Das Flapteryxkind von Jaberwocky (Aus den Augen eines Flapteryx) ================================================================================ Kapitel 8: Der Kommentkampf --------------------------- Auch wenn Urzeitvögel friedliebende Tiere sind, sollte man sich von ihren Kommentkämpfen weit entfernt halten. Vor Lina und Ianus erhoben sich zwei widerwertige Kreaturen. Die Vordere hatte eine giftgrüne Haut, welche sich über den ganzen muskulösen Körper zog. Die Kreatur war so muskulös, dass sie sicher jeden Bodybuilder-Contest gewinnen würde, doch war sie gleichzeitig so krankhaft muskulös, dass ihre Statur zu dem widerwertigen Bild beitrug. Selbst die Hände waren abartig muskulös, für die jeder Gamer sie beneiden würde. Die Finger der Kreatur gingen direkt in gefährliche, schwarze Krallen über, von deren Spitzen eine pechschwarze Substanz auf den Boden triefte. Auf beiden Schultern zogen sich identische Tatoos mit seltsamen Windungen zu den Oberarmen. Wie die Arme, so waren auch die Beine der Kreatur muskulös und grün. Die Füße wirkten wie Hände, welche einfach an die Beine gesteckt wurden. Von den dunklen Krallen der Füße tropfte keine Flüssigkeit. Nur zum Teil wurden die Beine von einer dreckbraunen, zerflatterten Hose bedeckt. Gehalten wurde diese von einem rotbraunen Gürtel, welcher eine auffällige goldene Schnalle hatte. Der Kopf blieb dem Bild der widerwertigen Kreatur treu. Aus diesem ragten dunkle Augen ohne Pupille, welche stark an die Augen von einem klassischen Alien erinnerten. Eine Nase und Ohren gab es in diesem Gesicht nicht, doch dafür einen breiten, menschlichen Mund mit dunkel grünen Lippen. Der Mund der Kreatur machte bereits beim ersten Blick klar, dass mit ihr nicht zu spaßen wäre. Aus dem kahlen Kopf ragte ein großes Widdergeweih. Versetzt hinter der giftgrünen Kreatur lauerte bereits das zweite abscheuliche Biest. Diese Kreatur war gute zwei Köpfe kleiner als sein giftgrüner Gefährte und schien in der Hackordnung hinten zu stehen. Diese Erscheinung fiel besonders durch seine blaue Fellfarbe auf, doch im Gegensatz zu seinem Monsterkollegen war er nicht muskulös und wirkte gar etwas zerbrechlich. Das blaue Fell an seinem Körper war doppelt so lang, wie an seinen Beinen und Armen. Die Beine waren dünn, wie bei einem Hund, hingegen seine Arme dicker waren als die Beine. Seine Beine endeten mit weißen Pfoten, an den dicken, jedoch nicht muskulösen, Oberarmen hingen dicke, pelzige Hände mit gefährlichen Klauen. Sein Oberarmkonstrukt schien sehr schwer zu sein, weil sich die Kreatur immer nach vorne beugte. Diese Haltung wurde durch seine längeren Arme begünstigt. Unpassend erschien vor allem der lange, hautfarbende Rattenschwanz, welcher sich um die Beine der Kreatur legte. Der Kopf war sehr bedrohlich und einschüchtern. Das Pelzmonster besaß ein gewaltiges Wolfsmaul. Dieses hatte keine Lippen und so waren alle Zähne gut zu sehen. Wie die Wolfsnase, lag die felllose Oberseite in Falten. An die gewaltige Schnauzte schlossen sich direkt zweit kleine, rote Augen an. Die Ohren des Wolfskopfes waren eindeutig graue Hasenohren, welche aufrecht standen. Auf dem pelzigen Kopfteil zwischen den Ohren wuchsen schwarze Haare, welche einen Irokesen bis zum Nacken bildeten. Faszinierend an der Kreatur war, dass Ianus sie einerseits grässlich fand, aber manchmal auch schön. „DU BIST EIN GRÜNES DOOFI!“, schrie Ianus den zwölfjährigen Jungen vor sich an, welcher seinen Fuß triumphierend auf das umgefallene Schloss stellte. Dieser Junge mit den kurzen blonden Haaren war Lina wohl bekannt. Bereits gestern war er mit seinem neunjährigen Freund – oder Bruder – bei ihr aufgetaucht und hatte sie geärgert. Zum Glück hatte Julian die Krawallos damals vertrieben. Doch Julian war krank und weder Linas noch Ianus‘ Vater waren weitundbreit zu sehen. Wer sollte ihnen helfen? „‘N Scheiß bin ich! Du bist’n nacktes Stück Dreckskind!“ „DU BIST EIN DOOFES OBER-MEGA-BLÖDI-DOOFI-MONSTER!“, rief Ianus wütend und wurde dabei schon rot im Gesicht. Der Zwölfjährige war ihm direkt sehr unsympathisch. Doch dieser lachte nur über Ianus‘ kreative, aber ineffektive, Beleidigungen. „Tz~! Was du Popel für böse Wörter in den Mund nimmst! Lern doch erstmal dir ne Hose anzuziehen.“, lachte der Junge mit der blauen Badeshort. Natürlich fühlte er sich stark, doch fehlte ihm die Bestätigung, so verpasste er dem Jungen hinter sich einen leichten Tritt. „Nicht wahr Till?“ Im Gegensatz zu dem Älteren war der Neunjährige keineswegs so stark. Seine Arme waren deutlich dünner, vor allem aber war er etwas dicklicher als die Anderen, jedoch keineswegs fett. „J-Ja! Zeigs dem Kleinen Marcel!“ Ianus war sehr leicht zu provozieren, das schien Marcel zu wissen, aber auch Lina. Diese packte Ianus‘ Hand und zog daran. „Lass uns gehen! Das sind Blödis! Wir hohlen einfach Papi!“ „NEIN!“, rief Ianus und drehte sich sofort zu Lina. „Ich bin Aken! Und und und ich mache alle Blödis und Doofis putt!“ „Uhh…“, gab Lina bedrückt von sich und lies Ianus‘ Hand wiederlos. Sie war nicht überzeugt, ganz im Gegenteil! Wie eine Mutter war sie besorgt um Ianus. Marcel war nicht nur gute acht Jahre älter als Ianus, er war vor allem viel größer als er. Abgesehen davon hatte Marcel sich bereits einige Muskeln zugelegt, welche für sein Alter wirklich beeindruckend waren. „Was glaubst du sollten wir hier mit machen?“, fragte Marcel und übte mit seinem Fuß mehr Druck auf das Spielzeugschloss aus. „Kaputt treten oder behalten?“ „Mh… Vielleicht behalten?“ „Ach stell dich nicht so an!“ Marcel beachtete Ianus bereits nicht mehr, diesen Eindruck wollte er zumindest hervor rufen. In Wahrheit wollte er wieder die uneingeschränkte Aufmerksamkeit des Nackedeis. „TUE DEN DA RUNTER!“, befahl Ianus böse und trat Marcel wieder gegenüber. „Und wenn ich da keinen Bock drauf hab? Verprügelst du mich dann?“ „JAAAAAA!“ „Ohhhh! Jetzt habe ich aber solche Angst!“ Hämisch lachte Marcel auf, ehe er seine Hände vor seinem Gesicht faltete und so tat, als wäre er von Angst erfüllt. Natürlich überspitzte er sein Schauspiel dabei besonders und zog es ins Lächerliche, nur um Ianus weiter – erfolgreich – zu provozieren. Ianus stieg, keinesfalls widererwartend, darauf ein. Er fürchtete Marcel kein bisschen, obwohl er eindeutig in der größeren Machtposition war. Es war nicht nur seine blinde Selbstüberschätzung, sondern auch seine Fantasie die ihm den Mut dafür gab. Langsam verwandelte sich Ianus wieder in Flapteryx, während Marcel zu dem giftgrünen und Till zu dem blauen Monster wurden. Die einst wunderschön blühenden Felder und Wiesen rund um das umgefallene Schloss waren verdörrt und ausgetrocknet. Der Drache Boius schien verschwunden zu sein, dennoch hingen über dem Königreich dunkle Gewitterwolken, welche sich spiralförmig um einen Punkt drehten, welcher direkt über dem Schloss lag. Das gefährliche und hochhausgroße Monster Granius drückte mit seinem monströsen Fuß das Schloss langsam in den Erdboden, hingegen das Monster Blauff daneben stand und eifrig Luftsaltos schlug, um Granius anzufeuern. Doch die Rettung war nahe! Aken erschien auf der Bildfläche. Komplett unbewaffnet fühlte er sich dennoch bereit die gefährlichen Bestien zu vertreiben - mit seinen bloßen Flügeln! „BLÖDIS MAG KEINER!“, rief Ianus aus tiefster Brust und stürmte auf Marcel zu. Dabei gab Ianus seinen persönlichen Kampfschrei von sich: „A~ABLAP!“ Eine Bedeutung hatte dieses Wort sicherlich nicht, dafür aber einen Sinn. Der kleine Krieger wollte Marcel damit einschüchtern – zumindest gewann er damit seine Aufmerksamkeit. Lachend drehte dieser seinen Kopf zu dem Blauhaarigen. „Und heute gibt’s?“ Marcel lies sich nicht davon beeindrucken, dass Ianus mit einer affigen Geschwindigkeit auf ihn zu heizte, bis dieser sicher plötzlich abstieß und sprang! „WAS?!“, rief er, ehe Ianus ihn ansprang und sich sofort an seine Brust klammerte. Ianus hatte nicht nur die Überraschung auf seiner Seite, sondern auch Marcels Haltung. Dieser hatte nämlich noch seinen Fuß auf dem Schloss stehen und verlor durch Ianus‘ beeindruckenden Sprung sofort das Gleichgewicht. Mit Ianus als zusätzliches Gewicht konnte er sich nicht mehr halten und fiel mit einem langgezogenem ‚Ah~‘ um. Lina war von der Situation erschlagen, einerseits wollte sich applaudieren, doch Ianus Aktion raubte ihr jegliche Bewegung. Till erging es ähnlich, er sprang jedoch schnell zurück, als Marcels Kopf auf die Wiese stieß, damit dieser nicht noch auf ihn gefallen wäre. „ARGH!“, brüllte Marcel schmerzerfüllt auf, während Ianus ohne größeren Schaden davon kam, weil er von Marcels Brust aufgefangen wurde. Doch Ianus gab noch nicht auf. „DU ULTRA-MEGA-SUPAH-DUPAH-RIESEN-BLÖDI!“ Hastig schlug Ianus abwechselnd mit seinen geballten Händen auf Marcels Brust, doch im Gegensatz zu seinem vorherigen Angriff zeigte dieser kaum Wirkung. „Grah~“, schnaubte Marcel wütend und von Schmerz erfüllt. Er schob seine Hand unter seinen Kopf und rieb sich die Stelle auf die er aufgekommen war. DAS BEDEUTETE KRIEG! Mit mächtigen Hieben prügelte Aken auf die Brust von Granius ein, dabei spürte er deutlich wie mit jedem Hieb seine Kraft stieg und Granius‘ Kraft sank. Holte Aken für den nächsten Hieb mit seinem Flügel aus, hob er seinen Flügel auf Schulterhöhe und verharrte dort kurz. In diesen kurzen Momenten sammelte sich in seinem Flügel nämlich seine Kraft, dies äußerte sich durch ein gelbes Glühen, welches mit jedem Hieb intensiver wurde. Aken war sich sicher! Nur noch ein paar Hiebe und er würde siegreich aus der Schlacht hervorgehen. Granius war zwar groß und stark gewesen, doch er war einfach ein unbesiegbares Flapteryx! Kein Bösewicht war ihm je gewachsen oder würde ihm gewachsen sein. Selbst Blauff sah schockiert dabei zu, wie sein mächtiger Gefährte langsam an Kraft verlor. Aken hatte nicht vor Granius zu töten, er wollte ihm einen Denkzettel verpassen und ihn so aus dem Königreich vertreiben, außer er würde sich entschließen Prinzessin Clair zu dienen. DA! Der letzte Hieb! Jetzt würde Aken siegen! Doch… Von Hass solchem Hass erfüllt, dass sogar die Todsünde zu kleinen Vergehen werden, fing Granius den letzten Hieb von Aken mit seiner bloßen Hand ab. „Du kleiner Möchtegern! JETZT bin ich richtig sauer!“ Mit seinen scharfen Krallen umschloss Granius Akens Flügel und zog diesen näher zu sich, ehe er ihn mit einem kräftigen Hieb von sich weg drückte. Dieser Rückstoß war wirklich kräftig, so kräftig, dass Ianus auf seinen Rücken fiel, als er auf Marcel kniend den letzten Hieb verpassen wollte. Jetzt bekam es auch Ianus mit der Angst zu tun! Er war sich seiner Sache sehr sicher gewesen, doch Marcel belehrte ihn eines Besseren. Doch das größere Übel war eindeutig Marcels Wut auf Ianus! Man spürte förmlich wie sie ihm aus allen Poren des Körpers strömte. „Marcel! Lass gut sein!“, rief Till besorgt. Er fürchtete, dass der Zwölfjährige Ianus richtig verletzen würde. „Halt die Schnauze Till! Ich bin kurz davor zu glühen wie ein Rücklicht!“ Diesen Moment der Ablenkung nutzte Ianus, um schnell von Marcels Bauch zu kommen, welcher durch seine ‚Hiebe‘ gerötet war. Doch weit kam er nicht! Seine Angst fesselte ihn, als sich Marcel wieder auf seine Beine stellte. „Du Drecksplag! Willst du abhauen? Oh nein! Zu spät! Wer mir eine verpasst hat mit einem Payback zu rechnen! Und du kleiner Pisser erst recht!“ Stink wütend schlug Marcel mit seiner rechten Faust in seine flache Linke. Ianus war von seiner eigenen Angst gebannt und sah den Horror auf sich zu kommen. „I-Ich h-hohl Papi!“, rief Lina und rannte sofort zu der Hintertür ihres Bungalows. Linas Worte befreiten den wagemutigen Helden jedoch aus seinem Bann. Doch es war zu spät! Marcel stand bereits vor ihm und holte zu einem Faustschlag mit seiner Rechten aus. „MARCEL!“, rief Till und rannte auf den Blonden zu. „Altah! Das gibt riesen Ärger!“ „DAS IST MIR SCHEISS EGAL!“, rief Marcel und sah energisch zu dem kleinen, braunhaarigen Jungen. Einen kurzen Moment war Marcel abgelenkt, einen Moment den Ianus zur Flucht hätte nutzen sollen. Doch Ianus war ein Held! Wie Aken! Er wollte Lina beschützen, so wie Aken Prinzessin Clair beschützt. Hauptmann Alex war solch einem Gegner nicht gewachsen – nur Aken war das! So sprang Aken nach vorne und packte plötzlich den linken Arm von Granius. Das dieser viel größer als Aken war stellte dabei jedoch kein Problem da. Der Größenunterschied verschwand einfach. Mit beiden Flügeln packte Aken den Unterarm von Granius und ehe dieser dies bemerkte, biss er mit voller Wucht hinein! Flapteryx hatten von Natur aus scharfe Zähne. „A-ARGH! DU PISSKIND!“, schrie Marcel schmerzerfüllt auf. Ianus Biss war verdammt stark und es wirkte fast so, als würde er nicht mehr los lassen. Mit Gewalt riss Marcel seinen Arm hin und her, doch Ianus hatte sich wie ein Hund festgebissen. Dieser Schmerz raubte ihm systematisch seine Kraft, so schmerzhaft war er. Und mit jedem Befreiungsversuch schien Ianus sogar noch fester zu zubeißen und er fühlte sich dabei immer schwächer. Marcel hatte das Gefühl, dass Ianus ihm bereits die oberste Hautschicht durch gebissen hätte. Es war ein höllischer Schmerz, er war zu gleich stechend wie ein Nagel und grob wie ein Stein. Neben Ianus‘ Zähnen bohrten sich auf seine Finger in Marcels Arm, doch diese waren eher ein geringeres, schmerzliches Übel. Ianus Biss war riskant wie leichtsinnig! Der Muskelprotz hatte seinen Angriff zwar eingestellt, doch gab er nicht auf! Dafür war Ianus‘ Biss zu schmerzhaft. So drückte er seine rechte Handfläche gegen Ianus‘ Stirn und fing an ihn weg zu schieben. Ianus hielt sofort dagegen, doch würde er gegen Marcel nicht ankommen. Wie bei allen Menschen, so war auch bei Ianus das Gebiss fester Bestandteil des Kopfes. Weil Marcel Ianus‘ Kopf nun versuchte von seinem Arm zuschieben, bewegte sich dabei auch Ianus‘ Gebiss mit, was der Blonde sofort zu spüren bekam. Ianus hatte sich so fest an Marcels Arm festgebissen, dass sich Marcel nun schmerzhafst die Haut einriss. Doch auch für Ianus war es kein angenehmes Gefühl, deswegen schlug er mit seinem linken Arm immer wieder gegen Marcels Arm. Warum kam der kräftige Marcel nicht gegen den schwachen Ianus an? Hatte er doch so wenig Kraft? Oder mangelte es ihm an Ausdauer? War er blind vor Wut? Oder verlor er durch Ianus‘ Biss jegliche Kontrolle über sich? Hatte Ianus etwa durch seinen Willen an Kraft zugelegt? Scheinbar sprachen alle Faktoren dafür. Die Karten standen günstig für Ianus, bis Marcel plötzlich mit seiner freien Hand den Schwimmflügel von Ianus‘ linken Arm zugreifen bekam und fest hielt. „Uah!“, gab Ianus schockiert von sich und löste vor Schreck seinen Biss. Mit seiner nun freien Linken packte Marcel sofort die andere Seite des linken Schwimmflügels. Nun konnte man deutlich Ianus Bissabdrücke erkennen. Die Abdrücke seiner Zähne waren bereits tief blau, zwei Abdrücke füllten sich sogar, nur bis zum Rand, mit Blut. „Du Missgeburt! Ich mach dich alle! RICHTIG ALLE!“ Marcels Wut blieb ungebremst und so fing er an seine Hände aneinander zudrücken. Zwischen diesen steckte aber Ianus Schwimmflügel, dessen Luft sofort in die unteren Sektionen wanderte und unangenehm auf seinen Arm drückte. „H-Hör auf! D-Du machst pu…putt!“, stammelte Ianus ängstlich und versuchte nach Marcel zu treten, doch diese Tritte störten Marcel nicht. „Das weiß ich du Blitzmerker!“, rief Marcel energisch und legte an Druck zu. „SCHEISSE MARCEL HÖR AUF!“ „HALT DEIN MAUL TILL!“ Ianus‘ Schwimmhilfe tat dieser Druck nicht gut, langsam verzogen sich sogar die Delphine, bis es schlagartig einen lauten Knall gab, welcher Marcel und Till gleichermaßen erschreckte. Ianus stiegen bittere Tränen in die Augen und er fing laut an zu weinen. Er war besiegt! Man hatte Aken den Flügel gebrochen! Granius hatte gewonnen! Bittere Tränen liefen Ianus über sein Gesicht, welches sich von Trauer bereits rot färbte. Er bekam keine klaren Sätze mehr heraus, legendlich die verheulten Schreie eines todtraurigen Kindes. Es war fast so als hätte ihm Marcel tatsächlich den Arm gebrochen. Marcel bekam genau das Gefühl von Stärke was er sich erhofft hatte, doch es genügte ihm nicht! Ianus war am Boden zerstört, er würde sicherlich keine Aktionen mehr starten um ihn aufzuhalten. So griff er nachdem zweiten Schwimmflügel. „Hey…HEY! DU DRECKARSCH!“, rief Hagen, als er nach draußen trat. Er wusste nicht was Marcel getan hatte, doch aus Ianus verheulte Schreien schloss Hagen, dass es nichts Gutes war. Wie eine Furie stürmte er auf die Beiden zu. „WAS HAST DU MIT MEINEM SOHN GEMACHT?“ „Lass uns abhauen.“, rief Till panisch und sah, von der Panik gepackt, zu Hagen. Wie aus Marcel die Wut sprudelte, so sprudelte aus Hagen eindeutig die Sorge um seinen Sohn und offensichtlich eine gewisse Bereitschaft die Verursacher des Leidens denselben Schmerz fühlen zu lassen. „Scheiße Mann! Weg hier!“ Marcel war klar, dass er sich mit Hagen nicht anlegen solle und ergriff sofort mit Till die Flucht. „IHR IDIOTEN! ICH FINDE EUCH!“, brüllte Hagen den Flüchtenden hinterher und kniete sich sofort zu Ianus, welcher auf seinen Hintern saß und bitter vor sich hin weinte. „Ianus~“, sprach Hagen besorgt und fürsorglich, während er den kleinen Helden zu sich zog um ihn in den Arm zu nehmen. „Geht es dir gut?“ Lange Zeit hörte Hagen keine deutliche Antwort, dafür befand sich Ianus zu sehr in seiner Trauer. Es dauerte einige Zeit bis, er erneut seine Frage stellte und ein undeutliches, aber erkenntliches ‚Ja‘ zu hören bekam. „A-Aken…“ Lina blieb mit ihrem Vater hinter den Beiden stehen. Sie lies sich von Ianus‘ Gefühlen anstecken, weswegen auch ihr Tränen übers Gesicht liefen. Ralph bemühte sich nicht zu sehr seine Tochter zu trösten, er wusste, dass sie sich erst beruhigen würde, wenn sich Ianus beruhigen würde. Doch das könnte dauern! Ianus war ein fröhlicher Junge, ein sehr fröhlicher Junge! Sein Lachen, sein Grinsen und sein Lächeln entsprangen ihm immer direkt auf seinem Herzen, als würde aus seinem Lachen direkt das Herz sprechen. Seine Fröhlichkeit war nie aufgesetzt, nie gesteuert, sie schien ihm einfach aus dem Herzen zu strömen, aus seinem tiefsten Inneren. So war Ianus schon immer. Eine Frohnatur eben – die es schwer mit Trauer hatte! Schlimme Ereignisse trafen Ianus wie ein Schlag ins Gesicht. Es mangelte ihm an einem guten Umgang mit schlechten Ereignissen, an sowas würde sein glückliches Herz zerspringen, wäre Niemand da, der ihn trösten würde. Doch selbst mit einem guten Tröster, wie seiner Familie, war es schwer ihn annähernd zu beruhigen. Hagen müsste sich nun auf den Gebieten der Fürsorglichkeit, der Einfühlsamkeit und der Geduld beweisen. Doch war er froh darüber, dass Ianus heute am Pool gewesen ist. Ansonsten hätte er vielleicht seine grünen Schwimmflügel getragen. Das wäre ein weitaus schlimmeres Desaster, als bereits jetzt, gewesen. „Ianus… beruhig dich doch… dir geht es doch gut.“, flüsterte Hagen leise, doch er merkte schnell, dass er zu seinem Sohn nicht durchdrang. „I-Ianus?“, fiepte nun auch Lina leise. Sie wollte nicht haben, dass ihr neuer Freund so stark traurig war und wollte ihn auch aufmuntern. Doch ihr fiel nichts ein, Ianus hörte einfach nicht. Was sollte Hagen tun? Sollte er Ianus versichern, dass er seinen Schwimmflügel reparieren könnte? Doch das war eindeutig nicht möglich. Der Schwimmflügel war an seiner schwächsten und zugleich ungünstigsten Stelle geplatzt: der Naht. Kein Reparaturflicken dieser Welt würde an der Stelle haften. Sollte er Ianus ein neues Paar kaufen? Doch er fürchtete dabei, dass er seinen Sohn zu sehr verwöhnen würde. Wie war das noch ein Mal mit der bedingten Handlung? Handlung plus gute Erfahrung ergibt ein häufigeres Auftreten der Handlung! Hagen wollte auf keinen Fall bewirken, dass Ianus in Zukunft sich alles durch Weinen erbetteln würde. Hagen war ratlos! Er wusste nicht mal, inwiefern er Ianus gut zusprechen solle. Ihm fiel nichts ein. Ralph war ähnlich ratlos wie Hagen, jedoch auf einer anderen Ebene. Er hatte seine neue Bekanntschaft auch schon gern gewonnen und wollte Hagen nur allzu gern helfen, immerhin stand in dessen Gesicht die Ratlosigkeit in Großbuchstaben. Anderseits wollte sich Ralph in diese Vater-Sohn-Angelegenheit nicht einmischen, dafür kannten sie sich immerhin zu wenig. Doch einfach gehen wollte er auch nicht, dafür tat ihm Ianus viel zu Leid und er wollte Hagen zumindest ein klein wenig Rückhalt sichern. Ralph hatte den Eindruck, dass es seiner Tochter ähnlich erginge. Doch das stimmte nicht! Linas Kopf lief auf Hochtouren! Sie wollte Ianus unbedingt retten! Immerhin hatte Ianus sie beschützt und er war wirklich nett! Lina wünschte sich in diesem Moment dieselben magischen Kräfte, wie Clair sie hatte. In ihrer Fantasie malte sich Lina das ungefähr so aus: Sie würde auf Ianus zu gehen und seinen kaputten Schwimmflügel hochheben. Dann würde sie den magischen Spruch ‚Schwimmflügel-bügel‘ sprechen und der Schwimmring würde hellblau aufleuchten. Nach einem hellen Blitz wäre dieser wieder völlig in Takt und Ianus wieder glücklich! „Uh… ich mag zaubern.“, seufzte Lina und rannte auf Ianus‘ Schwimmflügel zu. Prinzessin Clair konnte zaubern! Sie war Prinzessin Clair! Folglich konnte sie zaubern. Lina hob den Schwimmflügel auf, welcher durch seine kaputte Luftkammer von Ianus Arm gefallen war. Dann drehte sie sich zu dem weinend Ianus, welcher sich nicht mal durch Hagens Dauerumarmung beruhigen lies und rief laut: „SCHWIMMFLÜGEL-BÜGEL!“ Freudig strahlend hielt Lina den Schwimmflügel gegen den Himmel ohne, dass sich etwas an diesem veränderte. Doch auch nach einiger Zeit tat sich einfach nichts. Zum Glück hatte Ianus von Linas Aktion nicht das Geringste mitbekommen, ansonsten hätte er sich falsche Hoffnungen gemacht. Lina sah traurig zu dem Schwimmflügel hoch. „Manno!“, schmollte sie und zog ihre Hände wieder ein, dabei sah weiter zu dem Schwimmflügel hoch, als sie in einem ungünstigen Moment von der Sonne geblendet wurde. „Ah~!“, gab sie erschrocken von sich und lies dabei den Schwimmflügel fallen. Sofort sah sie auf diesen, als ihr plötzlich eine geniale Idee in den Kopf schoss, wie aus dem Nichts! „IAAAA~ANUS!“, schrie sie laut und strahlte den Nackedei vergnügt an, welcher noch immer auf dem Boden saß und halb in Hagens Armen hing. Linas Schrei war so laut, dass er zu Ianus durch drang. „U-Uh?“, schluchzte dieser und sah mit seinen verheulten, und dadurch großen Augen, zu Lina. Linas Gesicht wurde von einem Grinsen geziert, welches nicht ein Mal Ralph bei seiner Tochter gesehen hatte. Es strahlte Freude, aber auch Hoffnung aus, auf eine merkwürdige, jedoch warme Art. „Ich weiß was! Dann musst du nicht mehr weinen!“ Sofort rannte Lina an Ianus und Ralph vorbei. „Lina? Was hast du vor?“, rief Ralph seiner Tochter hinterher, doch da verschwand diese schon im Bungalow. „Siehst du Ianus? Lina muntert dich jetzt auch auf.“ „Lina? Wo willst du den so schnell hin?“, fragte eine Stimme von der Seite. Lina war diese Stimme wohl bekannt! Kein Wunder, es war die Stimme ihrer Mutter. Deswegen stoppte sie sofort und sah zu ihr. Jessica schloss hinter sich die Zimmertüre und ging auf ihre Tochter zu. „Draußen weint ein Junge…“ „Jaa! Das ist Ianus! Er ist ein Held! Und ich mag ihn wieder froh machen!“ „Warum ist er den so unfroh?“ „Der blöde Dumbo hat seinen Schwimmflügel kaputt gemacht!“ „Wieso das?“ „Weil er mich gerettet hat!“ „Wovor?“ „Vor dem Dumbo! Ich mag ihn jetzt schnell froh machen!“, rief Lina und stürmte sofort weiter in ihr Zimmer. Die blonde Frau blieb still stehen und sah Lina nach. Sie hatte nicht ganz verstanden, was dort draußen wirklich vor sich ging, aber scheinbar mochte Lina diesen ‚Ianus‘. Das freute die Frau mit den langen, gelockten Haaren sehr. Freunde waren immer wichtig und, dass sich Lina für diesen so einsetzte war sicherlich ein gutes Zeichen. Neugierig machte sich Jessica nun auch auf den Weg nach draußen, wenn Lina so in ihr Zimmer rannte, dann war sicherlich etwas Schlimmes passiert. Hagen bekam, wie Ianus, von dem Publikumszuwachs nichts mit. Er versuchte immer noch Ianus zu beruhigen und hatte tatsächlich einen Erfolg! Ianus war zwar noch nicht über das Geschehnis hinweg, dennoch beruhigte er sich soweit, dass er nicht mehr bitter weinte. Er beschränkte sich nun auf Schluchzen und kuschelte sich eng an seinen Vater. Hagen sagte nichts mehr, er streichelte Ianus durch sein Haar um ihn weiter zu beruhigen. Doch Hilfe war unterwegs: Lina! Jessica war mittlerweile bei Ralph angekommen und hatte sich die Situation noch einmal genau erklären lassen. „Wie schrecklich!“, gab sie besorgt von sich. In ihr erwachte einmal mehr ihr Mutterinstinkt und so lief sie zu Ianus. „Was? Jessica! Nein!“ Aufgebracht folgte Ralph seiner Frau. „Wir sollten uns da raus halten! Wir kennen sie doch kaum.“ Unsicher blieb Jessica stehen und sah zu ihrem Mann. „Ja… aber seine Trauer ist so erdrückend! Ich möchte einfach helfen!“ „Ich ja auch, aber dafür kennen wir sie doch noch zu wenig!“ „…Dann ist das jetzt ein guter Weg sie kennen zu lernen!“, versicherte Jessica plötzlich voller Überzeugung und eilte nun zu Ianus. Ralph blieb kurze Zeit stehen und folgte ihr dann, er hatte eingesehen, dass sein Argument kein Echtes war. Hagen sah überrascht auf, als Jessica neben Ianus in die Hocke ging. „Hallo! Ich bin Jessica! Meinen Mann kennen Sie ja bereits.“ „Oh… ehh! Ich bin Hagen! Und das ist Ianus.“, gab Hagen hastig von sich. Er wollte sich jetzt eigentlich ganz auf Ianus konzentrieren und nun kam diese, zwar nette Frau, an und hielt ihn davon ab – das nervte ihn! Hagens Gefühlslage war für Jessica leicht zu verstehen, nicht nur weil es ihm groß ins Gesicht geschrieben stand, vor allem aber auch, weil sie wusste wie es für Eltern ist, wenn die Jüngsten in eine Art Trauerspirale versanken. So wandte sich die Blondine nun Ianus zu. Um ihm keine Angst zu machen strich sie sich eine lange, gelockte Strähne aus dem Gesicht. „Hallo Ianus! Ich bin Jessica, Linas Mami. Lina hat mir erzählt, dass du ein Held bist! Stimmt das den?“ Doch Ianus schluchzte weiter vor sich hin, gerade hatte Hagen noch die Hoffnung gehabt, dass sich Ianus beruhigt hätte, da schien er jetzt wieder trauriger zu werden. „Jessica…“, seufzte Ralph und hockte sich hinter seine Frau, welche ihn motiviert anlächelte. Hagen freute sich über das Bemühen der Braio-Eltern, denn immerhin hatten diese ihre eigenen Probleme mit Julian. „Guck mal Ianus! Sogar Linas Eltern machen sich sorgen um dich. Du bist doch ein Held! Wenn du jetzt wegen diesem Bösewicht weinst, dann hat er doch gewonnen! Aber das Böse gewinnt doch auf Dauer nie! O~Oder?“ Hagen wollte Ianus‘ Trauer nicht herunter spielen, wenn gleich sie für Andere sicherlich sehr unbegründet wirkte. „J-Jo-oh…“ Stammelte es leise aus Hagens Umarmung, gefolgt von einem lauten Wimmern. „Weinen ist okay Ianus, das tun alle! Aber du bist doch ein starkes Kerlchen! Und diesen Rückschlag wirst du auch verkraften.“ „Dann wirst du auch wieder viel lachen und spielen.“, versicherte Ralph und erschrak vor sich selbst, weil er sich nun doch einmischte. Jessica war stolz auf ihren Mann. Seine Schüchternheit war doch unbegründet und nutzlos! „Und der Bösewicht wird sich ganz schön ärgern darüber.“, sprach nun auch Jessica gut zu. Für Ianus waren diese ganzen Zusprüche erst etwas überflutend, doch langsam schöpfte er Kraft daraus. „Genau! So ein blödes Doofi“, drang nun Ianus‘ Stimme aus der Umarmung. In seine Stimme schwang neue Hoffnung mit, aber noch eine deutliche Trauer. Dennoch wand sich Ianus aus der Umarmung. Sein Gesicht war noch ganz aufgelöst und rot von seinen Tränen. Schluchzend und leicht zitternd stellte sich Ianus hin und ballte seine Fäuste. Kurz schien er gegen seine Tränen anzukämpfen, doch dann liefen ihm wieder ein paar über sein Gesicht. Ein wenig schien Ianus sich schon zu quälen, so versicherte sein Vater erneut: „Tränen sind in Ordnung Ianus.“ „U-Uhm…“, stotterte Ianus nur und hätte fast wieder geweint, wäre nicht eine laute Stimme ertönt. „IANUS!“ Schnell rannte Lina aus dem Bungalow zu Ianus. Dabei trug sie etwas in den Händen, was konnte Ianus jedoch nicht erkennen, durch seine Tränen war sein Blick noch getrübt. Lina kam vor dem traurigen Nackedei zum Stehen. „DAS MAG ICH DIR SCHENKEN!“ Hagen war überrascht! Lina würde tatsächlich mit ihrem Geschenk die ganze Situation retten. Er war begeistert und sah dankbar zu ihren Eltern, obwohl diese mit Linas Geschenk nichts zu tun hatten. Wie gelähmt starte Ianus sein Geschenk an. Es war nicht eine Schüchternheit, die ihn lähmte, sondern volle Begeisterung. Langsam formte sich auf seinem Gesicht ein vergnügtes Grinsen, Ianus wurde wieder glücklich. „D-Da…“, schniefte er und zog dann kräftig seine Nase hoch. „DANKE!“, rief er aus tiefstem Herzen und fing an zu hüpfen. Lina war begeistert! Ianus liebte ihr Geschenk offensichtlich und so hüpfte sie vergnügt mit ihm. „Danke für Eure Unterstützung.“, bedankte sich Hagen bei Linas Eltern und stand mit diesen auf. Er war gerührt, dass sich Linas Eltern auch um Ianus gesorgt hatten. Wie üblich sah man Hagen dies gut an. Hagen konnte noch nie seine Gefühle verbergen, eine Eigenschaft welche Ianus eindeutig vom Vater geerbt hatte. „Kein Problem!“, versicherte Jessica und lehnte sich leicht an ihren Mann. „Wir sind froh, dass wir überhaupt helfen konnten.“ Gemeinsam gesellten sich die drei Eltern dann zu den beiden Kindern und konnten noch sehen, wie Ianus Lina, voller Freude, umarmte. Hagen war erstaunt! Er hätte nicht gedacht, dass sein kleiner Sohnemann ein Mädchen umarmen würde und musste bei diesem Anblick grinsen. Ianus hatte Lina sehr lieb gewonnen, nicht nur wegen ihres großzügigen Geschenkes, sondern auch weil sein kein ‚Blödi-Mädchen‘ war. „DANKE!“, rief Ianus noch ein Mal und löste dann die Umarmung, ehe er sich mit seinem Geschenk zu seinem Vater drehte. „GUGG MAH!“, rief Ianus begeistert und hielt Hagen das Geschenk unter die Nase. „DAS HAT LINA GESCHENKT!“ „Das ist wirklich großzügig von ihr! Oder?“ „JA! UND NETT! UND TOLL! Und und und und LIEB! Und und und und TOLL!“ Hagen bekam schon Angst, dass sich sein Sohn gleich vor Begeisterung zerreißen würde und so nahm er ihm schnell das Geschenk ab und sagte: „Komm ziehen wir es an! Dann freut sich Lina bestimmt.“ „AUJA!“, rief Ianus begeistert und hielt sofort seinen linken Arm hoch. „JA!“, rief Lina und kicherte erwartungsvoll, wie Ianus ihr Geschenk wohl stehen würde. Hagen brachte Linas Geschenk noch in die richtige Position und zog es dann über Ianus Arm. Linas Geschenk war natürlich einer ihrer Schwimmflügel. Wie Ianus, hatte auch Lina zwei Paar Schwimmflügel im Urlaub dabei, ein pinkes Paar und ein Rotes. Lina war klar, dass Ianus pinke Schwimmflügel nicht anziehen würde, deswegen schenkte sie ihm einen ihrer roten. Dass Lina nun drei Schwimmflügel hat stört sie nicht, immerhin kann sie ja auch zwei unterschiedliche Schwimmflügel tragen. Der rote Schwimmflügel fand bei Ianus auch sofort gefallen, praktischerweise ist dieser sogar von derselben Marke, wie seine Delphinschwimmflügel und sind deswegen größenidentisch. Die Oberseiten des Schwimmflügels waren rotdurchsichtig, hingegen das Material an der Innenseite komplett rot war. Auch auf diesen gab es einen klar getrennten Bereich zwischen Motiv und Warnhinweisen. Bei Ianus war es wichtig, dass das Motiv immer vorne war und die Warnhinweise hinten. Das Motiv stellte einen roten Comic-Ara da, so einen Vogel hatte Ianus schon mal im Zoo gesehen. Dieser Ara war ein Pirat und trug deswegen einen Piratenhut, sowie einen Säbel. Er stand auf dem Deck seines Schiffes und sah zum Horizont. Schnell blies Hagen den Schwimmflügel auf und lies Ianus Arm los. „So kleiner Mann!“ „DANKE PAPI!“, rief Ianus und hüpfte wieder vor zu Lina. „Boah! Jetzt haben wir beide einen selben Schwimmflügel!“ „DERS VOLL TOLL!“, rief Ianus vergnügt. „Wir müssen was spi…“ „Ianus…“, unterbrach Hagen seinen Sohn und hob den kaputten Schwimmflügel auf. „Es ist schon ziemlich spät, Mama und Alex machen sich bestimmt Sorgen.“ „Aber Pa~api!“, quengelte Ianus und drehte sich zu seinem Vater, mit einem traurigen Blick. „Ach Ianus!“, jammerte Hagen, gequält von Ianus‘ Blick, „Du musst heute früh ins Bett! Immerhin hast du Alex große Sorgen gemacht!“ Hagen ging vor Ianus in die Hocke und meinte zuversichtlich: „Wir können doch morgen zum Spielen vorbei kommen.“ Kurz schielt er zu Linas Eltern hoch. Jessica nickte ohne zu zögern und sagte dabei: „Klar, kein Problem! Lina würde sich bestimmt freuen.“ „Siehst du Ianus?“ „Manno! Ich mag aber nicht!“, quengelte Ianus weiter, ehe Lina ihm auf die Schulter tippte. „Deine Mami soll keine Sorgen machen!“, belehrte Lina nun auch den Blauhaarigen, welcher sich dann geschlagen gab. „Aber morgen müssen wir GANZ viel spielen!“, rief Ianus und hob in seine Arme hoch, in eine Kreisform, als wolle er die Sonne umarmen. „AUJA! Ganz Ganz viel!“ Hagen lies Ianus die Möglichkeit sich bei Lina ausgiebig zu verabschieden. In der Zwischenzeit vereinbarte er mit den Eltern eine Zeit, in der Ianus kommen könnte. Sie einigten sich auf den Abend und tauschten neben den Bungalownummern auch noch Handynummern aus. Gegen Ende befragte er noch mal Lina wegen des Jungen, welcher Ianus‘ Schwimmflügel kaputt gemacht hatte. Doch er bekam leider keine brauchbare Antwort. Hagen entschloss sich deswegen Ianus noch einmal zu befragen. „Danke für den Abend und die Unterstützung! Julian wünsche ich eine gute Besserung! Schönen Abend noch!“ Damit sie schneller Daheim ankommen würden, trug Hagen Ianus auf seinen Schultern und hörte sich an, welche Pläne sich Ianus begeistert für morgen überlegte, was er mit Lina denn spielen könne. Diese Planung reichte natürlich von Pokémon, über Dinosaurier bis hin zu Rittern. Ab und an gab es auch einen Abstecher zu den Piraten. Der Vater-Sohn-Zug stoppte jedoch bald an einem Mülleimer. Ianus durfte aus der verbliebenen Schwimmflügelkammer die Luft raus lassen und sollte den Flügel nun wegwerfen. Doch dafür brauchte Ianus einige Zeit, obwohl er mit der Situation abgeschlossen hatte, tat es ihm weh den Schwimmflügel weg zu werfen. Es vergingen geschlagene zehn Minuten, bis Ianus den Schwimmflügel in den Mülleimer warf. „Schlaf gut Schwimmi…“, sagte er dabei leise und umarmte sofort die Beine seines Vaters. „Uhm…“, winselte er. Hagen hob Ianus hoch und ging weiter. Dieses Mal setzte er sich den Jungen nicht auf die Schultern, sondern trug ihn vor sich, wobei er ihn immer wieder hoch hob. „Sei nicht traurig! Schwimmi ist froh, dass du eine neue Freundin hast und einen neuen, wirklich coolen, Schwimmflügel?“ „Wirklich?“ „Jops! Hat er mir noch gesagt!“ „BOAH! COOL!“ Hagen setzte Ianus erst wieder vor der Haustür ab und wuschelte dem Nackedei durch die Haare. „Komm eintreten“ „Okay!“ Sofort öffnete Ianus die Haustür und sprang hinein. „MA~AMI! A~ALEX!“ „Oh da seid ihr ja wieder.“ Mathilda stand von dem Küchentisch auf und lief zu ihren Männern. Alex hatte sich einige Zeit zuvor in sein Zimmer begeben, er wollte noch ein wenig DS spielen, deswegen hatte Mathilda ein neues Kreuzworträtsel angefangen. „Na mein kleiner Piepmatz?“, begrüßte Mathilda Ianus herzlich und hob ihn hoch, um ihm einen Begrüßungskuss zu geben. Wie üblich kicherte Ianus während des Kusses und strahlte seine Mutter an. „Nanu? Warum hast du einen roten Schwimmflügel an? Hast du den gefunden?“ „Ne~ein!“, kicherte Ianus und wurde wieder trauriger. „Da da war so ein Blödi! Ein ober-mega-riesen-blambo-dambo-fambo-klango-Blödi! Und der hat blöde Sachen gemacht und und dann habe ich ihn gehauen! Ganz viel! Und und dann wollte der auch hauen und dann habe ich gebissen! Und und und dann…“ Ianus wurde immer trauriger und rief dann laut und traurig: „…HAT ER SCHWIMMI PUTT GEMACHT!“ Fast wäre Ianus wieder in Tränen ausgebrochen, hätte Mathilda ihn nicht sofort an sich gedrückt. „Der war aber wirklich blöd!“, gab sie ruhig und erleichtert von sich. Sie war wütend auf den Täter, doch das wollte sie sich nicht anmerken lassen, immerhin wollte sie Ianus beruhigen! „Und wie bist du an den Schwimmflügel gekommen?“ „Den hat Lina mir geschenkt!“, gab Ianus von sich und wurde wieder glücklicher. „Uii Lina? Magst du mir erzählen wer das ist?“ „Auja! Also also… der böse Dr. Kochlöffel…“ Während Ianus die Geschehnisse rund um Dr. Kochlöffel und Clara ausführte, lief Hagen an Mathilda vorbei. „Hey Schatz!“, flüsterte er dabei um Ianus nicht zu stören und ging weiter in Ianus‘ und Alex‘ Zimmer. „Hey Alex!“ „Hey Paps“ Alex klappte den DS und sah zu seinem Vater. Er hatte sich in sein Bett gelegt um so gemütlicher spielen zu können. „Schon zurück?“ „Ja. Ianus soll ja früh ins Bett heute.“ „Stimmt ja…“ „Willst du Leute aufmischen?“ „Hä? Soll ich jemanden verprügeln?“ „Nee! Aber so ein Vollidiot hat Ianus und seine Freundin geärgert…“ „FREUNDIN?! Ianus? Und ein Mädchen?“ „Ja! Ich bin auch überrascht gewesen.“ „Ist ja ‘n Ding…“ „Ja auf jeden Fall hat so ein Junge, denke der war so zwölf oder dreizehn, die beiden beim Spielen massivste geärgert. Da hat Ianus ihn wohl angegriffen und naja…“ „Ianus? Echt? Sonst legt er sich nur mit Gleichaltrigen an.“ „Ja ich fand es auch sehr riskant von ihm! Vor allem hatte ders wohl drauf angelegt, immerhin hat er provoziert.“ „Und Ianus ist wie üblich drauf reingefallen.“ „Ja… aber das Ende vom Lied ist, dass der Typ Ianus Schwimmflügel kaputt gemacht hat.“ „Was? Was für ein Drecksack!“ Alex war auch sofort sauer und stand unverzüglich auf. „Was hast du jetzt vor?“ „Ich will mal die Häuser in der Umgebung abklappern ob ich den finde, Ianus hat gesagt das der eine wohl Till hieß… naja ich will ihn zur Rede stellen.“ „Da komm ich aber sowas von mit!“ Alex schaltete noch schnell seinen DS auf und folgte seinem Vater aus dem Zimmer. In ihm war der Beschützerinstinkt erwacht! Kein Mensch auf dieser Welt – Niemand- würde Ianus‘ Sachen kaputt machen und damit einfach davon kommen. Als Hagen mit Alex bei Mathilda ankam, war Ianus gerade fertig mit der Berichterstattung. So bekam Mathilda noch ein Mal einen Kuss, welchen sie direkt zur Begrüßung bekommen hätte, hätte Ianus nicht von den Geschehnissen berichtet. „Alex und ich gehen jetzt diesen Till oder wie der hieß suchen. Wir wollen ihn zur Rede stellen.“ „Bitte prügelt euch nicht…“, gab Mathilda besorgt von sich und sah zu Alex. „Vor allem du“ „Ich mach schon nichts! Außer er kommt uns blöd! Dann gibt’s Ärger!“, versicherte Alex und wurde bei der Vorstellung von Till stinkig. „Immerhin ist der zu weit gegangen! Und niemand geht bei MEINEM Bruder zu weit ohne gerechte Strafe.“ „BOAH DANKE ALEX!“, rief Ianus vergnügt und war begeistert, wie sehr sich Alex für ihn einsetzte. Mathilda fand dies eigentlich auch gut, doch sie sorgte sich sehr um Alex. Sie befürchtete, dass dieser zu weit gehen würde. Besorgt sah Mathilda zu Hagen, welcher aufmunternd nickte. „Nur aufmischen Alex, nicht verstümmeln.“, lachte Hagen und legte einen Arm um Alex, um ihn so etwas an sich zu ziehen. „Ja Ja!“ „Euch viel Erfolg.“, seufzte Mathilda. Sie fand die Aktion zwar auch mies, aber sie wollte keinen riesen Streit provozieren. „JAA! VIEL GLÜCK!“ „Danke!“ So gingen Alex und Hagen nach draußen. Mittlerweile verfärbte sich die Wand des gegenüberliegenden Hauses, durch die untergehende Sonne. Mathilda bewegt ruckartig ihren Oberkörper nach oben, um so Ianus ein wenig hüpfen zu lassen. „Uh?“ „Ianus! Es ist Schlafenszeit!“ „A-Aber…“ „NEIN!“ Mathildas Stimme war kräftig und befehlend, wie die eines Generals, dennoch blieb ein Hauch Herzlichkeit in dieser, sie wollte Ianus ja nicht einschüchtern, sondern besinnen. „Du weißt, dass das deine Strafe dafür ist, dass du Alex so große Sorgen gemacht hast.“ „Jaa…“, gab Ianus mit einer leicht bedrückten Stimme von sich. Bei dem Anblick musste Mathilda ein wenig lachen und wuschelte Ianus durch sein Haar. „Nimm es doch nicht so schwer! Morgen darfst du ja dann länger aufbleiben! Und ich les dir noch eine Gutenachtgeschichte vor! Dafür musst du dich aber brav ins Bett legen und keinen Unfug mehr anstellen!“ „Ich bin brav Mami!“, versicherte Ianus freudig strahlend. „Das weiß ich doch.“ Schnell schloss Mathilda noch die Haustür und trug Ianus in sein Zimmer. Vorsichtig setzte sie ihn auf seine Bettdecke und betrachtete ihn. „Oh Ianus! Deine Füße sind ja schwarz wie Teer!“ „Boah! Was ist Täha?“ „Teer ist das schwarze Zeug aus den die Straßen sind.“ „Coool!“, rief Ianus vergnügt und zog seinen linken Fuß auf seinen Schoß, um auf die Unterseite zu sehen. „Jetzt bist du eine Straße.“, alberte Mathilda, „Aber so kannst du dich unmöglich ins Bett legen, sonst machst du deine Drachendecke noch dreckig. Ich hohle mal schnell einen Waschlappen! Zieh dir doch bitte in der Zwischenzeit eine Unterhose an.“ „Aber es ist doch wa~arm!“ „Das weiß ich, deswegen darfst du ja auch in Unterhose schlafen!“ „Aber…Aber…“ „Ianus! Du willst doch brav sein! Deswegen musst du heute mit deiner Unterhose schlafen und auch ohne deine Schwimmflügel!“ „Uhh…nagut… aber morgen?“ „Werden wir sehen, was sich tun lässt.“, sagte Mathilda mit einem zuversichtigen Lächeln. „Weißt du Ianus, du darfst nicht immer mit Schwimmflügeln schlafen! Wenn du das nämlich zu oft machst, dann gehen deine Schwimmflügel kaputt. Und Lina wäre doch bestimmt böse, wenn du ihr Geschenk so schnell kaputt machst.“ „Stimmt!“, fiepte Ianus, der das sogar verstand. Dennoch machte ihn das etwas traurig. „Kopf hoch! Du darfst die Schwimmflügel bis zur Gutenachtgeschichte anlassen! Aber nur wenn du eine Unterhose an hast, wenn ich wieder komme.“ So lief Mathilda zu dem Koffer, welcher mittlerweile im Zimmer von Alex und Ianus stand, um aus diesem einen Waschlappen zu hohlen. Ianus rutschte sofort vom Bett und rannte zu seinem Kleiderstuhl, auf dem ganz oben seine Unterhose lag. „Unterhosi!“, kicherte er vergnügt und schlüpfte sofort in diese. Ianus sah sich kurz nach Mathilda um, doch er sah sie nicht, weil sie schon im Bad war. Die Gunst des Momentes nutzte Ianus um schnell nochmal in das Wohnzimmer zu rennen. Dort sammelte er erst Wiesi auf und dann Velopi. Schnell tapste Ianus zurück in sein Zimmer und war tatsächlich schneller zurück als seine Mami. Deswegen stellte er Velopi auf seinen Nachtisch und legte Wiesi ins Bett, ehe er sich wieder auf die gleiche Stelle wie zuvor setzte. Diese konnte Ianus leicht ausfindig machen, weil er die Decke dort etwas mit seinem Hintern eingedrückt hatte. „Ma~ami!“, trällerte Ianus ungeduldig und wippte mit seinen Beinen hin und her. „Nur Geduld Aken! Nur Geduld.“, lachte Mathilda und kam mit einem nassen Waschlappen aus dem Bad zurück. Als sie bei ihrem Sohn ankam, fiel ihr Blick sofort auf seine Unterhose. „Sehr vorbildlich kleiner Urzeitvogel! SEHR vorbildlich.“, lobte Mathilda vergnügt und gab ihrem Sohn einen Kuss auf die Backe. Als Belohnung! Die gut ankam. Ianus kicherte nämlich vergnügt und zappelte dabei. „Nun aber Still halten! So~ Linkes Füßchen.“ „Da!“ Ianus hob sein linkes Bein an, damit Mathilda den Fuß abwischen könnte. Dafür hatte sich die Mutter natürlich hingehockt. Mathilda machte ihre Arbeit sehr sorgfältig, sie machte nicht nur die Fußsohle sauber, sondern auch die Zehen. Ianus kicherte dabei wie ein Weltmeister. Der Waschlappen kitzelte ihn nämlich so sehr, dass er sich vor lauter Lachen umgelegt hatte. Mathilda musste bei Ianus hemmungslosen Gekicher sogar ein wenig mit lachen. „Du Kicher-Flapteryx! Reiche mit deinen Rechten.“ „Hier Mami!“ Nachdem auch Ianus‘ rechter Fuß gereinigt wurde, ging es nun an die Zähne. „Und jetzt Ianus?“ „Gutenachtgeschichte!!“ „Nein-Nein! Versuchs nochmal?“ „Uhm… Pippi machen?“ „Nein!“ „Zähne putzen?“ „JA!“ So rutschte Ianus von seinem Bett und marschierte vor ins Badezimmer. Ianus war ein vorbildlicher Zähneputzer! Obwohl er so viel Ungeduld an den Tag legte, war er zum Zähneputzen sehr geduldig. Nur die Zahnpasta musste Mathilda ihm auf die Zahnbürste tun, danach putzte er sich eifrig die Zähne. Meist summte, so wie heute, Ianus dabei etwas, achtete aber im Spiegel auf seine Putzbewegungen. Er mochte das Zähneputzen, weil das Drachen auch machten! Und Drachen waren supertoll! Nur die Zeit hatte Ianus nicht im Auge, so musste Mathilda ihm einen Klaps auf die Schulter geben, dass er fertig wäre. Schnell zog Ianus seine Zahnbürste aus dem Mund und spuckte den Schaum aus. „Puah!“, rief er dabei und drehte den Wasserhahn auf und hielt die Bürste drunter, die er dann los lies um den Becher mit Wasser zu füllen. Mathilda hob die Zahnbürste aus dem Waschbecken und Ianus spülte sich den Mund aus. Schnell die Zahnbürste zurück in den Becher getan und Ianus war fertig. Zuletzt ging es noch ans Pippi machen, eine Tätigkeit die sicherlich jedem bekannt ist, weswegen weitere Details eher unangebracht sind. Gut zu wissen ist vielleicht, dass Ianus sich auf das Klo setzte. Auch wenn Ianus im Bad relativ schnell war, so war er doch schon sehr müde und schritt schon deutlich langsamer zu seinem Bett zurück. „Uah~“, gähnte Ianus kräftig und hörte sich dabei ein bisschen wie ein Eichhörnchen an. Schnell legte er sich in sein Bett und zog die Drachendecke hoch. Wiesi fand auf seinem Bauch platz. Mathilda nahm aus dem Koffer noch das Bilderbuch ‚Spinis großer Tag‘ mit und legte es auf Ianus‘ Decke, jedoch auf den Title, dass Ianus noch nicht sehe, welches Buch sie erwählt hatte. „Na! Rück deine Flügel raus Aken.“ Artig hob Ianus seine Arme aus dem Bett. Weil die Stöpsel der Schwimmflügel allesamt nicht in der Vertiefung waren, konnte Mathilda leicht die Luft ablassen. Die Schwimmflügel legte sie auf Alex‘ Bett. „Komm Ianus! Mach Platz!“ „Okay Mami!“, kicherte Ianus, weniger wild als sonst und rutschte mit Wiesi zur Seite. Seine Mutter legte sich zu ihm und kuschelte sich leicht an Ianus. Dann ergriff sie das Bilderbuch und zeigte es Ianus. „Spinis großer Tag“ „AUJA!“ Mathilda schlug die erste Seite auf, so das Ianus gut in das Buch sehen könnte, sowohl auf den Text, als auch auf das Bild. Auf dem ersten Bild war eine urzeitliche Landschaft zu sehen. Neben einigen Bäumen, die etwas höher lagen, schlängelte sich ein breiter und tiefer Fluss. In diesem standen, weiter hinten, drei Brachiosaurier. Vor der breitesten Stelle des Flusses lag eine Höhle. In diese Höhle konnte man, durch ein gemaltes Loch, hinein sehen. Zu sehen waren zwei Spinosaurier, welche einen jüngeren und kleineren Spinosaurier in die Luft warfen und wieder fangen wollten. Zwei große Spinosaurier standen nur halb in dem Zimmer und sahen belustigt dabei zu. „Heute war Spinis großer Tag! Heute würde er nämlich das erste Mal mit seinem Papa und Brüdern auf Fischjagd gehen. Alle waren gleichermaßen stolz auf Spini. Die Zwillinge waren so stolz auf ihren jüngeren Bruder, dass sie ihn zum Aufwecken hoch in die Luft warfen. Spinis Eltern sahen dem bunten Treiben vergnügt zu. … Na Ianus, wer von den fünf Dinos ist wohl Spini?“ „Derda! Der da fliegt!“ „Richtig! Und wer lässt ihn ‚fliegen‘?“ „Die Zwillinge.“ „Magst du umblättern?“ „Auja!“ Auf der nächsten Seite war dieselbe Landschaft zu sehen, doch dieses Mal detailierter. Zwischen Höhleneingang und dem Fluss lag eine Wiese. Spini fiel gerade über einen Stein. Sein Vater war direkt hinter ihm und hat einen überraschten Gesichtsausdruck. Die Zwillinge waren dicht neben ihm und lachten herzhaft. Der eine hielt sich sogar den Bauch vor Lachen. „Spini konnte es kaum abwarten zum Fluss zu kommen und rannte deswegen vor. Unglücklicherweise fiel er über einen Stein. Doch zum Glück hat er sich nicht weh getan. Sein Papa war sehr besorgt um ihn, doch die Zwillinge können sich vor lauter Lachen kaum halten. ‚Ich glaube ich platze gleich. ‘, lachte ein Zwilling. Spini machte das traurig, doch sein Papa munterte ihn wieder auf.“ „Die Zwillinge sind blöd!“ „Wieso den?“ „Die lachen Spini aus! Das ist voll gemein!“ „Ich glaube nicht, dass sie Spini ärgern wollen. Magst du wieder umblättern?“ „JAA!“ Auf der dritten Seite stand die breite Stelle des Flusses im Vordergrund. Im Hintergrund waren die Brachiosaurier gut zu sehen, welche ihre Hälse vor lachen beugten. Spini stand am Flussufer und tauchte, mit verzerrtem Blick, seinen Fuß in das Wasser. Vor ihm stand sein Vater und machte ein aufmunterndes Gesicht. Die Zwillinge waren bereits an einer tiefen Stelle im Fluss und tobten dort ein wenig. „Spini fürchtete sich sehr vor dem tiefen Wasser und blieb deswegen am Ufer. Sein Papa ermutigte ihn doch in das Wasser zu steigen. Doch Spini zögert sehr und hat Angst. ‚Ha Ha! Ein Spinosaurier der Angst vor dem Wasser hat! Wo gibt es den sowas? ‘, lachten die Brachiosaurier böse. Doch Spinis Papa ermutigte Spini nicht auf die blöden Brachiosaurier zu hören. Die Brachiosaurier sind wirklich blöd, oder Ianus?“ „Ja…“ „Na? Schläfst du schon?“ „NEIN!“ „Na dann blätter doch um!“ „Okay!“ Mittlerweile stand Spini im Wasser, doch noch sehr in Ufernähe. Die Zwillinge standen im tiefen Wasser und deuteten auf eine Stelle. Der Vater nickte nur. Spinis Gesicht war traurig. „‘Wir haben es beim ersten Mal bis hier hin geschafft‘, prahlten die Zwillinge stolz. Das machte Spini sehr traurig. Seine Brüder waren beim ersten Mal soweit gekommen und er hatte so viel Angst. Traurig wandte sich Spini ab, er freute sich nicht mehr auf das Fischen. Sein Papa und seine Brüder waren so stolz gewesen und jetzt enttäuschte er alle, weil er nicht so tief in das Wasser ging wie die Zwillinge damals.“ „…“ „Ianus…?“ „Ja Mami?“ „Bist du noch wach?“ „Uaaa~ah… …“ „…Dann blätter ich mal um.“ Das letzte Bild zeigte Spini, wie er einen großen Fisch in die Luft hielt und freudig strahlte. Sein Vater applaudierte mit einem stolzen Gesicht. Die Zwillinge sprangen nach einander aus dem Wasser und jubelten dabei. „‘Wow Spini! Das ist der größte Fisch den wir je gesehen haben! ‘, riefen die Zwillinge beeindruckt und hüpften freudig aus dem Wasser. Spini war stolz auf seinen Fang, aber noch stolzer war er, dass sein Fisch größer war, als die Fische seiner Brüder. ‚Weißt du Spini, bei unserem ersten Mal hatten wir keinen einzigen Fisch gefangen! Wir hatten viel zu viel Angst vor den Fischen! ‘ Spini war beeindruckt. ‚Sie haben recht Spini. Du musst nicht immer genauso gut wie die alle Anderen sein. Jeder hat seine Stärken und Schwächen. Du kannst gut Fische fangen, deine Brüder trauen sich ins tiefe Wasser. Eine Schwäche ist nicht peinlich! Es ist nur peinlich nicht alles zu geben! Und du hast alles gegeben, deswegen hast du mich von der ersten Sekunde an stolz gemacht. ‘, erklärte der Vater. Zusammen stiegen sie aus dem Wasser um Mama den großen Fang zu zeigen. Heute war ein schöner Tag gewesen – es war Spinis großer Tag. Ende Ianus!“ Mathilda sah zu Ianus und musste leise lachen. Ianus war tatsächlich eingeschlafen. „Schade, jetzt hat er die Moral verpasst.“, dachte sich Mathilda und stieg vorsichtig aus dem Bett. „Schlaf gut.“ Sie gab Ianus noch einen sanften Kuss auf die Backe, zog die Vorhänge zu und ging aus dem Zimmer. Wenn Ianus schlief wirkte er so friedlich und niedlich. Von was Ianus wohl träumte…? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)