Sterblich von TommyGunArts (-Flashback-) ================================================================================ Kapitel 1: ...ist was du... --------------------------- »Du bist tot!«, schrie er entgeistert und drückte sich tiefer in seinen Ledersessel. »Wie du siehst, bin ich es nicht.« Er schüttelte unablässig den Kopf. »Nein, nein.«, murmelte er in sich hinein, »Das ist unmöglich. Joe hat dich ausgeschaltet!« Ich beugte mich zu ihm herunter und ließ ihn sich weiter in seinen Sessel verkriechen. Mit der rechten Hand krallte ich mich in seinen kurzen, blonden Haaren fest, zog ihn zu mir heran und flüsterte ihm ins Ohr: »Falsch! Wie du siehst bin ich lebendig. Joe dagegen eher nicht. Und jetzt darfst du raten, warum ich hier bin.« Seine Augen weiteten sich und er umklammerte flehend meinen Arm. Ich stieß ihn von mir. »Es war nicht meine Idee!«, schrie er panisch und bohrte seine Fingernägel in den schönen Sessel. »Ich habe doch bloß Befehle ausgeführt, Clay!« Ich ging ein paar Schritte durch das Arbeitszimmer und meinte beiläufig: »Es ist doch etwas zu spät, um sich jetzt noch zu rechtfertigen, findest du nicht?« »Ich habe doch bloß…«, stammelte er, doch ich fiel ihm ins Wort. Er strapazierte meine Geduld erheblich! »Ich will Namen!«, rief ich, »Namen von allen, die daran beteiligt waren! Jeden Einzelnen!« Er schüttelte wieder den Kopf und wimmerte: »Ich weiß doch nichts.« Und ob er etwas wusste! Er besaß die Informationen, an denen mir sehr gelegen war, hatte jedoch nicht die Absicht sie preiszugeben. Welch Tragik. In einer fließenden, schnellen Bewegung ergriff ich eine der teuren Vasen, die auf dem edelhölzernen Schreibtisch standen und schmetterte sie ihm mit voller Wucht gegen den Schädel. Er sah mich mit zusammengekniffenen Augen und schmerzverzerrtem Gesichtsausdruck an. Und dabei hatte ich gerade erst angefangen. Sein dicker Bauch schwabbelte im Sessel hin und her, als ich ihm in den Magen schlug. Er keuchte und schnappte vergeblich nach Luft. »Namen, Bryan!«, schrie ich ihn wutentbrannt an, doch er schüttelte wieder nur den Kopf. Entweder wollte er unbedingt gefoltert werden, oder er wusste tatsächlich nichts. Ich tendierte zu Schlussfolgerung Nummer eins, zog meine 9mm und schoss ihm gnadenlos in den linken Fuß. Sein Jammern, Flehen und Geschrei ließen mich vollkommen kalt. Hätte Bryan nicht die Informationen gehabt, die ich brauchte, so wäre ich emotional nicht im Geringsten berührt gewesen, wenn ich ihm direkt in seinen Schüttelkopf geschossen hätte. Meines Erachtens nach hatte er für seine Vergehen weitaus schlimmeres verdient, als einen einfachen Tod. Und ja, ich war hier um ihm das zu geben, was er verdiente. Man konnte nicht sagen, dass ich von Anfang an etwas sadistisch veranlagt war, doch heute konnte ich mit Gewissheit sagen, dass es mich freute sein Leiden zu betrachten und selbst zu verursachen. Ich musste sogar ein wenig lachen, als ich ihm so zusah, wie er sich hin und her wand in der Hoffnung ich bekäme Mitleid mit ihm und würde ihn gehen lassen. Er hoffte vergebens, denn es stand für mich definitiv fest, dass Bryan sein Arbeitszimmer höchstens in einem Leichensack verlassen würde. Je nachdem, ob er mir die Informationen noch länger vorenthielt konnte es auch sein, dass er in mehreren Leichensäcken mitgenommen werden würde. »Die Polizei wird dich finden und dann sitzt du lebenslänglich!«, krächzte Bryan und versuchte krampfhaft sich nicht anmerken zu lassen, dass er unsagbare Schmerzen hatte. Ich steckte meine Pistole weg, zog mir die schwarzen Handschuhe zurecht und entgegnete fröhlich: »Die Polizei? Das einzige was sie finden werden bist du, und das in Einzelteilen, wenn du mir nicht endlich sagst was ich wissen will!« Bryan knirschte mit den Zähnen. Vielleicht tat er dies aus Angst, vielleicht aus einem anderen Grund der mich ebenso wenig interessierte wie der erste. »Außerdem bin ich tot, also selbst wenn sie irgendwo in diesem Raum Spuren finden sollten, würden sie keine Zeit damit verschwenden, einen Geist zu jagen.« Mit diesen Worten zwinkerte ich ihm belustigt zu, nahm meine Pistole wieder zur Hand und schoss ihm in seinen rechten Arm. Das Geräusch von auseinandersplitternden Knochen erklang und hallte noch etwas nach, bis Bryan es mit seinem Geschrei übertönte. Er war so ein erbärmliches Geschöpf. Vor zwei Jahren, als ich noch am Leben war, da war Bryan noch ein skrupelloser Killer, der sich seinen Respekt verdient hatte. Heute jedoch war er nur noch ein jammerndes Häufchen Elend mit Übergewicht. Da mir die Lust am Stehen verging, zog ich einen der gepolsterten Stühle zu mir, setzte mich mit meiner Frontseite zur Lehne, sodass ich meine Arme darauf stützen konnte und betrachtete Bryan aufmerksam. Sein ohnehin schon speckiges Gesicht verzog sich zu einem einzigen Stück Fett und wirkte auf mich sehr abstoßend. Nicht, dass ich korpulente Persönlichkeiten verabscheute, aber die Mischung aus dick und dämlich machte es. Man sollte es schließlich nicht übertreiben. »Also«, begann ich in freundlichem Tonfall, »fangen wir doch noch einmal von Vorn an. Gib mir einfach die Namen, die ich gerne hätte und ich garantiere dir einen schnellen Tod. Andernfalls…« Ich pausierte und warf ihm einen nicht mehr freundlichen Blick zu. »Andernfalls bin ich gezwungen, diese Namen aus deinem Fleisch herauszuschneiden!« Diese Botschaft war eindeutig. Sie bescherte Bryan ein gewisses Unbehagen, denn er wusste genau zu was ich imstande war. Außerdem sollten meine Warnschüsse ihm dies nur noch verdeutlicht haben. Doch trotz meiner Drohungen, von denen er wusste, sie würden wahr werden, blieb er stumm. Ich hatte es mir leichter vorgestellt an diese Namen zu kommen und das nervte mich, denn so hatte ich nur das Gefühl ich hätte von Anfang an härter sein müssen. Versager, brannte es plötzlich in meinen Gedanken. Langsam richtete ich mich auf und zog ein Päckchen aus meiner Jackentasche. Das sogar meine Gedanken mich als Versager bezeichneten konnte ich nicht auf mir sitzen lassen und so zog ich mein Skalpell zu Rate. Mit langen und bedachten Schritten näherte ich mich ihm, dem im Sessel hockenden Elend und hielt dabei das Skalpell in die Höhe, damit er es betrachten konnte und die Möglichkeit hatte, selbst zu überlegen, wo ich es als erstes anzusetzen gedachte. Ich baute mich vor ihm auf und erklärte mit ruhiger Stimme: »Ich bin tot, Bryan. Ich habe absolut nichts mehr zu verlieren, weil du und deine Hintermänner mir alles genommen haben. Ein Jahr habe ich in einem Keller verbracht, den man extra für mich hat einrichten lassen. Und als ich es dann endlich schaffte mich zu befreien, da hatte ich nichts mehr: Keine Familie, keine Freunde, keine Identität und offiziell auch gar kein Leben. Ich will wissen, wer mich ermordete und warum! Und du, Bryan, wirst mir die Namen derer nennen, die mir eine Antwort liefern können!« »Ich dachte Joe hätte dich getötet!« »Joe hat es versucht, ja, aber er ist nicht der den ich suche! Ich habe Joe erledigt bevor er mich überhaupt gesehen hatte! Jemand anderes schoss mir zwei Tage später in die Brust und ich will wissen, wer es war!« »Keine Ahnung, wer das sein sollte! Ich habe damit nichts zu tun!«, kreischte er mit weit aufgerissenen Augen. Ich drückte ihm das Skalpell an sein rechtes Auge und setzte ein Lächeln auf. »Ich weiß.«, flüsterte ich und schnitt es ihm aus dem Gesicht. *** Ich hatte ganze zwei Stunden damit zugebracht Bryan sämtliche Körperteile zu entfernen. Nach zwanzig Minuten war mir zwar bereits klar gewesen, dass er mir alles gesagt hatte, was er wusste, doch ich hatte meinen Spaß am Foltern und machte nur aus Rachegründen weiter. Er hatte mir von einem USB-Stick erzählt, auf welchem einige brauchbare Namen und Adressen standen, hatte jedoch beschwört, dass dieser nicht mehr in seinem Besitz war. Seiner Meinung nach sollte er sich bei einem Mann namens Jeffrey O’Neil befinden, doch wo dieser zu finden war hatte er mir nicht sagen können. Als ich also vor Bryans Leiche kniete –er war mit der Zeit verblutet- war ich nicht viel weiter mit meinen Erkenntnissen, als vor meinem Besuch. Sprich, ich stand wieder ganz am Anfang. Wütend darüber, dass ich nicht mehr erreicht hatte zertrümmerte ich die Einrichtung des Arbeitszimmers. So wirkte es wenigstens ein bisschen wie ein Einbruch und nicht nur wie skrupellose Folter. Erschöpft und niedergeschlagen verstaute ich meine Utensilien –andere würden Folterinstrumente dazu sagen, aber Utensilien hörte sich viel netter an- in meinen schwarzen Rucksack und wusch mir im protzigen Badezimmer das Blut von den Handschuhen. Dann verließ ich Bryans riesiges Haus, weil ich dort nichts mehr zu tun hatte und begab mich hinaus in die sternenklare Nacht. Mit einem Blick auf den Touchscreen meines Handys erkannte ich, dass es bereits vier Uhr morgens war. Das erklärte die leeren Straßen und die dunklen Fenster. Ich hatte mehr Zeit bei Bryan verbracht, als mir lieb gewesen war und somit wurde meine Laune nur noch weiter hinunter gezogen. Um diese Uhrzeit hatte ich definitiv keine Möglichkeit mehr mich nach Jeffrey O’Neil zu erkundigen. Die Internetcafés hatten allesamt geschlossen und einen eigenen Computer besaß ich nicht. Und da ein PC für meine Arbeit und die Suche nach O´Neil unverzichtbar war -ich war in der Lage mich in den FBI-Server zu hacken und hatte somit Zugriff auf alle Daten und Personen- hatte ich nun nur zwei Möglichkeiten: Entweder ich wartete bis zum Morgen oder ich brach noch diese Nacht in eine Eigentumswohnung ein. Beide Möglichkeiten hielt ich für ziemlich beschissen. Ich hasste es zu warten, schließlich hatte ich bereits viel zu lange gewartet, bis ich mich aufgerafft und herausgefunden hatte, dass Bryan ebenfalls versucht hatte mich auszuschalten. Andererseits konnte ich es nicht riskieren einzubrechen, weil die Gefahr bestand von der Polizei erwischt zu werden und dann die ganze Mühe, meine Mörder ausfindig zu machen und die Arbeit, die ich in dieses noch weit entfernte Ziel gesteckt hatte, umsonst gewesen wären. Ich seufzte hörbar und setzte mich in meinen Wagen. Ich konnte ein wenig Schlaf gut vertragen, auch wenn ich meine Zeit besser nutzen wollte. Doch ich war bereits seit 25 Stunden ununterbrochen unterwegs gewesen und hatte mich noch kein Stück ausruhen können. Allmählich überkam mich die Müdigkeit und somit beschloss ich, mich erst einmal hinzulegen, zu entspannen und ein paar Stunden zu schlafen. Es war die bestmögliche Entscheidung. Der Motor heulte auf und ich fuhr zurück in meine bescheidene Wohnung. Dort angelangt, warf ich meine Jeansjacke achtlos auf den Boden. Mein T-Shirt und meine Hose fanden ihren Platz auf einem Holzstuhl in meinem Schlafzimmer. Erschöpft ließ ich mich auf das große Doppelbett fallen und schloss die Augen. Es dauerte nur ein paar Minuten und ich schlief erfolgreich ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)