Morgens halb 10 in Sturmwind von Moonwolf (Das Frühstückchen) ================================================================================ Prolog: Aller Anfang ist schwer ------------------------------- Zögerlich schritt Wazurái auf ihrem Todesross durch das Stadttor von Sturmwind. Überall Leute, die sie böse anstarrten. "Verschwinde! Geißeldiener!", tönte es aus Häusern und Gassen. Verständlich, denn als Anhängerin, nein ehemalige Anhängerin des Lichkönigs, war sie nicht sehr beliebt in den freien Städten Azeroths. Ein Hauch von Kälte umgab ihre Schritte, als sie die breite Straße in Richtung Handelsdistrikt einschlug. Nur knapp entging sie einem rohen Ei, das von irgendwoher geflogen kam, doch eine Tomate erwischte sie volle Breitseite an der Schulter. Irgendetwas befahl ihr, den Feigen Tomatenwerfer sofort aus dem Verkehr zu ziehen, doch sie musste eine Botschaft an den König von Sturmwind überbringen: Die Todesritter hatten sich von der Geißel losgesagt und boten den Völkern Azeroths ihre Untestützung an. Also hielt sie sich zurück und setzte ihren Weg fort. Irgendwann fing sie an, die Rufe der Passanten einfach zu überhören, bis sie aus einiger Entfernung eine vertraute Stimme vernahm. Sie blieb stehen und blickte sich um, konnte jedoch niemanden sehen. Schulterzuckend konzentierte sie sich wieder auf die Karte in ihrer Hand, als ihr plötzlich etwas um den Hals flog und ihr die Augen zuhielt. "Wer bin ich?", ertönte eine heitere Stimme neben ihrem Ohr. Quietschend vor Schreck brachte Wazurái "Liiiiin!" heraus, was ihr Pferd erschreckte, es zum aufbäumen brachte und bewirkte, dass sie und ~Liiiiin~ schreiend vom Pferd fielen. Etwas benommen vom Aufprall rieb sich die kleine Todesritterin den Kopf. "Musst du dich auch immer so anschleichen?!", quängelte sie, sah jedoch kopfkratzend in das grinsende Gesicht, der Nachtelfe, die sich im Schneidersitz und mit verschränkten Armen ihr gegenüber aufgesetzt hatte. "Voller Erfolg!", kicherte sie. "Tz!, Mach das nich nochmal.", entgegnete Wazurái schmollend. "Was machst du überhaupt hier?", fragte sie ihre Gegenüber. Stolz präsentierte die Schurkin ihr eine goldene Rute. "Aaaaaha.", bemerkte Wazurái, "Und das ist?" Sie zog eine Augenbraue nach oben. "Du bist echt zu blöd, Wazu!" Grinsend erhob sich die Schurkin und reichte der kleinen Draenei ihre Hand. "Steh auf.", meinte sie und zog sie hoch. "Gib mir deine Rüssi. Ich zeigs dir." Wazurái machte einen Satz rückwärts. "Wie jetz?! Mitten auf dem Platz???" "Nun hab dich nich so! Dann wenigstens deine Handschuhe. Pienzchen!", entgegnete die Nachtelfe forsch. "Was heißt hier Pienzchen?! Aber ich muss mich doch nich mitten in Sturmwind ausziehn...", murmelte Wazurái, während sie Lintara die Handschuhe überreichte. Diese wühlte etwas in ihrer Tasche herum und zog dann ein Samtsäckchen mit seltsamem Pulver haraus, streute etwas davon auf die Handschuhe der Todesritterin und tippte dann mit der Rute darauf. "So! Das dürfte dir das kämpfen etwas erleichtern.", bemerkte sie stolz und gab Wazu die Handschuhe zurück. "Was hast du damit gemacht?", wollte sie wissen. "Das wirst du schon merken! Zieh dein Schwert.", befahl die Schurkin und Wazurái tat, wie ihr geheißen. Als sie es in der Hand hatte sah sie es an und verzog eine Augenbraue. "Hast du es leichter gemacht???" Sie spürte einen Schlag auf den Hinterkopf. "Aua...", sagte sie, sich den Kopf reibend. "Wofür war das?" "Sagmal du bist echt zu hohl." Lintara verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich hab DICH stärker gemacht, indem ich deine Handschuhe verzaubert hab!" "Achso. Sag das doch gleich.", entgegnte die Draenei verlegen. "Tztztz... Ihr Todesritter seid echt komisch. So stark und habt doch keine Ahnung, was außerhalb eurer Archo-dingens-Festung vorgeht. Wie ein kleines Kind!", stellte Lintara fest. "Aber irgendwie ist das ja soooo knuffig! Lass mich deine Mama sein! Bittebittebittebitebitteeeeeeee!" Freudig hüpfte die Nachtelfe, die Wazurái eigentlich von der Körpergröße nicht im Geringsten das Wasser reichen konnte, um die `kleine´ Todesritterin herum, kicherte, lachte und quietschte, während Wazurái niedergeschlagen und gedemütigt selbst von ihrer besten Freundin, sich in Sturmwind total fehl am Platz fühlte. "Komm ich zeig dir die Stadt!", rief Lintara freudig und zerrte die perplexe Todesritterin kreuz und quer durch Handels- , Magier- und Zwergenviertel, durch die Altstadt, an den Hafen und schließlich und endlich zur Burg Sturmwind. "Hechelnd und keuchend vom vielen Rennen plumpste Wazurái auf ihren Hintern und klatschte dann der Länge nach auf das harte Pflaster. "So schlimm war´s auch wieder nich.", meinte Lintara schmollend. "Du hast ja auch keine Tomaten und Bananen abgekriegt!" Lintara brach in schallendes Gelächter aus und deutete, sich kugelnd vor Lachen auf Wazuráis Kopf. "Du hast Obstspieß-Hörner! Haaahahhaaaahaaaa." Tränen lachend rollte die Nachtelfe von einer Seite auf die andere, als sie eine tiefe Männerstimme unterbrach. "Lin?", erklang es hinter ihr. Sie setzte sich auf und wischte sich ein paar Tränen aus den Augen, konnte ihr Kichern trotz großer Mühe nicht einstellen. "Was los, Chef?", meinte sie in einem Tonfall zwischen Lachen und Ernst, was irgendwie lächerlich klang. "Soll ich mir lieber das-", er zeigte auf eine Plattentunika mit verschiedenen Edelsteinen und Goldverzierungen, "-oder-", er wollte gerade, auf die Plattenhose in seiner anderen Hand zeigen, als sein Blick auf die ~vollge`obst´ete~ Wazurái fiel. ~Stille~ "Waaahaaahaaaaaahahahaaa!", brach es aus dem Menschenkrieger heraus. "Obstspieß-Hörner! Haaahahaaaaa" Da konnte auch Lin nichtmehr an sich halten und sie und der Krieger rollten quietschend nebeneinander über das Pflaster und heulten Tränen vor Lachen. "So schlimm kanns doch nich sein...", murmelte Wazu und drehte sich zum Kanal hinter ihr um. Sie stützte sich auf die Kante und suchte ihr Spiegelbild im Wasser. Lintara und der Krieger hörten nurnoch ein lautes "Platsch!", als Wazurái vor Schreck ins Wasser fiel. Sie setzten sich auf und blickten an die Stelle, an der eine Sekunde zuvor noch eine frisch gebackene Todesritterin saß, krochen dann auf allen Vieren zum Kanal und blickten hinunter. ~Nichts~ Plötzlich tauchte Wazurái wieder auf und ließ sich rücklings auf dem Wasser treiben. "Das ist doch nich faaaaiiiiiir!!!!!", schrie sie, was man wahrscheinlich in ganz Sturmwind hören konnte. Lintara und der Krieger setzten sich an den Rand des Kanals und warfen ihre Angel aus. "Bis sie da wieder rauskommt-", begann Lintara. "-Angeln wir noch ne Runde.", beendete der Krieger den Satz. Kapitel 1: Rache ist Blutwurst ------------------------------ Langsam tapste ein etwas blasser, fast durchsichtiger Wolf zum Stadttor von Sturmwind herein. Die Mittagssonne stand hoch am Himmel, es war Sommer und es war verdammt warm. "Jetzt ein kühles Eis...", murmelte der Wolf vor sich hin und schaute sich um. Frischen Mutes und mit neuem Equip stolzierte Walemon aus dem Auktionshaus, sein neues Schwert im Licht betrachtend. "Im Laden sah es viel schöner aus.", er schritt die drei Stufen herab. "Drinnen haben die besseres Licht! So muss es sein!" Der Krieger schaute sich auf dem Platz um und stockte, als er den durchsichtigen Wolf erkannte, der das Eis hinter einem Todesritter vom Pflaster leckte. Er grinste und schlich sich, so gut das ein Krieger in Platte halt kann, an ihn heran. "Hey Keigen, altes Haus!", rief er mit seiner lauten, brummigen Stimme. Der Wolf zuckte zusammen und schielte dann seitlich zu der großen, glänzenden und glitzernden Gestalt hinauf. "Das ist nicht-. Also ich hab nur... Du bist unfair, Wale!" Er drehte sich zu ihm um, setzte sich und blickte ihn böse an. "Ich würde mal raten, dir ist warm. Sag mir bescheid, wenn ich falsch liege. Aber es stimmt schon: So lange man auch die Stadt durchkämmt, nirgendwo in ganz Sturmwind, nein, in ganz Azeroth gibt es einen einzigen Eisstand!!" Der Krieger fuchtelte wild mit den Armen herum, um seine Aussage zu unterstreichen. "Ich versteh schon: Du wolltest protestieren! Ein stummer Aufschrei der Gefühle!" Er schlug die Hände aufeinander, streckte sie dann zum Himmel und schrie: "Eis für alle!!!" Keigen löste seinen Zauber und verwandlte sich wieder in die Schrankwand von Draenei-Riese zurück. Nun blickte er zu Walemon hinab. "Willst du mich ärgern?!!!", schrie er so laut, dass die Haare des Kriegers wie durch einen Windstoß nach hinten geweht wurden und er aufpassen musste, nicht wegzufliegen. Jetzt hatte er sowohl den Respekt vom Chef, als leider auch auch die Aufmerksamkeit des ganzen Handelsdistrikts. Walemon musste unweigerlich lachen. "Schamanen. Neigen zur Übertreibung." Er wuselte seine Haare wieder zurecht und klopfte dem Riesen auf den Ellenbogen, weil er die Schulter nicht erreichte. "Wollt eigentlich nur fragen, wie´s so aussieht bei dir? Lintara hat Anfrage auf´s Bollwerk gestellt, ne Freundin von ihr hat Quests zu machen! Wie sieht´s aus? Brauchen noch nen Heiler." Keigen runzelte die Stirn. "Heilen is langweilig und was für Sensibelchen! Wenn dann komm ich als Elementar-Schamane, sonst verzicht ich.", entgegnete Keigen schroff. Wale grinste. "Weiß ich doch längst! Deswegen hab ich mir Gvond geschnappt, sie heilt!" "Du willst mich doch veräppeln, oder?!" Keigen schüttelte den Kopf. "Und ich dacht Verarschen wäre mein Job." Keigen zog eine Augenbraue nach oben. "Also, Meister der Verarsche, wer zuerst Bollwerk ist! Der Verlierer zahlt dem Gewinner das Flugtier!" "Abgemacht!", rief Walemon siegessicher und begann schon, den Zauber für seinen Ruhestein zu wirken. "Schaffst du nie!", meinte Keigen grinsend und klopfte dem Mensch so stark auf die Schulter, dass dieser den Zauber abbrechen musste und der Länge nach aufs Pflaster knallte. Wie eine Schildkröte, die man auf den Rücken gelegt hatte, nur in diesem Fall auf dem Bauch liegend und unfähig das Gewicht seiner Rüstung zum Aufstehen zu bewegen, strampelte der Krieger und warf dem Schamanen Flüche hinterher, als dieser sich mithilfe seines Ruhesteins in Luft auflöste. "Rache ist Blutwurst, Wale!", hallte es noch einen Moment durch die Gassen. "KEEEEIIIGEEEEEEN!!" Kapitel 2: Abenteuer im ewigen Eis ---------------------------------- Ruhig lag die See da und das sanfte Kreischen der Möwen über dem Hafeneingang schien niemanden zu stören. Wie auch? Denn alle Welt rannte hin und her und war nur darauf bedacht möglichst schnell von A nach B zu gelangen. Die einzige ruhige Seele, die sich einfach mal dazu entschlossen hatte, einen kleinen Spaziergang am Meer zu unternehmen, war eine kleine Menschenfrau mit dicker Rüstung, Schild und Schwert, wie sie Paladine nunmal tragen. Gerade genoss sie die leichte Brise, die ihr entgegen wehte, als sie idyllische Stille von einem lauten Brüllen übertönt wurde. Als sie sich umdrehte schaute sie in die großen runden Augen einer riesigen braunen Katze mit silbernen Streifen. Doch statt einem "Miau" flogen ihr Fischreste vom Vortag, der entsprechende Geruch dazu, Speicheltröpfchen und ein Hauch von Sarkasmus entgegen. "Drago ruf ihn zurück!", jammerte sie und kurz darauf, ließ das Fischöl-Monster von ihr ab, trottete zu einer hoch gewachsenen Jägerin und schmiegte sich an sie, wobei sie laut schnurrte. "Sorry, Gvond, keine Absicht.", meinte die Draenei verlegen. "Er mag dich halt.", versuchte sie sich zu entschuldigen und grinste breit. "Ich bin auf dem Weg nach Nordend, will schließlich nich ewig hier rumgammeln. Du kannst ja mitkommen, wenn du willst.", schlug sie vor und wartete auf die Reaktion der Paladine. "Hm, Nordend also. Da war ich noch nicht. Ach von mir aus, mein Ruf bei der Exodar kann warten." Sie nickte zustimmend. ~Stille~ "Ähm, weißt du auch, wo das Schiff abfährt?", fragte Dragonja, sichtlich verlegen, so etwas nicht zu wissen. "Ach ich dacht du hättest dich vorher mal erkundigt?! Da müssen wir wohl fragen!", entgegnete Gvond und war gerade dabei, irgendeinen Hafenarbeiter zu suchen. "Ach was! Ich werd das schon wissen." Sie räusperte sich und drehte sich um. "Welcher Steg könnte das sein?", überlegte sie und legte denkend einen Finger an´s Kinn. "Der da!", meinte sie schließlich und deutete auf die Anlegestelle ganz links. Gvond runzelte die Stirn. "Wenn du meinst.", sagte sie schulterzuckend und beide gingen in Richtung Steg. Als sie das Schiff knapp verpassten waren sie zwar etwas genervt, doch 5 Minuten Wartezeit hatten noch niemanden umgebracht. Also setzten sie sich und warfen ihre Angeln aus, hatten jedoch nicht sonderlich viel Erfolg, denn Dragonjas angeblich gut erzogene Tigerkatze schnappte sich jeden Fisch, den eine der beiden gefangen hatte aus der Luft und verschlang ihn mit Haut und Haaren bzw. Gräten und Schuppen. Als dann das Schiff endlich kam und die beiden es sich unter Deck gemütlich machten, rief Gvond: "Auf in die neue Welt!" Die Fahrt dauerte eine Weile, doch als sie an Deck kamen, sahen sich die beiden verwundert an. Vor ihnen stand eine kleine Nachtelfe. "Willkommen in Auberdine.", sagte sie und lächelte die beiden an. "Ach du wusstest also, welches Schiff nach Nordend fährt?", murmelte sie und ging wieder unter Deck. "Also ich-", begann Dragonja verlegen. "-bin zu fein, nach dem Weg zu fragen!", beendete Gvond den Satz. Etwas später wieder am Hafen von Sturmwind: "Vielen Dank und einen schönen Tag noch!", meinte Gvond mit unnatürlich freundlichem Lächeln zu einem Hafenarbeiter. "Es ist das Schiff ganz rechts!", sagte sie forsch, als sie an Dragonja vorbei ging. "Links oder Rechts, is doch egal.", meinte diese gedemütigt und beide machten sich auf den Marsch zum anderen Ende des Hafens, bekamen auch das Schiff noch geradeso mit einem gekonnten Sprung und waren erleichtert, als sie nach einiger Fahrt, den kalten Wind sogar unter Deck spürten. "Leute zieht euch warm an, die Kälte greift den Darm an!" Ein gut gelaunter Krieger platzte laut lachend zur Kajütentür herein. "Hahahaaa Gvondilein und Drago!", rief er munter und schloss die perplexe Gvond in die Arme. "Gerade eine Runde beim Piraten-Poker gewonnen!", protzte er lauthals und hielt seiner Frau einen prall gefüllten Beutel vor die Nase. "Ich wette, das Geld ist nicht echt.", entgegnete Gvond trocken. "1000 Gold sind da drin, schau!" Er wollte ihr beweisen, dass sie falsch lag und schüttete 1000 Kupfermünzen auf den Tisch. Lauthals fing Dragonja an zu lachen. Gvond hob eine Augenbraue. "1 Gold tut´s auch.", meinte Walemon und lachte schallend. "Land in Sicht!", tönte es von oben und schon waren alle Geldsorgen vergessen. Die drei Abenteurer traten an Deck und blickten auf riesige Eisberge in allen Richtungen. "Na das kann was werden...", meinte Gvond, die vergessen hatte, warmen Kräutertee einzupacken. "Wird schon schiefgehn!", entgegnete Wale und breitete die Arme aus. "Endlich mal ein land, in dem man auch mit Platte nicht schwitzt!" Nachdem sie sich ausgiebig am Hafen der Valianzfeste ausgetobt hatten, jeder seinen Lehrer für den jeweiligen Beruf aufgesucht hatte und mit funkelnden Augen vor den Handbüchern der Alchimie, des Schmiedens und der Ingenieurskunst alles Wasser rausgesabbert hatte, schlug Dragonja vor, endlich mal einen Fuß in die wilde Tundra zu setzen. Also packten sie ihre sieben Sachen und traten frohen Mutes vor das Tor, wo schon Massen an Zwergen die Stadt gegen riesiger Käfer verteidigten. "Widerlich!", quängelte Gvond und versuchte, so weit wie möglich an ihnen vorbei zu gehen, als sie in einiger Entfernung etwas sah, das sie brennend interessierte. "Also, Drago: Was meinst du, wie schnell du hier durch bist?", fragte Wale scherzhaft. "Hm, angesichts der Witterungsverhältnisse und dem vielfältigen Angebot an Quests.... etwa in drei Tagen.", entgegnete Dragonja und nickte. "Hahaaaahaaaa, drei Tage? Alles klar! Hast du das gehört Gvond?" Wale wollte ihr auf die Schulter klopfen, doch sein Klopfer ging ins Leere, den dort wo seine Frau eben noch gestanden hatte, war nurnoch ein winziger Lufthauch übrig. "Ähm, Gvond?" "HIIIILLLFEEEE! Könntet ihr zwei nicht nur hier so rumstehen?! Der Käfer hier will was von mir!", ertönte es von weiter-weg, wo Gvond gerade den erbitterten Kampf um ein kleines Stück Wiese voll Klee aufgenommen hatte. "Schon unterwegs!", riefen Wale und Drago wie aus einem Munde und schon entflammte ein wilder und erbarmungsloser Kampf, gegen die eisigen Ungetüme von Nordend. Gut gegen Böse, der uralte Kampf Mensch gegen Käfer und zum Schluss... ...hatte der Käfer gewonnen. "Nix da!", schrie Gvond und verpasste dem Käfer einen derben Schlag mit der Angelrute, die sie seit dem Angeln am Hafen noch angelegt hatte. "Ups!", meinte sie verlegen, zog Schild und Schwert und siehe da: Ratzfatz fiel der letzte Käfer. "Dankeschön!", meinte sie und machte sich daran, den Klee von der Wiese zu zupfen. "Und dafür haben wir unser Leben riskiert?", meinte Dragonja sichtlich verwirrt. Fröhlich hüpfte Walemon der Jägerin entgegen und hielt ihr ein winziges goldenes Kleeblatt vor die Nase. "Guck mal Drago! Das hier ist vierblättrig!" Kapitel 3: Instanzen und andere Abgründe ---------------------------------------- Die Sonne schien auf die Dächer von Sturmwind. Überall zwitscherten Vögel, Onyxia hing wie tot auf dem Stadttor und verbreitete mit der Zeit einen seltsamen Geruch. Niemand störte sich daran, denn alle hatten irgendwas zu tun, suchten Arbeit, schrien nach Almosen oder machten sich über die Größe der Gnom-Todestritter lustig. Mitten in dem Gewühle, am Brunnen vor der Bank, saßen fünf Helden und bereiteten sich intensiv auf die Schlacht im Echsenkessel vor. "Ich hab die Quests!", rief eine Paladine. "Ich bin stärker als gestern!", rief eine Jägerin. "Ich mach den Tank!", rief ein Krieger. "Und ich hab ne Karte!", rief eine Schurkin. "Du hältst sie falsch rum...", korrigierte eine andere Jägerin. "Und was hast du?", fragte Lintara die Todesritterin, die grad von der Bank kam. Wazurái verzog das Gesicht zu einem Grinsen. "Ich hab Intellekt und Verstand!", meinte sie schnippisch und streckte der Nachtelfe die Zunge raus. Walemon fing schallend an zu lachen. "Na dann haben wir ja alles!" "Spaaaß!", meinte die Todesritterin. "Ich hab noch was zu Essen geholt für unterwegs. Hab ich mir schicken lassen." "Also, Lin, dann erzähl doch mal, wo wir lang müssen, wenn wir drin sind!", schlug Samanty vor. Lintara wurschtelte eine Weile mit der karte herum und malte dann mit einem Stück Kohle eine Route darauf und notierte, wo es was zu holen gab. "Also! Wir müssen hier lang, dies holen, das machen, dort aufpassen und dadurch, dann da rüber, da runter, den Mob ignorieren und den Boss dort umhauen! Zum Schluss dann dort runter, wieder zurück, rüber, drüber rauf und runter, froh und munter und der Ausgang ist dann wieder da!" Sie tippte mit der Kohle auf den Rand der Karte und schrieb "Ausgang". "Alles verstanden?" ~Stille~ "Jaaa", raunten alle durcheinander und nickten vollkommen überzeugt. "Dann kanns ja losgehen!", kicherte Lintara. "Achja! Es ist wichtig, dass wir nicht vom Weg abkommen!" "Geht klar!", meinten alle zustimmend und schon setzte die Gruppe ihre Ruhesteine in Aktion und verließ die idyllische Ruhe von Sturmwind, um kurze Zeit später die Oreborzuflucht in den Zangarmarschen zu erreichen, weitab von jeder Zivilisation. Der Eingang zu den Sklavenunterkünften war leicht zu finden, immer den Sklaven nach, und schon bald wurden Zauber gesprochen, Essen verteilt, der Plan nocheinmal durchgesprochen und dann standen die fünf vor dem Portal. "Auf geht´s!", rief Walemon und marschierte frohen Mutes als Erster hindurch. Die anderen folgten. "So, Lin, du gibst den Ton an! Rechts oder links?", meinte Samanty. "Also ich glaub da haben wir ein kleines Problem...", meinte Wazurái, als sie Lintara über die Schulter lugte und das durchnässte, wabbelige Etwas sah, das vorher mal eine detaillierte Karte gewesen sein musste. Eine kleine Weile überlegten sie und hofften, die Schurkin würde sich vielleicht an den Weg erinnern, bis Walemon das Schweigen brach: "Ich gucke mal nach.", meinte er und tapste vorsichtig zur nächsten Ecke und verschwand dahinter. Man hörte nur noch ein lautes Kreischen, gefolgt von einem Brüllen, Scheppern, Klopfen und Klatschen, als der Krieger auch schon wieder um die Ecke geschossen kam und lauthals "ACHTUUUUNG!!" rief. Die vier Verbliebenen schauten sich kurz verwirrt an, als auch schon der erste Boss um die Ecke gerannt kam. "Davon ein Foto...", murmelte Dragonja. "Keine Zeit!", entgegnete Samanty und schickte ihren Phasenjäger dem Boss entgegen. "Auweia.", rief Lintara, als nichtnur der Boss, sondern auch seine Horde von Gefolgsleuten um die Ecke bog. Noch bevor sie die Zeit hatte, sich zu wundern, wie Wale mit seiner Rüstung so schnell rennen konnte, sprintete Lintara Samanty und ihrem Drachen schon zu Hilfe und auch Wazurái gab ihr Bestes, wenigstens die kleineren Mobs unter Kontrolle zu bekommen. Walemon war derweil auch wieder voll da und machte sich daran, die Aggro des Riesenhummers auf sich zu ziehen. Ein harter Kampf entflammte. Blitze zuckten, Blut spritzte, Schreie ertönten. Gvond gab ihr Bestes, ihre Fähigkeiten als Heilerin voll unter Beweis zu stellen, doch hier und da mussten alle Prügel in Kauf nehmen. "Wie früher in der Schule!", jubelte Wale und teilte dem Krustentier einen gelungenen rechten Haken aus. Einige Flüche später und nach einigen Tränken lag die Riesenkrabbe endlich. "Juhuu!", jubelte Wale. "Das habt ihr echt klasse gamcht, Leute! Vorallem du Samy, als du einmal, als es eng wurde, mir-", er hielt inne und suchte zwischen den toten Echsen und Krabben nach der Nachtelfe und ihrem Begleiter. "Ähm, Samy?", rief er, doch nur das Platschen, der Wassertropfen von der Höhlendecke war zu hören. "Ähm, ich glaub ich bin hier unten!", ertönte eine Stimmer von irgendwo. "Und wo ist hier unten?", rief Lintara zurück. Sie drehten sich um und entdeckten einen Abgrund in der Nähe. Samanty blickte nach oben und sah, wie der Reihe nach vier Köpfe und ein Katzenkopf über den Rand lugten. "Und nun?", fragte Gvond ratlos. "Wir sollten eigentlich nicht vom Weg abkommen.", meinte Lintara vorwurfsvoll. "Welchem Weg?", korrigiete Dragonja. "Und was nachen wir dann jetz?", fragte Wazurái und zog eine Augenbraue nach oben. "Vielleicht sollte sie einen Weg nach oben suchen.", schlug Lintara vor. "Wie denn, alleine?", entgegnete Drago. Die drei diskutierten heftig, was nun das Beste sei und ob wegporten vielleicht in Betracht zu ziehen wäre. "Ich komme, Samy!!!", rief Wale und noch bevor ihn jemand aufhalten konnte, war er auch schon verschwunden und landete unsanft mitten zwischen etwas unfreundlich gesonnenen Echsen. "War ja logisch...", meinte Lintara. "Klar.", fügten die anderen beiden hinzu. "Dann auf, lassen wir die beiden nich allein.", schlug Gvond vor und Einer nach dem Anderen hüpfte hinunter und stürzte sich, schwer angeschlagen, in den nächsten Kampf, der allerdings doch recht schnell zuende war. "Hahahaaaaa! Was ein Spaß!", meinte Walemon lachend und hielt sich den Bauch. Währenddessen heilte Gvond die blauen Flecken ihrer Freunde und schon bald konnte es weitergehen. Die nächsten Monstergruppen waren kaum ein Problem und Stück für Stück kämpften sich die fünf Helden durch die Sklavenhöhle, befreiten einen Nachtelf aus seinem Käfig und standen schon bald vor einem großen Wasserbecken. "Und nun? Hier ist nichts. Fertig?", fragte Samanty kopfkratzend. "Planschen!", rief Wale und stürzte sich in die Fluten. Die Freude hielt jedoch nicht lange an, denn plötzlich tauchte hinter ihm ein großes schleimiges Etwas auf und machte sich daran, den Krieger auseinander zu nehmen. "Ups!", riefen die anderen vier wie aus einem Munde. "Wale lauf!", rief Samanty. "Du meinst wohl `schwimm´.", korrigierte Wazurái. "Ach was! Den schaffen wir! Los!!", rief Dragonja siegessicher und ohne lang zu fackeln, zog Wazurái den übergroßen Frosch per Todesgriff aus dem Wasser. Walemon machte sich wieder sofort daran, dem Vieh ordentlich den Hintern zu versohlen. Und wieder steckten die fünf in einem Kampf um Leben und Tod. "Ich glaub ich geh gleich drauf.", meinte Walemon, nachdem Gvond das Mana ausgegangen war und klatschte auch schon bald vornüber ins Wasser. So suchte sich das Sumpfungeheuer seinen Weg durch die Gruppe und haute einen nach dem anderen um. "Der fällt gleich!", rief Samanty, als nurnoch sie und Wazurái durch ihre geringe Bedrohung übrig waren. Doch es kam, wie es kommen musste. Der letzte Schlag haute sowohl Samy, als auch die Riesenkröte um. Als sich Wazurái umsah, war sie ganz alleine. "Mami?!", quietschte sie und blickte auf die sterblichen Überreste ihrer Kameraden. Dann stellte sie fest, dass sie noch am Leben war: "ICH BIN DIE HERRIN DER WEEEEEEEEELT!" Derweil auf dem Friedhof: "Ich kann durch dich durchgucken!" Kapitel 4: Dosenöffner und was Jäger sonst noch haben ----------------------------------------------------- Nichts störte die Ruhe im Park von Sturmwind, bis auf das leise Rascheln der Blätter und dem zarten Zwitschern der Vögel, die von den ersten Strahlen der Sonne berührt, den neuen Tag einläuteten, einzig übertönt von den milden Stimmen, die vom Marktplatz herüberdrangen, zum frühen Morgen gerade nur so mächtig, einem ausgewachsenen Krokolisken das Trommelfell zum jeweils anderen Ohr wieder heraus zu pusten. Kurz gesagt, die Ruhe selbst, wie immer in der Hauptstadt. Trotz dieser atemberaubenden Stille hörte niemand das Jauchzen einer jungen Draenei, die mit einem weiten Satz aus dem Ersatzteileladen von Sturmwind sprang und ihrer Katze durchs Fell wuselte. "Wale wird sich freuen!", meinte sie grinsend und steckte einen kleinen Beutel, den sie in der Hand hielt in ihre Tasche. Auf dem Absatz kehrt machend hopste sie in Richtung Marktplatz, in der Hoffnung, den Krieger dort anzutreffen. Dicke Schweißtropfen rollten die Stirn des Kriegers hinab, der mit aller Kraft ein Stück Roheisen mit dem Hammer bearbeitete und schon sichtlich mitgenommen aussah, was bei einigen Passanten Mitleid, bei anderen Belustigung auslöste. Doch der stolze Mensch dachte nicht daan, die Blicke der Menge zu erwidern. Unbeirrt schlug er auf das Metall ein und nach nicht allzu langer Zeit formte sich daraus ein Schwert. Ein paar kleine Kinder hatten sich um die Schmiede versammelt und deuteten auf ihn. "So will ich auch mal werden, wenn ich groß bin!", rief ein kleiner Junge, woraufhin er sich eine saftige Kopfnuss von seinem Hintermann einfing. "Mein Papi ist viel cooler als der da!", protzte dieser und verschränkte die Arme vor der Brust. "Außerdem stinkt der Typ hier vor Schweiß!". Rechthaberisch hob er die Nase empor und kniff die Augen zusammen, denn die Sonne blendete ihn, bis etwas großes einen Schatten auf ihn warf. Die anderen Kinder traten hurtig ein paar Schritte zurück, als sich der Krieger in voller Größe vor dem Jungen aufstellte. Als dieser ein Auge öffnete und blinzelte erschrak er heftig und plumpste auf seinen Allerwertesten. Der Krieger packte ihn mit einer Hand am Arm und zog ihn wieder auf die Beine. Dann tätschelte er ihm den Kopf, woraufhin dem Jungen drei Tonnen Rohstahl vom Herzen fielen und er verlegen versuchte, ein Lächeln aufzusetzen. Der Krieger drehte den Jungen an der Schulter herum und meinte freundlich lächelnd: "Nun geh Heim zu deinem Papi.", woraufhin er dem Kleinen einen heftigen Tritt in den eh schon ledierten Hintern gab und dieser erst eine Weile fliegend, dann taumelnd aufkommend, der Länge nach das Pflaster küsste. Schreiend lief der Junge, so schnell ihn seine kurzen Beine tragen konnten davon, dicht gefolgt von seinen hämisch grinsenden und doch erschrockenen Freunden. "Nanana, Schatz! Dass du immer so freundlich zu den Kindern bist.", ertönte eine weiche Stimme hinter Kalf. Er drehte sich um und blickte in Felicitaz´ leuchtende Augen, die ihn halb belustigt, halb vorwurfsvoll ansahen. Verlegen legte der Krieger eine Hand an den Hinterkopf und grinste. Die Draenei erwiderte das Lächeln und gab Kalf mit zwei Fingerspitzen einen starken Tipser auf die Stirn, was Kalf fast zum Taumeln brachte. "Wie lang schaust du schon zu?", fragte er die Jägerin. "Hm, lang genug, aber doch viel zu kurz." Sie streckte ihm die Zunge raus und tapste dann eine Runde um ihn herum. "Eigentlich hab´ ich Wale gesucht. Ich hab da was, das ihn sicherlich interessiert.", fuhr sie lachend fort. "Ahja.", entgegnete Kalf schmollend und musste zu seinem Entsetzen feststellen, dass besagter zweiter Krieger gerade um die Ecke bog. Als er die beiden entdeckte, beschleunigte er seinen Schritt. "Hohohooo!!", rief er ihnen von weitem zu und winkte aufgeregt. Feli lief ihm entgegen und Kalf folgte. "Hey Wale! Du wirst es nicht glauben, aber DICH hab ich gerade gesucht!", rief sie ihm entgegen. "Bin ich aber begehrt heute!", entgegnete Walemon schallend lachend und hielt sich den Bauch. "Was gibt´s den, kleine?", fragte er neugierig wie immer. Als hätte Feli auf diese Frage gewartet, hatte sie auch schon den kleinen Beutel herausgeholt, den sie im Ersatzteileladen gekauft hatte. "Ich hab´einen Dosenöffner hergestellt!", meinte sie grinsend und zog eine Brechstange aus dem Beutel. "Damit kriegen wir dich aus jeder Verpackung!" Sie zwinkerte dem Krieger zu. "Hahahaaaahahaa!" Wale fing laut an zu lachen. "Das is ja großartig!", rief er und deute auf seinen Rücken, wo die Rüstung eine tiefe Delle aufwies. "Ein Golem hat mir vorhin den Verschluss demoliert." "Juhu!", kicherte Feli und machte sich daran, mit der Brechstange Wales Schale zu knacken. "Da fühlt man sich wie Panzerknacker!", rief sie und hebelte mit voller Kraft an der Stange herum. Einige Kraftakte später: "Lass mich mal!", schlug Kalf vor und drückte Wale zu Boden, stellte sich mit einem Fuß auf seinen Kopf und drückte den Hebel mit aller Kraft nach unten. Dabei ignorierte er die verzweifelten Schmerzensschreie der wehrlosen Schildkröte die mit Tränen in den Augen sein Leben an sich vorbeiziehen sah. Kalf schien dieses Spektakel nur noch mehr zu motivieren, doch auch mit größter Anstrengung rührte sich der Veschluss keinen Millimeter. Blau angelaufen und völlig am Ende wurde Walemon von Feli und Kalf wieder auf die Füße gezogen. "Na das war wohl Nix.", stellte Feli fest. "Nun wirst du wohl den Rest deiner Tage als verbeulte Konserve herumwandeln!", stellte Kalf hämisch grinsend fest. Als Wale wieder klar sehen konnte, erblickte er eine kleine Todesritterin auf der anderen Kanalseite, die sie schon entdeckt hatte und flotten Schrittes zu ihnen gelaufen kam. "Hey Feli! Hallo Kalf!", rief sie den beiden winkend zu, dann fiel ihr Blick auf wale. "Du siehst aber garnich gut aus, Chef.", stellte sie fest. "Wohl zu lang im Gasthaus gesoffen, wa?", meinte sie grinsend und klopfte dem Krieger derbe auf die Schulter. Mit einem Klack öffnete sich der Verschluss seiner Rüstung und das schwere Teil fand seinen Weg auf Kalfs Zehen. Freudestrahlend und den die Zähne zusammenkneifenden Krieger hinter ihm ignorierend, hüpfte Wale im Kreis herum, machte Rollen auf dem Pflaster und tanzte fröhlich um Wazurái und Feli herum. "Hab ich was falsch gemacht?", fargte die Todesritterin und zog eine Augenbraue nach oben. Wale sprang währenddessen um Kalf herum, der sich seinen Zeh hielt und bewarf ihn, die beiden Daenei, die Eichhörnchen und Vögel mit Luftküssen. "Liebe für die Weeeeeeelt!", schrie er so laut er konnte, einzig und allein übertönt von Sturmwinds Stille. Kapitel 5: Das Grauen kommt unsichtbar -------------------------------------- Eisiger Wind wehte über die verschneiten Weiten der Eiskrone, als eine halb erfrorene Todesritterin ausprobierte, ob sie sich mit Eiszapfen als Hauer und ihrer blaugefrorenen Nase als Troll an einer Gruppe Hordler vorbeischleichen könne. Leider erwies sich besagte Gruppe als der intelligentere Teil der bösen Fraktion und so musste Wazurái bald feststellen, das fünf gegen eine nich nur unfair, sondern auch äußerst schmerzhaft war. Zu ihrem Glück gab es einen freundlichen Geistheiler, der, nachdem er ihrer Rüstung einiges auf den Deckel gegeben hatte, dazu bereit war, den schemenhaften Geist der Draenei wieder zurück nach Nordend zu schicken. Wazurái blinzelte kurz und schaute dann auf ihre Hände. "Ok, sie sind wieder undurchsichtig.", stellte sie erleichtert fest und sah sich um. "Wo bin ich?", fragte sie halblaut mehr zu sich selbst, doch irgendwie war sie hier mitten in der Pampa dazu gezwungen, sich schon mit sich selbst zu unterhalten. Schulterzuckend und da sie keine Antwort bekommen hatte, da selbst der Geistheiler es hier wohl für zu kalt hielt, stapfte sie durch den tiefen Schnee, aus dem sie gerade noch so herausgucken konnte und bahnte sich mühsam ihren Weg, wohin auch immer. Lintaras Haare waren nun total zu Eisklumpen erstarrt und waren unnatürlich heftig nach hinten geweht. Irgendwie fühlte sich Lintara mehr wie eine Nachtelf-Irokese, als eine Schurkin, doch würde sie als willensstarke, emanzipierte Nachtelfe sich doch nicht von so einem kleinen Schneesturm aus den Stiefeln wehen lassen. Sie legte sich so weit nach vorn in den Wind, wie irgend möglich und vergaß dabei die Schwerkraft, die auch in der Eiskrone ab und zu zwischen zwei Böen wieder einsetzte. Kaum war ihr dieser Gedanke durch den Kopf geschossen, stellte auch schon der Wind, wohl aus Provokation, seine Tätigkeit für den Bruchteil einer Minute ein und es kam, wie es kommen musste: Lintara lag mit dem Geicht voran im weißen Meer aus gefrorenem Wasser. Und als wöllte ihr Mutter Natur eins auswischen, flog auch schon ein schneeblinder Geier gegen den Baum, unter dem die Nachtelfe lag und eine kleine Baum-Lawine ging über die wehrlosen Schurkin nieder. Nurnoch ihre grünen Eiszapfen, die wohl Haare gewesen sein mussten lugten aus dem Schnee. "Ach lhgg mch dch m rsch...", murmelte es von unter dem Eishaufen. Mit zugekniffenen Augen hatte Wazurái keine Möglichkeit mehr, einzuschätzen, wohin sie ging, doch im Grunde war das auch egal. "Die W-w-wwelt ist rund, irgendw-ww-wo muss es ja w-ww-w-warm sein..", stotterte die junge Draenei. Ihre Zähne klapperten so laut wie ihre Rüstung, die durch den Geistheiler ihre besten Tage lang hinter sich gelassen hatte. Einige Beulen zierten ihre Stirn, da die Bäume immerwieder, garstig wie Grünzeug nunmal ist, gegen sie gelaufen waren und ihr keine Chance zum Ausweichen gelassen hatten... Lintara kämpfte immernoch gegen die Schneedecke über ihr, doch diese rührte sich keinen Zentimeter. "Whrhm zr Hlle...?", meckerte sie, doch sie konnte ja nicht ahnen, dass sich eine Gruppe Tauren den Schneehaufen ausgesucht hatten, um eine Rast einzulegen. Einer von ihnen, der wohl der Kräuterkunde mächtig war, hielt ihre gefrorenen Haare wohl für gefrorenes Kraut, wunderte sich aber dann, warum es im Schnee so tief verwurzelt war. Schließlich gab er auf und er und seine Herdengenossen machten sich auf die Weiterreise. Spätestens jetzt kam sich die Schurkin verarscht vor. "Wenn ich hier draufgeh, lande ich wenigstens beim Geistheiler und komme vielleicht raus aus diesem kalten Loch von Eiskrone. Also blieb sie liegen und wartete. Tapfer stapfte die Todesritterin vorwärts, als ihr Huf auf einmal auf einen Widerstand traf. "Nicht schonwieder über einen Gnom gestolpert...", murmelte sie. "Entschuldigung, sie sind schon der dritte Gnom, den ich heute übersehen habe, und wenn sie der mächtigste Todesritter Nordends wären, das ändert nichts an ihrer Größ-", sie ließ ihren Blick nach unten schweifen, um sich den Gnom zu begutachten, doch da war kein Gnom, nur ein seltsames grünes Kraut. "Muss selten sein.", schlussfolgerte sie und zog daran. Als es nicht sofort nachgeben wollte, setzte sie ihre volle Stärke ein und zog einen Kopf aus dem Schnee, an dem schließlich eine Nachtelfe baumelte. "Ach du grüner Eisdorn! Was zum Nether-?! LIIIIN!!", schrie die Draenei freudig, ihre beste Freundin aus dem Schnee gebuddelt zu haben und ignorierte dabei das schmerzvolle wimmern der Elfe, deren ohnehin lediertem Körper beim Platte-Knuddeln der Rest gegeben wurde."Ich hab dich schon für einen Gnom gehalten! Die kleinen Biester sind auch überall!" Dass sie ihre Wuschelmähne allerdings für Grünzeug gehalten hatte, verschwieg sie erst einmal. "Was machst du eigentlich hier in der Pampa unterm Schnee? Wolltest dich wohl auch vor Hordlern, verstecken, wie?!" Sie lachte. "Ich hab´s mit Kostümieren versucht, aber ich glaub es gibt Hordies, die sind schlauer als wir dachten!" Die Todesritterin erwartete Erstaunen über diese durchaus gewagte und überaus überraschende Aussage, doch Lintara schien eher gehofft zu haben, der Geistheiler hätte sie aus dem Schnee gezogen und so ignorierte sie Wazu erst einmal. Als Wazurái begriff, dass kein erstaunendes ~Wooooow~ mehr kommen würde, fuhr sie fort."Du hast doch bestimmt eine Karte dabei, oder?", fragte sie und lehnte sich erwartungsvoll zu ihrer Freundin und wartete, dass diese eine detaillierte Karte Nordends aus ihrer Tasche zog, doch stattdessen rappelte sich Lintara auf und versuchte auf ihren gefrorenen Beinen Halt zu finden. "Wenn ich eine Karte hätte, wäre ich nicht hier, sondern in Tanaris, am Strand, auf einem Liegestuhl und mit einer Schüssel voll süßem Trichterwindentau und frischem Käsekuchen aus Sturmwind..." Sie schaute Wazurái an und zog eine Augenbraue nach oben. "Dir hängen Eiszapfen aus den Mundwinkeln, Wazu." Als hätte sie jemand aus einem süßen Traum geweckt, blickte sich die Todesritterin um und schielte dann auf die Eiszapfen. "Öch mennö~", grummelte sie, als sie hinter sich ein ungutes Stapfgeräusch hörten. Aus welchem Grund auch immer, hatte sich ein riesiger Frostsäbler hierher verirrt und starrte die Elfe an. "Ncht b-w-gn!", raunte Wazurái ihr zu. Obwohl sie kein Wort von dem verstanden hatte, was diese ihr gesagt hatte, nickte Lintara einfach. Und als hätte der Säbler sie erst jetzt bemerkt, lenkte er seinen Blick auf Wazu. Wie ein alter Mann, der seine Lesebrille verloren hat, versuchte das Tier mit zusammengekniffenen Augen auszumachen, wer da soeben gesprochen hatte. Starr vor Schreck überlegte die Draenei, ob wegrennen wohl nicht doch besser wäre, doch dann hob die große Katze ihren Kopf. "Nich fressen. Nicht fressen. Nicht fressen - ", betete Wazurai innerlich, bis sie beinahe aus den Stiefeln kippte und das riesige Biest mit heruntergeklappter Kinnlade anstarrte. "Mst... Jnger Säbler wr schnller!", murmelte der Frostsäbler grimmig, drehte um und stapfte hinfort. Mit fassungslosem Gesichtsausdruck starrte Lintara ihre Säbler bezwingende Freundin an. Einen kurzen Moment spielte sie mit dem Gedanken, Wazu könnte irgendwelche besonderen Fähigkeiten besitzen, doch sie verwarf den Gedanken sogleich wieder, als sie sich besagter Katzenfrau zuwandte: Diese schien genau dasselbe gedacht zu haben, war aber durchaus von diesem Gedanken überzeugt, denn sie grinste unentwegt und ihre Augen wiesen ein herrliches Glitzern auf, während sie immernoch in die Richtung starrte, in die der Säbler verschwunden war. Sollte ihr Lintara gleich sagen, dass die Katze schneeblind war, Wazu durch die Eiszapfen im Mund dieselbe nuschelnde und unverständliche Sprache hatte und ebenso nach verfaultem Fisch und Schmodder stank, oder lieber warten, bis das ein schlaueres Exemplar der Gattung Säbelkatze selbst herausfand? "Ich warte...", murmelte Lintara und stapfte vorwärts, dicht gefolgt von Wazu, deren Grinsen nun nurnoch von Lin´s eigenem übertrumpft wurde, in Richtung Schnee und Eis im Nirgendwo. Kapitel 6: Ein Tag für Samy --------------------------- Es war einer der kälteren Tage in Sturmwind, die Menschen hatten dickere Mäntel an, die Zwerge ließen sich ihre Bärte länger wachsen und trotzdem fiel kein Krümel Schnee, was die Kinder im Waisenhaus ziemlich traurig stimmte, da sie in Dun Morogh schon alle guten Pisten kannten. Die meisten Bewohner hatten sich vor ihre Kamine zurückgezogen und nur wenige wagten es, das traute Heim zu verlassen. Darunter einige Mitglieder aus dem Orden von Sturmwind, die, vorsichtig um jede Ecke spähend, sich von Geschäft zu Geschäft schlichen. Einer Schurkin fiel das besonders leicht, wobei sie jedoch nach jedem plötzlichen Sichtbarwerden in einem Laden, von den Verkäufern misstrauisch beäugt wurde. Etwas beschämt setzte sie dann ihren Einkaufsbummel fort, jedoch nicht, ohne die Süßwarentheke jedes Ladens einmal genauer betrachtet zu haben... Ein stattlicher Krieger und daneben ein zweiter mit einer kleinen Jägerin, die trotzdem einen Kopf größer war als er, im Arm trotteten zielstrebig auf einen Laden zu und weideten ihre Augen an den schönsten und glänzendsten Plattenrüstungen, die sie je gesehen hatten. "Die kann sie nicht tragen!", raunte die Jägerin ihrem Mann energisch zu. "Achja...", seufzten die Krieger aus einem Munde, lösten ihre sabbernden Schnuten von der Schaufensterscheibe und setzten ihre Suche fort. Ein Gnom und eine dunkle Katze bogen gerade vorsichtig in eine Seitengasse ein, als sie dort jemanden entdeckten, den sie eigentlich noch nicht treffen wollten. Sie hüpften also schnurstracks zurück und entgingen noch geradeso dem Blick der Nachtelfe, die sich nur nachdenklich den Kopf kratzte und dann mit ihrem Phasenjäger ihren Weg fortsetzte. "Gerade nochmal gut gegangen.", meinte die Druidin grinsend. "Pass nächstes mal besser auf.", antwortete ihr der Magier. So wechselten die Beiden die Richtung und hatten auch schon ein Auge auf das nächste Geschäft geworfen. Vor der Tür zum Laden trafen sie auf Keigen und seine Zuky, die sich über irgendetwas wortwörtlich in die Haare geraten waren, denn die Hexenmeisterin zerrte ihn energisch an seinen Haaren von einem Schaufenster weg, in dem gerade eine Draenei mit Schürze, die Weihnachtsdekoration verschwinden ließ und gegen dunkelblaue Banner für das Mondfest austauschte, das vor ein paar Tagen begonnen hatte. "Die hängen mit ihrer Dekoration ganz schön hinterher...", murmelte Gnomie, um den Blick der Druidin von dem streitenden Pärchen abzulenken, was ihm jedoch nur halb gelang. "Lassen wir die Beiden lieber in Ruhe.", schlug der Magier vor und zerrte Violetta an ihrem Fell in eine andere Gasse. "Da vorn ist noch ein guter Laden.", meinte er schnell und beide verschwanden in der Tür. Derweil hüpften die Krähen vor dem Tor krächzend und neugierig um eine Nachtelfe herum, die sich mit ihrem Phasenjäger unter einen Baum gesetzt hatte, um ein paar Sonnenstrahlen zu erhaschen. Sie hielt einen Zettel in der Hand, auf dem mit ziemlicher Sauklaue geschrieben stand "Wir haben deine Aufmerksamkeit. Wenn du sie wiederhaben willst, komm vors Tor." Sie hatte ihn samt einen Schneeball aus Kunstschnee gefunden, der von einem Dach geflogen kam. Da sie sowieso nichts vorhatte, war sie der seltsamen Aufforderung nachgekommen und wartete nun auf diejenigen, die also ihre Aufmerksamkeit geklaut hatten. Sie kraulte ihren Phasenjäger am Kopf, der mit einem Brummen verlauten ließ, dass er zufrieden war. Und wie sie so dasaß, bemerkte sie plötzlich eine Gruppe vermummter Gestalten, die auf Pferden, Elefanten oder Ähnlichem reitend zum Tor hinaus auf sie zukamen. Mit etwas mulmigem Gefühl stand sie auf und bereitete sich auf jede Mögliche Situation vor. Plötzlich stolperte das Pferd an der Spitze des Zugs und führte dazu, dass sich die ganze Herde schnell in Richtung Erdboden bewegte und einen großen Haufen bildete. "So ein-", fluchte eine der Gestalten und zog die Kapuze ab. Der Krieger grinste die Nachtelfe an und zuckte mit den Schultern. "Hat wohl nich ganz geklappt.", meinte er lachend. "Ich sagte doch du bist zu schwer für dein Pony, Wale.", stichelte eine Schurkin, die sich aus dem Haufen befreit hatte und steckte ihrem Chef die Zunge raus. "Und du meinst wirklich, die Rüstung trägt zu sehr auf?", entgegnete Walemon und blickte an sich herab. Lautstarkes Gelächter brach bei den Umliegenden aus und auch Samy musste grinsen. "Was sollte denn das werden?", fragte sie kichernd. Da sahen sich die Gefallenen an. ~Stille~ "ÜBERRASCHUUUU~UUNG!", riefen sie mehr oder weniger gleichzeitig und breiteten die Arme aus. Damit hatte Samy jetz erstrecht nichtmehr gerechnet, was sie vollends aus dem Gleichgewicht brachte, sie taumeln ließ und sie mit Tränen in den Augen vor Lachen rücklings auf den Boden schmiss. Langsam löste sich das Knäuel auf und alle rappelten sich auf die Beine. Feli half Samy auf und Dragonja schob ihr einen quietschgrünen aufblasbaren Sessel unter den Allerwertesten. Der versammelte Orden von Sturmwind platzierte sich um die Nachtelfe und jeder hielt ein mehr oder minder gut verpacktes Geschenk in den Händen. Als wäre das noch nicht Überraschung genug, stimmten sie dann auch noch zu einem Liedchen an... "Happy Birthday tooo youuuu, happy Birthday toooo youuuuu, happy birthday liebe Samy, happy birtadaaaaaay toooo youuuu~uuuu" Mit einem unglaublich breiten Grinsen ignorierte sie all die schiefen Töne und bedankte sich aufs Herzlichste für das außergewöhnliche Liedchen. Wale trat als erster zu Samy, gefolgt von Kalf und Feli. Die drei hielten zusammen ein großes Päckchen in den Händen, weil jeder von ihnen das tolle Präsent überreichen wollte. "Von uns!", riefen sie und hielten der Jägerin das rote Paket vor die Nase. "Mach auf mach auf mach auf-", quietscht Feli und hüpfte aufgeregt auf der Stelle, sie die Fäustchen vor den Mund haltend um ihr Grinsen zu verstecken. Also tat Samy, wie ihr geheißen und packte eine wunderschöne Kettentunika aus, auf deren Rücken groß und glänzend `Samanty´ aufgenäht war. Erwartungsvoll sahen die drei die Nachtelfe an. "Vielen lieben Dank ihr drei!", rief sie und knuddelte ihre Schenker allesamt. Freudig machten sie Platz für den großen Schamane und seine kleine Zuky, die ein sorgsam verpacktes silbern glänzendes Geschenk in den Händen hielt. Es war nicht sonderlich groß, doch es duftete verführerisch. Samanty packte es aus und bekam große glänzende Augen beim Anblick der riesigen Käseplatte, die zum Vorschein kam, bespickt mit den allerfeinsten Käsesorten aus Azeroth. "Sie freut sich!", rief Zuky und hüpfte Keigen auf den Arm. "Hab ich doch gesagt...", entgegnete dieser schroff. "Klar freu ich mich. Danke ihr Lieben.", meinte Samy. Plötzlich tauchte Lintara vor den Beiden auf. "Jetz bin ich dran.", meinte die Schurkin und zog einen kleinen Korb aus seinem Umhang. Mit den neugierigen Blicken von Keigen und Zuky im Rücken gab er ihm Samy. Ein kleines Zschiepen drang daraus hervor und ein kleiner goldener Greif befreite sich aus seinem Körbchen und flatterte um die Jägerin herum. "Ach Gottchen wie is der niedlich!", rief Samy und hielt die Hände auf. Das kleine Federvieh setzte sich drauf und meinte nur "Chyuuu~". Feli und Samy klebten förmlich an dem putzigen Kerlchen und kamen garnichtmehr davon weg. "Wo hast du das her?", fragte Dragonja, die sich von hinten an Lintara herangeschlichen hatte. "Das is mein Geheimnis.", entgegnete die Schurkin und zwinkerte der Jägerin zu. "Ahja.", meinte diese nur und hielt Samy ihr Geschenk vor die Nase. Im Grunde war es nicht verpackt. Es war ein großer roter glitzernder und glänzender Stein, der die Blicke der Umstehenden ausnahmslos auf sich zog. "Ooooooohhhhh.", erklang es anerkennend von hinter ihr und auch Samy machte große Augen. "Der´s ja toll!", rief sie und fiel der Draenei um den Hals. "Daaaankeschön!" Dragonja grinste. "Wusst ich doch." Die Geschenkeprozedur ging so weiter. Alle Ordensmitglieder hatten sich versammelt und sich ewig den Kopf darüber zerbrochen, was eine Elfe wie Samy wohl gebrauchen konnte, was nicht immer einfach war, da irgendwann alle mit guten Pfeilen oder Luftballons dastanden. nach einiger Absprache hatten sich dann alle auf den letzten Drücker entschieden, was Samy gebrauchen könnte und sich darüber informiert, dass nicht schon fünf Leute dieselbe Idee hatten. Nur Wazurái wusste nicht so recht, womit sie Samy eine Freude machen konnte und als alle Samy mit ihren Geschenken überhäuft hatten fragten sie die immernoch ruhig dastehende Todesritterin, was sie denn hätte. Die kleine Draenei lief also zu Samy und hielt ihr diese Geschichte unter die Nase. Kapitel 7: Sayonara ------------------- Wazurái stapfte langsam einen verwucherten Feldweg in den weiten Ebenen von Westfall entlang. Die Blätter hatten sich zu dieser Jahreszeit rotgolden verfärbt und fielen, eines nach dem anderen, leise von den Bäumen, um dann sanft den Boden zu berühren und ihr Leben auszuhauchen. Die junge Todesritterin beobachtete dieses alljährliche Schauspiel mit etwas Wehmut um die Schönheit, die damit zugrunde ging. Der kalte Winter würde bald hereinbrechen und eine kahle schneelose Ebene hinterlassen. Sie blickte sich um. Die Felder waren längst abgeerntet und die Bauernfamilien nach Sturmwind gezogen, um dort einen etwas angenehmeren Winter zu verleben. Nur ab und an hörte Wazurái das leise Rascheln, wenn eine Feldmaus sich den Weg durch das Blättermeer bahnte. Der dunkle Umhang der Draenei flatterte in dem immer stärker werdenden Wind, der einen Hauch von Kälte aus Dun Morogh herüberwehte. Ihr silbernes Haar spielte im Wind und führte einen Wettbewerb mit den fallenden Blättern. Sie strich sich eine der silbrigen Strähnen aus dem Gesicht und blickte den großen und unglaublich hellen Feuerball an, der, umgeben von reinstem Blau, der Welt ihren Glanz verlieh. Als wollte sie sich der kalten Jahreszeit nicht unterordnen, gab sie, wie in einem letzten Kampf, noch einmal alles, um Licht und Hitze zu verbreiten, bevor sie sich letzten Endes doch dem eisigen Wind und den grauen Wolken Nordends ergeben sollte und die Sonne der Dunkelheit Platz machen würde. Wazurái fühlte den Schmerz, der sie erfüllt hatte, damals, als sie verlor, was immer da gewesen war und so selbstverständlich, dass man nie hätte vermuten können, dass es verloren gehen könnte. Doch nun klaffte an ihrer Stelle ein Loch und alles darum war grau geworden und gebrochen. Erst Risse, dann Spalten und schließlich zerfiel das zerbrechliche Gebilde in tausende feine Teile, die, vom Winde verweht, irgendwohin verstreut wurden. Es schien ihr wie ein Traum, der jedoch mehr und mehr zur traurigen Realität wurde. Als der Wind den Saum von Wazuráis Umhang erfasst hatte, wirbelte er ihn herum, als wollte er mit zynischer Genauigkeit auf etwas aufmerksam machen, dass sich darunter befand. Der goldene Adler auf blauem Grund strahlte einst genauso hell, wie sein brennender Verwandter, oben am Himmel, doch war nun erblasst und so welk, wie das Laub, das sich mit letzter Kraft zu einem Tanz erhebend, das leben hinwarf und dann leblos, reglos, am Boden liegen blieb. Der Adler, der König der Lüfte, war so schwach geworden, degradiert zu einer Krähe auf Westfalls Feldern, eingehüllt in den schwarzen Umhang der Dunkelheit. Wazurái biss sich auf die blauen Lippen und verhüllte das einstige Symbol der Freiheit schleunigst wieder unter ihrem Cape. Als sie wieder aufblickte erkannte die kleine Draenei den schemenhaften Umriss einer Nachtelfe, die sie nur all zu gut kannte. Sie waren wie Mutter und Tochter gewesen und beide Teil dieses zerbrechlichen Gebildes, das nur einen kleinen Anstoß gebraucht hatte um zu zerbrechen. Der schwarze Schleier der Unzufriedenheit hatte sich unbemerkt darüber gelegt und der Hammer des Streits hatte es zerstört. Der Auslöser war zwar längst vergessen, doch er hatte seine Spuren hinterlassen, bei allen Beteiligten. Eine Träne begann sich im Auge der Todesritterin zu bilden und langsam, als dicker Tropfen, ihre Wange hinab zu rollen. Ein plötzliches Geräusch ließ sie aufhorchen. Vorsichtig drehte sie sich um und blickte in die kühlen Augen eines stattlichen Menschenkriegers, der ihr auf Anhieb bekannt vorkam. „Wal-“ begann sie zu flüstern, doch einen Lidschlag später erkannte sie ihren Irrtum. Ihr fielen die weichen, schon fast plastischen Gesichtszüge auf, die markanten, weichen Augenbrauen, das lange goldene Haar und die hochgewachsene und doch fast zerbrechliche Gestalt eines Blutelfen, der mit grimmigem Gesichtsausdruck auf sie herabsah, sein Schwert fest in Händen haltend. Es war als bliebe die Zeit stehen. Der Wind türmte sich zu einer mächtigen Böe auf und wirbelte ihren Umhang herum. Der goldene Adler darunter stieß einen stummen Schrei der Warnung aus, doch unhörbar für Wazurái. Unfähig, sich zu bewegen, haftete ihr Blick auf der „ihm“ so ähnlich gewesenen Gestalt. Menschenkrieger und Blutelf vermischten sich zu einem Gesicht, das es der Todesritterin nicht erlaubte, ihre Waffe zu ziehen. Sie durfte sich nicht wehren, war unfähig dazu. Der Wind schwächte etwas ab. Der Umhang der Draenei hing schlaff von ihren Schultern und entblößte den himmelblauen Wappenrock mit dem edlen Vogel darauf, wie ein Schutzschild, sie zu verteidigen. Doch er hatte keine Kraft mehr, war nichts weiter als ein altes Kleidungsstück, von dem man sich nur aus Sentimentalität nicht trennte. Der Blutelf hob sein Schwert und holte aus zum tödlichen Schlag. Es gab eine Zeit, da hätte sie anders gedacht, doch diesmal war es Wazurái egal, ob sie lebte oder starb. Es gab kein Band mehr, das sie an diese Welt band und so war es nur besser, sie zu verlassen. Nicht als gebrochene alte Frau sondern durch die Hand des größten Feindes im Kampf. Sie zog die Augenbrauen zusammen und zog ihre Axt von ihrem Rücken. Ganz so leicht wollte sie es ihrem Widersacher dann doch nicht machen. Nichts als der dumpfe Klang, wenn Metall auf Metall trifft, war an diesem Abend in Westfall zu hören, gefolgt von der unheimlichen Stille, die der Kampf nach sich zog. Kein Windhauch bewegte die Luft und alles Leben hielt den Atem an, bis der letzte Schrei eines Adlers die Nacht einläutete. Kapitel 8: Impressionen eines Regenwaldes ----------------------------------------- Endloser Wald, steile Berghänge, glasklare Flüsse, die sich in einem riesigen See sammeln - das Scholi-, Shaloli- Schalzolar- SHOLAZARbecken in seiner unglaublichen Schönheit, Meisterwerk der Natur! Heimat von Froschlurchen und Waschbären mit Froschlurchkomplex. Ein ruhiger Sommermorgen mit azurblauem, wolkenlosen Himmel. Die perfekte Kulisse für einen romantischen- , nein, eher atemberaubend spannenden, unverschämten und zugleich haltlos fiesen Zwischenfall.... Mittendrin: Verflucht vernünftige Leute ! Aber seht selbst: Eine kleine Schamanin saß mitten im Regen unter einem Baum. Nein - es regnete nicht, die Sonne knallte wie ein großer Feuerball jenes großen Magiers, der irgendwo über den Wolken saß und hämisch lachte. Dieser Überzeugung waren jedenfalls die meisten, die zu diesem Zeitpunkt irgendwo durch den Urwald pirschten und ihren Schweiß als heiliges Mojo an Trolle verkauften... Auf jeden Fall saß nun diese kleine Schamanin im Regen unter einem Baum. Vor ihr steckte ein seltsam leuchtender kleiner Stein im Boden auf den mit großen Lettern geschrieben stand: "Wassertotem - Eigentum von Ryuu" Aus diesem prasselte frisch fröhlich das kühle Nass. Ryuu hatte die Augen geschlossen und war sichtlich stolz darauf den fiesen Sonnenmagier ausgetrickst zu haben. Wahrscheinlich hockte die Draenei schon länger dort, denn um sie herum hatte sich eine matschige Pfütze gebildet. Das wäre ja kein sonderlich großes problem, hätten matschige Pfützen nicht die tückische Eigenschaft, besonders rutschig zu sein - denn genau zu dem Zeitpunkt, als Ryuu schon fast ins Reich der Träumerin schwebte, um mit der großen grünen Drachenfrau eine Runde WoW-TradingCardGame zu zocken, kam ein dicker, panisch wirkender weißer Bär aus dem Unterholz gesprungen, fand in der Matschpfütze keinen halt, schlitterte ein paar Meter geradeaus, um den nächsten Baum - und 4 weitere - umzureißen, bevor er von einem großen, harten Stein gebremst wurde. Ryuu blinzelte und konnte gerade noch so zurückweichen, als auch schon eine schreiende Nachtelfe um Haaresbreite an ihr vorbeirutschte, und unsanft auf den Bären aufklatschte. Stoppen wir die Geschichte an dieser Stelle, um den Geschädigten einen Moment zu geben, ihre matschige Lage zu verarbeiten. Zwischenbilanz: 5 tote Bäume, ein betäubter Bär, eine mehr oder weniger weich gelandete Nachtelfe und eine aus den Halbschlaf gerissene, perplexe Draenei, nebst freudig sprudelndem Wassertotem. "Was zum Nether?-", stammelte die Schamanin. Ihren Kopf reibend rappelte sich die Nachtelfe auf und sagte irgendwas auf darnassisch, das Ryuu nicht verstand. Doch sie hatte das Gefühl, dass es wohl eher ein Fluchen war, als eine Dankesrede an Elune... Dann erblickte die Nachtelfe die Schamanin. Sie starrte abwechselnd sie, dann ihr Wassertotem an, dann wieder zurück und wieder das Totem. "Du-!" schrie sie. "Ich hätte ihn beinah gehabt! Musstest du dieses ... DING ... da aufstellen?! Du -blablabla- elendes -blablabla- verfluchte &%§$"? ! Bei Elune wie kann man nur so %&/$-%$"§bla..... "Das is nich meins." warf Ryuu dazwischen. Sicher würde die Nachtelfe, deren Name übrigens Samanty war, ihren Bluff nicht bemerken. Ryuu war schließlich eine ausgezeichnete Lügnerin, zumindest war sie davon überzeugt. Die Nachtelfe hielt kurz inne. "Wassertotem - Eigentum von Ryuu" las sie, schaute wieder abwechselnd zwischen Totem und Schamanin hin und her. "Achso - nadann!" Sie ging ein paar Schritte auf Ryuu zu und knallte ihr mit ihrem Bogen eins über. "Aua!", murmelte Ryuu mit tränenden Augen und rieb sich den Kopf. "Gedankenlesen is unfair..." Sie blickte Samanty fragend an. "Was machst du überhaupt hier?" "Mein Wolf is im Sommerurlaub und da dachte ich, ich könnte mir diesen dicken Bären da schnappen." Sie zeigte auf den Holzhaufen hinter ihnen, aus dem ein paar weiße Tatzen hervorschauten. "Nur leider war das Vieh flinker, als ich dachte..." "Naja, nu isses zu spät. Von Bäumen erschlagen - war wohl nix.", meinte Ryuu schulterzuckend. "Ach so leicht nehmt ihr den Tod eures Gildenmeisters?!", grummelte eine Stimme hinter ihnen. Langsam und mit schuldbewusstem, verzerrtem Gesichtsausdruck drehten sich die beiden um und blickten in Desperados grimmiges Gesicht. Der Druide hatte Bob, den Geistheiler darum gebeten, seinen Geist wieder zurück zu schicken, nachdem die Bäume ihn unsanft begraben hatten. "Also weißt du, das war nicht, ähm, wir dachten-", stammelten Ryuu und Samanty durcheinander. Der verärgerte Druide brüllte, als er sich in eine furchterregende Raubkatze verwandelte. Jägerin und Schamanin rannten, wie von der Tarantel gestochen los, um dem Zorn eines wütenden Kuschelkätzchens zu entgehen, quer durchs Blattwerk, übersprangen Krokolisken und Wasserfälle und-... Ein paar Meter entfernt: Draa hatte gerade ihr Wassertotem in den Boden gesteckt und ließ sich vom prasselnden Regen abkühlen, als sie ein Rascheln in den Büschen vernahm. Sie blinzelte, als eine panisch wirkende Nachtelfe samt noch panischer wirkender Draenei aus dem Unterholz sprang, im leicht angematschten Boden ausrutschten, 2 Bäume umschmissen und am dritten hängen blieben, dicht gefolgt von einer großen, berserkerrot leuchtenden Raubkatze, die die Schamanin übersah, umschmiss und mit ihr in die beiden Unglücklichen vor ihnen hinenrauschte. Beim Geistheiler angekommen: Ryuu, Samanty, Desperado: "Hi Draa!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)