Lost in Time von Shelling__Ford (ShinichixRan) ================================================================================ Kapitel 22: Mörder unter sich ----------------------------- Mörder unter sich Und schon wieder ist ein Vorwort quasi ein Muss ^^, Denn die liebe [user]achmanno[/user] hat dem kleinen Hattorisprössling das Leben eingehaucht, zusammen mit einem ziemlich überrumpelten Bell und einem Streitenden Hattori-Paar. Vielen vielen Dank! *Campingausrüstungfürmennchenaufstock* Schaut es euch selbst an ;) : http://animexx.onlinewelten.com/fanart/favoriten/275310/2414838/ Also denn viel Spaß beim Lesen! Lange warteten sie noch nicht auf ihn, doch im Gegensatz zu Heiji brachte Ran die vom Tau fische Luft zum Zittern, und dass sie dabei vor einem Gefängnis standen, machte die Sache nicht besser. Bell hatte sich selbst einen Wagen geliehen und Ran konnte nicht anders, als den Grund dafür bei sich zu suchen. War sie vorgestern zu weit gegangen? Normalerweise war es ohnehin nicht ihre Art, einen eigentlich Fremden einfach so um ein Essen zu bitten. Es musste ihm unangenehm gewesen sein, dass sie so plötzlich aufdringlich wurde, sodass er jetzt lieber auf Nummer sicher ging und Abstand hielt. Ayumis Worte geisterten ihr durch den Kopf, die seltsame Anmerkung der Oberschülerin hatte sie ohnehin schon die halbe Nacht gekostet und ließ sie noch immer nicht in Ruhe. Ihre Gefühle und Gedanken kreisten um diesen einen Punkt. Die eine Wahrheit… die Erlösung und Leid gleichermaßen mit sich bringen konnte. Wenn… ja wenn- Abwehrend schüttelte die junge Frau den Kopf, fuhr sich über die Augen, sie konnte die herbeieilenden Kopfschmerzen schon spüren. Doch so gerne sie diesen Gedanken verdrängt hätte, allein sein plötzliches Auftauchen brachte die Stimmen in ihrem Kopf erneut zum Flüstern. „Guten Morgen miteinander.“ Er lächelte matt in die Runde. Und tatsächlich schaffte sie es nicht, ihm mehr zu entgegnen als ein genuscheltes „Morgen“ und auch wenn seine Blicke sie kurz streiften, war Ran heilfroh, als er sich dann doch Heiji widmete und sich offenbar erst einmal nach Inspektor Takagi erkundigte. Ran schluckte, fühlte, wie sein Anblick ihren Magen mit Steinen füllte. Er sah wirklich erledigt aus. Egal wie undurchsichtig die Miene des Amerikaners auch sein mochte, heute konnte man ganz genau erkennen, dass es ihm nicht gut ging. Der Grund dafür konnte nur der Vorfall an seiner Universität sein, für den er sich offensichtlich jetzt verantwortlich machte. Seine Augen wirkten glasig, verrieten jedes noch so unterdrückten Gähnen, während er seine zitternden Hände schnell wieder in den Hosentaschen verschwinden ließ, wo sie zumindest etwas Ruhe gaben. Sein Blick aber war es, der schließlich auch Ran Sorgen bereitete, so müde und abgekämpft hatte sie ihn noch nicht gesehen, und doch war noch etwas anderes in seinen Augen zu lesen - die hektischen Blicke, die er seiner Umgebung immer wieder schenkte, ließen ihn wirken wie ein gehetztes Tier. Schuld und Unruhe prägten heute das Bild des Kriminalisten. Er hatte diese Nacht wahrscheinlich kein Auge zugetan, denn auch wenn er eigentlich gar nichts dafür konnte, so machte er sich doch dafür verantwortlich, ganz genauso wie- <- Shinichi!> Sie schnappte nach Luft, blinzelte, um so zu verhindern, dass das Bild des Amerikaners immer weiter mit seinem verschwamm. Doch sie konnte es nicht verhindern. Die Übergänge wurden fließend, Bell zu Shinichi, Shinichi zu Bell. Ein Bild zu dem anderen, bis nur noch ein Gemeinsames übrig blieb. Ran bemerkte das sein Blick unruhig immer wieder zu ihr wanderte und seine – Shinichis- blaue Augen sie immer wieder kurz streiften. Sie aber war unfähig, diesen Blick zu erwidern, beobachtetet stattessen seine Bewegungen, während er sich grade mit Takagi unterhielt. Ran aber hörte nichts von dem, was die Männer sagten, hatte nur Augen für ihn, hörte die Intonation seiner Stimme, ohne auch nur ein einziges Wort wirklich zu verstehen. Die Art und Weise, wie seine Mimik und Gestik ineinander flossen, seine blauen Augen hinter der Brille zwar müde wirkten und doch nichts an Ehrgeiz verloren hatten. Bell, wie er ihr immer wieder einen unsicheren Blick zu warf. Bell, der sein Kinn in seine Hand stützte, während er nachdachte. Bell, der einem von Heijis Kommentaren einen schrägen Blick zu warf. Bell, der erklärte. Bell, der mit Heiji scherzte. Bell, der sich sorgte. Jeglicher Wunsch nach Zweifel fiel von ihr ab. Seine pure Anwesenheit raubte ihr die Luft zum Atmen. Er war es, er war da… Shinichi. Sie schluckte, Ran musste sich zwingen, den Blick abzuwenden, um ihm nicht gleich um den Hals zu fallen, ob nun um ihn zu erwürgen oder zu umarmen, war ihr selbst nicht ganz klar. Ihr Blick fiel auf Heiji, sie musste nicht lange suchen, um das zu finden, was schon gestern in den Augen des Kommissars geflackert hatte. Sorge. Heiji wusste Bescheid. Ran biss sich auf die Lippen. Sie spürte, wie ihre Augen zu brennen anfingen, mit jeder Geste Bells wurde der Kloß in ihrem Hals nur größer. Ganz egal, ob er Takagi etwas erklärte, Heiji ins Ohr flüsterte oder mit den Augen rollte, wenn der ihm mit einem Grinsen etwas sagte. Auch die Blicke die er ihr zuwarf, unsicher und besorgt mittlerweile und so verdammt freundlich. So warm, dass sie sich am liebsten nie wieder etwas anderem zuwenden mochte, um einfach nur bei ihm zu sein. Das alles hatte jedoch nur ein Resultat bei der jungen Frau. Übelkeit. „Miss Mori? Alles in Ordnung?“ Sie zuckte zurück, als hätte er ihr durch seine Berührung einen elektrischen Schlag verpasst, Ran rieb sich die Schulter, als ob sie verletzt wäre und irgendwo stimmte das wohl auch. „Ich- tut mir leid, ich muss gehen.“ Sie wandte sich nicht um, spürte die verwirrten Blicke in ihrem Rücken kaum, während ihre Schritte sie von ihm weg führten. Ran musste schlucken, um das traurige Lächeln von ihren Lippen zu waschen. Das war das erste Mal seit über zehn Jahren, dass sie von ihm weg wollte! Shinichi schaute ihr lange nach, der Blick in Rans Augen bescherte ihm noch jetzt eine Gänsehaut. Er kannte diesen Ausdruck auf ihrem Gesicht, kannte ihn nur zu gut und hoffte inständig, dass er sich irrte. Der Detektiv biss sich auf die Lippen, schaute ihr erneut nach, ehe sie hinter der nächsten Hecke verschwunden war. Wie sollte sie ihn erkannt haben? Wieso jetzt? Wenn Ran wirklich etwas geahnt haben sollte, wieso hatte sie ihn dann nicht schon früher durchschaut…? Wieso? Nachdenklich verschränkte er die Arme vor der Brust, blickte kurz schuldbewusst zu Takagi, der ihnen eigentlich gerade erklärte, wie die Rechtslage war, wozu sie befugt waren und wozu nicht. Doch auch die Augen des Kommissars hingen mehr an dem Amerikaner, als an seinem japanischen Kollegen. Wie immer schützte Bells Gesicht Kudo vor allzu großem Schaden, doch selbst hinter der dicken Schicht aus Silikon konnte man erkennen, dass ihn die Geister der vergangenen Nacht noch immer quälten, von Rans Abgang gerade ganz zu schweigen. Sein trüber Blick spiegelte die Unruhe seines Verstandes, ohne Zweifel hörte Kudo dem guten Takagi noch viel weniger zu als er selbst. Heiji schluckte, kein Wunder, wenn man bedachte, dass die Organisation gestern schon wieder eine von Kudo´s Existenzen zerstört hatte. Wenn sie wirklich mit diesem Fall in Verbindung stand, gab es für ihn nur eins… endlich beenden, was er angefangen hatte, um wenigstens eines seiner Leben wieder zu bekommen. Sein Leben wieder zu bekommen. Wenn- Die Augen des Detektivs wurden mit einem Mal groß. Nach all dem, was in den vergangenen Tagen passiert war, hatte er noch nicht darüber nachgedacht, was Ais Tod vor zehn Jahren noch für Kudo mit sich brachte. Heiji schluckte, schaute seinen Freund mit einem mal betroffen an. „Und, können wir?“ Die Stimme des Beamten riss die beiden Detektive aus ihren Gedanken, Takagi blinzelte kurz, legte den Kopf schief, irgendwie fühlte er sich grade ein wenig außen vor. Erst als Bells Stimme ertönte, nickte auch der Polizist aus Osaka zögerlich. „Natürlich Inspektor Takagi, gehen Sie nur vor, Kollege Hattori und ich folgen Ihnen.“ „Ist gut.“ Stumm folgten die beiden Detektive dem Inspektor ins Innere des Gebäudes, doch die Ruhe zwischen ihnen hielt nicht lange an. „Hattori.“ „Mhm?“ „Lass das.“ „Was denn, bitte?“ „Den Blick.“ Bell seufzte, fuhr sich nervös durchs Haar. „Ich stecke schon tief genug im Schlamassel, ohne das Takagi jetzt auch noch irgendwelche Ideen bekommt, ich wäre dir also dankbar, wenn du dich auf unseren Fall konzentrieren könntest.“ „Ab-„ Doch Shinichi schnitt ihm mit einem Blick die Luft ab, worauf hin sich der Osakaner mit einem resignierenden Seufzer geschlagen gab. „Is gut. Aber sag mir wenigstens, ob de das FBI schon informiert hast?“ Der Angesprochene rollte kurz die Augen, antwortete dann aber wahrheitsgemäß. „Wieso sollte ich? Sie wissen von York, was passiert ist und ich bin mir sicher, dass sie es mir deutlich mitteilen, wenn sie in Bell eine Gefährdung ihrer Ermittlungen sehen.“ Shinichi schluckte, seine Blicke verdunkelten sich. „Bevor ich mich darum kümmere die Kavallerie herbei zu trommeln, sollten wir erst einmal diesen Fall lösen. Vielleicht kann uns „Mr. Holmes“ ein wenig auf die Sprünge helfen.“ Heiji biss sich auf die Lippen, schluckte seinen Einwand dann jedoch runter und folgte ihm in das freudlose Gebäude aus grauem Beton. Auch wenn es ihm eine Gänsehaut bescherte, so konnte sich Shinichi ein Schmunzeln nicht verkneifen - so unwohl ihm auch in diesen vier Wänden war, Hattori ging es um einiges schlechter. Er konnte förmlich zusehen, wie sein schlechtes Gewissen den Kommissar auffraß, während sie durch den Ort wanderten, an denen seine Ermittlungen Bell beinahe hineingebracht hatten. Shinichi aber grinste nur. Als sie den nächsten Gang durschritten, wurden die Gedanken der beiden Detektive jedoch rasch wieder auf den derzeitigen Fall gelenkt, schon von Weitem konnte man das Verhörzimmer ausmachen. Vor dessen schwerer Tür stand ein uniformierter Beamter, der gelangweilt die Hände vor der Brust verschränkt hatte, während neben ihm ein adrett gekleideter Mann die ankommenden Gäste sofort ins Visier nahm. Bell zog die Augenbrauen über der Bille zusammen, warf Hattori einen vielsagenden Blick zu, den dieser erwiderte, sie beide kannten diesen Schmierlappen im Anzug nur zu gut. Etsuko Nagato. Ein Strafverteidiger, der alles, was genügend auf der Bank hatte, versuchte rauszuboxen, egal wie widerlich oder offensichtlich schuldig seine Klienten auch sein mochten, dieser Kerl schaffte es immer wieder, die Täter in Opfer zu verwandeln und die Strafe zu mildern. Bei Gericht und in der Öffentlichkeit nicht gut gelitten, dafür aber bei den Verbrechern in ganz Japan noch vor der Tat engagiert. Shinichi schluckte angewidert, versuchte erst gar nicht, das schmierige Grinsen zu erwidern, mit denen dieser Mensch sie grade begrüßte. Wenn einer hinter diese vier Wände gehörte, dann Nagato selbst. „Guten Morgen, die Herren.“ Er reichte keinem von ihnen die Hand, vielleicht in dem Wissen, man würde die Begrüßung sowieso ausschlagen. „Kommen wir direkt zur Sache. In ein paar Tagen ist die Gerichtsverhandlung und ich muss sie wohl nicht darauf hinweisen, dass Sie meinen Mandanten aufgrund der Rechtslage besser nicht wie einen gewöhnlichen Verbrecher behandeln, solange seine Schuld nicht bewiesen ist. Denn das schickt sich ganz und gar nicht, habe ich nicht Recht, Professor Bell?“ Die nussbraunen Augen des Anwalts funkelten gefährlich, er schien nicht zu ahnen, dass er damit eher Kommissar Hattori traf. „Sie mieser-…“, doch ehe Heiji hätte weiter Luft holen konnte, unterbrach ihn Bell mit diesem gutmütigen Grinsen, von dem sich Hattori schon die ganze Zeit fragte, wie der Kerl das nur auf seine Lippen kleistern konnte. Erst recht, wenn sie es mit einem solchen Ekel zu tun hatten. „Gewiss nicht, Mr. Nagato. Es wir Sie vielleicht wundern, zu hören, dass es nicht direkt um den Mordprozess Ihres Klienten geht.“ Die Augen des Anwalts wurden groß, doch Shinichi erkannte sofort, dass die vermeintliche Überraschung nur gespielt war. Denn wenn man diesem Widerling eines nicht vorwerfen konnte, dann, dass er dumm war. Natürlich musste Nagato sich seinen Teil dabei gedacht haben, als William Bell Zutritt zu seinem Klienten forderte. Die Worte des Anwalts schmiegten sich wie das Züngeln einer Schlange an ihre Ohren. „Verstehe. Ich darf die Herren dann aber darauf aufmerksam machen, dass mein Klient physisch nicht dazu in der Lage gewesen war, sich zum Objekt Ihrer Ermittlungen zu machen.“ Bell hob interessiert die Augenbraue, Nagato hatte es geschickt gemacht, keine direkte Frage gestellt und doch so formuliert, dass man ihm gerne antworten würde. Auch Takagi hatte Lunte gerochen und stieg nicht auf die Spielereien des Anwalts ein. „Natürlich nicht. Dennoch haben wir einige Fragen und ich muss Sie darauf hinweisen, dass er in diesem Fall keinerlei Anspruch auf Rechtsbeistand hat, Herr Nagato.“ Die Augen des Anwalts wurden schmal, mit einem Mal wurde Shinichi klar, warum man diese Art von Menschen gerne mit Haien verglich, doch der Jurist verfiel nicht in einen Blutrausch und der in seinem Blick aufgekommene Widerspruch erstarb schnell wieder. „Von mir aus. Tun Sie, was Sie wollen. Allerdings dürfte klar sein, dass alles, was mein Mandant aussagt, in keinster Weise für den laufenden Prozess verwendet werden darf.“ Heiji nickte nur, versuchte dabei, den bitteren Geschmack in seiner Mundhöhle zu ignorieren. Das zurückhaltende Verhalten der Beamten ließ den Anwalt selbst ruhiger werden. Bestimmt machte er einen Schritt zur Seite und gab so die Tür frei. Doch noch bevor er dem Justizbeamtem Platz machte, um aufzuschließen, sah er Takagi noch einmal scharf an. „Ich hoffe, Sie erinnern sich bei der Verhandlung noch daran, Kommissar, wenn nicht, fürchte ich, werden wir uns noch anderweitig wiedersehen.“ Bell biss sich auf die Lippen, sein Blick wanderte zu dem Polizisten, doch der schien nicht mehr so leicht aus der Fassung zu geraten. Stattdessen beherrschte auch Takagis Stimme ein drohender Ton. „Oh, da bin ich mir sicher.“ In dem Moment, in dem sie den Verhörraum des Gefängnisses betraten, war Shinichi wirklich froh, dass dieses Los an Bell vorbei gegangen war. Von der Ausstattung her unterschied er sich nicht sonderlich von dem Raum des Reviers, das Fenster fehlte, um Anwalt und Klient absolute Privatsphäre zu gönnen, sonst war es gleich. Ein Tisch, ein paar Stühle, sonst nichts weiter, nur diese eine Tür, die gerade hinter ihrem Rücken ins Schloss viel. Aber eines war deutlich anders. Der Insasse war in tiefem Dunkelblau gekleidet, seine Hände lagen auf dem Tisch, durch zwei silberne Armbänder unnütz miteinander verbunden. Schuld oder Unschuld spielte in diesem Raum keine Rolle mehr, ganz egal, wer so auf diesem Stuhl sitzen würde, alles um ihn herum implizierte Schuld und Gefahr, die niemand so schnell wieder los wurde. Wie ein Tier, das man zur Sicherheit besser an die Kette legte. Im Fall von Roki Kabawa war das vielleicht sogar richtig. Die Augen des Strafgefangenen wurden schmal, als er die drei Detektive hineinkommen sah, wanderten von einem zum anderen, wobei sein Blick auf Bell ein wenig länger haften blieb. Takagi räusperte sich kurz, zog sich den Stuhl gegenüber des Häftlings zurecht, jedoch ohne sich zu setzen. „Herr Kabawa?“ „Nee, der Mann im Mond! Blöde Frage! Sie sollen doch wohl wissen, wen Sie hier einlochen, oder etwa nicht?“ Er grunzte verächtlich und verschränkte mit einem klirrenden Geräusch die Arme vor der Brust. „Ich habe nichts mehr zu sagen. Für den Prozess ist alles geklärt, wenn Sie also noch Fragen haben, löchern Sie gefälligst meinen Anwalt.“ „Es geht hier nicht um Ihren Fall, Herr Kabawa.“ Takagis Gegenüber lächelte nur, zog dann geräuschvoll die Nase hoch, während er sich mit einem Grinsen ein wenig nach vorn lehnte. „Dacht ich´s mir doch, warum sonst hätten Sie Mr. Amerika hier anschleppen sollen. Aber wenn Sie glauben, Sie könnten mich dafür jetzt auch noch anschwärzen, dann haben Sie sich getäuscht, Mann! Fragen Sie Ihren Kollegen da draußen, ich habe dieses Loch hier nicht verlassen.“ Während Bell es dabei beließ, die Augenbrauen zusammenzuziehen, erwachte Hattori neben ihm langsam zum Leben. „Jetzt hören Sie mal zu. Es geht in der Tat um die Morde, und wenn Sie nicht wollen, dass die Ermittlungen um Ihre Person bald in eine ganz andere Richtung gehen, sollen Sie und besser unsere Fragen beantworten.“ Shinichi hörte, wie der Inspektor seufzte, doch die Reaktion des Häftlings zeigte, dass man vielleicht genau diesen Ton anschlagen musste, um bei Kawaba zum Erfolg zu gelangen. Denn auch wenn der Hüne vor ihnen vielleicht nicht nach Intelligenz, sondern eher nach altem Schweiß stank, schimmerte doch ein wenig Verstand in den sonst brutalen Augen. Soweit es ihm durch die Handschellen möglich war, deutete er den dreien an, sich zu setzen - eine Geste, die jedoch nur Inspektor Takagi wahrnahm. Denn auch wenn Hattoris Rang höher war, so war doch Takagi es, der im Raum Tokio das Kommando hatte. Ohne Roki Kabawa weitere Beachtung zu schenken, breitete der Beamte die Fotos der drei Opfer auf dem kleinen Metalltisch aus, schob sie ein Stück zu ihm hinüber. „Kennen Sie jemanden von den dreien, Herr Kabawa?“ Kabawas Blick huschte kurz zu Bell, ehe er wieder zu den Fotos glitt. „Ne, tut mir leid. Noch nie gesehen, nur in den Polizeiberichten, obwohl ich gedacht hab, Sie hätten Nummer drei verhindern wollen. Hat wohl nicht ganz geklappt, hä?“ Heiji schluckte, am liebsten hätte er diesem Idiot eine reingehauen und ins Gesicht gesagt, dass er dann wohl das nächste Opfer sein würde. Wirklich, bei so jemandem zweifelte selbst er manchmal an seinem Job. Sein Blick fiel zu Bell, sein Freund war bis auf die angespannten Witze heute Morgen auffällig still gewesen. Und er konnte wetten, dass dieser Typ nicht grade gut für Kudos Entscheidung war, jetzt doch in Japan zu bleiben. Von all den Menschen, die er beschützen wollte, lag ihr Fokus jetzt ausgerechnet auf diesem Ekel. Als Takagi nochmals nachgehakt hatte und gerade mit seinen Notizen fertig war, kam dann doch leben in den Amerikaner. Bell trat von der Wand weg, machte einen Schritt auf Kabawa zu, nicht zu furchteinflößend und doch genug, um die Aufmerksamkeit des Häftlings zu erlangen. „Haben Sie sie getötet?“ Kabawa sah ihn nur an. „Ihre Freundin, die Frau, deren Mordes Sie angeklagt sind?“ Schweigen. Ihr bis eben noch so redseliger Gefangener rührte sich nicht, schaute sein Gegenüber einfach nur an. Shinichi hingegen ging noch ein Stück weiter auf ihn zu, impfte Bells Stimme einen gefährlichen Unterton bei. „Weil es ganz danach aussieht, als ob unser Mörder Sie sehr wohl für den Schuldigen hält, Mr. Kabawa. Der hat es nämlich auf genau solche Typen wie Sie abgesehen. Und es gab eindeutige Zeichen, dass Sie sein nächstes Opfer sein sollen.“ Kabawa stellte noch immer auf stur, doch sein Teint verriet ihn, das bullige Gesicht war um die Nase herum eindeutig blasser geworden und seine Aufmerksamkeit Bells Worten gegenüber war gewachsen. „Wissen Sie, wie er tötet?“ Die einfache Frage Shinichis ließ die Anspannung im Raum spürbar dichter werden, er verfolgte einen kleinen Schweißtropfen auf seinem Weg aus Kabawas kahl werdendem Haupt bis zu seinem Hals, wo er in seiner Gefängniskluft versank. Er wartete so lange, bis sich Kabawas kalte Augen fragend auf ihn legten, wusste, das seine Worte ihre Wirkung nicht verfehlen würden. „Seine Opfer sterben auf dieselbe Art und Weise, wie auch sie selbst getötet haben.“ Kabawas Augen wurden groß, seine Kiefer pressten so fest aufeinander, dass jeder im Raum ein deutliches Knacken hören konnte. „Sehen Sie zu, dass Sie fortkommen.“ Die Stimme des Häftlings war mit einem mal rau und heiser. „Raus.“ Er schaute auf, schaute Bell an, als würd der Teufel persönlich vor ihm sitzen, doch in seinem Blick lag mehr als nur pure Wut, sie wurde begleitet von Angst und Entsetzten darüber, welche Hölle er ihm gerade prophezeit hatte. „RAUS! SOFORT RAUS HIER!“ Auf das dritte, nun lautere Geschrei reagierte jetzt auch der Zellenmeister, bat die drei Herren aus dem Raum, in dem sein Gefangener noch immer vor Wut tobte. Der Anwalt warf ihnen einen bösen Blick zu, während er an ihnen vorbei zu seinem Klienten rauschte und die Tür hinter sich lautstark ins Schloss fallen ließ. Bell seufzte, während Hattori ihm nur nachdenklich zunickte. „Das wär also schon mal erledigt.“ Shinichi sah auf, rückte sich die Brille zurecht, während Bells Stimme antwortete. „In der Tat. Jetzt können wir nur noch abwarten.“ Inspektor Takagi aber schaute verwundert von einem zum anderen. Hatte er irgendwas nicht mitbekommen? Warum zum Henker schienen die beiden auch noch zufrieden zu sein, mit diesem katastrophalen Gesprächsverlauf? „Würdet ihr mich freundlicherweise auch mal aufklären? Was, bitte, ist da gerade auch nur annähernd gut gelaufen?“ Bell schaute sich kurz zu dem Beamtem um, während er dann weiter die Flure des Gefängnisses durchschritt. Kommissar Hattori hingegen zügelte sein Tempo und tat seinem Kollegen den Gefallen. „Wenn der Kerl nicht mit uns kooperiert, haben wir keine Chance, diesen Mord zu verhindern. Ihm ein wenig Angst zu machen ist in diesem Fall wohl die beste Lösung.“ „Und das haben Sie womit erreicht?“ Heiji warf seinem Kollegen einen Blick zu. „Sie sollten sich vielleicht noch mal die Akte vornehmen Takagi, auf die Art und Weise, wie unser Mann hier seine Freundin umgebracht hat, möchte wohl keiner drauf gehen.“ Der Beamte konnte nicht verhindern bleich zu werden, nickte dann und folgte den beiden eigensinnigen Detektiven. Kurz nachdem sie draußen angekommen waren, hörten sie, wie die Tür hinter ihnen erneut aufflog. „Was soll das?!“ Nagato war ihnen mit hochrotem Kopf gefolgt. „Wenn Sie glauben, so die Verhandlung manipulieren zu können, haben Sie sich geschnitten!“ Doch Heiji ließ sich nicht von dem Anwalt einschüchtern. „Wir glauben gar nichts, Mr. Nagato. Wir wissen jedoch, dass wenn Ihr Mandant in nen paar Tagen freigesprochen wird, unweigerlich ein Mordanschlag auf ihn stattfindet.“ Die Augen des Rechtsverdrehers wurden kurz groß, ehe er sein Pokerface wieder gewann und sich an Bell wandte, der zu sprechen begann. „So oder so werden wir versuchen, genau das zu verhindern. Was Sie zu dieser Sache beitragen wollen, bleibt Ihnen überlassen.“ Nagato richtete sich die seidene Krawatte, blieb ansonsten jedoch ruhig. „Sie meinen, wenn er verurteilt wird, wäre er wenigstens in Sicherheit?!“ Auf Bells Lippen erschien ein Lächeln. „Wie kommen Sie darauf, Mr. Nagato? Ich dachte, Ihr Mandant sei eindeutig unschuldig, oder haben Sie Ihre Meinung plötzlich geändert?“ Die überraschte, wütende Miene des Anwalts glättete sich mit einem Schlag, seine Stimme war nun wieder kühl. „Natürlich nicht, Professor, wenn mein Mandant freigesprochen wird, überlasse ich alles weitere Ihren und den fähigen Händen der Polizei. Ich bin sicher, Sie wollen nicht noch einmal scheitern.“ Shinichis Mund wurde mit einem Mal trocken, er hörte wie statt ihm Heiji seine Worte formte. „Sicher nicht.“ Shinichi spürte Megures Blicke auf sich ruhen, während Takagi und Heiji über den Besuch im Gefängnis Bericht erstatteten. Der Hauptkommissar war ähnlich begeistert wie Takagi vom Ausgang ihres Zusammenkommens. „Also müssen wir warten?“ „Ich fürchte, es sieht so aus, vor der Verhandlung können wir ohnehin nicht viel tun und bis zu seinem Freispruch ist er wohl auch sicher.“ Megure kommentierte Takagis Monolog mit einem lauten Seufzer, vergrub seinen Zeigefinger nachdenklich in seinem Schnauzer, bewegte ihn langsam hin und her, sodass gleich der ganze Schnurrbart mitwanderte. „Gut, dann ist das wohl so. Takagi, ich würde Sie bitten, Kontakt mit dem Richter aufzunehmen, und sich über den bisherigen Anklageverlauf schlau zu machen.“ Der Inspektor bejahte, nickte Bell und Heiji noch einmal zu, ehe er aus dem Raum verschwand. „Vielleicht schauen Sie sich unseren Paparazzi noch mal an, er sitzt noch im Verhörraum, ist bisher jedoch nur mit faulen Ausreden zugange, windet sich um unsere Fragen wie eine Schlange. Wir haben genug, um ihn heute Nacht hier zu behalten, mehr jedoch auch nicht.“ „Gut, wir sehen uns den Kerl mal an.“ Sie mussten nicht lange wandern, ehe sie sich in einem kleinen Raum wieder fanden, der beinahe gänzlich im Dunkeln lag - der einzige Lichtschein kam von dem Fenster, das in den Verhörraum ging, von dem es nur als Spiegel zu erkennen war. Kogoro hatte sich vor das Glas postiert, die Nase so dicht an die Scheibe gepresst, als beobachtete er gerade seine Lieblingstiere im Zoo. Shinichi aber wusste, dass dies einzig und allein Satos Sicherheit diente, denn schon bei der kleinsten Regung ihres Gegenübers würde Kogoro ihr zur Hilfe eilen. Demensprechend wenig begeistert schien der angespannte Polizist zu sein, als er sie eintreten sah. Sato hatte ihnen den Rücken zugewandt, nahm den Verdächtigen noch immer in die Mangel, ganze zwei Stunden ging das laut Megure schon so; wenn sich die Gute einmal in etwas verbissen hatte, ließ sie so schnell nicht wieder los. Shinichis Blicke huschten über den Mann, der nun an seiner Stelle auf der anderen Seite des Spiegels saß. Weder besonders groß noch hübsch oder besonders hässlich, das einzige was man als überhaupt so bezeichnen konnte war, dass er besonders unauffällig war. Ein Japaner, der leicht in der Masse unterging. Ein Schatten, der von Ort zu Ort sprang, ohne dass ihn irgendjemand bemerkte. Wohl keine allzu unbrauchbare Eigenschaft als Reporter, dachte der Detektiv. Und dennoch gab es etwas, das Shinichi innehalten ließ, etwas, das seine Aufmerksamkeit erregte - er konnte es nur noch nicht betiteln. Satos Stimme hallte kalt und bitter in ihren Ohren, man merkte der Frau an, dass sie langsam keine Lust mehr auf irgendwelche Spielchen hatte. „Ich frage mich nur, warum Sie uns nicht einfach sagen, woher Sie die Nachricht hatten, wenn Sie doch Ihre Unschuld beteuern, Herr Koriba. Oder Sie nicht wenigstens einen Anwalt hinzuziehen, wenn Sie sich im Unrecht fühlen.“ Der Reporter aber lächelte nur, ganz im Gegensatz zu Sato schien er von dem stundenlangen Verhör nicht allzu angegriffen, stattdessen faltete er die hageren Hände übereinander und sprach mit einer süffisanten Note in seinem Tonfall. „Wieso sollte ich einen dieser Rechtsverdreher engagieren, wenn Sie offensichtlich nichts weiter als vage Spekulationen gegen mich in der Hand haben?“ Der sonore Ton seiner Stimme vibrierte in Shinichis Ohren. So ging es die ganze Zeit hin und her. Sato fragte ihn etwas und Otuchi Koriba antwortete Belangloses, es war bereits Abend, als die Kommissarin ihm die letzten Fragen stellte. Sie hätten genauso gut über das Wetter reden können und es wäre nicht mehr dabei herum gekommen. Dennoch hatte Shinichi das Gefühl, das Otuchi Koribas Stimme ihm mehr sagte als er preisgab, während er sprach und sie scheinbar durch das verspiegelte Glas direkt ansah, spürte der Detektiv, wie sich jedes seiner Nackenhaare einzeln aufstellte. Heiji stand im Stau und fluchte. Den ganzen Tag hatte er drauf spekuliert, dass er Shinichi wenigstens heute Abend im Auto löchern konnte, dabei hatte er ganz vergessen, dass der sich ja einen Mietwagen besorgt hatte. Jetzt wurde ihm auch klar, wieso. Der Osakaner seufzte, fuhr sich mit der freien Hand durch das sowieso schon zerzauste Haar, während er hoffte und betete, dass die Ampel, die er ein paar Meter weiter vorn vermutete, endlich auf Grün springen würde oder der Idiot, der vor ihm am Steuer eingeschlafen zu sein schien, endlich sein Gaspedal wiederfand. Genervt trommelte er mit den Fingern auf dem Lenkrad herum, während er in Gedanken Kudos Optionen durchging. Heiji schluckte, legte gerade den nächsten Gang ein, um von einer Ampel zur nächsten wenigstens ein wenig Tempo wieder gutzumachen. In seinem Magen rumorte es, das spärliche Mittagessen aus der Polizeikantine und der nicht grade erfolgreiche Tag mischten sich zu einer sauren Brühe, die an seiner Magenwand kratzte. Er wollte nur noch so schnell wie möglich zu Kazuha ins Hotel kommen, sich ein wenig mit seinem Sohnemann beschäftigen und dann friedlich neben seiner Frau in einen hoffentlich traumlosen Schlaf fallen. Doch offensichtlich hatte Fortuna andere Pläne mit ihm. Der Kommissar stöhnte, als er sein Handy klingeln hörte, fischte es aus der Ablage des Kombis. „Kommissar Hattori Heiji.“ „Heiji!?“ Der runzelte plötzlich angespannt die Stirn, als er Megures Stimme aus einem Gewirr von Sirenen und Stimmen erkannte. „Am Apparat. Was gibt´s? Is irgendwas passiert, Megure?“ „Ist Bell bei dir?“ Heiji schluckte, jetzt wurde es brenzlich. Er presste sein Handy fester an sein Ohr, versuchte etwas aus den Hintergrundgeräuschen heraus zu filtern, während er dem Hauptkommissar antwortete. „Nein. Wieso fragen Sie? Was ist los?“ Ein heiseres Husten kündigte Megures Antwort an. „Dieser verdammte Rauch. Das gesamte Gästehaus von Matsudo ist wohl nicht mehr zu retten.“ „Was?“ „Es brennt Heiji, das ganze Haus steht in Flammen.“ Sie wusste nichts mit ihren Händen anzufangen, wusste weder, was sie tun, noch lassen sollte. Und so hatten ihre Finger schneller auf die Tasten des Telefons getippt, als Rans Verstand sie davon abhalten konnte. Nur wenige Minuten später ertönte Sonokos Stimme aus dem Hörer. „Suzuki, Sonoko am Apparat.“ Rans Mund wurde mit einem Mal trocken, plötzlich hatte sie keine Ahnung mehr, was sie überhaupt von ihrer Freundin wollte. Hatte sie überhaupt etwas von ihr gewollt? Endlich aber konnte sie ihre Zunge dann doch dazu überreden, ein paar Worte zu formen. „Hallo, Sonoko.“ „Ah Ran, du bist es. Ich dachte, du wärst mit den drei Nervensägen unterwegs, um den Fall zu lösen.“ „Sonoko!“ Die aber lachte nur, wollte grade etwas sagen als eine männliche Stimme im Hintergrund ertönte, der sie zuerst antworte. „Es ist Ran! … „Ja genau.“ … „Und wieso sollte der hier anrufen, anstatt wie sonst auf deinem Handy?“ Ran hörte ihre Freundin genervt seufzten. „Entschuldige bitte, Makoto wartet auf einen Anruf seines Agenten. Der Herr hat es offensichtlich eilig, hier wieder wegzukommen!“ Den letzten Satz hatte Sonoko bewusst laut gesagt und Ran konnte förmlich vor sich sehen, wie Makoto ein Zimmer weiter zusammenzuckte. „Also Ran, was gibt’s?“ Doch als diese auf diese Frage nicht wirklich eine Antwort wusste, fing Sonoko selbst an zu erzählen, machte es so Ran leicht zu reden oder gemeinsam mit ihrer Freundin zu lachen. Und erst gegen Ende, als Sonoko von Makoto bis hin zu ihren neuen sündhaft teuren Schuhen alles erzählt hatte, was in den letzten Tagen passiert war, fragte sie erneut nach. „Ist irgendetwas passiert, Ran?“ Sie hörte ihre Freundin auf der anderen Seite der Leitung schwer atmen, der Versuch, ihr die Anspannung aus diesem Telefonat zu nehmen, war wohl nicht ganz geglückt. „Ich- es geht um jemanden, der mit in dem Fall ermittelt.“ Noch während sie sprach, spürte Ran wie ihr die Wärme auf die Wangen kroch, verfluchte sich dafür, ihren Körper nicht ein wenig besser im Griff zu haben. „Ahh, du meinst Professor Charming?“ „Sonoko!“ Die aber lachte nur. „Woher weißt du überhaupt von ihm?“ Ein kurzes Zungenschnalzen leitete ihren nächsten Satz ein und Ran wusste, dass auf den Lippen ihrer Freundin wieder ein breites Grinsen prangte. „Na, wenn du dich nicht rührst bezüglich des Treffens mit Kazuha, muss ich die Gute ja wohl oder übel selbst überfallen, oder? Und die hat mir dann gleich auch von deinem neuen Liebhaber berichtet.“ „Er ist nicht-…“ Doch Ran konnte den Satz nicht beenden, mehrere Szenen flackerten vor ihrem Auge auf, in der sie diesen Dialog immer mit einem Satz beendete. <… mein Ehemann.> Nicht Liebhaber, Ehemann, hatte sie Shinichi immer genannt, ihren Ehemann. Ran bemerkte, wie ihr erneut die Luft wegblieb, ein beklemmendes Gefühl hatte sich in ihrem Magen eingenistet, das sie einfach nicht mehr durchatmen ließ. Sonoko bemerkte die Stille ihrer Freundin und seufzte kurz. Das war mal wieder typisch Ran, kaum kam jemand in Sicht, der vielleicht endlich seinen Platz in ihrem Leben einnehmen könnte, nagte auch schon wieder das schlechte Gewissen an ihr. Ran war einfach zu ehrlich, viel zu nett und gut, sodass man sie manchmal wirklich wach rütteln musste, damit sie sich und ihrem Glück nicht selbst im Wege stand. Und so wie Kazuha sich diesmal angehört hatte, könnte er es wirklich sein, der Mann, der Shinichi Kudo endlich aus Rans Geist vertreiben konnte, derjenige, der sie wieder so lächeln ließ wie früher. Sonoko fing wieder an zu reden, versuchte, ganz behutsam vorzugehen. „Du bist dir wohl nicht sicher bei ihm?“ Ran seufzte, legte den Kopf in den Nacken und schaute an die weiße Decke ihres Wohnzimmers. Sie biss sich auf die Lippen, schmeckte die Reste ihres Lippenstifts, den sie heute Morgen extra aufgelegt hatte. Extra für ihn. Wie dumm von ihr. Am Schluss brachte sie doch ein paar genuschelte Worte hervor, die ihre Freundin zufrieden stellten. „So in etwa… ja.“ „Na ist doch kein Problem, Kazuha und ich nehmen den Kerl einfach mal ordentlich unter die Lupe. Dann sehen wir ja, ob er was taugt oder nicht.“ Sie konnte ja nicht sehen, dass Ran daraufhin nur die Stirn runzelte. „Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist, Sonoko.“ „Papperlapapp. Du hast doch eh dieses Date mit ihm, oder? Sag einfach, du würdest lieber einen Spaziergang machen und, hoppla, wie aus heiterem Himmel stoßen Kazuha und ich hinzu. Wenn´s dir besser geht, soll sie eben noch Hattori mitbringen, dann hat Bell wenigstens auch wen zum Quatschen.“ Das Date! Sie hatte dieses verfluchte Essen eigentlich schon vollkommen vergessen. Wie sollte das gehen? Sie konnte nicht mit ihm allein sein, ihm nicht gegenüber sitzen, ohne wenigstens irgendetwas zu sagen. Vielleicht war der Spaziergang da wirklich die bessere Variante, vielleicht spielten ihre Sinne doch verrückt und Sonoko könnte ihr das bestätigen. Ran schluckte, spielte nervös mit der Telefonschnur in ihrer Hand. Rans lange Stille wurde von ihrer Freundin kurzerhand als „Ja“ interpretiert. „Also gut. Ich werde mit Kazuha alles klären und melde mich dann wieder bei dir. Halt du ihn nur so lange hin, Ran.“ Die wollte ihr grade widersprechen, als die Möchtegern-Blondine ihr ins Wort fiel. „Ran, bitte versuch es wenigstens… einverstanden?“ Eigentlich hatte Ran vor, ihr zu widersprechen, doch Sonokos Tonfall hielt sie davon ab. Sie seufzte, wusste selbst nicht recht, warum sie sich auf all das einließ, doch die Worte kamen ohne weiteren Befehl über ihre Lippen. „Einverstanden.“ Kurz danach hatten sie aufgelegt, Ran starrte noch immer auf den Hörer in ihrer Hand, welcher nun das monotone Geräusch einer besetzten Leitung von sich gab. Ihre Gedanken hämmerten in ihrem Kopf wie das immerwährende Klingeln aus der Leitung. Sie hatte überlegt, es anzusprechen, ihre Gedanken über Bell und Shinichi, denn auch wenn sie wusste, dass auch Sonoko dieses Thema nicht mehr hören konnte, konnte sich Ran doch immer sicher sein, dass ihre beste Freundin ihr dennoch zuhörte. Vielleicht hätte sie sie für verrückt erklärt. Es darauf geschoben, dass sie ihn mochte und deshalb Ähnlichkeiten von einem zum anderen projizierte. Vielleicht hätte sie nur gelacht, wäre auf Bell zugegangen und hätte ihn auf Nakamori-Art einmal fest in die Wange gekniffen, um ihr damit zu beweisen, wen sie vor sich hatte. Ran schluckte, hatte sich die Szene und ihren Ausgang bildlich vors Auge geführt, beinahe musste sie ein hysterisches Lachen unterdrücken, spürte, wie sich die Härchen auf ihren Armen aufstellten, während sie daran dachte, welchen Schaden Sonoko damit vielleicht angerichtet hätte. Natürlich hätte Shinichi sich auch operieren lassen können, aber sie wusste, dass das nicht seine Art war. Er versteckte sich momentan vielleicht, aber sich selbst so sehr zu verraten, dazu war er dann doch nicht imstande. Denn wenn Ran eines aus den Gesprächen mit Heiji, dem Professor und seinen Eltern gelernt hatte, dann das, dass er sich zwar verstecken musste, sich aber mit diesem Zustand nicht abgefunden hatte. Niemand hätte ihm einen Vorwurf daraus gemacht, irgendwann aufzugeben, einfach noch einmal aufzuwachsen, doch Shinichi stellte sich der Gefahr, suchte sie sogar, nur um sein altes Leben wieder zu bekommen. Wenn er sich aber immer noch verstecken musste, bedeutete dies, dass die Organisation, die ihn jagte, ihm noch immer auf den Fersen war. Er hatte es noch nicht geschafft, bis zu deren Herz vorzudringen und einen Dolch hinein zu jagen. Das jedoch ließ nur einen weiteren Schluss zu, der Ran gleichermaßen zum Schaudern brachte, denn hinter der Maske von William Bell, verbarg sich somit nicht Shinichi, sondern … <…Conan.> Shinichi war um die nächste Straßenbiegung gefahren, schaltete grade den Blinker ab, als er am Abendhimmel in regelmäßigen Abständen bläuliche Blitze zucken sah, der Donner aber blieb bislang aus. Die Augenbrauen des Detektivs zogen sich zusammen, er wollte grade nach Luft schnappen, als ein stechender Geruch sein Vorhaben unterbrach und ihn zum Husten brachte. Seine Hände suchten den Knopf für die Klimaanlage, schalteten sie dann endlich ab, um zu verhindern, dass noch mehr des giftigen Rauchs in seinen Leihwagen drang. Sein Magen füllte sich mit Steinen, als er bemerkte, dass je näher er seinem Ziel kam, der Rauch nur um so dichter wurde, bis die dicken schwarzen Nebelschwaden ihn beinahe verschlangen. Seine Augen brannten mittlerweile, der Rauch suchte sich durch jeden Winkel und jede Ritze seines Autos Einlass, brachte ihn erneut zum Husten. Doch das alles kümmerte ihn im Moment nur wenig, er schaltete einen Gang zurück, hoffte noch, dass er sich täuschte, doch als er auf der Straße neben Dr. Matsudos Anwesen anhielt, schlugen ihm seine letzten Hoffnungen ins Gesicht. Die Straße war voll von Feuerwehr und Polizei, die Beamten huschten wie Phantome durch den dicken Rauch, die Blaulichter allein waren es, die immer wieder für ein paar Sekunden für Licht sorgen, ehe alles wieder mit der Dunkelheit verschmolz. Nun nicht ganz, denn inmitten dieser schwarzen Gewitterwolke aus giftigem Rauch brannte das Gästehaus von Matsudo, spuckte immer wieder bedrohlich Flammen nach allen Richtungen und fauchte wütend, als die Feuerwehr ihre Schläuche weiter aufdrehte. An Shinichi ging das alles irgendwie vorbei, er saß im Wagen, atmete in kurzen Zügen, während seine Blicke durch die brennenden Mauern des kleinen Hauses scheinbar hindurch gingen, zu dem einen Raum, der Bells ganze Existenz enthielt. Shinichi schluckte, unterdrückte einen Schauer, der ihm über den Rücken rann, während er sich vorstellte, wie die Flammen Bells Gesicht zerfraßen und das Latex an Form verlor, ehe nichts Menschliches mehr von seinen Zügen übrig war. Der Detektiv biss sich auf die Lippen, starrte weiter in das Flammenmeer, das immer wieder eine dicke schwarze Rauchwolke ausspie, erst ein uniformierter Schatten, der im zuckenden Blaulicht an seinem Wagen vorbeihuschte, brachte Shinichi wieder zur Besinnung. Er musste hier weg, und das schleunigst. Ohne weiter zu überlegen legte er den Gang ein, trat aufs Gas und raste an den Feuerwehr- und Polizeiwagen vorbei, verschwand abermals im dicken schwarzem Nebel. Weit konnte er jedoch nicht gekommen sein, als er seinen Wagen in einer Seitenstraße parkte. Shinichi konnte noch immer die Feuerwehrsirenen in der Ferne hören und hatte doch keine Ahnung, wo er war. Zu schnell waren die Straßen, Ampeln und Häuser an ihm vorbei gerauscht. Zum Glück hatte sein Verstand noch ausgereicht, um sich selbst für fahruntüchtig zu erklären. Er holte tief Luft, ließ sich dann nach hinten in den Sitz fallen und starrte an die graue Stoffdecke und bemerkte ein, zwei Brandflecken. Seine gesamten Utensilien, alles, was er brauchte, um Bell zum Leben zu erwecken, wurde grade gierig vom Feuer verschlungen. Wenn William Bell heute Abend zu Bett gehen würde, würde er am nächsten Morgen nicht mehr aufwachen. Shinichi seufzte, ließ den Kopf gegen das Lenkrad sinken und ignorierte dabei Bells Fensterglasbrille, die auf seiner Nase nach vorn rutschte. Er zuckte kurz als plötzlich sein Handy zu klingeln begann. Er starrte es an, fand es unverschämt, dass dieses Ding den gesamten Beifahrersitz für sich hatte und dann nicht mal aufhören wollte, zu klingeln. Als er danach griff und endlich auf die Anzeige schaute, schloss er kurz die Augen, holte tief Luft, ehe er den Anruf entgegennahm. „Kudo?!“ „Bell, aber das spielt für dich wohl keine Rolle, Hattori.“ „Allerdings nicht! Wo steckst du? Weist´de, dass-…“ „Ja Heiji, ich weiß.“ Shinichi seufzte, massierte sich angestrengt den Nasenrücken. „Ich weiß. Ich bin grade vorbei gefahren.“ Schon als er den Osakaner auf der anderen Seite der Leitung tief nach Luft schnappen hörte, wusste Shinichi, dass nichts Gutes folgen konnte. „Wie, vorbei gefahren?! Herrgott Mann, Megure dachte, du wärst noch da drin!“ „Was hätte ich den tun sollen, Heiji? Aussteigen und Megure einen guten Abend wünschen? Am Ende quartiert der mich noch in irgendein Hotel ein, wenn ich Pech habe, sogar noch mit Polizeischutz. Wie sähe es dann aus, wenn Bell einige Tage nicht erscheint, wenn er überhaupt wieder auftaucht.“ Er konnte förmlich hören, wie bei dem Osakaner jetzt der Groschen viel. „Das ist wahr. Alles hin, meinst´de?“ Shinichi seufzte, legte erneut den Kopf in den Nacken, zählte die ihm nun bekannten Brandlöcher an der Autodecke. „Davon kannst du ausgehen und alles was noch nicht restlos verkohlt ist, kann man wohl nicht mehr als menschliches Gesicht durchgehen lassen. Gib Megure Bescheid, dass es mir gutgeht und ich mich momentan nach einer neuen Bleibe umschaue.“ Er sah das Nicken seines Freundes nicht, interpretierte die herrschende Stille jedoch als ja und spürte, wie es hinter seiner Schläfe langsam zu pochen begann. „Und was hast du jetzt vor?“ Heijis Frage hallte in seinen Ohren, er brauchte ein Weilchen um seine trockenen Lippen zu einer Antwort zu überreden. „Bell muss weitermachen, oder?“ Ein Seufzen begleitete seinen Satz, unwillig schaute er in den Rückspiegel, von dem ihm William Bell entgegen sah. „Und ich kenne nur eine Person, die mir momentan helfen könnte.“ Sein Mund verzog sich zu einem schiefen Lächeln, das jedoch nicht allzu lange Bestand hatte, zu bitter lag im sein neues Vorhaben im Magen. „Gut, bleib wo du bist, ich bin gleich da.“ Er hörte, wie sich das Auto wehrte, als Heiji unsanft den Gang wechselte, beschloss ihn lieber gleich zu unterbrechen, ehe er irgendwo eine Ampel überfuhr. „Nein Hattori. Nett von dir.“ Shinichi schluckte, griff sich an den Hals, als er bemerkte, das seine Stimme rauer war als gedacht. „Aber das ist etwas, das ich allein machen muss.“ Megure schaltete sein Handy wieder auf Standby, schaute erneut auf das brennende Gebäude, zum Glück war die Feuerwehr mittlerweile der Flammen Herr geworden, sodass nicht länger befürchtet werden musste, dass das Haupthaus des Doktors auch noch Feuer fing. Hinter sich konnte er Mori keuchen hören, der mit langen Schritten auf ihn zu kam, ein Taschentuch aus der Hose kramte, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen und den Ruß in seinem Gesicht dabei nur noch mehr verteilte. „Und?“ „Es geht ihm gut, er war wohl noch auf dem Weg vom Revier, als es passiert ist.“ Der Polizist nickte seinem Vorgesetzten zu, schaute ihn lange an, ehe er seine Frage dann doch noch stellte. „Sie haben ihm nichts davon gesagt. Hattori meine ich.“ Megures Augenbrauen zuckten kurz, ehe er sich von Mori abwandte, das Handy in seiner Hand nervös knetete. „Nein. Ich habe ihm nichts gesagt, und, Mori?“ „Ja.“ „Ich möchte auch, dass es für´s Erste so bleibt.“ Er sah wie Kogoro sich kurz auf die Lippen biss, dann aber knapp nickte und sich wieder seinen Aufgaben zuwandte, während Megure noch immer seinen Gedanken nachhing. Sein Blick fiel auf den kleinen Zettel, den er in der Hand hielt, auf die paar Buchstaben und Zahlen, die einer ihrer Zeugen darauf gekritzelt hatte, als sie von Tür zu Tür gegangen waren und gefragt hatten, ob jemand etwa Auffälliges am Haus bemerkt hatte. Eine nützliche Antwort war tatsächlich dabei gewesen. Die Angabe eines Autos, das kurz vorher dort geparkt hatte. Ein schwarzer Porsche, Modell 356 A. Hi Ho alle Miteinander, freut mich, dass ihr es wieder bis zum Ende dieses Kapitels geschafft habt. Ich hoffe sehr es hat euch gefallen. In diesem Sinne auch noch mal vielen Dank für die lieben Kommentare und die (mittlerweile über 60) Fafos ^//^. Danke! Jaa… ich weiß ich stelle euch was Shinichi und Ran anbelangt ziemlich auf die Probe, aber wir hacken die Liste doch weiter ab oder nicht? Oder Ahnt jemand von euch etwa nicht was bzw. wer jetzt als nächstes an der Reihe ist ;) Natürlich würde ich mich wie immer über eure Meinung freuen ^//~ Ganz liebe Grüße, bis demnächst eure Shelling PS: Spoiler und das Datum des nächsten Kaps gibt’s wie immer im Blog. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)