At your request... von ChiaraAyumi (Wichtel-OS-Sammlung 2011) ================================================================================ Kapitel 1: Betwixt and between ------------------------------ Die Tür knallte mit lautem Knall zu. „Lucy du wirst sofort diese Tür öffnen!“ Percy hämmerte gegen die Tür, doch Lucy schrie nur laut er solle weggehen, da sie nie wieder mit ihm reden würde, da sie ihn für immer hassen würde. Audrey streichelte ihm über den Rücken und versuchte ihn zu beruhigen, doch Percy hämmerte weiter auf die Tür ein, drohte sie aufzusprengen, doch Lucy sagte nichts mehr. Molly stand wie versteinert in der Küche und hatte noch eine Gabel und ein Messer in der Hand, die sie gerade abgetrocknet hatte bevor der Streit losgebrochen war. Inzwischen hatte ihr Vater aufgeben auf die Tür einzuhämmern und ließ sich von ihrer Mutter herausführen. Molly blickte ihnen nach und versuchte zu begreifen, was gerade schief gelaufen war. Es war zwei Tage vor Weihnachten und sie waren zuhause bei ihren Eltern. Sie hatten Abendessen gegessen wie immer und dann war ihr Vater aufgestanden, um im Wohnzimmer noch ein Buch zu suchen, das er seinem Kollegen ausleihen wollte. Zu dritt hatten sie den Abwasch erledigt und Lucy hatte von ihren Gefühle für Hugo erzählt. „Meinst du Mum, ich soll auf ihn zugehen und ihm sagen, was ich empfinde? Ich will unsere Freundschaft nicht kaputtmachen, aber ich möchte es ihm gerne sagen.“ Audrey hatte Lucy über den Kopf gestreichelt und gelächelt. „Dann solltest du es tun. Er wird dir schon eine ehrliche Antwort geben.“ Dann war Percy hereingestürmt. Er warf seiner Frau einen wütenden Blick zu. „Das wirst du unterlassen, Fräulein“, hatte er zu Lucy im drohenden Ton gesagt. „Eine Beziehung zu deinem Cousin kommt nicht in Frage!“ Lucy hatte ihn mit riesigen Augen angestarrt, da sie überhaupt nicht verstand, was ihr Vater meinen könnte. Also hatte sie dagegen gewettert, weil sie es ungerecht fand. Und jetzt saß sie in ihrem Zimmer und weinte wahrscheinlich, weil sie ihren Vater für einen bösen und gemeinen Mann hielt. Molly ging zurück in die Küche und räumte das restliche Geschirr ein. Sie klopfte leise an Lucys Tür. „Lucy, ich bin es Molly. Lass mich rein.“ Lucy schniefte. „Nein ich will jetzt nicht mit dir reden.“ „Sag Bescheid, wenn du reden willst. Ich bin in meinem Zimmer.“ Molly fühlte mit Lucy mit, denn die Reaktion ihres Vaters war völlig übertrieben gewesen. Skepsis wäre angebracht gewesen, doch kein völliges Unverständnis. Ihr Vater hatte es noch nie verstanden taktvoll mit den Gefühlen anderer umzugehen. Sie hatte stets ihre Mutter bewundert, die ihrem Vater so leicht die Gefühle anderer verständlich machen konnte. Hoffentlich schaffte sie es auch diesmal, denn Lucy war wie ihr Vater schrecklich nachtragend. Molly legte sich auf ihr Bett und versuchte zu verstehen, warum ihr Vater das so sah. Was war so falsch an so einer Beziehung? Es war doch völlig in Ordnung. Ihr Herz zog sich zusammen und erinnerte sie an ihren eigenen Kummer. Sie war auch in einen ihrer Cousins verliebt. In James Sirius Potter. Doch seit kurzem war er mit Alice Longbottom zusammen und hatte keine Zeit mehr für seine Freunde. Schon seit sie kleine Kinder gewesen waren, waren James, Fred und sie unzertrennlich gewesen. Irgendwann war der Tag gekommen, an dem sie James plötzlich aus anderen Augen betrachtet hatte. Sie wusste selbst nicht mehr, wie es dazu hätte kommen können. Und jetzt wollte sie sowieso nicht daran denken, denn ihr Herz zog sich zusammen und schien zeitgleich zu zerreißen. Sie hatte es ihm nicht sagen wollen. Sie war selbst Schuld daran gewesen. Ihre Freundschaft war ihr zu wichtig gewesen und jetzt weinte sie bittere Tränen der Enttäuschung. Was hatte sie nur geglaubt? Dass er eines Tages dasselbe empfinden würde und ihre Freundschaft nicht zerbrechen würde? Sie war nur seine beste Freundin und keine Geliebte. Molly konnte stundenlang auf sich selbst schimpfen, doch ihr Herz tat weh. James hatte noch nie eine längere Beziehung mit irgendeinem Mädchen gehabt, doch mit Alice schien es ihm ernst zu sein. Und das tat weh. Am liebsten hätte sie mit Fred darüber geredet, aber er war nun mal kein Mädchen und Dominique hätte nur gelacht und ihr geraten sich nach einer neuen Liebe umzuschauen. Doch ihr Herz wollte James und keinen anderen. Deshalb war sie ganz froh, dass er nicht gemeinsam mit ihnen Weihnachten verbringen wollte, sondern zu den Longbottoms eingeladen war. Keine einzige Sekunde hätte sie seine Gegenwart ertragen ohne zu weinen. Schon die letzten Wochen war sie ihm in Hogwarts aus dem Weg gegangen und hatte nur einsilbige Antworten für ihn übrig gehabt. Jetzt würde ihre Freundschaft doch noch zerbrechen, weil sie sich nicht für ihn freuen konnte. Molly wünschte sich so sorglos wie ihre Schwester zu sein, die einfach Hugo ihre Gefühle gestehen würde, ohne groß darüber nachzudenken, was das für Auswirkungen haben könnte. Lucy war auch die bessere Schauspielerin von ihnen beiden. Molly dagegen war wie ein offenes Buch. Bestimmt wusste James längst, was sie für ihn empfand und bemitleidete sie, weil sie eben nur die beste Freundin war. Ach was für ein verdammter Mist! So kam das Weihnachtsfest und Lucy weigerte sich immer noch stur mit ihrem Vater zu sprechen. Percy war auch nicht auf seine jüngste Tochter zugekommen, auch wenn ihre Mutter Molly versichert hatte, dass er seine Worte bereits bedauerte, aber er war noch nicht bereit auf Lucy zu zugehen. Molly fühlte sich in dieser eisige Stimmung gefangen und hatte das Gefühl ihr Herz musste jeden Augenblick in tausend Scherben zerbrechen. Irgendwie war sie doch ganz froh, dass sie eine so große Familie waren, da konnte sie in der Fröhlichkeit der anderen endlich vergessen, was sie so sehr verdrängen zu versuchte. Sie hatte Fred auch mal für sich und konnte ganz normal mit ihm quatschen, da sie mit ihm auch weniger zu tun gehabt hatte, weil er oft mit James zusammen gewesen war. Doch aus all ihren schönen Plänen wurde nichts. Kaum traten sie im Fuchsbau ein, der schon aus allen Nähten platzen zu schien, kam James auf sie zu und begrüßte sie herzlich. Molly fror augenblicklich ein und sah sich hektisch um, ob auch Alice da war. Doch sie hatte Glück. Es schien nur James da zu sein, auch wenn das wieder ein Unglück war. Sie wich seinem Blick aus und drängelte sich vorbei, um Dominique zu begrüßen. Wenn sie sich mit Dominique unterhielt, würde James nicht ganz so schnell auftauchen. Die zwei hatte es mal miteinander versucht, waren aber ziemlich gescheitert. Ein Grund, warum Molly James nie etwas von ihren Gefühlen sagen wollte. Dominique war zwar nie ganz Teil ihrer Clique gewesen, aber sie verband trotzdem eine lange Freundschaft. Doch seit ihrem Beziehungsversuch herrschte Funkstille zwischen den beiden. „Was ist los Molly? Du bist ganz blass“, bemerkte Dominique. Molly schüttelte den Kopf. Sie brauchte keinen Rat von ihrer Cousine. Sie brauchte einfach eine Ecke, in die sich setzten konnte, um zu heulen, weil die Welt so ungerecht war. „Ganz ehrlich Molly. Irgendetwas stimmt doch nicht. Warum bist du nicht bei James und Fred? Nicht dass ich nichts gegen deine Gesellschaft hätte, aber ihr seid doch sonst unzertrennlich!“ Warum bemerkte Dominique eigentlich immer alles? „Ich will nicht darüber reden“, murmelte Molly in ihren Becher. Dominique zuckte mit den Schultern und fing an über ihre Weihnachtsgeschenke zu reden. James stand so plötzlich hinter Molly und begrüßte sie, dass sie ihre Teetasse fallen ließ. „Musst du mich so erschrecken“, warf sie James an den Kopf. Sie holte ihren Zauberstab hervor. „Reparo!“ Die Teetasse setzte sich wieder zusammen, doch der verschüttete Tee hinterließ einen Fleck. Molly versuchte nicht daran zu denken, dass James hinter ihr stand und dass ihr Herz irgendwo zwischen wild flattern und zerreißen war, um sich darauf zu konzentrieren den Fleck wegzumachen. Doch James kniete sich neben und saugte mit seinen Zauberstab die Flüssigkeit aus dem Teppich. „Sei du doch nicht so schreckhaft“, witzelte er und pickte sie in den Bauch. Molly glaubte es keine einzige Sekunde länger mehr auszuhalten. Sie stellte die reparierte Tasse wieder auf den Tisch und flüchtete mit irgendeiner Entschuldigung hinaus. Ihr Herz sprang auf und ab und gleichzeitig drohte es in tausend Stücke zu zersprengen. Liebeskummer war grauenhaft. Man sah beschissen aus. Man fühlte sich beschissen und man konnte sich nicht mehr beherrschen. Draußen an der kalten Luft fühlte sie sich besser. Zumindest für drei Sekunden. „Molly, was zum Teufel ist los mit dir?!“ James war ihr hinterher geeilt. Natürlich. „Mir ist nur ein bisschen schwindelig!“ Er trat vor sie und hob mit der Hand ihr Kinn hoch, damit sie ihm in die Augen sehen müsste. „Seit wann belügen wir uns?“, fragte er leise. Molly wusste nicht, was sie jetzt sagen sollte. Die Wahrheit, dass sie vor Liebeskummer verging? Oder lieber weiter lügen und ihn als Freund verlieren? Nichts davon war angenehm, also wechselte sie das Thema. „Wo ist Alice? Ich dachte ihr wolltet Weihnachten miteinander verbringen?“ Es war das Erste, was ihr einfiel. Und auch das Dümmste, was ihr einfiel. James zog die Augenbraue hoch. „Warum fragst du nach Alice?“ „Ich bin eifersüchtig auf sie“, platzte Molly heraus. Sie würde ihm die halbe Wahrheit erzählen. „Immer nimmt sie dich in Beschlag und ich sehe überhaupt nichts mehr von meinem besten Freund. Und eigentlich bin ich froh, weil sie nicht hier ist, aber jetzt komm ich mir ganz dumm vor und fühle mich deswegen schlecht. Deshalb bin ich weggelaufen.“ James sah zwar skeptisch aus, aber er glaubte ihr und lachte. „Du bist meine beste Freundin. Kein Mädchen könnte dir diesen Platz nehmen.“ Er legte den Arm um sie und zwang sie wieder mit rein. Molly hatte sich für die Freundschaft entschieden, auch wenn sie traurig war und ihr Herz wehtat. Irgendwann würde diese Wunde schließen. Für jetzt war James ihr bester Freund, doch wer weiß vielleicht würde er einmal mehr werden. Vielleicht sogar schon morgen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)