Lost in Time von Shelling__Ford (ShinichixRan) ================================================================================ Kapitel 8: Alter Freund/Neuer Feind ----------------------------------- Hallöchen ihr Lieben, wie ihr sehen könnt hat die Story ein neues Cover bekommen, das nicht nur wunderschön, grandios und einfach umwerfend ist sondern auch noch aus der Hand der lieben Leira stammt. Die macht sich nicht nur die Mühe jedes Kapitel für euch zu korrigieren sondern hat der ganzen Geschichte jetzt auch noch ein neues Gesicht gegeben! Vielen, vielen, vielen Dank dafür! Ansonsten wünsch ich euch viel Spaß beim Lesen! Heiji schluckte, musste an sich halten, nicht auf dieses Schwein loszustürmen und ihm in seine ach so feine Visage zu schlagen, während er Kazuha und Ran beobachtete. Nein, diese Genugtuung musste er sich jetzt verwehren, zerkaute sich stattdessen nervös die Lippen. Er war ruckartig stehen geblieben, als er gesehen hatte, was dieser Amerikaner da gerade trieb, von seinem Posten aus hatte er beide Parteien im Blick, Bell sowie Kazuha und Ran, die anscheinend noch nicht einmal bemerkten, dass man sie beobachtete. Er stand in der Tür des zweiten Ausgangs vom Revier; als er bemerkte, dass Bell Kazuha und Ran heimlich beobachtete, war seine erste Reaktion gewesen, auf ihn zu zusteuern und ihn zur Rede zu stellen, aber er konnte sich zügeln, wusste, dass er mehr davon hatte, das Ganze heimlich zu beobachten, als Bell direkt darauf anzusprechen. Dieser Widerling würde ihm wohl kaum sagen, warum er seiner Frau und seiner Freundin nachstieg! Bei dem Gedanken stieg die Wut im Bauch des Detektivs aus Osaka an, verkrampft ballte er die Hände zu Fäusten, während er sich die Nase beinahe an der Tür zum Revier platt drückte. Zitternd vor Wut versuchte er, seinen Atem zu zügeln, damit die Glastür vor ihm nicht allzu sehr beschlug und der weiße Dunst seine Sicht behinderte. Er war froh, dass es schon so spät war, sonst hätte er seinen Posten kaum so ungestört für sich - er allerdings auch nicht. Zähneknirschend wanderte sein Blick zu Bell, der hatte sich von den beiden Frauen nun wieder abgewandt, drückte sich noch immer an die Mauer, um ja nicht gesehen zu werden. Zu gerne hätte Heiji Kazuha oder Ran gesagt, was hier grade lief, die beiden würden ihm ganz gewiss die Hölle heiß machen und das Gesicht des so hoch gelobten Professors zu Brei treten, aber Letzen Endes würde das nichts bringen. Heiji seufzte, es nervte ihn, aber er musste sich leider eingestehen, das er mehr davon hatte, wenn er die ganze Sache für sich behielt, sowohl vor Kazuha und Ran als auch vor dem Kriminalisten selbst, der ganz offensichtlich mit falschen Karten spielte. Die Augen des jungen Kommissars wurden schmal, während er Bell beobachtete, der sich plötzlich kaum noch regte. Genau das hatte er gerade auch versucht dem Hauptkommissar klar zu machen, der aber war wegen des kleinen Holmes-Rätsels zwar noch nicht Bells bester Freund, aber dem Amerikaner schon lange nicht mehr so abgeneigt wie zu vor. „Denkst du nicht das du ein wenig übertreibst Heiji?“, fragte Megure vorsichtig, nachdem der junge Mann sich lautstark über den Amerikaner ausgelassen hatte, fing sich jedoch nichts weiter als einen bösen Blick ein. „Wie bitte?!“ „Nun ja…“ begann der Hauptkommissar, wich Heijis Blick aus und sortierte stattdessen etwas zu fürsorglich die Fallunterlagen. „…ich weiß, diese ganze Sache damals hat dich schwer mitgenommen, und nicht nur dich, aber das weißt du wohl.“ Megure seufzte, rieb sich den Nacken und schielte dann vorsichtig zu Heiji, der zwar bis eben noch doch den Raum gewandert war, nun jedoch die Hände in den Hosentaschen vergraben hatte und wandte sich leicht von dem Hauptkommissar ab, als dieser zu ihm schielte. „Ich fürchte nur, du steigerst dich da in etwas hinein. Mein Gott, ich bin ja auch nicht glücklich darüber, den Kerl am Hals zu haben. Aber du kannst nicht leugnen, dass er für uns wirklich hilfreich ist.“ „Ja un wieso!?“, fauchte Heiji. „Was, wenn der Kerl wirklich mehr über den Fall weiß, als wir denken? Dann wär’s ja wohl kein Wunder, dass er die Schlussfolgerungen wie nix aus’m Hut zieht!“ Heiji donnerte mit der flachen Hand auf den Konferenztisch, seine Augen glühten zornig, ehe er bemerkte, mit wem er hier eigentlich sprach und nun kleinlaut versuchte, sein Temperament zu zügeln. „Ich trau diesem Typen einfach nich!“ „Genau so wenig wie ich, Heiji.“, gab Megure freimütig zu. „Warum sonst, glaubst du wohl, schicke ich ihn nur zusammen mit dir los?“, fragend zog er die Augenbrauen hoch, sah den jungen Polizisten eindringlich an, der aber reagierte nicht auf den Vertrauensbeweis Megures, wandte sich zum Fenster. Doch der Ausblick auf den grauen Komplex des Nebengebäudes, der zwischen den ehemals weißen Vorhang hervorlugte, war nicht grade dafür geeignet, ihn aufzuheitern. „Sie haben’s doch gehört.“ Die Worte waren der verzerrte Hauch eines Zischens, das trotz des gedämpften Tons unüberhörbar zitterte. „Bitte?“ Megure hatte keine Ahnung, wovon der Kommissar aus Osaka sprach, bis er in die ernsten grünen Augen blickte, als Heiji sich ihm wieder zuwandte. „Sie haben gehört, wie bedacht er darauf war, von der schwarzen Kleidung des Täters abzulenken!“ Gegen Ende des Satzes brachte Wut Heijis Stimme zum Zittern, lenkte Megures Blick sorgenvoll auf ihn. Das Gesicht des jungen Kommissars war verbissen, das Ganze hing ihm noch mehr nach, als Megure gedacht hatte. Der Hauptkommissar wusste, dass Heiji sich damals in den Fall verbissen hatte und wie es schien, klebte ihm der bittere Geschmack bis heute auf der Zunge. „Heiji…“ begann er vorsichtig, suchte lange nach den richtigen Worten, ehe ein hupendes Auto ihn aus seinen Überlegungen riss. „Du kannst doch nicht wegen einer solchen Kleinigkeit denken, dass er etwas mit der Geschichte zu tun hat!“ „Und wieso nicht!?“ Die Stimme des Kommissars bebte vor Wut, in seinen Augen glomm ein wütender Funke, während er seine Worte mit unkontrollierten Gesten unterstützte. „Der Kerl taucht hier mir nichts dir nichts auf und macht einen auf Mr. Oberschlau! Er verheimlicht uns Details zu dem Fall, bis es dem werten Herrn passt und er sie uns Vollidioten präsentieren kann. Ach ja, und Überraschung!“, fauchte er sarkastisch. „Unser Herr Professor kennt sich mit Holmes genauso gut aus wie unser Mörder! Halt, kommen se mir jetzt bloß nicht mit der Ausrede, dass er dafür ja auch hier is, wenn er uns wirklich helfen wollte, müsst man ihm die Infos wohl kaum so aus der Nase ziehen. Und eins is mal sicher, das Ablenkungsmanöver wegen dieses Schwarzkittels war Eines, Bell war nervös und angespannt, der hat nach Luft geschnappt wie’n Fisch auf’m Trocknen, als sie auf ihn eingegangen sin. Wenn Sie mich fragen dann-„ „Ich frage dich aber nicht, Heiji!“ Die strengen Worte Megures wurden von dem knarren seines Stuhls begleitet; er war aufgestanden, gebot Heiji mit einem einzigen Blick Einhalt. „Wir veranstalten hier keine Hexenjagd, Heiji. Ihr werdet zusammenarbeiten, verstanden?“ „Ja- aber!“ „Kein Aber!“ Megures Ton war schneidend. „Ihr zwei werdet zusammenarbeiten.“ Seine Augen fixierten ihn streng. „Haben wir uns verstanden, Kommissar Hattori?“ Heijis Mund stand noch kurz offen, ehe er verbissen die Lippen zusammenkniff, den Blick von Megure abwandte, als er trüb nickte. Megure erwiderte das Nicken erschöpft, schob geräuschlos die Unterlagen in einen Ordner und klemmte sie sich zusammen mit seinem Mantel unter den Arm. Sein Blick wanderte erneut zu dem Osaka, wurde daraufhin leicht trüb. Heiji starrte noch immer stur auf den ausgetretenen Linoleumboden, seine Hände waren verbissen zu Fäusten geballt, die noch immer nicht das zu fassen bekamen, was der Siebenunzwanzigjährige schon so lange suchte. Megure schluckte, trat vom Tisch weg und machte sich auf den Weg zur Tür, blieb jedoch kurz neben Heiji stehen. Seine Stimme war rau, die beiden Männer sahen sich nicht an, während Megure sprach, obwohl beide genau wussten, dass seine Worte nur wenig mit dem eigentlichen Fall zu tun hatten. „Es tut mir leid, Heiji.“ Der Mann aus Osaka kniff die Augen abwehrend zusammen, spürte, wie seine Fäuste kurz zitterten und hörte nur noch, wie das Schloss hinter dem Hauptkommissar zufiel. Heiji schnaubte wütend, brachte das Glas vor seiner Nase zum beschlagen. Noch immer ruhte Heijis Blick auf Bell, der noch immer steif an der Wand stand, wenigstens schien dieses Schwein sich jetzt nicht mehr zu trauen, um die Ecke zu schielen, wäre ja auch noch schöner wenn- „Was?“ Plötzlich kehrte leben in den Amerikaner zurück, Heiji beobachtete wie die Schultern des Professors kurz straffen ehe er eiligen Schrittes wieder im Revier verschwand, fraglos um den Hinterausgang zu benutzen. Doch Heijis Aufmerksamkeit richtete sich bald wieder auf Kazuha und Ran. Welchen Grund könnte es für Bell geben, den beiden nicht über den Weg laufen zu wollen? Das schlechte Gewissen nachdem Lauschangriff war es wohl kaum. „Hm?“ „Ist was, Ran?“ Kazuhas Frage war an ihre Freundin gerichtet, denn Rans Aufmerksamkeit war plötzlich nicht mehr auf das gemeinsame Gespräch gerichtet gewesen, sondern auf den Eingang des Polizeireviers, auf den sie noch immer gespannt blickte, ehe sie dann jedoch den Kopf mit einem matten Lächeln schüttelte und auf der Bank ein Stück zur Seite rutschte, um Kazuha besser sehen zu können. „Nein, nein, es ist nichts - ich dachte nur - ach schon gut.“ Ran lächelte verlegen, während Kazuha sie noch kurz verwundert ansah, es dann jedoch auf sich beruhen ließ und an ihr Gespräch von eben anknüpfte. „Jedenfalls kommt’s ja wie gerufen, dass de jetzt frei hast. Da können wir zusammen mit Sonoko mal wieder was unternehmen, ganz unter uns Mädels.“ Ran erwiderte das freudige Grinsen der jungen Frau und nickte ihr bejahend zu. „Gern, aber ich denke, das wirst du bestimmt zu erst mit ihm abklären müssen, oder?“ „Wie?“ Auf den Wink ihrer Freundin drehte sie sich um, sodass Kazuha das Revier nicht mehr länger im Rücken hatte sondern sehen konnte, wer grade aus seinem Schatten trat. „Heiji!“ Sie stand auf, trat ihm ein Stück weit entgegen als sie sah das die Freude auf Seiten Heijis nicht erwidert wurde. „Ist etwas passiert?“ Ängstlich und gleichermaßen besorgt streckte Kazuha eine Hand nach ihm aus, zog sie dann jedoch scheu wieder zurück als sie Heijis strengen Blick sah, der noch immer unverwandt auf sie zuging. „Heiji? Was-„ „Kennt du einen gewissen William Bell, Kazuha?“ „Wie? Was?“ Kazuha brachte keine Antwort zustande, schaute ihren Freund noch immer verwirrt an, sodass sich dieser erst genervt Ran zuwandte, als sie ihm nicht antwortete. „Was ist mit dir, Ran? Kennst du ihn?“ Die junge Frau sah verwundert zu ihm auf, schüttelte dann stumm den Kopf, wollte ihn eigentlich grade fragen was los war, aber Kazuha fuhr dazwischen. „Warte mal… du meinst diesen amerikanischen Professor, der jetzt zu dem Fall zugeschaltet worden ist? William Bell, der Schriftsteller? Sag bloß du arbeitest mit ihm zusammen, Heiji!? Wenn, dann musst du mir unbedingt ein Autogramm von ihm besorgen!“ „SAG MAL TICKSTE NOCH GANZ RICHTIG!?“ Beide Frauen zuckten kurz zusammen, als Heijis wütende Stimme über den Parklatz donnerte, seine Nasenflügel weiteten sich bedrohlich, er sah Kazuha an, als sei sie eben aus dem nächsten Irrenhaus ausgebrochen. Ran wollte grade aufspringen, um den aufkommenden Streit zwischen den beiden zu verhindern oder wenigstens zu schlichten, doch dafür war es bereits zu spät, denn wie immer wusste Kazuha Heijis Laune bestens zu parieren. „Das fragt der Richtige! Also echt, wenn hier einer nicht mehr ganz sauber in der Birne ist, bist das dann ja wohl du, Heiji! Oder was soll das? Bittest uns hierher und lässt uns wie bestellt und nich abgeholt sitzen, und jetzt meinst`de einen auf dicke Hose machen zu müssen, oder wie?“ Und schon holte Heiji Luft, um den Schlagabtausch zu erwidern. Ran konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen, während sie das Treiben des Pärchen beobachtete, die beiden würden sich nie ändern. Ein kurzes Seufzen begleitete das müde Lächeln, welches nun über ihre Lippen glitt. Sie wandte den Blick von dem streitenden Paar ab, schaute zu Boden und strich sich verlegen den ohnehin ordentlichen Rock glatt. So langsam musste sie es ja eigentlich mal gut sein lassen, es konnte doch nicht sein, dass er sie noch immer beherrschte. War sie denn wirklich so schwach? So naiv? So dumm? Verkrampft versuchte sie zu schlucken, bemerkte, wie ihr Blickfeld kurz verschwamm. Ganz besonders heute schien es mal wieder mit ihr durchzugehen. Sie hatte eben doch tatsächlich geglaubt, jemand hätte sie beobachtet, nein, nicht nur jemand, sondern er, dem donnernden Schlagen ihres Herzens nach zu urteilen. Ran seufzte kurz, schüttelte in Missbilligung ihrer eigenen Schwäche und Dummheit den Kopf, blickte erneut zu dem noch immer streitenden Paar auf. Ihre blauen Augen blieben an dem kleinen silbernen Ring an Kazuhas Finger hängen, sie versuchte ein Lächeln, doch es ließ sich nicht von dem Kummer reinwaschen, der auf ihm lag wie ein grauer Schleier. Eigentlich gab sie es ja nur äußert ungern zu, aber sie konnte nicht leugnen, dass ihre Freunde aus Osaka mit Schuld daran waren, dass sie mal wieder so durch den Wind war. Auch wenn es unfair wäre, die ganze Schuld auf den beiden abzuwälzen. Denn was konnten sie schon dafür? Sie konnten nichts dafür, dass sie ihr die Situation à la „was wäre wenn“ so lebendig vor Augen führten. Und dennoch gab es die ein oder anderen schmerzlichen Situationen, vor allem mit Heiji, dessen Gesten und Mimik den seinen einfach zu ähnlich waren. Doch er wusste das. Und genau hier lag das Problem, denn wie jeder andere auch wollte er sie natürlich nur schonen, mied sogar den Kontakt mit ihr, wenn es nicht anders ging. Ran wollte nicht, dass Heiji dauernd darüber nachdachte, sie wusste, dass er selbst seinen besten Freund nicht minder vermisste. Nein, gewiss nicht. Denn Heiji war seinen Spuren gefolgt, hatte analysiert, ausgeschlossen und die Fährte bis zum bitteren Ende verfolgt, bis er an ein Ziel gelangt war, dessen Schluss er eigentlich nicht glauben wollte. Aber er musste es akzeptieren. Schließlich hatte er alles andere ausgeschlossen, das schmerzhafte Ergebnis zu dem er gekommen war, musste also die Wahrheit sein, das waren nicht nur die Worte Holmes‘, sondern auch die Shinichis, und denen musste sich sein bester Freund wohl oder übel ergeben. Wie konnte er auch anders? Schließlich hatte er nicht den Beweis, den sie hatte, zwar hatte Ran versucht, ihn mit Heiji zu teilen, doch der damalige Oberschülers wehrte sich gegen jeden Versuch, die Hoffnung neu aufkeimen zu lassen, bis heute. So blieb der Beweis, dass der junge Detektiv aus Osaka sich irren musste nichts weiter als das Gefühl in ihrem Innern, auf das Ran jede Hoffnung setzte. Dumm, naiv, einfältig oder nicht, dieses Gefühl ließ sich nicht töten. Sie konnte sich nicht dagegen wehren, vielleicht war das der Grund, warum die allzu bekannten Streitigkeiten des jungen Paars sie so mitnahmen. Erschöpft lächelnd sah sie auf, die beiden stritten noch immer, hatten den Grund dafür offensichtlich schon längst vergessen, sodass Ran beschloss, sie daran zu erinnern und somit vielleicht auch ein Ende dieser Rauferei herbeizuführen. Sie stand von der Bank auf, ging mit einem ruhigen Lächeln auf die beiden zu. „Sag mal Heiji, was willst du denn von diesem Bell? Ich meine, es muss doch einen Grund geben, warum du nach ihm fragst?“ Ran hatte ihr Ziel erreicht, Heiji und Kazuha hatten den Streit gestoppt und sahen sie stattdessen verwirrt an. Sie zweifelte nicht daran, dass beide in diesen Minuten vergessen hatten, dass Ran ihren kleinen Zwist beobachtete, umso mehr freute es sie, dass ihr Manöver, wie es schien, Früchte trug. Noch immer wütend und dennoch merklich ruhiger, hakte Kazuha bei ihrem Mann nach. „Genau, was um Himmels Willen hat dir dieser Bell denn getan, dass de so auf ihn erpicht bist?“ Der schon zum Antworten geöffnete Mund Heijis schloss sich bei dieser Frage augenblicklich, Kazuha spürte, wie er ihren Blicken auswich, die zusammengekniffenen Lippen ihres Mannes sprachen Bände, auch wenn seine Worte etwas anderes verkündeten. „Schon gut. Nichts weiter eigentlich.“ Doch nicht nur Kazuha merkte, dass etwas mit ihm nicht stimmte, auch Ran wurde sich der drückenden Stille zwischen den Pärchen bewusst und versuchte, das Thema möglichst unauffällig zu wechseln. „Wie kommt ihr denn mit den Ermittlungen voran, Heiji? Paps hat sich das letzte Mal ganz schön beschwert.“ Der Angesprochene schien dankbar für diesen Themenwechsel, nickte ihr besorgt zu, während er die ersten Schritte in Richtung Parkplatz machten, in der Gewissheit, die beiden Frauen würden ihm folgen. „Da hat Mori auch allen Grund zu! Der zweite Mord, dieser Bell und jetzt auch noch die Kinder.„ er seufzte lautstark. „Das sin Ermittlungen unter erschwerten Bedingungen!“ „Was!“ Ran war abrupt zum stehen gekommen, Heiji und Kazuha mussten sich herum drehen um das nun geschockte Gesicht ihrer Freundin zu sehen. „Was hast du da grade gesagt, Heiji?“ Hattori nahm die Hände herunter, die er bis eben beim Gehen lässig hinter dem Kopf verkreuzt hatte, machte beschwichtigend einen Schritt auf Ran zu. „Ich sagte, dass die Umstände die Ermittlungen nicht grade erleichtern.“ Er bemühte sich um einen neutralen Ton und wusste doch, das Ran ihn längst durchschaut hatte. Sie überging seine Antwort einfach und fuhr ungehürt fort. „Genta, Mitsuhiko und Ayumi? Aber wieso sind sie mit von der Partie? Was haben die drei mit dem Mord zu tun?“, geschockt wanderte Rans Hand an ihren Mund. „Haben sie etwa die Leiche-„ „Nein, nein!“ Doch Heiji wusste nicht, inwieweit seine Worte Ran beruhigen konnten. „Mach dir keine Gedanken, Ran! Dieser Bell hat sie aufgegabelt und meint wohl wegen ihrer Vorliebe für Holmes wär´n se vielleicht hilfreich.“ Heiji bemühte sich um ein unschuldiges Lächeln, doch bei all seiner Aversion gegen Bell, er kannte die drei gut genug und wusste, dass das Ganze gewiss anders gelaufen war. Er seufzte lautlos, wich den Blicken der beiden Frauen kurz aus. Doch als Heiji wieder aufblickte, sah er noch immer in das besorgte Gesicht Rans, ein Ausdruck, der in den Zügen seiner Freundin eingemeißelt zu sein schien und den er doch möglichst unterbinden wollte. „Wirklich, Ran! Du musst dir keine Gedanken machen!“, versuchte er sie erneut zu überzeugen. „Schließlich werde ich ein Auge auf die Bande haben und wer weiß, vielleicht können uns die drei ja wirklich helfen.“ „Stimmt, denn von Holmes hast’de keine Ahnung!“ Kazuha grinste, hakte sich unaufgefordert bei ihrer Freundin unter und ignorierte den beleidigten Gesichtausdruck Heijis. „Da ich nicht annehme, dass du uns umsonst hierher gebeten und stundenlang hast warten lassen, Heiji, nehme ich doch jetzt mal an das du Ran und mich schick zum Essen ausführen wolltest, wie? Wir gehen dann schon mal zum Auto. Hier hast’e das Parkticket, der Schalter steht noch ein Stück weiter hinten! Bis gleich dann.“ „Wie! Was?“ Verdutzt schaute Heiji den beiden nach, bis sich Erleichterung bei ihm einstellte, als er beide hell auflachen hörte. Sollten sie sich nur über ihn amüsieren, wenn es half. Mit einem Grinsen machte er sich eilig daran, den Parkschein einzulösen, während die beiden Frauen vergnügt in Richtung Auto schlenderten. „Also Ran? Wie sieht der Plan für Morgen aus?“ „Wie? Aber Kazuha, was ist mit Heiji und-„ Doch Kazuha unterbrach sie rüde. „Na, na. Nichts da! Wir haben uns ein paar schöne Tage verdient!? Denkst du nicht?“ Doch ihre Freundin blieb stumm, starrte auf ihre Füße, während sie sprach. „Ich fürchte daraus wird nichts, Kazuha.“ „Wie - aber Ran?“ Doch als diese aufschaute begriff sie, der besorgte Blick und das entschuldigende Lächeln waren Antwort genug. Sie nickte Ran zu, deren Lippen daraufhin ein tonloses „Danke“ formten, doch Kazuha war es nun, die besorgt aussah. Der Abend war fröhlich ausgeklungen, Ran, die sich in Tokio natürlich bestens auskannte, hatte die Freunde zu einem hervorragenden Restaurant geführt, dessen Speisekarte das Pärchen aus Osaka trotz der häufigen Besuche noch nicht ganz ausgelastet hatten. Satt und zufrieden hatte man sich von einander getrennt, sodass Kazuha und Heiji nach einem kleinen Umweg endlich in ihrem Hotel angekommen waren, in dem sie sich schon gestern häuslich niedergelassen hatten. Ihr Mann hatte sich, nicht unbemerkt von Kazuha, in ihr gemeinsames Schlafzimmer geschlichen und überließ sie in dem spärlich eingerichteten Wohnzimmer ihrem Schicksal. Aber so leicht ließ sie ihn nicht davon kommen. Berechnend schaltete sie den Fernseher ein, musste nur wenige Sekunden warten ehe sie sich unbemerkt zu ihm schleichen konnte. Sie fand Heiji auf ihrem gemeinsamen Bett sitzend vor, sein Jackett lag unordentlich auf der Tagesdecke und es hatte nicht den Anschein, als hätte er das Bedürfnis, auch nur ein wenig Ordnung zu schaffen. Es sah ganz so aus, als würde Heiji das nächtliche Treiben Tokios beobachten, auf dessen Straßen er von seinem Platz aus einen hervorragenden Blick hätte, wenn nicht der Vorhang des Fensters, aus dem ihr Freund scheinbar starrte, schon längst zugezogen wäre. Sie ließ sich langsam neben ihm auf der Matratze nieder, begutachtete das ihr gut bekannte Gesicht mit bekümmertem Blick und wusste, dass Heiji sie ohnehin noch nicht wahrgenommen hatte. Seine grünen Augen waren dunkel umwölkt, die zusammengezogenen Augenbraunen waren nur das letzte Zeichen, welches ihr verriet, dass etwas nicht stimmte. Kazuha seufzte kurz, sie wusste genau, was dieser Gesichtsausdruck zu bedeuten hatte - vorsichtig versuchte sie ihn aus seinen Gedanken herauszulocken, sponn mit ihren Worten einen roten Faden, mit dem sie ihm aus dem Labyrinth seines eigenen Geistes heraus führen wollte, ohne dass er sich gänzlich darin verlief. Sie nahm seine Hand und spürte, wie er bei ihrer Berührung zusammenzuckte, sie erst jetzt bemerkte und ohne etwas zu sagen ansah. „Du hast deinen Ring nicht angehabt, Heiji.“ Sie ließ das kleine Schmuckstück vorsichtig in seine Hand gleiten, der Angesprochene aber hörte den kurzen Vorwurf in ihren Worten, auch wenn sie ihn noch so gedämpft hatte, er hörte ihn, weil er ihn hören wollte. Streiten war eben doch einfacher als das Gespräch, auf das sie hinaus wollte. „Na und? Ich hab ihn eben vergessen. Was soll´s.“ Trotzig wie ein kleines Kind zog er die Hand unter der ihren hervor, mied ihren Blick jedoch, erst Recht als er hörte, dass Kazuha ihm noch lange nicht so laut antwortete, wie er es erwartet hatte. Natürlich lag in ihrer Stimme Tadel, aber der konnte die Sorge, die in ihrer Tonlage mitschwang, nicht überdecken. „Ganz zu schweigen davon mein Lieber, dass das dein Ehering ist und du ihn sowieso tragen solltest, weißt du genau, warum es mir so wichtig ist, dass du ihn wenigstens bei dir hast!“ Ein flehendes „Bitte“ hallte ihren Worten stumm und unausgesprochen nach. Er schluckte, irgendwo hatte sie ja Recht. Deswegen hatte er ihn eigentlich auch immer am Finger, auch wenn er ihn heute Morgen in seiner Aufregung und Eile auf der Badezimmerablage hatte liegen lassen, sonst trug er ihn immer, schließlich war er ein Symbol, das die beiden schon von Klein auf miteinander verbunden hatte. Und so sehr er Kazuha auch manchmal mit ihrem Aberglauben ärgerte, so hatte er doch gewusst, wie wichtig es für sie war, allerdings hatte er damals gehofft, es würde ohne großen Aufstand über die Bühne gehen. Aber nein, Kazuha hatte es natürlich gemerkt und ein Drama daraus gemacht. Er hatte ihr natürlich erklären können, dass der Goldschmied eben ein wenig länger brauchte, um die beiden Kettenglieder der Handschellen einzuschmelzen und zu passablen Schmuckstücken zu verarbeiten, das konnte er jedoch nicht, denn schließlich sollte sein Antrag eine Überraschung sein. Eine Überraschung, die ihm geglückt war, auch wenn Kazuha es noch als ein Wunder bezeichnete, dass sie ihre eigne Hochzeit überhaupt erlebt hatten, so hatte der Talisman ihnen doch Glück gebracht. Heiji seufzte ergeben, nahm das kleine Schmuckstück behutsam aus der Mulde seiner Hand und steckte ihn sich ordnungsgemäß an den linken Ringfinger, ehe er resignierend zu ihr aufsah. „Jetzt zufrieden?“ „Allerdings.“ Sie lächelte, doch Heiji ahnte schon, dass es bei Weitem nicht dabei bleiben würde, und er sollte Recht behalten. „Vielleicht war das der Grund, du hattest ihn nich bei dir, deswegen hattest’de heut nen schlechten Tag.“ Er sah sie an, wollte grade widersprechen, doch sie blockte kopfschüttelnd ab. „Sag jetzt nich, dass es nich stimmt, Heiji! Also, was um Himmels Willen hat dir dieser Bell getan, dass de so neben dir stehst. Nun schau mich nicht an wie’n geblendetes Reh, ich kenn dich doch, du bist doch sonst nich so?“ Heiji schluckte, senkte seinen Blick, doch Kazuha konnte schon an seinen zu Fäusten geballten Händen sehen, dass er mit sich kämpfte ehe er endlich sprach. „Irgendwie… irgendwie hab ich gedacht, er is ihm ähnlich.“ Heiji schluckte, stand mit einem Mal ruckartig auf, als Kazuha auf ihn eingehen wollte und fing an, in dem schmalen Gang zwischen Bett und Fenster auf und ab zu tigern. Seine zitternde Stimme war für Kazuha das deutliche Signal seiner Aufgebrachtheit. „Ich hab… nur für einen kurzen Moment hab ich echt gedacht, er-„ Heiji fluchte innerlich, fasste sich an die Stirn und spürte den kalten Schweiß auf ihr. Allein für den Gedanken daran, dass er es hätte sein können prangte nun ein zynisches Lächeln auf seinen Lippen. Was war er doch für ein verblödeter Vollidiot! „Ah verdammt, Kazuha! Ich lern’s einfach nicht! Ich hab mich blenden lassen von diesem Kerl! Dabei is der ganz und gar nicht koscher. Ganz im Gegenteil, wenn de mich fragst, können wir Bell getrost in den Kreis der Verdächtigen aufnehmen.“ Doch diesen Gedanken verkniff sich Heiji, er wusste genau, wie allergisch seine Frau auf dieses Thema reagierte, denn da hatte ihr Verständnis eine Grenze und glitt über in Angst, die gleichermaßen von Wut begleitet wurde. Er seufzte, änderte erneut die Richtung seiner Schritte, während seine Hände in seinen leeren Hosentaschen scheinbar nach einer Antwort oder zumindest nach einer Erklärung fischten, das Ergebnis aber ließ seine Schritte langsamer werden. „Irgendwas stimmt mit dem Kerl definitiv nicht, der hat Dreck am Stecken, das is mal sicher.“ Doch Heijis Bestimmtheit lies rasch nach, langsam ließ er sich wieder neben Kazuha auf die weiche Matratze sinken. So schnell seine Wut über sich selbst gekommen war, so schnell schien sie jetzt auch wieder in ihm zu versickern. Sein Blick wirkte gebrochen und auch seine Stimme war nicht mehr dieselbe, als er weiter redete. „Aber vielleicht fang ich auch einfach nur schon wieder an, Gespenstern hinterherzujagen, Kazuha.“ Ihre Augen lagen unruhig auf ihm, nur selten, sehr selten ließ Heiji so tief Blicken, selbst als seine Frau waren die Momente, in denen er nicht der coole Detektiv war, rar gesät. Sie wusste, dass der plötzliche Zweifel in Heiji nicht allein von dem heutigen Tag stammte, diese Saat war vor gut zehn Jahren gesät worden und wucherte noch immer in ihrem Freund, ohne dass jemand dem Unkraut Einhalt gebot, am allerwenigsten er selbst. Aber das musste jetzt ein Ende haben. „Sag mal, spinnst du, Heiji!?“ Ihre Stimme zog seine Aufmerksamkeit auf sich, überrascht und leicht geschockt sah Heiji sie an. „W-Wie?“ „Wenn du glaubst, dieser Kerl is nich sauber, dann geh dem gefälligst nach! Seit wann lässt de dich denn bitte so schnell von jemandem ins Boxhorn jagen? Und dann auch noch von nem Fremden, das wär ja noch schöner!“ Energisch stemmte sie die Hände in die Hüften, Heiji konnte nichts weiter als verwundert zu blinzeln, er hätte nicht damit gerechnet, Kazuha derart in Rage zu versetzen. „Aber, Kazuha-„ „Nein. Nichts da, kein aber.“ Sie ließ ihn nicht einmal zu Wort kommen, alle Bemühungen, seine Frau wieder zur Ruhe zu bewegen, schienen vergebens. „Das wär ja noch schöner, wenn Kommissar Heiji Hattori einfach aufgibt! Pff… das kommt gar nicht in Frage.“ Die Schimpftriaden gingen weiter, bis es dem jungen Mann allmählich zu viel wurde, und auch seine Stimme eine rauere Tonlage annahm. „Kazuha, hör schon auf.“ Doch sie hörte noch immer nicht. „Du wirst dem Ganzen eben nachgehen, bist de weißt, was Sache ist. So wie du es sonst auch immer machst.“ „Es reicht!“ Er war laut geworden, doch auch das schien sie nicht zu stoppen, wie auch. Kazuha war grade so schön in Fahrt, wollte grade erneut ansetzen, als er sie endlich aufhalten konnte. „Du wirst-„ Doch weiter kam sie nicht. Seine Lippen ruhten plötzlich auf den ihren, raubten ihr somit nicht nur die Luft, sondern auch die Möglichkeit fortzufahren. Heiji küsste sie, vergrub seine Hände in ihren weichen Haaren, bis er merkte, dass sich ihre angespannte Haltung auflöste, ehe er sich mit ihrem Geschmack auf seinen Lippen von ihr trennte. Kazuha sah ihn nur perplex an, verstand erst, als sich ein mattes Lächeln auf seinen Lippen bildete. „Danke.“ Beide wurden kurz rot, bis Kazuha beschloss, die etwas seltsame Situation ein wenig aufzulockern. „Du brauchst mir nicht zu danken, Heiji, und ausserdem-„, sie lächelte süffisant, legte ihre Arme um seinen Hals und zog ihn an sich bis Heiji ihren sanften Atem spürte, der ihm um die Wangen strich. „Du weißt, wie du dich revanchieren kannst.“ Kazuha lächelte vielsagend und Heiji tat ihr den Gefallen das Grinsen zu erwidern. „Allerdings, das weiß ich.“ Er neigte sich zu ihr und schloss genüsslich die Augen als er ihre Lippen wieder auf den seinen spürte, sie erwiderte den Kuss, bis sie sich voneinander lösten und sie ihm sanft über die Wange strich. Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, mit dem sie sein Ohr kitzelte. „Also dann, schlaf gut!“ Heiji unterdrückte ein zynisches Lächeln, löste ihre Umarmung und stand von dem gemeinsamen Bett auf. „Na besten dank auch.“ Kazuha aber kicherte nur vergnügt, ließ sich müde in die Kissen sinken und sah ihm mit einem erheiterten Grinsen zu, wie er den Weg ins kleine Wohnzimmer einschlug. An der Tür hielt Heiji kurz inne, beobachtete seine Frau, wie sie die Tagesdecke auf seine Seite des Betts schob und sich erschöpft in die Daunen fallen ließ. Plötzlich war er sich nicht mehr so sicher, ob der Deal mit ihr wirklich so vorteilhaft gewesen war, denn eigentlich hatte er nur die eine schlaflose Nacht mit einer anderen getauscht. „Aber morgen bist du wieder dran!“ Kazuha aber lächelte nur, ließ sich langsam tiefer in die Kissen sinken, wohl wissend, dass er die Nacht wohl größtenteils auf der Couch verbringen würde. Heiji konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen, da hatte sie ihn schön ausgetrickst. Behutsam schloss die Schlafzimmertür hinter sich, als er bemerkte, dass der Fernseher noch immer lief beschloss, er auf die Suche nach einem Glas warmer Milch zu gehen, vielleicht das Mittel, das auch ihm wenigstens ein paar Stunden Schlaf bescheren würde. Ehe er morgen das tat, wozu Kazuha ihm geraten hatte. Hallo nochmal, ich hoffe das der kleine Einblick in Rans Gedanken euch gefallen hat, und das Kapitel vielleicht auch ein wenig verdeutlichen konnte warum Heiji sich doch etwas sehr seltsam Bell gegenüber verhält! Im nächsten Kapitel warten dann auch wieder Ran und Bell/Shinichi auf euch :D Vielen Dank fürs Lesen! Ich hoff es hat euch gefallen ^^ Natürlich würde ich mich wie immer über eure Meinung in Form eines Kommentars freuen! Ganz liebe Grüße und bis zum nächsten Mal, eure Shelling__Ford Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)