Vera Lamia von CichAn ================================================================================ Kapitel 5: Betrug ----------------- Erst jetzt fiel mir auf, dass es im Raum noch eine weitere Tür gab. Es war eine Schiebetür die geschlossen nur schwer von der Wand zu unterscheiden war. Da sie einen Spalt offen stand, konnte ich darin eine große Regalwand und den Teil eines Pianos sehen. Daran hatte Satoru also gespielt, als ich hier zum ersten Mal aufwachte. Er saß immer noch auf dem Bett und wartete. Da ich keinerlei Anstalten machte mich vom Türrahmen zu lösen, stand er auf, zog mich ins Zimmer und verschloss hinter mir die Tür. "Das ist also tatsächlich dein Ernst..?", wollte ich mich vergewissern. Aber er lächelte mich nur an und begann damit mein Hemd aufzuknöpfen. Ich stieß ihn ein wenig zu grob von mir, als mir das klar wurde. "Was sollte das jetzt wieder?!", er zuckte nur mit den Schultern: "Ich wollte dir nur helfen." Ich drehte mich um und ging ein paar Schritte in Richtung Bett. Ich nahm mir das Schlafanzugoberteil das auf der Kommode lag und hielt es hoch. Es war mir viel zu groß. Satoru kicherte leise und kam meiner scheinbar offensichtlichen Frage zuvor: "Tut mir Lied. Ich hatte noch nicht an Schlafsachen gedacht. Die müssen wir noch in deiner Größe besorgen.", "Also ist das deines..?" Meine Frage war eher als Feststellung gedacht. Ich atmete geräuschvoll aus und zog mich um. Als wir dann im Bett lagen und er das Licht ausschaltete, versuchte ich mich so weit es ging an den Rand zu legen. Mit dem Rücken zu ihm. Ich hatte ihm gesagt, dass er auf seiner Seite bleiben sollte und hoffte, dass er sich daran hielt... Nach einer Weile hörte ich das rascheln der Bettdecke hinter mir. "Ich frage mich schon die ganze Zeit, warum du das alles mit dir machen lässt..." Es dauerte eine Weile bis ich antworten konnte. Diese Frage hatte ich mir auch schon einige Male in den letzten Tagen gestellt. Und auch wenn die Antwort scheinbar so simpel war, hatte es Zeit gekostet sie zu finden. "Ich weiß nicht... wie ich mich verhalten soll.", wieder machte ich eine Pause "Das ist das erste Mal, dass ich irgendwo festgehalten werde... und dass jemand so frech zu mir ist..." Ich drehte mich zu ihm um. Sein Gesicht war nun näher an meinem, als ich erwartet hatte. Da ich allerdings schon an der Bettkante lag, konnte ich nicht mehr zurückweichen. "Wie... sollte ich mich in so einem Fall denn verhalten..? Sollte ich wütend sein? Versuchen davon zulaufen? Was soll ich deiner Meinung nach tun?" Er sah mich eine ganze Weile ohne zu blinzeln an, dann wich er zurück, legte sich auf den Rücken und starrte zur Decke. Er schien eine andere Antwort erwartet zu haben. Leider hatte ich keine Ahnung welche das hätte sein können. Ich wusste nur, dass ich nicht weit genug war, um in meiner jetzigen Situation irgendetwas zu fühlen oder zu unternehmen. Genauso wenig hatte es wohl auch Sinn, auf Hilfe von Außen zu hoffen. Meine Familie war weit weg und wer sollte mir sonst helfen und wie? Ich wusste nicht was ich außer Abwarten tun konnte. Ich schloss die Augen. Ich erwartete keine Antwort auf meine Fragen, da ich wusste das er sie nicht hatte. Ich fühlte wie Erschöpfung immer mehr Besitz von mir ergriff. Das letzte was ich vor dem Einschlafen hörte war: "Tut mir Leid..." -- Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war er längst fort. Zu meinem Erstaunen, hatte er tatsächlich nicht versucht sich mir in der Nacht zu nähern. Langsam richtete ich mich auf und rutschte aus dem Bett. In meinem Kopf war noch alles nebelig. Auch wenn es wahrscheinlich schon mitten am Tag war, hatte ich das Gefühl zu wenig Schlaf bekommen zu haben. Nachdem ich im Bad gewesen war, ging ich in das Gewächshaus wie am Tag zuvor. Mir war immer noch niemand vom Personal begegnet, deshalb hoffte ich, dass er dort war. Zu meiner Überraschung fand ich dort jedoch nicht Satoru sondern Sophie, die bei meinem Anblick sofort vom Tisch aufsprang. Bis auf ihr Gesicht, war sie komplett in schwarzen Stoff gehüllt. Und selbst das lag durch einen großen Hut im Schatten. Natürlich. Sonne war nun für sie gefährlich. Sie musterte mich von Kopf bis Fuß. "Macht dir die Sonne gar nichts aus..?" Ich merkte wie meine Miene sich verfinsterte. Ich ging zu ihrem Tisch und setzte mich. "Nein.", antwortete ich nur kurz. Das gequälte Lächeln, das sie bis jetzt noch gezeigt hatte verschwand. Mit einem "Oh..." setzte sie sich zu mir. Ich wusste nicht wo sie herkam, aber das Mädchen mit dem Kimono tauchte auf und stellte mir eine Tasse Tee vor die Nase. Ich nahm einen Schluck. Da Sophie auch diese Handlung verfolgte, schloss ich meine Augen. "Ich muss mit dir reden, deshalb hatte ich ihn darum gebeten, mit dir allein sein zu dürfen.", wieder lächelte sie. Es viel mir schwer mit ihr zu reden, immerhin war sie jetzt ein Verwandelter... War es angebracht sich zu entschuldigen? Denn ich konnte nicht leugnen, dass ich zum Teil an ihrer Lage Schuld war. Es jagte mir einen Schauer über den Rücken, dass sie mir gegenüber saß und mit mir sprach, ohne dass ich einen Herzschlag von ihr wahrnahm. Sie atmete zwar aber nur um Sprechen zu können, nicht weil sie es musste. "Ich schätze ich sollte dir das ganze hier erklären...", sie sah auf ihre Hände die auf ihrem Schoß lagen. Ich wusste weder worüber sie mit mir sprechen, noch was sie mir erklären wollte. Ich wunderte mich nur, dass sie so gelassen war. Machte es ihr etwa nichts aus, dass man ihr Leben beendet hatte? "Ich möchte damit anfangen mich zu entschuldigen.", sie machte eine leichte Verbeugung, wie sie mir in Japan schon öfters untergekommen war. "Es tut mir Leid, dass ich dich benutzt habe." Ich wollte meine Tasse gerade abstellen, erstarrte jedoch in meinen Bewegungen. "Du hast was..?" Sie wurde zunehmend nervöser. "Nun ja... Schon als wir uns im Postamt zum ersten Mal begegneten, wusste ich was du bist... Also stellte ich mich vor, in der Hoffnung dass du mich irgendwann verwandeln würdest... Aber du machtest keine Anstalten, also musste ich mir etwas anderes einfallen lassen.", sie sah zu mir auf, vermutlich um meine Reaktion zu sehen, "Deshalb habe ich dich mit auf diese Veranstaltung genommen, weil ich wusste dass der Gastgeber, genauso wie einige Gäste Vampire waren. Als du dann mit Satoru weggegangen warst, habe ich Kazuki darum gebeten..." Ich spürte wie in mir die mittlerweile so vertraute Wut aufstieg. Ich stellte die Tasse laut klirrend zurück auf die Untertasse, sodass Tee überschwappte. Sophie zuckte zusammen. "Ich... Ich hatte nicht die Absicht... Ich wusste nicht was für Folgen das für dich haben würde.", ihre Stimme fing an zu zittern, aber ich achtete nicht weiter darauf. "Du WOLLTEST zu dem werden was du jetzt bist?!" Nicht ICH war Schuld daran, dass sie verwandelt worden war. SIE war Schuld daran, dass ich hier festsaß! Ich sprang auf und wollte aus dem Raum stürmen, aber sie hielt mich fest. "Warte doch! Ich sagte doch es tut mir Leid! Ich werde..." Ich befreite mich aus ihrem Griff. "Fass mich nicht! Jemand wie du hat nicht das Recht auch nur in meiner Nähe zu sein!" Ich konnte es einfach nicht verstehen. Warum gab es immer wieder Menschen, die sich nach so einem Leben sehnten? "Ich... Ich wollte doch nur so sein wie ihr...", "Du wolltest sein wie wir?!! Du bist nicht wie wir und das wirst du auch nie sein!" Sie wich ein paar Schritte zurück. Aber ich ergriff ihre Hand und legte sie mir auf die Brust, danach legte ich ihre andere Hand auf ihre Brust. "Sag es mir. Nenn mir den Unterschied!" Sie zitterte: "I...ich...", "Sag es!" Meine Stimme hallte von den Wänden des Gewächshauses wider. An ihren Wangen liefen Tränen herunter. "E...es schlägt nicht... mein Herz...", "Und?! Weißt du auch warum?" Sie sah zu mir auf. Ich ließ ihre Hände los, die danach leblos nach unten fielen. "Ich wurde als Vampir geboren. Ich bin ein lebendiges Wesen. Du bist jetzt nicht viel mehr, als eine Leiche die in der Lage ist sich zu bewegen. Auf Kosten Unschuldiger. Und ich hatte auch noch Mitleid mit dir! Du hast ja keine Ahnung was nun mit dir passiert..." Ich näherte mich ihr sodass ich ihr das nächste ins Ohr flüstern konnte: "Du spürst es doch oder..? Jetzt noch mehr als vorher... Wie dein Körper zerfällt. Bist du stolz auf dich? Freust du dich über das bisschen mehr 'Leben' das dir geschenkt wurde..? Ich hoffe du wirst jetzt glücklich. Aber bitte woanders." Ich drehte mich um und ging. Aber ich kam nicht bis zur Tür, denn diese wurde bereits vom Hausherren versperrt. Ich blieb ein wenig vor ihm stehen. Er schwieg. "Wusstest du davon..?", "Kazuki hat es mir gesagt." Er tätschelte mir den Kopf, als wäre ich ein kleiner Hund. "Wollen wir einen kleinen Ausflug machen? Ich nehme an dass du in nächster Zeit lieber nicht in ihrer Nähe sein willst..." Ich drehte meinen Kopf sodass ich sie aus dem Augenwinkel sehen konnte. Sie saß auf dem Boden. Durch den großen Hut konnte ich ihr Gesicht nicht sehen. "Du willst dass sie hier bleibt..?", "Ja. Vorerst. Wenn wir sie auf die Menschheit loslassen, ohne sie darauf vorzubereiten, würde das uns nur Ärger bereiten.", "Meinetwegen... Dann lass uns eine Weile wegfahren." Er nahm meine linke Hand. Ich dachte er würde wieder in meinen Gedanken lesen wollen, doch stattdessen drehte er die Handfläche nach oben und setzte langsam und ganz sachte einen Kuss auf das Zeichen. Ein seltsames Kribbeln wurde von dieser Berührung ausgelöst, das dann langsam meinen Arm bis zu Schulter hinauf kroch. Sonst benahm er sich immer so kindisch... Ihn so zu sehen, machte es mir unmöglich mich zu wehren... "Es tut mir Leid...", flüsterte er noch bevor er mich wieder losließ und ging. Ich stand noch eine Weile da und betrachtete mein Zeichen. Wofür hatte er sich entschuldigt? Es war doch nicht seine Schuld... Oder..? --- Wollt noch mal darauf hinweisen, dass ich ein paar Szenen auch als Doji veröffentlicht hab. ^_^ Und falls ihr mal sehen wollt wie die Charas aussehen, findet ihr in meinen FA auch die Bilder zu ihnen. Danke für's lesen! ^.^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)