Four Seasons - Four Problems von CichAn (Ein Geschenk für Kchan. Wenn sie die gezeichnete Variante schon nicht bekommt...) ================================================================================ Spring - Kapitel 1 - Verkatert ------------------------------ Nur mit großer Mühe schaffte ich es, meine Augen zu öffnen... Als ich meinen Kopf heben wollte, wurde ich von stechendem Kopfschmerz zurück in mein Kissen befördert. Ich biss mir auf die Unterlippe und versuchte es erneut. Langsam, ja schon fast in Zeitlupe, richtete ich mich auf. Ich legte mir meine rechte Hand an die Schläfe, in der Hoffnung der Schmerz würde verschwinden. Es war Morgen geworden und die Sonne schien viel zu hell durch das große Fenster an der Ostseite des Zimmers. Während ich versuchte mich an den vorangegangen Tag zu erinnern, ließ ich meinen Blick durch den Raum wandern... Wie nicht anders zu erwarten herrschte das übliche Chaos, mein Mitbewohner hatte seine Sachen überall verteilt. Es lagen haufenweise Papiere auf dem Schreibtisch und von der oberen Seite des Doppelstockbettes ragte ein Bettdeckenzipfel. Nur meine Sachen von gestern lagen geordnet auf dem Stuhl neben mir. Mein Mund fühlte sich trocken an... Noch so eine Begleiterscheinung meines Katers. ‚Wie war das doch gleich..?’ Langsam erhob ich mich vom Bett und stellte fest, dass der gestrige Abend für ein paar Lücken in meinem Gedächtnis gesorgt hatte. Das Einzige was mir einfiel war, dass mich Kaoro gestern in eine Bar geschleppt hatte, weil sich, zum dritten Mal in diesem Monat, seine Freundin von ihm getrennt hatte. ‚Wie hieß sie doch gleich..? Lara..?’ Es waren zu Viele in immer kürzer werdenden Abständen. ‚Keine Chance... Ich seh’ da nicht mehr durch..’. Ein erneuter Stich zerschnitt meine Gedanken, dazu kam nun Übelkeit. Ich öffnete das Fenster, atmete ein, zwei Mal tief durch und beschloss mir im Bad das Gesicht zu waschen. Als ich mich umdrehte wurde die Badtür geöffnet. Kaoro stand nun vor mir, sah mich etwas verwirrt an und nickte. “Guten Morgen Kira.”, brachte er hervor und begann seine Tasche zu suchen. Er schien schon eine Weile wach zu sein. Dass er sich gestern Abend betrunken hatte, schien keinerlei Auswirkung auf ihn zu haben. Ein wenig von Neid befallen, sah ich ihm bei seiner Suche zu. “Morgen. Geht es dir heute besser?”, erkundigte ich mich, mit einem gekünstelten Lächeln, in der Hoffnung er würde meinen Zustand nicht bemerken. Wieder sah er mich an... Etwas Seltsames lag in seinen grünen Augen. Er schien verwirrt, als wenn er nicht wirklich wissen würde, wie er mir begegnen sollte. “Ja, ich hab mich damit abgefunden.” Verlegen sah er wieder unter den Schreibtisch, wo er seine Tasche nach einigem Wühlen fand. ‚Hab ich mich gestern denn so daneben benommen?’ Ein weiterer Versuch mich zu erinnern sorgte für erneute Kopfschmerzen. Kaoro hatte sich bereits seine Schuluniform angezogen, die genauso schwarz war, wie sein Haar. Nun bewegte er sich, mit seiner Tasche bewaffnet, auf die Tür zu. “Warte, wo willst du denn hin? Bis zur ersten Stunde ist doch noch Zeit.”, “Der Handballclub hat eine Besprechung, deswegen gehe ich eher...”, antwortete er ohne sich umzudrehen, “Wir sehen uns dann spätestens in der Mittagspause.” Ich wollte gerade ins Bad, als er noch einmal inne hielt und sich dann umdrehte. ”Hast du über das, was ich dir gestern sagte, nachgedacht?”, fragte er vorsichtig. ‚Über das was du...’ Na toll! Wie sollte ich darauf reagieren, ohne meine Verfassung preiszugeben? Immerhin hatte ich keine Ahnung was er meinte! Ich öffnete den Mund um mich irgendwie rauszureden, als die WG-Tür aufgerissen wurde und meine, über das ganze Gesicht strahlende, Schwester im Türrahmen erschien. Gerettet! kam es mir in den Sinn. Ich seufzte erleichtert, aus dieser peinlichen Situation befreit. “Guten morgen ihr zwei!”, flötete es uns entgegen. Sicher war sie hier um Kaoro abzuholen, immerhin waren sie im selben Club. Wieder setzte ich mein gespieltes Lächeln auf, um ihr zu antworten: “Morgen Yuki, wie immer in Topform?!”, “Worauf du dich verlassen kannst!” Sie strich sich eine ihrer braunen Locken aus dem Gesicht und hakte sich bei Kaoro ein. Völlig aus dem Konzept gebracht lies er sich mit ihr mitziehen. Yuki war eines der wenigen Mädchen auf unserem Internat, bei der er noch keinen Flirtversuch gestartet hatte. Wahrscheinlich lag es daran das wir drei uns schon ewig kannten. Außerdem ist Yuki meine Zwillingsschwester, was bedeutet dass wir die gleichen braunen Haare und Augen haben, aber uns auch vom Gesicht und von der Statur her sehr ähnlich sind. ‚Selbst ich würde das seltsam finden, mit einem Mädchen auszugehen, das aussieht wie das Spiegelbild meines besten Freundes!’ Nicht das sie nicht gut aussehen würde, alle Jungs sind hinter ihr her... ‚Ha ha! Eigenlob stinkt!’ und wieder riss mich das Stechen in meinem Kopf aus meinen Gedanken. “Treffen wir uns zum Mittag auf dem Dach?”, rief mir Kaoro von er Tür aus zu. Ich nickte, begleitet von einem zuckersüßen Lächeln, obwohl ich mir sicher war dass er mit mir über die Sache von vorhin reden wollte... Von der ich immer noch keine Ahnung hatte! ‚Was war das nur gewesen, das er mir gestern sagte. Es schien ihm wichtig zu sein...’ Das kühle Wasser in meinem Gesicht tat gut. Ich drehte den Wasserhahn wieder zu und suchte mit der linken Hand nach dem Handtuch an der Wand. Ich fand es und trocknete mir mein Gesicht ab. Dabei sah ich in den Spiegel. Meine kurzen Haare waren zerzaust, meine Augen rot und mein Gesicht ganz blass. Ich fragte mich kurz, ob die Beiden nicht vielleicht doch etwas gemerkt hatten. Dann sah ich es, es war klein, rot und direkt an meinem Hals! “Das ist doch nicht etwa...”, ich beugte mich über das Waschbecken, näher an den Spiegel heran. ‚Ein Knutschfleck!’ Da! Direkt über dem Kragen an der linken Seite! Schlagartig fiel mir wieder ein, was gestern Abend passiert war! Kaoro hatte um Einiges mehr getrunken als ich und war nicht mehr in der Lage richtig zu laufen. Deshalb musste ich ihm unter die Arme greifen. Ich hatte das Gefühl er machte sich absichtlich schwer und mein eigener Alkoholpegel machte die ganze Sache auch nicht leichter. Ich war heilfroh, als ich endlich die WG-Tür hinter mir schloss und Kaoro langsam auf das Sofa gleiten ließ. Ich setzte mich neben ihn, um kurz zu verschnaufen, als er anfing... “Das ist alles deine Schuld...”, Verblüfft sah ich ihn an. Damit hatte ich nicht gerechnet. ‚Was ist meine Schuld..?’ “Ich bin mit so vielen Mädchen ausgegangen... Ich habe doch alles versucht, um mich abzulenken, um dich zu vergessen...” ‚Um mich zu vergessen?!’ Ich dachte nicht richtig zu hören und spürte wie mein Gesicht zu glühen begann. Ich wollte etwas sagen doch er unterbrach mich: “Gott... Wann hat das eigentlich angefangen. Seit wann sehe ich dich nicht mehr nur als Freund?” Ich hielt die Luft an. Wie konnte er mir das direkt ins Gesicht sagen?! Lag es am Alkohol? Hielt er mich für jemand anderen? Oder... Meinte er das am Ende wirklich ernst? Er sah mir nun direkt in die Augen, “Ich habe dich wirklich sehr gern Kira... Ich denke ich liebe dich...” Dann setzte mein Gedächtnis wieder aus... Das Letzte an dass ich mich dann erinnerte war, dass er mich küsste. Seine Finger strichen durch mein Haar und an meiner Wange hinunter. Mein Herz schlug furchtbar laut, ich zitterte und konnte mich nicht wehren... Oder ich wollte es nicht. Dann drückte er mich auf das Sofa und fing an mit der rechten Hand mein Hemd aufzuknöpfen. Seine Lippen wanderten von meinen, über mein Kinn, bis zum Hals. Und dann... Nichts... Ich lehnte mich mit dem Rücken an die Badezimmerwand und glitt nun langsam an ihr hinunter. Mein Herz raste wie gestern Abend... Ich konnte mich nicht an mehr erinnern. ‚Ist er..., sind wir... weiter gegangen?’ Mir fielen wieder seine Worte ein: ”Hast du über das, was ich dir gestern sagte, nachgedacht?” und mein indirektes Versprechen mit ihm in der Mittagspause darüber zu reden. Mir wurde wieder schwindelig und mein Kopf dröhnte... ___________________________________________________________ Also erst mal zum Anfang: Die Textstellen die so ‚’ markiert sind, sind Gedanken, ursprünglich kursiv geschrieben, jetzt in Anführungszeichen. Das ist also das erste Kapitel! Das war anstrengend! Als ich heute so von Zahnschmerzen geplagt im Bett lag, überkam mich das Bedürfnis eine Geschichte zu schreiben, wenn ich jetzt so auf die Uhr schaue stelle ich begeistert fest, dass es gar nicht so lange gedauert hat! Für eine gezeichnete Variante hätte ich wahrscheinlich ewig gebraucht! Würde mich sehr über Kommis und vor allen Dingen über Leser freuen! ^-^’ Wir sehn uns im nächsten Kapitel! Spring - Kapitel 2 - Auf dem Dach --------------------------------- Mit einem mulmigen Gefühl umfasste meine Hand die Klinke. Ich hatte mir extra viel Zeit gelassen, sodass ich erst kurz vor Beginn der Stunde, den Raum betreten musste. Denn dort wartete er schon. Ich wollte nicht mit ihm reden. Noch nicht. Mittlerweile ging es mir wieder besser. Die Kopfschmerzen waren nur noch leicht zu spüren und mir wurde nicht mehr, nur bei dem Gedanken an Essen, schlecht. Nur das Schwindelgefühl blieb, was wahrscheinlich nicht nur an meinem Kater lag. Ich öffnete die Tür und ging, so schnell wie möglich, an den Bankreihen vorbei, zu meinem Platz. Ich saß in der zweiten Reihe am Fenster. Kaoro saß hinter mir. Ich zuckte zusammen, als er mich ansprach: “Kira, alles ...”, er wurde von unserem Lehrer unterbrochen. Es wurde still in der Klasse. Der Unterricht begann. Was ich auch tat, ich konnte mich einfach nicht konzentrieren, ich spürte seinen Blick im Nacken. Hast du über das, was ich dir gestern sagte, nachgedacht? Was sollte ich ihm darauf bloß antworten..? Was erwartete er von mir? ‘Das ist zu viel, eine Liebeserklärung von meinem besten Freund...’ Dann war da auch noch die Sache mit dem Kuss und dass ich mich nicht mehr erinnern konnte, was danach passierte. Ich seufzte leise und warf vorsichtig einen Blick über die Schulter. Kaoro sah in sein Buch. Nun war mir klar, warum er sich heute morgen so seltsam verhielt und warum ihn mein sorgloses Verhalten so verwirrte. ‘Wie soll ich nur reagieren...’ Wir kennen uns nun schon so lange. Was ist, wenn ich ihm nicht die Antwort geben konnte, auf die er hoffte? Würde sich dann etwas an unserer Beziehung ändern? Natürlich hatte ich ihn gern, ‘ich will ihn nicht verlieren...’ Er hob den Kopf und unsere Blicke trafen sich. Schnell drehte ich mich wieder um, zu schnell. Das musste ihm aufgefallen sein! Egal, ich musste nur noch ein bisschen durchhalten, nur bis zur Mittagspause. Ich hoffte dass sich dann alles klären und ich eine Antwort finden würde. Ich zuckte zusammen als die Pausenglocke ertönte. Er sagte wir treffen uns auf dem Dach, also stand ich auf und bewegte mich auf die Tür zu. Beim verlassen des Raumes konnte ich noch kurz einen Blick auf Kaoro werfen, der von Yuki aufgehalten wurde. ‘So etwas hatte ich gehofft.’ Das gab mir noch eine kleine Verschnaufpause. Auf dem Dach wehte ein frischer Wind. Das Gitter um die Brüstung herum, erinnerte mich an ein Gefängnis. Ich verwarf diesen Gedanken dann schnell wieder. Ich näherte mich nun dem mir gegenüberliegendem Gitter. Von hier oben konnte man den Sportplatz, umrahmt von den beiden Wohnhäusern sehen. Das Linke bewohnten die Mädchen, das Andere war ausschließlich für die Jungs. Ich musste schmunzeln als ich daran dachte, dass meine Schwester es, trotz der strengen Sicherheitsvorkehrungen, immer wieder schaffte in unser Zimmer zu kommen. “Unser...” Kaoro... Für einen kurzen Moment hatte ich den Grund für meine Anwesenheit, hier auf dem Dach, vergessen. Als eine kalte Hand meine Schulter berührte, wirbelte ich herum. Kaoro stand nun direkt vor mir. Ich hielt den Atem an und ging einen Schritt Rückwerts. ‘Na toll... Mit dem Rücken zur Wand.’ “Entschuldige, hab ich dich erschreckt?”, fragte er vorsichtig. “Ja,... Ich meine nein, ich...”, ich wurde rot. “Ich scheine dich jetzt nervöser zu machen, als heute Morgen, was ist passiert?”, es ärgerte mich, dass er nur Fragen stellte, denn so zwang er mich zum antworten. “Heute morgen wusste ich noch nicht, was du gestern mit mir gemacht hast. Die Erinnerung kam erst später...”, “Was ich mit dir gemacht habe?! Das klingt ja wie ein Vorwurf. Du hättest dich ja wehren können.” Er kam nun näher, sodass er mir, wie zu Beginn, direkt gegenüber stand. Da hinter mir nun das Gitter war, konnte ich allerdings nicht mehr zurückweichen. “Schön, dass du mir wenigstens nicht aus dem Weg gehst...” ‘Wie sollte ich auch!’ “Wir kamen ja gestern nicht mehr dazu zu reden...” Ich spürte wie ich erneut rot wurde. Und, wie um es vor ihm zu verstecken, richtete ich meinen Blick auf den Boden. “Du bist ja gleich eingeschlafen...”, “Wie bitte?!” Diese Worte zwangen mich dazu, ihn wieder anzusehen. ‘Wie war das denn jetzt gemeint?! Etwa so wie ich denke..?!’ Er sah mich fragend an. “Ja klar, wir haben uns geküsst und dann bist du eingeschlafen...” Gut, damit war die Frage nach dem, wie ging es weiter, geklärt... Ich seufzte ein wenig erleichtert. Er schien es zu bemerken, denn: “Heute früh wirktest du noch ganz fit, aber dir scheint doch noch einiges an Erinnerung zu fehlen.” Langsam regte mich dieses Gespräch auf, sein Ton gefiel mir gar nicht. Es war fast so, als wollte er sich über mich lustig machen oder mich aus der Reserve locken. Ich biss die Zähne zusammen und sah ihm direkt in die Augen. Das war das Einzige was mir zur Verteidigung einfiel. Kaoro fing an zu lächeln und kam mit seinem Gesicht noch näher an meines. Meine Knie fingen an zu zittern. “Du müsstest es eigentlich gewöhnt sein. Immerhin macht dir doch fast jeden Tag, irgend ein Mädchen ein Liebesgeständnis...” Er hatte ja Recht..., irgendwie. Yuki sagte mal zu mir: “Ihr Beiden verkörpert die ‘Ideale’ an unserer Schule. Die eine Hälfte der Mädchen seht auf Kaoro, sportlich, intelligent und gutaussehend. Die andere Hälfte steht auf den niedlichen Typ, also auf dich. Na ja! Hast ja auch mein Gesicht!” Aber das hier war etwas völlig Anderes! “Du fällst ja wohl nicht unter die Kategorie ‘irgend ein Mädchen’!” Die Ironie die in meinen Worten mitklang, war nicht beabsichtigt. Wieder sah ich auf den Boden, seitlich an ihm vorbei. Er hielt sich nun mit der rechten Hand an dem Gitter hinter mir fest und kam mit dem Gesicht noch näher, sodass er mir das Nächste ins Ohr flüsterten konnte: “Irgendwie macht mir das Mut, dass du wegen mir so nervös wirst. Da beginnt man wirklich zu hoffen, dass du vielleicht...” ‘Das ich vielleicht was?!’ Natürlich war das anders als bei diesen Mädchen. Ich konnte ihm nicht einfach ein freundliches Lächeln schenken und sein Angebot dankend ablehnen. Dazu war ich nicht in der Lage und langsam war ich mir auch nicht mehr sicher, ob es wirklich nur daran lag, dass ich ihn nicht als Freund verlieren wollte... Selbst wenn, gab es da noch ein anderes Problem. Langsam hob ich meinen Kopf wieder. Nur wenige Zentimeter trennten uns von einender. Er verringerte den Abstand noch und schien mich küssen zu wollen. Ich kniff die Augen zusammen. Was Kaoro scheinbar bemerkte, denn er hielt kurz Inne und lies dann von mir ab. “Ich hab Zeit. Denk darüber nach. Ich weis ja wo du wohnst.”, sagte er mit einem etwas deprimiert wirkendem Lächeln. Ich atmete tief ein und löste mich vom Gitter. Ohne ihn noch einmal anzusehen, verließ ich das Dach. Mir schossen so viele Dinge durch den Kopf. War das wirklich sein Ernst? Kann man wirklich von heute auf morgen sein ganzes Leben umkrempeln? Immerhin war er bis jetzt nur hinter Frauen her. Sollte ich ihm denn wirklich abkaufen, dass er das nur wegen mir gemacht hat?! Um mich zu vergessen?! Erst jetzt merkte ich wie laut mein Herz schlug und dass ich immer noch rot im Gesicht war. Ich blieb mitten auf der Treppe stehen. 'Wie würde ich reagieren, wenn es sein Ernst wäre... Wie kann ich herausfinden ob es sein Ernst ist?' “Aoba-kun..?” Ich schreckte hoch. Am unteren Teil der Treppe stand ein Mädchen. Sie hatte schwarze Haare, die sie an beiden Seiten ihres Kopfes zu einem Zopf gebunden hatte. Sie trug, wie nicht anders zu erwarten, die hiesige Schuluniform. Ich konnte sehen, dass sie schlank und sehr hübsch war. Ich wusste was kam. “G.. gut, dass ich dich hier treffe...”, sagte sie und senkte verlegen ihren Blick. “Ich wollte dir diesen Brief, geben. Könntest du ihn bitte schnell beantworten..?” Sie drückte mir einen rosafarbenen Umschlag in die Hand. Das hier war anders als das eben erlebte. Dieses Mädchen löste bei weitem nicht das aus, was Kaoro in mir auslöste... Mir kam eine Idee. Ich setzte mein strahlendstes Lächeln auf: “Wie ist dein Name?”, “Sara.”, “Also Sara-chan, würdest du mir einen Gefallen tun?” Spring - Kapitel 3 - Das falsche Date ------------------------------------- ‘Sollte ich jetzt vielleicht ein schlechtes Gewissen haben..?’ Sicher, es war nicht sonderlich nett von mir, dieses Mädchen dazu anzustiften. Immerhin wollte sie was von mir. Aber was sollte ich machen?! Ich musste schließlich irgendwie herausbekommen, ob es Kaoro ernst war. Außerdem hatte ich sie ja nicht gebeten, sich an ihn ranzuwerfen. Sie sollte ja nur... Ich wurde von meiner Schwester aus meinen Gedanken gerissen. Diese kam nun aus dem Bad und warf sich neben mir aufs Bett. Nach dem Unterricht, war ich erst mal mit zu ihr gegangen. Hier war ich ‘sicher’. Die Einrichtung der Mädchenzimmer, war etwas anders als bei uns. Hier stand kein Doppelstockbett. Trotz der zwei Einzelbetten, wirkte es aber nicht eng oder vollgestellt. Außerdem waren die Orangetöne an den Wänden angenehm, durch sie wirkte hier alles viel freundlicher. Hier fühlte ich mich um einiges wohler als in unserem Zimmer. “Und.., hat es einen Grund, dass du dich hier verkriechst?” Ich zuckte zusammen, ‘verkriechen’, das klang irgendwie seltsam... “Ich verkrieche mich nicht.”, “Hast du dich mit Kaoro gestritten?”, fragte sie mit einem siegessicheren Grinsen. ‘Soviel zu sicher...’ “Nein ich habe mich nicht mit Kaoro gestritten!” ‘Nicht wirklich...’ “Wie kommst du eigentlich darauf?” Sie erhob sich, sodass sie mir von oben herab ins Gesicht sehen konnte. Wahrscheinlich wollte sie meine Reaktion auf das Folgende sehen. “Seit heute morgen bist du ihm aus dem Weg gegangen und jetzt bist du hier.” War mein Verhalten denn so offensichtlich?! Irgendwie fühlte ich mich in die Ecke gedrängt. Ich drehte mich um sodass mein Rücken zu Yuki und mein Gesicht zur Wand zeigte. Jetzt musste ich sie zwar nicht mehr ansehen, allerdings fühlte ich mich jetzt noch eingeengter. “Zufall.”, brachte ich hervor. Was sollte ich ihr auch sagen?! ‘Kaoro ist in mich verknallt und ich weiß nicht wie ich darauf reagieren soll’? Sie setzte sich in den Schneidersitz. “Ich verstehe...” “...also hat er es dir gesagt.” ... ‘Wie war das?’ Ich setzte mich abrupt auf. “Mir gesagt? Was soll er mir gesagt haben?!” Wieder lächelte sie mich zuckersüß an. Dann legte sie mir eine Hand auf den Kopf, so wie bei einem kleinen Kind oder einem Hund. “Na dass er auf dich steht!” Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Ich spürte dass ich blass wurde. Hat sie etwa schon eher davon gewusst? Hat er es ihr gesagt? Oder war es so offensichtlich und ich war einfach nur zu blind, um es zu sehen? “Und? Hab ich recht?” Ich konnte ihr nur mit einem schwachen Nicken antworten. Sie ließ mich wieder los. “Und was hast du ihm geantwortet? Gab’s ein Happy End?” Typisch Yuki, ich spürte wie meine vorher weiße Gesichtsfarbe, nun zu einem leuchtenden rot wurde. “Ich hab ihm gar nicht geantwortet. Was denkst du denn, warum ich mich hier verstecke..?” Ihr Lächeln verschwand. “Wieso denn nicht?! Ich dachte dass du ihm um den Hals fallen würdest. So nach dem Motto: Und sie lebten glücklich...”, “Geht’s noch?! Warum sollte ich diesem Möchtegern-Casanova um den Hals fallen, der sich nächste Woche sowieso wieder ein neues Ziel sucht?! Wenn er das nicht jetzt schon macht!” Das klang jetzt verbitterter als ich es geplant hatte. Sie stupste mir mit dem Finger an die Nasenspitze, als wollte sie mich so stoppen. “Also liegt das Problem nicht darin, dass du nicht weist was du antworten sollst. Du traust ihm einfach nur nicht.” Sie hatte ja Recht, ich konnte ihm nicht so einfach vertrauen. Selbst wenn ich wollte. Dafür kannte ich ihn schon zu lange, dafür kannte ich seine Gewohnheiten viel zu gut. Er war nicht der Typ für ‘Langzeitbeziehungen’. Ich hatte Angst vor den Problemen die danach entstehen könnten. Nachdem er das Interesse an mir verlieren würde. “Noch eine halbe Stunde, dann werden wir ja sehn, ob er es ernst meint.” Yuki sah mich verwirrt an. “Wie ist das denn gemeint? Hast du etwa...” Sie wurde von ihrer Mitbewohnerin unterbrochen; die durch die Tür trat. Sie schien ein wenig verwundert darüber zu sein, mich hier zu sehn. “Kira-kun.., was machst du denn hier? Sara hat mir doch vorhin noch erzählt, dass ihr jetzt ein Date habt!” Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Alles lief nach Plan. Yuki wollte etwas sagen, aber ich kam ihr zuvor: “Natürlich hat sie das. Immerhin hatte ich sie vorhin darum gebeten.”, “Muss ich das jetzt verstehen?!”, fragte Yukis Freundin. “Das verstehe ich jetzt aber auch nicht ganz, was soll das Kira?”, “Du kennst Kaoro doch, was macht er immer wenn ich ein Date habe?” Zuerst schien sie verwirrt doch dann antwortete sie: “Er sucht sich das nächstbeste Mädchen und...” Sie fing wieder an zu strahlen und warf sich mir um den Hals. “Wie clever du doch bist! Ganz die große Schwester!” Ja, er sucht sich ein Mädchen. Also habe ich Sara-chan darum gebeten, ein Gerücht zu verbreiten. Früher oder Später, hatte es sicher auch ihn erreicht. Immerhin konnte ich es ihm, nach dem gestrigen Vorfall, nicht selbst sagen. So würde ich es herausfinden. Ob er nachher allein ist oder nicht, was ich ihm antworte oder nicht, wie ich reagieren soll, alles. _________________________________________________________ “Cut!” Ha! Keine Sorge, es geht gleich weiter. Ich wollte die ‘halbe Stunde’ nur nutzen! ^-^ Noch einmal ein gaaanz ehrlüsch gemeintes Sorry, für die ‘klassische Rollenverteilung’. Aber was soll ich denn machen?! Ich steh’ nun mal so auf Süßes... /// Bin stolz auf mich!! Schon drei Kapitel!! Ho ho! Ok, das war’s dann erst mal von ‘mir’! MfG Cindy-chan _________________________________________________________ Aus der halben Stunde, wurde dann doch eine Ganze. Ich war viel zu nervös, um zu ihm zu gehen. Doch Yuki hatte dann irgendwann die Nase voll gehabt und ‘schmiss’ mich raus. Es war bereits dunkel geworden, was auch mit dem aufziehenden Gewitter zusammen hing. Die meisten Schüler waren schon auf ihren Zimmern. Ich war nun auf dem Weg, vom Fahrstuhl zu unserer Zimmertür. Mein Herz schlug immer schneller und es überraschte mich, mit welchen Worten ich immer wieder versuchte mich zu beruhigen: ‘Bitte.., lass ihn bitte allein sein!’ Wie versteinert stand ich vor unserer Tür und beobachtete das blaue Schimmern, das unter ihr zu sehen war. Angestrengt versuchte ich fremde Stimmen hören. Da war nur der Fernseher. Allerdings würde er mit seinem ‘Gast’ auch nicht auf dem Sofa setzten und reden. Ich atmete tief ein und öffnete die Tür. Erst konnte ich ihn nicht sehen. Er lag auf dem Sofa. Als er mich hörte richtete er sich auf, stützte sich auf die Rückenlehne und sah mich an. Weil er nichts sagte ging ich an ihm vorbei und legte meine Tasche aufs Bett. Während ich mir die Jacke auszog, ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen. Nichts. Ich prüfte, ob im Bad Licht brannte, als ich meine Jacke neben der Tür, an einem der blauen Haken aufhing. Wieder nichts. Wir waren allein. Ich stellte mich nun direkt vor Kaoro hin, der alles was ich tat, ohne ein Wort zu sagen, beobachtet hatte. Eigentlich hätte ich glücklich sein sollen. Aber er sah mich auf eine Weise an, die mir gar nicht gefiel. “Und, hattest du einen schönen Abend?!”, beendete er sein Schweigen. Ich fühlte mich plötzlich schlecht, vielleicht war ich doch zu weit gegangen. Er sah so traurig aus. Wenn Yuki mich so ansieht, umarme ich sie, um sie zu trösten. Das kann ich bei ihm nicht. Ich bin mir nicht mal sicher, ob er es jetzt noch zulassen würde. “Eigentlich nicht...” antwortete ich ihm stattdessen und zwang mich zu einem Lächeln. Er drehte sich daraufhin um und starrte zum Fernseher. “Das tut mir leid.” Seine Worte trieften geradezu vor Sarkasmus. Da unser Sofa direkt im Raum stand, konnte ich mich hinter ihn knien und meine Arme auf der Rückenlehne abstützen. Mein Blick war nun auch auf den Fernseher gerichtet. Aber ich achtete nicht auf das Programm. “Willst du gar nicht wissen warum?” Er warf mir einen kurzen Blick zu, ohne seinen Kopf zu drehen oder etwas zu sagen. Ich legte den Kopf auf meine Arme. “Weil ich die ganze Zeit daran denken musste, was du gerade tust. Ob du allein bist, ob du...”, ich brach ab und hob meinen Kopf wieder. Kaoro hatte sich zu mir umgedreht und sah mir direkt in die Augen. Er schien verwirrt. “Soll das heißen, das war nur ein Test?!” Ich zuckte zusammen. “Bist du... jetzt sauer..?”, fragte ich ihn vorsichtig. Er legte mir seine warmen Hände auf die Wangen und lächelte mich an. “Hab ich wenigstens bestanden?” Mir fiel ein Stein vom Herzen. Er war mir nicht böse! “Ja...”, antwortete ich noch, bevor er mich zu sich zog und seine weichen Lippen auf meine legte. Es war so angenehm. Auch wenn er in ein, zwei Wochen genug von mir haben würde. Ich könnte doch wenigstes die Zeit bis dahin genießen. Ich schloss die Augen und hoffte, dass er nie mehr damit aufhören würde. Doch er löste sich von mir. “Und, heißt das, wir sind jetzt ein Paar?” Ich lächelte ihn an. “Das wäre schön.” Summer - Kapitel 4 - Die Weiße Dame ----------------------------------- ‘Heute sind es zwei Wochen!’ Bei diesem Gedanken musste ich schmunzeln. Alles lief hervorragend, seit diesem Abend. Wir hatten noch eine ganze Weile auf der Couch gesessen und Ferngesehen. Es war allerdings nicht das geschehen, was man erwarten würde. Wir hatten nichts Unanständiges getan, oder so. Um ehrlich zu sein, war es unangenehm Still gewesen. Weder ich, noch Kaoro sagte viel. Normalerweise machte mir so etwas nichts aus. Wir haben oft unsere Abende so verbracht. Aber da... Ich rang die ganze Zeit mit dem Gedanken, dass er doch noch böse auf mich sein könnte. Irgendwann hatten wir uns dann fürs Bett fertig gemacht. Ich wollte gerade in meins kriechen, als: “Willst du nicht hochkommen..?” Kaoro sah mich von seiner Bettkante aus an. Erst war ich ein wenig irritiert, nickte dann aber schwach und kletterte langsam die schmale Leiter am Kopfende hoch. Er schlug seine Decke zurück, sodass ich darunter verschwinden konnte. Erst lag ich wie erstarrt da, weil ich nicht wusste was er vorhatte. Als er mich dann in seine Arme nahm, entspannte ich mich langsam wieder. Er gab mir noch einen Kuss, bevor er die Augen schloss. Ich kam mir ein bisschen vor, wie ein Plüschtier. Aber es war so schön warm. Sein langsames Atmen und sein ruhiger Herzschlag, sorgten schnell dafür, dass ich einschlief. Seit dem schlafen wir jede Nacht im selben Bett. ‘Seit zwei Wochen.’ Ich könnte mich wirklich daran gewöhnen, dass er das Erste ist was ich beim aufwachen sehe. “Jetzt komm endlich! Wir sind schon viel zu spät dran!”, platzte Yuki in meine Gedanken und zog mich am Oberarm aus dem Wohnhaus der Jungen. Sie war die Erste die erfahren hatte, dass wir zusammen waren. Denn als sie uns am Morgen abholen wollte, lagen wir noch im Bett. ‘Das ging aber schnell!’, sagte sie nur. Was uns dazu bewegte, mit Erklärungsversuchen aus dem Selbigen zu springen. Ich glaube so schnell waren wir noch nie aufgestanden. “Zieh nicht so! Was kann ich denn dafür, dass Kaoro so lange im Bad braucht?!” Ich versuchte mich aus ihrem Griff zu befreien. Als ich es endlich schaffte, befanden wir uns schon mitten auf dem Sportplatz. Um uns herum wurden die Stände für das heutige Schulfest aufgebaut. Nur mit viel Fantasie konnte man hinter diesem, hier herrschenden Chaos, ein System erkennen. “Wo schleppst du mich überhaupt hin?” Yuki blieb nun direkt vor mir stehen, sodass ich Mühe hatte, nicht mit ihr zusammenzustoßen. Sie drehte sich um und sah mich verärgert an. “Wir sind für den Kultur-Stand eingeteilt und es gibt noch einiges zu erledigen! Ich fass es nicht, dass du...” Sie brach ab. Etwas hinter mir hatte ihre Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Ich drehte mich um und versuchte zu erkennen was es war. Ein paar Stände von uns entfernt stand Kaoro und unterhielt sich mit einem Mädchen. Yuki hakte sich bei mir ein und flüsterte mir ins Ohr: “Siehst du sie? Sie ist neu an der Schule. Die Lehrer sind total begeistert von ihr. Ihr Vater soll ein hohes Tier in der Politik sein.” Wenn man den neusten Klatsch hören wollte, war man bei Yuki an der richtigen Adresse, sie wusste einfach Alles von Jedem. Ihre Ausführungen interessierten mich in diesem Moment allerdings weniger. Ich betrachtete nachdenklich das mir dargebotene Bild. Sie war sehr hübsch, hatte langes, hellbraunes Haar, das schon fast ins blond überging, eine elegante, fast schon erhabene Körperhaltung, kurz gesagt: Man sah ihr ihre Herkunft an. Ich ertappte mich bei dem Gedanken, wie gut Kaoro und sie doch zusammenpassten. Wie sie sich bewegte, wie sie lächelte, alles deutete darauf hin, dass sie mit ihm flirtete. Das Schlimmste war, dass es ihm nichts auszumachen schien, im Gegenteil, er stieg darauf ein. Eine Mischung aus Wut und Eifersucht stiegen in mir auf. Aber auch ein Gefühl von Angst, ich sah meine Vermutungen bestätigt. War es schon soweit? Hatte er genug von mir? “Sie heißt Shiroi Kifujin, deshalb nennen sie alle die ‘Weiße Dame‘.”, “Was..?” Ich hatte ihr nicht wirklich zuhören können. Ich wollte unbedingt zu ihnen. In diesem Augenblick, drehte sich Kaoro um und fing an zu strahlen, als er uns erblickte. Was die Weiße Dame veranlasste, uns ebenfalls anzusehen. Ihr Lächeln verschwand allerdings schlagartig und machte einem abschätzigen Gesichtsausdruck Platz, der mir eiskalte Schauer über den Rücken jagte. Irgendwie hatte ich das Gefühl, diesem Blick nicht zum letzten Mal ausgesetzt zu sein. Beide kamen nun auf uns zu. Yuki flüsterte mir, mit einem etwas gequält wirkendem Lächeln “Das kann ja was werden.” zu. Ihr schien der Blick der Weißen Dame auch nicht entgangen zu sein. Innerhalb von 10 Minuten war meine Stimmung von ‘überglücklich’ zu ‘am Boden zerstört’ gewechselt. “Was steht ihr denn hier so rum? Habt ihr nichts zu tun?” Kaoro stand nun direkt vor mir und grinste breit, um die Ironie seiner Worte zu unterstreichen. “Darf ich vorstellen, das ist...”, “Shiroi Kifujin. Es freut mich sehr.”, unterbrach sie ihn und machte dabei eine leichte Verbeugung. Ich war nicht in der Lage ihr ins Gesicht zu sehen. Vielleicht wegen Kaoro oder wegen ihrer ersten Reaktion auf uns. “Ich nehme an, vor mir stehen die Aoba Zwillinge, von denen ich schon so viel gehört habe.” Ich zuckte zusammen als Kaoro mir seine Hand auf den Kopf legte. “Ganz genau. Das sind Kira und Yuki Aoba.” Seine Hand rutschte nun über meinen Hinterkopf und Nacken, bis zwischen die Schulterblätter, wo sie wenige Sekunden verweilte, bis sie verschwand. Wieder lief mir ein Schauer über den Rücken. Wollte er mich damit etwa beruhigen? War es mir anzusehen, dass mir das Ganze hier missfiel? “Tut mir leid, aber das ist gerade sehr ungünstig. Wie wäre es wenn wir uns ein anderes Mal unterhalten würden? Wir haben noch soviel zu tun.” Mit diesen Worten holte Yuki mich wieder aus meinen Gedanken. So sprach sie eigentlich nur mit unseren Eltern. Sie warf Kaoro noch einen ‘Bösen Blick’ zu und zog mich dann mit sich. “Sie gefällt mir nicht! Du solltest dich von ihr fern halten.”, sagte sie als wir im Hauptgebäude verschwunden waren. “Und vor allem, solltest du KAORO von ihr fern halten.” Sie hatte Recht, in ihrer Nähe roch es nach Ärger. Egal wie höflich sie uns begegnet war, ich hatte in ihrer Nähe ein mulmiges Gefühl. Aber da war noch etwas, eine Sache die mich störte. Kaoro konnte in der Öffentlichkeit nicht sagen, dass wir zusammen waren. Schon allein wenn er es ihr gesagt hätte ‘Das ist mein Freund.’, das hätte mich zumindest ein wenig beruhigt. Aber er konnte es nicht, das war eine Sache die niemand erfahren durfte. Dann dachte ich zurück an den Flirt mit der Weißen Dame. ’Hätte er es ihr überhaupt sagen wollen?’ Den ganzen Tag kreisten meine Gedanken um die ‘Weiße Dame’ und Kaoro. Ich gab mir alle Mühe mich auf die Besucher unseres Standes zu konzentrieren. Außerdem versuchte ich den beiden so gut es ging aus dem Weg zu gehen. Am Abend half ich noch den letzten Ständen beim zusammenräumen. Kaoro wartete die ganze Zeit, ein bisschen Abseits von mir. Als alles wieder aufgeräumt und sauber war, ging ich an ihm vorbei ins Wohnhaus. Er folgte. “Alles in Ordnung? Du benimmst dich so seltsam.”, “Ach ja?”, erwiderte ich ohne mich umzudrehen. Ich konnte einfach nicht anders. Ich war immer noch zu wütend. Kaoro sagte daraufhin nichts mehr. Im Zimmer angekommen, ging ich ins Bad und machte mich bettfertig. Kaoro saß währenddessen auf der Couch. Mit einem “Gute Nacht.”, ging ich an ihm vorbei und legte mich in mein Bett. Bei ihm zu schlafen war jetzt das Letzte was ich wollte. Ich drehte mich zur Wand und zog mir die Decke bis zum Hals. Wenig später merkte ich, wie sich hinter mir das Bett senkte. Ich musste mich nicht umdrehen um den Grund zu erfahren. Kaoro hatte sich neben mich gesetzt und legte sich nun über meinen Oberkörper, sodass er mir ins Gesicht sehen konnte. “Du bist schwer.”, protestierte ich bei dem Versuch ihn wegzustoßen. Was nur dafür sorgte, dass er seine Arme um mich und meine Decke schlang, um mich festzuhalten. “Sag endlich was mit dir los ist. Wieso gehst du mir aus dem Weg?” Sollte ich es ihm wirklich sagen? ‘Nein! Das ist viel zu peinlich!’, schoss es mir durch den Kopf. Ich konnte ihm doch nicht ernsthaft sagen, dass ich eifersüchtig war. “Lass los!”, versuchte ich es erneut, aber meine Befreiungsversuche hatte ich längst aufgegeben. “Du bist schon so, seitdem ich mit Shiroi geredet habe. Hat es was mit ihr zu tun?” ‘Shiroi?! Jetzt nennt er sie schon beim Vornamen!’ Erneut spürte ich die Wut, die in mir aufstieg. Doch Kaoro grinste mich nur an. Er gab mir einen Kuss auf die Wange da ich mein Gesicht wegdrehte. Ganz dagegen wehren konnte ich mich allerdings nicht, da er mich immer noch festhielt. “Sag bloß du bist eifersüchtig?” “Du hast mit ihr geflirtet...”, antwortete ich nach einer kurzen Pause. “Natürlich, was hast du denn erwartet? Ich reagiere wie immer auf Verehrerinnen.” Er lies mich los, blieb aber weiterhin über mir. “Du hast doch selbst gesagt, dass sich nach außen hin, möglichst wenig ändern soll. Außerdem, ist es ja nicht so, dass ich mich ihr an den Hals geworfen habe.”, “Hast du nicht..?” Fangfrage. Ich war schließlich dabei gewesen. “Ich bin hier oder nicht?!” Ich wusste was er meinte. Vor drei Wochen wäre er ihr, noch am selben Abend, an die Wäsche gegangen. Ich spürte wie sich meine Wut langsam verflüchtigte, um einem anderen Gefühl Platz zu machen: Schuld. Er hatte nur das getan was ich ihm gesagt hatte. Oder war das nur eine Ausrede? ‘Ah! Ich bin verwirrt!’ Ich zog mir die Decke über den Kopf, um mein rotes Gesicht zu verstecken. “Trotzdem, du musst es nicht so übertreiben...”, bemerkte ich. Kaoro seufzte: “Und, muss ich jetzt auf dem Boden schlafen?” “...Nein.” Der nächste Tag begann wie gewöhnlich. Yuki holte uns zum Frühstück ab, wir machten in der ersten Stunde eine Auswertung des vorangegangenen Tages, alles schien normal. Bis Yuki mich in der Mittagspause aus dem Bioraum zerrte. “Du wirst nicht glauben was Sara-chan mir gerade erzählt hat!” Wiedereinmal war ich vom Buschfunk der Schule beeindruckt. Selbst für eine kleine Privatschule wie unsere, verbreiteten sich Nachrichten rasend schnell. “Die Weiße Dame hat gestern doch tatsächlich den Club Kaoro übernommen! Obwohl sie erst eine Woche an unserer Schule ist!”, “Wie? Was für ein Club?” Hatte ich das jetzt richtig verstanden? Es gab einen Club ‘Kaoro‘? “Na ja, ein Paar Mädchen die auf Kaoro stehen, haben vor einem Jahr, oder so, einen Club gegründet.”, “Und was machen die da? Ihn vierundzwanzig Stunden am Tag anhimmeln?”, ich konnte mir ein grinsen nicht verkneifen. So etwas konnte auch nur verknallten Mädchen einfallen. Yuki stützte nun ihre Hände in die Seiten und grinste mich siegessicher an. “An deiner Stelle würde ich mich nicht darüber lustig machen, immerhin gibt es auch einen Club Kira.”, “Geht‘s noch?! Von mir auch? Habt ihr denn keine anderen Hobbys?!”, “Hey! In diesem Fanclub ist dein liebes Schwesterchen auch Mitglied!” War ja klar, dass sie sich das nicht verkneifen konnte. “Egal. Was ich eigentlich sagen wollte war, dass die Weiße Dame Sara-chan, die Leiterin deines Fanclubs, momentan die Hölle heiß macht. Offenbar hat sie wirklich was gegen dich. Das Ganze entwickelt sich langsam zu so einer Art ‘Bandenkrieg‘, obwohl Sara-chan alles versucht um die Weiße Dame zu ignorieren.”, “Und was hat das mit mir zu tun? Die kriegen sich schon wieder ein.”, “Da fragst du noch?! Wir müssen uns etwas einfallen lassen damit das aufhört! Von selbst wird sich da gar nichts regeln! Außerdem tut mir Sara-chan leid.” Ohne dass ich noch etwas darauf erwidern konnte, zog sie mich den Gang hinunter, zu den Clubräumen. “Soweit ich weiß, hat der Club Kaoro gerade eine Besprechung, ich finde wir sollten da mal Mäuschen spielen.” Eigentlich dachte ich, dass diese Sache mit der weißen Dame mich nichts mehr anging. Immerhin hatte ich Kaoro gestern darum gebeten, sich zumindest von ihr fern zu halten. Ich selbst, hatte auch beschlossen ihr aus dem Weg zu gehen. Für mich schien sie eigentlich keine Gefahr mehr darzustellen. Als wir bei dem besagten Clubraum angelangt waren, hörten wir schon die aufgeregten Stimmen der Mitglieder. Durch einen Spalt in der Tür konnten wir einen Teil der Gruppe beobachten. Ich spielte kurz mit dem Gedanken, wie es wohl wäre, selbst diesem Club beizutreten, immerhin war ich ja auch so eine Art “Kaoro-Fan“. Schmunzelnd betrachtete ich das weitere Geschehen. “Siehst du dieses arrogant dreinschauende Mädchen, mit braunen Haaren, ganz rechts? Sie ist die frühere Leiterin.”, flüsterte Yuki mir zu. Ich würde sie allerdings eher als ‘verärgert dreinschauendes Mädchen’ bezeichnen. “Er hat mich eiskalt abblitzen lassen!”, begann eines der Mädchen. “Bei mir war es das Selbe. So war er früher nie!” Nun erschien auch die Weiße Dame auf der Bildfläche: “Sie haben Recht, während er sich gestern noch angeregt mit mir unterhalten hat, versuchte er mich heute hingegen ständig loszuwerden. Als wenn ihm jemand dazu geraten hätte.”, “Vielleicht hat er einfach nur kein Interesse an dir..?”, meldete sich die ehemalige Leiterin zum ersten Mal zu Wort. Mit einem amüsierten Lächeln, verschränkte sie die Arme vor der Brust und lehnte sich an den Tisch, der hinter ihr stand. Mit einem verärgerten Gesichtsausdruck, wandte die Weiße Dame sich ihr zu: “Das ist nicht nur mein Problem, sondern das Problem von uns allen. Ich denke jemand hat ihn in der Hand, kann seine Handlungen kontrollieren.”, “Kifujin-san hat Recht, er hätte sich früher nie so eine Gelegenheit entgehen lassen.” Ich bemerkte wie mich ihr Gespräch immer unruhiger machte. Ich dachte mir schon dass sein Verhalten irgendwann auffallen würde, aber so schnell? War es in meinem Fanclub das Selbe? Fiel es da auch schon auf? Als wenn sie meine Gedanken gelesen hätte, flüsterte Yuki mir “Bei uns ist es noch niemandem aufgefallen.” zu. “Aber du hast dich ja auch nicht mit jedem Mädchen eingelassen.”, fügte sie mit einem Grinsen hinzu. “Hast du denn auch eine Vermutung wer unser ‘Übeltäter’ ist?”, wurde die Weiße Dame nun von ihrer Vorgängerin gefragt. “Natürlich...”, begann sie mit einem überheblichen Grinsen, “Ich bin der Ansicht, er hat momentan eine Freundin.”, “Kaoro und eine feste Freundin?! Ist das dein Ernst?!”, “Natürlich nicht irgendein Mädchen, es muss jemand sein der ihm genug bedeutet, um mit seinen üblichen Spielchen aufzuhören. Jemand den er länger kennt. Mit dem er möglicherweise schon seit dem Kindergarten befreundet ist... Und, mit wem ist er ständig zusammen?” Ich hielt die Luft an. Sie war gut. Nach nur einer Woche an unserer Schule, schien sie über alles informiert zu sein. “Die Aoba-Zwillinge..?!”, kam es aus der Menge der Mitglieder. “Ganz genau, ich vermute seine momentane Freundin ist Yuki Aoba.” Yuki presste eine Hand vor ihren Mund, um nicht laut loslachen zu müssen. “50-50 Chance und trotzdem daneben..!”, flüsterte sie mir zu. “Natürlich...”, entgegnete ich, “Wer würde denn ernsthaft davon ausgehen, dass er mit mir zusammen sein könnte...” Kaoros Vergangenheit sprach für sich, nicht mal ich war davon überzeugt, dass er der Mädchenwelt den Rücken zugekehrt hatte. “Und was wollen wir jetzt unternehmen? Abwarten? Aufgeben?”, fragte die ehemalige Leiterin. “Ich habe da schon eine Idee, überlasst das einfach mir...”, entgegnete die Weiße Dame. Das war das Letzte was ich hörte, bevor Yuki mich wieder von der Tür wegzog. Egal was die Weiße Dame vorhatte, etwas Gutes konnte es nicht sein. Bevor wir den Raum betraten, konnte ich es mir nicht verkneifen, Yuki noch einmal zu warnen: “Bitte pass auf, sie halten dich für seine Freundin. Wer weiß was sie vorhat.”, “Mach dir keine Sorgen. Solange sie nicht auf der richtigen Spur sind, ist doch alles im grünen Bereich.” Wie um mich zusätzlich zu beruhigen, strich sie mir über die Wange, bevor sie die Tür zum Bioraum öffnete und darin verschwand. Ich blieb noch kurz in der Tür stehen und fragte mich ob das Ganze wirklich so einfach war. Ich setzte mein übliches Lächeln auf und ging zu Kaoro hinüber, der an einem der Fensterplätze saß und schon auf mich zu warten schien. _______________________________________________________ Ein bisschen Applaus bitte!! Ich hab es eeendlich geschafft, das 4. Kap! Ho ho! Hat ja lang’ genug gedauert, über zwei Wochen... Tja, jetzt sind noch ein paar mehr Handlungsstränge dazugekommen und es wird immer schwieriger in der Ich-Form zu bleiben. T_T Außerdem ist es das erste Mal, dass von Anfang an alles schon fest stand, Handlungstechnisch und so... Bin normalerweise nicht der Typ der gerne plant... Na ja, mal sehn wie es sich weiter entwickelt und ob ich das alles so hinkriege, wie ich mir das vorgestellt habe. Weicht ja immer ein bisschen von der Planung ab... Bis denne!! Cindy-chan Summer - Kapitel 5 - Das echte Date ----------------------------------- Die Sonne weckte mich an diesem Morgen, eine halbe Stunde bevor mein Wecker klingelte. Kaoro schlief noch. Ich hatte es immer noch nicht fertig gebracht, ihm von den Ereignissen um die ‘Weiße Dame’ zu erzählen. Solange er sich von ihr fernhielt, stellte das auch kein Problem dar. Zumindest aus meiner Sicht. Ich kuschelte mich dichter an ihn heran, um noch ein Bisschen zu dösen, bevor es Zeit war aufzustehen. In diesem Moment schlang Kaoro seine Arme um mich, ich schien ihn aufgeweckt zu haben. “Morgen.”, brummelte er mir ins Ohr, ohne die Augen zu öffnen. “Guten Morgen.”, gab ich zurück und hob meinen Kopf so weit es ging, um meinen allmorgendlichen Kuss zu bekommen. “Morgen ist Sonntag.”, flüsterte er mir mit einem Lächeln zu. “Ich weiß.”, “Und du hast morgen Geburtstag.”, ”Ich weiß.”, wiederholte ich, während ich sein Lächeln erwiderte. Kaoro öffnete nun ein Auge. “Wie wär’s wenn ich dich auf ein Eis und ins Kino einlade? Natürlich nur, wenn du nicht schon was Besseres vor hast.” Ich hob meinen Kopf um ihn besser sehen zu können. “Du meinst ein Date?” Er nickte mir daraufhin zu. Ein richtiges Date. Wir waren zwar schon eine Weile zusammen, aber ein Date hatten wir noch nie. Ich freute mich wirklich. Das war einfach ein tolles Geburtstagsgeschenk. “Ich denke, dafür werde ich noch ein Bisschen Zeit opfern können.”, “Das hoffe ich doch!”, entgegnete er und beugte sich über mich, um mich zu küssen. Als er sich wieder von mir löste, schlüpfte ich unter ihm hervor, um zur Leiter am Kopfende zu gelangen. Kaoro hielt mich fest. “Wo willst du denn hin? Wir haben doch noch Zeit.”, “Ich wollte Yuki bescheid sagen, dass ich nicht zu ihrer Party komme.”, “Kannst du das nicht später machen?”, protestierte er und zog mich wieder zu sich heran. Ich seufzte und legte mich wieder hin. Fluchtversuche, unter diesen Umständen, waren sowieso umsonst. Nach dem Unterricht, hatte ich mich mit Sara-chan in der Bibliothek verabredet. Vor einer Weile, hatte ich sie gebeten das Gerücht zu verbreiten, wir hätten ein Date, um Kaoro eifersüchtig zu machen. Das es mir um Kaoro ging, hatte ich ihr natürlich nicht gesagt. Ihre Bedingung war, dass ich immer mal wieder, ein Bisschen Zeit mit ihr verbringen sollte. Was ich auch tat, immerhin bin ich dank ihr jetzt mit Kaoro zusammen. Ob sie immer noch Zeit mit mir verbringen würde wenn sie das wüsste? Unsere kleine Schule hatte eine bemerkenswert große Bibliothek. Hier konnte man fast jedes Buch finden. Als ich die große Schwingtür öffnete kam mir gleich der typisch muffige Geruch entgegen. Es war kaum jemand hier. Draußen war es heiß, die Sonne schien und die meisten Schüler waren an der frischen Luft. Die Bibliothek war nicht klimatisiert und durch die großen Fenster an der Südseite, glich der Raum einem Gewächshaus. Kein normaler Mensch würde sich hier nachmittags freiwillig aufhalten. Bis auf uns. Die Ruhe, die hier herrschte, machte diesen Ort perfekt zum lernen. Ich mochte es sehr mich hier aufzuhalten. Gleich links neben dem Eingang, befand sich ein Tresen, an dem man sich entweder Informationen holen oder Bücher ausleihen konnte. Ich grüßte die Schülerin die sich dahinter befand. Mit einem freundlichen lächeln erwiderte sie meinen Gruß. Rechts standen kleinere Sitzgruppen, dahinter einige Computer. Die meisten Schüler die sich diese Schule leisten konnten, hatten allerdings auch genug Geld für einen Laptop, daher waren diese meistens leer. Vor mir lagen dunkle Holzregale, vollgestopft mit Büchern. Sie erhoben sich fast schon majestätisch bis zur Decke. Mein Ziel lag dahinter. Ich ging ein paar Regalreihen weiter und gelangte somit zu den, im hinteren Teil gelegenen, Sitzecken. Hier war man meistens ungestört. Auch heute war niemand sonst hier. Sara-chan wartete schon auf mich. Sie begann über das ganze Gesicht zu strahlen, als sie mich sah. “Schön das du Zeit gefunden hast!”, “Immer wieder gern!”, entgegnete ich ihr, mit dem strahlenden Lächeln, dass ich immer auflegte, in Gegenwart von Verehrerinnen. Immer wieder musste ich von meinem Hefter aufsehen. Sara war wirklich süß. Sie hatte heute ihre Haare an einer Seite zu einem lockeren Zopf gebunden. Ein paar Strähnen strichen immer wieder über ihren Arm und Hefter, wenn sie sich bewegte. Sie hatte ihre Bluse etwas weiter aufgeknöpft, sicherlich wegen der Hitze. Um ihren Hals hing eine dünne Goldkette, dessen Anhänger im Ausschnitt verschwand. ‘Was das wohl für ein Anhänger ist?’ Von diesem Gedanken peinlich berührt, sah ich wieder auf meinen Hefter. Es war angenehm, in ihrer Nähe zu sein. Sie war ein liebes, ruhiges Mädchen. Ich musste schmunzeln. Ich hätte es mir gut vorstellen können mit ihr zusammen zukommen. Unter anderen Umständen. Wenn Kaoro nicht wäre. In diesem Moment fuhr mir eine Hand über den Kopf. Ich wirbelte erschrocken herum. “Kaoro!“ Er hatte sich unbemerkt an uns herangeschlichen. Sara sah nun auch von ihrem Buch auf. Sie schien von seinem plötzlichen Auftauchen nicht gerade begeistert, trotzdem schenkte sie ihm ein Lächeln. “Hast du kurz Zeit für mich?”, fragte er trocken. Eigentlich wollte ich Sara-chan ungern allein sitzen lassen, aber er machte einen geknickten Eindruck. Vielleicht war er auch wütend, jedenfalls konnte ich nicht nein sagen. Ich drehte mich zu Sara um: “Wäre das in Ordnung?”, “Ja, schon gut. Ich wollte mich sowieso gerade verabschieden. Ich treffe mich noch mit meinem Club.” Sie stand auf, packte ihre Sachen zusammen und war wenige Minuten später auch schon verschwunden. Ich war währenddessen auch aufgestanden. Nun wurde ich jedoch von Kaoro unsanft mit dem Rücken, an das hinter mir liegende Bücherregal gestoßen. “Au! Was soll denn das?!”, stieß ich hervor. Ohne ein Wort zu sagen, stütze er sich mit den Händen, rechts und links von meinem Kopf, am Regal ab. Für eine kurze Zeit, sah er mich einfach nur an. Mein Rücken schmerzte. Ich war gegen irgendetwas hartes, spitzes gestoßen. Verärgert hielt ich seinem Blick stand. “Was ist denn los mit dir?!”, “Ich mag es nicht, wenn du dich mit ihr triffst.”, antwortete er emotionslos. “Was?! Aber wir haben doch darüber geredet, du weißt doch warum ich das mache. Doch nur weil...” bevor ich meinen Satz beenden konnte, ergänzte er: “Ich mag es nicht wie du sie ansiehst.” ‘Wie ich sie ansehe?! Wie sehe ich sie denn an?!’ Schoss es mir durch den Kopf. ‘Moment!’ Das hörte sich fast so an, als sei er eifersüchtig! Ich erinnerte mich an die Szene vor ein paar Tagen, als die Situation genau umgekehrt war. Ein flaues Gefühl machte sich in meinem Magen breit. Irgendwie freute es mich allerdings auch zu sehen, dass ich ihm wichtig war. Aber wie konnte ich ihn beruhigen? “Entschuldige.”, begann er “Aber vorhin, als ich hier her kam, da...” Ich legte meine Hände auf seine Wangen und berührte mit meiner Stirn ganz sacht seine. “Wie sagtest du so schön: Ich hab mich ihr doch nicht gleich an den Hals geworfen.”, “Das ist es ja, was mir Sorgen macht. Du hast kein Interesse an rein Körperlichen Beziehungen. Und wenn du dann jemanden so ansiehst... Immerhin hast du es ja auch nie zu mir gesagt.”, entgegnete er, während sich seine Hände langsam vom Regal, über meinen Rücken bewegten und bei mir für einen Schauer nach dem anderen sorgten. “Was hab ich nie gesagt?”, fragte ich, mehr auf seine Hände achtend, als auf seine Worte. Mir wurde plötzlich so heiß. Ich war mir nicht sicher, ob es an der Wärme im Raum oder an seinen Berührungen lag. “Dass du mich liebst.” Diese Bemerkung zwang mich wieder zur Aufmerksamkeit. Trotzdem schlug mir mein Herz bis zum Hals. Ich konnte nicht anders, als ihn verwirrt anzusehen. Hatte ich das wirklich nie? Ich meine, eigentlich müsste er es wissen. Wenn es nicht so wäre, würde ich sicher Einiges so nicht mit mir machen lassen. Ich brachte meinen Mund so nah wie möglich an sein Ohr, um folgendes zu flüstern: “Ich liebe dich wirklich sehr.” Ich konnte nicht anders. Er verstärkte seine Umarmung, zog mich so näher an sich heran. Ich schloss meine Augen, um so viel wie möglich von diesen Gefühlen aufsaugen zu können. Wir hatten immer noch nicht miteinander geschlafen, denn weiter als bis zu diesem Punkt ist er nie gegangen. “Kira. Ich...” Sein Gesicht kam so nah an meines. Er wollte mich küssen. Doch dann... “Also echt, ich such’ euch überall und ihr turtelt hier seelenruhig rum!” Zwei Meter von uns entfernt stand nun eine hämisch grinsende Yuki, die die Hände in die Hüften gestützt hatte. Ich überlegte kurz ob sich auch jemand anders so an uns hätte heranschleichen können. Nicht auszudenken was passiert wäre wenn eine von Kaoros Fanclub aufgetaucht wäre. Doch dann wurde meine Aufmerksamkeit auf etwas anderes gelenkt. Wir lösten uns langsam voneinander und starrten Yuki fassungslos an. “W... was ist denn passiert..?”, brachte ich schließlich hervor. Yukis vorher so langes, lockiges Haar, war nun so kurz wie meines. “Nichts. Ich hatte Lust mich mal zu verändern! Außerdem sehen wir uns jetzt noch ähnlicher, ist doch toll!”, gab sie mir mit einem immer noch strahlenden Gesichtsausdruck zur Antwort. War das wirklich die Wahrheit? Sie war doch immer so stolz auf ihre Haare. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass da mehr dahinter steckte. “Ähm, Kaoro, packst du bitte meine Sachen zusammen.”, Mit einem “Schon klar.”, entfernte er sich von uns. Ich hingegen packte Yuki an ihrem Arm. “Wirklich?! Hat das nichts mit der Weißen Dame zu tun?” Yukis Lächeln verschwand. “Bitte mach dir keine Sorgen. Es ist alles in Ordnung.” Ich spürte wie sich mein Magen zusammenkrampfte. Das war Antwort genug. Sie HATTE damit zu tun. Und das war alles meine Schuld. Sie muss wegen Dingen leiden, die ich zu verantworten hatte. In dieser Nacht konnte ich kaum einschlafen. Ich dachte die ganze Zeit darüber nach was sie ihr angetan hatten und darüber was sie ihr noch antun würden. Kaoro blieb mit mir wach, er hielt mich die ganze Zeit in seinen Armen, bis ich eingeschlafen war. Ohne ihn hätte ich mich wahrscheinlich noch länger gequält. Am nächsten Tag, stand unser Geburtstag vor der Tür. Yuki hatte mir gegen Mittag mein Geschenk vorbeigebracht und mich gewarnt: “Wehe du genießt dein erstes Date mit Kaoro nicht! Mach dir keine Sorgen um seinen Fanclub, um den kümmere ich mich schon !” Das beruhigte mich natürlich überhaupt nicht, aber was sollte ich machen? Ich hatte mich so auf dieses Date gefreut. Außerdem war ich mir relativ sicher, dass sie ihr heute nichts mehr antun würden, da sie sich mit ein paar Freunden, um ihre Party kümmerte. Sie war nicht allein. Kaoro lächelte den ganzen Tag vor sich hin. Er schien sich auch darauf zu freuen. Als es dann soweit war, fuhren wir mit dem Bus in die Stadt. Kaoros Vorschlag die Limousine seines Vaters zu nehmen lehnte ich dankend ab. Das musste nun wirklich nicht sein! Ich wollte einfach nur einen schönen Tag mit ihm verbringen und nicht auffallen wie eine bunter Hund. Auf dem Marktplatz hatte ein zwei Tage zuvor, ein Jahrmarkt eröffnet. Überall waren bunte Lichter, Buden und unglaublich viele Leute. Kaoro nahm meine Hand. “Damit wir uns nicht verlieren?” Er lächelte mich an: “Nein. Weil wir ein Date haben.” Ich bemerkte zwar wie mein Gesicht rot wurde, umklammerte aber trotzdem seine Hand. Ich ließ sie erst wieder los, als wir vor dem Kino standen. Immer wieder fragte ich mich, ob Kaoro auch mit den ganzen Mädchen solche Ausflüge gemacht hatte. Yukis Meinung dazu war, dass sie mit ihm nur bis ins Zimmer kamen. Aber das würde bedeuten, das hier wäre sein erstes richtiges Date. Wieso war ich dann so viel nervöser als er? Oder war das alles nur Fassade? Hatte er vor unser Date genauso zu beenden wie bei den Mädchen? War das vielleicht der Grund für unseren Ausflug? Das ‘Ende’ in unserem Zimmer? Diese Gedanken sorgten bei mir nicht gerade für Entspannung. Kino ist wohl das abgedroschenste Ziel für ein Date. Es hätte nur noch gefehlt, dass er diese ‘Gähnen und Arm über die Schulter legen’ Nummer abzieht. Nicht dass ich mich dagegen gewährt hätte... Auf den Film konnte ich mich nicht wirklich konzentrieren. Wir waren zwar nicht das erste Mal zusammen im Kino, aber es war trotzdem irgendwie anders. Außerdem beschäftigte mich die kleine Tüte die er schon den ganzen Tag bei sich trug. Sie lag momentan auf seinem Schoß. So sehr ich es auch versuchte, ich konnte einfach nicht erkennen, was sich darin befand. Vielleicht ein Geschenk für mich? Meine Aufmerksamkeit fiel nun auf ein Pärchen, das eine Reihe vor uns saß. Wären nicht noch andere Leute im Kino gewesen, wären sie sicher vollkommen übereinander hergefallen. Kaoros Blick fiel auch auf die beiden, dann auf mich. “Na? Wollen wir auch?”, flüsterte er mir grinsend zu. “W.. was?!”, entgegnete ich nur. “Keine Panik! War doch nur ein Scherz!” ‘Ein Scherz?’ Ich versuchte mir die Reaktionen der Leute um uns herum vorzustellen. Verdrängte das aber schnell wieder. Für sie waren wir nur zwei Freunde im Kino. Aber wenn wir das getan hätten... Draußen war es mittlerweile schon dunkel geworden. Auf dem Jahrmarkt ging es jetzt allerdings erst richtig los. Die immer noch hohen Temperaturen, waren für die Besucher kein Hindernis. “Hattest du mir nicht ein Eis versprochen?”, fragte ich ihn, als wir erneut Händchenhaltend durch die Menschenmassen liefen. Ich hatte mich mittlerweile an die neue Situation gewöhnt und war entspannter. “Erst bekommst du dein Geschenk.”, bekam ich als Antwort. Er zog mich weiter bis zum Riesenrad. Etwa noch so ein Klischee?! “Willst du damit fahren?”, fragte ich verblüfft. “Natürlich! Da ist es nicht so laut und wir sind allein.” ‘Allein? Was ist das denn für ein Geschenk?’, dachte ich während er für uns bezahlte. Sollte ich vielleicht doch Recht gehabt haben mit dem Ausgang unseres Dates? Von hier oben hatte man einen herrlichen Blick auf die Stadt. Alles leuchtete und schien zu glitzern. Kaoro saß mir gegenüber. Er griff nun in seine Tüte und holte ein kleines Kästchen hervor. Er hielt es mir hin. “Alles gute zum Geburtstag.” Zögernd nahm ich es an. Ich öffnete es. “Ein Ring.”, stellte ich fest. “Nein, zwei Ringe. Einer für dich, einer für mich.”, “Wie jetzt?! Du schenkst einem Kerl einen Ring? Du bist echt seltsam, schon den ganzen Nachmittag behandelst du mich wie ein Mädchen. Und jetzt so was...” Damit hatte er scheinbar nicht gerechnet. Er setzte sich nun zu mir hinüber und nahm mir das Kästchen aus der Hand. Er holte einen der Ringe heraus. “Na hör mal! Die sind weder golden, noch glänzen sie und irgendwelche Steine sind auch nicht dran. Die sind nicht kitschig, die sind männlich!” Ich konnte mir das Lachen nicht mehr verkneifen. Sein ernster Gesichtsausruck und dazu seine Worte, das war zuviel. “Hey! Mach dich nicht über mich lustig, ich hab mir doch was dabei gedacht!”, “Ach ja was denn?”, brachte ich nur mit Mühe hervor. “Na ja, wir können es doch nicht öffentlich zeigen. Ich meine, dass wir zusammen sind. Die sind damit wir auch so, zumindest irgendwie verbunden sind.” Mittlerweile hatte ich mich wieder gefangen und folgte gespannt seinen Ausführungen. Ich hatte ihn schon lange nicht mehr so verlegen gesehen. “Du musst ihn ja auch nicht am Finger tragen, am Schlüsselbund würde...” Er brach ab, weil ich ihn nun am T-Shirt näher zu mir zog. So nahe, dass ich ihn ohne Probleme küssen konnte. Gut, vielleicht war das ‘WIE’ kitschig, aber über das ‘WARUM’ freute ich mich umso mehr. Ich nahm mir, während unsere Lippen aufeinander lagen, einen der Ringe und steckte ihn mir auf den Finger. Dann löste ich mich von ihm. “Was ist nun mit meinem Eis?”, fragte ich ihn lächelnd. ____________________________________________________________________________ Oh Gott ich weiß... Kitschiger ging’s nicht mehr... Aber das ist noch die zensierte Variante! Das Original wäre noch schlimmer geworden! Was ein Gläschen Alkohol aus einem machen kann... Das Original war auch Adult... Und, nein Kchan du bekommst diese Variante nicht! Irgendwie kam das Date ein wenig zu kurz... Aber das ganze spielt später noch eine wichtige Rolle, deshalb der Titel ‘das echte Date’ Das nächste Kapitel heißt übrigens “Yuki im Doppelpack”. Falls es jemanden interessiert... Na dann! Cindy-chan geht... Summer - Kapitel 6 - Yuki im Doppelpack --------------------------------------- Schon 10 Minuten. Sie war schon 10 Minuten zu spät. Gut, Pünktlichkeit war noch nie Yukis Stärke gewesen, aber sie wusste ganz genau, dass ich mir im Moment schon ab 5 Minuten Verspätung Sorgen machte. Ich wusste immer noch nicht, was die Weiße Dame ihr angetan hatte, ganz zu schweigen von dem ‘großartigen Plan’, über den sie so begeistert gesprochen hatte. Ich musste mir dringend irgendetwas einfallen lassen. Ich spielte mit dem silbernen Ring an meinem Finger, während ich in der Cafeteria wartete. Ich hatte das Gefühl hier war heute mehr los als sonst. Ich mochte diesen Ort überhaupt nicht, hier war es mir viel zu laut. Leider war dies Yukis Lieblingsplatz. Wahrscheinlich bekam sie ihre ‘Informationen’ immer von hier. Fast alle Tische waren besetzt. Jetzt im Sommer wurde sogar Eis verkauft. Ob sie deshalb alle hier waren? Der Raum war an sich eher schlicht eingerichtet, überall standen einfache Tische und es gab ein paar Sitzecken. Das ganze erinnerte eher an eine Großkantine der Unterschicht, vielleicht hat das Geld dafür nicht mehr gereicht. Ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen. Ich sah ein paar vertraute Gesichter, einige Leute grüßten mich. Vielleicht konnte ich diesen Ort auch nicht leiden, weil ich immer das Gefühl hatte, mein ‘Verehrerinnen-dauer-Grinsen’ aufsetzen zu müssen, um niemanden zu beleidigen. Obwohl mir im Moment nach etwas ganz Anderem zumute war. Dann sah ich jedoch Etwas, das mich schon eher interessierte. Auf einer der Sitzecken, entdeckte ich Sara-chan. Ich wollte gerade zu ihr gehen, als die Weiße Dame auftauchte. Sie setzte sich nicht, blieb vor Sara stehen. Wollte sie damit ihre Überlegenheit demonstrieren? Irgendwie hatte ich ein ungutes Gefühl. Ich konnte nicht hören, worüber sie redeten, aber der Gesichtsausdruck von Sara sprach Bände. Ich hatte mit der Weißen Dame sowieso noch ein Hühnchen zu rupfen, also wieso nicht jetzt? Yuki schien mich schließlich versetzt zu haben. Ich stand auf, wartete bis sie fertig waren. Sara-chan musste nicht unbedingt etwas von meinem Vorhaben erfahren. Als die Weiße Dame sie dann mit einer kurzen Verbeugung verließ, folgte ich ihr auf den Gang. Sie ging weiter bis zu den Räumen mit den Schließfächern, für Schüler die nicht hier wohnten. Ich folgte ihr auch dorthin. Dann blieb sie mitten im Raum stehen. “Kann ich dir irgendwie helfen, Aoba-kun?”, fragte sie, ohne sich umzudrehen. Ich schwieg. Das Ganze war eine spontane Aktion gewesen und ich wusste nicht Recht, wie ich anfangen sollte. “Was ist? Hat es dir die Sprache verschlagen?!” Sie drehte sich nun um. Wie nicht anders zu erwarten, hatte sie ihr überhebliches Lächeln aufgesetzt. Wieder bekam ich eine Gänsehaut bei diesem Anblick. “Du willst mir doch nicht etwa ein Liebesgeständnis machen?! Tut mir leid dich zu enttäuschen, aber du bist nun wirklich nicht mein Typ.” “Ich bin wegen Yuki hier.”, begann ich schließlich. “Wegen deiner Schwester? Was ist denn mit ihr?” Sie legte den Kopf nun leicht schräg. Außerdem hatte ich das Gefühl, ihr Grinsen wurde noch breiter. In mir stieg Wut auf. Ich musste vorsichtig sein. Ich wollte nicht zu weit gehen, immerhin hatte ich weder Beweise, dass sie etwas getan hatte, noch wusste ich was es war. “Ich will, dass ihr Yuki in Ruhe lasst.”, “Wir? Wen meinst du denn mit ‘Wir’?” So, jetzt stand definitiv fest, dass sie mich provozieren wollte. “Du und dein Fanclub. Hört auf sie zu belästigen.” “Also wirklich, das sind doch nur ein paar harmlose Scherze! Wir wollen sie doch nur ein wenig ärgern!”, konterte sie lächelnd und kam mit ausgebreiteten Armen langsam auf mich zu. Das war ein Geständnis. Ich konnte mich nicht mehr bremsen. Ich ging zwei Schritte auf sie zu und stieß sie mit dem Rücken gegen die Schließfächer. Dann hielt ich sie an den Armen fest. “Ich warne dich! Du hast keine Ahnung WIE unangenehm wir sein können!” Ihr Lächeln verschwand nur kurz, doch es verschaffte mir Genugtuung zu sehen, dass sie wegen mir, aus der Fassung geriet. “’Uns‘? Wer ist damit gemeint? Etwa Yuki und du? Oder denkst du da eher an Kaoro? Sicher, alte Freunde müssen schließlich zusammenhalten. Nicht war?!” Der Sarkasmus in ihren Worten, brachte mich dazu meinen Griff etwas zu lockern. ‘Wie ist das denn jetzt gemeint?’ Sie befreite ihre linke Hand, wohlwissend dass ich mit der Bedeutung ihrer Worte beschäftigt war. Sie packte mich im Nacken und zog mein Gesicht erschreckend nah an ihres heran. Ich staunte, über die Kraft die hinter ihrer so zart wirkenden Statur steckte. “Keine Sorge, ich habe mein Interesse an Yuki Aoba verloren. Mich interessiert einzig und allein Kaoro Tatsumi. Wegen ihm bin ich hier, ihn werde ich bekommen. Es ist mir egal WER sich mir in den Weg stellt, ob nun Yuki, du oder die gesamte Schule!” Ich befreite mich aus ihrem Griff und ging vorerst auf Sicherheitsabstand. “Ich denke unser Gespräch ist damit beendet? Gut. Ich habe noch Wichtigeres zu tun.” Sie ging an mir vorbei, geradewegs auf die Tür zu. Ich konnte nichts mehr dazu sagen. Das war einfach alles zu viel. In der Tür blieb sie stehen, drehte sich noch einmal um: “Du hast dir einen, dir weit überlegenen Gegner ausgesucht ‘Kira-chan‘. Du solltest wirklich besser auf dich Acht geben. Sonst passiert dir noch etwas.” Dann verschwand sie. Mit einem Seufzer ließ ich mich mit dem Rücken gegen eines der Schließfächer fallen. Mein Herz raste. Wie um es anzuhalten, ballte ich meine Hand, vor der Brust, zur Faust. Dabei zerknitterte ich mein Hemd, was mir im Moment allerdings ziemlich egal war. Mein Blick fiel nun auf den Ring an meinem Finger. War es ein Fehler gewesen? Wie konnte das nur so Überhand nehmen? Mir war schwindelig, ich wollte nur noch auf mein Zimmer. Dann fiel mir wieder Sara-chan ein. Vielleicht war sie ja noch in der Cafeteria. Ich brauchte ein wenig Gesellschaft und Kaoro hatte im Moment Training. Außerdem bestand die Möglichkeit, herauszufinden was die Weiße Dame von ihr wollte. Ich hatte Glück. In der Cafeteria angekommen, stellte ich fest, dass Sara-chan noch immer an ihrem Tisch saß. Sie hatte sich wie viele andere auch, ein Eis geholt. Mit einem diesmal ernst gemeinten Lächeln setzte ich mich zu ihr. “Schön dich zu sehen.” Sie sah mich verwirrt an. Konnte sie etwa den Unterschied sehen? Wusste sie welches Lächeln echt war? Dann strahlte sie: “Es ist auch schön dich zu sehen, Aoba-kun!” Ich zuckte zusammen. Dieses ‘Aoba-kun’ gefiel mir plötzlich gar nicht mehr. Vielleicht, weil die Weiße Dame mich so genannt hatte. “Kannst du mir einen Gefallen tun? Nenn mich bitte nicht ‘Aoba-kun’, wir sind doch so was wie Freunde. Ich nenne dich immerhin auch Sara-chan.” Wieder verschwand ihr Lächeln kurz. Sie wurde rot. “Ähm, ok. Also... Kira-kun?” Sie war so süß. Ich konnte nicht anders als zu lächeln. Meine Stimmung besserte sich erheblich. “Schon besser. Sara-chan.”, entgegnete ich. “Sag mal, ich hab gesehen, dass Kifujin-san kurz bei dir war. Was wollte sie denn?” Der Themenwechsel kam plötzlich. Aber ich sah keinen Grund weiter um den heißen Brei herumzureden. “Äh...” Sie wirkte plötzlich angespannt. Um sie zu beruhigen, legte ich meine Hand auf ihre. Was allerdings das Gegenteil zu bewirken schien. Ihr Gesicht wurde erneut rot. “Na ja, sie wollte mich nachher treffen. Ach ja! Ich habe Yuki-chan heute noch nicht gesehen! Kannst du ihr ausrichten, dass wir uns mit Kifujin-san um acht in der Bibliothek treffen? Sie hat zwar nicht gesagt was sie wollte, aber ich denke es geht um die Clubfehde.” Bei diesen Worten stockte mir der Atem. Sie sollten sich allein mit dieser Person treffen?! “Nein.”, brachte ich nach einer kurzen Pause hervor. “Wie? Aber...” Ich unterbrach sie: “Ich werde mit dir dahin gehen. Yuki geht es nicht so gut, also springe ich als ihr nächster Verwandter ein.”, log ich ihr, mit einem nun wieder gespielten Lächeln, ins Gesicht. Ihre Miene verfinsterte sich. “Tut mir leid, sie hat darauf bestanden, dass nur wir beide Anwesend sind. Keine Ausnahme. Wir müssen unsere Differenzen schnell beseitigen. Ich kann nicht riskieren, dass sie vorher verschwindet.” Nun zeigte sie mir zum ersten Mal ihre Qualitäten als Clubleitung. Es faszinierte mich, wie sehr diese Verhaltensweisen sich doch voneinander unterschieden. Sie war wie ausgewechselt. “Es ist aber wichtig, dass ich dabei bin.”, erwiderte ich. “Nur Yuki-chan. Aber... wenn es dir wirklich so wichtig ist, dass sie davon nichts erfährt, komm gegen halb acht in mein Zimmer.” Sollte das wieder so eine Art Abmachung werden? Aber gut, wenn es nicht anders ging. “Ich werde da sein.”, versprach ich lächelnd. “Ich denke, ich hole mir auch ein Eis. Schließlich haben wir noch Zeit.” Als es halb acht war, stand ich vor Saras Tür. Zögernd klopfte ich an. Sie öffnete. “Kira-kun! Pünktlich auf die Sekunde! Es ist alles schon vorbereitet!” ‘Alles vorbereitet’? Was sollte das denn heißen? Sie machte Platz und ich konnte eintreten. Da sah ich es auch schon. Auf dem Bett ausgebreitet, lag eine Schuluniform für Mädchen. “Gut, dass Yuki-chan sich die Haare geschnitten hat. So brauchte ich wenigstens keine Perücke besorgen.”, “Das ist jetzt nicht dein Ernst oder?” Immer noch fassungslos, starrte ich auf die Uniform. Sara lächelte nur: “Ich habe dir doch gesagt, ich will nichts riskieren. Wenn du dabei sein willst, zieh das an und versuche möglichst nicht zu sprächen. Deine Stimme würde dich nämlich verraten.” Es war nun kurz vor acht. Wahrscheinlich puterrot im Gesicht, folgte ich Sara-chan zur Bibliothek. ‘Wenn Yuki wüsste was ich alles für sie tue!’, schoss es mir durch den Kopf. So sehr ich es damals auch verflucht habe, dass alle Mädchen an unserer Schule knielange Rücke trugen, wusste ich das im Moment wirklich zu schätzen... “Wirklich erstaunlich wie gut dir meine Uniform passt!”, kicherte Sara vor sich hin. “Danke. So was hört man als Junge, immer wieder gern...” Das es mir peinlich war, schien sie zusätzlich zu erheitern. Sie öffnete die große Schwingtür. Niemand war zu sehen. “Gut. Du musst jetzt still sein.”, sagte sie und ging zum hinteren Teil der Bibliothek. Ob die Weiße Dame das Ganze durchschauen würde? “Wie schön, dass ihr es einrichten konntet!”, flötete es uns entgegen. Sie wartete schon. Ich sah mich um, aber sie schien allein zu sein. Mit einer einladenden Geste, bat sie uns Platz zu nehmen. Von jetzt an achtete ich auf jede meiner Bewegungen. Ich durfte mich nicht verraten. “Und, weswegen hast du uns herbestellt?”, begann Sara-chan. Die Miene der Weißen Dame verfinsterte sich schlagartig. “Wegen einer Sache die meinem, genauso wie eurem Fanclub Schwierigkeiten bereiten könnte.” Sie holte nun einen Umschlag aus ihrer Tasche. “Eines meiner Mädchen ist Kaoro gestern gefolgt.” Ich hielt den Atem an. Sie öffnete den Umschlag und breitete ein paar Fotos auf dem Tisch aus. “Wir waren eigentlich der Annahme, du seihst seine Freundin und er wollte zu deiner Party. Aber dem war nicht so.” Während sie redete, sah sie mich an, da sie mich für Yuki hielt. Ich jedoch starrte nur auf die Fotos. Ein paar davon zeigten mich und Kaoro Händchenhaltend, andere wie wir herumalberten. Aber ein Foto war eindeutig. Auf diesem waren wir zu sehen. Wie wir uns küssten. Ich erinnerte mich an diese Situation. An Kaoros Worte: ‘Hier kennt uns doch niemand!’ Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ertappt. Was sollte nun aus uns werden? Zitternd legte ich mir eine Hand vor den Mund. Ich spürte das kalte Metall des Ringes an meinen Lippen. Mir kamen fast die Tränen. “Es tut mir leid, wie wir dich wegen dieses Missverständnisses behandelt haben. Du bist so still. Das muss ein ziemlicher Schock für dich sein. Dein Bruder und dein bester Freund...” Ihr gespieltes Mitleid weckte mich aus meiner Starre. Ich wollte etwas sagen, doch Sara kam mir zuvor: “Ich gehe recht in der Annahme, dass wir die Ersten sind denen du das zeigst?” Die Weiße Dame nickte. “Gut. Das sollte auch so bleiben. Ich denke es ist in unser aller Interesse, dass das nicht an die Öffentlichkeit gelangt. Das könnte zur Folge haben, dass die Eltern sich einschalten und somit unsere Clubs überflüssig würden.”, “Richtig. Sie würden mit Sicherheit von der Schule genommen.”, ergänzte die Weiße Dame. Mir wurde Schlecht. Immer noch rang ich mit den Tränen. Es drehte sich alles. Auch wenn es besser gewesen wäre nichts darüber zu erfahren, war ich doch froh. So wusste ich zumindest, was ich von jetzt an von der Weißen Dame zu erwarten hatte. Trotzdem wollte ich hier so schnell es ging raus. “Was werden wir nun unternehmen? Es ist völlig ausgeschlossen, dass diese Beiden zusammenbleiben.”, “Nichts. Wir werden uns nicht einmischen. Früher oder später wird sich das von selbst regeln. Immerhin ist dein Fanclub doch ständig hinter Kaoro her. So wie ich ihn kenne, wird er irgendwann schwach. Vielleicht bist du sogar Diejenige die ihn dann auffängt. Ich mache mir da nicht allzu große Sorgen.”, antwortete Sara. Ich war geschockt. War das wirklich das, was sie dachte?! Zum ersten Mal, seit unserem Zusammentreffen mit der Weißen Dame, sah ich sie an. In ihrem hübschen Gesicht war keine Spur ihres sonst so angenehmen Lächelns. Was dachte sie jetzt über mich? “Ich schon.”, konterte die Weiße Dame. “Wenn du nur untätig zusehen willst, bitte. Ich werde das nicht.” Sie stand auf und stürmte aus der Bibliothek ohne sich zu verabschieden. Den ganzen Weg, von der Bibliothek bis zu Sara-chans Zimmer, wo immer noch meine Sachen waren, sprach sie kein Wort. Ich traute mich auch nicht sie anzusprechen. Ich fühlte mich so schuldig. Als hätte ich etwas verbrochen, das schlimmer war als alles vorher da gewesene. Ich zog mich stillschweigend um. Mit einem “Gute Nacht.”, bewegte ich mich auf ihre Zimmertür zu. “Tut mir leid.” Ich hielt Inne. Ich hatte nicht damit gerechnet, ihre Stimme heute noch einmal zu hören. Ich drehte mich um. Sie kam auf mich zu: “Tut mir leid. Aber ich kann auch nicht tatenlos zusehen. Du bedeutest mir sehr viel und solange ich noch Hoffnung habe, werde ich alles daran setzten, dich für mich zu gewinnen.” Sie strich mir mit ihrer kalten Hand über die Wange. Ich zögerte kurz, dann löste ich mich von ihr, um ohne ein weiteres Wort, den Räum zu verlassen. Das war alles zu viel für mich. Ich wollte nur noch in mein Bett. Ich öffnete die Tür zu unserem Zimmer. Es brannte immer noch Licht. Kaoro stand im Flur und sah mich an. Ich schloss die Tür hinter mir und zwang mich zu einem Lächeln. “Tut mir Leid ich wurde aufgehalten.” Ich spürte wie sich heiße Tränen, ihren Weg über meine Wangen bahnten. Kaoro kam auf mich zu. Ich versuchte sie wegzuwischen, aber es kamen immer wieder Neue. “T.. tut mir leid...” Er nahm mich in den Arm. Ich legte meinen Kopf an seine Schulter, klammerte mich an sein Hemd. “Willst du darüber reden?”, fragte er fast tonlos. Ich war nur zu einem schwachen Kopfschütteln in der Lage. Er musste davon nichts erfahren. Ich wollte ihm keine Sorgen machen, obwohl ich das wahrscheinlich schon längst tat. Er verstärkte seine Umarmung. Dann hob er meinen Kopf, küsste mich. Aber nicht so wie er es sonst tat. Dieser Kuss war viel intensiver, verlangender, er küsste mich fast schon erschreckend aggressiv. Ich versuchte mich von ihm zu lösen, doch er drückte mich an die Wand hinter mir. Ich konnte nicht weg. Dann ließ er wieder lockerer. Irgendetwas tief in mir, reagierte viel heftiger auf seine Berührungen als je zuvor. Er öffnete mein Hemd, fuhr mit der Hand über meinen Oberkörper und ließ seine Lippen folgen. Er machte eine kleine Pause, küsste mich dann unter den Bauchnabel. Ich schloss die Augen. Alles was er tat fühlte sich so gut an. Jede Berührung sorgte für Gänsehaut. ’Bitte nicht aufhören...’, dachte ich, als er über die eben geküsste Stelle mit seinen Fingerspitzen strich. Dann sah er zu mir auf. “Du riechst nach Parfum. Überall. Dein ganzer Körper.” Das musste von Saras Uniform stammen. Ich hielt die Luft an. Ich wollte nicht, dass er etwas Falsches dachte, aber erzählen konnte ich es ihm auch nicht. Wieder kamen mir die Tränen. Ich sah zu Boden. Ich konnte meine Schuldgefühle mit dem, was er in mir auslöste, nicht vereinbaren. Dazu kam jetzt noch das Zittern. Er richtete sich wieder auf, nahm meine Hand und küsste den Ring. “Ich vertraue dir. Wenn du mir sagst, dass du nichts gemacht hast, werde ich dir glauben.”, “Ich hab nichts gemacht. Das schwöre ich! Ich liebe dich doch...” Er küsste meine Wange, wischte die Tränen weg. Er hielt immer noch meine Hand fest und zog mich an ihr zum Bett. Mein Herz raste. War das möglich? Wollte er etwa..? “Es ist zwar noch nicht spät, aber wir müssen nicht mehr aufbleiben, denke ich. Lass uns schlafen gehen. Egal was heute war, es scheint dich ganz schön mitgenommen zu haben.” Ich starrte in fassungslos an. War das sein Ernst?! Er wollte jetzt schlafen? Das war nicht das was ich erwartet hatte. Ich entzog ihm meine Hand und ging einen Schritt rückwärts. “Ähm, ich will nur noch schnell unter die Dusche.”, brachte ich hervor. Wenn er nur schlafen wollte, war die Art wie mein Körper momentan auf ihn ‘reagierte’ unangebracht. “Ich brauch auch nicht lange, versprochen.” Mit diesen Worten verschwand ich im Bad. Ich stand vor dem Spiegel und betrachtete meine vom Weinen leicht geröteten Augen. Wieso hatte er aufgehört? Wegen dem Parfum, oder war das seine Interpretation von ‘Taktvoll’. Ich sah an mir herunter. Mein Hemd war immer noch offen und unter meinem Bauchnabel zeichnete sich ein kleiner roter Fleck ab. Ich berührte die Stelle leicht, spürte wieder dieses kribbeln... ‘Es reicht! Reiß dich zusammen!’, ermahnte ich mich selbst. Ich stellte das Wasser der Dusche etwas kälter als sonst, trotzdem dauerte es eine Weile bis alles wieder Normalzustand erreichte. Als ich relativ sicher war nicht mehr nach Parfum zu riechen, verließ ich die Dusche und zog mir meinen Schlafanzug an. Meine Schuluniform schmiss ich in den Wäschekorb. Ich wollte, soweit möglich, nicht an diesen Abend erinnert werden. Als ich zurückkam lag er schon im Bett, schien zu schlafen. Ich betrachtete ihn kurz, dann kroch ich zu ihm unter die Decke. Wie immer zog er mich zu sich heran. Warum war nichts geschehen? Ich rückte näher zu ihm. Dann wurde es mir zum ersten Mal klar. Das was die ganze Zeit über fehlte. Das was uns unterschied... _____________________________________________ Ich bin ja so gut!! An einem Wochenende zwei Kapitel! Ich hoffe das wird mal richtig gewürdigt! Mit diesem Kapitel hab ich übrigens die Grenze überschritten! Nun ist es soweit! Die Hälfte ist geschafft!! *Jubel jubel freu freu!* Was soll ich dazu noch sagen?! Ich lass dieses Siegesgefühl einfach einmal auf mich wirken!! ... ...... ......... ^-^ Bei der gezeichneten Variante wäre ich nie so weit gekommen... Das weiß ich, das weiß Kchan und sicher auch alle Welt... Also dann... Bis zum Nächsten!! Autumn - Kapitel 7 - Der Unterschied ------------------------------------ Nach dem es ein paar Wochen brütend heiß gewesen war, schien das Wetter nun zurückzuschlagen. Seit heute morgen hatte es nicht aufgehört zu regnen, immer wieder durchzogen Blitze den Himmel, dicht gefolgt von lautem Donnern. Die Lichter der Bibliothek schienen immer wieder leicht zu flackern. All das passte perfekt zu meiner Stimmung. Ich beobachtete ein paar Helfer, die gerade damit beschäftigt waren die Fenster zu schließen und die Vorhänge zuzuziehen. Seit Unterrichtsschluss saß ich nun hier. Auch wenn ich mein Hausaufgabenblatt direkt vor der Nase hatte, war ich seit Stunden nicht einen Schritt weiter gekommen. “Ich weiß wirklich nicht wie ich dir helfen soll, Kira.” Yuki saß mir seit einer Weile gegenüber und betrachtete mich nachdenklich. Das Gespräch zwischen der Weißen Dame und Sara-chan war jetzt eine Woche her. Nachdem ich eine Weile nachgedacht hatte, entschloss ich mich darüber mit Yuki zu reden. Sie nahm es recht locker auf. Ich erfuhr auch warum sie an diesem Tag nicht aufgetaucht war. Unsere Eltern hatten sie unerwartet zu sich gerufen. Da wir an unserem Geburtstag nicht zu hause waren, sollten wir diesen Samstag zu ihnen zum Essen kommen. Aber da gab es noch eine Sache, die mich beschäftigte... Die letzte Woche verlief ohne Vorfälle, weder die Weiße Dame, noch Sara-chan näherte sich mir. Ich hatte dadurch genug Zeit, mich auf Kaoro zu konzentrieren. Auf all das was er tat und besonders auf das was er nicht tat... Genau genommen hatte sich alles in dieser einen Woche noch verschlimmert. Er hatte mich kaum noch umarmt oder geküsst. Er versuchte mir regelrecht aus dem Weg zu gehen. Ständig hatte er Training oder verkroch sich mit seinem Laptop hier in der Bibliothek. Ich musste wissen was Yuki davon hielt. “Seitdem ich euch hier in der Bibliothek gesehen hatte, war ich mir eigentlich sicher ihr habt...”, ich unterbrach sie: “Nichts. Rein gar nichts haben wir gemacht. Er hat es ja nicht einmal versucht.” Ich stützte mein Kinn mit einem Seufzer auf meine Hand. “Für mich sah das eigentlich schon wie ein Versuch aus.” Sie lächelte. “Ich weiß nicht... Es kommt mir vor, als wenn er im letzten Moment immer noch davon abgehalten wird. Wie eine unsichtbare Mauer, an die er erst erinnert wird, wenn er mit der Nase dagegen stößt. Nur dass er momentan nicht einmal versucht mir näher zu kommen.” “Ist diese ‘unsichtbare Mauer‘ vielleicht die Tatsache, dass du ein Junge bist?” Ich sah nun von den Helfern, wieder zu ihr. “Das müsste ihm eigentlich schon eine ganze Weile klar sein, oder?”, “Schon. Aber vielleicht hat er damals nicht soweit gedacht..?” ‘Nicht soweit gedacht?’ Diese Möglichkeit hatte ich bis jetzt verdrängt. ‘Sobald er mir zu nahe kommt, wird er daran erinnert was ich bin. Klingt eigentlich logisch.’ “Trotzdem wundert es mich...”, begann sie wieder. “Bevor ihr zusammen kamt, hatte er einen ziemlichen Mädchenverschleiß. Wenn er dich nicht anfasst, bedeutet das eine Wendung von hundertachsig Grad. Kann man sich denn so einfach ändern?” Ich sah nun wieder den beiden Mädchen zu, die alle Vorhänge zugezogen hatten und sich nun lautstark unterhielten. Ich wusste worauf sie hinauswollte. Wenn es nicht möglich war, dass sich jemand so radikal änderte: “Vielleicht hat er sich dann gar nicht geändert, vielleicht bekomme ich davon nur nichts mit...” Yuki beugte sich über den Tisch und strich mir mit ihrer Hand über die Wange. “Nein, ich glaube nicht, dass er...” Sie brach ab, da ich sie nun ansah und ihre Hand an meiner Wange festhielt. Der Unterschied zwischen uns ist einfach der, dass ich ihn mittlerweile brauche. Er mich jedoch nicht. All die lieben Worte die er mir zuflüsterte, würde er bei einer Trennung ohne zu zögern verwenden, um eine Verehrerin rumzukriegen. Ich hatte dies zu oft erlebt. Was er brauchte, war nicht meine Nähe, sondern die Nähe, einer von ihnen. Auch wenn ich mir am Anfang geschworen hatte, alles zu akzeptieren, die Zeit mit ihm einfach zu genießen, so konnte ich es jetzt schon nicht mehr. Ich wollte ihn, nein, ich konnte ihn nicht loslassen. Alles was er momentan tat, machte mich traurig, da ich Angst hatte ihn zu verlieren. “Danke. Aber du brauchst nicht versuchen mich zu trösten. Es war mir von Anfang an klar worauf ich mich einlasse.” ’Zumindest meinem Kopf war es klar.’ Damit und mit einem gespielten Lächeln stand ich auf, packte meine Sachen und ging in Richtung Ausgang. Im vorderen Teil blieb ich jedoch stehen. Dort saß er, direkt am Fenster. Er arbeitete an seinem PC. Noch ein Beweis dafür, dass er mir aus dem Weg ging. Er hätte genauso gut in unserem Zimmer arbeiten können. Als er mich entdeckte, schien er verwirrt. Ich überlegte kurz, ob man es mir ansah. Das was ich dachte, was ich fühlte. Nicht in der Lage ihm ein Lächeln zu schenken, ob nun gespielt oder echt, verließ ich die Bibliothek. Im Augenwinkel konnte ich noch erkennen, dass er aufstand, ob er mir folgen wollte..? Ich betrat nun den Raum, den ich wegen dem Lärm und dem Gewusel immer wieder mied. Die Cafeteria. Hier würde er mich weder vermuten, noch finden. Hoffte ich. Es wurde immer klarer, was ich zu tun hatte. Minutenlang starrte ich auf den Ring an meiner Hand. Ich dachte darüber nach, warum er sich die Mühe gemacht hatte. Vielleicht wollte er sich selbst davon überzeugen, dass es funktioniert. Dann nahm ich ihn ab. Es war das erste Mal, seit ich ihn bekommen hatte. “Kira-kun! Schön dich zu sehen.” Mit einem breiten Grinsen stand nun Sara-chan vor mir. Als sie sich an meinen Tisch setzte, steckte ich den Ring in meine Tasche. “Was ist? Freust du dich denn gar nicht mich zu sehen?”, “Doch, tut mir Leid, ich war in Gedanken.” Immer noch war ich nicht in der Lage mein übliches Lächeln aufzusetzen, also sah ich auf den Tisch. “Wie kann man nur bei diesem Wetter so gute Laune haben?”, fragte ich, als ich mich wieder ein wenig gefangen hatte. “Na hör mal! Sag bloß du weißt es noch gar nicht?!” Ich sah sie nur fragend an. “Morgen ist der letzte Schultag vor den Ferien und Kifujin-san fährt mit ihren Eltern weg! Das ist doch ein Grund zur Freude.” Richtig, morgen war der letzte Tag. Die meisten Schüler fuhren nach hause, aber es war auch gestattet die Ferien hier zu verbringen. Yuki und ich gehörten zu denen die blieben. Nun musste ich doch lächeln, aber nicht aus Vorfreude. “Egal. Sie wird mir sowieso keine Probleme mehr machen...” Saras Strahlen verschwand. “Wie meinst du das?” Ich beugte mich zu ihr hinüber, legte die Hände auf ihre Wangen und zog sie so nah an mich heran, dass wir uns an der Stirn berührten. “Mit dir zusammenzusein, würde alles viel einfacher machen.” Es würde nicht mehr so weh tun. Ich würde weder meiner Familie, noch Kaoro weiterhin Probleme bereiten. “Ich habe vor mich von Kaoro zu trennen.”, flüsterte ich ihr kaum hörbar zu. Sie löste sich von mir. “Und du willst mit mir zusammen kommen?” Sie machte eine kleine Pause. “Um ihn eifersüchtig zu machen?”, “Nein. Weil ich mich bei dir gut fühle. Weil du mit mir zusammen sein willst.” Und das wollte Kaoro anscheinend nicht mehr. Sie schüttelte ihren Kopf. “Weißt du, die Gründe dafür sind mir eigentlich egal. Ich würde mich freuen.” Sie zog mich zu sich heran. Ich wusste was sie vorhatte. Aber etwas in mir sagte, dass es gut so war, etwas in mir wollte sich nicht dagegen wehren. Sie war die Einzige, mit der ich es mir vorstellen konnte zusammen zu sein. Auch wenn ich sie nicht so liebte wie Kaoro, war sie mir nicht egal. Sie war für mich mehr als nur eine Freundin. “Ich werde dir helfen ihn zu vergessen. Ich verspreche dir, du wirst bald nicht mehr an ihn denken müssen.” Mit diesen Worten küsste sie mich. Ich ließ es zu. Ich wusste, dass ein Kuss hier in der Cafeteria, sich sehr schnell rumsprechen würde. Es würde nicht lange dauern bis alle es wissen. Bis er es weiß. Ich kam erst spät in unser Zimmer zurück. Er war noch nicht da. Das war mir auch ganz recht so, ich wusste noch nicht genau, was ich ihm sagen sollte. Ich legte mich aufs Bett und wartete. Ich überlegte, ob er gerade bei irgendeinem Mädchen war. Dieser Gedanke machte mir jedoch mehr aus, als ich wollte. Eine halbe Stunde später, öffnete er dann die Tür. Er stellte seinen Laptop auf den Schreibtisch und blieb vor meinem Bett stehen. “Ist alles in Ordnung?” Ich setzte mich aufrecht hin, sah jedoch auf den Boden. “Ich muss mit dir reden.”, brachte ich hervor. “Geht es darum, dass Sara dich geküsst hat.” Entsetzt sah ich wieder zu ihm auf. So schnell hatte er davon erfahren?! Was mich jedoch am Meisten störte war, dass es ihm nichts auszumachen schien. Also war er froh mich loszuwerden?! Das bestärkte mich nur in meinem Entschluss. “Keine Panik ich bin dir nicht böse. Immerhin hat sie dich geküsst. Das heißt nicht, dass ihr jetzt zusammen seid. Das Ganze wurde nur wieder von den Anderen aufgebauscht.” Ich senkte nun wieder meinen Blick. “Wurde es nicht. Ich wollte, dass sie mich küsst. Ich will mit ihr zusammen sein.” Mir kamen fast die Tränen, aber ich zwang mich zur Ruhe. Kaoro sah plötzlich so wahnsinnig traurig aus. Aber es gab kein Zurück mehr. “Es ist aus.” ________________________________________________ Das war’s, del fin!! Ho ho... Neee war ein Scherz... So kann man das doch nicht enden lassen... Oder willst du, dass es so endet Kchan?!!! Tut’s aber nicht... Eigentlich war das gar nicht eingeplant... War eine kooomplett spontane Idee. Egal, wir sehn uns dann im nächsten Kapitel. Falls es dir noch nicht zu blöd geworden ist... Autumn - Kapitel 8 - Das Ende? ------------------------------ “Ist das dein Ernst..?”, fragte er, nach einer Weile. “Du willst wirklich nicht mehr mit mir zusammen sein?” Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen. Ich hatte zuviel Angst, dass ich meine Entscheidung rückgängig machen könnte. Aber so wie es momentan war, konnte ich es nicht mehr ertragen. Er packte mich an den Schultern und drückte mich gegen die Wand. “Au! Lass los, das tut weh!”, “Ich hab dich gefragt, ob das dein Ernst ist? Wenn ja, dann sag es noch mal! Aber sieh mich dabei wenigstens an!” Ich tat es, ich sah ihn an, aber... ‘Ich kann es nicht. Ich würde ihm direkt ins Gesicht lügen.’, schoss es mir durch den Kopf. Mir kamen die Tränen. Ich wollte doch bei ihm sein, ER wollte es nicht. Wieso war er jetzt so wütend. “Lass los...”, entgegnete ich tonlos. Er tat es: “Wieso..?” “Was ist denn?!”, begann ich, während ich versuchte, mir die Tränen abzuwischen. “Du müsstest doch froh sein. Dann kannst du dich wieder mit deinen Mädchen beschäftigen, ohne Ausreden zu erfinden.”, “Wovon sprichst du eigentlich..?” Wieder kamen mir die Tränen. “Du erfindest ständig irgendwelche Sachen, um nicht bei mir sein zu müssen! ‘Ich muss zum Training, ich muss noch was am Computer machen.’ Ich bin es Leid. Du willst doch gar nicht mit mir zusammen sein! Deshalb vergnügst du dich mit irgendwelchen Mädchen, anstatt mit mir!” ‘Ups.’ Ich schlug mir die Hand vor den Mund. Ich war so wütend gewesen, dass ich nicht darüber nachgedacht hatte WAS ich sagte. Kaoro starrte mich verwirrt an. Ich spürte wie ich rot wurde. Aber gesagt war gesagt. Ich konnte mich jetzt nicht mehr rausreden. Ich seufzte. “Du willst nicht mit mir schlafen, momentan fasst du mich nicht einmal mehr an. Was soll ich denn da anderes denken als ‘Er will nicht mit mir zusammen sein, weil ich ein Junge bin’? Eines dieser Mädchen wäre dir sicher lieber. Gib doch zu, dass du anfangs darüber nicht nachgedacht hast...” Kaoro stand auf. “Moment! Damit ich das richtig verstehe: Du willst mit mir zusammen sein. Du... vertraust mir nur nicht.” Mir schlug das Herz bis zum Hals, ich fühlte mich plötzlich so schlecht. “Ist es... etwa nicht so..? Stört es dich nicht?”, “Dummkopf, das war mir doch von Anfang an klar. Ich wusste doch worauf ich mich einlasse. Alles was ich wollte war mit dir zusammen zu sein. Weil ich dich liebe.” Er drehte sich wieder zu mir um. “Dann Beweis es mir... Beweis mir, dass du es Ernst meinst! Dass das nicht nur eine fixe Idee von dir war, dass du nicht schon die Nase voll von mir hast!”, “Und was soll ich machen?”, fragte er, während er näher kam und mich so wieder an die Wand zwang. “Soll ich hier, jetzt sofort über dich herfallen?! Willst du das?! Was..., was wäre denn damit schon bewiesen...” Bei seinen letzten Worten wurde er immer leiser und kam immer näher. Er küsste mich. Ganz sachte, als wenn er Angst davor hätte, mich zu verletzen. Ich wollte mich wehren, aber ich konnte es nicht. Ich hatte das hier viel zu sehr vermisst. Ich schloss die Augen, spürte wie dadurch Tränen meine Wangen hinunter liefen. Ich wollte ihn umarmen, um ihn näher an mich heranzuziehen, doch er ließ von mir ab. Blieb dicht vor meinem Gesicht, wartete. “Was soll ich tun..?” Wollte ich das denn? War ich nicht vor Kurzem noch so entschlossen gewesen, mich von ihm zu trennen? Was wenn sich trotzdem nichts ändert, wenn ich bald wieder zu dem Punkt komme, an dem ich nicht mehr kann, oder will? Hatte ich irgendetwas falsch verstanden? War es vielleicht meine Schuld? Ich musste es wissen. “Was hast du denn die ganze Woche über gemacht?” Er stand auf, ging zum Schreibtisch und öffnete seine Tasche. Dann stellte er sich mit einem Stapel Papier vor mich. “Was..?”, begann ich. “Wenn du es unbedingt wissen willst. Es tut mir Leid, dass du mir nicht vertraust. Ich weiß, dass ich daran nicht ganz unschuldig bin. Trotzdem hatte ich gehofft, dass du es irgendwann kannst. Hier...” Er drückte mir den Stapel in die Hand. “Sieh es dir an. Wenn du mich dann immer noch los werden willst, bitte.” Ich starrte auf das erste Blatt. Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Kaoro ging währenddessen auf die Tür zu. “Wo willst du denn hin?!”, “Keine Ahnung, raus, zu mir nach hause. Sieh es dir einfach an, ich will nicht dabei sein. Wir sehen uns morgen.” Damit verließ er das Zimmer. Zitternd nahm ich mir ein Taschentuch vom Schreibtisch, um die letzten Tränen loszuwerden. So konnte ich nichts erkennen. Ich schlug die erste Seite auf und las. ‘Aber das ist doch..!’ Ich legte mir eine Hand vor den Mund. Ich konnte nicht glauben was ich da las. Das war es, um das er sich die ganze Zeit gekümmert hatte?! ‘Wieso..?’ Ich verstand die Welt nicht mehr. Ich hatte keine Ahnung, warum er danach recherchiert hatte. Ich war völlig in Gedanken versunken, als ich am nächsten Tag, auf dem Weg zum Chemie-Saal war. Die meisten Schüler die an mir vorbeigingen, tuschelten über das, was sich am Tag zuvor in der Cafeteria abgespielt hatte. Aber ich bekam das alles nur am Rand mit. Zu Stundenbeginn hatten sich alle Schüler im Raum eingefunden. Nur Kaoro fehlte. Ich machte mir Vorwürfe, auch wollte ich unbedingt mehr über sein seltsames ‘Hobby’ erfahren. Wieso war er nicht da..? “Na gut, dann fangen wir an.”, begann unsere Lehrerin den Unterricht. “Wie ihr wisst sind ab morgen Ferien. Da lohnt es sich nicht mehr, ein neues Thema anzufangen. Also machen wir heute ein kleines Experiment. Könntet ihr euch in Zweiergruppen zusammen finden?” Die Schüler tuschelten, setzten sich um, doch ich bewegte mich nicht. Kaoro war normalerweise mein Partner, doch der war nicht da. “Kifujin-san? Könntest du heute mit Aoba-kun zusammenarbeiten?” Die Worte der Lehrerin ließen mich zusammenzucken. ‘Ich soll mit der Weißen Dame zusammenarbeiten?!’ “Kein Problem. Mach ich doch gerne.”, antwortete sie während sie mich auf ihre übliche Art anlächelte. Anfangs gab es keine Probleme, da sie nicht mit mir sprach. Dann fing sie allerdings an: “Du hast dich also von Kaoro getrennt?” Ich hielt die Luft an und sah mich hastig im Raum um. Wie konnte sie damit in aller Öffentlichkeit anfangen?! Zum glück waren die Anderen mit ihrem Experiment beschäftigt. “Was soll das?! Ich will nicht mit dir darüber reden!”, “Du bist ja gar nicht überrascht. Wundert es dich nicht, dass ich Bescheid weiß?”, lächelte sie mich hämisch an. Ich wusste nicht recht, wie ich darauf reagieren sollte. “Natürlich nicht, Yuki erzählt dir ja alles. Und habt ihr euch nun getrennt?”, “Nein. Wie kommst du darauf?” Erst im Nachhinein wurde mir klar, wie sinnlos meine Frage war. Das mit dem Kuss musste sie längst wissen. Ihre Miene verfinsterte sich: “Also hast du ihn gestern betrogen? Das lässt er sich gefallen? Oder... Ist das etwa der Grund für seine Abwesenheit?” Sie fing an mich zu nerven. Ich musste mich allerdings dazu zwingen ruhig zu bleiben, damit keiner etwas mitbekam. Das war das Letzte, was ich jetzt gebrauchen konnte. Statt zu antworten, schwieg ich. Ich nahm eines der Reagenzgläser und spülte es am Wasserhahn aus. “Was ist, hab ich Recht? Ist er wieder frei? Vielleicht sollte ich ihn dann ein wenig trösten?”, “Selbst wenn es so wäre, würde er dich, oder eines deiner Weiber, nicht mal mit der Kneifzange anfassen!” Das war mir am Abend zuvor klar geworden. Ich hatte nichts zu befürchten. Ich sah, dass ich sie damit getroffen hatte. Sie konnte ihre Wut nicht mehr verbergen. “Was fällt dir ein?!”, brachte sie fast tonlos hervor. Das machte mich leichtsinnig. “Was hast du? Du hattest doch von Anfang an keine Chance. Er liebt mich und niemanden sonst!” Ich griff in die Tasche meines Jacketts und holte daraus den silbernen Ring, um ihn mir wieder anzustecken. Scheinbar wusste sie über den Ring bescheid, dass Kaoro den gleichen trug. Denn sie nahm ihr Chemiebuch und holte aus. Ich hob reflexartig meine rechte Hand, um mein Gesicht zu schützen und schloss die Augen. Ich hörte das Geräusch von zerbrechendem Glas. Als ich meine Augen wieder öffnete, sah ich in das entsetzte Gesicht der Weißen Dame. Ich sah an mir herunter. Der Boden war übersäht von kleinen Glassplittern. Blut tropfte auf den Boden. Sie hatte meine rechte Hand getroffen, in der ich immer noch das Reagenzglas gehalten hatte. Doch jetzt war da nur noch eine tiefe Schnittwunde. Aus der immer mehr Blut kam, meinen Arm hinunter ran, um dann am Ellenbogen auf den Boden zu tropfen. Ich stand anscheinend unter Schock, denn ich hatte keine Schmerzen. Ich beobachtete nur, wie es zu Boden tropfte. “Du lieber Himmel! Kifujin-san was hast denn gemacht!”, schrie die Lehrerin und rannte zum Verbandskasten. Im nächsten Augenblick, erschien Kaoro vor mir. Ich wusste nicht wo er herkam und wie lange er schon hier war. Er wandte sich zur Weißen Dame und schlug ihr mit der flachen Hand ins Gesicht. Ich war geschockt. Sie taumelte rückwärts und ließ sich dann auf einen Stuhl fallen, der sich hinter ihr befand. Nun drehte sich Kaoro zu mir um. Ich wusste nicht was er vorhatte. Er sah so wütend aus. Ich kniff die Augen zusammen und presste meine rechte Hand gegen die Brust, als er seine hob. Ich spürte wie das Blut langsam und warm durch mein Hemd sickerte. Und dann Kaoros zitternde Hände, auf meinen Wangen. “Ist alles in Ordnung?”, fragte er vorsichtig. Ich öffnete die Augen wieder und nickte leicht, obwohl ich mir nicht sicher war. Er löste sich mit einem Seufzer von mir. “Ich bringe dich ins Krankenzimmer.” Er hatte Blut an seiner Hand. Also war ich auch im Gesicht verletzt. Unsere Lehrerin verband meine Hand notdürftig, während sie auf die Weiße Dame und Kaoro einredete. Ich hatte ihn noch nie so wütend erlebt. Auch hatte ich nicht gedacht, dass er seinen Ruf in Gefahr bringen würde. Dann fiel mir allerdings ein, dass er das jetzt schon zum zweiten Mal für mich tat. Das erste Mal als er mit mir zusammen sein wollte, das zweite Mal als er die Weiße Dame schlug. Als er mich zum Krankenzimmer brachte, stützte er mich ab. Ich legte meinen Kopf an seine Schulter. Es machte mich glücklich, ihn so gesehen zu haben, allerdings fing nun meine Hand an zu schmerzen. “Was macht ihr denn für Sachen im Unterricht?!”, fragte die Krankenschwester empört, als sie meine Hand verband. Die Wunde musste mit ein paar Stichen genäht werden. Ich reagierte nicht auf ihre Frage. Ich konnte nicht aufhören Kaoro anzusehen. Dieser saß die ganze Zeit neben meinem Krankenbett und schwieg. Er erwiderte meinen Blick. “So. Fertig,. Ich gehe jetzt zum Direktor und eurer Lehrerin und erstatte Bericht. Ihr wartet hier.” Ich nickte zur Antwort und sie verschwand durch die Eingangstür. Erst nach einer Weile, konnte ich ihn ansprechen: “Tut mir leid wegen gestern... Ich hatte nur Angst dich zu verlieren. Ich...”, “Schon gut.”, unterbrach er mich. “Hast du dir angesehen, was ich dir gestern gab? Weißt du jetzt Bescheid.” Ich wurde rot bei dem Gedanken an das, was ich da gelesen hatte. “Eigentlich nicht... Ich verstehe nicht wozu du das brauchst... Ich meine, du warst doch schon mit einigen Mädchen zusammen. So anders wird das dann ja nicht sein...” Er sah mich etwas irritiert an, dann lächelte er verlegen. “Um ehrlich zu sein, hast du mich erst dazu gebracht, das zu recherchieren.”, “Hä? Ich wieso? Was hab ich denn getan?” Er sah auf den Boden. “Ich war nicht ganz ehrlich zu dir. An dem Abend, als ich dir sagte, dass ich dich nicht nur als Freund sehe, haben wir uns nicht nur geküsst...” Ich setzte mich aufrecht hin. “Was?! Wie jetzt, sag bloß wir haben..?”, “Nein! Das nicht, aber... Ich hatte es vor, weil du dich ja auch nicht gewehrt hattest. Um genau zu sein bist du eingeschlafen, als ich...”, “Als du was?!”, fuhr ich ihm über den Mund. Das dauerte mir zu lange, ich wollte wissen was passiert war. Kaoro stand auf und setzte sich auf mein Bett. Er hob mit der einen Hand mein Hemd und schlüpfte mit der Anderen in meine Hose. Ich sah ihn schockiert an. “Das hab ich gemacht bevor du eingeschlafen bist.”, “D.. dabei bin ich eingeschlafen..?”, “Ich nehme an du verstehst, warum das an meinem Ego gekratzt hat. Ich dachte ich hätte was falsch gemacht. Also vermied ich es vorerst wieder in diese Lage zu kommen. Leider war das gar nicht so einfach. Letzte Woche konnte ich mich wirklich nur mir großer Mühe zurückhalten, also hab ich diese Woche versucht alles darüber in Erfahrung zu bringen. Damit das nicht wieder passiert.” “Idiot.” Das war das Einzige, was mir in diesem Moment einfiel. “Was, Idiot? Wieso?!” Kaoro entfernte nun seine Hand wieder aus meiner Hose. “An diesem Abend war ich so zu, dass ich am nächsten Tag Gedächtnislücken hatte. Du hättest mich aus dem Fenster hängen können und ich wäre eingeschlafen...” Er sah mich verdutzt an. “Aber... Es freut mich, dass du dir meinetwegen so viele Gedanken gemacht hast!” Mit einem Lächeln zog ich ihn näher zu mir, um ihn zu küssen. “War das jetzt dafür, dass ich so ein Idiot war?” Ich schlang meine Arme um seinen Hals. “Nein, der war dafür, dass ich heute Abend ein Bisschen mehr bekomme, als nur einen Gutenachtkuss.” Er küsste mich noch einmal, während er mich aufs Bett zurücklegte. “Die Schwester kommt sicher gleich wieder. Wir wollen sie doch nicht beunruhigen, oder?”, sagte er, als er sich wieder auf dem Stuhl neben mir niederließ. Wie aufs Stichwort, platzte diese nun in den Raum. “Es ist alles geklärt. Du kannst jetzt auf dein Zimmer gehen und du zurück in deine Klasse.” Sie kam an mein Bett, während Kaoro sich langsam entfernte. “Nanu.”, begann sie plötzlich. “Hast du etwa Fieber bekommen? Du glühst ja und du bist auch ganz rot im Gesicht! So kannst du nicht auf dein Zimmer!” Ich schob ihre Hand von meiner Stirn und versuchte sie zu überzeugen, dass ich kein Fieber hatte. Die Wahrheit sagen, also dass Kaoro daran Schuld war, konnte ich ja schlecht. Ich sah noch, wie er im Türrahmen lächelte und dann verschwand. ‘Na schönen Dank!’ ______________________________________ Was soll ich sagen... MfG? Egal, kein Bock... Bis zum Nächsten! Autumn - Kapitel 9 - Anlaufschwierigkeiten ------------------------------------------ Nachdem mir die Krankenschwester ein paar Tabletten angedreht hatte, konnte ich auf mein Zimmer. Erst jetzt wurde mit klar, was passieren würde sobald Kaoro zurück war. Das machte mich nervös. Bis jetzt waren alle Annäherungsversuche völlig spontan gewesen. Da blieb nicht viel Zeit zum überlegen und jetzt hatte ich dafür fast den ganzen Tag. Im Unterricht wäre ich wenigstens zeitweise auf andere Gedanken gekommen. Gott sei dank, zeigten die Tabletten der Schwester bald ihre Wirkung und ich schlief ein. Als ich wieder aufwachte, stellte ich fest dass der Unterricht schon eine ganze Weile vorbei war. Kaoro war allerdings immer noch nicht da. Ich stand auf, um ins Bad zu gehen. Im Spiegel betrachtete ich den Kratzer an meiner Wange. Er war nicht groß, nicht mal ein Pflaster wert. Und meine Hand? Es tat weh, wenn ich sie bewegte. Die Krankenschwester meinte, dass die Fäden in einer Woche raus könnten. Ich überlegte zu duschen, wusste aber nicht wie ich das mit meiner Hand anstellen sollte. Ich ging wieder in den Wohnraum und versuchte den Zopfhalter zu finden, den Yuki vor kurzem hier vergessen hatte. Als ich ihn hatte, bastelte ich mir aus diesem und einer Frühstückstüte eine Art Handschuh. Das kühle Wasser tat gut. Wieder fragte ich mich wo Kaoro blieb. Mein Herz schlug so laut, gerade weil ich wusste was wir vorhatten. Mir fielen wieder Kaoros Recherchen ein. Wahrscheinlich hatte ich allen Grund nervös zu sein, das war doch ein Bisschen anders, als ich gedacht hatte. Wie war das noch mal? Vor einer Woche musste er sich ziemlich zusammenreißen... Mir viel wieder der Kuss ein, der so unglaublich intensiv gewesen war. Und dann das im Krankenzimmer, wo er... ‘Uah! Ich muss mich zusammenreißen!’ Ich stellte das Wasser ab und schnappte mir ein Handtuch. Wenig später saß ich wieder komplett angezogen auf der Couch. Dann ging plötzlich die Tür auf. Aber nicht Kaoro, sondern Yuki und Sara betraten den Raum. Sara, sie hatte ich bei dem ganzen Trubel völlig vergessen! “Wir kommen zu einem kleinen Krankenbesuch!” Yuki kam nun strahlend wie immer, mit weit ausgebeten Armen auf mich zu. “Oh nein! Sieh nur was sie mit deinem Gesicht gemacht hat!” Mit diesen Worten umarmte sie mich fest und küsste dann die Stelle an der sich der Kratzer befand. Die ganze Zeit über, blieb Sara mit ein wenig Abstand stehen. Was sollte ich ihr nur sagen? Ich machte mir Vorwürfe, da es wiedereinmal so aussah, als hätte ich sie ausgenutzt. Yuki schien die Stimmung im Raum aufzufallen: “Na ja, ich lass euch dann mal allein! Ach ja, Kaoro musste genau wie die Weiße Dame zum Direktor. Wegen der Sache von heute morgen.” Damit war sie auch schon verschwunden und ich war mit Sara allein. Sie kam näher und strich mir über die verletzte Wange. Ihre kühle Hand tat unheimlich gut. “Tut mir Leid. Das hatte ich nicht vorhergesehen.”, sagte sie schließlich, mit einem etwas traurigen Lächeln. “Das hatte ich auch nicht.”, erwiderte ich. “Ich nehme an ihr habt euch wieder vertragen..? Zumindest sah es heute früh danach aus.” Ich wollte etwas sagen, aber sie ließ es nicht zu: “Euch kann wohl nichts auseinander bringen. Beneidenswert... Wie er der Weißen Dame eine runtergehauen hat!” Sie lächelte. “Ich stand nur da und war starr vor Schreck. Ich konnte nichts tun... Auch wenn ich gewollt hätte, ich hätte mich so etwas nicht getraut.” Ich begriff, dass es überflüssig war etwas zu sagen, dass sie gerade dabei war sich von mir zu verabschieden. “Es freut mich, dass du jemanden gefunden hast der dich so sehr liebt. Jemanden den du so sehr liebst.” Sie löste sich von mir und ging auf die Tür zu. Als sie direkt davor stand, sagte sie noch: “Auch wenn ich es nicht bin.”, und verließ den Raum. Sie ließ in mir ein Gefühl zurück, das ich nicht beschreiben konnte. Ich hatte nicht vorgehabt sie zu verletzen, trotzdem schaffte ich es immer wieder. Ich legte mich zurück auf die Couch. Mit Tränen in den Augen schlief ich wieder ein. Erst als mir etwas kaltes, nasses ins Gesicht tropfte, wurde ich wieder wach. Als ich die Augen öffnete sah ich Kaoro. Er lächelte. Ganz langsam beugte er sich zu mir herunter, um mich zu küssen. Dabei strichen seine, vom duschen nassen Haare immer wieder über mein Gesicht. Ich wollte ihn näher zu mir ziehen, zuckte aber zusammen, als der Schmerz in meiner rechten Hand mich wieder an den heutigen Morgen erinnerte. “Geht’s?”, fragte er leise. Mit einem Nicken stützte ich mich auf meine Ellenbogen, um den Kuss fortzusetzen. Jetzt wo er hier war, war meine Nervosität verschwunden. Nur das Herzklopfen blieb. “Wann bist du denn zurückgekommen?”, fragte ich ihn. “Ach. Schon vor einer ganzen Weile.”, “Und wieso hast du mich nicht geweckt?” Er kam nun komplett zu mir auf die Couch geklettert und flüsterte mir ins Ohr: “Weil du so süß geschlafen hast.” “Weißt du... Mir ist noch eine Sache eingefallen die uns unterscheidet und uns bis jetzt nur Probleme gemacht hat.”, “Und was?” Er hörte mir nicht wirklich zu, denn er war viel zu sehr damit beschäftigt meinen Hals zu küssen und sich mit seiner Hand einen Weg unter mein T-Shirt zu bahnen. “Unsere Meinung zur Eifersucht...” Bei diesen Worten hielt er kurz Inne und sah mich an. “Während du der Ansicht bist, Liebe beruht auf Vertrauen, denke ich das ein Bisschen Eifersucht nicht schaden kann. Denn wenn es dem Gegenüber egal ist was man tut, ist das dann noch Liebe?” Er küsste mich sachte: “Stimmt. Du hast viele Dinge getan die mich rasend eifersüchtig gemacht haben... Aber ich dachte, du würdest glauben, dass ich dir nicht vertraue, also schwieg ich.” Ich lächelte. “Von mir aus kannst du gerne eifersüchtig sein und dich durchsetzen, wie bei Kifujin-san heute morgen.” Er wurde ein wenig rot im Gesicht. “Und, willst du weiter reden, oder dir dein ‘ein Bisschen mehr als ein Gutenachtkuss’ abholen?” Ich schob mit der linken Hand sein Hemd, das bereits offen war, zur Seite und küsst ihn an der Stelle, wo sich sein Herz befand. Ich fühlte wie schnell es schlug, genau wie bei mir. “Ich hätte gerne das ‘mehr als ein Gutenachtkuss’...” Er setzte sich auf und zog mich mit. Immer auf meine rechte Hand achtend, zog er mir mein T-Shirt aus. Das was danach kam, sorgte wieder für Gänsehaut. Er küsste mich, strich mir dabei sanft mit den Fingersitzen über den Oberkörper. Als wenn er sich einen Weg vorzeichnen würde, dem er nur noch mit den Lippen folgen brauchte. Seine Hände waren so angenehm kühl, wahrscheinlich vom duschen. Er glitt immer weiter nach unten, dieses Mal stoppte er allerdings nicht am Bauchnabel. Ich legte mich wieder auf die Couch, während er meine Hose öffnete. Ich zuckte kurz zusammen, als ich wieder seine kühle Hand spürte. “Und, besteht die Gefahr, dass du wieder einschläfst?”, fragte er mich mit einem Lächeln. Halb im Spaß, antwortete ich: “Kann sein, ich glaube die Tabletten der Schwester wirken immer noch.”, “Dann muss ich mich wohl mehr anstrengen.” Er küsste mich nun an der Stelle, wo sich eben noch seine Hand befunden hatte. Das fühlte sich so gut an. Sein Mund war zwar um einiges heißer, als seine Hände, aber das was er tat, löste bei mir diesen angenehmen Schauer aus. ‘Wenn er so weiter macht, dann...’ Dann wurde die Tür aufgerissen. Das Beste was mir einfiel, war Kaoro am Hemd zu mir hoch zu ziehen. So konnte man wenigstens nicht alles sehen, was er getan hatte. “Kira! Bist du immer noch nicht...” Yuki stand nun vor der Couch, sichtlich schockiert, von dem was sie sah. “Na toll... Ihr hättet ja wenigstens abschließen können...” Sie drehte sich um. Ich wusste wirklich nicht was ich sagen sollte, das war mir so was von peinlich. “W.. was willst du denn hier..?”, fragte ich dann schließlich. Ich traute mich immer noch nicht, mich zu bewegen. Kaoro stützte sein Kinn auf meiner Brust ab und lächelte mich an. ‘Was ist denn daran bitte lustig?!’ “Was ich will?! Heute ist Samstag! Hast du vergessen, dass wir heute zu unseren Eltern zum Essen müssen?! Ach schon gut, spar dir die Antwort, ich seh’s ja...” Das hatte ich tatsächlich total vergessen! Sie hätte mich doch vorhin schon daran erinnern können! “Ich mach mich fertig, wartest du bitte solange draußen..?”, bat ich sie, mich in mein Schicksal fügend. Als sie unser Zimmer verlassen hatte, entließ ich Kaoro wieder aus meiner Umarmung. “Du willst jetzt tatsächlich dahin gehen?”, fragte er mich ein wenig schockiert. “Tut mir Leid. Es muss sein...” Was hätte ich nicht dafür gegeben, bleiben zu können. “Lässt du mich aufstehen?” Kaoro lächelte nur: “Nein. Was ich anfange, bringe ich auch zu ende.” Damit rutschte er wieder ein wenig tiefer. “Hey, ah...” Ein Bisschen durch den Wind, aber wieder angezogen, trat ich wenig später auf den Flur. Mit einem “Na endlich!”, zog mich Yuki dann auch schon zum Fahrstuhl. “Tut mir leid, dass ich so reingeplatzt bin.”, brach sie das Schweigen zwischen uns, während der Fahrt zu unseren Eltern. “Anklopfen könnte helfen.”, “Muss ich wohl, scheint ab jetzt öfter vorzukommen.” Sie sah mich mit einem breiten Grinsen an. Lächelnd, aber knallrot im Gesicht gab ich ihr: “Das hoffe ich doch.”, zur Antwort. Das Essen mit unseren Eltern lief ab wie immer. Abgesehen von dem Trara, das sie um meine Hand und um den Kratzer an meiner Wange machten. Besonders Mutter, sie fragte mich ständig ob es mir gut ging. “Ich bekam heute übrigens einen seltsamen Anruf.”, begann Vater, als die Haushaltshilfe den Nachtisch servierte. “Eine Frau wollte mir etwas über irgendwelche Fotos erzählen, sie hatte sich sicher verwählt. Sie hat sich auch nicht vorgestellt, also habe ich dann einfach aufgelegt. Sie war wirklich unhöflich und beschimpfte mich die ganze Zeit.” Yuki und ich wechselten einen Blick. War es möglich, dass die Weiße Dame nun versuchte mich über meine Eltern loszuwerden? Immerhin war sie bei Kaoro ganz schön abgeblitzt und nach der Sache heute morgen... Das musste ihr ziemlich peinlich gewesen sein. “Bestimmt nur ein Zufall.”, flüsterte Yuki mir dann zu. Trotzdem blieb dieses mulmige Gefühl. Es verschwand auch nicht, als ich wieder vor unserer Zimmertür stand. Ich wollte sie öffnen, doch sie war verschlossen. ‘Komisch... Kaoro ist doch da, wieso schließt er ab?’ Ich kramte meinen Schlüssel hervor und öffnete. Alles war dunkel. “Kaoro?” Ich machte Licht. Er war nicht da. ‘Wo kann er denn um diese Uhrzeit noch hin sein?’ Ich hielt die Luft an, hier stimmte irgendwas nicht. Es war alles so... so ordentlich. Dann wurde es mir klar: Seine Sachen fehlten! Ich riss die Schranktüren auf, sah ins Bad, nichts! Er war weg, mit all seinen Sachen... _________________________________________________________- Und, bist du jetzt enttäuscht? Ich bitte dich, da kommen noch drei Kapitel, was sollten sie denn da machen? Die ganze Zeit xxx? Ich musste diese eine Stelle drei Mal umschreiben... Das war echt schwer, weder zu viel noch zu wenig zu schreiben... Dann auch noch die Wortwahl... Hach Stress... T_T Egal, geschafft! Auf zum Winter! Winter - Kapitel 10 - Spurlos verschwunden ------------------------------------------ Ich wollte meine Augen nicht öffnen. - Weil ich wusste, ich würde ihn nicht sehen. Ich wollte nicht aufstehen und ins Bad gehen. - Weil ich wusste er würde nicht vor dem Spiegel stehen. Ich wollte einfach liegen bleiben, warten, bis er mich wie jeden Morgen küsst und sagt dass wir aufstehen müssen. Das hat er immer getan, könnte er jetzt nicht auch einfach wieder auftauchen und mich in den Arm nehmen? ‘Wieso bist du einfach verschwunden?’ Zwei Tage war er nun schon weg. Ohne eine Spur hinterlassen zu haben, ohne sich zu melden. Ich war so verzweifelt, lag die ganze Zeit im Bett. Ich hatte Schwierigkeiten ohne ihn einzuschlafen. Ohne ihn aufstehen konnte ich allerdings auch nicht, also blieb ich liegen. Ich stand auch nicht auf, als Yuki in unser Zimmer kam. “Kira? Ist alles in Ordnung? Es ist schon mitten am Tag, willst du nicht aufstehen?” Sie klang besorgt, aber ich wollte ihr nicht antworten. “Kira..?”, fragte sie erneut, kam nun auf mich zu. Ich wusste es, auch ohne die Augen zu öffnen. Sie kam immer näher an unser Bett. An sein Bett. An das Einzige, das er zurückgelassen hatte. Seine Bettwäsche roch noch nach ihm, wenn Yuki sie anfassen würde, würde sie nach Parfum riechen. Dieser Gedanke machte mich so... “Bleib wo du bist! Komm nicht näher!!”, brüllte ich sie an. Ich saß nun aufrecht. Yuki war direkt vor dem Bett stehen geblieben. Sie sah mich entsetzt an, schien etwas sagen zu wollen. “Tut mir Leid. Ich wollte nicht... Ich... Ich will einfach nur meine Ruhe haben...” “Also hat er sich immer noch nicht gemeldet..? Ich war bei unserer Lehrerin, ich wollte wissen ob sie vielleicht weiß...” Ich war mir nicht sicher ob sie sich um mich oder um Kaoro sorgte. Auch wusste ich nicht, ob ich überhaupt wissen wollte wo er war. Immerhin war er ohne ein Wort zu sagen einfach verschwunden. “Sie sagte, dass sein Vater ihn abgeholt hat und das seine Familie darüber nachdenkt ihn von der Schule zu nehmen.”, “Was..?!” Sie wollten ihn von der Schule nehmen?! Plötzlich viel mir der Anruf ein, den unser Vater erhalten hatte. War das vielleicht wirklich die Weiße Dame gewesen?! Hatte sie Kaoros Eltern vielleicht auch angerufen? “Ich schätze du denkst an das Selbe wie ich. Kaoro soll dann auf eine Schule in der Nähe seines Wohnhauses gehen. Und drei Mal darfst du raten, wer unsere Schule plötzlich verlässt und wo dieser Jemand dann zur Schule gehen will.”, “Kifujin...” Also ist es tatsächlich so?! Hat sie es tatsächlich geschafft uns auseinander zu bringen? Dass seine Eltern ihn von dieser Schule nehmen wollten, war anscheinend eine Maßnahme, um jeglichen Kontakt mit mir zu verhindern. ‘Verdammt...’ Ich ließ mich wieder aufs Bett fallen. Wie sollte ich da wieder raus kommen..? Wir waren von klein auf zusammen, unsere Familien kannten sich gut. Fanden sie es wirklich so schlimm? Es geht ihnen wahrscheinlich um ihren Ruf... Wenn er mit Yuki zusammen gekommen wäre, hätten sie sicher nichts dagegen gehabt. Schon wieder... Ich stehe mir ständig selbst im Weg. Yuki kletterte ein paar Sprossen der Leiter am Bett hoch, wahrscheinlich um mich besser sehen zu können. Sie hatte Tränen in den Augen. “Tut mir Leid. Das ist alles meine Schuld...”, “Blödsinn. Was kannst du denn dafür..?”, “An dem Tag, als die Weiße Dame dich verletzt hat... Ich hab dir da etwas nicht gesagt...” Sie hatte nun wieder meine volle Aufmerksamkeit: “Was hast du mir nicht gesagt..?” Was konnte denn so wichtig sein, dass sie dachte sie sei daran Schuld? “Du weißt ja dass wir verschiedene Kurse belegen und ich deshalb nicht dabei war, als du verletzt wurdest.”, begann sie. Kurz dachte ich, dass sie sich jetzt auch noch die Schuld an meiner Verletzung gab. Aber es war anders: “Als ich davon erfuhr, wollte ich sofort zu dir. Also bin ich zum Krankenzimmer. Aber... Ich bin nicht rein, weil vor dem Spalt in der Tür ein Mann stand. Ich konnte nicht erkennen wer es war, aber er schien sehr verärgert. Nach einer Weile stürmte er an mir vorbei, rannte mich fast um... Als Vater uns von dem Anruf erzählte... Ich hätte sofort schalten müssen! Das war sicher Kaoros Vater. Er muss irgendetwas...” Mir wurde plötzlich so schwindelig. “Er muss gesehen haben wie wir uns küssten.” Plötzlich fiel mir auch wieder ein, was Kaoro noch getan hatte, worüber wir geredet hatten. Das war eindeutig... Wenn das wirklich Kaoros Vater gewesen war, spielte ein Anruf der Weißen Dame keine Rolle mehr. Dann musste er Bescheit wissen! “Tut mir Leid... Hätte ich dir davon erzählt, hätten wir vielleicht noch etwas tun können.” Ich umarmte sie, so gut es ging, denn sie stand immer noch auf der Leiter. “Hätten wir nicht. Du kennst seinen Vater. Was hätten wir tun sollen..?” Was sollte ich jetzt tun? Was sollte ich tun, wenn er tatsächlich die Schule verlassen musste, wenn ich ihn nicht mehr wieder sehen durfte? Mir kamen die Tränen. Ich brauchte ihn doch. Ich wollte ihn nicht verlieren. Ich wollte ihn zurück. Es hatte uns doch so viel Mühe gekostet zusammen zu kommen. Yuki löste sich von mir: “Ich werde schon dafür sorgen, dass er zurückkommt! Das verspreche ich dir. Ich habe da schon so eine Idee.” Eine Idee... Wenigstens einer von uns... Als es langsam dunkel wurde, war ich angekommen. Ich stand nun vor dem großen Tor, hinter dem sich das Anwesen der Tatsumis befand. Eigentlich wollte ich nur spazieren gehen, um mich abzulenken. Dieser Ort hatte mich einfach angezogen, es war nicht mein Ziel gewesen, doch nun stand ich hier. Das Haus machte einen imposanten Eindruck, genau wie Kaoros Vater. Ich erinnerte mich nur noch schwach an ihn. Hauptsächlich unsere Mütter waren miteinander befreundet. Sein Vater war nur ein, zwei Mal zum Kaffee mitgekommen. Ich war fünf. Wir spielten im Garten während unsere Eltern auf der Terrasse saßen. Er beobachtete uns die ganze Zeit. Yuki und Kaoro schien es nicht aufzufallen, aber mich störte es. Er machte mir Angst. Ich bekam eine Gänsehaut bei dem Gedanken an seinen Blick. ‘Ob Kaoro auch Angst vor ihm hat..?’ Vielleicht hatte er sich deshalb nicht gewehrt. Vielleicht ist er deshalb mit ihm mit und meldete sich nicht bei mir. Ich hatte keine Ahnung was Yuki vorhatte. Aber irgendwie wusste ich, er würde sich nicht so leicht überzeugen lassen... Ich lehnte meine Stirn gegen das verschnörkelte Gitter des Tores. Was wollte ich überhaupt hier..? Sie würden mich sicher nicht zu ihm lassen. Wenn ich ihn doch wenigstens hätte sehen können. Das hätte mir ein wenig Mut gemacht. Ich sah, dass im ersten Stock Licht brannte. Ich versuchte mich zu erinnern, wo sein Zimmer war. Mein letzter Besuch, war nun schon eine ganze Weile her und sein Haus war ziemlich groß. Ich überlegte zu klingeln, die Angestellten wussten sicher nichts von der ganzen Sache. ‘Vielleicht würden sie mich zu ihm lassen...’ Aber was hätte ich dann getan? Das hätte sicher alles nur schlimmer gemacht. Ich konnte es nicht. Ich drehte mich um und ging zurück in die Richtung, aus der ich gekommen war. Ich musste ein wenig Geduld haben, abwarten was Yuki vorhatte... So schnell wollte ich nicht aufgeben. Und ich war überzeugt davon, dass er das auch nicht tat. Bei diesem Gedanken musste ich schmunzeln. Ich hatte doch tatsächlich gelernt, ihm zu vertrauen. ____________________________________________________- Wieder ein Kapitel... Diesmal etwas kurz, auch das Nächste wird nicht viel länger... Dafür wird das finale Kapitel schön ausgebaut! ^_^ Naja, was sollte man bei 12 Kapiteln auch erwarten? Guuut es gibt Leute die schreiben ewig lange Romane. Aber ich bin mit meiner Arbeit ganz zufrieden. Noch zwei... Ho ho... Ich schaff’ das! Dann hab ich endlich mal wieder was Abgeschlossenes! Das ist ja bei mir wirklich eine Seltenheit! Ich freu mich übrigens überhaupt nicht auf das nächste Kapitel... In der gezeichneten Variante war alles so schön geplant... Aber hier... T_T Eigentlich ist Kira bei dem Folgendem gar nicht dabei... Aber er ist der Ich-Erzähler... Also musste ich alles umschreiben... Arbeit, Stress, Urlaub wo bist du?! Positiv denken... Immer positiv denken... Das wird schon! Ha ha! :_; Winter - Kapitel 11 - Yukis Plan -------------------------------- Irgendwie hatte ich das Gefühl, sie würde gar nicht mehr wieder kommen. Yuki war jetzt schon ein paar Stunden weg. Das Letzte was sie zu mir sagte war: “Mach dir keine Sorgen! Heute Abend sieht die Welt schon wieder ganz anders aus!” Das war nicht gerade aufschlussreich... Was hatte sie bloß vor? Das machte mich unglaublich nervös. Besonders da ich befürchtete, sie könnte etwas dummes anstellen. Wenn sie nun durch ihr Vorhaben meine Lage verschlimmerte. Was dann? Obwohl, ging es eigentlich noch schlimmer? Die Antwort war eindeutig: ja. Wenn unsere Eltern auch noch davon erfahren würden, wäre das Chaos komplett. Dann wäre alles verloren. Während ich über ähnlich dummes Zeug nachdachte, begann ich unbewusst im Zimmer auf und ab zu laufen. Ich blieb erst stehen, als mir Yukis Frage wieder einfiel. “Was machst du als erstes, wenn er wieder da ist?” ‘Was ich als erstes mache..? Vielleicht... Mich für das, was er vor seinem Verschwinden getan hat revanchieren..?‘ Von diesem Gedanken ein wenig zu peinlich berührt, ließ ich mich auf die Couch fallen und schaltete den Fernseher ein. Ich zappte mich durch die verschiedenen Kanäle, fand jedoch nur irgendwelche Shows. Letztendlich blieb ich an einem Musik-Sender hängen. Ich schloss die Augen und ließ mich von der Musik berieseln. Normalerweise würde ich jetzt aufräumen. Das tat ich immer wenn ich nervös war, aber... Kaoros Sachen waren weg. Alles war ordentlich, ich hatte absolut nichts zu tun, außer auf Yuki zu warten. Zu hoffen das all das, was sie sich vorgenommen hatte den gewünschten Erfolg brachte. In diesem Moment wurde die Tür geöffnet. Ich sprang sofort auf. “Yuki!! Da bist du ja endlich! Wo warst du denn so lange?!” Ein wenig verdutzt, aber mit einem breiten Grinsen im Gesicht, stand sie nun vor mir. Ich zog sie sofort auf die Couch, sie sollte mir alles erklären. “Meine Güte! Beruhig dich erst mal! Ich war bei Kaoro zu hause!” W.. wo war sie gewesen?! Bei Kaoro?! “Hast du ihn gesehen?! Geht es ihm gut?!” Yuki lächelte nun noch mehr. Erst jetzt wurde mir klar das ich mich wie ein kleines Kind aufführte. “Süß!” Ich lief rot an. Ich hasste es ‘süß’ genannt zu werden. Ich konnte mich sowieso nur mit meinem Gesicht abfinden, weil ich mich dadurch mit ihr verbundener fühlte. Aber für einen Jungen war ‘süß’ wohl eher eine Beleidigung. Ob ihr das klar war..? “Er hat mich genau das Selbe gefragt!”, begann sie. Ich atmete erst einmal durch. Sie hatte ihn also gesehen und es schien ihm gut zu gehen, sonst wäre sie niemals so ruhig geblieben. “Beim gehen bin ich ihm begegnet. Er stürzte sofort auf mich zu und fragte wie es dir geht und ob du sauer bist.” Blödmann. Wieso sollte ich sauer sein?! Verzweifelt. Einsam. Am Boden zerstört. Aber sauer..? Erst jetzt fiel mir auf, dass Yuki ein Pflaster im Gesicht hatte. Hatte Kaoros Vater sie etwa geschlagen?! ‘Moment... Diese Stelle...’ Dieses Pflaster war an der selben Stelle, an der ich meinen Kratzer hatte. Unwillkürlich sah ich zu ihrer rechten Hand. Meine Befürchtungen wurden bestätigt. Sie war verbunden! “Yuki... Was hast du getan..?!” Mein Magen krampfte sich zusammen. Das konnte doch unmöglich wahr sein. Oder?! Auch ihre Kleidung... Sie war so fein angezogen, trug ein Kleid. Abgesehen von der Schuluniform, trug sie in ihrer Freizeit meistens Hosen. “Na was wohl?! Ich habe dieses schreckliche Missverständnis aufgeklärt!” Sie baute ihr Gesagtes zusätzlich mit Gestik und Mimik theatralisch aus. “Ich bin zu Kaoros Eltern gegangen. Erst wollten sie mich nicht rein lassen. Mann! Das hat mich ganz schön Mühe gekostet sie davon zu überzeugen, dass es wichtig war. Übrigens haben sie wirklich ein schönes Haus! Für meinen Geschmack zwar etwas zu groß aber...”, “Yuki!” Ich musste sie unterbrechen. Hätte ich es nicht getan wäre sie völlig vom Thema abgekommen und hätte sich über irgendwelche Kronleuchter ausgelassen... “Schon gut! Ich bin also letztendlich in das Büro von Herrn Tatsumi gebeten worden. Er schien sehr verärgert und beschäftigt. Deshalb wahrscheinlich auch die weniger freundliche Begrüßung. Er fuhr mich gleich an: was ich mir einbilde, hier aufzutauchen als deine Schwester! Also echt, ich konnte den Typen ja noch nie leiden, aber das war echt zu viel!”, “Du hast ihn doch nicht angeschrieen oder so?! Hast du doch nicht oder?!”, fragte ich besorgt. “Wo denkst du hin! Ich weiß mich in höherer Gesellschaft genauso gut zu benehmen wie du! Immerhin wurden wir von klein auf darauf getrimmt! Ich hörte mir seinen Vortag an, dann begann ich mit meinem: Ich sagte ihm das ich mit Kaoro zusammen bin und das alles nur eine Verwechslung war.” Auch wenn ich wusste, dass das nicht stimmte verkrampfte sich mein Herz. “Aber... Wie hast du ihm denn die ganze Sache im Krankenzimmer erklärt..?”, “Na ja, ganz einfach. Ich musste ein wenig ausholen, ich sagte ihm, dass wir im Soziakunde-Unterricht gerade das Thema ‘Geschlechterrollen in der Gesellschaft’ behandeln. In dem Zusammenhang schlug mir meine Lehrerin vor, mich als Junge auszugeben, um dann einen Aufsatz über die grundlegenden Unterschiede zu schreiben. Deshalb also die Jungenuniform. Da ich Kaoro, als meinen Freund, von der Sache erzählt hatte wusste er bescheid. Die Verletzungen wurden mir auch abgekauft. Kaoros Mutter servierte Tee und ich hab immer schön aufgepasst, dass ich nicht die rechte Hand benutzte. Den Verband hat mir Sara angelegt. Da ich mir keinen echten Kratzer verpassen wollte, habe ich einfach ein Pflaster benutzt. Die perfekte Tarnung!” Ich wusste nicht recht was ich sagen sollte. Oberflächlich betrachtet musste das für einen Vater, der um sein Kind besorgt war, logischer erscheinen, als die Tatsache das er schwul sei. Aber da gab es noch einige Ungereimtheiten... “Und das haben sie dir abgekauft..?” Ich überlegte die ganze Zeit was ich ihm im Krankenzimmer noch gesagt hatte... War da irgendetwas Verfängliches dabei gewesen..? Etwas aus dem man mein Geschlecht hätte schließen können? ‘Keine Ahnung!’ “Erst schien er zu überlegen. Aber dann schon. Meine schauspielerischen Leistungen sind eben einfach überragend!” Mein Gott. Sie schien wirklich von sich überzeugt! “Er hat mich für heute Abend zum Essen eingeladen! Da er vorhin nicht allzu viel Zeit hatte, will er danach noch einmal mit mir reden. Ich denke er wird Kaoro wieder auf unsere Schule lassen. Also: Ziel erreicht!” So einfach war das?! Ich war nur noch ein Abendessen davon entfernt ihn wieder zusehen? Dann griff ich das was sie am Anfang gesagt hatte wieder auf: “Und beim rausgehen bist du ihm begegnet?”, “Yup, er schien in Ordnung zu sein, machte sich nur Sorgen um dich.” Mir fiel ein Stein vom Herzen, auch wenn ich es mir schon denken konnte, tat es gut es noch einmal aus ihrem Mund zu hören. “Aber.. Wie hast du dir eigentlich vorgestellt, wie es weiter geht..? Willst du dann bei jedem Essen für mich einspringen und so tun als wärt ihr ein Paar?!” Ziemlich viel Aufwand um ihn an unserer Schule zu halten. Aber wahrscheinlich die einzige Möglichkeit, denn akzeptieren würde MICH sein Vater wohl nie... “Tja.”, begann sie. Ihr Grinsen schien noch breiter zu werden, was mir um ehrlich zu sein ein wenig Angst machte. Aus gutem Grund, denn: “Wer sagt denn dass ICH zu dem Essen heute und in Zukunft gehen werde?! Wie praktisch es doch ist, dass wir Zwillinge sind!” ‘Wie bitte?!!!’ “Ist das dein Ernst?!! Ich soll da hin?!! Als ‘Yuki’?!! Das kann ich unmöglich machen!” Das wäre dann schon das zweite Mal in so kurzer Zeit, dass wir die Rollen tauschten! Früher war das kein Problem. Als wir noch Kinder waren. Aber heute?! Ich hatte schon genug Probleme und kein Interesse daran, das Tragen von Mädchenklamotten zur Gewohnheit zu machen! “Nun reg dich doch nicht gleich so auf! Denk doch erst mal an die Möglichkeiten! Du könntest Kaoro schon heute Abend wiedersehen!”, “Uhh...” Leider hatte sie Recht... Das war ein Argument, das sein Ziel nicht verfehlte... Meine Entzugserscheinungen waren Antrieb genug, das zumindest für heute Abend auszuhalten... “Außerdem glaube ich, dass du ihnen besser sagen kannst warum ihr zusammen seid und warum du ihn unbedingt zurück willst. Soo gut sind dann meine schauspielerischen Fähigkeiten auch wieder nicht.” Ich seufzte: “Und was dann? Soll ich für den Rest meines Lebens vor ihnen ‘Yuki’ sein?” “Nee! Erst sollen sie dich in ihr Herz schließen! Und wenn du dich dann zu erkennen gibst, werden sie dich nicht mehr loslassen wollen!” Das klang wie die Begründung eines kleinen Kindes. Ich ließ meinen Kopf hängen. “Wie kannst du nur so naiv sein..? Du weißt genau über wen wir hier reden! Kaoros Vater findet niemanden sympathisch! Ich bin mir nicht mal sicher, ob er seine eigene Familie mag! Das ist doch totaler Blödsinn...” Yukis Lächeln verschwand, sie umarmte mich. “Mach dir nicht so viele Gedanken. Ihr beiden seid doch so weit gekommen! Das muss doch irgendeinen Grund haben. Ich bin felsenfest davon überzeugt das alles gut wird. Egal wie. Also denk erst mal nicht daran was Morgen kommt. Geh heute Abend zu diesem Essen. Rede mit Kaoro, rede mit seinem Vater. Es wird sich für alles eine Lösung finden...” Ich war mir nicht sicher, ob sie wusste wie sehr mich ihre Worte trösteten. Wie sehr es mir half, dass sie mich in ihren Armen hielt... Das allein dies schon reichte mich zu überzeugen. “Gut... Mach aus mir Yuki... Aber übertreib es nicht!”, “Natürlich nicht! Ich fang gleich an, du wirst richtig hübsch aussehen!” ‘Hübsch’... nicht nur ‘süß’, sondern auch noch ‘hübsch‘. Eindeutig Platz eins und zwei auf der Liste für Eigenschaften die ein Junge nicht haben will. “Übertreib’s nicht...” ____________________________________________________ Ein wenig länger als das Kap davor, aber immer noch nicht der Reißer oder?! ^_^ Was soll ich machen, jetzt kommt das letzte Kap! Freu’ mich drauf! Endlich ein Wiedersehen! Aber ob alles so läuft wie geplant... Man darf gespannt sein. Sobald ich die letzten Zeilen dieses Kommis geschrieben habe mach ich weiter! Kann einfach nicht anders! Also dann! Kchan, du weißt ja, dass dieses Kap dann erst raus kommt, wenn ich dein Buch fertig hab’. Aber davon bin ich noch etliche Bilder entfernt... Na ja, das wird schon! Ho ho! Bis denne! Winter - Kapitel 12 - Wiedersehen --------------------------------- “Ich bin wirklich... beeindruckt...” Das war das Einzige, das ich sagen konnte. Yuki war nun mit ihrer ‘Umwandlung’ fertig und schob mich vor den großen Spiegel in ihrem Zimmer. Sie wollte ihr Schminkzeug nicht zu mir schleppen, also schleppte sie mich zu ihrem Schminkzeug. Das, was ich nun im Spiegel betrachtete, war nicht ‘ich’, es war ‘Yuki’. Eine perfekte Kopie. Sie hatte mich in der kurzen Zeit geschminkt, meine Haare frisiert, soweit das möglich war und mich dazu gebracht ein Kleid anzuziehen. Ein Kleid, mit dem auch ich mich abfinden konnte. Teilweise. Es war schwarz und an der Brust hatte es irgendwelche Fransen, jedenfalls sah es aus, als wäre da wirklich was. Es war unten flatterig, sodass es dort auch keine Probleme gab. Das Einzige, das mich störte, war mein Rücken. Hinten war das Kleid so weit ausgeschnitten, dass er fast komplett frei lag... “Das ist mir wirklich prima gelungen! Nicht mal unsere Eltern könnten uns jetzt noch auseinanderhalten!” Ich berührte mit meiner Hand unbewusst den Spiegel. Vielleicht um sicher zu gehen, dass es wirklich mein Spiegelbild war. “Ob Kaoro uns auseinander halten kann..?” Yuki lächelte mich aus dem Spiegel heraus an: “Sicher! Das konnte er früher doch auch.” Richtig das Spiel mit dem Rollentausch hat er immer sofort durchschaut. Nur ein einziges Mal nicht, als sein Vater bei uns war... “Sag mal, musst du nicht langsam los? Also wirklich! Stehst hier rum und träumst, während dich dein Prinz auf dem Ball bestimmt schon überall sucht!”, “Du hast Recht. Hatte gar nicht gemerkt, wie spät es schon ist.” Ihre Spitze ignorierend, machte ich mich auf den Weg. Die gute Fee hatte mich in etwas verwandelt, das ich nicht war, um meinen Prinzen zu treffen... Wie passend... Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als ich wie einen Abend zuvor, vor dem großen Tor des Anwesens stand. Doch dieses Mal blieb es nicht verschlossen. Wie in Zeitlupe schob es sich automatisch auf. Der Weg zur Eingangstür erschien mir endlos. Ich wusste immer noch nicht, wie ich mich genau verhalten sollte. Ich war froh, dass mir Yuki keine Absatzschuhe angedreht hatte, so fiel mir das Laufen nicht noch schwerer, als durch das Kleid sowieso schon. In der Eingangshalle wurde mir sofort mein Mantel entrissen. Mir fiel sofort mein freier Rücken ein. ‘Das hatte ich befürchtet... Irgendwie zieht’s hier...’ Direkt vor mir ging es an beiden Seiten des Saales, Raum konnte man das wirklich nicht mehr nennen, in den ersten Stock. Zwischen diesen beiden Treppen, befand sich eine große Tür. Alles war zwar geschmackvoll, aber für mein Verständnis zu klassisch eingerichtet. Nicht nur von Außen, auch von Innen machte dieses Haus einen zu imposanten Eindruck. “Junge Dame. Entschuldigen sie bitte... Junge Dame?”, “Oh! Ja, Entschuldigung!” Erst beim zweiten Mal, fühlte ich mich angesprochen. Ich wirbelte herum und stand nun direkt vor dem groß gewachsenen Mann im Smoking, der mich schon meines Mantels beraubt hatte. Ich machte einen kleinen Schritt rückwärts. “Die Herrschaften sind zur Zeit mit den übrigen Gästen beschäftigt. Sie werden sich in ein paar Minuten um Sie kümmern. Es wäre nett wenn Sie solange hier warten würden.”, “Oh, ja natürlich!” Ich senkte den Blick. ‘Moment...’ “Andere Gäste?! Was für andere Gäste?!”, “Hat ihnen denn niemand Bescheid gesagt? Die Herrschaften veranstalten dieses Fest jedes Jahr. Es ist jede Menge Prominenz anwesend.” Meine Knie fingen an zu zittern. Davon hatte Yuki mir nichts gesagt! Es mochte ja noch gehen, Kaoros Eltern etwas vor zu machen, aber das hier war etwas anderes! ‘Sie werden jeden meiner Schritte beobachten! Was wenn ich einen Fehler mache?! Wenn ich auffliege?!’ Dann kam eine Frauenstimme aus der ersten Etage, die mich aus meiner Gedankenwelt zurückholte: “Junger Herr! So warten sie doch! Ich bin doch noch nicht fertig!” Ich erkannte diese Stimme sofort. Das konnte nur Kaoros Nanny sein. ‘Junger Herr’... War er damit etwa gemeint? Ich drehte mich wieder um. Und tatsächlich: die Treppen hinunter und auf mich zu, kam nun Kaoro gestürmt! Sein Hemd war noch halb offen und eine dunkelblaue Krawatte hing ungebunden um seinem Hals. Ohne ein Wort zu verlieren, warf er sich mir um den Hals. “K... Kaoro!” Ich war so überrascht, dass ich nicht wusste, was ich tun sollte. Er hielt mich so fest im Arm... Ich konnte seinen Herzschlag hören. Warum sagte er denn nichts?! Warum küsste er mich nicht?! Ich konnte nicht einmal sein Gesicht sehen. “Kaoro..? Weinst du?” Er schüttelte den Kopf und umarmte mich noch fester. Seine Hände strichen dabei über meinen freien Rücken und verursachten eine Gänsehaut. Ich krallte mich an sein Hemd. ‘Uha! An so was sollte ich jetzt nicht denken!’ Wie konnte ich nur?! Ich sollte daran denken, ihn zurück zu bekommen und nicht an so etwas! Ich bin nicht hier um mit ihm... “Junger Herr! Oh! Unser Ehrengast ist ja schon da! Schön, dass du...” Sie brach mitten im Satz ab, ihr Lächeln verschwand. Sie starrte mich nur verwirrt an, sodass ich wusste was los war... ‘Sie weiß es!!’ Sie hatte genug Zeit mit uns verbracht, um uns auseinander halten zu können! Mein Gesicht lief rot an, während ich versuchte mich aus Kaoros Griff zu befreien. “Kaoro lass los!” Was sollte ich nur tun?! Das war eine mittelschwere Katastrophe! ‘Wenn sie mich verrät, was dann?!’ Kaoro schüttelte nur erneut den Kopf, löste sich jedoch ein wenig von mir, um mich zu küssen. ‘Auch das noch!’ Ich konnte mich wie sooft nicht wehren. Ich hatte das so vermisst. “Junger Herr, hören sie auf das arme Kind so zu bedrängen!” Mit diesen Worten zog sie uns auseinander. Er hielt mich jedoch immer noch an der linken Hand fest. “Sehen sie nur, was sie angerichtet haben! Der Lippenstift ist ganz verschmiert! Komm mit, wir bringen das wieder in Ordnung!” Sie schob mich nun, teilweise gegen meinen Willen, die Treppe hinauf. Kaoro, der immer noch an meiner Hand hing, folgte. Ich wusste wirklich nicht, was ich davon halten sollte... Wollte sie uns etwa helfen? Obwohl sie wusste wer ich war?! Oder hatte ich mich geirrt? Wusste sie es doch nicht..? Als wir in Kaoros Zimmer angekommen waren, verließ sie uns mit den Worten: “Ich hole schnell einen Lippenstift. Bin gleich wieder da!” Ich saß nun auf seinem Bett, Kaoro zu meiner Linken. Er schwieg immer noch. Dann hob er meine Hand, küsste sie und den Ring daran. Ich nutzte die Gelegenheit und legte meine Stirn an seine. Ich küsste ihn vorsichtig, als er seine Hand wieder herunter genommen hatte. “Warum sagst du denn nichts..? Ich bin extra hier her gekommen, um dich zu sehen aber du scheinst dich nicht wirklich darüber zu freuen...”, “Tut mir Leid... Ich weiß nicht was ich sagen soll...” Er umarmte mich nun wieder und drückte mich mit seinem Gewicht aufs Bett. Ich strich ihm durch sein weiches schwarzes Haar. Wie lange hatte ich das nicht mehr getan? “Keine Sorge. Ich werde mit deinem Vater reden, du kommst wieder zurück auf unsere Schule und alles wird wieder gut. Da bin ich mir sicher.” Es erstaunte mich, wie viel Ruhe ich in meine Worte legen konnte. Er erhob sich zur hälfte und sah mich ernst an, dann legte er seine Hand auf meine Brust. “Wenn du dir so sicher bist, warum zitterst du dann so..?” Für den Bruchteil einer Sekunde dachte ich, mein Herz bliebe stehen. Dann zwang ich mich jedoch zu einem Lächeln. “Ich weiß es einfach.” Mir liefen Tränen über die Wangen. “Es muss einfach klappen...” Als nun die Tür geöffnet wurde, löste er sich von mir. Ich setzte mich wieder aufrecht hin und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. “Ach herrje! Jetzt ist die Wimperntusche auch noch verlaufen! Hier.” Kaoros Nanny kniete sich vor mir auf den Boden und hielt mir einen Lippenstift vor die Nase. “Weißt du wie man damit umgeht?” Ich schüttelte leicht den Kopf und sah dann zu Boden. Sie lächelte nur freundlich. “Ich helfe dir. Du willst doch sicher einen guten Eindruck bei den Herrschaften hinterlassen, nicht wahr?” Ich nickte kurz. Sie wusste also tatsächlich bescheid. Als wir wieder in die Eingangshalle gingen, ich fertig geschminkt und Kaoro fertig angezogen, fragte ich sie warum sie das so locker sah. Sie lächelte nur und sagte: “Es freut mich Kaoro so zu sehen.” Ich sah ihn daraufhin an, aber konnte nichts außergewöhnliches feststellen. Für mich, benahm er sich wie immer und ich wollte auch nicht weiter nachhaken. Als wir den großen Saal betraten, in dem Unmengen von Menschen zu sein schienen, ergriff Kaoro wieder meine linke Hand. Es waren viele Leute anwesend, die mich freudestrahlend als Yuki begrüßten. Ich kannte nur ein paar davon. Im Gegensatz zu Yuki, war ich nicht sonderlich an dieser Gesellschaftsschicht interessiert. Es war alles wie auf jeder anderen Veranstaltungen auch, es gab kleine Häppchen, Kellner verteilten Champagner Gläser und alle unterhielten sich lautstark über Dinge wie Politik, ihre Geschäfte oder den neusten Klatsch. “Möchtest du was trinken?”, “Was..?” Kaoro hielt mir ein Glas vor die Nase. Ich war mir nicht sicher ob Alkohol jetzt das Richtige war. Es gab Momente in denen es mich zwar beruhigte, in anderen wiederum kratzte es mich auf. Zögernd nahm ich ihm das Glas aus der Hand. Jetzt hatte ich zumindest was zum festhalten. “Yuki-chan! Da bist du ja! Ich hab dich schon überall gesucht!” Ich zuckte zusammen. Mit Yuki angesprochen zu werden, empfand ich als äußerst unangenehm. Ich drehte mich um und betrachtete die mondäne Dame die mich angesprochen hatte. Sie trug ein dunkelblaues samtenes Abendkleid, ihr schneeweißes Haar hatte sie zu einer art Dutt, nach oben gesteckt und in ihrem, von der Zeit scheinbar unberührtem Gesicht zeichnete sich ein ehrliches Lächeln ab. Sie machte auf mich einen unglaublichen Eindruck. Das konnte nur Yukis Patentante sein. “Daidoji-sensei..!” Das war das erste Mal, dass wir uns so direkt begegneten, alles was Yuki ausmachte, hatte diese Dame ihr beigebracht. Trotzdem war ich ein wenig enttäuscht. Sie hatte mich nicht gleich durchschaut? Ich dachte, die Beiden hätten sich näher gestanden. “Dem Anschein nach, stimmen die Gerüchte also.”, “W.. was für Gerüchte?”, “Na dass ihr zwei jetzt ein Paar seid!” Es kursierten also schon Gerüchte... “Ich meine eure Eltern haben ja alles getan, um euch zusammen zu bringen, aber vor ein paar Jahren, sah es nun wirklich überhaupt nicht danach aus.” Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, ihre Bewegungen ihre Art zu Reden, es erinnerte mich wirklich alles an Yuki. “Ich weiß noch, als wäre es gestern gewesen, dass der kleine Kaoro zu euren Eltern und mir kam und dich unbedingt heiraten wollte. Du hattest daraufhin einen richtigen Wutanfall, ‘Das werde ich ganz bestimmt nicht!’ hast du geschrieen.” Sie lachte. “So schnell kann das gehen! Jetzt steht ihr hier vor mir und wie gut ihr zueinander passt! Wie hast du sie nur überzeugen können Kaoro?!” Wie gut wir zueinander passen... Ein flaues Gefühl breitete sich in meiner Magengegend aus. “Tja, es hat mich wirklich einiges an Mühe gekostet, meinen Schatz von mir zu überzeugen!”, erwiderte er mit einem charmanten Lächeln, wobei er mich an der Hüfte ein Stückchen näher zu sich zog. Ich umklammerte das Glas nun mit beiden Händen. “Kaoro, mir geht es nicht besonders gut, können wir kurz raus gehen?” Sein Lächeln verschwand, er nickte und entschuldigte sich höflich bei Daidoji-sensei. “Alles ok..?”, fragte er als wir den stickigen Raum verlassen und ich mich an die Brüstung des Balkons gelehnt hatte. “Ja, ich nehme an, ich vertrage Zigarrenqualm nicht besonders.”, gab ich ihm mit einem etwas gequältem Lächeln zur Antwort. Was natürlich nur eine Ausrede war. In Wirklichkeit hatte Sensei mir etwas in Erinnerung gerufen, das ich viele Jahre über vergessen hatte... Ich denke, ich war ungefähr zehn gewesen, als Kaoros Eltern bei uns zu Besuch kamen. Ich hatte Yuki davon erzählt, dass ich Angst vor seinem Vater hatte, weil er mich immer so seltsam ansah. Sie wollte sich davon überzeugen, also tauschten wir die Rollen. Es war perfekt, niemandem schien es aufzufallen. Nicht einmal Kaoro. Jedenfalls machte er nicht den Anschein. Normalerweise prahlte er immer damit, es vor unseren Eltern herausgefunden zu haben. Als wir spielten, hatte ich jedoch trotzdem das Gefühl von seinem Vater angestarrt zu werden. Obwohl ich eigentlich gar nicht ‘ich’ war. Irgendwann zog Kaoro mich dann am Arm zu unseren Eltern. “Das ist meine Braut! Wir werden heiraten, Kinder kriegen, uns ein Haus bauen und immer zusammen bleiben!”, sagte er freudestrahlend. Ich war jedoch schockiert, immerhin sagte er das zu ‘Yuki’. Ich riss mich los und brüllte ihn an... Ich wollte nicht, dass er Yuki heiratet. Ich hatte Angst. Angst dass das bedeutet ihn zu verlieren. Er war mein bester Freund, ich wollte nicht dass Yuki ihn mir wegnahm. Nach allem, was ich jetzt über ihn wusste, denke ich, dass er uns damals vielleicht doch unterscheiden konnte. Auch denke ich, dass meine Gefühle damals, den Jetzigen für ihn ziemlich nahe kamen. Als wenn er meine Gedanken gelesen hätte, sagte er: “Das sie diese alte Geschichte wieder ausgraben musste.” Er sah mich nicht an. Ich wusste nicht, ob er das zu mir oder eher zu sich selbst gesagt hatte. “Weißt du eigentlich, dass du mir damit einen ziemlichen Dämpfer verpasst hast?!” Er lehnte sich neben mir gegen das Geländer. “Also wusstest du, dass ich es war..?” Er grinste mich nur an. Dann beugte er sich zu mir hinüber, so dass sich unsere Lippen kurz berühren konnten. Er nahm meine Hand, in der ich immer noch mein Glas hielt. “Wenn ich das jetzt noch einmal tun würde, wäre die Reaktion die Selbe..?” Mir schlug mein Herz bis zum Hals. “Dummkopf... Mich kannst du nicht heiraten und Kinder kriegen...”, “Ich weiß.” Als ich gerade etwas erwidern wollte, wurde die Balkontür von dem Mann, dem ich schon am Eingang begegnet war, geöffnet. “Der Herr erwartet sie in seinem Arbeitszimmer.” Ich zuckte zusammen. Also war es nun soweit. Ich gab Kaoro mein Glas und wollte dem Mann im Anzug gerade folgen, als Kaoro mich aufhielt. Er zog mich wieder zu sich heran und küsste mich. “Pass bitte auf dich auf, ok?” Ich nickte nur knapp und löste mich von ihm. Ich wusste zwar, dass ein Treffen mit ihm unvermeidbar war, trotzdem hatte ich noch nicht so schnell damit gerechnet. Hatte Yuki nicht etwas von nach dem Essen gesagt?! Gut, ein Abendessen im eigentlichen Sinne gab es nicht. Trotzdem wäre ich am liebsten noch ein wenig bei Kaoro geblieben. Meine Knie begannen zu zittern, als ich vorsichtig die Tür aufschob und mir sofort diese laute, eindringliche Stimme entgegen schallte, die mir an diesem Mann am meisten Angst einjagte. “Du hast wirklich Courage bewiesen, hierher zu kommen. Was ist, steh nicht so sinnlos in der Tür, setz dich.”, “J.. ja! Entschuldigung!”, ‘Oh Gott, das überlebe ich nicht!’ Ich setzte mich in einen der beiden großen Ledersessel, die vor seinem Schreibtisch standen. Er selbst stand vor einem der Fenster. Im gesamten Raum, schienen ausschließlich Möbel aus dem vergangenen Jahrhundert zu stehen. Ein massiver Holztisch, grüne Samtvorhänge, sogar eine alte Globusbar fand hier ihren Platz. “Ich hatte versprochen zu erklären, warum ich Kaoro von der Schule genommen habe.” Er drehte sich um, unsere Blicke trafen sich. Ich war nicht in der Lage zu sagen, was genau in seinem Blick lag. Er schien nicht wütend zu sein, dennoch machte er mir Angst. Außerdem wusste ich nicht was er mir erklären wollte. Er hat ihn doch von der Schule genommen, weil ich... “Dazu muss ich ein wenig weiter ausholen. Du weißt sicher, was für einen Ruf er sich in letzter Zeit eingehandelt hatte. Seine ganzen Weibergeschichten machten allerdings nicht nur an eurer Schule die Runde. Als wir erfuhren, was dort vor sich ging, wollte ich ihn schon von der Schule nehmen.” Er setzte sich nun, mir gegenüber, an seinen Schreibtisch. “Es ist nicht gerade von Vorteil für unsere Familie, jemanden mit so einem Ruf unsere Firma zu überlassen. Es musste etwas geschehen. Doch dann, vor ein paar Monaten, hörte es plötzlich auf. Er schien sich von Heute auf Morgen geändert zu haben.” “Mir war klar, dass das nur einen Grund haben konnte.” Ich drehte mich ruckartig um. Hinter mir stand nun Kaoros Mutter mit einem Tablett, auf dem eine Kanne Tee und drei Tassen standen. Ich sprang auf und machte eine leichte Verbeugung. “Guten Abend.” Sie lächelte freundlich und stellte das Tablett auf den Tisch. Während sie die Tassen verteilte, redete sie weiter: “Ich wusste, dass das nur bedeuten konnte, dass er jemanden hatte den er mehr als alles liebte. Ach! Da kommt wieder meine romantische Ader durch!” Sie machte eine theatralische Geste und zwinkerte mir zu. Ich wurde rot. Ihre Anwesenheit beruhigte mich sehr, sie ließ mich kurz vergessen, wem ich nun wieder gegenüber saß. “Nach dem mir meine werte Gattin das erzählte, wollte ich mich selbst davon überzeugen. Also kam ich vor ein paar Tagen an eure Schule.” Mir war klar, worauf er hinauswollte. Da hatte er etwas viel Schlimmeres erfahren müssen. So gesehen musste für ihn die Erkenntnis, dass sein Sohn ein Casanova war, weitaus weniger bedrohlich erscheinen. Ich senkte meinen Blick. “Das was ich da im Krankenzimmer sah, schien nicht die romantischen Vorstellungen meiner Frau zu unterstützen. Das was Kaoro da tat, erschien mir eher als genauso ein Spielchen, wie mit den Anderen auch.” Was sollte das denn jetzt bedeuten?! “Nur dass er nun nicht einmal davor zurückschreckte, sich an seinen Geschlechtsgenossen zu vergreifen.” Mein Herz schien einen Schlag auszusetzen. Das was er da sagte, klang alles so seltsam. Ich wusste nicht, wie ich es einordnen sollte. “Ist es das?!” Er stand auf und stützte sich auf seinen Schreibtisch. Jetzt schwebte sein Gesicht ein wenig über mir, was seine Erscheinung, aus meiner Sicht, noch bedrohlicher wirken ließ. “Ist es nur irgendein Spielchen?!” Ich senkte meinen Blick wieder. “Um ehrlich zu sein, dachte ich anfangs genauso. ‘Kaoro und treu, das passt nicht!’ Ich war mir nicht sicher, ob ich für ihn nur ein Spielzeug war, oder...” Es kostete mich einiges an Mut und Kraft das Wort zu erheben. “Ich kann nicht für ihn sprechen. Ich weiß nur, dass ich mit ihm zusammen sein will. Das wollte ich schon immer und irgendwie hat er mich dazu gebracht, ihm zu glauben.” Kaoros Mutter strich mir über den Kopf. “Du bist wirklich unglaublich süß! Kein Wunder, dass deine Schwester dich so unterstützt, sie muss dich wirklich sehr gern haben.”, “W.. was..?” Hatte ich das eben richtig verstanden?! ’Schwester’?! Ich sah von ihr wieder zu ihm hinüber. Er hatte sich wieder gesetzt und nahm nun einen Schluck von seinem Tee. “Aber woher wissen sie, ich...” War ich denn so schlecht gewesen? War es so offensichtlich?! Sie hatten mich durchschaut! Nun hatte ich keine Chance mehr ihn zurück zu bekommen. Das würden sie, das würde er doch nie zulassen! Ich legte mir eine Hand vor den Mund. Erst jetzt merkte ich, wie sehr ich zitterte und wie nah ich den Tränen war. “Weißt du, es war nicht viel dazu nötig, den Unterschied zwischen dir und der jungen Dame heute morgen zu sehen. Du gleichst ihr zwar bis aufs Haar, anfangs hast du uns auch getäuscht, aber Kaoros Reaktionen waren eindeutig. Während er für deine Schwester heute morgen, nicht viel mehr als ein Lächeln übrig hatte, war er heute Abend kaum zu bremsen. Es war eindeutig, dass uns heute morgen ein Mädchen gegenüber saß und genauso eindeutig ist es, dass uns nun die Person gegenüber sitzt, die er liebt.”, “Schön gesagt, Schatz. Und stimmt das soweit?”, erwiderte nun wieder Herr Tatsumi. Ich nickte nur schwach, nicht in der Lage, noch etwas dazu zu sagen. “Nach allem, was er bisher getan hatte, hätte ich nicht gedacht ihn irgendwann mal so zu sehen.” Ich sah wieder auf. Seine Worte erinnerten stark an das, was seine Nanny mir vorhin gesagt hatte. “Das freut mich irgendwie. Dich nicht auch, Schatz?”, begann seine Frau. “Und, willst du ihm nicht endlich sagen, was du vor hast?” Kaoros Vater stand auf, räusperte sich und sah mich dann ernst an. “Ich lasse ihn zurück auf eure Schule. Auch wenn ich mich noch nicht wirklich damit abfinden kann, dass Kaoro...” Ich sprang von meinem Stuhl auf. Meinte er das Ernst?! “Egal. Ich erwarte von euch, dass ihr das nicht an die Öffentlichkeit kommen lasst, es muss ja nicht jeder erfahren.” Er machte eine Pause. Als er bemerkte, dass ich immer noch wie angewurzelt dastand, fuhr er fort: “Was ist?! Geh und lass dir von ihm was anderes zum anziehen geben, oder ist das ein Hobby von dir, in Kleidern rumzulaufen?!”, “N.. nein! Natürlich nicht! Danke!” Ich drehte mich um und eilte zur Tür. Seine Mutter folgte. Als sie mir die Tür öffnete, sagte sie noch: “Das war das erste Mal, dass er sich gegen seinen Vater aufgelehnt hat. Stell dir vor, Kaoro wollte hier ausziehen und gegen seinen Willen wieder an eure Schule. Das hat ihn sehr beeindruckt.” Auch wenn Kaoros Vater auf die meisten Leute beängstigend wirkte, so schien er doch nicht so schlecht zu sein, wie ich anfangs dachte. Ich schloss die Tür hinter mir. Ich stand immer noch unter Schock, wodurch ich nicht in der Lage war, einen klaren Gedanken zu fassen. Kaoro hatte scheinbar die ganze Zeit auf dem Flur gewartet, jedenfalls kam er jetzt auf mich zugestürmt. “Was ist passiert? Ist alles in Ordnung?” Die Tränen die ich die ganze Zeit unterdrückt hatte, liefen nun meine Wangen hinunter. ‘Alles in Ordnung’? Das war es, oder? Es war alles anders gelaufen, als ich gedacht hatte, aber... Kaoro konnte wieder auf unsere Schule, seine Eltern wussten das er mit MIR zusammen war und sie erlaubten es. Das war besser als gedacht. Warum konnte ich nur nicht aufhören zu weinen..? Kaoro nahm mich in den Arm, bis ich wieder aufhörte und ihm alles erzählen konnte. Kaoros Zimmer hatte ein eigenes kleines Bad. Ich wusch mir die Schminke aus dem Gesicht, während er nach einer Hose suchte, die mir passen könnte. Yukis Kleid hatte ich mittlerweile ausgezogen und stand nun in meiner Unterhose und einem viel zu großem Hemd vor dem Spiegel. Von unten drang ab und zu noch die Musik der Veranstaltung. Als ich das Bad verließ, durchsuchte Kaoro gerade den kleinen Schrank neben seinem Bett. Ich stellte mich neben ihn. Seid wir den Raum betreten hatten, hatte er nichts mehr gesagt. “Ich werde dem Fahrer bescheid sagen. Er wird dich nach hause bringen. Hier. Die müsste passen. Hatte ich schon ne Weile nicht mehr an.” Er hielt mir eine schwarze Hose hin, die ich schweigend annahm. Er setzte sich aufs Bett und sah mich an: “Was ist?” Ich hatte irgendwie mehr erwartet. Mehr Begeisterung, egal was, auf jeden Fall mehr. “Ich will nicht.” “Wie du willst nicht? Du willst keine Hose anziehen? Das wird die Leute auf der Straße wohl ein wenig schockieren.”, erwiderte er, mit einem Lächeln. Ich ließ mich von seinem Kommentar nicht beirren, legte die Hose auf den neben mir stehenden Schrank und ergänzte: “Ich will nicht gehen.” Sein Lächeln verschwand, er nahm meine Hand und küsste sie. “Sicher..?” Ich nickte. Er zog mich zu sich heran und warf mich aufs Bett. Dann stand er auf. Ich wusste nicht was ich davon halten sollte, als er jedoch kurz darauf zu Tür ging, wurde es mir klar. Er schloss die Tür ab und drehte sich um: “Yuki hat doch gesagt, dass wir das nächste Mal abschließen sollen, damit uns niemand stört.”, “Ja.”, erwiderte ich mit einem Lächeln. Was soll ich sagen, ich denke, was dann passierte ist klar. Wer jetzt jedoch hofft, so etwas zu hören wie: “Sie zogen nach San Fransisco, heirateten, bauten ein Haus, adoptierten Zwillinge und lebten glücklich bis ans Ende.”, den muss ich enttäuschen. Was noch kommt weiß ich nicht, ich weiß nur dass ich jetzt neben ihm liege, es weit nach Mitternacht ist und von unten immer noch Musik kommt. Eigentlich ist es auch ziemlich egal, solange wir zusammen sind werden wir das schon irgendwie schaffen. Das haben wir bis jetzt ja auch. ____________________________________________________ Ente, Del-fin oder irgendein anderes Tier, das man an den Schluss setzt! ^n^ Was soll ich sagen... Geschafft! Ich glaube, das ist mit das Schmalzigste, was ich je geschrieben habe! Also wo bleibt mein Applaus, den hab ich mir ja wohl verdient! An Kchan: Ich dachte mir: Im Buch sind sooo viele tolle andere Sachen, dass ich dieses Kap doch eher veröffentliche! Also keine Panik, du kommst noch auf deine Kosten! So, gibt’s noch was zu sagen?! Ich denke das war’s erst mal! Bye bye!! MfG Cindy-chan Bonus - Meine Eltern und die Presse ----------------------------------- Eine gezeichnete Bonus-Story gibt's hier: http://animexx.onlinewelten.com/doujinshi/zeichner/283222/output/40275/ --- Mit einem gequälten Lächeln betrat ich unser Zimmer. "Ich bin wieder da..." Kaoro lag auf der Couch. Er legte das Buch, in das er bis eben noch vertieft war, zur Seite und lächelte mich an. "War es denn so schlimm?", fragte er mich. Ich hing meine Jacke an den Haken und ging zur Couch. Dann setzte ich mich und ließ mich mit dem Rücken auf Kaoros Oberkörper fallen. "Du hast ja keine Ahnung!" Er umarmte mich sanft. Yuki und ich waren bis eben noch bei unseren Eltern gewesen, da sie unbedingt mit uns zu Abend essen wollten. Das allein wäre natürlich kein Problem gewesen, aber... "Anscheinend ist unsere Mutter in einer Art Krise... Sie hat sich riesig darüber gefreut uns zu sehn... Den ganzen Abend ist sie um Yuki herumgeschlichen und hat ihr wegen irgendwas gratuliert. Yuki konnte es sich auch nicht erklären. Aber das war nicht alles..." Ich machte eine kurze Pause und verzog das Gesicht. "Uh... Man ist mir schlecht...", "Wieso ist dir denn schlecht? Bist du etwa schwanger?! Dabei hab ich doch so aufgepasst!" Er baute seine Worte zusätzlich theatralisch aus, vermutlich um mich aufzuheitern, aber mir war gerade nicht nach Scherzen zu mute... "Lass den Blödsinn..." Er gab mir einen Kuss auf die Schläfe. "Dann sag mir doch endlich, was sie dir Schreckliches angetan haben!" Ich atmete einmal tief ein und fuhr fort... "Sie hat für uns gekocht...", "Deine Mutter kann kochen?", "Eben nicht... Deswegen geht es mir ja so schlecht... Sie sagte 'Ich habe nicht ein einziges Mal für euch gekocht!' und servierte uns irgendetwas Selbstgemachtes... Keiner am Tisch hatte eine Ahnung was das sein sollte, aber wir konnten sie ja schlecht vor den Kopf stoßen, also haben wir alles aufgegessen...", "Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass sie so schlecht kocht. Meine Mutter macht das auch ab und zu.", "Glaub mir, es war schrecklich..." Kaoro fing an zu grinsen und ließ seine Hand unter meinen Pullover gleiten, um meinen Bauch zu streicheln. Während er meinen Nacken küsste fragte er: "Besser..?", "Ein wenig..." Tatsächlich schien es mir gleich viel besser zu gehen. Ich musste schmunzeln. Ich drehte mich um, sodass ich ihn richtig küssen konnte. "Siehst du, wenn du jetzt noch mit mir baden kommst, ist alles wieder ok." "Naja...", fing ich an, "Sie hat uns morgen alle drei zum Abendessen eingeladen...", "Mich auch? Ob das auch mit der Krise zu tun hat?", "Wer weiß... Solange sie nicht wieder selbst kocht, wird das schon in Ordnung sein, schätze ich." Sicher war ich natürlich nicht. Sie hatte sich wirklich seltsam benommen und auch Vater war irgendwie fröhlicher, ja regelrecht ausgelassen gewesen. Während ich mir noch über dies und das den Kopf zerbrach, wurde ich von Kaoro ins Bad geschleppt. Am nächsten Abend standen wir zu dritt vor der großen Eingangstür. "Ich wusste hier ist was faul!", wetterte Yuki, während sie mit dem rechten Zeigefinger in Richtung Parkplatz zeigte. "Mh... Tatsächlich, das ist das Auto meiner Eltern.", stellte Kaoro fest. 'Ich glaub mir wird wieder schlecht...' Was hatten meine Eltern nur vor? Erst dieser ganze Zirkus am Vorabend und dann das... "Vielleicht sollten wir..." Bevor ich meinen Satz beenden konnte, wurde die Tür aufgerissen. "Da seid ihr ja! Was steht ihr denn hier draußen in der Kälte. Kommt rein!" Unsere Mutter hatte das gleiche, ein wenig erschreckende Lächeln auf den Lippen, wie am Abend zuvor. Ohne weiter Zeit zu verlieren, zog sie uns herein, entriss uns unsere Mäntel und beförderte uns in die Wohnstube. Kaoros Eltern hatten bereits auf dem etwas kleineren der beiden Sofas Platz genommen und unterhielten sich angeregt mit unserem Vater. Wir drei wurden kurzerhand auf das große Sofa verfrachtet, wobei meine Mutter darauf bestand Kaoro in die Mitte zu setzten. Wir drei sahen uns etwas ratlos (oder doch hilflos?) an. "Ich nehme an ihr habt euch schon gewundert warum wir euch alle hierher gebeten haben.", begann mein Vater. "Nun ja, es ist zwar traurig, dass wir es aus der Zeitung erfahren mussten, aber das mindert natürlich nicht unsere Freude darüber!" Im Raum herrschte nun Schweigen, auch Kaoros Eltern schienen ein wenig verwirrt. Nur unsere Mutter stellte sich freudestrahlend, seitlich neben den Sessel unseres Vaters. Dann fuhr er fort: "Während ich gestern Morgen die Zeitung las, fand ich doch tatsächlich einen Artikel über den Jahrmarkt vor ein paar Wochen. Hier ich lese es euch vor:..." Er holte eine Zeitung hervor und las die Schlagzeile: "'Yuki Aoba mit Sohn der Tatsumis leiert?' Und darunter ein Foto, der Beiden! Also das hättet ihr uns auch eher sagen können!", "Es ist auch ein Foto dabei?", fragte unsere Mutter, die es anscheinend auch noch nicht gesehen hatte. Er hielt die Zeitung hoch, sodass alle Anwesenden einen Blick darauf werfen konnten. Uns drei Betroffenen fiel die Kinnlade runter. Dieses Bild war das gleiche, wie das was die Weiße Dame uns in der Bibliothek gezeigt hatte. Das Bild auf dem sich nicht Yuki und Kaoro küssten, sondern wir. Kaoros Vater sprang auf: "Ihr habt euch fotografieren lassen?! Wie konntet ihr nur so leichtsinnig sein?!" Ich zuckte zusammen, das hatten wir doch alles schon! Ich hatte mir doch weiß Gott schon genug Gedanken über dieses Foto gemacht! Die Weiße Dame musste es doch tatsächlich an die Presse weiter gegeben haben. Auch wenn die das offenbar falsch interpretiert hatten. Mein Vater schien nun zwar ein wenig verwirrt, lächelte aber immer noch. Nur meine Mutter hörte damit auf, als sie einen Blick auf das Bild warf. "Liebling, das da ist nicht Yuki...", "Unsinn wer soll es denn sonst..." Die Pause die mein Vater machte zeigte überdeutlich, dass er sich seine Frage gerade selbst beantwortet hatte. Den Rest des Abends verbrachten wir damit die ganze Sache aufzuklären. Kaoros Eltern beruhigten sich schnell wieder. Da ja offiziell immer noch Yuki als mögliche Schwiegertochter dastand. Ich schätze allerdings, dass das bei unseren Eltern noch ein Weilchen dauern wird... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)