Vera Lamia von CichAn ================================================================================ Kapitel 17: Tot geglaubt ------------------------ Stimmen… So weit weg… Wollte wissen was sie sagen… Aber wie konnte ich sie näher holen? Laufen? Ich konnte mich nicht einmal bewegen. Nicht sprechen. Nicht sehen. Mein Bewusstsein war zu weit von meinem Körper entfernt. Also war es wirklich passiert? War ich tot? Nein. Ich durfte nicht sterben. Nur mit ihm. Er hatte es versprochen. Er würde mich nicht überleben. Ich konnte nicht tot sein. Ich musste mich konzentrieren, aufwachen! Ich musste einfach näher zu den Stimmen! Sie wurden lauter. Ich spürte wieder die schwere meines Körpers, Erschöpfung, Schmerz. Gut so. Noch ein Bisschen. “…alles gut! Er hat doch überlebt.” Tante Michelle… “Ja. Aber nur um haaresbreite! Wie konntet ihr das nur zulassen?!”, und meine Schwester Luisian. Plötzlich herrschte Schweigen. Ich versuchte die Augen zu öffnen. Aber es war so schwer… Nur langsam setzten sich die verschwommenen Gestalten vor mir zu einem klaren Bild zusammen. Michelle beugte sich ein wenig über mich. “William..? Wie fühlst du dich?” Ich überlegte kurz, versuchte wieder ein Gefühl für meinen Körper zu bekommen. Ich hob, mehr als Test, meinen Arm und brachte ihn zu meinem Kopf. Dann antwortete ich fast tonlos: “Schwach… und mein Herz tut weh…” Michelle setzte sich wieder aufrecht hin. Ich musste meinen Kopf leicht drehen, um sie nicht aus den Augen zu verlieren. “Kein Wunder. Dieses Monster hätte dich fast umgebracht.”, sagte sie trocken. Ich versuchte mich daran zu erinnern was passiert war, sah Satoru vor mir… mit einem Messer… Ich schreckte hoch, ließ mich dann aber gleich wieder fallen. Ein seltsamer Schmerz breitete sich vom Herzen, bis in meine Fingerspitzen aus. Ich hielt mir die Brust, als könnte ich ihn dadurch vertreiben. “Du solltest dich noch nicht so schnell bewegen. Es ist äußerlich nur eine Narbe zu sehen, aber dein Körper kämpft noch immer.” Michelle seufzte. “Du hattest wirklich Glück, dass deine Schwester in der Nähe war. Sie hat Satoru aufgehalten und dich hier her zurückgebracht.” Als der Schmerz langsam nachließ tastete ich nach meiner Verletzung. Ich konnte eine leichte, längliche Erhebung ausmachen. Eine Narbe… Ich hatte einen Stich ins Herz überlebt..? Ich runzelte die Stirn. “Wie lange war ich bewusstlos?” Ich hatte schon davon gehört, aber es nie vorher gesehen, geschweige denn erlebt. Wenn Vampire lebensbedrohlich verletzt werden, reduzieren sie sämtliche Körperfunktionen auf ein Minimum und fallen in eine Art Koma. Bei Menschen ist es ähnlich. Doch wir können unseren Körper in einen Todesähnlichen Zustand versetzen. Damit sich jede einzelne Zelle ausschließlich um die Verletzung kümmern kann. Ein Mensch würde das nicht überleben. Luisian wechselte mit Michelle einen kurzen Blick, dann antwortete sie zögernd: “S..seit fast einer Woche…” Nur eine Woche..? Ich war kein Experte aber, selbst wenn meine Verletzung nicht tödlich gewesen wäre, hätte es länger gedauert sie zu heilen. Was war hier nur los? Noch bevor ich nachfragen konnte, sprang Michelle auf und ging zur Tür. “Ich sage deinem Vater, dass du aufgewacht bist.”, und schon war sie verschwunden. Es herrschte eine Weile Schweigen. “Wie… fühlst du dich..?”, fragte Luisian schließlich. “Ich dachte das hätte ich schon gesagt?” Sie schüttelte den Kopf. “Nein. Ich meine was fühlst du? Bist du nicht wütend? Auf Satoru?” Ich zog eine Augenbraue hoch. “Wovon redest du da eigentlich? Ich und wütend?” Ich lachte kurz auf, ließ es aber schnell wieder bleiben, da sich erneut eine Welle aus Schmerz in meinem Körper ausbreitete. Als ich wieder zu ihr sah, konnte ich fast zusehen wie jegliche Farbe aus ihrem Gesicht wich. Sie sprang auf, ergriff meine linke Hand und drehte sie fast schmerzhaft mit der Innenseite zu sich. Sie starrte erst meine Hand, dann mein Gesicht an. “Was ist denn los mit dir?” Anstatt zu antworten ließ sie mich los und machte ein paar Schritte zurück. “E..es ist weg…” -- Als Michelle die Tür des Arbeitszimmers öffnete, fand sie ihren Bruder wider erwarten nicht an seinem Schreibtisch, sondern am Wandgemälde vor. Sie zögerte kurz, schloss dann hinter sich die Tür und stellte sich neben ihn. “Was machst du da?”, “Ich betrachte die Welt der Vampire.” Er breitete die Arme aus. “Die dank uns jetzt vor ihm sicher ist.”, “Du scheinst dir ja ziemlich sicher zu sein, dass Satoru tot ist.” Alexandre schenkte ihr ein zufriedenes Lächeln. “Er hat seinen Gefährten fast umgebracht. Wenn das für ihn kein Grund ist seine jämmerliche Existenz zu beenden, was dann?” Er drehte sich um und ging zur Bar. Er nahm sich zwei Gläser und eine Kristallkaraffe mit einer braunen Flüssigkeit, dann gab er Michelle eines der Gläser und füllte es zur Hälfte. “Genau genommen ist es besser gelaufen als gedacht. Satoru ist tot und wir haben, sozusagen als Bonus, unseren alten William wieder. Wenn das kein Grund zum Feiern ist.” Er hob sein Glas kurz in die Luft und trank es dann in einem Zug aus. Michelle ließ die bernsteinfarbene Flüssigkeit in ihrem Glas kreisen. “Er ist übrigens zu sich gekommen.”, “Hervorragend!” Alexandre füllte sein Glas erneut. “Willst du dich nicht von seinem Tod überzeugen?” Er zuckte mit den Schultern. “Wer weiß in welches Loch er sich verkrochen hat.” Michelle ließ fast ihr Glas fallen, als die Tür von außen aufgerissen wurde und laut krachend gegen die Wand schlug. “Es ist weg!”, rief Luisian, halb aufgebracht, halb überrascht. “Um Himmels Willen, was ist weg?”, kam es ihr von Michelle entgegen. “Das Zeichen auf seiner Hand! Heißt das Satoru ist tot?”, “Natürlich ist er tot.” Alexandre nahm wieder breit grinsend einen großen Schluck aus seinem Glas, woraufhin Michelle nur schnippisch lachte: “Oder zurück nach Japan. Aber wieso deshalb so ein Aufstand? Er hatte das Zeichen doch schon nicht mehr, als du ihn hierhergebracht hattest.” Sie schien für einen Moment nachzudenken. “Oh… Aber dann fällt die Möglichkeit, dass er nach Japan zurück ist doch weg, oder..?” Michelle nippte an ihrem Glas. “Trotzdem habe ich so ein komisches Gefühl… Das war viel zu einfach…” Ihr Bruder stellte sein Glas laut klirrend auf ein mit Kupfer beschlagenes Tischchen. “Meinetwegen. Wenn es dich beruhigt, lass doch ein paar meiner Männer nach ihm suchen.”, “Sei nicht albern, der einzige der ihn jetzt finden könnte ist William.” Luisian zuckte bei diesen Worten zusammen und sprang zwischen die beiden: “Nein! Ihr habt mir versprochen, dass ihr ihn da raus haltet! Er wäre fast gestorben! Ich habe euch nur geholfen um ihn wieder zurückzuholen! Ich lasse nicht zu, dass er sich noch einmal in solche Gefahr begibt!” Alexandre lachte kurz auf. “Beruhige dich! Sollte er wirklich noch hier sein, ist er mit Sicherheit in einem schlechten Zustand. Du selbst hast uns doch gesagt, dass Satoru ihm sein Blut gegeben hat und du ihn angreifen musstest, um an William heranzukommen.”, “Mag sein aber…” Michelle umarmte ihre Nichte sanft. “Williams Verletzung war alles andere als ein Kratzer. Um so eine lebensgefährliche Wunde zu schließen, bedarf es einer enormen Menge Blut. Selbst nach einer Woche wird er sich von diesem Blutverlust noch nicht erholt haben. Erst recht nicht wenn er verletzt ist.” Luisian seufzte. “Ich will trotzdem nicht, dass er zu ihm geht. Satoru ist gefährlich…” “William hat seinen eigenen Kopf. Ich nehme an, dass er selbst nach ihm suchen wird, auch ohne das wir es ihm sagen. Wie willst du ihn davon abhalten?” Darauf fiel Luisian nichts mehr ein und sie ließ ihren Kopf hängen. Es war nicht das erste Mal, dass William etwas unternommen hatte, das sie zu gerne verhindert hätte. Nicht zuletzt seine Weltreise, die ihn überhaupt erst in diese Lage gebracht hatte. “Außerdem…”, flüsterte ihr Michelle ins Ohr, “…würde ich ihn nie unbewaffnet ziehen lassen.” -- Mir war langweilig. Laut meiner Tante lag ich jetzt schon fast eine Woche in diesem Bett. Ich fühlte mich gut, warum sollte ich nicht aufstehen? Nur wegen einem Zwicken in der Brust? Ich atmete laut aus und drehte mich auf die Seite. Mir war selbst klar, dass das alles andere als nur ein Zwicken gewesen war. Aber ich mochte es nicht im Bett bleiben zu müssen. Ich kam mir so nutzlos vor. Und mir war langweilig! Immer wieder versuchte ich mich an die letzten paar Monate zu erinnern, aber es war als läge dicker Nebel über diesen Erinnerungen. Im Groben konnte ich mir die Ereignisse zusammenreimen, aber es fehlten zu viele Details um ein klares Bild zu bekommen. Ich wusste, dass ich auf meiner Reise in Japan halt gemacht hatte. Ich begegnete Satoru und dieser hielt mich gefangen. Zu Anfang. Aber dann fühlte ich mich keineswegs eingesperrt. Also wieso blieb ich bei ihm? Nur weil er stärker war als ich? Das was mich jedoch am meisten wunderte, war dass ich Satoru mit hierher genommen hatte… Wieso? Wieso hatte ich die Chance zur Flucht nicht genutzt? Wieso hatte ich es nur soweit kommen lassen, dass er mich hier fast umbrachte? Sinnlos weiter darüber nachzudenken. Es war fast so, als wollte sich mein Geist nicht daran erinnern. Ich erhob mich langsam. Der erwartete Schmerz blieb aus. Ich rutschte zum Rand meines Bettes und stellte die Füße auf den kleinen Teppich davor. Nichts tat weh. Ich runzelte die Stirn und stand auf. Ich taumelte ein wenig, konnte mich jedoch fangen und ging zum großen Schrank. Déjà-vu. War ich vor kurzem nicht schon einmal zum Schrank getaumelt? Und überhaupt… Ich hatte so ein Gefühl, als hätte ich etwas sehr wichtiges vergessen. Etwas das mein Zimmer betraf. Ich öffnete den Schrank und nahm mir Hemd und Hose. Mir war nach schwarz zumute. Schwarze Weste, schwarze Jacke, einfach alles in schwarz. Ob mein Unterbewusstsein mir irgendetwas sagen wollte? Ich musste schmunzeln und kam mir langsam vor, als hätte ich den Verstand verloren. Es stimmte einfach alles nicht, Körper, Geist, alles war anders als es sein sollte. Ich wusste es. Wer oder was ich in den letzten Monaten gewesen war, war verschwunden. Tot. Schwarz war absolut angemessen. Als ich fertig war, einen Blick in den Spiegel warf und zufrieden mein Werk betrachtete, fiel mir die Narbe ein. Ich knöpfte mein Hemd wieder etwas auf und betrachtete sie. Eine rosa Erhebung, nicht viel mehr als drei Zentimeter lang und exakt senkrecht verlaufend. Sie sah fast unecht aus. Ich strich mit dem Finger darüber, um sicher zu gehen, dass sie wirklich da war. Fast zeitgleich spürte ich ihn wieder, diesen dumpfen Schmerz. Bei weitem nicht so heftig wie nach dem Aufwachen, aber er war da. Er fühlte sich genauso unecht an, wie diese Narbe und schien nicht von meinem Körper auszugehen. Mein Blick fiel wieder auf das Bett. Etwas an das ich mich nicht erinnerte, mich vielleicht nicht erinnern wollte? Ich stellte mich direkt davor, betrachtete es. Legte den Kopf schräg, in der Hoffnung die Erleuchtung würde aus irgendeiner Ecke meines Kopfes rollen und für mich greifbar werden. Das ‘Leuchten’ das ich stattdessen sah, kam von etwas Metallischem darunter. Ich kniete mich hin und zog es hervor. Es war eine kleine Kiste. Auch wenn mir so einiges in letzter Zeit entfallen war, war ich mir sicher, dass sie nicht mir gehörte. Ich öffnete sie und fand darin eine Pistole, silbern, reichlich verziert. Mit Silberkugeln geladen. Ich musste schmunzeln. Wie praktisch. Geradezu dafür gemacht sich bei Satoru für die nette Zeit und das hübsche Andenken zu bedanken. Ich nahm sie in die Hand. Sie war wie für mich gemacht. Das war sie wohl auch. Mit Sicherheit ein Geschenk von Tante Michelle. Ich seufzte. Er war irgendwo in der Nähe. Eine offensichtliche Gefahr für mich und meine Familie. Aber wie sollte ich ihn finden? Wie durch einen kalten Hauch angeregt, stellten sich die Härchen in meinem Nacken auf. Ein Gefühl als würde ich beobachtet. Ich drehte mich um, meine Zimmertür war immer noch verschlossen. Das Fenster? Mein Zimmer befand sich im ersten Stock, es konnte mich niemand von dort beobachten. Trotzdem stand ich auf und ging vorsichtig darauf zu. Ein Kind, ein Mädchen um genau zu sein, stand mitten in unserem Garten und starrte zu meinem Fenster hinauf. Als sie mich sah legte sie ihren Kopf leicht schräg. Ein Glöckchen erklang. Ein Glöckchen? Das kam mir bekannt vor. Ich versuchte mich zu erinnern und es gelang mir tatsächlich. “Lorelei…”, flüsterte ich und als hätte sie es gehört, schenkte sie mir ein gespieltes Lächeln. Ich musste zu ihr. Ich drehte mich um und lief los. Wieder ein Stechen in meiner Brust. Aber es ging nicht anders. Was auch immer sie hier machte, sie konnte mich zu ihm bringen, das war sicher. “Verdammt..!”, schnaufte ich außer Atem. Als ich den Graten betrat, konnte ich sie nirgends entdecken. Ich hatte sie mir doch nicht nur eingebildet..? “Hallo William.”, erklang ihre glockenklare Stimme plötzlich hinter mir. Ich fuhr herum und stand ihr so direkt gegenüber. Ein kurzes Lächeln huschte über mein Gesicht. Sie erwiderte es und sah dann zu der Waffe, die ich immer noch in der Hand hielt. “Nette Begrüßung.” Ein weiterer Geistesblitz ließ mich schwer schlucken. Sie konnte die Zukunft sehen. Also wusste sie was ich vorhatte? Ihr Lächeln wurde breiter. “Keine Angst. Ich habe nicht vor dich aufzuhalten. Ich will dich zu ihm bringen.” Ich stutzte. “So einfach..?”, “Natürlich. Ich habe dir sogar ein Geschenk mitgebracht.” Sie streckte mir ihre Hand entgegen. Ich hielt meine darunter und sie ließ etwas kaltes hinein fallen. Stirn runzelnd betrachtete ich ihr Geschenk. “Du nimmst es doch an, oder?” Ich nickte und steckte es zusammen mit der Waffe in die Innentasche meiner Jacke. Mit einem erneuten Lächeln ergriff sie meinen Ärmel und zog mich mit sich. Wir schlichen uns vom Grundstück und folgten der kleinen Straße die ins nächste Dorf führte. Ich erinnerte mich das kurz vor den ersten Häusern eine kleine Pension war. Das war nicht gerade ein gutes Versteck, aber vielleicht gerade deshalb effektiv? Wer würde schon annehmen, dass er so nahe war. Entgegen meiner Erwartungen, führte sie mich kurz vor der Pension nach rechts, einen versteckten Feldweg entlang. Hinein in ein kleines Waldstück. Nach einer Weile passierten wir ein verwildertes Tor. Kaum sichtbar und schon fast vom Wald übernommen, erschien ein Landhaus vor uns. Ich hatte nicht gewusst, dass es hier so etwas gab, nicht weit von unserem Haus entfernt. Wie hatten sie es nur gefunden? Lorelei blieb stehen und ließ mich los. Bevor ich jedoch die erste Stufe der Veranda betreten konnte, schnitt mir eine Wand aus Feuer den Weg ab. Ich stolperte ein paar Schritte zurück und erkannte hinter den Flammen eine Frau, sitzend in einem Schaukelstuhl. “Keinen Schritt weiter.” Sie stand auf und das Feuer breitete sich kreisförmig um mich herum aus. Noch kein Grund in Panik zu geraten. Ich lächelte. Ein weiteres bekanntes Gesicht. “Sophie. Schön dich zu sehen.” Ihre roten Augen funkelten mich an. “Tut mir Leid, ich kann dich hier nicht durchlassen.” Ich musste lachen. “Seit wann sorgst du dich denn so um Satoru?”, “Oh, das tue ich keineswegs. Ich sorge mich um dich.” Wieder dieser dumpfe Schmerz. Langsam fing das ganze an mich zu nerven. Das Feuer war heiß und ich hatte keine Lust meine Zeit mit ihr zu vergeuden. Ich warf einen kurzen Blick über die Schulter. Lorelei legte den Kopf in den Nacken und hob beide Arme über den Kopf. Fast augenblicklich ergoss sich ein heftiger Regenschauer über uns und das Haus. Zischend und qualmend erloschen die Flammen. Sophie erstarrte förmlich. Ich konnte ohne weiteres an ihr vorbei, ins Haus gehen. Ich staunte nicht schlecht, als ich die schwere alte Tür öffnete. Im Gegensatz zur Fassade, war das Innere vollkommen in Takt. Scheinbar diente das verwilderte Äußere wirklich nur der Tarnung. Ich zog die silberne Pistole. Es war nicht schwer zu erraten wo er sein musste. Denn es roch, nein es stank nach altem Blut. Er war eindeutig im ersten Stock. -- “W..warum hast du mich aufgehalten?!”, fauchte Sophie Lorelei an. Diese schien jedoch völlig unbeeindruckt. “Warum hast du dich ihm in den Weg gestellt?”, “Warum?! Kannst du dir das nicht denken? Er ist gekommen um Satoru umzubringen, so wie du es vorhergesehen hast, warum lässt du das zu?!” Lorelei zuckte mit den Achseln. “Man kann das was mir das Wasser gesagt hat nicht ändern. Ich habe auch gesehen wie Satoru ihm ein Messer ins Herz gestoßen hat und er hat es wider erwarten überlebt. Du musst ein bisschen Vertrauen haben.” Sophie schnaufte und ließ sich wieder in den Schaukelstuhl fallen. “Man kann es nicht verhindern..?” Lorelei schüttelte den Kopf. Das kleine Glöckchen an ihrem Haarband erklang. “Nicht verhindern. Aber zu unseren Gunsten verändern.” Sie lächelte und verwirrte Sophie damit nur noch mehr. -- Im Flur der oberen Etage gab es keine Fenster. Das einzige Licht kam von einer Lampe an der Decke. Es gab also Strom. Zu beiden Seiten befanden sich Türen, aber ich wusste, dass er im Raum ganz am Ende des Ganges sein musste. Dieser Gestank. Normalerweise rief Blut mein Verlangen wach, doch dieser Geruch… Es war mein Blut, für mich unerträglich. Wohl eine Art Schutzmechanismus. Ich hatte gerade die Hälfte des Weges hinter mir gelassen, als ein Schatten vor seiner Tür scheinbar zum Leben erwachte und sich mir in den Weg stellte. Es war Kazuki. Er blickte zu Boden, schien jedoch bereit seinen Herren zu verteidigen. Ich legte den Kopf leicht schräg und schenkte ihm ein Lächeln. “Geh beiseite.”, bat ich ihn höflich. Er schüttelte leicht den Kopf und zog zwei Japanische Schwerter. Ich atmete geräuschvoll aus. “Warum müsst ihr es mir alle so schwer machen?” Ich hatte nicht vor meine Waffe gegen ihn einzusetzen, also bat ich ihn abermals: “Kazuki. Lass mich zu ihm.” Er begab sich in Angriffsposition, ich konzentrierte mich. Fühlte das Knistern. Als er auf mich zustürmte, reichte eine einzige Bewegung, um die gesamte Luft mit Strom zu erfüllen. Ich brauchte ihn nicht einmal zu berühren, um ihn außer Gefecht zu setzten. Er fiel kurz vor mir zu Boden und die einzige Glühbirne im Gang zersprang. Kleine, fast silberne Blitze züngelten über den am Boden liegenden Körper und erhellten einen Teil des Ganges. Ich stieg über ihn hinweg und erreichte die Tür die ihn verbarg. Einen Moment dachte ich über einen dramatischen Auftritt nach, so etwas wie Tür eintreten, ließ es jedoch bleiben. Ich drückte die Klinke herunter und stieß die Tür vorsichtig mit dem Fuß auf. Mit der Waffe voran betrat ich den Raum. Alle Lichter waren aus und alle Vorhänge zugezogen. Dennoch erkannte ich eine zusammengekauerte Gestalt an der gegenüberliegenden Wand. Kein Zweifel. Es war Satoru. Mit dem Ellenbogen schaltete ich das Licht ein. Keine Reaktion, er starrte bewegungslos auf den Boden vor mir. Sein weißes Hemd und seine Hose waren über und über mit Blut beschmutzt. Das Blut das ich vergossen hatte, längst zu rostbraunen harten Flecken getrocknet. Der Gestank war kaum auszuhalten. Ich näherte mich langsam. Als meine Beine in seinen Focus gerieten, sah er auf. Sein sowieso schon fahles Gesicht schien noch einmal an Farbe zu verlieren. “Unmöglich…”, stammelte er, “…du bist tot.” Ich runzelte die Stirn. Von ihm schien keinerlei Gefahr auszugehen. Ich näherte mich weiter, bis die Mündung meiner Waffe seine Stirn berührte. “Wie du siehst, bin ich es nicht.” Er lächelte und fast gleichzeitig durchfuhr meinen Körper wieder dieser dumpfe Schmerz. Mir wurde schwindelig. Aber ich konnte jetzt nicht zusammenbrechen, ich hatte eine Aufgabe. Seine Gestalt verschwamm vor meinen Augen. “Du… hast mir verdammt… wehgetan…”, flüsterte ich fast tonlos. Meine linke Handfläche mit der ich meine Waffe stützte, fing an zu brennen. “Es tut mir Leid.“, erwiderte er und schloss die Augen. Der Schleier vor meinen Augen lüftete sich kurz. Erst jetzt begriff ich, dass das nichts mit dem Schmerz in meiner Brust zu tun hatte. Heiße Tränen liefen mir die Wangen hinunter und ich wusste nicht einmal warum. “Es tut mir so Leid…“ Er wiederholte es immer wieder. “Sei still..!”, befahl ich ihm mit gebrochener Stimme, schloss die Augen… …und drückte ab… Ein lauter Knall, hallte durch den Raum und sicher auch durch alle Gänge. Ich verharrte eine Weile, Augen geschlossen und wartete. Darauf dass das Pfeifen in meine Ohren nachließ, dass jemand zu uns kam, oder er sich meldete. Aber es blieb still. Als das einzige verbleibende Geräusch mein Herzschlag zu sein schien, öffnete ich wieder die Augen und hielt den Atem an. Da saß er, an der Wand gelehnt. Seine Augen geschlossen, zu keinerlei Regung fähig. Meine Beine gaben nach und ich ließ mich auf die Knie fallen. Ich warf die Waffe kurz über den Boden in eine Ecke des Zimmers und betrachtete ihn. Die Kugel hatte ihn genau in der Mitte der Stirn getroffen und war durch die kurze Distanz hinter ihm in der Wand verschwunden. Für meinen ersten ‘Mord’ wirklich beeindruckend. Aber er hatte sich auch nicht gewehrt. Hatte darauf gewartet. Ich wischte mir die Tränen, wie ein kleines Kind, mit den Ärmeln weg. Das hatte er schon einmal getan. Darauf gewartet, dass ich es beende. In Italien. Ich erinnerte mich wieder. Mein Herz tat weh. Ich betrachtete das Blut, das an der Wand hinab lief. Es war sein Glück das ich mich erinnerte… “Täte ich es nicht, hättest du jetzt eine Silberkugel im Kopf…”, erklärte ich, auch wenn ich wusste, dass er es gerade nicht hören konnte. Ich setzte mich neben ihn und mit dem Rücken zur Wand. Ich strich über mein schmerzendes Herz, über die Narbe die ich ihm zu verdanken hatte. Er hatte wirklich Glück. Glück, dass ich noch wusste, dass das einzige was eine solche Verletzung heilen konnte, sein Blut war. Er hatte mich angegriffen, er hatte mich fast getötet. Ich musste schmunzeln. Wahrscheinlich hatte er es für einen Moment sogar geschafft. Aber dann hatte er versucht mich zu retten. Hatte mir sein Blut gegeben. Ich wusste nicht warum, aber er wollte nicht das ich sterbe. Ich konnte ihn doch nicht töten, ohne den Grund dafür zu erfahren. Ich drehte meinen Kopf in seine Richtung und wartete, wartete darauf das er wieder aufwachte. Er war doch so mächtig und unbesiegbar. Es konnte doch nicht allzu lange dauern, oder..? Ich hatte extra Loreleis kleines glänzendes Geschenk benutzt. Eine gewöhnliche Kugel, die ihn zwar verletzte aber nie töten konnte. Ich folgte dem kleinen Blutstropfen, der sich aus seiner Wunde an der Stirn, einen Weg über sein Gesicht bahnte. Der süßliche Geruch von seinem Blut mischte sich unter den Gestank von meinem. “Verschwendung…” Ich beugte mich nach vorn um sein Gesicht näher zu betrachten. Meine Augen blieben an seinen Lippen hängen und mich durchlief ein kalter Schauer. Aus irgendeinem Grund verspürte ich den Drang sie zu berühren. Wieso..? Der Schmerz in meiner Brust war fast vollständig verschwunden. Aber meine linke Handfläche fühlte sich seltsam an. Ich lehnte mich zurück an die Wand und zog meine Beine so dicht wie möglich an meinen Körper. Da war etwas… etwas an das ich mich erinnern sollte. Wieder fiel mein Blick auf seinen Mund. Wieso hatte ich dieses Bedürfnis..? Wieso wollte ich sie so unbedingt berühren… küssen..? Ich erschauderte und sah zu Boden. Hatte ich es schon getan..? Wieso konnte ich mich nur nicht daran erinnern? Vielleicht… konnte ich es wieder wenn ich… In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Alles was ich hörte war mein Herzschlag, als ich mich zu ihm beugte und sich unsere Lippen ganz sachte berührten. Nur ein kurzer Moment und ich wich zurück. Meine Handfläche fing an zu brennen. Ein Gefühl als würde etwas mit einer Klinge in die Haut geschnitten. So… vertraut… Ich riss die Hand hoch und sah versteinert dabei zu, wie sich ein roter Kreis mit Symbolen immer mehr darauf abzeichnete. Kaum war er vollständig, stürzten alle Erinnerungen, alle Ereignisse der letzten paar Monate innerhalb von Sekundenbruchteilen auf mich ein. Ich hatte das Gefühl, mein Kopf würde durch den Druck explodieren. Mir wurde schwarz vor Augen und ich verlor das Bewusstsein. Als ich wieder zu mir kam, lag ich in seinem Schoß. Das getrocknete Blut an seiner Hose kratzte an meiner Haut. Ich richtete mich auf und sah ihn an. Er war immer noch bewusstlos, aber die Wunde an der Stirn hatte sich bereits geschlossen. Ich lächelte kurz. Was war nur passiert? Das Zeichen auf meiner Hand leuchtete wie immer rot. Aber ich hatte es verloren. Nachdem mich Satoru angegriffen hatte, war es samt meiner Erinnerungen verschwunden. Wie war das möglich? Ich betrachtete die Gestalt vor mir mitleidig. Ich strich ihm mit den Fingerspitzen ein paar Strähnen aus dem Gesicht. Was hatte ich ihm nur angetan? Was hatte er sich angetan? Er schien die gesamte letzte Woche hier verbracht zu haben. In einem kalten, dunklen Raum. Nicht einmal umgezogen hatte er sich. Dachte er wirklich ich wäre tot? War mein Blut alles was ihm geblieben war? Den Gestank ignorierend, lehnte ich mich an ihn. Wäre er wach gewesen hätte er in diesem Moment sicher seine Arme um mich gelegt. Ich schloss die Augen und wartete. “Bitte… Wach schnell auf…” ---- joa ne… das wars dann auch schon wieder… ಠ_ಠ für die die sich über das ‘rote’ zeichen wundern: sie haben im letzten kap NUR miteinander geschlafen, nix weiter… CichAns größtes prob zur zeit: ich weiß net wie ich das ganze enden lassen soll… Q.Q noch geht’s weiter kein thema, aber das richtig echte ende… was is damit..? uh… T_T ich spiel mal Lorelei und sage lange wartezeiten voraus… =.= asche über mein haupt… die dies noch net mitbekommen haben: macht bei meiner umfrage in der beschreibung mit! wie gesagt, wenn wer bestimmtes gewinnt gibt’s zur belohnung was (hoffentlich) tolles! XD püss denne… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)