At your request... von ChiaraAyumi (Wichtel-OS-Sammlung 2011) ================================================================================ Kapitel 7: Bad Temper --------------------- Bellatrix erwachte langsam, als die Sonne ihr Gesicht wärmte. Später würde sie diesen Tag wiederholt verfluchen. Den Tag ihrer Verlobung mit Rodolphus Lestrange. Doch noch genoss sie die Sonnenstrahlen auf ihrer blassen Haut und schloss noch einmal die Augen. Es war schön die Schule beendet zu haben und Zeit für sich zu haben. Sie wusste, dass ihre Mutter bereits seit Monaten nach der passenden Partie für sie suchte und dass sie sich deshalb keinen Job suchen müsste. Bellatrix bedauerte dies ein wenig, denn eigentlich hätte sie sehr gern einen Beruf erlernt, aber das blieb ihr verwehrt. Heirate einen Reinblüter oder lass dich nie wieder blicken. Ihre Familie war da eisern und als älteste Schwester sollte sie ihren Schwestern mit gutem Vorbild vorangehen. Ihre Gedanken wanderten fort von den eisernen Regeln zu ihrem besten Freund Rabastan Lestrange. Er hatte versprochen heute vorbeizukommen, um sich mit ihr fortzustehlen und schwarze Magie zu praktizieren. Bald würde sie zu den Todessern gehören und sie wollten darauf perfekt vorbereitet sein. Es kribbelte ihr schon in den Fingern die Befehle des dunklen Lords ausführen und die Welt von den unwürdigen Muggel, Schlammblütern und Halbblütern zu befreien. Ihr ganzes Leben hatte man ihr eingebläut, dass diese Weltvorstellung die einzig Richtige war und sie hatte längst aufgegeben das zu hinterfragen. Nur in der Schule hatte sie eine kurze Rebellion gegen ihre Eltern geführt, aber inzwischen fügte sie sich einfach den Vorstellungen ihrer Familie. Anders ihre Schwester Andromeda. Die hatte noch nicht genug rebelliert. Hoffentlich kam sie bald zur Einsicht bevor ihre Eltern zu den härteren Strafen griffen. Bellatrix erhob sich seufzend und streckte sich genussvoll der Sonne entgegen. Rabastan war bestimmt bald hier und bis dahin sollte sie fertig sein. Sie griff wahllos nach ein paar Kleidungsstücken und begab sich ins Badezimmer. Während das Wasser von ihrem Körper perlte, stellte Bellatrix vor, wer ihr zukünftiger Ehemann werden würde. Die meisten Kandidaten kannte sie. In einem Anflug von Sehnsucht wünschte sich die Dunkelhaarige, dass ihr bester Freund Rabastan der Auserwählte ihrer Mutter werden würde. Mit ihm konnte sie sich vorstellen verheiratet zu sein. Es war nicht eine völlig gefühllose Ehe, sondern eine Ehe auf der Basis einer Freundschaft und etwas Besseres konnte sie sich kaum wünschen. „Bella?“ Es klopfte an der Badezimmertür. Bellatrix erkannte die Stimme ihrer Schwester Narcissa und drehte den Duschhahn zu. Sie schlang sich ein Handtuch über und öffnete missmutig die Tür. Sie hasste es gestört zu werden, wenn sie gerade dabei war sich zu entspannen. „Was ist?“ Ihre Schwester strahlte sie an. „Du sollst schnell nach unten kommen. Zieh dein bestes Kleid an. Mutter hat entschieden, wen du heiraten sollst und jetzt wartet er unten auf dich.“ Bellatrix hatte es fast geahnt, dass es heute so kommen würde. Schließlich hatte sie schon den ganzen Morgen ihre Gedanken dran verschwendet. „Wer ist es?“, fragte sie Narcissa, doch die lächelte nur und eilte die Treppe hinunter. Bellatrix ging also nur mit dem Handtuch bekleidet zurück in ihr Zimmer und holte ihr dunkelblaues Kleid hervor. Sie würde es schon überleben, wer auch immer ihr Verlobter werden würde. Lieber ließ sie die Gäste unten nicht warten, denn bestimmt war die ganze Familie ihres Zukünftigen ebenfalls unten versammelt, um die Verlobung zu besiegeln. Bellatrix warf einen letzten Blick in den Spiegel und bewunderte sich in ihrem Kleid. Jetzt war der Augenblick gekommen. Entschlossen ging sie die Treppe herunter und steuerte auf den Salon zu. Als sie die Tür öffnete, erkannte sie die Familie Lestrange. Rabastan grinste ihr zu und plötzlich fühlte ihr Herz sich so leicht an. Sie würde Rabastan heiraten. Das beste Los, das ihr das Schicksal hätte zuspielen können. Bellatrix war völlig erleichtert bis sie den Blick ihrer Mutter sah, der auf dem älteren Bruder lag. Rodolphus trat einen Schritt auf sie zu und Bellatrix wich zurück. „Du wirst Rodolphus Lestrange heiraten und damit die Tradition dieser Familie fortführen.“ Die Worte ihrer Mutter duldeten keinen Widerspruch, doch Bellatrix wollte dieses Schicksal nicht hinnehmen. Ausgerechnet Rodolphus. „Nein, nicht ihn. Ich werde ihn nicht heiraten!“ Der Zorn loderte in Bellatrix auf und sie wollte am liebsten laut los schreien. Sie hasste Rodolphus. Sie hasste ihn seit ihrer Kindheit. Niemals würde sie ihn heiraten. „Bellatrix Black, du wirst dich nicht weigern. Es ist so beschlossen.“ Doch dieses Mal würde Bellatrix sich nicht einfach fügen. Sie stürmte wütend davon, ungeachtet von den entsetzten Blicken der zwei Familien. Bellatrix stürmte durch den Garten des Anwesens. In dem Haus der Familie in London, wo die Familie die längste Zeit des Jahres verbrachte, hätte sie Nicht einfach so davonlaufen können, doch hier auf dem Land gab es hinter dem Garten einen Wald. Rabastan und sie hatten hier Stunden um Stunden trainiert, da sie vor allen Blicken verborgen waren. Jetzt wollte sie sich darin verstecken. Eigentlich war es gar nicht ihre Art davonzulaufen. Normalerweise stellte Bellatrix sich allen Herausforderungen, doch in ihr tobte eine solche Wut auf Rodolphus, das sie fürchtete ihre Familie zu verletzten, wenn sie ihre Wut herausließ. Sie erinnerte sich zurück an die Zeit, als die Lestranges oft zu Besuch vorbeikamen. Während Rabastan sich von nichts abschrecken ließ und mit ihr herumtollte, hielt Rodolphus sich stets für etwas Besseres und verbrachte nie Zeit mit ihnen, weil er sie für kleine Rotzlöffel hielt. Stattdessen las er oder unterhielt sich mit den Erwachsenen. Seine kühle, gleichgültige Art hatte Bellatrix fasziniert und sie hatte sich ein wenig in ihn verliebt, woraufhin Rabastan sie immer damit aufzog. Doch Rodolphus interessierte sich nicht für ihre Schwärmerei. Er fertigte sie kühl ab und sagte ihr, dass er an Kinder nicht interessiert war und sie sich verziehen sollte. Bellatrix fühlte sich daraufhin schrecklich gekränkt und wollte nie wieder mit Rodolphus reden. In Hogwarts hatten viele Mädchen für Rodolphus geschwärmt, doch Bellatrix konnte ihre gekränkten Gefühle nicht vergessen und ging ihm aus dem Weg. Ausgerechnet ihn sollte sie jetzt heiraten. Der einzige Mann, der sie so tief mit seinen Worten verletzt hatte. Überhaupt der einzige Mann für den sie je so etwas wie Gefühle gehegt hatte. Bellatrix zitterte vor kalter Wut förmlich. Nie würde sie ihn heiraten. Doch sie wusste genau, dass ihre Mutter jetzt nur noch mehr auf diese Heirat bestehen würde. Sie würde dazu gezwungen werden. Hinter ihr raschelte es und Bellatrix zog ihren Zauberstab. Aus dem Gebüsch kam Rodolphus vor, der sie augenblicklich entwaffnet bevor sie irgendeinen Zauberspruch auf ihn abfeuern konnte. Ohne ein Wort zu sagen, hob er ihren Zauberstab auf und musterte sie dann kühl. Das war zuviel für Bellatrix. Wütend stürzte sie auf ihn zu und schlug auf ihn ein. Sie wollte ihn verletzten egal wie, um ihm seine Worte heimzuzahlen. Rodolphus blieb ruhig stehen und wehrte sich nicht gegen ihre Schläge. Irgendwann ließ sie erschöpft nach und starrte ihn wütend an. Ihr war nach Heulen zumute, denn selbst jetzt zeigte Rodolphus ein gleichgültiges Gesicht und verzog keine Miene trotz der Verletzungen in seinem Gesicht. „Warum?“, flüsterte sie. „Lass uns zurückgehen“, sagte er einfach nur und drehte sich wieder um. Bellatrix folgte völlig zerschmettert. Er hatte ihr einfach mit seiner Ruhe all ihre Kraft und Wut genommen. In ihr keimte eine gewisse Bewunderung für Rodolphus auf. Vielleicht überstand sie doch die Verlobung mit ihm. Aber ihr Herz würde sie ihm ganz sicher nie wieder schenken. Sie würde sich ihrer Familie willen der Verlobung fügen und Rodolphus den Rest ihres Lebens aus dem Weg gehen. So standen sie vor ihren Familien da, füreinander bestimmt und doch ewig getrennt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)