Lost in Time von Shelling__Ford (ShinichixRan) ================================================================================ Kapitel 32: Das letzte Problem ------------------------------ Rückblick Ran schluckte, bemerkte, wie sich die Gänsehaut auf ihren Armen langsam legte, während sie noch immer auf sie Stelle starrte, an der sie ihn zum letzten Mal gesehen hatte. Rans Hand glitt an ihre Wange, noch immer konnte sie die Erinnerung an seinen warmen Atem auf ihrer Haut spüren, während ihr Herz neuen Mut in ihren Körper pumpte. „So leicht kommst du mir diesmal nicht davon… Shinichi.“ Rückblick Ende Das letzte Problem „Du siehst blass aus.“ Shinichis Blick huschte über Bells Brille hinweg zu Heiji, der ihn aus dem Augenwinkel heraus ansah. Es waren die ersten Worte, die seit der Ankunft Bells in der Justizvollzugsanstalt gefallen waren und ihr langes Schweigen brachen. Der Detektiv rollte nur mit den Augen, sah Hattori von der Seite her an, während Bells Stimme mittlerweile selbst in seinen Ohren fremd zu klingen begann. „Sehr witzig, Hattori. Erzähl mir lieber, was ich verpasst habe.“ Das Grinsen auf den Lippen des Osakaners blieb aus, ehe er dann endlich zu berichten begann. Der Prozess war gelaufen wie erwartet. Dieser Hai von einem Anwalt hatte nicht das geringste Indiz gegen seinem Mandanten unangetastet gelassen, hatte alles in Frage gestellt, sodass dem Richter am Ende nichts weiter übrig geblieben war als Roki Kabawa frei zu sprechen. Auch Megure der dem Richter die Lage zuvor noch einmal persönlich zugetragen hatte, hatte keine Verschiebung des Prozesses erwirken können. Kabawa war Frei, die Mordanklage wurde durch Mangel an Beweisen niedergelegt. Erst jetzt begann für die Polizisten die Heikle Phase. Denn „Holmes“ Ankündigung war präzise wie nie, er wollte die Tat noch im Gefängnis begehen. Shinichi schluckte, schaute sich in dem grauen, kahlen Flur um, in dem sie standen. Megure, Takagi, Sato, Mori, Hattori und er. Der Hauptkommissar hatte das Aufgebot an Beamten auf den engsten Kreis beschränkt, um so einen potentiellen Täter unter ihnen möglichst auszuschließen. Diesmal hatten sie vielleicht wirklich eine Chance, denn nicht nur für die Polizisten war der Zeitrahmen der Tat mehr als gering, sondern auch für den Mörder selbst. Nach dem gewonnenen Prozess gelangte der Angeklagte als freier Mann zurück ins Gefängnis und von da an war alles reine Entlassungsroutine. Schritt eins: Kabawa bekam Zeit, die wenigen Sachen aus seiner Zelle zusammenzusuchen und einzupacken. Schritt zwei: Er bekam die Kleidung und Gegenstände wieder, die er am Tag seiner Einweisung bekommen hatte. Schritt drei: Er musste seine Entlassungspapiere unterschreiben, ehe er in der Umkleide entlassen wurde. Und zu guter Letzt Schritt Nummer vier: Man öffnete ihm die Tore zur Freiheit. Nummer eins und zwei hatten sie bereits hinter sich gebracht, außerdem hatte Megure verfolgt, wie der Gefangene dem dicken Stapel aus Papieren seine krakelige Unterschrift verpasste, er hatte ihm sogar seinen Kuli geliehen, um auf Nummer sicher zu gehen. Man konnte schließlich nie wissen… Sie mussten die Gegenstände überprüfen, mit denen der gewichtige Mann in Berührung kam, wischten über jede Türklinke, die er berühren könnte und behielten ihn streng im Auge, was den ehemaligen Insassen zunehmend nervös werden ließ. Shinichis Blick verfinsterte sich, während er auf die geschlossene Tür der Umkleide spähte, die Kabawa, nach vorheriger Sicherung, betreten hatte. Der massige Hüne hatte allen Grund, Angst zu haben, denn er selbst wusste, wie grausam es war, so zu sterben. Er hatte ganz bestimmt nicht damit gerechnet, jemals sein eigenes Gift schlucken zu müssen. Deswegen überprüften sie jede seiner Bewegungen und Kabawa wusste es, wusste, was er gegen die Sicherheit des Gefängnisses eingetauscht hatte, nicht nur die Freiheit, sondern auch die Aussicht auf einen gewaltsamen Tod. Der Blick des Detektivs glitt den Flur entlang zu dem kleinen Behandlungsraum des Gefängnisses, in dessen gekühlten Safe sie ein Gegenmittel gebunkert hatten, von dem alle hofften, dass es erst gar nicht zum Einsatz kommen musste. Sie hatten mit verschiedenen Ärzten diskutiert, ob man dem Mann die Mittel nicht gleich verabreichen konnte, aber was für den kranken Körper ein Heilmittel war, war für den gesunden selbst ein Gift, sodass ihnen nichts weiter übrig blieb, als zu warten. Die bleierne Stille, die sich erneut über ihnen ausgebreitet hatte, lag schwer auf Shinichis Schultern. Er spürte Kogoros Blicke auf seiner Haut und wunderte sich, ob Ran ihm ihr Treffen angekündigt hatte, oder ob der Vater vielleicht noch das Parfum seiner Tochter an ihm wahrnahm. Shinichi schluckte, der Gedanke an Ran ließ seine Fingerspitzen zu Eis gefrieren. Die Situation heute Morgen hätte ihr klar machen müssen, wie schwer ihr Vorhaben wirklich war und dennoch wusste der Detektiv, dass er seine Sandkastenfreundin ganz bestimmt nicht zum letzten Mal gesehen hatte. Er seufzte, starrte an die Decke, sodass ihn das karge Licht blendete, ein trübes Lächeln lag auf seinen Lippen. Die beiden Freundinnen gingen stumm nebeneinander her, das einzige, was sie hörten war das „Motorengeräusch“ von Haikuro, der sein Auto durch die Luft lenkte, während er vor ihnen her tapste. Kazuha seufzte, tief, schwer und lang, was, wie Ran mittlerweile wusste, einen eher unangenehmen Satz für sie einleitete. „Ich kann dich verstehen…, aber ich kann auch seine Meinung nachvollziehen.“ Ihr Blick fiel zu ihrem Sohnemann nach vorn, das breite Grinsen in seinem Gesicht ließ ihr mittlerweile schwer gewordenes Herz leichter schlagen. „Er versucht dich zu beschützen. So wie damals… er will nich‘ dass dir was passiert.“ Ran schmeckte den bitteren Kaffee noch immer auf ihren Lippen, sie hatten das kleine Café eben verlassen und doch belegte der Geschmack noch immer ihre Zunge. „Ich weiß, aber das geht nicht. Nicht so.“ Kazuha nickte stumm, ihre Augen aber verließen das Gesicht ihrer Freundin nicht. Sie hatten das Thema schon oft genug durch gekaut. Nicht nur gestern und heute, sondern auch die vergangen zehn Jahre. Shinichis Schutz machte Ran kaputt, ihre starken Mauern drohten unter dem einsamen Wind zu zerfallen, bis nichts mehr als Ruinen von ihr übrig sein würde. Eine leere Hülle. Die Worte ihres Mannes spukten Kazuha im Kopf herum, die beiden Detektive waren sich so ähnlich… und konnten doch nicht verstehen, dass sie nicht immer beschützt werden wollten. Das Nichtwissen, Angst und Einsamkeit manchmal mehr wehtaten, als es physischer Schmerz je könnte. Sie schluckte, beobachtete das bunte Muster aus Schatten und Licht auf dem Weg vor ihnen, das vom Blätterwerk der Bäume gebildet wurde. Es sah aus, als hätte man ein Spitzendeckchen über ihnen gespannt, das sich im sanften Frühlingswind langsam hin und her bewegte und so das Licht zum Tanzen brachte. Im Moment aber war dieser unruhige Pfad eher weniger gut geeignet für ihr Gemüt und sie ahnte, dass es ihrer Freundin nicht anders ging. „Ich versteh dich ja… aber es is viel, das du aufgeben willst, du lässt uns alle zurück, für ihn, für eine Zukunft, die…“ <…die es vielleicht nicht gibt.> Kazuha biss sich auf die Lippen, verkniff sich den letzten Satz, um ihre Diskussion nicht wieder von vorne auf zu rollen. William Bell gab es für die Organisation nicht mehr… das bedeutete, dass er so schnell wie möglich aufhören musste zu existieren, dass Shinichi sich ein neues Leben aufbauen musste, wenn sie die Organisation jetzt nicht in die Knie zwangen. Aber diesmal wollte Ran Teil von diesem Leben sein. Noch einmal wollte sie ihn nicht verlieren. Ihr Blick streifte den kleinen Haiku, der Dreijährige war eine willkommene Ablenkung für ihre Gedanken. „Ich will zumindest mit ihnen reden, wenn diese Leute vom FBI Shinichi wirklich so gut kennen, wie Heiji dir gesagt hat, will ich wenigstens mit ihnen sprechen.“ Kazuhas Gesichtszüge spannten sich, als sie den ernsten Ausdruck Rans bemerkte, die blauen Augen zu dunkel für ihr sonst so helles Gemüt. Ein kurzes Grinsen schlich ihr über die Lippen, während sie ihre Freundin spielerisch in die Seite piekste. „Und du bist dir sicher, dass du nicht einfach nur nen Blick auf die Amerikanerin werfen willst, die dir und Shinichi am Telefon dazwischen gefunkt hat?“ „Kazuha!“ Doch die konnte aufgrund der ertappten Miene sowie Gesichtsfarbe Rans nur lachen, sodass sich auch die Lippen der Lehrerin zu einem kleinen Lächeln verzogen. „Gibt’s doch zu, der Gedanke ist schon auch irgendwo in deinem Kopf.“ „Und wenn schon… darum geht es nicht.“ Kazuha seufzte, ihr Blick wanderte zu ihrem Sohn, der ein paar Meter weiter zielsicher die nächstbeste Pfütze gefunden hatte und sein Auto kurzerhand zum U-Boot zu degradieren begann. Die Ruhe, die nun wieder über ihnen lag, konnte jedoch auch das schlammverschmierte Gesicht ihres Sprösslings nicht leichter machen. Kazuhas Stimme war rau, als sie sich endlich zum Sprechen entschied. „Ihm wird das ganz sicher nicht gefallen…“ Ran zögerte. „Wahrscheinlich nicht, nein.“ Sie schluckte das Brennen in ihrem Hals hinunter, ignorierte die langsam aufkommende Übelkeit. „Aber ich muss es wenigstens probieren, Kazuha… Wie gefährlich kann dieser Versuch schon sein?“ „Dauert aber ganz schön lang da drin.“ Kogoros rauer Ton wurde von der wippenden Zigarette in seinem Mundwinkel begleitet, auf der der Polizist nun schon eine halbe Stunde lang nervös herum kaute. Der Hauptkommissar nickte stumm, Mori hatte Recht, so lange sollte das eigentlich nicht dauern. Megures Blick glitt zu den beiden Detektiven an seiner Seite, auch sie schauten abwechselnd auf die eigene Armbanduhr oder die Digitaluhr im Gang. Doch grade als der Polizeibeamte Takagi zum Nachsehen abordnen wollte, drang ein dumpfer Knall vermischt mit einem heiseren Fluchen an ihre Ohren. Trotz seiner Jahre war Megure der Erste gewesen, der sich in das kleine Zimmer gequetscht hatte. Die Umkleide war nicht groß, viel zu klein eigentlich um ihnen allen ausreichend Platz zu bieten, auch wenn außer einem Spind, einer kleinen Sitzbank, einem Waschbecken und einem Spiegel nichts weiter an den grauen Wänden Halt fand. Kabawa lag quer im Raum, stütze sich mit dem Ellenbogen an der Bank ab, während seine Augen starr auf seinen Füßen lagen, als hätte er diesen Teil seines Körpers noch nie gesehen. „Was ist passiert?“ Die Stimme des Hauptkommissars war fordernd, doch so viel Druck wäre nicht nötig gewesen, denn die Angst machte die Lippen des Hünen gesprächig. „Ich wollt mir grad dieses beschissene Hemd aufknöpfen, als - Arg, verdammte Scheiße, tun se doch endlich was!“ Kabawas Hand griff zittrig nach der halb geöffneten Knopfleiste seines Hemdes, aus dem ein schmieriges Feinrippunterhemd hervorschaute, bis die Bewegung brach und sie nutzlos auf seinem Körper liegen blieb. Megures Finger ruhten kurz auf der Stirn des Verbrechers, suchten dann einen Puls, nur um noch besorgter zu schauen, während Heiji dabei war, Kabawa die Schuhe aus zu ziehen. Bell stieg über den Mann am Boden hinweg, ging Megure gegenüber in die Hocke und griff nach der Hand des Verbrechers. Die Haut unter seinen Fingern war auffällig kühl. Kabawas klobige Hand lag schlaff, beinahe leblos in der seinen. Vermutlich war die Lähmung dran Schuld, dass sowohl Kabwas Hände die Knöpfe nicht bewältigen konnten, als auch seine Knie sein Gewicht nicht länger tragen wollten. „Haben Sie Kopfschmerzen, ist Ihnen übel?“ Bells besorgte Stimme schien Kabawas Aufmerksamkeit zu erlangen, der ihn jedoch nur mit einer verzogenen Miene anraunzte. „Die verdammte Birne pocht mir schon seit dem Gericht, was soll auch sonst anderes dabei raus kommen, bei dem Gelaber.“ Shinichi schluckte, Bells Stimme aber war bitterer als beabsichtigt. „Das nächste Mal, Mister Kabawa, sollten Sie sich mit dem Gift, das sie Nutzen, ein wenig mehr aus einander setzen. Die ersten Anzeichen einer Ergotin-Vergiftung sind Übelkeit und Kopfschmerzen sowie kalte Gliedmaßen und ein kaum vorhandener Puls.“ „Was?!“ Doch in diesem Moment fiel der Blick des vermeintlichen Mörders auf seine Finger in Bells Hand, die blauen Fingerspitzen waren seinem entsetzten Gesicht nach zu urteilen eindeutig ein Symptom, das er erkannte. „Nein! NEIN!“ Die Beamten aber überhörten seine Schreie, Heiji, der den Mann von seinen Socken und Schuhen entledigt hatte, schaute auf und nickte. „Die Zehen auch.“ Megure fluchte. „Verdammt! Schnell Takagi, der Arzt.“ Die Sanitäter waren schnell, doch das Gift war schneller. Shinichi schluckte, der Mann, der eben noch nahezu regungslos auf seine blauen Fußspitzen gestarrt hatte, wandte und krümmte sich nun vor Schmerz. Ergotin ist das Gift eines Pilzes, der hauptsächlich Getreide befällt und vor ein paar Jahrzehnten noch hunderte von Menschen nichts ahnend in ihrem Frühstücksbrot aufgelauert hatte. Heute aber kam es durch die Chemiekeulen auf dem Feld so selten vor, dass die allgemeine Bevölkerung es kaum noch kannte. Der Polizei aber war dieses Mittelchen noch immer geläufig. Jede Drogenhöhle war voll mit dem Zeug, brauchte man es doch als Zwischenschritt zur LSD Herstellung. Wenn ein Junkie also mal nicht in der Lage war zu warten, bis der Stoff fertig und sauber war… tja, Pech gehabt. Kabawas Inspiration und Quelle waren daher nicht schwer zu erraten. Dabei reichten ein paar Milligramm aus, um selbst diesen Koloss auf perfide Art und Weise in die ewige Ruhe zu schicken. Der geschmacksneutrale Stoff wirkte auf das Nervensystem, legte die Gliedmaßen lahm und ließ das Hirn in einem Nebel aus Wahnvorstellungen zurück, die durch den Schmerz bald Futter für die grausamsten Träume bekamen. Denn auch wenn Herz- und Atemstillstand am Schluss zum Tode führten, war es die Gefäßverengung an Händen und Füßen, die den Tod für das Opfer fast schon zur Sehnsucht machte. Denn die Empfindungslosigkeit Kabawas hatte nicht lange angehalten… Heiße Tränen rannen dem Hünen über die Wangen, seine Lippen formulierten schon längst keinen Sätze mehr, Schreie und verzweifeltes Wimmern waren die einzigen Laute, die Kabawa noch von sich geben konnte. „Kudo…“ Heijis Stimme riss ihn aus seinen Gedanken und doch wusste der Detektiv gleich, was sein Kollege von ihm wollte. „Ich weiß… wenn ihm schon während des Gerichts nicht gut war-…“ „Heißt das, wir haben unseren Mörder verpasst. Der Kerl hat schon früher zugeschlagen.“ Shinichi nickte, schaute Stumm zu dem sich windenden Mann. Das Blut zog sich immer weiter aus seinen Gliedmaßen zurück, seinen Zellen fehlte der Sauerstoff, eine Weile lang hatten sie das noch durchgestanden, aber ohne Nachschub begann Kabawas Gewebe abzusterben. Seine Haut, die Muskulatur und Nerven zersetzten sich langsam, färbten seine Zehen und Finger erst weiß, dann blau, bis sie sich in ein bröckeliges Schwarz tauchten. Schwarzes Blut… Der Gedanke hallte in seinem Kopf wieder, wie ein unliebsamer Ohrwurm, den man einfach nicht mehr abschütteln konnte. Kabawa verfaulte bei lebendigem Leib. „Verdammt was geben Sie ihm denn da? Warum wirkt das Zeug nicht?“ Kogoros Stimme war angespannt, so sehr sie diesen Mann noch vor wenigen Minuten verabscheut hatten, diesen Szenen wollte wirklich keiner mehr länger zusehen. Doch die beiden Mediziner reagierten nicht auf das Geschrei, auf diesem Ohr waren sie ohnehin schon längst taub. Dennoch verriet sie der Schweiß auf der Stirn, die brühige Stimme des Rettungsarztes tat da ihr Übriges. „Es schlägt nicht an… warum schlägt es nicht an?“ Ungläubig starrte der Arzt auf das mittlerweile leere Fläschchen in seiner Hand, das Kogoro auf Megures Anordnung hin aus dem Safe geholt hatte. Während der Notarzt die Flasche hin- und herbewegte, fiel Shinichis Blick auf das Label, oder besser gesagt auf das, was darunter hervorschimmerte. Die Augen des Detektivs wurden groß, ungefragt griff der Amerikaner sich das Fläschchen und hielt es gegen die Deckenlampe. „Das letzte Problem“ Diese drei Worte schimmerten in schwarzen Blockbuchstaben durchs Etikett. „WAS!?“ Doch Bell hielt Kogoros Hand auf, mit der er grade nach dem Fläschchen greifen wollte, um das Etikett ab zu machen. „Warten Sie Mori, das sollten lieber die Leute vom Labor übernehmen.“ Korors Blick fixierte Shinichi kurz, ehe nicht nur dem Polizisten aufging, was der Pseudo-Amerikaner damit meinte. Doch zu einem zufriedenen Lächeln war keiner der Männer imstande, „Holmes“ hatte das Gegenmittel vertauscht. Die Sicherheitsmaßnahme, die sie getroffen hatten, um das Leben des Opfers zu schützen, war es, die ihnen zum Verhängnis wurden. Ein donnerndes Fluchen drang aus der Kehle des Hauptkommissars, er streifte Shinichis Blick nur kurz, ehe er sich dem Notarzt zuwandte. „Was jetzt?“ Der Mediziner selbst war nur noch blasser geworden, es dauerte, bis er seinen Verstand wieder zum Arbeiten bewegen konnte. „Ich habe etwas hier, um den Herzstillstand fürs Erste zu vermeiden, aber das Fortscheiten der Nekrose an seinen Händen und Füßen-…“ Die grauen Augen lösten sich vom Patienten, fixierten Megure mit eindeutigem Blick. „Ich habe nichts hier, um das Gift aufzuhalten.“ „Wie hat er das angestellt?“ Heijis Stimme ging stumpf in dem kleinen Arztzimmer des Gefängnisses unter. Sie hatten den Tatort räumen müssen, als klar wurde, dass Kabawa sofort ärztliche Hilfe benötigte. Mori hatte den Notarzt begleitet, während Megure und Takagi die Spurensicherung überwachten, die sich nacheinander erst die Umkleide, Kabawas Zelle und das Praxiszimmer vornahmen, in dem sie jetzt standen. Zwar gingen so vielleicht Beweise, die Kabawa mit sich trug, verloren, aber ein Menschenleben hatte in diesem Fall klaren Vorrang. „Er hat´s ausgetauscht, schon klar. Nur wann und wie?“ Bell blickte stumm zu seinem Kollegen, der rund um den Safe nach Spuren suchte, während er sich in dem kleinen Raum umsah. Das Desinfektionsmittel stach ihm noch mehr als sonst in die Nase, als wollte der Geruch im etwas sagen, etwas mitteilen, das er einfach nicht verstehen konnte. Shinichi aber zuckte nur mit den Schultern. „Wenn wir Glück haben, kann er uns die Frage nachher selbst beantworten.“ Heiji grummelte. „Sofern etwas mit den Abdrücken anzufangen ist, meinst du…“ Doch seine eigenen Worte ließen den Detektiv des Westens inne halten, fragend schaute er zu seinem Kollegen, der in dem kleinen Terminkalender der Praxis blätterte, den sie gefunden hatten. „Sag mal, wenn sie etwas damit zu tun haben, wundert´s dich dann nicht, dass sie so nen Fehler machen?“ Shinichi schluckte, blätterte zu den letzten Tagen vor, während er sprach. „Es beunruhigt mich mehr, als das es mich wundert- “ Der Detektiv stockte, machte seinen Freund so erneut auf sich aufmerksam. „Was is?“ „Kabawa hatte gestern Abend einen Termin.“ „Hier?“ Shinichi nickte, griff nach dem Telefon im Raum und ließ sich mit dem Direktor verbinden. Die rauchige Stimme des alten Beamten drang durch das Telefon bis zu Heijis Ohren durch, der gespannt lauschte und wartete, während Shinichi die Situation erklärte. „Stimmt, Kabawa war gestern Abend in Behandlung. Übelkeit soweit ich das mitbekommen habe, er ist zum Arzt, der für heute kurz vor dem Gericht eine weitere Untersuchung angeordnet hatte, um sicher zu gehen, das der Häftling vernehmungsfähig sein würde.“ Die Augen der beiden Detektive wurden groß, die leere Seite des Kalenders starte ihnen mit dem heutigen Datum entgehen. „Und wer hat diese Untersuchungen durchgeführt?“ „Unser hier angestellter Arzt natürlich, Dr. Korioshi.“ „Können Sie ihn vielleicht erreichen und bitten zu kommen?“ „Klar… einen Moment, bitte.“ Shinichi hörte die Tasten eines Handys am anderen Ende der Leitung, wartete, während das flaue Gefühl in seinem Magen mit der Stille immer mehr wuchs. „Seltsam… er hebt nicht ab.“ Die Blicke der beiden Detektive trafen sich kurz, während Shinichi nach der Adresse des Arztes fragte und den Gefängnisdirektor darum bat, die Informationen Megure weiter zu geben. Der Hörer fiel mit einem schweren, dumpfen Geräusch zurück in die Gabel, hinterließ eine laute Stille im Raum. Es ging ihm nicht mehr um die Frage, wie man dem Opfer das Gift verabreicht hatte. Nein, die Sache war ganz einfach… vermutlich lag der echte Dr. Korioshi in seinem Apartment, nicht ahnend, dass jemand seinen Namen missbraucht hatte. Dennoch gab es zwei Sachen, die ihn störten. Zum einen musste der Mörder eine gute medizinische Kenntnis haben, das hatte er bereits bei dem ersten Mord bewiesen, indem er so zielsicher am Herz vorbei die Lunge traf, um das Stichmuster des vorherigen Mordes nachzuahmen. Zum anderen musste er Kabawa den Arzt vorspielen können, ohne dass der etwas ahnte, oder gar Unruhe in seinen Plan rein brachte. Außerdem konnte er das Gegengift erst kurzfristig ausgetauscht haben, das bedeutete, dass er Zugang dazu hatte, er musste gewusst haben, welche Maßnahmen sie treffen würden. Nachdenklich vergrub Shinichi seine Finger in Bells Haaren, sah, wie Hattori leicht geistesabwesend nach dem Kalender greifen wollte und dabei fluchend eine der Jodflaschen umstieß, die auf der Ablage neben dem Untersuchungstisch standen. Die Flasche war nicht ordnungsmäßig verschlossen gewesen, sodass die rostbraune Flüssigkeit nun langsam über den Metalltisch lief, dem kalten Aluminium einen Kupferstich verpasste, ehe es vom Rand des Tischs aufgehalten wurde. Bilder huschten vor seinem inneren Auge vorbei, unweigerlich schnappte Shinichi nach Atem, nur um dann abrupt zu stoppen, als die von Jod geschwängerte Luft ihm die Schleimhaut verbrannte… „So ist das also…“ Heiji, der durch das Flüstern seines Kollegen aufmerksam geworden war, schaute diesen fragend an, seine Augen wurden groß, als er das Funkeln im Blick seines Freundes erkannte. „Kudo?“ Der aber drehte sich nur mit einem Nicken zu ihm um, doch das triumphale Lächeln auf seinen Lippen blieb aus, als er nickte. Hallo ihr lieben, ich kann euch gleich sagen geniest die Ruhe des Kapitels nochmal, ab jetzt wird es Turbulent ;) Viiielen Dank für eure Lieben Kommentare! *knuddel* Nun liegt es an euch mit zu Raten wenn ihr wollt ;) In meinem Steckbrief findet ihr im Weblog eine ANONYME Umfrage, für alle Mexxler, Nichtmexler bzw. alle die Lust haben mit zu Rätseln, ein Konto bei Mexx benötigt man also nicht! Viel Spaß und viel Erfolg! Und vielen dank fürs Lesen, natürlich würde ich mich auch diesmal wieder über Kommentare freuen ^////^ Alles liebe, eure Shelling Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)