Vera Lamia von CichAn ================================================================================ Kapitel 15: Familie ------------------- Es hatte schon fast vollständig aufgehört zu regnen, als Sophie die große Lagerhalle am Hafen wieder verließ. Lorelei verharrte nun schon eine Stunde auf einer Kiste am Pier. Wie auch am Pub hatte ihr Sophie nicht erlaubt mitzukommen. Vereinzelt schaffte es die bereits aufgegangene Sonne, durch die dichte Wolkendecke. Über der Lagerhalle erschien bei jedem Sonnenstrahl ein Regenbogen. Ein immer stärker werdender Geruch von Blut brachte Lorelei dazu vom Himmel zu Sophie zu sehen. Ihr schwarzer Mantel glitzerte in der Morgensonne, trotz des Regens war ihr klar, dass es sich dabei nicht um Wasser handelte. Den eisigen Temperaturen zum trotz, knöpfte Sophie im gehen ihren Mantel auf, zog ihn aus und warf ihn ins Wasser. Sie wischte sich eine nasse Strähne aus dem Gesicht und lief ohne anzuhalten an Lorelei vorbei. “Willst du diese Männer einfach so da lassen?” Sophie blieb stehen. “Was sollte mich das kümmern? Oder überhaupt irgendjemanden, wenn dieser Abschaum in irgendeiner Lagerhalle vor sich hin schimmelt?” Für ein paar Sekunden herrschte Schweigen. Lorelei drehte sich um und musterte das ausdruckslose Gesicht vor ihr. Blut, Tränen und Regen, hatten ihr Make-up verlaufen lassen und ihre Haare klebten nass am Kopf. “Können wir jetzt gehen? Du wolltest doch nach Frankreich.” Lorelei sprang von ihrer Kiste. “Was ist mit deiner Familie?”, “Ich dachte du weißt alles?” Lorelei legte wie so oft ihren Kopf schräg. “Nicht alles.” Sophie lächelte bitter und wandte sich der Lagerhalle zu. “Ich kann sie nicht mehr retten, also können wir gehen.” Ihre Stimme zitterte vor Trauer und Zorn. “Ich habe… Ich habe so gehofft etwas für sie tun zu können. Ich dachte wenn ich nur stark genug wäre, um ihnen zu helfen. Sogar zum Vampir bin ich geworden, nur für sie. Und jetzt, wo ich bereit bin. Wo ich endlich stark genug bin, um mich zu rächen… da…” Sie schloss ihre Augen, um weitere Tränen aufzuhalten, drehte sich um und lief weiter. Lorelei war in wenigen Sekunden bei ihr und ergriff ihren Arm. “Lass sie nicht so zurück.”, “Wieso..?” Lorelei deutete mit ihrem Blick ein paar Lagerhäuser weiter. Dort in einer kleinen Ecke spielten ein paar Kinder mit einem Ball. “Stell dir vor sie gehen da hinein. Außerdem… wäre es ungünstig, wenn du Beweise für unsere Existenz zurück gelassen hättest. Wir sind hier in Europa. Hier gelten gewisse Regeln für Vampire.” Sophie biss sich auf die Unterlippe, ihre Augen erstrahlten in leuchtendem Rot und das Lagerhaus hinter ihnen ging augenblicklich in Flammen auf. “Du kannst wirklich gut mit deinen Fähigkeiten umgehen.” “Lass uns endlich gehen.” -- Im Gegensatz zu Satoru bekam ich in dieser Nacht nicht allzu viel Schlaf. Als die Sonne aufging war ich immer noch hellwach und starrte an die Decke. Es war nicht nur ein Gefühl, viel eher eine böse Vorahnung die mich wach hielt. Ich wusste in meinem tiefsten Inneren, dass etwas schlimmes passieren würde, wenn wir Frankreich erreichten. Und ich konnte nichts tun, um das zu verhindern. Dann klopfte es. Ich kroch unter Satorus Arm hervor und tapste barfuss zur Tür. Er sagte ja nurm dass ich sie nachts nicht öffnen sollte, also schloss ich auf. Vor der Tür stand Kira und schenkte mir ein Lächeln. “Guten Morgen! Ich sehe ihr habt die Sachen gefunden, die wir bereitgelegt hatten.” Ich sah an mir herunter und bestätigte: “Äh... Ja. Wusstet ihr etwa das wir hierher kommen?” Er kicherte. “Was redest du denn da? Natürlich nicht! Aber als Satoru beim Chef auftauchte, hat er sofort alles vorbereiten lassen.” “Es wurde Frühstück für euch bereit gestellt. Geld, ein Auto und ein Fahrer sind auch schon organisiert worden. Alles ist bereit.”, “D..danke.” Ohne dass ich es bemerkt hatte, war Satoru aufgestanden, hatte sich hinter mich gestellt und nahm mir die Tür aus der Hand. Kiras Augen fingen an zu leuchten und ich wollte eigentlich gar nicht wissen warum. “War das alles?”, grummelte die tiefe Stimme hinter mir. Kira nickte verlegen und schon wurde ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen. “Das war ziemlich unhöflich…”, stellte ich fest. Satoru zuckte mit den Schultern und ging wieder zum Bett. “Mir doch egal.” Ich sah ihm dabei zu, wie er sich wieder aufs Bett fallen ließ, eines der Kissen schnappte und anscheinend weiter schlafen wollte. “Was sollte das eben?”, versuchte ich es erneut. Ohne mich anzusehen, oder sich zu bewegen, gab er mir grummelnd seine Antwort: “Ich habe nicht sonderlich viel geschlafen. Außerdem mag ich ihn nicht.” Toller Grund. Ich atmete geräuschvoll aus und kletterte zu ihm auf das Bett. Er reagierte immer noch nicht. Ich musste mich neben ihn legen, um sein Gesicht sehen zu können. “Ich dachte eigentlich, dass du ziemlich gut geschlafen hättest.” Er öffnete ein Auge. “Wie sollte ich, bei dem was vor uns liegt? Du hast auch nicht unbedingt viel geschlafen, oder?” Ich schüttelte leicht den Kopf und lächelte. Dann gab ich ihm einen Kuss. Da er wieder nicht reagierte, gab ich ihm noch einen. Erst dann stieg er darauf ein. Er wollte zwar nicht mit mir schlafen, wenn es darum ging, dass wir Gefährten wurden, aber wenn es einfach so passierte, konnte er doch nichts dagegen haben, oder? Er zog mich zu sich und intensivierte den Kuss. Ich machte mich daran sein Hemd zu öffnen, als er mich auf den Rücken drehte. Doch als ich glaubte schon gewonnen zu haben, löste er sich von mir und fing an zu grinsen. “Vergiss es.” Dann stand er auf und ging zu seinen Sachen. “Du solltest dir was anziehen, wir werden unten erwartet.” Das… war wirklich fies… Ich versuchte ihm einen bösen Blick zuzuwerfen, aber er schien es gar nicht erst zu bemerken. Ich hatte noch eine andere Idee, wie ich ihn dazu bringen könnte, aber ich wusste nicht ob ich dazu wirklich in der Lage war. Während ich ihm beim umziehen zusah, ließ ich meine Hand langsam in meine Hose gleiten. Jetzt brauchte ich nur noch seine Aufmerksamkeit. “Dann mach ich es eben selbst.” Während ich das sagte, fühlte ich geradezu wie meine Wangen zu glühen begannen. Argh! Das war einfach zu peinlich! Aber es zeigte scheinbar die gewünschte Wirkung. Er kam nun wieder zu mir, stellte sich neben das Bett und starrte mich an. Sein Gesicht zeigte keinerlei Regung, was mich doch etwas verunsicherte, denn ich kannte diesen Blick nur zu gut. Ohne ein Wort zu sagen kniete er sich neben mir aufs Bett und zog meine Hand aus der Hose. Nur um sie wenig später durch seine eigene zu ersetzen. Ich schloss die Augen, als er mich berührte und versuchte ihn mit meinen Armen und einem Kuss zu mir zu ziehen. Doch bevor sich unsere Lippen berühren konnten, packte er mich mit seiner freien Hand am Genick und hielt mich schmerzhaft fest. “Du willst es also so unbedingt, ja?” Ich sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an. “Was machst du denn..?”, brachte ich hervor. Anstatt zu antworten, ließ er seine andere Hand tiefer in meine Hose gleiten und benutze ohne Vorwarnung oder Hilfsmittel seinen Finger. Ich konnte mir einen leisen Aufschrei nicht verkneifen, als sich der Schmerz einen Weg entlang meiner Wirbelsäule bahnte. “Was ist los? Ich dachte das ist was du wolltest.” Ich biss mir auf die Unterlippe und schüttelte, so weit es mir möglich war, den Kopf. “Nicht so…”, “Und das ist nur ein Finger. Ich hoffe du hast jetzt endlich begriffen, worauf du dich da einlässt.” Er ließ mich los und verließ das Zimmer. Ich zuckte zusammen, als er die Tür hinter sich zuschlug. Ich war wie versteinert. Es tat immer noch weh und ich brauchte noch einen Moment, bevor ich mich wieder bewegte und auf dem Bett zusammen rollte. Er hatte mir eindeutig wehgetan, weil er mir wehtun wollte. Wie konnte er nur immer so sein..? Und warum ließ ich es immer wieder zu? Ich kam erst gute zwanzig Minuten später an der Bar im Erdgeschoss an. Satoru, der auf einem der Barhocker Platz genommen hatte, warf mir einen Blick über die Schulter zu. Ich blieb stehen und wandte mich an Kira, der zwei Plätze von ihm entfernt saß. Sicherheitsabstand? Er lächelte. “Setz dich! Willst du etwas essen?” Ich sah zu Satoru, der mich immer noch musterte. “Mir ist der Appetit vergangen.” Kira hatte die schlechte Stimmung ganz offensichtlich bemerkt und sprang von seinem Sitz. Er stellte sich zwischen uns und hob beschwichtigend die Hände. “Also wollt ihr gleich los?” Bevor ich antworten konnte, stand Satoru auf und ging zur Tür. “Eh… Ich sage dem Boss schnell bescheid, wartet noch einen Augenblick.” Mit diesen Worten war Kira auch schon durch eine Tür, hinter dem Tresen verschwunden. Wieder allein. Schweigen. Satoru lehnte sich an den Türrahmen und schloss die Augen. Er schien zu bemerken, dass ich ihn anstarrte und atmete geräuschvoll aus. “Du erwartest doch nicht etwa eine Entschuldigung?” Ich schüttelte den Kopf und lächelte bitter, auch wenn er es nicht sehen konnte. “Selbst wenn. Ich würde sie nicht annehmen.” Er öffnete seine Augen wieder. Es vergingen ein paar Minuten in denen wir uns nur schweigend anstarrten. Erst als Kira zurückkam, bewegte ich mich wieder. Er hatte seinen Boss im Schlepptau, der breit grinsend an uns vorbei zur Tür ging. “Na dann kommt ihr beiden. Ich bringe euch zum Auto.” Satoru folgte ihm sofort nach draußen. Als ich mich mit einem seufzen auch in Bewegung setzte, wurde ich von Kira zurückgehalten. Mit einem besorgen Gesicht nahm er meine linke Hand. “Euer Zeichen. Es zeigt jedem, dass ihr zusammen gehört… Du solltest gut darauf aufpassen. Nicht jeder hat das Glück so etwas zu besitzen… So jemanden zu besitzen.” Sollte das ein Versuch sein uns zu versöhnen? Er lächelte wieder gezwungen und tätschelte mir den Kopf. “Ich wünsche euch viel Glück auf eurer Reise.”, dann ließ er mich los. -- Auch unterwegs, änderte sich nichts an der Stimmung und an dem Schweigen zwischen uns. Natürlich war ich wütend. Mehr als das was er getan hatte, ärgerte es mich allerdings, dass er nicht einmal vor hatte sich zu entschuldigen. Wie kann man nur so stur sein? Das war eindeutig seine schlimmste Eigenschaft. Da half als Entschuldigung auch nicht, dass er eine ‘schwere Vergangenheit’ hatte. Ich war mir nicht sicher, ob sich das durch meinen Einfluss je ändern würde. Ich zuckte zusammen, als er mir ein Paar Handschuhe auf den Schoß warf. “Zieh die an. Ab jetzt ist es besser, wenn niemand das Zeichen sieht.” Ich nahm die Handschuhe und starrte sie an. Vor einer Weile hatte ich sie noch tragen wollen, weil es mir peinlich war und jetzt schmerzte mich der Gedanke. Mit einem seufzen zog ich sie an. Das kam sicher von dem, was mir Kira gesagt hatte. Wir machten auf halbem Wege Rast in einer Pension. Nur wenn es unbedingt nötig war, wechselten wir ein paar Worte. Kaum im Zimmer angekommen legte ich mich ins Bett und drehte ihm den Rücken zu. Ich bemerkte wie sich das Bett hinter mir senkte. Er hatte sich scheinbar gesetzt. “Hast du wirklich vor, erst wieder mit mir zu reden, wenn ich mich entschuldigt habe?”, “Du kannst es ja mal versuchen.”, gab ich ihm zur Antwort. Das konnte er auslegen wie er wollte. “Du scheinst ja nicht einmal zu verstehen, warum ich wütend bin.” Ich drehte mich auf den Rücken und sah ihn an. Warum ER wütend war? “Mmh… Lass mich überlegen…”, sagte ich sarkastisch, “Derjenige den du ‘angeblich’ liebst will dein Gefährte werden und mit dir schlafen. Klar. Wer wäre da nicht sauer?!” Er drehte sich daraufhin um und sah mir in die Augen. “Und wieso willst du das?” Wieso? Ich hatte natürlich eine mögliche Erklärung für das ‘Wieso?’ Aber sollte ich wirklich..? “I..ist es… das was du hören willst..?”, “Ich will es nicht nur hören. Ich will das du es meinst.” Ich hielt ihm meine Hand entgegen. “Du könntest doch einfach…”, “Will ich aber nicht.” “I..ich weiß nicht, ob ich dich liebe… vielleicht… A..auf jeden Fall will ich dich nicht verlieren…” Er lächelte. “Das wirst du auch nicht. Ich verspreche es. Sobald wir wieder in Japan sind, mache ich dich zu meinem Gefährten.” Ich schnaufte und runzelte die Stirn. “Und warum nicht jetzt schon?”, “Weil ich dir beweisen will, dass ich auf dich aufpassen kann und ich will nicht, dass du es nur wegen dem tust was vor uns liegt.”, “Ein dummer Grund…“ Ich drehte mich von ihm weg, was er zum Anlass nahm, sich hinter mich zu legen. “…und leichtsinnig.” Er lachte und nahm mich in den Arm. “Kann sein.” -- Auf dem Rest unseres Weges herrschte weiter Schweigen. Aber eher aus dem Grund, dass wir am Abend unser Ziel erreichen würden. Vor einer Weile dachte ich noch, es würde mich glücklich machen, die großen Tore unseres Anwesens wieder zu passieren. Stattdessen drehte sich mir der Magen um. “Bis auf deine Tante weiß niemand wie ich aussehe, also gebe ich mich vorerst als dein Begleiter aus.” Als ob das viel bringen würde, ich war mir sicher, dass sie längst hier war. Wir wurden von ein paar Bediensteten in Empfang genommen. Ich wurde natürlich sofort erkannt. Als sie mich begrüßten, fing Satoru hinter mir an zu kichern. Beim Betreten der Eingangshalle, flüsterte er mir dann zu: “Alle Bediensteten sind Menschen?”, “Ja. Sie wissen Bescheid und dienen unserer Familie schon seit Generationen.” Er lächelte. “Interessant.” Ich blieb mitten in der Eingangshalle stehen und atmete einmal tief durch. Es hatte sich hier nichts geändert. “Soll ich den Herrschhaften bescheid geben?”, fragte mich der einzige Butler der mit uns das Gebäude betreten hatte. “Nein. Das… ist so eine Art Überraschung. Ich gehe gleich selbst zu meinem Vater.”, “Dann ziehe ich mich vorerst zurück.” Er verbeugte sich und verließ rückwärts den Raum. Satoru kam auf mich zu, stellte sich neben mich und verschränkte die Arme vor der Brust. “Ich hätte nicht gedacht, dass ich jemals hier stehen würde.” Was sollte das denn bedeuten..? Er wollte doch unbedingt hier her… “William..? Bist du es?”, erklang plötzlich eine Stimme von der ersten Etage. Als ich mich umdrehte, kam auch schon meine Schwester Luisian die Treppe herunter gerannt und fiel mir um den Hals. Sie löste sich ein Stück von mir und sah mich mit einem schmollenden Gesichtsausdruck an. Das und ihre blonden Korkenzieherlocken, ließen sie wie eine Puppe aussehen. Ich musste grinsen. Sie ließ mich daraufhin los und baute sich, mit den Händen an der Hüfte, vor mir auf. “Das ist nicht komisch! Ich hab mir wirklich Sorgen gemacht! Wir haben gestern Nachricht aus Italien bekommen, dass Frederico ermordet wurde und von dir keine Spur!” Ich blinzelte kurz. Das klang nicht so, als ob sie auch nur entfernt daran dachte, dass ich damit zu tun hatte. Aber wie sah das mein Vater? “W..wirklich?”, stammelte ich, “Als wir uns verabschiedet hatten, war er noch putzmunter…” “Also du hättest…” Sie verstummte, als sie einen Blick zu Satoru warf und runzelte die Stirn. “Wo sind die beiden Soldaten, die dich herbringen sollten..?” Ich sah kurz zu Satoru, der nur schweigend da stand und Luisian musterte. Erst jetzt fiel mir auf, dass wir Französisch gesprochen hatten und er sicher keine Ahnung hatte, was los war. “Wer ist das überhaupt?”, “Das… eh… Er hat mich nur her gebracht.”, ich wechselte wieder zur Vampir-Sprache, was Luisian noch mehr zu verwirren schien, da wir sie im Haus nur benutzten, wenn die Bediensteten etwas nicht hören sollten. “Luisian! Wie oft soll ich dich noch rufen?!” Ich erstarrte förmlich, als ich meinen Vater aus dem Salon, in die Eingangshalle kommen sah. Er war nicht weniger erstaunt. Was mehr an Satoru lag, als an mir. “Was zum…” Er schien mit der Situation ein wenig überfordert. “Michelle!”, schrie er und stürmte zurück in den Salon, nur um kurz danach mit meiner Tante zurück zu kommen. Auch sie schien keineswegs begeistert. “S..satoru…”, “Was?! Das ist dieser Satoru?!”, schimpfte nun auch meine Schwester. Während ich immer noch wie versteinert dastand, fing Satoru an zu grinsen und stellte sich zwischen mich und meine Familie. “Satoru Oiwa mein voller Name. Es freut mich sie endlich einmal kennen zu lernen.” Er vollführte eine elegante Verbeugung und sah dann zu Michelle, die kaum merkbar zurückschreckte. “Michelle.” Vater fuhr mich daraufhin an: “Was soll das?! Wieso ist er bei dir?!” Ich erwachte wieder aus meiner Starre, brauchte aber trotzdem noch einen Augenblick, um antworten zu können: “W..weil ich wollte, dass…”, “Es tut mir leid, dass mein Auftauchen hier, für Unannehmlichleiten sorgt. Aber wenn ich schon einmal hier bin, würde ich gerne mit ihnen sprechen. Werter ‘König‘.”, fiel er mir ins Wort und klang dabei viel zu provozierend. Mit einem leisen, knurrenden Geräusch, schloss mein Vater für einen Moment die Augen und drehte sich dann um. “Meinetwegen.” Damit war er auch schon wieder auf dem Weg in den Salon. Satoru folgte ihm, bis er neben Michelle stehen blieb. “Wenn ich bitten darf.” Auch sie verzog leicht ihr Gesicht und folgte den beiden. Als sich die Tür hinter ihnen schloss und ich allein mit Luisian war, ergriff sie meinen Arm. “Du bist doch nicht etwa freiwillig sein Gefährte geworden..? Weißt du denn nicht, wer er ist und was es bedeutet, dass er hier ist?” Sie klang besorgt, was ich durchaus nachvollziehen konnte. Schließlich wusste ich wozu er in der Lage war und… … Moment. Sie schien besorgt..? Das war doch nicht nur meine Einbildung, oder? Sie war besorgt. Aber das hieße ja… Ich runzelte die Stirn und ergriff ihre Hand. “Sag mal. Kann es sein, dass du einen Gefährten hast?” Sie wurde rot und versuchte sich aus meinem Griff zu befreien. “Was redest du denn da..?”, “Du hast dir wirklich Sorgen um mich gemacht und eben wieder… Du kannst…” Sie hielt mir den Mund zu und verhinderte so, dass ich weiter sprechen konnte. “Bitte sei still! Wenn Vater es erfährt… das wäre…”, zischte sie. Ich schüttelte leicht den Kopf, woraufhin sie mich wieder losließ. Ich konnte nicht anders als sie anzulächeln. “Das freut mich…” Sie stutzte kurz und erwiderte mein Lächeln dann zaghaft. “Bitte sag es niemandem.” Ich schüttelte wieder nur leicht meinen Kopf. “Dann verstehst du doch sicher, warum er hier ist.”, flüsterte ich ihr kaum hörbar zu. Ich zog meine Handschuhe aus, da ich sie nun für ziemlich überflüssig hielt. Sie sah auf mein Zeichen und senkte dann den Kopf. “Also bist du tatsächlich freiwillig…” Ich strich ihr über die Wange, bis sie wieder zu mir aufsah. “Du solltest vielleicht ein Weilchen zu deinem Gefährten gehen. Hier könnte es in nächster Zeit gefährlich werden.” Wie aufs Stichwort, hörte man nun aus dem Salon meinen Vater laut schimpfen und dann einen lauten Knall. Ich drehte mich um und lief zur Tür. So leise, dass ich es beinahe nicht mitbekommen hätte, antwortete Luisian mir noch: “Genau deshalb kann ich nicht weg.” Als ich gerade die Klinke in die Hand nehmen wollte, wurde die Tür von innen aufgerissen und Satoru stürmte an mir vorbei. Vater stand mitten im Raum und schnaufte bedrohlich, während Michelle ihre Hand vor den Mund legte und sich auf ein Sofa fallen ließ. Irrte ich mich oder lag ein leichter Geruch von Blut in der Luft? Das was mich wirklich wütend machte und gleichermaßen irritierte, war das es ganz offensichtlich Satorus Blut war. Ich ließ die Handschuhe fallen. “W..was ist passiert..?”, fragte ich entsetzt, doch bekam keine Antwort. Ich drehte mich um und folgte Satoru. Luisian stand immer noch in der Eingangshalle und starrte zur Terrassentür. “Was ist denn los?” Ich lief zu ihr. “Ist er nach draußen?!” Sie nickte nur leicht verwirrt. Ich brauchte einen Moment, um den Garten zu überblicken und ihn unter einem Baum sitzend zu entdecken. Ich lief langsam auf ihn zu und versuchte auszumachen wo und wie er verletzt war. Ich stellte mich vor ihn. Er sah zu Boden und schien ziemlich verärgert. Seine rechte Wange war rot und ein langer Kratzer zog sich quer darüber. Ich hockte mich hin, sodass ich ihm direkt ins Gesicht sehen konnte. Ich hob meine Hand um seine Wange zu berühren, aber er drehte wütend den Kopf zur Seite. “Hat er dich geschlagen? Das ist doch sicher von seinem Ring, oder?” Keine Antwort. “Warum hast du dich nicht gewehrt..?” Er schnaufte und seine Augen leuchteten golden auf. “Hätte ich es getan, wärst du jetzt Vollweise.” Ich zuckte zusammen und sah zu Boden. Wegen mir..? “Du… hättest wenigstens ausweichen können. Sein Ring ist aus Silber, weißt du..?” Wieder ein verächtliches Schnaufen. Ich hatte mich wieder beruhigt, kroch ein Stückchen näher und setzte mich mit dem Rücken an seine Brust. “Soll ich es wegmachen..?”, flüsterte ich ihm leise zu. “Nicht nötig.” Er war wohl noch zu wütend. Ich überlegte wie ich ihn dazu bringen konnte. Der Gedanke, dass er wegen mir eine Narbe im Gesicht zurück behalten würde, gefiel mir gar nicht. Ich drehte mich ein wenig zur Seite und nahm mit dem Finger etwas von seinem Blut auf. Satoru sah mich verdutzt an. Als ich es ableckte, schnitt ich mir ohne das er es merkte in die Zunge. Er legte seine Arme um meine Hüfte und küsste mich. Als sich seine Zunge einen Weg in meinen Mund bahnte, konnte er nicht anders, als ein paar Tropfen von meinem Blut aufzunehmen. Ich begann während des Kusses zu lächeln und wischte mit dem Daumen das restliche Blut von seiner Wange. Wie nicht anders zu erwarten, war der Kratzer verschwunden. “Du hast mich reingelegt…”, flüsterte er, als sich unsere Lippen für einen Moment lösten. -- Alexandre schlug mit der flachen Hand auf den kleinen Tisch, der vor dem Fenster stand. Michelle stellte sich neben ihn. “Ob er uns provozieren will? William müsste eigentlich klar sein, dass wir sie von hier aus sehen können.” Sie verschränkte die Arme vor der Brust und musterte ihren Bruder. “Du hast Glück, dass du noch am Leben bist. Wie kannst du ihn so unüberlegt angreifen..?”, “Sollte ich mir das etwa gefallen lassen?!”, fuhr er sie an. Michelle fing an zu grinsen. “Na sag mal! Du benimmst dich fast so, als würde dir das wirklich nahe gehen!” Alexandre schloss die Augen und atmete einmal tief durch. Michelle sah wieder nach draußen zu ihrem Neffen. “Scheinbar hatte er Recht mit dem was er sagte… Sie sind freiwillig Gefährten geworden und vielleicht haben wir es wirklich schwer sie zu trennen.”, “Keine Sorge. Ich habe noch einen Ausweichplan.” Michelle verging ihr Lächeln. Sie starrte ihren Bruder wieder an. “Was redest du denn da? Weißt du nicht was das bedeutet? Wir wollten die beiden trennen, weil wir davon ausgegangen waren, dass William wegen deiner Erziehung nicht mit dieser Verbindung einverstanden und somit auf unserer Seite sein würde. Aber so…” Alexandre fuhr ihr ins Wort: “Aber so… ist er für mich als ‘Sohn’ nicht mehr von nutzen. Aber als Köder sehr wohl. Das macht ihn sogar, zu einer noch größeren Schwäche für Satoru.” Er drehte sich zu ihr. “Was denkst du was er macht, wenn William stirbt..?”, “Hast du völlig den Verstand verloren?! Wenn Satoru erfährt, dass wir William getötet haben, setzt er seine Fähigkeit ein und vernichtet sich und uns mit!” Alexandre fing an zu lachen. “William wird sowieso nicht so lange leben wie er. Was denkst du was er dann macht..? Außerdem glaube ich mittlerweile nicht mehr, dass wir etwas gegen ihn ausrichten können. Besonders nicht ohne William.” Michelle runzelte die Stirn. “Du willst das er sich selbst umbringt, nicht wahr..? Wie willst du..?” “Lass das mal meine Sorge sein.” -- Lorelei war nun diejenige, die bestimmte wo es hin ging. Auch wenn sie wusste, dass es etwas schlimmes war, seine Familie zu verlieren, konnte sie die Gefühle ihrer Begleiterin nicht wirklich nachvollziehen. Aber ihr war klar, dass sie Sophie ohne Verständnis nicht helfen konnte, schwieg deshalb weitestgehend und konzentrierte sich auf den Weg. Sie wusste, dass sie in Paris auf ihren Vater treffen würden und so war das ihr erstes Ziel in Frankreich. Kaum hatten sie die große Bahnhofshalle betreten, entdeckte ihn Lorelei auch schon. Mit einem Lächeln eilte sie auf ihn zu. “Vater!” Er drehte sich um und nahm sie in den Arm. “Gott sei dank! Ich hatte schon befürchtet, ich müsste den Weg dahin allein finden.”, antwortete er mit einem Lächeln. Sophie kam etwas später bei den beiden an. “Haben sie sich etwa hier verabredet?” Lorelei löste sich aus James Umarmung und strahlte Sophie an: “Das war nicht nötig. Ich wusste das er hier sein würde.” James lachte und hielt Sophie seine Hand entgegen. “Ich glaube wir kennen uns noch nicht. Mein Name ist James Langdon, ich bin Loreleis Vater. Sie sind Sophie, nehme ich an?” Sophie nahm seine Hand, starrte ihn aber weiterhin fassungslos an. “Ich sage schnell Bescheid, dass ihr da seit, dann können wir los.”, und mit diesen Worten verschwand er auch schon wieder in der Menschenmenge. Sophie stand immer noch wie versteinert da und sah ihm nach. Lorelei stellte sich vor sie um ihren Blick einzufangen. “Stimmt etwas nicht?”, “I..ich dachte nur: ‘Wie ähnlich er William sieht’…” Lorelei zuckte daraufhin mit den Schultern, drehte sich um und folgte James. “Natürlich sieht er ihm ähnlich. Er ist sein Vater.” ---- *gruselig-schnauf* Will. Ich bin dein Vater… XDD *hust* konnt ich mir jetzt nicht verkneifen… ich hatte es jetzt zwar schon ein paar mal angedeutet, aber es scheint noch niemand drauf gekommen zu sein… (bis auf akisha! na ja, so halb! XD ) *mit-den-schultern-zuck* was solls… XD ich hab jetzt mit entsetzen festgestellt, wie schnell es doch aufs ende zugeht… O.o die ganze geschichte hab ich am anfang ja auf so ca 20 kaps geschätzt… ich scheins einzuhalten und das sind wirklich net mehr viele… oj… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)