerungen an letzte Nacht daran verschluckt hatte. Solche Gedanken brachten ihn doch kein Stück weiter! Und dabei waren es noch 11 Tage, die er und Sanji miteinander verbringen würden. Wie um alles in der Welt sollte er das bloß überleben, ohne vollends den Verstand und obendrein sein Herz zu verlieren? Zorro hatte keine Ahnung. Er wusste nur, dass er sich mittlerweile aus tiefster Seele wünschte, diesen Auftrag niemals angenommen zu haben, egal wie lukrativ er im Endeffekt auch sein mochte. Es wäre wirklich besser für alle Beteiligten gewesen, vor allem aber für ihn selbst. >>> >>> <<< <<< Sanji saß in seinem Bett, die Decke bis unters Kinn und die Knie angezogen und starrte aus müden Augen sein zerzaustes Spiegelbild an. Natürlich war er wach geworden, als der Arm um seine Taille und vor allem die Wärme von Zorros Körper sein Bett verlassen hatte. Und bei dem kurz darauf einsetzenden Prasseln der Dusche hatte er auch nicht wieder einschlafen können, ganz zu schweigen davon, dass er viel zu aufgewühlt dazu war. Sie hatten tatsächlich die Nacht miteinander verbracht – zwar angezogen und ohne jeglichen Austausch von Zärtlichkeiten, aber in ziemlich enger Löffelchenstellung und mit eifrig pochenden Herzen. Denn dass auch der Grünhaarige enormes Herzklopfen gehabt hatte, daran konnte der Koch sich noch vage erinnern. Dabei hätte er schwören können, dass sein Trainer ihn absolut unerotisch fand, so wie er immer an ihm herum krittelte und ihm vorhielt, wo er überall noch zu dünn oder zu dick, zu undefiniert oder zu schwabbelig war. Nein, Sanji hätte die Hand dafür ins Feuer gelegt, dass er in Zorros Augen bestenfalls so attraktiv war wie eine Presswurst im Stretchanzug. Aber ganz so schlimm konnte es ja dann doch nicht sein, wenn der Ältere sich die ganze Nacht nicht aus der Kuschelstellung heraus bewegt hatte. War er am Ende vielleicht doch schon so gut in Form, dass Zorro sich für ihn erwärmen konnte? Es waren immerhin schon fast drei Wochen vergangen, in denen er sich und seinen Körper so diszipliniert ernährt und sportlich gefordert hatte wie noch nie zuvor… Erwartungsvoll kletterte Sanji aus dem zerwühlten Bett und tapste zum Spiegelschrank hinüber. Er nahm sich nicht die Zeit, sich zu tadeln, dass er tatsächlich in seinen Straßenklamotten geschlafen hatte, sondern streifte Pullover und Unterhemd hastig über den Kopf. Mit entblößtem Oberkörper stand er dann vor der Spiegelfront und betrachtete sich eingehend. Vor lauter Enttäuschung zog sich sein Magen unangenehm zusammen. Gut, vielleicht war es auch Hunger, weil er seit dem vergangenen Nachmittag nichts mehr gegessen hatte. Fakt war aber, dass da war kaum was zu sehen war. Vielleicht wenn er die Muskeln anspannte und ein bisschen Bauch einzog? Sanji hielt die Luft an und konzentrierte sich darauf, seinen Oberkörper feste anzuspannen, so wie er es immer bei den Übungen im Studio machte – doch er sah immer noch keinen Unterschied. „Na toll…“ Frustriert atmete der Blonde wieder aus und ließ die Schultern hängen, so dass die Arme neben seinem Körper baumelten. So viel Schinderei, und man sah immer noch nichts! Wenn das mal kein Betrug war, was dann? Er hätte gestern gut und gerne 5 Stück Torte essen können und nen riesen Eisbecher hintendrauf, und es hätte nichts geändert! „Das ist doch Beschiss…“ murmelte Sanji missmutig und drehte sich um, nur um mitten in der Drehung gegen einen halbnackten Zorro zu prallen. „S-Sorry!“ – „Was ist Beschiss?“ Zorro richtete sein lose gebundenes Handtuch und sah seinen Gegenüber erwartungsvoll an. Was genau Sanji gemeint hatte, hatte er nicht mitbekommen, aber allein schon die Tatsache, dass der Koch oben ohne durch die Gegend lief, machte ihn stutzig. Das tat Sanji in seiner Gegenwart sonst nie, vermutlich weil er Komplexe oder ähnliches schob. „Hmm? Jetzt sag schon.“ – „Ich… nichts…“ Peinlich berührt wich Sanji dem Blick des Grünhaarigen aus und griff nach einem frischen Hemd. Was für eine blöde Situation – hatte Zorro mitbekommen, wie er sich im Spiegel begutachtet und herum gepost hatte? Hoffentlich nicht, sonst würde es sicherlich wieder dumme Sprüche hageln, die unweigerlich zum Streit führten. Und darauf hatte er gerade absolut keine Lust. Er wollte das Schlafzimmer verlassen und das frei gewordene Bad ansteuern, als Zorros Hand sich fest um seinen Arm legte. „Ich hab dir ne Frage gestellt, Sanji.“ brummte er, leise und alles andere als motzig. Es klang ehrlich interessiert. „Ich hab doch gesagt… ich… ist doch unwichtig! Ich hab einfach nur festgestellt, dass man noch nichts von dem ganzen Training sieht! Und jetzt kannst du mich auslachen, weil ich so blöd war zu glauben, dass es so schnell geht, und dann kann ich duschen gehen.“ knurrte der Blonde und bekam dabei ziemlich rote Ohren. „Wir können das Auslachen auch gern überspringen, ich würde nämlich echt gerne… h-hey… gib mein Hemd wieder her!“ – „Komm du erst mal vor den Spiegel.“ Zielstrebig zog Zorro den widerstrebenden Koch zu sich und dann vor den Schlafzimmerschrank, wo er ihn mit der Nase fast ins Glas stieß. „Idiot… jetzt hör mal zu und sieh vor allem hin. Ich gebe zu – Superman bist du noch lang nicht. Aber hier…“ Langsam fuhr er mit beiden Händen über Sanjis Schultern und Oberarme, drückte zu und knetete leicht. „Hier spürt man deutlich, dass du Hanteln stemmst und ziehst und Liegestütze machst. Weißt du noch, wie du am Anfang nach der zweiten zusammengeklappt bist? Gestern hast du fast 60 geschafft.“ Zorros Hände fuhren nach vorne, über Sanjis entblößte Brust. „Hier…“ Nach hinten zum Rücken. „Und hier auch, da ist Kraft dazu gekommen. Auch wenn du immer noch einen schmalen Oberkörper für einen Mann hast, du bist nicht mehr so flach auf der Brust wie zu Beginn unseres Trainings.“ Sanji schluckte und verspannte sich leicht, als Zorros Fingerkuppen nach unten wanderten und über seine Taille nach vorne glitten. Die dunkle Stimme des Größeren streifte sein Ohr, als dieser weitersprach:„Auch wenn es nicht so aussieht aus deinem Blickwinkel, dein Speckbäuchlein ist wirklich kleiner geworden. Und vor allem straffer. Fühl selber.“ Damit griff er nach Sanjis Händen und legte sie auf seinen Bauch, wo er einmal auf und ab strich, dann vor und zurück. „Nicht übel, oder? Unter der ganzen Eiscreme stecken jetzt richtige kleine Bauchmuskeln. Und der Rettungsring ist auch schon viel schmäler als am Anfang.“ Abermals zogen Zorros Hände weiter, über die Hüften, die sie einmal liebevoll knautschten, hinunter zu Sanjis Po. „Und wenn Ace nichts überzeugt – dein Arsch wird es schon retten. Der sieht nämlich mittlerweile richtig gut aus vom Laufen, Schwimmen und Radfahren. Wenn du dich in ne enge Jeans quetscht, fängt dein Herzbube glatt an zu sabbern. Und jetzt sag nochmal, man würde noch nicht sehen, dass sich das ganze Training auszahlt. Beleidige mich nicht, Sanji – und dich auch nicht. Wir haben echt viel geleistet. Also verkneif dir noch ein bisschen länger deinen Zucker. Es lohnt sich.“ Sanji fehlten die Worte angesichts dieser Flut von Komplimenten, die Zorro gerade von sich gegeben hatte. Die Stellen, an denen der Ältere seine Haut gestreift hatte, kribbelten jetzt noch, obwohl Zorro seine Hände längst wieder weggenommen hatte. Hitze wallte in ihm auf, und sie verlagerte sich rasch von der Gegend um seinen Bauchnabel in tiefere Regionen, um dort eine recht eindeutige Reaktion auf die Zärtlichkeiten hervorzurufen. Sanji schoss sämtliches noch verbleibendes Blut ins Gesicht. Scheiße!! „I-ich… bist du fertig im Bad? Prima! Ich will jetzt nämlich… ICH MUSS DUSCHEN!!“ So eilig hatte der Koch es wohl noch nie gehabt, ins Bad zu kommen, seit Zorro ihn jeden Morgen zum Sport schleifte. Meistens hatte sein Trainer ihn aus dem warmen Bett treten müssen, und bis Sanji aus dem Schlafzimmer war, hatte es nochmal gedauert. Jetzt aber konnte es ihm nicht schnell genug gehen, und er konnte erst wieder ausatmen, als die verschlossene Badezimmertür zwischen ihm und dem Grünhaarigen lag. Immer noch ungläubig starrte Sanji an sich herunter, auf die deutliche Wölbung in seinen Schlafshorts, die das bewies, was er seit gestern schon vermutet hatte. Er war scharf auf Zorro. Und Zorro wusste es. Zumindest hatte er gesehen, wie Sanji auf seine kleine Ansprache mit Körperkontakt reagiert hatte, und es hatte ihn mehr als staunen lassen. Auch wenn er es nie gesagt hätte, so brannte ihm doch die Frage auf der Seele, ob das jetzt nur wegen der langen partnerlosen Durststrecke war, die Sanji schon hinter sich hatte, oder ob er ihn tatsächlich erregt hatte, weil… nun, weil er es war. Zorro rieb sich den Nacken und spürte, wie auch ihm eine leichte Röte ins Gesicht stieg. Na sowas – der Koch fand ihn scheinbar gut, und das trotz der Schwärmerei für Ace. Sollte er sich jetzt freuen? Oder machte das die ganze Situation nicht noch verzwickter für sie beide? Was würde denn jetzt geschehen? Energisch schüttelte Zorro den Kopf und versuchte, seine mal wieder überschäumende Phantasie zu zügeln, während er für Sanji einen Müslishake mixte und in ein großes Cocktailglas goss. Er würde es dem Blondschopf überlassen, wie es mit ihnen weitergehen sollte. Etwas gegen Sanjis Willen zu versuchen war mit Sicherheit ein Himmelfahrtskommando, da war es besser, er ließ den Koch erst mal für sich entscheiden, was dieser überhaupt wollte. Er hätte die Hand dafür ins Feuer legen können, dass Sanji davon nicht den geringsten Schimmer hatte. Der war eindeutig der Typ dafür, der von seinem eigenen Gefühlschaos zum Narren gehalten und behindert wurde. Zorro hielt inne. Und er selbst? Was wollte er denn? Sein pochendes Herz und die leicht verknoteten Innereien gaben ihm prompt die Antwort: Er wollte Sanji, und das in mehr als einer Hinsicht. Vor allem erst mal in einer bestimmten Hinsicht. Er konnte nur hoffen, dass der Koch dasselbe wollte, zumindest aber bald eine Entscheidung traf und die ihm auch mitteilte. Die ganz offensichtliche Beule in Sanjis Shorts ließ ihn jedenfalls ein wenig Hoffnung schöpfen, dass diese Entscheidung zu seinen Gunsten ausfallen könnte. Was dann mit ihnen geschah, konnte er sich ja überlegen, wenn es soweit war, und bis dahin – das nahm Zorro sich fest vor – würde er nicht mehr darüber nachgrübeln. >>> >>> <<< <<< „Du siehst echt mitgenommen aus…“ – „Schnauze.“ – „Nein, ehrlich, eine Leiche auf Urlaub ist nichts gegen dich, hast du mal in den Spiegel geguckt? Hast du die letzten Nächte eigentlich überhaupt geschlafen?“ Tashigis Stimme schien sich in seinen Kopf zu bohren, schön Stück für Stück wie ein Presslufthammer, mitten in seine Gehirnwindungen hinein, und es konnte nicht mehr lange dauern bis sie alles zu Matsch gequatscht hatte. Und das Schlimmste war, dass er kaum Kraft hatte, sich dagegen zu wehren, wo ihm sonst doch die schönsten Beleidigungen für seine Kollegin einfielen. Aber heute? Da war nichts mit ihm los… Und ihm war auch glasklar, wessen Schuld das war. Er brauchte nur rüber zum Ergometer zu gucken, wo Sanji gerade durch die Schweizer Alpen radelte – auf dem Bildschirm natürlich. Verdammter Koch! „Wie wäre es denn, wenn du ihm mal sagen würdest, was du empfindest?“ Zorro fuhr zusammen und krachte recht unsanft in das Hier und Jetzt zurück. „Was bitte?“ murmelte er zerstreut, im festen Glauben, sich verhört zu haben. Vermutlich halluzinierte er schon vor lauter rosa Zuckerwatte im Kopf. Doch Tashigis Miene verzog sich kaum, als sie ihn nach wie vor ernst und auch ziemlich bedrückt ansah und wiederholte: „Ich hab gemeint, du solltest Sanji vielleicht mal sagen, dass du ihn magst. Dann ginge es dir vermutlich besser.“ – „Du hast ja nen Schatten… wieso zum Teufel sollte ich sowas sagen? Wie kommst du da drauf?“ – „Weil man es dir an der Nasenspitze ablesen kann, du Blödmann!“ Energisch schnippste die junge Frau ihrem Gegenüber an die Stirn, so dass die grünen Strähnen, die ihm ins Gesicht hingen, auf und ab wippten. „Ihr schleicht schon seit Tagen umeinander rum, und ehrlich gesagt ist es kaum mehr mit anzusehen. Was ihr hier abzieht, ist die reinste Seifenoper, ein echtes Trauerspiel! Jeder kann sehen, dass da was zwischen euch steht und ihr beide zu stolz seid, um es zuzugeben. – Und versuch nicht, es zu leugnen, Zorro, das wird nicht funktionieren. Ich bin eine Frau, ich bin verliebt, ich weiß ganz genau wie jemand aussieht, der schmachtet. Und du schmachtest gewaltig, da wäre jeder Romeo neidisch. Warum sagst du es ihm nicht?“ Zorro wandte den Blick ab und verfluchte die weibliche Intuition, die selbst bei jemandem wie Tashigi so ausgeprägt zu sein schien, dass sie es bemerkt hatte. Erst diese Robin, jetzt das Suppenhuhn, was kam als nächstes? Spazierte die Bäckermaus herein und verkündete lautstark, sie würde die Hochzeitstorte für sie backen wollen, wenn sie sich endlich ihre Liebe gestanden? Setzte diese Nami dann einen Ehevertrag auf, damit ihr Oberkoch nicht übers Ohr gehauen wurde, falls sie sich wieder trennten? Hatte sich denn die ganze Frauenwelt gegen ihn verschworen und beschlossen, ihn zu einer Liebeserklärung zu nötigen? Und warum eigentlich gerade er? Warum nötigten sie denn nicht den blonden Hampelmann? Der war es doch schließlich, der nur von seinem Dramasternchen schwärmte und dann plötzlich wuschig wurde, wenn er ihm mal über den Po streichelte. „So rot wie du gerade wirst, wüsste ich zu gerne, woran du denkst.“ – „Halt bloß den Mund…“ nuschelte der Grünhaarige peinlich berührt und schob den Gedanken, wie gut sich Sanjis Hinterteil angefühlt hatte, schnell in eine entlegene Ecke seines Verstandes. Es wurde Zeit, dass er sich mal ein wenig zur Wehr setzte, da hatte er keine Zeit für solche Grabschphantasien! „Zuerst mal weiß ich ja wohl immer noch am besten, für wen ich wo und wann Gefühle habe, und brauche keine naseweise Klatschbase wie dich, die mir das vorschreibt. Und zweitens – selbst wenn ich was für diesen Idioten übrig hätte, hätte er es mit Sicherheit nicht für mich. Denn wie du sicherlich aus euren 3 Millionen Telefonaten weißt, steht Sanji auf Ace. Punkt! Wozu sollte ihm jemand, der auch nur halbwegs bei klarem Verstand ist, da seine Gefühle vor den Latz knallen, wenn er sie doch sowieso nicht erwidert?! Ja, da fällt dir nix mehr ein! Weil es Blödsinn wäre!“ – „Der einzige Blödsinn ist, was du gerade verzapfst. Seit wann bist du so feige und gibst dich kampflos geschlagen?“ In Tashigis Stimme lag Bitterkeit und auch unüberhörbare Enttäuschung. „Vielleicht ist es sogar besser, wenn du es für dich behältst und schön in dich reinfrisst. Sanji hat was Besseres verdient als so einen Idioten wie dich, der nicht mal seinen eigenen Stolz beiseiteschieben kann.“ Ohne ein weiteres Wort oder auch nur einen Blickkontakt ließ die Schwarzhaarige ihren Kollegen an der Bar stehen und marschierte zu Sanji hinüber, um ihn von seinem Trip in die Berge zu erlösen. Zorro konnte ihr nur hinterher starren und dabei so böse gucken, dass plötzlich alle einen großen Bogen um ihn machten. Seine Finger gruben sich fest in das glatte Holz des Tresens hinter ihm. Er war unsagbar wütend, es brodelte förmlich in ihm bis kurz vorm Überkochen, und das hauptsächlich deswegen, weil er wusste, wie recht Tashigi doch hatte. Dankbar nahm Sanji die Flasche mit Apfelschorle entgegen, die seine Freundin mitgebracht hatte. „Dich schickt der Himmel…“ seufzte er, schraubte den Verschluss auf und tat einen langen wohltuenden Zug. Als er den Blick auffing, mit dem die Trainerin ihn ansah, hätte er sich vor Schreck fast verschluckt. „Ist alles ok? H-hab ich was Falsches gesagt?“ – „Nein… entschuldige. Ich war in Gedanken.“ Das Mädchen bemühte sich ehrlich um ein Lächeln. „Du wirst wirklich immer besser. Als ich dich kennen gelernt habe, hätte ich nicht gedacht, dass du so schnell Fortschritte machst. Du siehst nicht danach aus, aber du hast gute Veranlagungen. Ich hoffe, du bleibst nach diesem Monat am Ball, du könntest echt was aus deinem Körper rausholen. Und wenn du erst mal wieder in der Küche stehst, wirst du merken, wie gut das Training dich bei deinem Job unterstützt, und wie dein Körper von ganz alleine wieder danach verlangt.“ Sanji blinzelte und ließ die Flasche langsam sinken. „Ich… ich glaub‘s nicht so wirklich… aber wenn du das sagst?“ – „Zur Not komm ich dreimal die Woche vorbei und mach dir ein so schlechtes Gewissen, dass du mit mir mitgehst. Oder ich schicke Zorro vorbei, der kann dir schließlich sehr effektiv Beine machen…“ Kaum dass der Name des Grünhaarigen gefallen war, verdunkelte sich Sanjis Gesichtsfarbe, und er nahm schnell einen weiteren Schluck, um die Verlegenheitsröte vor Tashigi zu verstecken. Was natürlich sinnlos war. Die junge Frau hatte ihren Kollegen schließlich nicht ohne Hintergedanken erwähnt. Vorsichtig legte sie eine Hand auf Sanjis und sah ihm direkt in die Augen. „Hast du dir mittlerweile überlegt… was mit dir und Zorro ist?“ – „… ich hab keine Ahnung.“ Es fiel Sanji nicht leicht, das zuzugeben, aber anlügen wollte er Tashigi auch nicht. Wozu auch? Sie schien es ja schon zu ahnen, da konnte er ihr auch ehrlich sagen, was los war. Vor allem, weil er schon seit Tagen des Bedürfnis hatte, jemandem sein Herz auszuschütten. „Ich weiß langsam nicht mehr weiter… ich… ich dachte, für mich gäbe es nur Ace. Seit Monaten träume ich nur von diesem einen Mann, allein beim Gedanken daran, ihn wieder zu sehen, zittern mir die Knie und ich krieg Magendrücken und Gänsehaut. Und von jetzt auf nachher passiert mir dasselbe bei Zorro. Wie soll ich das denn verstehen? Wir mögen uns nicht mal, wir streiten rum und ärgern uns, wo wir können… wo sollen denn da die Gefühle herkommen?“ – „Sanji…“ – „Ich meine, jetzt sei doch mal ehrlich – er ist ein Idiot! Ein Trampel! Er hat kein Stück Manieren, er benimmt sich wie die Axt im Walde, er ist ein Gefühlskrüppel und hat den Geschmack eines Hinterwäldlers, bei allem! Beim Essen, bei Klamotten…“ – „Sanji.“ – „Und alle sagen ‚Zorro steht auf dich‘ – aber hat ER mir das mal gesagt? Nein! Hat er nicht! Weil er nichts empfindet! Weil ich nicht gut genug für ihn bin, weil er auf knackige sehnige Körper steht und nicht auf… auf sowas wie mich.“ – „Sanji! Jetzt hör aber mal auf! Red doch keinen solchen Blödsinn… hier geht’s doch nicht ums Aussehen oder um Geschmack oder Typ oder Streitereien – hier geht’s darum, dass ihr beide euch einfach mögt. So wie ihr seid! Zorro mag dich, obwohl du zickig bist und ein Sportmuffel und Eiscreme liebst und leicht versnobt bist! Und du magst ihn, obwohl er weder mit Gefühlen noch mit Worten umgehen kann, obwohl er wie ein hirnloser Bodybuilder aussieht und dich ärgert wann immer sich eine Gelegenheit bietet. Weißt du wie man das nennt?“ Tashigi schluckte, bevor sie Sanji dann an beiden Schultern fasste. „Das, lieber Sanji, nennt man Liebe. Das ist nicht rational erklärbar, das passiert einfach. Ohne dass man drauf Einfluss nehmen kann, mit wem, wann und wieso bzw. wieso nicht. Glaubst du denn, ich hätte mich sonst in einen Mann verliebt, dem ich am Arsch vorbei gehe, der mich sogar mit solcher Leidenschaft verachtet und mir mit voller Absicht aus dem Weg geht? Da müsste ich ja komplett bescheuert sein…“ Der Blonde schwieg einen Moment sichtlich betroffen. Er war ja so ein taktloser Volltrottel, Tashigi die Ohren voll zu heulen, obwohl er doch wusste, dass seine Freundin in den Mann verliebt war, über dessen eventuelle Zuneigung er sich gerade beklagte. Im Vergleich zu Tashigis hoffnungsloser Schwärmerei war sein Problem richtiger Luxus, und er hatte nichts Besseres zu tun, als ihr das unter die Nase zu reiben! Im Grunde durfte er es gar nicht wagen, Zorro als Gefühlskrüppel zu beschimpfen, er war nämlich nicht besser. „Tut mir leid… ich wollte nicht…“ – „Schon gut, ich bin nicht böse. Nur ein bisschen verärgert, weil euch beiden Jungs so was in den Schoß fällt und ich mich wie verrückt abstrample, um dann am Ende leer auszugehen. Das ist schon hart für mich. Aber ich würde das hier doch nicht machen, wenn ich nicht dran glauben würde, dass es mit euch beiden funktionieren könnte. Und ich… gönne es Zorro, dass er mal jemanden abkriegt. Hier im Studio heißt es schon, er wäre asexuell und so.“ Obwohl ihr eigentlich nicht danach zu Mute war, musste Tashigi bei dem Gedanken an die Gerüchte prusten. Asexualität war noch eins der netteren Dinge, die man dem brummigen Fitnesscoach unter seinen Kollegen unterstellte. Sanji rutschte ein Stück näher und legte einen Arm um die Schwarzhaarige. „Ich danke dir… du bist wirklich unglaublich. Aber was soll ich denn machen? Ich kann nicht einfach hingehen und ihn damit konfrontieren. Das geht doch hundert pro in die Hose.“ klagte er leise. Tashigi lächelte und klopfte ihm auf den schmalen Rücken, und das mit einer Kraft, die Sanji für einen Moment lang nach Luft schnappen ließ. „Ich sag dir, was ihr zu tun habt. Es gibt eine Möglichkeit, mit der sogar verbal gehemmte Kerle ihre Gefühle ausdrücken können. Das liegt euch quasi in den Genen, aber in unserer heutigen zivilisierten Gesellschaft finden sich Mittel und Wege, diese Hemmungen abzubauen. Und sie funktionieren immer.“ >>> >>> <<< <<< Während Sanji seine Frisur im Spiegel richtete, hallte ihm zum vermutlich hundertsten Mal an diesem Abend der eine Satz durch den Kopf, wie eine Schallplatte mit Hänger: Ich muss doch wirklich von allen guten Geistern verlassen sein. Wie sonst erklärte es sich, dass er Zorro nach dem lang ersehnten Trainingsschluss – und scheinbar in einem Anflug von Wahnsinn – um ein Date gebeten hatte? Ein Date! Das musste man sich erst mal vorstellen! Wann hatte er das letzte Mal sowas gemacht? Sanji hielt mitten in der Bewegung inne und erinnerte sich beschämt. Vor knapp 4 Wochen, als er von Ace den wohl härtesten Korb seines Lebens bekommen hatte. Heute aber lagen die Dinge ein wenig anders, denn Zorro hatte tatsächlich eingewilligt. Was vielleicht mit daran lag, dass Sanji das „Date“ harmlos als „Lass uns was trinken gehen“ verpackt hatte, damit Zorro bloß keinen Verdacht schöpfte. Eine kleine stichelnde Stimme in Sanjis Hinterkopf flüsterte dem Koch zu, dass Zorro die Lunte sowieso riechen würde, sobald er gesehen hatte, wie sein „Date“ sich in Schale geworfen hatte, nur um „was trinken“ zu gehen. Schwarze Jeans, die so eng saßen, dass Sanji sich selber gewundert hatte, wie er da überhaupt reingekommen war ohne Miederhose und Korsett, damit Zorro den von ihm so gelobten Po auch ja gut zu sehen bekam. Dazu ein blauer Pullover mit weitem Halsausschnitt, auf den guten Rat von Tashigi hin, dass er unbedingt etwas Blaues tragen musste, was seine Augen und Haare betonte und gleichzeitig ein bisschen Haut zeigte. Er hatte fast zwei Stunden in der Fußgängerzone suchen müssen, um ein solches Kleidungsstück zu finden, und anprobiert hatte er es erst gar nicht, nur kurz auf das Schild geschaut, ob es seine Größe war. Beschämt musterte Sanji sich nun im Garderobenspiegel und kam sich so albern vor wie ein Schulmädchen auf seinem ersten Date. Nein – er würde etwas anderes anziehen, Zorro würde ihn doch glatt auslachen, wenn er ihm so die Türöffnete… Doch dazu bekam er keine Gelegenheit mehr. Lautes Türklingeln hallte durch die Wohnung, und das darauf folgende Pochen machte Sanji klar, dass Zorro schon direkt vor der Wohnungstür stand und er wohl oder übel so aufmachen musste, wie er hergerichtet war. Hoffentlich gehörte Zorro zu der Sorte Mann, die keinen Blick für das Outfit andere Menschen hatte, hoffentlich wollte er schnell los und er konnte sich sofort seine Jacke umhängen, hoffentlich… Sanji fiel fast die Kinnlade herunter, als er Zorro im Türrahmen stehen sah. In blankpolierten Schuhen, Lederhosen und einem weißen Seidenhemd. Eins war klar – wäre Sanji nicht schon schwul gewesen, so wäre er es in diesem Augenblick zweihundertprozentig geworden. Sein Trainer sah unglaublich gut aus. „Bist du soweit?“ brummte der Grünhaarige und taxierte den Koch so unauffällig wie möglich, einmal vom Scheitel zu den Schuhen und zurück. Er verkniff sich mit Mühe ein gequältes Seufzen. Musste Sanji sich denn so zurechtmachen, dass er ihn am liebsten hier und jetzt gegen die Wand gedrückt und geknutscht hätte? Und er duftete schon wieder nach Rosenholz und streichelzart! Das war doch nicht fair! Wie sollte er sich denn bitte den ganzen Abend lang beherrschen, wenn die Verführung ihm vor der Nase saß und scheinbar keine Ahnung hatte, wie verlockend sie war? Nie wäre Zorro darauf gekommen, dass Sanji sich berechnend so aufgestylt hatte, gar beabsichtigte, ihm zu gefallen. Die gesamte Körpersprache des Blonden sagte nach wie vor: Ich bin unscheinbar, mich will keiner. ‚Oh doch… ich will dich.‘ dachte Zorro und wandte sich hastig ab, damit Sanji nicht sah, wie ihm bei diesem Gedanken schon wieder die Hitze in den Kopf stieg. Der Abend würde qualvoll und grausam werden. Hätte er doch bloß nicht zugesagt… „Ähm… ja… wir können gehen.“ Schnell nahm der Koch seine Jacke und schlüpfte hinein, den Reißverschluss mit einem Ruck bis knapp unters Kinn hochgezogen. „Es ist noch ziemlich kühl draußen…“ meinte er, als er Zorros leicht irritierten Blick auffing. Der Grünhaarige trug keine Jacke über seinem Hemd, welches er so weit aufgeknöpft hatte, dass man den Ansatz seiner Brustmuskulatur nicht bloß erahnen konnte. Entweder hatte er Dauerhitze oder er wollte, dass alle Welt sah, wie top gestählt er war. Bis sie endlich an ihrem Zielort angekommen waren, einer Szenekneipe in der Innenstadt, war Sanji so durch den Wind, dass er sich fast verlaufen hätte und schnurstracks daran vorbeigelaufen wäre, wen Zorro ihn nicht festgehalten hätte. Mit hochrotem Gesicht gab der Blonde am Eingang seine Reservierung an, und ein Kellner führte sie zu einem kleinen Tisch in der Nähe der Bar, Nichtraucherbereich mit Fensterblick. Kaum dass sie alleine waren, vergruben beide Männer sich erst mal hinter der Getränkekarte, von der es zum Glück zwei Exemplare an ihrem Platz gab. In weiser Voraussicht hatten sie Auto bzw. Motorrad stehen gelassen und waren mit öffentlichen Verkehrsmitteln hergekommen. Denn eins war klar – sie würden den Abend nur mit Alkohol überstehen. In Sanjis Fall war das sogar beabsichtigt, umso erleichterter war der Blonde, dass sein Begleiter ungewollt mitzog und sich einen Sake bestellte, nachdem er selbst einen Cocktail geordert hatte. Für die Strategie, die ihm Tashigi ans Herz gelegt hatte, um sie beide einander näher zu bringen, war der Alkohol unabdingbar. „Betrinkt euch und schaut, was dabei raus kommt.“ Na denn Prost! „Kanpai.“ murmelte Sanji und zog so heftig an seinem Cocktail, dass er fast den Strohhalm mit inhalierte. Zorro nickte bloß. „… Kanpai.“ echote er und kippte seinen Sake herunter. Er würde einige von den kleinen Schälchen brauchen, um den Abend zu überstehen. ~ Ende Kapitel 9 ~ Kapitel 10: Nie wieder Alkohol ------------------------------ Kapitel 10 – Nie wieder Alkohol Es war 22 Uhr 30 und Sanji war auf dem besten Weg, die 2-Promille-Grenze schwungvoll hinter sich zu lassen. Es war wirklich ein Wunder, dass er bei dem Rausch überhaupt noch laufen und sich sogar artikulieren konnte. Und wie er sich artikulierte!! Alkohol war doch wirklich ein Zaubermittel, dass es sogar schaffte aus zwei sich peinlich-berührt anschweigenden Männern eine angeregte Unterhaltung heraus zu kitzeln. Sie redeten über alles – Jobs, Freunde, Kollegen, Beziehungen, die Schulzeit und sogar über ihre Familien. Zorro und er hatten sich noch nie so gut verstanden wie an diesem Abend und nach 2 Cocktails, 4 Sakeschälchen und Gott allein wusste wie viele klare Schnäpse. Irgendwann waren sie zu den Klaren übergegangen, weil Zorro meinte: „Wenn schon Alkohol, dann richtiges Zeug!“ Und nun konnte Sanji nicht mal mehr zählen, wie viele kleine Gläschen sich auf ihrem Tisch befanden, weil er schon leicht verschwommen bis doppelt sah. Ach… egal… er war ja schließlich hergekommen, um sich zu betrinken. „Ich glaub… du hattest genug.“ brummte Zorro, als der Blonde seinen letzten Schnaps fast zur Hälfte verschüttete, und das mitten in seinen Ausschnitt hinein. In kleinen Rinnsalen perlte die Flüssigkeit an seiner Brust abwärts. Sanji saß leicht vorgebeugt, so dass Zorro aus seiner Position einen tollen Ausblick darauf hatte, ob er wollte oder nicht. Und so spitz, wie er gerade war, hätte er sich eher für ‚oder nicht‘ entschieden, zu seinem eigenen und auch zu Sanjis Wohl. „Ach was…“ Der Blonde machte eine abwinkende Handbewegung und stellte das Gläschen unsanft wieder auf sein Gedeck. „Ich weiß selbst wie viel ich vertrage… oder schwächelst du schon? Hab ja gedacht, du verträgst mehr.“ – „Als ob ein Baby wie du mich unter den Tisch saufen könnte!“ Auch Zorro leerte sein Glas in einem Schluck und knallte es herausfordernd direkt neben Sanjis. Aus grünen Augen funkelte er den Jüngeren dabei an, während das altbekannte arrogante Grinsen seine Mundwinkel zucken ließ. „Und damit eins klar ist, den ganzen Alkohol trainieren wir morgen wieder ab. Und anschließend gehen wir in die Sauna.“ – „W-was? Sauna? Wieso das denn?“ Verschwunden war der ganze Übermut. Sanji sank das Herz in die Hose bei dem Gedanken daran, sich nackig zwischen einen Haufen durchtrainierter Männer setzen zu müssen, so wie er war, mit seiner käsigen Haut, die schnell rot und fleckig wurde, mit seinen dünnen Beinen und dem immer noch vorhandenen Bäuchlein. Noch peinlicher würde es wohl kaum gehen – und Zorro wollte ihm das wirklich zumuten? Auf den Schock brauchte er glatt noch einen Schnaps. „Ich hol schnell Nachschub…“ nuschelte er, rutschte von seinem Barhocker und schwankte hinüber zur Theke, noch bevor Zorro zu einer Erklärung kam. Das waren ja rosige Aussichten… aber vielleicht hatte er Glück und vergaß den geplanten Saunagang in spätestens 5 Gläsern. Davon abgesehen hatte er gerade andere Sorgen, immerhin trank er den Alkohol ja nicht nur zu seinem privaten Vergnügen. Irgendwie musste es doch möglich sein, das Gespräch so zu lenken, dass Zorro vielleicht mal mit der Sprache rausrückte, was er denn nun wirklich von ihm hielt. Sanji schluckte und pustete sich ein paar blonde Ponysträhnen aus der Stirn, die dem großen Föhnangriff vorhin im Bad scheinbar entgangen waren. Die Frage war bloß – wie? „Sanji…?!“ – „Ja, gleich doch…“ murmelte der Koch reflexartig, in der Annahme es sei Zorro, der nach mehr Schnaps verlangte und des Wartens überdrüssig wurde. Als er den Kopf zur Seite drehte, fielen ihm fast die Augen heraus. Neben ihm an der Theke lehnte Lysop, ebenfalls schon angeschickert und zurechtgemacht, wie er ihn noch nie gesehen hatte: Tanktop, Baggypants, Ethnoschmuck und sogar ein Dreieckstuch um seine Locken gebunden. Was zum Teufel wollte DER denn hier??? „Cool! Zufälle gibt’s… ich bin mit mein… einer Freundin hier.“ – „Die aus der Arztpraxis? Ich glaub dir kein Wort, du stalkst mir doch schon wieder nach!“ knurrte der Blonde und wandte den Blick ab, in Richtung des Barkeepers, der sich erstaunlich viel Zeit mit seiner Bestellung lies. Was bitteschön dauerte denn solange daran, zwei kleine Schnapsgläser zu füllen? Lysop guckte sichtlich irritiert und rutschte ein Stück näher, trotz Sanjis offensichtlicher Verstimmung. „Ach quatsch, tu ich nicht. – Aber man, lass dich ansehen… du siehst ja irre aus! Wahnsinn! Trainierst du 24 Stunden am Tag oder wie? Man erkennt dich kaum wieder, Respekt.“ Unter anderen Umständen hätte Sanji sich sicherlich über das Kompliment gefreut, es regelrecht in sich aufgesaugt und sein Ego damit aufgepäppelt, vor allem für das, was er noch vorhatte. Aber er wurde das Gefühl, überwacht zu werden, einfach nicht los. Vor allem, da Lysop ihm jetzt auch noch ungefragt eine Hand auf den Bauch legte und meinte: „Ich glaub‘s ja nicht… du hast ja richtig Muckies bekommen…“ – „Jetzt langts mir aber! Klar überwacht ihr mich! Nami will wohl sehen, ob ihr Geld gut angelegt ist oder was?“ Der Alkohol, der ihm in der warmen Kneipe wohl schon zu Kopf gestiegen war, ließ Sanjis Temperament noch schneller explodieren als sonst. In voller Lautstärke schnauzte er Lysop an: „Du kannst ihr sagen, dass sie gefälligst noch die letzten paar Tage warten kann! UND dass sie unbesorgt sein kann, weil mein Trainer mich dermaßen hart rangenommen hat, dass sie normalerweise das Dreifache hätte hinlegen müssen!“ – „H-hey… jetzt beruhig dich doch mal, ich hab doch nur…“ – „Einen schönen Abend noch!“ Auf die Getränke zu warten war wohl umsonst, und noch länger am Tresen sitzen wollte Sanji nicht, also stapfte er schnurstracks und dabei leicht hin und her schwankend zu seinem Tisch zurück. Mit offenem Mund starrte Lysop ihm nach und dachte bei sich, dass Sanji zwar ordentlich abgespeckt hatte, sein Temperament allerdings noch genauso dicke da war wie vor 4 Wochen. Zähmen können hatte sein ach-so-harter Fitnesscoach ihn scheinbar nicht. „Na das hat aber gedauert… und zu deiner Frage: Sauna reinigt den Körper, entschlackt und macht ne schöne straffe Haut – genau das richtige für Mädels wie dich.“ Als wäre keinerlei Zeit vergangen, seit Sanji sich auf den Weg zum Barkeeper gemacht hatte, nahm Zorro das Gespräch wieder auf, kaum dass der Koch in Hörweite war. Sanji kümmerte sich einen Dreck darum. „Wir gehen!“ knurrte er, riss seine Jacke von der Stuhllehne, wobei er fast noch gleich den Stuhl mit umwarf, und stapfte auf direktem Wege zum Ausgang. Mit einigen alkoholbedingten Schlenkern dazwischen. Er war innerlich am brodeln, dermaßen gereizt, dass er nicht mal mehr daran dachte, was denn nun aus seinem Plan wurde, Zorro ein paar Sympathiebekundungen zu entlocken. Er wollte einfach nur noch weg! „Hey! Sanji, jetzt warte gefälligst!!“ Zorro hatte alles Geld, das er dabei hatte, zusammenkratzen müssen, um ihre Zeche zu bezahlen, nachdem Sanji regelrecht die Flucht ergriffen hatte. Draußen vor dem Lokal packte er den Koch schließlich am Arm und hielt ihn fest. „Was hast du denn auf einmal? Hast du deinen Ex getroffen oder ne Schlägerei angezettelt? Warum mussten wir gehen? Es wurde gerade gemütlich, und schon zickst du wieder rum!“ – „Ich mache WAS?! ICH zicke?! NUR weil ich keine Lust mehr auf die Gesellschaft da drin hatte?! Und nein, mein Ex war es nicht, aber jemand anderes, den ich nicht länger an der Backe haben wollte! Aber wir können gerne noch in 10 weitere Kneipen einkehren, wenn du noch nicht genug getankt hast…“ – „Ok, ok, du hast scheinbar mehr als genug getankt. Wir sollten nach Hause gehen.“ brummelte der Ältere ruhig und zog seinen Begleiter in Richtung Taxistand. „Das nächste Mal steigst du rechtzeitig auf Wasser um.“ Sanji blieb schlagartig stehen. So böse, wie er es in seinem betrunkenen Zustand nur konnte, starrte er den Grünhaarigen an und fauchte:„Hörst du jetzt mal auf, mir Vorschriften zu machen? Du bist nicht mein Kindermädchen, also spar dir deine Belehrungen! Ich hab es sowieso satt, dass alle glauben, ich könne nicht auf mich selbst aufpassen und ständig alle Entscheidungen über meinen Kopf hinweg treffen! Ich bin ein erwachsener gestandener Mann mit einem Job und einem Gehirn und einem überdurchschnittlich großen Pe…“ – „SCHÖN! WIRKLICH!“ Bevor Sanji die Passanten auf der Straße darüber informieren konnte, wie gut er bestückt war, hielt Zorro ihm den Mund zu. „Ehrlich ich freu mich für dich. Und jetzt fahren wir zu dir nach Hause, du großer männlicher erwachsener Idiot.“ Mit diesen Worten zog er den Blonden weiter und verfrachtete ihn schließlich in ein Taxi, nachdem er den Fahrer davon überzeugt hatte, dass Sanji zwar laut war und Glühstrom hatte, aber keinerlei Bedrohung darstellte, weder für den armen Fahrer, noch für die Ledersitze. „Tu bloß nicht so erhaben, als wärst du noch nüchtern…“ motzte der Koch ihn an, sobald Zorro mit einer Pobacke im Taxi saß. „Ich tu nicht so, ich bin es noch. Im Gegensatz zu dir hab ich nen guten Stoffwechsel.“ – „JETZT GEHT DAS WIEDER LOS! NUR ZU, STICHEL RUHIG NOCH EIN BISSCHEN WEITER! HAST ES JA BALD HINTER DIR, DA MUSST DU DIE LETZTEN TAGE NOCHMAL NUTZEN UM MIR EINE NACH DEM ANDEREN REINZUWÜRGEN!“ – „Jetzt wirst du albern.“ meinte Zorro, teils genervt, teils belustigt. Sanji plus Alkohol war eine leicht entzündbare und überaus explosive Mischung… „Und laut.“ Mischte sich der Taxifahrer dann von vorne ein. Sanji verzog das Gesicht, verschränkte die Arme und sah demonstrativ aus dem Fenster. „Ach ihr könnt mich mal…“ murmelte er beleidigt und ließ die Scheibe ein Stückchen runter, um etwas frische Luft ins Taxi zu lassen. Was auf lange Sicht gesehen den Ausgang des Abends dramatisch beeinflusste. >>> >>> <<< <<< Zorro hätte sich ohrfeigen können, dass er nicht besser aufgepasst hatte, was und wie viel und vor allem wie viel durcheinander Sanji getrunken hatte. Kaum, dass der Blonde ein paar Minuten Frischluft um die Nase bekommen hatte, war ihm der Alkohol komplett in den Kopf gestiegen und hatte seine volle Wirkung entfaltet. Bis sie schließlich zu Hause angekommen waren, konnte Sanji nicht mal mehr gerade stehen, geschweige denn laufen, obwohl er lautstark beteuerte, dass er beides noch bestens und vor allem ohne Hilfe beherrschte. Da Zorro kein Geld mehr hatte, den mittlerweile ziemlich angefressenen Taxifahrer aber nicht unbezahlt lassen wollte, zog er Sanjis Portmonee aus dessen Hose und entlohnte ihren Fahrer, ohne dass der Koch es mitbekam. So schnell, wie das Taxi davon brauste, hatte Zorro es bislang nur in Hollywoodfilmen gesehen. „Wo hast du deinen Schlüssel?“ wollte der Trainer wissen, nachdem er Sanjis Jackentaschen durchsucht und nichts gefunden hatte, während Sanji in seinen Armen hing wie ein Schluck Wasser in der Kurve. „Inner Hosentasche…“ kam die undeutlich genuschelte Antwort, und Zorro verdrehte die Augen. Na bestens… eine weitere unfreiwillige Grabschgelegenheit lag vor ihm. Mit mühsam beherrschter Miene schob er seine linke Hand erst in die eine, dann in die andere Hosentasche der verflucht noch mal hautengen schwarzen Jeans, bis er dann in der linken Gesäßtasche fündig wurde. Er konnte kaum die Tür aufschließen, so sehr zitterte seine Hand dabei. Zorro war so wütend über sich selbst, er hätte sich für seine alberne Verknalltheit in den Allerwertesten beißen können. Oder den Koch, dessen Allerwertester war schließlich schuld an seinem Zustand! „Kommsu noch mit rein?“ wollte Sanji wissen und tastete nach dem Lichtschalter. „Ich kann dich Schnapsleiche ja schlecht allein lassen. So dicht wie du bist, schaffst du es nicht mal mehr auf den Schlafzimmerteppich!“ – „Awas… du brauchs doch nurn Vorwand…“ Irgendwo in Sanjis betrunkenem Verstand sagte ihm seine innere Stimme, dass er sich gerade auf dünnes Eis begab. Dass er jetzt besser den Mund hielt. Dass er viel zu sehr mit dem Feuer spielte… doch er war einfach viel zu benebelt, um noch darauf zu hören. „Du… du wills doch hierbleiben…“ – „Ach ja. Will ich das.“ Zorro zog eine Augenbraue hoch und drehte den Koch zu sich um, so dass er ihm in die Augen sehen konnte. Flirtete Sanji gerade mit ihm, oder war er auch schon angetrunken und halluzinierte nur? „Und wieso sollte ich das wollen?“ – „Weil…“ Sanji hob den Zeigefinger und hielt ihn Zorro unter die Nase. „Weil du misch magst… du stehs auf misch… und eigenlisch hättesu das auch ma sagen könn… aba neeeeiiin! Du bis dia viel zu cool, wie imma…“ nuschelte er, den Mund leicht verzogen und auch ein wenig gekränkt dreinblickend. „Deswegen habisch doch gesagt… wir trinken… zusamm… weil… dann kannisch vielleisch… auch sagen, dassisch disch mag…“ Mehr als ein Nicken brachte Zorro nach diesem Geständnis nicht heraus. So war das also - Sanji hatte ihn abfüllen wollen, um herauszufinden, ob er ihn mochte. Dass der ganze schöne Plan mit Karacho nach Hinten losgehen würde, hatte der Blonde scheinbar nicht einkalkuliert. Und das, wo er behauptete, er wüsste wie viel er trinken konnte. Zorro konnte es kaum glauben, und ihm wurde richtiggehend warm ums Herz, so peinlich wie ihm das auch war. Sanji mochte ihn tatsächlich! Vielleicht bekam er ja noch mehr aus ihm heraus. „Und… wie kommst du da drauf, dass ich dich mag?“ – „Robin un Tashigi… sagen das…“ Selbst so beschwipst wie er war, fiel es Sanji auf, dass das eine recht dürftige Erklärung war. „Außadem grabschsu an mia rum!“ setzte er deshalb mit triumphierender Miene nach. Zorro konnte nicht anders als auflachen. Die Situation war so absurd, und Sanji so schrecklich betrunken und dabei immer noch anziehend, und er durfte nicht, er konnte nicht, es würde alles nur noch schlimmer machen, wenn er es ausnutze… „Tja… das tu ich tatsächlich. Aber ich darf es, weil du es mir erlaubt hast. Davon abgesehen bin ich dein Trainer, ich muss mir genau angucken, wie dein Körper sich verändert hat.“ – „Isch habs… dia erlaubt…?“- „Oh ja.“ Weit sanfter als die Male zuvor hob Zorro Sanji hoch und trug ihn ins Schlafzimmer. „A-aba… das habisch nisch erlaubt…“ wehrte der Blonde sich leicht und auch nur verbal, weil er recht kraftlos in den Armen des Älteren hing. Als Zorro ihn auf dem Bett absetzte, kippte er beinahe sofort nach hinten weg. Aus halb geschlossenen Augen blickte Sanji auf, zu dem Mann, der sich über ihn beugte und seine Schuhe auszog. „H-hey…!“ Doch Zorro ließ sich nicht beirren. Den Schuhen folgten die Strümpfe, und nachdem Sanji barfuß war, schob der Grünhaarige den blauen Pullover ein Stückchen hoch und öffnete Knopf und Reißverschluss der schwarzen Jeans. Wie eng die Hosen wirklich waren, sah er an den Striemen, die die Nähte auf Sanjis Bauch und Hüfte hinterlassen hatten, und er musste schmunzeln. „Wie bist du denn da reingekommen? Mit nem Trichter oder mit Gleitcreme?“ Sanji wurde rot und sah gekränkt zur Seite, weil ihm momentan der klare Verstand für eine schlagfertige Retourkutsche fehlte. „Wollte gut aussehn…“ murmelte er kaum hörbar, doch Zorro verstand es trotzdem, und er schmunzelte noch etwas breiter. „Idiot… du siehst doch gut aus.“ raunte er dem Jüngeren ins Ohr, bevor er die Hosen Stück für Stück herunterzog, mit gerade so viel Kraft, dass sie nicht zerrissen. So wie er Sanji kannte, waren das Designerjeans, die mindestens so viel gekostet hatten wie sein halber Monatslohn. „Du has doch imma gesagt… isch wär pummelisch…“ – „Oh ja. Bist du auch.“ Langsam beugte Zorro sich über ihn und strich ein paar blonde Haarsträhnen aus dem geröteten Gesicht. „Aber ich hab nie gesagt, dass es mir nicht gefallen würde.“ Und das war die Wahrheit. Sanji war vielleicht nicht von Anfang an sein Typ gewesen, aber gemocht hatte er ihn irgendwie trotzdem. Und auch, wenn er einen durchtrainierten Körper ästhetisch und auch anziehend fand, war Sanji in seinen Augen trotzdem attraktiv. Er war einfach süß, so wie er war, auch ohne Sixpack und sichtbarem Bizeps. Und er wollte ihn anfassen, nicht nur weil er ihn mochte, sondern weil er neugierig war, weil es ihn in den Fingern kribbelte bei dem Gedanken, diesen weichen samtigen und so gut duftenden Körper an sich zu drücken und liebkosen zu dürfen. Und dass er es eigentlich nicht tun sollte oder durfte, machte alles nur noch reizvoller als es sowieso schon war. Sanjis Gesichtsfarbe glich mittlerweile einer gut durchgezogenen Tomatensuppe. „Ah… so… und… was machsu jetzt…?“ stotterte er und tastete dabei unbeholfen mit seiner linken Hand nach Zorros rechter, die geradezu zärtlich seine Wange streichelte. „Jetzt?“ Zorro schloss die Augen. Er hatte keine Lust mehr nachzudenken. Wenn Sanji seinen Verstand ausschaltete, durfte er das auch tun, ob nun mit Alkohol oder ohne. „Jetzt werde ich dich küssen. Also halt still…“ Es war wie eine Erlösung, als seine Lippen die des Koches trafen. Und auch wenn es in allen Liebesromanen und –filmen schrecklich kitschig beschrieben war, so war es doch genau das: Schmetterlinge im Bauch, explosionsartige Hitzewallung durch den gesamten Körper und eine sensationelle Gänsehaut an der Oberfläche. Und wie süß der Blondschopf schmeckte! Nach all dem Zucker, den er nicht hatte essen dürfen, so unglaublich süß, dass man allein vom Geschmack einen Rausch bekommen konnte, wenn man nicht aufpasste. Und wie alle Dinge, die so verboten lecker waren, machte es süchtig nach mehr. Zorro zog Sanji den Pullover über den Kopf und ließ das funkelnagelneue Kleidungsstück neben dem Bett zu Boden gleiten, auf die schwarze Jeans, und nur wenige Sekunden später gesellte sich sein eigenes Hemd ebenfalls dazu. Der Grünhaarige bedeckte die entblößte Brust mit Küssen und setzte dann einen langen Kuss mitten auf den Bauch, nachdem er den Bund der Shorts ein Stückchen tiefer gezogen hatte. „Ahh…“ Sanji stöhnte leise auf und hob die Hände, doch Zorro hielt sie mit seinen eigenen fest und verschränkte ihre Finger ineinander. „Schsch… nicht so laut. Und hör auf, den Bauch einziehen zu wollen. Ich hab doch gesagt, ich mag dich so wie du bist. Entspann dich.“ Noch bevor Sanji protestieren konnte, verschloss der Trainer seine Lippen erneut mit einem festen Kuss. Seine Hände glitten über die bloße Brust des Koches und streichelten die bereits erregten Nippel, die unter der Berührung noch steifer wurden. Die Art, wie Sanjis Körper auf jeden kleinen Stimulus reagierte, bestätigte Zorros Vermutung, dass der Blonde so gut wie unberührt war und vor allem schon sehr lange keine Zärtlichkeiten mehr genossen hatte. Armer kleiner Koch – er würde ihn sanft anfassen müssen, wenn es sein erstes Mal war. Ein kurzer Kuss auf das linke Ohr reichte schon aus, um Sanji ein erneutes Stöhnen zu entlocken. Deutlich bauschten sich die Boxershorts um seinen Intimbereich auf, und auch bei Zorro wurde der Platz in den Lederhosen immer knapper, je länger sie sich miteinander beschäftigten. Lange würde er sich nicht mehr zurück halten können, aber Sanji zu liebe würde er es zumindest versuchen. Sie waren Männer und konnte einiges aushalten, aber das erste Mal war schmerzhaft, egal welchen Geschlechtes man angehörte. Und wenn es eins gab, was Zorro nicht wollte, dann war es, Sanji wehzutun. Mit ruhigen Bewegungen schob er die Shorts des Koches über dessen Hüften und Po nach unten. Was er sah, gefiel ihm nicht nur, sondern ließ den Druck zwischen seinen Lenden rapide ansteigen. Offensichtlich war Sanji naturblond… und was die Größe seiner Männlichkeit betraf, hatte er auch nicht übertrieben. Mit einer Hand öffnete Zorro seine Lederhose, mit der anderen streichelte er Sanjis Unterbauch herab, bis er ihn endlich an seiner intimsten Stelle berühren konnte. „Z… Zorro… aah…“ keuchte der Kleinere auf, hob das Becken leicht an und ballte beide Hände in das Laken unter ihnen. Zorro küsste ihn anstatt einer Antwort kurz auf den Mund, dann auf die linke Brustwarze, umspielte sie mit seiner Zunge und saugte leicht daran. Sanjis Stöhnen wurde lauter und er warf den Kopf hin und her, so dass ihm bald verschwitzte blonde Strähnen ins Gesicht hingen. „Wir haben noch nichts gemacht, und du bist schon aus der Puste?“ Mit einem boshaften und zugleich liebevollen Lächeln auf den Lippen sah Zorro nach oben. „Ich dachte, ich hätte dich besser trainiert… wir müssen einiges nachholen.“ Das war so etwas wie die letzte Warnung – dann umschloss der Grünhaarige Sanjis Glied mit der Hand und begann, langsam und stetig auf und ab zu pumpen. Die Geräusche, die Sanji dabei von sich gab, waren voller Lust und mühsam unterdrückter Gier nach mehr, und sie waren Musik in den Ohren seines Gegenübers. Immer wieder versuchte der Koch, sich aufzubäumen, wozu ihm aber entweder die Kraft oder das Bewusstsein fehlte. In seinem Kopf war alles nur noch ein bunter Wirbel aus Sinneseindrücken, die ihm fast den Verstand raubten. Passierte das gerade wirklich…? Er und Zorro? Wie, warum – und wie weit würde das gehen? Gab es da nicht etwas, das dagegen sprach…? Ja… was denn eigentlich? Sanji konnte sich nicht erinnern, und er wollte es auch nicht. Und Zorro hatte nicht vor, ihm die Gelegenheit dazu zu bieten, so intensiv wie er sich gerade um ihn kümmerte. Es war ungewohnt, selber derjenige zu sein, der seine Lippen und Zunge beim Sex einsetzte. Zorro war immer derjenige gewesen, der auf diese Weise bedient wurde, und nun versuchte er sich erstmalig selber daran. Zunächst noch etwas vorsichtig, herantastend, erinnerte er sich an das, was seine bisherigen Partnerinnen getan hatten, was ihm gefallen hatte, um es dann anzuwenden. Sanjis Reaktion war so laut und intensiv, dass Zorro keine Zweifel daran hatte, dass er das richtige tat. Während sein Mund Sanji ein Erlebnis verschaffte, dass dieser so noch nie erfahren hatte, tastete er mit zwei Fingern nach der Öffnung zwischen den Pobacken. Wahnsinn, wie fest diese schon waren, und das nach knapp 4 Wochen! Für ein paar Sekunden knetete Zorro die Muskulatur ein wenig, dann stieß er weiter vorwärts und versenkte seinen Zeigefinger mit sanftem Druck. Sanji stöhnte erneut auf und wandte sich etwas, ohne sich aber ernsthaft zu wehren. Zorro wurde mutiger. Sollte er es wagen? Ein zweiter Finger kam hinzu, was das Weiten erleichterte, umso mehr, da Sanji seine Beine etwas auseinander nahm. Es war eine stumme Bestätigung, dass er weiter machen durfte. Rein und raus, glitten seine Finger, schön im Rhythmus mit Sanjis Keuchen, bis Zorro es selber nicht mehr aushielt und seine Boxershorts herunter zerrte. „Dreh dich auf den Bauch…“ brummte er dem Koch ins Ohr, doch dieser schüttelte den Kopf. Die blauen Augen blickten ihn mit einer Mischung aus Erregung und Bitten an. „So… sehen wir uns dabei…“ - „Du bist so ein Mädchen…!“ Fest zog Zorro Sanji zu sich und presste ihre Lippen aufeinander. Das durfte doch nicht wahr sein… Dieser verfluchte Koch brachte es sogar im volltrunkenen Zustand noch fertig, Sachen zu sagen, die ihm glatt den Boden unter den Füßen weggerissen hätten, hätte er gestanden. Sanjis Worte bewegten den Grünhaarigen so sehr, dass er den Blonden noch ein bisschen lieber hatte als sowieso schon – was schwierig war, so verliebt wie er war. Und das Schlimmste bei der ganzen Sache war, dass Sanji keine Ahnung hatte, wie unwiderstehlich er eigentlich war. Und das nicht erst, seit sein Popo so straff und seine Knautschzone sichtbar verkleinert war. Nein… So wie die Dinge jetzt lagen, hätte Zorro auch den Sanji von vor vier Wochen genommen, ganz egal, wie dieser auch ausgesehen hatte. „Versuch locker zu bleiben.“ murmelte er dem Koch noch ins Ohr, wie eine letzte Warnung, bevor er gegen die enge Öffnung presste, mit so viel mühsamer Zurückhaltung, wie er aufbringen konnte. Es war anders als alles, was er bisher erlebt hatte… aber es fühlte sich gut an. Eng, pulsierend, und wie Sanjis Körper sich dabei an ihn drückt, wie er an seinem Hals aufstöhnte, teils vor Erregung, teil wohl auch vor Schmerz – es machte ihn wahnsinnig. Zorro fiel es unendlich schwer, nicht einfach der Ekstase nachzugeben, denn das wäre unschön für den Jüngeren geendet. „Geht’s…?“ keuchte er heiser und drängte noch ein bisschen mehr in den Blonden hinein. Sanji kniff fest die Augen zusammen. Es tat weh, es zerriss ihn, und gleichzeitig wollte er nicht, dass Zorro aufhörte. Er wollte die festen Arme um sich spüren, den heißen Atem auf seiner Haut, und er wollte den Grünhaarigen so dicht bei sich – in sich haben, egal wie schmerzhaft es auch war. Deshalb hickste er ein leises „J-ja… mach weiter…“ und biss sich auf die Unterlippe. Er wollte nicht weinen, weil er wusste, dass es Zorro verschreckt hätte. Er war sich sicher, dass es auch für den Älteren das erste Mal mit einem Mann war. Und Zorro machte weiter, arbeitete sich langsam Stück für Stück vor, zog sich wieder zurück, um erneut und noch tiefer in ihn einzudringen. Je mehr das Brennen in ihm verebbte, desto mehr versuchte Sanji, sich mit ihm im selben Rhythmus zu bewegen, ihre Becken rieben aneinander, Zorros hart und definiert, Sanjis weich mit auseinanderstehenden Hüftknochen, und jedes Mal, wenn sein Glied den Unterbauch des Grünhaarigen streifte, wurde auch der Koch etwas erregter. Ein erneutes Stöhnen platze aus ihm heraus, und Zorro nahm es als Zeichen, etwas fester zuzustoßen. Sanji keuchte jäh auf, als ihn eine plötzliche Welle der Lust überrollte, so überraschend und heiß, dass ihm erneut Tränen in die Augen stiegen. Dieses Mal allerdings nicht vor Schmerz. Beim nächsten Stoß dann drückte Zorro ihm einen Kuss auf, der alles das enthielt, was er nicht mit Worten ausdrücken konnte. Wie sehr er sich wünschte, dass es Sanji gut ging, weil er ihn mochte, mehr als mochte… weil er sein Herz an ihn verloren hatte, ohne es überhaupt zu merken. ‚Ich liebe diesen Idioten wirklich.‘ durchschoss es den Kopf des Trainers, ehe sein Becken unregelmäßig zu zucken begann. Instinktiv griff er nach Sanjis Glied, strich fest auf und ab, und kaum dass er spürte, wie der Koch zum Höhepunkt kam, kam es auch ihm. Zorro konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal so heftig gekommen war. Er war richtiggehend erschöpft danach, zog sich mit letzter Kraft aus Sanji zurück, der heftig nach Luft schnappend in seinen Armen lag, mit hochrotem Kopf und glasigen Augen. Als der größere Mann sich mit einem Ächzen neben ihm auf das Bett fallen ließ, spürte er Sanjis Lippen an seinem Ohr, die etwas nuschelten, was nach: „Deine Kondition ist auch nicht das Wahre…“ klang. Wäre er nicht so erledigt gewesen, hätte er dem vorlauten Blondschopf dafür sicherlich eine Retourkutsche verpasst. So aber langte es gerade noch für ein: „Sei still und komm her…“, bevor Zorro den Jüngeren fest in seine Umarmung zog und ein letztes Mal auf den Mund küsste. Vor lauter Müdigkeit verfehlte er die Lippen um Haaresbreite. „HmmmmnachtMarimo…“ brummelte Sanji neben ihm ins Kissen, schon im Halbschlaf. Zorro hörte es nicht mehr. >>> >>> <<< <<< Der stechende Schmerz hinter seiner linken Augenbraue setzte ein, sobald Sanji die Augen aufschlug. „Ahrg… verdammte Scheiße…“ fluchte er, mit einer Stimme, die nach mindestens so viel Alkohol klang wie er glaubte, getrunken zu haben. Oder sogar mehr. Eine heisere Nebelkrähe war jedenfalls nichts dagegen. „Nie… wieder…“ Vorsichtig setzte er ein Bein neben sich auf den Fußboden, um das immer noch leicht drehende Bett anzuhalten. „Nie… nie wieder Alkohol…“ brachte er mühsam heraus und rieb sich die schmerzende Stirn, ohne wirklich Erfolg zu haben. „Das haben schon ganz andere geschworen… und die hatten mehr Disziplin als du.“ Es dauerte ein paar Sekunden, bis Sanji die Stimme neben sich erkannte, und noch einen ganzen Moment länger, bis er sich erinnerte, wieso diese Stimme, bzw. ihr Besitzer, neben ihm lag. In seinem Bett. Unter seiner Decke. Nackt. Oh shit… „Ma…Marimo…“ Sanji wagte es kaum, den Kopf zu drehen, und das nicht nur, weil er befürchtete, dass der Schwindel sich verstärken könnte. Er wusste, was er dann sehen würde, und solange er nicht hinsah, konnte er sich vielleicht einreden, dass es alles nur ein Traum war. Ja, genau. Gleich würde er aufwachen, mit klarem Kopf und in seine Schlafsachen gekleidet, allein in seinem viel zu großen Bett, so wie es sich gehörte… „Du siehst aus als müsstest du gleich kotzen.“ Zorros Stimme klang nicht viel besser als seine, und sie war vor allem eines: Zu laut für seinen alkoholgepeinigten Kopf. Und dazu noch diese charmante Ausdrucksweise, für die Sanji dem Mann neben sich am liebsten schon wieder eine gelangt hätte. Er konnte sich lebhaft vorstellen, wie scheiße er aussah. „Wundert‘s dich, wenn ich neben dir aufwache…?!“ motzte er und schob sich mit einigen Anläufen aus dem Bett. Kaum, dass er auf beiden Beinen stand, und das ziemlich unsicher, spürte er etwas, was ihm im ersten Moment wie ein Déjà-vu vorkam – gewaltigen Muskelkater. Im Po und in den Beinen. Es war wie das letzte Puzzlestück, dass Sanjis benebeltem Verstand noch gefehlt hatte, um sich ein vollständiges Bild vom vergangenen Abend und der folgenden Nacht zu machen. Sie hatten also wirklich… Urplötzlich verspürte der Koch das Bedürfnis, sich in hohem Bogen zu übergeben. Auf schweren Beinen schwankte er ins Bad, riss den Klodeckel nach oben und ließ sich sämtliche Getränke des Vorabends nochmal gründlich durch den Kopf gehen. ‚Nie wieder Alkohol!‘ schwor er sich dabei. Zorro musste eine ganze Weile warten, bis Sanji wieder aus dem Bad kam, nachdem er – natürlich in aller Ausführlichkeit – geduscht und sich geputzt hatte. Mit gesenktem Kopf gingen der Grünhaarige an dem Blonden vorbei und streifte dabei kurz mit seinem Zeigefinger über den Handrücken des anderen. Ob nun Absicht oder nicht, ließ Zorro offen, bevor er die Badezimmertür schloss. Erst hinter der Sicherheit des schweren Holzes ließ er den Seufzer, der sich seit dem Aufwachen in ihm aufgestaut hatte, heraus. Er war doch der allergrößte Idiot auf diesem Planeten! Wie oft hatte er sich selbst und vor allem anderen Kollegen, die es nicht so hielten wie er, vorgehalten, dass es eine ganz miese Idee war, Beruf und Privates zu mischen. Und dann wachte ausgerechnet er, der Moralapostel vom Dienst, in der Wohnung seines Kunden auf, nachdem sie die Nacht auf so intensive Weise miteinander verbracht hatten! Noch jetzt kribbelte es Zorro überall, wenn er daran zurückdachte, wie unglaublich schön es gewesen war. Das war kein Gelegenheitssex gewesen, das war nicht einfach mal so in die Kiste… es war so gewesen, wie er es sich früher, als er noch naiver gewesen war, mit der Frau seiner Träume vorgestellt hatte. Nahezu perfekt. Und das bezog sich nicht nur auf das, was sie getan hatten. Sanji war perfekt, in all seiner Unperfektheit. Wie er ihm einfach mal so vor die Nase knallte, dass er ihn mochte, nachdem er sich zugeschüttet hatte – das war typisch Sanji. Bloß kein Risiko eingehen, nicht über seinen eigenen Schatten springen, und am besten noch ne gute Ausrede am Tag drauf haben, falls es nicht so ausgehen sollte, wie er es sich in seinem blonden Köpfchen erhoffte. Aber gut, der Koch hatte gepokert und gewonnen, irgendwie war er ihm ins Netz gegangen. Und er hatte sich nicht mal dagegen gewehrt. Zorro drehte den Wasserhahn auf und spritzte sich kalte Flüssigkeit in das müde Gesicht. Und was war mit ihm? Was hatte er nach dieser Nacht gewonnen? Er war nicht viel schlauer als zuvor. Mochte sein, dass er für ein paar Stunden das gehabt hatte, wonach er sich seit Tagen sehnte, aber… sein Blick fiel auf die Gästezahnbürste. Ace – da war doch noch was. Der Kloß, der dem Grünhaarigen in der Kehle saß, verlagerte sich schlagartig abwärts, in seinen Bauch und dann… Vielleicht war kotzen eine gute Idee. Ohne dass Sanji es merkte, hatten sie die Rollen getauscht. Zorro stand nun seit 30 Minuten unter der Dusche, und er selbst machte Frühstück. Er hatte nicht den Hauch von Ahnung, was Zorro morgens zu sich nahm, aber da er sowieso nur den Reformhauskram hatte, blieb ihm auch nicht viel Auswahl. Sanji schaute auf das Müsli und die fettarme Milch und spürte nicht den geringsten Appetit. Das war ein Diätansatz, den er sich merken sollte – Alkohol verdarb einem den guten Hunger. Draußen im Flur ging das Telefon, aber nach einem Blick auf die Uhr, die gerade mal 7 Uhr 45 anzeigte, entschied der Blonde, dass es zu früh war, den Anruf entgegen zu nehmen. Wer zu einer solch unchristlichen Zeit anrief, hatte es nicht besser verdient. „Nun leg schon auf…“ brummte der Koch, als das Telefon hartnäckig weiterklingelt, sechs mal, sieben mal – und mit einem Tuten, das sich in seinen verkaterten Kopf bohrte, schaltete sich der AB ein. „Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bin ich noch im Restaurant, aber sie können ihre Bestellung nach dem Piepton hinterlassen.“ klang seine eigene Stimme und diese bescheuerte Ansage, die er seit Ewigkeiten schon ändern wollte, viel zu heiter vom Band, ehe das angekündigte „Piep“ erschallte. „Sanji, ich hoffe mal dass du gerade joggen bist oder so, also komm ich gleich zur Sache.“ Es war Nami, und sie klang ziemlich aufgekratzt. „Deine Auszeit ist ja bald rum, und was ich von Lysop gehört habe, macht mich ECHT neugierig!“ Also hatte die Langnase schon munter geplaudert. ‚So eine Labertasche! Wenn der mal stirbt, muss man seine Klappe extra totschlagen und beerdigen!‘ dachte Sanji nur missmutig, bevor er Nami weiter zuhörte. „Ich kann es kaum erwarten, bis du wieder hier bist – und ehrlich gesagt wird’s auch höchste Zeit. Aber vielleicht ist es ja ein zusätzlicher Anreiz für dich, zurück zu kommen, wenn ich dir sage, dass dein Ace einen Tisch für Freitag reserviert hat. Melde dich, sobald du Zeit hast!“ Es klickte in der Leitung, und Stille breitete sich in der Wohnung aus, einzig und allein durchbrochen von dem leisen Prasseln der Dusche. Sanji stand wie vom Donner gerührt in der Küchentür, in der einen Hand die Milch, in der anderen die Müslischale, und versuchte zu verarbeiten, was er gerade gehört hatte. Ace hatte reserviert. Für nächsten Freitag. Sanjis Augen wanderten zu dem Kalender neben dem Telefontischchen, an dem noch das Abrissblatt von gestern hing – Sonntag. Heute war Montag. Also noch 5 Tage. „Alles ok? Du siehst immer noch aus wie Braunbier mit Spucke…“ Der Angesprochene schrak förmlich zusammen und ließ die Milch auf den Boden fallen, wo die weiße Flüssigkeit über das Linoleum plätscherte. „Scheiße! Musst du mich so erschrecken!!“ fuhr er Zorro an, stellte die Schale, die ihm zum Glück nicht aus der Hand gefallen war, auf dem Tisch ab und griff sich das Küchenkrepp, um der Sauerei Einhalt zu gebieten. Brummelnd rieb der Grünhaarige, der frisch geduscht und nur im Handtuch vor ihm stand, sich den Nacken und hob den Milchkarton auf. „Was kann ich dafür, wenn du so schreckhaft bist? Wer war denn eben am Telefon?“ Sanji sah ihn an, perplex, weil Zorro ihn so unverwandt fragte, und konnte nicht verhindern, dass er rot wurde. „Nami… sie meinte… ich solle nächsten Freitag wieder zu arbeiten anfangen. Im Restaurant geht’s wohl drunter und drüber…“ nuschelte er, stand dann auf und entsorgte die feuchten Tücher im Abfalleimer. Ja, das war nur die halbe Wahrheit gewesen. Irgendwie wäre es ihm falsch vorgekommen, jetzt von Ace anzufangen, wo er und Zorro doch vergangene Nacht… Und das war der Moment, in dem auch Sanji die Erkenntnis traf, dass das, was sie beide letzte Nacht veranstaltet hatten, unter Umständen die dümmste Idee des Jahrhunderts gewesen war. Aber so war das eben, wenn man sich betrank und nicht mehr an die Konsequenzen dachte. Jetzt hatte er den Salat. Ende Kapitel 10 ~ Entschuldigt bitte, dass ich solange für das Kapitel gebraucht habe - die bösen Klausuren haben mich auf Trab gehalten. Jetzt gehts aber zügig dem Ende zu. Keine langen Wartezeiten mehr! ^^ ~ Kapitel 11: Nie wieder Alkohol - non-adult Version -------------------------------------------------- ~ An die lieben Freischalter: Da ich nicht weiß, wer von meinen Lesern noch minderjährig ist, ich aber niemandem ein Kapitel vorenthalten will, möchte ich das ursprüngliche adult-Kapitel noch mal in dieser zensierten Version hochladen. ~ Kapitel 10 – Nie wieder Alkohol Es war 22 Uhr 30 und Sanji war auf dem besten Weg, die 2-Promille-Grenze schwungvoll hinter sich zu lassen. Es war wirklich ein Wunder, dass er bei dem Rausch überhaupt noch laufen und sich sogar artikulieren konnte. Und wie er sich artikulierte!! Alkohol war doch wirklich ein Zaubermittel, dass es sogar schaffte aus zwei sich peinlich-berührt anschweigenden Männern eine angeregte Unterhaltung heraus zu kitzeln. Sie redeten über alles – Jobs, Freunde, Kollegen, Beziehungen, die Schulzeit und sogar über ihre Familien. Zorro und er hatten sich noch nie so gut verstanden wie an diesem Abend und nach 2 Cocktails, 4 Sakeschälchen und Gott allein wusste wie viele klare Schnäpse. Irgendwann waren sie zu den Klaren übergegangen, weil Zorro meinte: „Wenn schon Alkohol, dann richtiges Zeug!“ Und nun konnte Sanji nicht mal mehr zählen, wie viele kleine Gläschen sich auf ihrem Tisch befanden, weil er schon leicht verschwommen bis doppelt sah. Ach… egal… er war ja schließlich hergekommen, um sich zu betrinken. „Ich glaub… du hattest genug.“ brummte Zorro, als der Blonde seinen letzten Schnaps fast zur Hälfte verschüttete, und das mitten in seinen Ausschnitt hinein. In kleinen Rinnsalen perlte die Flüssigkeit an seiner Brust abwärts. Sanji saß leicht vorgebeugt, so dass Zorro aus seiner Position einen tollen Ausblick darauf hatte, ob er wollte oder nicht. Und so spitz, wie er gerade war, hätte er sich eher für ‚oder nicht‘ entschieden, zu seinem eigenen und auch zu Sanjis Wohl. „Ach was…“ Der Blonde machte eine abwinkende Handbewegung und stellte das Gläschen unsanft wieder auf sein Gedeck. „Ich weiß selbst wie viel ich vertrage… oder schwächelst du schon? Hab ja gedacht, du verträgst mehr.“ – „Als ob ein Baby wie du mich unter den Tisch saufen könnte!“ Auch Zorro leerte sein Glas in einem Schluck und knallte es herausfordernd direkt neben Sanjis. Aus grünen Augen funkelte er den Jüngeren dabei an, während das altbekannte arrogante Grinsen seine Mundwinkel zucken ließ. „Und damit eins klar ist, den ganzen Alkohol trainieren wir morgen wieder ab. Und anschließend gehen wir in die Sauna.“ – „W-was? Sauna? Wieso das denn?“ Verschwunden war der ganze Übermut. Sanji sank das Herz in die Hose bei dem Gedanken daran, sich nackig zwischen einen Haufen durchtrainierter Männer setzen zu müssen, so wie er war, mit seiner käsigen Haut, die schnell rot und fleckig wurde, mit seinen dünnen Beinen und dem immer noch vorhandenen Bäuchlein. Noch peinlicher würde es wohl kaum gehen – und Zorro wollte ihm das wirklich zumuten? Auf den Schock brauchte er glatt noch einen Schnaps. „Ich hol schnell Nachschub…“ nuschelte er, rutschte von seinem Barhocker und schwankte hinüber zur Theke, noch bevor Zorro zu einer Erklärung kam. Das waren ja rosige Aussichten… aber vielleicht hatte er Glück und vergaß den geplanten Saunagang in spätestens 5 Gläsern. Davon abgesehen hatte er gerade andere Sorgen, immerhin trank er den Alkohol ja nicht nur zu seinem privaten Vergnügen. Irgendwie musste es doch möglich sein, das Gespräch so zu lenken, dass Zorro vielleicht mal mit der Sprache rausrückte, was er denn nun wirklich von ihm hielt. Sanji schluckte und pustete sich ein paar blonde Ponysträhnen aus der Stirn, die dem großen Föhnangriff vorhin im Bad scheinbar entgangen waren. Die Frage war bloß – wie? „Sanji…?!“ – „Ja, gleich doch…“ murmelte der Koch reflexartig, in der Annahme es sei Zorro, der nach mehr Schnaps verlangte und des Wartens überdrüssig wurde. Als er den Kopf zur Seite drehte, fielen ihm fast die Augen heraus. Neben ihm an der Theke lehnte Lysop, ebenfalls schon angeschickert und zurechtgemacht, wie er ihn noch nie gesehen hatte: Tanktop, Baggypants, Ethnoschmuck und sogar ein Dreieckstuch um seine Locken gebunden. Was zum Teufel wollte DER denn hier??? „Cool! Zufälle gibt’s… ich bin mit mein… einer Freundin hier.“ – „Die aus der Arztpraxis? Ich glaub dir kein Wort, du stalkst mir doch schon wieder nach!“ knurrte der Blonde und wandte den Blick ab, in Richtung des Barkeepers, der sich erstaunlich viel Zeit mit seiner Bestellung lies. Was bitteschön dauerte denn solange daran, zwei kleine Schnapsgläser zu füllen? Lysop guckte sichtlich irritiert und rutschte ein Stück näher, trotz Sanjis offensichtlicher Verstimmung. „Ach quatsch, tu ich nicht. – Aber man, lass dich ansehen… du siehst ja irre aus! Wahnsinn! Trainierst du 24 Stunden am Tag oder wie? Man erkennt dich kaum wieder, Respekt.“ Unter anderen Umständen hätte Sanji sich sicherlich über das Kompliment gefreut, es regelrecht in sich aufgesaugt und sein Ego damit aufgepäppelt, vor allem für das, was er noch vorhatte. Aber er wurde das Gefühl, überwacht zu werden, einfach nicht los. Vor allem, da Lysop ihm jetzt auch noch ungefragt eine Hand auf den Bauch legte und meinte: „Ich glaub‘s ja nicht… du hast ja richtig Muckies bekommen…“ – „Jetzt langts mir aber! Klar überwacht ihr mich! Nami will wohl sehen, ob ihr Geld gut angelegt ist oder was?“ Der Alkohol, der ihm in der warmen Kneipe wohl schon zu Kopf gestiegen war, ließ Sanjis Temperament noch schneller explodieren als sonst. In voller Lautstärke schnauzte er Lysop an: „Du kannst ihr sagen, dass sie gefälligst noch die letzten paar Tage warten kann! UND dass sie unbesorgt sein kann, weil mein Trainer mich dermaßen hart rangenommen hat, dass sie normalerweise das Dreifache hätte hinlegen müssen!“ – „H-hey… jetzt beruhig dich doch mal, ich hab doch nur…“ – „Einen schönen Abend noch!“ Auf die Getränke zu warten war wohl umsonst, und noch länger am Tresen sitzen wollte Sanji nicht, also stapfte er schnurstracks und dabei leicht hin und her schwankend zu seinem Tisch zurück. Mit offenem Mund starrte Lysop ihm nach und dachte bei sich, dass Sanji zwar ordentlich abgespeckt hatte, sein Temperament allerdings noch genauso dicke da war wie vor 4 Wochen. Zähmen können hatte sein ach-so-harter Fitnesscoach ihn scheinbar nicht. „Na das hat aber gedauert… und zu deiner Frage: Sauna reinigt den Körper, entschlackt und macht ne schöne straffe Haut – genau das richtige für Mädels wie dich.“ Als wäre keinerlei Zeit vergangen, seit Sanji sich auf den Weg zum Barkeeper gemacht hatte, nahm Zorro das Gespräch wieder auf, kaum dass der Koch in Hörweite war. Sanji kümmerte sich einen Dreck darum. „Wir gehen!“ knurrte er, riss seine Jacke von der Stuhllehne, wobei er fast noch gleich den Stuhl mit umwarf, und stapfte auf direktem Wege zum Ausgang. Mit einigen alkoholbedingten Schlenkern dazwischen. Er war innerlich am brodeln, dermaßen gereizt, dass er nicht mal mehr daran dachte, was denn nun aus seinem Plan wurde, Zorro ein paar Sympathiebekundungen zu entlocken. Er wollte einfach nur noch weg! „Hey! Sanji, jetzt warte gefälligst!!“ Zorro hatte alles Geld, das er dabei hatte, zusammenkratzen müssen, um ihre Zeche zu bezahlen, nachdem Sanji regelrecht die Flucht ergriffen hatte. Draußen vor dem Lokal packte er den Koch schließlich am Arm und hielt ihn fest. „Was hast du denn auf einmal? Hast du deinen Ex getroffen oder ne Schlägerei angezettelt? Warum mussten wir gehen? Es wurde gerade gemütlich, und schon zickst du wieder rum!“ – „Ich mache WAS?! ICH zicke?! NUR weil ich keine Lust mehr auf die Gesellschaft da drin hatte?! Und nein, mein Ex war es nicht, aber jemand anderes, den ich nicht länger an der Backe haben wollte! Aber wir können gerne noch in 10 weitere Kneipen einkehren, wenn du noch nicht genug getankt hast…“ – „Ok, ok, du hast scheinbar mehr als genug getankt. Wir sollten nach Hause gehen.“ brummelte der Ältere ruhig und zog seinen Begleiter in Richtung Taxistand. „Das nächste Mal steigst du rechtzeitig auf Wasser um.“ Sanji blieb schlagartig stehen. So böse, wie er es in seinem betrunkenen Zustand nur konnte, starrte er den Grünhaarigen an und fauchte:„Hörst du jetzt mal auf, mir Vorschriften zu machen? Du bist nicht mein Kindermädchen, also spar dir deine Belehrungen! Ich hab es sowieso satt, dass alle glauben, ich könne nicht auf mich selbst aufpassen und ständig alle Entscheidungen über meinen Kopf hinweg treffen! Ich bin ein erwachsener gestandener Mann mit einem Job und einem Gehirn und einem überdurchschnittlich großen Pe…“ – „SCHÖN! WIRKLICH!“ Bevor Sanji die Passanten auf der Straße darüber informieren konnte, wie gut er bestückt war, hielt Zorro ihm den Mund zu. „Ehrlich ich freu mich für dich. Und jetzt fahren wir zu dir nach Hause, du großer männlicher erwachsener Idiot.“ Mit diesen Worten zog er den Blonden weiter und verfrachtete ihn schließlich in ein Taxi, nachdem er den Fahrer davon überzeugt hatte, dass Sanji zwar laut war und Glühstrom hatte, aber keinerlei Bedrohung darstellte, weder für den armen Fahrer, noch für die Ledersitze. „Tu bloß nicht so erhaben, als wärst du noch nüchtern…“ motzte der Koch ihn an, sobald Zorro mit einer Pobacke im Taxi saß. „Ich tu nicht so, ich bin es noch. Im Gegensatz zu dir hab ich nen guten Stoffwechsel.“ – „JETZT GEHT DAS WIEDER LOS! NUR ZU, STICHEL RUHIG NOCH EIN BISSCHEN WEITER! HAST ES JA BALD HINTER DIR, DA MUSST DU DIE LETZTEN TAGE NOCHMAL NUTZEN UM MIR EINE NACH DEM ANDEREN REINZUWÜRGEN!“ – „Jetzt wirst du albern.“ meinte Zorro, teils genervt, teils belustigt. Sanji plus Alkohol war eine leicht entzündbare und überaus explosive Mischung… „Und laut.“ Mischte sich der Taxifahrer dann von vorne ein. Sanji verzog das Gesicht, verschränkte die Arme und sah demonstrativ aus dem Fenster. „Ach ihr könnt mich mal…“ murmelte er beleidigt und ließ die Scheibe ein Stückchen runter, um etwas frische Luft ins Taxi zu lassen. Was auf lange Sicht gesehen den Ausgang des Abends dramatisch beeinflusste. >>> >>> <<< <<< Zorro hätte sich ohrfeigen können, dass er nicht besser aufgepasst hatte, was und wie viel und vor allem wie viel durcheinander Sanji getrunken hatte. Kaum, dass der Blonde ein paar Minuten Frischluft um die Nase bekommen hatte, war ihm der Alkohol komplett in den Kopf gestiegen und hatte seine volle Wirkung entfaltet. Bis sie schließlich zu Hause angekommen waren, konnte Sanji nicht mal mehr gerade stehen, geschweige denn laufen, obwohl er lautstark beteuerte, dass er beides noch bestens und vor allem ohne Hilfe beherrschte. Da Zorro kein Geld mehr hatte, den mittlerweile ziemlich angefressenen Taxifahrer aber nicht unbezahlt lassen wollte, zog er Sanjis Portmonee aus dessen Hose und entlohnte ihren Fahrer, ohne dass der Koch es mitbekam. So schnell, wie das Taxi davon brauste, hatte Zorro es bislang nur in Hollywoodfilmen gesehen. „Wo hast du deinen Schlüssel?“ wollte der Trainer wissen, nachdem er Sanjis Jackentaschen durchsucht und nichts gefunden hatte, während Sanji in seinen Armen hing wie ein Schluck Wasser in der Kurve. „Inner Hosentasche…“ kam die undeutlich genuschelte Antwort, und Zorro verdrehte die Augen. Na bestens… eine weitere unfreiwillige Grabschgelegenheit lag vor ihm. Mit mühsam beherrschter Miene schob er seine linke Hand erst in die eine, dann in die andere Hosentasche der verflucht noch mal hautengen schwarzen Jeans, bis er dann in der linken Gesäßtasche fündig wurde. Er konnte kaum die Tür aufschließen, so sehr zitterte seine Hand dabei. Zorro war so wütend über sich selbst, er hätte sich für seine alberne Verknalltheit in den Allerwertesten beißen können. Oder den Koch, dessen Allerwertester war schließlich schuld an seinem Zustand! „Kommsu noch mit rein?“ wollte Sanji wissen und tastete nach dem Lichtschalter. „Ich kann dich Schnapsleiche ja schlecht allein lassen. So dicht wie du bist, schaffst du es nicht mal mehr auf den Schlafzimmerteppich!“ – „Awas… du brauchs doch nurn Vorwand…“ Irgendwo in Sanjis betrunkenem Verstand sagte ihm seine innere Stimme, dass er sich gerade auf dünnes Eis begab. Dass er jetzt besser den Mund hielt. Dass er viel zu sehr mit dem Feuer spielte… doch er war einfach viel zu benebelt, um noch darauf zu hören. „Du… du wills doch hierbleiben…“ – „Ach ja. Will ich das.“ Zorro zog eine Augenbraue hoch und drehte den Koch zu sich um, so dass er ihm in die Augen sehen konnte. Flirtete Sanji gerade mit ihm, oder war er auch schon angetrunken und halluzinierte nur? „Und wieso sollte ich das wollen?“ – „Weil…“ Sanji hob den Zeigefinger und hielt ihn Zorro unter die Nase. „Weil du misch magst… du stehs auf misch… und eigenlisch hättesu das auch ma sagen könn… aba neeeeiiin! Du bis dia viel zu cool, wie imma…“ nuschelte er, den Mund leicht verzogen und auch ein wenig gekränkt dreinblickend. „Deswegen habisch doch gesagt… wir trinken… zusamm… weil… dann kannisch vielleisch… auch sagen, dassisch disch mag…“ Mehr als ein Nicken brachte Zorro nach diesem Geständnis nicht heraus. So war das also - Sanji hatte ihn abfüllen wollen, um herauszufinden, ob er ihn mochte. Dass der ganze schöne Plan mit Karacho nach Hinten losgehen würde, hatte der Blonde scheinbar nicht einkalkuliert. Und das, wo er behauptete, er wüsste wie viel er trinken konnte. Zorro konnte es kaum glauben, und ihm wurde richtiggehend warm ums Herz, so peinlich wie ihm das auch war. Sanji mochte ihn tatsächlich! Vielleicht bekam er ja noch mehr aus ihm heraus. „Und… wie kommst du da drauf, dass ich dich mag?“ – „Robin un Tashigi… sagen das…“ Selbst so beschwipst wie er war, fiel es Sanji auf, dass das eine recht dürftige Erklärung war. „Außadem grabschsu an mia rum!“ setzte er deshalb mit triumphierender Miene nach. Zorro konnte nicht anders als auflachen. Die Situation war so absurd, und Sanji so schrecklich betrunken und dabei immer noch anziehend, und er durfte nicht, er konnte nicht, es würde alles nur noch schlimmer machen, wenn er es ausnutze… „Tja… das tu ich tatsächlich. Aber ich darf es, weil du es mir erlaubt hast. Davon abgesehen bin ich dein Trainer, ich muss mir genau angucken, wie dein Körper sich verändert hat.“ – „Isch habs… dia erlaubt…?“- „Oh ja.“ Weit sanfter als die Male zuvor hob Zorro Sanji hoch und trug ihn ins Schlafzimmer. „A-aba… das habisch nisch erlaubt…“ wehrte der Blonde sich leicht und auch nur verbal, weil er recht kraftlos in den Armen des Älteren hing. Als Zorro ihn auf dem Bett absetzte, kippte er beinahe sofort nach hinten weg. Aus halb geschlossenen Augen blickte Sanji auf, zu dem Mann, der sich über ihn beugte und seine Schuhe auszog. „H-hey…!“ Doch Zorro ließ sich nicht beirren. Den Schuhen folgten die Strümpfe, und nachdem Sanji barfuß war, schob der Grünhaarige den blauen Pullover ein Stückchen hoch und öffnete Knopf und Reißverschluss der schwarzen Jeans. Wie eng die Hosen wirklich waren, sah er an den Striemen, die die Nähte auf Sanjis Bauch und Hüfte hinterlassen hatten, und er musste schmunzeln. „Wie bist du denn da reingekommen? Mit nem Trichter oder mit Gleitcreme?“ Sanji wurde rot und sah gekränkt zur Seite, weil ihm momentan der klare Verstand für eine schlagfertige Retourkutsche fehlte. „Wollte gut aussehn…“ murmelte er kaum hörbar, doch Zorro verstand es trotzdem, und er schmunzelte noch etwas breiter. „Idiot… du siehst doch gut aus.“ raunte er dem Jüngeren ins Ohr, bevor er die Hosen Stück für Stück herunterzog, mit gerade so viel Kraft, dass sie nicht zerrissen. So wie er Sanji kannte, waren das Designerjeans, die mindestens so viel gekostet hatten wie sein halber Monatslohn. „Du has doch imma gesagt… isch wär pummelisch…“ – „Oh ja. Bist du auch.“ Langsam beugte Zorro sich über ihn und strich ein paar blonde Haarsträhnen aus dem geröteten Gesicht. „Aber ich hab nie gesagt, dass es mir nicht gefallen würde.“ Und das war die Wahrheit. Sanji war vielleicht nicht von Anfang an sein Typ gewesen, aber gemocht hatte er ihn irgendwie trotzdem. Und auch, wenn er einen durchtrainierten Körper ästhetisch und auch anziehend fand, war Sanji in seinen Augen trotzdem attraktiv. Er war einfach süß, so wie er war, auch ohne Sixpack und sichtbarem Bizeps. Und er wollte ihn anfassen, nicht nur weil er ihn mochte, sondern weil er neugierig war, weil es ihn in den Fingern kribbelte bei dem Gedanken, diesen weichen samtigen und so gut duftenden Körper an sich zu drücken und liebkosen zu dürfen. Und dass er es eigentlich nicht tun sollte oder durfte, machte alles nur noch reizvoller als es sowieso schon war. Sanjis Gesichtsfarbe glich mittlerweile einer gut durchgezogenen Tomatensuppe. „Ah… so… und… was machsu jetzt…?“ stotterte er und tastete dabei unbeholfen mit seiner linken Hand nach Zorros rechter, die geradezu zärtlich seine Wange streichelte. „Jetzt?“ Zorro schloss die Augen. Er hatte keine Lust mehr nachzudenken. Wenn Sanji seinen Verstand ausschaltete, durfte er das auch tun, ob nun mit Alkohol oder ohne. „Jetzt werde ich dich küssen. Also halt still…“ Es war wie eine Erlösung, als seine Lippen die des Koches trafen. Und auch wenn es in allen Liebesromanen und –filmen schrecklich kitschig beschrieben war, so war es doch genau das: Schmetterlinge im Bauch, explosionsartige Hitzewallung durch den gesamten Körper und eine sensationelle Gänsehaut an der Oberfläche. Und wie süß der Blondschopf schmeckte! Nach all dem Zucker, den er nicht hatte essen dürfen, so unglaublich süß, dass man allein vom Geschmack einen Rausch bekommen konnte, wenn man nicht aufpasste. Und wie alle Dinge, die so verboten lecker waren, machte es süchtig nach mehr. Zorro zog Sanji den Pullover über den Kopf und ließ das funkelnagelneue Kleidungsstück neben dem Bett zu Boden gleiten, auf die schwarze Jeans, und nur wenige Sekunden später gesellte sich sein eigenes Hemd ebenfalls dazu. Der Grünhaarige setzte einen langen Kuss mitten auf den Bauch, nachdem er den Bund der Shorts ein Stückchen tiefer gezogen hatte. „Ahh…“ Sanji schreckte auf und hob die Hände, doch Zorro hielt sie mit seinen eigenen fest und verschränkte ihre Finger ineinander. „Schsch… nicht so laut. Und hör auf, den Bauch einziehen zu wollen. Ich hab doch gesagt, ich mag dich so wie du bist. Entspann dich.“ Noch bevor Sanji protestieren konnte, verschloss der Trainer seine Lippen erneut mit einem festen Kuss. Er wusste, was in dieser Nacht passieren würde, und er konnte nur hoffen, dass Sanji diese Möglichkeit mit einkalkuliert hatte, als er sich betrunken hatte, und es nicht am nächsten Tag ein unschönes Erwachen geben würde. >>> >>> <<< <<< Der stechende Schmerz hinter seiner linken Augenbraue setzte ein, sobald Sanji die Augen aufschlug. „Ahrg… verdammte Scheiße…“ fluchte er, mit einer Stimme, die nach mindestens so viel Alkohol klang wie er glaubte, getrunken zu haben. Oder sogar mehr. Eine heisere Nebelkrähe war jedenfalls nichts dagegen. „Nie… wieder…“ Vorsichtig setzte er ein Bein neben sich auf den Fußboden, um das immer noch leicht drehende Bett anzuhalten. „Nie… nie wieder Alkohol…“ brachte er mühsam heraus und rieb sich die schmerzende Stirn, ohne wirklich Erfolg zu haben. „Das haben schon ganz andere geschworen… und die hatten mehr Disziplin als du.“ Es dauerte ein paar Sekunden, bis Sanji die Stimme neben sich erkannte, und noch einen ganzen Moment länger, bis er sich erinnerte, wieso diese Stimme, bzw. ihr Besitzer, neben ihm lag. In seinem Bett. Unter seiner Decke. Nackt. Oh shit… „Ma…Marimo…“ Sanji wagte es kaum, den Kopf zu drehen, und das nicht nur, weil er befürchtete, dass der Schwindel sich verstärken könnte. Er wusste, was er dann sehen würde, und solange er nicht hinsah, konnte er sich vielleicht einreden, dass es alles nur ein Traum war. Ja, genau. Gleich würde er aufwachen, mit klarem Kopf und in seine Schlafsachen gekleidet, allein in seinem viel zu großen Bett, so wie es sich gehörte… „Du siehst aus als müsstest du gleich kotzen.“ Zorros Stimme klang nicht viel besser als seine, und sie war vor allem eines: Zu laut für seinen alkoholgepeinigten Kopf. Und dazu noch diese charmante Ausdrucksweise, für die Sanji dem Mann neben sich am liebsten schon wieder eine gelangt hätte. Er konnte sich lebhaft vorstellen, wie scheiße er aussah. „Wundert‘s dich, wenn ich neben dir aufwache…?!“ motzte er und schob sich mit einigen Anläufen aus dem Bett. Kaum, dass er auf beiden Beinen stand, und das ziemlich unsicher, spürte er etwas, was ihm im ersten Moment wie ein Déjà-vu vorkam – gewaltigen Muskelkater. Im Po und in den Beinen. Es war wie das letzte Puzzlestück, dass Sanjis benebeltem Verstand noch gefehlt hatte, um sich ein vollständiges Bild vom vergangenen Abend und der folgenden Nacht zu machen. Sie hatten also wirklich… Urplötzlich verspürte der Koch das Bedürfnis, sich in hohem Bogen zu übergeben. Auf schweren Beinen schwankte er ins Bad, riss den Klodeckel nach oben und ließ sich sämtliche Getränke des Vorabends nochmal gründlich durch den Kopf gehen. ‚Nie wieder Alkohol!‘ schwor er sich dabei. Zorro musste eine ganze Weile warten, bis Sanji wieder aus dem Bad kam, nachdem er – natürlich in aller Ausführlichkeit – geduscht und sich geputzt hatte. Mit gesenktem Kopf gingen der Grünhaarige an dem Blonden vorbei und streifte dabei kurz mit seinem Zeigefinger über den Handrücken des anderen. Ob nun Absicht oder nicht, ließ Zorro offen, bevor er die Badezimmertür schloss. Erst hinter der Sicherheit des schweren Holzes ließ er den Seufzer, der sich seit dem Aufwachen in ihm aufgestaut hatte, heraus. Er war doch der allergrößte Idiot auf diesem Planeten! Wie oft hatte er sich selbst und vor allem anderen Kollegen, die es nicht so hielten wie er, vorgehalten, dass es eine ganz miese Idee war, Beruf und Privates zu mischen. Und dann wachte ausgerechnet er, der Moralapostel vom Dienst, in der Wohnung seines Kunden auf, nachdem sie die Nacht auf so intensive Weise miteinander verbracht hatten! Noch jetzt kribbelte es Zorro überall, wenn er daran zurückdachte, wie unglaublich schön es gewesen war. Das war kein Gelegenheitssex gewesen, das war nicht einfach mal so in die Kiste… es war so gewesen, wie er es sich früher, als er noch naiver gewesen war, mit der Frau seiner Träume vorgestellt hatte. Nahezu perfekt. Und das bezog sich nicht nur auf das, was sie getan hatten. Sanji war perfekt, in all seiner Unperfektheit. Wie er ihm einfach mal so vor die Nase knallte, dass er ihn mochte, nachdem er sich zugeschüttet hatte – das war typisch Sanji. Bloß kein Risiko eingehen, nicht über seinen eigenen Schatten springen, und am besten noch ne gute Ausrede am Tag drauf haben, falls es nicht so ausgehen sollte, wie er es sich in seinem blonden Köpfchen erhoffte. Aber gut, der Koch hatte gepokert und gewonnen, irgendwie war er ihm ins Netz gegangen. Und er hatte sich nicht mal dagegen gewehrt. Zorro drehte den Wasserhahn auf und spritzte sich kalte Flüssigkeit in das müde Gesicht. Und was war mit ihm? Was hatte er nach dieser Nacht gewonnen? Er war nicht viel schlauer als zuvor. Mochte sein, dass er für ein paar Stunden das gehabt hatte, wonach er sich seit Tagen sehnte, aber… sein Blick fiel auf die Gästezahnbürste. Ace – da war doch noch was. Der Kloß, der dem Grünhaarigen in der Kehle saß, verlagerte sich schlagartig abwärts, in seinen Bauch und dann… Vielleicht war kotzen eine gute Idee. Ohne dass Sanji es merkte, hatten sie die Rollen getauscht. Zorro stand nun seit 30 Minuten unter der Dusche, und er selbst machte Frühstück. Er hatte nicht den Hauch von Ahnung, was Zorro morgens zu sich nahm, aber da er sowieso nur den Reformhauskram hatte, blieb ihm auch nicht viel Auswahl. Sanji schaute auf das Müsli und die fettarme Milch und spürte nicht den geringsten Appetit. Das war ein Diätansatz, den er sich merken sollte – Alkohol verdarb einem den guten Hunger. Draußen im Flur ging das Telefon, aber nach einem Blick auf die Uhr, die gerade mal 7 Uhr 45 anzeigte, entschied der Blonde, dass es zu früh war, den Anruf entgegen zu nehmen. Wer zu einer solch unchristlichen Zeit anrief, hatte es nicht besser verdient. „Nun leg schon auf…“ brummte der Koch, als das Telefon hartnäckig weiterklingelt, sechs mal, sieben mal – und mit einem Tuten, das sich in seinen verkaterten Kopf bohrte, schaltete sich der AB ein. „Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bin ich noch im Restaurant, aber sie können ihre Bestellung nach dem Piepton hinterlassen.“ klang seine eigene Stimme und diese bescheuerte Ansage, die er seit Ewigkeiten schon ändern wollte, viel zu heiter vom Band, ehe das angekündigte „Piep“ erschallte. „Sanji, ich hoffe mal dass du gerade joggen bist oder so, also komm ich gleich zur Sache.“ Es war Nami, und sie klang ziemlich aufgekratzt. „Deine Auszeit ist ja bald rum, und was ich von Lysop gehört habe, macht mich ECHT neugierig!“ Also hatte die Langnase schon munter geplaudert. ‚So eine Labertasche! Wenn der mal stirbt, muss man seine Klappe extra totschlagen und beerdigen!‘ dachte Sanji nur missmutig, bevor er Nami weiter zuhörte. „Ich kann es kaum erwarten, bis du wieder hier bist – und ehrlich gesagt wird’s auch höchste Zeit. Aber vielleicht ist es ja ein zusätzlicher Anreiz für dich, zurück zu kommen, wenn ich dir sage, dass dein Ace einen Tisch für Freitag reserviert hat. Melde dich, sobald du Zeit hast!“ Es klickte in der Leitung, und Stille breitete sich in der Wohnung aus, einzig und allein durchbrochen von dem leisen Prasseln der Dusche. Sanji stand wie vom Donner gerührt in der Küchentür, in der einen Hand die Milch, in der anderen die Müslischale, und versuchte zu verarbeiten, was er gerade gehört hatte. Ace hatte reserviert. Für nächsten Freitag. Sanjis Augen wanderten zu dem Kalender neben dem Telefontischchen, an dem noch das Abrissblatt von gestern hing – Sonntag. Heute war Montag. Also noch 5 Tage. „Alles ok? Du siehst immer noch aus wie Braunbier mit Spucke…“ Der Angesprochene schrak förmlich zusammen und ließ die Milch auf den Boden fallen, wo die weiße Flüssigkeit über das Linoleum plätscherte. „Scheiße! Musst du mich so erschrecken!!“ fuhr er Zorro an, stellte die Schale, die ihm zum Glück nicht aus der Hand gefallen war, auf dem Tisch ab und griff sich das Küchenkrepp, um der Sauerei Einhalt zu gebieten. Brummelnd rieb der Grünhaarige, der frisch geduscht und nur im Handtuch vor ihm stand, sich den Nacken und hob den Milchkarton auf. „Was kann ich dafür, wenn du so schreckhaft bist? Wer war denn eben am Telefon?“ Sanji sah ihn an, perplex, weil Zorro ihn so unverwandt fragte, und konnte nicht verhindern, dass er rot wurde. „Nami… sie meinte… ich solle nächsten Freitag wieder zu arbeiten anfangen. Im Restaurant geht’s wohl drunter und drüber…“ nuschelte er, stand dann auf und entsorgte die feuchten Tücher im Abfalleimer. Ja, das war nur die halbe Wahrheit gewesen. Irgendwie wäre es ihm falsch vorgekommen, jetzt von Ace anzufangen, wo er und Zorro doch vergangene Nacht… Und das war der Moment, in dem auch Sanji die Erkenntnis traf, dass das, was sie beide letzte Nacht veranstaltet hatten, unter Umständen die dümmste Idee des Jahrhunderts gewesen war. Aber so war das eben, wenn man sich betrank und nicht mehr an die Konsequenzen dachte. Jetzt hatte er den Salat. Ende Kapitel 10 ~ Entschuldigt bitte, dass ich solange für das Kapitel gebraucht habe - die bösen Klausuren haben mich auf Trab gehalten. Jetzt gehts aber zügig dem Ende zu. Keine langen Wartezeiten mehr! ^^ ~ Kapitel 12: Auftrag erfüllt --------------------------- Kapitel 11 – Auftrag erfüllt „Und? Hat Sanji sich schon rückgemeldet?“ Neugierig steckte Lysop seine lange Nase in Namis Büro, wo die Restaurantbesitzerin gerade eine Zigarette rauchte und mit einem Drink in der Hand aus dem Fenster sah. Spöttisch grinsend drehte sie sich zu dem Kellner um. „Na was glaubst du? Der Name ‚Ace‘ war wie ein Sesam-öffne-dich. Keine zwei Stunden später hatte ich die sms auf meinem Handy, dass er sich Freitagmorgen brav zum Appell meldet. Ich bin ja mal gespannt, ob er sich wirklich so verändert hat, wie du gesagt hast.“ Gekonnt drückte die Rothaarige ihre Zigarette in dem Marmoraschenbecher aus und stellte ihr Glas ab. „So früh schon den teuren Whysky?“ bemerkte Lysop mit einer Mischung aus Verblüffung und Neid, überging die Frage nach Sanjis Form dabei komplett. Es musste toll sein, reich zu sein. Bis er sich mal so hochgearbeitet hatte, dass er vormittags um 11 schon einen Drink on the rocks in seinem eigenen Büro genießen konnte, würden ihm seine dichten Locken schon grau und dünn geworden sein. Andererseits hatte er bis dahin vielleicht eine Frau, die gut verdiente. Eine flüchtige Röte machte sich über dem leicht sonnengebräunten Gesicht des Kellners breit, und er grinste versonnen. Ganz so unwahrscheinlich war dieser Tagtraum seit dem Wochenende nicht mehr… „Nettes Date gehabt am freien Sonntag?“ kam es spitz und vor allem wissend von Nami, und Lysop schrak zusammen. „I-Ich… muss zurück, Pause ist rum…“ stotterte er, nickte der älteren Frau nochmals zu und machte dann, dass er schleunigst davon kam, ehe Nami ihn in die Mangel nahm und ausquetschte. Und wenn man ihm sein Liebesglück schon an der Nasenspitze ansah, würde er es wohl kaum vor ihr verheimlichen können, wenn sie ihn erst ins Kreuzverhör bat. Für große Geständnisse war es sowieso noch zu früh. Erst mal sollte Sanji sein Happy end bekommen, und wenn sich die Wogen dann wieder etwas geglättet hatten, konnte er ja mal vorsichtig anfragen, ob er zu einer ihrer außerarbeitlichen Treffs eventuell mit Begleitung erscheinen konnte. Wenn er seine Angebetete schon mitbrachte, wollte Lysop wenigstens einen gut gelaunten Sanji dabei haben. Nami würde schon rabiat genug sein. >>> >>> <<< <<< Als Sanji mit Zorro das Fitnessstudio betrat, machte sich ein seltsam beklemmendes Gefühl in ihm breit. ‚Noch 4 mal werde ich durch diese Tür gehen… noch 4 Tage Training, heute eingeschlossen… noch 4 mal wird mich Zorro quälen bis zum Umfallen…‘ Es tat weh. Irgendwo tief in seiner Magengrube schmerzte es, und so sehr Sanji sich bemühte, bei den folgenden Übungen seine Gedanken in eine andere Richtung zu lenken, er schaffte es einfach nicht. Und das war seine eigene Schuld. Er hatte es ja unbedingt herausfordern müssen, sich betrinken müssen, flirten was das Zeug hielt, bis Zorro drauf ansprang. Und dann, ironischerweise am nächsten Morgen, wurde ihm vor Augen geführt, dass er ja eigentlich jemanden anderes wollte. Wollte er denn wirklich? Empfand er noch dasselbe wie vor vier Wochen? War Ace immer noch der Mann seiner Träume, für den es sich lohnte, zu hungern und zu leiden, im wahrsten Sinne des Wortes? Oder wäre jemand anderes die bessere Wahl? Was, wenn Zorro nicht nur den Sex genossen hatte, sondern ihn vielleicht ehrlich mochte? Dagegen sprach, wie er sich am Morgen nach der gemeinsamen Nacht verhalten hatte. Da gab es keinen Kuss, keine Berührungen, keine zärtlichen Worte… Sanji stoppte sich in seinen eigenen Gedanken. Zorro war nicht der Typ für solchen Schmusekram. Und er selbst hatte ja auch nicht gerade seine sanfteste Seite gezeigt, so verkatert wie er gewesen war. Und wollte er denn wirklich mit Zorro zusammen sein, so wie es bisher gelaufen war? Sanjis Kopf schien mit jeder Frage mehr anzuschwellen, und hinter seiner Stirn setzte das Hämmern vom Morgen wieder ein. Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte, und die 4 Tage, bis er Ace wiedersehen würde, kamen ihm mit einem Mal viel zu kurz vor, so dass er gut und gerne nochmal 4 Wochen drangehängt hätte, um zu entscheiden, was er wirklich wollte. „Ich muss mal mit dir reden.“ Tashigi verschluckte sich fast an ihrem Milchshake, als Zorro sie wie aus dem nichts und unverwandt am Arm packte und mit sich zog. „J-ja? Worüber denn… zieh doch nicht so!“ Die junge Frau wurde rot, und trotz ihrer Proteste war es ihr alles andere als unangenehm, von Zorro angefasst zu werden. Als sie etwas abseits vor dem Fenster halt gemacht hatten, schlug ihr Herz bereits so heftig, dass sie befürchtete, es könnte jeden Moment ihr enges T-Shirt zerreißen. „Es geht um den Idioten.“ – „Er heißt Sanji. DU bist der Idiot.“ – „Na du musst es ja wissen… jedenfalls…“ Zorro sah an ihr vorbei, fixierte die Welt auf der anderen Seite des Fensterglases und räusperte sich vernehmlich. „Du kommst doch gut mit ihm klar. Ihr seid ja sowas wie Busenfreundinnen. Ich… kannst du ihn mal fragen, was mit ihm los ist? Ich meine – sieh ihn dir doch an, er ist null konzentriert, und…“ – „Und du traust dich nicht zu fragen, was er hat.“ Tashigi konnte den leichten Spott in ihrer Stimme nicht zurück halten. Die Enttäuschung, dass Zorro lediglich über Sanji hatte reden wollen, nagte an ihr und ihrem Selbstbewusstsein, da tat es gut, ein wenig den Stachel ausfahren zu können. „War er vorher auch schon so? Gestern, als… ihr euch getroffen habt?“ Zorros Gesichtszüge entgleisten bei diesen Worten ein wenig. Die Brillenschlange wusste ja bestens Bescheid über alles… blieb nur die Frage, wie viel sie wusste. Wusste sie auch von dem, was nach dem Treffen passiert war? Ein paar Schweißtropfen bildeten sich auf der hohen Stirn des Mannes und er schluckte hart. „Er war normal, als wir einen trinken waren. – Er wird eh nicht mit der Sprache rausrücken, wenn ich ihn frage, also mach du es. Frauen können sowas besser.“ murrte er, den Blick immer noch abgewandt. Tashigi konnte nicht anders als leise zu seufzen. Sie wusste, dass sie es sich selbst zuzuschreiben hatte, dass die beiden Männer nun auf sie zurück kamen, wenn sie Probleme mit dem anderen hatten. Sie hatte sich ja einmischen müssen. Und jetzt hatte sie den Salat, und ihr geschundenes, unglücklich verliebtes Herz wurde mit Füßen getreten. „Ist okay, ich rede mit ihm. Aber damit eins klar ist: Ich erstatte dir keinen Bericht. Ich werde ihm zureden, dass er dir sagen soll, was los ist. Ich spiel doch nicht den Liebesboten für euch beide.“ Mit so viel Stolz wie möglich und gestrafften Schultern wandte sie sich ab und ging zurück zur Bar und ihrem verlassenen Milchshake, den sie jetzt als Stärkung dringend nötig hatte. Deutlich konnte sie spüren, wie Zorros Blick sich in ihren Rücken bohrte, und sie seufzte erneut. Sanji wusste ja gar nicht, wie gut er es hatte, dass ein Bilderbuchmacho wie Zorro tatsächlich kam und sie anflehte, ihn auszuhorchen. Der war doch bis über beide Ohren verknallt. Blond müsste man eben sein… Sanji hatte förmlich drauf gewartet. Tashigi hatte gar nicht lange um den heißen Brei herumreden müssen, da war schon alles aus ihm herausgesprudelt. Das Date, der Alkohol, die Fahrt nach Hause, der Sex, der Morgen, der Anruf… und nun dieses Gefühlschaos, das ihn Stück für Stück an den Rand des Wahnsinns trieb. Innerlich schalt der Koch sich zwar dafür, dass er ausgerechnet dem Mädchen, das seit Ewigkeiten in Zorro verliebt war, nun von ihrer gemeinsamen Nacht erzählen musste – aber wem hätte er es denn sonst sagen sollen? Wer sonst hätte denn verstanden, was gerade in ihm vorging? Tashigi verstand es wirklich, und wenn sie der Bericht traf, dann verbarg sie es gut hinter ihrer ernsten Miene. Aber ein gewisses Frustpotential brodelte dennoch in ihr, das sie auch herausließ, sobald Sanji ihr Bericht erstattet hatte. Niemals vorher hatte der Koch die junge Frau so entschieden erlebt – und so ernst, und während ihres Monologes sank ihm sprichwörtlich das Herz in die Hose. „Sanji… du bist mein Freund. Ich mag dich wirklich gerne. Du bist grundanständig, du hast Herz, jede Menge, du würdest für die Leute, die dir was bedeuten alles tun. Du bist leidenschaftlich und sensibel. Aber du bist ein echter Arsch, wenn du dich nicht bald entscheidest. Es ist nicht fair, Zorro hinzuhalten. Er mag dich, das weißt du.“ – „Ich weiß es nicht…“ – „Jetzt hör aber mal auf! Wenn du einen Antrag von ihm willst, kannst du lange warten. Aber ich seh doch, wie er sich ansieht! Weißt du, wie viele gutaussehende Frauen ihm nachgestiegen sind? Und nicht nur Frauen, wir hatten auch genügend männliche Kundschaft, die ihm deutlich zu verstehen gegeben hat, dass sie interessiert sind. Wesentlich deutlicher als du mit deiner Kratzbürstigkeit. Und mit keinem ist er auf ein Date gegangen und anschließend mit nach Hause. Sein letztes Date hatte er vor mindestens 2 Jahren! Und dir guckt er nach 3 Wochen nach und geht mit dir aus. Und ich bin mir sicher, der Sex ging nicht nur vor ihm aus, oder?“ Sanji wurde puterrot, als Tashigi den Sex erwähnte. „J-ja… ich meine nein, ich wollte ja auch… aber… was, wenn er jetzt nur ne schnelle Nummer wollte?“ – „Dann hätte er mich nicht geschickt, um mit dir zu reden. Er will wissen, woran er bei dir ist. Und weil ich nicht nur dich, sondern auch ihn verdammt gerne habe, finde ich, dass du es ihm schuldig bist. Sag ihm, dass Ace am Freitag kommt. Und sag ihm, ob du es nochmal bei ihm versuchst oder nicht. Stell ihn nicht vor vollendete Tatsachen, wenn es bereits zu spät ist. Sonst lernst du mich kennen.“ Oh ja, er würde sie kennenlernen, so finster wie die Schwarzhaarige ihn jetzt ansah. Sanji war von knallrot wieder sehr blass geworden und sah zu Boden. „Ich… ich weiß es doch selbst nicht! Ich träume immer noch von Ace, aber mit Zorro gestern war es… es war toll. Ich hab mich zum ersten Mal seit Jahren wieder gut gefühlt. Wohl in meinem Körper, so wie es sein sollte… ich hatte das Gefühl, ihm wirklich zu gefallen.“ Murmelte er tonlos. Tashigi nahm ihn bei der Hand. „Dann sollte es doch klar sein, wofür du dich entscheidest, oder? Statt der Taube auf dem Dach lieber den Spatz in der Hand – der, unter uns gesagt, wesentlich attraktiver ist, meinst du nicht auch? Soviel sag ich dir jedenfalls, wenn DU Zorro nicht nimmst, geh ich ihn trösten. Abfüllen und in mein Bett kriegen tu ich ihn auch. Mit genug Schnaps zumindest.“ Sanji nickte langsam. Ja… ja. Das war es. Es war die richtige Entscheidung. Wer wusste schon, ob Ace ihn trotz des Trainings nehmen würde? Ob er die Veränderung sehen würde? Zorro sah sie, das hatte er ihm selber gesagt. Und alles andere würde sich zeigen, ob sie wirklich so gut zusammen passten, wie alle Leute um sie herum behaupteten. Es war einen Versuch wert. Der Blonde erhob sich, lächelte Tashigi zu und drückte sie kurz an sich, wobei er ihr ein „Danke.“ Ins Ohr flüsterte, dann ging er zu Zorro hinüber, der gerade ein Set Hanteln ins Regal räumte. „Wenn du Zeit zum rumschmusen hast, kannst du gleich mal zum Butterfly rüber, damit wir deine Hühnerbrust auf Vordermann bringen. Da tut sich nämlich noch recht wenig, so im Vergleich zu deinem Arsch…“ – „Können wir kurz reden?“ Mit einem verlegenen, fast schüchternen Grinsen, strich Sanji sich eine verschwitzte Haarsträhne zurück. „Ich muss dir was sagen…“ – „Na meinetwegen. Aber lange drückst du dich nicht, du hast schon wieder viel zu lange rumgesessen.“ brummelte der Grünhaarige. Innerlich verknotete sich sein Magen beim Anblick des Lächelns auf Sanjis Gesicht. Musste der Idiot so süß sein? Konnte er sich denn nicht ein bisschen am Riemen reißen? Jede Wette, der machte das mit Absicht, weil er genau wusste, wie er sich dabei fühlte… Sanji schluckte nochmal, rieb sie Finger aneinander und brauchte ein paar Ansätze mit bloßem Luftholen, bis er schließlich zu sprechen begann: „Also… ich… ich fand die letzte Nacht sehr schön. Und… es tut mir leid, dass ich mich so betrunken habe, weil ich zu feige war, dich direkt zu fragen. Ich meine, ich weiß es ja immer noch nicht, aber… naja, also, du weißt ja jetzt… das ich dich mag.“ Die letzten Worte waren etwas kleinlaut, aber trotzdem deutlich vernehmbar für Zorros scharfe Ohren. ‚Was du nicht sagst…‘ dachte der Ältere belustigt. Sanji war wirklich goldig, wie er hier herum stotterte. „Und… also, heute Morgen, da hat Nami angerufen… wegen dem Restaurant… ich soll am Freitag wieder anfangen. Es sind ja schon 4 Wochen vergangen…“ – „Was nicht heißt, dass du dich künftig vor dem Training drücken wirst. Wir haben noch viel vor uns, ich lass dich nicht einfach so vom Haken. Da ist noch genug an dir dran, woran wir arbeiten müssen.“ Wir. Sanjis Gesicht glühte auf. Zorro hatte „wir“ gesagt – er wollte also auch künftig mit ihm zusammenarbeiten. Er wollte, dass er hier blieb, bei ihm! „Ich… ja gerne. Und da… gibt es noch was, dass ich dir sagen muss. Ich hab dich heute Morgen… naja, ein wenig angeschwindelt… nein, eigentlich geschwindelt, ich hab dir was verschwiegen, weil… also, Ace wird am Freitag kommen. Ins Restaurant. Er hat reserviert, und ich… werde da sein, und… damit es keine Missverständnisse gibt…“ Zorro war, als hätte man ihm den Boden unter den Füßen weggezogen. Ace. ACE! DAS war es also, was Sanji ihm sagen wollte. Dass Ace kommen würde, und dass er sich für ihn entschieden hatte. Dass die Nacht mit ihm zwar ganz schön gewesen war, aber dass es da ja immer noch seinen großen Filmstar gab, der sich gemeldet hatte. Klar! Für einmal Sex war er ja gut genug, aber sobald Mr. Drama auf der Bildfläche erschien, konnte er sich wieder verpissen. Unglaubliche Enttäuschung, gut gemischt mit rasender Wut, breitete sich in Zorro aus. Deswegen war der Koch den ganzen Tag so komisch gewesen, seit am Morgen das Telefon geklingelt hatte. Er hatte sich drauf vorbereitet, ihn abzuservieren. Sanji war so ein mieses Stück! „Keine Sorge.“ Zorros Stimme war kühl, ohne jegliche Emotion, und er schaffte es, den Blonden derart eisig an zu sehen, dass dieser das Gefühl bekam, die Raumtemperatur wäre soeben um 10 Grad gefallen. „Ich hab nichts missverstanden. Ich fands auch nett letzte Nacht, aber unser Arbeitsverhältnis ist am Donnerstag beendet. Wie abgesprochen.“ – „Arbeitsverhältnis…?“ – „Schon vergessen? Vier Wochen Training, exklusiv. Wie deine Chefin mit mir ausgehandelt hat. Praktischerweise endet das ja am Donnerstag. Aber du kannst dich ja gern für weitere Kurse anmelden.“ In aller Gemütsruhe wischte Zorro sich seine Hände mit einem Handtuch trocken. „Wenn du mich jetzt entschuldigst – ich hab noch ein paar Sachen vorzubereiten. Du kannst schon mal rüber zu den Geräten gehen, ich komm dann nach.“ Und mit diesen Worten ließ er Sanji an Ort und Stelle stehen, ohne sich nochmal umzudrehen, so dass ihm völlig entging, dass dem Jüngeren die Kinnlade herunterfiel. Sanji glaubte, ihm falschen Film zu sein. Arbeitsverhältnis? Die Nacht war nett gewesen? Fest ballte er die Hände zu Fäusten und biss sich auf die Unterlippe. Ihm wurde beinahe schlecht, seine Kehle brannte und sein Herz schwoll vor Verletzung regelrecht an. Von wegen, der Trainer mochte ihn. Von wegen, er schaute ihm nach! VON WEGEN! Zorro war es scheißegal, ob er sich mit Ace traf! Zorro war geradezu erleichtert, dass er am Freitag wieder Zeit für seine anderen Kunden hatte! Vor allem aber ließ es ihn völlig kalt, dass er ihm gesagt hatte, dass er ihn mochte! Und er Idiot ging auch noch hin und versuchte, ihm klar zu machen, dass er mit ihm zusammen sein wollte. Wie blöd konnte er eigentlich sein? Wie DÄMLICH?! Tashigi hatte Unrecht gehabt… obwohl, vielleicht hatte sie ihn auch in vollem Bewusstsein ins Messer laufen lassen. Immerhin wollte sie Zorro, dass hatte sie ihm mehr als deutlich zu verstehen gegeben. Zu dem verletzten Gefühl gesellte sich nun auch Zorn, nicht nur auf sich und seine Blödheit, sondern auch auf diesen Machoarsch von Marimo und seine sogenannte Freundin! Mit aller Kraft, die er hatte, drängte Sanji die Tränen zurück, die schon wieder recht locker hinter den Augen standen. Nein. Er würde jetzt nicht heulen, er würde sich nichts anmerken lassen – das gönnte er den beiden nicht. Die konnten ihn mal kreuzweise! Er würde die letzten drei Tage Training wie ein Eisblock durchziehen, und dann würde ihn dieses Fitnessstudio nie mehr sehen. Wenn er tatsächlich nochmal den Drang verspüren sollte, was für seine Figur zu tun, konnte er das auch in jeder anderen Muckiebude tun. Und dort würde er sich als allererstes vor selbstgefälligen aufreißerischen Trainern und hinterfotzigen Trainerinnen in Acht nehmen! Zu allererst mal aber – das schwor Sanji sich, als er zum Butterfly hinüber ging und verbissen anfing, seine „Hühnerbrust“ zu trainieren – würde er sich am Freitag den gefragten Fernsehstar Portgas D. Ace unter den Nagel reißen, koste es was es wolle. Und wenn im nächsten Monat dann eine neue Ladung Klatschblätter, die in der Eingangshalle des Studios herumlagen, geliefert wurde, würde er auf der Hälfte der Titelbilder abgelichtet sein. „Aufstrebender Dramastar und junger Meisterkoch – eine wahrhaft leckere Mischung“ – wenn das nicht mal eine gute Schlagzeile war! Zorro würde es bereuen, ihm so mies mitgespielt zu haben! >>> >>> <<< <<< Nami traute ihren Augen kaum. Und als sie Sanji am Freitagmorgen, um 8 Uhr, in ihrem Büro in eine Umarmung schloss und ihre Hände über den schlanken, straffen Körper wanderten, wuchs ihr Erstaunen ins Unermessliche. „Du siehst phantastisch aus.“ meinte sie anerkennend. „Ehrlich – man erkennt dich kaum wieder.“ – „Danke, Nami-san.“ Es war Sanji ein wenig unangenehm, so von oben bis unten gemustert zu werden, andererseits war er auch stolz darauf, von jemandem wie Nami, die genug gutaussehende Männer um sich hatte, ein solches Kompliment gemacht zu bekommen. Gut, es war nicht nur die sichtbar veränderte Figur, sondern auch die neue Kleidung, die seinen Körper gut in Szene setzte, und der frische Haarschnitt, den er sich am Vortag hatte verpassen lassen, die das Gesamtbild so eindrucksvoll machten. Aber er konnte sich wirklich sehen lassen. Sämtliche Kollegen hatten ihn schon gefragt, was er denn bloß in den 4 Wochen getrieben hatte, wo er in Urlaub war, was für eine Hollywood-Diät er gemacht hatte, einer hatte sogar gefragt, ob er sich unters Messer gelegt hatte. ‚Von wegen – so leicht wurde es mir nicht gemacht. Ich hab Blut und Wasser geschwitzt, jede Menge Tränen vergossen und mein Herz verloren. Zumindest fast.‘ dachte der Blonde mit einer Spur Bitterkeit. Zorro… der Gedanke an den Grünhaarigen schmerzte immer noch, aber er schob ihn beiseite, sobald er aufkam. Er hatte Besseres zu tun, als so einem Mistkerl nachzutrauern. Vor ihm lag quasi die Zielgrade, an deren Ende der Preis für alles, was er hatte erdulden musste, leuchtete. Ace. Sanjis Puls beschleunigte sich etwas. Es waren nur noch wenige Stunden, bis er ihn wieder sah. Nami, die seine Gedanken zu erraten schien, sah ihn prüfend an und nahm das Gesicht des jungen Koches in ihre Hände. „Du siehst gut aus. Gut genug für jemanden wie Ace. Nur Mut, Sanji-kun. Bleib cool, lass dir nichts anmerken, sei so charmant wie immer. Mindestens eine Entschuldigung sollte drin sein, und wenn er das nicht bringt, dann ist er keinen Pfifferling wert. Mit deinem Talent und mit diesem Aussehen kannst du jeden haben, klar?“ – „Auch dich, Nami-san?“ versuchte Sanji einen Scherz und küsste die Wange seiner Chefin. Die Rothaarige lachte leise. „Dazu fehlt mir glaube ich etwas zwischen den Beinen, mein Lieber. Außerdem bist du mir zu jung.“ Sie zwinkerte ihm zu, ehe sie ihm eine Zigarette aus ihrem Etui anbot. „Eigentlich hab ich‘s mir ja abgewöhnt… aber eine für die Nerven kann ja nicht schaden, oder?“ Mit leicht zitternden Fingern entnahm der Koch einen Glimmstängel und wartete darauf, dass Nami ihm Feuer gab. „Vollkommen richtig.“ meinte die Hotelchefin, ehe sie gemeinsam inhalierten. „Gegen einen guten Drink und eine Zigarette ist nichts einzuwenden. Nicht, wenn man es sich erlauben kann.“ Unter anderen Umständen hätte sich der Tag vermutlich dahingezogen bis zum geht nicht mehr, wie immer, wenn man sehnsüchtig auf etwas wartete. Aber Sanji war derart mit Arbeit eingedeckt worden, dass ihm kaum Zeit blieb, die Toilette aufzusuchen oder mal eine Trinkpause zu machen, geschweige denn mit bangem Gefühl den Abend herbeizusehnen. In seiner Abwesenheit waren die Köche zwar irgendwie zurecht gekommen, aber so wie er an diesem Tag eingespannt wurde, grenzte es wirklich an ein Wunder, dass das Restaurant in den vergangenen vier Wochen nicht zusammengebrochen war. Vielleicht wollten seine Kollegen ihm auch nur das an Arbeit aufdrücken, was in Sanjis Abwesenheit auf ihre Kappe gefallen war. Gegen 18 Uhr fühlte der Blonde sich jedenfalls fast so wie nach einem Tag unter Zorros strenger Trainerfuchtel. Zorro… schlechter Gedanke. Ace – guter Gedanke! Und dann war es so weit. Die Tür ging auf, und ein schwarzer Haarschopf über einem sommersprossigen Gesicht trat hindurch. Der Körper darunter war in schwarzes Leder und weißes Satin gekleidet und sah noch genauso gut aus, wie Sanji ihn in Erinnerung hatte. Wenn nicht sogar besser. Auch Ace‘ Bruder, Ruffy, wenn Sanji sich richtig erinnerte, war mit von der Partie, und er strahlte mit dem Kronleuchter um die Wette. ‚Richtig… der Kleine ist ja total von unserem Essen begeistert.‘ fiel es dem Koch ein, als die beiden Brüder ihren Stammplatz einnahmen. Tisch 11, Panoramablick. Genau wie vor einem Monat. „Oi, Sanji, auch wenn du jetzt schlank bist, blockierst du mir trotzdem noch die Tür.“ Lysop stieß dem Koch den Ellenbogen in die Rippen, weil er beide Hände mit Tellern vollbeladen hatte, und machte damit deutlich, dass er gerade bei seinem Job behindert wurde. „Du kannst ja gleich weiterschmachten, sobald ich durch bin.“ – „Werd bloß nicht frech!“ blaffte der Blonde zurück, allerdings mit rotem Kopf, und fügte ein brummiges „Stalker…“ hinzu. „Wie oft muss ich es denn noch sagen, ich HAB NICHT GESTALKT!“ wehrte sich der Lockenkopf über die Schulter, während er mit dem Fuß die Schwingtür zum Speisesaal auftrat. „Was hast du eigentlich mit deinem Trainer in der Kneipe getrieben?“ – „Mach lieber mal deinen Job anstatt zu schwätzen!“ knurrte Sanji und wandte sich schnell wieder dem Herd zu, wo seine Bouillabaise vor sich hin köchelte. Schon wieder Zorro. Konnte er ihn nicht einfach vergessen? Ace war doch da! Und dann kam auch schon die Bestellung seines Schwarms herein, wie gewohnt erstaunliche Mengen der besten Speisen, die sie hatten. Jetzt gab es kein Halten mehr, und schon gar keine Zeit zum Grübeln. Mit Feuereifer machte der Koch sich ans Werk, schnippelte, klopfte, briet und schmorte, was die Pfannen hergaben. Wie immer wachte er mit Argusaugen über die Gerichte, die die Küche in Richtung des Promitisches verließen, dass auch alles 200% perfekt war. Ace sollte nicht den Eindruck gewinnen, dass er ihm in irgendeiner Weise etwas nachtrug. Ein Eisblock. Genau das würde er sein. Die Coolness in Person. Darin hatte er nach den letzten drei Tagen im Fitnessstudio ja schon genug Übung. Er hatte sich nicht die kleinste Gefühlsregung anmerken lassen, und in den Momenten, in denen es ihm schwer gefallen war, hatte er eben den Waschraum oder den Getränkeautomaten besucht. Und wenn er es schaffte, Zorro und Tashigi im Glauben zu lassen, alles wäre in bester Ordnung und er wäre unantastbar, dann schaffte er das jetzt auch. Drei Stunden später kam Nami in die Küche und winkte Sanji zu sich. Das Restaurant hatte sich deutlich geleert, in der Küche ging es wieder ruhiger zu, und er konnte mit gutem Gewissen für einen Moment Pause machen. „Komm mal mit.“ Raunte die Rothaarige ihm zu, hakte ihn unter und führte ihn in die Umkleide. „Ich hab was für dich. Damit du auch ordentlich Eindruck machst bei diesem Dramaidioten.“ Sie deutete auf einen Kleidersack, der an einer der Spindtüren hing. Sanji öffnete den Mund und wollte fragen, was denn da drin war, doch Nami meinte nur: „Sieh selbst nach.“ Langsam zog der Blonde den Reißverschluss herunter. Zum Vorschein kam ein schwarzer Anzug mit passender Krawatte, und ein blaues Nadelstreifenhemd. Unter dem Sack standen ein paar schwarze Lederschuhe, die im grellen Neonlicht der Umkleide glänzten. „Armani. Ich hoffe, ich hab mich mit der Größe nicht verschätzt. War nicht leicht, den auf die Schnelle zu bekommen, also rate ich dir, dass er passt.“ Nami lächelte ihrem Freund verschwörerisch zu und meinte dann: „Na los, zieh ihn an. Natürlich nachdem du dich geduscht hast.“ – „Nami-san… das kann ich nicht…“ – „Das kannst du sehr wohl annehmen. Ich hab fest damit gerechnet, dass du noch vor Ende der ersten Woche das Handtuch schmeißt und hier wieder aufkreuzt. Stattdessen hast du es wirklich durchgezogen. Jetzt will ich dich in diesem Anzug sehen, also beeil dich. Sonst ist dein Ace weg, noch bevor du ihm zeigen konntest, wie gut du in einem italienischen Vermögen aussiehst.“ Wie es aussah, hatte er keine Wahl, also ging Sanji gehorsam duschen. Nur im Handtuch bekleidet kam er zurück, und Namis anerkennendes „Nicht übel…“ gab seinem Ego einen weiteren Kick. Und dass der Anzug wie angegossen saß, ebenso. „Komm, ich richte dir die Haare.“ Mit Kamm und Föhn trat Nami hinter ihn, zog ihm einen Scheitel und frisierte die frisch geschnittenen Haare mit erstaunlichem Geschick. Sanji beschlich der Gedanke, dass seine Chefin das ganze nicht nur machte, weil sie ihn so unendlich gut leiden konnte, und er meinte halb im Scherz, halb besorgt: „Hast du gewettet?“ – „Hab ich. Mit Robin. Dass du mit Ace zusammenkommst. Und wage es nicht, mich verlieren zu lassen, Sanji-kun.“ – „Ich geb mein Bestes.“ murmelte der Blonde heiser. So dreist, wie Nami das mal eben zugab, hätte es ihn eigentlich wunden müssen, aber andererseits war er es schon gewohnt. „Und… Robin denkt, ich hätte keine Chance?“ – „Aus irgend einem Grund war sie der festen Überzeugung, dass ich mit meinem Tip falsch liege – warum wollte sie nicht sagen. Ich hoffe sie hat keine Insiderinformationen… oder?“ Die Stimme hinter ihm klang lauernd, besorgt um den Ausgang der Wette, und Sanji antwortete schnell: „Ich wüsste nicht welche!“ Auch wenn das eine glatte Lüge war. Aber erstens hatte er jetzt keinen Nerv für eine Grundsatzdiskussion, und zweitens wollte er schnellstmöglich seine Frisur in Form haben. Und wenn er Nami erst einmal erläuterte, dass das Projekt ‚Filmstar erobern‘ zeitweise gefährdet gewesen war, hätte er vermutlich mit triefend nassem Schopf nach draußen gehen können. „Ich auch nicht. – So, das müsste reichen. Schau mal in den Spiegel, ob du dich so gewappnet fühlst.“ Nami packte den Föhn weg und deutete in Richtung Waschbecken. Seinen kompletten Körper konnte Sanji leider nicht auf der Spiegelfläche erkennen, aber was er sah, sah tatsächlich gut aus. Es kam ihm für einen Moment unwirklich vor, wie ein Traum – noch vor 4 Wochen war er ein blasser, pummeliger Niemand gewesen, der eben zufällig Kochtalent mit auf den Weg bekommen hatte. Und jetzt… dieser attraktive Mann da im Spiegel, war das wirklich er? „Du warst schon vorher toll, Sanji – dir hat nur die Ausstrahlung gefehlt. Und ein bisschen Training.“ meinte Nami mit einem warmen Lächeln. „Und jetzt geh raus und schnapp ihn dir. Du hast nichts zu verlieren.“ – „… danke, Nami-san.“ war alles, was Sanji noch herausbrachte. Er konnte wirklich dankbar für seine Freunde sein, und nahm sich fest vor, sich bei seiner Chefin noch gebührend zu entschuldigen, für all die Wut-sms und Anrufe und stummen Verwünschungen, die sie ihm verdankte. Aber dazu war später noch genug Zeit. Erst mal musste er den Gang zu Tisch 11 hinter sich bringen. Es war ein seltsames Gefühl, wie ein Déjà-vu, nur eben… realer. Sanji ging aufrecht, diesmal ohne eingezogenen Bauch, mit einem Lächeln, dass ihn zwar viel Mühe kostete, weil er innerlich noch genauso nervös war, das ihn aber wie ein anderer Mensch wirken ließ. Seine Augen wanderten kurz zu Ace‘ Bruder hinüber, und irgendwie gab ihm das so etwas wie Halt. Ruffy fing an zu grinsen, als er ihn sah. „Hey, Sanji! Ich hab doch gesagt, wir kommen wieder.“ rief er ihm entgegen, mit Eiscremeresten an den Lippen und zerzaustem Haar, als hätte er seit Tagen keinen Kamm aus der Nähe gesehen. „Ich hab es nicht vergessen. – Ich hoffe doch, es war alles zu ihrer Zufriedenheit.“ Ace sah auf. Braune und blaue Augen trafen sich, und für einen Moment wünschte Sanji sich, die Erde möge sich auftun und ihn verschlucken – doch er hielt dem Blick stand. „Das hat es. Wie immer sehr gut.“ Ace‘ Gesicht wirkte zunächst verwirrt, dann überrascht, seine Augen wanderten an Sanji herab und wieder hinauf. Ein leises „Wow“ kam ihm über die schön geschwungenen Lippen. Bevor er mehr sagen konnte, fiel ihm Ruffy leicht anklagend ins Wort: „Ace… sag es ihm.“ – „Ja doch, du Spinner. Sanji?“ Von spielerisch-genervt wandelte Ace‘ Stimme sich in sanft, beinahe kindlich. „Was ich letztes Mal gesagt habe, tut mir leid. Ich hab mich unmöglich benommen. Bitte verzeih mir, was ich gesagt habe, wie gemein ich gewesen bin. Ich bedaure es wirklich.“ ‚Vor allem, wenn ich dich jetzt so sehe.‘ fügte der Schwarzhaarige gedanklich hinzu. Sanjis Herz schlug mit doppelter Kraft, seine Armani-gekleideten Beine zitterten leicht. „Ja… es war wirklich gemein. Aber jeder hat mal nen schlechten Tag. Ich… nehme deine Entschuldigung an.“ antwortete er ruhig, brachte sogar ein weiteres Lächeln zu Stande. Er war wirklich gut, klopfte sich im Stilen auf die Schulter. „Haben die Herren noch einen Wunsch?“ Und ehe er sich versah, fasste Ace ihn bei der Hand, zog ihn ein Stück zu sich herunter und murmelte so leise, dass vermutlich nicht einmal sein Bruder es hören konnte, Sanji aber deutlich genug: „Dich wiederzusehen. Wann hast du deinen freien Tag, Sanji-kun?“ „Und?!“ Kaum, dass er durch die Küchentur getreten war, packten Lysop und Nami Sanji an den Armen und zerrten ihn in die nächste Ecke. Wie eine Clique auf dem Schulhof, nachdem eins der Mitglieder seinen Schwarm angeflirtet hatte… „Was hat er gesagt?!“ – „Er hat dir bis hier her nachgeschaut, wir haben‘s genau gesehen!“ – „Jetzt sag doch, hat er sich entschuldigt? Hast du ihn nochmal gefragt?“ Sanji atmete tief durch. Seine Wangen glühten tiefrot, und die blauen Augen leuchteten. „Montagabend muss ich mir freinehmen… ich hab ein Date mit einem Schauspieler.“ platzte es schließlich aus ihm heraus, halb lachend, halb weinend. „Und ER hat MICH gefragt.“ Als Nami ihm mit einem äußerst undamenhaften Jubeln um den Hals fiel und Lysop ihm grinsend die perfekt frisierten Haare zerwuselte, blickten die anderen Köche verständnislos zu ihnen herüber. Sie hatten keinerlei Ahnung, was die Privatparty neben dem Kühlschrank zu bedeuten hatte, und vermutlich würden sie es auch nicht erfahren. Was ihnen aber nicht passen würde, das wusste Sanji jetzt schon, war die Tatsache, dass es keine zwei Tage dauern würde, bis sie den Laden erneut ohne ihn schmeißen mussten. >>> >>> <<< <<< „Autsch!“ Zorro schüttelte sich die Hand aus, nachdem er sie sich an seinem Schließfach aufgeratzt hatte. Eine feine rote Schramme zog sich über seinen Handrücken, die zwar nicht blutete, aber dennoch wehtat. „Alles ok?“ fragte der Spanier hinter ihm, der gerade aus der Dusche kam und sich die nassen schwarzen Locken trocken rubbelte. „Ja, alles bestens.“ hörte Zorro sich sagen, doch er nahm es kaum wahr. Irgendwie hatte er gerade ein richtig mieses Gefühl in der Magengrube bekommen… er hatte keine Ahnung wieso, es war mehr so eine Vorahnung. Wie wenn man wusste, dass hinter der nächsten Ecke ein Blitzer stand, man aber nicht mehr rechtzeitig würde runterbremsen können. Zorro war froh, dass er und sein Kollege die letzten im Studio waren, weil er keine Lust mehr auf irgendwelche nervigen Gespräche hatte. Doch dieses Glück sollte ihm nicht gegönnt werden. Draußen an der Straße stand Tashigi und wartete auf den Bus, der ihr mal wieder vor der Nase weggefahren war, als sie mit ihrer Tasche beladen die Treppe heruntergesprintet und sich dabei auf die Nase gelegt hatte. „Hey Zorro…“ grüßte die Schwarzhaarige ihn mit einem verlegenen Lächeln. Der Grünhaarige musterte sie knapp. „Bus verpasst?“ – „Ja. Weißt ja, mein Glück…“ ‚…verlässt mich des Öfteren.‘ führte die junge Frau den Satz gedanklich zu Ende. Und das nicht nur in der Liebe. Ihre Freundschaft zu Sanji schien wohl auch gegessen zu sein, so distanziert wie der Koch sich ihr gegenüber die letzten Tage gegeben hatte. Und das Schlimmste war, dass sie nicht einmal wusste, wieso. Aber weder er noch Zorro hatten sich dazu äußern wollen, egal wie sie gebohrt hatte. Zorros Stimme riss sie aus ihren trüben Gedanken: „Hast du Bock, noch was trinken zu gehen?“ Ende Kapitel 11 ~ Ja ich weiß… was ein mieser Cliffhanger… das ist nun das vorletzte Kapitel. Im nächsten wird die Geschichte dann so gut wie abgeschlossen. Irgendwie tut es mir jetzt schon leid, dass es bald zu Ende ist, aber irgendwann muss ich ja mal nen Schlusspunkt setzen, vor allem da der WB ja bald endet. Ich hoffe, dass mir auch beim Finale und dem Epilog noch ein paar von euch treu bleiben, egal wie es im Endeffekt ausgeht. Zumindest bemühe ich mich, dass ich es bis zum letzten Moment spannend machen kann. ~ Kapitel 13: Wahrgewordener (Alb-)Traum -------------------------------------- Kapitel 12 – Wahrgewordener (Alb-)Traum Die Decke über ihm war sehr hoch, das Laken kühl und seidig, und der Körper neben ihm… sommersprossig. Moment – sommersprossig?! Sanji glaubte zu träumen. Ja, das musste es sein – ein eben sehr realer Traum, in dem er in einem Hotelzimmer lag, eingehüllt in sündhaft teure Laken, unter denen er im Übrigen splitterfasernackt war, neben dem berühmten Fernsehstar Portgas D. Ace. Sicherlich würde er gleich aufwachen, in seinem eigenen Bett, und sich fragen warum er sich schon wieder so betrunken hatte, nachdem er erst eine Woche zuvor den festen Vorsatz gefasst hatte, nie wieder Alkohol anzurühren. Aber je mehr Sekunden verstrichen und je wacher Sanjis Verstand wurde, desto klarer wurde ihm: Das hier war kein Traum. Und wenn es einer war, dann war er letzte Nacht Wirklichkeit geworden. „Guten Morgen, Sanji~chan…“ murmelte ihm eine verschlafene Stimme ins Ohr, und ein starker gebräunter Arm schlang sich um ihn herum. Unter der Decke, wohlgemerkt, um seine nackte Taille, und Sanji zog sofort den Bauch ein, wie ein gut antrainierter Reflex. „M-Morgen… Ace…“ nuschelte er heiser und wurde rot bis über beide Ohren. Die Stimme an seinem Ohr lachte leise und ziemlich schelmisch. „Möchtest du vielleicht als erstes duschen? Ich würde so gerne noch was liegen bleiben… ich bin kein Morgenmensch…“ bat sie ihn liebevoll, während die Hand an seiner Taille sanfte Kreise um seinen Hüftknochen zog. „Kannst ruhig alles benutzen, was im Bad steht, da müsste sogar ne Zahnbürste extra liegen.“ – „Okay… gerne…“ Sanji wandte sich vorsichtig aus der Umarmung und rutschte aus dem Bett. Sofort fröstelte es ihn, ohne den heißen Körper des Schwarzhaarigen neben sich, und er bekam Gänsehaut. Ein unangenehmer Gedanke durchzuckte seinen noch müden Kopf: Ace, dieser wunderschöne perfekte Mann mit einem Körper wie Adonis, würde ihn jetzt nackt sehen, in hellstem Sonnenlicht, das durch die großen Hotelfenster flutete… er würde jede noch vorhandene kleine Delle sehen, wie wenig Muskulatur er hatte, wie schrecklich zerzaust seine Haare waren und wie fleckig seine Haut morgens nach dem Aufstehen aussah… In einem Anflug von Scham packte Sanji die Decke, wickelte sie sich schützend und bedeckend um Oberkörper und Hüfte und versuchte so in Richtung Badezimmer zu schlurfen. Das Vorhaben wurde allerdings schnell vereitelt. Gerade noch spürte er einen Ruck an dem teuren Stoff, wie eine letzte Warnung, dann zog Ace ihm die Decke vom Körper. „Hey…!“ beschwerte der Blonde sich, allerdings nicht böse, sondern viel mehr ängstlich. Aus weit aufgerissenen Augen starrte er zum Bett, wo der nur wenig ältere Mann sich gerade erhob und aufsetzte, sich dabei den Nacken reibend. „Hey was? Darf ich nicht sehen, mit wem ich gestern einen wunderschönen Abend und danach eine noch schönere Nacht hatte?“ Er legte den Kopf schief und lächelte, und die kleinen Sprenkel auf seinem Gesicht tanzten. Langsam stieg er aus dem Bett, nicht minder nackt wie Sanji, ging auf den Koch zu und schloss ihn sanft in die Arme. „Du musst dich nicht schämen, so süß wie du bist… es tut mir leid, dass ich dich damals so verletzt habe. Aber du kannst mir ruhig glauben, wenn ich dir sage, wie hübsch du bist. Und wie gut du dich anfühlst.“ wisperte er leise, setzte eine kleine Spur federleichter Küsse auf die helle Haut des Blonden, und legte eine Hand mitten auf den nackten Po. Sanjis Magen schlug dabei einen Purzelbaum nach dem anderen, und ein erneuter Schauer lief ihm über den Körper. Süß, hübsch… sagte Ace das wirklich zu ihm? Streichelte er ihn wirklich, küsste er tatsächlich seine Schulter? Ihn – den er noch vor einem Monat geradezu weggestoßen hatte? Ace, dem das Zittern in seinen Armen nicht entging, sah auf, mit diesen anziehenden braunen Perlen, die Sanji in ihren Bann gezogen hatten, seit er das erste Mal hinein geblickt hatte. „Du frierst ja… du solltest schnell ein warmes Bad nehmen.“ Kaum dass er ausgesprochen hatte, hob er Sanji auf seine starken Arme und trug ihn ins Badezimmer, ungeachtet der Proteste, die der Blonde dabei von sich gab. „Ace! Nicht… ich… ich bin zu schwer, lass mich…“ – „Ich kann dich doch tragen ohne zu schnaufen, wo sollst du da bitte zu schwer sein, hmm?“ neckte der Schwarzhaarige ihn, ehe er ihn neben der Wanne absetzte und das Wasser aufdrehte. Geradezu verschwenderisch kippte er mehrere Badezusätze in das einlaufen dampfende Wasser hinein, und bald bildeten sich kleine Schaumburgen auf der Oberfläche. Es roch nach Lavendel, Vanille, Zimt, Rosen und noch mehr wunderbaren Aromen, die in Sanjis feiner Nase schmeichelten. Ace zwinkerte ihm zu und zog ihn erneut zu sich, um ihn mit einem entwaffnenden Lächeln zu fragen: „Lässt du mich denn auch zu dir in die Wanne? Nach letzter Nacht müffle ich bestimmt, so wie du mich zum Schwitzen gebracht hast… kleines Sexmonster…“ Als hätte er dazu nein sagen können! Sanji nickte mit einem scheuen Lächeln, und Ace stieg vor seinen Augen ins Wasser, ließ dem Jüngeren dabei genug Zeit, seinen festen Po und den muskulösen tattoowierten Rücken zu bewundern. Kaum dass er saß, streckte er seine Hand aus und winkte ihn auffordernd zu sich. „Na los, komm rein – du hast dich heute Nacht schließlich auch ganz schön verausgabt, oder?“ Oh ja, das hatte er! Sanjis Röte wurde noch tiefer, als er an das dachte, was Ace mit ihm angestellt hatte. 4 Mal. Liebe Güte… dass er noch aufrecht stehen und laufen konnte war wohl ein Wunder. Und Ace war so unglaublich sanft und gleichzeitig leidenschaftlich gewesen, dass ihm schwindelig geworden war. Das warme Wasser würde seinen Muskeln gut tun, mit Sicherheit. Auch wenn er nicht ganz so mitgenommen war wie nach der Nacht mit… „Und wenn ich dich gleich zum Frühstück ausführe, müssen wir beide doch ordentlich riechen, meinst du nicht?“ Grinsend spritzte Ace ihm Wasser ins Gesicht und verscheuchte den Gedanken, der sich gerade in Sanjis Kopf ausbreiten wollte, bevor dieser die Gelegenheit dazu bekam. „HEY!“ Mit einem Lachen, das irgendwie befreiend war, kletterte der Koch zum ihm in die Wanne und spritzte zurück. „Glaub nicht, dass ich mich nicht wehre, nur weil du ein Star bist!“ – „Das will ich auch gar nicht.“ Vorsichtig streckte der Sommersprossige die Hand aus und streichelte Sanjis Wange – eine Berührung, bei der es seinem Gegenüber heiß und kalt zugleich wurde. „Ich möchte dich viel öfter so gelöst lachen sehen wie eben, Sanji.“ Irgendwie schien es immer noch etwas unwirklich, aber die warme Sonne auf seinem Gesicht und der Geschmack von Rührei, der noch auf seiner Zunge lag, rissen Sanji immer wieder in die Realität zurück. Genauso wie der Arm, der sich um seine Hüfte gelegt hatte, so dass Ace eine Hand in die Gesäßtasche seiner Hose schieben konnte, wo sie bei jedem Schritt spürte, wie die Muskulatur sich anspannte. „Du hättest ruhig mehr essen können… ich hab genug Geld dabei gehabt, dich richtig einzuladen.“ meinte der Schauspieler lächelnd und drückte mit seinen Finger ein wenig zu, was Sanji sofort die Röte ins Gesicht trieb. Ace trug zwar eine Sonnenbrille und einen Cowboyhut, den er tief ins Gesicht gezogen hatte um nicht sofort erkannt zu werdeb, aber dennoch konnte jeder sehen, dass dieser gutaussehende Mann hemmungslos an ihm herum fummelte, und das auf offener Straße. „Ich… Ace, ich hab doch erst abgenommen… und es fiel mir so schwer.“ meinte der Blonde leise, zwar ohne Vorwurf in der Stimme, innerlich aber trotzdem mit dem Hintergedanken, dass Ace es ja gewesen war, der ihm gesagt hatte, dass er zu dick war. „Nicht nur die Diät, auch der Sport.“ – „Ich glaube es dir.“ Ernst sah der Größere ihn an, und auch wenn es nicht anklagend gemeint gewesen war, wusste er, dass er daran Schuld trug. „Ich finde es gut, wie du jetzt auf deinen Körper achtest. Du kannst stolz auf dich sein, und natürlich möchte ich dich darin unterstützen, deine Figur zu halten. Aber du sollst nicht hungern müssen... vor allem, wenn ich jeden Tag mindestens 7 Mahlzeiten in mich reinstopfe. Was hältst du davon, wenn wir gemeinsam Sport machen? Ich muss ja auch viel trainieren, da könnten wir doch zusammen was machen! Das spornt an und macht mehr Spaß, als alleine irgendwo durch die Prärie zu joggen.“ Sanji nickte und erwiderte das Lächeln. Ja, Sport zu zweit fiel wirklich leichter als alleine. Da hätte er vermutlich sowieso kaum den Hintern hochbekommen und wäre ruck-zuck wieder außer Form gekommen. Gerade als er fragen wollte, was Ace denn für einen Sport bevorzugte – insgeheim hoffte er auf Schwimmen oder Radfahren, was er selbst als recht angenehm empfunden hatte – trat vor ihnen ein großer und gutgebauter Mann aus einem der Bekleidungsgeschäfte, dessen leuchtend grüner Haarschopf Sanji nur allzu gut bekannt war. Bzw., in Erinnerung geblieben war. Zorro. Dem Blonden sank mit einem Mal das Herz um mehrere Etagen tiefer, und ihm blieb für einen Moment die Luft weg. Trotz der warmen Sonne fröstelte es ihn plötzlich, und hätte Ace nicht immer noch einen Arm um ihn gelegt, so wäre er sicherlich noch über seine eigenen Füße gestolpert. „…“ Sanji brachte keinen Ton heraus. Für einen winzigen Augenblick hoffte er, dass Zorro sich vielleicht in die andere Richtung wenden würde und quasi vor ihnen herlaufen würde, ohne von ihnen Notiz zu nehmen. So würde er der unangenehmen Situation entgehen, sich mit ihm unterhalten zu müssen… Doch in diesem Moment drehte sein ehemaliger Trainer ihnen das Gesicht und den Oberkörper zu. Seine Lippen, von denen Sanji wusste, wie zärtlich und rau sie gleichzeitig sein konnten, verzogen sich zum Hauch eines spöttischen Lächelns, als er sie sah. „Ach hallo, Sanji. Lange nicht gesehen. Ich hatte gedacht, du würdest weiter trainieren kommen, aber scheinbar warst du… beschäftigt.“ Die grünen Augen wanderten flüchtig zu Ace hinüber, und Zorro musste sehr viel Beherrschung aufbringen, um seine Faust nicht mit Karacho in das sommergesprosste Grinsen zu rammen. Es erfüllte ihn mit unendlichem Zorn, zu sehen, wie dieses Arschloch, dem der ehemals moppelige Koch optisch nicht genügt hatte, nun die Model-Version in den Armen hielt. Und Sanji war auch noch so dämlich und spielte bei dieser Scharade mit! Wie ein Modepüppchen, ein hübsches Accessoire schmiegte er sich an den Schauspieler und schien auch noch glücklich zu sein. Was hatte er sich aufgeregt, dass er nicht nur wegen seines Aussehens gemocht werden wollte, sondern für das, was ihn innerlich ausmachte, seinen klugen Kopf, sein Talent, seine Leidenschaft und seinen Anstand. Davon schien nicht viel übrig geblieben zu sein, wenn Zorro ihn sich so betrachtete. Und trotzdem tat es weh. Es tat so unglaublich weh, den Mann, den er immer noch liebte, egal wie er sich das auszureden versuchte, mit einem anderen zu sehen, der ihn absolut nicht verdiente. Wie konnte Sanjis Stolz denn da bloß mitspielen? War es ihm wirklich nur darum gegangen? Auch als sie miteinander… hatte er da auch an Ace gedacht? Zorros Herz verkrampfte sich in seiner Brust vor Enttäuschung. Er hatte tatsächlich geglaubt, er und Sanji hätten eine Chance. So blind und blöd machte einen nur die Liebe! „Ich… ja… ich wollte…“ – „Die Mitgliedschaft kostet 5000 Yen im Monat, all inclusive. Vielleicht will dein Freund ja auch eintreten? Ein bisschen Werbung schadet nie.“ Zorro blickte Ace herausfordernd an, doch entweder registrierte dieser es nicht, oder er überspielte es gekonnt, als er entgegnete: „Ich bin leider schon angemeldet, aber ich kommt gerne mal zu einem Probetraining. Sanji ist ja ein wirklich gutes Aushängeschild für die Topleistung, die sie anbieten.“ – „Oh ja. War richtig mit Feuereifer dabei.“ meinte Zorro, und das derart zynisch, dass Sanji fast die Galle hochkam. Wieso zum Teufel stänkerte der Marimo eigentlich so herum? Was sollte das? Man hätte glatt meinen können, er wäre eifersüchtig, so wie er sich hier aufführte! Was definitiv nicht der Fall war, das wusste er ja aus erster Hand. Neue Scham kroch in Sanji hoch, als er daran dachte, wie er sich vor Zorro blamiert hatte, was für eine Abfuhr er sich gefangen hatte, und er hatte plötzlich das dringende Bedürfnis, endlich weiter zu gehen. „Wir werden sehen, wo wir trainieren. – Wir haben jetzt was vor, einen schönen Tag noch.“ Sanji drängte mit gesenktem Kopf an Zorro vorbei, und Ace folgte ihm perplex, nachdem er dem Grünhaarigen gerade noch knapp zunicken konnte. „H-Hey! Nun mal langsam… was hast du den auf einmal?“ – „Nichts.“ war die mürrische Antwort. Sanjis Kehle war eng, und sein Magen verknotete sich um sein Frühstücksrührei, während er rasch weiterging, um möglichst schnell möglichst viel Abstand zwischen sich und Zorro zu bringen. Mitgliedschaft… Werbung… das hatte doch mal wieder eindrucksvoll bewiesen, was er in Zorros Augen war: Ein lukrativer Auftrag, den er mal nebenbei noch flachgelegt hatte! Und diesem Arsch trauerte er immer noch hinterher? Er musste an Geschmacksverirrung leiden – und das als Koch! „Du und dieser Typ, er seid euch wohl nicht so grün, hmm?“ bemerkte Ace und sah den Blonden abwartend und auch etwas neugierig an. Auch wenn er nicht zu den sensibelsten Menschen gehörte – er und sein Bruder waren manchmal die sprichwörtlichen Elefanten im Porzellanladen – so waren ihm die negativen Schwingungen, die zwischen Sanji und dem Fremden herrschten, doch aufgefallen. Und Sanjis dahin genuscheltes „Sokannmanssagen“ bestätigte seinen Verdacht dann. „Aber gut in Form war er auf jeden Fall. Für so ‘nen Bizeps müsste ich noch zwei Stunden mehr am Tag schuften.“ meinte er mit einem anerkennenden Blick über die Schulter, wo Zorro hinter ihnen langsam in der Menschenmasse verschwand. „Meinst du, ich sollte in dein Studio wechseln?“ – „Nein… lieber nicht.“ Sanji sah ihn finster an. „Ich werde heute hingehen und meine Mitgliedschaft beenden. Das Personal dort… kann ich nicht weiter empfehlen.“ Und das war alles, was er dazu noch zu sagen hatte, egal wie sehr Ace noch bohrte. >>> >>> <<< <<< Tashigi kam, kaum dass sie Sanji am Infoschalter hatte stehen sehen, zu dem Blonden hinüber gelaufen, nachdem sie sich bei der nette ältere Dame auf dem Laufband entschuldigt hatte. Sie war froh, den Koch zu sehen, und gleichzeitig sauer, dass dieser sich einfach nicht mehr gemeldet hatte. Ganz offensichtlich hatte das mit ihm und Zorro nicht hingehauen, aber das war kein Grund, sie von jetzt auf nachher so zu ignorieren, wo sie vorher eine so herzliche Freundschaft verbunden hatte. Als sie näher trat, vernahm sie die freundlichen Worte der Empfangsdame, die Sanji gerade darüber informierte dass er „nie einen Vertrag mit dem Studio gehabt“ hatte. „Sie müssen also gar nicht austreten. Lorenor-san war privat engagiert, dieser Vertrag galt für genau einen Monat und ist damit schon abgelaufen. Falls sie aber jetzt neu eintreten möchten, ist das kein Problem. Ich kann ihnen sofort eine Mitgliedskarte ausstellen.“ – „Nein danke.“ Sanjis Stimme klang bitter und er schüttelte den Kopf. „Ich bin gekommen um zu kündigen, aber wie sie sagten war das ja gar nicht nötig...“ – „Es wäre aber nötig, dass du bleibst!“ platzte es in dem Moment aus Tashigi heraus, die kaum noch an sich halten konnte. So wie es aussah, wollte Sanji alle Brücken zu ihrem Studio und damit auch zu ihr abbrechen, und ihre Missstimmung wurde noch ein ganzes Stück größer. Sanji fuhr herum, als er so angeschnauzt wurde, und seine Brauen verengten sich. „Ach ja? Und wieso?“ – „Das fragst du mich?“ Kleines Zornesflecken bildeten sich auf den blassen Wangen der jungen Frau, und sie stemmte die Hände in die Hüften. „Bedeutet dir unsere Freundschaft denn gar nichts? Was hab ich dir eigentlich getan, dass du mich so abservierst?! Kannst du mir das mal verraten?!“ – „UND OB ICH DAS KANN!!“ Sanjis Stimme überschlug sich fast, ehe er kurz stockte und dann in gedämpfterem Tonfall weiter sprach, jedoch mit derselben Wut in seinen Worten: „Du hast mich eiskalt ins Messer laufen lassen! Hast mir zugeredet, ich solle es doch mit Zorro versuchen, es würde mich mögen, er würde es ernst meinen, er würde, er hätte, wir könnten, wir sollten – und weißt du was? Ich war nur ne schnelle Nummer für ihn! Es hat ihn kein Stück gejuckt, dass Ace in mein Restaurant kommt! Dass er mir nicht noch alles Gute für den Abend gewünscht hat, war gerade alles! Aber die Nacht wäre ganz schön gewesen! ICH HAB MICH ZUM TOTALEN AFFEN GEMACHT! DANK DEINEM WEISEN RAT! Bist du jetzt zufrieden? Jetzt hast du ja freie Bahn bei ihm!!“ – „S-Sanji…!“ Tashigi konnte und wollte es nicht glauben. Nicht nur, dass sie sich dermaßen in Zorro getäuscht hatte, sondern auch, dass Sanji ihr tatsächlich unterstellte, sie hätte ihn mit Absicht auflaufen lassen! „Warum sollte ich sowas machen?! Ich hab dir nie was Böses gewollt, ich war IMMER ehrlich! Und ja, ich mag Zorro, aber ich hätte ihn dir gegönnt!“ entgegnete sie mit zitternder Stimme. Der Vorwurf, gepaart mit diesem unbegründeten Misstrauen, traf sie hart. Sanji schnaubte abfällig und stützte ebenfalls die Hände in den Hüften ab. „Du kannst mir erzählen was du willst, ich weiß eh nicht mehr, was ich noch glauben soll, und was nicht. Es ist auch egal, die Sache ist sowieso längst gelaufen. Aber einen Rat gebe ich dir, als ‚guter Freund‘: Wenn du dich mit dem Scheißmarimo einlässt, dann mach dich drauf gefasst, dass er auch dir am nächsten Morgen erzählen wird, wie schön es war, um dich dann abzuschießen!“ Schwer atmend standen sich die beiden gegenüber, jeder von ihnen mit einem Blick voller Emotionen und einem dumpfen Pochen im Bauch, weil sie unglaublich voneinander enttäuscht waren und deutlich spürten, wie ihre Freundschaft gerade zerbrach. Und das ironischerweise wegen – wie könnte es anders sein – einem Mann, den sie beide liebten. „Tashigi, deine Kundin geht gleich, wenn du deinen Arsch nicht wieder reinschiebst…“ durchbrach eine brummige Stimme die Stille, die sich nach dem Streit über die Empfangshalle gelegt hatte. Sowohl Tashigi als auch Sanji fuhren herum, um den Neuankömmling, Zorro, mit funkelnden Augen anzusehen. Der Grünhaarige bekam unweigerlich das Gefühl, dass es eine ganz schlechte Idee war, hier heraus zu kommen und quasi das Schlachtfeld zu betreten. Auch wenn er nicht genau mitbekommen hatte, worum es bei dem Wortgefecht gegangen war, so war es laut genug gewesen, dass er es drinnen vernommen hatte hatte. „Ich geh schon. Mir fällt gerade eh nichts mehr ein…“ murmelte die Trainerin nach einem Moment Schweigen, wandte sich ab und stapfte in den Geräteraum zurück, ignorierte dabei das spöttische „Na das ist mal was Neues…“, das Zorro ihr noch nachwarf. Und dann waren er und Sanji alleine. „WAS?!“ fauchte der Blonde ihn an, noch in derselben herausfordernden Haltung, die er eben gegenüber Tashigi eingenommen hatte. „Willst du mir vielleicht auch noch deine Meinung geigen?! Dann nur zu!“ – „Kein Interesse.“ gab Zorro kühl zurück, obwohl sein Herz etwas ganz anderes sagte. Innerlich hätte er Sanji nur zu gerne den Kopf abgerissen, für das, was er mit ihm angestellt hatte. Doch der Koch schien nicht im Geringsten reumütig zu sein, so wie er ihn anblaffte: „DAS hab ich mir gedacht. Dein Interesse beschränkt sich ja ausschließlich auf deinen Job! Aber keine Panik, ich lauf dir schon nicht nach, falls du dir darum Sorgen machen solltest!“ – „Davon konnte ich mich vorhin selbst überzeugen. Hast ja nicht lang gebraucht, um über deinen kleinen Ausrutscher mit mir hinwegzukommen…“ Sanji stockte und versuchte, die unsinnigen Worte, die Zorro ihm entgegenknallte, zu ordnen. Ausrutscher mit ihm…? Moment mal, der Marimo verdrehte hier doch komplett die Tatsachen! „WENN hier jemand in Kürze wieder an den Alltag angeknüpft hat, warst das ja wohl du! DU konntest es doch gar nicht abwarten, bis ich endlich meinen Monat Sondertraining rum hatte, damit du dich wieder deinen anderen Kunden widmen konntest und mich nicht ständig sehen musstest! Muss ja wahnsinnig unangenehm gewesen zu sein, jeden Tag von seinem One-Nicht-Stand umgeben zu sein!“ – „UND DAS SAGST DU MIR?! WO DU DICH AM MORGEN DANACH MIT ACE VERABREDET HAST?! VERKAUF MICH NICHT FÜR DUMM, SANJI!“ Zorros Stimme hatte eine beachtliche Lautstärke erreicht, die durch die große Halle mit hoher Decke zu einem wahren Donnern verstärkt wurde. „DU wolltest doch nix wie weg aus dem Studio, um dich deinem Schauspieler in die Arme zu werfen, so windschnittig wie du jetzt aussiehst! Und das hat ja scheinbar auch prima funktioniert! Ich hoffe, du bist jetzt glücklich mit deinen Traummaßen und deinem Traumprinzen. Sicherlich liebt er dich nicht nur für deinen strammen Arsch, sondern auch für deine Inneren Werte. Ach ja, ich vergaß – DIE HAST DU NICHT! DU DUMMER AUFGEBLASENER SELBSTSÜCHTIGER IDIOT!“ – „…“ Sanji wusste nicht mehr, was er sagen sollte. Ihm fehlten nicht nur die Worte, sondern auch die Luft zum Atmen. Und das, was Zorro dann sagte, nahm ihm endgültig den Wind aus den Segeln. „Du würdest es doch nicht mal erkennen, dass jemand dich aufrichtig gern hat, wenn er es dir schriftlich geben würde. Dein Problem, mein lieber Sanji, war nicht der Speck oder dein mangelndes Ego – dein Problem war deine bodenlose Ignoranz und Oberflächlichkeit. Nicht die anderen haben immer nur nach dem Äußeren geguckt – DU hast das. Sonst hättest du gemerkt, wie ernst es mir mit dir war.“ Zorro war schon längst wieder in den Trainingsraum zurück gekehrt, als Sanji endlich aus seiner Starre erwachte. So viele Gedanken rauschten ihm durch den Kopf, die er verzweifelt zu sortieren versuchte und dabei kläglich scheiterte. Hatte er Zorro denn so sehr missverstanden? Er hatte ihm doch deutlich zu verstehen gegeben, dass da nichts zwischen ihnen gewesen war… oder etwa nicht? Vermutlich hätte er noch Stunden lang in der Eingangshalle des Fitnessstudios gestanden und darüber nachgedacht, wie alles zwischen ihm und Zorro bloß so hatte schief laufen können, wenn die Dame vom Empfang ihn nicht vorsichtig gefragt hätte, ob alles in Ordnung wäre und sie ihm ein Taxi rufen sollte. Sanji schrak zusammen und sah auf das, was sie ihm entgegen hielt: Ein sauberes weißes Stofftaschentuch. Erst jetzt registrierte er, dass er weinte. >>> >>> <<< <<< „Ace! Ace-san, nur ein Interview…. Was ist dran an den Gerüchten über ihren Ausstieg bei ‚Shooting Stars‘?“ – „Stimmt es, dass man ihnen nicht die Gage zahlen wollte, die sie verlangt haben?“ – „Was sagen ihre Kollegen dazu? Ihre Partnerin, Nojiko-chan, was ist mit ihr?“ – „Stimmt es, dass sie beide eine Beziehung hatten, deren Scheitern nun zu ihrem Ausstieg führte?“ Ace zog den Cowboyhut tiefer ins Gesicht und schirmte sich mit dem linken Arm, auf dem sein Markenzeichen, dass falsch geschriebene Tattoo, prangte, gegen das einsetzende Blitzlichtgewitter ab. „Kein Kommentar!“ war alles was er zu dem Fragenbombardement zu sagen hatte, und schließlich ein etwas genervtes „Leute, BITTE! Ich will einfach nur in mein Zimmer!“, als die Fotografen und Reporter ihm den Weg zum Lift versperrten. Mit Müh und Not kämpfte er sich zu der Fahrstuhltür vor, die sich glücklicherweise in eben diesem Moment öffnete. Ace betrat die Kabine, und im Bewusstsein, dass hier für die Medien Sperrgebiet war, dreht er sich um und grinste unter seinem Hut hervor in die Kameras. „Ich steige mit Sicherheit nicht aus – das würde meinen Fans das Herz brechen. Und sowas mach ich nicht gern!“ meinte er mit einem Augenzwinkern. Mit einem PLING schloss sich die Aufzugtür, und der Schwarzhaarige atmete aus. Es war toll, berühmt zu sein, mehr Geld zu haben, als man ausgeben konnte, und in einem der besten Hotels der Stadt absteigen zu können – aber der Medienrummel war anstrengend. Und seit er in Tokio wohnte, schien es noch schlimmer geworden zu sein. Aber was sollte er machen – er liebte diese Stadt! Heute Abend hatte er ein Dinner mit einem jungen Autor, der seinen Bestseller gerade als Drehbuch verkaufte und es irgendwie durchgesetzt hatte, sich den Hauptdarsteller selbst aussuchen zu können. Wie war doch gleich der Name gewesen? Irgendwas mit Cosa oder so… klang wie eine Automarke, schien aber ein talentierter Schreiberling zu sein. Ace würde sich vorher noch ein bisschen über diesen Kerl und sein Buch informieren, damit er auch genau wusste, worauf er sich da einließ. Vielleicht kannte er ja jemanden, der den Roman schon gelesen hatte. Zum schmökern war er seit Monaten nicht gekommen – die einzigen Lektüren, die er sich regelmäßig zu Gemüte führte, waren Drehbücher und die neusten Schlagzeilen über ihn und seine Projekte. ‚Sanji!‘ schoss es ihm durch den Kopf, als er die Tür zu seinem Hotelzimmer aufstieß. Sanji hatte am gestrigen Abend beim Essen erwähnt, dass er recht viel las, vielleicht konnte er ihm ja sagen, worum es ging und ob er ihn sich in der Hauptrolle vorstellen konnte. Auch wenn sein Management meistens das letzte Wort bezüglich seiner Jobs hatte, wen hätte er denn besser um seine Meinung bitten können als einen treuen Fan? „Ich bin wieder da.“ rief der Schwarzhaarige in das Appartement hinein, streifte die Schuhe ab und schlenderte auf Socken in den Salon. Er grinste, als er Sanji auf einem der Chintz-bezogenen Sofas sitzen sah, die Füße angezogen und den Blick auf den Fernseher geheftet. Der Koch wirkte gerade zu zerbrechlich in dem viel zu weiten T-Shirt, dass Ace ihm nach dem Frühstück, als sie ins Hotel zurück gekehrt waren, einfach in die Hand gedrückt hatte mit den Worten: „Hier, was bequemes zum anziehen. Melde dich krank und bleib heute bei mir, Sanji~chan…“ Schön zu sehen, dass der Blonde immer noch da war. Ace wollte sich noch mehr mit ihm unterhalten und ihn noch besser kennenlernen. Ein ums andere Mal war ihm am Vortag und auch heute durch den Kopf gegangen, dass er Sanji vor einem Monat vielleicht nicht hätte so herunterputzen sollen. Optisch hatte er ihm zwar absolut nicht zugesagt, aber einen klugen Kopf hatte der junge Koch, er hatte einen herrlich trockenen Humor und erfrischend naive Ansichten von der Welt. Vielleicht hätten sie sich angefreundet, wenn er nicht so eine Saulaune gehabt und sie an ihm ausgelassen hätte. Aber gut – jetzt waren sie eben mehr als das. Perfekt war Sanji immer noch nicht, aber die Art wie er sich hielt, wie immer wieder das Selbstvertrauen aufblitzte, das bei ihrem letzten Aufeinandertreffen noch nicht vorhanden gewesen war, wie die feine Muskulatur sich unter seiner Kleidung abzeichnete, wie die Morgensonne in seinen blonden Haaren leuchtete… es war anziehend genug für Ace. „Hast du mich vermisst?“ wollte der Sommersprossige wissen und hauchte seinem Geliebten einen Kuss aufs Ohr. Sanji sah zu ihm auf, und augenblicklich wusste Ace, dass etwas nicht stimmte. Ende Kapitel 12 Soooo~ der Wettbewerb wurde verlängert, und das ist auch gut so. Dieses Kapitel hatte ursprünglich 15 Seiten >//////< Jetzt hab ich zwei Kapitel draus gemacht, damit ich die Story zu einem ordentlichen und nicht so gehetzten Ende führen kann. Ich hab mich bemüht, Ace etwas sympathischer dazustellen als zu Anfang, aber… naja, so beim durchlesen merke ich ihm den etwas selbstverliebten Star immer noch an. Keine Ahnung wie ihr das seht. >____> Nochmals (ich weiß ich habs schon oft gesagt) – vielen Dank für eure langen und aufmunternden Kommentare. Manche geben sich glaube ich beim Rev-schreiben mehr Mühe als ich beim Tippen >///< DANKESCHÖN!! Wir sehen uns zum (fast) finalen Kapitel 13. ^,~ Kapitel 14: Mitternachtsschwarz und Zuckergussrosa -------------------------------------------------- Kapitel 13 – Mitternachtsschwarz und Zuckergussrosa Sanji schaute richtiggehend verstört drein, und auf seinem Gesicht waren noch Spuren von Tränen zu sehen, die recht frisch sein mussten. „Ist was passiert?“ fragte Ace sogleich eine Spur ernster, nahm dabei neben dem Koch auf dem Sofa Platz und legte den Arm auf die Lehne hinter ihm. „Hattest du mit jemandem Ärger? Mit deiner Chefin… oder mit jemandem vom Hotelpersonal?“ fuhr er fort, als Sanji weiterhin stumm blieb. „Sind irgendwelche Reporter zudringlich geworden?“ – „Nein…“ Die Stimme des Blonden klang brüchig, aber er schaffte es dennoch, Ace in seinem Redefluss zu bremsen. „Ich… nein, es ist nur…“ Frische Tränen schossen ihm in die Augen, für die er sich unglaublich schämte, und er versuchte vergeblich, sie schnell genug wegzuwischen, bevor sein Gegenüber sie sah – was natürlich unsinnig war. Langsam legte Ace seinen Arm um ihn und drückte den Kleineren leicht an sich. „War es zu viel auf einmal? Bereust du die Nacht?“ fragte er ruhig, fixierte dabei die Wand gegenüber der Sitzgarnitur. Es war nicht das erste Mal, dass er eine solche Reaktion erlebte. Manche seiner früheren Beziehungen waren mit dem Starrummel nicht klar gekommen, manche allein schon nicht mit der Tatsache, mit einem Star zusammen zu sein. Und auch wenn Sanji stärker wirkte als noch vor einem Monat, so war er doch keine solche psychische Pferdenatur wie er. „Ace… ich kann das nicht. Ich… ich mag dich… ich hab dich sehr lieb, du bist toll… aber… ich kann nicht.“ brachte Sanji nach einer Weile heraus. Seine Stimme klang klarer als zuvor, aber deutlich waren noch die unterdrückten Tränen zu hören. Der Sommersprossige verzog daraufhin das Gesicht und biss sich kurz auf die Unterlippe, ohne jedoch den Griff um Sanji zu lösen. „Verrätst du mir auch wieso? Heute Morgen schien noch alles in Ordnung… oder war ich dir zu aufdringlich? Ich spring nicht mit jedem gleich nach dem ersten Date ins Bett, weißt du? Und soweit ich weiß, hast du doch wegen mir abgenommen und trainiert – was mich ehrt, und was du mir gestern Nacht irgendwann zwischen dem zweiten und dritten Mal gesagt hast. Wieso jetzt der Sinneswandel? Bist du immer noch böse auf mich? Ist das… deine Art, es mir heimzuzahlen?“ – „NEIN!“ entfuhr es dem Blonden heftig, und er sah aus weit aufgerissenen Augen auf. „Ich… nein, Ace! Ich würde sowas nicht machen! Ich… ich bin dir nicht mehr böse! Es war mir ein Ansporn, an mir zu arbeiten, und aus der Kränkung wurde irgendwann Motivation, ich trage dir nichts nach. Ich wollte wirklich schön für dich sein… ich wollte… dass du mich attraktiv findest.“ – „Und jetzt, wo das der Fall ist, verlierst du das Interesse?“ meinte Ace mit einem undefinierbaren Unterton, während er den Griff um Sanji lockerte und ein Stück abrückte. Den Augenkontakt hielt er allerdings. „Ace, ich… ich hab mich in jemanden anderes verliebt.“ Damit war die Wahrheit draußen, die er solange vor sich selbst nicht hatte zugeben wollen, ehe er sie dem Menschen an den Kopf knallte, den er bislang geglaubt hatte, zu lieben. Sanji gab sein Bestes, dem Blick seines Gegenübers stand zu halten, auch wenn es weh tat. Ace sah ihn mit einer Mischung aus Zorn, Spott und auch Verletztheit an, und nichts davon konnte Sanji ihm verübeln. Er hätte vermutlich haargenau dasselbe empfunden. „Sorry, Sanji… das klingt für mich nach der totalen Verarsche. Wir sind gestern zusammengekommen, und heute erzählst du mir, du hast dich in jemanden anderes verliebt? In wen denn? Hat dir das Zimmermädchen so gut gefallen, oder war es der Portier am Eingang?“ – „Es ist mein Trainer. Zorro… der Grünhaarige… den wir heute Morgen getroffen haben. Und ich… liebe ihn schon länger.“ erklärte Sanji leise, die Hände ineinander verschlungen. Langsam begriff Ace, oder glaubte zumindest, zu begreifen. Das war also diese merkwürdige Stimmung gewesen, die zwischen den beiden geherrscht hatte – es war nicht so, dass sie sich nicht leiden konnten, sondern dass sie sich offensichtlich mochten. Damit erklärte sich auch der sarkastische Unterton, den der Fitnesstrainer ihm gegenüber angeschlagen hatte. „Ist ja nett, dass du mir das mal ebenso erzählst. Hat er dich abblitzen lassen und ich war dann die Notlösung? Dachtest du, du hättest ja jetzt sowieso nichts zu verlieren? Verdammt nochmal Sanji, ich kann nicht glauben, dass ich wegen einem abgebrühten Luder wie dir sogar Gewissensbisse hatte! Ruffy hat mir die Hölle heiß gemacht, weil ich dich so runtergeputzt hab! Und du ziehst hier so ne linke Nummer ab!“ – „Ich… nein! Ace, so ist das nicht, bitte lass mich doch ausreden…“ – „Wozu denn? Wars nicht so? Hattest du nicht vorher schon Gefühle für ihn? War ich denn nicht die zweite Wahl, als er keine Lust hatte? Sonst wärst du doch mit ihm zusammen, oder?!“ Sanji schluckte und sah beklemmt dabei zu, wie Ace auf der teuren orientalischen Brücke, die unter der Sitzgarnitur lag, hin und her tigerte. Im Grunde hatte der Ältere genau ins Schwarze getroffen. Mochte es auch sein, dass er nicht ganz so berechnend und falsch war, wie er gerade von ihm hingestellt wurde, aber grob stimmte es schon, was der Schwarzhaarige ihm vorwarf. Er hatte sich in Zorro verguckt gehabt, und hätte ihn dem Schauspieler vorgezogen, wenn er denn die Wahl gehabt hätte. Absicht hin oder her, die Gefühle, die vor einem Monat noch ungeteilt dem Schwarzhaarigen gegolten hatten, waren mittlerweile längst nicht mehr so leidenschaftlich. „Ace, ich mochte dich die ganze Zeit über. Ich wollte dir nicht weh tun…“ murmelte der Koch mit belegter Stimme. Der Sommersprossige wirbelte herum und lachte ein freudloses Lachen, das Sanji durch Mark und Bein ging, weil es sehr abwertend klang, kühl und bitter. „Bilde dir nichts ein, Sanji – ich verliebe mich nicht in einer Nacht. Um mir richtig wehzutun, hättest du weit mehr machen müssen als mir nach einem One Night Stand zu sagen, dass du jemanden anderen liebst.“ – „Es tut mir trotzdem leid.“ Langsam stand Sanji auf und nahm seine Kleider vom Boden auf, die irgendwann im Laufe des vergangenen Abends im Appartement verstreut worden waren. Dann fiel ihm ein, dass er noch Ace-T-Shirt trug. „Ich… dein Shirt, soll ich…?“ – „Ich SCHEIß auf mein Shirt. Geh jetzt, Sanji.“ schnaubte Ace ohne ihn anzusehen, und der Blonde tat hastig, wie ihm geheißen. Kaum, dass er die Hotelzimmertür leise hinter sich geschlossen hatte, packte der Schauspieler eine der Vasen, die mit Blumen gefüllt zur Dekoration herumstanden, und schleuderte sie mit voller Wucht gegen die Wand. Als er dem Wasser dabei zusah, wie es sich an der Tapete und über dem teuren Teppich ausbreitete und schmutzige Lachen bildete, wurde ihm unwillkürlich die Kehle eng. Es war nicht so, dass Sanji ihm das Herz gebrochen hatte – er fühlte sich vermutlich nicht mal halb so mies, wie der Koch sich gerade fühlen musste. Immerhin machte der Schluss, obwohl er wusste, dass er kaum mehr eine Chance bei diesem Zorro hatte. Aber sein Stolz war angeknackst wie schon lange nicht mehr. Und an irgendetwas musste er seine Wut ja auslassen. Sanji hätte er niemals etwas antun können, allein schon wegen seinem guten Ruf und der blütenweiße Weste, die er in sämtlichen Klatschblättern hatte. >>> >>> <<< <<< Sanji lief durch die Straßen, den unendlich teuren Anzug in einem Bündel unter seine Arme geknüllt, und hörte Nami im Geiste schon zetern, dass sie ihm künftig nur noch Müllsäcke zum anziehen schenken würde, weil er den feinen Stoff so mies behandelte. Aber es war ihm gerade sowas von egal. Er wolle nur noch eines – und zwar zu Zorro. Er wusste, wie klein seine Chancen waren, ganz realistisch gesehen. An Zorros Stelle hätte er ihn nicht mal dann genommen, wenn sie die letzten beiden Menschen auf dem Planeten gewesen wären. Und er kannte den Stolz des Grünhaarigen, der stand dem seinen in nichts nach. Aber irgendwie musste er zumindest versuchen, das Missverständnis zu klären, egal wie lange es dauern würde und wie lange er auf Zorro würde einreden müssen. Er konnte jetzt nicht einfach so aufgeben, ohne es wenigstens versucht zu haben. Dafür hing sein Herz zu sehr an diesem Mann. Und wenn er schon allen Mut zusammengekratzt hatte und das unangenehme Gespräch mit Ace hinter sich gebracht hatte, konnte er ja auch gleich weiter machen. Wer wusste, ob er denselben Mut morgen nochmal aufbringen würde? Seit ihrem Streit im Fitnessstudio kreisten alle seine Gedanken nur noch um den Trainer, wie in einer Endlosschleife, und er wusste: Er liebte ihn. Er liebte ihn wirklich. Er liebte die ruppige Art, er liebte die Sticheleien, er liebte die Perfektion bei allem, was mit seinem Sport zu tun hatte, er liebte das zufriedene Leuchten in den Augen des Mannes, wenn er etwas richtig machte, er liebte seine seltenen Lächeln, er liebte es, wenn er den Arm um ihn schlang, er liebte wie er seinen Namen aussprach, wie er ihn berührte, wie er ihn küsste. Und wenn es auch nur die Winzigkeit einer Chance gab, Zorro doch noch für dich zu gewinnen, so würde er sie nutzen. Sanji hastete die zwei Treppen zu Zorros Wohnung hinauf, kaum dass er unten durch die offen stehende Haustür getreten war. Dank einem Monat Ausdauertraining nur leicht außer Atem, klingelte er an der Wohnungstür, einmal, zweimal, dreimal, und die Klingel schrillte laut. Doch niemand öffnete ihm. Der Blick des Koches fiel auf die schmutzigen Motorradstiefel und die Sporttasche, die vor der Tür standen wie achtlos hingeworfen, und er war sich sicher, dass Zorro zu Hause war, vermutlich gerade zurück gekehrt. Also warum öffnete er dann nicht? Mit der flachen Hand schlug der Blonde gegen das Holz und rief: „Zorro, wenn du da bist mach gefälligst auf, wir müssen reden!“ Niemand schickte sich an zu antworten, geschweige denn zu öffnen. Sanji lauschte angestrengt und glaubte, hinter der Tür leise Schlurflaute zu hören – Zorro stand auf der anderen Seite und hörte genau, was er sagte. Verdammt! „MARIMO! Bitte, mach auf! Ich hab dir so viel zu sagen! Zorro!“ Und immer noch keine Antwort. Die Sekunden verstrichen und wurden zu Minuten, und langsam aber sicher wurde Sanji klar, dass der Grünhaarige ihm nicht aufmachen wollte und es auch nicht würde, weil er eben sehr viel Stolz hatte, den er so leichtfertig gekränkt hatte. Ohne es zu wollen, und das machte es noch verzwickter, als es eh schon war. Der Koch spürte einen dicken Kloß im Hals, bemühte sich aber, die Tränen zurück zu halten. Geheult hatte er heute schon genug, und solange er es konnte, würde er es mit Worten versuchen. „Schön! Ich weiß, dass du mich hören kannst, und wenn du nicht aufmachst, schrei ich eben so laut, dass alle deine Nachbarn es mitbekommen! Ich… ich hab mit Ace Schluss gemacht! Und rate mal, wieso? Wegen dir! Weil ich dich liebe, und das nicht erst seit heute! Abe… Aber ich dachte, du hast kein Interesse an mir! Ich dachte, für dich wäre außer Sex nie mehr gewesen! Ich… verdammt, du hättest mir ja auch mal sagen können, dass du mich magst! Ich kann nicht Gedanken lesen, schon gar nicht bei so einem sturen Brummbären wie dir! Und eigentlich wollte ich dir nur sagen, dass Ace ins Restaurant kommt, ich aber mit DIR zusammen sein will! Aber DU hast mich nicht ausreden lassen, DU musstest mir ja das Wort im Mund rumdrehen! Und… und dann hab ich mich halt auf ein Date mit ihm eingelassen! Ok, das war dumm und nur wegen meinem angeknacksten Ego. Aber ich wollte die ganze Zeit nur dich! Verstehst du, du dumme Alge? Ich liebe dich… dich, und sonst keinen… nur dich…“ Und dann flossen sie doch, die Tränen. Viel heftiger als vorher bei Ace, ganze Sturzbäche lösten sich von der Seele des Blonden, und er lehnte die Stirn gegen die Tür, während er schluchzte: „Zorro, ich liebe dich. Hör doch, ich… ich liebe dich wirklich. Ich bin ein Idiot, ich hab nen Fehler gemacht, weil ich es nicht besser wusste. Also bitte… bitte… mach jetzt die Tür auf… wenn es dir nicht komplett egal ist, wenn ICH dir nicht komplett egal bin… mach auf…“ Aber nichts außer seinem Hicksen und dem abgehackten Atemgeräusch, das er von sich gab, war zu hören. Im Treppenhaus war es mucksmäuschenstill. Sanjis überlaufendes Herz tat unendlich weh, und weil er sich nicht anders zu helfen wusste, zerrte er eine Visitenkarte aus seinem Geldbeutel, nahm den Bleistiftstummel, den er ebenfalls immer im Portmonee dabei hatte, und kritzelte ein „Ich liebe dich! S.“ auf die Rückseite der Karte, um sie anschließend unter dem Türrahmen hindurch zu schieben. Vermutlich war die dünne Bleistiftschrift so schon kaum zu lesen, und die zwei dicken Tränen, die darauf geplatscht waren, würden es nicht besser machen – aber es war alles, was er für den Moment noch tun konnte. Und wenn das Zorro immer noch nicht überzeugte… tja… dann hatte er sich wohl umsonst bemüht. Allein der Gedanke trieb ihm noch mehr Tränen in die Augen, die er mit dem Ärmel des viel zu großen T-Shirts abwischte. Nach Minuten qualvollen Wartens wandte Sanji sich letztendlich ab und ging schwerfällig die Treppe wieder hinunter. Das war es anscheinend. Aus und vorbei. Auf der Straße wurde er von strömendem Regen begrüßt – wie passend, wie in einem schlechten Liebesfilm. Was hatte Zorro doch gleich am Tag ihres Kennenlernens gesagt? „Das ist kein B-Klasse Film, wo am Ende geheiratet wird!“ Nein – geheiratet wurde hier wirklich nicht. Es gab kein happy-end, weder für sie beide, noch für ihn und Ace, für niemanden, er war allein und würde es bleiben. Und das war zum Großteil seine eigene Schuld. Zum Glück regnete es so stark, dass die Passanten, denen er begegnete, nicht unterscheiden konnten, ob ihm Tränen oder Regen übers Gesicht lief. Sanji hätte sich niemandem erklären können oder wollen… obwohl… Doch. Es gab jemanden, bzw. einen Ort auf dieser Welt, eine einzige Zufluchtsstätte, wo er sich den Trost erhoffte, den er jetzt mehr als alles andere benötigte. Der Blonde beschleunigte seinen Schritt, es waren vielleicht 2 Kilometer Fußweg bis zu seinem Ziel. Wenigstens hatte er durch das wochenlange Training seine Fußlahmheit besiegt, so dass er jetzt nicht aus Bequemlichkeit 20 Minuten auf den Bus warten musste. Zorro starrte die leicht feuchte Visitenkarte an, als wolle er sie mit seinen Blicken durchbohren. Genaugenommen sah er längst hindurch, denn er wusste ja schon auswendig, was darauf stand. Und selbst wenn er es nicht hätte lesen können, Sanji hatte es ja oft und laut genug gesagt. In allen Klangfärbungen, die der temperamentvolle Koch drauf hatte. Zornig, enttäuscht, verzweifelt, sehnsüchtig, hoffnungslos… und auch ehrlich? Zorro war nahe dran, es ihm zu glauben. Er hatte es schon vorher geglaubt, und ein Teil seines Verstandes, der irrational und ohne die kühle Logik, die er sonst an den Tag legte, funktionierte, wollte auch so gerne glauben, dass sie wirklich nur aneinander vorbei geredet hatten, dass alles nur ein einziges dummes Missverständnis gewesen war… Warum sonst hätte Sanji mit Ace Schluss machen sollen, bevor er überhaupt wusste, ob er ihm eine Chance geben würde? WENN er denn wirklich Schluss gemacht hatte… was wenn das wieder nur ein Hinhaltespielchen war? Konnte er Sanji denn überhaupt noch trauen? WOLLTE er ihm denn noch trauen? Zorro riss sich mit einem Ruck aus seinen Gedanken und griff nach der Jacke, die neben der Eingangstür an einem Haken hing. Er brauchte jetzt frische Luft, um seinen Kopf durchzulüften und das Chaos darin zu besänftigen. Vorher würde er zu keiner klaren Entscheidung gelangen. >>> >>> <<< <<< Vivi blätterte mit leicht zitternden Fingern eine Seite ihres Buches um. Himmel und Hölle, war dieser Roman spannend! Sie konnte ihn kaum aus der Hand legen, seit sie ihn angefangen hatte, und war richtiggehend glücklich darüber, dass bei dem miesen Wetter kaum jemand unterwegs war und in den Laden kam. Zu gerne hätte sie den Autor des Buches mal persönlich kennen gelernt. Corsa – war das ein Pseudonym oder sein wirklicher Name? Das Foto auf dem Einband zeigte einen jungen Mann mit Sonnenbrille und sanddünenblondem Haar, der verwegen grinste. Ob er im wahren Leben auf denselben Nervenkitzel stand, wie er ihn in seinen Büchern beschrieb? Schon die letzten beiden Romane waren unglaublich spannend gewesen, aber dieser hier schlug sie um Längen... gerüchteweise sollte er jetzt sogar verfilmt werden… Die Ladentür schwang auf, und Vivi lag der enttäuschte Seufzer schon auf den Lippen, weil sie nun ihre Lektüre unterbrechen musste – doch dann sah sie, wer da gerade reingekommen war, tropfnass und mit bebenden Schultern. „Sanji-san!“ – „…“ Der Angesprochene antwortete nicht, aber er sah so fertig aus, dass die junge Frau sofort hinter der Theke hervorsprang und einen Arm um ihn legte. „Du bist ja klatschnass… und hast du geweint? Sanji-san, ist dir was passiert? Nun rede doch?“ Geistesgegenwärtig zog sie ihre Schürze über den Kopf und begann, die nassen Haare des Mannes notdürftig abzutrocknen, damit dieser sich nicht noch eine Erkältung holte. Das Immunsystem des Koches war nicht das fitteste, alle Nase lang lag er mit einem Virus flach. „Möchtest du was heißes Trinken? Kaffee oder Tee? Oder…“ – „Nein, Vivi-chan….“ Sanjis Stimme zitterte, und er wischte sich über die Augen. Die Blauhaarige führte ihn zu einem der Tische und ließ sich dort mit ihm nieder. „Ist… ist was mit Ace? Hat er dir nen Korb gegeben? Obwohl du so schlank geworden bist?“ Unter dem klatschnassen dünnen T-Shirt war deutlich zu sehen, wie viel Gewicht der Blonde verloren hatte, bzw. an welchen entscheidenden Stellen. Da war so gut wie nichts mehr von dem Speck übrig, der noch vor ein paar Wochen über seinen Hosenbund gestanden hatte. Vivi konnte nur staunen. „Der hat doch keine Augen im Kopf, typisch Schauspieler…“ – „Vivi-chan… ich hab mit Ace Schluss gemacht. Nachdem wir einen Tag zusammen waren.“ sprudelte es aus Sanji hervor, und die junge Frau traute ihren Ohren kaum. „Du hast WAS?! Aber… aber Sanji-san! Ich dachte du stehst so auf ihn! War er privat so schrecklich?!“ – „Nein, war er nicht… er war liebevoll und zärtlich… aber… aber ich hab mich in Zorro verliebt! Aber der will mich auch nicht! Weil er denkt, ich steh nur auf Ace, und mir nicht zuhören will, obwohl ich ihm sagen wollte… Und jetzt hab ich niemanden, obwohl ich mir so den Arsch aufgerissen habe, alles war umsonst, ich… ich fühl mich so verarscht, aber alle geben mir die Schuld… ich bin angeblich hier der Böse, der zweigleisig fährt… dabei… dabei kann ich doch nichts dafür! Ich such mir doch nicht aus, in wen ich mich verliebe!“ Schluchzend vergrub Sanji den Kopf zwischen den Armen, während Vivi seinen zitternden Rücken streichelte. So ganz verstanden, was denn jetzt eigentlich passiert war, hatte sie in diesem Wirrwarr allerdings nicht. Was sie herausgehört hatte, war in etwa: Sanji liebte Zorro, war aber mit Ace zusammen gekommen und hatte dann wieder Schluss gemacht, aber Zorro hatte ihn nicht mehr gewollt. Oder so ähnlich? Wenn es so ungefähr hinkam, war es ja wirklich ein richtiges Drama… wie in einer Seifenoper! Vivi, selber leidenschaftlicher Soap-Fan, hatte aus tiefster Seele Mitleid mit ihrem herzgebrochenen Freund. Gut, Missverständnisse entstanden, und Sanji war manchmal auch wirklich vertrottelt in Liebesdingen, aber dass er jetzt solchen Herzschmerz erleiden musste, hatte er bestimmt nicht verdient. Niemals würde Sanji jemanden absichtlich gegeneinander ausspielen, schon gar nicht, wen er denjenigen aufrichtig mochte. Und da sie nicht wusste, wie sie den Blonden sonst trösten sollte, fragte die Konditorin sanft: „Sanji-san… möchtest du Kuchen? Ich hab die ganze Nacht gebacken, alles ganz frisch.“ Es war der Satz, auf den Sanji gewartet hatte. Und ob er welchen wollte! Jetzt brauchte er ja für niemanden mehr schlank und schön zu sein, weder für einen versnobten Fernsehstar, noch für einen arroganten Fitnessguru. Er nickte unter Tränen, und Vivi erhob sich rasch, um zur Theke hinüber zu gehen und ein ganzes Tablett mit Kuchen und Torte zu beladen, mehr als eine Person überhaupt auf einmal essen konnte. Wobei… so wie Sanji gerade aussah, konnte er es vielleicht. An einem Tag zwei Männer verloren – da hätte sie wohl auch kiloweise Schokolade verdrückt, als wäre es nichts. Mit einem tröstenden „Ich leiste dir Gesellschaft, wenn ich darf.“ setzte sie sich schließlich wieder neben das blonde Häuflein Elend und schob ihm die überladene Kuchenplatte auffordernd zu. Sanji nahm die Kuchengabel, die Vivi ihm hinhielt, und versenkte sie langsam in einem Stück Rhabarbertorte. „Danke, Vivi-chan.“ nuschelte er mit vollem Mund. Es war schon irgendwie Ironie des Schicksals, dass er jetzt, wo er endlich wieder essen durfte, was er wollte, soviel er wollte, ohne dass jemand ihm Vorhaltungen machte, es gar nicht richtig genießen konnte. Dazu tat sein Herz zu weh, seine Kehle war zu eng und sein Kopf zu voll mit Gedanken an Zorro. Das war doch wirklich Beschiss! Letztes Mal, als er hier gesessen hatte, war der Trainer zur Tür hereingestürmt und hatte ihn in letzter Sekunde vom Sündigen abgehalten. Und heute? Heute stopfte er sich mittlerweile das dritte Stück Torte zwischen die Kiemen, und alles, was Zorro dazu zu sagen hatte war ein: „Hab ich dich endlich gefunden.“ Sanji hob den Kopf und starrte mit ungläubig aufgerissenen Augen zum Eingang, wo ein pitschenasser Zorro stand und sich das Wasser aus den Haaren schüttelte. Fast hätte er sich an dem Riesenbrocken Donauwelle in seinem Mund verschluckt. Wieso… wieso war der Grünhaarige denn hier? Wieso… hatte er ihn denn gesucht? Vivi blickte ebenfalls auf, und in ihren Augen leuchtete es gleich auf, voller Hoffnung auf die große Versöhnung, die vielleicht gleich stattfinden würde. Doch als Zorro murmelte: „Meinst du, ich kann mit dem Idioten alleine reden?“, räumte sie blitzschnell das Feld, um sich hinter die Theke zu verziehen, wo sie zwar so tat, als würde sie ihre Lektüre wieder aufnehmen, jedoch jedes Wort belauschte, was die beiden Männer besprachen. Zum ersten Mal seit Tagen gab es etwas Spannenderes in ihrem Leben als „Desert Revolution“ von Corsa. Sanji wusste vor lauter Herzrasen nicht, was er sagen sollte, ganz davon abgesehen, dass er sowieso den Mund übervoll hatte und kein Wort herausbringen würde. Er konnte nur starren, starren und hoffen, dass Zorro gekommen war um ihm noch eine Chance zu geben, ihn erklären zu lassen und vielleicht sogar zu verzeihen… warum sonst sollte er nach dem peinlichen Auftritt vor seiner Wohnungstür und bei dem Mistwetter in der Stadt herumlaufen und ihn suchen? Zorro nahm am Tisch neben ihm Platz und sah ihn an. Auch sein Kopf war rot, vielleicht vom Laufen, vielleicht aber aus demselben Grund wie Sanji, und er sagte nur einen Satz: „Ist das wahr, was du mir eben gesagt hast?“ Sanji nickte, schluckte den Kuchen herunter, meinte mit bebender Stimme: „Ja ist es! Alles! Ich schwör’s dir, ich…“ – „Gut.“ Und damit packte Zorro ihn, zog ihn in eine feste Umarmung und küsste ihn mitten auf den kuchenverschmierten Mund, und das mit einer Leidenschaft, die niemand, auch Sanji, ihm jemals zugetraut hätte. Die Welt schien still zu stehen um sie herum. Vivi, das Cafe, ganz Tokio, Ace – alles war für den Moment verschwunden, in dem sie sich endlich so küssten, wie es sein sollte. Wie zwei Menschen, zwischen denen nichts mehr stehen sollte. Als sie sich schließlich atemlos voneinander lösten um nach Luft zu schnappen, holte auch Vivi hinter ihrer Theke wieder Luft, weil sie bei dem langen Kuss glatt den Atem angehalten hatte. Das war besser als Kino, besser als jeder Roman – das war das Leben in einem dieser Momente, die perfekt waren. ‚Hoffentlich erlebe ich sowas auch mal…‘ dachte sie sehnsüchtig und schob schnell ihr Taschenbuch ein Stückchen höher, damit Zorro und Sanji nicht sahen, dass sie die ganze Zeit über beobachtet worden waren. Der Grünhaarige rieb sich brummelnd den Nacken. „Vor meiner Wohnung liegt ein Bündel Klamotten… gehören die zufällig dir?“ – „Wenns ein teurer italienischer Herrenanzug ist… ich fürchte, dann gehören sie mir.“ Sanji bekam trotz des Gefühls von übersprudelnder Verliebtheit eine erneute Vision einer tobenden Nami und schluckte hart. Zorro schien seine Gedanken zu erraten, denn er meinte: „Ich würde sagen, der ist reif für die Altkleidersammlung. Der Nachbarshund hat nämlich draufgepisst…“ – „Egal. Ich werde eh nicht mehr rein passen, wenn ich den Kuchen hier gegessen habe.“ Der Blick des Älteren wanderte über die Riesenauswahl an Torten, die immer noch vor ihnen auf dem Tisch standen, zum Teil schon angeknabbert. „Im Ernst – willst du das alles wirklich essen? Ich meine… eigentlich gibt’s jetzt doch keinen Grund mehr fürs Frustfressen, oder?“ bemerkte er und hob eine Augenbraue in Sanjis Richtung. Der Koch schüttelte energisch den Kopf. „Nein… aber ich sag dir was. Ich hab keine Lust mehr auf den ganzen Fitnesscheiß. Nimm mich wie ich bin, oder lass es bleiben. Du hast selbst gesagt, du mochtest mich schon vorher – also steh zu deinem Wort. Ich bin vielleicht ein Idiot, aber ich hab es verdient, dass mich jemand mag, egal ob ich pummelig bin, mich von Süßigkeiten ernähre und lieber auf der Couch rumgammele, anstatt Sport zu machen und in Armani-Anzüge zu passen.“ Er sah Zorro an, aus denselben großen blauen Augen, die ihn schon am ersten Tag ihrer Zusammenarbeit angesehen hatten, und mit derselben Entschlossenheit dahinter, sich nicht verbiegen lassen zu wollen. Zorro grinste, von diesen Worten und den blauen Augen entwaffnet. „Na wenigstens etwas hast du kapiert. Schön, iss deinen Kuchen. Ich roll dich dann nach Hause.“ spottete er, setzte aber einen Kuss auf Sanjis Stirn, ehe dieser ihm eine hitzige Antwort auf die Stichelei geben konnte. Irgendwie passte es ja auch nicht zu einem Koch, permanent auf Diät zu sein. Das wäre ja glatt so gewesen, wie wenn er in seinem Studio Kurse gegeben hätte, obwohl er in seiner Freizeit der größte Sportmuffel gewesen wäre, der keine 2 Kilo heben konnte. Und in einem Punkt musste er Sanji recht geben – jeder Mensch verdiente es, so geliebt zu werden, wie er von Natur aus war. >>> >>> <<< <<< „Sanji… verrate mir eines… wie lange willst du noch kochen?“ Versöhnungen waren etwas Schönes, vor allem nach einem Drama, wie sie es erlebt hatten. Zorro hatte sich ihre Versöhnung in allen Details ausgemalt, während er neben dem Blonden im Cafe gesessen und ihm beim Kuchenfuttern zugesehen hatte. Und auf dem Weg zum Supermarkt. Und auf dem Nachhauseweg, auf dem er geschätzte 50 Tüten hatte tragen müssen. Und während der letzten 4 Stunden, in denen er nun am Küchentisch saß und dabei zusah, wie Sanji eine kulinarische Höchstleistung nach der nächsten auf dem Herd fabrizierte. Vor ihm auf dem Tisch, auf der Ablage, auf dem Fensterbrett und sogar auf dem Boden standen schon gefüllte Töpfe mit allem möglichen Zeugs, das Zorro zum Teil nicht mal aussprechen konnte. Und im Ofen backte ein Soufflé vor sich hin. Irgendwann musste doch mal Schluss sein und sie würden zu dem Teil der Versöhnung kommen, auf die er sich am meisten gefreut hatte: Dem Versöhnungssex! „Nach dem Coque au vin kommt noch die grüne Pesto, und dann muss ich noch die Béchamelsoße machen, und…“ – „Kannst du mir auch mal verraten, wer das alles essen soll?!“ fuhr Zorro auf und deutete auf die Topfparade um sie herum. Seine Geduld hatte in den letzten Stunden rapide abgenommen. Die Küchenfee am Herd konnte sich warm anziehen für das, was noch kommen würde! Sanji blickte ihn geradezu verblüfft an, als ob er nicht verstehen konnte, wie jemand auf eine derart blöde Frage kam. „Na ich! – Und du kriegst natürlich auch was.“ fügte er hinzu, als seinem Gegenüber fast die Augen aus den Höhlen traten. Zorro wirkte richtiggehend schockiert. „Wenn du das alles isst, platzt du. Aber vorher wird dir so schlecht werden, dass du erst mal drei Tage lang NICHTS mehr essen willst!“ – „MARIMO! Ich hab einen Monat lang nichts gegessen, ich hab Nachholbedarf, meinst du nicht?!“ Wie um seine Worte zu bekräftigen, schwang der Koch den Löffel in Richtung des Älteren. Zorro sah seine Vorstellungen vom heißen, wilden, hemmungslosen Versöhnungsliebesspiel vor seinem geistigen Auge am Boden zerschellen. So wie er die Sache sah, würde Sanji in Kürze neben ihm auf dem Bett liegen, und er durfte dem Idioten den vollgeschlagenen Bauch streicheln. Soviel zu seinen Plänen für die Nacht. „Dir ist ja wohl klar, dass ich dich nicht einfach so vom Haken lassen, oder?“ knurrte er und verschränkte die Arme vor der Brust. Ein leicht sadistisches Grinsen zuckte an seinen Mundwinkeln, und Sanji spürte den Hauch einer bösen Vorahnung. Dieses Grinsen hatte in den vergangenen Wochen nichts Gutes bedeutet, und das würde es jetzt auch nicht. „Inwiefern…?“ fragte er vorsichtig nach. „Och… ich bin der Meinung, bei all dem Essen solltest du auch weiterhin Sport machen. Viermal die Woche, bei mir im Studio. Du arbeitest ja im Schichtdienst, da bleibt dir also genug Zeit.“ Und das würde auch nötig sein, so wie Zorro die Sache sah. Er würde Sanji nicht mehr gewaltsam auf Diät setzen, aber Bewegung würde er ihm verschaffen. Und das auf mehr als nur eine Art und Weise. Sanjis Augen wurden schmal. Aha! Darum ging es also! Dieser Fitnessfreak ließ einfach nicht locker, und kaum hatte er ihn wieder in der Tasche, glaubte er tatsächlich, dass er hier die Regeln aufstellen konnte. Aber nicht mit ihm! „Das kannst du vergessen Marimo. Meinetwegen einmal… an meinem freien Tag.“ – „Einmal ist doch so gut wie nichts! Gut, ich komm dir entgegen, du fauler Sack: Dreimal. Mein letztes Wort!“ – „Zweimal.“ motzte Sanji, den Kochlöffel immer noch wie eine Waffe in der Hand. „Und das ist MEIN letztes Wort!“ Mit einem Schnauben erhob sich Zorro aus seinem Stuhl und trat auf ihn zu, so dass er eine Hand neben Sanji an die Kühlschranktür stützen konnte. ‚Eingekesselt‘ beschrieb die Situation, in der der Koch sich nun befand, am Treffendsten. „DAS werden wir sehen.“ raunte Zorro ihm zu, allerdings weit weniger boshaft, sondern fast schon spielerisch. „Und jetzt lass mich diesen französischen Vogel probieren, der riecht nämlich gar nicht mal übel…“ Liebe ging ja vielleicht doch durch den Magen. Und anschließend durchs Bett. Ende Kapitel 12 ~ *schnüff* Das war es… das letzte Kapitel. Es gibt noch nen Epilog, aber die Story ist hiermit beendet. Es ging so schnell! Ich will ja eigentlich auch nicht, dass es schon vorbei ist, aber irgendwann geht jede Story zu Ende, und es gab ja nun wirklich genug Drama und Schnulz. Gomen!! Und natürlich gab es ein Zorro-Sanji-Ende! Hallo, was glaubt ihr denn? Ich LIEBE die beiden doch!!! Die gehören zusammen! Genauso wie Lysop zu Kaya gehört, und Vivi zu Corsa – aber das ist eine andere Geschichte, die vielleicht irgendwann mal geschrieben wird. Wer weiß. ^,~ Ich bedanke mich jetzt schon mal bei allen, die mir immer treu feedback gegeben haben. Ich weiß, dass auf animexx jeden Tag etliche ffs on kommen werden, umso glücklicher war ich, dass so viele Leute mir so lange Reviews geschrieben haben, die mich allein schon beim Lesen happy gemacht haben. Trotzdem würde ich mir jetzt, wo die Story sich dem Ende neigt, doch mal wünschen, dass auch die anderen der 58 Favos mir ihre Meinung mitteilen würden. Also, vielen, vielen Dank fürs lesen, und wir sehen uns zum Epilog! ~ Epilog: 6 Wochen später... -------------------------- Epilog – 6 Wochen später... Im „Grand Blue“ war an diesem Donnerstagabend der Teufel los, wie eigentlich an jedem der vergangenen Abende auch. In den letzten Wochen hatte das vorher schon bekannte Restaurant nochmal gewaltig an Popularität gewonnen, was nicht zuletzt daran lag, dass der Su-Chef auf etlichen Klatschblättern mit dem bekannten Fernsehdarsteller Portgas D. Ace abgelichtet worden war – Hand in Hand. Sämtliche Dementis des Schauspielers, dass da nichts war, wurden von Augenzeugen aus dem Restaurant wiederlegt, dessen Name Ace‘ kleiner Bruder der Presse mitgeteilt hatte: „Sanji ist Koch im besten Lokal der Stadt…“ Eins ergab das andere, und nun konnte sich das „Grand Blue“ nicht mehr vor Reservierungen retten und war permanent ausgebucht. Wenn er bedachte, dass eine einzige Nacht mit einer Berühmtheit und ein Frühstück am darauffolgenden Tag plus anschließender Stadtbummel das Geschäft so angekurbelt hatten, war sich Sanji nicht sicher, ob er so etwas nicht noch einmal machen würde. Zumindest erwähnte er die Idee öfter im Scherz und lachte, wenn er das fassungslose und auch ziemlich böse Gesicht seines Freundes sah, der bei derartigen Äußerungen keinen Spaß mehr verstand. Besagter Freund stand an diesem Abend und schon seit geschlagenen 2 Stunden in der Küche und wurde zusehends ungeduldiger, während er dem blonden Koch bei seiner Arbeit zusah. Zorro wollte nur eines – und zwar nach Hause und ins Bett. Wenn möglich MIT Sanji. Momentan jedoch sah es ganz danach aus, als würde er den Oberkoch am Schürzbändel aus dem Restaurant schleifen müssen. „Sag mal Küchenfee, wie lange willst du noch Überstunden machen? Deine Schicht ist seit einer Ewigkeit rum.“ brummelte der Grünhaarige missmutig und verschränkte seine Arme vor der Brust. „Lass uns nach Hause gehen und… lass uns einfach gehen, ok?“ Sanji, gerade mit voller Konzentration bei der Zubereitung eines Salatdressings, hob nicht einmal den Kopf, als er antwortete: „Meine Schicht geht noch bis 10, Überstunden sind hier normal, und ich hab dich nicht gebeten, hier herumzulungern und mich zu nerven. Setz dich draußen an die Bar und warte, bis ich fertig bin. Es gibt wichtigere Dinge als… DAS.“ Was er damit meinte, bzw. was Zorro vorher schon angedeutet hatte, war nicht nur ihnen beiden klar. Auch Nami und Lysop, die die Konversation verfolgt hatten, konnten sich lebhaft vorstellen, was ein sportlicher junger Mann wie Zorro mit seinem Partner zu Hause trieb und das wortwörtlich… Nami seufzte leise und nicht sehr glücklich, und wandte den Kopf nach links, wo Zorro neben ihr am Tresen lehnte. „Sieht ganz so aus als wäre ihm das Essen wichtiger als du.“ bemerkte sie spitz, um dann mit düsterer Miene fortzufahren: „Ich kann es einfach nicht glauben, dass du ihn nicht weiter trainiert und gescheucht hast. Schau ihn dir an, jetzt ist er genauso pummelig wie vorher. Wofür hab ich dich eigentlich bezahlt?!“ Allein schon beim Gedanken an die Stange Geld, die sie ganz offensichtlich verschwendet hatte, kam der Hotelmanagerin die sprichwörtliche Galle hoch. Hätte sie gewusst, dass der enorme Trainingserfolg und die Superfigur nicht von Dauer sein würden, hätte sie gar nicht erst eine solche Investition getätigt. Ohne das tägliche Training bei Zorro und dessen strengem Ernährungsplan war von Sanjis Topform nach 6 Wochen kaum noch was zu sehen, und weder der Koch noch der Fitnesscoach schienen deswegen auch nur den Hauch eines schlechten Gewissens zu haben. Wann immer Nami Sanji auf das Bäuchlein und die runden Wangen, die er sich ziemlich schnell wieder angefuttert hatte, ansprach, gab dieser zur Antwort, dass er sich noch nie wohler in seinem Körper gefühlt hatte. Und jetzt forderte auch noch Robin die Hälfte ihres Wettgewinns zurück, weil Sanji ja schlussendlich mit Zorro zusammengekommen war! Eine Sauerei war das! „Jetzt reg dich mal ab.“ Zorros Stimme klang noch etwas brummiger als sonst. Er und Nami konnten sich bei weitem nicht so gut leiden wie der Rest der kleinen Gruppe, zu der mittlerweile nicht nur Sanji und er, sondern auch Vivi, Lysop und seine Freundin Kaya, und irgendwie auch Nico Robin gehörten. Und eben Nami. In Zorros Augen war die Rothaarige eine Geldhexe, der er nicht über den Weg traute, aber derartige Äußerungen behielt er lieber für sich. Sanji verteidigte seine Freundin und Chefin mit einer derartigen Leidenschaft, die den Fitnesstrainer manchmal an den Rand seiner Geduld trieb. Vor allem, weil Nami Sanji oft genug runterputzte und dieser sich daran kaum zu stören schien. „Du hast mich schließlich bezahlt, damit dein Koch mehr Selbstvertrauen bekommt und glücklich wird. Ich hab meinen Job erledigt, oder? Und nicht nur das – auch wenn man‘s nicht sieht, er ist immer noch recht fit. Ich sorg schon dafür, dass er genug Bewegung kriegt.“ Bei diesen Worten umspielte ein vielsagendes Grinsen die Lippen des Mannes. „Außerdem stört mich sein Speck nicht. Wenn ich mit ‘nem Stecken ins Bett will, kann ich auch den Wischmopp auseinandermontieren.“ – „Ich hab keine Ahnung, was du an ihm findest.“ zischte Nami ihn böse an. „Ich dachte immer, für dich zählt ein durchtrainierter Körper.“ – „Mir ist es lieber, er ist mopsig und in meinem Bett als dünn und in Ace‘ Bett.“ – „Falls ihr es noch nicht bemerkt habt, ich kann jedes Wort hören.“ Sanji schickte einen finsteren Blick über die Schulter, der deutlich verriet, was er von der lautstarken Konversation über ihn hielt. Zorro schmunzelte lediglich. „Tatsächlich… bist du endlich fertig? Gehen wir jetzt?“ – „Warum hast du es so eilig, Marimo?“ Schön langsam reichte es Sanji mit der Drängelei – immer dieses Gehetze, wenn er länger im Restaurant blieb, weil Hochbetrieb war oder er noch was ausprobieren wollte, das ging ihm schon seit geraumer Zeit auf den Keks. Es wurde Zeit, dass Zorro eine Lektion erhielt. Vorsichtig nahm der Blonde eine große Salatgurke aus dem Gemüsefach und ließ sie geradezu liebevoll durch die offene Hand gleiten. „Was genau… möchtest du denn mit mir zu Hause machen, hmmm?“ Zorros Augen traten leicht hervor und er schluckte, was Sanji innerlich triumphieren ließ. Notgeiler Bock! Der dachte immer nur an das eine, den lieben langen Tag! Und dabei sprach er immer von „Sondertraining“ und „Intensivem Muskelaufbau“, als würde er auch im Bett seinen Job verrichten. Aber nicht mit ihm, so nicht. „Ich kanns mir schon denken, was…“ Nami wurde nun dezent rot, und das nicht nur, weil Sanjis Stimme ein einziges Schnurren war, das ihr lebhafte Fantasien in den Kopf zauberte. Auch Lysop zählte eins und eins zusammen und verzog leicht das Gesicht. Sanji konnte ja tun und lassen was er wollte – er war nur froh, dass er eine Freundin hatte. „Ach…ja?“ Zorro trat hinter den Koch und schluckte erneut, während es in seiner Hose von Sekunde zu Sekunde enger wurde. Allein vom Zusehen, wie zärtlich Sanji die Gurke ablegte und fast schon streichelte, bekam er unendliche Lust, den Blonden hier und jetzt zu packen, an die Wand zu drücken und… „Sanj, weißt du…?“ – „Hmmmm?“ Der Angesprochene lächelte zuckersüß. „Weiß ich… WAS?!“ ZACK. Mit einem dumpfen Aufprall sauste das große Gemüsemesser auf die Gurke nieder und trennte sie sauber in der Mitte durch. Vom Messer tropfte feiner Gurkensaft, Zorro und Lysop wurden gleichzeitig kreidebleich und pressten die Hände in den Schritt, und Nami unterdrückte ein Auflachen. „Das wird wohl ne wilde Nacht…“ prophezeite sie schadenfroh und erntete qualvolle Blicke von den Männern sowie ein verschmitztes Lächeln von Sanji. „Und jetzt darf ich doch hoffentlich weiter arbeiten, oder?“ – „Sicher doch.“ Zorro lehnte sich wieder neben Nami an die Küchenzeile und versank in dumpfes Brüten. So ein kleines Aas! Das würde der Blondschopf zurückbekommen, doppelt und mit Zinsen. Mit einer einfachen kleinen Nummer war es da nicht getan – Sanji würde schwitzen müssen. Morgen stand Sport an, egal wie sich der Koch auch wehren und aufführen würde. Vielleicht konnte er ja Tashigi dazu überreden, mitzukommen. Immerhin verstanden sie und Sanji sich wieder besser… Zorro war so in seine Planung für den morgigen Tag versunken, dass er erst wieder aufsah, als Lysop ihm den Ellenbogen in die Seite stieß und raunte: „Stört dich das eigentlich nicht, dass Sanji Ace bekocht und bedient? Ich wäre glaube ich ganz schön eifersüchtig, wenn Kaya ihren Ex behandeln würde… würde sie da nicht alleine lassen…“ Zorro runzelte augenblicklich die Stirn und sah Richtung Küchentür. Ace? Hatte er sich gerade verhört oder trieb Lysop einen Scherz mit ihm? ACE war im Restaurant? Und Sanji hatte nichts besseres zu tun, als ihm persönlich das Essen zu bringen?! Es war nicht einfach, das Pokerface aufrecht zu erhalten, aber Sanji schaffte es trotzdem. Er brachte sogar ein Lächeln zustande, von dem er hoffte, dass es höflich und nicht scheinheilig wirkte, als er Ace und Ruffy ihren ersten Hauptgang servierte. Es hatte ihn erstaunt, dass Ace immer noch in sein Restaurant kam, wo er sich sicher gewesen war, den Schwarzhaarigen nie mehr wieder zu sehen. Doch den beiden Brüdern ging das Essen scheinbar über alles, so wie sie bestellten und ganz offensichtlich auf ihre Kosten kamen. Und Ruffy grüßte ihn sogar mit einem Lächeln, welches der Koch erleichtert erwiderte. Ace‘ kleiner Bruder war ein richtiger Sonnenschein, und hätten sie sich unter anderen Umständen kennengelernt, hätte Sanji sich vielleicht um die Freundschaft des Jungen bemüht. Aber vor dem Hintergrund, dass er Ruffys Bruder nach einer Nacht den Laufpass gegeben hatte, standen seine Karten wohl nicht so gut. „Bitte sehr. Ich wünsche guten Appetit.“ Es hätte Sanji nicht gewundert, wenn Ace kein Wort mit ihm gesprochen hätte. Eben so wenig wunderte es ihn, als der Sommersprossige ihn dann doch ansprach und dabei richtig heiter klang. „Ah, hallo Sanji-chan… lange nicht gesehen. Du siehst irgendwie anders aus… neuer Haarschnitt?“ In den braunen Augen blitzte es spöttisch, ein Blick, der dem Koch noch gut in Erinnerung war. Auch die Art und Weise, wie Ace ihn prüfend musterte und herablassend seufzte, kannte er noch. Lange Zeit hatte Ace‘ Unzufriedenheit ihn in seinen Träumen heimgesucht und ihn im Nachhinein noch verunsichert. Aber nicht mehr heute. Sanji wusste, er war nicht mehr das leicht einschüchterbare Pflänzchen, das unter seinem Aussehen litt, deshalb entgegnete er mit derselben heiteren Stimme: „Nein, ich lasse sie jetzt wachsen. Ich mag es lieber so.“ – „Ah ja…“ Ace‘ Augen verengten sich leicht. „Nicht das einzige, was du hast wachsen lassen…“ – „Ace! Sei nett!“ murrte Ruffy ihn von der Seite an, und sein Bruder tat überrascht. „Was denn, ich BIN doch nett.“ „Nett ist anders.“ Zwei Arme schlangen sich von hinten um Sanjis Taille, und Zorro fixierte die beiden Brüder mit einem einzigen finsteren Blick. Vielleicht war es albern, dass er solchen Beschützerinstinkt demonstrierte, aber in der Küche hatte er keine Ruhe mehr gehabt. WENN Sanji Ace schon bedienen musste, dann wollte er gefälligst dabei sein, bevor was passierte - was auch immer passieren konnte. Er würde diesen Großkotz jedenfalls keine Sekunde aus den Augen lassen, solange sich Sanji in seiner Nähe aufhielt. „Und vollkommen richtig – Sanjis Verstand ist auch gewachsen, er sucht sich jetzt nämlich die richtigen Partner aus.“ Zorro wusste, er provozierte gerade Streit mit Ace, und es tat ihm richtig gut. Wie lange hatte er Sanji mit diesem Möchtergernstar teilen müssen, zuerst gedanklich und dann sogar in der Realität! Allein die Vorstellung, dass Ace seinen Freund berührt hatte, löste in Zorro den Wunsch aus, dem Schwarzhaarigen vor Publikum die Sommersprossen aus dem Gesicht zu schlagen. Aber was dann passieren würde, nämlich Hausverbot und Liebesentzug von Seiten des Koches, wollte er lieber nicht riskieren. Was nicht hieß, dass Sanji sein Platzhirschgehabe sonderlich toll fand. „Zorro, was soll das denn?!“ murrte der Blonde und schob ihn leicht beiseite, ehe er sich nochmals Ace zuwandte. Er hätte es nicht zugeben wollen, aber sein Magen verknotete sich schmerzhaft bei der Abneigung, die er in den Augen des Schauspielers lesen konnte. „Ace… es tut mir leid. Ich wusste nicht, dass es dich so mitnehmen würde, und… ich wollte das alles nicht.“ meinte er leise und legte eine Hand auf die Schulter des Älteren. Ace zuckte unter der Berührung zusammen und stieß die Hand fast sofort mit einem unsanften Ruck weg. „WENN einer hier die Trennung nicht verkraftet hat, bist du das, so wie du auseinander gegangen bist. Und hör auf so zu tun, als hättest du mich verletzt, denn das hast du nicht.“ bemerkte er kühl, ohne Sanji weiterhin anzusehen. Zorros Lächeln wurde richtiggehend sarkastisch, obwohl er innerlich nach wie vor brodelte. „Nein, sicher nicht… nur dein Stolz und deine Überheblichkeit sind angekratzt, oder warum stänkerst du hier so herum?“ – „ZORRO!“ Sanji schoss die Röte ins Gesicht, und er funkelte seinen Freund an. „Halt den Mund, ich kann für mich alleine sprechen! Und DU stänkerst auch! – Ace, ich… ich bin froh, wenn es dir nicht schlecht geht. Ich wünsche euch beiden guten Appetit.“ Ruffy nickte leicht, und Ace konzentrierte sich angestrengt auf sein Essen, die Konversation war damit beendet. Es hätte besser laufen können, aber auch wesentlich schlimmer. Immerhin war die Schlägerei ausgeblieben, die der Blonde befürchtet hatte, als Zorro zu ihnen gestoßen war. Sanji verkniff sich ein Seufzen, machte kehrt und ging zurück in Richtung Küche, Zorro mit sich ziehend, als dieser noch ein „Hoffentlich hat keiner dein Essen vergiftet!“ nachsetzte. „MARIMO!“ – „Was denn? Er hat dich beleidigt, dabei ist er nichts weiter als ein Arsch.“ verteidigte der Grünhaarige sich, in zum Glück gemäßigter Stimmlage, so dass es die Gäste nicht mitbekamen. Sanji schüttelte den Kopf und warf einen Blick über die Schulter, zum Stammtisch der beiden Brüder. „Ich bin der größere Arsch, Zorro…“ murmelte er leise und mit zu viel Schuldbewusstsein für den Geschmack des Älteren. „Red keinen Quatsch – du HAST vielleicht den größeren Arsch…“ Grinsend zog Zorro den Koch mit sich und drängte rückwärts durch die Küchentür, um ihn endlich ungestört umarmen zu können – sofern er dazu noch Gelegenheit bekommen würde. Sanji hatte ihm mehrfach eingebläut, dass er seine Zuneigung außerhalb des Speisesaales zeigen sollte, egal wie wuschig er auch gerade war, wenn er ihn im Restaurant besuchen kam. „…aber du bist kein Arsch, Sanji. Er hat kein Recht, so mit dir umzuspringen.“ Und mit diesen Worten zog Zorro ihn zu sich, um ihn fest auf den Mund zu küssen. Einige der Köche wandten sich schnell ab, Lysop verzog erneut das Gesicht und Nami hob die Augenbrauen an bei dieser Hollywoodreifen Show. Sanji spürte, wie sich seine Wangen erneut aufheizten, zum Teil auch vor Scham, weil sie vor seinen Kollegen so hemmungslos herumknutschten wie Teenager. Und trotzdem lehnte er sich in die Umarmung und schlang die Arme um Zorros kräftigen Hals. Die gehauchten Worte „Ich liebe dich, Idiot“ kitzelten an seinem linken Ohr, und Zorros Lippen legten sich auf Sanjis Stirn, als er dem Blonden einen zweiten Kuss aufdrückte. „Ich dich auch, du Macho…“ nuschelte der Koch verlegen und streichelte den ausrasierten Nacken seines Gegenübers. Macho hin oder her, er würde Zorro so schnell nicht mehr gehen lassen, egal welcher Filmstar seinen Weg kreuzte. „Gehen wir jetzt nach Hause?“ „Marimo… soll ich dasselbe mit DEINER Gurke machen wie eben mit der Salatgurke?“ Zorro wurde erneut leicht blass um die Nase und meinte hastig: „Ist ja gut! Ich warte… aber…“ Fest nahm er Sanjis Gesicht in die Hände und sah ihm in die Augen, das freche Grinsen in nullkommanix wieder auf seinen Lippen. „…heute Nacht lass ich dich nicht gehen, bevor ICH mit meiner Arbeit fertig bin.“ ~ Ende ~ Das wars, das große Happy end. ^////^ Ich weiß, jetzt werden einige sagen, wie doof es ist, dass Sanji wieder zugenommen hat etc. Das war von Anfang an so in meinem Kopf geplant gewesen. Zorro sollte ihn so nehmen, wie er ist, sonst hätte Sanji nie begriffen, wie wenig es auf Äußerlichkeiten ankommt. Außerdem wird Zorro schon noch genug Sport mit ihm machen, keine Sorge. Matratzensport. *hust* Nochmal vielen Dank an alle Leser, Favos, Kommiegeber und den ganzen Zuspruch, den ich erhalten habe. Ich würde gerne eine Fortsetzung schreiben, hab auch den einen oder anderen Plan im Kopf, aber wann die kommt, weiß ich nicht. Wenn aber jemand gerne Bescheid hätte, sobald ich was neues hochlade, dann kann er mir das sagen. ^, ~ *Gummibärchen verteil* Oder lieber Privatstunden bei Zorro…? Sanji: Nö. Meiner! *Zorro mitschleif* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)