Zu 100 Prozent ...verknallt!? von Midnight (...komplizierter gehts nicht...) ================================================================================ Kapitel 1: Verfolgungswahn und eine Überraschung ------------------------------------------------ „Du Flochen, weißt du schon was wir heute in Sport machen?“, will Sam wissen, als es gerade zur Pause klingelt und wir uns samt Rucksack und Sporttasche auf dem Weg zur Sporthalle machen. Sam ist übrigens nicht nur mein Cousin, sondern auch noch mein bester Freund und glücklicher Weise sind wir auch in einer Klasse gelandet. Aber da ist noch jemand mit dem ich gern in einer Klasse wäre. Leon Krumbeck. Ich kenne ihn schon seit der fünften Klasse und fing irgendwann an ihn toll zu finden. Vor drei Jahren hatten wir einmal zusammen Sportunterricht und ich war sofort von ihm fasziniert. Er sah schon damals so toll aus wenn er Sport machte, so elegant, und schön, auch im Alltag und seine Augen leuchteten immer so dabei. Es ist, als hätten sie etwas Magisches an sich, was mich anzieht wie einen Magneten. Man kann genau sehen, dass er es liebt Sport zu treiben. Und in den letzten drei Jahren hat er sich wirklich vortrefflich entwickelt. Nicht nur seine Eleganz, und diese Coolnss, sondern auch seine Stimme, die seit seinem Stimmenbruch irgendwie sehr sexy klingt, ganz zu schweigen von seinem Modelkörper. Zum dahinschmelzen. Damals war es nur eine Schwärmerei, aber daraus wurde dann irgendwann mehr, ein überwältigendes Gefühl. Ich war verknallt, zum ersten Mal in meinem Leben. An diesem Tag war er wirklich sehr nett zu Allen, auch zu mir, aber so wirklich wahrgenommen hatte er mich wohl schon damals nicht. Wenn wir uns zufällig im Gang begegnen kriege ich nicht mal ein mildes Lächeln, geschweige denn ein einfaches Kopfnicken. Aber was sollte ich auch erwarten von einer Doppelstunde Sportunterricht. Und wer zum Henker denkt gleich daran, dass sein Mitschüler auf Typen steht, oder zumindest seine Orientierung an dem Tag gefunden hat, als er das erste Mal mit ihm zusammen den Sportunterricht besucht hat. Alleine die Feststellung würde wohl schon ziemlich seltsam rüberkommen. Dazu kommt noch, dass Leon verdammt beliebt ist und fast ständig von irgendwelchen Leuten umgeben ist. So trifft man ihn so gut wie nie alleine an. Ziemlich blöd, wenn man ihm eine Liebeserklärung machen will. Aber irgendwann scheint er wohl doch Zeit gehabt zu haben, denn vor einem Jahr fing er dann an ausgerechnet mit Karoline Händchen zu halten. Sie ist zwar sehr hübsch, aber sie kann auch ziemlich eingebildet und zickig sein. Tja wo die Liebe eben hinfällt. Das macht die Sache für mich aber nicht leichter. Ist schon ziemlich blöd wenn man wie ein hoffnungslos verliebter Volltrottel hinter seinem Angebeteten hinter her sabbert und ständig aufpassen muss, dass einen keiner erwischt. Vor allem, wenn ich ihm zufällig im Gang begegne und mich völlig in seinen Bann ziehen lasse, dabei fast völlig in meine rosarote Welt abdrifte. Dann bekomme ich so wenig mit, dass ich auch schon mal gegen die nächste Wand, oder in irgendeinen anderen Schüler gerannt bin. Alles was ich dafür geerntet habe waren dann eigenartige Blicke oder Gelächter. Wirklich super. Aber zurück zum eigentlichen Thema. Kurz denke ich nach. „Ich glaube Herr Schmuck meinte, dass wir wohl Brennball spielen werden.“, „Achscho…“, schmatzt Sam und stopft sich wären dessen ein Schockocroissant in den Mund, und ganz nebenbei bemerke ich, dass es schon das Zweite ist an diesem Tag und…das es meins war! „Sam, kann es sein, das du da gerade mein Schockocroissant isst?“, mache ich ihn darauf aufmerksam. Sam schaut mich kurz an und dann in seine linke Hand, wo noch ein kleiner Rest des Croissants ist. Dann lächelt er nur verlegen, „Oh…stimmt ja, sorry, hab ich gar nicht bemerkt, sie waren so lecker, dass sie einfach plötzlich in meinem Magen verschwunden sind.“, mit dem rechten Zeigefinger zeigt er auf seinen Bauch und schaut mich an, als sei er selbst überrascht. „Das ist jetzt schon das zweite Mal diese Woche…“, stelle ich maulig fest. Das ist nicht das erste Mal das Sams Hunger auf Süße Sachen die Überhand übernommen hat. Er senkt den Blick auf seine Füße und dreht die Zeigefinger. „Das war doch wirklich keine Absicht.“, verspricht er mir und im nächsten Moment grinst er mich schon wieder an und klopft mir tröstend auf die Schulter. So wie er es in letzter Zeit ziemlich oft macht. Nämlich immer dann wenn ich wegen meiner Gefühle zu Leon total deprimiert bin. Apropos Leon, der läuft gerade mit einigen seiner Freunde an uns vorbei. In seiner rechten Hand trägt er seine Sporttasche, die Hüpferlietasche. Sie ist dunkelblau und hat an den beiden Seiten jeweils einen roten und einen grünen Flicken. Die schleppt er jeden Mittwoch mit, denn seine Klasse hat nämlich immer vor unserer Klasse Sportunterricht. Es ist natürlich auch eine Gelegenheit ihm hinterherzusehen. Dabei gerate ich manchmal ganz schön ins Schwärmen und muss natürlich aufpassen, dass es nicht zu auffällig ist und dass ich nicht vor lauter Schwärmerei gegen einen Baum oder so renne. Und wie immer würdigt er mich keines Blickes. Ich seufze. „Hey, Flochen, mach dir nichts draus.“, klopft mir Sam tröstend auf die Schulter und drückt mir einen Bonbon in die Hand. Ich halte das kleine Ding hoch und mustere es, „Erdbeere? Wo hast du die Orangenbonbons versteckt? Heute Morgen hattest du doch noch eine ganze Tüte voll.“, Sam grinst, „Na in meinem Bauch, wo sonst?“, wieder seufze ich. „War ja klar.“, Sam nickt und grinst erneut. Er ist wirklich der geborene Süßigkeitenvernichter. Und am Liebesten isst er die Sorten von Süßigkeiten, die auch ich gerne esse. Als Kinder haben wir uns immer darum gestritten, wer das letzte Orangenbonbon bekommt, oder wer das letzte Stück Nussschokolade essen darf und so weiter. Unsere Eltern fanden das ja immer verdammt süß. Vor allem wenn ich beleidigt die Wangen aufgeblasen habe. Heute sehe ich das ja nicht mehr so eng und die Zeit der kindlichen Niedlichkeit war dann einfach über uns hinweggeflogen. Zumindest habe ich das immer gedacht. Insbesondere meine Mutter betitelt mich nämlich immer noch verdächtig oft als süß und mein Vater lächelt immer dazu. Ich mein ich bin 16 und keine Sechs! Sam grinst immer noch vor sich hin und packt sich selbst einen Erdbeerbonbon aus, um ihn auch gleich zu verschlingen. Mal ganz nebenbei bemerkte ich, dass es verdächtig ruhig ist. Alles was ich höre, sind meine Mitschüler, die jeweils vor und hinter uns laufen und sich über irgendwas unterhalten. Von wem Anders sehe und höre ich ausnahmsweise mal nichts. Von Jan, Leons neuem Mitschüler, der mir seit einer Woche fast permanent an den Versen klebt, als hätte ich einen Magneten am Hintern, glänzt ungewöhnlicher Weise mal mit Abwesenheit. Diese Ruhe ist schon fast beunruhigend. Denn irgendwas sagt mir, dass ich diesen Gang rüber zur Sporthalle noch nicht überstanden habe. Prüfend sehe ich mich um, dass muss wirklich seltsam aussehen. „Sag mal Flo, siehst du dich wieder nach deinem neunen Verehrer um?“, meint einer meiner Mitschüler belustigt, der sich gerade zu uns gesellt hat. Ich zucke dabei fast zusammen, weil er so plötzlich neben mir auftaucht. „Äh…Mensch Dennis, erschrecklich doch nicht so…ja, ich sehe mich nach ihm um, es ist so verdächtig ruhig.“, antworte ich. Sam grinst zu Dennis rüber. „Ja du weißt doch, dass der arme Flo seit einiger Zeit an ausgeprägten Verfolgungswahn leidet.“, bemerkt er. Dennis nickt, „Ja das ist wirklich total verrückt. Aber dieser Jan soll sehr beliebt bei seinen Mitschülern sein. Er scheint sich mit nahezu allen wunderbar zu verstehen und soll fast ausschließlich rumlaufen wir der reinste Glückskeks. Immer gut gelaunt…aber an dir scheint er ja wirklich einen Narren gefressen zu haben.“, bestätigt Sara, Dennis Freundin, die sich ebenfalls dazugesellt. Ich seufze verzweifelt, „Einen Narren an mir gefressen? Sara, dieser Verrückte verfolgt mich bis aufs Klo!“, ja, das tut er wirklich und ich bin nur erleichtert, dass er nicht auch noch über die Kabinenwand klettert. Irgendwie scheint er es sich zur Lebensaufgabe gemacht zu haben mich auf Schritt und Tritt zu verfolgen und das innerhalb weniger Tage. Seit wir uns vor einer Woche das erste Mal über den Weg gelaufen sind, scheint er Gefallen daran gefunden zu haben. Dieser Stalker! „Ja, das ist wirklich seltsam. Der versucht ja wirklich alles zu tun, nur um deine Aufmerksamkeit zu bekommen.“, meint Dennis. Ich nicke. „Allerdings.“, erst gestern hat er mich im Gang ganz plötzlich von hinten angesprungen, so dass ich vor Schreck laut los gequitscht habe. Natürlich in einem Moment, wo mir Leon über den Weg gelaufen ist. Man war mir das peinlich! Ich hörte nur wie seine Kumpels um ihn herum, „Hört euch mal den Schwachkopf an.“, sagten. Keine Ahnung wie seine Reaktion war, aber sie war sicher nicht mit einem milden Lächeln bedacht. An der Sporthalle angekommen, sehe ich auch schon einiger meiner Mitschüler, die schon da sind um auf den Lehrer zu warten. Plötzlich überkommt mich so ein ungutes Gefühl. Ich habe sogar Recht, das Unheil sitzt auf der kleinen Mauer vor der Eingangstür und plaudert sehr erheitert mit einigen Mädchen aus meiner Klasse. Die scheinen von ihm sehr angetan zu sein. Erst hatte ich ja gehofft, dass er mich gar nicht bemerkt, wenn ich mich mit meinen Freunden unter einige der anderen Schüler mische. Aber falsch gedacht. Es dauert keine drei Sekunden, da hat er mich auch schon erblickt und kommt freudestrahlend auf mich zu gelaufen. Ich habe noch nicht einmal die Zeit mich aus dem Staub zu machen. „Hey Floohooo, wie schön dich zu sehen, ich hab schon auf dich gewartet.“, teilt er mir begeistert mit und strahlt mich an wie ein Honigkuchenpferd. Wieso hat dieser Geisteskranke auf mich gewartet? „Ist ja toll, aber ich hab jetzt Sport und leider überhaupt keine Zeit.“, teile ich ihm mit. Jan nickt und lächelt weiter. „Woher wusstest du überhaupt, dass ich jetzt Sport habe?“ Jan legt den Kopf schief. „Na du stellst Fragen, ich habe in der Pausenhalle auf deinen Stundenplan geschaut, da steht doch alles drauf. Und ich dachte, dass ich dann einfach hier auf dich warten werde, weil du mich auf dem Weg zum Schulgebäude sicher abschütteln würdest.“, stellt er fest. Schlaues Kerlchen. Wenn du Leon wärst, wäre ich dir vor Freude jetzt an den Hals gesprungen. Aber Jan ist nun mal nicht Leon. Das ist aber auch zu blöd was? Wärend mein Stalker mich weiter anstrahlt macht Sam sich wieder über seine Bonbontüte her und futtert genüsslich vor sich hin. Dennis und seine Freundin haben sich kurzfristig zurückgezogen, weil sie sich schon unter die anderen Schüler gemischt haben. Tolle Freunde. Und nun bin ich Jan ausgeliefert, aber nicht lange. Schon bald kommt der Lehrer und Jan versucht mir noch eine letzte Botschaft mitzuteilen. „Flo, treffen wir uns nachher am Schultor? Ich warte auf dich.“, ruft er mir zu. „Sorry, aber ich bin schon mit Sam verabredet.“, lüge ich und schnappe mir meinen besten Freund um mich so schnell wie möglich aus dem Staub zu machen. Leider vermute ich fast, dass er vermutlich trotzdem auf mich warten wird. Super. „Oh, ich wusste ja gar nicht, dass wir verabredet sind. Wann wolltest du mir das denn sagen?“, grinst Sam mich an und wirft mir einen Ball zu, den ich gleich fange. „Na seit eben. Mir ist nichts Besseres eingefallen. Was soll ich denn machen? Er läuft mir einfach hinterher.“, Sam legt den Kopf schief. „Vielleicht solltest du ihm einfach mal nur deine Meinung sagen. Ich mein so richtig.“, meint Sam, als der Lehrer uns zusammenruft um sich zu besprechen und in zwei Mannschaften aufzuteilen. Sam und ich sind in einer Mannschaft. Na wenigstens ein bisschen Glück habe ich. Ist das jetzt das gute Omen für diesen Tag? Die beiden Mannschaften bauen die einzelnen Stationen auf, mit lauter Matten. Vorne ist die Brennballstation. Unsere Mannschaft ist die Erste, die den Ball wirft, die andere verteilt sich im Feld innerhalb des Mattenkreises. Das Spiel ist einfach. Der, der, der ganz vorne in der Reihe steht, muss als erstes den Ball ins Feld werfen und dann über die Matten laufen. Nach Möglichkeit sollte er so viele Matten wie möglich durchlaufen. Hat er zum Schluss die Zielmatte erreicht, gibt das einen Punkt. Wärend dessen muss die Mannschaft im Feld, denn Ball an sich bringen und ihn in der Brennballstation, einem Gefäß postieren. Wenn der Laufende dann keine Matte berührt, gilt er als „verbrannt“, und muss wieder zurück zum Anfang. Wenn er aber eine Matte berühert kann er in der nächsten Runde weiterlaufen, wenn ein Teammitglied den nächsten Ball wirft. Die Positionen der Mannschaften werden in der Regel dann gewechselt, wenn eine bestimmte Anzahl an Leuten „verbrannt“ ist, oder wenn keine Werfer mehr vorhanden sind. Ich bin in der Regel nicht so der Ballsportler, ich bin mehr so fürs Laufen oder Springen zu begeistern. Das kann ich einfach besser. Aber grottenschlecht bin ich jetzt auch nicht im Werfen. Naja zumindest hat es was Gutes. Beim Sport kann ich zumindest etwas abschalten und muss nicht andauernd an Leon, oder diesen Verrückten denken. Dazu ist es ein ganz gutes Ausgleichsfach. Die Hauptsache ist, man ist anwesend und strengt sich an. Damit ist schon eine ganze Menge getan. Wenn man dann auch noch richtig gute Leistungen bringt, ist das natürlich noch besser. „Flo, du bist dran mit werfen.“, meint Dennis und drückt mir den Ball in die Hand. Ich nicke und werfe ins Feld, um dann sofort loszulaufen. Als der Ball gefangen und im Gefäß liegt, berühre ich zum Glück eine Mathe und kann durchatmen. Hoffe nur, dass ich gleich die nächste Runde durchlaufen kann. Als Nächstes ist Lennard dran. Der ist nicht gerade begnadet im Werfen, da laufe ich lieber nur eine Station weiter, aber anschließend ist dann Dennis Freundin dran. Sie ist wirklich eine super Werferin. Noch als ihr Ball durch die Luft fliegt, laufe ich los und erreiche die letzte Mattenstation. Ich laufe zu meiner Mannschaft und klatsche ab. Irgendwann sind dann aber doch zu viele Leute „verbrannt“, und wir müssen ins Feld wechseln. Jetzt müssen wir die Bälle an uns bringen. Es geht auch sofort wieder los und da kommt mir ein Ball entgegen geflogen. Ich fange ihn und werfe ihn zu Sam, der ihn auch gleich postiert. So geht das Spiel dann noch eine ganze Weile weiter bis wir dann das Ende des Sportunterrichts erreicht haben. Ich beeile mich nicht mit dem Anziehen, denn ich ahne schon, dass das Unheil direkt am Schultor wartet. Das ist nämlich meine letzte Stunde für heute. Ich kann nur dafür beten, dass er noch eine Stunde hat. „Und was meinst du Flo? Ob er tatsächlich am Tor auf dich warten wird?“, fragt mich Sam als wir uns umziehen. Wir sind nun allein in der Umkleide, da sich die Anderen bereits verabschiedet haben. Ich zucke mit den Schultern. „Keine Ahnung.“, versuche ich gleichgültig zu wirken. Aber in meinem Inneren läuft es mir eiskalt den Rücken runter. Ich würde Jan, meinen Stalker, so ziemlich alles zutrauen. Ich frage mich wann er aufgibt. Schließlich scheint es nicht zu helfen ihm die kalte Schulter zu zeigen. Denn das scheint ihn nur noch mehr anzustacheln. Das juckt ihn ja ganz offenbar überhaupt nicht und das macht die Sache nun auch nicht unbedingt weniger kompliziert. Ich seufze einmal tief und stelle fest, dass es nichts bringt mich zu fragen, warum es nicht Leon ist, der so auf mich abfährt. Letzten Endes kommt da immer die ernüchternde Realität ans Licht. Man bekommt zwar irgendwie das was man will, aber von der falschen Person. Ich wäre ja schon froh, wenn mich Leon mal auch nur eines Blickes würdigen würde. Das wäre für mich ja wie Ostern und Weihnachten zusammen. Hurra! Nur leider werde ich immer mehr das Gefühl nicht los, dass auch daraus nichts werden wird. Kurzerhand lenke ich wieder in das Gespräch ein. „Außerdem habe ich ihm doch erzählt, dass ich mit dir verabredet bin. Also habe ich rein theoretisch ja gar keine Zeit.“, Sam legt den Kopf schief. „Denks du, dass ihn das abhalten wird? Immerhin war er bis jetzt ziemlich hartnäckig. Mehr als du ihm zu Anfang noch zugetraut hast.“ Da hat er leider nicht gerade Unrecht und ich könnte auf diese Tatsche wirklich verzichten! Mir bleibt nichts außer einmal tief durchzuatmen und mich nachdenklich am Kopf zu kratzen. „Ich fürchte nicht...“, meine ich ernüchtert. Sam legt kurz seinen Arm um mich und klopft mir freundschaftlich auf die Schulter. „Hoffen wir das Beste…vielleicht wendet sich das Blatt ja noch.“, meint er verheißungsvoll und irgendwie kann ich seine Worte gerade nicht ganz deuten. Aber naja, ich sollte mich wirklich auf andere Dinge konzentrieren. Fragt sich nur ob das was bringt. Als wir dann endlich fertig mit Umziehen sind schaue ich erst bedächtig durch die Tür, um mir auch ganz sicher zu sein, dass er nicht davor hockt. Sam, mein bester Freund ist dabei sich ein breites Grinsen zu verkneifen. „Mensch Flochen, er sagte doch, er warte vor dem Schultor auf dich, nicht in der Eingangshalle der Sporthalle.“, macht er mich aufmerksam. Stimmt ja, das hat er gesagt, was aber nicht bedeuten muss, dass er sich nicht doch hier in der Nähe postiert hat. Möglich ist immerhin alles. Ja, ganz recht! „Stimmt aber,….ich traue dem Braten nicht so ganz.“, gestehe ich. „Du leidest wirklich unter Verfolgungswahn.“, meint Sam und ich nicke. „Ist das ein Wunder? Was würdest du denn tun, wenn dir so ein Irrer die ganze Zeit nachläuft?“, weil ich wissen. „Hmm, ich denke ich würde versuchen ihm klarzumachen, dass ich das nicht will. Aber du kriegst ja deinen Mund nicht auf, weil du immer erst hundert Mal überlegst was du sagst und dann doch den Mut verlierst. Ja so ist das… Oder aber du überlegst dir irgendwelche fadenscheinige Ausreden, die dir eh kein Mensch glaubt.“, sagt er wahrheitsgemäß. Wieso kennt Sam mich eigentlich so verdammt gut? Ach stimmt ja, weil wir zusammen aufgewachsen sind und quasi wie Geschwister sind und obendrein noch die besten Freunde auf der ganzen Welt. Diese Tatsache hatte ich fast vergessen. Wie kann ich nur! Als wir die Eingangshalle gefahrenlos durchschritten haben, lucke ich noch einmal vorsichtig durch die große Tür. Wieder scheint die Luft rein zu sein. Sam wartet geduldig bis wir meiner Meinung nach gefahrenlos durch die Tür treten können. Manchmal sehe ich mich sogar vor meiner eigenen Haustür um. Das einfach nur total krank. Wir gehen den Weg entlang zum Schultor. Noch bin ich wenigstens ansatzweise zuversichtlich dass er meine kleine Lüge ernstgenommen hat und einfach nach Hause gegangen ist. Aber die Ernüchterung erfolgt, als er dann doch am Schultor steht und…irgendwie so ganz und gar nicht alleine ist. Neben ihm steht nämlich, oh mein Gott, mein armes liebeskrankes Herz, …LEON! Sam legt den Kopf schief. „Sieht so aus, als würde er noch jemanden mitbringen. Und es ist dein Angebeteter.“, stellt Sam fest. „Sag das bitte nicht zu laut.“, mahne ich ihn verlegen und fange schon rot anzulaufen „Was denn?“, neckt er mich grinsend.“, „Na DAS!“, mache ich ihn auf meine Gefühle für Leon aufmerksam. Sam klopft mir freundschaftlich auf die Schulter, „Keine Sorge, das haben die beiden bestimmt nicht gehört. Dazu war ich noch viel zu leise. Da glaube ich, dass du noch auffälliger bist mit deinem roten Gesicht. Fall mir bloß nicht um vor lauter Liebe.“, meint er. Ich seufze und kann mich einfach nicht davon abbringen, den Blick auf Leon zu richten. Natürlich bin ich dabei so auffällig, dass mich Jan bemerkt. Mist! Sobald er mich bemerkt winkt er mir auch schon freudestrahlend zu. „Hey, Flohoooo. Da bist du ja, ich habe schon auf dich gewartet.“, ruft er mir zu. Was soll ich nur tun? Einfach bei meiner Lüge bleiben? Verdammt! Ich werde mich aufführen wie der letzte Volltrottel, wenn ich Leon gegenübertrete. Ka…kann ich dann noch reden? Mein Gott! „H…hey…“, antworte ich nur, als wir bei den Beiden gegenüber stehen. „Tag.“, winkt Leon, Sam und mir zu. Mein Gott er hat mich angesehen. Jan legt den Kopf schief. „Du Flo, hast du Fieber?“, fragt er und sieht besorgt aus. Mein Blick haftet immer noch an Leon, der jetzt auf sein Handy schaut und eine SMS tippt. Unglaublich wie schnell seine Finger sich bewegen können. „Äh…nein wi…wieso?“, frage ich und fühle mich dabei ertappt. „Naja, weil du so rot im Gesicht bist.“, macht er mich aufmerksam. Da schaltet sich Sam ein, „Wir hatten gerade Sport und der Lehrer hat uns ganz schön durch die Gegend gescheucht.“, rettet er mich aus dieser Situation. „Ach stimmt ja, na dann hoffe ich dass du dich bald erholst.“, „Keine Sorge, dass wird er sicher bald. Er hat ja eigentlich eine ganz gute Kondition.“, lächelt er ihm entgegen. Jan scheint Sams kleine Geschichte zu schlucken und lächelt wieder fröhlich vor sich hin. „Na dann ist ja gut, da freue ich mich. Ach weswegen ich auf dich gewartet habe,… Ich wollte mit Leon Kakao trinken gehen und wollte dich dazu einladen. Wenn du willst, kannst du auch mitkommen Sam, ihr wolltet doch eh was zusammen machen oder?“, erzählt er und schaut Sam erwartungsvoll an. Moment…Das ist ja wie in der Zwickmühle. Er…er will dass ich mit Leon und ihm Schokolade trinken gehe? Wie kommt er denn auf diese Idee? Hat er etwa das geschafft, was ich in zwei Jahren nicht geschafft habe? Hat er sich etwa innerhalb dieser kurzen Zeit so gut mit Leon angefreundet? Verlegen schaue ich zu Boden. V…vielleicht liegt das ja einfach daran, dass sie in einer Klasse sind. Ja das muss es sein. „Kakao trinken gehen?“, wiederhole ich. Sollte ich ihm vielleicht erzählen, dass ich Laktose intolerant bin oder so? Nein, das könnte mich noch mal in Schwierigkeiten bringen, wenn er sieht wie ich Milch trinke. Ich liebe Milch! Und ich liebe Leon, aber Jan will ich eigentlich nur loswerden. Aber wenn ich ihm jetzt absage, verpasse ich die Gelegenheit etwas mit Leon zu unternehmen. Aber wie soll ich ihm gegenübertreten in welcher Form auch immer? Nämlich wenn mein vermeintlicher Stalker mich mit Fragen bombardiert, quasi versucht ein Gespräch mit mir aufzubauen und ich die ganze Zeit nur knallrot vor mich hinstarren kann. Nein wie peinlich…aber…was soll ich tun, verdammt! Hilfe! „Na das ist doch eine gute Idee, ich komme gerne mit. Wir sind beide total verrückt nach dem Zeug. Nicht war Flo?“, höre ich eine mir sehr bekannte Stimme und spüre einen Ellenbogen in meiner Seite, der mich wieder aus meinen Gedanken holt. „Äh. Ja!“, antworte ich, ohne verstanden zu haben, dass ich gerade zugestimmt habe. „Na das ist ja ganz wunderbar. Leon, hast du das gehört, die beiden kommen mit.“, teilt er ihm fröhlich mit und bringt ihn dazu seinen Blick von seinem Handy abzuwenden und in die Runde zu schauen. Er…er lächelt sogar. „Na dann lass uns gehen.“, höre ich seine Worte mit seiner sexy Stimme in meinen Ohren wiederhallen. Mein Herz macht einen Sprung nach den anderen. Was für ein seltsames Gefühl. Noch nie war ich mit ihm unterwegs, aber warum muss es ausgerechnet mit dieser Nervensäge sein? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)