Zu 100 Prozent ...verknallt!? von Midnight (...komplizierter gehts nicht...) ================================================================================ Kapitel 21: Bis zum Schluss --------------------------- Flo ein halbes Jahr Später "Hey Flo, schaust du dir wieder die Bilder von Silvester an?", fragt Jan, der an mich heran tritt und sich neben mich auf das Bett setzt. In letzter Zeit ist er fast ununterbrochen bei mir. Man könnte fast meinen, er sei schon hier eingezogen. Nicht, dass mich das stört, ich mag seine Anwesenheit sehr und meine Eltern auch. Sie beruhigt mich immer ein bisschen. Und selbst wenn ich mich dagegen wehren wöllte, würde er nicht aufgeben und solange betteln, bis ich nachgebe. Jan ist ziemlich robust und hat eine Menge Durchhaltevermögen. Das hat er schon mehr, als einmal bewiesen. Er ist überhaupt der Grund, warum ich hier sitzen kann, ohne mich mit Schuldgefühlen zu überladen und in meinen Tränen zu ertrinken. "Sie sind echt gut geworden. Wirklich eine gute Qualität. Es war gut, dass Mo uns seine Cam geliehen hat, und das wir Silvester so gefeiert haben. Das war das Highlight des Jahres.", schwärmt Jan mir fröhlich vor, eines der Fotos in die Höhe haltend. Ich sehe zu ihm und lächle ein wenig. Dieser Jan, schafft es einem in jeder Lebenslage, noch ein Lächeln zu entlocken, "Ja, Sam hat sich auch über die Bilder gefreut.", gebe ich ihm kunt. Jan lächelt selig. "Ja, aber wie. Schließlich war es der schönste Tag in seinem Leben. Das Beste ist, dass wir alle dabei waren und es mit ihm zusammen erlebt haben. Wir als seine besten Freunde auf der ganzen Welt.", erzählt er mir mit leuchtenden Augen, ehe er dann wieder ernster wird, weil ich auf einmal Tränen in den Augen habe. Er legt einen Arm um mich und zieht mich ganz dicht an sich. "Entschuldige, ich bin wohl zu überschwänglich.", ich drücke meine Stirn an seine Brust und lasse ein paar Tränen meine Wange herunterlaufen. Jan streichelt mir liebevoll über den Kopf und ergreift die nächsten, tröstenden Worte. "Weißt du Flo,...Ich glaube, wenn er noch weiter in diesem Zimmer gelegen hätte, ohne die schönen Dinge des Lebens noch einmal live und wahrhaftig zu sehen,... wäre er sehr traurig gestorben.", bekundet er mit einer sanften, beruhigenden Stimme. Schniefend sehe ich ihn an und versuche zu lächeln so gut es geht. "Ja.", hauche ich. Jan muss wieder lächeln, "Du Flo, er hat mir was verraten. Er hat gesagt, dass er der glücklichste Mensch der Welt sein muss, dass er dieses besondere Ereignis zusammen mit dir erleben durfte.", verrät er mir und das macht mich sehr glücklich. "Ja?", "Klar. Und er hat mir...das gegeben. Das ist auch ein Grund, warum ich heute mitgekommen bin.", er zieht einen Briefumschlag aus seiner Tasche und überreicht ihn mir. "Er hat gesagt, ich soll ihn dir geben, wenn es dir wieder halbwegs gut geht. Ich denke, dass du jetzt soweit bist.", verrät er mir. Ich betrachte den Briefumschlag in meinen Händen. Er ist weiß wie Schnee. In ihm kann ich etwas Hartes fühlen. Ich zögre einen Moment, sehe Jan unschlüssig an. Dieser nickt. "Willst du ihn alleine lesen, oder soll ich bei dir bleiben?", fragt er nach. Ich weiß nicht recht, was ich ihm antworten soll. Ich habe Angst davor. Wie wird es wohl sein, wenn ich ihn öffne? "Weißt du was? Ich hab eine Idee. Du ließt ihn am besten erstmal ohne mich, und wenn du merkst, dass es nicht geht, sagst du mir bescheid. Ich bleibe vor der Tür sitzen und warte auf dich. Du kannst jederzeit nach mir rufen, oder zu mir kommen.", schlägt er mir vor. Damit gibt er mir die Möglichkeit, mich damit auseinander zu setzten und trotzdem das Gefühl zu haben, nicht allein zu sein. "Okay.", flüstere und Jan nach, als er mir zuwinkend, das Zimmer verlässt. Wieder betrachte ich den Brief und öffne ihn langsam. Ich nehme mir viel Zeit dafür. Dabei fällt etwas heraus. Der Kleeblattanhänger, der uns Glück bringen sollte, und ein Foto auf dem wir zusammen zu sehen sind. Wir halten uns in den Armen und lachen. Das muss kurz nach dem Feuerwerk gewesen sein. Denn wir tragen beide die Kleeblattanhänger. Da habe ich ihm den Anhänger erst gegeben, weil ich nie die Gelegenheit dazu gefunden habe. Er hat sich so sehr darüber gefreut. Schon der Anblick macht mich traurig, aber ich weiß, dass ich unbedingt noch diesen Brief lesen muss. Für Sam tue ich alles, weil ich weiß, dass es für ihn sicher auch nicht leicht war und es ihm bestimmt sehr wichtig ist. Auch für mich. Behutsam lege ich den Anhänger auf das Nachtschränkchen, damit es mir ja nicht verloren geht. Dann falte ich den Brief auseinander und beginne zu lesen. Sam Lieber Flo, wenn du diesen Brief liest, ist die Zeit, die wir zusammen verbringen durften, einfach abgelaufen, ohne, dass wir es planen oder begreifen konnten. So wie ich dich kenne, machst du dir wahnsinnig viele Gedanken um alle die Dinge, die in letzter Zeit passiert sind, hast bestimmt Fragen, bist rastlos und traurig. Ich weiß, dass du weinen wirst, wenn ich gegangen bin, aber ich weiß auch, dass du stark sein wirst und bis zum Schluss bei mir sein wirst. Ich vertraue Jan, dass er wissen wird, wann die Zeit reif ist, dass er dir diesen Brief geben kann. Ich habe ihn gebeten, ihn dir zu geben, wenn es dir ein bisschen besser geht. Ich bin mir sicher, dass er dir beistehen wird, wann immer du ihn brauchst. Denn er ist genau das, was einen wahren Freund ausmacht. Er ist geduldig, ehrlich und verlässlich. Du wirst es vielleicht gar nicht glauben, aber ich habe ihn immer um seine Art beneidet und dachte, "Wieso kann ich nicht ein bisschen sein wie er?" Ich hatte so viele Zweifel, die ich bis kurz vor meinem Tod nicht ablegen konnte. Doch jetzt weiß ich, dass ich gut so bin, wie ich bin. Der Grund ist ganz einfach. Weil du mich, ganz gleich, dass ich nicht perfekt bin, liebst. Als die Person, die ich bin. Als Samuel Kippling. Schon diese Gewissheit macht mich wahnsinnig glücklich und bringt mich zum lächeln. Bis zum Schluss habe ich an unsere Gefühle geglaubt, an deine Liebe und an deine Kraft. Wir haben unser ganzes Leben zusammen verbracht. Sind zusammen aufgewachsen, haben zusammen geträumt, gelacht, geweint, so vieles geteilt, waren wie Brüder und immer die besten Freunde auf der ganzen Welt. Nichts konnte uns entzweien. Nicht einmal ein kleiner Streit. Streitereien, die so nichtig waren, dass du dich vielleicht gar nicht mehr daran erinnern kannst. Auch mir fällt längst nicht mehr alles ein, aber an eines erinnere ich mich sehr genau. An Nicol, die uns mahnend ansah und uns dazu drängte, uns zu entschuldigen und an dein Lächeln, das mich daran hinderte dir überhaupt böse zu sein. Du hast stehts meine Nähe gesucht und wusstest vielleicht gar nicht, dass du damit nicht allein warst. Auch ich habe immer deine Nähe gesucht. Schon damals wollte ich dich beschützen und so oft es nur geht bei dir sein. Dabei habe ich erst nicht bemerkt, wie stark meine Gefühle bereits für dich waren. Alles was ich im Kopf hatte war, dass ich alles tun wollte, dass du glücklich wirst. Selbst, wenn du mal einen anderen lieben solltest. Als du dich in Leon verliebt hast, war ich zunächst tief getroffen, aber es hat mich glücklich gemacht, wenn ich für dich da sein konnte und als du mir dann deine Gefühle gestanden hast fiel ein riesiger Stein vom Herzen. Schluss endlich hat uns das alles noch enger zusammen geschweißt und das Warten hat sich gelohnt. Auch als davor die Sache mit Lars passiert ist, hat mich das schwer getroffen. Ich hatte immer diese Schuldgefühle dir gegenüber. Dass ich es nicht verhindern konnte. Das ich dich allein gelassen habe, dass ich dich nicht beschützen konnte. Es hat mich so wahnsinnig wütend gemacht, doch als ich deine Tränen sah war meine Wut, wie erstarrt und ich wollte dich einfach nur noch in den Armen halten. Dabei war ich gar nicht der Einzige, der wütend und traurig war. Du hast doch viel mehr gelitten als ich. Schließlich musstest du das Alles ertragen und es tut mir so leid, dass ich dich schon wieder allein lassen muss. Dass ich dich nicht mehr beschützen kann, hat mich fast verrückt gemacht. Zeitweise war ich richtig wütend auf mich selbst und auf alle Anderen. Jedem habe ich die Schuld zugewiesen, ohne zu wissen wieso. Sogar geschämt habe ich mich dafür, fühlte mich unverstanden und so unendlich traurig. Niemals solltest du so wegen mir leiden müssen, niemals wollte ich deinen Eltern und unseren Freunden Kummer bereiten, wo doch alle so liebenswert sind. Fast hätte mich dieses Loch verschluckt. Zu der Zeit war noch nicht klar, dass ich streben werde, aber ich habe es irgendwie gefühlt. Das war es wohl, was mich so aus der Bahn geworfen hat. Ich war so außer mir, dass ich die Realität nicht mehr gesehen habe, bis Jan nach der Klassenfahrt bei mir auftauchte. Ich sagte, dass er verschwinden solle. Aber er tat es nicht. Er hat meine Worte einfach ignoriert und ist schnurstracks durch mein Zimmer gegangen und hat die Vorhänge aufgerissen. Eine Weile stand er einfach nur da und hat hinaus gestarrt, bis er sich umdrehte und mich fröhlich anlächelte. Er sagte, "Es ist okay, dass du wütend bist. Es ist okay, dass du traurig bist und auch deine Verzweiflung ist nichts für das du dich schämen müsstest. Daran ist rein gar nichts Falsches. Wenn einem so etwas passiert,...wie soll man da groß anders reagieren? Wer will schon gerne sterben, wenn er das Leben doch liebt und jemanden hat, den er beschützen will? Doch wenn du dein Lächeln verlierst und die Hoffnung aufgibst, hast du schon verloren, bevor es begonnen hast. Außerdem musst du wissen, dass du nicht allein bist. Wir werden alle für dich da sein! Bis zum Schluss!" Verstehst du Flo? Es ist völlig in Ordnung, wenn du um mich trauerst und alles raus lässt, was dich bedrückt. Wein dich ruhig aus. Selbst, wenn ich nicht mehr da bin um dich zu trösten, wirst du nicht nicht allein sein! Finde einen Weg ins Leben und verlerne niemals zu lachen. Das fällt dir bestimmt nicht leicht, und es wird seine Zeit dauern, aber ich weiß, dass du das schaffen kannst! Sei mutig und freu dich auf das, was noch kommt. Versuche Schritt für Schritt nach vorn zu sehen. Ich weiß, dass du dein Glück finden wirst. Auch, wenn du es nicht mehr so mit mir teilen kannst und ich nicht mehr so bei dir sein kann, wie früher, werde ich auf dich aufpassen und mich für dich freuen. Ich werde immer bei dir sein, egal was passiert. Vergiss mich nicht. Ich habe dir zwei Dinge bei gelegt. Das Foto von Silvester. Es soll dich an uns erinnern. Daran wie wir beide zusammen gelacht haben und so viel Spaß hatten. Behalte diese Erinnerung in deinem Herzen und wenn du einmal traurig bist, erinnere dich an all die schönen Dinge zurück, die wir zusammen erlebt haben. Den Anhänger den du mir geschenkt hast. Du ahnst gar nicht, wie glücklich du mich damit gemacht hast. Und auch, wenn ich ihn nicht lange tragen konnte, hat er uns Glück gebracht, weil wir die verbleibende Zeit zusammen und mit unseren Freunden verbringen konnten. Sehe es als eine zweite Chance. Und vielleicht...wirst du dich eines Tages neu verlieben. Dann habe ich eine Bitte an dich,...schenke dieser Person den Anhänger. Er wird euch beiden Glück bringen und dann wirst du sehen, wie wunderbar das Leben sein kann. Ach ja, Suche dir etwas von meinen Sachen aus, die du gern behalten willst, egal was es ist. Das soll mein Andenken an dich sein. Und jetzt geh zu Jan und wein dich bei ihn aus. So wie ich ihn kenne, ist er ganz in deiner Nähe und wartet schon auf dich. Ich weiß, dass du ihn jetzt braucht. Halte dich an ihm fest und lass ihn nicht los, ehe es dir wieder besser geht. Denk immer daran, dass du nicht nicht allein bist. Du bist umgeben von Freunden, deinen Eltern und du wirst noch viel mehr Menschen auf deinem Weg treffen und liebgewinnen. Danke für diese wunderbare Zeit und entschuldige, dass ich dir nicht von Anfang an die Wahrheit gesagt habe. Danke, dass du mich liebst...ich liebe dich auch, immer! Das verspreche ich. Grüß alle ganz lieb von mir. Dein Sam Zitternd halte ich den Brief in der Hand und bin schon dabei zu weinen. Die Tränen nehmen einfach kein Ende. Hastig sehe ich mich um. "Jan? Jan!", rufe ich laut. Nicht mal fünf Minuten muss ich warten und schon kommt er durch die Tür, schließt sie hinter sich und nimmt mich fest in den Arm. Wortlos. Als sei es völlig selbstverständlich. Als habe er auf seinen Einsatz gewartet. Sam hat es die ganze Zeit gewusst. Er hat alles gewusst. Das ich weinen werde, dass ich nach Jan rufen werde, dass Jan für mich da sein wird. Ich drücke meine Stirn fest gegen Jans Brust und lasse ihn nicht mehr los. Ich weine. Bitterlich. Träne um Träne fließt meine Wangen herunter, bis ich schon das Gefühl habe, dass es schon fast keine Tränen mehr geben dürfte. Ich schreie wie ein kleines Kind, lasse meiner Trauer freien Lauf. So sehr habe ich das letzte halbe Jahr nicht geweint, weil ich es einfach nicht schaffte, meiner Trauer freien Lauf zu lassen, so wie jetzt. Bei der Beerdigungsfeier fühlte ich mich noch völlig leer. Am Tag vor seinem Tod war er schon sehr schwach, aber er hat mich so hoffnungsvoll angelächelt und ich dachte, dass alles gut werden kann. Ja, bis zum Schluss, hat er gelächelt und mir behutsam über den Kopf gestreichelt, bis ich an seinem Bett eingeschlafen bin. Doch dann ist er in der Zeit in der ich geschlafen habe gestorben. Es war so, als hätte er nur auf diesen einen Moment gewartet. Als ich aufwachte, war er Tod. Ich war geschockt und kam gar nicht mehr klar. Nur dank Jans unerschütterlichem Optimismus bin ich nicht untergegangen. Und dank Sam kann ich jetzt endlich erkennen, welch wichtiger Mensch Jan für mich ist. Jan ist...sowas wie mein bester Freund geworden. Beruhigend streichelt er mir über den Rücken und langsam beruhige ich mich wieder. Aber ich klammere mich weiter an ihn. Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit. Als hätte ich mich lange nicht so ausgepowert gefühlt. Bin müde, erschöpft vom Weinen. Leise geht meine Zimmertür auf. Meine Mutter lugt besorgt durch einen Spalt und entschuldigt auch gleich für die Störung. Alles kommt mir so dämmerig vor. Meine Augenlider werden schwer und schließen sich langsam. In Jans Armen schlafe ich ein. Ich träume einen süßen Traum, einen in dem ich mich an Sam erinnere. Er umarmt mich fest und drückt mir einen sanften Kuss auf. Dann strubbelt er mir übers Haar und lächelt mich an, wie kein Anderer. Flo...mach dir keine Sorgen, es wird alles gut werden, das verspreche ich. Ich werde immer bei dir sein. Ich liebe dich, immer. * "Flo, was hältst du davon, wenn wir morgen alle zusammen ins Schwimmbad fahren. Mit Leon und Mo und Karo.", fragt Jan mich, während wir im Park auf der Bank sitzen und das Wasser, des großen Springbrunnens beobachten. Er besteht aus einer großen, runden Fläche, die ein paar cm in den Boden versenkt ist, dass das Wasser gerade so in dem flachen Becken stehen kann. Darin spielen Kinder und lachen fröhlich. Jan meinte, dass ich unbedingt mal was Grünes sehen muss. Etwas anderes, als mein Zimmer. So kam es, dass er mich hier her geschleppt hat. Recht hat er mit seiner Meinung natürlich auch gehabt. Von selbst käme ich ja nicht aus meinem Trott. Es geht mir jetzt zwar schon deutlich besser, aber so ganz sicher stehe ich noch immer nicht auf meinen Füßen. Das Sam gestorben ist, kann ich immer noch nicht so ganz begreifen. Jeden morgen, wenn ich aufwache rechne ich als erstes damit, das Sam neben mir liegt und mir schon seid geraumer Zeit über den Rücken streichelt, mich anlächelt und mir einen guten Morgen wünscht. Teilweise, wenn mich das Sonnenlicht kurz blendet habe ich sogar das Gefühl, dass er tatsächlich gerade bei mir war. Ich stelle mir dann vor, dass er einfach schon vorgegangen ist. Natürlich weiß ich, dass ich ihm trotzdem nicht mehr begegnen werde, aber für diesen Moment hilft es mir, mich erstmal zu beruhigen. "Hm, ins Schwimmbad?", murmle ich. "Ja, da können wir planschen und Spaß haben und Eis essen und Pommes Frites. Das wird ein Spaß.", freut er sich. Ich muss lächeln. "Na Hauptsache du musst nicht verhungern.", meine ich grinsend. Jan nickt "Ja, da hast du recht. Und die Pommes und das Eis da sind so lecker.", schwärmt er vor sich hin. "Das stimmt allerdings.", stimme ich ihm zu. Darüber freut er sich natürlich. Jan freut sich über fast alles. Selbst, wenn ich ihm ein Gänseblümchen von der Wiese gegenüber pflücken würde, würde er vor Freude lachen. Dieser Mensch ist wirklich leicht zufrieden zu stellen. Ich glaube, das liegt daran, dass er sich selbst nicht so wichtig nimmt. Für ihn zählt einzig und allein die Geste, weil er in fast allem etwas Gutes sieht. Von Jan, kann man eine Menge lernen. Etwas über Bescheidenheit, Glück, Leichtigkeit, wie man die Bodenhaftung nicht verliert. Jan wartet nicht darauf, das er das Glück findet. Er läuft ihm einfach in die Arme. Immer vorwärts, über Stock und Stein, ohne sich von Hindernissen beirren zu lassen. Selbst wenn er einmal nicht weiter weiß, findet er eine Lösung. Ich weiß genau warum Sam ihn beneidet hat. Ich selbst tue es ja. Am Ende ist es gar nicht so schlecht, dass er so hartnäckig geblieben ist. Eine zeit lang hatte ich echt Verfolgungswahn und dachte ich werde noch irre. Aber jeder Schritt, denn er mir gefolgt ist, war ein Schritt in eine neue Zukunft und in eine neue Freundschaft. Dieser Gedanke stimmt mich positiv und entlockt mir ein Lächeln. Plötzlich bemerke ich, dass Jan mich nachdenklich ansieht. "Was ist?", harke ich nach. Jan legt den Kopf schief. "Das ist doch Sams T-Shirt oder?", fragt er mich. Überrascht sehe ich ihn an, sehe an mir herab. Ich werde etwas rot. "Äh...ja. Sam hat mir geschrieben, dass ich mir etwas von seinen Sachen aussuchen darf, was ich behalten möchte. Dieses T-Shirt haben wir zusammen gekauft. Es war eines seiner Lieblings- T-Shirts.", gebe ich zu. "Ach so ist das.", Jan lächelt sanft. "Gibt dir das ein beruhigendes Gefühl?", ich nicke. So habe ich das Gefühl, dass er jetzt gerade bei mir ist. "Flochen...Ich beneide dich. ", entfleucht ihm dieser Satz. Ich sehe ihn verständnislos an. "Hm...du...beneidest mich?", Jan nickt. "Ja...es ist doch etwas ganz wunderbares, wenn man jemanden so lieben kann. Das beweißt, dass selbst der Tod kein unüberwindbares Hindernis sein muss, um jemanden lieben zu können. Das ist natürlich nicht immer gut, wenn es ein gewisses Maß übersteigt, aber...solange man dabei lächeln kann und dabei nicht vergisst zu leben...Dann ist daran nichts falsches. Schließlich ändern sich die Gefühle nicht einfach von heute auf morgen und ich glaube auch, dass Sams Gefühle für dich sich nicht geändert haben.", erklärt er mir. Wenn ich recht darüber nachdenke, kann ich ihm nur zustimmen. Zwar ist Sam nicht mehr hier, aber meine Gefühle sind nicht mit ihm gestorben, genauso wenig wie seine Gefühle. Ich kann sie immer noch wahrnehmen. Jan nimmt meine Hand und sieht mich ermutigend an. Kurz erwidere ich seinen Blick. Seine Hand gibt mir gerade Sicherheit und Kraft, weil mir gerade schon wieder zum Weinen zu mute ist. Die ganze Zeit über, war mein Herz so schwer, aber...ich habe erkannt, dass dies nicht das Ende ist... Sieh es als eine Chance, als einen neuen Anfang. Flüstert mir ein leiser Windhauch zu. Mein Blick wandert in den Himmel. "Ja...", ich drücke seine Hand. Das wird sich niemals ändern. Bis zu zum Schluss... ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Sooo meine lieben Leser. Dies ist also das letzte Kapitel. Nun folgt nur noch der Epilog und dann ist diese Geschichte zu ende! Die Story um Flo, Sam, Jan und ihre Freunde hat kein klassisches Happy End. Doch ich glaube, dass es so in Ordnung ist und Flo dabei ist, wieder zu sich selbst zu finden. Wenn es um Sterbende geht, ist es immer sehr wichtig ihnen zu zeigen, dass man nicht allein ist und muss ihnen Raum für ihre Trauer geben. Es ist wichtig, dass man den Schmerz zulässt, um am Ende nicht mit Zorn, sondern in Frieden sterben kann. Das ist die letzte Phase des Sterbens. Die Akzeptanz, was geschieht. Auch Flo hat diese Phasen durchgemacht. Er wollte es nicht wahrhaben, hat getrauert, war wütend und hat Sams Tod zum Schluss akzeptiert. Die Sterbephasen können ganz unterschiedlich verlaufen,und auch ist es möglich Phasen zu überspringen. Ich bin zufrieden mit diesem Ende. Nach dem Epilog wird eine Fortsetzung folgen. Wie versprochen. In der wird Jan zum Zuge kommen und auch Flo soll nicht zu knapp kommen. Der Hauptsächliche Erzähler wird nach Plan ein neuer Charakter werden und es werden noch welche hinzukommen. Ich bin gespannt was sich daraus entwickelt.Wie bereits erwähnt, wird der zweite Teil sich wohl etwas verselbstständigen und auch einen neuen Titel tragen. Bis die Fortsetzung kommt kann es noch etwas dauern :) Ich habe noch viel zu schreiben XD Aber eine ungefähre Vorstellung habe ich bereits und auch die Charaktere habe ich mir schon überlegt :) Der Epilog wird wahrscheinlich morgen oder Übermorgen hochgeladen =) Bis zum nächsten Mal. Middy Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)