Das Wolfskind von der Kaisermühle Schwalbheim von Jaberwocky ================================================================================ Prolog: Der Anfang, der etwas anderen Party ------------------------------------------- Mein Weg zur Kaisermühle… „Ob ich auf die Party komme? Was ‘ne Frage!“, lachte Sabrina gespielt und legte ihre Beine, überschlagen, auf ihre Schreibtischplatte. Sie telefonierte gerade mit ihrer besten Freundin über das Internet. „Da muss mir Papi auf jeden Fall noch einen kleinen Zuschuss geben! Ich hohl dich dann am Freitag ab! So gegen 19 Uhr? Und bitte! Mach dich schick! Ich will gesehen werden!“ Sabrina war ein 16 jähriges Mädchen und Niemand geringeres als die Tochter von Edward Atelli, dem erfolgreichsten Technikerunternehmer des Jahres und den Jahren davor. Atelli fing mit einem kleinem Computergeschäft an und arbeitete sich in den nächsten Jahren zu einem Großkonzern hoch. Die Firma Atelli-Tec lief so gut, dass Herr Atelli es nicht mehr nötig hatte weiter zu arbeiten. Dennoch strebte er nach mehr Geld und Einfluss. Dabei kam die Familie schon immer sehr zu kurz, was der Grund für Frau Atellis Trennung war. Sarah wollte nicht länger an der Seite eines Mannes leben, der nur für sein Geld lebt und so lies sie ihn mit Sabrina zurück. Das gab Edward sehr zu denken und führte dazu, dass er seine damals 4 jähriger Tochter anfing wie eine Prinzessin zu behandeln. In den letzten Jahren hatte er zwar noch weniger Zeit für sie als sonst, doch die Jugendliche lies sich wie immer leicht mit einem guten Taschengeld und diversen Vorauszahlungen beschwichtigen. Sollte ihr Mal langweilig werden, durfte sie sich auch mit ihrem privaten Chauffeur zu den angesagtesten Partys kutschieren lassen. Obwohl das Mädchen mit den langen, schwarzen Haaren unfassbar reich war, ging sie auf eine normale Privatschule. Das war damals ihr ausdrücklicher Wunsch gewesen, denn sie hatte in der Grundschule schnell gelernt, dass man als reichstes Mädchen auch am Angesagtesten ist. Sie wollte es auf keinen Fall riskieren, dass sie auf einer Privatschule, für Reiche, vielleicht nicht mehr die Reichste wäre. Immerhin bringt es unglaubliche Vorteile mit sich Angesagt zu sein. So liebte es Sabrina Mitschülern klar zumachen, dass zwischen ihnen Welten lägen, aber auch, dass ihr die coolsten Jungs aus der Hand fraßen. Ihre ‚hohe‘ Stellung in der Schule sicherte sie sich durch einen extravaganten Lebensstiel. Sie nutzte viele Situationen aus, um deutlich zumachen, das für sie Geld nur zweitrangig war. Teure Klamotten und Schmuck zog sie deswegen auch gerne zum Schulbesuch an. Aber nicht nur ihr Auftreten sicherte ihre Position in der Schule. Auf Promi-Partys ließ sie sich gerne ablichten, gerne auch mal mit wechselndem ‚Foto-Partner‘. Gerüchte waren ihr immerhin sehr wichtig, weil sie die Werbetrommel um ihre Person ordentlich drehten und sie gleichzeitig viel mysteriöser und somit viel interessanter machten. Plötzlich ging Sabrinas Zimmertür auf. Erschrocken sah sie zu dieser und sah ihren Vater, mit einer Zeitschrift in der Hand, in der Tür stehen. „Ich ruf dich gleich zurück!“, versicherte Sabrina, beendete das Telefonat mit ihrer Freundin und zog sich das kabellose Headset vom Kopf. Sofort sprang sie auf und rannte zu ihrem Vater. „Papi~“, begrüßte sie ihn überschwänglich und mit einem lieben Lächeln. Sie wollte einen kleinen Vorschuss für die Party am Freitag, also musste sie jetzt eine besonders liebe Tochter sein. „Kannst du mir sagen, was das hier ist?!“, fragte Edward rhetorisch, mit einer wütenden Stimme und warf Sabrina die Zeitschrift vor die Füße. Sabrina hatte ihren Vater noch nie so dermaßen wütend erlebt und zuckte deshalb sehr zusammen, als dieser ihr plötzlich die Zeitschrift vor die Füße donnerte. „D-Das ist die neue Ausgabe vom Glitzer-Magazin.“, antwortete Sabrina leicht ängstlich. Hatte sie etwas angestellt, auf einer der Partys? Nein! Das konnte nicht sein! Es kam nie auf solchen Partys zu irgendwelchen peinliche Auftritten oder Eskapaden. „Sieh doch mal rein!“ Zögerlich hob sie die Zeitschrift auf und fing an darin rumzublättern. Sie wusste gar nicht, was sie eigentlich suchte und blickte deswegen immer zu ihrem Vater, in der Hoffnung, dass er ihr ein Zeichen geben würde, wenn sie bei der richtigen Seite angekommen wäre. Tatsächlich zuckte ihr Vater ab einer bestimmten Seite abfällig mit seinem Kopf. Sabrina stoppte unverzüglich ihr Geblätter und sah sich den Artikel an. Dieser ging über einen Wettbewerb, den das Glitzer-Magazin ins Leben gerufen hatte: ‚Den Prinzessin auf der Erbse-Award’. Dieser war eine Negativauszeichnung für reiche, verwöhnte Promi-Mädchen, welche keine Ahnung vom wahren Leben hätten und nur vom Geld der Eltern lebten. Im Gegensatz zu seiner Tochter las Edward das Glitzer-Magazin natürlich nicht, aber die Töchter seiner Geschäftspartner taten es und so erfuhren diese, früher als Edward, von der Auszeichnung seiner Tochter. Zwischen Edward und seinen Geschäftspartnern herrschte natürlich ein stetiger Kampf des Überbieten, der sich auch gerne von materiellen Dingen auf die Kinder umlud. Es erklärt sich von selbst, dass der Award bei diesem Kampf nicht zu einem Vorteil von ihm beitrug. „Du bist zum Gespött von Atelli-Tec geworden! Du ziehst meinen guten Namen in den Schmutz! So kann das nicht weiter gehen!“ „Was?! Aber… Paps~ Das ist doch… Die wollen mich doch nur mobben! Das sind so verlogene, kleine Luder… Die sind neidisch auf mich! Ich mein! Ey! Wer liest des? Nur so zickige kleine Mädels, die mich um mein Geld beneiden.“ „DEIN GELD?!“ Sabrina hatte ihren Vater schon immer gut im Griff und konnte sich so schon um fast jeden Ärger reden. Doch dieses Mal überzog sie sehr. Selbst Edward erkannte, dass der Artikel auf sein ‚Prinzesschen‘ zu traf. „ICH! BRINGE HIER DAS GELD INS HAUS! UND DU RUINIERST DAMIT NUR MEINEN RUF!“ „WIE REDEST DU MIT DEINER TOCHTER?!“, schrie Sabrina wütend ihren Vater an. So ein Verhalten lies sie sich nicht von ihm bieten, immerhin war sie seine Prinzessin und entsprechend sollte sich ihr Vater ihr gegenüber auch verhalten. Sein Verhalten war einfach unerhört! Auber zum Glück, wusste sie genau, wie sie ihren Vater jetzt wieder in den Griff bekommen würde! Es war alles eine Frage des Abganges. Wenn sie jetzt mit einem lockern Spruch verschwinden würde, wäre ihr Vater noch stinkiger. Doch er würde sich dann irgendwann abregen. ABER sie wäre nicht mehr da und Edward würde anfangen sich Sorgen um sie zu machen. Sabrinas Plan war klar! Edward sollte vor Schuldgefühlen zerfließen. „ICH HAU AB!“ Wütend, wie zickig, stapfte sie zur Tür, doch schnell stieß Edward die Tür zu und stellte sich davor. „Junge Dame! Dieses Benehmen hat jetzt ein Ende!“ Edwards Stimme war eine Mischung aus einer gewissen Ruhe und Wut, aber sie war dabei sehr bestimmend. Sein Blick machte Sabrina klar, dass er es ernst meinte, er würde sich diese Respektlosigkeit nicht länger bieten lassen. „EY! Aus dem WEG!“, rief Sabrina zickig, bekam es aber langsam mit der Angst zu tun. So kannte sie ihren Vater nicht. Kam ihr Charme nicht mehr gehen ihn an? Was war los? „Du wirst deine Koffer packen!“ „SETZT DU MICH VOR DIE TÜR?!“ „Nein! Du machst Urlaub! Besonderen Urlaub! In dem du lernen sollst, was Arbeit bedeutet!“ „W-Was… was meinst du?“ „In Schwalbheim gibt es einen Bauernhof, auf dem du aushelfen wirst! Ich habe dich bereits für Heute angekündigt! Dir wird die Arbeit auf der Kaisermühle bestimmt helfen!“ Kapitel 1: Die Vorbereitungen für das Sommerfest ------------------------------------------------ Ihre Führung durch den Alptraum… „Weißt du Adrian, wir bekommen ab heute einen Besucher… oder eine Aushilfe, ich weiß nicht so genau.“ „Wie meinst du das denn?“ „Naja… dieser Atelli… Der schickt seine Tochter vorbei, sie soll wohl länger bei uns bleiben.“ „Als Gast? Wir sind doch kein Hotel! WARTE! Atelli? DER Atelli? Das kann doch nicht wahr sein!“ Adrian war der einzige Sohn von Nikola Gerst, der Besitzerin der Kaisermühle. Sein Vater, Klaas, verlies die Familie kurz nach seiner Geburt. Angeblich hatte er eine geniale Idee um Geld zu verdienen, müsse dafür jedoch ins Ausland. Wenn er seine ersten Gewinne erzielt hätte, sollte Nikola mit Adrian nachkommen. Doch Klaas meldete sich in den folgenden Jahren nicht mehr. Adrian hasste seinen Vater dafür und beschloss, dass Klaas ab sofort für ihn gestorben wäre. Nikola äußerte sich nie zu diesem Thema und so sprach der Sechzehnjährige das Thema auch nicht mehr an. Obwohl Klaas als helfende Hand fehlte, lief die Kaisermühle sehr gut, dennoch einen hohen Lebensstandart konnte sich die Familie Gerst nicht leisten. Bei der Arbeit bekamen sie aber ordentlich Unterstützung von Klaus, dem Vorarbeiter der Kaisermühle. Adrian packte aber auch immer, wenn er konnte, mit an, doch wegen der Schule klappte dies nicht immer. Klaus war sehr beliebt bei den Beiden, nicht nur weil er ein guter Arbeiter war, sondern weil er auch sehr freundlich und verlässlich war. So wurde der Vorarbeiter zu einem festen Familienmitglied und für Adrian zum Ersatzvater. Die Kaisermühle lag östlich von dem Städtchen Schwalbheim und war der einzige Bauernhof in der Nähe. Östlich der Stadt lagen einige Berge, welche eigentlich nur großen Hügeln glichen. Die Straße schlängelte sich direkt an diesen vorbei, lag dabei aber noch einen guten Meter über dem ‚Tal‘, in dem sowohl die Kaisermühle lag, als auch ein kleiner, aber sehr langer Fluss. Folgte man der Straße erreichte man bald eine Umgehungsstraße. Auf der halben Strecke zu dieser, befand sich die Abfahrt zum Bauernhof der Familie Gerst, welchen man nach einigen Sekunden erreichte. Der Bauernhof war groß, war dafür aber von den Miniaturbergen eingekesselt. Legendlich der Fluss floss durch das Flachland. Diese Formation bot keinen Platz für Felder, weswegen diese eine halbe Stunde mit dem Traktor entfernt lagen. Zum Glück musste man dafür nicht über die Umgehungsstraße fahren, sondern konnte vor dieser abbiegen. Wie jedes Jahr in diesem Monat, war der gestrige Donnerstag der zweiten Woche ein Feiertag. Natürlich merkte Frau Gerst von diesem nicht allzu viel, weil es immer etwas auf dem Bauernhof zutun gab. Seie es die neue Aussaat, oder die Pflege der Tiere. Waren Pflanzen und Tiere versorgt, musste sie sich auch noch um den alten, roten Traktor kümmern, welcher seit geschlagenen drei Jahren nicht mehr lief. Nikola erhoffte sich diesen wieder in Gang zubringen. Immerhin war er seiner Zeit ein sehr guter Traktor gewesen und so hätte auch Adrian die Möglichkeit einen Traktor zu fahren, was die Feldarbeit erleichtern würde. Außerdem war er total schick und machte viel her. Frau Gerst kannte sich sehr gut mit Motoren aus, was der Grund dafür war, dass sie oft auch als Mini-Werkstatt herhalten musste. Doch der rote Traktor war bemerkenswert – kompliziert. Adrian verstand von Motoren und dem ganzen Kram nicht wirklich viel und kümmerte sich deswegen lieber um andere Arbeiten, zum Beispiel das Aufstellen von Zäunen, meist in Zusammenarbeit mit Klaus. Jedes Jahr, Tag für Tag, folgte auf den Donnerstag der Freitag, wie auch in dieser Woche. Dank der Erfindung der beweglichen Feiertage, hatte Adrian auch diesen Tag frei und konnte heute gut ausschlafen. Auch Nikola gönnte sich etwas Schlaf, wurde jedoch früh von Edward Atellis Anruf geweckt. Auch heute stand für Adrian nicht Faulenzen auf dem Tagesplan, sondern die Vorbereitung für das Sommerfest. Jedes Jahr feierte die Familie Gerst das Sommerfest, immer am Samstag, in der zweiten Woche diesen Monats. Zu dem Sommerfest waren die Bewohner von Schwalbheim immer herzlichst eingeladen. Für die Erwachsenen gab es Bier, welches von der örtlichen Brauerei gesponsert wurde und Musik, die meist ein DJ aus Fichtstadt auflegte. Für die Familie war das Fest kein wirklicher Verlust, aber auch kein Gewinn. Der DJ wurde mit frischen Erdbeeren bezahlt, hingegen Bühne, Sitzbänke und ‚Attraktionen‘ von ihnen selbst aufgestellt wurden. Doch das Fest lebte auch nicht ohne Verpflegung. Es war allgemein üblich, dass die Familien, welche zu dem Fest kamen auch etwas zu Essen für alle mitbrachten, meist waren dies Kuchen, manchmal aber auch ganze Grille mit passendem Grillgut. Familie Gerst stellte für das Fest auch ein kleines Sortiment ihrer Anbauten zur Verfügung. So gab es Erdbeeren, Salate, Gurken, Ei, Wurst und, und, und. Die Großen waren verpflegt, aber auch die Jüngsten sollten ihren Spaß haben. Der Bürgermeister von Fichtstadt organisierte deswegen immer für das Sommerfest seiner Gemeinde eine Hüpfburg. Weil das Sommerfest aber im Sommer statt fand, stellte Familie Gerst auch ein bis zwei Planschbecken auf. In den letzten Sommern waren es sogar mehrere, weil ein paar der Familien noch welche mitbrachten. Neben dem Hüpf-Spaß und dem fröhlichen Geplansche, gab es auch eine große Auswahl an Fingerfarben. Für Tierfreunde gab es auch eine exklusive Führung zu den Tieren und die Möglichkeit diese zu streicheln. Besonders beliebt bei den Mädchen waren natürlich die Pferde. Das Sommerfest fand immer auf der Wiese statt, auf der sonst die Pferde standen. Weil jedoch so viel Musik für die Tiere zu Stress wäre, trieb man sie zu einer anderen, kleineren Wiese. Die Pferde und Schafen fanden in dem kleinen Tal der Kaisermühle noch platz, genauso wie die Hühner. Legendlich für die Felder reichte die Fläche des Tales nicht aus. Die Kühe weideten dabei auf einer besonderen Wiese, welche gegenüber vom den Weg zur Kaisermühle lag. „Die kommt eigentlich gut gelegen!“, meinte Adrian vergnügt und trank einen Schluck Kakao aus seinem Becher mit Hühnermotiv. „Sie kann mir helfen mit dem Aufbau der Bühne und den Planschbecken und bei den Pferden! Oder hast du die schon runter gebracht?“ „Das Bewässern auf den Feldern hatte zwar wieder ewig gedauert, aber die Pferde habe ich dennoch gestern schon runter gebracht! Du hast also freie Bahn. Es könnte aber auch ruhig mal wieder regnen. Sonst pumpen wir noch das ganze Wasser leer, das kommt ja auch nicht von Irgendwoher.“ „Wenn die Hitze vorbei ist soll es doch wieder regnen, so ist das doch immer!“ „Ja! Aber das könnte bald mal kommen! Klar nicht morgen, besonders nicht morgen! Aber uff… Sag Adrian, könntest du den Hühnern Futter geben? Ich habe gestern noch eine kleine Körner-Mischung zusammen gestellt und ein paar Salatblätter aufgehoben.“ „Klar! Kein Problem!“ Adrian mochte die Hühner besonders. Sie waren seine Lieblingstiere auf dem Bauernhof, dicht gefolgt von den Pferden und dann den Kühen. Schweine hatte er nicht so gerne, was wahrscheinlich an seiner Vorliebe für Schweinefleisch lag. Als kleines Kind mochte er neben den Hühnern auch den Hofhund ‚Hasi‘, welcher leider nicht mehr lebt. Weil die letzten Jahre kein Bedarf an einem Hund bestand, blieb die Kaisermühle bis zum heutigen Tage hundlos. „Wann kommt die den an?“, fragte Adrian, der eben noch seine Tasse austrank und seinen Teller samt Besteck und Tasse zur Spüle trug. Die Küche war eine offene Küche, was dem Platzproblem in dem alten Haus deutlich zur Güte kam. Sie entsprach einer typischen Bauernhof-Küche, wie man sie sich klischeehaft vorstellte. Die Fliesen an den Holzwänden waren sehr alt und befanden sich nur über den Arbeits- und Kochplatten. Die Kochplatten stachen besonders hervor, weil sie keine Prähistorischen waren, sondern komplett Neue. Die Kochplatten des alten Herds hatten vor einigen Monaten ihren Geist aufgegeben, weshalb sich Nikola, freudig, einen neuen Herd gönnte. Dieser war noch strahlend weiß und fiel gegenüber den alten und kaum noch weißen Fließen besonders auf. Die Küche hatte ein altes Fenster, durch das die ganze Küche erhellt wurde. Dennoch blieb der Eindruck der Küche düster, weil die ungefliesten Wände aus dunkelrotem Holz bestanden und die Armaturen zum Teil sehr alt waren. Obwohl es eine Spülmaschine in der Küche gab, wusch Adrian mit der Hand seinen Teller ab. „Wohl so gegen 15Uhr.“ „Mist, dann verpasst sie ja die ganze Action!“, seufzte Adrian leicht und sah sich selbst beim Abwasch zu, während seine Gedanken auf Expedition gingen. Er hatte eigentlich gehofft, dass er ein wenig Gesellschaft beim Aufbauen der Bühne und Bänke hätte. Seine Mutter und Klaus würden den ganzen Tag wieder auf den Feldern verbringen. Ein Feld lag nämlich nun lang genug brach und sollte heute wieder auf Vordermann gebracht werden. Dann müssten sie auch noch die anderen Felder bewässern und, und. „Soll ich sie dann abholen und rumführen?“ „Wäre nett!“, meinte die Blonde und aß ihr Brötchen weiter. Nikola wollte eigentlich gestern noch frischere Brötchen backen, doch das Körnerfutter für die Hühner hatte einfach Vorrang gehabt. Für die Federtiere hatte sie sich sogar eine besondere Mischung überlegt gehabt, welche ihnen besonders gut schmecken sollte. Doch die Zubereitung gestaltete sich als relativ schwierig und kostete so die Bäuerin viel Zeit und Nerven. Danach hatte sie einfach keine Lust mehr aufs Backen, auch wenn sie das sehr gerne tat. „Aber ich versuche mal gegen 15 Uhr zukommen!“ „Muss ich sie irgendwo abholen? Also an der Haltestelle?“ Adrian legte den alten Teller auf das Spülbrett und machte sich nun an die Tasse. Manchmal fand er es faszinierend, dass aus diesem alten Wasserhahn tatsächlich klares Wasser lief und keines, welches voller Rost war. Während er den schier historischen Wasserhahn anstarrte, überlegte er sich, ob wirklich DIE Tochter Atelli kommen würde, oder, ob es sich dabei nur um einen gleichen Nachnamen handelte. Wie würde diese Person wohl sein? Nett? Arrogant? Zickig? Tierlieb? Vielleicht eine radikale Vegetariern? Oder Jemand, der nur faulenzt? Im Grunde gab es zwei Szenarien: Erstens: Das Mädchen hätte kein Benehmen und soll jetzt auf dem Bauernhof Manieren lernen. ODER Zweitens: Das Mädchen kommt aus der Großstadt und findet Bauernhöfe, oder die Tiere, so toll, dass es unbedingt dort Ferien machen wollte. Doch gegen die erste Theorie sprach die Sinnlosigkeit. Warum sollte man seine Tochter auf einen Bauernhof schicken, wenn sie keine Manieren hat? Wäre dann Stubenarrest nicht besser? Oder Internetverbot? Sie waren hier doch nicht bei den strengsten Eltern der Welt. Wiederrum, warum sollte sie jetzt schon Ferien auf dem Bauernhof machen? Das Schuljahr war immerhin noch nicht rum. Es war alles SEHR verwirrend. Adrian brachte seinen Abwasch zu ende, ehe Nikola ihm Nachschub durch ihren eigenen Abwasch verschaffte. „Tut mir Leid Adrian! Aber ich brauche jede Minute, oder du musst das Mädel alleine begrüßen… und möchtest du das?“ Nikola grinste fies, sie hatte zwar recht mit ihrem Zeitdruck, doch sie nutzte Adrian auch wissend aus und erpresste ihn dabei sogar noch. „Das ist fies! Aber ich gönne dir deine Provokation nicht.“, meinte Adrian fies grinsend, der Nikolas Verhalten nicht schlimm fand und sagte dann, mit einem aufgesetztem Lächeln: „Sehr gerne allerliebste Mutter!“ „Hach! Hab ich dich fein erzogen.“, neckte Nikola ihren Sohn zurück, klopfte ihm auf die Schulter und verschwand durch die Küchentür. Zugegeben, sie hatte heute beim Frühstück sehr getrödelt, weil sie wie Adrian unsicher war, was für einen Menschen sie heute als Gast bekommen würden. Sie bezweifelte, dass sie wirklich pünktlich zur Ankunft des Mädchens da wäre. Adrian erledigte seine Arbeit besonders schnell, verlor dabei aber auch nicht an Qualität. Schnell räumte er noch das Geschirr weg, ehe auch er die Küche verlies und in den Flur trat. Auf dem kleinen und sehr alten Tisch im Flur stand die rote Plastikschüssel mit der Körnermixtur für die Hühner und daneben eine braune Plastikschüssel mit den dazugehörigen Salatblättern. Vorsichtig packte der Junge die rote Schüssel in die Braune und lief damit durch die neue Haustür hinaus, welche noch von Nikola offen stand. Adrian lief am Haus entlang, entgegengesetzt der Fließrichtung des Flusses. Hinter dem Haus schloss sich ein großes, gut begehbares Hühnergehege an. Das Gehege war nicht nur sehr lang und breit, sondern auch sehr hoch und bot den Hühnern neben einigen Häusern zum Eier legen auch die Möglichkeit auf verschiedene Ebenen zu klettern. Trotz des weitläufigen Käfigs, ließen sie die Hühner am Abend aus dem Käfig. Dabei musste aber immer Jemand aufpassen, um Füchse oder andere Raubtiere zu vertreiben. Die Hühner hatten dann auch die Möglichkeit den Dachsbach besser kennenzulernen. Adrian schloss das Vorhängeschloss mit dem Schlüssel auf, welchen Nikola oben auf die Körner gelegt hatte. Das Gehege hatte einst Nikolas Vater gebaut, doch vor ein paar Jahren hatten sie das Gehege erweitert, um noch mehr Hühner halten zu können. Adrian klappte den Bügel des Schlosses weg und öffnete die Tür. Das offene Schloss legte er zu Boden und ging dann mit den Schüsseln in den Käfig. Kaum war er im Revier der Hühner, kamen diese schon auf ihn zugelaufen, die Tiere wussten ganz genau, wann es Frühstück gab. Damit kein Huhn abhanden käme, zog Adrian nach abstellen der Schüsseln schnell die Tür zu. Diesen Moment der Unachtsamkeit nutzen einige, freche Exemplare der Federtiere aus, um bereits einige Körner aus der Schüssel zu picken. Doch diesen Komfort gab es bei Familie Gerst nicht! „Böse! Böse!“, scheuchte Adrian die Tiere, mit Einsatz seiner Hände, von den Schüsseln weg und hob diese wieder hoch. Die Tiere sollten es nicht zu leicht mit dem Futter haben und so kippte er einige Körnerhaufen auf den Boden. Im Eingangsbereich war dies noch sehr einfach, weil es dort keine höheren Ebenen für die Hühner gab, diese gab es nur im hinteren Bereich des Geheges. Dort war es Adrian nicht möglich Körnerhaufen zu legen, weil er sich dafür bücken müsste und zum Teil sehr tief. Theoretisch könnte er die Holzplatten auch herausnehmen, doch dies wäre zu viel Arbeit. Deswegen versorgte er diesen Bereich erst am Ende mit Körnern, in dem er die fast leere Schüssel einmal nach vorne schwenkte und so das Futter großzügig verteilte. Mit den Salatblättern ging er ähnlich um, wobei er einige von den Blättern auf die Rücken der Hühner legte, damit andere Hühner diese von den Rücken fressen würden. Adrian fand dies immer sehr witzig und machte das schon, seitdem er denken kann. Während die Hühner mit Fressen beschäftigt waren und Adrian diesen genug zugesehen hatte, ging dieser zu der einzigen gemauerten Wand des Käfigs. Aus einer Klappe in dieser holte er eine Palette aus Pappe für die Eier. Wenn er schon hier war, konnte er natürlich auch gleich abernten, bevor noch mehr Hühner mit dem Brüten beginnen würden. Dafür durchsuchte der Bauernjunge erst die Hühnerställe und danach noch ein Mal das Gehege an sich. Die Ausbeute an Eiern war heute wirklich gut und vielleicht wäre sie morgen sogar noch besser. Obwohl seine Mutter ihm beigebracht hatte, wie man die Hühnereier richtig durchleuchtete, wollte er das nicht alleine machen. Vorsichtig lud Adrian die erbeuteten Eier in die rote Schüssel um und trug diese dann, mit der anderen Schüssel und der Platte aus dem Gehege. Nachdem er die Tür verschlossen hatte, machte sich der Jugendliche wieder auf den Weg zum Haus. Dort trug er die Eier in den Lagerraum und steckte sie wieder zurück auf die Papppalette. Diese stellte er neben die durchleuchteten Eier und verlies den Raum wieder. Ordnungsgemäß stellte Adrian dann noch die Schüsseln weg und sah schweigend zu der Uhr. Er wollte die Bühne eigentlich nicht alleine aufbauen, weil dies besonders schwer war. Aber was sollte er machen? Klaus war immerhin mit Nikola auf dem Feld und seinen Freund wollte er da eigentlich nicht mit reinziehen. Oder sollte er doch? Adrian war unsicher! Marcel war zwar wirklich hilfsbereit, doch heute war ein freier Tag und sicherlich wollte dieser auch entspannen. Zudem war es noch früh am Morgen! Bis er die Kaisermühle erreicht hätte, wären sie erst spät mit dem Aufbau fertig. Adrian diskutierte noch einige Zeit mit sich, bis er zu dem Entschluss kam, dass er Marcel nicht um Hilfe bitten würde. Das Sommerfest war ja auch ein ‚Geschenk‘ für ihn, also sollte er dafür auch nicht arbeiten. Ein schiefer Blick auf die Uhr verriet ihm ohnehin, dass er endlich anfangen sollte, wenn er noch bis morgen fertig werden wollte. So bewegte sich Adrian endlich zur Scheune und holte aus dieser die nötigen Einzelteile für die Bühne. Bei seinem ersten Sommerfest hatte sich Klaus überlegt, wie man die Bühne einfach zerlegen könnte, damit der Wiederaufbau auch für eine Person möglich wäre. Tatsächlich kam er auf eine Idee für dieses Vorhaben und entwarf noch am selben Tag, auf einer Serviette, einen Bauplan für den Aufbau der Bühne. Die Einzelteile hatte er dafür durchnummeriert. Obwohl dieses Ereignis schon viele Jahre zurückliegt, blieb der Plan auf der Serviette und wurde nie wirklich zu Papier gebracht. Es grenzte an ein Wunder, dass diese dennoch zu lesen war. Der alleinige Aufbau der simplen Bühne war Dank Klaus wirklich möglich, doch nachwievor sehr anstrengend. Das bereitete Adrian doch eine gewisse Unsicherheit. Würde er es wirklich schaffen? Klaus hatte es schon geschafft, doch der Vorarbeiter war auch deutlich älter und muskulöser als er. Langsam fing der Braunhaarige Junge an zu bereuen, dass er seiner Mutter versichert hatte, dass er die Bühne auch ohne Klaus aufbauen könne. Er wusste noch nicht mal, wie er die Einzelteile auf die Wiese bekommen würde. Einige Teile konnte man zwar problemlos tragen und für die größeren gab es den Anhänger. Doch der Traktor war im Einsatz und alleine den Wagen zu schieben wäre sicherlich zu schwer! Einige Stunden vergingen und die Bühne für das Sommerfest stand tatsächlich auf der Wiese und machte zudem einen soliden Eindruck. Was war geschehen? Hatte Adrian Superkräfte entwickelt? Hatte Klaus die ganze Arbeit gemacht? Oder war das ein Werk der Hexerei? Nachdem Adrian versucht hatte den Wagen zu bewegen, merkte er schnell, dass dies anstrengender war als einem tollwütigen Hund den Zahn zu ziehen. Durch diese Qual sah er sich dazu getrieben doch zum Telefon zu greifen, um Hilfe anzufordern. Sein helfender Engel war zum Glück schon wach gewesen und gelangweilt. Das waren die perfekten Vorrausetzungen dafür, dass er doch kommen würde um zu helfen. Seine Mutter half dem freiwilligen Helfer noch bei der Überbrückung der Distanz und so konnten die Beiden direkt anfangen. Sie brauchten relativ lange für den Aufbau, waren aber verhältnismäßig sehr schnell, dafür, dass sie heute das erste Mal eine Bühne aufbauten. Die Bilanz am Ende zeigte auch deutlich, dass sie nicht auf den Kopf gefallen waren. Es gab keine Verletzten und keine überzähligen oder fehlenden Schrauben. Leider hatte das Helferlein nicht genug Zeit um noch länger zu bleiben und so saß Adrian, nach getaner Arbeit, auf der Bühne. „Uff! Niko~w ist echt lange weg, am Ende muss ich unsere werte Dame wirklich noch alleine abholen… OH SHIT! Die habe ich ja total vergessen!“ Panisch sah Adrian auf seine Uhr, nur um festzustellen, dass diese nicht an seinem Handgelenk war. „Uw! Dies doch drinne! Mist! Mist!“ Gestresst sprang er von der Bühne und rannte zurück zum Hof. Zum Glück lag die Wiese direkt an der Kaisermühle und so erreichte Adrian sein Zuhause in kürzester Zeit, um gerade mit zu erleben wie ein schwarzes Auto, einer teuren Marke auf dem Hof vorfuhr. Das Auto war etwas länger als die übliche Ausführung und komplett schwarz, selbst die Scheiben, abgesehen von der Windschutzscheibe natürlich. Das Fahrzeug strahlte eine unbeschreibliche Eleganz aus und hätte man problemlos nach Hollywood verfrachten können, doch es wäre selbst dort noch zu edel. „Ach du heiliger Käse!“, jammerte Adrian. Dort kam keine werte Dame an, sondern eine Prinzessin! Musste er jetzt etwa niederknien? Die Limousine fuhr vor Adrian und parkte längs, direkt vor ihm. Kurz nachdem der Motor ausging, stieg der Fahrer aus und lief vor der Kühlerhaube vorbei, zu der Tür der hinteren Sitzbank. Obwohl Adrian direkt auf die Tür sah, beachtete der Chauffeure den Bauernjunge nicht und öffnete stattdessen lieber die Türe. Für einen kurzen Moment glaubte Adrian, dass es aus dem Inneren des Wagens golden leuchten würde, doch das hatte er sich wohl nur eingebildet. Denn das, was hinter der Tür lauerte war kein Gold, sondern Sabrina! Und diese war immer noch sehr wütend. „Kai! Fahren Sie mich hier weg! Ich habe keine Lust mehr auf diesen Ort!“ „Gnädigste! Wir sind gerade erst angekommen.“ „Das ist mir egal! Mein Vater spinnt! Punkt! Bringen Sie mich hier weg! SOFORT!“ „Ich befürchte das wird nicht gehen.“ „Grah!“ Wütend stieg Sabrina aus dem Wagen und verschränkte direkt ihre Arme vor ihrem rosa Top. „Gott! Hier stinkts!“ Natürlich wusste sie, dass Adrian direkt vor ihr stand, doch sie war wütend, also musste er das ertragen. Adrians Gesicht verzog sich sofort. Diese Person war ihm vom ersten Moment an unsympathisch. Dennoch versuchte er freundlich zu sein und so schluckte er all seine Unsympathie herunter und ging auf Sabrina zu, um ihr die Hand zureichen. „Du musst unser Gast sein oder? Ich bin Adrian! Hallo!“ „Gut erkannt! Ich bin Sabrina und bla bla! Wo ist mein Zimmer?“ Es erklärte sich natürlich von selbst, dass Sabrina Adrian nicht die Hand zum Gruße reichte, immerhin hatte sie ihre Arme doch gerade verschränkt. „…“, schwieg Adrian genervt und sah zu Kai, welcher gerade die Autotür schloss und zum Kofferraum ging. „Hallo! Junge! Ich rede mit dir!“ „Ich zeig dir dein Zimmer gleich! Hol erst einmal dein Gepäck.“ Adrian wusste eigentlich nicht, welches Zimmer Nikola für Sabrina vorgesehen hatte, deswegen ging er von dem Gästezimmer aus. „Geh vor! Kai! Kommen Sie!“ „Jawohl!“ Unsicher sah Adrian den Chauffeur an und fragte sich, ob dieser wohl die ganze Zeit bei Sabrina bleiben würde. Kopfschüttelnd ging Adrian voraus, zu der Haustür. Das Wohnhaus von Familie Gerst war eine Kombination aus einem alten und einem neuen Haus. Das Erdgeschoß des Hauses war das alte Haus der Kaisermühle, in welchem man noch die Küche, das Wohnzimmer, die Lagerräume fand, sowie noch einige andere Zimmer. Auf dieses Haus lies Nikola ein neues, modernes Haus bauen. Dieses bildet das erste Stockwerk des Hauses und beinhaltet neben den Schlafzimmern auch das Badezimmer und ein Gästezimmer. Direkt an das Haus ist noch eine weitere Scheune gebaut, in welcher diverse Geräte, Stroh und Heu lagerten. Stand man vor der Haustür, lief auf der anderen Seite des Hauses der Dachsbach entlang. Folgte man dem Flussverlauf kam man zu der Wiese für die Pferde, auf der das Sommerfest stattfand, sowie zu den Ställen für die Tiere. Hier fand sich auch der Stall für die Kühe, welcher aber ungünstig lag, weil die Kühe auf einer anderen Wiese grasten. Der Stall stand nur dann günstig, wenn sie die Wiese wechseln, dann fand man die Kühe auf einer Wiese vor den Pferden. Hinter der Fläche für die Pferde und deren Ställen, schloss sich eine Wiese für die Schafe der Kaisermühle an und deren Unterschlupf. Die entgegengesetzte Richtung führte zu dem Hühnerstall und etwas weiter zu den Ersatzställen für die Pferde. Durch den Dachsbach und die umgebenden Hügelberge war das Grundstück der Kaisermühle sehr lang gezogen. „Da wohnt ihr? Ihhh! Ist das Haus irgendwie aus Lehm gebaut? Bah!“ „Aus Lehm? Und warum sieht man dann da Steine?“, fragte Adrian genervt und öffnete die weiße, moderne Tür zu dem alten, lehmfarbendem Haus. Während Adrian eintrat, kündigte er bereits das erste Ziel der Hausführung an: „Erstmal zeig ich dir dein Zimmer! Dann kann dein… Kai deine Sachen ablegen und gehen.“ „Hast du was gegen Kai? Lass den Mal bloß in Ruhe!“ „Nein, habe ich nicht. Aber hier gibt es keine Diener.“ „Er ist mein Chauffeur okay?“ „…“ Die Wände des Flures waren mit einer Tapete in alter Blumenoptik gespickt. Direkt neben der Haustür befand sich rechts, wie links eine Tür. Doch Adrian hielt sich nicht auf und ging direkt geradeaus, vorbei an dem alten Tisch und blieb stehen. Wieder in Blickrichtung befanden sich nun rechts drei weiße Türen. Die Rahmen der Türen lagen direkt neben einander, ohne Abstand und wirkten dadurch fast wie eine Schrankwand. In jeder der Türen steckte ein Schlüssel. „Jetzt pass auf! Hier siehst du drei Türen…“ „Ah-Ha!“ „Die Rechte…“, fing Adrian an und öffnete für seine Erklärung die Tür. Hinter dieser verbarg sich eine alte Holztreppe, welche direkt nach unten führte. Die Treppe sah aus, als hätte man sie direkt aus alten Holzbrettern zusammengeschusterte. „Führt in den Keller! Und nun hör zu, das ist GANZ WICHTIG! Mach die Tür immer zu! Im Keller nisten sich gerne Mäuse oder auch Ratten an! Die kommen über die Treppe dann hier hoch und dann haben wir sie überall!“ „Ihhhhhh! Wie eklig!“, schrie Sabrina bei diesem Gedanken auf und verzog direkt das Gesicht. „Ist ja sau widerlich hier! Euch sollte man das Gesundheitsamt auf den Hals schicken.“ „Großstadt-Girly…“, seufzte Adrian leise vor sich her und schloss die Tür wieder. Sabrinas Beleidigungen fingen an ihn sehr zu nerven. Lange würde er sich das nicht mehr bieten lassen. Als nächstes öffnete er die mittlere Tür, welche wie die rechte Tür nach rechts aufging. „Garderobe.“ Auch diese schloss Adrian wieder und öffnete nun die letzte Tür, welche entsprechend ihrer Position auch nach links aufging. Auch hinter dieser Tür steckte eine Treppe, welche jedoch nach oben in den Neubau führte. Zwischen Treppe und Türrahmen war noch eine flache Stelle, damit man die Tür besser schließen konnte. „Geht vor! Und auch hier die Tür schließen.“ Kaum hatte Adrian das gesagt, zuckte Sabrina angewidert zusammen. „Sind da oben auch Ratten und so?“ „Nein! Aber wenn sie es ins Erdgeschoß schaffen, müssen sie es ja auch nicht noch nach oben packen oder?“ „Ich hoffe das für dich!“, drohte Sabrina und ging vorsichtig vor. Sie traute Adrian nicht und sah sich deswegen die Treppe besonders gut an, nicht, dass sich irgendwo eine Ratte verstecken würde, welche sie jetzt anfallen würde. „Bitte entschuldigen Sie ihr Verhalten.“, seufzte Kai und folgte mit Sabrinas Koffer beladen dem Mädchen. Der Chauffeur hatte gemerkt, dass sich Adrian alle Mühe gab sich nicht über die Tochter seines Arbeitgebers aufzuregen. „Sie können ja nichts dafür.“ Adrian folgte als Letzter und zog hinter sich die Tür zu. Das kleine, versteckte Treppenhaus war durch ein Fenster gut erhellt und für die Nacht gab es sogar eine Lampe an der Decke. Im Flur des ersten Stockwerks angekommen, wartete Sabrina auf die Anderen. Natürlich kam Adrian als Letzter die Treppe raufgestiegen, übernahm aber dennoch sofort das Kommando. Die Richtung die er dabei einschlug, wäre im Erdgeschoß der Weg zu Haustür gewesen, doch natürlich befand sich in dem Stockwerk keine Tür am Ende des Flures, stattdessen eine auf der rechten Seite. Der Flur war weiß tapeziert und strahlte eine angenehme wärme aus, er war sehr hell, nicht so wie der Flur des Erdgeschosses und wirkte dabei sehr modern. Sabrina gefiel es hier oben deutlich besser. Adrian öffnete die Tür, blieb jedoch an der Seite stehen. „Das ist dein Zimmer!“ „Ah-Ha!“ Sabrina ging zügig in das Zimmer und lies ihren Blick durch die Räumlichkeiten schweifen. „Mh…“ Als Gästezimmer bot der Raum nicht sonderlich viel, nur das Nötigste. So stand neben dem Fenster, an der Wand, ein etwas älteres Holzbett, mit einer Bettdecke, auf der Katzen abgebildet waren und an der gegenüberliegenden Wand ein Schrank, welcher richtig alt war und nicht gerade durch sein Design hervorstach. Daneben fand sich ein simpler, ovaler Spiegel. Als kleines Highlight bot das Zimmer einen älteren Sessel mit Stoffbezug und einem kleinem Tisch davor. Für die Beleuchtung am Abend sorgte entweder die Deckenlampe, mit moderner Halogen-Technik oder die Nachtischlampe auf dem Nachttisch. Trotz eines schönen Holzbodens war Sabrina überhaupt nicht begeistert. „Naja! Modern ist das ja nicht! Aber für eure Standards ist es sicherlich top!“, seufzte Sabrina und ging vor zu dem Schrank. „Mh! Ders hässlich! Da muss ein Neuer her! Ich denke da an etwas Modernes, mit schwarzer Metallic-Optik! Ja“ „Wir werden wegen dir sicherlich keinen neuen Schrank kaufen! Der funktioniert wunderbar! Er hält viel aus und für dich reicht der allemal!“ „Funktionieren? Oh man! Natürlich funktioniert der! Das beschreitet doch auch Keiner! Aber Gegenstände sollen nicht nur funktionieren, sondern Aussehen! Komm schon! Warum glaubst du kaufe ich mir teure Uhren? Die zeigen wie angesagt du bist! Die Uhrzeit kannst du auch auf jeder Bahnhofsuhr ablesen!“ „Was? Du würdest praktisch eine Uhr tragen, welche überhaupt nicht funktioniert, dafür aber teuer ist?“ „Oh man! Du verstehst doch Garnichts! Erst kommt das Design, dann die Funktion!“ „Und wo bleibt der Nutzen?“ „Oh GOTT! BITTE! Du bekommst wohl echt mageres Taschengeld, oder? Der Nutzen ist doch total egal! Es muss aussehen!“ Adrian verstummte. Sabrina gab sehr viel auf ihre Worte, das merkte der Jugendliche schnell. Doch er verstand nicht, wie das Aussehen über dem Nutzen und der Funktion stehen konnte. Natürlich wäre ihm dabei das Aussehen nicht egal, würde er eine Uhr kaufen, würde er natürlich eine Uhr nehmen die ihm gefallen würde, würde dabei aber auch auf den Preis achten. Besonders Unwichtig ist ihm dabei, ob die Uhr modern oder schick wäre. Er trug ja die Uhr, warum sollte sie dann den Anderen gefallen? Er musste doch damit ‚leben‘. „Und nun sag nicht, dass du im Laden nur Sachen kaufst, die nichts aussehen! Du kaufst doch auch das, was gefällt!“ „Ja! Aber was MIR gefällt und nicht was ‚hipp‘ ist! Oft braucht man doch auch nichts Neues! Sieh dir den Schrank an! Er tut was er soll, deswegen muss man ihn doch nicht austauschen.“ „Oh man! Das hatten wir doch grad! Guck dir den Uhrenkauf an! Würdest du eine alte Holzuhr, einer echt-goldenen, modernen Uhr vorziehen?!“ „Echt golden? Das braucht man doch nicht! Da nehme ich doch lieber eine, die nur halb so teuer ist und dennoch gut aussieht!“ „Ja, aber was drückt die Uhr dann aus? Mh? ‚Seht mich an, ich gebe mich mit Billigem zufrieden! ‘ So wirst du nie beliebt! Teure Habseligkeiten vermitteln die eigene Tollheit! Billig Kram zeigt nur, dass du dich mit mindere Ware zufrieden gibst, so bekommst du auch nur billige Freundinnen!“ „Tollheit?“ „So Jemanden von meinem Format würdest du nie rumbekommen!“ „So Jemanden will ich bestimmt nicht!“ „Was? Unerhört! Mit dir zu diskutieren ist sinnlos! Du bist richtig verbohrt! KAI! RÄUMEN SIE MEINE SACHEN IN DEN SCHRANK!“ Sabrina war sehr wütend auf Adrian, weswegen Kai das natürlich sofort ausbaden musste. Sie fühlte sich von Adrian nicht nur beleidigt, sondern auch herausgefordert. Sie wusste nämlich ganz genau, dass sie gut aussah und dieser ‚Bauernlümmel‘ wusste einfach nicht, was gut aussehend ist. Kein Wunder! Das hatte sie schon während der Diskussion deutlich gemerkt. Ihr Entschluss stand fest! Sie würde hier bleiben und Adrian zeigen wie toll und begehrt sie ist. „Du wirst noch sehen!“, drohte sie leise vor sich her. Auch Adrian war sichtlich angenervt von dem neuen Gast. Das war nur zu verständlich, immerhin ging sie alles andere als höflich mit ihren Mitmenschen um. Auch er hatte einen Entschluss gefasst. Er würde Sabrina noch zeigen, dass der Nutzen der Dinge wichtiger war als ihr Aussehen. Vor allem aber plante er auch sie an ihre Grenzen zu bringen. Adrian war sich sicher, dass sich das schwarzhaarige Mädchen für die Arbeiten zu fein wäre. Doch das wollte er ändern. Beide Parteien ließen das Kriegsbeil erst ein Mal ruhen und so führte Adrian seine neue ‚Freundin‘ weiter durch das obere Stockwerk. Der nächste Halt war dabei das Badezimmer, welches am Modernsten eingerichtet war. Nikola legte nämlich sehr viel wert darauf. Doch auch diese Zimmer überzeugte Sabrina nicht total. Sie war zwar beeindruckt von der verhältnismäßigen Moderne, wurde davon aber nicht vom Hocker gerissen. Die nächsten zwei Räumlichkeiten durfte Sabrina nicht betreten, Adrian zeigte legendlich auf die Türen. Bei den Räumen handelte es sich ein Mal um sein Zimmer, dieses sollte Sabrina nicht betreten, weil Adrian sie nicht mochte und um das Zimmer seiner Mutter, in das Sabrina keinen Einblick bekam, weil es eben das Schlafzimmer seiner Mutter war. Das verstand Sabrina sogar, aber nicht die Begründung, warum sie Adrians Zimmer nicht sehen durfte. Der Jugendliche wollte einfach nicht haben, dass das verwöhnte ‚Gör‘ über sein Reich herziehen würde und nannte deswegen als Grund: „Weil ich es will.“ Während sich die beiden Jugendlichen wieder auf den Weg nach unten machten, verabschiedete sich noch Kai und verschwand schneller aus dem Stockwerk, als eine Wanze bei Licht. Unten angekommen zeigte Adrian noch ein kleines Badezimmer, welches nur aus einer Toilette und einem Waschbecken bestand, sowie Küche und Wohnzimmer. Die anderen Räumlichkeiten hielt Adrian für nicht wichtig genug. Auch das Wohnzimmer, sowie die Küche hatte er nur ganz kurz gezeigt, ohne, dass Sabrina den Raum betreten hatte. Die Führung und die Diskussionen hatten einiges an Zeit gekostet und Klaus und Nikola waren immer noch nicht aufgetaucht. „Du hast Glück, dass es schon so spät ist! Aber du wirst jetzt trotzdem mit anpacken! Morgen feiern wir unser Sommerfest! Da kommen viele Leute und ich habe die Bierbänke noch nicht aufgebaut! Da wirst du mir helfen und danach darfst du noch die Planschbecken für die Kleinen aufpumpen.“, kommandierte nun Adrian das Mädchen und ging zur Haustür hinaus. „Bitte was? Du kannst mich mal! Ich lass mich doch hier nicht kommandieren!“ „Du bist hier um mit anzupacken! Du machst hier nicht Ferien! Du hilfst mit, wie alle Anderen auch! Und für das Aufbauen der Sitzbänke sollte dein Verstand doch ausrei… Ach ne! Ich zeige es dir lieber!“ Adrian provozierte Sabrina absichtlich. Er lies sich von ihr genauso wenig sagen, wie sie von ihm. Doch er hatte das Gefühl am längeren Hebel zu sitzen, immerhin war er hier der Einheimische und sie nur ein Gast. „Du! Sprich nicht so mit mir! Ich habe mehr Grips als du!“ Darauf ging der Jugendliche nicht mehr ein und ging einfach vor zu einer der Scheunen. „Du! Na warte!“ Wütend folgte Sabrina ihrem Gastgeber, blieb jedoch vor den großen Türen der offenen Scheune stehen. „Ihh! Das ist ja total verdreckt alles!“ „Das ist nur Staub! Staub, Erde und Stroh! Das frisst dich nicht auf! Und die Spinnenweben sowie so nicht!“ Adrian ging ohne zu zögern in die Scheune und rief dann aus dieser: „Kommst du jetzt?“ „Vergiss es!“ „Ach…“, seufzte Adrian schwer und rief nach kurzer Zeit zurück: „Hilf mir jetzt beim Tragen! Zu Zweit ist das viel leichter! Und ich verspreche dir, kein böses Staubkorn wird dich verletzen.“ „Ey das wirst du SO bereuen! Ich schwör!“ Zögerlich trat Sabrina in das Gebäude ein. Dabei sah sie ängstlich in alle Ecken, aber auch auf den Boden und an die Decke. Überall erwartete sie etwas total Widerliches und Abstoßendes. Aber sie hatte auch realistische Ängste vor möglichen Spinnenkolonien und Rattenplagen. Sie hatte so große Angst, dass sie sogar etwas zitterte. Doch Adrian hatte kein Mitgefühl, er war genervt! Er verstand nicht, vor was Sabrina eigentlich Angst hatte. Bei anderen Menschen wäre er mitfühlend gewesen und hätte versucht sie zu unterstützen, doch nicht bei Sabrina! Sie hatte es verdient! Am Liebsten hätte er das Mädchen noch ein wenig ‚leiden‘ gelassen, doch er hatte die Zeit im Blick. So lief er eisernen Schrittes auf sie zu und packte ihren Arm. „Komm! Wir haben nicht ewig Zeit.“, sagte er und zog die Ängstliche zu den Sitzbänken in der Ecke der Scheune. Gegen diese Art der Fortbewegung sträubte sich Sabrina natürlich besonders. „Lass mich los du Depp! HEY! AHHhhhhhhhh!“, schrie sie dabei. „Schwing die Hufe! Es gibt noch einiges zutun!“ „Das ist mir egal!“ „Mach jetzt!“, befahl Adrian und lies Sabrina los, als sie die Sitzbänke erreicht hatten. „Weißt du, wie man sowas trägt?“ „Ich bin doch nicht blöd!“ „Aber verwöhnt!“, meinte Adrian nur kurz und stellte sich an das Ende der Sitzbänke, um dieses anzuheben. Leider hatte er nicht damit gerechnet, dass Sabrina nicht auf dieselbe Idee kam. Genervt lies Adrian die Bank wieder ab. „Wie wäre es mal, mit anpacken?“ „Ich? Pah! Als…“ „MACH JETZT!“, rief Adrian wütend. „Schrei mich gefälligst nicht an!“ „Ich versteh schon, warum dich dein Vater hier hergeschickt hat!“ „Ach halt dein Maul!“, entgegnete Sabrina sofort gereizt und hob ihre Seite der Sitzbank an. „Was ist nun? Mach du jetzt mal hinne!“, provozierte sie Adrian. Seufzend hob dieser erneut seine Seite an und machte sich langsamen Schrittes auf den Weg zur Bühne. Mit Klaus trug er meist zwei Bänke auf einmal, doch diese Prozedur wollte er Sabrina nicht antun, zumal er selbst auch sehr ungern zwei Bänke trug. Um vor Sabrina jedoch als sehr taff dazustehen, erzählte Adrian natürlich sofort, dass er mit dem Vorarbeiter immer zwei Bänke auf einmal trug. Doch Sabrina lies sich davon nicht beeindrucken, sie hatte Adrian durchschaut, kein Wunder, immerhin baggerten sie sehr viele Leute an, da merkte sie schnell, wer sich doch etwas mehr überschätzte. Der Weg war nicht sonderlich lang, doch summierte er sich durch die ganzen Gänge zeitlich sehr auf. Oft stellte sich Sabrina auch quer, wollte eine Pause oder gar ganz aufhören und so wurden sie tatsächlich erst gegen Abend mit dem Aufstellen der Bänke fertig. Gerade wollten sie die letzte Bierbank zu ihrem Bestimmungsort bringen, tauchte bereits Adrians Mutter wieder auf der Bildfläche auf. „Hey Großer!“, begrüßte sie ihren Sohn, welcher die Bank vorsichtig abließ, um sich umzudrehen. „Hey Nikow! Du bist zurück!“ „Ja hat etwas länger gedauert.“, entschuldigte sich Nikola und sah an ihrem Sohn vorbei, direkt zu Sabrina. „Mhhh.“ Ihr war natürlich klar, dass dieses Mädchen die ‚Neue‘ sein müsste und ging deswegen zu ihr. „Du bist also unser Gast?“, fragte Nikola mit einem freundlichen Lächeln und reichte ihr die Hand. „Ja das bin ich!“, entgegnete Sabrina mit einem zuckersüßen, unschuldigen Lächeln und schüttelte Nikolas Hand. „Sabrina Atelli! Ich bin hocherfreut Sie kennen zu lernen.“ Bei Sabrinas freundlicher Begrüßung fiel Adrian Alles aus dem Gesicht. Hatte diese körperliche Arbeit das Mädchen etwa direkt verändert? Oder war dieses Auftreten nur ‚Show‘? Adrian blieb unsicher, vermutete aber natürlich hinter dieser Freundlichkeit, gegenüber seiner Mutter, einen Trick. „Oh bitte! Ich bin Nikola Gerst! Bleib ruhig beim Du! Ich tue es nämlich auch.“ „Vielen Dank Frau… ich meine Nikola!“ Mit einem verlegenen Lächeln zog Sabrina ihre Hand wieder zurück und sagte dann, in einem freudigen Ton, „Ihr Hof ist wirklich sehr schön! Ich bin froh hier helfen zu dürfen.“ „Schleimer…“, zischte Adrian wütend, welcher glaubte Sabrina durchschaut zu haben. Sie wollte sich wohl bei seiner Mutter einschleimen, so, dass sie eventuell weniger Arbeiten vollrichten müsste. Doch dieser Plan war undurchdacht! Auf dem Bauernhof musste jeder mit anpacken. „Freut mich, mit dir eine kräftige Arbeitskraft bekommen zu haben.“, strahle Nikola freudig, mit einem leichten provokanten Blick. Sie kaufte Sabrina diese Schleimeri nämlich auch nicht ab und vermutete hinter diesem Verhalten dasselbe Ziel, wie Adrian. „Was müsst ihr zwei den noch machen?“ „Also die eine Bank müssen wir noch aufbauen, dann noch die Planschbecken. Ist Klaus Heim?“ „Ja ist er, er will seiner Nachbarin noch im Garten helfen. Mhhh dann seid ihr ja fast fertig! Habt ihr auch vor Flicki aufzubauen?“ „Och klar! Sabrina ist doch so scharf aufs Arbeiten, da sollte Flicki kein Problem sein.“ Mit einem bösen Grinsen sah Adrian zu Sabrina. Diese entgegnete ihm einen bösen Blick, welcher bei Adrian nur ein freudiges Grinsen auslöste. Nachdem Gespräch entschloss sich Nikola das Abendessen vorzubereiten und verabschiedete sich von den beiden Jugendlichen. Vor der Zubereitung des Abendessens sah sie jedoch noch bei den Pferden und Schafen vorbei. Obwohl es einen freiläufigen Schweinestall gab, leistete sich die Familie Gerst momentan keine dieser Tiere. Doch Nikola hatte bereits einen Züchter kontaktiert und wollte eigentlich dieses Jahr wieder ein paar wenige Exemplare halten. Die Schafe waren schnell versorgt, die Pferde nahmen jedoch etwas mehr Zeit in Anspruch. Die Pferde machten immer sehr viel Arbeit, weshalb Nikola jungen Mädchen bezahlte Arbeit in ihrem kleinen Gestüt anbot. Die Nachfrage war natürlich riesig, die Verlässlichkeit an machen Tagen leider geringer, was heute leider zu einer längeren Arbeit führte. Nachdem auch die letzte Bank richtig positioniert war, machte sich Adrian wieder auf dem Weg zum Haus. „Das eine Planschbecken ist im Keller, Flicki liegt in der Scheune neben dem Haus.“, erklärte Adrian und blieb vor der Haustür stehen. „Weil du ja Schiss vor beiden Gebäuden hast, werde ich sie hohlen, heißt aber, dass du bei Flicki pumpen musst!“ „Jaja! Was auch immer Flicki sein soll und HEY! Komm jetzt nicht auf die Idee mir es zu erklären.“, seufzte Sabrina genervt und fügte dann noch, in einem sarkastischen Ton, an: „Denn ich will es ja UNBEDINGT wissen!“ Adrian erwiderte auf Sabrinas Sarkasmus keinen einzigen Satz und ging in das Wohnhaus. Er folgte der rechten Treppe, der Schränke, in den Keller. Der Keller hatte keinen Boden und bestand deswegen aus Sand. Überall standen Holzpfeiler im Boden, welche das Haus stützten. Zum Glück machten diese noch einen guten und stabilen Eindruck. Manchmal gab es auch zwischen den Pfeilern Wände aus unverputzten Steinen, doch im Großen und Ganzen war der Keller sehr weitläufig. Die Kinderbadeattraktion war schnell gefunden und so lief Adrian mit einem roten Päckchen wieder nach Oben. Das Planschbecken war gut gefaltet und war so einfach zu transportieren. Weil es draußen noch hell war, brauchte Adrian kein Licht im Keller anzumachen, das Licht der kleinen Kellerfenster reichte dafür vollkommen. Draußen angekommen warf Adrian das rote Paket vor Sabrinas Füße. „Aber auffalten kannste noch alleine?“, verabschiedete sich Adrian und ging nun in die Scheune direkt neben dem Haus. Sabrina zog zum Abschied ein trotziges Gesicht und hob dann einfach eine der Schichten, des Päckchens an. Sie zog diese einfach nach oben, wodurch sich das Planschbecken von ganz alleine auffaltete. Richtigherum stand es jedoch nicht, doch da half Sabrina großzügig nach. „Wow groß.“, spottete sie über den kleinen Pool. Sie war aus ihrer Kindheit natürlich direkt sehr große Schwimmbäder gewohnt und konnte sich gar nicht vorstellen, wie man in diesem Ding Spaß haben konnte. Lange war Adrian nicht verschwunden. ‚Flicki‘ lag nämlich an Ort und Stelle. Der Jugendliche warf die Plane zurück und trug das deutlich größere, blaue Pakt nach Draußen. Es war auch deutlich schwerer, als das Rote. „Schnapp dir dein Becken und komm mit!“ „Was? Warum sollte ich es dann auffalten?“ „Schleif es nicht über den Boden, davon geht es kaputt.“, entgegnete Adrian nur und ging vor zu den Wiesen. „Kannst mich mal!“, entgegnete Sabrina sauer und faltete das luftleere Gebilde etwas zusammen, ehe sie Adrian folgte. Adrian machte sich sofort daran, dass rote Planschbecken aufzupusten. Dieses gehörte zum Glück zu den altbekannten, runden Planschbecken und war deswegen problemlos mit dem Mund aufzublasen. Natürliche strengte diese Prozedur dennoch sehr an, doch Adrian wollte jetzt nicht noch ein Mal zurück zur Scheune gehen, um die Luftpumpe zu hohlen. Sabrina sah Adrian gelangweilt dabei zu, wie das kleine Schwimmbad immer größer und praller wurde. Dabei merkte sie, dass das Planschbecken wohl schon etwas älter war. Das Rot der Ringe war außen schon deutlich ausgeblichen, hingegen es auf der Innenseite noch relativ intensiv war. Dabei zierten verschieden farbige Autos die Ringe des kleinen Planschbeckens. Die kleinen Autos erinnerten sehr stark an Autos, welche von kleinen Kindern gemalt wurden, nur, dass diese sehr einheitlich und ordentlich waren. Dadurch wirkte das Kinderbecken auf Sabrina aber noch älter und sie war sich sicher, dass das Plastik dieses Pools sicherlich voller hochgiftiger Stoffe wäre. Obwohl Adrian in Kontakt mit diesen Stoffen kam, überlebte er das Aufbauen und atmete danach erst einmal kräftig durch. Er schnaufte schwer, als hätte er einen 1000Meter-Sprint hinter sich gebracht. „Okay gut! Arbeit ansehen strängt auch an, nescht? Ich hohle jetzt gleich die Luftpumpe… Uff! Und dann pumpen wir Flicki auf! Beziehungsweise du!“ „WAS?!“ „Ja! Du pumpst und ich suche das Löcherpaar! Sonst geht die Luft ja wieder raus.“ Adrian sah bereits an Sabrinas Haltung, dass diese mit ihrer neuen Aufgabe nicht zufrieden war. Doch er wollte heute noch fertig werden! Deswegen lies er sie einfach vor Ort stehen und ging zurück zur Scheune. Sabrina sollte sich einfach nicht so anstellen! Die Luftpumpe zu bedienen ist nun echt kein Kunststück und wenn er das Loch schnell finden würde, was er vor hatte, wären sie ja auch schnell fertig. Schnell schaffte der Jugendliche die Luftpumpe, sowie normales Paketklebeband bei. Weil die vier Löcher dicht beieinander lagen und dabei noch auf der Oberseite des Pools, konnte man diese eigentlich sehr gut mit dem Band kleben. Bei ‚Flicki‘ handelte es sich um einen Familienpool, welcher länger und breiter als die normalen Planschbecken war. Die Wände des Pools bestanden auch nicht mehr aus Ringen, sondern aus zwei großen, eckigen Wülsten. In dieses Planschbecken passte nicht nur viel Luft, sondern auch viel Wasser. Sie hatten den Pool eigentlich für das Sommerfest des letzten Jahres gekauft, weswegen dieser noch sauber und schön blau-dursichtig war, doch über Nacht hatte er vier Löcher, nebeneinander, in den Poolrand bekommen. Erst vermutete Nikola einen Tierbiss, konnte das Tier jedoch nicht identifizieren und beließ es bei einem dämlichen Jugendstreich. Die Löcher waren nicht sonderlich groß, jedoch so groß, dass man sie deutlich sah, wenn der Pool stand. Aber die Löcher zu finden, während der Pool keine Form hatte, war zu schwer für Adrian, weswegen Sabrina als Pumpkraft herhalten musste. Nach einer längeren Diskussion mit Adrian fing diese tatsächlich mit ihrer Arbeit an. Die Unterste Wulst war schnell mit Luft gefüllt, diese war auch unverletzt. Die Zweite und Oberste Wulst war das Sorgenkind des Pools. Während die Schwarzhaarige mit vollem Körpereinsatz pumpte, fuhr Adrian mit seiner Hand über den Poolrand und entdeckte durch den Luftstrom bald die Löcherpaare. Das Kleben der kugelschreiberspitzengroßen Löcher gestaltete sich ebenfalls als nicht sonderlich leichte Aufgabe. Bei seinen anfänglichen Versuchen klebte Adrian die Streifen unsauber auf, so, dass sich ein kleiner Kanal bildete und die Luft weiterhin ungehindert entwich. Doch nach ein paar hysterisch aufgeklebten Paketklebestreifen war das Problem des löchrigen Planschbeckens endlich gelöst! Mittlerweile näherte sich auch die Sonne dem Horizont, doch die Arbeit war endlich getan! Passend zum Ende rief Nikola auch schon zum Essen. Obwohl Sabrina heute nicht allzu viel geleistet hatte, war sie doch auf ihr Werk stolz und freute sich auf ihr Abendessen. Natürlich gab sie dies vor Adrian nicht zu und nutzte die Gelegenheit einmal mehr, um das Dasein als Bauer in den Dreck zu ziehen. Nikola war aber eine gute Köchin und die eigens angebauten Zutaten verfeinerten den Geschmack ihrer Köstlichkeiten zusätzlich. Sabrina wusste, dass ihre Köche sehr gut kochten, immerhin waren es Sterneköche, doch das Essen ihrer Gastmutter schmeckte ihr auf eine besondere Art besonders gut. Sabrina war begeistert und konnte dies nicht verbergen, was sie bereute. Sie wollte diesem Bauernhof nichts Gutes abgewinnen. Sie hatte Angst ihr glamouröses Leben zu verlieren. Den Abend verbrachte Sabrina mit einem ausgiebigen Telefonat mit der besten Freundin, in ihrem neuen Zimmer. Sie erzählte ihr, wie ‚scheiße‘ dieses Leben war und wie unmöglich Adrians Ansichten der Welt waren. Die beste Freundin verstand Sabrina natürlich vollkommen und erzählte ihr, im Gegenzug, den neusten Tratsch. Adrian verbrachte den Abend nicht mit Fernsehen im Wohnzimmer, sondern las in seinem Zimmer noch ein Buch über Singvögel. So blieb Nikola alleine im Wohnzimmer zurück und sah sich eine Quizshow an. Bevor sie zu Bett ging, schleppte Nikola noch die Planschbecken von der Wiese zurück zum Haus. Sie wollte verhindern, dass die Jugendlichen von damals wieder das Planschbecken kaputt machen würden. ~~~ Mittlerweile schliefen schon Alle im Haus, außer Sabrina. Ihr war die Matratze zu hart und konnte dadurch einfach nicht einschlafen. Um sich etwas abzulenken stand sie auf und tapste gemächlich in die Küche. Ihr Orientierungssinn war sehr gut, weswegen sie den Weg bereits auswendig wusste. Verschlafen knipste sie das düstere Licht der Küche an und ging zum Kühlschrank, als sie draußen vor dem Fenster etwas Merkwürdiges hörte. Zögerlich ging sie zu dem Fenster und zog die kleinen Gardienen zurück. Unsicher sah sie in die Dunkelheit, als plötzlich ein Schatten am Fenster vorbei huschte. Erschrocken wich Sabrina vom Fenster zurück. „Hua!“, rief sie leise und legte sich die Hand auf die Brust. Sie atmete dreimal durch und redete sich ein, dass da draußen nichts war. Um aber dennoch sicher zugehen, wollte sie noch ein weiteres Mal nachsehen. Ängstlich und mit zitternder Hand zog sie die Gardine erneut zurück, als sie plötzlich, direkt vor dem Fenster zwei Augen aufleuchten sah. „Ahhhhhhhh!“, schrie Sabrina voller Todesangst und stürmte aus der Küche, in den Flur und die Treppe hinauf. Im Gegensatz zu Nikola hörte Adrian Sabrinas Geschrei und fing sie im Flur ab des oberen Stockwerkes ab. „Was ist los mit dir?“, fragte er genervt, wobei eine gewisse Sorge in seiner Stimme mitschwang. „A-Adrian! D-Da… draußen! D-Da ist E-Etwas!“ „Was?“ „I-Ich hab d-da A-Augen gesehen!“ „Das sehe ich mir mal an!“ Adrian lies Sabrinas Schultern wieder los und ging in sein Zimmer. Mit einer Taschenlampe bewaffnet kehrte er zurück und ging vorsichtig die Treppe herunter. Sabrina hatte große Angst, folgte dem Jugendlichen aber dennoch nach draußen, vor die Türe. „Wo hast du die gesehen?“ „Da!“, meinte Sabrina und deutete hastig in die Richtung der Planschbecken. „Mhh…“ Vorsichtig schlichen die beiden Jugendlichen um die Ecke des Hauses und hörten tatsächlich Geraschel, welches eindeutig von dort kam. Adrian konnte das Geräusch jedoch deutlich identifizieren: Es kam aus dem Planschbecken. So lies er, aus guter Distanz, seinen Taschenlampenstrahl nach vorne wandern. Erst tastete er so das kleine Planschbecken ab, ehe er auf das Größere kam. „WAS ZUM?!“, erschrak Adrian, als er plötzlich in das strahlende Gesicht eines kleinen Jungen leuchtete. Der kleine Schmutzfink saß im Planschbecken und sah zu den Beiden rüber. Durch das Licht der Taschenlampe konnte Adrian jedoch nicht viel über den Jungen sagen, dieser strahlte nämlich einfach nur vor sich hin und abgesehen von seinem Lächeln lag alles andere von ihm im Dunklen. „Hey Kleiner! Was machst du denn da?“, fragte Adrian unsicher und besorgt, während er sich dem Planschbecken näherte. „Adrian! Bleib hier! Das ist gruselig!“, jammerte Sabrina gequält. Ihr war es nicht geheuer, dass dort ein Junge saß! Sie war überzeugt, dass dieser ein Geist oder ein gefährliches Monster war! Doch Adrian lies sich nicht aufhalten. Fast nicht! Kaum hatte er einen Schritt auf das Planschbecken zu getan, dröhnte ein böses, tierisches Knurren durch die Dunkelheit. Adrian stoppte sofort und bemerkte, wie sich der Junge in Bewegung setzte. Er bewegte sich zu der linken Seite des Planschbeckens, dabei wirkte er nicht besonders groß, er schien eher zu krabbeln. Als er den Rand erreicht hatte, fing der Junge an seinen Kopf an Etwas zu reiben, während das bedrohliche Knurren immer leiser wurde. Langsam bekam auch Adrian es mit der Angst zutun, doch seine Neugier blieb größer als die Angst und so schwenkte er das Licht von dem Gesicht des Jungen zu dem, an was sich der Junge so schrubberte. „OH MEIN GOTT!“, rief Sabrina panisch auf und rannte sofort hinter Adrian, in der Hoffnung, dass ‚es‘ sie nicht gesehen hätte. Kapitel 2: Wolfische Abnormalitäten ----------------------------------- Sein neues Umfeld… Solch eine Kreatur hatte Adrian noch nie gesehen, obwohl er direkt am Wald wohnte und schon so einige Tiere, in seinem Leben, gesehen hatte, welche andere Menschen nur von Bildern kannten. Doch dieses Tier war ihm neu! Zu fern es ein Tier war. Das Wesen hatte ungefähr die Größe eines ausgewachsenen Wolfes und lief, wie ein Wolf, auf allen Vieren. Die Pfoten des Tieres, vor Adrian waren, so schätzte er, größer als die von einem Wolf, vor allem aber waren sie dicker. Auch die Vorder- und Hinterläufe waren bei diesem Exemplar deutlich dicker und kräftiger. Der Schwanz war wieder vergleichbar mit dem eines Wolfes, zumindest von der Länge. Doch ab einem guten Viertel des Schwanzes schien sich ein weiterer Schwanz abzuspalten, welcher nicht so lang wie der Primärschwanz war, dafür aber mehr abstand. Die Schnauze der Kreatur war deutlich kürzer als bei einem ‚echten‘ Wolf und auch etwas breiter als bei diesen Tieren üblich. Es zeichnete sich auch kaum eine Nase ab, weil diese komplett mit einem kurzen Fell bedeckt war. Nur die Nasenlöcher fielen auf. Am Kopf wurde das Fell dann länger und war am Körper, sowie dem Schwanz am Längsten. Für ein Raubtier war das Fell relativ lang, jedoch nicht so lang, dass es herunter hing und beim Jagen störte. Die Ohren waren fast nicht zusehen, weil sie sehr klein und rund waren. Sie lagen relativ weit oben am Schädel und ähnelten mit dieser Größe keinem bekannten Raubtier. Auch die Augen lagen für ein Raubtier sehr merkwürdig. Für Raubtiere war es üblich, dass ihre Augen, wie bei Menschen, vorne im Schädel angesetzt waren, doch bei diesem Wesen lagen sie seitlich im Schädel, wie bei Eidechsen. Im schwachen Licht seiner Taschenlampe konnte Adrian sogar die Fellfarbe des Tieres erkennen. Wie bei einem Frischling war diese hellbraun, es zogen sich jedoch dunkelbraune Wellen und Punkte über das lange Fell. Vorsichtig strahlte Adrian die Kreatur an, doch diese schien zum Glück kein Interesse an ihnen zu zeigen, dafür aber diesem Jungen! Adrian bekam sofort Angst um das Kind. Diese Kreatur würde den Jungen sicherlich verspeisen! Er musste das verhindern! Sofort drehte er sich zu seiner ängstlichen Begleitung um und hielt ihr die Taschenlampe hin. „Der kleine Junge ist ihn echter Gefahr! Er hält dieses Vieh bestimmt für einen Hund oder so, ich denke nicht, dass die Kreatur das versteht!“ „Ist doch scheißegal! Lass uns wieder reingehen! Das ist Schicksal! Ich will nicht auch auf der Speisekarte von diesem Monster landen.“ „Ich hab jetzt keinen Bock mit dir zu diskutieren, du Egoistin! Halt mir einfach die Lampe und wenn es gefährlich wird, dann hau einfach ab!“, flüsterte Adrian leise. Sabrina schüttelte ungläubig den Kopf und richtete den Strahl der Lampe wieder auf das Tier. Doch sofort erschrak Sabrina, als das Licht das Maul des Wesens erhellte und schwang deswegen direkt den Strahl auf den Boden zwischen dem Tier und dem Jungen. „Du bist verrückt.“, zischte sie ängstlich, doch tief in ihrem Inneren schätzte sie Adrians Mut sehr. Doch das würde sie NIE zugeben. Adrian hatte sehr große Angst, doch sein Wille den Jungen zu retten war deutlich größer. Vorsichtig ging Adrian in die Hocke und griff mit seiner rechten Hand in den Kies. Langsam schob er seinen Fuß vorwärts und zog den Anderen nach. Er bewegte sich so sehr langsam vorwärts, sammelte dabei aber auch Kies und Sand mit seiner Hand auf. Ganz langsam näherte er sich den Beiden. Die Kreatur schien Adrian genau im Blick zu haben, er spürte deutlich die durchbohrenden Blicke der Kreatur. Doch sie blieb ruhig, hingegen der Junge schon Anstalten machte auf den Rücken des Tieres zu klettern. „Das darf doch nicht wahr sein!“, zischte Adrian leise. Er wollte diesen kleinen Kerl retten und was tat der? Kletterte einfach auf die Bedrohung seines Lebens! Adrian bekam ein großes Zeitproblem. Doch wofür sollte er sich noch Anschleichen? Das Tier hatte ihn doch schon bemerkt. Verzweifelt biss Adrian die Zähne zusammen und schloss kurz die Augen. „WAAAAAAHAAAAAAA!“, schrie Adrian urplötzlich laut auf und stieß sich aus der Hocke ab, um schneller auf eine hohe Geschwindigkeit zukommen. Mit seinem Schrei wollte er das Tier erschrecken, ob das klappte sah er nicht, weil er sich vollkommend auf seinen Plan konzentrierte. Immer schneller näherte er sich der Kreatur und dem Jungen. Wütend knurren drehte diese ihren Kopf zu Adrian, um ihn abzuschrecken. Damit hatte der Jugendliche gerechnet. Sofort bremste er ab und nutzte die übliche Kraft, um den Dreck in seiner Hand genau in die Augen des Tieres zuwerfen. Die Kreatur brüllte kräftig und wütend auf, als sie die Ladung Kies und Sand in ihre Augen bekam. Reflexartig wandte sie ihren Kopf ab und gab so den Weg zu dem Jungen preis. „PERFEKT!“ Ohne weiter auf das Monster zu achten, ergriff Adrian den Jungen, warf ihn sich über die Schulter und rannte zurück zu Sabrina. „SCHNELL INS HAUS!“ Adrians Beute war sichtlich überrascht. „Grahm!“, gab sie, wie ein kleines, junges Brüllen von sich und fing an zu zappeln. Dabei gab er Laute von sich, welche sich wie die Laute der Kreatur anhörten, nur, dass seine viel leiser und höher klangen, wie die eines jungen Tieres. Mit seinen Händen trommelte er auf Adrians Brust und mit seinen Füßen trat er ihn. Das erleichterte dem Jugendlichen das Tragen nicht, was wegen seiner Flucht schon schwer genug war. Um den Kleinen besser zuhalten griff Adrian um, dabei strich er über den vermeintlichen Rücken des Jungen, spürte aber nur seine Haare, bis er schon seinen nackten Hintern fühlte und etwas Merkwürdiges, was sich wie Plastik anfühlte. So sehr sich Adrian über den Jungen wunderte, warf er doch keinen Blick auf ihn, sondern richtete diesen abwechselnd auf Sabrina und den Weg, sowie auf die Kreatur. Diese reagierte nämlich auf die Schreie des Jungen und schüttelte deswegen hastig ihren Kopf. Dadurch wurde sie aber noch nicht den ganzen Sand in ihren Augen los, doch es musste reichen. Noch geblendet von Adrians Angriff nahm die Kreatur sofort die Verfolgung auf. Sie war zwar deutlich schneller als ein Mensch, doch musste sie erst einmal Fahrt aufnehmen und die Menschen hatten schon einen ordentlichen Vorsprung. Auch machte ihre eingeschränkte Sehkraft der Kreatur zu schaffen. „Adrian! Sie kommt!“, rief Sabrina panisch, als sie zurück sah. Tatsächlich hatte das Wesen bereits aufgeholt, bedrohlich aufgeholt. Vorsichtig riskierte auch Adrian einen Blick und erschrak fürchterlich. Zwischen ihm und dem offenem Gebiss des wilden Tieres lagen nur noch wenige Zentimeter. Adrian spürte förmlich den Atem dieser Bestie. „DIE TÜR!“, brüllte Adrian voller Todesangst zu Sabrina, welche die offene Haustür soweit öffnete, wie es die Wand hergab. Gleich! Nur noch ein Stück! Adrians Angst stieg. Diese Kreatur machte keine Späße, da war er sich sicher, nicht bei diesen Zähnen. Es wurde knapper und knapper, doch kaum war Adrian durch die Tür gerannt, stieß Sabrina diese unverzüglich zu. Der dumpfe Schlag danach signalisierte eindeutig, dass das Tier gegen die Tür gerannt war. Doch nachdem Schlag blieb es ruhig vor der Tür. „I-Ist es tot?“ „Nein, vielleicht nur bewusstlos! Wir sollten im Flur bleiben, weg vom Fenster.“, meinte Adrian und achtete nicht auf den weiterhin strampelnden und schreienden Jungen. Von der Flucht war Adrian schwer geschafft, doch noch konnte er sich nicht ausruhen. „Weg vom Fenster…Sabrina! Schließ schnell die Haustür ab und mach das Licht an!“ Adrian traute dieser Wolfs-Kreatur durchaus zu, dass sie die unabgeschlossene Tür aufstoßen könne. „Klar!“ Sabrina stand noch direkt bei der Tür und schloss diese sofort mit dem steckenden Schlüssel ab, ehe sie den Lichtschalter betätigte und schwer durchatmete. „I…Ist das immer so bei euch?“ Erschöpft lies sie sich an der Wand heruntersinken und sah zu Boden. Sie hatte Angst gehabt! Große Angst! „Nein…“, seufzte Adrian und schnaufte ebenfalls noch einmal durch, ehe der zappelnden Jungen langsam zu Boden lies. „Jetzt wird alles gut mein Kleiner.“ Kaum hatte der Junge Boden unter den Füßen, riss er sich von Adrian los und sprang ein gutes Stück zurück, ehe er eine merkwürdige Haltung einnahm. „Was?“ Unsicher betrachtete der Jugendliche das Kind nun genau. Es war splitternackt und zudem unglaublich dreckig und schmutzig. Auch seine Körperhaltung, welche der Junge sofort angenommen hatte, unterschied sich von den möglichen, normalen Körperhaltungen eines Kindes. Er stand im Vierfüßlerstand vor ihm, doch im Gegensatz zu den Kindern die Adrian kannte, winkelte dieser Junge seine Beine leicht an. Dadurch nahm sein Rücken eine ordentliche, waagrechte Haltung an. Würde er knien, läge sein Rücken deutlich tiefer, würde er seine Beine durchstrecken, wäre sein Rücken nicht so gerade. Schon bei dem Anblick dieser Körperhaltung taten Adrian seine Beine weh, er könnte seinen Körper niemals mit angewinkelten Beinen halten, doch dem Jungen schien dies nichts auszumachen. Doch die Kuriositäten stoppten nicht bei der Haltung, seine Haare waren unglaublich lang und reichten ihm bis zu seinem Hintern. Seine Haare waren hellbraun, wobei sich, wie bei dem Fell der Kreatur, ein dunkelbraunes Frischlingsmuster abzeichnete. Adrian verstand nicht, wie die glatten Haare von dem Kleinen so ordentlich auf seinem Rücken liegen konnten, so ordentlich, dass das Muster aus Wellen und Punkten nicht unterbrochen wurde. Im Gesicht schien das Kind jedoch normal zu sein, grüne Augen waren nichts ungewöhnliches, doch seine Zähne sollten wieder eine Besonderheit bilden. Wie ein Hund biss der Junge sein Gebiss aufeinander und zeigte dabei, mit einem knurrenden Laut, seine Zähne. Durch den hellen Flur konnte Adrian genau erkennen, dass der Braunhaarige am oberen Kiefer gleich vier Eckzähne hatte, ein Paar links und ein Paar rechts. Auch die Länge unterschied sich zu den Eckzähnen normaler Kinder, seinen schienen viel länger zu sein und reichten bis zum Zahnfleisch des Unterkiefers. Eine letzte Besonderheit zeigte sich direkt an des Kindes Hintern. Direkt über seinem Steißbein war ein großes Palmenblatt mit einem Seil festgebunden. Der Stiel des Blattes lag dabei akkurat auf seiner Wirbelsäule auf, hingegen das Blatt an sich über seinen Hintern hinaushing, wie ein Schwanz. Nun begriff Adrian auch, was er vorhin Plastikartiges erfühlt hatte. „Hey beruhig dich doch.“, lächelte Adrian den Jungen lieb an. Trotz all der Kuriositäten die er bot, hielt Adrian das Kind für ein normales Menschenkind, wenngleich es sich doch wie ein Hund aufführte und ihn anknurrte. Dabei schien er auch nicht seinen Blick von Adrian zulassen. Adrian hielt das Auftreten des neuen Gastes für ein normales Kinderverhalten. Der Junge war im Begriff gewesen von einem wilden Tier gefressen zu werden, bestimmt war es ein Schutzmechanismus, dass er sich jetzt wie ein Tier benahm. „D-Das ist kein Mensch!“, gab Sabrina schockiert von sich. Sie war mittlerweile wieder aufgestanden und hatte sich neben Adrian gestellt. Auch die Schwarzhaarige hatte den Kleinen ausgiebig beobachtet. „Ach Quark! Das ist nur ein Schutzverhalten.“ „Was ist daran Schutz?“ „Naja ein wildes Tier wollte ihn fressen, also tut er so als wäre er ebenfalls ein wildes Tier und wird verschont.“ „Hä? Das ist doch Blödsinn.“ Wie üblich lies Adrian Sabrina einfach wieder stehen und lief einige Schritte auf den Jungen zu. „Magst du mir sagen wie du heißt?“ „Grrrr!“, bedrohlich knurrend ging der Junge mit seinem Körper zurück, lies dabei aber seine Hände und Füße stehen. Gleichzeitig hob er auch sein Gesäß in die Luft, bis sich sogar die Handflächen, welche vorher Bodenkontakt hatten, etwas anhoben. „Du spielst wohl gerne wilde Bestie oder? Ich tue dir nichts.“, versicherte Adrian lächelnd. „Das… sieht nicht gut aus! Komm zurück!“, forderte Sabrina gequält. Sie würde es zwar nie zugeben, doch sie hatte Angst um Adrian. Sie traute diesem komischen Kind nicht über den Weg und das nicht nur weil es wie ein Stinktier stank. „Man Sabrina! Labber doch keinen Müll!“, gab Adrian genervt von sich und drehte sich wieder zurück zu seiner Gefährtin. Bei dieser Drehbewegung hob Adrian seine Arme etwas an, als würde er um sich schlagen. Eine Geste die Sabrina nicht falsch verstand, dafür aber der Junge aus der Nacht! Er dachte Adrian würde ihn angreifen und stieß sich kräftig mit seinen weniger stark angewinkelten Beinen ab. Er sprang regelrecht auf Adrian zu und streckte seine Arme dafür weit nach vorne aus. Seine Finger nahmen dabei eine Krallenform an, wodurch seine längeren Fingernägel gut zum Vorschein kamen, welche eine stärkere Rundung hatte, als bei anderen Kindern und viel spitzer waren. „ADRIAN! VORSICHT!“, rief Sabrina panisch, als sie sah wie sich das kleine Kind plötzlich abstieß. „Was?“ Im Gegensatz zu Sabrina sah Adrian natürlich nicht, was hinter seinem Rücken geschah und drehte sich auf Sabrinas Geschrei sofort in die Richtung seines Angreifers, als dieser ihn schon erreichte. Der kleine Junge war erstaunlich hochgekommen und hätte sich versucht an Adrians Bauch festzukrallen, doch dieser hatte im Reflex seine Hände schützend vor seinem Bauch gekreuzt. So stieß das Kind gegen Adrians Abwehr und versuchte sich hastig irgendwo an ihm festzukrallen, leider hatte er keine Möglichkeit sich festzuhalten und bewegte sich, dank der Schwerkraft, Richtung Boden. „Gaaahhh!“, rief er, als ihn plötzlich Adrian an der Seite packte und hoch hob, mit deutlichem Abstand zu seinem Körper. „Grah! Grah!“, knurrte das Kind wütend und schlug mit seinen spitzen Fingernägeln um sich. Dummerweise war er zu klein um die Distanz zwischen ihm und Adrian zu Überbrücken, um ihn im Gesicht zu erwischen. Auf dieses zielte er besonders, merkte aber nicht, dass er es nie erreichen würde. Auch kam es ihm nicht in den Sinn Adrians Arme anzugreifen, obwohl diese viel näher waren und ihm ebenfalls einen Weg in die Freiheit hätten ermöglichen könnten. „Beruhig dich!“, forderte Adrian verzweifelt von dem kleinen Mann, welcher einfach nicht aufhörte um sich zu kratzen. Sabrina sah dem Treiben schockiert zu. Für sie war klar, dass dieses Kind kein Kind war! Es war ein Monster! Ein Mischling zwischen Monster und Mensch. Für ein Menschenkind benahm sich der Kleine viel zu seltsam. Er imitierte Tierlaute, welche wohlmöglich von einem Hund oder Wolf stammten. Hatte ein unmögliches Muster auf seinen viel zu langen Haaren. War viel zu dreckig für einen Menschen und trug ein Palmenblatt als Schwanz. „Adrian! Lass uns den vor die Tür setzen! Ich glaube der ist kein Mensch!“ Obwohl das vermeidliche Monster zappelte wie ein Weltmeister und noch viel mehr um sich schlug, hatte Adrian kein Problem damit den Jungen festzuhalten. Immerhin wackelte er nur sehr stark, weil er seine Arme nicht angriff und offensichtlich immer noch versuchte sein Gesicht zu attackieren. Doch der Jugendliche bildete sich ein, dass das Gezappel immer schwächer wurde, je länger es dauerte. „Der ist gewiss ein Mensch!“, versicherte Adrian und drehte seinen Kopf, leicht gekippt, zu Sabrina. „Er hat klar abgegrenzte Arme und Beine, kann bestimmt auf zwei Beinen laufen, hat ein menschliches Gesicht und ist definitiv ein Junge.“ „Aber wie er sich verhält!“ „Ich denke er macht einfach nur ein Trauma durch und braucht jetzt einfach etwas Liebe.“ „Etwas Liebe? Was ist DAS denn fürn Geschwätz?“ „Ich meine das wirklich so! Kleine Kinder brauchen Liebe.“ „Schon klar, aber…“ „Dann ist ja gut.“ „Hey ich wollte noch was sagen!“ Einmal mehr lies Adrian Sabrina mitten in ihrem Satz stehen und drehte sich zurück zu seinem Zappelfisch. Während der Jugendliche den Jungen betrachtete und nachwievor gut festhielt, dachte er darüber nach, wie er dem Kind am Besten ‚Liebe‘ vermitteln könne, ohne ihn zu nahe zukommen. Adrian fürchtete nämlich, dass er bei einer Umarmung schmerzliche gekratzt werden würde und darauf hatte er keine Lust. „Hey mein Kleiner! Beruhige dich! Der böse Wolf ist weg! Und heute Nacht bleibst du bei uns. Morgen bringen wir dich dann zu deiner Mami und dann ist wieder alles in Ordnung!“, strahle Adrian vor sich hin. Ärgerlicherweise glaubte er, dass seine herzerweichenden Worte den Jungen nicht berührt hätten, doch urplötzlich hörte dieser mit seinem Theater auf und sah Adrian, mit einem leicht gequälten Blick an. Die grünen Augen des Jungen wurden richtig riesig und seine Arme hingen schlaff herunter. Für Adrian war der Fall klar! Der Junge würde jeden Moment anfangen zu weinen. „Nicht weinen!“, tröstete Adrian direkt den Jüngling. „Weinen?“ Sabrina sah der Situation skeptisch zu. Adrians Worte waren keine Herzerweichenden gewesen, sondern ihrer Meinung nach ganz normale 0-8-15-Trostworte. Außerdem hörte der Junge viel zu schnell mit seinem Gezappel auf, ohne Anzeichen davon, dass er sich beruhigt hätte. In Sabrinas Augen wirkte der kleine Kerl nämlich sehr angespannt und gar nicht getröstet. Sie glaubte eher, dass der Kleine Adrian eine Falle stellte. Doch das wollte sie ihm nicht auf die Nase binden, sie freute sich schon darauf, wenn der Junge Adrian kratzen oder gar beißen würde. Das wäre ihre persönliche Rache für die ganze harte Arbeit. Vorsichtig zog Adrian den Braunhaarigen an sich heran. Jetzt wo er sich ja beruhigt hatte, ging von ihm keine Gefahr mehr aus und nach einer herzlichen Umarmung wäre der Junge wieder glückliche und würde reden. Daran glaubte Adrian fest! „Hab keine Angst.“, flüsterte Adrian leise und drückte das nackte Kind fest an sich. „Grah?“ Einen etwas merkwürdigen Ton gab der Junge von sich, doch das störte den Jugendlichen nicht weiter. Der Junge aus der Nacht lies sich zwar umarmen, schien aber nicht auf die Umarmung einzugehen. Wie ein Brett blieb er ganz steif und lies sich einfach umarmen. „Graaa…“, knurrte er leise vor sich her, doch Adrian blieb bei seiner Überzeugung. Scheinbar sollte Adrian recht behalten, denn er merkte deutlich, wie sich die Ganzkörperspannung des Kindes auf einmal auflöste und er in seiner Umarmung hing, wie ein Sack Kartoffeln. Für Adrian ein klarer Fortschritt, doch er sollte schnell merken wieso der Junge plötzlich so entspannt war. „Bäääääääääh! Scheiße! Das darf doch nicht wahr sein!“ „Hahahaha! GENIAL!“, lachte Sabrina gehässig, aber aus tiefstem Herzen über Adrian. Sie hatte sich in dem Jungen getäuscht, er wollte Adrian wohl nicht verletzen, war aber offensichtlich aus anderen Gründen so angespannt gewesen. Während Adrians aufrichtiger Umarmung hatte der Junge offensichtlich nicht mehr die Kraft gehabt seine Natur zurückzuhalten und lies ihr einfach freien Lauf, direkt auf Adrians Bauch. „Bah! Du bist ein böses Kind!“, schimpfte Adrian wütend mit dem Kind, welches ihn aber nur unschuldig anglubschte. Er war sich offensichtlich keiner Schuld bewusst. Adrian war nicht nur genervt, weil sein Schlafanzug nun kalt war und nach Urin roch, sondern auch weil seine Umarmung nicht gefruchtet hatte. Kaum war das Kind fertig mit seinem Geschäft, wandelte sich sein Blick von niedlich zu böse. „Grrrrr!“, knurrte er wieder gefährlich Adrian an, welcher sofort reagierte und das Kind wieder von sich streckte. „Sabrina! Wenn du irgendwann mal fertig bist dich über mich tot zulachen, dann hohl meine Mutter! Das wird sonst nichts!“ „Der hat dich angepieselt! Wie geil ist das denn? Du mit deinem Hauch von Liebe!“ Sabrina konnte sich kaum noch vor lachen halten. Dieser Moment versüßte ihr den ganzen Tag. Adrian ging das natürlich gegen den Strich. Er musste einen kleinen Jungen festhalten, welcher nicht dicht ist und versucht ihn zu kratzen und Sabrina lacht ihn einfach aus. „SABRINA! Weck meine Mutter auf! Die wird sonst nicht wach! Und ich komme alleine nicht zurecht!“ „Jaja!“, presste Sabrina, durch ihr Lachen gehindert, hervor und machte sich auf den Weg zu den drei Türen. „Angepieselt~“ Tatsächlich schlief Adrians Mutter immer so tief, dass man problemlos im Haus rumschreien konnte, ab 23Uhr wurde sie einfach nicht mehr wach. Adrian verstand nie wie das möglich war, wunderte sich nach einiger Zeit aber auch nicht mehr darüber. Angeblich hatte er als Kind auch einen sehr tiefen Schlaf gehabt, vielleicht lag das in der Familie? Wollte man in der Nacht etwas von Nikola, musste man schon in ihr Zimmer gehen und das Licht anknipsen. Das garantierte zwar, dass sie aufwachte, hieß aber nicht, dass ihr Verstand auch schon voll da war. Diese Erfahrung musste auch Sabrina machen. Sie schaffte es zwar Nikola aufzuwecken, doch schaffte sie es nicht Nikola den Ernst der Lage zu vermitteln. Immerhin hatten sie einen fremden Jungen vor einem Wolf gerettet. Sabrina wurde dann klar, dass die Geschichte für die Uhrzeit viel zu kompliziert war und fasste sie noch einmal in einem kurzen Satz zusammen: „Adrian braucht Hilfe!“ Diese drei magischen Worte ließen die Mutter sofort aufwachen. „Was? Was ist los?“ „Kommen Sie einfach!“ Schnell schwang sich Nikola aus dem Bett und folgte Sabrina zügig ins Erdgeschoß, wo sie direkt Adrian sah, welcher den um sich schlagenden Jungen von seinem Körper weghielt. Sofort schüttelte die Mutter ihren Kopf. Hielt Adrian gerade wirklich ein Kind vor sich? Wo kam es her? Hatte er es entführt? Nein! Unmöglich! Wieso sollte er? Dann fiel Nikola die fehlende Bekleidung des Kindes auf. ‚Wurde er etwa vergewaltigt und dann im Wald ausgesetzt? ‘, waren ihre Gedanken, ehe sie schon auf Adrian zulief. „Ach du meine Güte!“, rief sie besorgt und hob den zappelnden Jungen aus Adrians Armen. „Was ist bloß mit dir passiert?“ Als plötzlich Nikola auftauchte und ihn aus den Armen des Fremden hob, hörte der Junge erneut auf zu Zappeln. So viele neue Gesichter waren auch für ihn zu viel und so sah er auch dieses neue Gesicht einige Zeit an. In Nikolas Gesicht lass der Junge mit den auffälligen Haaren Besorgnis, aber auch Liebe und Vertrauen. „Grahm…“, knurrte er leise und leicht traurig, ehe ihm Tränen in die Augen stiegen. Dieses Gesicht sah seiner Mama nicht ähnlich, doch er fühlte sich bei Nikola so geborgen, wie bei seiner Mutter. Er vermisste sie sehr! Viel zu sehr! Ehe ihm schon die ersten Tränen über die Backen liefen, warf er sich Nikola um den Hals um sich feste an sie zu kuscheln. „Gra! Gra!“ Nikola sprach nicht weiter zu den Jungen, viel zu überrascht war sie über dessen plötzlichen Gefühlsausbruch. Sie streichelte ihm erst über die Haare, merkte dann aber, dass er es lieber mochte, wenn sie seine Backe an seinem Gesicht rieb. Kurz unterbrach sie das friedliche Kuscheln und flüsterte zu Adrian, wobei sie großen Wert auf die Mundbewegungen legte: „Hohl mir ein Handtuch und Wäscheklammern. Und… du riechst komisch.“ Dann rieb sie sich weiter an dem schmutzigen Jungen aus dem Wald. Adrian nickte hastig und rannte schnell an den Beiden vorbei, zu seinem merkwürdigen Duft äußerte er sich nicht, er würde sich nachher umziehen. Adrian war überrascht von dem Verhalten des Jungen, war aber froh, dass er nun Ruhe gab. Er glaubte, dass der Junge bei Nikola so ruhig wurde, weil sie eine Frau war. Vielleicht hatte er mit Männern schlechte Erfahrungen gemacht? Im Bad angekommen schnappte sich Adrian das erste Handtuch auf dem Halter und sah sich hastig um. Wäscheklammern? Wo gab es die? Eigentlich fanden sich alle Wäscheklammern draußen bei der Wäscheleine. Doch bei Nacht rauszugehen wäre blanker Selbstmord! Im Zweifel lag der Wolf noch bewusstlos vor der Tür oder er streife jetzt über den Hof. „MIST!“ Wo sollte er jetzt Wäscheklammern herbekommen? Doch dann kam ihm eine Idee. Mit dem Handtuch über der Schulter eilte der Braunhaarige in sein Zimmer. Über seinem Bett hing eine Kordel, welche er durch mehrere Wäscheklammern gezogen hatte. An den Wäscheklammern hingen Fotos von Freunden und Bilder. Adrian fühlte sich gestresst, er hatte das Gefühl, dass seine Mutter eine wichtige Idee hätte und je länger er brauchen würde, desto eher würde der Junge vielleicht wieder austicken und sie eventuell noch verletzen. Deswegen stieg er schnell auf sein Bett und löste die Kordel. Er zog die ersten zwei Wäscheklammern ab und legte das Foto seines Freundes und eines Wasserfalls auf sein Bett. Fertig ausgerüstet machte er sich auf den Rückweg. Im Erdgeschoß hatte sich die Situation mehr und mehr beruhigt. Nikola rieb ihren Kopf nicht mehr an dem des kleinen Mannes. Von der ungewöhnlichen Situation gestresst war dieser nämlich sehr müde geworden und konnte endlich auf Nikolas Arm seine Ruhe finden. Damit Adrian den Jungen nicht wieder aufwecken würde, stellte sich Sabrina in den Türrahmen und hielt sich den Zeigefinger vor die Lippen. „Psst! Das Monster schläft.“ „Oh! Okay!“ Vorsichtigen Schrittes lief Adrian zu seiner Mutter und tippte ihr auf die Schulter. „Ich hab alles.“ „Gut. Leg das Handtuch auf den Boden.“ Der Braunhaarige nickte kurz und legte dann ordentlich das Handtuch auf den Boden. Langsam hob Nikola den Jungen von ihrem Arm und legte ihn so auf das Handtuch, dass sie die vordere Hälfte über seine Taille legen konnte. Zuletzt nahm sie noch die zwei Wäscheklammern und fixierte so die jeweils aufeinander liegenden Handtuchecken. „Fertig!“ Jetzt hatte der Junge endlich eine Windel an. Auch wenn Nikola nicht verstand warum er ein Palmenblatt trug, hatte sie den Jungen so auf das Handtuch gelegt, dass dessen ‚Windel‘ unter dem Blatt lag. „Was machen wir jetzt mit ihm?“ „Er ist doch ein Findelkind oder? Dann Polizei.“, flüsterte Sabrina leise und stellte sich zu den Beiden. „Nein! Keine Polizei.“, entgegnete Nikola sofort. „I…“ „Was? Mama! Wir können doch nicht.“ „Lass mich bitte ausreden! Sabrina hat mir erzählt was Sache ist! Wenn wir jetzt die Polizei rufen, ist das zu viel für ihn. Morgen ist Samstag, auf dem Sommerfest fällt ein weiteres Kind nicht auf. Wir haben alle ein Auge auf ihn und sehen zu, dass wir ihn in einen stabilen Zustand bekommen. Dann rufen wir die Polizei.“ „Vielleicht hast du recht…“ „Was? Was ist das für ein Geschwätz? Wollen Sie den behalten? Je schneller der weg ist, desto besser.“ Nikola sah Sabrina entgeistert an und wurde leicht wütend auf sie. „Ich will ihm keinen Stress machen und dir kann es egal sein ob es hier eine Person mehr oder weniger im Haus gibt.“ „Das ist Entführung!“ „Entführung? Was bildest du dir ein? Du spielst dich hier ganz schön auf.“, entgegnete Nikola wütend und wirkte dabei sehr arrogant. Sie lies sich von dem Mädchen so etwas nicht unterstellen. „Niko hat recht Sabrina! Wenn der Junge so bei der Polizei ausflippt…erschießen sie ihn vielleicht noch.“ Bei dieser Vorstellung verstummte Sabrina sofort. Ihr war der Junge unheimlich, doch sie wollte nicht haben, dass er erschossen wird. „Ich werde mit dem Jungen im Wohnzimmer schlafen. Ich schließe die Tür von innen ab, falls er aufwacht, dass er nicht wegrennt. Wenn er aufwacht soll er mich sehen, sonst bekommt er eventuell noch mehr Angst.“ „Ich bleibe bei dir!“, forderte Adrian sofort und machte einen Schritt auf seine Mutter zu, „Wenn er dich angreift will ich dich beschützen!“ „Adrian! Er ist ein kleines Kind.“, versicherte Nikola lächelnd und hob den schlafenden Jungen auf. Sie war stolz auf Adrian, dass dieser sie sofort beschützen wollte, doch ging er offensichtlich etwas zu weit. „Nagut.“, gab sich Adrian geschlagen und sah dennoch besorgt seine Mutter an. Er würde es zwar nicht zugeben, doch er hatte etwas Angst vor dem Kind, weil es so wild war. Natürlich kannte Adrian wilde Kinder, doch keine welche auf allen Vieren liefen und dann auch noch schnell waren. Irgendwas stimmte mit diesem Kind nicht. „Gut!“, lächelte Nikola und öffnete die Tür zum Wohnzimmer. „Nun dann! Schlaft gut!“ „Ja danke!“ „Schlafen Sie auch gut.“ Gemeinsam mit Sabrina ging Adrian wieder nach oben. Im Flur blieb er noch stehen und sah seine Mitbewohnerin an. „Was denkst du über dieses Kind?“ „Es ist komisch.“, sagte Sabrina und schüttelte ihren Kopf. „Das weißt du doch!“ Sabrinas Tonfall war leicht vorwurfsvoll, immerhin hatte sie ihren Standpunkt doch mehr als deutlich gemacht, oder nicht? „Ja ich weiß… aber dieser Wolf… oder was des war. Glaubst du er wollte das Kind wirklich fressen?“ „Frag das doch gleich! Ich weiß es nicht! Fressen Wölfe denn Menschen?“ „Glaube nicht…“ „Dann wollte er ihn wohl nicht auffressen.“, gab Sabrina besserwisserisch von sich und gähnte kräftig. „Sonst noch was?“, fragte sie leicht genervt und hob ihre Hand zum Abschied, ehe sie bereits zu ihrem Zimmer lief. „…Schlaf du auch gut…“ So zog sich auch Adrian in sein etwas enges Zimmer zurück. Er hing schnell seine Bilderleine wieder auf, ehe er sich in sein Bett legte und die Decke anstarrte. Natürlich hatte er zuvor sein Oberteil gewechselt, immerhin roch dieses noch sehr eigenartig. Hatte er nun einen wilden, neuen kleinen Bruder bekommen? Was war diesem Kind wiederfahren? Vielleicht wurden seine Eltern brutal ausgemerzt und durch ein Trauma glaubt er nun ein Tier zu sein? Oder war es wirklich nur ein Schutzverhalten gegenüber dem Tier? Was hatte es mit diesem Palmenblatt auf sich? Der Knoten war sehr fest und das Seil sehr dreckig. Alleine hat er es sich garantiert nicht umgebunden. Vielleicht war alles auch nur ein großes Missverständnis oder gar ein Traum! War das ein Traum? Morgen würde er es wissen. --- --- --- Wie üblich war Nikola als Erste wach. Sie hatte den kleinen Jungen in der Nacht auf das Sofa gelegt und sich selbst auf das benachbarte Sofa, welches rechtwinklig auf das erste Sofa traf. Einige Zeit sah sie dem wilden Jungen beim Schlafen zu, wie ein Tier, oder mancher Mensch, hatte er sich ganz eng zusammengerollt, doch wie jedes Kind wirkte er im Schlaf sehr niedlich und friedlich. Sollte sie ihn wecken? Nikola war unsicher. Wenn sie den Jungen jetzt aufwecken würde, wäre es sicherlich etwas verwirrt und überrumpelt. Anderseits konnte sie auch nicht warten, bis er von sich wach werden würde. Dann kam ihr jedoch eine Idee. Vorsichtig versuchte Nikola den Jungen auf ihre Arme zu hieven, doch plötzlich wurde dieser wach! „Uahm?“, fiepte der kleine Kerl wie ein Eichhörnchen und sah direkt in Nikolas Gesicht. Diese lächelte sofort und begrüßte den Kleinen mit einem freundlichen: „Guten Morgen!“ Ehe sie nicht Drumherum kam ihn nach seinem Namen zu fragen. Sie war sich sicher, dass er jetzt seine Tierlaute abgelegt hätte und wieder normal sprechen würde. „Wie heißt du denn, mein Kleiner?“ „Grahm!“, gab er jedoch nur von sich, mit einem weitaufgerissenem Mund. Nikola seufzte schwer. Der Junge war wohl noch nicht über dem Berg. „Mhh! Grahm also? So kann ich dich ja schlecht nennen! Ich nenne dich erst einmal ‚Wölfchen‘! Das passt zu dir.“ „Grah!“ Wölfchen schien seinen Namen zu mögen, denn er strahlte Nikola vergnügt an, ehe er schon vom Sofa sprang und direkt auf allen Vieren stand, wie gestern Abend. Nikola war über diese Körperhaltung sehr erstaunt, vor allem weil Wölfchen damit sehr sicher stand. „Grah! Grah!“ Neugierig stapfte der kleine Junge durch das Wohnzimmer, als hätte er noch nie eines zuvor gesehen. Als Erstes setzte er sich vor den Fernseher und sah zu diesem hoch. „Uh?“ Er wirkte etwas ratlos. „Das ist ein Fernseher.“, erklärte Nikola vom Sofa aus und bewunderte dabei die Sitzhaltung des Kindes. Wie ein Hund hatte er einfach seinen Hintern abgesengt. Er saß zwischen seinen Beinen und berührte mit seiner Windel nicht den Boden. Praktischerweise schob sich das Palmenblatt nachhinten auf, ohne dabei zu brechen. „Was bist du bloß?“, fragte sich Nikola leise. Wenn der Junge nur Tier spielte, dann hatte er für sein Alter wirklich ein immenses Durchhaltevermögen. Mit einem langgezogenem Laut griff der Junge vorsichtig zum Fernseher, erreichte ihn aber nicht, weil er auf einem kleinen Schrank stand. Dadurch verlor der Neugierige das Interesse an dem Fernseher und schwang sich wieder auf alle Viere, um weiter durch das Wohnzimmer zu stolzieren. Das Wohnzimmer war kein Zimmer, welches viel bot. Es bot legendlich die zwei Sofas, einen Tisch vor den Sofas und eine große Fensterzeile dahinter. Die Sofaecke stand mit dem Tisch auf einem schönen, roten Teppich, welcher jedoch nur die Sofaecke begrenzte, weswegen außerhalb des Teppichs der Holzboden wieder zum Vorschein kam. Gegenüber der Sofaecke standen zwei hohe Schränke. Zwischen den Schränken stand der Fernseher auf seinem kleinen Schrank. In einer der Ecken stand noch eine Stehlampe, zu welcher Wölfchen als nächstes tapste. Doch er erreichte diese nicht, weil er in der Ecke, zwischen Schrank und Tür einen alten Kachelofen entdeckte. „Uh! Uh!“, gab der Junge begeistert von sich und tapste auf diesen zu. „Das ist Omas alter Kachelofen. Im Winter macht der gut warm.“ Ob der Junge wirklich verstand, was sie sagte, bezweifelte Nikola. Sie war sich nicht einmal sicher, ob er sie überhaupt gehört hatte. Vergnügt kletterte Wölfchen, mit Hilfe seiner Fingernägel, geschwind auf den Kachelofen und setzte sich vergnügt auf diesen. Dabei gab er wieder merkwürdige Laute von sich, welche von einem Wolf oder einem Hund hätten stammen können. „Wölfchen! Komm da runter.“, sprach Nikola ruhig und stand von der Couch auf, um dem Kachelofen einen Besuch abzustatten. „Da legt man sich nicht drauf! Hast du keinen Hunger? Na komm! Deine Mama wird bestimmt wütend sein, wenn du nichts im Magen hast, wenn sie dich abholt.“ Es war ein Bluff, natürlich hatte Nikola noch keine Schritte unternommen um ‚Wölfchens‘ Eltern zu finden. Doch mit diesem Satz wollte sie ihm nicht nur Hoffnung machen, sondern auch gefügig. „Komm!“, forderte sich noch ein Mal und ging von dem Ofen weg. Wieder gab Wölfchen ein Art Bellen von sich und sprang mit einem Satz von dem Ofen. Natürlich landete er wieder auf allen Vieren und folgte, wie ein braver Hund, Nikola durch die Tür in die Küche. Kaum hatte Nikola die Tür geöffnete, rannte der Junge, wie von einer Biene gestochen, auf den Kühlschrank zu. Wieder setzte er sich vor diesen, streckte jedoch seinen Oberkörper und kratzte mit seinen Fingernägeln gegen die Tür. „Grrr!“, knurrte er dabei, wirkte aber nicht bedrohlich, eher hungrig. Dieses Verhalten gab Nikola sehr zu hoffen! Der Junge wusste also eindeutig, dass es im Kühlschrank Essen gab. Das war doch ein Zeichen von Zivilisation! Begeistert von diesem Gedanken ging sie zum Kühlschrank und öffnete die Tür. „Na was magst du den haben? Einen Jogurt vielleicht? Oder ein Käsebrot?“ Weil Nikola zum Aufzählen des vorhandenen Essens ihren Kopf in den Kühlschrank steckte, merkte sie sofort, wie Wölfchen in den Kühlschrank stieg und über die eingelegten Gitter nach oben kletterte. „Was machst du da?“ Unsicher sah Nikola dem Treiben des Kleinen zu, ehe dieser mit seinem Mund nach einer Ringwurst biss und sie so aus dem Kühlschrank zog. Kaum war die Schnauze aus dem Fach, lies sich der Junge zurück auf den Boden fallen und rannte mit der Wurst unter den Tisch. „Hey! Wenn du ein Stück Wurst willst sag das doch einfach!“ Doch Wölfchen hörte nicht. Mit seinen Händen drückte er die Wurst zu Boden und riss mit seinem Mund Stücke aus dem Ring, welche er sofort verspeiste. Um einen besseren Blick auf das Geschehen zu haben, ging Nikola in die Hocke und sah dem Jungen beim Essen zu. Er aß wirklich wie ein wildes Tier. Was war bloß mit ihm geschehen? „Mh?“ Unsicher richtete Nikola ihren Blick auf Wölfchens Zähne. Sie war sich nicht sicher, doch irgendetwas schien nicht zustimmen. Doch was? Sie war sich einfach nicht sicher und tendierte langsam dazu, dass sie durch das merkwürdige Verhalten des Jungen dazu verleitet wurde in ihm noch mehr abnormale Dinge zusehen, als bei ihm vorhanden waren. Je länger Nikola dem Jungen zusah, desto öfter beschlich sie das Gefühl, dass mit seinen Zähnen etwas nicht stimmte. So ging sie näher zu dem Tisch und klopfte vor sich auf dem Boden. Wie erhofft sah der kleine Junge sofort zu ihr. „Grahum?“ „Wölfchen! Mach mal so!“ Mit einem leichten Knacken biss Nikola ihre Kiefer aufeinander und zog die Lippen hoch, damit man ihre Zähne gut sah. Der kleine Dreckspatz verstand nicht ganz, zeigte aber dennoch, wie Nikola, seine Zähne und fing dabei noch an zu knurren. Sofort fiel Nikola das auf, was sie zuvor nicht glaubte gesehen zu haben. Die Eckzähne des Jungen waren anders, als bei normalen Menschen. Im Oberkiefer folgten auf die ersten Eckzähne direkt ein Weiter. Somit hatte er vier Eckzähne allein im Oberkiefer. Auffällig war dabei auch, dass der vordere Eckzahn deutlich länger als bei Menschen war und auch länger als der hintere Zahn, welcher ebenfalls noch länger war als bei Kindern seines Alters. Im Unterkiefer glaubte Nikola keine Anomalie zu entdecken. Bei diesem Anblick entspannte die Mutter ihre Lippen wieder und schüttelte ungläubig ihren Kopf. „Was bist du?“ --- --- --- „Alles nur wegen Sabrina!“, fluchte Adrian leise vor sich her und betrachtete die Auswahl an Windeln, in dem Regal vor ihm. „Öhh…3-6 Kilo? Meinen die damit das Gewicht von dem Haufen?“ Adrian war einfach überfordert. Was war bloß geschehen? Heute war Samstag und statt das er sich auf das Sommerfest freute, stand er im Astro-Markt von Schwalbheim und betrachtete sich Windeln. Als er am Morgen aufgestanden war, sich gewaschen und gefrühstückt hatte, bat ihn Nikola mit seinen Schülerticket nach Schwalbheim zu fahren, um Wölfchen Windeln zukaufen. Sabrina wollte sie diese Aufgabe nicht zuteil werden lassen, weil Nikola sie für nicht fähig genug hielt. Dabei war ER nicht fähig! In seinem ganzen Leben hatte er noch keine Windeln gekauft und seine Mutter konnte natürlich nicht mit, weil sie auf den Bürgermeister und die Hüpfburg warten musste. „Kann ich dir vielleicht helfen?“ „Was?“ Adrian erschrak, als ihn plötzlich Jemand von der Seite ansprach. Der Sechzehnjährige hatte das Mädchen nicht bemerkt, weil er in seinen Gedanken festhing. Umso deutlicher betrachtete er sie jetzt, mit klarem Verstand. ‚Oh Gott! Wie peinlich! ‘, schoss Adrian sofort in den Kopf, als er das Mädchen als eine Jugendliche in seinem Alter identifizierte. Sie war hübsch, keine Frage, doch sicher war die Windelabteilung nicht der rechte Ort zum Kennenlernen. Sicherlich hielt sie ihn schon für einen Erwachsenen, der gerade sein erstes Kind bekommen hat. „Ähm…Ähm… Ich kaufe…eh…für einen Freund…Windeln!“ „Für einen Freund?“ Das Mädchen mit den kurzen Haaren musste bei dieser Ausrede unweigerlich kichern. Adrians Peinlichkeit stand ihm deutlich in sein Gesicht geschrieben und sie glaubte zu verstehen, was dieser Junge für eine Sorge hatte. Weil sein Verhalten sie amüsierte, entschloss sie sich Adrian noch nicht von seiner Qual zu erlösen und ging deswegen auf seine Ausrede ein. „Dein… Freund? Wie alt ist der denn?“ „Eh…Ehm… V-Vier? Trägt man mit Vier überhaupt noch Windeln?“ „Manche Kinder schon.“, erklärte die Jugendliche und fing an zu grinsen, „Manche brauchen noch eine Windel und sind schon 15,16 oder gar 17.“ Diese Aussage war sicherlich nicht gelogen, doch wollte das Mädchen Adrian nicht aufklären, sondern ihn weiter verunsichern. „Was?! Ich… nein! Ich brauche doch keine Windel…Ich meine…Ich bin schon lange trocken! Wirklich!“ Nun konnte sich die Rothaarige vor Lachen nicht mehr halten. Adrian war genau in ihre Falle getapst. Das freute sie sehr, aber noch mehr belustigte sie Adrians peinliches Getue. „I-Ich…Ich weiß doch! Das du… bestimmt keine Windel brauchst.“, presste sie lachend hervor und sprach erst weiter, als sie sich wieder beruhigt hatte. Adrian war das Alles natürlich endlos peinlich und er hätte sich am Liebsten in ein Loch verzogen. Doch leider bot der Astro-Markt keine Löcher-Abteilung. „Windeln kaufen ist doch nichts Schlimmes! Du scheinst aber nicht so Ahnung zu haben. Kaufst wohl das erste Mal, oder?“ „J-Ja…“, gab der Braunhaarige von sich und klang dabei wie ein beschämtes Kind. „Also für vier Jahre?“ „Oder drei… Ich weiß das nicht so genau!“ „Mh… Wie groß ist dein Freund denn?“ „So bis da!“ „Ah! Okay… Das ist schwierig, dass kann ein etwas größerer Dreijähriger sein, oder ein etwas kleinerer Vierjähriger. Ist er dick?“ „Nein! Ziemlich dünn.“ „Das ist gut! Hier Nimm die!“ Das Mädchen mit den hellroten Haaren griff aus dem Regal eine Packung Windeln, einer bekannten Marke und reichte sie Adrian. „Ich kenne die, nur kleiner, von meinen Babysitter-Kindern. Die sind echt gut.“ „Boah! Vielen Dank! Du hast mich gerettet!“, rief Adrian fast und sah begeistert die Packung mit den Windeln an. Er hatte es geschafft! Er hatte Windeln gekauft! „Oh! Ich bin übrigens Adrian! Wie kann ich dir für deine Hilfe danken?“ „Ich bin Viktoria! Und du brauchst mir nicht zu danken! Aber die Windeln waren dir schon wichtig, oder?“ „Ja sehr! Meine Mutter hat mich extra losgeschickt, weil sie mir es zugetraut hat, die richtigen Windeln zu finden.“ „Sind das denn die Richtigen?“ „Es sind Windeln und sie könnten Wölfchen passen! Also wird’s richtig sein!“ „Wölfchen?“ Über diesen Namen war Viktoria keinesfalls erstaunt. Sie ging davon aus, dass ‚Wölfchen‘ der Spitzname des Kindes war, was an sich nicht ganz falsch war. Natürlich interessierte sie sich sofort für die Geschichte hinter dem Spitznamen, „Wölfchen? Klingt ja echt niedlich! Wie kommt dein Freund denn zu diesem Namen?“ Wieder einmal machte sich in Adrian Panik breit. Er mochte Viktoria zwar, doch war sie nachwievor nur eine Fremde. Er konnte ihr schlecht erzählen, dass sie einen Jungen in ihrem Planschbecken gefunden haben, der sich wie ein Wolf verhält und wie ein ganzes Rudel riecht. ‚Wölfchen… Wölfchen…‘ Hastig ging Adrian alle Szenarien durch, welche einem kleinen Kind den Namen ‚Wölfchen‘ einbringen könnten. Je länger Adrian still dastand und nachdachte, desto nervöser wurde er. Er war sich sicher, dass selbst ein Blinder merken würde, dass er gerade wieder dabei war eine Ausrede, beziehungsweise Lüge zu erfinden. Viktoria hatte gerade eben schon seine Ausrede durchschaut. Das stimmte Adrian wenig optimistisch und sah dabei von ab, dass seine vorige Ausrede wirklicher Mist war. MIST! Er überlegte schon viel zu lange! Jetzt musste er etwas sagen. „Also ja! Wölfchen!“, mit einem verlegenem Lachen unterbrach Arian seine Erklärung nur kurz, konnte so aber noch etwas Zeit gewinnen. „Ja das ist eine witzige Geschichte! Weißt du… ich…naja es war spät abends und ich habe was über Hunde gelesen und so… Naja er konnte nicht schlafen und weil meine Mutter nie wach wird, ist er halt zu mir ins Bett gekrochen. Da habe ich ihm etwas über Wölfe vorgelesen und da war er so begeistert, dass er fortan gerne Wolf spielte. Deswegen heißt er ‚Wölfchen‘“. Adrian war verdammt stolz auf seine Geschichte, weil sie sich nach nicht so viel Stuss anhörte und doch sehr plausibel klang. Doch die Unsicherheit blieb. Würde Viktoria ihm diese Geschichte abkaufen? Er hoffte es sehr. „Uh! Wie süß! Da macht der Spitzname wirklich sinn! Du hast also einen kleinen Bruder? Ist er sehr anstrengend?“ „Eh…N-Nein… eigentlich ist er sehr lieb… und manchmal wild…Wenn er Wolf spielt und so, verstehst du?“ „Ja das glaube ich! Sag Adrian… Heute ist doch das Sommerfest bei der Kaisermühle… Ehm… Nun… ich wollte dich fragen…Kommst du auch?“ Bei dieser doch sehr spontanen Einladung zum Sommerfest stockte Adrian ungläubig. Lud ihn Viktoria gerade zu einem Date ein? Oder überinterpretierte er gerade diese Einladung? Zumindest wollte sie ihn wiedersehen. Und zugegeben, er wollte das eigentlich auch! Viktoria war sehr nett und auch, nicht das es wichtig wäre, fürs Auge eine Schönheit. Adrians ungläubiges Stocken brachte Viktoria direkt in Verlegenheit. War sie zu direkt? Mochte Adrian sie etwa nicht? Verstand er ihre Frage vielleicht sogar falsch? „Weißt du!“, fing Adrian dann an und musste dabei ein wenig lachen, „Ich wohne auf dem Bauernhof, meine Mutter veranstaltet das Sommerfest, also bin ich auf jeden Fall da!“ „Wirklich? Du wohnst in der Kaisermühle?“ Viktoria nutzte die Gunst der Stunde um direkt das Thema zu wechseln. Die Einladung sorgte auf beiden Seiten für Unbehagen und so war auch Adrian über den Themenwechsel froh. „Ja!“ „Erzähl mal! Wie ist das so?“ --- --- ---- „Verdammt Adrian wo bleibst du?!“ Nervös stand Nikola auf dem großen Platz ihrer Hofeinfahrt. Sie erwartete schon sehnlichst die Ankunft ihres Sohnes. Sie wollte Wölfchen nämlich schnell seine Windel anziehen und dann direkt in Adrians Obhut übergeben. Er solle den Jungen erst einmal verstecken, bis so viele Menschen da sind, dass er nicht mehr auffällt. Doch von Adrian war weit und breit nichts zusehen und das obwohl gerade erst ein weiterer Bus die Straße entlang fuhr. Der kleine Mann freute sich riesig darüber wieder draußen zu sein. Vergnügt spielte er mit einem kleinen Ball, welchen Nikola aus dem Keller geholt hatte. Der Ball war schon sehr alt und bestand aus einem synthetischen Gewebe. Nikola hatte diesen geholt, weil der Ball nicht aufgepumpt werden musste und gut zusammendrückbar war. Damit lief Wölfchen nämlich nicht Gefahr den Ball zu zerbeißen und hätte so länger Freude daran. Die er offensichtlich auch hatte! Vergnügt schuppste er den Ball mit seinen Händen nach vorne, um sich dann auf den Ball zu werfen. Dafür beugte er seinen Oberkörper etwas nachhinten, um sich dann kräftig mit seinen Beinen abzustoßen. Manchmal apportierte er den Ball auch zu Nikola, die ihn dann wieder weg warf. Sie achtete, mit einem Auge, darauf, dass der Junge in ihrer Nähe spielte, doch machte er auch keine Anstalten zu fliehen. Er blieb freiwillig in der Nähe von Frau Gerst. „Adrian! Wenn du nicht gleich kommst! Grah! Scheiße noch eins! Wenn Herr Burgo kommt sind wir am Arsch!“, fluchte sie wütend. „Uhm…“ Gerade hatte Wölfchen den Ball wieder apportiert, da bekam er Nikolas Wut mit und winselte traurig, wobei er sich sofort flach auf den Boden legte. Trotz ihrer Wut hörte Nikola das Winseln und hockte sich zu dem Jungen. „Wölfchen! Ich bin nicht wegen dir sauer! Nur wegen deinem Bru… Wegen Adrian! Der kommt und kommt nicht bei.“, seufzte sie und streichelte den Jungen über sein langes Haar, wie ein Schoßhündchen. Allzu sehr achtete sie nicht auf den Kleinen, sonst wäre ihr aufgefallen, dass er wieder komplett nackt war. Wölfchen hatte beim Spielen sein Handtuch verloren, weil sich durch seine Sprünge die Wäscheklammern gelöst hatten. „Frau Gerst! Ich bin dann fertig mit dem Bad.“ Tatsächlich lies sich Sabrina dazu überreden das Bad sauber zumachen. Doch freiwillig traf sie nicht diese Entscheidung. Den ganzen Morgen war Nikola schon sehr angespannt und Sabrina fürchtete ein größeres Drama, wenn sie sich jetzt querstellen würde. Sie hatte für das Reinigen des Bades ewig gebraucht, weil sie gar nicht wusste, wie man ein Bad sauber macht. Die einzige Person die es ihr hätte erklären können war aber mit dem kleinen Jungen beschäftigt und Adrian war schon auf dem Weg zum Astro-Markt. Sie hatte dann einfach den Reiniger genommen, auf dem ein Badezimmer abgebildet war und hatte es auf die Armaturen gesprüht. Danach hatte sie mit einem Lappen den Schaum verteilt und trocknen lassen. Dabei entstanden merkwürdige Wasserflecke, doch das bekam Sabrina nicht mehr mit, weil sie in der Zwischenzeit in ihrem Zimmer war und sich noch einmal neu einkleidete, weil ihr, ihr voriges Outfit nicht mehr gefiel. „Das Bad? Oh Gut! Aber wir haben ein Problem! Adrian kommt nicht bei! Und ich weiß nicht was wir mit Wölfchen machen sollen!“, verzweifelt dachte Nikola nach, während sie wieder aufstand. Wieso hätten sie ein fremdes Kind? Pflegekind? Adoptiert? Gast? Ja! Das Kind wäre wie Sabrina ein Gast! Doch warum ist es so merkwürdig gekleidet und so dreckig? Es hat viel gespielt? Es ist Sommer und sehr heiß? Es ist in den Matsch gefallen? Es spielt Haustier? Ja! Das ist es! „Sabrina!“, rief Nikola begeistert und lief, fast sprintend, auf Sabrina zu. „Du musst mir helfen mit Wölfchen!“ „Was? Ich? Nein!“ „Doch! Hör zu! Du bist Gast! Das weiß man! Wir erzählen den Anderen, vor allem Herrn Burgo, dass Wölfchen dein Cousin ist und gerade Wolf spielt.“ „Vergiss es! Die Leute kennen mich! Ich bin eine Atelli! Wenn ich das erzähle, habt ihr gleich Presse hier!“ „Verdammt! Du hast recht!“ Langsam bekam Nikola ein dickes Zeitproblem, was ihr deutlich aufs Gemüt schlug. Um 10 Uhr wollte Herr Burgo mit der Hüpfburg und den Arbeitern vorfahren und jetzt war es schon 9:54 Uhr. Sie brauchte eine Lösung! Und dann kam ihr doch noch eine mögliche Verwandtschaft. „Dann ist Wölfchen das Kind einer Bekanntin! Das ist perfekt! Warte kurz hier.“ Die Ideen blieben Nikola nicht aus. Sie erklärte dem Jungen noch schnell, dass er warten solle und rannte dann schon zu der Scheune in der Nähe des Hauses. Lange war sie nicht weg und so konnte Sabrina sehen, wie ihre Gastmutter mit einem Hundehalsband und einer alten Hundeleine zurück kam. „Was haben Sie vor?“, fragte Sabrina unsicher. „Wölfchen spielt doch Wolf! Wir behaupten er spielt Hund! Und ein echter Hund braucht ein Halsband. Jeder würde das als Teil seines Spiels sehen und keinen Verdacht schöpfen.“ „Verdachte worauf?“ „Das mit ihm etwas nicht stimmt. Außerdem können wir ihn dann etwas zügeln und verstecken. Solange wie Herr Burgo da ist, musst du die Leine halten und ihn verstecken. Das ist keine BITTE! Du musst! Wenn mehr Leute da sind, kann man die Leine wieder abmachen. Ein Kind mehr fällt dann nicht auf. Aber wenn er Jemanden auffällt… Dann haben wir ja eine Ausrede parat! So machen wir das!“ „Aber… das ist doch…Na gut! Okay! Sie haben recht.“ Kurz hatte Sabrina Bedenken, doch dann merkte sie schnell, dass alles Andere ein Risiko wäre. Sie wollte nicht in die Sache mit reingezogen werden, falls der Junge ‚entlarvt‘ werden sollte. Nachwievor verstand sie aber nicht, warum Nikola nicht die Polizei rief. Kannte sie den Jungen etwa? Der Junge schien ihr ja zu vertrauen und wurde in ihren Armen auch ruhig. Irgendetwas stimmte dort doch nicht! Doch aus Eigeninteresse müsse sie nun mitspielen. Während Sabrina sich noch Gedanken über ihre Verschwörungstheorien machte, ging Nikola wieder vor Wölfchen in die Hocke. „Hey Kleiner! Ich muss dir dieses Band mal kurz ummachen, sonst bekommen wir einen riesen Ärger und du müsstest vielleicht sogar weg von hier! Und ich weiß doch, dass du hier bleiben musst.“ Mit einem freundlichen Lächeln öffnete Nikola das Hundehalsband. Unsicher schnupperte der kleine Junge an dem Band, ehe er plötzlich seinen Kopf anhob um seinen Hals zu präsentieren. Mit großer Erleichterung machte Nikola ihm sofort das Band um, lies es aber sehr locker. Danach klinkte sie noch die Hundeleine ein und rief Sabrina zu sich. „Komm her!“ „Du musst dich jetzt sehr benehmen, bis ich dir wieder das Band abmache. Solange spielst du mit dem Ball, achtest aber auf die Leine!“, erklärte die Mutter noch dem Kind, ehe sie die Hundeleine an Sabrina übergab. „Ich denke er versteht, dass er sich jetzt benehmen muss.“ „Wieso hört er so sehr auf sie?“ „Er hört nicht auf mich. Ich glaube eher, dass er keine Angst hat.“ „Hä?“ „Ein Halsband ist eine Einschränkung der Freiheit, dass fühlt er auch. Aber er hat keine Angst seine Freiheit zu verlieren.“ „Warum haut er dann nicht ab?“ „Das habe ich mich auch schon gefragt! Ich glaube er muss hier bleiben. Irgendetwas hier gewährt ihm dieses Gefühl von Freiheit…“ „Me…“ „Herr Burgo kommt! Schnell verdrück dich mit Wölfchen hinter die Scheune. Pass auf, dass euch keiner sieht und halte ihn von den Tieren fern. Wenn euch doch Jemand sieht kennst du deinen Text oder?“ „Kind einer Freundin. Spielt Haustier.“ „Ja! Nun geh schon!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)